simmentalunddiemtigtal
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Simmental und Diemtigtal | 17
Unser Planet Erde soll jetzt etwa viereinhalb Milliarden Jahre alt sein. Da nimmt sich das Alter
der ältesten Gesteine im Berner Oberland mit rund 300 Millionen Jahren geradezu jugendlich
aus. Und nur knapp halb so alt wie diese Aaregranite der Grimselregion sind die ältesten
Felsen im Simmental. Während der Granit in mehreren Kilometern Tiefe bei der allmählichen
Erstarrung des flüssigen Magmas entstanden ist, sind die Berge des westlichen Berner Oberlandes
durchwegs aus einstigen Meeresböden aufgebaut. Die Ablagerungen oder Sedimente
haben sich in sehr unterschiedlicher Wassertiefe gebildet.
In oftmals grosser Tiefe und über lange Zeiträume hinweg sind die festen hellen Kalk- oder
Dolomitfelsen abgelagert worden, die uns etwa an der Simmeflue oder am Stockhorn, in der
Spillgertegruppe oder dem Wildstrubelgebiet auffallen. Kalkgesteine werden mehrheitlich
durch Überreste von kleinen Meeresorganismen gebildet. Ganz anders verlief die Entstehung
des im Diemtig- und Simmental weit verbreiteten Flyschs. Die aus ganz unterschiedlich grobem
Material bestehenden Flyschschichten sind das Ergebnis rasch ablaufender Verlagerungen
von Schlamm, Sand und Steinen. Diese haben sich in erdgeschichtlich jüngerer Zeit
ereignet. Nicht selten trifft man im Simmental auch auf eine Art Naturbeton, die sogenannte
Brekzie. In feinstes Schlamm- und Sandmaterial eingelagerte, eckig-scharfkantige Felsstücke
bieten einen Anblick, wie eine soeben erstarrte Betonmischung. Neuzeitliche Mischungen dieser
Art müssen oft schon nach wenigen Jahrzehnten wieder erneuert werden, wie an mancher
Baustelle besichtigt werden kann – der Naturbeton Brekzie dagegen ist auch nach einigen
Millionen Jahren noch von hervorragender Qualität.
Das Bild der heutigen Simmentaler Landschaft ist nicht von Dauer. Unsere Berge sind alles
andere als auf ewige Zeiten stolz dastehende Felsmassive. Die in der Erdkruste wirksamen
planetaren Kräfte haben die einstigen Meeresböden über grosse Distanzen übereinandergeschoben
und mehrere Kilometer hoch angehoben. Während Jahrhunderttausenden bearbeiteten
die gewaltigen Eismassen der Eiszeitgletscher die über das Meeresniveau aufragenden
Kontinente. Erst vor etwa zehntausend Jahren hat der letzte eiszeitliche Simmegletscher die
heutige Landschaft freigegeben.
Auch die Erosionskraft des fliessenden Wassers spielt bei der Gestaltung der Landschaft
eine wichtige Rolle. Als älterer Simmentaler erinnert man sich an eine ganze Reihe von Erdrutschen,
Felsstürzen, Steinschlägen oder an tonnenweise Schuttmaterial, das ein wild gewordener
Bergbach zu Tal beförderte und auf Wiesen und Strassen ablagerte. Nur schon während
einem kurzen Menschenleben passiert in der Landschaft draussen manche Änderung. Man
kann sich unschwer vorstellen, wie tiefgreifend sich das Bild in einigen zehntausend Jahren
wandelt. Und zehntausend Jahre sind im Gang der Jahrmillionen ein Nichts.