4. ABONNEMENTKONZERT ARCHITEKTUR 10/11 - Münchener ...
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lUDWIG VAN BEETHOVEN<br />
Konzert für Violine und Orchester D-Dur op. 61<br />
16<br />
Wie mag es wohl geklungen haben, damals kurz vor Weihnachten<br />
1806, bei der Uraufführung des Beethoven-Violinkonzerts?<br />
Der Solist des Abends, Franz clement, der 26-jährige Orchesterdirektor<br />
des Theaters an der Wien, muss ein hervorragender<br />
Geiger gewesen sein. Als Wunderkind war er in Holland<br />
und England auf Tournee gewesen. Beethoven hatte ihn schon<br />
1794 kennen gelernt; in einem Stammbucheintrag sagte er ihm<br />
eine glänzende Zukunft voraus. Die Zeitgenossen bezeugen,<br />
clement habe ausnehmend fein und delikat gespielt, sehr sauber<br />
in der Intonation und technisch beinahe mühelos. Er komponierte<br />
mit Geschick, und sein Gedächtnis grenzte ans Geniale:<br />
Nachdem er Haydns ›Schöpfung‹ drei Mal im Orchester<br />
gespielt hatte, schrieb er ohne libretto aus dem Kopf einen<br />
Klavierauszug des ganzen Oratoriums nieder. Doch nun, bei<br />
diesem Konzert ›zu eigenem Vorteil‹ des Orchesterdirektors,<br />
galt es eine ganz besondere Herausforderung zu meistern.<br />
Innerhalb weniger Wochen hatte Beethoven sein Konzert zu<br />
Papier gebracht, in größter Eile notierte er den Violinpart erst<br />
unmittelbar vor der Premiere. clement, der an dem Abend neben<br />
anderen Werken auch noch eine seiner geschätzten Improvisationseinlagen<br />
zum Besten gab, hatte keine andere Wahl, als<br />
größere Strecken vom Blatt zu spielen.<br />
Die reservierte Reaktion der Kritik könnte insofern zumindest<br />
partiell auf eine nicht ganz adäquate Interpretation<br />
zurückzuführen sein. Die Wiener Theater-Zeitung berichtete<br />
im Januar 1807 über den Abend: »Ueber Beethofens concert<br />
ist das Urtheil von Kennern ungetheilt, es gesteht demselben<br />
manche Schönheit zu, bekennt aber, daß der Zusammenhang<br />
oft ganz zerrissen erscheine, und daß die unendlichen Wiederholungen<br />
einiger gemeiner Stellen leicht ermüden können.«