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Leseprobe_Der Mönch von Salzburg

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16 dem Klerus geltend zu machen, indem er diesen mit der Leistung <strong>von</strong> der<br />

Kurie zustehenden Geldzahlungen an den König zu besteuern versuchte,<br />

entzündete sich ein Konflikt mit dem Papst um die Vorherrschaft zwischen<br />

geistlicher und weltlicher Macht. Die Auseinandersetzung fand ihren Höhepunkt<br />

in der päpstlichen Bulle Unam Sanctam (1302), mit der Papst Bonifatius<br />

VIII. (†1303) nicht nur den Primat der Kirche über die Fürsten, sondern die<br />

Macht des Papstes über Kirche und Welt beanspruchte. 11 Gedemütigt durch<br />

eine mit Waffengewalt erzwungene Vorladung zu einem Konzil verstarb<br />

Bonifatius. Nachdem sein Nachfolger Benedikt XI. das Amt nur ein Jahr<br />

ausübte, wählte das – vorwiegend aus den französischen Territorien stammende<br />

– Kardinalskollegium den Erzbischof <strong>von</strong> Bordeaux, Bertrand de<br />

Got, zum Papst Clemens V. In Ermangelung ausreichender Zustimmung in<br />

Rom ließ dieser sich in Lyon zum Papst krönen und residierte anschließend<br />

an verschiedenen Orten in Süd- und Mittelfrankreich. Erst mit der Wahl<br />

des Bischofs <strong>von</strong> Avignon zum nächsten Papst entwickelte sich Avignon zur<br />

französischen Papstresidenz. Mit der Verlegung des Heiligen Stuhls nach<br />

Frankreich stand das Papsttum bis zum Ende des Exils 1377 nun unter dem<br />

Einfluss der französischen Könige. Für die südfranzösische Stadt Avignon<br />

bedeutete dies die Etablierung einer eigenständigen Residenz und einer kurialen<br />

Infrastruktur, in die sich nun für 70 Jahre das Zentrum der Christenheit<br />

verlagerte. Von der Nähe zur päpstlichen Kurie profitierte auch die im Jahr<br />

1303 gegründete Universität.<br />

1376 kehrte mit Papst Gregor XI. der Heilige Stuhl nach Rom zurück.<br />

Dieser Rückkehr waren eine Reihe <strong>von</strong> Ausgleichs- und Annäherungsversuchen<br />

vorausgegangen, die <strong>von</strong> unterschiedlicher Seite betrieben wurden.<br />

<strong>Der</strong> römisch-deutsche Kaiser Karl IV. strebte die Rückholung des Papstes<br />

nach Rom ebenso an wie die Mystikerinnen Katharina <strong>von</strong> Siena und Birgitta<br />

<strong>von</strong> Schweden. Doch Gregors Tod zwei Jahre später führte zu einer erneuten<br />

Konfliktsituation, die schließlich im so genannten ,Großen Schisma‘ (1378–<br />

1417) mündete. 12<br />

11 Michael North, Europa expandiert. 1250–1500, Stuttgart: UTB 2007 (Handbuch der Geschichte<br />

Europas 2864), S. 50f.; Karl Ubl, Die Genese der Bulle „Unam sanctam“. Anlass, Vorlagen,<br />

Intention, in: Politische Reflexion in der Welt des späten Mittelalters / Political Thought in the Age<br />

of Scholasticism: Essays in Honour of Jürgen Miethke, hg. v. Martin Kaufhold, Leiden: Brill<br />

2004 (Studies in medieval and reformation traditions 103), S. 129–149.<br />

12 Christian Hesse, Spätantike bis zum Ende des Mittelalters. Synthese und Aufbruch 1346–1410,<br />

Stuttgart: Klett-Cotta 2017 (Gebhardt. Handbuch der deutschen Geschichte, Teilband 7b),<br />

S. 232–236.

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