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Eventlocation – Frannz Club

Wo normalerweise gegessen und gefeiert

wird, bleibt es still und dunkel. Auf der

Website läuft ein Ticker: Seit 325 Tagen

gibt es keine Partys und Konzerte mehr.

Auch wenn sie nicht die Einzigen sind, die

vom Stillstand betroffen sind, machen sie

ihre eigenen Erfahrungen im Lockdown.

Wir unterhielten uns mit den beiden Geschäftsführern

des Frannz Clubs Uwe

Lippold und Ingo Witzmann.

Trotz des ersten Lockdowns kann der

Frannz Club auf einige Highlights im Sommer

2020 zurückblicken. Mit der Band

Knorkator fand das erste Konzert statt,

das gestreamt wurde; es hatte enorme

Zugriffszahlen. Es folgte eine Kooperation

mit radioeins, das über den Sommer

live aus dem Garten des Frannz Clubs in

der Kulturbrauerei sendete. Drei Monate

kulturelles Leben unter dem Berliner Himmel

– bis es zu kühl wurde und der nächste

Lockdown vor der Tür stand. Bei all diesen

Aktivitäten war die Maßgabe: „Wir wollen

das Loch nicht noch größer schaufeln,

als es schon ist. Es war von Anfang an

aussichtslos, tatsächlich die Kosten zu

bestreiten, die bei uns auflaufen“, erzählt

uns Uwe Lippold.

Die Hürden mit den Hilfen

Während in „Friedenszeiten“ die Personalkosten

zur entscheidenden Baustelle gehören,

sind es in Corona-Zeiten die Mieten.

Als sich die finanziellen Hilfen endlich ankündigten,

seufzten Uwe Lippold und Ingo

Witzmann auf, denn sie konnten dadurch

die Kündigung in letzter Minute abwenden;

der Vermieter forderte nämlich den Eingang

der Miete: „Wir haben es Gott sei Dank geschafft,

weil endlich das Überbrückungsgeld

I gekommen ist, also Gelder für die Fixkosten

aus Juni bis August 2020. Anfang

August hatten wir es beantragt, Anfang Dezember

kam das Geld“, so Ingo Witzmann.

„Bei Berlin oder dem Land sieht man immer

den guten Willen“, findet er, „sie brauchen

natürlich auch die Unterstützung vom Bund.

Und beim Bund sieht man vor allen Dingen,

dass es sehr lange dauert und immer wieder

Verfahrensänderungen gibt.“ Unsere Gesprächspartner

erzählen von einem irren

Aufwand, der betrieben werden müsse. Man

liest sich ein, beginnt das Ganze zu verstehen

– und fängt dann doch wieder von vorn

an: „Das Ganze hat die Tendenz, sich immer

weiter aufzudröseln und zu verkomplizieren.

Da kann man schon dran verzweifeln und

den Überblick verlieren“, gibt Uwe Lippold

zu und ergänzt: „Ohne einen guten Steuerberater

ist man ohnehin verloren.“

Was die beiden Geschäftsführer wirklich

stört, sind die fehlenden Bescheide. Die

Antragstellungen erfordern gefühlte 1.000

Häkchen und Unterschriften, um Subventionsbetrug

und Vortäuschung falscher

Tatsachen zu verhindern, doch dann … erst

mal nichts. Irgendwann fließt Geld aufs

Konto, aber niemand kennt den dazugehörigen

Bescheid. Ingo Witzmann findet

das frustrierend: „Irgendwie tappt man im

Dunkeln. Du weißt nur: Irgendwann wird alles

nochmal abgerechnet.“ Da macht sich

natürlich die Sorge breit, dass bei der Endabrechnung

plötzlich Rückforderungen

auftauchen könnten, zumal die Zuschnitte

der Programme von Bund und Land unterschiedlich

sind. Der Bund finanziert nur

Fixkosten und rechnet an, was vom Land

kommt. Beim Landesantrag können auch

Investitionskosten eingegeben werden:

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meinviertel – Kultur Spezial

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