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Aus der Redaktion
2
Gegen den
© Oliver Krieg
Mainstream!
Massenmedien nehmen in der
Meinungsbildung eine wichtige
Stellung ein. Leider ist es
Fakt, dass diese Macht immer
wieder genutzt wird um Meinungsbildung
im Sinne der Superreichen
und Konzerne zu
betreiben.
Medienkritik hat immer ein Geschmäckle von
Verschwörungstheorie, und ist leider sehr stark von
rechts dominiert. Aber auch wenn wir den von den
Nazis geprägten und von der AfD genutzten Begriff
der „Lügenpresse“ ablehnen sollten, heißt es nicht,
dass die Medien nicht auch interessengeleitet sind.
Wenn wir dann aber von „Konzernpresse“ sprechen,
trifft das den Nagel ziemlich auf den Kopf. Immerhin
sind es elf Medienkonzerne, die sich den deutschen
Mainstream Pressemarkt unter sich aufteilen. Nur
um einige zu nennen: Axel-Springer Verlag, Spiegel-Gruppe,
Bertelsmann, Bauer, Burda, MEDIEN
UNION, M. Dumont Schauberg, Holtzbrinck Medien
- Bekannte Namen welche allesamt im Besitz von
einer Hand voll Millionären und Milliardären sind.
Aber auch auf lokaler Ebene können wir von einer
monopolartigen Stellung der konservativen Verlegerfamilie
Hüffer reden. Als Eigentümerin der
„Westfälischen Nachrichten“, „Münstersche Zeitung“
und „Radio Antenne Münster“ wird uns klar,
dass auch hier die lokalen Leitmedien in den Händen
einer Familie sind. Sie sind dann schließlich
diejenigen, welche durch Berichterstattung und
öffentliche Diskussion das politische Geschehen
beeinflussen können - die Medien werden zu recht
genau aus diesem Grund auch „vierte Gewalt“ genannt.
Es kommt immer wieder vor, dass die bürgerlichen
Medien sowohl uns als Partei, als auch linke
Bewegungen versuchen klein zu halten. Linke Gesellschaftskritik
wird dann solange totgeschwiegen
bis sie nicht mehr zu leugnen ist. Auch wenn wir
versuchen immer wieder in der Lokalpresse und
auch in größeren Tageszeitungen aufzutauchen und
diese zu nutzen, stoßen wir bei der Presse häufig
auf eine Wand. Denn sobald wir uns gegen die aktuellen
Eigentumsverhältnisse richten, werden auch
wir entweder unter den Teppich gekehrt oder einer
öffentlichen Schmutzkampagne unterzogen. Und
auch statistisch ist DIE LINKE deutlich unterrepräsentiert.
Was Medienpräsenz angeht ist sie nach
Angaben von netzpolitik.org auf dem letzten Platz.
Böse Zungen würden behaupten, die Medienmacher
haben schlicht und einfach kein Interesse
daran, dass eine Politik für die Mehrheit statt für
Millionäre und Investoren gemacht wird.
Ein weitestgehend aktuelles Beispiel ist die Empörung
über den beschlossenen Mietendeckel in
Berlin. Trotz der Popularität der Maßnahme in der
Bevölkerung, waren sich alle größeren Medien einig,
wie das Projekt der Berliner Senatorin Katrin Lompscher
(DIE LINKE) darzustellen sei. So kommentiert
die Berliner Morgenpost: »Die Linke zündet Berlin
an«, die FAZ meint: »Berlins rot-rot-grüner Bürgerschreck«,
und der Spiegel wollte uns erzählen,
»Warum der Berliner Mietendeckel ungerecht ist«.
Derselben Meinung war die SZ und titelt: »Der Mietpreisdeckel
ist ungerecht«. Die Medien scheinen
sich gegen eine Politik des Allgemeinwohls regelrecht
verschworen zu haben. Die Medienkonzerne
finden linke Politik schlimm. Ihre Berichterstattung
nützt uns nicht, sondern konzentriert sich auf Personen
und Parteikonflikte, um uns zu schaden und
Öl ins Feuer zu gießen. Genau deshalb ist DIE LIN-
KE viel stärker als andere Parteien davon abhängig,
über die aktive Mitgliedschaft vor Ort wahrnehmbar
zu sein und Ihr Profil in der Stadtgesellschaft sichtbar
zu machen. Es ist wichtig, dass sich Menschen
unabhängig ihre Meinung bilden können und dazu
auch ein breites Angebot erhalten, an welchem sie
auch mitarbeiten können.
Der freie Pressemarkt ist jedoch keine Rechtfertigung
für ein Meinungsbildungsmonopol einiger weniger,
sondern sollte ebenjene Grundlage schaffen
ein breites Meinungsangebot zu bewerkstelligen.
Eine stadt- und stadtteilbezogene Berichterstattung
sowie ein breit aufgestelltes öffentlich-rechtliches
Fernsehen, regionale und lokale Medien, in denen
auch Bürger selbst zu Wort kommen, müssen dafür
unbedingt gestärkt werden. Die große Macht einiger
weniger Medienkonzerne ist eine Gefahr für die
Demokratie.
Dabei geht es in erster Linie darum Diskussionsprozesse
in der Zivilgesellschaft zu schaffen, um zu
einer vernünftigen Meinungsbildung zu kommen.
Statt der vorgekauten Meinung eines gut bezahlten
Bild-Redakteurs wollen wir, dass die Menschen aus
ihrem Alltag und ihren Problemen berichten und
Lösungen diskutieren. Mit dem Medienforum und
dem Bennohaus sowie dem studentischen Radio
Q hat Münster bereits drei hervorragende Institutionen,
die für ihre Programme weit über Münster
hinaus bekannt sind. Dies ist nur möglich, weil sich
Menschen ehrenamtlich bzw. weit über ihre dortige
Anstellung hinaus persönlich engagiert haben. Diese
Institutionen müssen wir ausbauen und finanziell
stärken, wenn wir den gesellschaftlichen Konsens
nicht einigen wenigen überlassen wollen, die finanziell
gut aufgestellt sind. Der effektivste Weg die
bürgerliche Presse zu bekämpfen besteht darin,
eigene Medienprojekte von unten aufzubauen und
allen eine Stimme zu geben.■■
ELF
KONZERNE
TEILEN
SICH DEN
PRESSE-
MARKT IN
DEUTSCH-
LAND.