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Themenschwerpunkt
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Bündnisunterstützer*innen und
Musik geben wird. Einige Organisationen,
z.B. ProFamilia, sind
auch mit kleinen Ständen vertreten,
an denen man sich zum Thema
Schwangerschaftsabbruch
und zu feministischen Themen
informieren kann. So wie in den
letzten Jahren läuft irgendwann
der 1000-Kreuze-Marsch an
unserer Kundgebung vorbei –
dann wollen wir ihnen natürlich
zeigen, dass wir mit einer Mehrheit
der Bevölkerung für sexuelle
Selbstbestimmung einstehen.
Eva: Wir möchten mit unserem
Protest ein buntes und selbstbewusstes
Zeichen setzen für
sexuelle Selbstbestimmung und
das Recht auf einen legalen und
sicheren Schwangerschaftsabbruch.
Uns ist es wichtig,
Menschen aus verschiedenen
Milieus und jeden Geschlechts
zusammenzubringen, weil feministische
Politik uns alle angeht. Das Leitmotto des Berliner
Bündnisses gilt auch für uns: „Wir wollen leben und lieben ohne
Bevormundung!“. Das betrifft nicht nur die Frage des Schwangerschaftsabbruchs,
sondern auch Fragen der geschlechtlichen Identität,
der sexuellen Orientierung und der Lebensform, die wir für
uns wählen.
Unsere Aktivistinnen Eva und Johanna in
Action bei der Gegendemonstration zum
Marsch-der-1000-Kreuze
© DIE LINKE. Münster
Was macht ihr, wenn ihr gerade nicht eure jährliche Demo
vorbereitet? Wofür setzt sich das Bündnis über die Proteste
hinaus ein?
Eva: Neben der Organisation der Gegenproteste haben wir uns in
den letzten zwei Jahren mit einigen Veranstaltungen an der Kampagne
gegen den §219a beteiligt, der es Ärzt*innen verbietet, darüber
zu informieren, dass und wie sie Schwangerschaftsabbrüche
durchführen. Von dem faulen Kompromiss, auf den sich die GroKo
vor einem Jahr geeinigt hat, waren wir sehr enttäuscht. Über die
öffentliche Diskussion, die auch der wachsenden Pro-Choice-Bewegung
geschuldet ist, ist das Thema aber wieder ins Bewusstsein
vieler Menschen gerückt. Das ist erst einmal ein Erfolg. Unsere
Forderungen beschränken sich aber nicht nur auf den §219a, sondern
wir wollen, dass der Schwangerschaftsabbruch nicht mehr im
Strafgesetzbuch geregelt wird. Dass Abtreibungen in unmittelbarer
Nähe zu Mord und Totschlag im Gesetzbuch stehen, trägt zur ihrer
anhaltenden Stigmatisierung bei.
Johanna: Ein anderes Thema, das von der rechtlichen Frage allerdings
nicht zu trennen ist, ist die bestehende oder drohende
Mangelversorgung. In vielen Regionen Deutschlands gibt es nicht
genug Ärzt*innen, die Abbrüche durchführen, so dass Betroffene
zum Teil lange Wegstrecken auf sich nehmen müssen. Das ist sowohl
finanziell als auch emotional belastend. Auch hier in Münster
ist das ein ganz akutes Thema: Als vor zwei Jahren der letzte Arzt,
der in Münster Abbrüche vorgenommen hat, in Rente ging, standen
wir kurzzeitig vor der Situation, dass es niemanden mehr gab,
der diese Leistung anbietet. Und das in einer Stadt mit 300.000
Einwohner*innen! Inzwischen hat sich die Lage glücklicherweise
wieder etwas entspannt, sie bleibt aber prekär. Laut der neuen Gesetzeslage
soll die Bundesärztekammer eine öffentliche Liste führen,
welche Praxen und Einrichtungen Abbrüche vornehmen. Darin
ist jedoch zur Zeit keine Adresse in Münster aufgeführt, denn die
Aufnahme in die Liste ist freiwillig. Ärzt*innen müssen befürchten,
in der Öffentlichkeit, angefeindet und verleumdet zu werden. Deshalb
trauen viele sich nicht, sich auf die Liste setzen zu lassen.
FEMINIS-
TISCHE
POLITIK
GEHT UNS
ALLE AN!
© Feministischer Streik Münster / Facebook
Klingt, als würde die bestehende Rechtslage Organisationen
wie Euro-Pro-Life in die Hände spielen. Was können wir dem
entgegensetzen?
Eva: Für uns hängen viele dieser Problemlagen mit der immer
noch existierenden Stigmatisierung des Abbruchs in der Gesellschaft
zusammen. Mit unserer Öffentlichkeitsarbeit versuchen wir
gerade da anzusetzen und einen Raum zu schaffen, in dem über
dieses Tabu offen gesprochen werden kann. Unsere Forderungen
hören aber nicht beim Schwangerschaftsabbruch auf, sondern wir
treten auch für andere Aspekte sexueller Selbstbestimmung ein,