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Leseprobe_Der Mönch von Salzburg

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12 <strong>von</strong> <strong>Salzburg</strong>“ zugeschrieben werden. Erstaunlich ist das Werk des <strong>Mönch</strong>s<br />

<strong>von</strong> <strong>Salzburg</strong> nicht nur aufgrund seines Umfangs, sondern hinsichtlich seines<br />

sowohl sakrale als auch weltliche Themen ansprechenden Inhalts. Dies umso<br />

mehr, als sein Entstehungskontext am Hof eines Kirchenfürsten zu suchen<br />

ist. 2 Dem Erzbischof <strong>von</strong> <strong>Salzburg</strong> war es bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts<br />

gelungen, aus einer Reihe <strong>von</strong> Grafschaften, Gerichten und Vogteien ein<br />

geschlossenes Territorium aufzubauen, das seinem weltlichen Herrschaftseinfluss<br />

unterlag. Gleichzeitig oblag ihm als geistlichen Fürsten die episkopale<br />

und administrative Leitung seiner Kirchenprovinz; die Bischöfe seiner<br />

Eigenbistümer Chiemsee, Seckau, Gurk und Lavant konnte er ohne päpstliche<br />

Zustimmung ernennen. Am Hof des <strong>Salzburg</strong>er Erzbischofs konzentrierten<br />

sich weltliche und geistliche Macht. Es erscheint daher angebracht,<br />

die Rahmenbedingungen etwas genauer zu betrachten, unter denen sich der<br />

Liedautor jenen Themen in Versform widmete, die an ihn herangetragen<br />

wurden. <strong>Der</strong> erzbischöfliche Hof bot ihm einerseits Aufträge, Anlässe und<br />

Publikum und fungierte andererseits als Ideengeber, ja möglicherweise gar<br />

als Inspiration für manch inhaltliche Schwerpunktsetzungen und Pointen.<br />

Anlass zu dieser Annahme geben einige wenige, dafür aber durchaus prä g-<br />

n a nte Formulierungen, etwa wenn in einem der Lieder <strong>von</strong> der Anwesenheit<br />

Erzbischofs Pilgrim am Hof Wenzels IV. in Prag die Rede ist oder in einem<br />

anderen auf Pilgrims Vermittlerrolle hinsichtlich der Rechtmäßigkeit der<br />

Wahl Clemens’ VII hingewiesen wird. 3<br />

Im Folgenden wird es jedoch nicht um einen kirchenpolitischen Interpretationsversuch<br />

der Lieder des <strong>Mönch</strong>s <strong>von</strong> <strong>Salzburg</strong> gehen, sondern um eine<br />

– äußerst knappe – Skizze jener religions- und kirchenpolitischen Rahmenbedingungen<br />

am Ausgang des 14. Jahrhunderts, mit denen der Erzbischof<br />

<strong>von</strong> <strong>Salzburg</strong>, sein Hof, seine Suffraganbischöfe und das Domkapitel in der<br />

Ausübung ihrer kirchlichen und weltlichen Ämter konfrontiert waren – und<br />

unter denen sie die Lieder des <strong>Mönch</strong>s rezipierten.<br />

2 Christian Schneider, Hovezuht. Literarische Hofkultur und höfisches Lebensideal um Herzog<br />

Albrecht III. <strong>von</strong> Österreich und Erzbischof Pilgrim II. <strong>von</strong> <strong>Salzburg</strong> (1365–1396), Heidelberg:<br />

Universitätsverlag Winter 2008, S. 71–90; ders., Zum ethischen Diskurs in der Literatur<br />

um Herzog Albrecht III. <strong>von</strong> Österreich und Erzbischof Pilgrim II. <strong>von</strong> <strong>Salzburg</strong> (1365–1396),<br />

in: Literarische und religiöse Kommunikation in Mittelalter und Früher Neuzeit, hg. v. Peter<br />

Strohschneider, Berlin: De Gruyter 2009, S. 574–606.<br />

3 Christoph März, Die weltlichen Lieder des <strong>Mönch</strong>s <strong>von</strong> <strong>Salzburg</strong>. Texte und Melodien, Tübingen:<br />

Niemeyer 1999 (Münchener Texte und Untersuchungen zur deutschen Literatur des Mittelalters<br />

114), S. 389f. und 421.

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