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sortimenterbrief März 2021

Das österreichische Branchenmagazin für Buchmarkt, Buchverkauf und Buchwerbung. Ausgabe März 2021.

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neue erkenntnisse und gnadenlose wahrheiten<br />

spürbar genug sind? Dass eine 30-Jahres-<br />

Vorschau weniger animiert als: „Bald<br />

wird jeder jemanden kennen, der an<br />

Corona gestorben ist“?<br />

Hutter: Das ist sicher ein Hauptgrund.<br />

Wenn gesagt wird, die Folgen werden in<br />

30 Jahren so und so sein, dann ist das nicht<br />

greifbar genug. Wir erleben zwar jetzt<br />

schon kontinuierlich immer wieder die<br />

Folgen des Klimawandels, etwa immer<br />

häufiger extreme Wettersituationen, jedoch<br />

sind Zusammenhänge von Ursache<br />

und Wirkung nicht einfach wahrzunehmen,<br />

für alle deutlich zu erkennen. Demgegenüber<br />

stehen auch noch die Beschwichtigungs-<br />

und Verschleppungsstrategien,<br />

was Maßnahmen und Veränderungen<br />

betrifft. Es ist ein Dilemma.<br />

Sie schreiben, dass sich bis Mitte dieses<br />

Jahrhunderts die Hitzetage verdoppeln<br />

werden und dass es bis zum Jahr 2050<br />

an die 200 Millionen Umweltflüchtlinge<br />

geben wird. Das ist sehr dramatisch ...<br />

Hutter: Das berichten wir seit Jahren. Ich<br />

arbeitete an der österreichischen Strategie<br />

zur Anpassung an den Klimawandel<br />

mit. Dabei wurden auch Prioritätenlisten<br />

erstellt – Gesundheitsthemen, bei denen<br />

Umwelteinflüsse eine Rolle spielen. Die<br />

Wetterveränderungen waren dabei ganz<br />

vorne. Bereits 2007 haben wir darauf<br />

hingewiesen, dass eines der größten Probleme<br />

die klimawandelbedinge Migration<br />

sein wird. Ein sehr komplexes<br />

Thema. Menschen werden sich auf<br />

den Weg machen – müssen! Aufgrund<br />

von Dürren oder Überflutungen in<br />

Afrika und Asien. Dort, wo es jetzt<br />

schon heiß ist, wird es noch trockener,<br />

und dort, wo es jetzt schon regelmäßig<br />

Überschwemmungen gibt, wird man<br />

nicht mehr leben können. Abgesehen<br />

von einer Migration „von außen“ wird<br />

es aber auch innerstaatliche Migration<br />

geben – denken Sie an Deutschland, wo<br />

bereits Dörfer abgesiedelt wurden. Das<br />

ist alles natürlich auch sozialpolitischer<br />

Sprengstoff. Trotzdem müssen wir damit<br />

rechnen und überlegen, wie wir damit<br />

umgehen werden. Bisher wurde dieses<br />

Thema viel zu wenig ernst genommen.<br />

Besser gestern als heute muss vorgedacht<br />

werden. Wenn die Menschen an der<br />

Grenze stehen, ist es zu spät!<br />

Die Erwärmung wird auch im Winter<br />

zum Problem werden?<br />

Hutter: Achtung, auch extreme Kälte und<br />

Schneefall können die Folgen sein. Die Veränderungen<br />

des Wetters sind nicht nur<br />

hinsichtlich Erwärmung zu betrachten.<br />

Aber es stimmt, grundsätzlich werden die<br />

Winter immer milder werden, das Wetter<br />

wird insgesamt immer instabiler. Wir<br />

kennen bestimmte Kipppunkte, deren<br />

Überschreitung irreversible Folgen nach<br />

sich ziehen und große Unsicherheiten<br />

bzw. Risiken mit sich bringen würde.<br />

Zwar gibt es dazu unterschiedlichste Prognosen,<br />

manche gravierender, manche<br />

„harmloser“. Wir können es uns aber<br />

nicht leisten, abzuwarten und zu hoffen,<br />

dass der Worst Case nicht eintritt – es gilt,<br />

Vorsorge zu treffen. Ich würde mir sehr<br />

wünschen, dass für die Bewältigung der<br />

Klimakrise ebenso große Anstrengung<br />

und Entschiedenheit aufgewendet wird<br />

wie in der Coronakrise. Dann gäbe es<br />

beispielsweise bei den Themen Mobilität,<br />

Ressourcenschonung und Schutz von<br />

Ökosystemen schon wesentlich größere<br />

Fortschritte. Wenn all die Vorsicht sowie<br />

die politische Entscheidungskraft samt<br />

finanzieller Mittel endlich auch für Maßnahmen<br />

des Klimaschutzes eingesetzt<br />

werden würden, dann könnten zentrale<br />

Weichen für eine positive, zukunftsfähige<br />

Entwicklung gestellt werden.<br />

Klima ist nur eines von acht Themen,<br />

die Sie im Buch beleuchten. Ein anderes<br />

ist „Handy & Co“. Wie belastend ist die<br />

WLAN-Umgebung für den Organismus?<br />

Das fragen sich sicher viele ...<br />

Hutter: Es ist eher eine Minderheit, die<br />

sich diese Frage stellt. Warum? Weil<br />

WLAN für die digitale Kommunikation<br />

selbstverständlich wurde. Durch Homeoffice<br />

wurde das noch omnipräsenter<br />

© Julius Hirtzberger<br />

Wir sind mehr<br />

als nur unser<br />

Geldbörsel!<br />

Wir haben das<br />

Recht unsere<br />

Stimme<br />

zu erheben.<br />

240 Seiten<br />

ISBN 978-3-218-01222-5<br />

ET: 8. <strong>März</strong> <strong>2021</strong> | € 22,–<br />

Nunu Kaller<br />

geht dem Konsum im Alltag<br />

auf den Grund. Sie surft<br />

das Dopamin-High bei der<br />

Schnäppchenjagd, entlarvt die<br />

Strategien der Supermärkte<br />

und zerlegt die Greenwashing-<br />

Tricks der Modeindustrie. Ein<br />

ehrlich grantiger Appell, warum<br />

wir von KonsumentInnen zu<br />

AktivistInnen werden sollten.<br />

<strong>sortimenterbrief</strong> 3/21<br />

13<br />

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