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4. ABONNEMENTKONZERT ARCHITEKTUR 10/11 - Münchener ...

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von 1926 (und sollte in der ebenfalls für Sacher geschriebenen<br />

›Sonate für zwei Klaviere und Schlagzeug‹ wenig später ganz<br />

explizit zum Thema werden). Die ›Musik für Saiteninstrumente‹<br />

eröffnete nun die Möglichkeit, die rhythmischen und koloristischen<br />

Potenziale des Schlagwerks einem klanglich differenziert<br />

eingesetzten Streicherapparat gegenüber zu stellen.<br />

Bartók sah zwei Quintette vor, die – jeweils außen positioniert<br />

– die übrigen Instrumente in ihre Mitte nehmen. Die eher vage<br />

Besetzungsangabe des Titels ist dabei kaum als Nachlässigkeit<br />

zu verstehen, sondern eher als bewusster Hinweis auf ein<br />

»Ensemble, das die instrumentale Rollenstereotypie negiert<br />

und klangliche Grenzüberschreitungen zum Programm erhebt.«<br />

(Jürgen Hunkenmöller). Grenzüberschreitungen bestimmen<br />

auch das formale Procedere: Erstmals seit mehr als<br />

zwanzig Jahren bedient sich Bartók, der ansonsten längst symmetrische<br />

Formen bevorzugt, wieder der klassischen Viersätzigkeit,<br />

wobei er die Balance des quasi sinfonischen Gesamtbaus<br />

mit einer frappierenden Verschiedenartigkeit der Sätze<br />

untereinander verbindet.<br />

Eine einzige Gestalt bestimmt die Fuge des ersten<br />

Satzes: ein in kleinen Intervallschritten im Quintraum dahin<br />

kriechendes Thema, das immer wieder stockt und von neuem<br />

ansetzt. Seine vier, durch Achtelpausen voneinander getrennten<br />

Glieder haben alle einen ähnlichen Verlauf, sind jedoch unterschiedlich<br />

lang und unregelmäßig rhythmisiert. Erschließt<br />

der erste Themeneinsatz in den Bratschen alle Halbtöne der<br />

Quinte über a, so folgen die nächsten Eintritte abwechselnd<br />

eine Quinte höher und eine Quinte tiefer. Fächerförmig weitet<br />

sich so der chromatische Tonraum nach oben und unten,<br />

bis mit dem Einsatz von erster und zweiter Violine auf ›es‹ die<br />

maximale harmonische Distanz vom Ausgangspunkt erreicht<br />

ist. Unterstützt von einem Trommelschlag markiert dieses in<br />

allen Streichern im dreifachen Forte skandierte ›es‹ den Höhepunkt<br />

der Spannungslinie, die sich bis dahin in fortwährender<br />

dynamischer Steigerung und kontrapunktischer Verdichtung<br />

über 56 Takte hinweg aufgebaut hat. Von hier aus verläuft

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