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7 Themenschwerpunkt
z.B. kostenlose Verhütungsmittel und eine umfassende und inklusive
Sexualaufklärung, außerdem finanzielle Absicherung für alle Schwangeren,
ob sie nun einen Schwangerschaftsabbruch wollen oder nicht.
Johanna: Zu unserem Selbstverständnis als feministisches Bündnis gehört
außerdem eine antifaschistische Ausrichtung. Nicht nur wegen den
Überschneidungen zwischen Anti-Choice-Bewegung und rechter Politik.
Wir sind der Überzeugung, dass feministisches Engagement sich mit anderen
gesellschaftlichen Gruppen solidarisieren muss, die aufgrund von
Geschlecht, sexueller, religiöser oder ethnischer Identität diskriminiert
und ausgegrenzt werden.
Wie geht es weiter mit dem Bündnis? Gibt es neue Projekte, an
denen ihr arbeitet?
Eva: Neben den Planungen für den Protest am 21. März sind wir gerade
verstärkt in die bundesweite Vernetzung involviert. Seit der großen medialen
Debatte um den §219a und Kristina Hänels Verurteilung haben
sich überall in Deutschland Pro-Choice-Gruppen gegründet. Das ist eine
echte Wiederbelebung der Bewegung, die nach der Einigung auf die jetzige
gesetzliche Regelung Anfang der 90er Jahre ziemlich eingeschlafen
war. Vor allem das Berliner Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung hat
eine echte Vorreiterrolle eingenommen, aber auch in Göttingen, Hamburg
und in Süddeutschland gibt es tolle Aktivist*innen, die eine Menge
Aktionen realisieren.
Ihr stellt wirklich einiges auf die Beine! Was kann man tun um
euch zu unterstützen?
Johanna: Es gibt viele Wege uns zu unterstützen. Sehr wichtig ist natürlich
am 21. März mit uns auf die Straße zu gehen! Alle Infos über uns
und was wir machen, erhaltet ihr, wenn ihr uns auf Facebook, Instagram
oder Twitter folgt. Darüber hinaus sind unsere Bündnistreffen offen für
alle, die tiefer einsteigen und Aktionen mit uns vorbereiten wollen.
Eva: Neben politischen Aktionen, ist aber auch ganz wichtig, sich über
das Thema Schwangerschaftsabbruch und selbstbestimmte Sexualität
zu informieren und mit Freund*innen und Bekannten offen darüber zu
sprechen. Das trägt dazu bei, die Tabus zu brechen! Gute Informationen
bietet zum Beispiel Pro Familia.
Vielen Dank für das Interview! ■
LEBENSSCHÜTZER?
- VON WEGEN!
Euro Pro Life:
EuroProLife ist eine überkonfessionelle Vereinigung
sog. „Lebensschutzgruppen“ verschiedener,
insbesondere osteuropäischer
Länder, die 2007 in Heroldsbach (Bayern)
gegründet wurde. In Deutschland hat Euro-
ProLife die Rechtsform eines eingetragenen
Vereins mit Sitz in München, 1. Vorsitzender
ist Wolfgang Hering.
Die Organisation ist Veranstalter der jährlichen
Gebetszüge in Münster, Fulda und
München, die seit 2008 stattfinden, ferner
Mitveranstalter der Märsche in Salzburg,
Straßburg und London.
Es handelt sich nicht um eine offizielle Kirchenorganisation,
dennoch findet sie den Zuspruch
v.a. ultrakonservativer Katholik*innen
wie auch evangelikaler Fundamentalist*innen.
Auffällig ist die fehlende Abgrenzung nach
rechts: von Beginn an wurden bei den sog.
„Märschen für das Leben“ immer wieder und
an verschiedenen Orten Akteur*innen der
rechten Szene gesichtet.
Wolgang Hering:
Er trat als junger Mann aus der katholischen
Kirche aus, nach mehreren „Erweckungserlebnissen“
jedoch wieder ein. Auf Anregung
des amerikanischen Priesters und selbsternannten
„Lebensschützers“ Philip Reilly,
gründete er 1999 den Verein „Helfer für Gottes
kostbare Kinder Deutschland“, dessen 1.
Vorsitzender er ist. Der Verein widmet sich
insbesondere der „Gehsteigberatung“, d.h.,
der Belästigung schwangerer Frauen, die
eine Praxis oder Klinik betreten wollen, um
einen Abbruch vornehmen zu lassen. Lässt
sich die Frau auf ein Gespräch ein, werden
dabei auch Plastikembryonen und schockierende
Bilder gezeigt.
Leider ist es bislang nur in Hessen (vorerst)
gelungen, diese Art der „Gehsteigbelästigung“
mittels eines Erlasses zu unterbinden.
In Regensburg lag bei einer Veranstaltung
des Vereins in der Stiftskirche St. Johann
am 30. Januar 2016 an einem Stand zudem
ein Büchlein aus, in das Namen von Frauen
geschrieben werden konnten, die einen Abbruch
hatten vornehmen lassen, oder von
Personen, die daran beteiligt waren.
Angelika Pokropp-Hippen:
Initiierte „Alpha et Omega“, ein monatliches
Rosenkranzgebet „für die Ungeborenen“ in
der Aegidiikirche (zur Gründung Ende 2009
reiste Wolfgang Hering persönlich an), und
das monatliche „Beten für das Leben“ in der
Lambertikirche.
Sie propagierte leidenschaftlich das – wissenschaftlich
längst widerlegte – sog.
„Post-Abortion-Syndrom“ (PAS), eine angebliche
psychische Belastungsstörung
nach einem Schwangerschaftsabbruch, und
bezeichnete in einem Vortrag eine Frau, die
sich für einen medikamentösen Abbruch entscheidet,
als „Giftmörderin“.
© DIE LINKE. Münster
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Kerstin Jordan