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Büchereiperspektiven 1/21: Bibliotheken bleiben. Aus der Krise in die Zukunft

In der Pandemie hat sich verändert, wie Menschen in der Bibliothek arbeiten, welche Dienste dort angeboten und wie diese genutzt werden. Bibliotheken haben Flexibilität bewiesen – und werden in Zukunft mehr denn je gebraucht.

In der Pandemie hat sich verändert, wie Menschen in der Bibliothek arbeiten, welche Dienste dort angeboten und wie diese genutzt werden. Bibliotheken haben Flexibilität bewiesen – und werden in Zukunft mehr denn je gebraucht.

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BIBLIOTHEKEN BLEIBEN I PERSPEKTIVEN FÜR DIE ZUKUNFT<br />

FOTO: XXXXXXXXXXXXXXXXXXX<br />

> kostenlose digitale <strong>Aus</strong>weise für <strong>die</strong> Schließzeit zur<br />

Nutzung von digitalen Services<br />

> genereller <strong>Aus</strong>bau des Musik- und Filmstream<strong>in</strong>g-<br />

Angebotes (Freegal, Filmfriend)<br />

> Aufstockung des E-Book-Angebotes<br />

> Erweiterung <strong>der</strong> digitalen Angebote (Tigerbooks,<br />

Rosetta Stone)<br />

> Erstellung von Erklärvideos zu den digitalen Angeboten<br />

> Vorlesestunden via Stream<strong>in</strong>g o<strong>der</strong> YouTube<br />

> Live-Stream<strong>in</strong>g von Literaturtagen<br />

> Instagram-Service zu Fake-News über Corona<br />

> Lego-Challenge über Instagram (Legomodelle werden<br />

nach Anleitung zu Hause gebaut und unter den e<strong>in</strong>gesandten<br />

Fotos wird e<strong>in</strong>/e Gew<strong>in</strong>nerIn ermittelt)<br />

> Onl<strong>in</strong>e-Unterstützung bei Facharbeitsrecherchen<br />

> digitale Sprechstunde für SchülerInnen via Zoom<br />

Es darf zusammengefasst werden: Herausfor<strong>der</strong>ung angenommen!<br />

Bei den langfristigen <strong>Aus</strong>wirkungen zeichnet sich<br />

ab, dass <strong>die</strong> Digitalisierung von Wissen und Bildung künftig<br />

e<strong>in</strong>en deutlich größeren und sichtbareren Anteil im Angebot<br />

öffentlicher <strong>Bibliotheken</strong> wie auch gesamtgesellschaftlich<br />

e<strong>in</strong>nehmen wird. Das <strong>Zukunft</strong>s<strong>in</strong>stitut Frankfurt führt dazu<br />

aus: „Die Corona-<strong>Krise</strong> hat Bildung endgültig digitalisiert,<br />

kooperative und dezentrale Strukturen zur Wissensgenerierung<br />

vorangetrieben und <strong>in</strong>novatives Denken angekurbelt.“<br />

<strong>Bibliotheken</strong> s<strong>in</strong>d also aufgefor<strong>der</strong>t, ihre digitalen Angebote<br />

(und <strong>die</strong> entsprechende Infrastruktur!) konsequent weiter<br />

auszubauen.<br />

Daneben zeigt sich <strong>die</strong> Fortsetzung e<strong>in</strong>es bereits weit vor<br />

<strong>der</strong> Corona-Pandemie durch <strong>die</strong> <strong>Bibliotheken</strong> verbreiterten<br />

Handlungsfeldes: <strong>die</strong> Stärkung von Demokratie und Aufklärung.<br />

Wir alle haben es <strong>in</strong> den vergangenen Jahren deutlich<br />

spüren können: Der fun<strong>die</strong>rte, sachliche Me<strong>in</strong>ungsaustausch,<br />

<strong>der</strong> wertschätzende Dialog und <strong>die</strong> sachlich<br />

richtige Informationsvermittlung s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den westlichen<br />

Demokratien bedroht. Angebote wie <strong>die</strong> Gesprächs<strong>in</strong>itiative<br />

„Tische raus“ <strong>der</strong> Stadtbibliothek Gütersloh o<strong>der</strong> das<br />

Instagram-Angebot zu Fake News <strong>der</strong> Stadtbibliothek Köln<br />

zeigen Möglichkeiten auf, <strong>die</strong>ses Handlungsfeld mit Maßnahmen<br />

zu verknüpfen. Es darf ferner davon ausgegangen<br />

werden, dass „nach <strong>der</strong> <strong>Krise</strong>“ <strong>die</strong> Funktion des dritten<br />

Ortes wie<strong>der</strong> E<strong>in</strong>zug <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Bibliotheken</strong> hält – wenn auch<br />

vielleicht mit mehr Abstand, Masken <strong>in</strong> belasteten Zeiten<br />

und unter Beibehaltung von Maßnahmen wie Des<strong>in</strong>fektionsstationen.<br />

Gleichzeitig ersche<strong>in</strong>t es nicht unwahrsche<strong>in</strong>lich, dass<br />

<strong>der</strong> f<strong>in</strong>anzielle Druck auf <strong>die</strong> Kommunen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Folge <strong>der</strong><br />

Corona-Pandemie zunehmen wird. Die E<strong>in</strong>nahmeausfälle<br />

aus Gastronomie, Touristik o<strong>der</strong> Gewerbe werden sich <strong>in</strong><br />

den F<strong>in</strong>anzhaushalten <strong>der</strong> Kommunen deutlich nie<strong>der</strong>schlagen<br />

und damit auch auf <strong>die</strong> Bibliothek vor Ort auswirken.<br />

Mit an<strong>der</strong>en Worten: Die nächste <strong>Krise</strong> – möglicherweise<br />

e<strong>in</strong>e F<strong>in</strong>anzkrise – steht vor <strong>der</strong> Tür. Wie können sich <strong>Bibliotheken</strong><br />

darauf vorbereiten?<br />

Strategien für <strong>die</strong> <strong>Zukunft</strong><br />

Wir dürfen davon ausgehen, dass <strong>Krise</strong>n, E<strong>in</strong>schränkungen<br />

und größere Bee<strong>in</strong>trächtigungen ständige Begleiter <strong>der</strong><br />

<strong>Bibliotheken</strong> <strong>bleiben</strong>. Gibt es also vielleicht e<strong>in</strong> Handlungsmodell<br />

für <strong>Krise</strong>n, mit dem <strong>Bibliotheken</strong> sich neu aufstellen<br />

können? Die Internationale Organisation für Normung (ISO)<br />

hat 2017 e<strong>in</strong>e Norm zur organisatorischen Resilienz verabschiedet,<br />

<strong>die</strong> e<strong>in</strong>e gute Grundlage für e<strong>in</strong> zukunftsorientiertes<br />

Handlungsmodell bildet.<br />

Resilienz beschreibt <strong>die</strong> Fähigkeit e<strong>in</strong>es Systems, mit<br />

negativen E<strong>in</strong>wirkungen von außen o<strong>der</strong> <strong>in</strong>nen auf e<strong>in</strong>e Art<br />

und Weise umgehen zu können, <strong>die</strong> den eigenen Fortbestand<br />

auf Dauer gewährleistet. Jutta Heller stellt <strong>die</strong> zentralen<br />

neun Schlüssel <strong>die</strong>ser Norm <strong>in</strong> <strong>der</strong> deutschen Übersetzung<br />

wie folgt dar. Ich habe ausgewählte Stichworte zu<br />

den bibliotheksbezogenen Erfor<strong>der</strong>nissen aus me<strong>in</strong>er Sicht<br />

abgeleitet und zusammengefasst:<br />

1. Geteilte Vision und klares Ziel: Die Bibliothek vermittelt<br />

allen Beteiligten ihren Zweck, ihre Kernwerte und ihre<br />

<strong>Zukunft</strong>svision. Individuelle Ziele und Vorhaben orientieren<br />

sich an <strong>die</strong>sem Rahmen.<br />

2. Umfeld verstehen und bee<strong>in</strong>flussen: Die Bibliothek beobachtet<br />

kont<strong>in</strong>uierlich den eigenen Kontext, <strong>der</strong> e<strong>in</strong>em ständigen<br />

Wandel unterliegt (NutzerInnen, Bildung und Wissen, Politik,<br />

gesetzlicher Rahmen …) und arbeitet mit Interessengruppen<br />

zusammen, <strong>die</strong> Bibliothekszweck und -ziele teilen.<br />

3. Effektive und ermutigende Führung: Die Führungskräfte handeln<br />

mit Integrität und richten ihren Fokus permanent auf <strong>die</strong><br />

organisatorische Resilienz. Rollen und Verantwortlichkeiten<br />

tragen zur Steigerung <strong>der</strong> organisatorischen Resilienz bei.<br />

4. Resilienzför<strong>der</strong>nde Kultur: Die zentralen Werte und Verhaltensweisen,<br />

<strong>die</strong> zu e<strong>in</strong>er Steigerung <strong>der</strong> organisationalen<br />

<strong>Büchereiperspektiven</strong> 1/<strong>21</strong><br />

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