DP_2021_04
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30 DEUTSCHE POLIZEI 04/2021 DP
Kokain: ein so wertvolles wie gefährliches Pulver.
Foto: Syda Productions/stock.adobe.com
ten – bis der berühmte „Besenporsche“ der
Zollfahndung Aachen kam.
St. Mokka
Die Not nach dem Krieg war groß und das
Geld war knapp. Da waren geschmuggelter
Kaffee, aber auch Zigaretten und Butter
wertvolle Ersatzwährungen am heimischen
Markt, die es zu einem guten Kurs im Nachbarland
zu kaufen oder auch zu klauen gab.
Bis heute erzählt man sich die Geschichte,
dass selbst der Pfarrer mitverdiente und
seine ihm anvertraute Gemeinde in einem
kleinen Eifelort mit eindrucksvollen Worten
von der Kanzel zwang, einen deutlichen Anteil
ihrer großen Schmuggelverdienste der
Kirche abzugeben, um das Gotteshaus nach
dem Krieg wieder zu errichten. Wenig später
fand sich tatsächlich eine beachtliche
sechsstellige Summe im Opferstock. Deshalb
spricht man in der Gemeinde St. Hubertus
in Schmidt bei Nideggen von der Kirche
St. Mokka.
Viele Facetten
Schmuggel kann profan sein – oder hochpolitisch.
Es ist nichts anderes als ein trickreicher,
verbotener oder geheimer Handel über
Grenzen, der für Kriminelle interessant ist,
aber auch für manche Regierung und ihre
Geheimdienste. In der Iran-Contra-Affäre
Mitte der 1980er-Jahre trifft alles zusammen.
Hier ging es ums große Geldverdienen,
um geheime Waffenverkäufe der USA
an den Iran zur Finanzierung der rechtsgerichteten
Contras in Nicaragua und deren
Kokainschmuggel sowie den Kampf gegen
die Sandinistische Nationale Befreiungsfront
des Daniel Ortega.
Drogen, Waffen und Kriegswaffen werden
ständig und überall geschmuggelt. Aber
nicht nur sie. Alles, was Geld bringt, ist für
den Schmuggler von großem Reiz. Egal, ob
gefälscht oder echt. Alkohol, Arzneimittel,
Zigaretten, Schmuck, Kunstwerke, teure
Uhren, Briefmarken, tote und lebende Tiere
und Pflanzen, begehrtes technisches Gerät
oder auch Know-how – wie die Übermittlung
von Blaupausen für U-Boote durch eine
deutsche Werft nach Südafrika. Ein Fall, der
vor über 30 Jahren weit in die deutsche Politik
hineinragte und das Vertrauen in den
Rechtsstaat erschütterte. Involviert war unter
anderem der damalige Bundesfinanzminister
Gerhard Stoltenberg und Vorgänger
im Amt des später ermordeten Ministerpräsidenten
Uwe Barschel.
Einfallstore
Schmuggel ist eben nicht immer nur böse
Clan-, Rocker- oder Bandenkriminalität.
Deutlich eleganter geht es im Bereich der Außenwirtschaftskriminalität
zu. Jedes Embargo
ist vor allem für die cleveren und international
gut vernetzten Kaufleute eine Lizenz
zum ganz großen Gelddrucken. Bei windigen
Ökonomen knallen die Schampus-Korken,
wenn sich Politik auf das wirtschaftliche
Aushungern großer Schurken verständigt
hat. Programme zur legalen Durchbrechung