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Kurier zum Sonntag 06/2021

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DIE WOCHE IM VEST 6.2.2021 |Nummer 6

Masken schaden nicht, sondern schützen, betonen die Verbändeder Kinder-und Jugendärzte.

Gefährliche Masken?

VonTobias Weckenbrock,

Robert Wojtasik und

MichaelWallkötter

In Briefkästen im Kreis

Recklinghausen tauchen

vermehrt Flyer des Netzwerks

„Ärzte für Aufklärung“

auf. Ein Exemplar

liegt uns vor. Darin wird vor

physischen und psychischen

Langzeitfolgen bei Kindern

durch das Tragen von Masken

gewarnt.

„Befürchtungen, Masken

könnten die Atmung beeinträchtigen,

die Versorgung

mit Sauerstoff gefährden

oder zu einer gefährlichen

Anreicherung von Kohlendioxid

führen, sind unbegründet“,

heißt es in einer gemeinsamen

Stellungnahme

der Deutschen Gesellschaft

für Pädiatrische Infektiologie,

des Berufsverbands der

Kinder- und Jugendärzte,

der Deutschen Gesellschaft

für Kinder- und Jugendmedizin,

der Gesellschaft für

Pädiatrische Pulmologie

und der Süddeutschen Gesellschaft

für Kinder- und

Jugendmedizin. Und weiter:

„Auch führen Masken bei

entsprechender Aufklärung

von Eltern und Kindern

nicht zu seelischen Problemen

oder gar Schäden. Vielmehr

schützen sie das tragende

Kind und eventuell

auch seine Umgebung.“ Ein

Arzt aus Haltern sagte uns,

er könne nur davor warnen,

den Inhalten der Flyer Glauben

zuschenken.

Prominent platziert auf

der Website der „Ärzte für

Aufklärung“ ist der Name

Dr. Walter Weber. Er steht

auch im Impressum. Gegen

Weber, der der Impfgegner-

Szene zugerechnet wird und

sich auf Querdenker-Demos

unter anderem gegen Masken

ausspricht, ermittelt aktuell

die Staatsanwaltschaft

Hamburg. Es geht um§278

des Strafgesetzbuches: „Ausstellung

unrichtiger Gesundheitszeugnisse“.

Das

kann zum Beispiel ein falsches

Attest sein.

Bis vor wenigen Tagen gab

es auf der Internetseite der

„Ärzte für Aufklärung“ eine

Liste von rund 2000 angeblichen

Unterstützern. Die Liste

ist offline gestellt worden

„zum Schutz unserer Unterstützer“,

wie es heißt. Der

Redaktion liegt die Liste in

gedruckter Form vor. Darin

tauchen zehn Namen –mit

Berufsbezeichnung – aus

dem Kreis Recklinghausen

auf; zum Beispiel zwei

Zahnärztinnen aus Recklinghausen

und Dorsten, eine

Fremdsprachenkorrespondentin

aus Herten, eine

Heilpraktikerin aus Castrop-Rauxel

oder ein Rentner

aus Marl.

Einer, der als Unterstützer

in Erscheinung tritt, ist der

Marler Diplom-Ingenieur Peter

Papajewski, Vorsitzender

des Vereins Deutscher Ingenieure

(VDI), Bezirksverein

Emscher-Lippe. Auf Anfrage

dieser Zeitung sagt er: „Die

Befürchtung, dass Kinder

durch Masken massiv inder

Entwicklung beeinträchtigt

werden, unterstütze ich zu

100 Prozent.“ Dass Corona

ein gefährliches Virus sei,

daran hat er nach eigenen

Worten keinen Zweifel. Er

selbst halte auch alle Corona-Regeln

ein. Für die stark

einschränkenden Verordnungen

fehlten ihm jedoch

teilweise „nachvollziehbare

Erklärungen“.

Castrop-Rauxeler wehrt

sich gegen den Eintrag

Ein Castrop-Rauxeler hingegen

beteuert, dass er sich

niemals als Unterstützer auf

die Liste habe setzen lassen:

Joachim Kantus ist Leiter

des Sozialdienstes der Vestischen

Kinderklinik in Datteln.

„Im Sommer 2020

stieß ich auf Informationen

der Website und bat per

E-Mail um weiterführende

Informationen und Quellen

zu den dort aufgestellten

Thesen“, führt er in einer

FOTO:MARCO VERCH/CC-BY2.0

Kreis RE: DasNetzwerk „Ärzte fürAufklärung“ warntvor Langzeitfolgen fürKinder.

Im Vest, wo die Flyerebenfalls verteilt werden, finden sich etliche Unterstützer.

schriftlichen Stellungnahme

aus. „Zu keinem Zeitpunkt

war es meine Absicht,

der Initiative in irgendeiner

Form beizutreten.“

Kantus, der das Netzwerk

aufgefordert hat, seine

Daten zu löschen, distanziert

sich auch inhaltlich

von der Aussagen der Website.

„Die Einhaltung von

Hygieneregeln wie dem

Maskentragen ist Teil meines

Alltags und meiner Arbeit.“

Inzwischen hat „Ärzte

für Aufklärung“ auf Anfrage

eingeräumt, dass die Aufnahme

des Castrop-Rauxelers

in die Unterstützer-

Liste ein „Missverständnis“

gewesen sei.

Nach Recherchen des

ARD-Magazins „Report

Mainz“ haben mehrere Ärzte

auf der Unterstützerliste

Atteste zur Befreiung von

der Maskenpflicht ausgestellt,

ohne Patienten überhaupt

gesehen zu haben.

„Ärzte dürfen natürlich eine

persönliche Meinung haben“,

sagt Volker Heiliger,

Sprecher der Ärztekammer

Westfalen-Lippe. „Das Problem

beginnt dann, wenn

Ärzte ihre Patienten dazu

verleiten, sich zum Beispiel

nicht an die Coronaschutzverordnung

zu halten.“

Von 46.000 Ärzten in

Westfalen-Lippe gebe es nur

eine Handvoll, die auffällig

geworden sei im Zusammenhang

mit dem unrechtmäßigen

Ausstellen von

Maskenbefreiungs-Dokumenten.

Ausnahme: Gegen

einen Arzt aus Bochum

wird ermittelt, der reihenweise

Blanko-Bescheinigungen

ausgestellt haben soll.

Eine Lehrerin war stutzig

geworden, nachdem mehrere

Schüler ihrer Klasse die

gleichen Atteste des Arztes

vorgelegt hatten. „Der Fall

liegt bei der Staatsanwaltschaft“,

sagt Heiliger.

Dämpfer

fürden

Arbeitsmarkt

Perspektiven

trotzdemgut.

Kreis RE. Die Corona-Pandemie

hat für ein abruptes Ende

der erfolgreichen Entwicklung

auf dem Arbeitsmarkt

im Kreis Recklinghausen

gesorgt. „Nach sechs

Jahren mit stets neuen Jahresbestwerten

hat im Jahr

2020 die Beschäftigungslage

erstmals einen kleinen

Dämpfer erfahren“, zieht

Frank Benölken, Agenturchef

im Vest, am vorvergangenen

Freitag Bilanz über

die letzten zwölf Monate.

Konnte die Arbeitslosenquote

2019 sogar erstmals

unter die Acht-Prozent-Marke

rutschen, stieg sie bis August

2020 wieder auf 9,6

Prozent an. Derzeit liegt sie

kreisweit bei 9,1 Prozent.

Dennoch ist Benölken sicher,

dass die „Erfolgsgeschichte“

nach Corona wieder

Fahrt aufnimmt.

Bislang sind im Kreis seit

März 2020 insgesamt 6383

Anzeigen auf Kurzarbeit für

gut 58.000 Arbeitnehmer

eingegangen. Damit sind

oder waren hier rund ein

Drittel der Beschäftigten betroffen.

Anders ist die Lage

etwa im Kreis Unna oder im

Sauer- und Siegerland, wo

mehr als jeder zweite Beschäftigte

mit Kurzarbeit leben

muss oder musste.

Impfzentrum

öffnet Montag

Recklinghausen. Das Impfzentrum

des Kreises Recklinghausen

wird am kommenden

Montag erstmals

seine Türen öffnen. Mit Probeläufen

und durch Gespräche

mit Fachleuten sei im

Vorfeld alles dafür getan

worden, dass zum Start alles

bestmöglich vorbereitet sei,

teilte der Kreis in der letzte

Woche mit. Zu einem möglichst

reibungslosen Ablauf

könnten aber auch die Besucher

des Impfzentrums

selbst ihren Teil beitragen.

Wichtig: Zutritt zum Gebäude

haben nur diejenigen,

die für den jeweiligen

Tag einen Termin zur Impfung

im Impfzentrum des

Kreises Recklinghausen haben

sowie –falls notwendig

– eine Begleitperson. Geimpft

werden allerdings nur

die derzeit impfberechtigten

Personen, also Menschen

über 80 Jahre. ndi

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