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Stuttgarter Ausgabe 06/2020

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Planen & Bauen<br />

smartLiving.<br />

ARCHITEKTUR. IMMOBILIEN. WOHNEN. LIFESTYLE.<br />

Nachhaltig, modul und flexibel, das<br />

sind die Kernbegriffe, die bei der<br />

heranwachsenden und zukünftigen Generation<br />

von Wohneigentümern – von<br />

Hauseigentümern kann man hier nicht<br />

mehr reden – zunehmend an Bedeutung<br />

gewinnen.<br />

Gelebt wird in Tiny-Houses, wiederverwerteten<br />

Alt-Containern und sogenannten<br />

Mini-Houses. Ökologisch, intelligent<br />

sich an jede neue Arbeitssituation<br />

und Lebensphase sich anpassender<br />

Wohnraum, das sind die Ansprüche<br />

nach der Generation EFH.<br />

Neue Lebensumstände wie flexible Arbeitsanforderungen,<br />

Grundstücksmangel<br />

und Umweltansprüche, welche die<br />

kommende Genration vorfindet, zwingt<br />

sie zum Umdenken.<br />

Und der Markt wartet nicht lange.<br />

Wenn neue Bedürfnisse sich entwickeln,<br />

entstehen neue Ideen und folgen<br />

passende Angebote.<br />

Tiny Houses haben in der Regel eine<br />

Breite von 2,55 Metern und 4 Meter<br />

Höhe bei einem Gesamtgewicht von<br />

MODULAR<br />

BAUEN<br />

3,5 Tonnen, das ergibt bei der üblichen<br />

Holzständerbauweise etwa eine Länge<br />

von 7 Metern. In der Größe dürfen sie<br />

laut Straßenverkehrsordnung von einem<br />

PKW als Anhängerlast bewegt<br />

werden. Doch Achtung: Manche Campingplätze<br />

lassen nur eine Höhe von 3,5<br />

Metern zu. Damit ist das Kriterium<br />

Flexibilität bei Tiny Houses gegeben.<br />

Es gibt Modelle bis 15 Meter Länge und<br />

modulare Systeme, die eine Erweiterung<br />

bei feststehenden Tiny Houses ermöglichen.<br />

Der Transport oder ein späterer<br />

Ortswechsel sind jedoch nur mit<br />

einem Tieflader möglich.<br />

Ein 40-Fuß-Schiffscontainer hat eine<br />

Innengröße von 12 x 2,2 x 2,45 Meter<br />

(L x B x H), darin lässt sich ein 26 m²<br />

großes Appartement mit Wohnraum,<br />

abgetrenntem Schlafbereich, Küche<br />

und Bad unterbringen. Zwischen den<br />

geöffneten Türen ist sogar noch Platz<br />

für einen Balkon. Container finden ihre<br />

Anwendung als einzelne Wohneinheit<br />

oder als Element einer modularen<br />

Das „Wohnen auf Zeit“-Quartier in<br />

Wertheim bietet Container-Module<br />

als Boarding-Houses an.<br />

Wohneinheit. Auch hier erfolgen der<br />

Transport und Instandsetzung per Tieflader<br />

und Kran. Container werden bereits<br />

weltweit in unterschiedlichster<br />

Weise als module Bauteile eingesetzt.<br />

VOLLGEDÄMMTE CONTAINER:<br />

EIN PATENT AUS STUTTGART<br />

Die Firma Containerwerk in Stuttgart<br />

bietet unterschiedliche Modulvarianten<br />

an. Mit ausrangierten Hochseecontainern<br />

gegen die Ressourcenverknappung<br />

und für mehr Umweltverträglichkeit<br />

startete Containerwerk vor Jahren<br />

eine intensive Experimentierphase.<br />

Nach acht Jahren Forschung produziert<br />

das deutsche Unternehmen heute eine<br />

neue Generation von Containermodulen.<br />

Dank automatisierter High-Tech-<br />

Isolierung beträgt der Wandaufbau nur<br />

rund 10 cm und ermöglicht dadurch<br />

deutlich mehr Wohnraum als bei herkömmlich<br />

ausgebauten Containern.<br />

„Das Verfahren, an dem wir lange gefeilt<br />

haben, ist eine einzigartige Technologie<br />

für monolithische, also wärmebrückenfreie<br />

und kompakte Volldämmungen<br />

aus einem Guss. Mehrfach patentiert,<br />

maschinell und konkurrenzlos<br />

schnell“, erklärt Michael Haiser, einer<br />

der Geschäftsführer von Containerwerk.<br />

In Stuttgart-Bad Cannstatt an der<br />

Pragstraße auf dem Wizemann-Areal<br />

können die Container als Showroom<br />

besichtigt werden. Es gibt das Modul 40<br />

mit und ohne Terrasse, einfach oder als<br />

Doppelvariante, parallel oder versetzt,<br />

oder zweigeschossig.<br />

In Wertheim entstand gemeinsam mit<br />

der „Wohnen auf Zeit MAX Wertheim<br />

GmbH“ das Projekt „My Home“– das<br />

erste „Wohnen auf Zeit“-Quartier der<br />

Region. Baustein für das anspruchsvolle<br />

Boarding-House-Projekt sind einundzwanzig,<br />

zu Wohnraum veredelte Module<br />

von Containerwerk. Apartments<br />

für kostenbewussten, flexiblen Privatwohnraum<br />

mit dem Komfort eines<br />

Hotels. Das Angebot richtet sich an<br />

Unternehmen, Geschäftsreisende oder<br />

Gäste der Urlaubsregion Taubertal,<br />

die auch temporär die „eigenen vier<br />

Wände“ dem Standard-Hotelzimmer<br />

vorziehen.<br />

„Das ganze Projekt ist nachhaltig angelegt.<br />

Der erste Schritt ist, gebrauchte<br />

und ausrangierte Frachtcontainer zu<br />

verwenden, da werden bereits wertvolle<br />

26 Quadratmeter hat jede Privateinheit<br />

in Wertheim, mit Ausstattung<br />

– mehr als die meisten Hotels.<br />

Ressourcen gespart. Außerdem bieten<br />

die Container die Möglichkeit, unser<br />

Bauvorhaben auf Streifenfundamenten<br />

zu errichten. Damit wird der Boden<br />

nicht versiegelt, die Wohneinheiten<br />

können vollständig rückgebaut werden“,<br />

so Bauherr Felix von Knobelsdorff<br />

von „Wohnen auf Zeit“.<br />

Auf 26 Quadratmetern bietet jede Privateinheit<br />

mehr als die meisten Hotelzimmer;<br />

eine voll ausgestattete Küchenzeile,<br />

eine private Terrasse, einen separaten<br />

Eingang, einen lichtdurchfluteten<br />

Ess- und Arbeitsbereich für bis zu 4<br />

Personen, einen PKW-Stellplatz direkt<br />

vor der Tür und „das gute Gefühl, wie<br />

im eigenen Haus zu wohnen“, so Felix<br />

von Knobelsdorff. Annehmlichkeiten<br />

wie kostenloses W-LAN oder ein Flachbildfernseher<br />

fehlen natürlich nicht.<br />

Komplettiert wird die häufig gewünschte<br />

Selbstversorgung mit hotelähnlichen<br />

Services, wie regelmäßiger Bettwäsche-,<br />

Handtuch- und Zimmerreinigung.<br />

„Die Idee, ausgediente Überseecontainer<br />

zu Microhäusern umzuwandeln,<br />

ist sehr sympathisch, weil auf diese<br />

Weise umwelt- und ressourcenbewusst<br />

gewirtschaftet wird. Hier entsteht etwas<br />

Neues und gleichzeitig ökologisch<br />

Sinnvolles. Das passt zu Wertheim", so<br />

Markus Herrera Torrez, Oberbürgermeister<br />

von Wertheim.<br />

Aufbau in Wertheimeinheit<br />

EIN DOPPELHAUS AUS<br />

SEECONTAINERN AUF DER ALB<br />

Das Baubüro Soewall arbeite eng mit<br />

dem <strong>Stuttgarter</strong> Conatainerwerk zusammen.<br />

Hinter dem Büro stecken die<br />

kreativen Köpfe Nico Hensel, Thomas<br />

Kramer, Sabrina Kraus und Jens<br />

Launer. In ihrem Büro in Gerstetten-<br />

Dettingen auf der Schwäbischen Alb,<br />

konzipieren und bauen sie neben<br />

klassischen Massivhäusern auch Wohn-<br />

Projekte aus Containermodulen. Unter<br />

dem Projektnamen „Cargohome“ bieten<br />

sie drei unterschiedliche Modelle.<br />

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Fotos: Containerwerk<br />

Duschbereich in einer<br />

Containerwohnung<br />

Fotos: Containerwerk<br />

Foto: Dave Southwood, Gestalten <strong>2020</strong><br />

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