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WeltWeit 01 2021

Zeitschrift für Entwicklungspartnerschaft und globale Gerechtigkeit

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THEMENSEITEN<br />

weltweit<br />

Bild: Matthias Rabbe<br />

relevant. Jeder Mensch ist einmalig. Er hat eine eigene Berufung<br />

im Leben, was er tun muss, und ist bei dieser Aufgabe unersetzbar.<br />

Das sind Gedanken von Viktor Frankl, dem Begründer der<br />

Existenzanalyse.<br />

Nicht simplifizieren<br />

Einerseits ist es schwieriger geworden, innere und äussere Orientierung<br />

zufinden, weil viel zu viele Informationen da sind. Das<br />

Internet gibt uns eine Fülle sehr widersprüchlicher Antworten auf<br />

sehr viele Fragen. Sichten und Aussortieren ist mühsam geworden<br />

– wie seriös sind die Inhalte, wem dienen sie, wie gewichte<br />

und bewerte ich sie, wie bilde ich meinen Standpunkt, was ist<br />

für mich relevant?<br />

Andererseits weist der Mediziner, Psycho- und Biologe, Unternehmensberater<br />

und leidenschaftliche Selberdenker Peter Kruse<br />

darauf hin, dass unser Gehirn als sehr gut funktionierendes Netzwerk<br />

durchaus in der Lage ist, sich anzupassen, Muster in Komplexitäten<br />

zu erkennen, diese zu reduzieren und zu bewäl-tigen.<br />

Ein guter Teil der jungen Generation macht es uns vor, angemessen<br />

mit Überflutung in Echtzeit umzugehen. Natürlich hat dazu<br />

nicht jede(r) genügend Selbstsicherheit. Einige reagieren überfordert,<br />

intuitiv, oder rennen einfach drauflos, riskieren Versuch<br />

und Irrtum. Andere analysieren, umkreisen ein Problem immer<br />

wieder, denken sich fest, grübeln. Und manche fliehen aus dieser<br />

zu komplizierten Welt in die Einfachheit, sind empfänglich<br />

für simple Antworten auf vielschichtigen Fragen – und sehen<br />

am Ende nur noch schwarz oder weiss. «Natürlich kann ich alles<br />

auf sex and crime und andere Trivalitäten reduzieren, aber damit<br />

geht geistiger Reichtum, Lebensglück verloren», sagt Kruse.<br />

Und kritisiert die Medientendenz, alles zu sehr zu vereinfachen,<br />

statt die Menschen zu fordern und ihr Selbstbewusstsein als<br />

Konsumenten zu fördern. Dazu gehört nach Erwin Chargaff die<br />

jugendliche Fähigkeit, Feuer zu fangen für die vielen Farben<br />

der Welt. Glückseligkeit beinhalte, «weder in Ablehnung zu verholzen<br />

noch in Zustimmung zu verblöden – sondern sich vielmehr<br />

weit zu öffnen dem, was das Herz erkannt und der Geist<br />

in Freiheit verstanden hat». Ebenso gehört eine Prise Gelassenheit,<br />

Humor und Über-sich-selber-lachen-können dazu. Und<br />

Kruse sagte zu Bedenken, «als einfacher Mann der Strasse<br />

zu wenig diffenzieren zu können»: Halte dich nicht für einfach.<br />

«Und tu es dir vor allem nicht an, dich von anderen vereinfachen<br />

zu lassen!»<br />

1/<strong>2021</strong>

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