LinksDruck Nr. 1
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Aus der Redaktion
Wir machen Druck!
Liebe Leser*innen der ersten Ausgabe unserer LinksDruck!
Wer in Münster eine Lokalzeitung aufgeschlagen hat, der hatte
wahrscheinlich die Münstersche Zeitung oder die Westfälischen
Nachrichten in der Hand. Was den Anschein zweier
unterschiedlicher Perspektiven auf das Geschehen in unserer
Stadt erweckt, ist in Wirklichkeit nur eine: Denn beide
Zeitungen haben dieselbe Redaktion, gehören dem selben
Konzern und machen keinen Hehl aus ihrer inhaltlichen Nähe
zur CDU. Und weil eben jene CDU schon seit Jahrzehnten
die Stadtpolitik dominiert, kann man mit Fug und Recht behaupten,
dass es in Münster an kritischer Presse und linken
Stimmen mangelt. Daran wollen wir etwas ändern!
Die LinksDruck! will statt wohlwollender Hofberichterstattung
den Finger in die Wunde legen: Was läuft schief in unserer
Stadt? Was brennt den Menschen hier unter den Nägeln?
Was muss sich dringend ändern?
Wir wollen zeigen, dass es abseits von Hochglanzbildern, die
Prinzipalmarkt, Dom und den frisch gentrifizierten Hafen zeigen,
noch ein anderes Münster gibt: Eine Stadt die nicht nur
erzkatholisch und bieder, sondern auch engagiert und widerständig
ist. Eine Stadt, die nicht nur reich und konservativ,
sondern auch bunt und von tiefen sozialen Widersprüchen
geprägt ist.
Kurz: Wir wollen Münster von unten zeigen!
Dabei stehen wir dazu, dass wir parteilich sind und einen
klaren linken Standpunkt vertreten. In diesem Magazin wirst
du kaum etwas über Lewes Grünkohlessen
mit lauter „wichtigen“ alten weißen
Männern erfahren. Dafür erfährst
du aber umso mehr über engagierte
Münsteraner*innen
aus deiner Nachbarschaft,
selbstorganisierte Projekte,
soziale Freiräume und bunte
Protesttage.
Du kannst unser Magazin in gedruckter
Form lesen oder als digitale
Ausgabe. Da es kostenlos ist, darfst
du es auch gerne an Freund*innen und
Bekannte weiter verschicken. Wir freuen
uns über Anmerkungen, Kritik und Leser*innen-Briefe.
Viel Spaß beim Lesen!
Eure LinksDruck!-Redaktion
Editorial
Kommentar
WEM GEHÖRT DIE STADT?
Deilmann auf großer Shopping-Tour
Wem gehört eigentlich die Stadt? Man würde
ja erst mal denken: Uns allen! Schließlich war
da dieses Ding mit der Demokratie. Und dann
sollten ja wohl all die Menschen, die hier leben,
wohnen, arbeiten und feiern auch entscheiden
können, wie sich unsere Stadt so entwickelt.
Würde man denken. Wenn man die lokalen Nachrichten verfolgt,
könnte man aber auch zu einer ganz anderen Antwort
kommen: Wem gehört die Stadt? In weiten Teilen einem
gewissen Herrn Deilmann! Dem – bzw. seiner Firma, die
praktischerweise genauso heißt wie er – gehört
zum Beispiel das Metropolis-Hochhaus, das
Servatii-Hochhaus, ein paar Immobilien an
Wir dürfen die
Stadtentwicklung
nicht den
Investoren
überlassen!
der Stubengasse, weite Teile des Germania-Campus
und noch einiges mehr.
Seine letzten Errungenschaften? Ein Hotel
am Aegidiimarkt und mal eben die
halbe Häuserzeile an der Ecke zwischen
Wolbecker Straße und Bremer Platz.
Macht aus seiner Sicht Sinn: Der komplette
Häuserblock gegenüber gehört
ihm nämlich auch schon. Den hat er auf
seiner letzten Shopping-Tour vor zwei Jahren
in den Einkaufswagen gelegt und dort
dann u.a. ein Hotel gebaut. Und weil sich die
Gäste da mal über Lärm beschwert haben, hat
er jetzt halt auch noch alles drumherum aufgekauft
und den bisherigen Mieter*innen gekündigt. Also denen, die
ihn gestört haben. Kann man machen, wenn man das nötige
Kleingeld dafür hat. Und wie so häufig in unserem Wirtschaftssystem
gilt auch hier: Wer hat, dem wird gegeben.
Denn mit Immobilien lassen sich in Münster hohe Profite
erzielen. Und mit dem Gewinn kann man dann immer größere
Teile der Stadt aufkaufen und nach seinen Wünschen
und Interessen umgestalten. In der Regel sind das dann
bloß leider nicht die Interessen und Wünsche der Menschen
die dort wohnen. Aber ist dieser Herr Deilmann eigentlich
der Einzige der das so macht? Leider nicht! Leute wie den
Herrn Deilmann und ihre Firmen nennt man in weiten Teilen
von Politik und Stadtverwaltung liebevoll „Investoren“.
In die Kategorie gehören zum Beispiel auch die Gebrüder
Stroetmann – allseits bekannt durch das Hafencenter-Fiasko
– oder Firmen wie Pro Urban oder die Landmarken AG,
die beide rund um den Hauptbahnhof unbezahlbar teure Mikroapartments
bauen. Wir brauchen aber weder einen
dritten Supermarkt am Hansaring (wenige Meter vom bereits
existierenden Penny und Rewe entfernt) noch brauchen
wir unbezahlbare Mikroapartments, die die Mietpreisspirale
noch weiter in die Höhe treiben. Die Ziele der Investoren
stehen in den allermeisten Fällen leider im krassen
Widerspruch zu dem, was die meisten von uns
in dieser Stadt eigentlich möchten und dringend
bräuchten: zum Beispiel bezahlbarer,
guter Wohnraum, Freiräume oder Parks.
Doch damit lässt sich kein Geld machen.
Und deswegen wird es nicht gebaut.
Zumindest wenn man Stadtentwicklung
und Grundstücke weiter den Investoren
überlässt. Aber das muss ja gar nicht
sein! Die Investoren-freundliche Politik
von Stadtverwaltung und Rathaus-Koalition
ist schließlich nicht alternativlos. Holen
wir uns doch endlich unsere Stadt zurück
und sorgen wir dafür, dass endlich nach den
Bedürfnissen aller geplant und gebaut wird und
nicht mehr nach den Profitinteressen einiger weniger.
Ich glaube ehrlich gesagt, das würde man dann Demokratie
nennen. Für einige Ratsherren wird das dann beim gemeinsamen
Mittagessen mit dem ein oder anderen Investor
vielleicht ein wenig unangenehm.
Schließlich können sie dann nicht mehr
zusammen Feudalherren von Münster
spielen – aber das haben sie ja jetzt
auch echt lange genug getan. ■
JONAS FREIENHOFER
ist Mitglied der LINKEN Münster