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FOCUSMONEY_2021-11_Vorschau

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moneyeditorial<br />

EDITORIAL<br />

FRANK MERTGEN<br />

STELLV. CHEFREDAKTEUR<br />

FOCUS-MONEY<br />

Vermögensteuer – oder<br />

das Unvermögen zu lesen<br />

Früh dran ist sie ja, die SPD, mit einer Art Programm für<br />

die Bundestagswahl, dem „Zukunftsprogramm“. Die<br />

Partei hat mit dem Bundesfinanzminister Olaf Scholz<br />

ja auch schon einen Kanzlerkandidaten. Zentraler Bestandteil<br />

des Programms: die Vermögensteuer. Das war erwartbar.<br />

Erwartbar war auch, dass die Partei für das „Zukunftsprogramm“<br />

unangenehme Wahrheiten gern ignorieren würde.<br />

Am Beispiel der genannten Vermögensteuer: die Studie „Ökonomische<br />

Bewertung verschiedener Vermögensteuer-Konzepte“.<br />

Die haben Ifo-Institut und EY für das Bundeswirtschaftsministerium<br />

erstellt; das Papier datiert vom 20. No -<br />

vember 2017. Bundeswirtschaftsministerin seinerzeit: die<br />

SPD-Frau Brigitte Zypries.<br />

In der Kurzexpertise finden sich Simulationen und Berechnungen,<br />

die die Vorschläge der SPD zur Ausgestaltung der<br />

Vermögensteuer (hohe Freibeträge, Schonung von Betriebsvermögen)<br />

berücksichtigen.<br />

Und das sind die wichtigsten Ergebnisse: Eine Vermögensteuer<br />

reduziert das langfristige BIP selbst bei einer sehr unternehmensfreundlichen<br />

Ausgestaltung um 4,5 Prozent und<br />

das langfristige Beschäftigungsniveau um 1,9 Prozent. Bei<br />

einer weniger firmenfreundlichen Variante erreichen die<br />

Rückgänge sogar 5,7 und 2,3 Prozent. Und wie sehr die Gutachter<br />

auch Varianten durchrechnen und ausländische Beispiele<br />

bemühen (nachzulesen in der Studie, Fundort: https://<br />

Aus aktuellem Anlass!<br />

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www.bmwi.de/Redaktion/DE/Publikationen/Studien/forschungsgutachten-zur-bewertung-verschiedener-vermoegensteuerkonzepte.html):<br />

Die Vermögensteuer brächte zwar<br />

im Schnitt niedrige zweistellige Milliardenbeträge jährlich,<br />

dem stünden aber mehr als dreimal so hohe Ausfälle bei anderen<br />

Steuern gegenüber. Deswegen steht schwarz auf weiß<br />

im Gutachten: „Zur Erzielung zusätzlicher Steuereinnahmen<br />

taugt die Vermögensteuer – trotz eines hohen Bruttoeinkommenspotenzials<br />

– also nicht.“<br />

Die Erhebungskosten, auf 675 Millionen bis 1,25 Milliarden<br />

Euro taxiert, sind da noch gar nicht berücksichtigt.<br />

Ebenso wenig die Auswirkungen einer Krise, wie wir sie seit<br />

einem Jahr massiv mit der Corona-Pandemie erleben: „Treten<br />

zudem Liquiditätsengpässe aufseiten der Steuerpflichtigen<br />

auf, wie es in ertragsschwachen Zeiten sowie bei ertragslosem<br />

Vermögen oder solchen Vermögenswerten, die nur<br />

unregelmäßig einen Ertrag abwerfen, der Fall sein kann, so<br />

besteht die Gefahr, dass die Vermögensteuer aus der Substanz<br />

bestritten werden muss und zu Desinvestitionen führt.“<br />

Ein einziges Desaster. Und trotzdem ein Punkt, mit dem<br />

die an der aktuellen Regierung beteiligte SPD bei der Bundestagswahl<br />

zu reüssieren gedenkt. Den Schlenker kann<br />

man sich kaum verkneifen: kein Wunder, dass mit Steuergeld<br />

finanzierte Studien nicht gelesen werden, wenn man jetzt erlebt,<br />

dass sich seit vergangener Woche eine „Taskforce“ um<br />

eine bessere Versorgung mit Corona-Tests bemühen soll.<br />

Dass es da ein massives Problem gibt und gab, kann man einfach<br />

nicht nicht gelesen haben.<br />

Ihr<br />

PS: Vor zwei Wochen hatte ich an dieser Stelle geschrieben,<br />

dass wir die Hinweise und Kommentare zum neuen Kursteil<br />

und neuen Layout noch sammeln und bewerten würden.<br />

Eine erste Änderung findet sich schon in diesem Heft, wir haben<br />

die ISIN bei Empfehlungskästen für Aktien oder Fonds<br />

wieder aufgenommen. Änderungen stehen im Kursteil an:<br />

Wir werden auf vielfachen Wunsch das Kurs-Buchwert-Verhältnis<br />

und das Kurs-Cashflow-Verhältnis bei den deutschen<br />

und internationalen Aktien wieder einführen, bei den deutschen<br />

Werten überdies den HV-Termin und bei internationalen<br />

Aktien die ISIN. Da das bis Anfang April dauern wird,<br />

wird in der Ausgabe 13/<strong>2021</strong> ein Hauptversammlungs-<br />

Guide mit den wichtigen HV-Terminen erscheinen.<br />

FOCUS-MONEY <strong>11</strong>/<strong>2021</strong><br />

Foto: S. Ugurlu/FOCUS-MONEY Composing: FOCUS-MONEY<br />

3


moneyinhalt<br />

moneykompakt<br />

6 Brennpunkt: Hat sich die Börse<br />

von der Realwirtschaft entkoppelt?<br />

Was wären die Folgen für<br />

An leger?<br />

30 IPO-Ticker: Der Funkturmbetreiber<br />

Vantage Towers will im März<br />

an die Börse<br />

34 Krypto-Ticker: Bitcoin & Co. als<br />

Wertspeicher gegen Inflation<br />

98 Andis Börsenbarometer:<br />

Vergesst Schweizer Aktien nicht!<br />

AUSGABE <strong>11</strong> 10. MÄRZ <strong>2021</strong> www.money.de<br />

37<br />

Schutz vor der Welle<br />

Inflationsindexierte Anleihen bieten Sicherheit<br />

und mehr Rendite als nominale<br />

Staatsanleihen – und sind dennoch<br />

geschützt vor der Geldentwertung.<br />

Das ist nur ein kleiner Teil unseres<br />

Titels mit den besten Schutz-Strategien<br />

gegen anziehende Preise<br />

moneytitel<br />

8 Inflationsschub: Was Sie jetzt<br />

wissen müssen und wie Sie Ihr<br />

Erspartes schützen können. Die<br />

große Analyse<br />

14 Tech-Aktien: Ist die Tech-Rally<br />

vorbei? Die überraschende<br />

Antwort<br />

18 Neues Tech-Trendthema:<br />

Biometrische Sicherheit – das<br />

nächste große Ding im<br />

Kreditkartengeschäft<br />

20 Gold: Langfristig besser als alle<br />

Währungen – jetzt könnte die<br />

nächste Goldrally beginnen<br />

24 Allwetter-Depot: Mit soliden<br />

Sachwerten und dem Bitcoin<br />

gegen den Kaufkraftverlust<br />

26 Rohstoffe: Auch durch den<br />

nötigen Ausbau der Infrastruktur<br />

bieten Rohstoffe einen sicheren<br />

Hafen in inflationären Zeiten<br />

33 HeidelbergCement: Eine<br />

neue Strategie liefert eine<br />

Einstiegschance für Anleger<br />

37 Inflationsanleihen-ETF: Die<br />

richtigen Indexfonds bieten<br />

Sicherheit fürs Depot<br />

38 Holz: Was Anleger von einem<br />

nachhaltigen Investment haben<br />

40 Nebenwerte: 2020 waren die<br />

große Indizes dran, <strong>2021</strong> könnten<br />

Smallcaps ganz groß werden<br />

43 Luxus: Von der Wertsteigerung<br />

von Uhren & Schmuck profitieren<br />

46 Immobilienaktien: Investments in<br />

die Immobilienbranche sind eine<br />

Alternative zum Hauskauf<br />

50 Ver- und Entsorger: Diese<br />

Unternehmen performen unabhängig<br />

von Preissteigerungen<br />

53 Inflationszertifikat: Zertifikat auf<br />

japanische Inflationsgewinner –<br />

und wer in Deutschland nach<br />

diesem Modell von der Geldentwertung<br />

profitieren könnte<br />

56 Nachhaltigkeit: Grüne Mode<br />

könnte bald Schule machen und<br />

ist ein Trend, der in keinem Depot<br />

fehlen darf<br />

moneymarkets<br />

58 Musterdepots: Schwache<br />

Internet-Werte, Silber besser als<br />

Gold<br />

moneyyou<br />

60 Aktienanalyse: Wir nehmen<br />

Nvidia unter die Lupe – legt der<br />

Grafikkartenhersteller jetzt erst<br />

richtig los?<br />

4 Titelfoto: GettyImages Inhalt: Fotos: M. Woodbridge/Unsplash, Tiffany, Incrementum Illustrationen: VectorStock<br />

Composing: FOCUS-MONEY FOCUS-MONEY <strong>11</strong>/<strong>2021</strong>


43<br />

Luxus<br />

gegen Inflation<br />

Großen Luxus-Konzernen<br />

ist die Inflation egal. Sie<br />

erhöhen die Preise ohnehin<br />

jährlich – und die Besitzer ihrer<br />

Aktien sahnen ab<br />

63 Chartsignal: Nach der Achterbahnfahrt<br />

der Hornbach-Aktie ist<br />

jetzt ein guter Einstiegszeitpunkt<br />

63 Börsenlexikon: Kapitalerhöhung,<br />

erklärt anhand des Paradebeispiels<br />

Tesla<br />

moneyanlegerschutz<br />

64 Hauptversammlungen: Telekom-<br />

Aktionäre sollen virtuell besser<br />

mitreden können<br />

64 Nachhaltigkeit: Was hinter dem<br />

Begriff „stranded assets“ steht<br />

moneyservice<br />

66 Girokonten-Test: Ob Online-Bank<br />

oder Filialinstitut – welche Geldhäuser<br />

die besten Girokonten bieten<br />

72 Kfz-Versicherer: Bei welchen<br />

Assekuranzen sich Autofahrer fair<br />

und gut aufgehoben fühlen<br />

40<br />

Klein schlägt Groß<br />

Letztes Jahr schnitten die großen US-Indizes gut ab, <strong>2021</strong> könnte<br />

das Jahr der Nebenwerte werden. Wir zeigen Ihnen, wie Sie von<br />

den wachstumsstarken Smallcap-Aktien und -Fonds profitieren<br />

24<br />

Depot abschirmen<br />

Turbulenzen an den Märkten sind<br />

normal. Mit einem gemischten<br />

Portfolio können sich Anleger aber<br />

wappnen. Neben Sachwerten wie<br />

Aktien, Rohstoffe oder Immobilien<br />

gehört auch der Bitcoin zu einem<br />

austarierten Inflationsschutz-Depot<br />

moneyanalyse<br />

81 Fonds<br />

82 Deutsche Aktien<br />

90 Aktien international<br />

96 ETFs<br />

97 Zertifikate<br />

moneyrubriken<br />

3 Editorial<br />

80 Leserbriefe / Impressum<br />

98 Termine<br />

8<br />

„In einem Schuldensystem<br />

wie unserem brauchen die<br />

Schuldner die Inflation“<br />

MARK VALEK,<br />

VORSTAND INCREMENTUM<br />

FOCUS-MONEY <strong>11</strong>/<strong>2021</strong><br />

5


moneytitel<br />

TECH-ANALYSE<br />

Eine lästige<br />

Fliege namens . . .<br />

Inflation. Denn während die Inflationsangst steigt,<br />

fallen Tech-Aktien. Ist die Tech-Rally endgültig<br />

Geschichte? Die überraschende Antwort<br />

von SINAN KRIEGER<br />

DIGITALE WELT: Ist<br />

die drohende Inflation<br />

wirklich eine Gefahr?<br />

14 Fotos: Depositphotos, Dreamstime<br />

Composing: FOCUS-MONEY<br />

FOCUS-MONEY <strong>11</strong>/<strong>2021</strong>


Quelle: Bloomberg<br />

Quelle: Bloomberg<br />

Quelle: Bloomberg<br />

Die Angst geht um<br />

Auf die steigenden Inflationserwartungen folgte sofort<br />

die Reaktion an den Börsen: Die globalen Technologie-<br />

Indizes stehen unter Druck. die Frage lautet jedoch: Wie<br />

nachhaltig ist die Korrektur?<br />

Technologieaktien-Indizes<br />

prozentuale Entwicklung seit 1.1.2020, auf Euro-Basis<br />

Nasdaq-100<br />

TecDax<br />

Stoxx-Europe-600-Technology-Index<br />

2020 <strong>2021</strong><br />

JAN<br />

JAN<br />

Aktien-Indizes<br />

prozentuale Entwicklung seit 1.1.2016, in lokaler Währung<br />

Goldman-Sachs-Non-Profitable-Tech-Index<br />

Nasdaq-100<br />

Dax<br />

2016 17 18 19 20 <strong>2021</strong><br />

+40<br />

+20<br />

0<br />

–20<br />

–40<br />

MÄR<br />

Verrückte Börsenwelt<br />

Wallstreet Bets & Co. haben die Kurse vieler Technologieaktien<br />

nach oben getrieben, die noch keine Gewinne erzielen.<br />

Ein großes Risiko, aber keinesfalls ein passendes<br />

Abbild des gesamten Sektors.<br />

Anleihen plötzlich wieder attraktiv?<br />

Der Anleihenzins zehnjähriger US-Staatsanleihen rangiert<br />

plötzlich wieder über der durchschnittlichen Dividendenrendite<br />

im S&P-500. Um von einer Trendwende<br />

zu sprechen, ist es allerdings noch viel zu früh.<br />

Aktien- und Anleihenrenditen in den USA<br />

Dividendenrendite im S&P-500<br />

Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen<br />

2020 <strong>2021</strong><br />

MÄR<br />

JAN<br />

FOCUS-MONEY <strong>11</strong>/<strong>2021</strong><br />

in Prozent<br />

MÄR<br />

+300<br />

+200<br />

+100<br />

0<br />

–100<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

0<br />

Kehrtwende! Richtungswechsel! Das Ende des Tech-<br />

Booms! In den letzten Tagen wurde im Zuge der immer<br />

größeren Inflationsangst viel über die Technologiebranche<br />

geschrieben – und das fast ausschließlich negativ.<br />

Auf den ersten Blick durchaus nachvollziehbar. Schließlich<br />

gilt noch immer das alte Credo an den Märkten: Inflation ist<br />

schlecht für Tech-Aktien. Zu groß sind die Investitionskosten<br />

in diesem hyperkompetitiven Markt. Zu hoch die Erwartungen,<br />

mit dem oftmals gigantischen Umsatzwachstum in<br />

Zukunft auch mal Gewinne einzufahren. Das Resultat: Plötzlich<br />

sind wieder Alternativen im Gespräch, die seit Monaten,<br />

teils Jahren, kein Thema mehr waren – Staatsanleihen zum<br />

Beispiel.<br />

In Amerika stieg der Zins der zehnjährigen Staatsanleihen<br />

auf über 1,6 Prozent und damit auf das höchste Niveau seit<br />

Februar 2020 und über die durchschnittliche Dividendenrendite<br />

im S&P-500. Gurpreet Gill, Stratege bei Goldman<br />

Sachs, sieht im Anstieg der globalen Anleihenzinsen neben<br />

der höheren Inflationserwartungen auch eine natürliche Reaktion<br />

auf die verbesserten Wachstumsaussichten für die<br />

Weltwirtschaft im Zuge der voranschreitenden Impfungen.<br />

Doch sind es nicht dann vor allem jene Branchen, die in den<br />

letzten Monaten besonders gelitten haben, die jetzt profitieren<br />

dürften? Kurzum: Der Cocktail aus steigender Inflationsangst<br />

und Post-Corona-Szenarien sorgt gegenwärtig für einen<br />

Kater an den globalen Technologiebörsen – auch hier in<br />

Deutschland. Die Frage ist nun: Entpuppt sich dieser Kater<br />

am Ende wirklich als der große Knock-out für die Tech-<br />

Rally, wie es derzeit einige Experten sehen? FOCUS-MONEY<br />

sagt „Nein“ und liefert fünf Gründe, die dafür sprechen, dass<br />

der Inflationskater an der Tech-Börse eher ein kurzer Durchhänger<br />

sein wird, bevor die Party weitergeht.<br />

1. Keiner kann sich höhere Zinsen leisten. Es hat seine Gründe,<br />

wieso sich die Chefetagen der Zentralbanken in den letzten<br />

Tagen umgehend in Verbalakrobatik übten: Sie können<br />

sich höhere Zinsen schlicht nicht leisten. „Das Niedrigzinsregime<br />

hat einen politischen Hintergrund, der mit den<br />

grundsätzlich hohen Staatsverschuldungen westlicher Länder<br />

korreliert. Das westliche System verträgt keinen Marktzins<br />

wegen der Zinseszinsproblematik“, verweist Finanzexperte<br />

Folker Hellmeyer auf die Rolle der Währungshüter.<br />

Heißt im Umkehrschluss: Fed und EZB werden alles daran<br />

setzen, den Renditeanstieg zu bremsen – und das mit allen<br />

Mitteln. Derzeit geben sie sich betont gelassen. Laut Fed sind<br />

es Nachhol- bzw. Basiseffekte der Wirtschaft und bei Rohstoffen,<br />

die die anstehende Inflationsbeschleunigung auslösen.<br />

Wenn diese ausgelaufen sind, werde sich auch der Inflationsanstieg<br />

wieder normalisieren, heißt es.<br />

2. Die Mär von den überbewerteten Tech-Aktien. Ein weiterer<br />

Faktor, der den derzeitigen Abverkauf an den Tech-Börsen<br />

beschleunigt, sind die hohen Bewertungen der Tech-Aktien.<br />

Laut UBS könnte sich doch genau jener Abverkauf als<br />

Einstiegschance herausstellen. In einer aktuellen Studie<br />

kommen die Analysten zu folgendem Ergebnis: „Tech-Aktien<br />

wurden vor Beginn der Pandemie mit einem Aufschlag<br />

von rund 20 Prozent gegenüber dem breiteren Markt be-<br />

15


moneykompakt<br />

KRYPTOWÄHRUNGEN<br />

Bitcoin: volatiler Schutz?<br />

von MARIAN KOPOCZ<br />

Zinsen mit Kryptowährungen verdienen? Mit einem stark schwankenden Asset seine Kaufkraft erhalten?<br />

Ja, was schreibt FOCUS-MONEY denn jetzt schon wieder?<br />

Wir behaupten: Der Bitcoin und andere Kryptowährungen sind ein Mittel gegen Inflation, die massive<br />

Geldentwertung durch die Notenbanken und somit eine Möglichkeit, seine Kaufkraft zu erhalten. Warum<br />

wir das glauben, lesen Sie im Artikel unten. Außerdem spannend: Altcoins haben noch viel Aufholpotenzial<br />

gegenüber dem Bitcoin. Welches Produkt wir daher empfehlen, lesen Sie jetzt auf Seite 36.<br />

Und was ist jetzt mit den Zinsen? Manche Kryptowährungen ermöglichen es ihren Anlegern, mittels Staking<br />

regelmäßige Zinsen zu verdienen. Vielversprechende Projekte finden Sie in der roten Banderole<br />

mit den aktuellen Renditen. Sie werden sehen: Die Zinssätze sind trotz Schwankungen nicht schlecht.<br />

Einige von diesen Staking-Projekten finden Sie auch in der Tabelle der Top-10-Kryptos (siehe rechts).<br />

KRYPTO-TICKER<br />

+++ Aktuelle Staking-Zinssätze +++ Polkadot: 13,1 Prozent +++ Cosmos: 10,25 Prozent<br />

Rund 1900 Milliarden US-Dollar. So hoch soll das<br />

nächste US-Konjunkturpaket zur Ankurbelung der<br />

Wirtschaft ausfallen. Darin enthalten: 1400-US-Dollar-Schecks<br />

für viele Amerikaner. Moment, da war doch mal<br />

was? Genau! Ende März 2020 gab es schon mal so ein Programm.<br />

Ebenfalls rund 1900 Milliarden US-Dollar und<br />

1200-Dollar-Schecks für viele Amerikaner. Seitdem legte der<br />

S&P-500 um mehr als 55 Prozent zu und der Bitcoin um etwa<br />

670 Prozent. Die Geldflut geht also weiter. Und sie hebt Kryptowährungen<br />

unweigerlich weiter an. Hier sind die Gründe.<br />

Bitcoin beugt Kaufkraftverlust vor. Einige Fakten, warum<br />

Bitcoin als Hedge gegen Inflation funktionieren kann: Die<br />

Stückzahl des Bitcoin ist auf 21 Millionen Coins begrenzt. Aktuell<br />

existieren bereits 18,64 Millionen oder 88,75 Prozent aller<br />

Bitcoin. Für <strong>2021</strong> liegt die Inflation des Bitcoin-Netzwerks<br />

bei 1,73 Prozent, weil <strong>2021</strong> ziemlich genau 328 500 neue<br />

Coins dazukommen. Zum Vergleich: Die Geldmenge M3 der<br />

EZB nahm 2020 um <strong>11</strong>,6 Prozent zu. Die Geldmenge M2 der<br />

amerikanischen Fed um 23,6 Prozent. Und Gold hat eine historische<br />

Inflation von ungefähr 1,5 bis 2,0 Prozent jährlich.<br />

Dennoch nutzen es die Menschen als Kaufkraftschutz. Der Bitcoin<br />

wird zunehmend beliebter, um weniger Euros und Dollars<br />

zu halten und um die Kaufkraft zu vergrößern. Und man<br />

investiert in Bitcoin, weil es eine neue Technologie ist, eine Mischung<br />

aus digitalem Gold, digitalem Geld und auch einem digitalen<br />

Asset. Zuletzt häuften sich die Meldungen: Bitcoin ist<br />

kein Geld. Stimmt. Bitcoin ist kein Gold. Stimmt. Bitcoin ist<br />

Bitcoin. Punkt. Die stark aufgeblasenen Bilanzen der Notenbanken<br />

zeigen doch, dass einfach Geld wie verrückt geschöpft<br />

wird. Beim Bitcoin geht das nicht, denn er unterliegt festen Regeln.<br />

Bitcoin ist so kodiert, dass es ein begrenztes digitales Gut<br />

ist. Dazu sagt Mike Venuto, Co-Portfolio-Manager des Amplify-Transformational-Data-Sharing-ETF:<br />

„Gold und Bitcoin<br />

haben einen sehr ähnlichen Einfluss auf das Portfolio. Ich würde<br />

Gold als Diversifikator hinzufügen. Ich würde Bitcoin als<br />

Diversifikator hinzufügen. Die Absicherung ist Diversifikation.<br />

Bitcoin ist ein Werkzeug dafür.“<br />

Bitcoin schlägt den US-Dollar. 96,2 Prozent: So viel seines<br />

Wertes hat der US-Dollar seit 1913 durch Inflation eingebüßt.<br />

Das ist keine gute Bilanz für eine Weltleitwährung. Und seit<br />

Einführung des Euro 2002 verloren deutsche Sparer bereits<br />

23 Prozent ihrer Kaufkraft. Zudem bekam man vor fünf Jahren<br />

für einen US-Dollar noch 0,0025 Bitcoin. Heute sind es<br />

99,2 Prozent weniger. Nämlich 0,000021 Bitcoin. Der Preis-<br />

34 Illustration: iStock<br />

FOCUS-MONEY <strong>11</strong>/<strong>2021</strong>


Binance Coin auf dem Vormarsch<br />

Der Coin der Börse Binance haussiert, weil die Gebühren bei Ethereum so hoch sind. Binance Coin könnte eine Alternative<br />

zu Ethereum werden. Anleger beachten den Relative-Stärke-Index und ob die Kurse über der 20-Wochen-Linie notieren.<br />

Rang Name Marktkapitalisierung Kurs in<br />

Euro<br />

Preisveränderung<br />

1 Monat in %<br />

RSI auf<br />

Wochenbasis<br />

20-Wochen-<br />

Linie in Euro<br />

News<br />

1 Bitcoin 767,3 Mrd. Euro 41282 38,2 70,8 24.571 korrigierte um 26 Prozent. Kühlte wichtige Indikatoren wie auch den RSI etwas<br />

ab. Der Aufwärtstrend ist weiter intakt.<br />

2 Ethereum 149,1 Mrd. Euro 1303 2,5 68,4 820,4 korrigierte um 37 Prozent und damit stärker als der Bitcoin. Ethereum fand<br />

Support auf altem Rekordhoch. Nächstes Kursziel: 1850 Euro<br />

3 Cardano 32,7 Mrd. Euro 1,03 194,3 89,3 0,335 aktuell ein Coin mit viel Momentum. Anleger achten auf hohe Werte.<br />

4 Binance Coin 31,8 Mrd. Euro 206,2 391,4 76,0 61,25 profitiert von hohen Gebühren bei Ethereum. Zuletzt starke Rally des Kurses<br />

5 Tether 29,7 Mrd. Euro 0,8255 –0,98 – – bildet US-Dollar ab. Rechtsstreit scheint gegen Strafzahlung beigelegt.<br />

6 Polkadot 28,5 Mrd. Euro 31,18 <strong>11</strong>5,6 80,7 <strong>11</strong>,45 neues Blockchain-Ökosystem. Großes Interesse von institutionellen Investoren<br />

7 Ripple 16,7 Mrd. Euro 0,3695 15,9 53,75 0,33 Streit mit der amerikanischen Börsenaufsicht hält an. Fällt gegen andere<br />

Top-Kryptos zurück<br />

8 Litecoin 10,7 Mrd. Euro 160,06 28,1 65,1 103,3 Funktioniert wie Bitcoin, aber viermal schneller. Könnte stärker in Fahrt kommen<br />

9 Chainlink 10,4 Mrd. Euro 25,35 25,7 66,3 15,55 will Blockchain mit der realen Welt verbinden. Historisch starker Lauf von April bis<br />

Juli/August<br />

10 Bitcoin Cash 8,3 Mrd. Euro 443,69 23,3 57,6 334,3 spaltete sich 2017 vom Bitcoin ab und will mehr Zahlungen ermöglichen.<br />

* alles Stand: 3.3.<strong>2021</strong>; Quellen: coinmarketcap.com, tradingview.com, eigene Recherche<br />

+++ Ethereum 2.0: 8,2 Prozent +++ Tezos: 5,5 Prozent +++ Cardano: 4,2 Prozent +++<br />

anstieg in den vergangenen Jahren war also bereits hoch.<br />

Kann das so weitergehen?„Obwohl Bitcoin in den letzten Monaten<br />

um Hunderte Prozent gestiegen ist, dürfte er in den<br />

kommenden Jahren in US-Dollar weiter an Wert gewinnen.<br />

Ich vermute, dass die Marktkapitalisierung von Bitcoin bis<br />

2030 die Marktkapitalisierung von Gold übertreffen wird“,<br />

sagt Anthony Pompliano von Pomp Investments und Morgan<br />

Creek Digital Assets. Und eine durchaus kritische Studie<br />

von Donner & Reuschel offenbart: „Auch technologische<br />

Neuerungen wie Krypto-Assets und digitale Währungen beeinflussen<br />

das bestehende internationale Währungssystem<br />

und bringen Herausforderungen für klassische Währungen<br />

mit sich.“ Dabei schreiben die Experten, Kryptowährungen<br />

könnten die Fiat-Währungen „jedoch nicht so schnell gefährden“,<br />

weil sie kein gesetzliches Zahlungsmittel seien. Aber:<br />

„Trotz teilweise extremer Kursschwankungen nutzen viele<br />

private und institutionelle Anleger sowie Unternehmen die<br />

digitalen Assets zur Diversifikation ihrer Vermögensanlagen“,<br />

so die Experten weiter.<br />

Kursziel 105 000 US-Dollar. Widmen wir uns jetzt dem Bitcoin-Kurs.<br />

Denn der Bitcoin prallte im Februar vorerst an der<br />

Marke von 58 400 Dollar ab. Nach der Rally war das aber<br />

FOCUS-MONEY <strong>11</strong>/<strong>2021</strong><br />

Preis für 1 Bitcoin in US-Dollar, logarithmische Darstellung<br />

Trendlinien 100 000<br />

10 000<br />

1000<br />

100<br />

10<br />

1<br />

2012 13 14 15 16 17 18 19 20 <strong>2021</strong><br />

64 000<br />

32 000<br />

16 000<br />

8000<br />

4000<br />

2020 <strong>2021</strong> 2000<br />

JAN<br />

JAN MÄR<br />

Quellen: Bloomberg<br />

35


moneyservice<br />

DIGITAL UND<br />

FILIALE: Die<br />

Konditionen<br />

entscheiden,<br />

welches Konto Ihre<br />

Bedürfnisse am<br />

besten trifft<br />

GIROKONTEN-TEST<br />

Die Top-Konten <strong>2021</strong><br />

Mit Gebühren und Negativzins ziehen viele Banken beim Girokonto die Kostenschraube an.<br />

Bei welcher Sie jetzt das beste Angebot zum günstigsten Preis bekommen<br />

von GREGOR DOLAK<br />

METHODE<br />

So lief der Test<br />

Der Girokonten-Test von FOCUS-MONEY<br />

zeigt die Konten mit dem besten Preis-<br />

Leistungs-Verhältnis. Unterschieden wird<br />

nach reinen Online-Konten, die bundesweit<br />

verfügbar sind, sowie nach Konten<br />

mit Filialservice und Online-Zugang, einmal<br />

von bundesweit agierenden Anbietern<br />

und einmal von Anbietern in den 20<br />

größten deutschen Städten, was auch regionale<br />

Banken einschließt. Insgesamt<br />

wurden bei 87 Finanzinstituten Daten angefragt.<br />

55 schickten ausgefüllte Fragebögen<br />

für 68 Kontenmodelle zurück. Hat<br />

eine Bank mehrere Konten im Angebot,<br />

wurde das jeweils am besten bewertete<br />

in die Ranglisten aufgenommen.<br />

Der Test ist als Benchmarking angelegt<br />

und vergleicht die tatsächlichen Leistungen<br />

und Kosten mit einem fiktiven, bestmöglichen<br />

Konto. Folgende Eigenschaften<br />

wurden unterstellt:<br />

■ keine Grundgebühr, ohne dass<br />

bestimmte Bedingungen erfüllt werden<br />

müssen, wie etwa ein regelmäßiger<br />

Geldeingang oder die Abnahme weiterer<br />

Produkte der Bank<br />

■ keine Gebühr beim Bezahlen mit der<br />

Girocard sowie alle Buchungsposten, z. B.<br />

eine Gutschrift auf dem Konto, kostenlos<br />

■ keine Gebühren für Überweisungen<br />

und Eröffnung/Änderung von Daueraufträgen<br />

online, am Telefon und am Bankschalter<br />

■ im Marktvergleich niedrigste Zinsen für<br />

den Dispokredit, darüber hinaus keine<br />

erhöhten Zinsen für weitere geduldete<br />

Überziehungen sowie keine Negativzinsen<br />

für Guthaben<br />

■ kostenlose Girocard mit Funktion für<br />

kontaktloses Bezahlen für Kontoinhaber<br />

und dessen Partner<br />

■ kostenlose Kreditkarte, möglichst<br />

Charge-Karte, mit Funktion für kontaktloses<br />

Bezahlen für Kontoinhaber und<br />

dessen Partner ohne Mindestumsätze<br />

oder sonstige Bedingungen mit im Marktvergleich<br />

niedrigsten Gebühren für den<br />

Einsatz im In- und Ausland<br />

■ kostenlose Bargeldversorgung an<br />

allen Automaten im In- und Ausland über<br />

Giro- oder Kreditkarte<br />

■ kostenlose Bargeldeinzahlungen<br />

■ optimale Auswahl, Sicherheit und Kosten<br />

beim Online-Banking durch Transaktionsabsicherung<br />

via TAN-Generator mit<br />

und ohne Chipkarte sowie TAN-Erzeugung<br />

mittels App auf dem Smartphone<br />

■ mit dem Konto verbundene Sonder-<br />

66 Illustration: iStock<br />

FOCUS-MONEY <strong>11</strong>/<strong>2021</strong>

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