23.12.2012 Aufrufe

Landesspiegel 02/08 herunterladen - BDB

Landesspiegel 02/08 herunterladen - BDB

Landesspiegel 02/08 herunterladen - BDB

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

CELLE/UELZEN<br />

Trautschverfahren und<br />

„schwebende Gewölbe“<br />

Weltkulturerbe Hansestadt Lübeck<br />

Unbehelligt von Verkehrsstaus und bei<br />

schönstem Sonnenschein nähern wir uns<br />

der Hansestadt Lübeck. Schon von Reinfeld<br />

aus sind die mächtigen sieben Türme<br />

am Horizont zu sehen. Was für eine großartige<br />

Leistung des Mittelalters. Was hat<br />

die Menschen damals beim Anblick dieses<br />

grandiosen Stadtbildes bewegt. Lübeck<br />

war zeitweise die zweitgrößte Stadt nach<br />

Köln und hatte über 30.000 Einwohner.<br />

1143 entstand eine christliche Kaufmannsiedlung<br />

auf dem 1 x 2 Kilometer<br />

großen Hügel zwischen den Flüssen Trave<br />

und Wakenitz. Unter Heinrich dem Löwen<br />

entstand der noch heute existierende geplante<br />

Stadtgrundriss. Die Längsachse<br />

vom nördlichen Burgtor bis zum südlichen<br />

Mühlentor ist auch heute noch die Hauptverkehrsader<br />

mit den angrenzenden öf-<br />

Fachdiskussionen an Bord<br />

Die auskragende Gebäudestirnseite an der ehemaligen Lagergrenze<br />

fentlichen Plätzen, dem Rathaus und den<br />

Kirchen. Von der Achse führen die Straßen<br />

zu den Wasserläufen der Trave im Westen<br />

und heute im Osten zum Elbe-Trave-Kanal.<br />

Die Straßen zum Hafen wurden Gruben<br />

genannt. Hier lebten die Patrizier- und<br />

Kaufmannsfamilien und im Ostteil die<br />

Handwerker.<br />

Als Entreé wählen wir den Lindenplatz<br />

vor dem Bahnhof. Wir fahren über die<br />

Puppenbrücke in Richtung Holstentor mit<br />

einem einmalig schönen Blick auf die<br />

Stadtkulisse. Ganz links ist der Turm der<br />

Jakobikirche, die Kirche der Schiffer und<br />

Seefahrer, zu sehen. Dann die Stadtkirche<br />

St. Marien mit den zwei Türmen, die Petrikirche<br />

mit der Aussichtsplattform, die<br />

Handwerkerkirche St. Aegidien und ganz<br />

rechts die beiden Domtürme. Im Vordergrund<br />

das Holstentor und die Salzspeicher.<br />

Der Sinnspruch am Holstentor CONCORDIA<br />

DOMI FORIS PAX „zuhause Eintracht und<br />

vor den Toren Frieden“ leuchtet wie eine<br />

Mahnung in der Sonne. Auf dem Marktplatz<br />

werden wir von Dipl.-Ing. Gunckel,<br />

dem 1. Vorsitzender der <strong>BDB</strong>-Bezirksgruppe<br />

Lübeck, begrüßt. Wie gut, dass die<br />

<strong>BDB</strong>-Familie überall präsent ist, so dass<br />

wir für unsere Führungen im Rathaus und<br />

in St. Marien kompetente Fachleute vom<br />

Amt für Denkmalpflege der Hansestadt<br />

Lübeck vermittelt bekommen. Die neue<br />

Marktplatzbebauung mit dem 3-geschossigen<br />

Textilkaufhaus eines renommierten<br />

Bekleidungshauses von den Arch. Ingenhoven<br />

(Düsseldorf) und Prof. Kahlen (Aachen)<br />

ist ein sehr mutiges Pendant zum<br />

historischen Rathaus, das mit der sehr<br />

hellen Fassadenauffrischung noch gewöhnungsbedürftig<br />

ist. Das Marktensemble<br />

ist ein eindrucksvolles Zeugnis norddeutscher<br />

Baukunst und wurde Vorbild für die<br />

Hansestädte im Ostseeraum.<br />

St. Marien, einst die höchste Kirche<br />

des Abendlandes<br />

Die stolze Marienkirche mit ihren 125<br />

und 126 Meter hohen Türmen und dem fast<br />

40 Metern hohen Mittelschiff, bei ihrer Errichtung<br />

1250 bis 1350 die höchste Kirche<br />

des Abendlandes, wurde in der Palmsonntagnacht<br />

1942 stark zerstört. Als Mahnmal<br />

liegen heute noch die herabgestürzten Glocken<br />

halb im Boden unter dem Südturm.<br />

Der Wiederaufbau erfolgte bereits 1947.<br />

Die beiden Turmhelme wurden 1956 und<br />

Das Holstentor<br />

1957 im sogenannten Trautsch-Verfahren<br />

errichtet. Der Turm wurde als Stahlbetonskelett<br />

gebaut mit Ausmauerung der Felder<br />

mit Leichtbetonsteinen. Die im Krieg<br />

ebenfalls zerstörten Turmhelme von St.<br />

Petri und dem Dom wurden ebenso wieder<br />

hergestellt. Durch die Linienführung<br />

der Backsteinrippensteine scheinen die<br />

Gewölbe zu schweben. Nach dem Vorbild<br />

der französischen Kathedralen hat die Marienkirche<br />

die höchsten Backsteingewölbe<br />

der Welt. Über einen Wendelstein im Außenmauerwerk,<br />

60 cm Breite, Innenauftritt<br />

2 cm, senkrechter Strick zum Halten und<br />

120 Stufen bei Dämmerlicht hoch auf das<br />

Seitenschiff. Im Südturm, vorbei an der<br />

größten Orgel der Welt mit mechanischer<br />

Traktur und mit knapp 10.000 Pfeifen,<br />

die längsten messen 11 Meter, gelangen<br />

wir zum Glockenspiel. Leibhaftig erleben<br />

wir es mit dem aus Danzig stammenden<br />

Geläut. Auf dem Mittelschiff erfahren wir<br />

die Mauertechnik der steindicken Gewölbe.<br />

Demnach wurden nur die Kreuzrippensteine<br />

auf einer Lehre errichtet und<br />

die Felder dazwischen abschnittsweise<br />

frei ausgemauert. Als besonderen Höhepunkt<br />

erklimmen wir den Dachreiter und<br />

genießen eine wunderschöne Rundsicht<br />

über die roten Ziegeldächer der Lübecker<br />

Innenstadt hinweg bis nach Mecklenburg<br />

und den Hafen bis Travemünde.<br />

Lübeck von der schönsten Seite<br />

Im Museumshafen mit alten Gaffelschonern<br />

wartet bereits ein Charterschiff auf<br />

uns. Und … was besonders erfreulich<br />

ist, 12 Studierende der FH Lübeck sind<br />

unsere Gäste, die bei dieser Gelegenheit<br />

erstmals mit dem <strong>BDB</strong> Bekanntschaft machen<br />

können. Unterhalb der sonnenbestrahlten<br />

Stadtkulisse geht es vorbei an<br />

Speichergebäuden und wechselnden Einblicken<br />

in die Gruben mit den prächtigen<br />

Patrizierhäusern. Im Seehafen begegnen<br />

wir der Senatskogge „Lisa“, die ein originalgetreuer<br />

Nachbau der ein-mastigen<br />

Hansekogge sein soll. Mit der Einfahrt in<br />

den Elbe-Trave-Kanal passieren wir das<br />

Tor zum Deutschen Binnenwasserstraßennetz.<br />

Vorbei an den begrünten Wallanlagen<br />

umkreisen wir die Altstadt mit idyllischen<br />

Ansichten. Der romanische Dom wirkt<br />

mächtig über der kleinteiligeren Bebauung<br />

an der Obertrave. Zum Abschluss haben<br />

wir vor uns die Doppeltürme von St.<br />

Marien und dem Turm von St. Petri in der<br />

Abendsonne.<br />

Hans-Dietrich Hagen<br />

Der romanische Dom<br />

8 <strong>BDB</strong> LANDESSPIEGEL <strong>02</strong>/20<strong>08</strong> <strong>BDB</strong> LANDESSPIEGEL <strong>02</strong>/20<strong>08</strong> 9

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!