Bayerische Laufzeitung 2021
Laufen, Nordic/Walken, Radeln und Triathlon in Bayern und Drumherum
Laufen, Nordic/Walken, Radeln und Triathlon in Bayern und Drumherum
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Gesundheit
Mit der Flaschenpost sportlich durch
die Coronazeit
Grenzüberschreitende Laufidee
zwischen Bayern und Österreich
Erfahrungen
Wettkämpfe
der besonderen Art
Fast sieben Stunden auf dem
Balkon unterwegs
Was tun, wenn man leidenschaftlicher
Läufer ist und die Regierung eine
Ausgangssperre verhängt hat?
Hobbyläufer Elisha Nochomovitz hat
seinen Marathon kurzerhand auf den
Balkon „ausgelagert“. Das dauerte zwar
länger, war aber erfolgreich. Fast sieben
Stunden rannte der Franzose auf dem
sieben Meter langen und gut ein Meter
breiten Balkon seiner Wohnung, bis er laut
seiner App nach 6:48 Stunden die Distanz
von 42,195 km geschafft hatte.
70 Kilometer um den
Küchentisch
Rainer Predl ist immer ein bischen verrückt
nach Laufen. Der Niederösterreicher
nutzte statt seines „Lasseers Benefizlaufs“
den Corona-Lockdown zu einem weiterem
seiner besonderen Laufprojekte. Er lief
daheim elftausend und vierundzwanzig
Mal um den Küchentisch. Macht zusammen
70 Kilometer in 12:57:02 Stunden.
Predl genießt neben seinen verrückten
Laufabenteuern, u.a. Marathon auf einer
13-Meter-Runde in einem Windrad in
4:21:37 Stunden auch ein seriöses Dasein
als österreichischer Rekordhalter im
6 Stundenlauf (85,517 km).
Jan Frodeno
konnte auch in Coronazeiten nicht auf
einen Ironman verzichten und absolvierte
den Zuhause. Jawohl, Zuhause! Erst
schwamm er im eigenen Pool 3,8 Kilometer,
dann radelte er auf der Rolle 180 Kilometer
und lief schließlich den Marathon auf
dem Laufband – und sammelte dabei
über 200.000 Euro an Spenden, die er
bei seinem „Tri@home“ den Helfern im
Kampf gegen den Coronavirus in seiner
spanischen Wahlheimat Girona und der
Organisation „Laureaus Sports for Good“
spendete.
Von Nicole Jankowski
Regelmäßig treffen sich Laufbegeisterte aus
Oberösterreich und Bayern zum gemeinsamen
Lauftreff. Ob beim Training im Simbacher
Stadion, beim Erklimmen der Hitzenauer
Berge oder beim Abtrampeln ganzer Flussläufe
wie Inn, Rott, Salzach oder Mattig - die
Läufer von „drent und herent“ haben schon
so einige sportliche Ideen zusammen umgesetzt.
Bestes Beispiel ist auch der jährlich
stattfindende „Inn obi-auffi Lauf“.
Aber plötzlich ist nichts mehr wie gewohnt
– die Grenze zu, Veranstaltungen abgesagt,
gemeinsame sportliche Aktivitäten verboten:
ein unbekanntes und unsichtbares Virus zieht
durch Europa.
Doch TSV Simbach-Lauftreffleiterin Brigitte
Lagleder zeigte sich auch im Krisenmodus erfinderisch
- ganz nach dem Motto: „Geht ned
gibt’s ned“. Sie entwickelte gemeinsam mit LC
Geinberg-Obmann Alois Petermeier die Idee
eines Staffellaufs, bei dem jeder für sich oder
mit Personen aus dem gleichen Haushalt laufen
kann. Ende März wurden in zwei Trinkflaschen
(je eine für Österreich und Deutschland)
des Partners „Fit Fabrik“ Liste, Stift und
Desinfektionsmittel verstaut, und schon wanderte
die Flasche berührungslos und unter
Einhaltung der Abstands- und Hygienevorschriften
von Läufer zu Läufer. Per Whats-
App Gruppe wurde die Reise der Flasche
dokumentiert und die gelaufenen, gewalkten
oder geradelten Kilometer auf der Liste in
der Staffelflasche eingetragen. Dabei gab es
auch so manche Überraschung. So konnte
es durchaus sein, dass man die Flasche ganz
unbedarft vor seiner Haustüre
vorfand und so zum Laufen
bzw. Radfahren animiert wurde.
Die Lauferlebnisse wurden mit
10-, 12- und 24-Stunden-Läufen
erweitert, wobei sich auf
der bayrischen Seite auch der
RK Julbach, der TSV Stammham
und der SVG Ruhstorf
beteiligten. Bei einem langen
Staffellauf über 140km lernte
man die Ruine zu Burg Julbach
am Schlossberg, Burg Leonberg,
Burg Burghausen, Schloss
Piesing, Schloss Seibersdorf
und Schloss Ritzing kennen.
Abgerundet wurde der Flaschenlauf
unter dem Motto
„Evdomada Marathoniou“,
griechisch für Marathon-Woche:
hier wurde an gesamt 15
aufeinanderfolgenden Tagen je
mindestens ein Marathon mit
42,2km pro Tag gelaufen, wobei
man die Strecke alleine oder
zu zweit bzw. auch zu dritt bewältigen
konnte. So sammelten
die österreichischen Läufer über
40 Marathons und legten allein
bei diesem Mottolauf in Summe fast 2.000km
zurück!
In Summe wurde eine Strecke von rund
6.300km zu Fuß und etwa 4.600km auf
dem Rad zurückgelegt, diese Distanz von
10.900km entspricht 3 mal der Umrundung
Deutschlands bzw. 4 mal der Umrundung Österreichs.
Dieser wunderbarer Einfall hat die Läufer
auch in der schwierigen Zeit zusammen- und
uns alle sowohl körperlich als auch geistig
fit gehalten.
64
Bayerische Laufzeitung 2021