27.04.2021 Aufrufe

Leseprobe_Der Mönch von Salzburg

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

20 Bistümer des deutschsprachigen Raums und der böhmischen Länder forderte<br />

Wenzel auch das Besetzungsrecht der Prälaten sowie die Abgabe des geistlichen<br />

Zehnten. Zudem sollte Clemens garantieren, sich einem Schiedsspruch<br />

des Königs hinsichtlich der Rechtmäßigkeit des avignonesischen Papsttums<br />

zu unterwerfen. Die Enttäuschung der Kurie in Avignon über die erfolglosen<br />

Verhandlungen, die sich immerhin vier Jahre hingezogen hatten, drückte<br />

Wilderich <strong>von</strong> Mitra in einem Schreiben an Pilgrim aus. Dieser hatte bereits<br />

im Dienst der österreichischen Herzöge gestanden, wechselte dann als Protonotar<br />

in die erzbischöfliche Kanzlei Pilgrims um schließlich 1380 die Pfarrei<br />

Laufen bei <strong>Salzburg</strong> zu erhalten. Die Entscheidung, die auf einem <strong>Salzburg</strong>er<br />

Provinzialkonzil fiel, veranlasste Wilderich dazu seine Position als Protonotar<br />

aufzugeben und wieder in die Kanzlei Leopolds III. zu wechseln. Zwei<br />

Jahre später musste er – als Schismatiker in Rom unter Anklage stehend – das<br />

Land jedoch verlassen. 23 Über Vermittlung Leopolds dürfte er in den Dienst<br />

des päpstlichen Legaten Wilhelm d’Aigrefeuille getreten und mit ihm 1385<br />

nach Avignon gekommen sein. 24 Kurz darauf erreichte Pilgrim ein weiteres<br />

Schreiben aus Avignon, diesmal <strong>von</strong> dem Bischof <strong>von</strong> Konstanz, Heinrich<br />

Bayler, der zunächst ebenso für die Bemühungen dankt, dann aber umso<br />

mehr den Unwillen des Papstes über die unerhörten Forderungen Wenzels<br />

und dessen klares Statement gegen Avignon ausdrückt. 25<br />

Auf die Aufenthalte Pilgrims am Königshof in Prag und am Reichstag in<br />

Nürnberg, die er dafür nutzte, um Wenzel dazu zu bewegen dem avignonesischen<br />

Kirchenoberhaupt seine Loyalität auszusprechen, spielt auch der<br />

„tenor haizt der Freudensal“ an. <strong>Der</strong> Vorrede entsprechend, soll das Lied<br />

in Prag entstanden sein zu einer Zeit, als der <strong>Salzburg</strong>er Erzbischof dem<br />

als Kaiser bezeichneten Wenzel einen Besuch abstattete. Erfolglos, wie der<br />

<strong>Mönch</strong> betont, denn Wenzel war „ym abhold“. Die anschließend skizzierte<br />

Nuss-Anekdote verweist mit Augenzwinkern auf das besondere Talent des<br />

Erzbischofs, um den es hier wahrscheinlich geht. Auch wenn ihm das Eine<br />

23 Vgl. Lackner, Hof und Herrschaft (wie Anm. 5), S. 152f.; Klein, Erzbischof Pilgrim (wie Anm. 4),<br />

S. 35.<br />

24 Samuel Steinherz, Dokumente zur Geschichte des großen abendländischen Schismas (1385–1395),<br />

Prag: Verlag der Deutschen Gesellschaft der Wissenschaften und Künste für die Tschechoslowakische<br />

Republik 1932 (Quellen und Forschungen aus dem Gebiete der Geschichte 11),<br />

S. 68f.; vgl. dazu Klein, Erzbischof Pilgrim <strong>von</strong> Puchheim (wie Anm. 4), S. 33; Lackner, Hof<br />

und Herrschaft (wie Anm. 5), S. 152f.<br />

25 Vgl. Steinherz, Dokumente zur Geschichte des großen abendländischen Schismas (wie Anm. 24),<br />

S. 69–71; zu Heinrich Bayler, der zunächst das Amt eines Registrators der päpstlichen<br />

Briefe ausübte und 1387 zum Bischof <strong>von</strong> Konstanz gewählt wurde, siehe Erwin Gatz,<br />

Heinrich Bayler, in: Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches 1198 bis 1448. Ein biographisches<br />

Lexikon, hg. v. dems., Berlin: Duncker & Humblot 2001, S. 296.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!