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Red Bulletin 0521 AT

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ÖSTERREICH<br />

MAI 2021<br />

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ABSEITS DES ALLTÄGLICHEN<br />

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25 SEITEN FAKTEN<br />

ZUM LAUF-EVENT<br />

DES JAHRES<br />

#SOULSISTERSINA<br />

TANZ DICH FREI<br />

Wie die junge Österreicherin beim Breakdance<br />

Seele, Sinn und Selbstbewusstsein fand


5<br />

JAHRE<br />

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DER NEUE CUPRA<br />

FORMENTOR.<br />

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E D I T O R I A L<br />

WILLKOMMEN<br />

EIN MANN,<br />

EIN BILD<br />

SALZBURGS<br />

POWER-DUO<br />

Die Fußball-Profis<br />

Patson Daka (li.) und<br />

Enock Mwepu kamen<br />

aus Sambia zum FC<br />

<strong>Red</strong> Bull Salzburg, um<br />

Fan-Herzen und Titel<br />

zu gewinnen. Ihre wichtigste<br />

Karriere-Zutat:<br />

eine enge Freundschaft.<br />

Ab Seite 72<br />

Natürlich können Sie diese Zeilen in Ruhe fertig lesen,<br />

Sie können aber auch sofort auf Seite 50 blättern (aber<br />

kommen Sie bitte wieder). Dort sehen Sie ein Bild, das<br />

Fotograf Philipp Horak von Tarek<br />

Rasouli gemacht hat. Dieser Tarek<br />

Rasouli ist der wichtigste Bike-<br />

Manager Europas. Und er sitzt seit<br />

einem Unfall im Rollstuhl. Warum<br />

also gleich auf Seite 50 blättern?<br />

Weil Sie einen Mann mit offenem<br />

Blick und freundlichem Lächeln<br />

sehen und nicht einen Augenblick<br />

daran zweifeln werden, dass er es<br />

versteht, sein Leben gut zu leben.<br />

Und dass er mit seinem Rollstuhl einen Wheelie macht,<br />

ist, als würde er Ihnen verschmitzt-verschwörerisch<br />

zuzwinkern. Großer Mann, große Geschichte!<br />

PS: Wenn Sie das Heft wenden, erfahren Sie alles zum<br />

Wings for Life World Run am 9. Mai. Und wie Ö3-Star<br />

Tom Walek Sie am Renntag anfeuern wird!<br />

Viel Spaß mit der<br />

neuen Ausgabe von<br />

The <strong>Red</strong> <strong>Bulletin</strong>!<br />

Die <strong>Red</strong>aktion<br />

WIE SINA SICH<br />

SELBST ENTDECKTE<br />

Österreichs beste Breakdancerin<br />

über die lange Reise<br />

zu ihren Wurzeln zwischen<br />

Marokko und Tirol. Ab Seite 56<br />

SOKR<strong>AT</strong>ES ÜBER<br />

SOCIAL MEDIA<br />

Wozu Instagram nutzen?<br />

Und was ist ein „Nutzer“<br />

wirklich? – Der griechische<br />

Philosoph beantwortet<br />

knifflige Fragen<br />

auf Seite 18.<br />

„Das Fliegen<br />

hat etwas<br />

Befreiendes“<br />

Bergführer Calum<br />

Muskett nimmt uns<br />

mit auf einen Paragliding-Flug<br />

vom Mont<br />

Blanc ab Seite 85.<br />

CHRISTIAN ANWANDER (COVER), KONSTANTIN REYER BENE ROHLMANN<br />

4 THE RED BULLETIN


Moderne Neuinterpretation der 1965 Diver’s 6R Automatikkaliber 70h Gangreserve UVP € 1.350,–


INHALT<br />

The <strong>Red</strong> <strong>Bulletin</strong><br />

im Mai 2021<br />

COVERSTORY<br />

56 TANZ DICH FREI<br />

Wie die 26-jährige Tirolerin<br />

Sina beim Breakdance Seele,<br />

Sinn und Selbstbewusstsein<br />

fand – die Geschichte einer<br />

faszinierenden Reise.<br />

PORTFOLIO<br />

20 DIE MAGIE DES<br />

VERBOTENEN<br />

Skateboard-Fotograf<br />

Jake Darwen erzählt die<br />

Geschichten zu den prägenden<br />

Bildern seiner Karriere.<br />

MUSIK<br />

36 SONGS IN HIMBEERROT<br />

Wenn Lea Lu singt, wird ihre<br />

Welt ganz bunt – denn jeder<br />

Klang ist für sie eine Farbe.<br />

ULTRARUNNING<br />

40 DER FITTESTE ALLER<br />

FEUERWEHRMÄNNER<br />

Andreas Michalitz hält den<br />

Weltrekord im 100-km-Lauf –<br />

in 26 Kilo schwerer Montur.<br />

SKYDIVING<br />

42 KOMET MIT HELM<br />

Foto-Stunt am Nachthimmel:<br />

Wie aus einer verrückten Idee<br />

ein Sprung für die Geschichtsbücher<br />

wurde.<br />

8 GALLERY<br />

14 FUNDSTÜCK<br />

16 PLAYLIST<br />

18 DAS PHILOSOPHEN-INTERVIEW<br />

MOUNTAINBIKE<br />

50 MIT RAD UND T<strong>AT</strong><br />

Tarek Rasouli ist Dreh- und<br />

Angelpunkt der MTB-Szene –<br />

seit er im Rollstuhl sitzt.<br />

KÜNSTLICHE INTELLIGENZ<br />

66 MONUMENTAL ANDERS<br />

KI wird die Menschheit verändern.<br />

Forscher Richard Socher<br />

erzählt uns, wie und warum.<br />

FUSSBALL<br />

72 DYNAMISCHES DUO<br />

Die Salzburg-Stars Patson<br />

Daka und Enock Mwepu über<br />

den Wert von Freundschaft.<br />

GUIDE<br />

Tipps für ein Leben<br />

abseits des Alltäglichen<br />

85 TRAVEL. Paragleiten am Mont<br />

Blanc mit Bergführer Calum<br />

Muskett – absolut erhebend.<br />

90 GAMING. Jacob Mourujärvi erklärt,<br />

wie man eSport-Profi wird.<br />

92 LESESTOFF. Es geht noch böser –<br />

Märchen, neu erzählt.<br />

94 RICHTIG GUTES ZEUG.<br />

Handverlesene Liebhaberstücke,<br />

Tipps und Termine.<br />

98 BOULEVARD DER HELDEN.<br />

US-Astronaut John Glenns All-Flug.<br />

109 IMPRESSUM<br />

110 CARTOON<br />

36<br />

FARBENPRÄCHTIG Die Sängerin Lea Lu kann<br />

Töne sehen. Das Ergebnis: bunte Lieder.<br />

16<br />

SCHICKSALSTRÄCHTIG Vier Songs, die das<br />

Leben des Musikers Parov Stelar beeinflussten.<br />

72<br />

EINTRÄCHTIG Die Karriere der FC <strong>Red</strong> Bull<br />

Salzburg-Kicker Daka (li.) und Mwepu.<br />

CLAUDIO STRÜBY, JAN KOHLRUSCH, KONSTANTIN REYER, JAKE DARWEN<br />

6 THE RED BULLETIN


20<br />

ROCK ’N’ ROLL!<br />

Die rasanten Skateboard-<br />

Fotos des Neuseeländers<br />

Jake Darwen<br />

THE RED BULLETIN 7


ALDEYJARFOSS, ISLAND<br />

Ein Fall für<br />

Mr. Garcia<br />

Der Pilot des roten Hubschraubers.<br />

Der kühne Mann im blauen Wildwasserkajak.<br />

Der Fotograf auf dem Felsen gegenüber.<br />

Auf diesem Bild, aufgenommen im spektakulären<br />

isländischen Hochland, zeigen drei<br />

Profis, was sie können: Der amerikanische<br />

Extrem-Kajakfahrer Evan Garcia stürzt sich,<br />

gefilmt aus dem Helikopter, den 20 Meter<br />

hohen Aldeyjarfoss-Wasserfall hinunter,<br />

der tschechische Lichtbildner Jan Kasl<br />

macht das Beste draus.<br />

Abenteuer im Bild: jankaslphoto.com


JAN KASL<br />

9


NEOM, SAUDI-ARABIEN<br />

Voll am Sand<br />

Wenn man nur lang genug von oben auf diese<br />

Wüstenzunge am Golf von Akaba schaut,<br />

dann taucht bald einmal ein schlafender Drache<br />

auf. Hier sehen wir den Truck der Russen Anton<br />

Shibalov, Dmitrii Nikitin und Ivan Tatarinov, der<br />

am Drachenmaul furchtlos Staub aufwirbelt.<br />

Die Besatzung hatte allerdings keine Zeit<br />

für Fabelwesen, denn bei ihrer Teilnahme an der<br />

Rallye Dakar – die nun zum zweiten Mal in<br />

Saudi-Arabien stattfand – galt: voll aufs Pedal!<br />

Der Franzose Éric Vargiolu hatte jedenfalls<br />

den Finger zur richtigen Zeit am Auslöser.<br />

Instagram: @eric_vargiolu<br />

ERIC VARGIOLU/DPPI/RED BULL CONTENT POOL DAVYDD CHONG<br />

11


ESBEN ZØLLNER OLESEN/RED BULL CONTENT POOL DAVYDD CHONG<br />

SILKEBORG, DÄNEMARK<br />

Ab durch<br />

den Wald<br />

Natürlich kostet es ein wenig Überwindung,<br />

speziell an einem Wintermorgen, aber so eine<br />

Wakeboard-Spritztour stärkt die Abwehrkräfte, die<br />

wir jetzt dringend brauchen. In Dänemark wissen<br />

sie das genau. Im Video „We, The Danes“ wird<br />

gesunde Härte als Lebenselixier gefeiert. Unter den<br />

Protagonisten: Board-Profi Robin Leroy Leonard,<br />

hier bei einer erfrischenden Session auf einem See<br />

bei Silkeborg in Zentraldänemark, fotografiert<br />

vom Kopenhagener Esben Zøllner Olesen.<br />

Das ganze Video gibt’s auf redbull.com.<br />

Noch mehr Action: esbenzollnerolesen.com<br />

13


F U N D S T Ü C K<br />

Die Beatles am Cover von<br />

„Abbey Road“. Der Zebrastreifen<br />

steht seit 2010 unter<br />

Denkmalschutz.<br />

THE BE<strong>AT</strong>LES<br />

Rock ’n’ Rolle<br />

Original Klopapierrolle von der Toilette der Londoner Abbey Road Studios, 1969<br />

Zwischen Februar und August 1969 nahm die berühmteste Pop-Band der Welt ihr letztes gemeinsames<br />

Album auf. Es hieß genauso wie die Studios: „Abbey Road“. Auch unser Fundstück spielte eine Rolle:<br />

„Die meisten Dinge liefen damals sehr flauschig ab“, heißt es dazu in einem Brief von einem EMI General<br />

Manager, „nicht jedoch dieses Klopapier, das den Beatles zu hart und zu glatt war. Außerdem fanden sie<br />

es erbärmlich, dass jedes Blatt von EMI gestempelt war. Die Rolle wurde sofort ausgetauscht.“<br />

GETTY IMAGES, ALAMY<br />

14 THE RED BULLETIN


MEINE FANS<br />

FORDERN DEN<br />

ERFOLG!<br />

Das Leben wurde anders,<br />

aber das Wichtigste wird immer bleiben.<br />

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P L A Y L I S T<br />

PAROV STELAR<br />

Mein Sohn,<br />

8, ist mein<br />

wichtigster<br />

Kritiker<br />

Electroswing-Pionier Parov Stelar<br />

verrät, welche Lieder sein Leben<br />

prägten – wie etwa jenes,<br />

das seinem Sohn Max einen<br />

schulfreien Tag bescherte.<br />

In seinem Studio auf Mallorca produziert<br />

Marcus Füreder, 46, geläufiger<br />

als Parov Stelar, gerade ein Album für<br />

sein Alter Ego Stelartronic: „Stelartronic<br />

– The Observer“ soll „elektronischer,<br />

experimenteller, poppiger“ grooven.<br />

Daneben bereitet der Allroundkünstler<br />

eine Ausstellung seiner Gemälde in<br />

Palma vor; im Clip zum neuen Stelartronic-Remix<br />

von „Brass Devil“ bringt<br />

sich der multitalentierte Oberösterreicher<br />

als Grafiker und erstmals auch<br />

als Darsteller ein. Und mit seiner „Voodoo<br />

Sonic Documentary“ gibt er auf<br />

160 Streaming-Plattformen (darunter<br />

Amazon und Apple TV) einen Einblick in<br />

sein Leben. Uns verrät der DJ, Produzent<br />

und Remixer, welche Lieder ihn bewegen.<br />

Multitalent<br />

Marcus Füreder<br />

alias Parov Stelar<br />

GusGus<br />

Within You (2011)<br />

„Diese Nummer habe ich vor<br />

zehn Jahren im heftigen Liebeskummer<br />

auf und ab gehört.<br />

Solche Zeiten fräsen sich<br />

in dein Hirn und dein Herz.<br />

Das Komische ist: Eigentlich erinnert<br />

sich ja niemand gern an<br />

solche Situationen. Aber Musik<br />

kann so viel! Wenn ich ‚Within<br />

You‘ heute höre, denke ich mir:<br />

Das war damals echt scheiße.<br />

Was bin ich froh, dass es<br />

mir wieder so gut geht!“<br />

Macklemore & Ryan Lewis<br />

Can’t Hold Us (2011)<br />

„Ich beschäftige mich als<br />

Produzent intensiv mit Sound-<br />

Ästhetik und muss mich davor<br />

hüten, Musik zu sehr zu analysieren.<br />

Als ich diesen Song<br />

zum ersten Mal gehört habe,<br />

dachte ich: Ist das ihr Ernst?<br />

Das Tempo, in der Macklemore<br />

rappt, ist unwirklich – Respekt!<br />

Ich bin nicht der größte Hip-Hop-<br />

Fan, aber diese Nummer hat so<br />

einen Drive, dass ich aufstehen<br />

und tanzen muss.“<br />

Carla Morrison<br />

Azúcar morena (2015)<br />

„Azúcar morena, das heißt<br />

,brauner Zucker‘. Dieses bittersüße<br />

Lied der Mexikanerin<br />

Carla Morrison ist relativ neu,<br />

aber zeitlos schön. Ich tue mir<br />

schwer, über Musik zu reden<br />

und etwas zu beschreiben, das<br />

man nicht in Worte fassen kann.<br />

Vor allem bei Songs, die dieses<br />

gewisse Etwas haben und<br />

damit etwas in dir berühren.<br />

Dieses Lied schlägt einfach<br />

verborgene Saiten in mir an.“<br />

Parov Stelar<br />

Brass Devil (2020)<br />

„Eine Nummer aus meinem<br />

eigenen Repertoire, die ich nie<br />

vergessen werde. Mein Sohn<br />

Max, er wird bald neun, ist mein<br />

wichtigster Indikator; Kinder<br />

sind gnadenlos ehrlich. Als ich<br />

ihm ‚Brass Devil‘ zum ersten Mal<br />

vorgespielt habe, hat er sofort<br />

zu hüpfen begonnen. Wir haben<br />

im Studio vier Stunden Party gemacht<br />

und waren danach beide<br />

erledigt. Max hat am nächsten<br />

Tag schulfrei bekommen.“<br />

JAN KOHLRUSCH FLORIAN OBKIRCHER<br />

16 THE RED BULLETIN


CELEBR<strong>AT</strong>ING<br />

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Für immer seinen Werten treu, zeitlos und doch immer in Mode,<br />

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Als Guzzista geht es nicht um die Wahl des Motorrades,<br />

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D A S F I K T I V E P H I L O S O P H E N - I N T E R V I E W<br />

SOKR<strong>AT</strong>ES FRAGT<br />

„Erkennst du dich selbst,<br />

oder postest du noch?“<br />

Social Media ist für ihn nichts anderes als der antike<br />

Markt von Athen: eine Gelegenheit, bei der man die<br />

Weltbilder seiner Zeitgenossen zum Einsturz bringt.<br />

Wie das funktioniert, erklärt der große Denker<br />

Sokrates in unserem fiktiven Interview mit dem<br />

deutschen Philosophen Christoph Quarch.<br />

the red bulletin: In den sozialen<br />

Medien können Menschen sich<br />

zeigen und einander begegnen<br />

– selbst wenn sie physisch an verschiedenen<br />

Orten sind. Ist das<br />

nicht ein großartiges Instrument,<br />

um miteinander ins Gespräch<br />

zu kommen?<br />

sokrates: Ha, da haben Sie mir<br />

einen schönen Köder hingeworfen,<br />

mein Freund. Denn Sie wissen ja genau,<br />

dass ich ein riesengroßer Fan von<br />

Gesprächen bin. Und warum nicht<br />

auch mal chatten oder twittern?<br />

Mir ist nur eines nicht ganz klar<br />

dabei: Wer sind eigentlich diejenigen,<br />

die auf Social Media<br />

kommunizieren?<br />

Wie meinen Sie das? Man nennt<br />

diese Leute Nutzer.<br />

Ja, das weiß ich. Aber was ist<br />

das – ein Nutzer? Sehen Sie: Bei<br />

uns im alten Griechenland kannte jeder die Tempelinschrift<br />

in Delphi. Sie lautete: „Erkenne dich selbst!“<br />

Deshalb frage ich jeden Nutzer, ob er sagen kann,<br />

was es heißt, ein Nutzer zu sein. Verstehen Sie, was<br />

ich meine?<br />

Ja, schon. Und was ist aus Ihrer Sicht ein Nutzer?<br />

Lassen Sie uns mal so tun, als wäre hier ein Nutzer,<br />

den wir fragen könnten: „Hey Nutzer, wer bist du?“<br />

– „Was ist das für eine komische Frage, schau dir mal<br />

mein Profil an, dann weißt du’s.“ – „Okay, da finde<br />

ich ein Foto und ein paar Infos über dich. Aber das<br />

war doch wohl noch nicht alles.“ – „Na klar, ich kann<br />

doch nicht mein ganzes Leben in mein Profil quetschen.“<br />

– „Das will ich hoffen, aber dann bist du doch<br />

offenbar etwas anderes als dein Profil. Oder sagen wir<br />

so: Dein Profil ist ein Bild von dir – aber du bist nicht<br />

mit diesem Bild identisch …“ Merken Sie, worauf ich<br />

hinauswill?<br />

„Den Leuten ist<br />

jedes Mittel recht,<br />

um attraktiv zu<br />

scheinen, und sie<br />

vergessen darüber,<br />

attraktiv zu sein.“<br />

Sie wollen sagen, dass man im Netz eigentlich nur<br />

mit einem Bild von sich unterwegs ist, aber nicht<br />

als die Person, die man eigentlich ist?<br />

Genau das meine ich. Und jetzt kommt’s: Ein Bild kann<br />

wahr oder falsch sein. Es kann das, was es abbildet,<br />

getreu wiedergeben, es kann aber auch ein<br />

Zerrbild sein. Meistens ist Letzteres der Fall:<br />

Das Bild, mit dem Sie in sozialen Medien<br />

unterwegs sind, gibt dann gar nicht<br />

zu erkennen, wer Sie tatsächlich sind,<br />

sondern nur, wer Sie gern sein wollen.<br />

Es ist fast immer ein Wunschbild,<br />

das Sie von sich haben. Und das ist<br />

ziemlich oft ein verdammter Fake.<br />

Heißt das, wir machen uns in den<br />

sozialen Medien alle etwas vor?<br />

Vielleicht nicht alle, aber viele. Es ist<br />

wirklich wie früher auf dem Markt<br />

von Athen. Die Leute wollen sämtlich<br />

Aufmerksamkeit. Sie wollen<br />

bewundert und wertgeschätzt<br />

werden. Aus diesem Grund ist<br />

ihnen jedes Mittel recht, um gut<br />

und attraktiv zu scheinen – und<br />

sie vergessen darüber, gut und<br />

attraktiv zu sein. Das ist schade.<br />

Haben Sie deshalb keinen<br />

Facebook-Account?<br />

Och, ich würd mir schon noch einen anlegen, denn<br />

für Social Media gilt am Ende das Gleiche wie für<br />

den Markt in Athen: Du kannst darin als Fake-Avatar<br />

herumlaufen und dich mit deinem Profil verwechseln,<br />

du kannst Social Media aber auch für Dialoge nutzen,<br />

in denen du anfängst, dich selbst zu erkennen und<br />

deine albernen Selbstinszenierungen als das zu durchschauen,<br />

was sie sind: fruchtlose Schattenspiele, die<br />

dich davon abhalten, wirklich du selbst zu sein.<br />

SOKR<strong>AT</strong>ES (ca. 470–399 v. Chr.) ist die Galionsfigur der europäischen<br />

Philosophie. Zu Lebzeiten war der griechische Denker<br />

berühmt dafür, unreflektierte Selbst- und Weltbilder infrage<br />

zu stellen. Damit zog er den Zorn vieler Mitbürger auf sich,<br />

die ihn in einem fragwürdigen Prozess zum Tode verurteilten.<br />

CHRISTOPH QUARCH, 56, ist deutscher Philosoph, Theologe,<br />

Unternehmens-Coach und Autor zahlreicher philosophischer<br />

Bücher. Zuletzt erschienen: „Platon und die Folgen“,<br />

Verlag J. B. Metzler, Stuttgart.<br />

DR. CHRISTOPH QUARCH BENE ROHLMANN<br />

18 THE RED BULLETIN


#THECRAFTOFSAFT<br />

shot @rauchjuicebar<br />

Neubaugasse, Wien<br />

IMMER<br />

EINEN<br />

SCHLUCK<br />

VORAUS.<br />

Direkt gepresste<br />

Säfte mit dem Plus<br />

an Vitaminen.


P O R T F O L I O<br />

„Wir hatten<br />

nicht viel Zeit.<br />

Die Securitys<br />

waren uns auf<br />

den Fersen.“<br />

Skateboard-Fotograf<br />

Jake Darwen über die Magie<br />

des Augenblicks<br />

am Rande des Verbotenen.<br />

Text ANDREAS WOLLINGER<br />

Volles Rohr<br />

Anthony Schultz, Seoul,<br />

Südkorea, 2016<br />

„Vor dem größten Einkaufszentrum<br />

Seouls steht diese perfekte Full Pipe.<br />

Das Problem sind nur die vielen<br />

Wachleute. Ein paar von den Jungs<br />

lenkten sie ab, Anthony hatte Zeit<br />

für genau zwei Versuche, dann haben<br />

sie uns des Areals verwiesen.“<br />

20 THE RED BULLETIN


THE RED BULLETIN 21


P O R T F O L I O<br />

Unter dem<br />

Regenbogen<br />

Casey Ainsworth,<br />

Adelaide,<br />

Australien, 2015<br />

„Casey entdeckte<br />

diese wirklich steile<br />

Bank (eine Schräge,<br />

die Tricks zulässt;<br />

Anm.) untertags, wir<br />

gingen abends hin,<br />

um ungestört zu sein.<br />

Da stellten wir fest,<br />

dass das Stadion<br />

beleuchtet war, was<br />

die Sache gleich noch<br />

viel schöner machte.“<br />

22 THE RED BULLETIN


THE RED BULLETIN 23


P O R T F O L I O<br />

Nicht mal Fliegen ist schöner<br />

Marius Syvänen, Tugun, Australien, 2018<br />

„Fast zu schön, um wahr zu sein, aber diese Bowl<br />

ist nur ein paar hundert Meter von der Landebahn<br />

des Flughafens von Gold Coast entfernt. Marius<br />

und ich stoppten, dass die Flugzeuge zirka alle<br />

20 Minuten ankamen. Schwebte also ein Flieger<br />

herein, legte Marius los. Es dauerte lang, bis wir es<br />

präzise hinbekamen, aber das war es allemal wert.“<br />

24 THE RED BULLETIN


Sprünge im Schulhof<br />

Jake Hayes & Jordan Trahan,<br />

Los Angeles, USA, 2019<br />

„Klassische Schulhof-Session, mitten im Hochsommer.<br />

Meine Blitzgeräte explodierten fast<br />

in der Hitze, aber die Jungs behielten einen<br />

kühlen Kopf und schafften es, ihre Kickflips über<br />

den Tisch perfekt zu synchronisieren.“<br />

THE RED BULLETIN 25


P O R T F O L I O<br />

Big City, Bright Lights<br />

Marquise Henry, Los Angeles, USA, 2020<br />

„Ich war schon immer ein großer Fan davon, mein<br />

Motiv von hinten zu beleuchten, wann immer ich<br />

die Gelegenheit dazu habe. Die Art und Weise, wie<br />

die Schatten dann mit dem Boden verschmelzen,<br />

und das Glühen hinter der Person: Ich liebe es!“<br />

Kunst und Können<br />

Louie Dodd, Melbourne,<br />

Australien, 2016<br />

„Louie skatet immer an Stellen, die<br />

so toll sind, dass man sich wünscht,<br />

ihn dabei fotografieren zu können.<br />

Glücklicherweise ging mein Wunsch<br />

in Erfüllung: Diese abstrakte Skulptur<br />

steht im Herzen von Melbourne.“<br />

26 THE RED BULLETIN


THE RED BULLETIN 27


P O R T F O L I O<br />

28 THE RED BULLETIN


Springen<br />

im Brunnen<br />

Dean Palmer,<br />

Peking, China,<br />

2014<br />

„Ich wollte immer<br />

schon jemanden in<br />

einem Springbrunnen<br />

fotografieren, aber<br />

meistens wollen die<br />

Leute nicht nass<br />

werden. Als ich mit<br />

Dean in Peking war,<br />

fragte ich ihn, ob er<br />

Lust habe. Nach fünf<br />

Minuten war er tropfnass.<br />

Er ist dann ins<br />

Hotel zurück, holte<br />

sich neue Klamotten,<br />

und weiter ging’s.“<br />

THE RED BULLETIN 29


P O R T F O L I O<br />

Sicherheit ist relativ<br />

Franky Villani, Los Angeles, USA, 2020<br />

„Nach dem Ausbruch von Corona hatte ich einen Monat<br />

lang kein Foto geschossen. Dann erkannten wir, dass<br />

geschlossene Schulen sichere Orte waren – keine<br />

Menschen weit und breit. Franky wählte prompt den<br />

am wenigsten sicheren Trick: den 50-50 Grind Hippie<br />

Jump – über das Geländer durch das Loch im Zaun.“<br />

30 THE RED BULLETIN


Eine Frage des Gleichgewichts<br />

Gabriel Summers, Melbourne, Australien, 2015<br />

„Bis heute weiß keiner, wer das gebaut oder wozu es gedient<br />

hat – eine wilde Konstruktion mit herausstehenden<br />

Nägeln und Sperrholzstücken, die sich gegenseitig überlappen.<br />

Gabriel musste wie ein Turner balancieren, um<br />

sein Brett in die richtige Position zu bringen, und dann<br />

einfach das Beste hoffen. Zum Glück ist nichts passiert.“<br />

THE RED BULLETIN 31


P O R T F O L I O<br />

Blitzaktion im Bahnhof<br />

Ronnie Kessner, New York, USA, 2019<br />

„Wir waren in diesem Bahnhof was essen. Beim<br />

Rausgehen fiel mir auf, dass man von oben<br />

ganz nach unten sehen konnte, was sofort eine<br />

Fotoidee zündete. Ich verständigte mich mit<br />

Ronnie via Handy, ein Assistent blitzte ihn zusätzlich<br />

von oben, was den Schatten erzeugte.<br />

Viel Zeit hatten wir nicht, die Securitys waren<br />

uns schon auf den Fersen.“<br />

32 THE RED BULLETIN


Verbotene Leidenschaften<br />

Kayle Lawson, Melbourne, Australien, 2016<br />

„Diese Stelle war jahrelang gesperrt. Doch dann<br />

haben Hiesige die Sperren entfernt, und man konnte<br />

genau zwei Wochen skaten. Im Bild: mein bester<br />

Freund Kayle bei einem Switch Backside Lipslide.“<br />

THE RED BULLETIN 33


P O R T F O L I O<br />

34 THE RED BULLETIN


Mit 16 zog sich<br />

Jake Darwen eine<br />

Knieverletzung zu<br />

– nicht lustig, wenn<br />

man davon träumt,<br />

Skateboardprofi<br />

zu werden. Doch<br />

der Sonnyboy aus<br />

Auckland, Neuseeland, nützte das<br />

halbe Jahr Krankenstand kreativ:<br />

Er legte sich eine Kamera zu, um Teil<br />

der Szene zu bleiben, wenn er schon<br />

nicht selber fahren konnte. Schnell<br />

wurde die Fotografie zu seiner neuen<br />

Leidenschaft, wobei er den gleichen<br />

Zugang wählte wie beim Skateboarden:<br />

„Du kannst nicht aufhören, dich<br />

zu verbessern, das macht süchtig“,<br />

sagt er. Nach fünf Jahren in Australien<br />

übersiedelte er schließlich nach<br />

Los Angeles und zählt heute, mit 28,<br />

zu einem der gefragtesten Skateboard-Fotografen<br />

der Welt. Vor allem<br />

weil er es versteht, die flüchtigen<br />

Tricks der Boarder und ihre Umgebung<br />

mit wachem Blick und perfektem<br />

Timing zu Gesamtkunstwerken zu<br />

erhöhen. „Ich glaube“, sagt er, „dass<br />

man ein Foto auf die Art dazu bringt,<br />

eine Geschichte zu erzählen.“<br />

Bilder aus Jakes Leben: Instagram: @jakedarwen<br />

Tag der Fahne<br />

Jake Hayes, Chongqing,<br />

China, 2014<br />

„Diese Flaggen fielen mir auf, als wir<br />

von einem Spot zum nächsten unterwegs<br />

waren. Ich kletterte auf einen<br />

Baum, um den Blickwinkel richtig<br />

hinzukriegen, und Jake machte ein<br />

paar Kickflips. Zum Glück waren<br />

nirgends Securitys.“<br />

THE RED BULLETIN 35


Musik<br />

„Meine Songs<br />

sind dunkelgrün<br />

und himbeerrot“<br />

Wenn Lea Lu singt, wird ihre Welt ganz bunt – denn<br />

jeder Klang ist für sie Farbe. Die Sängerin sieht Töne.<br />

Und das gibt ihrer Musik einen einzigartigen Anstrich.<br />

Interview SABRINA LUTTENBERGER<br />

Foto CLAUDIO STRÜBY<br />

Wenn Lea Lu auf die dunkle Seite<br />

ihrer Seele wechselt – dorthin, wo<br />

es ein wenig düsterer zugeht –, dann<br />

sieht sie nicht schwarz, nein, sie hört<br />

dunkelgrün.<br />

Für die Sängerin, 36, steht Dunkelgrün<br />

für F-Dur – und zwar immer.<br />

Denn Lea Lu ist Synästhetikerin.<br />

Das heißt: Jeder Ton, jeder Akkord<br />

lässt vor ihrem inneren Auge eine<br />

bestimmte Farbe erklingen.<br />

Nur einer von 20.000 Menschen,<br />

schätzen Experten wie der Neuropsychologe<br />

Lutz Jäncke von der Uni<br />

Zürich, besitzt diese Gabe. Der rus sische<br />

Maler Wassily Kandinsky soll sie<br />

gehabt haben, die New Yorker Sängerin<br />

Lady Gaga und der Frontmann<br />

der britischen Popband Coldplay,<br />

Chris Martin, sehen Töne wie Lea Lu.<br />

Neue Studien gehen davon aus,<br />

dass fast jeder Zwanzigste Töne sieht,<br />

viele, ohne sich dessen bewusst zu<br />

sein. Lange ahnte auch Lea Lu nichts<br />

von ihrer Gabe, erst eine Doku über<br />

Synästhesie öffnete ihr die Augen.<br />

Dabei hatte die Schweizerin sich<br />

schon als Sechsjährige mit ihrer speziellen<br />

Fähigkeit durch den Geigenunterricht<br />

geschummelt: Statt der<br />

Noten merkte sie sich die Farbfolge,<br />

die sie sah, wenn ihr die Lehrerin<br />

ein Stück vorspielte.<br />

Ob die Farbe vor ihrem inneren<br />

Auge ihren Liedern einen besonderen<br />

Klang verleiht? Wir meinen ja – ihrer<br />

ersten Single „I Call You“ gibt sie<br />

einen einzigartigen Anstrich, ihr dieses<br />

Jahr erscheinendes Album verspricht<br />

eine bunte Welt. Ein Happy<br />

End, mit einem dunkelgrünen Start<br />

in New York.<br />

the red bulletin: Wenn du mit<br />

Leuten Musik machst, kann es<br />

passieren, dass die anderen etwas<br />

richtig gut finden, wo für dich<br />

die Klang-Farb-Kombination nicht<br />

funktioniert?<br />

lea lu: Ja, das kommt wirklich<br />

vor. Wenn die Komposition toll ist,<br />

die Farben aber langweilig sind,<br />

beeinflusst das bereits meine Wahrnehmung<br />

des Songs. Oder zum Beispiel<br />

F-Dur – das ist für mich immer<br />

dunkelgrün, ein bisschen düster.<br />

Es kann schon sein, dass ich dafür<br />

eher melancholischere Themen<br />

wähle. Auf der anderen Seite würde<br />

ich niemals einen traurigen Song in<br />

A‐Dur schreiben. A-Dur ist himbeerrot,<br />

eine fröhliche Farbe!<br />

Wie kann man sich das vorstellen,<br />

dass du Musik nicht nur hörst,<br />

sondern auch siehst?<br />

Es ist wie eine Farbebene, die immer<br />

da ist, also auch jetzt, wenn wir<br />

sprechen. Es gibt dieses Empfinden,<br />

das mehr im Inneren des Körpers<br />

stattfindet. Ich habe das nicht nur<br />

bei Tönen, sondern auch wenn ich<br />

lese und Buchstaben sehe. Da sind<br />

dann aber nicht die Buchstaben<br />

farbig, sondern ich sehe die Farben.<br />

Bei der Musik ist das eben auch so:<br />

Es tauchen Farbnebel vor meinem<br />

inneren Auge auf. Jeder Akkord<br />

und jeder Ton hat in meinem Kopf<br />

eine bestimmte Farbe. Und das ist<br />

immer dieselbe.<br />

Beeinflusst dich diese Fähigkeit<br />

auch in anderen Bereichen?<br />

Mir hilft es dabei, mir Dinge zu merken.<br />

Also, ich hab schon als kleines<br />

Kind Geige gespielt, konnte aber keine<br />

Noten lesen. Die Geigen lehrerin<br />

wusste das aber nicht und hat mir<br />

das Notenblatt hingestellt. Ich hab<br />

sie dann gefragt: „Können Sie das<br />

bitte vorspielen?“ Ich habe mir die<br />

Tonfolge farblich gemerkt und so<br />

getan, als ob ich die Noten lesen<br />

würde. Sie hat das sechs Jahre lang<br />

nicht gemerkt! (Lacht.)<br />

Normalerweise würden wir jetzt<br />

über deinen New-York-Aufenthalt<br />

sprechen. Doch 2020 kam alles<br />

anders.<br />

Ja, ich wäre von März bis September<br />

mit einem Auslandsstipendium der<br />

Stadt Zürich in New York gewesen.<br />

Der Traum jedes Künstlers! Ich<br />

bin am 9. März angereist und war<br />

am 17. März notgedrungen wieder<br />

zurück in der Schweiz. Das war<br />

ein Schock, wie die Pandemie sich<br />

so plötzlich entfacht hat.<br />

Wie hast du die Zeit erlebt?<br />

Zuerst hatte ich natürlich Angst –<br />

um meine Familie, meine Freunde,<br />

meine Gesundheit. Ich war wie in<br />

einer Schockstarre, bis ich erkannt<br />

habe, ich muss da wieder raus. Das<br />

habe ich geschafft, indem ich mir<br />

möglichst viele wissenschaftliche<br />

Informationen zu Covid-19 beschafft<br />

habe. Ich hab viel gelesen und mich<br />

mit Freunden aus Taiwan ausgetauscht,<br />

die bereits früh Erkenntnisse<br />

36 THE RED BULLETIN


„Ich musste<br />

raus aus der<br />

Schockstarre.“<br />

Lea Lu, 36, kämpfte sich nach einem<br />

harten Jahr 2020 wieder zurück.<br />

THE RED BULLETIN 37


Musik<br />

zum Virus hatten. Als die Angst weg<br />

war, war das Organisieren wichtig.<br />

Okay, was mache ich jetzt? Wie zum<br />

Teufel zahle ich meine Miete? Es ist<br />

Lockdown. Ich hab keine Konzerte,<br />

ich kann keinen Gesangsunterricht<br />

geben.<br />

Zum weltweiten Ausnahmezustand<br />

kam also auch noch<br />

ein persönlicher?<br />

Ja. Die Kulturbranche wurde von der<br />

Situation hart getroffen. Zum Glück<br />

gab es nach einigen Monaten Unterstützungsbeiträge<br />

von verschiedenen<br />

Institutionen. Um die erste Zeit<br />

zu überbrücken, habe ich mir Geld<br />

von Freunden geliehen. Sobald das<br />

Finanzielle vorerst geklärt war, hat<br />

sofort wieder das Kreieren begonnen.<br />

Das Leben kam wieder in Bewegung.<br />

Ich wollte schon sehr lange an<br />

meinem neuen Album arbeiten,<br />

deshalb bin ich ja auch nach New<br />

York gegangen.<br />

Stattdessen hast du es bei dir<br />

daheim in Zürich aufgenommen.<br />

Wie war die Arbeit daran?<br />

Als ich die Songs geschrieben hatte,<br />

habe ich einfach angefangen, die<br />

Musik mit meinem Schlagzeuger, mit<br />

dem ich mir den Proberaum teile,<br />

aufzunehmen – mit den Möglichkeiten,<br />

die wir zur Verfügung hatten.<br />

Und ich habe mir Bass-Spielen beigebracht.<br />

Weil ich … na ja, keinen<br />

„I love the<br />

songs! I love<br />

your voice!“<br />

Der kanadische Musiker Mocky<br />

war sofort bereit,<br />

Bass für Lea Lu zu spielen.<br />

Bassisten in der Nähe hatte. (Lacht.)<br />

Es ging eigentlich ganz okay, aber<br />

dann ist mir plötzlich wieder Mocky<br />

in den Sinn gekommen. Ein kanadischer<br />

Musiker, der schon mit Jamie<br />

Lidell (britischer Sänger; Anm.) und<br />

Leslie Feist (kanadische Sängerin;<br />

Anm.) gearbeitet hatte. Den wollte<br />

ich eigentlich in New York treffen.<br />

Ich hab mir gedacht, die Chance<br />

ist klein, aber ich frag einfach mal<br />

per Mail bei ihm an. Er hat zurückgeschrieben<br />

und war begeistert:<br />

„I love the songs! I love your voice!<br />

I would love to play on your album!“<br />

Er hat dann in Los Angeles die Bass-<br />

Linien eingespielt und uns geschickt.<br />

Das war so krass: Es hat sofort so<br />

geklungen, als ob wir schon lange<br />

eine Band wären! Ohne dass wir uns<br />

einmal getroffen haben.<br />

Wenn man sich das Album anhört,<br />

wird man etwas von der Stimmung<br />

des vergangenen Jahres spüren?<br />

Ich glaube, man wird darin deutlich<br />

das Bedürfnis nach Austausch spüren.<br />

Das, was ich mir in dieser Zeit am<br />

meisten gewünscht habe: wieder<br />

mit anderen Musikern spielen zu<br />

können. Für mich ist das Album<br />

auch eine Weiterführung meiner EP<br />

„Rabbit“. Die war eine Soloproduktion,<br />

ein sehr einsames Stück Musik.<br />

Der nächste Schritt wäre gewesen,<br />

wieder in die Welt hinauszugehen.<br />

Dann kam Corona, und die Welt ging<br />

zu. Aber das Bedürfnis ist geblieben.<br />

Wie bist du damit umgegangen?<br />

Ich habe es so gelöst, wie es eben<br />

ging: zum Beispiel mit Mocky<br />

online. Als der Lockdown in der<br />

Schweiz zu Ende war, so Anfang<br />

Mai, konnte man sich auch wieder<br />

treffen und zusammen musizieren.<br />

Da haben wir das Proberaumstudio<br />

in ein Auto gepackt und in einer<br />

Alphütte wieder aufgebaut, und ich<br />

hab meine Lieblingsjazzmusiker aus<br />

der Schweiz eingeladen. Also, ich<br />

hab einfach nur angerufen, und sie<br />

sind alle gekommen. Das war ein<br />

wunderschönes Erlebnis. Deshalb<br />

heißt das Album auch „I Call You“.<br />

Dabei wolltest du als Kind auf<br />

keinen Fall Musikerin werden.<br />

Du hast angeblich gesagt, das sei<br />

dir viel zu anstrengend.<br />

Das stimmt. Ich hab schon sehr<br />

früh Songs geschrieben. Das war<br />

das Natürlichste für mich. Ich sag<br />

immer, das war meine erste Sprache,<br />

meine Muttersprache. Die Welt,<br />

in der ich mich ausdrücken konnte.<br />

Musikerin zu werden war aber<br />

nie ein Berufswunsch oder Traum.<br />

Nicht, weil es anstrengend ist – mir<br />

war wohl schon immer bewusst,<br />

dass es einfach schwierig ist, Musikerin<br />

zu werden und davon zu<br />

leben. Deshalb habe ich auch mit<br />

einem Psychologiestudium begonnen.<br />

Da hatte ich in den Vorlesungen<br />

aber immer eine Jazz-Notensammlung<br />

mit. Eine Mitstudentin hat<br />

mich irgendwann einmal gestupst<br />

und meinte: „Ey, du bist wirklich im<br />

falschen Studium.“ (Lacht.) Danach<br />

habe ich Jazz studiert.<br />

Und kannst du jetzt Noten lesen?<br />

Ja, das hat auch noch funktioniert.<br />

Als Anheizer für Coldplay: Lea Lu 2016 mit ihrer Band im Stadion in Zürich –<br />

48.000 Zuschauer sahen ihren Auftritt. Wie Lea Lus Leben Farbe gewinnt: lealu.ch<br />

LUKAS MAEDER<br />

38 THE RED BULLETIN


FLÜÜÜGEL<br />

FÜR DEN SOMMER.<br />

MIT DEM GESCHMACK VON KAKTUSFRUCHT.<br />

BELEBT GEIST UND KÖRPER ® .


Ultrarunning<br />

Der fitteste<br />

Feuerwehrmann<br />

Österreichs<br />

Andreas Michalitz, 52, Hauptbrandmeister aus Wiener<br />

Neustadt, hält den Weltrekord im 100-Kilometer-Lauf –<br />

und zwar in voller Montur. Das heißt: Er muss 26 Kilo<br />

mitschleppen. Und das ist nicht seine einzige Bestleistung.<br />

Interview WOLFGANG WIESER<br />

Foto PHILIPP HORAK<br />

Seine Vorbereitung für die Weltrekorde<br />

absolvierte Hauptbrandmeister<br />

Andreas Michalitz in der<br />

Nacht: Warum? „Weil es seltsam<br />

aussieht, wenn du mit einem Feuerwehrhelm<br />

auf dem Kopf läufst.“<br />

Tatsächlich näherte sich Profi-Feuerwehrmann<br />

aus Wiener Neustadt<br />

seiner schweißtreibenden Rekordjagd<br />

Stück für Stück: Einmal trug er<br />

den Helm, dann seine schweren<br />

Einsatzstiefel („Die sind fürs Laufen<br />

völlig ungeeignet“). Bis er schließlich<br />

in die komplette, 26 Kilo schwere<br />

Montur schlüpfte. Das monatelange<br />

Training hat sich gelohnt. Heute hält<br />

er vier Weltrekorde: im 100-Kilometer-Lauf<br />

(im Einzel und im Team<br />

mit drei deutschen Kollegen), für<br />

zwölf Stunden am Laufband und<br />

im Treppen steigen – alles in voller<br />

Feuerwehr-Montur.<br />

the red bulletin: Du hältst den<br />

Weltrekord im Treppensteigen<br />

in voller Montur, konkret hast<br />

du 82.301 Stufen in 24 Stunden<br />

geschafft. Frage eins: Was heißt<br />

in voller Montur genau? Frage<br />

zwei: Ganz ehrlich, ist das nicht<br />

ein bisschen verrückt?<br />

Andreas Michalitz: Die zweite<br />

Frage kann ich kurz beantworten:<br />

Ja. Zur ersten Frage: Helm, Jacke,<br />

Handschuhe, Hose, Stiefel, Atemschutzgerät,<br />

Beil, eine Maske – alles<br />

in allem 26 Kilo schwer.<br />

Wie bist du überhaupt auf diese<br />

verrückte Idee gekommen?<br />

Den Treppenrekord hat vor mir Joey<br />

Kelly von der Kelly Family gehalten<br />

– allerdings ohne Montur. Ich wollte<br />

nur beweisen, wie fit du als Feuerwehrmann<br />

sein musst.<br />

Dieser Weltrekord ist nicht dein<br />

einziger, du hältst vier, einer davon<br />

ist der Weltrekord im 100-Kilometer-Lauf<br />

in Feuerwehr-Schutzausrüstung<br />

mit Atemschutz. Du<br />

hast dafür 15 Stunden, 11 Minuten<br />

und 10 Sekunden gebraucht. Was<br />

treibt dich zu solchen Leistungen?<br />

Das ist schwer zu sagen. Ich ver mute,<br />

es ist die Motivation, etwas Besonderes<br />

zu schaffen, was sonst kaum<br />

jemand schafft. In Österreich bin ich<br />

mit diesen Extremeinsätzen eher ein<br />

Einzelkämpfer, in Deutschland sind<br />

viel mehr Feuerwehrkollegen dabei.<br />

Deine Vorbereitung?<br />

Ich laufe seit rund 20 Jahren täglich.<br />

Zwei-, dreimal in der Woche habe<br />

ich speziell für die Weltrekorde<br />

trainiert. Auf unterschiedlichen<br />

Strecken. Meistens in der Nacht,<br />

weil es seltsam aussieht, wenn du<br />

mit einem Feuerwehrhelm auf dem<br />

Kopf läufst. Das größte Problem<br />

waren die Schuhe: Die schweren<br />

Stiefel sind fürs Laufen eigentlich<br />

völlig ungeeignet. Aber wenn du<br />

lange genug übst, haut auch das hin.<br />

Was haben die Feuerwehrkollegen<br />

dazu gesagt? Und deine Frau,<br />

deine Kinder?<br />

Die waren Feuer und Flamme und<br />

haben mich unterstützt. Meine<br />

Frau Susanne, 54, und mein Sohn<br />

Alexander, 34, betreuen mich heute<br />

noch bei Extremläufen.<br />

Am Anfang deiner Laufbegeisterung<br />

stand ein Buch von Extremsportler<br />

Christian Schiester.<br />

In „Lauf ins Leben“ beschreibt er,<br />

wie er vom Kettenraucher zum Top-<br />

Sportler wurde. Es hat mich fasziniert,<br />

dass ein Antisportler all das<br />

schaffen kann.<br />

Bevor Christian mit dem Laufen<br />

begann, hatte er jeden Tag sechs<br />

Bier getrunken und 40 Zigaretten<br />

geraucht. Wie hat dein Sündenregister<br />

ausgesehen?<br />

Gegessen habe ich gerne, aber kaum<br />

Alkohol getrunken. Sportlich habe<br />

ich – außer ein bisschen Ski zu fahren<br />

– schlicht nichts gemacht.<br />

Sind diese Rekorde mehr als bloß<br />

ein Gag?<br />

Natürlich, sie sind so etwas wie eine<br />

Bestätigung meiner körperlichen,<br />

aber auch meiner mentalen Fitness.<br />

Wenn ich bei einem Einsatz auf<br />

der Autobahn auf 50 Grad heißem<br />

Asphalt stehe und im Schutzanzug<br />

arbeiten muss, ist es wichtig, nicht<br />

nur körperlich, sondern auch geistig<br />

fit zu sein.<br />

Wohin Andreas Michalitz gerade läuft:<br />

ultrarunning-michalitz.at<br />

40 THE RED BULLETIN


„In dieser<br />

Montur lief ich<br />

100 Kilometer<br />

am Stück.“<br />

Hauptbrandmeister Michalitz, 52,<br />

in seiner Sportbekleidung:<br />

„Ich will etwas schaffen, was sonst<br />

kaum jemand schafft.“<br />

THE RED BULLETIN 41


Skydiving<br />

KOMET<br />

MIT HELM<br />

Die Skydiver der <strong>Red</strong> Bull<br />

Air Force als menschliche<br />

Flugobjekte am Nachthimmel:<br />

Bei uns erzählt US-Fotograf<br />

Dustin Snipes, wie aus<br />

seiner verrückten Foto-Idee<br />

ein Stunt für die Geschichtsbücher<br />

wurde.<br />

Text NORA O’DONNELL<br />

Fotos DUSTIN SNIPES<br />

42


RED BULL AIR FORCE<br />

Lebende Fackel<br />

Ein Skydiver der <strong>Red</strong> Bull Air<br />

Force im Nachthimmel über<br />

Marfa, Texas. Die US-Kleinstadt<br />

ist für ihre mysteriösen Lichtphänomene<br />

berühmt, die „Marfa<br />

Lights“. Um diese für ein Fotoprojekt<br />

nachzustellen, zündeten<br />

die Athleten kurz nach dem<br />

Absprung pyrotech nische<br />

Raketen an ihren Fußgelenken.


Skydiving<br />

Himmels-<br />

Kunstwerk<br />

Dieses Bild besteht aus 48 Fotos:<br />

Sechs Kameras und je acht Langzeit<br />

belichtungen waren nötig,<br />

damit der gesamte Flug der<br />

vier Skydiver zu sehen ist – vom<br />

Absprung über den Formationsflug<br />

bis zu ihrem Verschwinden<br />

hinter den Bergen. „Ein abstraktes<br />

Gemälde auf einem schier endlosen<br />

Nachthimmel“, schwärmt<br />

Fotograf Dustin Snipes.<br />

44


Skydiving<br />

„Wir machen<br />

diesen Sprung<br />

nicht, weil<br />

er leicht,<br />

sondern weil er<br />

schwierig ist.“<br />

Fotograf Dustin Snipes<br />

Fotograf Snipes (li., mit seinem Team) kam im September 2020 zum ersten Mal nach Marfa, Texas,<br />

um sich nach Locations für das Nacht-Skydiving-Shooting umzusehen. „Die Planung dauerte Monate“,<br />

sagt er, „weil es jede Menge Variablen gab.“<br />

Wie so viele wilde<br />

Abenteuer beginnt<br />

auch diese<br />

Geschichte mit<br />

einer verrückten<br />

Idee – sie stammte von US-<br />

Fotograf Dustin Snipes.<br />

„Je verrückter, desto besser“,<br />

sagt er trocken. „In der Regel<br />

bedeutet das nämlich, dass<br />

es noch niemand vorher versucht<br />

hat.“<br />

Die Hochebene von West-<br />

Texas hat etwas ganz Besonderes<br />

zu bieten: einen Nachthimmel<br />

von außerirdischer<br />

Schönheit. Die Seehöhe und<br />

die Abwesenheit von Lichtverschmutzung<br />

lassen Millionen<br />

von Sternen funkeln wie<br />

Juwelen. Und über allem<br />

schwebt der mystische Schleier<br />

der Milchstraße.<br />

Doch damit nicht genug:<br />

Nahe der Kleinstadt Marfa<br />

werden immer wieder mysteriöse<br />

Lichterscheinungen<br />

beobachtet – pulsierende<br />

Kugeln in allen möglichen<br />

Farben, mittlerweile weltweit<br />

bekannt unter dem Schlagwort<br />

„Marfa Lights“. Paranormale<br />

Phänomene? Atmosphärische<br />

Spiegelungen von<br />

Scheinwerfern oder Lagerfeuern?<br />

UFOs? Wer weiß.<br />

Für Fotokünstler Dustin<br />

Snipes jedenfalls eine würdige<br />

Kulisse, um einen Nachtflug<br />

der <strong>Red</strong> Bull Air Force gebührend<br />

zu inszenieren: Was<br />

wäre, so der Grundgedanke<br />

der Aktion, wenn diese Weltklasse-Athleten<br />

selbst zu<br />

Marfa Lights würden? Snipes,<br />

in Los Angeles daheim, verbrachte<br />

Monate mit der Planung<br />

des Husarenstücks: Es<br />

galt, hunderte von Variablen<br />

mit einem Team von Experten<br />

einigermaßen berechenbar<br />

zu machen. „Es gab mehr Unwägbarkeiten<br />

als bei jedem<br />

anderen Shooting, das ich je<br />

gemacht habe“, sagt er.<br />

Snipes und das Team der<br />

<strong>Red</strong> Bull Air Force schlugen<br />

ihr Basislager auf der historischen<br />

Cibolo Creek Ranch<br />

auf. Zu ihr gehören mehr als<br />

Ein Mann sieht Rot<br />

Kurz nach Sonnenuntergang bringt Dustin Snipes seine<br />

Ausrüstung in Stellung. Das rote Licht ist ein entscheidendes<br />

Werkzeug für die Nachtfotografie – weil es die Augen des<br />

Fotografen im Dunkeln weniger blendet als normales Licht.<br />

DAN WIX, RED BULL AIR FORCE<br />

46 THE RED BULLETIN


Aufstieg<br />

und Fall<br />

Bild oben: Das <strong>Red</strong> Bull Air<br />

Force-Team im Flugzeug vor<br />

dem Absprung. Um sich auf<br />

einem mondlosen Himmel<br />

sichtbar zu machen, wickelten<br />

sich die Athleten in Ketten<br />

von LED-Lichtern; dazu verwendeten<br />

sie Pyro technik,<br />

die das Tempo und die Energie<br />

während des freien Falls rüberbringen<br />

sollte. Das ließ sie<br />

am Ende wie mensch liche<br />

Kometen wirken.


„Es gab mehr<br />

Unwägbarkeiten<br />

als bei jedem<br />

anderen Shooting,<br />

das ich je<br />

gemacht habe.“<br />

Fotograf Dustin Snipes<br />

Fotograf Snipes bat die Athleten,<br />

während der drei Sprünge mit dem<br />

Einsatz von LED-Lichtern und<br />

Pyrotechnik zu experimentieren.<br />

„Das LED liefert schnörkellose<br />

Linien“, sagt er. „Aber die Pyro fügt<br />

so viel Zufälligkeit hinzu und verleiht<br />

dem Ganzen einen wunderbar<br />

geheimnisvollen Look.“


Skydiving<br />

Touchdown<br />

Bloß zwei winzige Lichter boten<br />

den Springern Orientierung<br />

auf dem Weg zur Landung.<br />

„Rundherum waren nur Berge …<br />

und absolute Finsternis“, sagt<br />

Team-Captain Jon DeVore.<br />

„Das Abenteuer wäre wohl<br />

ziemlich böse ausgegangen,<br />

hätten wir es nicht zum richtigen<br />

Landeplatz geschafft.“<br />

RED BULL AIR FORCE<br />

Schweres Geschütz<br />

Um die ganze Schönheit des Nachthimmels über Marfa und den Flug der Bullen auf ein Bild<br />

zu bekommen, bastelte sich Fotograf Snipes ein Gestell für seine Canon-EOS-Kameras.<br />

Jede von ihnen machte acht Langzeitbelichtungen über die drei Minuten, die die Springer<br />

in der Luft waren. Die Konstruktion musste leicht für den Transport sein und stabil genug,<br />

um den Kameras Halt zu bieten. Snipes brauchte fünf Tage, um das Ding zu bauen.<br />

120 Quadratkilometer Land –<br />

mehr als genug Platz für störungsfreie<br />

Aufnahmen.<br />

Doch all die penible Vorbereitung<br />

half Snipes nicht bei<br />

der größten Herausforderung:<br />

beleuchtete Körper, die aus<br />

3000 Metern drei Minuten lang<br />

in die Dunkelheit fallen, ordentlich<br />

aufs Bild zu kriegen.<br />

Er verwendete ein Set-up aus<br />

neun Kameras, die auf ein selbst<br />

gebasteltes Gestell montiert waren,<br />

um ein 180-Grad-Panorama<br />

hinzubekommen.<br />

„Immer, wenn ich so etwas<br />

mache“, sagt Snipes, „muss ich<br />

an das denken, was Präsident<br />

John F. Kennedy seinerzeit über<br />

die Mondmissionen sagte: ‚Wir<br />

machen das nicht, weil es leicht,<br />

sondern weil es schwierig ist.‘<br />

Du willst schließlich nicht den<br />

ganzen Tag mit langweiligen<br />

Spaziergängen verbringen.“<br />

Das ganze Video der Marfa-Lights-<br />

Sprünge: redbull.com<br />

THE RED BULLETIN 49


WHEELIE<br />

Was für Tarek Rasouli auf<br />

dem Bike noch Spaß war,<br />

ist im Rolli im Alltag<br />

Notwendigkeit (was jetzt<br />

nicht heißt, dass er daran<br />

keinen Spaß hätte).<br />

50 THE RED BULLETIN


Mountainbike<br />

DAS IST EUROPAS<br />

WICHTIGSTER<br />

BIKE-MANAGER<br />

Vor seinem Unfall war TAREK RASOULI, 46,<br />

ein exzellenter Mountainbike-Freerider.<br />

Doch erst seit er im Rollstuhl sitzt,<br />

wurde er zum Dreh- und Angelpunkt der Szene<br />

und veränderte eine komplette Branche<br />

zum Besseren.<br />

Text WERNER JESSNER<br />

Fotos PHILIPP HORAK<br />

THE RED BULLETIN 51


Mountainbike<br />

Eine Liste von exakt zehn Personen, die<br />

dich beruflich geprägt haben und die du<br />

gern zum Abendessen einladen würdest:<br />

Wer Tarek Rasouli, 46, diese Frage stellt,<br />

beschäftigt ihn über Tage. Zehn Namen,<br />

keiner mehr. Legenden der Frühzeit,<br />

Superstars von heute, visionäre Bikepark-<br />

Entwickler, prägende Event-Erfinder,<br />

legendäre Filmer, renommierte Sportärztinnen,<br />

hingebungsvolle Trainer: Es<br />

ist das Who’s who der Szene. Wirklich<br />

nur zehn Namen? Tarek streicht und ergänzt,<br />

doch die Liste bleibt viel zu lang.<br />

Der Start: Ein Sonnyboy<br />

erobert die Bike-Welt<br />

Wer wissen will, warum dieser Mann so<br />

gut vernetzt ist, muss mitkommen auf<br />

eine kleine Zeitreise um die Jahrtausendwende.<br />

Wer damals Mountainbike-Fan<br />

war, hatte sehr wahrscheinlich ein Poster<br />

oder ein Magazin mit Tarek zu Hause.<br />

Der Münchner war der einzige Europäer<br />

unter den legendären „Fro-Ridern“,<br />

dem ersten Profi-Freeride-Team des Kult-<br />

Herstellers Rocky Mountain. Diese rare<br />

Pflanze hatte seine Wurzeln in einer<br />

BMX-Karriere und einer als Fotomodell.<br />

Tarek zierte in seiner Karriere eine zweistellige<br />

Zahl an Covern internationaler<br />

Bike-Magazine. Er sah gut aus und konnte<br />

verdammt gut fahren – eine seltene Kombination,<br />

vor allem in Europa. So startete<br />

er nach dem Abi eine Karriere, die er<br />

selbst managte. „Ich war meine eigene<br />

globale One-Man-Show: Manager, Pressesprecher,<br />

Trainer und mehr. Ich war überarbeitet,<br />

aber oft untertrainiert. Manchmal<br />

war mein Training das Fotoshooting<br />

selbst!“ Aber es funktionierte. Sein Geld<br />

verdiente er auch mit Shows und BMX-<br />

Rennen. Und dann das: „1999 wurde ich<br />

auf meiner Heimbahn nur Vizemeister.<br />

Im Ziel hab ich geweint, weil ich so enttäuscht<br />

war.“ Tarek war da immerhin<br />

schon 24 Jahre alt. Er stellte das BMX<br />

in die Ecke, konzentrierte sich voll aufs<br />

Mountainbike – aber nicht auf Rennen,<br />

sondern auf Videoproduktionen.<br />

Mit immer actionreicheren Clips<br />

wuchs er in die Freeride-Szene rein, die<br />

sich ausgehend vom kanadischen British<br />

Columbia gerade etablierte. Das Medium<br />

jener Tage war die VHS-Kassette, die Kult-<br />

Reihe hieß „Kranked“. Dort fuhren die<br />

Götter. Dank seiner Professionalität, aber<br />

auch seinem Style arbeitete sich Tarek<br />

bis zu den Fro-Ridern nach oben. Seine<br />

Sponsoren inszenierten ihn als Sonnyboy<br />

mit Models, Party und Glamour, selbst<br />

PIONIER DER LÜFTE<br />

Tarek sprang den später ikonisch<br />

gewordenen Stunt „Mushroom Drop“<br />

in Moab, Utah, als Erster.<br />

wenn es hinter den Kulissen nicht immer<br />

so glitzerte – aber wen kümmerte das<br />

schon: „Nach meinem ersten Auftritt in<br />

‚Kranked‘ musste ich reihenweise Autogramme<br />

geben – etwas, was mir all die<br />

Cover und die sportlichen Erfolge im<br />

BMX nie gebracht hatten.“<br />

Der Einschlag: ein Sturz,<br />

der plötzlich alles veränderte<br />

Für „Kranked 5“ sollte im Spätsommer<br />

2002 im kanadischen British Columbia<br />

gedreht werden, jenem Geburtsort des<br />

Freeriding. Ein neuer Berg, große Verwirrung<br />

bezüglich der Drehgenehmigungen,<br />

alles sehr konfus. Als die Rider endlich<br />

mit dem Lift im Bike-Resort Sun Peaks<br />

rauffahren durften, um die Stelle anzuschau<br />

en, auf der sie drehen wollten, sagte<br />

Tarek: „What a beautiful view from a<br />

wheel chair.“ Er hatte eigentlich „chairlift“<br />

gemeint, also Sessellift – und doch war<br />

der Satz beinahe prophetisch. Was die<br />

wenigsten wissen: Tareks Halbbruder,<br />

der im österreichischen Kärnten lebt,<br />

sitzt seit einem Kletter-Unfall im Rollstuhl.<br />

Kurz dachte er an ihn. Zwei Stunden<br />

nach diesem Satz schlug der Blitz<br />

bei Tarek ein. Der Landehügel war unterdimensioniert,<br />

er zu hoch gesprungen.<br />

In mehreren Metern Höhe warf er das<br />

Bike weg. Bei der Landung auf den Beinen<br />

gab der oberste Lendenwirbel auf. Sofort<br />

waren bestialische Schmerzen da. Taubheit.<br />

Und die Vermutung, dass die Bike-<br />

Karriere unwiderruflich zu Ende war.<br />

Der Neuanfang:<br />

Optimismus als Rettung<br />

Wenn Tarek Rasouli von jener Zeit<br />

spricht, in der er den Grundstein zu allem<br />

Weiteren legte, beginnt er noch im<br />

Krankenhaus in Kanada. Der freundliche<br />

150-Kilo-Pfleger mit der Piepsstimme.<br />

Dann das Dreibettzimmer in der Reha<br />

in Murnau, wo sich der eine Nachbar gar<br />

nicht und der andere nur einen Arm bewegen<br />

konnte, was diesem immerhin das<br />

Kettenrauchen ermöglichte. Tarek lag<br />

fröhlich dazwischen: „Ich habe einen<br />

Luxus- Querschnitt! Volle Beweglichkeit<br />

der Arme und Hände, sogar der Bauchmuskeln.<br />

Was soll ich da jammern?“<br />

Eine Eigenschaft, die Trial-Legende<br />

Danny MacAskill an Rasouli bewundert:<br />

„Ich habe Tarek noch nie – niemals – über<br />

seinen Zustand klagen gehört.“ In seinem<br />

Inneren sieht es bisweilen freilich anders<br />

aus: „Natürlich habe ich Schmerzen.<br />

Jeden Tag. Aber andere sind viel schlechter<br />

dran.“ Man würde seine Schmerzen<br />

nicht ahnen, genau wie man vergisst,<br />

dass der charismatische Mann mit den<br />

vielen Ideen im Rollstuhl sitzt, wenn<br />

man länger mit ihm zu tun hat. Seine<br />

Zuversicht und sein Anpackergeist sind<br />

es auch, die ihn schnell in Kontakt mit<br />

Gleichgesinnten bringen – etwa mit den<br />

Machern der Wings for Life Stiftung,<br />

die sich für die Heilung von Querschnittslähmung<br />

einsetzt (s. Kasten S. 55). Als<br />

Stiftungs-Botschafter spricht Tarek seit<br />

über 15 Jahren anderen Betroffenen Mut<br />

zu, ihr Schicksal in die Hand zu nehmen.<br />

SCOTT MARKEWITZ<br />

52 THE RED BULLETIN


DAS NETZWERK DES TAREK RASOULI<br />

Bei ihm laufen die Fäden zusammen: Der Bike-Manager (in der Mitte) kennt<br />

auf zwei Rädern die Götter und die Welt – und bringt sie zusammen.<br />

DER KULT-FILMER<br />

DEREK WESTERLUND<br />

Von „New World Disorder“<br />

bis „Where the Trail Ends“:<br />

Er setzt die Athleten in Szene.<br />

DER LOCAL HERO<br />

ERIK FEDKO<br />

Tarek hat den besten<br />

deutschen Freerider einst<br />

bei einem kleinen Event<br />

entdeckt.<br />

DER YOUTUBE-<br />

SUPERSTAR<br />

FABIO WIBMER<br />

Der gebürtige Osttiroler<br />

hat die Ideen, Tarek und Co<br />

tragen sie in die Welt.<br />

BORIS BEYER/RED BULL CONTENT POOL(2), BRYAN RALPH, PHILIP PL<strong>AT</strong>ZER/RED BULL CONTENT POOL,<br />

COLIN MEAGHER, YORRIX CARROUX, JONNIE BOER, DAVE MACKISON/RED BULL CONTENT POOL, KLAUS BAUER<br />

DER EVENT-GURU<br />

TODD BARBER<br />

Erfinder des legendären<br />

<strong>Red</strong> Bull Rampage und weiterer<br />

Bike-Spektakel<br />

DIE TRIAL-IKONE<br />

DANNY MacASKILL<br />

Der Mann, der uns immer<br />

wieder staunen lässt, ist<br />

mittlerweile mehr Freund<br />

als Klient von Tarek.<br />

DIE ÄRZTIN<br />

DR. CHRISTINE<br />

BACHMANN<br />

Behandelt Tareks Biker<br />

und weitere Top-Athleten.<br />

DER TRAINER<br />

LORENZ WESTNER<br />

Kümmert sich um<br />

begnadete Körper auch<br />

in schwierigen Lagen.<br />

DER BIKEPARK-VISIONÄR<br />

KORNEL GRUNDNER<br />

Setzte Leogang in Salzburg<br />

auf die Bike-Landkarte – auch<br />

dank Tareks Events.<br />

DIE BESTE SCHWESTER<br />

N<strong>AT</strong>HALIE TANOS<br />

Stellvertretende Geschäftsführerin<br />

bei Rasoulution und<br />

Tareks rechte Hand<br />

DER FREERIDE-<br />

ÜBERFLIEGER<br />

EMIL JOHANSSON<br />

Der Freerider mit dem vielleicht<br />

größten sportlichen<br />

Potenzial weltweit vertraut<br />

auf Tareks Netzwerk.<br />

THE RED BULLETIN 53


WIEDER AUF DEN BEINEN<br />

Es ist ein persönlicher Durchbruch:<br />

Seit kurzem kann Tarek wieder<br />

eigene Schritte machen – mit<br />

Hightech-Unterstützung des Exoskeletts<br />

EksoNR von Ekso Bionics<br />

und immer in Begleitung einer Physiotherapeutin.<br />

So will er am 9. Mai<br />

sogar beim Wings for Life World<br />

Run wieder als Läufer starten.<br />

54 THE RED BULLETIN


Mountainbike<br />

PHILIP PL<strong>AT</strong>ZER FOR WINGS FOR LIFE WORLD RUN<br />

Die Revolution: Ein Kolumnist<br />

erfindet etwas andere Bike-Events<br />

Nach der intensiven Reha-Phase machte<br />

Tarek da weiter, wo er vor dem Unfall<br />

aufgehört hatte: Er jammerte nicht, sondern<br />

managte sich selber, genau wie er<br />

es immer getan hatte. Nutzte seine Kontakte.<br />

Er schaute beim Magazin „Bike“<br />

rein und kam mit dem Auftrag für eine<br />

ständige Szene-Kolumne raus. Schließlich<br />

die Anfrage, ob er sich zutrauen<br />

würde, ein Event zu organisieren. Hatte<br />

er zwar noch nie gemacht, aber er hegte<br />

schon lange den Traum, auch Menschen<br />

jenseits der Szene für Bike-Events zu begeistern.<br />

Und so wählte er die Location<br />

nicht versteckt in den Bergen, sondern<br />

bei Konstanz am Bodensee und setzte auf<br />

Good Vibes und Partystimmung. Aus<br />

„Ride to the Lake“ sollte später der <strong>Red</strong><br />

Bull District Ride entstehen, ein Bike-<br />

Spektakel vor zehntausenden Zuschauern,<br />

zuletzt etwa in der Nürnberger Altstadt.<br />

Ermutigt vom Erfolg in Konstanz,<br />

gründete Tarek mit einer Freundin eine<br />

Event-Agentur: Rasoulution.<br />

Die Begeisterung und der Optimismus,<br />

mit denen Tarek an die Sache heranging,<br />

erweckten Dinge zum Leben, die sonst<br />

nie und nimmer funktioniert hätten. Das<br />

Feuer, das damals aufflackerte, brennt<br />

heute unverändert hell: Wenn er vorab<br />

den streng geheimen Pilot des jüngsten<br />

Danny-MacAskill-Videos „The Slabs“<br />

durchschickt, freut er sich wie ein Kind,<br />

weil einem seiner Athleten wieder einmal<br />

etwas Unfassbares gelungen ist und<br />

er seinen Teil dazu beitragen konnte.<br />

Die Familie: Eine Heimat für globale<br />

Zweirad-Stars entsteht<br />

Rasoulution bietet nämlich auch Athleten-<br />

Management, also genau das, was Tarek<br />

einst für sich selbst gemacht hat, bloß<br />

viel, viel professioneller. Es sind nicht die<br />

Schlechtesten, die auf Rasoulution vertrauen:<br />

YouTube-Megastar Fabio Wimber<br />

zum Beispiel. Das deutsche Supertalent<br />

Erik Fedko. Danny MacAskill, längst<br />

mehr Kumpel als Kunde. Wer bei Rasoulution<br />

ist, gehört zur Familie. Als den<br />

schwedischen Jungstar Emil Johansson<br />

monatelang mysteriöse Rückenprobleme<br />

quälten, ließ Tarek ihn nach München<br />

einfliegen, wo Spezialisten ein Problem<br />

mit einem Wirbel diagnostizierten, außerdem<br />

ein Autoimmun-Problem. Nach<br />

zehn Monaten konnte Emil sein Comeback<br />

auf dem Bike geben: „Ohne das persönliche<br />

Engagement von Tarek weiß ich<br />

nicht, wie es ausgegangen wäre. Dafür<br />

bin ich ihm total dankbar!“<br />

In Summe hat Rasoulution elf Athleten<br />

unter Vertrag. Wie sucht ihr die aus?<br />

„Spezielles Talent. Und ganz wichtig ist<br />

ihr Charakter. Ihre Offenheit, Umgänglichkeit<br />

und Bodenständigkeit.“ Die letzte<br />

Entscheidung trifft Tarek. Ein junger<br />

Local Boy wie Erik Fedko kann es genauso<br />

schaffen wie jüngst ein bis dato völlig<br />

unbekannter Japaner namens Tomomi<br />

Nishikubo, den Tarek auf Videos entdeckte.<br />

Oder man nimmt den klassischen<br />

Weg wie Fabio Wibmer, der als Sechzehnjähriger<br />

bei einem von Tarek und Danny<br />

Am 9. Mai: Mit Tarek für<br />

die gute Sache laufen<br />

Wings for Life World Run<br />

Weltweit starten zeitgleich alle Teilnehmer<br />

zum Wings for Life World Run. Jeder läuft<br />

einzeln, eine App feuert dich an und signalisiert,<br />

wenn dich das virtuelle Catcher Car<br />

eingeholt hat. Die Einnahmen fließen zu<br />

100 Prozent in die Rückenmarksforschung.<br />

Übrigens, über die App kannst du auch<br />

Tareks Rasoulution-Laufteam beitreten.<br />

Sei dabei: wingsforlifeworldrun.com<br />

Zusammen stark<br />

für die Forschung<br />

Wie die Wings for Life Stiftung<br />

Querschnittslähmung heilen will.<br />

Robotergestützte Reha, Proteine,<br />

die Nervenwachstum fördern, künstliche<br />

Intelligenz, die maß geschneiderte<br />

Therapien berechnet: Weltweit fördert<br />

die von Bot schaf tern wie Tarek Rasouli<br />

unterstützte Wings for Life Stiftung<br />

wegweisende Forschungsprojekte<br />

zur Heilung von Querschnittslähmung –<br />

und ermöglicht damit schon heute<br />

vielen Betroffenen ein besseres Leben.<br />

Mehr Infos: wingsforlife.com<br />

MacAskill organisierten Camp auffällt,<br />

behutsam reift, mit „Fabiolous Escape“<br />

den YouTube-Hit des Jahres landet – und<br />

dann zum globalen Star wird: Der Clip<br />

„Wibmer’s Law“ zählte zu <strong>Red</strong>aktionsschluss<br />

über 160 Millionen Views.<br />

Das Ergebnis: ein neues Level<br />

für das Fahrrad-Universum<br />

Das alles liest sich wie ein Märchen.<br />

Fest steht: Die Freeride-Szene wäre nicht<br />

so professionell und präsentabel, würde<br />

nicht Tarek mit seiner Crew die Standards<br />

hochschrauben. Vorbei sind die Zeiten,<br />

in denen Poster von Mountainbikern<br />

nur in den Zimmern der Freaks hingen.<br />

Typen wie MacAskill oder Wibmer kennt<br />

heute jedes Kind. Auch dass Events um<br />

so viel sicherer geworden sind, bei gleichzeitig<br />

immer ärgeren Stunts, ist ein Verdienst<br />

von – nicht nur, aber auch – Tarek<br />

Rasouli. Wenn er vom Rollstuhl aus<br />

befindet, dass eine Landung breiter gemacht<br />

werden soll, wer würde da widersprechen?<br />

Oder dass es eine Kameraposition<br />

gibt, die die Action der Kids<br />

besser einfängt? Oder tausend Details,<br />

die nur jemand kennt, der dem Sport<br />

seit fast drei Jahrzehnten so viel gegeben<br />

hat? „Und warum gibt es im Großraum<br />

München nur drei Pumptracks, aber<br />

hunderte Fußballplätze?“, fragt Tarek<br />

provokant, und man ahnt, womit er sich<br />

die nächsten Jahre beschäftigen wird.<br />

Das einzig unlösbare Problem bleibt<br />

jenes mit den zehn wichtigsten Menschen<br />

seiner Karriere. Typen mit einem dermaßen<br />

fest gewobenen Beziehungsnetz<br />

kann man kaum in ein so enges Korsett<br />

zwängen – sie brauchen Events, um dort<br />

alle zu treffen. Wie passend, dass Tarek<br />

Rasouli diese Events veranstaltet. Dieser<br />

Mann ist goldrichtig da, wo er ist.<br />

Hast du dir jemals überlegt, wo du<br />

heute ohne den Unfall wärst? „Vermutlich<br />

wäre ich viel zu lang bloß Rider<br />

geblieben und hätte einiges versäumt.“<br />

Wenn er da so sitzt, beim <strong>Red</strong> Bull<br />

Rampage in Utah, dem <strong>Red</strong> Bull District<br />

Ride in Nürnberg oder einem kleinen<br />

Event irgendwo, wenn die Jungs draußen<br />

sind und fahren, wenn alles läuft, dann<br />

fällt ihm manchmal der Satz ein, den<br />

er einst zwei Stunden vor dem großen<br />

Crash gesagt hat: „What a beautiful view<br />

from a wheelchair.“<br />

Mehr über Tareks Welt: rasoulution.com<br />

THE RED BULLETIN 55


EINE FRAU<br />

STEHT KOPF<br />

Auch aus diesem<br />

Blickwinkel bewahrt<br />

Sina die Übersicht.


Breakdance<br />

DIE WUNDERSAME<br />

VERWANDLUNG<br />

DER SINAMARIA NEUGEBAUER IN<br />

#SOULSISTERSINA<br />

B-Girl SINA, 26, Vater Tiroler, Mutter Marokkanerin,<br />

fühlt sich zunächst „halb-halb“. Heute hat sie begriffen,<br />

dass das kein Makel, sondern eine perfekte Mischung ist.<br />

Dazwischen übt sie in Casablanca Salti, lernt, einer Legende<br />

zu vertrauen und Reisen ohne Ziel zu akzeptieren.<br />

Text WOLFGANG WIESER<br />

Fotos CHRISTIAN ANWANDER<br />

57


Breakdance


„Du musst<br />

die Atmosphäre<br />

lesen, du darfst<br />

dich aber nicht<br />

von ihr irritieren<br />

lassen.“<br />

59


„Das ist<br />

meine Zeit,<br />

um zu zeigen,<br />

was ich kann.<br />

Das ist meine<br />

Zeit, um<br />

zu glänzen.“


Breakdance<br />

SELBSTBEWUSST<br />

Offener Blick,<br />

klassische Pose.<br />

Sina hat gelernt,<br />

sich zu behaupten.<br />

Sina weiß, was sie will, wenn sie in den<br />

Kreis springt. Sie will in 45, höchstens<br />

60 Sekunden etwas Einzigartiges erschaffen.<br />

„Das ist meine Zeit, um zu glänzen“,<br />

sagt sie. Der Kreis ist ihre Bühne.<br />

Eine Bühne, wie es sie kein zweites Mal<br />

gibt. Immer einzigartig, jedes Mal neu.<br />

Geformt von Menschen, die gleichermaßen<br />

Freunde und Kritiker, Quelle der<br />

Inspiration und Konkurrenten sind.<br />

B ­Boys. B‐Girls. Wie Sina, 26.<br />

Das B steht für Break, es ist ihre Art<br />

zu tanzen, in der Szene Breaking genannt,<br />

der allgemein geläufige Begriff heißt<br />

„Breakdance“. Sina war die erste Österreicherin im<br />

Finale des weltweit größten und wichtigsten Breaking-<br />

Bewerbs, des <strong>Red</strong> Bull BC One.<br />

Bevor Sinas Zeit zu glänzen gekommen ist, gilt es,<br />

den Kreis zu erobern. „Du musst die Atmosphäre lesen“,<br />

sagt Sina, „du darfst dich aber nicht von ihr irritieren<br />

lassen.“ Das heißt auch, kaum erkennbare Gesten der<br />

B‐Girls und B-Boys, die es wie sie ins Zentrum zieht, richtig<br />

zu interpretieren. Und sie, wenn’s sein muss – weil<br />

nichts und niemand jetzt ihrem Auftritt im Wege stehen<br />

soll –, davon abzuhalten, vor ihr hineinzuspringen.<br />

Oft reicht ein angedeuteter Schritt, um den Raum<br />

zu sichern, manchmal braucht es eine leichte Schulterdrehung,<br />

um den Weg in Zentrum zu blocken. Dafür sind<br />

Präsenz und Präzision notwendig. Und das Gespür für<br />

die Situation: „Ich gehe oft direkt runter auf den Boden.<br />

Dann habe ich den meisten Platz für mich“, sagt Sina.<br />

Das hat viel mit Stärke und Selbstbewusstsein zu tun<br />

– und mit Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Denn<br />

Moves – Bewegungen anderer Breaker – zu übernehmen<br />

ist verpönt. Wer das macht, ist schnell als übler Nachahmer<br />

oder als „Biter“, wie es im B-Jargon heißt, abgestempelt:<br />

„Du darfst dich von Moves inspirieren lassen,<br />

darauf antworten, reagieren, sie weiterentwickeln, aber<br />

du darfst sie niemals kopieren“, sagt Sina.<br />

Wenn Sina ihre Welt erklärt, tut sie das oft mit einem<br />

kaum merkbaren Zögern, so, als würde sie noch einmal<br />

nachdenken über das, was sie gerade zu sagen beabsichtigt.<br />

Abseits ihrer Bühne ist sie „eher zurückhaltend“,<br />

wie sie meint. Beobachterin statt Akteurin. Hat sie jedoch<br />

den Kreis erobert, verändert sich alles, dann wird sie<br />

zum Mittelpunkt ihrer Welt. „Das ist meine Zeit, um zu<br />

zeigen, was ich kann. Diese Zeit genieße ich“, sagt sie,<br />

oder eben: „Das ist meine Zeit, um zu glänzen.“<br />

Dies ist die Geschichte ihrer Reise ans Licht, die Geschichte<br />

der wundersamen Wandlung der Innsbruckerin<br />

Sinamaria Neugebauer zur SoulSisterSina. Sie beginnt<br />

in einem Palast.<br />

DAS ZAUBERHAFTE LEBEN<br />

IN EINEM PALAST IN TAROUDANT<br />

Das Palais Salam liegt an der Avenue Moulay Ismail<br />

mitten in Taroudant. Etwa 80.000 Menschen leben in<br />

dieser Stadt im Süden Marokkos. Sie befindet sich an<br />

der Straße nach Ouarzazate, dem vier Autostunden<br />

entfernten Tor zur Sahara.<br />

Manche nennen Taroudant Marrakeschs kleine<br />

Schwester, andere dessen Großmutter. Denn mit ihrer<br />

sechs Kilometer langen Stadtmauer aus rotbraunem<br />

Lehm ähnelt sie Marokkos Millionen-Metropole. Der<br />

Palast, im 18. Jahrhundert errichtet, war lange Zeit<br />

Regierungssitz des Sultans.<br />

All das interessiert Sina, die hinter den Mauern des<br />

Palais Salam aufwächst, nicht. Sie spielt mit den Kätzchen,<br />

die wie aus dem Nichts auftauchen und wieder<br />

verschwinden, planscht im Pool; und wenn sie Lust hat,<br />

bestellt sie sich Eis mit Erdbeeren. Regen ist selten,<br />

und selbst in den Wintermonaten sinkt die Temperatur<br />

kaum unter zehn Grad.<br />

Sie führt ein sonniges Leben, unbeschwert wie eine<br />

kleine, glückliche Prinzessin. „Ich bin sehr dankbar für<br />

meine Kindheit, ich habe mich sehr frei gefühlt“, sagt<br />

Sina. In der Realität ist der Palast ein Hotel. Und Sina<br />

bewohnt mit ihren Eltern eines der Appartements.<br />

Mama Keltouma ist Berberin, Papa Arthur Tiroler.<br />

Den Sommer verbringt die dreiköpfige Familie in Österreich,<br />

den Winter in Marokko. Hier wie dort organisiert<br />

der Vater Touren, die Mutter plant, zeichnet und steht<br />

ihm mit Tipps zur Seite. Mit fünf Jahren begleitet Sina<br />

ihren Vater erstmals in die Wüste: „Wir haben im Auto<br />

geschlafen, das war aufregend.“<br />

Die kindliche Leichtigkeit verschwindet mit Schulbeginn.<br />

„Meine Eltern hatten die Idee, dass ich eine<br />

bessere Zukunft habe, wenn wir ganz in Österreich<br />

leben.“ Die Familie übersiedelt nach Innsbruck: „Mit<br />

sechs Jahren habe ich das erste Mal Schnee gesehen.“<br />

THE RED BULLETIN 61


Breakdance<br />

SINA & DIE B-BOYS<br />

Ihre Bewegungen fließen:<br />

Sina beim <strong>Red</strong> <strong>Bulletin</strong>-<br />

Fotoshooting in Wien mit<br />

Arno (links) und Imad.<br />

„Du darfst dich von Moves inspirieren lassen, darauf antworten,<br />

Die Tage im Palast verblassen. Ob sie Heimweh nach<br />

dem Königreich am Meer hatte? Sina zögert, dann sagt<br />

sie: „In Marokko ist alles ein bisschen lebendiger.“<br />

Die Schulzeit ist nichts, was besondere Erinnerungen<br />

in Sina weckt. Sie lässt sich mit einem Satz erledigen:<br />

„Ich hab mich aufgehalten gefühlt.“<br />

Nach der Matura ist sie nicht mehr zu stoppen. Sie<br />

arbeitet bei der Streetwear-Kette Snipes und verdient<br />

dort genug Geld, um mit einer Freundin für drei Monate<br />

nach Casablanca zu übersiedeln.<br />

VERSTÄNDIGUNGSPROBLEME<br />

IM LAND DER KINDHEIT<br />

Casablanca ist wie Taroudant eine Stadt in Marokko.<br />

Aber das ist auch schon die einzige Gemeinsamkeit. Die<br />

Hafenstadt am Atlantik hat knapp dreieinhalb Millionen<br />

Einwohner, rund 40-mal so viele wie Taroudant. Das<br />

marokkanische Arabisch, das hier gesprochen wird, hat<br />

mit Sinas Dialekt aus Taroudant wenig zu tun. Plötzlich<br />

hat sie im Land ihrer Kindheit Verständigungsprobleme.<br />

Und nachts allein rauszugehen ist nicht die klügste Entscheidung,<br />

die eine junge Frau treffen kann.<br />

Wer sich also fragt, was eine Zwanzigjährige dazu<br />

treibt, in eine Stadt aufzubrechen, die erst einmal nur<br />

groß ist, stellt die richtige Frage. Sinas Antwort: „Ich<br />

wusste, die Leute hier trainieren anständig, von denen<br />

kann ich etwas lernen, und ich wollte auch zurück zu<br />

meinen Wurzeln.“ Die Leute, von denen Sina spricht,<br />

sind B-Boys und B-Girls rund um den bekannten marokkanischen<br />

Breaker The Wolfer.<br />

Sie hat die Crew ein Jahr zuvor, 2013, kennengelernt:<br />

beim <strong>Red</strong> Bull BC One in Agadir, von dem sie bei einem<br />

Besuch in ihrer alten Heimat Taroudant erfahren hatte.<br />

Sina bittet ihre Mutter, sie in die 83 Kilometer entfernte<br />

Stadt zu fahren – ohne zu wissen, ob sie überhaupt<br />

mitmachen kann. Sie tanzt auf der Promenade am<br />

Strand, schafft die Pre-Selection, obwohl sie zu diesem<br />

Zeitpunkt wenig Breaking-Erfahrung hat. Die Battles<br />

lässt sie aber aus: „Meine Mutter wollte nach Hause,<br />

es hat mir nicht leidgetan, es war ein schöner Tag.“<br />

62 THE RED BULLETIN


sie weiterentwickeln, aber du darfst sie niemals kopieren.“<br />

Doch sie ahnt, dass diese Art zu tanzen ein Weg in<br />

ein neues Leben sein kann: „Was mir am meisten getaugt<br />

hat, war das Selbstbewusstsein, das die alle hatten. Die<br />

Kids. Die Anfänger. Die haben sich sofort getraut. Jeder<br />

will zeigen, was er kann.“ Sina will das auch. Und deshalb<br />

muss es Casablanca sein. Denn The Wolfer und seine<br />

Truppe sind dort daheim.<br />

„Ich wusste, dass ich tanzen will, und ich wollte nach<br />

Marokko, weil mich die Jungs schon in Agadir inspiriert<br />

haben, sie waren international bereits sehr bekannt,<br />

und ich habe mir gesagt, wenn du besser werden willst,<br />

dann musst du mit Leuten trainieren, die besser sind<br />

als du – man sagt doch immer, man soll sich mit den<br />

Leuten umgeben, die das erreicht haben, was man selber<br />

anstrebt.“<br />

Sie tanzen auf der Straße, abends nach acht, wenn<br />

die Geschäfte geschlossen haben. Es gilt ein simples<br />

Prinzip: Nur wer wagt, gewinnt. „Man muss sich<br />

durchsetzen können, das geht bei uns unter, wir<br />

sind zu nett, zu schüchtern, wir halten uns zurück“,<br />

sagt Sina, wenn sie sich daran erinnert. Sie sagt wir<br />

und meint ich.<br />

Sina verlässt ihre Komfortzone, geht Risiken ein:<br />

„Ich habe zum ersten Mal akrobatische Sachen gemacht,<br />

das hätte ich mich vorher nie getraut.“ Sie übt Salti<br />

am Strand – und verletzt sich dabei am Arm. Ellbogenluxation,<br />

sie muss zurück nach Österreich. Der Ausflug<br />

in ihre neue Welt endet einen Monat früher als geplant.<br />

Aber es nicht das Ende ihrer Reise.<br />

„NUR WENN DU GUT BIST,<br />

FÄLLST DU AUF.“<br />

In den nächsten Monaten ist sie viel unterwegs – reist<br />

nach Deutschland, Holland, Spanien. Vor allem aber<br />

geht es nach Schweden – und zwar für ein Jahr. Sie will<br />

es wissen. Will ihre Breaking-Skills perfektionieren.<br />

Dort unterrichtet Fredrick Herranen – als „Freeze“<br />

Mitglied der skandinavischen „Ghost Crew“ – eine<br />

Breaking-Legende seit den 1980er-Jahren. Ein Wissender.<br />

„Ich habe viel mit ihm geredet. Über meine Zweifel,<br />

THE RED BULLETIN 63


Breakdance<br />

REVERENZ<br />

Der Hut ist ein Verweis<br />

an die Anfänge von<br />

Breaking in den späten<br />

1970er-, frühen 1980er-<br />

Jahren.<br />

Und sie schafft es als erste Österreicherin ins Finale<br />

des <strong>Red</strong> Bull BC One.<br />

Sie hat gelernt, was es heißt, die eigene Perspektive<br />

zu finden, wie Freeze es ihr in Schweden geraten hat.<br />

Sie ist gut in dem, was sie macht. Und sie fällt damit auf.<br />

Und was, Sina, kommt als Nächstes? „Keine Ahnung,<br />

ich versteife mich nicht mehr auf ein Ziel. Ich weiß nur,<br />

dass die Reise noch nicht zu Ende ist.“<br />

dass ich nie das werde geben können …“ Dieser Satz<br />

hat kein richtiges Ende, weil ihr wieder einfällt, was<br />

Freeze ihr vor Jahren beim Mittagessen gesagt hat und<br />

wie wichtig ihr das war: „Kannst du dich noch daran<br />

er innern, was der und der am Vormittag gemacht hat?<br />

Kannst du nicht, nein, natürlich nicht, niemand erinnert<br />

sich daran. Wenn du nicht gut warst, denken die anderen<br />

nicht darüber nach. Das heißt aber auch, dass du<br />

nicht darunter leiden musst. Nur wenn du gut bist, fällst<br />

du auf. Du musst deine Perspektive wechseln.“<br />

Das sind Sätze, die ihr zu denken geben. Aber es sind<br />

nicht nur Freeze’ Weisheiten, auch ihr Körper sendet<br />

Signale: „Ich habe in der Zeit in Schweden mit etwas<br />

Ähnlichem wie einem Hexenschuss gekämpft. Ich hatte<br />

ständig eine Blockade im Nacken, in der linken Schulter,<br />

im linken Ellbogen. Woher das gekommen ist, konnte<br />

niemand sagen.“ Sina beschließt, ihre Heilung selbst<br />

in die Hand zu nehmen: „Ich habe das wieder in den<br />

Griff gekriegt.“<br />

Sie lernt loszulassen. Denkt viel nach. Heute sagt sie:<br />

„Das Tanzen habe ich gebraucht, um selbstbewusster<br />

zu werden, um meine Wurzeln zu finden. Früher war<br />

ich disconnected. Heute gehört Marokko genauso zu<br />

meinem Leben wie Österreich. Ich fühle mich nicht mehr<br />

halb-halb.“ Und wie zum Beweis ihrer neuen Kraft sagt<br />

sie: „Ich bin eine schöne Mischung.“<br />

Plötzlich geht alles leichter: 2016 heiratet sie The<br />

Wolfer (sie nennt ihn natürlich bei seinem Vornamen,<br />

Mustafa) in Österreich, ein Jahr darauf wird noch einmal<br />

in Marokko gefeiert. Ihre Modemarke „From The<br />

Soul“ nimmt Fahrt auf. Der Name ist funky, vor allem<br />

aber ehrlich: „Er ist perfekt“, sagt Sina, „weil jeder nur<br />

für sich selbst sagen kann, was seine Seele berührt.“<br />

WIE DU DEINEN EIGENEN<br />

KREIS ERSCHAFFST<br />

Beim Shooting für The <strong>Red</strong> <strong>Bulletin</strong> trägt Sina Weiß.<br />

„Ein Kompromiss“, sagt sie. Die anfangs geplanten<br />

bunten Outfits funktionieren nicht. Also setzt Sina erst<br />

die strahlend weiße Plüschvariante eines Kangol-Hutes<br />

auf. Als Reverenz an die Breaking-Anfänge in den späten<br />

1970er-, frühen 1980er-Jahren.<br />

Dann schlüpft sie in ein passendes weißes Vintage-<br />

Polo. Sie hat es abgeschnitten, mit Ösen und einem<br />

dünnen Band versehen, das vorn in einer Masche zusammenläuft<br />

und es so in ein bauchfreies „From The<br />

Soul“-Teil verwandelt. Dazu trägt sie eine weiße Hose<br />

und weiße Sneakers. Sieht nach allem aus, nur nicht<br />

nach einem Kompromiss.<br />

Und wer beobachtet, wie sie sich bewegt, versteht<br />

den Satz, den sie in einem der Gespräche gesagt hat:<br />

„Für Breaking brauchst du den Körper eines Athleten<br />

und den Ausdruck eines Künstlers.“<br />

Noch viel besser als dieser Satz ist eine Anmerkung,<br />

die sie nebenbei macht, die aber ihre Anstrengungen,<br />

ihre Kämpfe, ihre Wandlung widerspiegelt. „Weißt du,<br />

irgendwann merkst du, dass du keine Lust mehr hast,<br />

etwas zu beweisen. Du erkennst, dass die Stimmung<br />

in dem Kreis, in den du gerade noch unbedingt hineinwolltest,<br />

nicht deine Stimmung ist. In solchen Momenten<br />

mache ich einen Schritt zur Seite.“<br />

Früher hätte dieser Schritt zur Seite ihren Rückzug<br />

eingeleitet, heute ist er der Beginn einer Offensive.<br />

Sina erschafft ihren eigenen Kreis.<br />

Mit B-Girls und B-Boys, die ihr folgen.<br />

Dafür ist sie längst stark genug.<br />

Wer Sina begleiten will: @soulsistersina<br />

Wer sie erleben möchte: Sina wird beim <strong>Red</strong> Bull<br />

BC One Cypher Austria am 22. Mai in Wien dabei sein.<br />

redbull.com/cypheraustria<br />

64 THE RED BULLETIN


„Ich versteife mich<br />

nicht auf ein Ziel.<br />

Ich weiß nur, dass<br />

die Reise nicht<br />

zu Ende ist.“<br />

Breakdance


Künstliche Intelligenz<br />

„PUTZEN IST<br />

KOMPLIZIERTER<br />

ALS SCHACH<br />

SPIELEN“<br />

Der deutsche Spitzenforscher<br />

RICHARD SOCHER, 37, gilt als<br />

Star der künstlichen Intelligenz.<br />

Hier erzählt er, wie smarte Maschinen<br />

unseren Alltag verändern werden<br />

und welche menschlichen Talente<br />

in Zukunft gefragt sind.<br />

Interview JÜRGEN SCHMIEDER<br />

Fotos JEREMY JACKSON<br />

66


DER MASCHINEN-<br />

VERSTEHER<br />

Richard Socher, bis 2020<br />

Chef-Forscher des US-<br />

Software-Unternehmens<br />

Salesforce und weltweit<br />

viel zitierter KI-Experte


Künstliche Intelligenz<br />

S<br />

the<br />

eien wir doch ehrlich: Die Menschheit<br />

hat keine Chance! Maschinen besiegen<br />

uns bereits in Brettspielen wie Schach,<br />

sie können sicherer Auto fahren als wir,<br />

um Längen schneller rechnen und stellen<br />

Zusammenhänge her, von denen wir<br />

nicht einmal wussten, dass sie existieren.<br />

Es kann nicht mehr lange dauern, dann<br />

überwacht Big Brother unser Leben,<br />

ein Computer bestimmt über unseren<br />

Alltag. Gesichtserkennung und Sprachassistenten<br />

sind nur die Vorstufen zur<br />

Machtübernahme der Maschinen.<br />

So oder so ähnlich klingen die üblichen<br />

Reflexe auf technischen Fortschritt –<br />

besonders beim Thema künstliche Intelligenz<br />

(KI) zeichnen wir gern Horrorszenarien.<br />

Nur: Ist es wirklich so schlimm,<br />

oder gibt es auch Per spektiven, die uns<br />

erlauben, einer Zukunft mit KI positiver<br />

entgegenzublicken?<br />

Richard Socher, bis 2020 Forschungs-<br />

Chef für künstliche Intelligenz beim US-<br />

Software-Unternehmen Salesforce, wählt<br />

den optimistischen Ansatz. Der gebürtige<br />

Dresdner hat an der US-Elite-Uni Stanford<br />

promoviert – und dabei übrigens im<br />

sagenumwobenen Büro 221 gearbeitet,<br />

in dem einst auch die Google-Gründer<br />

Larry Page und Sergey Brin forschten.<br />

Im Jahr 2014 gründete er das Spracherkennungs-Start-up<br />

„Metamind“ und<br />

verkaufte es zwei Jahre später an Salesforce.<br />

Heute wendet Socher als CEO<br />

des Start-up-Unternehmens „SuSea“ KI<br />

in der Praxis an. Zeit für einen Reality<br />

Check mit einem, der das Thema in allen<br />

Details kennt.<br />

red bulletin: Herr Socher,<br />

Sie haben den schönen Satz gesagt:<br />

„Künstliche Intelligenz zeigt uns, wer<br />

wir wirklich sind.“ Also: Wer sind wir?<br />

richard socher: Grundsätzlich<br />

müssen wir uns fragen: Was macht den<br />

Menschen aus? Ein Punkt, durch den wir<br />

uns gern von anderen Arten abgrenzen,<br />

ist Intelligenz: Das klingt sehr spezifisch,<br />

aber da schließen sich viele Fragen an,<br />

was das überhaupt ist. Da verhilft uns die<br />

künstliche Intelligenz zu interessanten<br />

Erkenntnissen.<br />

Welchen zum Beispiel?<br />

Wir stellen plötzlich fest, dass Auf gaben,<br />

die wir für simpel halten, sehr kompliziert<br />

sein können und dass vermeintlich<br />

komplizierte Tätigkeiten relativ einfach<br />

sind. Nehmen wir Schachspielen: Das<br />

ist für Computer eher leicht zu lernen.<br />

Der Job von Putzpersonal dagegen ist<br />

unglaublich schwierig zu automatisieren.<br />

Da steckt viel abstraktes und konkretes<br />

Wissen drin, das miteinander verknüpft<br />

werden muss: Wie schafft man so Ordnung,<br />

dass es Sinn ergibt?<br />

Was kann eine Maschine heute schon<br />

besser als wir Menschen?<br />

Aufgaben, die sich wiederholen, zum<br />

Beispiel die Analyse von Bildern in der<br />

Radiologie. Und die Auswertung sehr<br />

großer Datensätze. Es gibt bei Salesforce<br />

ein sogenanntes Lead & Opportunity<br />

Scoring: Das hilft Vertrieblern, die eine<br />

lange Liste von Kunden haben. Wen<br />

sollen sie als Erstes anrufen? Wenn eine<br />

künstliche Intelligenz die Nachrichten<br />

aus der Branche verfolgt – ob es zum Beispiel<br />

einen neuen Abteilungsleiter gibt –,<br />

bereits gesendete E-Mails überprüft und<br />

externe Daten einbezieht, dann kann sie<br />

voraussagen: Das sind heute die zehn<br />

Leute, die am meisten daran interessiert<br />

sind, das Produkt zu kaufen. Diese Information<br />

führt dazu, dass die Verkäufer<br />

um 30 Prozent effizienter sind.<br />

Das verletzt aber womöglich den Stolz<br />

des Verkäufers.<br />

Klar, es ist wichtig, ihm schlüssig zu<br />

erklären, warum er diese Leute anrufen<br />

sollte, nur dann vertraut er der Analyse.<br />

Meilensteine in künstlicher Intelligenz<br />

haben oft mit Spielen zu tun: Schach,<br />

Pokern, das Strategie-Brettspiel Go.<br />

Wäre es nicht inter essanter, mehr Aufmerksamkeit<br />

auf ihre Anwendungen<br />

im Alltag zu richten?<br />

Das ist genau mein Ansatz. Klar war das<br />

ein Riesending, als der Computer in Go<br />

gewonnen hat, und es hat auch die Art<br />

und Weise beeinflusst, wie die Leute<br />

spielen. Außerhalb der Spielewelt hat<br />

sich durch diese Applikation allerdings<br />

eher wenig verändert. Algorithmen in<br />

Spielen sind selten hilfreich in der echten<br />

Welt, wo nicht alles so schön angeordnet<br />

ist wie auf einem Spielbrett. Es gibt sehr<br />

viele Unsicher heiten, der Zufall spielt<br />

eine genauso gewaltige Rolle wie das<br />

Berechnen von Wahrscheinlichkeiten.<br />

Und kaum gewinnt eine Maschine<br />

gegen den Menschen, heißt es: „Jetzt<br />

68 THE RED BULLETIN


CODES FÜR<br />

ÜBERMORGEN<br />

Richard Socher, hier in<br />

seinem ehemaligen Büro<br />

der Firma Salesforce in<br />

San Francisco, erforscht<br />

unter anderem, wie uns<br />

Sprachassistenten<br />

das Arbeitsleben<br />

erleichtern können.<br />

und er wird uns als Spezies gewaltig<br />

ver ändern. Vor 250 Jahren haben 90 Prozent<br />

der Menschen in der Landwirtschaft<br />

gearbeitet, für die körperliche Arbeit war<br />

es wichtig, fit zu sein. Mittlerweile ist<br />

es relativ egal, wie groß der Bizeps ist.<br />

Andere Qualitäten sind wichtiger. So eine<br />

monumentale Verschiebung steht uns<br />

durch künstliche Intelligenz bevor. Langfristig<br />

bin ich also optimistisch, kurzfristig<br />

mache auch ich mir ein paar Sorgen.<br />

Worüber?<br />

Nehmen wir zum Beispiel Lkw-Fahrer:<br />

Sie haben einen knallharten Job. Sie<br />

müssen konzentriert sein, auch wenn es<br />

manchmal stundenlang geradeaus geht.<br />

Sie sind oft Tage oder Wochen von der<br />

Familie getrennt, müssen verschiedene<br />

Zeitzonen durchfahren. Es ist kein bequemes<br />

Leben, und man könnte sagen:<br />

Gut, dass wir daran arbeiten, dass eine<br />

Maschine das übernimmt. Wenn man<br />

aber Lkw-Fahrer fragt, dann sagen die:<br />

„Ich liebe meinen Beruf, ich bin gerne<br />

allein, ich will nie was anderes machen.“<br />

Verständlich.<br />

Wenn man die Leute in 150 Jahren<br />

fragen wird, ob sie den ganzen Tag<br />

allein in einem Lkw sitzen wollen, wird<br />

die Antwort wahrscheinlich die gleiche<br />

sein, wie wenn man heute fragt, ob sie<br />

den ganzen Tag in der prallen Sonne<br />

auf einem Feld schuften wollen, bis sie<br />

Schwielen an den Händen haben. Sie<br />

werden sagen: „Nein, das ist völlig absurd,<br />

das macht doch eine Maschine!“<br />

„Vieles ist kulturell bedingt: In Japan<br />

etwa finden es alle super, dass mehr<br />

Sachen für sie automatisiert sind – da<br />

wird der Roboter als Helfer gesehen und<br />

nicht als Terminator oder Jobkiller.“<br />

werden wir überflüssig.“ Oder: „Der<br />

Terminator wird kommen.“<br />

Das ist auch kulturell bedingt. In Japan<br />

etwa finden es alle super, dass mehr Sachen<br />

für sie automatisiert sind – da wird<br />

der Roboter als Helfer gesehen und nicht<br />

als Terminator oder Jobkiller. Niemand<br />

kann jeden Tag 10.000 mögliche Kunden<br />

überprüfen, so wie niemand jeden Tag<br />

das komplette Internet manuell durchforsten<br />

kann – das kann der Algorithmus<br />

von Google deutlich besser.<br />

Wozu wird das letztlich führen?<br />

Man kann historische Fortschritte als<br />

Effizienzsprünge sehen: Dampfmaschine,<br />

Elektrizität, Internet. Künstliche Intelligenz<br />

ist der nächste Effizienzsprung,<br />

Dennoch haben Lkw-Fahrer Angst,<br />

ihren Job zu verlieren. Was sagt man<br />

denen?<br />

Noch ist es nicht so weit, es ist also noch<br />

Zeit, und es ist die Aufgabe der Politik<br />

und der Wirtschaft, die Leute darauf<br />

vorzubereiten und ihnen zu erklären,<br />

dass es für sie andere Aufgaben geben<br />

wird. Vielleicht ist die Fragestellung,<br />

ob Maschinen Jobkiller sind, die falsche<br />

Herangehensweise.<br />

Was wäre eine bessere?<br />

Das Ziel in der Medizin zum Beispiel ist<br />

doch, gesunde Menschen zu haben – und<br />

nicht, mehr Arbeitsplätze zu schaffen.<br />

In der Radiologie beispielsweise ist die<br />

künstliche Intelligenz effizient und kostengünstig.<br />

Es gibt zu wenige Radiologen,<br />

und die menschliche Intelligenz ist nun<br />

wahrlich nicht darauf ausgerichtet,<br />

tag täglich und andauernd auf Schwarzweißbilder<br />

zu starren. In diesem Bereich<br />

kann KI einen positiven Beitrag leisten.<br />

THE RED BULLETIN 69


Künstliche Intelligenz<br />

Das macht die aktuelle Angst vieler<br />

Menschen vor dem Jobverlust aber<br />

nicht kleiner.<br />

Das stimmt, und deshalb muss die Politik<br />

die Menschen mitnehmen. Sozialsysteme<br />

müssen das unterstützen. Es muss aber<br />

vor allem gezeigt werden, dass es Eigenschaften<br />

gibt, die in Zukunft noch stärker<br />

gefragt sein werden: Kreativität, Empathie,<br />

Probleme zu erkennen, mit anderen<br />

Menschen zusammenzuarbeiten.<br />

Die Maschine stellt die Diagnose, der<br />

Arzt übermittelt sie dem Patienten?<br />

So ungefähr. Aber der Arzt kann ja noch<br />

viel mehr: Vielleicht wird der Arzt die<br />

Analysen mehrerer Maschinen kombinieren,<br />

womöglich entdeckt er dabei<br />

eine neue Krankheit, ein neues Virus.<br />

Diese Kombination von abstraktem und<br />

konkretem Wissen ist schwer zu automatisieren.<br />

Wir dürfen nicht vergessen:<br />

Eine Maschine ist immer nur so gut wie<br />

die Daten, die man ihr gibt.<br />

Dadurch entsteht manchmal ein „Bias“<br />

– wenn der Algorithmus etwa Stereotype<br />

und Vorurteile bedient. Ist das<br />

nicht gefährlicher als alles andere?<br />

Das ist meiner Meinung nach die größte<br />

Gefahr. Künstliche Intelligenz wird nie<br />

rassistisch oder sexistisch programmiert.<br />

Sie arbeitet mit den Daten, die sie bekommt.<br />

Fragt zum Beispiel eine Bank<br />

den Rechner: „Wer soll einen Kredit<br />

bekommen und wer nicht?“, und die<br />

Daten der Bank sehen so aus, dass in der<br />

Vergangenheit weniger Frauen einen<br />

Kredit zur Firmengründung beantragt<br />

haben, dann ist es möglich, dass künstliche<br />

Intelligenz den Kreditantrag einer<br />

Frau eher negativ bewertet. Da hält uns<br />

die künstliche Intelligenz einen Spiegel<br />

vor: „Schaut mal, so habt ihr das in der<br />

Vergangenheit gemacht.“ Man kann da<br />

aber auch gegensteuern.<br />

Einen Algorithmus kann man einfacher<br />

ändern als die Einstellung von<br />

10.000 Vorgesetzten, die immer nur<br />

Männer gefördert haben.<br />

Richtig, und man muss sich bewusst<br />

machen: Künstliche Intelligenz ist eine<br />

sogenannte „Omni-Use Technology“.<br />

Das müssen Sie erklären.<br />

Man kann sie für alles verwenden. Man<br />

kann mit einem Hammer ein Haus bauen<br />

– oder ihn als Waffe benutzen. Mit einem<br />

Auto kann man Menschen transportieren<br />

– oder sie überfahren. Im Internet kann<br />

man wertvolle Informationen schnell<br />

teilen – oder illegale Geschäfte machen.<br />

MIT DIESEN FÄHIGKEITEN<br />

KANNST DU 2021 PUNKTEN<br />

Welche Kompetenzen suchen Unternehmen heute? Um diese<br />

Frage zu beantworten, analysierte LinkedIn Millionen Daten<br />

seines Karriere-Netzwerks. Hier sind die Antworten.<br />

SOFT SKILLS<br />

1.<br />

2.<br />

KRE<strong>AT</strong>IVITÄT<br />

Wer sich abheben will, braucht<br />

einzigartige Ideen – und diese<br />

setzen Einfallsreichtum voraus.<br />

Auf keine menschliche Fähigkeit<br />

sind Betriebe heute stärker<br />

angewiesen.<br />

ÜBERZEUGUNGSKRAFT<br />

Gute Ideen sind wichtig, bringen<br />

dein Unternehmen aber nur dann<br />

weiter, wenn du sie auch erklären<br />

kannst – erst den Vorgesetzten,<br />

dann womöglich den Kunden.<br />

3. TEAMFÄHIGKEIT<br />

3.<br />

4.<br />

IT-Experten mit HR-Profis,<br />

Con troller mit PR-Experten:<br />

Mehr denn je setzen Betriebe<br />

heute auf fachübergreifende<br />

Teams – dafür musst du<br />

kooperieren können.<br />

ANPASSUNGS FÄHIGKEIT<br />

Noch nie hat sich die Arbeitswelt<br />

so rasant verändert wie heute.<br />

Deswegen sind Unternehmen auf<br />

Leute angewiesen, die Veränderung<br />

als Bereicherung sehen.<br />

5. EMOTIONALE<br />

5.<br />

INTELLIGENZ<br />

Wer nachhaltig erfolgreich sein<br />

will, muss langfristige Beziehungen<br />

pflegen – etwa mit Geschäftspartnern.<br />

Keine Maschine kann<br />

hierbei den Menschen ersetzen.<br />

HARD SKILLS<br />

1.<br />

2.<br />

4.<br />

BLOCKCHAIN<br />

Entwickelt für Kryptowährungen,<br />

kommt die Technologie längst<br />

auch bei Versicherungen oder im<br />

Gesundheitswesen zum Einsatz.<br />

Nur Fachkräfte gibt es zu wenig.<br />

CLOUD COMPUTING<br />

Immer mehr Unternehmen<br />

nutzen Cloud-Lösungen für ihre<br />

digitale Infrastruktur. Gefragt<br />

sind deswegen Spezialisten für<br />

Systeme wie Microsoft Azure.<br />

ANALYTISCHES DENKEN<br />

Tech-Wissen ist wichtig, klar.<br />

Aber genauso kommt es für<br />

Unternehmen darauf an, etwa<br />

aus riesigen Datenmengen die<br />

richtigen Schlüsse zu ziehen.<br />

KÜNSTLICHE<br />

INTELLIGENZ<br />

Sie ersetzt viele Jobs, begleitet<br />

und weiterentwickelt muss KI<br />

aber von Menschen werden. Hierzulande<br />

steigen viele Firmen erst<br />

jetzt ein und suchen Personal.<br />

UX-DESIGN<br />

Damit Nutzer etwas kaufen,<br />

müssen sie sich auf Websites<br />

leicht zurechtfinden. Deswegen<br />

sind und bleiben Unternehmen<br />

auf eine gute User Experience<br />

(UX) angewiesen.<br />

70 THE RED BULLETIN


Künstliche Intelligenz kann in fast allen<br />

Bereichen eingesetzt werden, für positive<br />

und negative Zwecke. Gesichtserkennung<br />

kann zum Beispiel dabei helfen, Kriminelle<br />

zu verfolgen. Sie kann aber auch<br />

für andere, finstere Zwecke eingesetzt<br />

werden. Man sollte Technologie nicht<br />

verteufeln, die Politik muss hier re gulierend<br />

eingreifen.<br />

Ist es nicht so, dass der Mensch im Lauf<br />

der letzten industriellen Revolutionen<br />

zur, nun ja, Maschine geworden ist?<br />

Er steht am Fließband, schraubt an<br />

Autos, ordnet Papierstapel. Könnte es<br />

sein, dass der Mensch mithilfe von KI<br />

wieder menschlicher wird?<br />

Unbedingt! Und ich glaube, dass künstliche<br />

Intelligenz zu mehr Kommunikation<br />

zwischen Menschen führen wird. Immer<br />

weniger Leute werden künftig allein<br />

langweilige, sich ständig wiederholende<br />

Tätigkeiten ausüben. Berufe im zwischenmenschlichen<br />

Bereich bekommen mehr<br />

Wertschätzung: Der Altenpfleger, der Geschichte<br />

studiert hat, ist vielleicht besser<br />

„Ich glaube, dass künstliche Intelligenz<br />

zu mehr Kommunikation zwischen Menschen<br />

führen wird. Immer weniger Leute werden<br />

allein langweilige, sich ständig wiederholende<br />

Tätigkeiten ausüben.“<br />

in seinem Job, weil er sich besser in<br />

ältere Menschen hineinversetzen kann.<br />

Er muss dann aber auch besser bezahlt<br />

werden.<br />

Was würden Sie einem Schüler von<br />

heute raten? Was wird er zukünftig<br />

können müssen?<br />

Zuerst: Informatik, weil man künst liche<br />

Intelligenz nicht verstehen kann, wenn<br />

man vom Programmieren keine Ahnung<br />

hat. Mathematik auch. Aber auch: Ethik,<br />

Kunst, Geografie.<br />

Also jene Fächer, vor denen Eltern<br />

ihre Kinder eher warnen – aus Angst,<br />

sie könnten keinen Job bekommen.<br />

Das wird sich verändern. Zum Beispiel<br />

kann Rechtschreibung, so wichtig sie ist,<br />

von künstlicher Intelligenz jetzt schon<br />

verbessert werden. Es ist aber eine ganz<br />

andere Sache, eine fesselnde Geschichte<br />

mit kreativen Ideen und fundierter Fachkenntnis<br />

zu schreiben. Das wichtigste<br />

Skill Set für die Kinder der Zukunft ist<br />

deshalb eine gute Mischung aus Geisteswissenschaften<br />

und Informatik.<br />

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Fußball<br />

Freunde<br />

fürs<br />

Leben<br />

Sie kamen aus Sambia und<br />

eroberten die Herzen<br />

tausender Fußballfans in Österreich.<br />

Die <strong>Red</strong> Bull Salzburg-Stars<br />

P<strong>AT</strong>SON DAKA und ENOCK MWEPU<br />

über den unschätzbaren Wert von<br />

Freundschaft und ein Geschenk,<br />

für das es sich zu kämpfen lohnt.<br />

Text HANNES KROPIK<br />

Fotos KONSTANTIN REYER<br />

Alle hatten Patson Daka vor<br />

„dem Computer“ gewarnt.<br />

Manche raunten sogar, dass<br />

dieser Computer so gefährlich<br />

sei, dass er unbedingt<br />

zerstört werden müsse.<br />

Patson war dreizehn und<br />

verstand nicht, warum er sich<br />

„vor einem Computer in Acht<br />

nehmen“ sollte. Er war hier,<br />

um Fußball zu spielen. Deshalb<br />

war Patson nach Lusaka gekommen,<br />

in die Hauptstadt von Sambia.<br />

Gemeinsam mit tausenden anderen<br />

Burschen hatte sich Patson beim „Airtel<br />

72 THE RED BULLETIN


Rising Stars Cup 2012“ angemeldet.<br />

Bei diesem Bewerb werden die größten<br />

Fußball-Talente der zehn Provinzen des<br />

Landes gesucht. Wer sich bei diesem Cup<br />

durchsetzt, wer Können und Glück vereint,<br />

für den wird ein Bubentraum Wirklichkeit:<br />

ein Platz in Sambias Nachwuchs-<br />

Nationalteam.<br />

Von den tausenden Bewerbern blieben<br />

nach den ersten Matches gerade einmal<br />

200 Burschen übrig. Zuletzt waren es nur<br />

noch achtzehn. Und Patson Daka war<br />

ihr Kapitän. Der Präsident von Sambia,<br />

Edgar Chagwa Lungu, gratulierte dem<br />

jungen Afrikaner via Facebook.<br />

Patson Daka, 22 (li.),<br />

und Enock Mwepu, 23, in der<br />

<strong>Red</strong> Bull Arena in Salzburg.<br />

Zu Hause in Sambia sind<br />

die beiden so populär,<br />

dass sie ein Verkehrschaos<br />

auslösen, wenn sie<br />

auf der Straße gehen.<br />

Bei diesem Siegeszug hatte Patson<br />

auch einen gewissen Enock Mwepu<br />

kennen gelernt. Der damals Vierzehnjährige<br />

drosch seine Pässe mit der Präzision<br />

einer Maschine über den Rasen und<br />

wurde deshalb „der Computer“ gerufen.<br />

Jetzt war Patson klar, wovor bzw. vor<br />

wem ihn die Leute gewarnt hatten.<br />

„Zerstören“ wollte Patson Enock nicht.<br />

Ganz im Gegenteil. Enock und Patson<br />

wurden Freunde fürs Leben.<br />

Die beiden Fußballer kommen aus<br />

ähnlichen Verhältnissen. Enock kam<br />

in Lusaka zur Welt, dann übersiedelten<br />

seine Eltern mit ihm in die Bergbaustadt<br />

Chambishi. Vater Robby arbeitete für<br />

eine der vielen Kupferminen-Gesellschaften.<br />

Heute betreiben seine Eltern<br />

eine Landwirtschaft.<br />

Patsons Vater Nathtali war selbst Fußballprofi<br />

bei den Nitrogen Stars in seiner<br />

Heimatstadt Kafue gewesen. Leider starb<br />

er früh. Bereits im Alter von 14 Jahren<br />

musste Patson Verantwortung für seine<br />

Familie tragen. Diese Haltung übernahm<br />

er auch gegenüber seiner Gemeinde.<br />

Patson unterstützte die Menschen in seiner<br />

Umgebung, so gut er konnte. Schon<br />

damals. Denn: „Wenn du darauf wartest,<br />

bis du viel Geld hast, um denen zu helfen,<br />

die weniger haben als du, wirst du nie<br />

reich genug sein“, sagt er. „Aber wenn du<br />

immer ein bisschen von deinem wenigen<br />

gibst, dann ist es immer genug.“<br />

„Ich hatte furchtbar Heimweh.“<br />

Doch dann kam Enock.<br />

2017 übersiedelte Patson Daka von Afrika<br />

nach Österreich und lief als Neuzugang<br />

von <strong>Red</strong> Bull Salzburg zunächst beim<br />

Partnerklub FC Liefering in der 2. Liga<br />

auf. Damals war er gerade 19 Jahre alt,<br />

fand sich in einem völlig neuen Kulturkreis<br />

wieder und sehnte sich nach seiner<br />

Heimat. „Es ist schwierig, wenn du zum<br />

ersten Mal für längere Zeit allein in einem<br />

fremden Land lebst“, sagt er. „Ich hatte<br />

schreckliches Heimweh.“<br />

Ein halbes Jahr später kam sein Buddy<br />

Enock nach. „Das war eine richtige Befreiung<br />

für mich“, sagt Patson. „Mit Enock<br />

verschwand das Heimweh. In den ersten<br />

Monaten in Salzburg teilten wir uns in<br />

der <strong>Red</strong> Bull Fußball Akademie in Liefering<br />

ein Zimmer“, erzählt Patson Daka.<br />

„Wir verbrachten jede freie Minute miteinander.<br />

Wir sprachen über alles, was<br />

uns bewegte.“<br />

Was genau bewegte die beiden? „Für<br />

mich gab es nur drei Themen: Fußball,<br />

Schule und Kirche“, sagt Patson Daka.<br />

Enock Mwepu hält es genauso. Und er<br />

THE RED BULLETIN 73


Fußball<br />

sagt: „Wir haben sehr schnell kapiert,<br />

dass wir am Feld wirklich gut harmonieren.<br />

Je besser wir uns kennenlernten,<br />

desto mehr kämpften wir auf dem Feld<br />

füreinander, und desto leichter fiel es<br />

uns, erfolgreich zu sein.“<br />

Ihre Ergebnisse bestätigen diese Aussage.<br />

Bereits im selben Jahr gewannen<br />

die beiden mit der sambischen U20-<br />

Mannschaft den Afrika-Cup. Vor 60.000<br />

Zuschauern erzielt Patson im Finale das<br />

1:0 (Endstand 2:0). Im gesamten Bewerb<br />

schoss der junge Fußballer vier Tore. Er<br />

wurde zum Spieler des Turniers gewählt<br />

und als Wunderkind gefeiert.<br />

Im Salzburg-Dress gingen die Erfolge<br />

weiter: 2017 gewann Daka die UEFA<br />

Youth League, die Champions League für<br />

U19-Teams, Finaltor inklusive. 2019 und<br />

2020 wurde er mit <strong>Red</strong> Bull Salzburg<br />

ÖFB-Cup-Sieger, 2018, 2019 und 2020<br />

österreichischer Meister. Bester Salzburger<br />

Torschütze der letzten Saison:<br />

Patson Daka, 24 Treffer.<br />

Nur Patson stand im Rampenlicht.<br />

Neidisch? Nein, sagt Enock.<br />

Doch wo bleibt Enock? Nur Patson stand<br />

im Rampenlicht. Belastete das die Freundschaft<br />

der beiden? „Nein“, sagt Enock<br />

Mwepu. „Für mich war es immer eine<br />

große Inspiration, zu sehen, wie gut Patson<br />

sich entwickelt. Es hat mich motiviert,<br />

noch härter zu trainieren, noch härter<br />

zu arbeiten, um das zu erreichen, was<br />

ihm schon gelungen ist. Er war immer<br />

der Anführer in unserer Mannschaft,<br />

und ich wollte so sein wie er.“<br />

Und was sagt Patson? Der ist dankbar,<br />

dass Enock ihn unterstützt. „Ich hatte<br />

Riesenglück, dass ich einen ‚Computer‘<br />

hinter mir hatte“, sagt er. „Ich musste<br />

seine genialen Pässe nur noch in Tore<br />

verwandeln. Enock hat mein Leben<br />

enorm vereinfacht.“<br />

Die Durchschlagskraft der beiden jungen<br />

Fußballer bestätigt auch Christoph<br />

Freund (siehe Interview auf S. 76), Sportdirektor<br />

beim FC <strong>Red</strong> Bull Salzburg:<br />

„Enock und Patson bringen alle Qualitäten<br />

mit für den internationalen Top-Fußball.<br />

Sie sind sehr klar im Kopf und ehrgeizig.<br />

Ich bin überzeugt, dass sie noch für einiges<br />

Aufsehen sorgen werden.“<br />

In Sambia sind Enock und Patson bereits<br />

Superstars. Wenn die beiden auf<br />

Heimaturlaub sind, können sie nicht ein-<br />

Sambischer Fußball<br />

in Zahlen<br />

AFRIKA<br />

67 Plätze<br />

hinter Österreich (23) liegt Sambia (90)<br />

aktuell in der FIFA-Weltrangliste.<br />

18 Teams<br />

spielen in der zweiten sambischen Fußballliga,<br />

u. a. Kafue Celtic FC, der frühere Klub von Daka<br />

und Mwepu.<br />

30 Personen<br />

(darunter 18 Nationalspieler Sambias) kamen<br />

beim Flugzeugunglück am 27. April 1993 auf<br />

dem Weg zum WM-Qualifikationsspiel gegen<br />

Senegal ums Leben – der dunkelste Tag<br />

im sambischen Fußball.<br />

2012<br />

feierte das sambische Nationalteam mit<br />

dem ersten und bislang einzigen Gewinn der<br />

Afrikameisterschaft seinen größten Erfolg.<br />

1 Tor<br />

schoss Patson Daka bisher in der<br />

Champions League. Sein 1:0 in Genk 2019<br />

(Endstand 4:1 für Salzburg) machte Sambia<br />

zur 103. Nation auf der Liste von Ländern<br />

mit Champions-League-Torschützen.<br />

Patson Daka (Bild oben)<br />

jubelt nach seinem 1:0<br />

gegen Senegal. Sambia<br />

gewann 2017 das Spiel 2:0<br />

und holte mit seiner U20<br />

den Afrika-Cup.<br />

Enock Mwepu und<br />

Patson Daka im Dress<br />

des sambischen Nationalteams,<br />

bereits 2015 (aus<br />

diesem Jahr stammt<br />

das Bild) waren die<br />

beiden beste Freunde.<br />

PRIV<strong>AT</strong>, GETTY PREMIUM<br />

74 THE RED BULLETIN


„Wir verbrachten jede<br />

freie Minute miteinander<br />

und sprachen über alles,<br />

was uns bewegte.“<br />

Patson Daka über seine Freude,<br />

als Enock Mwepu in Salzburg eintraf<br />

Patson Daka (links) und Enock Mwepu nach ihrem Triumph beim COSAFA-U20-Cup<br />

im Dezember 2017 am Flughafen der sambischen Hauptstadt Lusaka<br />

Ein Bild aus 2015, Patson post in Südafrika, das er<br />

mit dem sambischen Team für ein Turnier besucht.<br />

Patson Daka mit seiner Mutter in Lusaka,<br />

ein Bild aus dem Jahr 2015<br />

Enock Mwepu mit Fans bei einem Jugendcamp in Chingola, Sambia. Wann er<br />

das Selfie geschossen hat? Kam öfter vor, die Erinnerung ist verflogen.<br />

THE RED BULLETIN 75


Fußball<br />

mal das Haus verlassen, ohne ein Verkehrschaos<br />

auszulösen. Staatspräsident<br />

Edgar Chagwa Lungu gilt nach wie vor<br />

als großer Fan des Duos.<br />

Als zum Beispiel bekannt wurde,<br />

dass Patsons und Enocks Verträge mit<br />

<strong>Red</strong> Bull Salzburg verlängert wurden,<br />

verkündete der Staatschef diese gute<br />

Nachricht auf der Stelle via Twitter. Als<br />

Patson Daka von den Fans zum „Spieler<br />

der Meisterrunde“ in Österreich gekürt<br />

wurde, gratulierte Edgar Chagwa Lungu<br />

höchstpersönlich auf Facebook: „You<br />

make Zambia proud!“ – Du machst Sambia<br />

stolz!<br />

Das ist Balsam für die Seele. Und mindestens<br />

genauso wichtig und heilsam für<br />

Sambia. „Junge Fußballer sehen, was<br />

wir zu leisten imstande sind“, sagt Enock<br />

Mwepu über ihre Rolle als Vorbilder. „Sie<br />

setzen alles daran, ebenfalls den nächsten<br />

Schritt zu gehen.“<br />

„Unser Talent ist ein Geschenk,<br />

das wir weitergeben müssen.“<br />

Für einen kurzen Moment wird Patson<br />

nachdenklich. „Wir haben in Sambia<br />

unter den Jugendlichen ein Problem mit<br />

Alkohol und anderen Drogen“, sagt er.<br />

„Fußball ist eine fantastische Möglichkeit,<br />

wie du dich aus all diesen Schwierigkeiten<br />

heraushältst.“ Enock vollendet<br />

den Gedanken: „Du gerätst erst gar nicht<br />

in diesen Teufelskreislauf, wenn du den<br />

ganzen Tag Fußball spielst und am Abend<br />

todmüde ins Bett fällst.“<br />

Mit ihrem Vorbild, ihren Erfolgen<br />

wollen Enock und Patson etwas zurückgeben.<br />

Beide sind sehr gläubig. Ihr sportliches<br />

Talent bezeichnen sie als „Geschenk<br />

Gottes“. Und dieses, sagen Patson und<br />

Enock unisono, wollen sie mit großer<br />

Ernsthaftigkeit in den Dienst der Allgemeinheit<br />

stellen.<br />

Stichwort Ernsthaftigkeit. Geschenk<br />

ist Geschenk. Doch der Erfolg kommt<br />

mit der täglichen Bemühung, erklären<br />

die beiden. „Wir wollen beide noch bessere<br />

Fußballer werden“, sagt Enock und<br />

verrät ihren Traum: „Eines Tages stehen<br />

wir einander in einem Champions-<br />

League-Finale als Gegner gegenüber.“<br />

Patson nickt, denkt nach und sagt<br />

dann: „Und selbst danach werden wir<br />

noch Freunde sein.“<br />

Noch mehr Salzburg-Hintergründe:<br />

redbullsalzburg.at<br />

„Freundschaft<br />

im Sport?<br />

Unbedingt!“<br />

Warum die Salzburger<br />

Patson Daka und Enock<br />

Mwepu nach Österreich<br />

holten. Und warum der<br />

Verein deshalb jetzt gleich<br />

drei Teenager aus Mali<br />

verpflichtete. Interview<br />

mit Sportdirektor Christoph<br />

Freund.<br />

Was sah der FC <strong>Red</strong><br />

Bull Salzburg in Patson<br />

Daka und Enock Mwepu,<br />

ehe die beiden 2017<br />

nach Österreich geholt<br />

wurden?<br />

Patson Daka war wegen<br />

seines Speeds und seiner<br />

Power im Angriff ein<br />

extrem auffälliger Spieler.<br />

Wir wussten, er würde<br />

sehr gut zu unserem<br />

Spielstil passen. Enock<br />

Mwepu fiel uns auf, als wir<br />

uns mehrere Spiele von<br />

Patson angesehen hatten.<br />

Wir erkannten, dass er<br />

nicht nur extrem viel läuft,<br />

sondern auch über sehr<br />

große Spielintelligenz<br />

verfügt. Enock war schon<br />

damals ein Führungsspieler.<br />

Beide bringen<br />

einen richtig guten<br />

Charakter und eine sehr<br />

gute Mentalität mit.<br />

Patson und Enock<br />

kannten sich bereits<br />

in Sambia sehr gut.<br />

Hat ihnen diese Freundschaft<br />

geholfen, sich<br />

in Österreich schneller<br />

einzuleben?<br />

Sie sind zum ersten Mal<br />

in ein fremdes Land übersiedelt<br />

– mit neuer Sprache,<br />

neuer Kultur, neuem<br />

Wetter. Dass sie sich privat<br />

so gut verstehen, war<br />

FC <strong>Red</strong> Bull Salzburg-<br />

Sportdirektor<br />

Christoph Freund<br />

sicher ein großer Vorteil.<br />

Mit ihrer positiven Art<br />

waren sie für den Klub<br />

vom ersten Tag an gewinnbringende<br />

Charaktere.<br />

Hat Freundschaft<br />

im Sport – speziell im<br />

modernen Fußball –<br />

noch einen Platz?<br />

Unbedingt! Vor allem<br />

solche Freundschaften<br />

wie zwischen Patson und<br />

Enock, die so wichtige<br />

Lebensphasen miteinander<br />

erleben. Bei den<br />

beiden wurde durch den<br />

Wechsel nach Salzburg<br />

ihre Freundschaft fürs<br />

Leben sogar noch vertieft.<br />

Ich bin überzeugt, dass<br />

sie halten wird – egal wo<br />

sie ihre weitere Karriere<br />

hinführen wird.<br />

Der FC <strong>Red</strong> Bull Salzburg<br />

hat im Winter<br />

wieder drei 18-jährige<br />

Spieler gemeinsam<br />

verpflichtet, diesmal<br />

aus Mali, nämlich<br />

Mamady Diambou,<br />

Nene Dorgeles und<br />

Daouda Guindo. Steckt<br />

eine Philosophie dahinter,<br />

nicht nur ein<br />

Talent zu holen, sondern<br />

gleich zwei oder drei?<br />

Es ist nicht direkt Absicht,<br />

aber wir schließen die<br />

Möglichkeit nicht aus.<br />

Wir haben festgestellt,<br />

dass es kein Nachteil<br />

ist, wenn wir mehrere<br />

Spieler aus dem gleichen<br />

Jahrgang holen und sich<br />

diese Jungs in der Eingewöhnungsphase<br />

gegenseitig<br />

behilflich sind.<br />

Unzertrennlich, schon seit sie Teenager waren:<br />

Enock Mwepu (li.) und Patson Daka<br />

PICTUREDESK<br />

76 THE RED BULLETIN


DISCOVER THE OLYMP<br />

SUMMER STYLES 2021<br />

OLYMP.COM/SUMMER/<strong>AT</strong><br />

SUMMER 2021


SUMMER 2021<br />

DISCOVER THE OLYMP<br />

SUMMER STYLES 2021<br />

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OLYMP.MEN<br />

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1010 Wien Peek & Cloppenburg<br />

1070 Wien Peek & Cloppenburg<br />

1200 Wien Tom’s Männermode<br />

1220 Wien Peek & Cloppenburg<br />

2020 Hollabrunn Modehaus Schneider<br />

2201 Gerasdorf Peek & Cloppenburg<br />

2334 Vösendorf OLYMP Store Shopping City Süd • Peek & Cloppenburg<br />

2752 Wöllersdorf Modehaus Sorelle Ramonda<br />

3240 Mank Kaufhaus Anderle<br />

3244 Ruprechtshofen Modeszene Hackl<br />

3250 Wieselburg Steinecker Moden<br />

3263 Randegg Steinecker Moden<br />

3300 Amstetten Steinecker Moden<br />

3340 Waidhofen a. d. Ybbs Herrenmode Pöchhacker<br />

3380 Pöchlarn Steinecker Moden<br />

3485 Grunddorf Fest- u. Modewelt Pichler<br />

3500 Krems Steinecker Moden<br />

3910 Zwettl Steinecker Moden<br />

3950 Gmünd Shopping Center Ruzicka<br />

4020 Linz Peek & Cloppenburg<br />

4061 Linz-Pasching OLYMP Store PlusCity • Peek & Cloppenburg<br />

4070 Eferding Stöcker Mode<br />

4400 Steyr/EKZ Hey Steinecker Moden<br />

4642 Sattledt Modehaus Sorelle Ramonda<br />

4810 Gmunden Herrenmode Schönleitner<br />

4840 Vöcklabruck Kastner & Öhler<br />

4910 Ried i. Innkreis Kastner & Öhler<br />

5020 Salzburg OLYMP Store Europark<br />

5020 Salzburg-Klessheim Peek & Cloppenburg<br />

6020 Innsbruck Mode von Feucht • Kastner & Öhler • Kleider Mair<br />

Peek & Cloppenburg<br />

6060 Hall i. Tirol Mode von Feucht<br />

6130 Schwaz Mode von Feucht<br />

6300 Wörgl Mode von Feucht<br />

6330 Kufstein Mode von Feucht<br />

6706 Bürs Facona Fashion<br />

6830 Rankweil Facona Fashion<br />

6850 Dornbirn Facona Fashion • Peek & Cloppenburg<br />

6912 Hörbranz Facona Fashion<br />

7350 Oberpullendorf Csitkovics Modehaus<br />

7400 Oberwart Kastner & Öhler • Top Moden Balaskovics<br />

7551 Stegersbach Pop-Shop<br />

8010 Graz Kappaun Man<br />

8020 Graz Kastner & Öhler<br />

8041 Graz-Murpark Kastner & Öhler<br />

8054 Graz-Webling Modehaus Sorelle Ramonda<br />

8055 Seiersberg OLYMP Store Shoppingcity • Peek & Cloppenburg<br />

8200 Gleisdorf Modehaus Roth<br />

8230 Hartberg Modehaus Roth<br />

8280 Fürstenfeld Höllerl-Moden • Kastner & Öhler<br />

8330 Feldbach Modehaus Roth<br />

8430 Leibnitz Modehaus Roth<br />

8431 Gralla-Kaufpark Kappaun Man<br />

8490 Bad Radkersburg Herrenboutique Gollmann<br />

8535 Fohnsdorf Kastner & Öhler<br />

8582 Bärnbach/Rosental Kastner & Öhler<br />

8642 Kapfenberg/St. Lorenzen Kastner & Öhler<br />

8700 Leoben-LCS Kastner & Öhler<br />

8940 Liezen Kastner & Öhler<br />

9020 Klagenfurt Peek & Cloppenburg<br />

9400 Wolfsberg Kastner & Öhler<br />

9500 Villach Kastner & Öhler<br />

9800 Spittal a. d. Drau Kastner & Öhler<br />

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1060 Wien Hirmer<br />

ALLE PRODUKTE, BEZUGSQUELLEN<br />

UND INFORM<strong>AT</strong>IONEN UNTER:<br />

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GUIDE<br />

Tipps für ein Leben abseits des Alltäglichen<br />

JAKE HOLLAND CALUM MUSKETT<br />

PARAGLEITEN<br />

AM MONT BLANC<br />

– mit Bergführer<br />

Calum Muskett<br />

85


GUIDE<br />

Reisen<br />

„In der kühlen Morgenluft<br />

stürze ich mich<br />

hinab Richtung Italien<br />

und freue mich auf<br />

einen stärkenden<br />

Cappuccino im Café<br />

neben dem Landeplatz.“<br />

Calum Muskett, Bergführer<br />

und Paragleiter, erzählt vom<br />

Abenteuer „Para-Alpinismus“.<br />

Unter meinen Füßen knirscht<br />

der Schnee, als ich die<br />

letzten Schritte auf dem<br />

schmalen Grat mache, der<br />

zum höchsten Gipfel der<br />

Alpen führt: zum Mont Blanc, 4809 Meter<br />

über dem Meer. Eine Wolke bedeckt<br />

die französische Seite des Berges, eine<br />

eisige Brise bringt meine Augenlider<br />

zum Gefrieren.<br />

Es ist der 1. September 2019, sieben<br />

Uhr früh, und das Gleitschirmverbot<br />

in der Region wurde gerade aufgehoben.<br />

Mir wird ein bisschen übel, als ich meine<br />

Tasche auspacke – die Anstrengung des<br />

Aufstiegs hat mir körperlich zugesetzt.<br />

Ich bin von Les Houches aus aufgestiegen<br />

und seit ein Uhr früh unterwegs – das<br />

sind 3800 Höhenmeter in sechs Stunden.<br />

Das Tal von Chamonix liegt tief unter<br />

mir. Von meinem Standpunkt aus wäre der<br />

Weg den Mont Blanc hinunter normalerweise<br />

lang, beschwerlich und riskant,<br />

er würde über Gletscher und Felswände<br />

führen, aber ich werde den Abstieg nicht<br />

zu Fuß vornehmen. Ich werde fliegen.<br />

Seit 2006 besteige ich Berge. Damals<br />

absolvierte ich eine Ausbildung auf den<br />

Klippen meiner Heimat Nordwales.<br />

Heute, als professioneller Kletterer und<br />

Bergführer, folge ich den Jahreszeiten<br />

und teile meine Zeit zwischen den Bergen<br />

von Snowdonia in Wales und den französischen<br />

Alpen auf.<br />

Vor zwei Jahren habe ich Paragleiten<br />

gelernt, was mir neue Horizonte eröffnet<br />

hat. Eine Besteigung des Mont Blanc<br />

dauert normalerweise drei Tage und<br />

umfasst zwei Seilbahnen und eine Zugfahrt.<br />

Wenn ich heute sehr früh auf<br />

den Berg klettere, kann ich zum Gabelfrühstück<br />

wieder zurück sein.<br />

Das Fliegen hat etwas Befreiendes –<br />

wie nach dem Start, bei dem alles einfach<br />

Aufstieg über den Pilier Rouge du Brouillard<br />

stimmen muss, der Druck entweicht, die<br />

Füße baumeln surreal über dem Abgrund,<br />

man trickst die Evolution aus und gesellt<br />

sich segelnd zu den Vögeln.<br />

Nach zehn Minuten, in denen ich die<br />

frostbedeckten Seile entwirrt und den<br />

Fallschirm ausgelegt habe, bin ich dahin,<br />

stürze mich in der kühlen Morgenluft<br />

vom Gipfel hinab, gleite Richtung Italien<br />

und freue mich – heilfroh, nicht mehr<br />

weiterwandern zu müssen – auf einen<br />

stärkenden Cappuccino im Café neben<br />

dem Landeplatz. Der Flug dauert ungefähr<br />

40 Minuten. Zu Fuß würde eine<br />

geführte Gruppe, je nach Können, ein<br />

bis zwei Tage brauchen.<br />

Para-Alpinismus, wie man in Frankreich<br />

sagt, wird zu einer immer belieb­<br />

86 THE RED BULLETIN


Wohin<br />

soll’s<br />

gehen?<br />

Ort:<br />

Chamonix-Tal<br />

Nächster Flughafen:<br />

Genf, Schweiz<br />

Transport:<br />

sechs Seilbahnanlagen<br />

Startplätze:<br />

Im Mont-Blanc-<br />

Massiv gibt es<br />

mehrere, Calum flog<br />

einmal vom Gipfel<br />

des Mont Blanc, einmal<br />

vom Glacier du<br />

Brouillard in knapp<br />

4000 Meter Höhe.<br />

Frankreich<br />

Italien<br />

Saisonale Information:<br />

Im Juli und August ist<br />

Paragleiten im Mont-<br />

Blanc-Massiv verboten.<br />

Grund dafür<br />

sind Unfälle in den vergangenen<br />

Jahren und<br />

die steigende Zahl<br />

der Helikopterflüge.<br />

JAKE HOLLAND CALUM MUSKETT<br />

Schmaler Grat: Calum Muskett auf dem Weg zur Biwakstation Pic Eccles<br />

Talfahrt: Der Gletscher ist für den Start ideal, aber der Untergrund etwas glatt.<br />

teren Freizeitbeschäftigung. Wie der<br />

Name schon verrät, handelt es sich dabei<br />

um eine Kombination aus Paragleiten<br />

und Alpinismus, und die europäischen<br />

Alpen mit ihren überschaubaren Flugbeschränkungen<br />

und der hervorragenden<br />

Infrastruktur eignen sich für so ein Vorhaben<br />

besonders gut.<br />

Das Konzept ist nicht neu: Pioniere wie<br />

der Franzose Jean-Marc Boivin starteten<br />

schon vor rund vierzig Jahren von einigen<br />

der höchsten Gipfel der Welt. Diese Frühzeit<br />

des Sports gipfelte in Boivins Flug<br />

vom Mount Everest 1988. Seither hat<br />

sich die Technologie des Paragleitens<br />

eher zu den Cross-Country-Flügen hin<br />

verlagert, wo die Leistung der Tragflächen<br />

vor allem darauf ausgerichtet ist,<br />

Gleitzahl und Auftrieb zu verbessern.<br />

Der aktuelle Weltrekord gelang brasilianischen<br />

Piloten 2016: Sie legten eine<br />

Strecke von 564 Kilometern zurück.<br />

Die Pioniere des Para-Alpinismus<br />

schulterten noch riesige Rucksäcke, die<br />

mehr als zwölf Kilo wogen (und darin ist<br />

die erforderliche Bergsteigerausrüstung<br />

noch nicht eingerechnet), wodurch sich<br />

die Kletter/Flug-Missionen eher mühsam<br />

und unpraktisch gestalteten.<br />

Das änderte sich erst vor kurzem<br />

mit neuen Schirmtypen. Die neuen Tragflächen<br />

wiegen jetzt nur noch ein Kilo,<br />

lassen sich in einen mittelgroßen Beutel<br />

stopfen und haben ein ultraleichtes Sitzgeschirr.<br />

Dieser Technologiesprung hat<br />

dem Sport deutlichen Auftrieb gegeben.<br />

September 2020. Zusammen mit meinen<br />

Freunden Paul und Jake bin ich wieder<br />

auf dem Mont Blanc. Wir versuchen<br />

einen Aufstieg über den schwierigsten<br />

THE RED BULLETIN 87


GUIDE<br />

Reisen<br />

Segeln wie die Vögel: Calum Muskett fliegt über die Gletscherspalten des Glacier du Brouillard (oben)<br />

und nähert sich dem Landeplatz im italienischen Val Veny (unten).<br />

Felsen des Berges, den Pilier Rouge du<br />

Brouillard, einen imposanten Granitmonolithen<br />

auf 4000 Metern, und das<br />

über eine erst im Juli erstmals bezwungene<br />

Route, die als „Incroyable“ (zu<br />

Deutsch: unglaublich) bekannt ist.<br />

Die Sonne scheint, es ist heiß. Unter<br />

schmelzendem Schnee auf den Hängen<br />

über und unter uns taucht eine schwindelerregende<br />

rote Felswand auf, die wir mit<br />

unseren Fingerspitzen hinaufklettern.<br />

Am Ende eines erfolgreichen Klettertages<br />

schaffen wir es bis zur winzigen<br />

Blechschutzhütte auf dem Pic Eccles und<br />

zu einem geeigneten Startplatz an einem<br />

hängenden Abschnitt des Gletschers<br />

nahe der Hütte.<br />

Die Position ist furchterregend. An sich<br />

ist der immer steiler werdende Schneehang<br />

perfekt für einen Absprung – oder<br />

besser: Er wäre perfekt, wenn nicht der<br />

ganze Hang immer noch gefroren wäre.<br />

Paul und Jake stehen auf einem ausge­<br />

„Lauer Wind hebt<br />

den Schirm – und<br />

mich sanft von<br />

den Füßen.“<br />

Calum Muskett, Bergführer und Paragleiter<br />

schlagenen Schneevorsprung 30 Meter<br />

neben mir. Es ist Pauls erster Flug unter<br />

Jakes Kommando auf einem ultraleichten<br />

Tandemparagleiter. Was für ein Ort für<br />

eine Premiere!<br />

Mit Steigeisen, um mir Halt auf dem<br />

glatten Untergrund zu verschaffen,<br />

mache ich meinen Anlauf. Der leichte<br />

Stoff erhebt sich schnell und einfach<br />

über meinen Kopf, und sobald die Vorderkante<br />

die Sonne zu berühren scheint,<br />

bläst lauwarmer Wind aus dem Tal den<br />

Schirm auf und hebt mich sanft von den<br />

Füßen. Ich schaue zurück und sehe,<br />

wie Jake und Paul vor Freude jauchzend<br />

starten und es sich unter ihren Tragflächen<br />

bequem machen.<br />

Bergführer Calum Muskett buchen unter:<br />

muskettmountaineering.co.uk (für Touren<br />

im Raum Chamonix). Ein fünftägiger Paragleit-<br />

Kurs kostet zwischen 500 und 900 Euro,<br />

die Ausrüstung rund 3000 Euro.<br />

JAKE HOLLAND CALUM MUSKETT<br />

88 THE RED BULLETIN


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DIE ERFOLGSSTORY<br />

BIS HEUTE GILT DIE GS ALS DAS ERFOLG­<br />

REICHSTE DEUTSCHE MOTORRAD<br />

– und wir wissen, warum. Wer einmal<br />

auf eine GS gestiegen ist, merkt schnell:<br />

GS-Fahren ist ein Lebensgefühl. Dieses<br />

denkwürdige Jubiläum feiert BMW<br />

Motorrad mit sieben Sondermodellen:<br />

Die „Editions 40 Years GS“ sind jede für<br />

sich eine Hommage an den „Spirit of GS“.<br />

40<br />

JAHRE<br />

ABENTEUER<br />

4 JAHRZEHNTE<br />

GS<br />

Jede Erfolgsstory hat einen Anfang. Für die GS beginnt alles im Jahr 1980,<br />

als BMW Motorrad mit der R 80 G/S die weltweit erste große Reiseenduro<br />

präsentiert – ein Meilenstein auf dem Weg zu Ruhm und Erfolg.<br />

BMW GROUP ARCHIV, BMW WERKFOTO (2), MICHAEL MÖSCH, ROBERT KRÖSCHEL<br />

1978 – 1980<br />

Wir schreiben das<br />

Jahr 1978, als ein<br />

hauseigenes Entwicklerteam<br />

ohne offiziellen Auftrag<br />

einen Prototyp baut und für Furore<br />

sorgt – etwa mit zwei Goldmedaillen<br />

bei der „Six Days“-Weltmeisterschaft.<br />

Nur zwei Jahre später folgt<br />

die Geburtsstunde der ersten Serienvariante<br />

des Siegermotorrads: der<br />

R 80 G/S.<br />

1980 – 1987<br />

Mit der R 80 G/S<br />

ist die perfekte<br />

Synthese aus<br />

Gelände und Straße gelungen – G/S<br />

eben. Sie begründete das Segment<br />

der großvolumigen Reiseenduros,<br />

das sie bis heute beherrscht. Highlight<br />

damals ist die weltweit zum<br />

ersten Mal an einem Motorrad verbaute<br />

Einarmschwinge für die Hinterradführung.<br />

1987 – 1996<br />

„Mehr Hubraum,<br />

mehr Fahrspaß“<br />

lautet das Credo<br />

des Spitzenmodells R 100 GS –<br />

sie wird die leistungsstärkste und<br />

schnellste Enduro auf dem Markt.<br />

Bekannt wird sie in ihrer markanten,<br />

schwarz-gelben Lackierung, die<br />

ihr den Spitznamen „Bumblebee“<br />

einbringt.<br />

1994 – 2003<br />

1994 erscheint<br />

mit der R 1100 GS<br />

die erste GS mit<br />

Vierventil-Boxermotor.<br />

Sie besticht mit leichtem<br />

Handling im Gelände und besten<br />

Eigenschaften für lange Touren.<br />

Zudem wartet sie als erste Enduro<br />

überhaupt mit ABS auf. Danach<br />

setzen die R 1150 GS bzw. die<br />

R 1150 GS Adventure die Erfolge<br />

fort.<br />

bmw-motorrad.at<br />

2000 – 2008<br />

Einen weiteren Meilenstein<br />

in der BMW<br />

GS-Geschichte markieren<br />

die Einzylinder-Enduros<br />

F 650 GS und die F 650 GS Dakar –<br />

sie gewinnt 1999 und 2000 die<br />

prestigeträchtige Rallye Dakar!<br />

Anfang 2008 lösen die zweizylindrigen<br />

Modelle F 650 GS und F 800 GS<br />

die erfolgreiche Single-GS ab.<br />

2004 – 2017<br />

2004 wird die<br />

R 1200 GS neu<br />

aufgelegt: Sie<br />

bekommt mehr<br />

Hubraum, Leistung und Drehmoment<br />

– bei 30 Kilogramm<br />

weniger Gewicht. Fast zehn Jahre<br />

später bricht eine neue Ära an: die<br />

R 1200 GS wird mit einem wassergekühlten<br />

Boxermotor ausgestattet<br />

– eine Weltneuheit.


GUIDE<br />

Gaming<br />

TIPPS<br />

Spielend<br />

Karriere<br />

machen<br />

Jacob Mourujärvi ist ein<br />

Weltklasse-Spieler des Ego-<br />

Shooters „Valorant“. Hier<br />

verrät der Schwede, wie er<br />

es zum Profi geschafft hat.<br />

<strong>Red</strong> Bull Campus Clutch ist<br />

ein weltweites eSport-Turnier<br />

für Spieler im Studierendenalter.<br />

Gespielt wird „Valorant“,<br />

ein taktisches Ego-Shooter-<br />

Game. Schon bevor das Spiel<br />

vergangenes Jahr veröffentlicht<br />

wurde, brach es einen<br />

Rekord: Mit 34 Millionen Stunden<br />

an einem Tag ist nie zuvor<br />

ein Spiel länger verfolgt worden<br />

– und zwar von Zuschauern,<br />

die sich die Streams ausgewählter<br />

Spieler ansahen.<br />

Im Weltfinale von <strong>Red</strong> Bull<br />

Campus Clutch kämpfen die<br />

Siegerteams aus jedem Land<br />

im Juli um 20.000 Euro Preisgeld<br />

und ein Gaming-Center<br />

für ihren Uni-Campus.<br />

Von Jacob „Pyth“ Mourujärvi<br />

könnten die Campus-<br />

Clutcher einiges lernen. Der<br />

27-jährige Schwede gehört<br />

zur Elite-eSport-Mannschaft<br />

G2 und ist einer der besten<br />

„Valorant“-Spieler der Welt.<br />

Vor neun Jahren wollte er<br />

noch IT-Experte werden. „Ich<br />

hatte keinerlei Vorstellung<br />

von meiner Karriere, außer<br />

dass ich gerne mit Computern<br />

arbeitete.“ Damals spielte er<br />

das gerade neu erschienene<br />

„Counter-Strike: Global Offensive“<br />

(„CS:GO“), als Mitspieler<br />

ihn einluden, einem Team beizutreten.<br />

„Mittlerweile arbeite<br />

ich jeden Tag mit Computern.“<br />

Und zwar als Profispieler …<br />

15 Stunden Gaming<br />

Als Mourujärvi mit achtzehn<br />

den üblichen Bildungsweg<br />

hinter sich ließ, spielte er<br />

15 Stunden täglich „CS:GO“.<br />

„Acht Uhr morgens schlafen<br />

gehen, fünf Uhr nachmittags<br />

aufstehen und weiterspielen“,<br />

erinnert er sich. „Aber sobald<br />

mir bewusst wurde, dass ich<br />

damit Karriere machen kann,<br />

änderte ich meine Routine<br />

und fing an, wie ein Profi zu<br />

denken. Ich hörte auch mit<br />

dem Lästern auf, wie es in<br />

der Szene üblich ist. Jetzt<br />

bin ich ein lieber Kerl.“<br />

Stärken ausspielen<br />

Pyth ist ein Meister des<br />

„Clutch Play“– der Fähigkeit,<br />

ein Spiel in den letzten<br />

Sekunden umzudrehen.<br />

Schon 2014 bezwang Pyth<br />

im Alleingang seine Gegner<br />

in einem „CS:GO“-Match.<br />

„Beweise dich, und man wird<br />

dich wahrnehmen“, sagt er.<br />

„Aber Abkürzungen gibt’s<br />

keine. Man muss sich Schritt<br />

für Schritt hocharbeiten.“<br />

Neues riskieren<br />

2015 betrat Pyth Neuland und<br />

half beim Aufbau des neuen<br />

kanadischen „CS:GO“-Teams<br />

Luminosity Gaming. „Durch<br />

diese Erfahrung bin ich jetzt<br />

teamfähiger, offener und<br />

ehrlicher.“ Dieser erfolgreiche<br />

Schachzug inspirierte ihn<br />

gleich für den nächsten: Mourujärvi<br />

hörte mit „CS:GO“ auf,<br />

„Ich bin jetzt<br />

teamfähiger,<br />

offener und<br />

ehrlicher.“<br />

Jacob Mourujärvi,<br />

genannt „Pyth“, 27<br />

Scharfschützen:<br />

die Charaktere<br />

Phoenix (li.) und<br />

Jett aus dem<br />

Game „Valorant“<br />

vor allem auch deshalb, weil er<br />

auf Twitter während des Spiels<br />

Morddrohungen erhalten<br />

hatte. „‚Valorant‘ hat eine sehr<br />

unterstützende Fanbase“,<br />

erzählt Pyth. Angenehme<br />

Arbeits kollegen seien schließlich<br />

überall entscheidend.<br />

„Bei G2 sind wir Freunde. Beim<br />

Spielen und auch danach.“<br />

Niemals aufhören<br />

Mit 27 gehört Mourujärvi zu<br />

den eSport-Veteranen. Was<br />

nach dem Karriereende nun<br />

kommt? „Ich will weiter im<br />

eSport arbeiten, vielleicht ja<br />

als Trainer. Viele Spieler üben<br />

jeden Tag ihre Treffsicherheit,<br />

verstehen aber nicht viel von<br />

Teamwork und Strategie. Dabei<br />

ist es wie im Fußball: Die<br />

Spieler im Team sollten einander<br />

nicht zu sehr gleichen<br />

und eine Einheit bilden.“<br />

„Valorant“ auf Microsoft<br />

Windows: playvalorant.com<br />

Die aktuellen Matches beim<br />

<strong>Red</strong> Bull Campus Clutch<br />

findest du auf redbull.com.<br />

Folge Pyth auf: twitch.tv/pyth<br />

YUNG ELDR JOE ELLISON<br />

90 THE RED BULLETIN


A N Z E I G E<br />

must-haves<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

1 LIGHT TRAILRUNNER<br />

Der leichte und technisch präzise<br />

RIBELLE RUN von Scarpa ist der<br />

ideale Trailrunningschuh in rauem<br />

Terrain. Er ist konzipiert für kurze<br />

bis mittlere Distanzen und überzeugt<br />

mit seiner optimalen Passform<br />

sowie seinem atmungsaktiven Obermaterial.<br />

Dazu sorgt seine exklusive<br />

SuperGum-Außensohle dafür, dass<br />

du auch auf rutschigen Wegen locker<br />

vorankommst.<br />

scarpa.net<br />

2 UNBREAKABLE EYEC<strong>AT</strong>CHER<br />

Einzigartig, innovativ, preisgekrönt:<br />

Die neue G19 von gloryfy unbreakable<br />

eyewear „Made in Austria“ ist ein wahrer<br />

Eyecatcher mit Hightech-Funktion:<br />

100 % beste Belüftung, 3D-anpassbare<br />

Nasen-Pads, absolut minimiertes<br />

Gewicht und ein markanter Look.<br />

Der retro-futuristische Schnitt der<br />

unzerbrechlichen NBFX-Linse macht<br />

die neue G19 Serie zum Must-have für<br />

ambitionierte Läufer und Radfahrer.<br />

gloryfy.com<br />

3 KEEP IT SIMPLE<br />

Ob zum Klettern am Felsen oder in der<br />

Boulderhalle, morgens beim ersten<br />

Kaffee oder abends beim Schlummer-<br />

Umtrunk am Lagerfeuer – das<br />

Genzianella T-Shirt von Karpos passt<br />

immer! Dank dem hochwertigen<br />

Materialmix aus 95 % Baumwolle und<br />

5 % Elasthan in Verbindung mit einem<br />

lässigen Print erfüllt das Klettershirt<br />

sowohl seinen technischen als auch<br />

modischen Anspruch.<br />

karpos-outdoor.com<br />

4 PACK TRUCKER CAP<br />

Erstmals kompakt: Die neue BUFF ®<br />

Pack Trucker Cap überlebt dank<br />

flexiblem Design nicht nur ein versehentliches<br />

Draufsetzen, sondern<br />

lässt sich auch auf ein Kleinstmaß<br />

zusammenpacken. Kreditkarte und<br />

Schlüssel finden im praktischen<br />

Innen fach der schnelltrocknenden<br />

Cap Platz. Der perfekte Begleiter<br />

für den Sommer – erhältlich in fünf<br />

Farben. One Size, 54–62 cm.<br />

buff.com


GUIDE<br />

Lesestoff<br />

KLASSIKER, NEU ERZÄHLT<br />

Märchenhaft böse<br />

„Alice im Wunderland“ und andere Geschichten auf die harte Tour: US-Bestsellerautorin<br />

Christina Henry interpretiert weltberühmte Kinderbuch-Klassiker für Erwachsene neu.<br />

Text JAKOB HÜBNER<br />

Lewis Carroll war nicht<br />

nur Schriftsteller, Fotograf<br />

und Theologe – er<br />

war auch studierter Mathematiker.<br />

Und als solcher<br />

mit den Grundsätzen der<br />

Logik bestens vertraut. Der<br />

Brite wusste also ganz genau,<br />

wo er den surrealen Hebel<br />

ansetzen musste, als er 1865<br />

sein weltberühmtes Nonsens-<br />

Märchen „Alice im Wunderland“<br />

zu Papier brachte. Das<br />

schmale Büchlein entfaltete<br />

breite Wirkung. Die Abenteuer<br />

der kleinen Alice, die via Kaninchenbau<br />

in ein absurdes<br />

Fantasiereich plumpst, sind<br />

ein verlässlicher Kandidat<br />

in sämtlichen Ranglisten mit<br />

der Überschrift „Klassiker<br />

der Weltliteratur“. Außerdem<br />

schaute Alice in den vergangenen<br />

150 Jahren einer Reihe<br />

von namhaften Künstlern<br />

– von Salvador Dalí bis John<br />

Lennon – konspirativ über die<br />

Schulter. Und ganz nebenbei<br />

wurde die Geschichte und<br />

ihre Fortsetzung „Alice hinter<br />

den Spiegeln“ bis heute rund<br />

50 Mal verfilmt.<br />

Nicht schlecht für ein<br />

Kinderbuch.<br />

Noch tiefer aus dieser<br />

sprudelnden Inspirationsquelle<br />

schöpft die US-amerikanische<br />

Autorin Christina<br />

Henry. Anstatt lediglich ein<br />

paar Rosinen aus dem Wunderland<br />

zu picken, schnappt<br />

sie sich gleich den ganzen<br />

Kuchen. Ihre dunklen „Chroniken<br />

von Alice“ sind so etwas<br />

wie eine literarische Coverversion<br />

des Märchens für Erwachsene.<br />

Der Ordnung halber<br />

muss man an dieser Stelle<br />

sagen, dass sie nicht die Erste<br />

ist, die eine Neu interpretation<br />

dieses Kinderklassikers wagt<br />

(siehe Tipps rechts), allerdings<br />

ist sie die bisher Erfolgreichste<br />

– und die bei weitem<br />

Böseste.<br />

Henry verankert ihre<br />

„Alice“-Adaption in zwei Bereichen.<br />

Erstens: Alle tragenden<br />

Figuren stammen aus<br />

dem Original. Zweitens: Das<br />

Absurde kommt auch bei<br />

ihr mit der entwaffnenden<br />

Selbstverständlichkeit eines<br />

VINZ SCHWARZBAUER<br />

92 THE RED BULLETIN


Erster Absatz aus<br />

„Finsternis im Wunderland“<br />

Wenn sie sich auf die Zehenspitzen stellte, sich bis ganz nach<br />

oben streckte, die Wange an die Wand legte und den Kopf nach<br />

links drehte, konnte sie durch die Gitterstäbe gerade so den<br />

Rand des Monds sehen. Eine Scheibe Käse, eine Scheibe Kuchen,<br />

eine Tasse Tee, um der Höflichkeit Genüge zu tun. Einmal<br />

hatte ihr jemand eine Tasse Tee angeboten, jemand mit blaugrünen<br />

Augen und langen Ohren. Komisch, dass sie sich nicht<br />

an sein Gesicht erinnern konnte. Dieser Teil ihrer Erinnerung<br />

war nebelig, wie in Rauch gehüllt, abgesehen von den Augen<br />

und den Ohren. Und die Ohren waren lang und pelzig gewesen.<br />

LESETIPPS<br />

Es war einmal …<br />

Noch mehr Märchen<br />

für Erwachsene<br />

Traums daher – diesfalls jedoch<br />

mit der eines Albtraums.<br />

Alice, missbraucht und von<br />

ihrer Familie verstoßen, sitzt<br />

seit rund zehn Jahren in der<br />

gut gepolsterten Zelle einer<br />

düsteren Irrenanstalt, deren<br />

therapeutische Fähigkeiten<br />

sich auf zwei Dinge reduzieren:<br />

sedieren und wegsperren.<br />

Abgesehen von den sadistischen<br />

Pflegern hat sie – durch<br />

ein von einer Maus gegrabenes<br />

Loch – nur zu einem Menschen<br />

sozialen Kontakt: ihrem<br />

Zellennachbarn Hatcher. Der<br />

ist ein Axtmörder mit einer bipolaren<br />

Störung – sonst aber<br />

ein liebenswerter Mensch und<br />

ein virtuoser Kämpfer.<br />

Als in der Anstalt Feuer<br />

ausbricht, können Alice und<br />

Hatcher gemeinsam fliehen.<br />

Beide sinnen auf blutige Rache.<br />

Auf ihrer Liste: der Grinser,<br />

die Raupe, das Walross,<br />

das Kaninchen, der Jabberwock<br />

und die weiße Königin.<br />

Während Hatcher den Weg<br />

mit recht rustikalen Methoden<br />

freihackt, dämmert Alice<br />

allmählich, dass ihr Wahnsinn<br />

einen gewissen Zauber in<br />

sich birgt …<br />

Obwohl man die 1974 geborene<br />

Christina Henry nicht als<br />

Newcomerin bezeichnen kann<br />

– ihre „Black Wings“-Serie<br />

sammelt bereits seit Jahren<br />

eifrig Sternchen –, kam der<br />

Hype um Alice doch ein wenig<br />

überraschend. Der erste Band<br />

„Finsternis im Wunderland“<br />

enterte vom Stand weg die internationalen<br />

Bestsellerlisten<br />

und wurde in „Amazon’s Best<br />

Books of the Year“ gewählt.<br />

Begleitet wurde der kommerzielle<br />

Erfolg von wohlwollenden<br />

Worten aus Feuilletons,<br />

die derartige „U-Literatur“<br />

normalerweise bestenfalls<br />

vom Wegsehen kennen. Was<br />

vermutlich nicht nur an der<br />

berühmten Vorlage, sondern<br />

auch an Henrys zutiefst eigenwilligem,<br />

kindlich-brutalem<br />

Erzählstil liegt, dessen Ambivalenz<br />

eine ganz seltsame<br />

Stimmung erzeugt. Streckenweise<br />

fühlt man sich, als lausche<br />

man dem düsteren Betthupferl<br />

am Lagerfeuer eines<br />

Jungscharcamps, aber dann<br />

haut Henry auch immer wieder<br />

Sätze raus, die man sich<br />

am liebsten einrahmen und an<br />

die Wand hängen würde.<br />

Und da kommt noch mehr:<br />

Die dunklen Chroniken von<br />

„Peter Pan“ sind für 21. Juni<br />

angekündigt, und auch jene<br />

von „Meerjungfrau“ und „Rotkäppchen“<br />

sind bereits in der<br />

Übersetzung. Mit dem Spruch<br />

„Erzähl mir keine Märchen!“<br />

braucht man Christina Henry<br />

also nicht zu kommen …<br />

CHRISTINA HENRY<br />

„Finsternis im Wunderland.<br />

Die Chroniken von Alice“<br />

Deutsch von Sigrun Zühlke<br />

Penhaligon, 352 Seiten<br />

FRANK BEDDOR<br />

Frank Beddor, der mit dem<br />

US-Ski-Team zweimal die<br />

Freestyle-Weltmeisterschaft<br />

holte, stürzt sich in seiner<br />

Interpretation von „Alice<br />

im Wunderland“ ohne Rücksicht<br />

auf Verluste in einen<br />

Fantasy-Thriller voller Action,<br />

in dem aber auch der Humor<br />

nicht zu kurz kommt.<br />

Im Vorwort verspricht der<br />

Autor eine Geschichte<br />

„voll Blut vergießen, Mord,<br />

Rache und Krieg“.<br />

Und er hält Wort.<br />

„Das Spiegellabyrinth“<br />

(dtv)<br />

NICOLE BÖHM<br />

Für ihre Jugendbuchserie<br />

„Die Chroniken der Seelenwächter“<br />

wurde Nicole Böhm<br />

bereits zweimal mit dem<br />

Deutschen Phantastik Preis<br />

ausgezeichnet. Das gelang<br />

ihr auch mit dem – deutlich<br />

düsterer angelegten – Roman<br />

„Wer hat Angst vorm bösen<br />

Wolf?“, der gemeinsam mit<br />

„Spieglein, Spieglein an der<br />

Wand“ eine märchenhafte<br />

Dilogie bildet, in der<br />

neben Spannung auch<br />

die Romantik knistert.<br />

„Das Vermächtnis<br />

der Grimms“<br />

(Drachenmond Verlag)<br />

WALTER MOERS<br />

Walter Moers (bzw. sein Alter<br />

Ego Hildegunst von Mythenmetz)<br />

ist vermutlich der<br />

genialste Märchenonkel der<br />

Gegenwartsliteratur. In „Ensel<br />

und Krete“ versetzt er das<br />

berühmte Geschwisterpaar<br />

der Brüder Grimm in sein<br />

legendäres Zauberreich<br />

Zamonien, in dem sich –<br />

vom gemeingefährlichen<br />

Laubwolf bis zum doppelköpfigen<br />

Wollhühnchen –<br />

allerhand absonderliche<br />

Geschöpfe tummeln.<br />

„Ensel und Krete“<br />

(Penguin Verlag)<br />

NELSON MANDELA<br />

In dieser 2004 erschienenen,<br />

prächtig illustrierten Anthologie<br />

versammelt der Freiheitskämpfer,<br />

Friedensnobelpreisträger<br />

und erste<br />

schwarze Präsident Südafrikas<br />

die schönsten Märchen<br />

seines Kontinents.<br />

Das Buch ist eine wahre<br />

Schatztruhe voll poetischer<br />

Juwele, die vor Witz und<br />

Weisheit nur so funkeln und<br />

deren exotischer Zauber Kinder<br />

ebenso in seinen Bann<br />

zieht wie Erwachsene.<br />

„Meine afrikanischen<br />

Lieblingsmärchen“<br />

(dtv)<br />

THE RED BULLETIN 93


LENNY KRAVITZ, LAVENDEL UND WEIHRAUCH<br />

ROCK-LEGENDE WIRBT FÜR PARFUM, SEINE TOCHTER FÜR YSL-LIPPENSTIFT<br />

Wie Lenny Kravitz (li.) riecht, wissen wir jetzt: nach „lichtdurchflutetem Lavendel,<br />

schwarzem Zedernholz und mystischem Weihrauch“ – kurz nach „Y Le Parfum“ von<br />

Yves Saint Laurent (YSL), wofür er gerade wirbt; Töchterchen Zoë (re.) rümpft darob<br />

nicht das Näschen, sie macht das Gleiche mit YSL-Lippenrot. loreal.com<br />

Richtig gutes Zeug<br />

Handverlesene Liebhaberstücke, Tipps & Termine.<br />

Von der <strong>Red</strong>aktion empfohlen. Text WOLFGANG WIESER<br />

SCHUH-KUNST<br />

DAS VIRTUELLE MUSEUM VON SALV<strong>AT</strong>ORE FERRAGAMO<br />

Diese lässigen Schuhe von Ferragamo stehen symbolisch für<br />

das virtuelle Museum des italienischen Modevisionärs. Klare<br />

Empfehlung: Schau dir das an! Wer Mode und Geschichte liebt,<br />

klickt sich mit wachsendem Entzücken durch.<br />

ferragamo.com/museo<br />

COURTESY OF FERRAGAMO, DAVID SIMS/YVES SAINT LAURENT BEAUTY ÖSTERREICH,<br />

GARMIN, COUCH CONSOLE, VÖSLAUER<br />

94 THE RED BULLETIN


GUIDE<br />

Trends<br />

HALTE<br />

DEINEN FLOW!<br />

GARMIN ENDURO<br />

Diese Uhr weiß praktisch<br />

alles über ihren Träger.<br />

Die Eigenschaft, die uns<br />

am besten gefällt? Sie<br />

misst deinen Flow – also<br />

wie flüssig du mit dem<br />

Mountainbike die Trails<br />

bewältigst. Je niedriger<br />

der Wert, desto besser.<br />

PS: Und wann du besser<br />

Pause machst, sagt sie dir<br />

auch. garmin.com<br />

LEBEN IM GLEICHGEWICHT<br />

THE COUCH CONSOLE<br />

Manch einer mag sagen, das Leben auf der Couch<br />

sei nicht das Wahre. Antworte: Aber dafür ich bin<br />

ausbalanciert. Dank dieser Console – sie enthält<br />

alles, was du für einen entspannten Tag brauchst.<br />

Ein Hit auf Kickstarter, eh klar. Lieferung ab Mai.<br />

couchconsole.com<br />

MEHR KOMFORT<br />

Ein neues atmungsaktives<br />

Nylonarmband<br />

sorgt für einen<br />

perfekten Sitz.<br />

GUTES GEWISSEN<br />

Wer diese Tasche trägt,<br />

trägt 100 Prozent<br />

recycelte PET-Flaschen.<br />

FRISCH WIE<br />

DER FRÜHLING<br />

TASCHE VOM DESIGNER<br />

Wer diese Einkaufstasche<br />

sieht, denkt: Frühling,<br />

Gott sei Dank! Für die<br />

Wasser-Spezialisten von<br />

Vöslauer entworfen hat<br />

sie ein österreichischer<br />

Designer mit Armani-<br />

Vergangenheit: Arthur<br />

Arbesser, bekannt für seine<br />

Vorliebe zu klaren Mustern.<br />

voeslauer-designshop.com<br />

THE RED BULLETIN 95


GUIDE<br />

Trends<br />

WIEN IM<br />

HÖHENFLUG<br />

ARGUS BIKE FESTIVAL<br />

Höher, weiter und – entspannter.<br />

Das Argus Bike<br />

Festival in Wien musste<br />

pandemiebedingt verschoben<br />

werden – und zwar<br />

auf den 29. und 30. Mai.<br />

Aber dann gibt’s Dirt-Battle,<br />

Highjump-Contest und<br />

eine große Rad-Parade.<br />

bikefestival.at<br />

DIESES BUCH PACKT ALLE EIN<br />

„THE PACKAGE DESIGN BOOK 6“: AUSGEZEICHNETE VERPACKUNG<br />

In den 1980er-Jahren empfahl die Glamour-Band „ABC“, nie ein Buch<br />

wegen des Covers zu kaufen. Das war schon damals pure Ironie.<br />

Wie wichtig – und wie kunstvoll – Verpackung heute sein kann, zeigt<br />

dieser Band, der über 500 Arbeiten der Gewinner des Pentawards<br />

der Jahre 2019 und 2020 versammelt. taschen.com<br />

Endlich ein Rucksack,<br />

der nicht auf den Berg will!<br />

RUCKSACK<br />

FINDET STADT<br />

SAMSONITE SECURIPAK<br />

Endlich ein Rucksack, der<br />

nicht so tut, als wollte er auf<br />

einen Gipfel geschleppt werden.<br />

Nein, er ist eindeutig<br />

für den Stadtbewohner des<br />

21. Jahrhunderts gedacht.<br />

Das Material heißt Recyclex<br />

(ja, es sind PET-Flaschen),<br />

ist reiß- und schnittfest,<br />

und selbstverständlich gibt<br />

es eine Lademöglichkeit.<br />

samsonite.com<br />

MODERN ART<br />

Ein Werk aus dem Jahr<br />

1966 ziert jetzt eine Uhr.<br />

Kunst aus dem Handgelenk<br />

sozusagen.<br />

FÜR IMMER<br />

JUNG<br />

SW<strong>AT</strong>CH IM MOMA-DESIGN<br />

Tadanori Yokoo, Jahrgang<br />

1936, zeigt, dass Kunst nie<br />

wirklich alt wird: Sein Werk<br />

mit dem schönen Titel „The<br />

City and Design, The Wonders<br />

of Life on Earth, Isamu<br />

Kurita“ aus dem Jahr 1966<br />

schmückt – 55 Jahre später<br />

fein zitiert – eine Swatch<br />

aus der MoMA-Kollektion.<br />

swatch.com<br />

S.ZIVADINOVIC, TASCHEN, SW<strong>AT</strong>CH, SAMSONITE, BRIAN SPECTOR, NICOLAS HOLTZMEYER/RED BULL CONTENT POOL<br />

96 THE RED BULLETIN


WIR SPIELEN GLEICHBERECHTIGUNG<br />

ENDLICH! KÖNIG UND KÖNIGIN SIND GLEICH VIEL WERT<br />

In einem neuen Kartenspiel – gibt’s vorläufig nur auf Englisch –<br />

sind Queen und King (= Queeng) endlich gleich viel wert, die<br />

ehemalige Dame heißt jetzt Duke. Und selbstverständlich sind<br />

auch alle Hautfarben vertreten. Worauf wir jetzt noch warten?<br />

Auf die Revolution der Zweier: ¡Venceremos! queengcards.com<br />

HINAUF RENNEN, HINUNTER FLIEGEN<br />

RED BULL X-ALPS: 33 TOP-<strong>AT</strong>HLETEN, 1238 KILOMETER<br />

1238 Kilometer müssen jene 33 Athleten aus 17 Nationen zurücklegen,<br />

die bei der zehnten Auflage von <strong>Red</strong> Bull X-Alps dabei sind.<br />

Doch dieses Faktum allein erzählt noch nichts über die Strapazen,<br />

die die Teilnehmer erwarten – die Strecke über die Alpen darf nur<br />

zu Fuß oder per Gleitschirm zurückgelegt werden. redbullxalps.com<br />

Vollendet in<br />

Design & Technik.<br />

Der Kia XCeed.<br />

Mit seinem mutigen Design, dem sportlichen Crossover-Coupé-Styling und dem robusten und gleichzeitig unverwechselbaren chromgefassten<br />

Kühlergrill verdreht der neue XCeed garantiert jedem den Kopf. Designt für alle, die nicht nur ganz neue Wege gehen, sondern<br />

bei jeder Fahrt puren Nervenkitzel erleben wollen. Aber davon hast du sicher schon gehört, oder?<br />

CO 2 -Emission: 161-130 g/km, Gesamtverbrauch: 5,0-7,1 l/100km<br />

Symbolfoto. Satz- und Druckfehler, Irrtümer und Änderungen vorbehalten. *) 7 Jahre/150.000km Werksgarantie.


B O U L E V A R D D E R H E L D E N<br />

JOHN GLENN<br />

VOM GRÖSSTEN SCHMERZ<br />

Serie: MICHAEL KÖHLMEIER erzählt die außergewöhnlichen Geschichten<br />

inspirierender Figuren – faktentreu, aber mit literarischer Freiheit.<br />

Folge 12: Womit der erste US-Astronaut, der die Erde umkreiste, zu kämpfen hatte.<br />

Mitte der Neunzigerjahre des<br />

vorigen Jahrhunderts fuhr ich<br />

mit Bob Didonato durch die<br />

US-Staaten Pennsylvania, Ohio,<br />

Kentucky und West Virginia. Bob<br />

war Professor an der Miami University in<br />

Oxford, Ohio, er unter richtete deutsche<br />

Literatur und deutsche Sprache, die Studenten<br />

liebten ihn wegen seiner unkonventionellen<br />

Einfälle. Er sagte, er wolle mir<br />

Dinge zeigen, die in keinem Fremdenführer<br />

aufgeführt seien, die aber für das Selbstverständnis<br />

und das Selbstbewusstsein<br />

der Amerikaner große Bedeutung hätten<br />

– „eine sub kutane Bedeutung“, so drückte<br />

er sich aus. Was er darunter verstand,<br />

demonstrierte er mir in New Concord, einem Dorf im<br />

Muskingum County in Ohio, das sich durch nichts von<br />

den umliegenden Dörfern unterschied, eingerahmt<br />

von Tankstellen und Fast-Food-Lokalen. Die Ausfahrtsstraße<br />

im Norden führte an einem schmalen Fluss entlang<br />

– dem Fox Creek, wie mich Bob unterrichtete.<br />

Irgendwann hielt er an. Wir gingen auf einem Seitenweg<br />

in ein lichtes Wäldchen, nach einer Meile blieb<br />

er stehen und sagte:<br />

„Hier ist es.“<br />

„Was?“, fragte ich.<br />

„Genau hier“, flüsterte er.<br />

„Bob“, sagte ich, „was ist hier? Und warum flüsterst<br />

du?“<br />

„Hier hat er gelegen“, flüsterte er weiter.<br />

„Wer, verdammt noch mal!“<br />

„John Glenn.“<br />

John Glenn – der große John Glenn – war der erste<br />

Mensch, der die Erde gesehen hat, wie ich den Globus<br />

sehe, der auf meinem Schreibtisch steht: als eine<br />

vorwiegend blaue Kugel. Er war der erste Mensch,<br />

der unsere Erde in einer Umlaufbahn umkreist hat.<br />

Dreimal. Er allein. Die längsten und zugleich kürzesten<br />

vier Stunden, 55 Minuten und 23 Sekunden,<br />

MICHAEL KÖHLMEIER<br />

Der Vorarlberger<br />

Bestseller-Autor gilt<br />

als bester Erzähler<br />

deutscher Zunge.<br />

Zuletzt erschienen:<br />

„Die Märchen“,<br />

816 Seiten,<br />

Carl Hanser Verlag.<br />

die jemals ein Mensch durchlebt hat.<br />

Das war am 20. Februar 1962 gewesen.<br />

Nein, der erste Mensch im All war<br />

er nicht. Viele Amerikaner wollten das<br />

zwar glauben. Und viele wollten damals<br />

glauben, seine Mission diene in erster Linie<br />

der Wissenschaft. So war es aber nicht.<br />

John Glenn war eine politische Trumpfkarte<br />

im Wettstreit mit der Sowjetunion.<br />

Ein Jahr zuvor nämlich, am 12. April 1961,<br />

hatte der russische Astronaut Juri Alexejewitsch<br />

Gagarin die Erde als tatsächlich erster<br />

Mensch, jedoch nur einmal, umrundet,<br />

sein Flug dauerte 108 Minuten. Damit hatte<br />

der verteufelte Kommunismus das glorreiche<br />

Amerika, das Land der unbegrenzten<br />

Möglichkeiten, das sich allen Nationen überlegen<br />

fühlte, in die Schranken verwiesen. Die Kränkung war<br />

so bitter, dass manche amerikanische Zeitungen und<br />

Rundfunkanstalten gar nicht darüber berichteten.<br />

Nun also die Revanche.<br />

Um 9 Uhr 47, Ostküstenzeit, startete die Atlas-Rakete,<br />

an deren Spitze der vierzigjährige Astro naut<br />

John Herschel Glenn saß. Er selbst hatte sich<br />

gewünscht, dass seine Mission „Friendship“ genannt<br />

würde. Die Schüler durften an diesem Tag zu Hause<br />

bleiben, die meisten Betriebe unterbrachen die Arbeit<br />

für eine oder zwei Stunden, Präsident Kennedy saß<br />

wie Millionen andere Amerikaner vor dem Fernseher<br />

und sah sich mit klopfendem Herzen an, wie die<br />

gigantische Rauchwolke über der Cape Canaveral Air<br />

Force Station in Florida in den Himmel quoll und aus<br />

ihr der haardünne Kondensstreifen der Rakete höher<br />

und immer höher schoss. Der Sprecher im Fernsehen<br />

verkündete: „Oberstleutnant Glenn ist soeben mit<br />

seiner Rakete in die Erdumlaufbahn gestartet. Bitte<br />

beten Sie für ihn.“<br />

Gegen fünfhundert Konkurrenten hatte Glenn<br />

sich durchgesetzt, und er hatte nicht die besten<br />

MICHAEL KÖHLMEIER BENE ROHLMANN, CLAUDIA MEITERT GETTY IMAGES (2)<br />

98 THE RED BULLETIN


Voraussetzungen. Sein größter Nachteil gegenüber<br />

den anderen Anwärtern war sein Alter. Ein Vierzigjähriger<br />

sei körperlich nicht mehr auf der Höhe, ein<br />

solches Unternehmen aber verlange das Äußerste.<br />

So hieß es. Glenn konnte mithalten. Er bestand in den<br />

Dunkelräumen bei stundenlanger Schwärze und absoluter<br />

Stille; er hielt in der Hitzekammer aus, gegen<br />

die eine Sauna eine kühle Veranda sei, wie einer der<br />

Kandidaten witzelte; auch minutenlanges Ausharren<br />

im Eiswasser konnte ihm nichts anhaben, und die Zentrifuge<br />

und die Rüttelmaschine verließ er breitbeinig<br />

zwar, aber ohne zu wanken und ohne dass er sich –<br />

wie die meisten seiner Kollegen – übergeben musste.<br />

Mental, so hieß es, war John Glenn allen überlegen.<br />

Und darauf komme es an. Man könne unten auf dem<br />

Boden trainieren und simulieren, so viel man wolle,<br />

niemand sehe voraus, was einen dort oben alles erwarte.<br />

Und dann seien nicht allein Muskeln und Sehnen<br />

gefragt, sondern Intelligenz, Kaltblütigkeit und<br />

Selbstbeherrschung. Über diese Fähigkeiten verfügte<br />

Oberstleutnant John Herschel Glenn. Am Ende der<br />

Mission musste er diese Fähigkeiten beweisen.<br />

THE RED BULLETIN 99


B O U L E V A R D D E R H E L D E N<br />

Ich greife vor: Bevor er die Umlaufbahn um die Erde<br />

verließ, um in die Erdatmosphäre einzutauchen,<br />

schlug ein System Alarm. Der Keramikschild, der die<br />

Kapsel vor dem Verglühen bewahren sollte, schien<br />

sich zu lösen. Wenn das geschähe, wäre der Astronaut<br />

nicht mehr zu retten. Glenn behielt die Nerven, von<br />

der Bodenstation aus konnte der Schaden behoben<br />

werden, allerdings musste er die Landung händisch<br />

steuern – Intelligenz, Kaltblütigkeit und Selbstbeherrschung.<br />

Zu diesen Begriffen würde in Zukunft eine<br />

ganze Generation den Namen John Glenn assoziieren.<br />

Angst und Panik konnten ihm nichts anhaben.<br />

Diese Gefühle ließ er nicht zu, er besiegte sie, triumphierte<br />

über sie. Mit einem anderen Gefühl aber hatte<br />

er nicht gerechnet, und kein Techniker unten auf der<br />

Erde, kein Psychologe, der Priester nicht, nicht einmal<br />

Anna Margaret, Johns Ehefrau, die ihm schon im Alter<br />

von fünf Jahren das Ja-Wort fürs Leben gegeben hatte,<br />

nicht einmal sie hatte damit gerechnet: Heimweh.<br />

Durch das winzige Fenster der Raumkapsel blickte<br />

er hinunter auf die Erde, er konnte ihre Rundung<br />

sehen, er geriet in heilige Verzückung, als sich<br />

unter ihm der blaue Pazifik dehnte, er sah Hawaii,<br />

sah die Perlenkette Japan, sah die goldenen Weiten<br />

der asia tischen Wüsten, sah die Gipfel des Himalaya,<br />

sah Europa, klarer als auf jeder Landkarte. Und dann<br />

sah er die Küste von Amerika. Er war allein, er traute<br />

sich nicht, laut mit sich selbst zu sprechen, weil er<br />

dachte, die Bodenstation höre zu. Er wollte singen.<br />

Ihm fiel ein, wie er als Kind in dem Wald am Fox Creek<br />

gespielt hatte, er war aufgewachsen in New Concord.<br />

Wie glücklich war er gewesen, er, ganz mit sich allein.<br />

Wenn er im Sommer unten beim Bach die Libellen beobachtet<br />

hatte, manche ganz nahe. Wenn er über die<br />

schillernden Farben ihrer Flügel gestaunt hatte, die<br />

sich in den Spiegelungen des Wassers änderten. Wenn<br />

er das feuchte Moos gerochen hatte, kein Parfum<br />

konnte damit konkurrieren. Sogar an die Moskitostiche<br />

erinnerte er sich gern, zu Hause rieb seine Mutter<br />

die betreffenden Stellen mit Zitronensaft ein. Da habe<br />

er begriffen – erst viele Jahre nach diesem großen<br />

Menschheitsabenteuer erzählte er einer Journalistin<br />

davon –, da habe er begriffen, dass Alleinsein das<br />

Schönste auf der Welt sei, allein mit sich und seinen<br />

Gedanken, seinen Träumen, seinen Gedankenspielen<br />

weit voraus in eine Zukunft, seine Zukunft.<br />

„Aber doch nur“, sagte er der Reporterin ins<br />

Mikrofon, „wenn du auf den Wegen gehst, auf denen<br />

du schon oft gegangen bist, auf denen Menschen<br />

gegangen sind, die du liebst oder hasst, die dir Gutes<br />

oder Böses wollen. Wenn du die Wegbiegung dort<br />

vorne kennst, wenn du die riesige Fichte dort drüben<br />

kennst, wenn du die Steine kennst, auf die du dich setzen<br />

und mit den nackten Füßen im Bach plantschen<br />

kannst.“ Einsamkeit sei dagegen etwas anderes. Er<br />

habe geglaubt, sein Herz breche entzwei: Wenn ich<br />

nie wieder, nie wieder … Die Einsamkeit, das wisse er<br />

nun, sei das Entsetzlichste.<br />

Mit einem Gefühl hatte<br />

der Astronaut John<br />

Glenn nicht gerechnet:<br />

Heimweh.<br />

Er war glücklich gelandet, war als Held gefeiert<br />

worden. Im Triumphzug fuhr er durch New York,<br />

hunderttausend Menschen jubelten ihm zu. Präsident<br />

Kennedy bat ihn um seine Freundschaft und warb mit<br />

ihm für seine Politik. Er tourte durch das Land, hielt<br />

Vorträge, wurde zu Fernsehshows eingeladen – er hatte<br />

Amerika den Stolz zurückgegeben. Er war ein Star.<br />

Als er an Bord des Schiffes, das ihn und seine<br />

Kapsel aus dem Meer geborgen hatte, aus dem Raumanzug<br />

stieg, hatte ihn der Kapitän gefragt: „Sir, was<br />

gedenken Sie als Erstes zu tun?“<br />

Glenn antwortete: „Ich möchte nach Hause.“<br />

Zu Hause fragte ihn Anna Margaret: „John, was<br />

willst du als Erstes tun?“<br />

Er antwortete: „Ich möchte nach Hause.“<br />

Sie wusste, was er meinte, sie fragte: „Soll ich dich<br />

begleiten?“<br />

Nein, sagte er, er wolle allein sein. Und sie wusste<br />

wieder, was er meinte.<br />

Er setzte sich in seinen Wagen und fuhr nach New<br />

Concord, das war nicht weit. Er spazierte am Fox<br />

Creek entlang bis zu dem Wäldchen. Und dort legte er<br />

sich bäuchlings mitten auf den Weg. Breitete die Arme<br />

aus, als wolle er den Globus, die Welt, die ganze Welt,<br />

nämlich unsere Erde, umarmen und küssen.<br />

So hat man ihn gefunden“, erzählte mein Freund<br />

Bob Didonato. „Ach, du wirst es nicht glauben“,<br />

sagte er, „ein junger schwarzer Musiker fand ihn.<br />

Er meinte, er sei tot. So wie er dalag. Ohne Regung.<br />

Die Lippen auf den Lehmboden gepresst. Der Musikant<br />

– glaub mir, es ist die Wahrheit –, er muss wohl<br />

ein frommer Mann gewesen sein, er kniete sich nieder<br />

und betete, betete für die Seele dieses Mannes, der da,<br />

ganz allein, ohne jeden Beistand, einsam, mitten auf<br />

dem Weg nahe dem Fox Creek gestorben war. Aber er<br />

war nicht gestorben. Er ist aufgestanden – auferstanden,<br />

sozusagen.“<br />

„Und das ist hier geschehen?“, fragte ich. „An dieser<br />

Stelle, genau hier?“<br />

„Genau hier“, sagte Bob.<br />

„Woher weißt du das?“<br />

„Jeder weiß es, jeder hier in New Concord, jeder<br />

in Muskingum County. Frag, wen du willst.“<br />

„Das werde ich“, sagte ich.<br />

Und ich tat es. Ich fragte in einem Coffeeshop, ich<br />

fragte eine Frau auf der Straße, ich klopfte an Türen<br />

und fragte, ich fragte Kinder auf dem Spielplatz. Alle<br />

bestätigten, was Professor Bob Didonato mir erzählt<br />

hatte.<br />

100 THE RED BULLETIN


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der Gelenke.<br />

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IMPRESSUM<br />

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BULLETIN<br />

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The <strong>Red</strong> <strong>Bulletin</strong><br />

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der faszinierenden Unterwasserwelt<br />

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Alltäglichen findest du auf:<br />

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Gesamtleitung<br />

Alexander Müller-Macheck, Sara Car-Varming (Stv.)<br />

Chefredaktion<br />

Andreas Rottenschlager, Andreas Wollinger (Stv.)<br />

Creative Direction<br />

Erik Turek, Kasimir Reimann (Stv.)<br />

Art Direction<br />

Marion Bernert-Thomann, Miles English, Tara Thompson<br />

Grafik<br />

Martina de Carvalho-Hutter, Cornelia Gleichweit,<br />

Kevin Goll<br />

Fotoredaktion<br />

Eva Kerschbaum (Ltg.), Marion Batty (Stv.),<br />

Susie Forman, Tahira Mirza, Rudi Übelhör<br />

Digitalredaktion<br />

Christian Eberle-Abasolo (Ltg.), Lisa Hechenberger,<br />

Elena Rodriguez Angelina, Benjamin Sullivan<br />

Head of Audio<br />

Florian Obkircher<br />

Special Projects<br />

Arkadiusz Piatek<br />

Managing Editors<br />

Ulrich Corazza, Marion Lukas-Wildmann<br />

Publishing Management<br />

Ivona Glibusic, Bernhard Schmied, Anna Wilczek<br />

Managing Director<br />

Stefan Ebner<br />

Head of Media Sales & Partnerships<br />

Lukas Scharmbacher<br />

Head of Co-Publishing<br />

Susanne Degn-Pfleger<br />

Projektmanagement Co-Publishing,<br />

B2B-Marketing & Communication<br />

Katrin Sigl (Ltg.), Mathias Blaha, Katrin Dollenz,<br />

Thomas Hammerschmied, Teresa Kronreif (B2B),<br />

Eva Pech, Valentina Pierer, Stefan Portenkirchner<br />

(Communication)<br />

Creative Services<br />

Verena Schörkhuber-Zöhrer (Ltg.), Sara Wonka,<br />

Julia Bianca Zmek, Edith Zöchling-Marchart<br />

Commercial Management Co-Publishing<br />

Alexandra Ita<br />

Editorial Co-Publishing<br />

Raffael Fritz (Ltg.), Gundi Bittermann,<br />

Mariella Reithoffer, Wolfgang Wieser<br />

Executive Creative Director<br />

Markus Kietreiber<br />

Projekt Management Creative<br />

Elisabeth Kopanz<br />

Art Direction Commercial & Co-Publishing<br />

Peter Knehtl (Ltg.), Erwin Edtmayer, Simone Fischer,<br />

Martina Maier, Andreea Parvu, Alexandra Schendl,<br />

Julia Schinzel, Florian Solly, Dominik Uhl, Sophie<br />

Weidinger, Stephan Zenz<br />

Abo & Vertrieb Peter Schiffer (Ltg.), Marija Althajm,<br />

Nicole Glaser, Victoria Schwärzler, Yoldaş Yarar<br />

Anzeigenservice<br />

Manuela Brandstätter, Monika Spitaler<br />

Herstellung & Produktion Veronika Felder (Ltg.),<br />

Friedrich Indich, Walter O. Sádaba, Sabine Wessig<br />

Lithografie Clemens Ragotzky (Ltg.), Claudia Heis,<br />

Nenad Isailović, Sandra Maiko Krutz, Josef Mühlbacher<br />

Finanzen Mariia Gerutska (Ltg.), Klaus Pleninger<br />

MIT Christoph Kocsisek, Michael Thaler<br />

Operations Melanie Grasserbauer,<br />

Alexander Peham, Yvonne Tremmel<br />

Projekt Management Gabriela-Teresa Humer<br />

Assistant to General Management Sandra Artacker<br />

Herausgeber & Geschäftsführer Andreas Kornhofer<br />

Verlagsanschrift Heinrich-Collin-Straße 1, A-1140 Wien<br />

Telefon +43 1 90221-0 Fax +43 1 90221-28809<br />

Web redbulletin.com<br />

Medieninhaber, Verlag & Herausgeber<br />

<strong>Red</strong> Bull Media House GmbH,<br />

Oberst-Lepperdinger-Straße 11–15,<br />

A-5071 Wals bei Salzburg, FN 297115i,<br />

Landesgericht Salzburg, <strong>AT</strong>U63611700<br />

Geschäftsführer Dkfm. Dietrich Mateschitz,<br />

Dietmar Otti, Christopher Reindl, Marcus Weber<br />

THE RED BULLETIN<br />

Österreich, ISSN 1995-8838<br />

Länderredaktion<br />

Wolfgang Wieser<br />

Wings for Life World Run Special<br />

Florian Obkircher<br />

Lektorat<br />

Hans Fleißner (Ltg.), Petra Hannert,<br />

Monika Hasleder, Billy Kirnbauer-<br />

Walek, Belinda Mautner, Klaus Peham,<br />

Vera Pink<br />

Publishing Management<br />

Bernhard Schmied<br />

Media Sales & Partnerships<br />

Thomas Hutterer (Markenlead),<br />

Alfred Vrej Minassian, Franz Fellner,<br />

Ines Gruber, Thomas Gubier,<br />

Daniela Güpner, Wolfgang Kröll,<br />

Gabriele Matijevic-Beisteiner,<br />

Nicole Okasek-Lang, Britta Pucher,<br />

Jennifer Sabejew, Johannes<br />

Wahrmann-Schär, Ellen Wittmann-<br />

Sochor, Ute Wolker, Christian<br />

Wörndle, Sabine Zölß; Kristina<br />

Krizmanic (Team Assistant)<br />

Sales Operations & Development<br />

Anna Schönauer (Ltg.),<br />

David Mühlbacher<br />

Abo<br />

Abopreis: 25,90 EUR, 12 Ausgaben/<br />

Jahr, getredbulletin.com,<br />

abo@redbulletin.at<br />

Druck<br />

Quad/Graphics Europe Sp. z o. o.,<br />

Pułtuska 120, 07-200 Wyszków, Polen<br />

Offenlegung gemäß<br />

§ 25 Mediengesetz<br />

Informationen zum Medien inhaber<br />

sind ständig und unmittelbar unter<br />

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redaktion@at.redbulletin.com<br />

THE RED BULLETIN<br />

Deutschland, ISSN 2079-4258<br />

Länderredaktion<br />

David Mayer<br />

Lektorat<br />

siehe entsprechenden Eintrag<br />

bei Österreich<br />

Country Project Management<br />

Natascha Djodat<br />

Media Sales & Partnerships<br />

Thomas Hutterer (Markenlead),<br />

Alfred Vrej Minassian, Franz Fellner,<br />

Ines Gruber, Thomas Gubier,<br />

Daniela Güpner, Wolfgang Kröll,<br />

Gabriele Matijevic-Beisteiner,<br />

Nicole Okasek-Lang, Britta Pucher,<br />

Jennifer Sabejew, Johannes<br />

Wahrmann-Schär, Ellen Wittmann-<br />

Sochor, Ute Wolker, Christian<br />

Wörndle, Sabine Zölß<br />

THE RED BULLETIN<br />

Frankreich, ISSN 2225-4722<br />

Länderredaktion<br />

Pierre-Henri Camy<br />

Country Coordinator<br />

Christine Vitel<br />

Country Project Management<br />

Youri Cviklinski<br />

THE RED BULLETIN<br />

Großbritannien, ISSN 2308-5894<br />

Länderredaktion<br />

Ruth McLeod (Ltg.),<br />

Tom Guise<br />

Lektorat<br />

Davydd Chong (Ltg.),<br />

Nick Mee<br />

Publishing Management<br />

Ollie Stretton<br />

Media Sales<br />

Mark Bishop,<br />

mark.bishop@redbull.com<br />

Fabienne Peters,<br />

fabienne.peters@redbull.com<br />

THE RED BULLETIN<br />

Schweiz, ISSN 2308-5886<br />

Länderredaktion<br />

Wolfgang Wieser<br />

Lektorat<br />

siehe entsprechenden Eintrag<br />

bei Österreich<br />

Country Project Management<br />

Meike Koch<br />

Commercial & Brand Partnerships<br />

Manager<br />

Stefan Bruetsch<br />

Media Sales<br />

Marcel Bannwart (D-CH),<br />

marcel.bannwart@redbull.com<br />

Christian Bürgi (W-CH),<br />

christian.buergi@redbull.com<br />

Goldbach Publishing<br />

Marco Nicoli,<br />

marco.nicoli@goldbach.com<br />

THE RED BULLETIN<br />

USA, ISSN 2308-586X<br />

Länderredaktion<br />

Peter Flax (Ltg.),<br />

Nora O’Donnell<br />

Lektorat<br />

David Caplan<br />

Publishing Management<br />

Branden Peters<br />

Media Network Communications<br />

& Marketing Manager<br />

Brandon Peters<br />

Media Sales<br />

Todd Peters,<br />

todd.peters@redbull.com<br />

Dave Szych,<br />

dave.szych@redbull.com<br />

Tanya Foster,<br />

tanya.foster@redbull.com<br />

THE RED BULLETIN 109


N I C O L A S M A H L E R S<br />

S P I T Z F E D E R L I C H E S C H A R A K T E R - K A B I N E T T<br />

Die nächste Ausgabe des RED BULLETIN erscheint am 11. Mai 2021.<br />

NICOLAS MAHLER<br />

110 THE RED BULLETIN


1,5˚<br />

1,5°C sind mehr als eine Temperatur. Sie sind durch das Pariser<br />

Abkommen ein Ziel – eine gemeinsame Vision, um unseren<br />

Planeten zu retten. Mit Glacier können Unternehmen konkret,<br />

einfach und effektiv Klimaschutzmaßnahmen setzen. Schritt<br />

für Schritt für dieses gemeinsame Ziel.<br />

save the planet #supersimple<br />

Mach jetzt den ersten<br />

Schritt unter<br />

glacier.eco/1.5grad

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