unsereheilpflanzen2009
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• Vorwort
Ein alter Titel unter neuem Namen «Unsere Heilpflanzen»
liegt vor uns. Generationen von Apothekern und
Pflanzenfreunden war das unscheinbare Büchlein von
Hans Flück ein treuer Begleiter bei der Beschäftigung
mit Arzneipflanzen. In kurzen, prägnanten Texten fand
der Interessent präzise Informationen, die irgend wie
zeitlos schienen. Obwohl 1941 bei der Erstpublikation
die wissenschaftlichen Kenntnisse im Vergleich
zu heute bescheiden waren, gelang es Flück, aus der
damaligen Literatur und Erfahrung das herauszuziehen,
was in den meisten Fällen Bestand haben sollte.
In den verschiedenen Auflagen wurden regelmässig
die nötigen Anpassungen vorgenommen. Die Arzneipflanzenexpertin
Rita Jaspersen-Schib bemühte sich
noch zu Lebzeiten und später nach dem Tod von Hans
Flück während Jahrzehnten in verdienstvoller Weise
um das Werk ihres Doktorvaters. So konnte das
Kleinod unter der mittlerweile fast ins uferlose angewachsenen
Literatur zu Arzneipflanzen seinen Platz
erfolgreich behaupten. Dessen Betrachtung macht
deutlich, dass in einer hektischen Zeit, in der fast nur
von Innovation die Rede ist, die Arzneipflanzen etwas
Bewahrendes an sich haben. Deren Anwendung basiert
auf einer langen Tradition. Es gibt zwar Pflanzen,
die ihre Bedeutung verlieren: Meist weil sich die Wirksamkeit
in der heutigen Zeit nicht bestätigt oder weil
Substanzen gefunden werden, von denen man nicht
genau weiss, wie toxisch sie effektiv sind. Selten gibt
es Pflanzen, deren bisher unbekanntes Potenzial neu
entdeckt wird oder – häufiger – solche, die eine Wiederentdeckung
erleben. Die Mehrzahl von ihnen
stammt aus anderen Regionen und Kontinenten: Es
gibt keine Kultur, die ohne Arzneipflanzen auskommt.
Und bis in die Neuzeit hinein gab es keine
Alternativen.
Mit der vorliegenden Neuausgabe beginnt für «Unsere
Heilpflanzen» eine neue Ära. Die Umwelt wissenschafterin
Maja Dal Cero, sie hat zuvor im gleichen
Verlag ein bemerkenswertes Botanik-Buch herausgegeben,
stand vor der schwierigen Aufgabe, den
Charme des Originals zu bewahren und dessen Inhalte
gleichzeitig in ein modernes, verlegerisches Konzept
zu bringen. So sind die gezeichneten Pflanzenbilder
im vollständig überarbeiteten Heilpflanzenbuch unter
den neuen, schön gestalteten Fotographien weiterhin
zu finden. Die Beschreibungen der Pflanzen, sowie
die Angaben zu Wirkstoff und Wirkung wurden dort,
wo nicht neue Erkenntnisse andere Formulierungen
verlangten, möglichst in der Originalversion beibehalten.
Die Geschichte der wissenschaftlich orientierten
Pharmakognosie (=Lehre von den Arzneipflanzen) ist
nicht viel mehr als hundert Jahre alt. Zuvor war die
Disziplin eigentlich nicht viel anderes als eine Stofflehre.
Flück war einer der Pioniere für die Wissenschaftlichkeit
in der Arzneipflanzenforschung, wobei
auch er die Pflanze als solche ehrte: Seine Exkursionen,
in denen er seine umfassenden Kenntnisse über die
Eigenheiten der Arzneipflanzen und der mit ihnen verbundenen
Pflanzengesellschaften weiterzugeben versuchte,
bleiben den Beteiligten unvergesslich.
Zu Beginn des 21. Jahrhunderts konstatiert der Beobachter
eine Art Rückbesinnung auf die Tradition.
Dies aus dem Wissen heraus, dass es trotz der phantastischen
Mittel, die zur Verfügung stehen, nicht
gelingen wird, das Geheimnis der Arzneipflanzen vollständig
aufzuklären. Darin unterscheidet sich dann
auch das Werk von Dal Cero vom Flück’schen Kleinod:
Der Blick zurück in die europäische Geschichte des
Heilens mit Pflanzen bereichert die neue Ausgabe.
Ich wünsche dem neuen Buch eine starke Zukunft
und bin zuversichtlich, weil die Lebenskraft des
«Flück» drin steckt und mit zusätzlicher Energie gefüllt
wurde.
Prof Dr sc nat Beat Meier
Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften
Wädenswil
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