4. ABONNEMENTKONZERT ARCHITEKTUR 10/11 - Münchener ...
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MáRTON IlléS<br />
im Gespräch über ›Rajzok‹ für 24 Streicher<br />
Anselm Cybinski: Beginnen wir mit der Versuchsanordnung für<br />
ihr neues Stück: Die Partitur sieht vor, dass 21 der 24 Streicher<br />
ihre Instrumente komplett umstimmen. Der gewöhnliche<br />
Quint- bzw. Quartintervall zwischen den Saiten bleibt unverändert,<br />
doch die absolute Tonhöhe staffelt sich nach einer Vierteltonskala:<br />
Violine 1 ist zum Beispiel eine große Sekunde höher<br />
gestimmt als normal, Violine 13 eine große Terz tiefer. Die<br />
übrigen elf Spieler dazwischen füllen diesen Tritonusabstand<br />
vierteltönig auf, und die tiefen Streicher folgen dem gleichen<br />
Prinzip. Um diese Skordaturen exakt auszuführen, bedienen<br />
sich die Musiker einer cD, auf der Sinustöne die Stimmung der<br />
einzelnen Saiten angeben. In der Realität bedeutet dies, dass<br />
jeder Spieler eigentlich ein zweites Instrument benötigt, das<br />
rechtzeitig auf die veränderte Saitenspannung eingestellt wird.<br />
Warum dieser Aufwand?<br />
Márton Illés: Der erste Ansatzpunkt ist, dass bei Streicherstücken<br />
die Stimmung der leeren Saiten eigentlich immer herauszuhören<br />
ist, weil deren Ausschwingvorgang deutlich länger<br />
andauert als der von gegriffenen Tönen. Das ist eine Nebenerscheinung,<br />
die ich vermeiden will, weil sie immer nach einem<br />
akustischen objet trouvé klingt. Die konventionelle Stimmung,<br />
zum Beispiel ›G-D-A-E‹ auf der Geige, ist ja nicht für unsere<br />
heutige Musik geschaffen, sondern für ein im weiteren Sinne<br />
tonales Komponieren, in der diese Töne und Intervalle eine harmonische<br />
Zweckmäßigkeit hatten. Deshalb mein Wunsch nach<br />
einem Orchester, in dem alle Tönhöhen auf leeren Saiten darstellbar<br />
sind. Der andere Aspekt ist die Vierteltonskala. Seit<br />
langem denke ich im Grunde in musikalischen linien, die über<br />
den Melodiebegriff hinausgehen. Wie viele meiner Kollegen<br />
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