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DP_2021_04

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Im Gespräch

Foto: miglagoa/stock.adobe.com

SPIELEINDUSTRIE

Ethnische Vielfalt

unterentwickelt?

2016 lag der Anteil afroamerikanischer Computerspieleentwicklerinnen

und -entwickler in den USA bei nur drei Prozent.

Ed Smith war einer von ihnen. „Imagine That!“ erzählt die

Geschichte eines von nur zwei bekannt gewordenen

afroamerikanischen Spieleentwicklers. DP sprach dazu mit

dem Soziologen und Spieleexperten Prof. Dr. Stefan Piasecki.

Michael Zielasko

DP: Ein viraler Spot über die Helden des

Corona-Lockdowns zeigt einen jungen

Gamer, der quasi vor der Konsole oder

dem PC lebt und die Außenwelt in dem

guten Glauben, etwas gesellschaftlich

Wertvolles zu tun, nahezu ausblendet.

Ein witziger Ansatz oder mehr?

Prof. Stefan Piasecki: Games sind eine kreative

und anregende Beschäftigung, können

und sollten aber nie reale soziale Aktivität

ersetzen. Ich finde, dieser Ansatz blendet

aus, welche mittel- und langfristigen Folgen

der Lockdown, in dem begrifflich ja „Abschließen“

oder „Runterregeln“ stecken, haben

wird.

DP: Welche?

Piasecki: Nicht mehr durch Alltagsbegegnungen

regulierte Sozialphobien, Fettleibigkeit

durch Bewegungsmangel, Verschuldung

durch Onlinekonsum. Seit Jahren gibt

es in allen sozialen Bereichen wachsende

Probleme, und die werden aktuell überhaupt

nicht mehr thematisiert. Gamen als

Beschäftigungstherapie? Viel Spaß damit,

diese Menschen später wieder zurück ins

Leben zu bekommen.

DP: Eine ziemlich düstere Prognose?

Piasecki: Sicher. Andererseits jedoch ergeben

sich daraus neue Arbeitsfelder für Pädagogik

und Sozialarbeit. Wenn schon wirtschaftliche

Bereiche leiden, abwandern oder

gänzlich aufgeben müssen, sind das vielleicht

die Arbeitsplätze der Zukunft.

DP: Nimmt die Spieleindustrie gesellschaftliche

Entwicklungen wie Rassismus,

Integration oder Flucht wahr? Finden

sich in den Produkten entsprechende

Muster oder „Spielpläne“?

Piasecki: Muster oder Spielpläne im Sinne

von Vorgaben von oben nicht. Aber die Spieleindustrie

ist Teil gesellschaftlicher Diskussionen.

Sie besteht nicht aus isoliert arbeitenden

Entwicklern. Durch die App Stores

unterschiedlicher Anbieter, durch Streaming

oder alternative Plattformen wie Steam

ist „Game“ als Container für die Inhalte

und Themen vielfältiger als früher, und

die Entwickler sind direkter im Kontakt mit

Menschen.

DP: Die Branche hat sich also professionalisiert?

Piasecki: Anders als noch vor 20 oder 30

Jahren können Menschen heute Game-Design

lernen und studieren. Sie arbeiten von

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