30.04.2021 Aufrufe

naturgucker Nr. 54

DAS MAGAZIN ZUR VOGEL- UND NATURBEOBACHTUNG Wir zeigen Ihnen die Natur von ihrer schönsten Seite! Blättern Sie durch unser aktuelles Heft, und werfen Sie einen Blick auf die Vielfalt, die Sie umgibt. Alle zwei Monate finden Sie bei uns packende Fotos, Reportagen und Berichte über Vögel, seltene Pflanzen, Amphibien, Reptilien, Säugetiere oder Insekten wie Libellen und Schmetterlinge.

DAS MAGAZIN ZUR VOGEL- UND NATURBEOBACHTUNG
Wir zeigen Ihnen die Natur von ihrer schönsten Seite! Blättern Sie durch unser aktuelles Heft, und werfen Sie einen Blick auf die Vielfalt, die Sie umgibt. Alle zwei Monate finden Sie bei uns packende Fotos, Reportagen und Berichte über Vögel, seltene Pflanzen, Amphibien, Reptilien, Säugetiere oder Insekten wie Libellen und Schmetterlinge.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

NATUR-SAISON<br />

nicht ausschließlich, doch regelmäßig<br />

auch an das giftige Maiglöckchen. Und<br />

sowohl der Käfer als auch seine Larven<br />

fressen an den Blättern, ohne dabei Schaden<br />

zu nehmen.<br />

VERGIFTETER KOT<br />

Wie beim nahe verwandten Lilienhähnchen<br />

(Lilioceris lilii), das schon so manchem<br />

Gärtner den Spaß an seinen Lilien<br />

verdorben hat, bedecken sich die Larven<br />

mit ihrem eigenem Kot. Da dieser zudem<br />

noch mit den Giftstoffen der Nahrungspflanze<br />

angereichert ist, werden Fressfeinde<br />

offenbar sehr effektiv abschreckt.<br />

Übrigens gibt es neben den beiden genannten<br />

häufigeren Lilioceris-Arten noch ein<br />

drittes einheimisches Lilienhähnchen, das<br />

als höchst selten gilt, aber vielfach einfach<br />

nur übersehen beziehungsweise verwechselt<br />

wurde. Es gleicht nämlich dem Mai-<br />

glöckchenhähnchen fast wie ein Ei dem<br />

anderen, doch lebt es ausschließlich im<br />

Bergland auf der Türkenbundlilie – die<br />

Rede ist vom Berg-Lilienhähnchen (Lilioceris<br />

schneideri).<br />

Da nun aber auch das Maiglöckchenhähnchen<br />

die Türkenbundlilie befällt,<br />

muss man bei Funden von Lilienhähnchen<br />

auf Türkenbund ganz genau hinsehen,<br />

um die beiden Arten unterscheiden<br />

zu können. Dabei geht es um Feinheiten<br />

der Punktreihen auf Halsschild und Flügeldecken:<br />

Beim Maiglöckchenhähnchen<br />

befindet sich in der Mitte des Halsschildes<br />

eine fein eingestochene Längsreihe, und<br />

nur sehr selten stehen hier auch mal zwei<br />

Punkte nebeneinander. Beim Berglilienhähnchen<br />

ist es dagegen die Regel, dass<br />

zwei oder gar drei Punkte nebeneinander<br />

stehen, weshalb die Punktreihe bei dieser<br />

Art unordentlicher wirkt. Außerdem<br />

stehen beim Maiglöckchenhähnchen die<br />

Punkte im Bereich der Flügeldeckenbasis<br />

innerhalb der Reihen weiter auseinander.<br />

Ihr Abstand ist drei- bis viermal so groß<br />

wie der Punktdurchmesser. Bei der seltenen<br />

Verwechslungsart beträgt der Abstand<br />

im Schnitt nur die ein- bis zweifache Breite<br />

der Punktgrübchen. Außerdem findet<br />

man am Ende der Flügeldecken beim Berglilienhähnchen<br />

eine kleine Aufwölbung im<br />

siebenten Flügeldeckenzwischenraum, die<br />

dem Maiglöckenhähnchen fehlt.<br />

Allen Lilienhähnchen gemeinsam ist,<br />

dass ihre Imagines – sowohl Männchen<br />

wie auch Weibchen – über einen Stridulationsapparat<br />

am letzten Hinterleibsegment<br />

verfügen, mit dem sie zirpende Geräusche<br />

erzeugen können. Diese dienen wahrscheinlich<br />

hauptsächlich der Verteidigung,<br />

möglicherweise werden sie aber auch zur<br />

Kommunikation eingesetzt. Bis zu 200<br />

Töne pro Minute können die Tiere dabei<br />

erzeugen. Der deutsche Name »Hähnchen«<br />

nimmt auf dieses Zirpen Bezug, und man<br />

findet ihn entsprechend auch bei verschiedenen<br />

anderen Arten der näheren Käferverwandtschaft,<br />

etwa dem Spargel-, dem<br />

Distel-, oder den verschiedenen Getreidehähnchen,<br />

die allesamt zirpen können und<br />

deshalb auch als Unterfamilie »Zirpkäfer«<br />

zusammengefasst werden.<br />

10<br />

MAIKÄFER UND CO.<br />

Doch zurück zu den Arten, die den Mai<br />

im Namen tragen. Unter den Insekten<br />

ist neben den allseits bekannten Maikäfern<br />

auch ein Tagfalter nach dem Wonnemonat<br />

benannt – der extrem seltene<br />

(Kleine) Maivogel (Euphydryas maturna).<br />

Der schöne Falter ist ein gutes Beispiel<br />

dafür, dass allein das Vorhandensein einer<br />

Raupennahrungspflanze noch lange<br />

nicht genügt, um ein Vorkommen einer<br />

Schmetterlingsart zu ermöglichen. Denn<br />

die Eiablagepflanze des Maivogels ist die<br />

Gemeine Esche und diese kommt ja in<br />

Deutschland durchaus häufig vor. Doch<br />

obwohl man eschendurchsetzte Wälder<br />

im ganzen Land regelmäßig finden kann,<br />

gibt es in Deutschland nur noch sehr wenige,<br />

weit verstreute Fundstellen des Maivogels.<br />

Das liegt daran, dass die Art ihre<br />

Eier ausschließlich an jüngere, besonnt

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!