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Roth Journal_2021_04_01-24-red

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LANDESBUND FÜR VOGELSCHUTZ<br />

Wie jeder etwas für die Artenvielfalt im Garten tun kann<br />

Zum Start der Gartensaison in Bayern gibt der LBV einfache Tipps,<br />

worauf beim Kauf von Pflanzen zu achten ist<br />

Am meteorologischen Frühlingsanfang<br />

öffnen im Freistaat wieder die Gartencenter<br />

und Gärtnereien. Jetzt soll es auch<br />

in den bayerischen Gärten grünen und<br />

blühen. Von einem reichen Blüten- und<br />

Nektarangebot im eigenen Garten profitiert<br />

auch unsere heimische Artenvielfalt.<br />

Allerdings sollten Gartenbesitzer*innen<br />

darauf achten, welche Pflanzen sie im<br />

Gartencenter, in der Baumschule oder im<br />

Baumarkt kaufen, denn nicht alle helfen<br />

Biene, Hummel und Co. „Zwischen den<br />

vielen angebotenen Hecken- und Blütenpflanzen<br />

sind auch Arten dabei, die ihren<br />

Ursprung nicht im heimischen Naturraum<br />

haben, sondern aus anderen Regionen<br />

der Welt stammen. Diese gebietsfremden<br />

Pflanzen haben den großen Nachteil, dass<br />

nicht alle diese Pflanzen von der heimischen<br />

Insekten- und Vogelwelt angenommen<br />

werden“, erklärt die LBV-Biologin Patricia<br />

Danel. Der LBV gibt deshalb hilfreiche<br />

Tipps für einen naturnahen Garten in dem<br />

sich Insekten, Vögel und kleine Säugetiere<br />

auch wohlfühlen. „So kann jede und jeder<br />

ganz einfach etwas für die Artenvielfalt in<br />

bayerischen Gärten tun“, so Danel weiter.<br />

Wer nicht auf einen leblosen Schottergarten<br />

setzt, wünscht sich zum Frühlingsanfang<br />

einen frischen und bunten Garten.<br />

Mit den geeigneten Pflanzen und etwas<br />

Mut zur Wildnis kann auch für viele Tierarten<br />

ein vielfältiger Lebensraum entstehen.<br />

„Für die heimischen Insekten können Gärtnerinnen<br />

und Gärtner zum Beispiel darauf<br />

achten, dass sie Pflanzen mit ungefüllten<br />

Blüten kaufen. Denn diese haben ein reicheres<br />

Nektarangebot im Gegensatz zu<br />

den durch Zucht veränderten Pflanzen mit<br />

gefüllten Blütenständen, wie viele speziell<br />

gezüchtete Rosen“, sagt die LBV-Biologin.<br />

Auch für die Vogelwelt kann im Garten viel<br />

getan werden. „Jetzt im Frühjahr bieten<br />

Heckenpflanzen den Vögeln einen optimalen<br />

Brutplatz und im Herbst schmackhafte<br />

Früchte sowie Beeren. Weitgehend<br />

geschützt von äußeren Einflüssen finden<br />

Vögel und Kleinsäuger wie Igel in Hecken<br />

wie der Hundsrose einen geeigneten Unterschlupf“,<br />

erklärt Danel.<br />

Im reichhaltigen Angebot der Gartencenter<br />

finden sich auch Pflanzen, die gebietsfremd<br />

sind, deshalb nicht von den<br />

heimischen Insekten und Vögeln angenommen<br />

werden und somit weniger gut<br />

für die Artenvielfalt sind. „Die aus Nordamerika<br />

oder Asien stammende Thuja ist<br />

zwar als dichter Sichtschutz geeignet und<br />

Vögel können sich dort auch zum Brüten<br />

zurückziehen, jedoch bietet sie im Herbst<br />

keinerlei Nahrungsquelle“, sagt Patricia<br />

Danel. Dagegen bieten heimische Heckenarten<br />

wie Liguster, Berberitze, Schlehe<br />

und Weißdorn durch Blüten und Früchte<br />

einen reich gedeckten Tisch für Insekten<br />

und Vögel. „Zusätzlich werden die Gelege<br />

der Vögel, die in solchen Hecken brüten,<br />

durch die Stacheln und Dornen vor Übergriffen<br />

durch Räuber wie Katzen oder Marder<br />

besser geschützt.“<br />

Problematisch ist der Kauf von Pflanzenarten<br />

dann, wenn diese als invasive Arten<br />

gelten. „Der grundlegende Vorteil gebietsfremder,<br />

invasiver Arten ist, dass sie sich<br />

durch fehlende Fressfeinde oder bessere<br />

Nährstoffbedingungen rasant ausbreiten<br />

können. Durch sie kann die vorhandene<br />

heimische Pflanzenwelt ohne Chance auf<br />

Gegenwehr überwachsen und zurückgedrängt<br />

werden. Im schlimmsten Fall<br />

kann das sogar zum Aussterben einzelner,<br />

schon gefährdeter heimischer Pflanzenarten<br />

führen“, sagt Patricia Danel. „Ein<br />

weiteres Problem invasiver Arten kann<br />

sein, dass sie aus unseren Gärten ausbüxen<br />

oder unsachgemäß entsorgt werden<br />

und sich in der Natur verbreiten“, erklärt<br />

die LBV-Biologin. Außerhalb von Pflege<br />

und gärtnerischer Arbeit können sie so die<br />

heimische Artenvielfalt durch eine unkontrollierte<br />

Ausbreitung nachhaltig schädigen<br />

und im Naturschutz zu einem großen<br />

Problem werden. So ist zum Beispiel der<br />

giftige Götterbaum in der EU bereits als<br />

invasive Problemart gelistet.<br />

Wer also nicht nur einen schönen Garten<br />

anlegen, sondern gezielt die heimische<br />

Artenvielfalt unterstützen möchte, dem<br />

raten die bayerischen Naturschützer*innen<br />

beim Kauf seiner neuen Pflanzen für<br />

den Garten vorzugsweise auf heimische<br />

Arten zu achten. Und auch durch die Gartenarbeit<br />

selbst kann jede*r bereits viel<br />

für die Artenvielfalt tun. „Durch das Belassen<br />

einiger wilder Ecken im Garten bietet<br />

man vielen Tier- und Pflanzenarten einen<br />

wertvollen Lebensraum und eine Fülle an<br />

Nahrung“, empfiehlt Patricia Danel. „Auch<br />

wenn es im Garten durch solche Maßnahmen<br />

für die Nachbarn etwas wüster aussehen<br />

mag, werden es uns Tierarten wie<br />

die Raupen des Tagpfauenauges, Amseln<br />

und Meisen sowie Igel und viele mehr<br />

danken“, so die Expertin weiter.<br />

Weitere Informationen zum<br />

naturnahen Garten unter:<br />

www.lbv.de/garten<br />

4 <strong>04</strong> | <strong>2021</strong>

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