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Leseprobe_Der Mönch von Salzburg

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um die Herrschaftsnachfolge in Tirol, bei denen das Erzbistum traditioneller<br />

Verbündeter der habsburgischen Herzöge war, involviert. Dementsprechend<br />

bot die nun bevorstehende Wahl des Erzbischofs beiden Parteien die<br />

Möglichkeit, ihren jeweiligen Favoriten zu unterstützen. Die Mehrheit der<br />

Domherren entschied sich – wenn auch in einem zwiespältigen Prozess – für<br />

Pilgrim, dessen Unterstützer, die habsburgischen Herzöge, eine Delegation<br />

an die Kurie in Avignon entsandten, um dort um die Einsetzung des neuen<br />

Erzbischofs anzusuchen. Mit Kaiser Karl IV. zeigte noch eine weitere Partei<br />

Interesse an der Besetzung des <strong>Salzburg</strong>er Erzbistums. Karl, der den durch<br />

den Erwerb der Grafschaft Tirol erlangten Machtzuwachs der Habsburger<br />

mit einem ihm gewogenen Erzbischof wieder einzudämmen hoffte, präsentierte<br />

dem Papst Marquard <strong>von</strong> Randegg, Patriarch <strong>von</strong> Aquileia, als seinen<br />

favorisierten Kandidaten. Nach einer fünf Monate andauernden Prüfung<br />

wurde Pilgrim 1366 schließlich zum Erzbischof providiert. Urban hatte –<br />

wie er in einem Schreiben an die Herzöge Albrecht III. und Leopold III.<br />

mitteilte – das Amt des <strong>Salzburg</strong>er Erzbischofs nach ihren Wünschen vergeben.<br />

Diese Periode verbrachte Pilgrim in Avignon, dort dürften auch seine<br />

Konsekration und die Verleihung des Palliums erfolgt sein, bevor er über<br />

Süddeutschland nach Wien reiste, um vom dort anwesenden Kaiser Karl IV.<br />

mit den Reichslehen belehnt zu werden. 10<br />

15<br />

<strong>Der</strong> Papst: Avignon oder Rom?<br />

<strong>Der</strong> Beginn der Karriere Pilgrims als <strong>Salzburg</strong>er Erzbischof ist eng verwoben<br />

mit den schwierigen Rahmenbedingungen, die in der Mitte des 14. Jahrhunderts<br />

sowohl die kirchliche als auch weltliche Politik prägten, ihren Anfang<br />

jedoch bereits zu Beginn des 14. Jahrhunderts nahmen. Mit der Wahl des aus<br />

Südfrankreich stammenden Erzbischofs <strong>von</strong> Bordeaux, Bertrand de Got, zum<br />

Papst hatte sich der Mittelpunkt des Papsttums <strong>von</strong> Rom nach Avignon verlagert.<br />

Damit begann das so genannte ,avignonesische Exil‘ der Kirche, das erst nach<br />

sechs folgenden Päpsten durch die Rückkehr des siebten, Gregor XI., im Jahr<br />

1377 ein Ende fand. Forciert wurde diese Verlagerung der Kurie <strong>von</strong> Italien<br />

nach Südfrankreich durch den massiven Einfluss des französischen Königs<br />

Philipp IV. auf die römische Kurie. Seit Beginn des 13. Jahr hunderts konnten<br />

die französischen Könige ihre Herrschaftsansprüche zunehmend ausweiten<br />

und konsolidieren. Mit dem Versuch Philipps, seine Ansprüche auch gegenüber<br />

10 Vgl. Klein, Erzbischof Pilgrim <strong>von</strong> Puchheim (wie Anm. 4), S. 17–19; Peter F. Kramml, Pilgrim<br />

II. <strong>von</strong> Puchheim (1366–1396). <strong>Der</strong> Wolf Dietrich des Mittelalters, in: Lebensbilder <strong>Salzburg</strong>er<br />

Erzbischöfe aus zwölf Jahrhunderten. 1200 Jahre Erzbistum <strong>Salzburg</strong>, hg. v. dems. und Alfred<br />

Stefan Weiß, <strong>Salzburg</strong>: Freunde der <strong>Salzburg</strong>er Geschichte 1998 (<strong>Salzburg</strong>-Archiv 47),<br />

S. 101–122: 103f.

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