WOLL Magazin 2020.4 Winter I Brilon, Marsberg, Willingen, Diemelsee
WOLL Magazin 2020.4 Winter I Brilon, Marsberg, Willingen, Diemelsee
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<strong>Winter</strong> 2020<br />
14<br />
Worte, Orte, Land und Leute.<br />
Ausgabe für<br />
<strong>Brilon</strong>, <strong>Marsberg</strong>,<br />
<strong>Willingen</strong> und<br />
<strong>Diemelsee</strong><br />
Sauerland<br />
Mein Sauerland<br />
Pia und der Borberg bei <strong>Brilon</strong><br />
<strong>Willingen</strong>s Skispringerin Michelle Göbel startet durch<br />
<strong>Marsberg</strong>-Westheim im Portrait<br />
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FUGENLOS VOLL IM TREND – HALTBARE<br />
UND BELASTBARE WÄNDE UND BÖDEN MIT FUTADO<br />
Futado ist ein echtes Multitalent unter den Oberflächenbeschichtungen.<br />
Der mineralische Spachtel bedient mit seiner<br />
fugenlosen Ästhetik nicht nur einige aktuelle Wohntrends,<br />
sondern bietet außerdem zahlreiche Produktvorteile.<br />
Mit maximal 3 mm Auftragsstärke lässt sich Futado problemlos<br />
auf vorhandene Oberflächen auftragen. Damit ist das<br />
Produkt optimal zu Sanierungs- und Renovierungszwecken<br />
geeignet. Statt alte Untergründe, wie Fliesen, mühsam abzutragen,<br />
kann Futado einfach auf den vorhandenen Untergrund<br />
überspachtelt werden. Staub und Schmutz sind bei der<br />
Renovierung damit tabu. Das Ergebnis: fugenlose, rutschsichere<br />
und vor allem pflegeleichte Oberflächen. Egal ob auf<br />
Wänden, Böden oder Treppen – Futado ist nahezu für jeden<br />
Anwendungsbereich geeignet. Mit der Rutschklassifizierung<br />
R9, ist es sogar im Badbereich anwendbar. Aufgrund seiner<br />
nässeunempfindlichen Eigenschaften lässt sich der fugenlose<br />
Spachtel auch im Duschwandbereich verarbeiten. Dadurch<br />
lassen sich einheitlich fugenlose und minimalistische Räume<br />
schaffen, welche weiter, höher und geräumiger wirken. Das<br />
ist vor allem in kleinen und wenig belichteten Räumen von<br />
großem Vorteil. Der Spachtel ist in zahlreichen Farben erhältlich.<br />
Von dezenten Grau- oder Weißtönen, bis hin zu knalligen<br />
Farben, ist hier für jeden Geschmack etwas dabei.<br />
Sind Sie neugierig – wir beraten Sie gerne!<br />
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Liebe Leserinnen und Leser,<br />
unsere Reise durch die Region hat sich wieder einmal gelohnt, wir sind reichlich<br />
fündig geworden. In <strong>Brilon</strong>-Rixen haben wir mit der Hubertus-Kapelle ein echtes<br />
Kunstwerk und eine starke Dorfgemeinschaft entdeckt. In <strong>Brilon</strong> freuen sich<br />
die Einwohner wieder auf das traditionelle Schneeläuten. Im Rathaus haben wir<br />
Bürgermeister Dr. Christof Bartsch interviewt, der seine Stadt im Grünen wirtschaftlich<br />
gut aufgestellt sieht. Auch Huberta hat wieder einiges zu erzählen …<br />
Auf unserer Reise haben wir uns in Westheim umgesehen und waren von dem<br />
1.700 Seelen zählenden Ort richtig angetan. In <strong>Willingen</strong> trafen wir die junge,<br />
talentierte Skispringerin Michelle Göbel, die ihren sportlichen Weg gehen wird.<br />
Dort haben wir uns auch im evangelischen Kindergarten umgesehen, wo die<br />
Kinder an sieben Tagen in der Woche betreut werden, weil „gute Betreuung keine<br />
Frage der Uhrzeit“ ist und das Angebot in der Tourismushochburg <strong>Willingen</strong> auf<br />
fruchtbaren Boden stößt.<br />
Paul Senske<br />
Chefredakteur<br />
Ein Leben ohne Strom können wir uns heute nicht mehr vorstellen. Aber woher<br />
kommt der Strom, wie wird er transportiert? Diesen Fragen sind wir in unserem<br />
Schwerpunkt nachgegangen. Das Sauerland unter Strom: Wir beleuchten die<br />
Geschichte des Stroms und nehmen auch die erneuerbaren Energien unter die<br />
Lupe. Wie sieht es mit der Energiewende vor Ort aus? Auch dieses elektrisierende<br />
Thema hat uns bei den Recherchen großen Spaß gemacht.<br />
Auch Ihnen viel Spaß und Freude bei der Lektüre der <strong>WOLL</strong>-<strong>Winter</strong>ausgabe.<br />
Paul Senske<br />
Kontakt:<br />
www.woll-magazin.de<br />
redaktion-bmwd@woll-magazin.de<br />
Facebook.com/<strong>WOLL</strong><strong>Brilon</strong><br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 3
<strong>Brilon</strong><br />
06 Dr. Christof Barth –<br />
ein Bürgermeister mit Zukunftsvisionen<br />
08 Huberta<br />
09 Hubertus-Kapelle Rixen<br />
16 Die Geburtenstation des<br />
Krankenhauses Maria Hilf<br />
32 Dr. Bernd Walters, der Turbinenflüsterer<br />
44 CAB E-Design: Smarte Konzepte,<br />
smarte Lösungen<br />
51 Das neue <strong>Brilon</strong>er Umspannwerk<br />
54 Dr. Christian Dresel: Mit Querdenken zum Erfolg<br />
56 Stadtwerke <strong>Brilon</strong>: Personal, ehrlich und regional<br />
66 Schneeläuten<br />
70 Big Six: Gemeinsam geht mehr –<br />
In <strong>Brilon</strong> geht mehr<br />
84 „Doktormutter“ Gertrud Siebes aus Madfeld<br />
108 Pia und der Borberg<br />
144 Bäckerei Leitner: Gut, dass sie da sind<br />
Schwerpunkt „Das Sauerland<br />
unter Strom“ ab Seite 19<br />
<strong>Marsberg</strong><br />
12 Wiegers Gabelstapler<br />
26 Windpark Heubusch: Strom zum Nulltarif?<br />
52 Geise Elektro:<br />
Hoch spannende Energieversorgung<br />
58 Geostation Obermarsberg<br />
60 Ford Bunse:<br />
Hervorragender Service und Vielseitigkeit<br />
64 Bäckerei Runte: Wo Handwerk kein Fake ist<br />
97 Die Schlacht bei Bredelar<br />
138 Ortsporträt Westheim<br />
<strong>Willingen</strong><br />
14 Skispringerin Michelle Göbel<br />
18 Comiczeichner Klaus Nordheim<br />
116 Ortsporträt Stormbruch<br />
128 Gipfelstürmer aus dem Sauerland<br />
131 Die KiTa Plus <strong>Willingen</strong><br />
147 Das Willinger Viadukt<br />
<strong>Diemelsee</strong><br />
Aus dem Sauerland<br />
62 Herrliche Aussichten<br />
116 Ortsporträt Stormbruch<br />
67 Die Kochbruderschaft Marmite<br />
73 Die Veramed-Klinik<br />
76 Fotoserie: Tore und Türme<br />
82 LH Security: Sicherheit ist immer aktuell<br />
83 Eisblumen<br />
86 Woll-Verlag<br />
88 Woll Online-Shop:<br />
Geschenkideen aus dem Sauerland<br />
89 Das bewegte Leben des Freiherrn von Wendt<br />
92 WortReich - Was für ein Jahr - 2020<br />
93 Tauchen am Sorpesee<br />
98 Der Mensch dahinter: Meinof Niemand<br />
102 Der Buiterling<br />
103 Woll im Duden<br />
104 Ein Neheimer ist der Erfinder der Maus<br />
110 imsauerland <strong>WOLL</strong><br />
112 Der RC Racer Hochsauerland<br />
115 Gedicht: Ein <strong>Winter</strong>tag<br />
120 Twirling in Sichtigvor<br />
124 Robert geht wandern<br />
134 Josefsheim: Wenn ein einziges Bild…<br />
136 Büdenbender Musterhaus in Bestwig<br />
146 Impressum<br />
4 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020
Musste gucken: Lustige Esel<br />
Quelle: https://youtu.be/8Oq3PEiQuGA<br />
Wenn ein Esel (bei Pferden ist<br />
das ebenso) einen anderen trifft,<br />
bläst er ihm manchmal sanft in<br />
die Nase. Das ist ein Zeichen<br />
von Zuneigung, Vergleichbar<br />
mit einem Kuss.<br />
Dass Esel stur sind, ist ja<br />
allgemein bekannt. Meist sind<br />
es aber sehr sanftmütige und<br />
duldsame Wesen. Und durchaus<br />
auch recht intelligent, wie unser<br />
Video zeigt.<br />
Kerzenlicht<br />
Die Zeit der Kerzen<br />
ist wieder da. Wenn es<br />
draußen kalt und ungemütlich<br />
ist, sorgen sie<br />
mit ihrem Licht für eine<br />
gemütliche Atmosphäre.<br />
Das hellste Licht besitzen die nach Honig duftenden Bienenwachskerzen.<br />
Ihr Lichtspektrum kommt dem der Sonne am nächsten. Eben natürliches<br />
und daher gesundes Licht. Kerzenlicht strahlt in warmen, rötlichen Tönen.<br />
Es erinnert an ein Lagerfeuer, steht für Entspannung und Ruhe und<br />
lässt das Schlafhormon Melatonin ausschütten. Anders als das bläuliche<br />
Licht vom Fernseher, Handy oder von Lampen mit kaltem Licht, das dem<br />
Körper signalisiert aktiv zu sein.<br />
Sleigh bells ring, are<br />
you listening?<br />
In the lane, snow is<br />
glistening.<br />
Dean Martins Lied vom “<strong>Winter</strong><br />
Wonderland” lässt uns jedes Jahr<br />
aufs Neue von weißer Weihnacht<br />
träumen. Doch weiße Weihnach ten<br />
werden immer seltener. Zumindest<br />
ist das ist unsere subjektive<br />
Wahrnehmung. Wetteraufzeichnungen<br />
von vor 120 Jahren belegen<br />
allerdings, dass man schon damals<br />
„über die zunehmend milden<br />
Dezember erstaunt war“.<br />
Manchmal können Statistiken allerdings<br />
auch Mut machen. Während<br />
die Wahrscheinlichkeit für weiße<br />
Weihnachten in Deutschland bei<br />
rund 12,5 % liegt, beträgt sie in den<br />
Mittelgebirgen (zu denen das Sauerland<br />
gehört) 30 bis 50 %. Und<br />
das ist doch gar nicht so schlecht,<br />
woll? Hoffen wir also weiter auf<br />
den Schnee, der die Welt ganz still<br />
werden lässt …<br />
Unterm<br />
Mistelzweig<br />
Die Mistel wohl der einzige Schmarotzer,<br />
den man mag. Sie trägt unterschiedliche<br />
Stoffe in sich, die in<br />
der Heilmedizin zum Einsatz kommen. In welcher Konzentration ist u. a.<br />
davon abhängig, auf welchem Baum sie gewachsen ist. Schon Germanen<br />
und Kelten war die Mistel heilig. Auch der Arzt Hippokrates, der vor über<br />
2300 Jahren auf Kos in Griechenland lebte, setzte sie als Heilpflanze ein.<br />
Im England des 18. Jahrhunderts nannte man die Früchte des Mis telzweiges<br />
„Kuss-Kugeln“. Und damit verbunden war der Brauch, dass man einen<br />
Kuss unterm Mis telzweig nicht ablehnen durfte. Die Anzahl der Beeren<br />
bestimmte dabei auch die Anzahl der Küsse.<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 5
Christof Bartsch, ein Bürgermeister<br />
mit Zukunftsvisionen<br />
„Ein liebenswerter<br />
Wirtschaftsstandort<br />
im Grünen“<br />
Manfred Eigner<br />
Jürgen Eckert<br />
<strong>Brilon</strong>: Erfolgreicher Wirtschafts- und Gesundheitsstandort,<br />
Kneippheilbad, Stadt des Waldes,<br />
Hansestadt, beliebter Freizeit- und Tourismusstandort,<br />
geschätzter Lebensmittelpunkt zum Wohnen<br />
und Arbeiten. Was macht <strong>Brilon</strong> zu dem, was es ist?<br />
Fragen an den ersten Mann der Stadt, Bürgermeister<br />
Dr. Christof Bartsch.<br />
<strong>WOLL</strong>: Herr Dr. Bartsch, was fällt Ihnen spontan zu<br />
„<strong>Brilon</strong> – ein Erfolgsmodell“ ein?<br />
Dr. Bartsch: Es freut mich, denn so etwas hat mit Wahrnehmung<br />
zu tun. Ich kann es unterschreiben, weil ich es<br />
selbst so sehe. Eine meiner Visionen, die ich seit langem<br />
vertrete: <strong>Brilon</strong> – ein liebenswerter Wirtschaftsstandort im<br />
Grünen.<br />
<strong>WOLL</strong>: Was zählt für Sie zu den Hauptpunkten, die<br />
heute das Erfolgsmodel <strong>Brilon</strong> prägen?<br />
Dr. Bartsch: Es ist das Ineinandergreifen unterschiedlicher<br />
Stellschrauben in der Entwicklung der letzten Jahrzehnte.<br />
Dazu zählen die Industrie genauso wie das Handwerk,<br />
Tourismus, Handel und Gastronomie, aber auch das Freizeitangebot<br />
und die kulturellen Angebote. Genauso wie der<br />
Gesundheitsstandort. Und auch, wenn wir uns im Moment<br />
in der größten Waldkrise der Nachkriegszeit befinden, sind<br />
wir die Stadt des Waldes und stehen jetzt vor einem ungeahnten<br />
Umbruch. Um all diese Punkte in die richtigen Bahnen<br />
bringen zu können, ist Bildung das höchste Ansinnen.<br />
Unsere Schullandschaft vor Ort - mit der Förderung in den<br />
Kindergärten bis hin zu verschiedenen Schulabschlüssen - ist<br />
ein Grundstein, der maßgeblich zum Erfolg unserer Stadt<br />
beiträgt. Nicht zu vergessen ist das Wohnen und Leben im<br />
Grünen. Leben besteht nicht nur aus Arbeit. Für die Fachkräftegewinnung<br />
mit dauerhafter Bindung, gemeinsam mit<br />
ihren Familien, ist dies ein ganz wichtiger Faktor<br />
<strong>WOLL</strong>: Wann und wie hat diese Entwicklung begonnen?<br />
Dr. Bartsch: Entscheidend waren die 80er Jahre. Wir können<br />
in der Rückschau ganz klar von einer Depression sprechen.<br />
Es begann mit der Schließung großer Firmen sowie<br />
massivem Stellenabbau in weiteren <strong>Brilon</strong>er Unternehmen.<br />
Ich nenne da als Beispiel Nolte Möbel, Degussa oder Dominit,<br />
was vielen älteren <strong>Brilon</strong>ern sicher noch in Erinnerung<br />
ist. Die Arbeitslosenquote lag in unserer Stadt damals bei<br />
6 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020
18,6 Prozent. Aber die Entscheider in dieser Zeit sind positiv<br />
damit umgegangen.<br />
<strong>WOLL</strong>: Was hat <strong>Brilon</strong> zu dem gemacht, was es heute<br />
ist. Welche Faktoren waren wegweisend bzw. ausschlaggebend?<br />
Dr. Bartsch: Neue Wege wurden gesucht und neue Industriestandorte<br />
ausgewiesen. Die Flächen- und Stadtentwicklungspolitik<br />
hat eine wichtige Funktion in den Wirtschaftsangelegenheiten<br />
angenommen. Das Ergebnis ist heute<br />
deutlich sichtbar und im Gewerbesteueraufkommen auch<br />
messbar. Wir haben als Stadt des Waldes viele Unternehmen<br />
im Cluster Holz, aber auch in den Bereichen Kunststoff,<br />
Elektrotechnik und weitere. Allesamt innovativ und zukunftsweisend<br />
geprägte Bereiche, die sich in <strong>Brilon</strong> angesiedelt<br />
haben. Ich nenne stellvertretend für die Vielzahl der<br />
erfolgreichen <strong>Brilon</strong>er Unternehmen die Firma EGGER mit<br />
rund 1.100 Mitarbeitern oder Oventrop mit ca. 600 Mitarbeitern.<br />
Diese große Bandbreite macht einen Wirtschaftsstandort<br />
weniger anfällig für Schwankungen.<br />
Beim Thema Schwankungen ist der <strong>Brilon</strong>er Stadtwald zu<br />
nennen. Bisher als Wirtschaftswald eine feste Einnahmequelle<br />
für die Stadt, stehen wir durch die hinreichend bekannten<br />
Probleme vor einer bedauerlichen Entwicklung im Wald.<br />
Aber auch da sind wir auf dem Weg, mit unseren Forstexperten<br />
zukunftsweisende Lösungen zu finden. Unser Wald ist<br />
auch eine touristische Größe. Gerade im Hinblick auf den<br />
sanften Tourismus mit Wanderwegen, Ruhe und Erholung<br />
als Gegenpart zu dem Eventtourismus, der uns umgibt. Ein<br />
weiterer wichtiger Aspekt ist der Gesundheitssektor in Verbindung<br />
mit dem Gesundheitstourismus. Wir sind Kneippheilbad,<br />
haben ein stadteigenes Krankenhaus mit nicht<br />
nur stationärer und ambulanter Behandlung, sondern auch<br />
Prävention, Prophylaxe, Reha und Pflege. Das Gesamtheitskonzept<br />
ist der richtige Weg, den wir gehen müssen.<br />
<strong>WOLL</strong>: Wie hat man auf Rückschläge reagiert? Aus welchen<br />
Fehlern gelernt?<br />
Dr. Bartsch: Es ist nicht richtig, im Nachhinein über das zu<br />
urteilen, was gemacht worden ist. Zu jeder Zeit werden Entscheidungen<br />
getroffen, die dem Wissen eben dieser Zeit geschuldet<br />
sind. Ich nenne als Beispiel die Fichten in unserem<br />
Stadtwald. Es ist immer gutes Holz gewesen und jahrzehntelang<br />
ein Erfolgsmodell. Somit kann man den damaligen<br />
Entscheidern keinen Vorwurf machen, auch wenn wir heute<br />
umdenken müssen. Ob diese jetzigen, gut überlegten Entscheidungen<br />
die richtigen sind, wird auch hier wieder erst die<br />
Zukunft zeigen.<br />
<strong>WOLL</strong>: Wird seitens der Unternehmen und der Bevölkerung<br />
auf die Stadt zugegangen?<br />
Dr. Bartsch: Der Erfolg ist auch dem guten Miteinander<br />
geschuldet. Seien es die regelmäßigen Gespräche mit Firmen<br />
und Unternehmen, aber auch mit den Bürgern, die ein<br />
Feedback geben, was sie in ihrer Stadt bewegt. Die schönsten<br />
Gespräche sind übrigens die, wenn man sich auf der Straße<br />
begegnet und es dann heißt: „Ach, wo ich Sie gerade sehe...“.<br />
Genau so muss das sein!<br />
<strong>WOLL</strong>: Was wünschen Sie sich persönlich als Stadtoberhaupt<br />
für Ihre Heimatstadt?<br />
Dr. Bartsch: Die Ebene des Miteinanderseins. Wir als <strong>Brilon</strong>.<br />
Die wichtigen Aufgaben, die anstehen, können wir nur<br />
gemeinsam lösen. So etwas geht nur in einer breitflächigen<br />
Mentalität aus Gemeinsinn, der Solidarität und dem Geist<br />
des wechselseitigen Vertrauens. ■<br />
<strong>Brilon</strong> – ein Erfolgsmodell<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 7
Hubertas<br />
Ecke<br />
Tach zusammen.<br />
Ich liebe den Sommer, doch genau so gerne habe ich die<br />
jetzige Jahreszeit, wenn es früh dunkel wird und die Lichter in<br />
den Fenstern so etwas Geruhsames ausstrahlen. Ja - wenn sie<br />
erstrahlen. Nicht etwa so wie bei einer bis dahin richtig guten<br />
Bekannten meines Futtergebers. Wie schon erwähnt, nennt er<br />
sich nach wie vor mein Besitzer und ich lasse ihn mal in dem<br />
Glauben.<br />
Also zurück zum Thema Elektrizität und der richtig guten<br />
Bekannten. Liebevoll hat sie wie jedes Jahr die Lichterdeko in<br />
ihrer Wohnung installiert. In den Fenstern, dem Schrank und<br />
der Anrichte. Die Kabel fachmännisch (oder muss das politisch<br />
korrekt jetzt „fachfrauisch“ heißen?) alle so verlegt, dass<br />
das Auge des Betrachters sich nicht daran stört und sowohl<br />
innen wie außen der dunklen Jahreszeit etwas Aufhellendes<br />
entgegengesetzt werden soll.<br />
Ein schwarzer Stecker nach dem anderen wurde in die hinter<br />
dem Sessel drapierte weiße Mehrfachsteckdosenleiste gesteckt.<br />
Doch von strahlendem Lichterglanz keine Spur. Nur eine<br />
kleine „Schneeflocke“ leuchtete einsam im Türrahmen. Retter<br />
in der Not sollte mein Futtergeber sein, doch nicht ganz ohne<br />
Folgen. Per Telefon herbeigerufen und ihren Beteuerungen<br />
glaubend (sie habe alles genau so gemacht wie jedes Jahr),<br />
schaute er, ganz Profi, zuerst die Sicherungen nach. Dann folgte<br />
der Weg in die Stube und sein großer Auftritt nahte. Mit<br />
einem detektivisch anmutenden Blick hinter den Sessel zog<br />
er den einzigen weißen Stecker aus der Mehrfachsteckdosenleiste<br />
und tauschte diesen triumphierend gegen den schwarzen<br />
Stecker in der Wandsteckdose. Und siehe da: Ein Lichtermeer<br />
erfüllte den Raum.<br />
„Eine tolle Ringleitung hast du da gebaut. Den Anschlussstecker<br />
der Mehrfachsteckdosenleiste in die eigene Steckerleiste<br />
zu stecken – darauf muss man erst mal kommen“, machte<br />
er einen auf Elektrofachmann: „Spart sicherlich ‘ne Menge<br />
Strom, ist aber irgendwie nicht wirklich effektiv.“ Ihr eindringlicher<br />
Wunsch, dieses kleine Missgeschick doch bitte für sich<br />
zu behalten, hat wunderbar geklappt. Denn jedes Mal, wenn<br />
es in einer der gemütlichen Runde um das Thema Elektrizität<br />
oder Steckdosen geht, sieht man in lauter verschmitzte<br />
Gesichter am Tisch. Außer bei einer – die steht dann sichtlich<br />
unter Spannung und man kann, wenn man genau hinschaut,<br />
in ihren Augen Blitze sehen. Ach ja – Man möge es mir verzeihen,<br />
wenn ich mal wieder jemandem durch meine veröffentlichte<br />
Sichtweise zu nahegetreten bin, weil er sich hier wiedergefunden<br />
hat. Aber schließlich bin ich ja nur ein Sauerländer<br />
Esel. ■<br />
8 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020
Ein Juwel mit großer Strahlkraft<br />
Hubertus-Kapelle in Rixen als<br />
Musterbeispiel für dörfliches Engagement<br />
Martin Niggemann (Ortsvorsteher) sowie die beiden Mitbegründer<br />
des Kapellenbauvereins Karl-Josef Niggemann und Josef Hillebrand (v.l.)<br />
Paul Senske<br />
Iris Böning<br />
„Es<br />
ist immer etwas<br />
Besonderes, wenn<br />
ich die Kapelle<br />
betrete. Ich freue mich jedes Mal.“<br />
Judith Mendel-Koch ist „mit Liebe“<br />
Küsterin der St. Hubertus-Kapelle<br />
in Rixen, dem knapp 100 Seelen<br />
zählenden Ort. „Die Kapelle ist ein<br />
Juwel mit wunderbarer, künstlerischer<br />
Gestaltung und ein Beispiel<br />
für den Zusammenhalt des Dorfes.<br />
Sie ist über Rixen hinaus ein<br />
Magnet.“ Auch Josef Hillebrand und<br />
Karl-Josef Niggemann gehen die<br />
Herzen auf, wenn sie über das vor<br />
über 30 Jahren von der Dorfgemeinschaft<br />
gebaute Gotteshaus sprechen:<br />
„Die Kapelle ist ein gemeinsames<br />
Lebenswerk für Rixen.“<br />
Hillebrand und Niggemann, beide<br />
über 80, sind Mitbegründer des ursprünglich<br />
14 Mitglieder umfassenden<br />
Kapellenbauvereins. Sie bildeten 1984<br />
als erste und zweite Vorsitzende - gemeinsam<br />
mit Geschäftsführer Heinz<br />
Hillebrand und Kassierer Fritz Boer<br />
- den Vorstand. „Die Generation der<br />
über 70- bis über 80-Jährigen hat mit<br />
dem Kapellenbau nicht nur einen<br />
geistlichen Mittelpunkt fürs Dorf,<br />
sondern einen bleibenden Wert geschaffen“,<br />
betont Ortsvorsteher Martin<br />
Niggemann, zugleich auch erster<br />
Vorsitzender der im letzten Jahr 100<br />
Jahre alt gewordenen St. Hubertus-<br />
Schützenbruderschaft. „Der Kapellenbau<br />
ist ein Vermächtnis für künftige<br />
Generationen.“<br />
Dass es überhaupt zum Bau der in<br />
Eigenleistung errichteten und am 20.<br />
September 1987 eingeweihten Kapelle<br />
kam, dazu bedurfte es „geistlichen<br />
Beistandes“. Die Idee, ein Gotteshaus<br />
zu errichten, reifte zwar in den 1980er<br />
Jahren, doch der entscheidende „historische“<br />
Anstoß kam von Pastor Theo<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 9
Das Friedensmal vor der Kapelle<br />
Die Reliefs stammen ebenfalls von Ernst Subert<br />
Bollrath von der Kirchengemeinde St.<br />
Gertrudis Hillerheide Recklinghausen,<br />
die seit 1972 die ehemalige Rixener<br />
Dorfschule als Ferienheim nutzte.<br />
Pastor Bollrath packte 1984 die Dorfgemeinschaft<br />
in seiner begeisternden<br />
Predigt beim Feldgottesdienst zum<br />
Schützenfest bei der Ehre und nahm<br />
sie in die Pflicht: Sollten bei der Kollekte<br />
mehr als 1.000 Mark zusammenkommen,<br />
dann sollte der Kapellenbau<br />
in Angriff genommen werden. Es war ja<br />
Schützenfest und die Rixener in bester<br />
Stimmung: „Sage und schreibe 1.120<br />
Mark lagen im Körbchen“, erinnert sich<br />
Karl-Josef Niggemann. „Das war das<br />
Signal für die Gründung des Kapellenbauvereins<br />
und den Bau der Kapelle.<br />
Natürlich gab es auch pessimistische<br />
Stimmen, aber wir haben uns nicht beirren<br />
lassen.“<br />
Mit der Gründung des Kapellenbauvereins<br />
wurden die rechtlichen Voraussetzungen<br />
für ein überragendes Werk der<br />
Dorfgemeinschaft geschaffen. 220.000<br />
Mark waren für den Bau kalkuliert.<br />
Zwei Einwohner schenkten dem Verein<br />
das nötige Grundstück, die Bereitschaft<br />
für Finanz- und Sachspenden<br />
war groß. Auch einige „Sünder“ waren<br />
beteiligt: Ihre Buß- und Strafgelder,<br />
die ihnen vom <strong>Brilon</strong>er Amtsgericht<br />
auferlegt wurden, flossen in den Bau.<br />
Auch der damalige Oberkreisdirektor<br />
Dr. Adalbert Müllmann, ein Freund der<br />
Dörfer, warb bei seinem Eintritt in den<br />
Ruhestand 1987 um Spenden für Rixen:<br />
Gut 11.000 DM kamen zusammen.<br />
Die <strong>Brilon</strong>er Propsteigemeinde war mit<br />
25.000 DM dabei. Vom Erzbistum<br />
Paderborn kam kein Pfennig. Der Bau<br />
der Kapelle erfolgte in Eigenleistung.<br />
Die Regie führte Architekt Heinz Pack<br />
aus Scharfenberg. Beteiligt waren auch<br />
Handwerker aus Scharfenberg, <strong>Brilon</strong><br />
und anderen benachbarten Orten, alle<br />
freiwillig.<br />
Künstler Ernst Suberg schaffte<br />
„Gesamtkunstwerk“<br />
„Vielleicht war es Zufall oder Fügung,<br />
Gottes Hand oder menschliche<br />
Nachhilfe“, wie es Heinz Hillebrand<br />
in einem Rückblick schreibt, dass mit<br />
Ernst Suberg aus Olsberg-Elleringhausen,<br />
ein überregional bekannter<br />
Bildhauer und Maler die künstlerische<br />
Gestaltung der Kapelle übernahm.<br />
Kunsthistoriker sehen in Subergs Werk<br />
ein Gesamtkunstwerk und Juwel – von<br />
der Eingangstür bis zum Altar. „Allein<br />
die Eingangstür ist ein Kunstwerk“,<br />
so Herbert Johannes Koch, Kunsthistoriker<br />
und Ehemann von Judith<br />
Mendel-Koch. „Auf der Außenseite des<br />
Portals erzählt Suberg in vier Reliefs<br />
die Lebensgeschichte des heiligen<br />
Hubertus, dem Patron der Kapelle.<br />
Auf der Innenseite werden ebenfalls in<br />
vier Reliefs vier Tugenden in einzelnen<br />
Szenen dargestellt: Glauben, Helfen,<br />
Verzeihen, Gerechtigkeit.“ In den von<br />
Gönnern gestifteten sechs Rundbogenfenstern<br />
werden Heilige mit erläuternden<br />
Begebenheiten aus ihren Leben<br />
dargestellt: Antonius, Heilige Familie,<br />
Hubertus, Kaiser Heinrich II., Gertrud<br />
von Helfta, Florian. Der massive hölzerne<br />
Blockaltar ist auf einem gemauerten<br />
Sockel aus Schieferstein platziert.<br />
Suberg gestaltete darüber hinaus u. a.<br />
die Wangen der Kirchenbänke, Ambo,<br />
Stühle, Leuchter, ein Postament für die<br />
Monstranz und einen Kreuzweg.<br />
Jürgen Suberg setzte Werk<br />
seines Vaters fort<br />
Mit großer Betroffenheit nahm die<br />
Dorfgemeinschaft die Nachricht von<br />
Ernst Subergs Tod zur Kenntnis, der<br />
am 18. Dezember 1987 nur wenige<br />
Monate nach der Einweihung der<br />
Kapelle verstarb. Rixen war sein letztes<br />
großes Werk, das sein Sohn Jürgen<br />
Suberg fortsetzte, der ebenfalls als Bildhauer<br />
und Maler überregional bekannt<br />
ist. Von ihm stammt auch das Friedensmal<br />
vor der Kapelle, das auf der<br />
Vorderseite die Muttergottes zeigt, die<br />
ihren toten Sohn umschließt. Auf der<br />
Rückseite wird die Auferstehung mit<br />
den drei Frauen am leeren Grab und<br />
dem Engel symbolisiert. Jürgen Suberg<br />
gestaltete auch das neue Auferstehungs-<br />
10 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020
Judith Mendel-Koch und ihr Mann,<br />
der Kunsthistoriker Herbert Johannes Koch<br />
Der Altar<br />
kreuz auf dem Woltenberg. Es ist ein<br />
Gabel- und Siegerkreuz mit V-förmig<br />
aufstrebenden Armen als Zeichen für<br />
Victory. Das Kreuz steht damit in Verbindung<br />
zur Kapelle. „Es war vor allem<br />
ein Wunsch von Heinz Hillebrand,<br />
diese Verbindung zu schaffen“, sagt<br />
Judith Mendel-Koch. „Der Kreuzweg<br />
mit den 14 Stationen auf drei Steinen<br />
beginnt an der Kapelle und führt zum<br />
Woltenberg.“<br />
33 Jahre nach der Konsekration hat die<br />
Kapelle nichts von ihrer Faszination<br />
verloren. „Sie ist ein Magnet“, so Judith<br />
Mendel-Koch. „Normale Gottesdienste,<br />
Hochzeiten oder Taufen finden hier<br />
statt. Führungen werden angeboten<br />
und angenommen. Die Besucher kommen<br />
nicht nur aus dem Raum <strong>Brilon</strong>.“<br />
Eine Orgel fehlt. Zu den Gottesdiensten<br />
bringt Küsterin Mendel-Koch,<br />
eine anerkannte Orgelbaumeistern, ein<br />
„Elektronium“, eine Art Keyboard, mit.<br />
Bei Todesfällen läutet die Kapellenglocke<br />
an drei Tagen um 11.45 Uhr.<br />
Ansonsten wird der Engel des Herrn<br />
täglich um 7, 12 und 19 Uhr geläutet,<br />
als Glaubensbekenntnis und auch als<br />
Zeichen des „Lebenswillens und Gemeinschaftsgeistes“,<br />
wie es Dr. Adalbert<br />
Müllmann bei der Einweihung am 20.<br />
September 1987 betont hatte. ■<br />
Die Original Rothaarsteig-Waldmöbel.<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 11
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Geballte Kompetenz in<br />
Sachen Gabelstapler<br />
Wiegers-Gabelstapler in <strong>Marsberg</strong><br />
Christel Zidi<br />
Jürgen Eckert<br />
Sie gehen zum Autohändler, wenn Sie sich ein neues<br />
Fahrzeug anschaffen möchten. Sie gehen in die<br />
Werkstatt, wenn sie ihr Auto warten oder reparieren<br />
lassen möchten. Und Sie gehen zum Autovermieter,<br />
wenn Sie mal ein Auto ausleihen möchten. Ganz anders<br />
ist es da bei den Gabelstaplern / Teleskopladern – zumindest,<br />
wenn Sie Wiegers Gabelstapler kennen. Denn dort<br />
bekommen Sie das alles aus einer Hand.<br />
Das Unternehmen von Andreas Wiegers gibt es schon in der<br />
dritten Generation. „Mein Vater war Schmiedemeister, mein<br />
Großvater war Schmiedemeister“, berichtet uns Andreas<br />
Wiegers, Geschäftsführer von Wiegers Gabelstapler. 1926<br />
wurde die Huf- und Wagenschmiede durch seinen Großvater<br />
Johannes Wiegers in Oesdorf gegründet; sein Vater Josef<br />
übernahm 1962 den Betrieb und baute diesen als Reparaturwerkstatt<br />
für Landtechnik aus. Seit 2011 wird der Betrieb in<br />
<strong>Marsberg</strong> geführt.<br />
Dann gab es noch den Onkel Hannes (Bruder von Josef<br />
Wiegers), der als junger Mann nach Düsseldorf ging und<br />
dort Gabelstapler verkaufte, als bei Josef Wiegers in Oesdorf<br />
Gabelstapler noch kein Thema waren. Immer wieder kam<br />
es vor, dass Hannes Wiegers Gabelstapler seiner Kunden im<br />
12 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020
Sauerland bei seinem Bruder reparieren ließ.<br />
Nach und nach spezialisierte Firma Wiegers sich auf den<br />
Gabelstapler-Service. Auf die Wartung und Reparatur von<br />
Gabelstaplern. Die Teleskopladerschiene kam dann später<br />
dazu, wie auch der Verkauf und die Vermietung unterschiedlichster<br />
Flurförderzeuge. Darauf fußt auch das Alleinstellungsmerkmal<br />
des Unternehmens. Das Gesamtpaket für<br />
Gabelstapler und Teleskoplader.<br />
Alle Produkte und Leistungen aus einer Hand – so lautet<br />
auch die Firmenphilosophie des Unternehmens. Eine Philosophie,<br />
die sich bewährt hat. Denn Wiegers Gabelstapler<br />
unterhält lange und gute Geschäftsbeziehungen zu Kunden<br />
aus den unterschiedlichsten Branchen.<br />
Blaue, Gelbe, Grüne<br />
Wenn im Betrieb Wiegers von den „Gelben“ oder den „Grünen“<br />
gesprochen wird, so verwundert das im ersten Moment.<br />
Denn: „Anders als bei Autos, deren Hersteller Fahrzeuge in<br />
den unterschiedlichsten Farbtönen herstellen, kann man bei<br />
Gabelstaplern - und Teleskopladern anhand der Farbe auf<br />
den Hersteller schließen.“ Da gibt es die „Grünen“ (Merlo<br />
Teleskoplader), die „Gelben“ (Hyster Gabelstapler und Lagertechnik).<br />
In ganz Deutschland unterwegs<br />
Andreas Wiegers verkauft seine Neumaschinen von Rheda-<br />
Wiedenbrück bis Waldeck-Frankenberg und von Arnsberg<br />
bis ins Weserbergland. Vermietet werden die Fahrzeuge auch<br />
überregional und dann quasi „ins Haus“ geliefert.<br />
Gut, wenn schnell mal der Fuhr- und Maschinenpark aufgestockt<br />
werden muss. Aber auch für längere Einsätze werden<br />
die Fahrzeuge regelmäßig angefordert, wie z. B. beim Bau<br />
der A46, auf dem Teilstück Bestwig-Olsberg.<br />
200 Gabelstapler und mehr als 70 Teleskoplader hat die Firma<br />
im Angebot: Telekoplader, Frontstapler, Geländestapler,<br />
individuell konfigurierte Flurförderzeuge. Aber auch mobile<br />
Tankstellen, Lagertechnik und noch vieles mehr.<br />
Rund um den Service<br />
Dass in der gut ausgestatteten Werkstatt nur kompetente<br />
Mitarbeiter arbeiten, ist für Andreas Wiegers selbstverständlich.<br />
Schließlich werden die auch bei ihm immer weiter geschult,<br />
wenn es um Wartungen, Reparaturen und Umbauten<br />
geht. Zusätzlich gibt es auch noch einen Batterieservice –<br />
denn ohne gut gepflegte und regelmäßig gewartete Batterien<br />
läuft auch die beste Maschine nicht.<br />
Genau so wichtig ist auch der Ersatzteilservice. Innerhalb<br />
von 24 Stunden kann in der Regel jedes benötigte Ersatzteil<br />
geliefert werden.<br />
Abgerundet wird der Service des Unternehmens durch<br />
Fahrerschulungen für Staplerfahrer und die Bediener von<br />
Teleskopladern. Dazu gehören auch UVV-Prüfungen, damit<br />
in Sachen Unfall-Verhütung alles richtig läuft.<br />
Nachwuchs<br />
Derzeit sorgen 21 Mitarbeiter dafür, dass der Service auch<br />
geleistet werden kann.<br />
Fachkräfte kann Andreas Wiegers immer gebrauchen. Auch<br />
Nachwuchspflege ist ihm wichtig. Bei ihm werden Landund<br />
Baumaschinenmechatroniker ausgebildet, den Ausbildungsberuf<br />
Gabelstaplermechatroniker gibt es bisher noch<br />
nicht. Deshalb sind „Seine“ eben Land- und Baumaschinenmechatroniker<br />
– mit umfassenden Kenntnissen über die<br />
Technik von Gabelstaplern und Teleskopladern.<br />
Wenns um Ausbildungsplätze geht, ist ihm das Geschlecht<br />
der Azubi völlig egal: „Ich würde auch gern mal ein Mädel<br />
einstellen“, verrät Andreas Wiegers. Denn, so kann man<br />
heraushören, traut er auch dem weiblichen Geschlecht eine<br />
Menge zu, wenn es um technisches Verständnis geht.<br />
Wiegers-Gabelstapler ist ein Betrieb, der nicht nur eine hohe<br />
Kompetenz besitzt, sondern bei dem man auch gleich spürt,<br />
hier stimmt das Betriebsklima, hier ist man gern Kunde!. ■<br />
Wiegers-Gabelstapler GmbH & Co. KG<br />
Unterm Ohmberg 15<br />
D-34431 <strong>Marsberg</strong><br />
Tel.: +49 (0)2992 / 9703-0<br />
Fax: +49 (0)2992 / 9703-33<br />
eMail: info@wiegers-gabelstapler.de<br />
Web: www.wiegers-gabelstapler.de<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 13
Abi oder Olympia?<br />
Beides!<br />
Michelle Göbel aus Usseln startet<br />
als Skispringerin voll durch<br />
Britta Melgert<br />
S. Droste & Privat<br />
Hätten Sie je gedacht, dass Sie sich DAS zutrauen?<br />
Sie rutschen auf den Balken und schauen<br />
hinab ins winterliche Tal. Tausende Zuschauer<br />
blicken zu Ihnen hinauf und warten auf Ihren Anlauf<br />
von der steilen Schanze, den beherzten Absprung und Ihren<br />
mutigen Sprung. Der soll möglichst perfekt und weit<br />
sein. „Ziiiiiiiiiiieeehhh“, schreien sie dort unten. Doch<br />
bevor Sie heftige Probleme mit der Landung bekommen,<br />
wachen Sie zum Glück schweißgebadet, aber erleichtert<br />
aus Ihrem Alptraum auf. Sie sind ja schließlich nicht<br />
Michelle Göbel, Deutschlands neue Skisprunghoffnung!<br />
Es gibt Sportarten, die betreibt man nicht als Hobby am<br />
Wochenende oder im Urlaub. Skispringen gehört dazu. Wer<br />
sich auf Skiern von einem hohen Schanzenturm innerhalb<br />
weniger Sekunden viele Meter hinab ins Tal begibt, der hat<br />
zuvor lange geübt. Die sechzehnjährige Michelle Göbel aus<br />
Usseln trainiert seit vielen Jahren beim SC <strong>Willingen</strong> - und<br />
das hat sich ausgezahlt. Nach ihrer erfolgreichen Zeit bei den<br />
Juniorinnen begann nun die aufregende Zeit im Team der<br />
Seniorinnen.<br />
Sprung in die deutschen TOP 10<br />
Große Wettkämpfe locken. „Ich starte bereits seit drei Jahren<br />
im Alpencup; inzwischen auch im FIS- und Continental<br />
Cup“, erzählt sie, und sie verrät: „Es ist schon spannend, auf<br />
die echten Größen meines Sports zu stoßen, und es spornt<br />
mich an, mich beispielsweise mit der mehrfachen Deutschen<br />
Meisterin Katharina Althaus messen zu können, auch wenn<br />
ich gegen sie heute noch chancenlos bin.“ Immerhin: Die<br />
Sauerländerin landete kürzlich bei den Deutschen Meisterschaften<br />
in Oberstdorf unter den Top 10. Das riecht nach<br />
Zukunft!<br />
Auf dem Weg zum Abi an der Uplandschule<br />
Zuhause in <strong>Willingen</strong> ist Michelle in erster Linie Schülerin<br />
auf dem Weg zum Abi. An der Uplandschule werden<br />
Leistungssportler bedarfsgerecht unterstützt, damit neben<br />
dem Sport auch die „normale“ Schulbildung nicht zu kurz<br />
kommt. Freistellungen für das Training und die Wettkämpfe<br />
werden mit Förderunterricht und individueller Begleitung<br />
durch Sportkoordinator Michael Schulenberg ausgeglichen.<br />
„Für bessere Englisch- und Mathekenntnisse darf dann beispielsweise<br />
mal der allgemeine Sportunterricht geschlabbert<br />
werden“, weiß Michelle. Auch ihre Mutter Bettina Göbel ist<br />
begeistert. „Die Nachwuchssportler sind bei der Willinger<br />
Eliteschule des Sports in den besten Händen.“<br />
Verein, Sponsoren, Eltern und Ehrenamtliche<br />
Auf sportlicher Ebene sorgt der SC <strong>Willingen</strong> dafür, dass die<br />
jungen Menschen ihren Weg erfolgreich gehen können. „Unsere<br />
Trainer Jörg Pietschmann und Heinz Koch setzen sich<br />
sehr für uns ein und kitzeln das Letzte aus uns raus“, berichtet<br />
Michelle. Sie weiß: „Neben unseren Eltern und den Sponsoren<br />
unterstützt uns der Verein auch sehr gut in finanzieller<br />
14 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020
Hinsicht. Die Kosten für die Materialien oder die Fahrten zu<br />
den Wettkämpfen könnten ansonsten gar nicht aufgefangen<br />
werden.“ Ihre Mutter ergänzt: „Das ist dem Verein wohl nur<br />
wegen des hier jährlich stattfindenden Weltcups und dank der<br />
Arbeit der vielen Ehrenamtlichen möglich. Da bleibt genug<br />
Geld in der Kasse, das dann den Sportlern zugute kommt.“<br />
Großereignis: Der Weltcup in <strong>Willingen</strong><br />
Ja, der Weltcup! Nur für dieses Ausnahme-Wochenende, das<br />
Zuschauer hierher und vor die Bildschirmen lockt, wird die<br />
Mühlenkopfschanze, die weltweit größte Großschanze, aufwendig<br />
präpariert. In der übrigen Zeit fungiert sie als Touristenmagnet<br />
und Fotomotiv. Keine Chance also für Michelle<br />
und ihre Willinger Mitstreiter auf regelmäßige Sprünge<br />
von der Hausschanze. Diese finden an anderen Schanzen<br />
in schneereicheren Orten statt, zumeist in Oberstdorf. „Wir<br />
leben dann in Hotels“, erzählt Michelle Göbel. Der Gedanke<br />
an durchfeierte Nächte tut sich auf, aber sie versichert:<br />
„Alles ganz harmlos! Wir sind ja wegen des Trainings und<br />
der Wettkämpfe dort. Dafür leben wir und das gefährden wir<br />
nicht mit wilden Partys.“ Und mit einem grinsenden Blick in<br />
Richtung Mutter fügt sie hinzu: „Na ja, fast nie!“<br />
Man muss sich beim Blick auf Michelles Terminkalender<br />
fragen, ob ihr bei all den Wochenendveranstaltungen sowie<br />
dem Kraft- und Sprungtraining in der Woche noch Zeit für<br />
andere Interessen bleibt, aber Michelle lacht: „Ich liebe die<br />
Zeit mit meinen Freunden, bin gern auf unserer Eislaufbahn<br />
und spiele sogar begeistert Eishockey. Außerdem geh ich auch<br />
gern mal mit den Eltern und den beiden Geschwistern Pizza<br />
oder Döner essen.“<br />
„If you can dream it, you can do it“<br />
Und so ausgeglichen blickt Michelle hoffnungsfroh in die Zukunft.<br />
„Meine großen Ziele sind die Olympischen Spiele. Ob<br />
ich schon in zwei Jahren in Peking so weit bin oder erst 2026<br />
bei den Spielen in Italien, das muss sich zeigen. Mein Motto<br />
ist ‚If you can dream it – you can do it’, und ich gebe mein<br />
Bestes dafür. Ich freue mich unglaublich, wenn ich spüre,<br />
dass ich durch gezieltes Training meine Technik so perfektioniert<br />
habe, dass eine Leistungssteigerung gut messbar wird.“<br />
Ihre Augen strahlen und verraten die Freude, die Michelle an<br />
ihrem Sport hat.<br />
Freude – die werden vermutlich auch wir Zuschauer haben,<br />
wenn wir künftig „unsere“ Sauerländerin auf dem Weg zu<br />
einer ganz Großen begleiten dürfen. Die Schanzen der Welt<br />
warten auf Michelle Göbel. Bisher hat sie mit ihrem Sprung<br />
über 73 Meter den Schanzenrekord im slowenischen Velenia<br />
inne – ein guter Ansporn für mehr! Und wir Fans? Wir sind<br />
uns mit Sicherheit darüber einig, dass es angenehmer ist,<br />
Michelle auf den hohen Balken rutschen zu sehen, als selbst<br />
„dran“ zu sein! ■<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 15
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Herzlich<br />
willkommen<br />
im Leben<br />
Die Geburtenstation im<br />
Krankenhaus Maria Hilf<br />
in <strong>Brilon</strong><br />
Christel Zidi<br />
Jürgen Eckert<br />
Dr. <strong>Brilon</strong>. Ganz leicht ist es nicht, ihn zu<br />
Thomas Laker ist Chefarzt der Gynäkologie<br />
am Krankenhaus Maria Hilf in<br />
erreichen. Aber das ist auch gut so.<br />
Denn wenn er während seiner Arbeitszeit nicht erreichbar<br />
ist, bedeutet das - im besten Fall - dass gerade wieder<br />
ein kleines Menschenkind auf dem Weg ist, das Licht der<br />
Welt zu erblicken. Eines von rund 600 kleinen <strong>Brilon</strong>ern,<br />
das jedes Jahr im Krankenhaus Maria Hilf <strong>Brilon</strong> geboren<br />
wird und teilweise sogar über die Stadtgrenzen hinaus<br />
(Bad Fredeburg, Bestwig, <strong>Marsberg</strong>, <strong>Winter</strong>berg, Eversberg)<br />
den Weg in die <strong>Brilon</strong>er Geburtshilfe findet.<br />
Die Geburtenstation hat eine angenehme, sehr persönliche<br />
Atmosphäre. Auch wenn die Kleinen noch nicht alles<br />
kennen, so spüren sie doch sicherlich, dass sie hier willkommen<br />
sind. Nicht nur von ihren Eltern, sondern auch<br />
von Dr. Laker und seinem Team, das aus sechs Ärztinnen<br />
und Ärzten, 12 Mitarbeitern im Neugeborenenzimmer,<br />
16 Mitarbeitern auf der Station, 14 Hebammen in Vollund<br />
Teilzeit und der Sekretärin des Fachbereichs Frauenheilkunde<br />
& Geburtshilfe besteht.<br />
Zoi Malawetsis, Hebamme und Leiterin der <strong>Brilon</strong>er<br />
Geburtshilfe, ist noch immer ganz begeistert vom „ave 2“.<br />
Das ist keine neue Version des Ave-Maria, sondern eines<br />
von drei Entbindungsbetten. Diese werden – neben Entbindungswannen<br />
– genutzt, um sowohl Mutter als auch<br />
Kind zu unterstützen und zu entlasten. Und das kommt<br />
wiederum der Arbeit von Ärzten und Hebammen zugute.<br />
Geburtshilfen gibt es jede Menge im <strong>Brilon</strong>er Krankenhaus:<br />
von Entspannungsbädern und -massagen über ein<br />
Hightec-CTG* bis hin zu schmerzlindernden Angeboten<br />
wie Periduralanästhesie, also der Rückenmarksspritze zur<br />
Minderung der stärksten Schmerzen. Auch das Roma-<br />
Rad, ein Gebärstuhl, wird gern eingesetzt. Apropos Rad:<br />
„Es gibt wohl nicht das eine Hilfsmittel, das das Rad der<br />
Geburtshilfe neu erfindet“, erläutert Dr. Laker. Deshalb<br />
ist eine gute Auswahlmöglichkeit unbedingt hilfreich.<br />
Das Team der Geburtenstation unterstützt die Mütter<br />
nicht nur während und bei der Entbindung, sondern<br />
begleitet sie auch in der ersten, spannenden Zeit danach.<br />
Der angebotene Kurs „Elternschule“ (bis zum 3. Lebensjahr<br />
des Kindes) ist sicher besonders interessant für junge<br />
Eltern, die noch voller Fragen sind.<br />
Immer in guten Händen<br />
Dr. Thomas Laker, seit 1994 Facharzt auf dem Gebiet<br />
der Gynäkologie und seit 2013 in <strong>Brilon</strong> tätig, kann sich<br />
noch über jedes neugeborene Kind freuen, weiß aber<br />
auch, dass „Erfahrung sehr hilfreich, Wachsamkeit aber<br />
von genau so großer Wichtigkeit ist.“<br />
16 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020
Liana, geb. am 11.11 um 15:11 Uhr<br />
Geburtennummer: 525 im Jahr 2020<br />
Bei sage und schreibe 3600 Geburten (3400 davon in<br />
<strong>Brilon</strong>) war die Hebamme Zoi Malawetsis schon dabei.<br />
Sie ist seit 41 Jahren in diesem Beruf tätig, der zwar<br />
routiniertes Handeln erfordert, ihr aber nie zur Routine<br />
geworden ist, denn, so Zoi Malawetsis, „Jede Geburt ist<br />
einzigartig - aber die aufregendste war vor 37 Jahren im<br />
Auto, vor unserem Krankenhaus - im Schneesturm!“ Und<br />
noch ein Erlebnis ist ihr im Gedächtnis geblieben: „Es<br />
war vor 29 Jahren, wir waren mit dem Rettungswagen<br />
unterwegs und hatten – innerhalb von nur einer Stunde –<br />
zwei Hausgeburten.“<br />
Durch die gute Arbeit der Hebammen in den Arzt- und<br />
Hebammenpraxen sind die werdenden Mütter also<br />
bestens auf die Geburt und die Zeit danach vorbereitet:<br />
durch Geburtsvorbereitung (Atemtechnik etc.), Ernährungsberatung,<br />
Akupunktur und Homöopathie. „Auch<br />
Nachsorge und Hausbesuche sind sehr wichtig“, bestätigt<br />
das Zoi Malawetsis. „Wir lassen die jungen Familien nicht<br />
allein.“<br />
Nicht nur Zoi Malawetsis freut sich über die vielen Verbesserungen<br />
auf der Geburtsstation.<br />
Bessere Untersuchungsmethoden, moderne Gerätschaften,<br />
Einbindungsbetten, die sich in fast jede Position<br />
verstellen lassen und anderes mehr - das alles hilft nicht<br />
nur den Gebärenden, sondern erleichtert auch die Arbeit<br />
des Arztes und der Hebamme.<br />
Im Gegensatz zu ihren Anfangsjahren sind heute insgesamt<br />
90 Prozent der Väter bei der Geburt anwesend. Und<br />
das ist auch in der Corona-Zeit durchaus noch möglich –<br />
natürlich nur, wenn auch die Voraussetzungen stimmen.<br />
Auch Besuche auf der Babystation sind – eingeschränkt<br />
und nach einem Screening - möglich.<br />
Ein verantwortungsvoller Chefarzt, ein kompetentes<br />
Team, ein liebevolles Willkommen im Leben – besser<br />
kann das Leben doch gar nicht beginnen.<br />
*CTG = Messung der Herzfrequenz des Babys und einer<br />
eventuellen Wehentätigkeit. ■<br />
Städt. Krankenhaus Maria-Hilf <strong>Brilon</strong> gGmbH<br />
Am Schönschede 1 ∙ 59929 <strong>Brilon</strong><br />
Tel: 0 29 61/780 – 0<br />
Fax: 0 29 61/780 – 12 40<br />
www.krankenhaus-brilon.de<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 17
Wolf-Dieter muss<br />
noch viel lernen<br />
Comic-Zeichner Klaus Nordheim<br />
berichtet über Kindererziehung<br />
Britta Melgert<br />
Privat<br />
Kennen Sie schon Wolf-Dieter? Oder vielleicht<br />
seine Mutter? Nein? Beide leben in ihrer ganz eigenen<br />
Welt, der Welt der Comics. In bunten Farben<br />
gezeichnet, erleben sie die verschiedensten Situationen, die<br />
Ihnen bestimmt hier und da bekannt vorkommen.<br />
Klaus Nordheim aus <strong>Willingen</strong>-Bömighausen ist der Vater<br />
dieser Figuren. Der ehemalige Lehrer ist seit seiner Kindheit ein<br />
begeisterter Maler. Überhaupt ist jegliche Form von Kunst sein<br />
Ding. Neben der Malerei hat es ihm auch die Musik angetan.<br />
Er spielt unzählige Instrumente, hat in einer Bigband gespielt<br />
und den Korbacher Gospel-Chor „Good News“ geleitet. Die<br />
Malerei hingegen hat für ihn einen besonderen Stellenwert.<br />
„Ich hatte das große Glück, dass bereits meine Mutter gern und<br />
viel gezeichnet hat und mich mit ihrer Freude daran angesteckt<br />
hat“, erinnert er sich. „Obwohl ja viele Eltern behaupten, ihr<br />
Kind sei talentiert, scheinen meine Zeichnungen tatsächlich,<br />
schon als ich Erstklässler war, recht gut gewesen zu sein. Den<br />
richtigen Schliff habe ich dann aber erst ab dem Teenageralter<br />
durch meine diversen Kunstlehrer und später durch mein Studium<br />
erhalten.“„Lehrer zu sein war für mich immer eine große<br />
Erfüllung. In dem Beruf, den auch meine Ehefrau Gertrud<br />
ausgeübt hat, bin ich wirklich aufgegangen“, so Nordheim.<br />
Die Malerei hat seine Berufstätigkeit jedoch stets hobbymäßig<br />
begleitet. Impressionen aus den Urlauben, aber natürlich auch<br />
Motive aus seiner Umgebung, wurden zahlreich in Öl auf<br />
Leinwand festgehalten. „Auch ohne den gut geschulten Blick<br />
gibt beispielsweise jeder Vogel im Garten oder jeder Spaziergang<br />
durch die Wiesen und Wälder <strong>Willingen</strong>s so viel Inspiration<br />
her, dass es immer mehr Bilder wurden. Ein fleißiger<br />
Verkäufer bin ich definitiv nicht. Lieber verschenke ich mal<br />
eines meiner Werke an gute Freunde.“<br />
Seinen Fleiß erkennt man auf den ersten Blick, wenn man<br />
des Künstlers große Hobby-Etage des Wohnhauses betritt.<br />
Hier ist sein Reich! Der große Flügel dominiert die offenen<br />
Räume, aber wohin man auch schaut, fallen einem Musikinstrumente<br />
und fertige Ölbilder oder Aquarelle auf. Das<br />
aktuell auf der Staffelei liegende Werk ist allerdings eine<br />
Comic-Zeichnung. Dieses Genre hat Nordheim erst so nach<br />
und nach in sein Repertoire mit aufgenommen.<br />
Mit einer Mischung aus Humor und Lebensweisheit verleiht<br />
er seinen Comic-Figuren Pep. Naseweise Osterhasen und<br />
übermütige Weihnachtsmänner, Vögel mit klugen Gedanken<br />
oder Menschen mit all ihren Fehlern findet man als Sprechblasen-Zeichnung<br />
sowohl in seinen Sammelmappen als auch<br />
im inzwischen digital erfassten Archiv. Seit rund zwei Jahren<br />
erscheint nun auch immer mal wieder das bereits erwähnte<br />
Mutter-Sohn-Gespann. Der junge Wolf mit Namen Wolf-<br />
Dieter muss aus der Sicht seiner Mutter noch eine Menge<br />
lernen. Dem Halbstarken traut sie oft nicht so recht über den<br />
Weg, daher hat sie ein wachsames Auge auf ihren Nachwuchs<br />
und versucht mit erzieherischen Maßnahmen, ihn<br />
auf den rechten Weg zu bringen. In Anlehnung an Fabeln<br />
ergeben sich hier schöne Parallelen zur Welt der Menschen.<br />
Auch die Enkel, die Zwillinge Lilly und Leo, wagten bereits,<br />
wie einst der Opa, mit ihren sieben Jahren die ersten Versuche<br />
auf Leinwand. Kunst kommt von Können, aber auch<br />
vom Nacheifern und der richtigen Förderung. Wie gut, dass<br />
in dem Künstler Klaus Nordheim auch immer noch ein<br />
guter Anteil des geduldigen Lehrers steckt. ■<br />
18 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020
Leben im Sauerland<br />
<strong>WOLL</strong><br />
Worte, Orte, Land und Leute.<br />
Verlags-Spezial<br />
Das Sauerland<br />
unter Strom<br />
<strong>WOLL</strong> – mit Herz und Hand von<br />
Das Sauerland unter Strom Seite 20<br />
Hasse chehört…? Seite 23<br />
Die Geschichte des Stroms im Sauerland Seite 24<br />
Strom zum Nulltarif? Seite 26<br />
Strom aus der Kraft des Wassers Seite 28<br />
Der Weg des Stroms Seite 30<br />
Kinder und die Elektrizität Seite 31<br />
Der Turbinenflüsterer Seite 32<br />
Pee Power Seite 35<br />
Energisch für Erneuerbares Seite 36<br />
E-Mobilität für Handwerker Seite 38<br />
E-Mobilität Infrastruktur Seite 39<br />
Strom im Haushalt Seite 40<br />
Liebe, eine Art Elektrizität Seite 42<br />
Grundversorger im Sauerland Seite 43<br />
Unternehmensportrait: CAB e-design Seite 44<br />
Im Westen was Neues Seite 46<br />
F.Lux Schülerlabor Seite 47<br />
Der Mensch unter Strom Seite 48<br />
Blitzableiter versus Donnerkeil Seite 50<br />
...und weitere hochspannende Themen ab Seite 51<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 19
Das Sauerland unter Strom<br />
Starke und stromintensive Industrieregion:<br />
Plädoyer für regionale Wertschöpfung<br />
Paul Senske<br />
Iris Böning<br />
Strom ist ein faszinierender Energieträger. Ein Leben<br />
ohne Strom ist kaum vorstellbar. Seit der Liberalisierung<br />
des Energiemarktes, der damit verbundenen<br />
Privatisierung sowie der beschlossenen Energiewende hat<br />
der Strommarkt eine starke Dynamik entwickelt, die auch<br />
im Sauerland festzustellen ist. Bis zu 100 Stromanbieter<br />
liefern vor Ort die Energie. Als starke Industrieregion<br />
ist die heimische Region besonders stromintensiv. Im<br />
Gegensatz zum Bundestrend ist der Anteil des Stroms aus<br />
erneuerbaren Energien in der Region mit unter 15 Prozent<br />
gering. Unabhängig vom Strommix plädieren lokale<br />
Akteure für „eine dezentrale Versorgung mit großer Wertschöpfung<br />
für die Region als zukunftsweisenden Weg“.<br />
Davon sind jedenfalls Christoph Rosenau und Siegfried Müller<br />
fest überzeugt. Sie sind die beiden Geschäftsführer der HochsauerlandEnergie<br />
GmbH, dem Energieversorgungs-Unternehmen<br />
der Städte Meschede und Olsberg sowie der Gemeinde<br />
Bestwig. Gesellschafter sind die HochsauerlandWasser GmbH<br />
und die Stadtwerke Lippstadt GmbH. Derzeit versorgt die<br />
HochsauerlandEnergie rund 17.200 „Abnahmestellen“ mit<br />
Strom und 6.500 mit Gas. Gleichzeitig ist das Unternehmen<br />
alleinige Gesellschafterin der Hochsauerland-Netze GmbH &<br />
Co. KG, die ihrerseits Eigentümerin der Strom- und Gasnetze<br />
in Bestwig, Meschede und Olsberg ist und diese gegen<br />
Zahlung einer Pacht von der Westnetz GmbH, einer Tochtergesellschaft<br />
von Westenergy AG, betreiben lässt. „Strom ist ein<br />
Grundbedürfnis für die Menschen, die dezentrale Versorgung<br />
ist der Weg der Zukunft“, sagt Müller, der technische Geschäftsführer<br />
der beiden Gesellschaften. „Die lokalen Stromanbieter<br />
bringen die Wertschöpfung ins Sauerland, weil durch<br />
günstige Preise das Geld bei den Kunden, also in der Region,<br />
bleibt. Zudem profitieren die Kommunen von Steuern und<br />
Abgaben, die wir entrichten.“ Rosenau, der kaufmännische Geschäftsführer,<br />
sieht die Kundennähe als weiteres Kriterium an:<br />
„Der persönliche Kundenkontakt ist ein Pfund.“<br />
Darauf setzen auch die Stadtwerke Arnsberg und <strong>Brilon</strong>. In<br />
Warstein liefert unter anderen die Warsteiner Verbundgesellschaft<br />
als lokales Unternehmen die Energie. Im Kreis Olpe ist<br />
die Bigge Energie GmbH & Co. KG der regionale Player. In<br />
den Gemeinden <strong>Diemelsee</strong> und <strong>Willingen</strong> spielt die Energie<br />
Waldeck-Frankenberg GmbH die dominierende Rolle.<br />
20 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020
Fördern und Fordern!<br />
Nach diesem Motto bilden wir aus.<br />
Was bedeutet das?<br />
• Unterstützung und Hilfsbereitschaft<br />
Alle Mitarbeiter setzen sich für unsere Azubis<br />
ein und stehen mit Rat und Tat zur Seite.<br />
• Teamwork<br />
Alle Auszubildenden arbeiten gemeinsam an<br />
Projekten und tauschen sich in regelmäßigen<br />
Meetings untereinander aus.<br />
• Förderung der Persönlichkeit<br />
Die persönliche Weiterentwicklung unserer<br />
Azubis ist uns wichtig.<br />
• Abwechslungs- und umfangreich<br />
Unsere Auszubildenden durchlaufen auch<br />
ausbildungsfremde Abteilungen und erhalten<br />
einen Überblick des ganzen Unternehmens.<br />
Strommarkt ein kompliziertes Gebilde<br />
Der Strommarkt ist nach der Liberalisierung und teilweisen Rekommunalisierung<br />
ein nicht nur rechtlich kompliziertes Gebilde. Auf der einen Seite werben die<br />
Stromanbieter um Marktanteile. Auf der anderen Seite stehen die Eigentümer der<br />
Stromnetze. Es gibt Eigentümer, die die Netze selbst betreiben und Eigentümer, die<br />
das Netz an Betreiber verpachten. Der Verteilnetzbetreiber (DSO: „Distribution<br />
System Operator“) ist in seinem Gebiet für den Anschluss der Abnahmestellen an<br />
das Strom- und Gasnetz, für Instanthaltung und den sicheren Betreib zuständig.<br />
Alle 20 Jahre werden die Strom- und Gaskonzessionen neu vergeben. Alle drei<br />
Jahre legt die Bundesnetzagentur fest, welcher Stromanbieter für die Grund- und<br />
Ersatzversorgung zuständig ist. Grundversorger ist das Unternehmen, das im Netzgebiet<br />
vor Ort die meisten Haushaltskunden mit Strom beliefert. „Jeder Haushaltskunde<br />
hat einen Anspruch auf diese Grundversorgung“, erklärt Siegfried Müller.<br />
Rund 100 Stromanbieter im Sauerland<br />
Der Blick auf den heimischen Strommarkt zeigt eine große Vielfalt. Seit der Liberalisierung<br />
vor 22 Jahren können Kunden den Stromanbieter wechseln. In Deutschland<br />
gibt es rund 900 entsprechende Unternehmen. Im Sauerland und der Region<br />
haben bis zu 100 Stromanbieter im jeweiligen Netzgebiet Kundenverträge. Willin<br />
Ab August 2021 bilden wir in einem<br />
neuen Ausbildungsberuf aus:<br />
Fachkraft für Lagerlogistik<br />
(m/w/d)<br />
Als Fachkraft für Lagerlogistik lernst du<br />
unsere Lager- und Versandbereiche mit<br />
moderner Lagerhaltung bis ins Detail<br />
kennen und entwickelst dich zum<br />
modernen Waren- und Logistikexperten.<br />
Du hast andere Interessen?<br />
Folgende Ausbildungsberufe bieten wir Dir:<br />
Elektroniker für Geräte und<br />
Systeme (m/w/d)<br />
Auch als Duales Studium bei der<br />
FH Soest<br />
Technischer Produktdesigner<br />
(m/w/d)<br />
Industriekaufmann (m/w/d)<br />
Auch als Duales Studium<br />
Weitere Informationen auf<br />
www.inotec-licht.de/karriere<br />
Ausbildung <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> bei 2020 INOTEC - 21<br />
Mit Sicherheit der richtige Weg!
gen (49) und <strong>Diemelsee</strong> (63) liegen unter dem Schnitt. Für die<br />
Grundversorgung sorgt in den meisten Gebieten E.ON: Im<br />
HSK sind es elf Kommunen, nur Bestwig (HochsauerlandEnergie)<br />
hat derzeit einen anderen Grundversorger. E.ON ist auch<br />
in der Gemeinden Ense, Möhnesee und Rüthen momentan der<br />
Grundversorger. In Warstein weist die Warsteiner Verbundgesellschaft<br />
die meisten Kunden auf. In Olpe und Attendorn ist<br />
es die Bigge Energie, in <strong>Diemelsee</strong> und <strong>Willingen</strong> die Energie<br />
Waldeck-Frankenberg.<br />
Wo kaufen die Energieversorger den Strom ein? Eine Möglichkeit<br />
ist der Bezug über die Strombörsen, der größte Teil wird<br />
zwischen den Marktteilnehmern abgewickelt. Die HochsauerlandEnergie<br />
kauft den Strom „Over The Counter“: „Dieser sogenannte<br />
OTC-Handel erfolgt außerbörslich“, erklärt Siegfried<br />
Müller. „Wir kaufen bei vier bis fünf Stromhändlern.“ Einer<br />
der Händler ist die Repower AG, ein Energieversorgungsunternehmen<br />
mit Hauptsitz in der Schweiz. Von Repower erhält die<br />
HochsauerlandEnergie den „grünen Strom“, der mit dem „OK-<br />
Power-Label“ ausgezeichnet ist. Die Stadtwerke <strong>Brilon</strong> setzen<br />
vor allem auf Strom aus Norwegen. Die Bigge Energie verweist<br />
auf die „Kraft der Bigge“.<br />
meisten Windräder in der Region, im HSK sind es 144 und im<br />
Kreis Olpe 21.<br />
Der Blick in die Zukunft: „Wir setzen auf den dezentralen<br />
Weg“, betont Christoph Rosenau. „Es war ein wichtiger Schritt,<br />
ein Stück Daseinsvorsorge wieder in die kommunale Hand zu<br />
geben. Wir sind auf dem richtigen Weg. Unser Kundenstamm<br />
weist eine gesunde Basis auf, wir haben kaum Fluktuation und<br />
ein seit Jahren stetiges Wachstum an Kundschaft.“ Siegfried<br />
Müller formuliert ein ehrgeiziges Ziel: „Die Verteilernetze, die<br />
wir in Meschede, Bestwig und Olsberg verpachtet haben, müssen<br />
auch hier betrieben werden. Wir wollen auch der Grundversorger<br />
für Strom in allen drei Kommunen werden.“ ■<br />
Ausbau der Windkraft stagniert<br />
Was die Produktion von Ökostrom vor Ort betrifft, so hinken<br />
das Land NRW und die heimische Region dem Bundestrend<br />
deutlich hinterher. Nur 16,2 Prozent des Stromverbrauchs<br />
wurden 2019 in NRW durch erneuerbare Energien gedeckt.<br />
Für das Sauerland und Südwestfalen dürften das deutlich unter<br />
15 Prozent sein. Ein Grund ist die Stagnation beim Ausbau der<br />
Windkraft. Mit 290 Anlagen drehen sich im Kreis Soest die<br />
Christoph Rosenau und Siegfried Müller<br />
22 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020
Hasse chehört…?<br />
Anke Kemper<br />
ma, Fine, wat is denn mit deinem Otto los,<br />
den kricht man jar nich mehr zu Jesicht.“<br />
„Sach<br />
„Jau, der is in seinem Bastelkeller am Fuckeln.<br />
Weißte, der macht doch jetzt auf Strom.“<br />
„Wie dat denn?“<br />
„Na, mit seinem Fahrrad, über diesen Dynamo und so<br />
nen Jedöns. Weißich auch nich, wie er dat meint, abba<br />
da sparen wa dann wenichstens den Strom für de janzen<br />
Cheräte im Haus.“<br />
„Haste Töne. Und dat lohnt sich?“<br />
„Dat hoffe ich, Lisbeth. Wir hatten nach der letzten Stromrechnung<br />
ma so jedacht, dat muss doch auch anders chehen,<br />
woll? Jetzt hat er für sein Fahrrad so nen Jestell jebaut<br />
und dann musser halt reichlich strampeln, um Spannung<br />
zu erzeujen.“<br />
„Ja biste jescheit? Für Spannung kannste abba auch anders<br />
sorjen. Sachma, wie viel Strom erzeucht man denn überhaupt<br />
mit so nem Drahtesel?“<br />
„Bei acht Stunden im Sattel chibt dat so unjefähr 400<br />
Watt. Da ham wa schon ma morjens de Kaffeemaschine<br />
am Laufen.“ „Donnerlittchen! Und wenn de mittags<br />
kochen willst?“ „Chet nich, chibt Rohkost. Is auch viel<br />
jesünder. Und am Wochenende chehen wa dann aus.“<br />
„Ach, und dat is umsonst? Hömma Fine, da chibt es<br />
doch auch andere Möchlichkeiten. Wie wäre es denn mit<br />
Solarenerjie? Da musste nix für tun, dat erledigt de Sonne<br />
von janz alleine.“<br />
„Is doch <strong>Winter</strong>, dat können wa uns ma für nächstes Frühjahr<br />
überlejen.“<br />
„So lange hält dat der Otto doch nich durch! Odda chest<br />
de auch aufn Sattel sitzen und strampeln?“<br />
„Dat schafft der Otto schon. Männlicher Ehrjeiz, weißte<br />
doch.“<br />
„Und wenn ich dich jetzt mit weiblichem Ehrjeiz zu<br />
mir aufn leckeren warmen Kakao mit frisch geschlajener<br />
Sahne und ner Waffel mit heißen Kirschen einlade, dann<br />
kommste sicha cherne mit.“<br />
„Da kannste einen drauf lassen, woll?“ ■<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 23
Leitungsbautrupp Rüthen<br />
Die Geschichte des Stroms im Sauerland<br />
Christel Zidi<br />
Historisches Konzernarchiv RWE<br />
Mit der industriellen Revolution wurde Elektrizität<br />
nicht mehr nur von Wissenschaftlern<br />
erforscht, sondern auch im Alltag genutzt. Die<br />
ersten Sauerländer, die das elektrische Licht nutzten, waren<br />
die Niedermarsberger. Bereits 1893 nutzte die dortige<br />
Stadtberger Hütte mit Dampfkraft angetriebene Elektromotoren.<br />
Im westlichen Sauerland wiederum waren es die<br />
Neheimer, die als Erste „elektrifiziert“ wurden.<br />
Bevor in Privathaushalten der elektrische Strom genutzt werden<br />
konnte, waren es zunächst Fabrikanlagen, die davon profitierten.<br />
Das erste E-Werk im Sauerland wurde 1893 in Niedermarsberg<br />
gebaut, 1896 zog Neheim nach. Die beiden Werke<br />
erzeugten den Strom mittels Dampfkraft. Später nutzte man<br />
vielfach die Kraft des Wassers, und zwar von den Bächen und<br />
Flüssen Alme, Diemel, Henne, Neger, Röhr, Ruhr, Stockumer<br />
Bach und auch Lenne und Salwey.<br />
Westfalens geschaffen worden. Der rasche Prozess - von der<br />
Stromnutzung nur weniger Konsumenten bis hin zur öffentlichen<br />
Versorgung für viele Verbraucher - zeigte durchschlagenden<br />
Erfolg. Schon bald war Elektrizität keine teure Angelegenheit<br />
mehr, sondern eine alltägliche Selbstverständlichkeit.<br />
Im Handwerk und im Kleingewerbe wurden Elektromotoren<br />
schon früh als „bester Geselle“ angesehen, die Industrie inter-<br />
Accumulatorenfabrik Hoppecke, Kreis <strong>Brilon</strong>, 1958<br />
In den ländlichen Regionen des Sauerlandes vollzog sich die<br />
Elektrifizierung nur langsam und vereinzelt. Erst am Vorabend<br />
des ersten Weltkriegs waren die technischen, wirtschaftlichen<br />
und politischen Grundlagen für die extensive Elektrifizierung<br />
24 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020<br />
Elektrische Dreschmaschine, Soest, 1954
Wasserkraftwerk Steinhelle, Francis-Turbinen, 1929<br />
Trafotransport in Neheim, Anfang 1920er Jahre<br />
Die ersten E-Werke im Sauerland<br />
1893 Niedermarsberg<br />
1896 Neheim<br />
1899 Sundern-Stockum<br />
1902 Arnsberg /<br />
Bestwig / Herdringen<br />
1903 Gleidorf / Sundern<br />
1904 Meschede<br />
essierte sich schnell für mehr als nur die elektrische Beleuchtung.<br />
Der Bereich der Kleineisenindustrie zählte bald zu den<br />
wichtigsten Stromverbrauchern.<br />
Elektrisches Licht gab es zunächst nur in betuchten Privathaushalten.<br />
Nur langsam kam der Strom auch bei den ärmeren<br />
Menschen an: Während nach und nach der Strompreis gesenkt<br />
wurde, stieg der Preis für das traditionelle und immer knapper<br />
werdende Petroleum.<br />
Mit dem Einzug der Elektrifizierung wurde die Stadt Arnsberg<br />
mehr und mehr zum wichtigen Wirtschaftsstandort. Neheim-<br />
Hüsten entwickelte sich bald zur „Stadt der Leuchten“ und<br />
auch die übrigen Städte und Gemeinden des Sauerlandes, allen<br />
voran <strong>Brilon</strong> als wichtiger Standort für die Herstellung von<br />
Batterien, zogen nach. ■<br />
1905 Alme / <strong>Brilon</strong><br />
Oberkirchen / Warstein<br />
1906 Belecke /<br />
Meschede / Westheim<br />
1907 Eslohe<br />
1908 Hirschberg /<br />
Hoppecke<br />
1909 Freienohl<br />
1910 <strong>Winter</strong>berg<br />
1911 Fredeburg<br />
1912 Bredelar /<br />
Finnentrop<br />
SONNE TANKEN!<br />
Photovoltaik und Ladetechnik vom Fachmann<br />
www.solaranlagen-hsk.de<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 25
Anzeige<br />
STROM<br />
Ja, kostenloser Meerhofer<br />
Strom für Meerhofer Bürger<br />
ZUM NULLTARIF?<br />
Petra Kleine<br />
sabrinity<br />
Kein Atomkraftwerk, keine unsaubere<br />
Kohleverbrennung, sondern Windräder,<br />
die umweltfreundlichen Strom<br />
erzeugen, prägen das Bild von Meerhof,<br />
einer Gemeinde am Rande des Sintfeldes.<br />
Zusammen mit den angrenzenden Gebieten<br />
von Bad Wünnenberg und Lichtenau<br />
steht hier eines der größten zusammenhängenden<br />
Windkraftgebiete Deutschlands.<br />
Rund 130 MegaWatt Strom sollen<br />
zukünftig von den beiden Meerhofer<br />
Windparks produziert werden, soviel<br />
wie von einem kleinen Atomkraftwerk.<br />
Aber der Meerhofer Strom ist<br />
„sauber“, wie es so schön heißt. Er<br />
stammt aus regenerativen Energien<br />
und steht somit nicht nur heutigen,<br />
sondern auch zukünftigen Generationen<br />
zur Verfügung. Neuerdings<br />
ist er für interessierte Meerhofer<br />
sogar umsonst. Die Betreiber-<br />
gesellschaften des Windparks Meerhof übernehmen für<br />
mindestens fünf Jahre den reinen Strompreis, sodass lediglich<br />
die Steuern, Umlagen, Abgaben und Netzkosten vom<br />
Kunden getragen werden müssen. Das Angebot gilt bis<br />
5.000 kWh pro Haushalt und Jahr, bei Mehrgenerationenhäusern<br />
sogar bis 7.000 kWh.<br />
Mit dieser Aktion möchten die Betreiber von zwei Meerhofer<br />
Windparks (Windpark Heubusch mit den Geschäftsführern<br />
Christoph Luis und Josef Dreps, sowie<br />
Windpark Grüner Weg Meerhof mit Geschäftsführer<br />
Michael Flocke), dass sich die Anwohner noch mehr mit<br />
dem Projekt identifizieren. Zusammen mit dem Vermarkter<br />
Westfalen Wind Strom ist das nun gelungen. Schon<br />
über 300 Haushalte haben sich für „eigenen Strom aus<br />
frischem Meerhofer Wind“ entschieden.<br />
(K)eine windige Erfolgsgeschichte<br />
Die Grundstimmung im Ort ist durchweg positiv. Von<br />
den 84 Anteilseignern, der Eigentümergemeinschaft,<br />
kommen fast alle aus Meerhof. Ortsansässige Vereine<br />
werden seit Jahren von den Grundeigentümern und Betreibern<br />
der Anlagen unterstützt.<br />
Christoph Luis, Petra Kleine (<strong>WOLL</strong>), Michael Flocke, Josef Dreps (vlnr)<br />
26 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020
In Meerhof blickt man bereits auf<br />
eine lange Erfolgsgeschichte zurück:<br />
Mitte der 90er Jahre wurden die ersten<br />
kleineren Anlagen, damals noch<br />
mit Gittermasten, in unmittelbarer<br />
Nachbarschaft in Lichtenau errichtet.<br />
Zur Jahrtausendwende wurde dann<br />
der Windpark Meerhof in Betrieb<br />
genommen. Zu jener Zeit war er der<br />
größte Europas. „Sogar der damalige<br />
Umweltminister Jürgen Trittin kam<br />
zur feierlichen Einweihung,“ erinnert<br />
sich Michael Flocke. Die Stadt<br />
<strong>Marsberg</strong> hatte frühzeitig Windvorrangzonen<br />
ausgewiesen, auf denen<br />
Windräder errichtet werden durften.<br />
So konnte Windkraft sinnvoll<br />
gebündelt werden und es herrschte<br />
Planungssicherheit. 2017 wurde der<br />
Flächennutzungsplan überarbeitet<br />
und das Gebiet vergrößert.<br />
Mit Wind-Energie<br />
in die Zukunft<br />
Zunächst kamen fremde Investoren,<br />
die aber nach der Inbetriebnahme<br />
weit weg waren. Es gab weder Ansprechpartner<br />
vor Ort noch Unterstützung<br />
für die Region. So sind die<br />
Landwirte selbst aktiv geworden. „Ich<br />
bin da einfach so reingerutscht,“ erzählt<br />
Christoph Luis. „Wir waren uns<br />
als Grundeigentümer einig, dass Einheimische<br />
das selber regeln können.<br />
Als Landwirte wussten wir doch am<br />
besten, was vor Ort zählt. Wir wollten<br />
keinen Streit untereinander und<br />
das hat auch geklappt. Wir waren uns<br />
einig, dass die Wertschöpfung hier<br />
vor Ort stattfinden sollte. Michael<br />
Flocke ist ein gutes Beispiel. Er war<br />
von Anfang an dabei und hat vor Ort<br />
Pionierarbeit geleistet. Inzwischen<br />
sind alle Firmen mit Sitz in <strong>Marsberg</strong><br />
gemeldet und die Gewerbesteuern<br />
bleiben in der Kommune.“<br />
Josef Dreps ergänzt: „Unser Wohlstand<br />
braucht auch in Zukunft Energie,<br />
erneuerbare Energie. Duschen,<br />
baden, fernsehen, das alles geht nicht<br />
ohne Strom. Ältere Anlagen werden<br />
nach und nach rückgebaut und<br />
durch neue, leistungsstärkere und<br />
vor allem energieeffizientere ersetzt.<br />
Rund 150 Millionen Euro sollen bis<br />
2022 in dieses Projekt der Energie<br />
von morgen fließen. Durch dieses<br />
sogenannte Repowering wird der<br />
Stromertrag im Gebiet verdreifacht.<br />
Jedes einzelne Windkraftwerk kann<br />
circa 2000 Haushalte mit sauberem<br />
Strom versorgen.“<br />
Weitere Information erhalten Sie<br />
unter 0170 / 794 27 39 ■<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 27
Strom aus der Kraft des Wassers<br />
Die Stauseen des Sauerlandes und das Pumpspeicherwerk Rönkhausen<br />
Christel Zidi<br />
Mark-E/Carsten Engel<br />
K<br />
aum noch eine Mühle<br />
klappert „am rauschenden<br />
Bach …“. Turbinen haben<br />
die Arbeit der Mühlenräder übernommen.<br />
Geblieben ist das Grundprinzip<br />
bei der Nutzung der Wasserkraft:<br />
Umwandlung der Wasserenergie<br />
(Strömung) sowie der potenziellen<br />
Energie - also der Höhendifferenz an<br />
Aufstauungen - in nutzbare Energie.<br />
Generatoren wandeln die Kraft des<br />
Wassers in Strom um. Und das gleich<br />
an mehreren Stauseen im Sauerland.<br />
Während das erste Wasserkraftwerk<br />
1880 in England (Northumberland)<br />
in Betrieb ging, wurden im Sauerland<br />
erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts<br />
die ersten Stauseen gebaut. Sie dienen<br />
einerseits als Wasserreservoir, andererseits<br />
zur Gewinnung von Strom. So hat der<br />
<strong>Diemelsee</strong> eine jährliche Stromleistung<br />
von 2,5 Gigawattstunden, der Hennesee<br />
5,8, der Sorpesee 7,4, der Möhnesee 15<br />
und der Biggesee 22 Gigawattstunden.<br />
Das Speichern der Energie<br />
Schwieriger als die Erzeugung von Strom<br />
ist das Speichern elektrischer Energie.<br />
Dazu dienen sogenannte Pumpspeicherkraftwerke<br />
(PSW). Das PSW besteht aus<br />
zwei Wasserbecken aus unterschiedlichen<br />
Höhen. Gespeichert wird die Energie<br />
im oberen Becken. Die Stromerzeugung<br />
erfolgt durch das Ablassen des Wassers<br />
in das untere Becken. Das Wasser treibt<br />
dabei Turbinen an, die den elektrischen<br />
Strom produzieren. Die potenzielle Energie<br />
aus dem höher gelegenen Speicherbecken<br />
kann ganz nach Bedarf abgerufen<br />
werden. Und das sogar in Sekundenschnelle.<br />
Das Ausgleichswerk<br />
PSW haben die vorrangige Aufgabe,<br />
Schwankungen in der Energieversor-<br />
28 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020
gung, wie sie z. B. bei erneuerbaren Energien<br />
immer wieder vorkommen können,<br />
auszugleichen. Bei geringer Nachfrage<br />
nehmen diese Werke ein Überangebot<br />
von elektrischer Energie im Stromnetz<br />
auf, in Spitzenverbrauchszeiten wird die<br />
Energie dann wieder ins Netz gegeben.<br />
Das geht jedoch nicht ohne Verluste. In<br />
Pumpen, Turbinen und Wasserleitungen<br />
geht so einiges der gespeicherten Energie<br />
verloren. Genauer gesagt beläuft sich der<br />
Verlust bei modernen Anlagen auf 15 bis<br />
25 %. Vergleicht man diese Verluste mit<br />
denen anderer Speicherarten sind diese<br />
zwar recht hoch, dafür sind die Investitionskosten<br />
und die Kosten pro gespeicherter<br />
Kilowattstunde geringer. PSW<br />
werden auch immer häufiger eingesetzt,<br />
um Einspeisungen aus der Windkraft<br />
aufzunehmen.<br />
Ein energiegeladener<br />
Touristenmagnet<br />
In der Gemeinde Finnentrop liegt das<br />
Rönkhauser Pumpspeicherwerk, eines<br />
der beiden Pumpspeicherwerke in NRW<br />
(das andere befindet sich in Herdecke).<br />
Es verfügt über eine installierte Leistung<br />
von 140 Megawattstunden, die sich<br />
gleichmäßig auf zwei Turbinen aufteilen.<br />
Diese Turbinen befinden sich – ebenso<br />
wie die beiden Motoren - im unterirdischen,<br />
kreiszylinderförmigen Krafthaus,<br />
das am Ende des Druckstollens liegt.<br />
Das Oberbecken hat eine Speicherkapazität<br />
von 735 Megawattstunden und<br />
kann Innerhalb von fünf Stunden befüllt<br />
oder geleert werden.<br />
Das Oberbecken des Rönkhauser<br />
Speicherwerkes auf dem Dahlberg (570<br />
Meter ü.NN) hat sich zu einem touristischen<br />
Magnet entwickelt. Sehenswert<br />
ist aber auch die Glingetalsperre, das<br />
Unterbecken des Speicherwerkes, das<br />
270 Meter tiefer im Tal liegt. ■<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 29
Der Weg des Stroms<br />
Paul Senske<br />
Der Transport des Stroms von den Kraftwerken in die Haushalte ist eine ingenieurtechnische Meisterleistung.<br />
Er erfolgt über Übertragungs- und Verteilernetze, wobei die Spannung in Umspannwerken schrittweise von<br />
380 KV (380.000 Volt) auf im Endeffekt 230 bzw. 400 Volt reduziert wird.<br />
In Deutschland gibt es vier Übertragungsnetzbetreiber:<br />
Amprion GmbH, TransnetBW GmbH, 50Hertz Transmission<br />
GmbH und Tennet TSO GmbH. Daneben sind<br />
knapp 1.000 Verteilungsnetzbetreiber registriert. Die<br />
großen Übertragungsnetze transportieren den Strom über<br />
Höchstspannungs- (380 KV) und Hochspannungsleitungen<br />
(110 KV). Die regionalen und lokalen Verteilungsnetzbetreiber<br />
liefern über Mittel- und Niederspannungsnetze<br />
den Strom unter anderem in die Haushalte.<br />
Foto: www.amprion.net<br />
Ein Blick in den Hochsauerlandkreis: In <strong>Brilon</strong>-Nehden<br />
steht ein großes Umspannwerk, wo die Höchstspannung<br />
von 380 bzw. 220 KV auf 110 KV transformiert und<br />
weitergeleitet wird (Hochspannung). Diesen Strom nutzen<br />
unter anderem die Großindustrie oder die Deutsche Bahn.<br />
Die Reise des Stroms geht weiter, beispielsweise in die<br />
Umspannwerke in Freienohl, Bestwig, Meschede oder<br />
Olsberg, wo die Spannung auf bis zu 10 KV reduziert<br />
wird (Mittelspannung).<br />
Wie kommt der Strom schließlich in die Haushalte? Über die den Ortsnetzstationen angeschlossenen Mittelspannungskabel<br />
wird der Strom in kleine Transformationsstationen (Trafohäuschen) weitergeleitet. Die Spannung wird auf einen Niederspannungs-Wert<br />
von 230 bzw. 400 Volt reduziert. Die unterirdische Feinverteilung erfolgt schließlich über mehrere Leitungen<br />
zu den Verteilerkästen, die den Strom an Haushalte, Betriebe oder öffentliche Einrichtungen weiterleiten. ■<br />
30 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020
“Strom ist dafür da, dass die<br />
Lampen brennen.”<br />
“Woher der Strom kommt?<br />
Vom Wasserwerk und<br />
aus dem Wind.”<br />
“Strom ist gefährlich!”<br />
Kinder und die Elektrizität<br />
Stromexperimente im Haus der Kleinen Forscher<br />
Christel Zidi<br />
Jürgen Eckert<br />
Charlotte, Louis, Leander, Olivia, Sofie, Julius und Anton<br />
“Wenn es blitzt, ziehen<br />
wir alle Stecker aus den<br />
Steckdosen.”<br />
“Man darf nicht in<br />
die Steckdose fassen.”<br />
“Auf jeden Fall gab es<br />
den früher nicht.”<br />
„Haus der kleinen Forscher“ in der MON-<br />
TEKITA in Bestwig wird die Lust der Kinder<br />
Im am (Er-) Forschen gefördert. „Die Erkundung<br />
zur Welt” ist eines der Konzepte der Kindertagesstätte<br />
MONTEKITA in Bestwig.<br />
Dass Elektrizität zu unserer modernen Welt dazugehört, wissen<br />
selbst die Kleinen. Wie es sich anfühlt, wenn man einen ganzen<br />
Tag einmal auf Strom verzichtet, hat die Leiterin der Kindestagesstätte,<br />
Petra Hülshoff, schon einmal mit den Kindern<br />
ausprobiert. Und damit auch die Neugier der Kinder an diesem<br />
Thema verstärkt. Was die Mädchen und Jungen, für die in der<br />
KiTa auch ein eigener Experimentierraum zur Verfügung steht,<br />
schon so alles über den Strom wissen, haben sie uns bei unserem<br />
Besuch erzählt. ■<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 31
Der Turbinenflüsterer<br />
Dr. Bernd Walters im vollen Einsatz<br />
für Wasserkraftwerke<br />
Das Kraftwerk in Wildshausen<br />
Britta Melgert<br />
S. Droste<br />
Erneuerbare Energiequellen<br />
– in Deutschland wird rund<br />
drei Prozent des erzeugten<br />
Stroms aus Wasserkraft gewonnen.<br />
Auch bei uns im Sauerland gibt es<br />
Wasserkraftwerke. Wir haben eines<br />
an der Ruhr bei Arnsberg-Wildshausen<br />
besichtigt und dabei Dr. Bernd<br />
Walters kennengelernt, der alte Anlagen<br />
wie diese am Leben erhält.<br />
Oft werden Kinder aufgefordert, gut<br />
aufzupassen, wenn ihnen Erwachsene<br />
etwas zeigen wollen. „Hier lernst du<br />
was fürs ganze Leben“, heißt es dann.<br />
Wenn Opa Walters vor rund 60 Jahren<br />
mit seinem Enkel Bernd unterwegs<br />
war, zog es beide oft zu alten Mühlen.<br />
Der Großvater hatte ein Faible für die<br />
dort erzeugte Energie, und so mancher<br />
Müller war stolz, seinen Besitz zu<br />
präsentieren. Logische Folge: Der Enkel<br />
wuchs wie selbstverständlich mit physikalischem<br />
und technischem Wissen<br />
auf, mit einer besonderen Vorliebe für<br />
Turbinen und das „Klappern der Mühle<br />
am rauschenden Bach“.<br />
Marode Mühle auf Ratenzahlung<br />
Doch bevor dieser Kindheitstraum für<br />
ihn Hand und Fuß annehmen sollte,<br />
studierte Bernd Walters Medizin und<br />
wurde Arzt. Eine Stelle im Dortmunder<br />
Krankenhaus, eine eigene Praxis<br />
in <strong>Brilon</strong> – so weit, so gut! Doch die<br />
Wasserkraft-Gedanken waren stets<br />
präsent. Als er eines Tages hörte, dass<br />
an der Möhne in Rüthen eine marode<br />
Mühle verkauft und abgerissen werden<br />
Dr. Bernd Walters<br />
sollte, sah er seine Chance gekommen.<br />
„Der alte Müller war so begeistert von<br />
meiner Idee „Restauration statt Abriss“,<br />
dass er auf Ratenzahlung einging“,<br />
erinnert sich Walters, und er räumt<br />
ein: „Ein solches Investment hätte ich<br />
mir damals gar nicht auf einen Schlag<br />
leisten können.“<br />
Einfache Rechnung: Eine Nachtschicht<br />
= eine neue Bohrmaschine<br />
Mit viel Zeit, Muskelkraft und Ideenreichtum<br />
hatte er grad sein erstes kleines<br />
Wasserkraftwerk in Gang bekommen,<br />
da kamen bereits die nächsten<br />
Verkäufer auf ihn zu. „Ich erwarb eine<br />
32 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020
zweite Mühle sowie eine Beteiligung an<br />
einem Kraftwerk in Allagen“, erzählt<br />
Walters. „Es war wie eine Mischung aus<br />
Hobby und Nebenerwerb. Na ja, verdient<br />
habe ich damit kaum etwas. Um<br />
mir diesen Spaß überhaupt leisten zu<br />
können, habe ich als Arzt Überstunden<br />
gemacht; gelegentlich für Dortmunder<br />
Fachärzte die Nachtschicht oder<br />
Wochenendnotdienste übernommen.<br />
Da habe ich immer gerechnet: Eine<br />
Nachtschicht bringt 600 Mark, und<br />
das bedeutet eine neue Bohrmaschine.<br />
Ja, so war das damals.“<br />
Der Verdacht liegt nah, es mit einem<br />
Workaholic zu tun zu haben, denn<br />
eigentlich bestand ja seine Freizeit aus<br />
„Rumbasteln“ an den Turbinen, Wellrädern,<br />
Generatoren etc. „Ach, das war für<br />
mich ein wunderbarer Ausgleich zum<br />
Dienst an den Patienten“, lacht Walters.<br />
„Ich hätte beides nicht missen wollen.“<br />
Die größte Herausforderung –<br />
mit Erfolg abgeschlossen<br />
Richtig Fahrt aufgenommen hat sein<br />
kleines Energieunternehmen allerdings<br />
erst mit dem Erwerb einiger Kraftwerke<br />
an größeren Flussläufen, beispielsweise<br />
an der Diemel bei Giershagen, an<br />
der Hoppecke bei <strong>Brilon</strong>-Wald, an der<br />
Ruhr in Wickede und das Kraftwerk<br />
in Wildshausen, das er uns heute zeigt.<br />
1873 ging das Kraftwerk erstmals in<br />
Betrieb, um zunächst Strom für eine<br />
Holzschleiferei, später für eine Zellstofffabrik<br />
zu erzeugen. Die Fabrik ist<br />
längst Geschichte, aber dank Bernd<br />
Walters wird hier immer noch Strom<br />
erzeugt, der heutzutage an Energieunternehmen<br />
abgegeben wird. „Man hatte<br />
hier in den 1990ern leider alles schon<br />
in Schutt und Asche gelegt“, so Walters.<br />
„Ich habe dann nächtelang alles mit<br />
eigenen Händen wieder hochgezogen.“<br />
Heute bezeichnet er dieses Projekt als<br />
seine größte, erfolgreich abgeschlossene<br />
Herausforderung.<br />
So sah es vor dem Neuaufbau aus.<br />
Stolz zeigt er uns das Gebäude: ein<br />
Mix aus neuen Mauern und antiken<br />
Fenstern, die steile Stahltreppe, die er<br />
selbst geschweißt hat – und natürlich<br />
die Gerätschaften. Das große Wellrad<br />
und der Generator fangen den ersten<br />
Blick des Besuchers. Ein untergestellter<br />
Traktor weist darauf hin, dass der,<br />
der hier zu tun hat, keinen digitalen<br />
Schreibtischjob betreibt. „Ja, hier<br />
geht’s auch schon mal zur Sache!“ sagt<br />
Walters und lacht, und er nimmt uns<br />
mit nach oben zum Wasserstau, wo wir<br />
heute vor dem Rechen der Anlage nur<br />
angeschwemmte Blätter sehen. Diese<br />
zu beseitigen, ist wohl ein Kinderspiel<br />
im Vergleich zu größeren Objekten.<br />
„Ich hab einem Landwirt so ´nen alten<br />
Mistkran abgekauft. Damit ist auch<br />
beispielsweise ein großer Ast schnell beseitigt“,<br />
weiß Bernd Walters. Er ist ganz<br />
in seinem Element.<br />
Energie für 2.200 Haushalte<br />
Und wenn es mal größere Probleme<br />
gibt? „Ich beschäftige Schlosser und<br />
Elektriker in Vollzeit, die sich um Turbinen<br />
& Co. kümmern, dazu diverse<br />
Teilzeitkräfte fürs Grobe. Zur Not bin<br />
UNSER SPEKTRUM<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 33
ich ja auch rund um die Uhr erreichbar<br />
und fahre dann raus. Neben meinem<br />
heutigen Hauptjob als Betriebsarzt bin<br />
ich wöchentlich rund 25 Stunden in<br />
Sachen Wasserkraft tätig.“ Doch der<br />
Aufwand lohnt sich: „Der Gesamt-<br />
Output meiner Werke reicht für den<br />
umweltfreundlichen Energiebedarf für<br />
rund 2.200 Haushalte, das macht mich<br />
schon ein bisschen stolz.“<br />
Und so kämpft er an gegen schwimmende<br />
Objekte, gegen Schäden an den<br />
Anlagen – und gegen Interessenverbände.<br />
„Vorschriften und Auflagen müssen<br />
sein, machen es uns Betreibern aber<br />
auch nicht leicht. Dabei investieren<br />
wir beispielsweise in gute Fischtreppen<br />
und können von einer Fischschädlichkeit<br />
gleich Null sprechen“, versichert<br />
Walters.<br />
Ans Aufhören denkt Bernd Walters<br />
mit seinen 67 Jahren noch lange nicht.<br />
„Die Anlagen sind stabil und halten<br />
bestimmt noch 100 Jahre durch“,<br />
meint er. „Wenn ich mal nicht mehr<br />
kann, dann übernimmt mein Sohn das<br />
alles hier. Aber erst mal habe ich selbst<br />
hoffentlich noch lange Freude daran!“<br />
Wie recht doch der Großvater hatte, als<br />
er sagte „…da lernst du was fürs ganze<br />
Leben!“ ■<br />
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Pee Power -<br />
Eine besondere Form von Bioenergie<br />
Christel Zidi<br />
Eine echte Mutprobe. Eine Männermutprobe wohlgemerkt,<br />
ist das Urinieren an elektrische Weidezäune.<br />
Schließlich könnte den kleinen oder großen Mann ja<br />
der Schlag treffen. Aber ist dem wirklich so? Als Frau hat man<br />
da ja so keinerlei Erfahrungswerte …<br />
Nun ist salzhaltiger Urin ein sehr guter elektrischer Leiter.<br />
Würde der Harnstrahl aus allernächster Nähe auf den Elektrozaun<br />
treffen, könnte es tatsächlich gefährlich werden. Normalerweise<br />
wird aber ein gewisser Abstand zum Zaun eingehalten,<br />
so dass sich der Harnstrahl schon nach wenigen Zentimetern<br />
in viele, kleine Tröpfchen auslöst. (Bitte deshalb immer die<br />
Klobrille hochklappen, liebe Herren). Das Urinieren auf den<br />
Elektrozaun ist – von einem Restrisiko abgesehen – deshalb<br />
ziemlich risikofrei.<br />
Vor einigen Jahren ist es dem englischen Professor Ioannis<br />
Ieropoulos mit seinem Team gelungen, aus Urin Energie zu erzeugen,<br />
Pee Power (deutsch: Pinkelenergie). Dabei hat er es sich<br />
zunutze gemacht, dass Urin, der zu 95 % aus Wasser besteht,<br />
Anke Kemper<br />
einen Anteil von 5 % der für die Stromerzeugung wichtigen<br />
Kohlenhydraten besitzt. Die Stromerzeugung erfolgt in einem<br />
Keramikzylinder, einer sogenannten „mikrobielle Brennstoffzelle“.<br />
Dort sind innen und außen jeweils unterschiedliche<br />
Elektroden befestigt. Der Zylinder wird in einen Behälter mit<br />
Urin gestellt. Um Strom zu erzeugen, haben Wissenschaftler<br />
Bakterien im säurearmen Urin angesiedelt, die sich von<br />
Kohlenhydraten ernähren und sie zersetzen. Als Nebenprodukt<br />
aus diesen Prozessen entstehen Protonen und Elektronen. Die<br />
Elektronen gelangen über einen Draht in die Brennstoffzelle<br />
und erzeugen dort ein Übermaß an negativer Ladung. Zum<br />
Ausgleich bewegen sich die Protonen durch die Keramikschicht<br />
der Brennstoffzellen hindurch - und Strom entsteht.<br />
Durch Nutzung dieser Bioenergie können z. B. LED-Lampen<br />
zum Leuchten gebracht werden. Auch Handys konnten schon<br />
mit Pee Energy geladen werden.<br />
Wichtiger Hinweis: Auch bei dieser Form von Bioenergie muss<br />
zunächst eine Umwandlung erfolgen. Der direkte Weg sollte -<br />
auch versuchsweise - nicht gewählt werden! ■<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 35
Energisch für<br />
Erneuerbares<br />
Erneuerbare Energien etablieren sich auch im<br />
Hochsauerland immer mehr<br />
Sonja Heller<br />
S<br />
auerland – das Land der tausend Berge. Schweift der Blick über unsere schöne Heimat, fällt jedoch weit mehr<br />
als das ins Auge und man grübelt, es sei doch auch das Land von Wind und Wasser. Dass in den Elementen große<br />
Kraft liegt, nämlich die der Erneuerbaren Energien, erläuterte im Gespräch mit der <strong>WOLL</strong> der Energieberater der<br />
Verbraucherzentrale NRW am Standort Arnsberg, Carsten Peters.<br />
Strom und Wärme aus Erneuerbaren Energien werden sowohl<br />
zwischen als auch auf unseren Bergen produziert. Dabei ist die<br />
Windkraft der Vorreiter in der Stromproduktion des Kreises.<br />
Im Jahr 2018 war sie mit satten 54 Prozent an der Gesamtleistung<br />
beteiligt. Ihr folgt Biomasse, meistens in Form von Holzpellets,<br />
und Photovoltaik. Und obwohl das Hochsauerland<br />
über wundervolle Stauseen verfügt, erzeugen die knapp 100<br />
Wasserkraftanlagen nur acht Prozent des Stromertrags. Die<br />
Biogase liegen zwar mit unter einem Prozent auf dem letzten<br />
Platz, doch es sind Entwicklungen zu verzeichnen. So entstand<br />
2019 auf der Hellefelder Höhe eine der größten Biogasanlagen<br />
Deutschlands, die aus alltäglichen Bioabfällen Strom für über<br />
1100 Haushalte produziert.<br />
Engagement im Klimadorf Wallen<br />
Carsten Peters von der Verbraucherzentrale verzeichnet<br />
steigendes Interesse in der Bevölkerung und viel Engagement<br />
in dem Bereich. Als gelungenes Beispiel führt er das Klimadorf<br />
Wallen an. Hier beliefert ein Blockheizkraftwerk fast<br />
90 Prozent der 117 Haushalte mit Wärme. Sie stammt zu 40<br />
Prozent aus der Biogasanlage eines örtlichen Landwirts, den<br />
Rest liefert eine genossenschaftlich organisierte Hackschnitzelanlage.<br />
Finanziert wurde das Projekt per Crowdfunding. Und<br />
die Motivation für die Dorfbewohner aus Wallen? Das war der<br />
Klimawandel, erzählt Carsten Peters. Die Menschen, die in<br />
und mit der Natur leben, werden am direktesten mit den Auswirkung<br />
konfrontiert, beispielsweise mit den Dürresommern<br />
und den vom Borkenkäfer zerstörten Fichtenwäldern.<br />
CO2-Steuer ebenfalls Auslöser fürs Umdenken<br />
Es gibt einen weiteren Grund für immer mehr Beratungstermine<br />
bei Carsten Peters. „Ich verzeichne einen deutlichen<br />
Run auf Erneuerbare Energien wegen der CO2-Steuer“, so der<br />
Fachmann. 2021 werden sich durch die CO2-Steuer Gas- und<br />
Ölpreise verteuern, was viele Verbraucher über Alternativen<br />
nachdenken lässt. Unterstützt wird Umdenken auch durch<br />
staatliche Förderprogramme. Doch welche regenerative Energieform<br />
ist eigentlich für den Privathaushalt interessant? Als<br />
Klassiker führt der Energieberater die Holzpellet-Heizung an<br />
und die Solarthermie. Carsten Peters hält Holzpellets für die<br />
geeignetste Form der Erneuerbaren Energie bei uns im Hochsauerland.<br />
Nachdem so viel über den Klimaschutz gesprochen<br />
wurde, fragen wir nach der Ökobilanz der Holzpelletheizung.<br />
Pellets sind getrocknete Industrie-Sägespäne und Holzreste<br />
der Forstwirtschaft. „Da sind wir hier an der Quelle“, stellt<br />
Peters fest. Die Holzmasse wird unter hohem Druck zu gleich<br />
großen Stäbchen gepresst, die viel Energie enthalten und sehr<br />
platzsparend gelagert werden können. „Und auch das Käferholz<br />
wird verarbeitet“, nennt Carsten Peters einen weiteren,<br />
positiven Aspekt.<br />
Biomasse und Solarthermie optimal<br />
Bei der Solarthermie verzeichnet der Fachmann einen extremen<br />
Anstieg des Beratungsbedarfs. „Da ist Dynamik drin!“<br />
bekräftigt er. Bei der Solarthermie wird die Sonneneinstrahlung<br />
in Wärme umgewandelt und direkt im Haus zur Erhitzung<br />
von Trinkwasser und zur Unterstützung der Heizung<br />
genutzt. Doch Solar ist nicht nur im großen Stil interessant,<br />
auch das Interesse an Mini-Solaranlagen steigt. Diese kleinen<br />
Mini-Kraftwerke werden ohne großen Aufwand auf dem<br />
36 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020
eigenen Balkon oder der Terrasse montiert. Die Anlage wird<br />
entweder an das Stromnetz angeschlossen oder als kleines<br />
Solarkraftwerk genutzt.<br />
Gemeinsam Umsteigen<br />
Neben der Verbraucherzentrale bieten jedoch auch private<br />
Vereine bei der Umsetzung von Maßnahmen und Projekten<br />
Unterstützung, z.B. Erenvo in Meschede. Der Verein berät<br />
Hauseigentümer bei der Neukonzeption seiner Energieanlage<br />
ebenso, wie das Dorf bei der Projektierung. Beratungsbedarf<br />
kann auch anders gestillt werden, auf der jährlich in Meschede<br />
stattfindenden BAULOKAL-Messe oder im Zentrum Holz<br />
in Olsberg. Dort ist das Informations- und Demonstrationszentrum<br />
Erneuerbare Energien (I.D.E.E.) ansässig, das über<br />
moderne Feuerungssysteme, die Nutzung von Holzenergie<br />
und Erzeugung von Biowärme informiert.<br />
Fahrradtour durch die<br />
Erneuerbaren Energien<br />
Auch an einem schönen <strong>Winter</strong>tag ist die „Erneuerbare Energie-Tour“<br />
ein Erlebnis. Im Stadtgebiet der Klimakommune<br />
Schmallenberg verlaufen die 16 Stationen dieser Fahrradtour,<br />
welche alle erneuerbaren Energien in echter Anwendung zeigt.<br />
Die insgesamt 31 km lange Tour informiert anschaulich über<br />
die Erzeugung von Strom und Wärme mittels Wasserkraft,<br />
erklärt Solarthermie und Photovoltaik und als weitere Themen<br />
Umweltwärme, Holz, Biogas und Windenergie. Wer sich die<br />
Zeit nimmt, erhält an jeder Station die nötigen Hintergrundinformationen.<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 37<br />
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E-Mobilität auch für Handwerker<br />
„Meine E-Bullis ziehen wunderbar!“<br />
J<br />
örg Leuchtenberger ist erklärter Fan von Elektrofahrzeugen.<br />
Privat fahren seine Frau und er schon<br />
seit vier Jahren E-Autos, womit sie auch schon bis<br />
an die Ostsee und auch in die Alpen zum Skilaufen<br />
gefahren sind. Im Januar 2017 war die Fahrt in die Alpen<br />
noch eine Pionierleistung, da es kaum Ladestationen gab.<br />
Hier wurden reichlich Erfahrungen gesammelt. Die Ladeinfrastruktur<br />
wurde jedoch von Jahr zu Jahr besser, so dass<br />
heute Langstrecken problemlos bewältigt werden können.<br />
In Ense besitzt Leuchtenberger ein Küchenstudio, zu dessen<br />
Leistungsspektrum auch die Lieferung und der Aufbau von<br />
Küchen gehören. Ausgeliefert wird mit Montagefahrzeugen.<br />
Aber nicht mit Benzinern oder Diesel-Fahrzeugen, wie das<br />
größtenteils in der Branche noch der Fall ist, sondern mit<br />
E-Bullis des Typs SAIC Maxus.<br />
„Ich habe immer schon gehofft, dass E-Montage-Fahrzeuge<br />
auf den Markt kommen“, berichtet uns<br />
Jörg Leuchtenberger. Allerdings<br />
war ihm die Anschaffung<br />
entsprechender Transporter<br />
im Sprinter-<br />
Format bis dato<br />
noch viel zu teuer<br />
als Montagefahrzeug.<br />
Leasing<br />
kam für ihn nicht<br />
in Frage. Dann<br />
Christel Zidi<br />
Philipp Nolte<br />
hörte er, dass die Firma Maxus, die ihren Sitz in Shanghai<br />
hat, E-Bullis auf den Markt bringt, die von den Anforderungen<br />
genau dem entsprechen, was er für seine Montage-Fahrzeuge<br />
benötigt. Aber noch waren die chinesischen Fahrzeuge<br />
in Deutschland nicht zu bekommen. Aber in Holland.<br />
Also macht er sich mit seiner Frau Elke auf den Weg dorthin.<br />
Seit Anfang des Jahres erweitern zwei E-Fahrzeuge seinen<br />
Fuhrpark. Die Entscheidung für die Anschaffung der E-Bullis<br />
hat Leuchtenberger bisher nicht bereut: „Die Bullis ziehen<br />
wunderbar“, berichtet er, „und die Reichweite von 200 Kilometern<br />
reicht für unseren Betrieb völlig aus.“ Und er ergänzt:<br />
„Die Drosselung auf 100 Kilometer pro Stunde ist dabei<br />
völlig ausreichend.“<br />
Der umweltbewusste Unternehmer hat – selbstverständlich<br />
– eine Photovoltaikanlage auf dem Dach, um Strom selbst zu<br />
erzeugen. Geladen werden seine Kastenwagen aus dem Reich<br />
der Mitte an Schuko Steckdosen, die aber separat gesichert<br />
sind. Damit überwiegend der selbsterzeugte Strom genutzt<br />
werden kann, werden die Fahrzeuge über eine Zeitschaltuhr<br />
mit Energie „aufgetankt“.<br />
Jörg Leuchtenberger plädiert dafür, dass E-Fahrzeuge auch<br />
verstärkt von Handwerkern eingesetzt werden können und<br />
sollten – und geht mit gutem Beispiel voran. Auf seinem Hof<br />
stehen - wenn sie nicht gerade im Einsatz sind – insgesamt<br />
fünf Elektrofahrzeuge. ■<br />
38 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020
Anzeige<br />
Elektrisch in die Zukunft<br />
Fördermittel machen<br />
die Anschaffung von<br />
eigenen E-Ladesäulen<br />
immer attraktiver<br />
Daniela Weber<br />
Philipp Nolte<br />
E<br />
lektroautos gewährleisten eine nachhaltige und klimafreundliche Beförderung. Doch wer sich für die E-Mobilität<br />
entscheidet, benötigt eine Ladesäule beziehungsweise eine Wallbox. Der Bund und das Land NRW<br />
bezuschussen die Anschaffung mit attraktiven Fördermitteln. Das E-Mobilität Zentrum in Freienohl, das<br />
durch den Zusammenschluss von drei sauerländischen Betrieben Kompetenzen im Bereich Beratung, Installation<br />
und Landschaftsbau bündelt, unterstützt beim Kauf und Einbau und findet für jeden Interessenten die passende<br />
Förderung.<br />
PRO-EL aus Freienohl schult akademisch bereits seit<br />
Jahren bundesweit Handwerker, Industrie und Energieversorger<br />
zum Thema E-Mobilität. Mit dieser Kompetenz<br />
ist PRO-EL erster Ansprechpartner, wenn es um<br />
das beratungs intensive Thema Ladeinfrastruktur geht.<br />
„Die Empfehlung für das passende Modell, die Prüfung<br />
der baulichen und infrastrukturellen Möglichkeiten und<br />
nicht zuletzt auch die Beantragung von Fördermitteln<br />
sollte man dem Profi überlassen“, sagt Geschäftsführer<br />
Thomas Pöttgen.<br />
Wenn die Kalkulation steht, schauen Pöttgen und sein<br />
Team nach der profitabelsten Fördermöglichkeit. Der<br />
neue KFW-Kredit vom Bund, der seit dem 24. November<br />
beantragt werden kann, bezuschusst den Kauf, Einbau<br />
und Anschluss einer 11-Kilowatt-Wallbox mit 900 Euro.<br />
„Die Gesamtkosten müssen mindestens bei 901 Euro<br />
liegen, damit die Förderung gewährt wird. In den meisten<br />
Fällen ist ein Eigenanteil von 50 bis 100 Euro realistisch“,<br />
betont Pöttgen. Das Besondere an dem KFW-Kredit:<br />
Die Förderung ist nicht davon abhängig, ob jemand ein<br />
Elektroauto besitzt oder sich in Zukunft eines anschaffen<br />
möchte. „Das ist natürlich schon der Hammer. So<br />
eine Wallbox wertet ein Haus definitiv auf“, stellt er die<br />
Vorteile des KFW-Kredits heraus. Doch nicht für jeden<br />
Privathaushalt ist das die rentabelste Lösung. Bei höheren<br />
Gesamtkosten rät der Experte zu der Landesförderung.<br />
Diese garantiert eine Erstattung von 60 Prozent. In jedem<br />
Fall empfiehlt der Berater privaten Haushalten, diese<br />
Chancen zu nutzen: „Wer jetzt eine Ladesäule anschafft,<br />
der ist für die Zukunft gerüstet.“ ■<br />
KFW- und Landesförderung im Vergleich<br />
Arnsberg/Meschede<br />
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Tel. 02903 96990 20<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 39
Elektrische Beleuchtung in einer Arbeiterwohnung, 1913 Elektrisches Bügeln, 1912 Elektrifizierte Küche, 1913<br />
Kohle im Bügeleisen und Wasser im Ofen<br />
Geschichte des Stroms in den Privathaushalten<br />
Christel Zidi<br />
Historisches Konzernarchiv RWE<br />
Der elektrische Strom beschert uns ein komfortables<br />
Leben. Der erste Gang am Morgen: zum<br />
Lichtschalter. Eine schöne, warme Dusche, der<br />
erste Kaffee des Tages kommt aus dem Kaffeevollautomaten.<br />
Schnell noch die frisch gewaschene Hose gebügelt...<br />
Vor hundert Jahren sah die Welt noch völlig anders aus.<br />
Elektrisches Licht in den Straßen<br />
Zwar wurde bereits 1893 erstmals elektrischer Strom im<br />
Sauerland erzeugt, bis das elektrische Licht aber auch in den<br />
Privathaushalten Einzug hielt, war es noch ein langer Weg –<br />
zumindest für die weniger betuchten Zeitgenossen.<br />
Ab den 1940er Jahren war ganz Deutschland an das Stromnetz<br />
angeschlossen, die Strompreise sanken und waren dadurch<br />
auch für Otto Normalverbraucher bezahlbar.<br />
Der Siegeszug der elektrischen Geräte im Haushalt<br />
Ebenso wie die elektrischen Haushaltsgeräte, die sich nun nicht<br />
mehr nur die Familien aus der höheren Gesellschaftsschicht<br />
leisten konnten. Die bis dahin körperlich hart arbeitenden<br />
Frauen aus der Mittelschicht konnten langsam aufatmen. Die<br />
neuen Elektrogeräte verschafften ihnen immense Erleichterungen<br />
bei der Verrichtung ihrer “hausfraulichen Pflichten”.<br />
Kurz nach der Jahrhundertwende kamen die ersten elektrisch<br />
angetriebenen Waschmaschinen auf den Markt, die in vielen<br />
Haushalten die Rubbelei auf dem Metall- bzw. Holzwaschbrett<br />
und das Stampfen im Waschkessel weitestgehend überflüssig<br />
machten. Vollautomatische Waschmaschinen gab es in<br />
Deutschland ab 1951 zu kaufen.<br />
Noch unsere Großmütter standen vor dem Holz- und Kohleherd,<br />
auf dem nicht nur gekocht wurde, sondern der gleichzeitig<br />
die Wohnung beheizte. Anders als der Gasherd, den<br />
es bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts gab. Elektroherde<br />
etablierten sich erst nach dem zweiten Weltkrieg in Deutschland,<br />
obwohl der erste bereits 1893 auf der Weltausstellung in<br />
Chicago präsentiert wurde<br />
Bis 1926 bügelten die Frauen (denn die waren es ja überwiegend)<br />
mit dem Plätteisen, das mit Holzkohle oder Brikett<br />
40 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020
Elektrifizierte Küche, um 1910 Elektrischer Koch- und Backherd, um 1930<br />
Wir verbessern<br />
Arbeitsplätze und sorgen<br />
für glücklichere Mitarbeiter<br />
in Industrie und Handwerk!<br />
gefüllt wurde. Einige besaßen auch Gasbügeleisen oder solche, die mit einem<br />
Spiritusbrenner befeuert wurden.<br />
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Der Amerikaner Hoover bracht 1916 den ersten Handstaubsauger auf den Markt,<br />
der die folgenden zwei Jahrzehnte Standard war. Der Teppichklopfer wurde ab<br />
diesem Zeitpunkt nur noch gelegentlich aus der Abstellkammer geholt.<br />
Das für uns heute so selbstverständliche, warme Wasser aus der Leitung ließ noch<br />
länger auf sich warten. Wer nicht ganz so abgehärtet war, musste z. B. das Badewasser<br />
zunächst im Badeofen oder auf dem Herd erhitzen. Erst in den 1960er-<br />
Jahren kamen Durchlauferhitzer auf.<br />
Insgesamt bescherte der elektrische Strom den Menschen im privaten Bereich<br />
enorme Erleichterungen und große Zeitersparnisse. Die Zeitersparnisse machten<br />
es vielen Frauen möglich, einem Beruf nachzugehen. Auch die Schichtarbeit<br />
in Produktionsbetrieben nahm spätestens seit der Einführung des elektrischen<br />
Lichts an Fahrt auf. Einige Berufe blieben ganz auf der Strecke, wie der der<br />
Nachtwächter Brambrink und Dohle, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts auch<br />
das elektrische Licht der <strong>Brilon</strong>er Straßenlaternen noch an- und ausschalteten. ■<br />
Nie wieder Schmerzen –<br />
immer sofort die richtige Arbeitshöhe!<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 41
Liebe, eine Art<br />
Elektrizität<br />
Heinrich Heine in „Reisebilder“<br />
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FÜR PRIVAT- UND<br />
GEWERBEKUNDEN<br />
„W<br />
as Prügel sind, das weiß man schon;<br />
was aber die Liebe ist, das hat noch<br />
keiner herausgebracht. Einige Naturphilosophen<br />
haben behauptet, es sei eine Art Elektrizität.<br />
Das ist möglich; denn im Momente des Verliebens ist uns<br />
zumute, als habe ein elektrischer Strahl aus dem Auge<br />
der Geliebten plötzlich in unser Herz eingeschlagen.<br />
BEI UNS ERHALTEN SIE UMFASSENDEN SERVICE – SCHNELL UND ZUVERLÄSSIG!<br />
SauerlandVolt bietet intelligente Photovoltaikanlagen und Speichersysteme von der Planung bis zur kompletten<br />
Montage sowohl für Privat- als auch für Gewerbekunden an. Hier arbeiten wir mit namhaften Lieferanten zusammen.<br />
Die komplette Abwicklung und Montage wird mit eigenen Mitarbeitern und langjährigen Partnerfirmen vor Ort umgesetzt.<br />
So haben Sie den Vorteil, dass Sie immer einen Ansprechpartner in Ihrer Nähe haben.<br />
Als unabhängiges Unternehmen arbeiten wir nur mit Produktanbietern zusammen, die Ihren und somit auch unseren Ansprüchen<br />
in Leistung und Sicherheit gerecht werden.<br />
Weiterhin sind wir ständig auf der Suche nach Freiflächen (ab 5ha) und Dachflächen (ab 600qm) zur Pacht!<br />
PHOTOVOLTAIK SYSTEME<br />
FÜR PRIVAT- UND GEWERBEKUNDEN<br />
Auf´m Brinke 18 · 59872 Meschede<br />
Telefon: 0291 3219800 · E-Mail: info@sauerlandvolt.de<br />
www.sauerlandvolt.de<br />
Ach! Diese Blitze sind die verderblichsten, und wer gegen<br />
diese einen Ableiter erfindet, den will ich höher achten als<br />
Franklin. Gäbe es doch kleine Blitzableiter, die man auf dem<br />
Herzen tragen könnte und woran eine Wetterstange wäre,<br />
die das schreckliche Feuer anderswohin zu leiten vermöchte!<br />
Ich fürchte aber, dem kleinen Amor kann man seine Pfeile<br />
nicht so leicht rauben wie dem Jupiter seinen Blitz und den<br />
Tyrannen ihr Zepter. Außerdem wirkt nicht jede Liebe blitzartig;<br />
manchmal lauert sie, wie eine Schlange unter Rosen,<br />
und erspäht die erste Herzenslücke, um hineinzuschlüpfen;<br />
manchmal ist es nur ein Wort, ein Blick, die Erzählung<br />
einer unscheinbaren Handlung, was wie ein lichtes Samenkorn<br />
in unser Herz fällt, eine ganze <strong>Winter</strong>zeit ruhig darin<br />
liegt, bis der Frühling kommt und das kleine Samenkorn<br />
aufschießt zu einer flammenden Blume, deren Duft den<br />
Kopf betäubt“. ■<br />
42 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020
Wer versorgt die Sauerländer<br />
mit Strom?<br />
Christel Zidi<br />
Die Zuständigkeit der Stromverbreitung ist im<br />
<strong>WOLL</strong>-Verbreitungsgebiet nicht ganz einheitlich<br />
geregelt. Wer in welchen Städten und Gemeinden<br />
Übertragungsnetzbetreiber, oder Grundversorger ist, erfahren<br />
Sie hier.<br />
Übertragungsnetzbetreiber sorgen für den störungsfreien,<br />
überregionalen Stromaustausch. Dafür, dass Erzeugung<br />
und Verbrauch des Stroms sich jederzeit im Gleichgewicht<br />
befinden und die Systemstabilität sichergestellt ist.<br />
Deutschlandweit gibt es vier Übertragungsnetzbetreiber.<br />
Im Hochsauerlandkreis und in Möhnesee, Rüthen und<br />
Warstein ist Amprion zuständig, in <strong>Willingen</strong> und <strong>Diemelsee</strong><br />
Tennenet TSO. Daneben gibt es deutschlandweit noch<br />
die Betreiber 50Hertz Transmission und TransnetBW.<br />
Strom-Netzbetreiber sind für den Aufbau, den Ausbau<br />
und die Erhaltung der Strom- und Gastnetze in einem<br />
bestimmten Gebiet zuständig. Im Hochsauerlandkreis und<br />
in Möhnesee, Rüthen, Warstein ist das die Westnetz, einer<br />
100-prozentigen Tochter der Westenergie AG. Nur <strong>Marsberg</strong><br />
bildet eine Ausnahme; hier ist die „Westfalen Weser<br />
Netz“ Betreiber. In <strong>Diemelsee</strong> und <strong>Willingen</strong> ist das die<br />
„Energie Waldeck-Frankenberg“.<br />
Grundversorger ist das Energieversorgungsunternehmen,<br />
das vor Ort die meisten Haushaltskunden mit Strom beliefert.<br />
Auf der Karte unten ist zu sehen, wie die Verteilung der<br />
Grundversorger in unserem Verbreitungsgebiet aussieht. ■<br />
Strom-Grundversorger im Sauerland<br />
Ense<br />
Rüthen<br />
Möhnesee<br />
Arnsberg<br />
Warstein<br />
<strong>Brilon</strong><br />
<strong>Marsberg</strong><br />
Bestwig<br />
<strong>Diemelsee</strong><br />
Meschede<br />
Olsberg<br />
<strong>Willingen</strong><br />
Sundern<br />
Eslohe<br />
<strong>Winter</strong>berg<br />
Medebach<br />
Schmallenberg<br />
Hallenberg<br />
Grafik: Werbeagentur netzpepper<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 43
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Smarte Konzepte -<br />
smarte Lösungen<br />
<strong>Brilon</strong>er Unternehmen CAB e-design<br />
bietet industrielle Elektrotechnik<br />
aus einer Hand<br />
Britta Melgert<br />
Jürgen Eckert<br />
Christopher Stimpel<br />
Stellen Sie sich einmal vor, Sie wären der Inhaber<br />
eines Betriebes. Vielleicht handelt es sich um ein<br />
traditionsreiches Familienunternehmen; vielleicht<br />
haben Sie es aber auch vor Jahren selbst gegründet und<br />
zu dem gemacht, was es heute ist. Sie und Ihre Mitarbeiter<br />
sind unglaublich gut bei dem, was Sie tun, und<br />
Sie verfolgen Ihr Ziel mit voller Konzentration auf das<br />
Wesentliche. Aber die Zeiten haben sich geändert. Es<br />
geht inzwischen um so viel mehr als nur um das eigentliche<br />
Business. Überall lauern Fallstricke und Gefahren.<br />
Es muss ja nicht zwingend der befürchtete Blackout<br />
eintreten. Allein schon die gesetzlichen Auflagen und<br />
Normen, die erfüllt werden müssen, IT-Sicherheit, immer<br />
komplexer werdende Maschinen, Geschäftspartner,<br />
die von Ihrem Unternehmen den Grünen Fingerabdruck<br />
erwarten … wer kann das schon alles sicherstellen?<br />
„Solche Herausforderungen sind in Betrieben heute an der<br />
Tagesordnung“, weiß Christopher Stimpel, Geschäftsführer<br />
des <strong>Brilon</strong>er Unternehmens CAB e-design. „Oft wird viel<br />
Geld für Maschinen und Anlagen ausgegeben, aber über<br />
die Sicherung und Wartung der Steuerungen, wie sie im<br />
EDV-Bereich selbstverständlich sind, wird nicht ausreichend<br />
nachgedacht. Bei der Konzentration auf die eigene Kernkompetenz<br />
werden diese Dinge als nicht so eilig angesehen<br />
und verschoben auf irgendwann später, wenn mehr Zeit ist.<br />
Und richtig: Mehr Zeit kommt eigentlich nie! Zunächst<br />
geht das gut, aber irgendwann kann man die Augen davor<br />
nicht mehr verschließen – man benötigt Hilfe!“<br />
Gute Entscheidung für die<br />
Spezialisten mit Knowhow<br />
Genau hier kommt CAB e-design ins Spiel. Wo die betriebsinternen<br />
Kompetenzen nicht mehr ausreichen, es sich<br />
aber nicht rechnet, Personal für diese Aufgaben einzustellen<br />
bzw. zu qualifizieren, übernehmen die <strong>Brilon</strong>er Spezialisten.<br />
„Egal, ob im Gesamten oder in Teilbereichen eines Betriebes<br />
– CAB e-design ist der kompetente Ansprechpartner für<br />
die Entwicklung und Installation von elektrischen Anlagen,<br />
aber auch bei allen Fragen zu Energiesystemen, steuerungstechnischen<br />
Komponenten und Infrastruktur von industrieller<br />
Datenkommunikation. Unser Knowhow kommt unseren<br />
Auftraggebern zugute“, verspricht Stimpel.<br />
Der Sprung in die Selbstständigkeit<br />
Christopher Stimpel war lange Zeit als Elektro-Montageleiter<br />
für das <strong>Brilon</strong>er Unternehmen Egger im In- und Ausland<br />
tätig. Er ist sich sicher: „Meine gute Ausbildung, viel<br />
44 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020
mmunikation. Infrastruktur.<br />
nik wirtschaftlich,<br />
ukunftsweisend<br />
Der Geschäftsführer mit seinen Mitarbeitern<br />
Berufserfahrung, umfangreiche Weiterbildung und ganz viel<br />
Wissbegierigkeit bildeten die Basis für meine Entscheidung<br />
Zukunft zur Selbstständigkeit.“ gestalten Im angesagt.<br />
Jahr 2017 war dann soweit,<br />
zunächst mit einem kleinen Mitarbeiterstamm. „Alle meine<br />
Was wir Leute für Sie sind tun entweder können? in der Finden Industrie wir großgeworden gern heraus. oder<br />
bringen ihre Fähigkeiten vom Technikstudium mit“, erklärt<br />
Buchen Sie unseren kostenlosen Technologiecheck.<br />
Stimpel. „Und wir wachsen weiter, schaffen neue Arbeitsplätze<br />
und bilden sehr engagiert<br />
Gleich jetzt!<br />
aus.“<br />
Engagement für den Nachwuchs und die Kunden<br />
Verantwortung für den Nachwuchs – die übernimmt der<br />
Firmenchef nicht nur im eigenen Betrieb, sondern gibt<br />
sein Wissen auch als Dozent bei der Handwerkskammer<br />
Südwestfalen an Meisterschüler der Elektrotechnik weiter;<br />
ein Engagement, das er in gleicher Weise in jedes einzelne<br />
Kundenprojekt steckt. Bei CAB e-design ist der Chef<br />
selbst „dabei“ und für seine Auftraggeber ein verfügbarer<br />
Ansprechpartner. „Unser Angebot zeichnet sich nicht zuletzt<br />
auch dadurch aus, dass smarte Lösungen, von der Erstellung<br />
des Konzepts bis zur Übergabe, aus einer Hand angeboten<br />
werden. Energie- und Automatisierungstechnik, EDV,<br />
Maschinensteuerung, Schaltschränke, industrielle Netzwerke,<br />
optimale Stromversorgung am Standort, Gebäudemanagement<br />
usw. Ich kenne keinen Mitbewerber hier in<br />
concepts<br />
automation<br />
building<br />
technologies<br />
der Region, der ein ähnlich umfangreiches Leistungspaket<br />
anbietet“, so Stimpel.<br />
Blick zurück und nach vorn<br />
Vier Jahre alt ist das <strong>Brilon</strong>er Unternehmen inzwischen.<br />
„Das erste Geschäftsjahr war definitiv turbulent“, erinnert<br />
sich Christopher Stimpel. „Aber seitdem lief es von Jahr zu<br />
Jahr runder. Wir haben nun einen Punkt erreicht, an dem<br />
man deutlich spürt, dass sich sowohl der Bekanntheitsgrad<br />
als auch das Vertrauen der Kunden auf einem hohen Level<br />
eingependelt haben. Das gibt Mut für die nächsten Jahre und<br />
dafür wünsche ich mir weitere qualifizierte Mitarbeiter sowie<br />
Auszubildende. Es gibt viel zu tun bei CAB e-design!“ ■<br />
CAB e-design GmbH & Co. KG<br />
Papestraße 19<br />
59929 <strong>Brilon</strong><br />
Tel.: +49 (2961) 911030-0<br />
Fax: +49 (2961) 911030-9<br />
info@cab-edesign.de<br />
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Grafik, Design und Text: www.werbeagentur-netzpepper.de Bildnachweise: Shutterstock 255141511_ronstik, 370043891_Roman Zaiets,<br />
495353839_Moon Light PhotoStudio, 518160529_spainter_vfx, 605472758_Jenson, 606840716_whiteMocca, 47070460_Pand P Studio,<br />
708060073_tonton, 782845411_Gorodenkoff, 1009873033_guruXOX, 1119927341_PopTika, 1160096404_elenabsl und Eigenfoto<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 45
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Im Westen was Neues!<br />
Advertorial<br />
Die Kommunalen Ansprechpartner vor Ort:<br />
Johannes Kobeloer (li.) für die Kommunen Sundern, Arnsberg, Möhnesee, Warstein, Ense, Rüthen und<br />
Stefan Lange (re.) für die Regionen Eslohe und Schmallenberg.<br />
Nach der Transaktion von RWE und E.ON sind die Geschäfte<br />
der innogy zwischen den beiden Partnern aufgeteilt<br />
worden. Die Westenergie AG ist aus dem Netzbereich<br />
der innogy entstanden. Sie ist eine 100-prozentige<br />
E.ON-Tochter und vereint alle Aktivitäten des Konzerns<br />
in den Feldern Kommunen, Konzessionen und Netzkooperationen<br />
in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und<br />
Niedersachsen. Mit seinen rund 10.000 Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern ist das Unternehmen der führende Energiedienstleister<br />
und Infrastrukturanbieter in Deutschland.<br />
Schwerpunkt des Geschäfts sind die mehr als 1.500 kommunalen<br />
Partnerschaften zur Versorgung der Menschen<br />
mit Energie sowie die 130 Beteiligungen an Stadtwerken<br />
und Netzgesellschaften.<br />
Zur Westenergie gehören zudem die Westenergie Metering,<br />
die Westenergie Breitband und die Westenergie Netzservice.<br />
Eine weitere 100-prozentige Tochtergesellschaft ist die<br />
Westnetz GmbH.<br />
Die Westnetz GmbH mit Sitz in Dortmund ist der Verteilnetzbetreiber<br />
für Strom und Gas im Westen Deutschlands.<br />
Westnetz betreibt mit 5.100 Mitarbeitern eine Vielzahl<br />
von Netzen unterschiedlicher Eigentümer im Westen<br />
Deutschlands. Sie ist ein unabhängiger Verteilnetzbetreiber<br />
und stellt die Gas- und Stromnetze allen Marktteilnehmern<br />
diskriminierungsfrei zur Verfügung. Innerhalb der<br />
Westenergie AG verantwortet Westnetz im regulierten<br />
Bereich Planung, Bau, Instandhaltung und Betrieb von<br />
180.000 Kilometern Stromnetz und 24.000 Kilometern<br />
Gasnetz. Westnetz unterstützt die Energiewende in<br />
Deutschland mit zukunftsorientiertem Aus- und Umbau<br />
der Netze sowie zahlreichen Innovationsprojekten.<br />
46 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 161
Ein Lernort für kleine Tüftler<br />
Daniela Weber<br />
Das F.Lux Schülerforschungslabor in Neheim<br />
macht die Welt des Lichts erlebbar<br />
H<br />
istorische Leuchten bewundern oder moderne<br />
Taschenlampen im 3D-Drucker produzieren<br />
– im F.Lux, dem Schülerforschungslabor für<br />
Licht und Beleuchtung, in Neheim kommen Wissenshungrige<br />
und Tüftler gleichermaßen auf ihre Kosten. Der<br />
außerschulische Lernort, der eine interaktive Ausstellung,<br />
den Erlebnisraum, mit einem Schülerforschungslabor<br />
verbindet, soll bei Schülern das Interesse an Naturwissenschaften<br />
wecken und für die Leuchtenindustrie vor Ort<br />
potentiellen Nachwuchs generieren.<br />
Ob ein Zeitstrahl, der die Geschichte des „Lichtmachens“<br />
zeigt, Exponate von historischen Leuchten oder Fotos, die die<br />
Veränderung des natürlichen Lichts zu verschiedenen Tageszeiten<br />
abbilden – der Erlebnisraum informiert alle kleinen<br />
und großen Einsteins über die Geschichte, Gegenwart und<br />
Zukunft des „Lichtmachens“.<br />
Im Erlebnisraum des F.Lux<br />
Ganzheitliches Kulturgut<br />
„Licht hat eine sehr spannende Geschichte und ist nicht nur<br />
ein technisches Kulturgut, sondern ein ganzheitliches Kulturgut“,<br />
betont Dennis Köhler, Geschäftsführer des Lichtforums<br />
NRW, einer der Mitbegründer des F.Lux. Ähnlich wie in<br />
einem interaktiven und multimedialen Museum erhalten die<br />
Besucher ergänzende Audio- und Textdateien zu den Infotafeln<br />
und Ausstellungsstücken via QR-Codes und AR-Marker.<br />
Dafür ist eine App notwendig. „Die App zeigt auch Sachen,<br />
die sich nicht in der Ausstellung befinden, sondern nur im<br />
virtuellen Raum vorhanden sind, so etwa Lampen, die wir<br />
nicht als Exponate erhalten haben.“<br />
Im Schülerforschungslabor haben Kids die Gelegenheit, zu<br />
forschen und zu bauen. Die selbst kreierten Leuchtmittel<br />
kommen frisch aus dem 3D-Drucker. Für dieses Erlebnis bietet<br />
das F.Lux Schulen und Bildungseinrichtungen Kurse an,<br />
die mit Fördermitteln oder auch sogenannten F.Lux-Gutscheinen<br />
finanziert werden. Die Idee dahinter: Unternehmen<br />
aus Industrie und Wirtschaft sponsern diese Gutscheine, so<br />
dass für die Schulen keine Kosten entstehen. ■<br />
Staatssekretär Klaus Kaiser, Bürgermeister Ralf Paul Bittner, Dennis Köhler<br />
(Lichtforum NRW) und Regierungspräsident Hans-Josef Vogel bei der Eröffnung<br />
DAs „F.Lux.Mi“ erkennt mithilfe einer Kamera<br />
die Bewegung von Menschen und ahmt diese durch LEDs nach.<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 47<br />
Das richtige Licht lässt Lebensmittel appetitlicher und frischer aussehen.
Ständig unter Strom:<br />
Der Mensch<br />
Christel Zidi<br />
Elektrische Nervenimpulse kontrollieren jede<br />
Funktion unseres Körpers. Bei jedem Herzschlag,<br />
bei jeder Bewegung, bei jedem Gedanken spielen<br />
elektrische und elektromagnetische Felder die Hauptrolle.<br />
Bei einem gesunden Menschen fließen dabei Gleichstrom-<br />
Mikroströme von 60 bis 70 Mikroampere*. Zum Vergleich:<br />
Schaltet man den 2000-Watt-Fön an, so fließen circa 8.7<br />
Ampere durch die Steckdose.<br />
Lauter kleine Leuchten<br />
Es gibt viele Menschen, von denen man sagt, dass sie keine<br />
großen Leuchten sind. Genau genommen könnte man das<br />
von allen Menschen behaupten. Das ist sogar wissenschaftlich<br />
erwiesen und zwar von dem Physiker Fritz-Albert Popp.<br />
Ihm gelang 1975 der experimentelle Nachweis der Biophotonen.<br />
Damit gemeint ist das Licht, das jede lebendige Substanz<br />
von sich gibt, ein Licht mit Wellenlängen zwischen<br />
200 und 800 Nanometer. Um das zu sehen, benötigte man<br />
allerdings ein Sichtgerät, das flackerndes Kerzenlicht noch<br />
in einer Entfernung von 20 Kilometern erkennt. Riesenglühwürmchen<br />
sind wir Menschen deshalb jedoch nicht,<br />
denn die Leuchtstoffe, die diese Lebewesen in sich tragen,<br />
sind chemischer Art.<br />
Wie kommt der Strom in die Körperzelle?<br />
Jede Zelle unseres Körpers ist negativ geladen, wie eine Art<br />
Batterie. Die Spannung darin entsteht durch ein Konzentrationsgefälle<br />
der verschiedenen Ionen*. Durch dieses elektrochemische<br />
Gefälle werden Nährstoffe und Stoffwechselprodukte<br />
aufgenommen. Ist eine Zelle im Ruhezustand, enthält<br />
sie in ihrem Innern elektrisch geladene Kalium-Atome, an<br />
der Zellenwand befinden sich geladene Natrium-Atome.<br />
Bei Erregung der Zelle, wechseln die Atome ihre Ladungen,<br />
dadurch verändert sich die elektrische Spannung. Die<br />
Ionen, die positiv geladene Teilchen, sorgen also dafür,<br />
dass Strom fließt. Auf ihrer Reise durch den Körper nutzen<br />
Natrium-, Kalium- oder Chlorid-Ionen unsere Körperflüssigkeiten.<br />
Neuronen leiten Strom<br />
Um sich untereinander zu verständigen, benutzen unsere<br />
Nervenzellen chemische Botenstoffe, aber auch Nervenim-<br />
48 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020
pulse, elektrische Signale, die sich entlang der langen Nervenfaser<br />
(Axon) bis zur Synapse fortsetzen. Dann erfolgt die<br />
Informationsübertragung über die Synapse zur Empfängernervenzelle<br />
(Neuron).<br />
1976 entwickelten Forscher eine Technik, mit der sich zum<br />
ersten Mal der Strom messen ließ, der durch einen Ionenkanal<br />
fließt („Patch-Clamp-Technik“). Ionenkanäle spielen<br />
eine universelle Rolle. Sie vermitteln nicht nur die elektrische<br />
Aktivität von Nerven- und Muskelzellen, sondern<br />
übersetzen auch physikalische oder chemische Sinnesreize<br />
in neuronale Signale.<br />
SAUBER<br />
GELD VERDIENEN!<br />
REINIGUNG VON<br />
PHOTOVOLTAIKANLAGEN<br />
Das schlagende Herz<br />
Ab der 10. Schwangerschaftswoche lassen sich im Mutterleib<br />
Herzaktionen erkennen. Ausgelöst vom sog. Reizbildungssystem<br />
erfolgt die Zündung des „Herzmotors“.<br />
Dieses System (Sinusknoten) besteht aus Zellen, die sich in<br />
der Wand des rechten Vorhofs befinden. Der Sinusknoten<br />
ist sozusagen der „Schrittmacher” des Herzens, gibt vor,<br />
wie häufig das Herz pro Minute schlägt. Jedes Mal entsteht<br />
dabei ein elektrischer Strom. Das Herz zieht sich durch die<br />
elektrische Erregung zusammen und kann so das Blut in<br />
den Körper pumpen.<br />
„Drahtige“ Sportler<br />
Auch die Steuerung unserer Muskeln geschieht durch<br />
elektrische Signale. Kein Wunder, dass gerade Menschen,<br />
die besonders viel Sport treiben, als „drahtig“ beschrieben<br />
werden, ihre „Drähte“, ihre elektrischen Leitungsbahnen,<br />
sind besonders aktiv. Bei Muskel-Beschwerden muss<br />
manch mal allerdings nachgeholfen werden. Das geschieht<br />
z. B. durch Reizstrom bei Schmerzbehandlungen, zur<br />
Durchblutungsförderung und Muskelkräftigung.<br />
Ihr Partner für…<br />
• Solaranlagenreinigung<br />
• Elektroinstallationen<br />
• Fachbetrieb für regenerative Energien<br />
• Photovoltaikinstallation und Service<br />
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Für uns Menschen ist es also enorm wichtig, stets alle<br />
Körperzellen in Bewegung zu halten, damit der Strom<br />
fließen kann. Den besonders quirligen und hyperaktiven<br />
unter unseren Zeitgenossen sagt man nach, dass sie „unter<br />
Strom“ stehen. Spätestens seit der Stromfluss wissenschaftlich<br />
- bei allen Menschen - nachweisbar ist, sollte man bei<br />
ihnen vielleicht eher von Starkstrom sprechen.<br />
*Ion= geladenes Atom oder Molekül ■<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 49
Blitzableiter versus Donnerkeil<br />
Von elektrischen Götterströmen und Voltladungen<br />
Christel Zidi<br />
Im<br />
Norden Europas war<br />
Donar, bei den Germane<br />
Thor für Blitz und<br />
Donner verantwortlich. Bei den Römern<br />
feuerte Jupiter höchstpersönlich<br />
Blitze. War der griechische Göttervater<br />
Zeus verärgert, schleuderte auch<br />
er Blitze auf die Erde. Sie alle hatten<br />
den Donnerkeil in der Hand und waren<br />
damit Herr über die Blitze und<br />
den anschließenden Donner.<br />
Die Ära dieser Gottheiten endete<br />
spätestens dann, als die Menschen<br />
herausfanden, wie und wann Blitze<br />
tatsächlich entstehen. Und zwar dann,<br />
wenn warme, feuchte Luftmassen zusammenkommen<br />
und aufsteigen. Kondensiert<br />
der Wasserdampf in der Luft,<br />
entwickelt sich zunächst eine Haufenwolke<br />
(Cumulus). Wenn die schwüle<br />
Luft weiter in die Höhe strömt, bilden<br />
sich Gewitterwolken. Haufenwolken<br />
mit einem ambossförmigen Dach, das<br />
aus kleinen Eiskristallen besteht. Im<br />
Inneren laden sich die Eiskristalle im<br />
oberen Teil der Wolke positiv auf, die<br />
Wassertröpfchen im unteren Teil negativ.<br />
Diese Spannung wächst an - bis<br />
die Ladung mehrere hundert Millionen<br />
Volt beträgt. Beim Überschreiten einer<br />
kritischen Schwelle von 170.000 Volt<br />
pro Meter kommt es zu einem riesigen<br />
Kurzschluss, dem Blitz.<br />
Seit 1752 kann uns der Zorn der Gewittergötter<br />
endgültig egal sein. Denn<br />
Benjamin Franklin, einer der Gründerväter<br />
der USA, erfand den Blitzableiter.<br />
Und der funktioniert so: Ein Blitzableiter<br />
besteht aus Metall mit einer hohen<br />
Leitfähigkeit, z. B. Kupfer. Da Blitze<br />
immer an den höchsten Punkten eines<br />
Gebäudes einschlagen, wird er ebenda<br />
angebracht. Hat der Blitzableiter einen<br />
Blitz abgefangen, wird er der Blitz<br />
durch Fangleitungen vorbei in die Erde<br />
geleitet, wo sich Platten oder ein Kupfernetz<br />
befindet. Häuser neben Metallmasten<br />
oder höheren Gebäuden haben<br />
oft keinen Blitzableiter, weil das Risiko<br />
des Blitzeinschlags relativ gering ist.<br />
Gefährlich sind starke Blitze aber trotz<br />
Blitzableiter noch. Sie können Überspannungen<br />
durch ebenfalls geerdete<br />
Leitungen verursachen und Elektrogeräte<br />
zerstören. Deshalb wird auch<br />
weiter empfohlen, bei starken Gewittern<br />
den Stecker zu ziehen. ■<br />
50 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020
DAS UMSPANNWERK BRILON – DEMNÄCHST NOCH<br />
AUFNAHME FÄHIGER FÜR REGENERATIVE ENERGIE<br />
Christel Zidi<br />
Dirk Bannenberg<br />
Das Umspannwerk am Ostring in <strong>Brilon</strong> ist bald<br />
noch leistungsfähiger. Aktuell wird es erweitert<br />
und sehr komplex während des laufenden Betriebs<br />
umgebaut.<br />
Man kann dabei schon von einem Neubau sprechen.<br />
Die Fertigstellung des mit 6,5 Millionen Euro veranschlagten<br />
Baus soll 2022 erfolgen.„In dem bisherigen<br />
Umspannwerk waren zwei Trafos vorhanden. In der<br />
neuen 110-kV-Sammelnschienenanlage werden drei<br />
Trafos verbaut“, berichtete uns Julia Snelinski, Pressesprecherin<br />
der Westnetz in Arnsberg, „Durch den intensiven<br />
und modernen Ausbau kann so eine höhere Stromverfügbarkeit<br />
und Versorgungssicherheit gewährleistet<br />
werden, da zwischen den einzelnen Trafos unterschiedlich<br />
umgeschaltet werden kann.“ Und weiter erklärt sie:<br />
„Zusätzlich kann durch diese mo derne Technik zukünftig<br />
noch mehr regenerative Energie in das 110kV Netz<br />
aufgenommen werden.“<br />
Was geschieht eigentlich in einem Umspannwerk?<br />
Bevor der Strom von den Erzeugern, von großen Kraftwerken<br />
aber auch von Photovoltaik-Anlagen – zu den<br />
Verbrauchern gelangt, muss er in Umspannwerken umgewandelt<br />
werden. Dieser Strom hat schon weite Strecken<br />
hinter sich, mit unterschiedlicher Spannung ist er dabei<br />
unterwegs. Bei größeren Entfernungen in Überlandleitungen<br />
mit einer hohen Spannung, um die Energieverluste<br />
während des Transports so gering wie möglich zu<br />
halten.<br />
In den Umspannwerken stehen Transformationen, die<br />
den Strom schrittweise von Höchstspannung auf Niederspannungsebene<br />
umwandeln und über Freileitungs- und<br />
Kabelnetze weiterleiten. Ein Trafo, der ca. 85 Tonnen<br />
wiegt, besteht aus zwei elektrisch voneinander isolierten<br />
Kupfer- oder Aluminiumdrahtspulen, die um einen<br />
Eisenkern gewickelt sind. Wenn der Strom ankommt und<br />
durch die erste Spule fließt, entsteht darin ein Magnetfeld,<br />
das dann in der zweiten Spule Strom mit geringerer<br />
Spannung erzeugt. ■<br />
Brillenmoden Schwiddessen<br />
Inh. Jörn Teuteberg<br />
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34431 <strong>Marsberg</strong><br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 51
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Florian Stuhldreier (Elektroniker) bei der Werksabnahme einer Transformatorenstation.<br />
„Wir arbeiten an der hoch spannenden<br />
Energieversorgung von morgen.“<br />
GEISE Elektrotechnik in <strong>Marsberg</strong><br />
Elektrizitätsverteilungs- und schalteinrichtungen<br />
von GEISE gewährleisten die sichere und zuverlässige<br />
Versorgung von Industrie- und Handelsunternehmen<br />
sowie sowohl Haushalten als auch Krankenhäusern<br />
mit Strom, insbesondere auch aus erneuerbaren<br />
Energien.<br />
Historie & Produkte<br />
„Mein Großvater hat das Wechselstromnetz in unserem<br />
Heimatort mit aufgebaut“, berichtet Nachfolger Andreas Geise<br />
nicht ganz ohne Stolz in der Stimme.<br />
Wilhelm Geise († 2013) hat den zuerst kleinen, lokal im<br />
Sauerland agierenden Elektroinstallationsbetrieb nach seiner<br />
Meisterprüfung im Jahr 1957 in Westheim gegründet. Nach<br />
der Umfirmierung mit gleichzeitigem Eintritt der Söhne,<br />
Matthias und Stefan, in die Geschäftsführung sowie Umzug<br />
ins Industriegebiet „Unterm Ohmberg“ in <strong>Marsberg</strong>, Mitte<br />
der 80er Jahre, hat man das Tätigkeitsfeld mehr und mehr<br />
von der Vor-Ort-Montage hin zur Herstellung von fabrikfertigen<br />
Elektroanlagen verlagert. So werden heute kompakte<br />
und begehbare Transformatorenstationen für die Anbindung<br />
von Photovoltaik- und Biogasanlagen sowie sowohl Industrie-<br />
und Handelsunternehmen als auch Ortsnetze auf Niederspannungsebene<br />
an Verteilnetze auf Mittelspannungsebene<br />
hergestellt und deutschlandweit geliefert. Mit den von ihnen<br />
ebenfalls gefertigten Niederspannungsschaltanlagen und Installationsverteilern<br />
ist GEISE nicht nur in Industrie und Handel,<br />
sondern auch in über 100 Kliniken allein in Nordrhein-<br />
Westfalen vertreten und hat sich damit einen Namen gemacht.<br />
Dabei wird zunehmend digitale Technik eingesetzt, um den<br />
Herausforderungen, welche die Energiewende an das Netz<br />
stellt, möglichst ohne teuren Leitungsausbau zu begegnen.<br />
Denn die für die Zukunft unseres Planeten unabdingbare<br />
Ausschöpfung von erneuerbaren Energien gefährdet leider aufgrund<br />
ihrer Volatilität, insbesondere von Sonne und Wind, die<br />
Stabilität unserer Stromversorgung.<br />
Mitarbeiter & Unternehmensphilisophie<br />
Der mittelständische Familienbetrieb beschäftigt heute 60<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. „Wenn unsere Anlagen<br />
nicht sicher und zuverlässig funktionieren, wird es schnell<br />
teuer und würde im schlimmsten Fall sogar Menschenleben<br />
kosten. Deshalb ist Sorgfalt für uns das höchste Gebot“, so<br />
52 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020
Abteilungsleiter Fertigung Niederspannungsschaltanlagen,<br />
Daniel Müller (Elektromeister), vor "seinem" Produkt.<br />
Matthias, Stefan und Andreas Geise planen den<br />
Neubau ihres Werks in Westheim.<br />
Andreas Geise. Aus diesem Grund werden nur Festangestellte<br />
und nahezu ausnahmslos Facharbeiter/-innen – Gesellen,<br />
Meister, Techniker und Ingenieure – unbefristet eingestellt.<br />
Die Rahmenbedingungen und das Betriebsklima stimmen.<br />
„Werte wie Verbundenheit, Verantwortung und Vertrauen<br />
sowie nachhaltiges, generationsübergreifendes Denken stehen<br />
bei uns als Familienunternehmen hoch im Kurs.“ Da in der<br />
recht tiefen Wertschöpfungskette auch die überwiegend eigens<br />
entwickelten Gehäuse der Produkte selbst hergestellt werden,<br />
finden sich unter den Beschäftigten nicht nur Elektroniker/-innen,<br />
sondern auch Metallbauer. Bei der Personalgewinnung ist<br />
die Ausbildung mit zur Zeit zehn Auszubildenden eine tragende<br />
Säule. Andreas Geise selbst hat Elektrotechnik studiert und<br />
mit dem Master abgeschlossen.<br />
„Es ist die wohl Spannendste, aber auch eine der anspruchsvollsten<br />
technischen Disziplinen.“ Seine Begeisterung und<br />
Leidenschaft für das Fach möchte er wie seine Kollegen gern<br />
auf andere übertragen. Die Mehrheit der Mitarbeiter hat<br />
ihre Ausbildung im Betrieb absolviert, viele davon halten seit<br />
Jahrzehnten die Treue. „Das Unternehmen sind vor allem die<br />
Mitarbeiter – ihnen ist ein maßgeblicher Teil unseres Erfolges<br />
zuzuschreiben.“<br />
Christopher Brinkmann (Elektromeister) und<br />
Marvin Tatay (Auszubildender) bei der Prüfung<br />
eines Niederspannungsgerüstverteilers.<br />
Werks-Neubau in Westheim<br />
Bei der elektrischen Energieversorgung handelt es sich um eine<br />
recht konventionelle Branche, welche durch die Energiewende<br />
beflügelt wird. Deshalb blickt Familie Geise positiv in die<br />
Zukunft und hält trotz der Corona-Pandemie an seinen Expansionsplänen<br />
fest. So soll im nächsten Jahr ein neues, noch<br />
moderneres Werk im Heimatort Westheim entstehen und im<br />
folgenden Jahr der komplette Betrieb verlagert werden. Mehr<br />
Informationen folgen unter: www.geise.de.<br />
Etwaige Bewerbungen nehmen wir gern auch per E-Mail<br />
unter karriere@geise.de entgegen. ■<br />
GEISE Elektrotechnik GmbH<br />
Unterm Ohmberg 18<br />
34431 <strong>Marsberg</strong><br />
Telefon: 02992 9734-0<br />
E-Mail: info@geise.de<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 53
Advertorial<br />
Dr. Christian Dresel<br />
Mit Querdenken zum Erfolg<br />
Dr. Christian Dresel, erfolgreicher Unternehmer mit Leib und Seele<br />
Petra Kleine<br />
Sabrinity<br />
„M<br />
an darf nicht nur den Grundmustern<br />
folgen, die man schon kennt“, ist sich Dr.<br />
Christian Dresel sicher. „Erst aus neuen<br />
Blickwinkeln betrachtet, ergeben sich neue Ideen.<br />
Das erfordert freies Denken und auch den Mut zur Niederlage.<br />
Diese Fähigkeit zum Querdenken gedeiht übrigens<br />
nur auf dem Boden einer intakten Familie. Es bedarf<br />
ferner einer Gesellschaft mit freiheitlicher Grundordnung<br />
und eines Bildungssystems, das von jung an zum Denken<br />
auffordert.“<br />
Der 54-jährige Familienvater Dr. Dresel ist Unternehmer mit<br />
Leib und Seele. Er ist Eigentümer der Firma Condensator<br />
Dominit, die mit rund 60 Mitarbeitern in <strong>Brilon</strong>-Wald einen<br />
Umsatz von rund 12 Millionen Euro pro Jahr erwirtschaftet.<br />
Entwickelt und produziert wird dort alles, was Energienetze<br />
stabilisiert. Exportiert wird es weltweit. Neben Europa<br />
sind China, Malaysia, Südafrika, die USA und Namibia die<br />
größten Märkte. Aber was ist denn so begehrt, dass es aus<br />
dem Sauerland importiert wird? Lösungen für Schwankungen<br />
in Energienetzen! Wenn mal Bruchteile von Sekunden die<br />
Spannung im öffentlichen Netz „flackert“ oder unterbrochen<br />
wird, ist das für Otto Normalverbraucher nicht schlimm. Wer<br />
aber eine komplexe Fertigungslinie hat, in der in kürzester Zeit<br />
große Mengen an Ware produziert werden, für den ist es fatal,<br />
wenn die vielen miteinander interagierenden Maschinen auch<br />
nur Millisekunden Stromschwankungen ausgesetzt sind und<br />
nicht mehr synchron arbeiten.<br />
54 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020
Lösungen statt Scherben<br />
Wenn beispielsweise zigtausend Flaschen Limonade pro Stunde<br />
abgefüllt werden, so schnell dass wir es mit bloßem Auge<br />
nicht mehr verfolgen können, dann folgt aus einer Millisekunden-Unterbrechung<br />
ein Chaos mit Maschinenstillstandzeiten,<br />
Reparaturen und oft auch vielen Scherben. Noch gravierender<br />
wird es, wenn bei einer Cognac-Abfüllanlage beispielsweise<br />
noch das Feuerrisiko hinzukommt. Wie schlimm aber wäre<br />
es erst beim komplexen Produktionsprozess auf einer Ölplattform?<br />
Zum Glück verhindern das in diesen und in vielen<br />
anderen Branchen die Produkte von Condensator Dominit.<br />
Überlegte der gebürtige Franke Dr. Dresel während seiner<br />
Grundschulzeit in der Nähe von Erlangen noch, ob er lieber<br />
Astronaut, U-Boot-Fahrer oder Indianerhäuptling werden sollte,<br />
so wurde ihm während seiner Gymnasialzeit schnell klar,<br />
dass er Physiker werden müsse. Mathematik und Physik machten<br />
ihm einfach zu viel Freude. Bildung betrachtet er noch<br />
heute als Schlüssel zum Erfolg, daher war ihm eine fachlich<br />
fundierte Ausbildung wichtig. Er studierte und promovierte<br />
in Bayern, sammelte jahrelang Erfahrung im In- und Ausland<br />
und beschloss schließlich, sich mit seinem Wissen und seinen<br />
Überzeugungen selbstständig zu machen.<br />
„Manchmal muss man es einfach machen“, dachte er sich, als<br />
er erfuhr, dass die Firma ABB Kondensatoren ihren Betrieb<br />
schließen wollte. Kurzerhand erwarb er das Unternehmen.<br />
Mit viel Fleiß, harter Arbeit, Spaß an der Sache und ganz viel<br />
richtigem Gespür baute er das Unternehmen aus. Dabei hatte<br />
er immer das Ziel, Probleme möglichst einfach und ökologisch<br />
zu lösen.<br />
Zuhören ist wichtig<br />
„Neben Kreativität und freiem Denken ist gutes Zuhören ganz<br />
wichtig. Viele Kunden formulieren ihre Wünsche, aber wenn<br />
kein Fachmann zuhört, werden aus diesen Wünschen keine<br />
Produkte“, erklärt er seinen Erfolg. Der Durchbruch vom<br />
Provinz- zum Weltspieler sei ihm mit einem speziellen Projekt<br />
gelungen: „Wir wurden vom VW-Konzern angesprochen,<br />
einen ganz besonderen Oberschwingungsfilter zu entwickeln“,<br />
erinnert sich Dr. Dresel. „Laut Lehrbuch geht das nicht. Aber<br />
schön wär’s, dachte ich mir. Wir werden den bauen!“<br />
Monatelang wurde mit dem ganzen Team getüftelt, bis es tatsächlich<br />
gelang, eine faszinierend einfache Lösung zu finden,<br />
die Netzstörungen ohne große Verluste filtert. Das Patent<br />
dazu wurde in Rekordzeit angemeldet, der Kunde reagierte<br />
zunächst ungläubig, war dann aber restlos begeistert. Tags<br />
darauf rief die VW-Niederlassung aus den USA an und wollte<br />
unbedingt auch sowas haben. Der Beginn einer Erfolgsgeschichte…<br />
■<br />
Ein Blick in die neue Produktionshalle<br />
am Essigturm in <strong>Brilon</strong>-Wald.<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 55
Anzeige<br />
Die <strong>Brilon</strong>er Stadtwerke<br />
Persönlich, ehrlich und regional<br />
Christel Zidi<br />
Jürgen Eckert<br />
Persönlich<br />
In einer Zeit, in der sich immer mehr<br />
Unternehmen beim Kundenkontakt von<br />
Callcentern vertreten lassen, setzen die<br />
<strong>Brilon</strong>er Stadtwerke auf den umgekehrten<br />
Weg. Im Verwaltungsgebäude in der<br />
Keffelker Straße bietet der Energie- und<br />
Wasserversorger ein Rund-um-Service-<br />
Paket durch die Konzentration aller<br />
Beratungen. „Als lokaler Energiedienstleister<br />
liegt uns die Nähe zu unseren<br />
Kunden besonders am Herzen. Durch<br />
unser Kundencenter haben wir die<br />
Möglichkeit den Kunden schnell und<br />
unkompliziert mit einer kompetenten<br />
Beratung zur Seite stehen“, so Katrin<br />
Elsholz aus der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit.<br />
Ehrlich<br />
Überraschend kommt ihre Aussage:<br />
„Wir zahlen keine Boni“. Keine Boni?<br />
„Wir wollen ehrlich zu unseren Kunden<br />
sein“, erklärt Katrin Elsholz. Viele Energieversorger<br />
versuchen Kunden durch<br />
preisgünstige Lockangebote und oft undurchsichtige<br />
Boni von einem Vertragswechsel<br />
zu überzeugen. Doch Anbieter<br />
mit Bonustarifen erwirtschaften hiermit<br />
in der Regel kein Geld oder fahren sogar<br />
Verluste ein, weshalb es für die Kunden<br />
oft schon kurz nach Vertragsbeginn<br />
zu erheblichen und häufig rechtlich<br />
fragwürdigen Preisanpassungen kommt.<br />
„Wir tun das nicht. Unsere Kunden<br />
erhalten preiswerte Strom- und Erdgas-Tarife<br />
zu fairen und transparenten<br />
Vertragsbedingungen und mit sicherer<br />
Preisgarantie.“<br />
Regional<br />
In der Region – für die Region! Die<br />
Stadtwerke sind der regionale Energieund<br />
Wasserversorger vor Ort, der die<br />
Menschen nicht nur mit Erdgas und<br />
100 % Öko-Strom versorgt, sondern<br />
auch mit Trinkwasser – und zwar für<br />
rund 26.000 Bürger im Raum <strong>Brilon</strong>.<br />
Außerdem kümmern sich die Stadtwerke<br />
um fachgerechte Entsorgung<br />
und Aufbereitung des Abwassers. Aber<br />
damit hört die Regionalität längst<br />
nicht auf. „Wir investieren laufend in<br />
unsere Versorgungsnetze, um diese fit<br />
für die Zukunft zu machen. Außerdem<br />
forcieren wir den Ausbau erneuerbarer<br />
Energien, vergeben Aufträge vor allem<br />
an heimische Unternehmen in der<br />
Region und sichern so Arbeitsplätze vor<br />
Ort. Zusätzlich unterstützen wir viele<br />
kulturelle und soziale Projekte in <strong>Brilon</strong><br />
und Umgebung und fördern das Vereinsleben<br />
in unserer Heimat.“ Die Stadtwerken<br />
bilden zudem junge Menschen<br />
in kaufmännischen und technischen<br />
Berufen aus.<br />
Photovoltaik:<br />
„Ihre Energiezukunft.“<br />
(Thomas Wegener)<br />
„Immer mehr Hausbesitzer und Gewerbetreibende<br />
setzen auf Photovoltaik,<br />
da einerseits die Kosten für die Anlagen<br />
sinken und sich andererseits durch neue<br />
Speichertechniken die Möglichkeiten<br />
der Eigennutzung verbessert haben“,<br />
erklärt Thomas Wegener. Moderne PV-<br />
56 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020
Anlagen haben eine lange Lebensdauer<br />
und sind einfach in der Bedienung. Solarstrom<br />
vom Dach, der direkt vor Ort<br />
verbraucht wird, ist zudem meist preiswerter<br />
als der Strom aus der Steckdose,<br />
die überschüssige Energie kann einfach<br />
in das Netz eingespeist werden.<br />
Auch die Stadtwerke <strong>Brilon</strong> bieten<br />
individuelle Photovoltaiklösungen für<br />
private Dächer an. „Mit einer Photovoltaikanlage<br />
werden Sie Ihr eigener Stromerzeuger<br />
und produzieren günstig und<br />
umweltfreundlich Strom für den eigenen<br />
Verbrauch“, so Thomas Wegener. „Mit<br />
dem Stadtwerke <strong>Brilon</strong> Rundum-Sorglos-Paket<br />
bieten wir unseren Kunden<br />
ihre eigene Photovoltaik-Anlage an - zukunftssicher,<br />
umweltfreundlich und zu<br />
langfristig stabilen Kosten!“<br />
Elektromobilität: “Mit individuellen<br />
Ladelösungen unterstützen<br />
wir beim Aufbau der eigenen<br />
E-Ladeinfrastruktur“<br />
(Steffen Vollmer)<br />
Bereits seit 2017 beschäftigten sich die<br />
Stadtwerke <strong>Brilon</strong> intensiv mit dem<br />
Thema Elektromobilität. „Wir haben<br />
den Fokus in diesem innovativen Geschäftsfeld<br />
auf insgesamt drei Standbeine<br />
gelegt“, erläutert Steffen Vollmer,<br />
der Kunden zu Fragen rund um die<br />
Elektromobilität berät. Die Stadtwerke<br />
betreiben vier öffentliche E-Ladestationen<br />
mit insgesamt acht Ladepunkten an<br />
zentralen Plätzen im Stadtgebiet <strong>Brilon</strong><br />
mit dem Ziel E-Fahrzeugbesitzern aus<br />
der Region eine flächendecke Möglichkeit<br />
anzubieten, das eigene E-Auto<br />
schnell und klimafreundlich unterwegs<br />
„tanken“ zu können.<br />
Um E-Fahrzeuge kostengünstig und<br />
ganz bequem auch von zu Hause aus zu<br />
laden, wurde die „<strong>Brilon</strong>er-Ladebox“ ins<br />
Leben gerufen. Diese kleine E-Tankstelle,<br />
eine sogenannte Wallbox, ist mit einer<br />
maximalen Ladeleistung von 11 kW wesentlich<br />
schneller und effizienter als das<br />
Aufladen über eine normale Haussteckdose.<br />
Hinzu kommt, dass aktuell auch<br />
Privatpersonen bei Anschaffung und<br />
Installation von Wallboxen von staatlicher<br />
Förderung profitieren können.<br />
„Mit dem Förderprogramm „progress<br />
NRW“ hat das Land NRW eine tolle<br />
Möglichkeit geschaffen, Privatleute und<br />
Unternehmen beim Ausbau der eigenen<br />
Ladeinfrastruktur zu fördern”, so Steffen<br />
Vollmer. „Auch hier unterstützten wir<br />
unsere Kunden bei allen Fragen.”<br />
Die Installation der „<strong>Brilon</strong>er-Ladebox”<br />
erfolgt regional, in enger Zusammenarbeit<br />
mit dem heimischen Elektrohandwerk.<br />
„Es freut uns sehr, dass das Interesse an<br />
E-Mobilität bei immer mehr heimischen<br />
Wirtschaftsbetrieben in Bezug auf den<br />
Ausbau des betriebseigenen Fuhrparks<br />
oder als Instrument zur Kunden- und<br />
Mitarbeiterbindung stetig zunimmt.<br />
Wir bieten unseren Gewerbe-Kunden<br />
ein „Rundum-Sorglos-Paket“ in Form<br />
von Planung, Konzeptionierung und<br />
Realisierung von individuellen Elektromobilitäts-Projekten.<br />
Auch hierzu<br />
werden umfangreiche Förderprogramme<br />
angeboten, zu denen wir gerne ausführlich<br />
Auskunft geben.“<br />
Welches Angebot zu welchem Nutzer<br />
passt, darüber informieren die Stadtwerke<br />
gerne in einem - persönlichen -<br />
Gespräch. ■<br />
Keffelker Str. 27<br />
59929 <strong>Brilon</strong><br />
02961 9886-0<br />
www.stadtwerke-brilon.de<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 57
Auf den Spuren von<br />
Geologie und Geschichte<br />
in <strong>Marsberg</strong><br />
6,5 Kilometer durch 400 Millionen<br />
Jahre Geschichte wandern<br />
Gerd Rosenkranz<br />
Sonja Nürnberger<br />
S. Droste<br />
dErstklassige<br />
Geschenke für<br />
Naturliebhaber<br />
BÜCHER<br />
PODSZUN<br />
Jeder Band 200 Seiten<br />
480 Fotografien<br />
Hardcover Großformat<br />
29,90 Euro<br />
<strong>Brilon</strong><br />
& 02961 2507<br />
<strong>Marsberg</strong><br />
& 02992 4505<br />
Warburg<br />
& 05641 740898<br />
Die Stiftskirche von Obermarsberg sieht man<br />
schon aus der Ferne. Der Ort birgt viel Geschichte<br />
in sich, das ist bekannt – aber auch<br />
geologisch gibt es eine Menge zu entdecken. Dies wird<br />
nun auch den Besuchern vermittelt, die die dreizehn Stationen<br />
des GeoPfades des GeoParks Grenzwelten erwandern.<br />
Dabei erfahren sie nicht nur viel Wissenswertes<br />
über die Region, sondern bekommen auch landschaftlich<br />
einiges geboten.<br />
Obermarsberg liegt, wie der Name schon sagt, oben auf einem<br />
Berg. Und zwar dort, wo früher die Eresburg stand, die<br />
größte bekannte Burg der Sachsen. „772 n. Chr. wurde diese<br />
von Karl dem Großen erobert“, erzählt Gerd Rosenkranz.<br />
Er ist seit vielen Jahren Natur- und Landschaftsführer und<br />
kümmert sich auch um die Museumsarbeit in Obermarsberg.<br />
Er war es auch, der die Idee für den GeoPfad hatte.<br />
Aufgrund seines geologischen Interesses ist der Berg, auf dem<br />
Obermarsberg errichtet wurde, für ihn mehr als bloß ein<br />
Berg. Die Frage kam auf, wieso sich ausgerechnet hier Menschen<br />
ansiedelten, was sie auf diesen Berg lockte. Sicher war<br />
ein ausschlaggebender Punkt, dass er so isoliert steht und<br />
sich obenauf ein großes Plateau befindet. Aber das ist nicht<br />
alles: „Das Interessante ist, dass dieser Berg zu zwei Dritteln<br />
aus Kieselschiefer und der Kupferlagerstätte besteht, darüber<br />
befindet sich eine Schicht aus wasserdurchlässigem, aber<br />
gleichzeitig auch wasserspeicherndem Gestein. Das sorgt dafür,<br />
dass ringsum in großer Höhe Quellen austreten“, erklärt<br />
der Natur- und Landschaftsführer. Menschen, die hier oben<br />
siedelten, hatten also nicht nur einen Zufluchtsort, sondern<br />
auch die Möglichkeit, relativ leicht an Wasser zu kommen<br />
und der verwitterte Stein bildete darüber hinaus Ackerboden<br />
und auch als Baustoff eignete sich das Gestein. „Die<br />
58 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020
Geschichte von Obermarsberg basiert also erst einmal auf<br />
naturräumlichen Vorgängen“, erzählt er weiter. „Und da<br />
fängt für mich die Geschichte an spannend zu werden.“<br />
Drei Schwerpunkte<br />
Museum<br />
6,5 Kilometer lang ist der Wanderweg. Wenn man die Tafeln<br />
an den Stationen in Ruhe lesen will, dauert das etwa<br />
2,5 Stunden. Lässt man sich führen, können es auch vier<br />
werden. Denn auch zwischen den Stationen gibt es noch<br />
viele andere spannende Orte zu entdecken. Geschichte,<br />
Geologie und der Kupferbergbau, das sind die drei<br />
Schwerpunkte, die der Geopfad miteinander verbindet.<br />
„Wir haben uns natürlich nicht am zeitlichen Ablauf der<br />
Geschichte orientieren können, sondern mussten uns an<br />
die Örtlichkeiten halten, sodass eben auch ein Wanderweg<br />
daraus entwickelt werden konnte“, erklärt Gerd Rosenkranz.<br />
„In Obermarsberg zu beginnen, war eine bewusste<br />
Entscheidung. Es ist ein zentraler Punkt. Man kommt<br />
die Straße hoch und steht direkt vor dem Museum. Das<br />
ist die erste Station.“ Insgesamt gibt es 13 Stationen. An<br />
jeder Station sind Schilder aufgestellt, die etwas über den<br />
Ort oder die Umgebung erzählen. Vom Museum geht es<br />
weiter zum Rathaus und Pranger, zur Stiftskirche, vorbei<br />
am Buttenturm und den Drakenhöhlen, vom Buttenturmsattel<br />
zum Kilianstollen, zum Tagebau Mina, hinauf zum<br />
jüdischen Friedhof ganz am Rande Obermarsbergs, über<br />
den Kalvarienberg, von dem man das rheinische Schiefergebirge,<br />
die hessische Senke und das Kreidemeer sehen<br />
kann (d. h. von hier kann man die Erdgeschichte von<br />
400 Mio. Jahren überblicken), weiter zur Wasserkunst,<br />
zur Grube Mina bis man schließlich die letzte Station, die<br />
Nikolaikirche, erreicht hat.<br />
Stiftskirche<br />
Buttenturm<br />
Jüdischer Friedhof<br />
Es ist ein Weg, der zeigt, wie Geologie und Geschichte<br />
ineinandergreifen. Und es ist ein schöner Weg, mit tollen<br />
Panoramaaussichten, durch Buchenwald und vorbei an<br />
Steilhängen. „Und vor allem ist es ein Weg, der von Bürgern<br />
für Bürger geschaffen wurde“, erklärt Gerd Rosenkranz<br />
zum Abschluss. ■<br />
Wasserturm<br />
Nikolaikirche<br />
Sühnekapelle
Anzeige<br />
Autohaus Bunse in <strong>Marsberg</strong><br />
Die Aufnahme entstand vor der Corona-Pandemie<br />
Hervorragender Service und Vielseitigkeit<br />
S<br />
tellen Sie sich einmal vor, Ihr Auto ist schmutzig,<br />
die <strong>Winter</strong>reifen müssen aufgezogen werden<br />
und die Instrumententafel zeigt schon seit ein<br />
paar Kilometern an, dass da irgendetwas nicht stimmt.<br />
Aber eigentlich haben Sie nicht viel Zeit und müssten<br />
unbedingt Ihre E-Mails checken… Ach, und dann ist ja<br />
auch noch die nächste Hauptuntersuchung überfällig…<br />
Das hört sich erst mal nach einer Menge Stress an. Aber<br />
das muss nun wirklich nicht sein. Zumindest dann nicht,<br />
wenn Sie das Autohaus Bunse kennen. Denn während Sie<br />
Ihr Auto hier in kompetente Hände abgeben, können Sie<br />
sich gleich nebenan im „Café R7 und Diner“, das von der<br />
Bunse GmbH an die Bäckerei Runte verpachtet wurde,<br />
erst mal einen schönen Kaffee gönnen und dabei ganz in<br />
Ruhe ihre Mails durchgehen.<br />
Währenddessen kümmern sich die kompetenten Mitarbeiter<br />
des Ford-Autohauses um Ihr Auto. Stichwort<br />
Kompetenz: Vier der 20 Mitarbeiter tragen einen Meistertitel.<br />
Ihr Auto ist also in den allerbesten Händen. „Und<br />
die Dekra-Untersuchungen machen wir auch gleich mit“,<br />
ergänzt Ralf Bödeker, der seit zwölf Jahren Mitgeschäftsführer<br />
des Unternehmens ist.<br />
Nachdem die Mitarbeiter in der Werkstatt Ihr Auto<br />
wieder in Ordnung gebracht, die Reifen gewechselt und<br />
die Hauptuntersuchung durchgeführt haben, kommt<br />
Norbert Weber ins Spiel. Norbert ist der Mann an der<br />
Waschstraße, der dafür sorgt, dass jedes Fahrzeug blitzeblank<br />
an seinen Besitzer übergeben wird. “Norbert ist<br />
schon seit 1981 bei uns“, berichtet uns Geschäftsführer<br />
Ralf Bödeker“, „Wir haben beide im gleichen Jahr bei der<br />
Firma angefangen.“<br />
Ralf Bödeker hat seinen Beruf von der Pike auf gelernt.<br />
Ihm liegt das Motorenöl quasi im Blut. Das erkennt man<br />
gleich, wenn man sein Büro betritt: An den Wänden<br />
hängen Fotos von Rennwagen - seinen Rennwagen - denn<br />
Bödeker ist begeisterter Motorsportler. Und diese Leidenschaft<br />
für Autos und Motoren hat Ralf Bödeker an seinen<br />
Sohn Lukas weitergeben. Lukas Bödeker ist KFZ-Meister<br />
und zertifizierter Automobilfachverkäufer.<br />
Zum Autohaus gehört auch die Freie Tankstelle mit<br />
großem Verkaufsshop. Hier führt Angela Knipping den<br />
Laden, die Lebensgefährtin von Ralf Bödeker. Ihr zur<br />
Seite steht Kerstin Backhaus, die, wie uns der Geschäftsführer<br />
verrät, schon seit 1992 dabei ist.<br />
Beim Autohaus Bunse handelt es sich also um einen<br />
sehr familiär geführten Betrieb. Ein gutes Betriebsklima,<br />
äußerst kompetente Mitarbeiter, sehr guter Service - kein<br />
Wunder, dass so mancher Kunde schon seit 40 Jahren<br />
immer wieder kommt.<br />
60 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020
Kerstin Backhaus und Angela Knipping<br />
Waltraud un dJosef Bunse<br />
Neben den Serviceleistungen wie Hol- und Bringservice,<br />
Ersatzwagen, Abschleppdienst und vieles mehr, kann<br />
man im Ford-Autohaus Bunse natürlich auch Fahrzeuge<br />
kaufen, mieten und leasen. Verkaufsleiter Lukas Bödeker<br />
berät da ebenso kompetent wie verbindlich. Er kennt sich<br />
bestens aus – mit dem neuesten Ford-Hybrid ebenso wie<br />
mit Ford P7 aus dem Jahre 1968, der im Verkaufsraum<br />
steht.<br />
Beim Autohaus Bunse kennt man keine Nachwuchssorgen.<br />
Noch immer ist der Beruf des KFZ-Mechatronikers<br />
bei jungen Menschen heiß begehrt. Und so stellt auch<br />
Ralf Bödeker jedes Jahr einen neuen Auszubildenden ein.<br />
Insgesamt wurden bisher mehr als 80 junge Leute erfolgreich<br />
ausgebildet.<br />
Autohaus Bunse wurde von Josef Bunse und seiner Frau<br />
Waltraud gemeinsam aufgebaut. Beide sieht man heute<br />
noch oft im Betrieb, wo sie jahrzehntealte Kontakte zu<br />
treuen Kunden pflegen.<br />
1965 Gründung der Firma durch Josef Bunse mit der<br />
Eröffnung einer Freien Tankstelle in der Mühlenstraße<br />
1968 Vertragswerkstatt für Ford<br />
1975 Neubau des Betriebes am heutigen Standort<br />
an der B7, mit Tankstelle, Shop, Waschstraße,<br />
Ford-Betrieb, Caravanhandel und TÜV-Station<br />
2008 Ralf Bödeker wird operativer Geschäftsführer des<br />
Autohauses<br />
2016 Übertragung der Firma an den Sohn Michael der<br />
Gründerfamilie sowie den Neffen von Waltraud Bunse,<br />
Ralf Bödeker.<br />
Autohaus Bunse – ein seit Jahrzehnten in <strong>Marsberg</strong> ansässiges<br />
Unternehmen, das vor allem durch seine Vielseitigkeit<br />
besticht und mit seinem besonderen Service<br />
hervorragt, heute im operativen Geschäft geleitet von Ralf<br />
Bödeker, unterstützt vom Sohn Michael der Gründerfamilie<br />
Bunse.<br />
Eine letzte Frage noch an Ralf Bödeker, der durch und<br />
durch motorbegeistert ist, für den das Brummen der<br />
Motoren Musik in den Ohren ist: Was halten Sie von E-<br />
Autos? „Sehr viel, denn im Zeichen des schnellen Klimawandels<br />
und der gewaltigen Menge von Autos weltweit ist<br />
das eine gute Alternative.“<br />
Und so geht er als kluger und umweltbewusster Geschäftsmann<br />
mit der Zeit, denn schon in absehbarer Zeit<br />
wird auch das Autohaus Bunse mit einer E-Tankstelle ausgerüstet.<br />
■<br />
Lukas und Ralf Bödeker<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 61
Herrliche Aussichten…<br />
Jürgen Eckert<br />
…hier oben am Gipfelkreuz St. Muffert.<br />
Der Muffert ist eine Nebenkuppe<br />
des Eisenbergs, der zwei Bergkuppen<br />
besitzt: die Westkuppe in Westfalen<br />
und die Ostkuppe auf der Grenze zu<br />
Nordhessen. Beide sind über einen<br />
Bergsattel verbunden. Die Nebenkuppe<br />
St. Muffert (524,9 Meter hoch)<br />
liegt 625 Meter südsüdwestlich des<br />
Berggipfels.<br />
Wer wissen möchte, was das für ein<br />
Heiliger war, nach dem der Berg<br />
benannt wurde, kommt mit seinen<br />
Recherchen leider meist nicht sehr<br />
weit. Im Heiligenlexikon ist er nicht<br />
zu finden. Handelt es sich um einen<br />
imaginären Heiligen?<br />
Vielleicht wurde hier auch der Begleiter<br />
des Nikolaus verehrt, der Knecht<br />
Ruprecht? Am Rhein nennt den<br />
„schwatten Mann“ auch „Hans Muff“<br />
oder eben Muffert. (c.z.) ■<br />
62 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 63
Anzeige<br />
Roman Gerlach (li.) und sein Team<br />
Wo Handwerk kein Fake ist<br />
Bäckerei Runte in <strong>Marsberg</strong><br />
Christel Zidi<br />
Jürgen Eckert<br />
wohl etwas mit<br />
Handwerker-Ehre<br />
Eshat<br />
zu tun. Denn, wenn<br />
Bäckermeister Roman Gerlach von<br />
Handarbeit spricht, dann meint<br />
er auch echtes Hand-Werk. Davon<br />
konnten wir uns bei einem Besuch<br />
in seiner Backstube überzeugen.<br />
In der Weihnachtsbäckerei…<br />
gibt´s wirklich „so manche Leckerei“.<br />
Aber vor allem – besonders in<br />
diesen Wochen - jede Menge Arbeit.<br />
Frisch geformte Spekulatius müssen<br />
vom Blech in den Backofen. Dort<br />
genau die richtige Menge verweilen<br />
und dann schnell wieder runter vom<br />
Blech, „damit sie nicht ankleben“,<br />
wie uns Roman Gerlach erklärt.<br />
Dabei reibungsloses und schnelles<br />
Arbeiten enorm wichtig.<br />
Das Rezept für die Spekulatius ist<br />
natürlich geheim, aber einige Zutaten<br />
verrät uns Roman Gerlach<br />
dann doch: „Muskat, Kardamom,<br />
Tonka-Bohne, Koriander, Ingwer<br />
Nelke…“ Aber wie so oft im Leben:<br />
Auf die richtige Mischung kommt<br />
es an. Und natürlich auch auf gute<br />
Zutaten. Die bezieht Gerlach aus den<br />
heimischen Apotheken. Alle Zutaten<br />
werden frisch gemahlen und genau<br />
abgewogen.<br />
Dieses genaue, handwerkliche Arbeiten<br />
mit viel Erfahrung und Liebe zur<br />
Backkunst lohnt sich: „Unsere Kunden<br />
wissen den echten Geschmack<br />
zu schätzen“, erklärt uns der Bäckermeister,<br />
„Letztes Jahr konnten wir<br />
wegen Personalmangel nur zwei Mal<br />
backen. Das hat unseren Kunden<br />
so gar nicht gefallen. Sie verlangten<br />
immer wieder nach ‚ihren’ Spekulatius“.<br />
Dank einer Personalaufstockung<br />
kommt es jetzt nicht mehr zu Engpässen:<br />
„Wenn sie alle sind, machen<br />
wir eben neue.“<br />
Gute Zutaten und<br />
ausschließlich Handarbeit<br />
Den Kunden geht es aber nicht nur<br />
um das Weihnachtsgebäck. Auch alles<br />
andere, das in der Bäckerei Runte<br />
verkauft wird, ist echte Handarbeit<br />
- aus ausgesuchten Rohstoffen und<br />
64 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020
Naturprodukten. „Wir backen ausschließlich mit Natursauerteig,<br />
der jeden Tag in drei Stufen neu gezüchtet wird“, so Roman Gerlach.<br />
Auch glutenfreies Brot wird auf Wunsch gebacken. „Ja, hier<br />
wird wirklich alles selbstgemacht. Es gibt ein festes Sortiment, aber<br />
wir probieren auch immer wieder etwas Neues aus und nehmen das<br />
in unser Programm auf“, so der Bäckermeister, der sich auch bestens<br />
in Ernährungswissenschaft auskennt.<br />
Roman Gerlach war „eigentlich schon immer Bäcker“. Die Bäckerei<br />
hat der Obermarsberger vor 20 Jahren übernommen. Eine Traditionsbäckerei,<br />
die schon 1802 vom Bäckermeister Runte gegründet<br />
wurde, dann in der Hand von Heinrich und Jo Jesper war und die<br />
nun Roman Gerlach leitet.<br />
Insgesamt 28 Mitarbeiter sind für ihn tätig, sechs davon sind Bäcker,<br />
einige im Verkauf und eine Mitarbeiterin bringt die frischen<br />
Backwaren von Haus zu Haus. Seit wenigen Monaten beschäftigt<br />
Gerlach auch eine Konditormeisterin: Anja Rau. So kann auch die<br />
Nachfrage nach süßen Backwaren, nach Kuchen und Torten gestillt<br />
werden. „Der Renner ist die Hindenburg-Torte“, verrät sie, „aber<br />
auch Marzipan-Rollen sind heiß begehrt.“<br />
Neben der Bäckerei gibt es in <strong>Marsberg</strong> noch drei andere Möglichkeiten,<br />
die leckeren Spezialitäten von Roman Gerlach und seinem<br />
Team zu genießen: im Café Kim im <strong>Marsberg</strong>er Marien-Hospital,<br />
im Café NO“H“AH“ und im „R7 Imbiss-Diner“, einem im<br />
American Style eingerichteten Diner/Restaurant. Auch hier wird<br />
noch alles mit der Hand gemacht, jeder Salat, jedes Schnitzel, jede<br />
Sauce. Und das bestätigt uns auch seine Mitarbeiterin Sarah, die im<br />
R7 beschäftigt ist: „Hier wird noch jedes Schnitzel mit der Hand<br />
geklopft.“<br />
Echtes Handwerk – echter Geschmack. Diese Tradition hat im<br />
Sauerland zum Glück noch immer „goldenen Boden“. ■<br />
Anja Rau<br />
Bäckerei Runte<br />
Weist 22, 34431 <strong>Marsberg</strong><br />
Tel. 02992 2569<br />
www.runte-marsberg.de<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 65
Traditionelles<br />
Schneeläuten in <strong>Brilon</strong><br />
Silvia Padberg<br />
V<br />
on Mitte November bis Ende April ertönt von<br />
der <strong>Brilon</strong>er Propsteikirche der Klang der Kirchenglocke.<br />
Genau von 20.55 bis 21.oo Uhr. Der<br />
Grund dafür liegt schon sehr, sehr viele Jahre zurück.<br />
Einer Überlieferung zufolge soll ein <strong>Brilon</strong>er Bürger einsam<br />
und verwirrt in winterlicher Dunkelheit bei meterhohem<br />
Schnee seinen Heimweg gesucht haben. Allein durch das<br />
Läuten der Glocken fand er den Weg zurück in die Sicherheit<br />
der alten Stadtmauern. Aus Dankbarkeit für seine<br />
glockenreiche Rettung wurde durch diesen Bürger eine<br />
Stiftung ins Leben gerufen, um auch künftig allen vom<br />
Weg Abgekommenen eine geleitete Heimreise in die Stadt<br />
zu ermöglichen.<br />
In den Totenbüchern <strong>Brilon</strong>s ist verzeichnet, dass viele<br />
Menschen in damaliger Zeit erfroren, weil sie nicht rechtzeitig<br />
den Weg zurück in die schützenden Stadtmauern<br />
fanden.<br />
Deswegen wurden früher alle Glocken für mehrere Stunden,<br />
manchmal sogar ganze Nächte hindurch geläutet.<br />
Die alte Bürgerglocke wurde 1583 gegossen. Um Beschädigungen<br />
zu vermeiden, wird sie schon lange nicht mehr<br />
geläutet. An ihrer Stelle über nahm die neue Bürgerglocke<br />
ihre Dienste. Diese wurde 1946 von der Glockengießerei<br />
Humpert gegossen, genauer gesagt von Albertus Junker.<br />
Die lateinische Inschrift der Glocke lautet:<br />
TU ES PETRUS ET SUPER HANC PETRAM AEDI-<br />
FICABO ECCLESIAM MEAM ET PORTAE INFERI<br />
NON PRAEVALEBUNT ADVERSUS EAM!<br />
- ALBERTUS JUNKER ME FUDIT. A.D. 1946.<br />
Auf Deutsch: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich<br />
meine Gemeinde bauen. Und die Pforten der Hölle sollen<br />
sie nicht überwältigen. ■<br />
66 66 - <strong>WOLL</strong> - <strong>WOLL</strong> Sommer <strong>Winter</strong> 2020
Das Gruppenfoto entstand zur Zeit der gelockerten Corona-Beschränkungen<br />
Kochbruderschaft Marmite –<br />
Club der Kochenden Männer<br />
Verena Sen<br />
Philipp Nolte<br />
W<br />
ahre Gaumenfreuden und eine gepflegte<br />
Tischkultur zelebrieren zehn kochende Männer<br />
einmal im Monat in Neheim. Die Hobby-Köche<br />
sind Mitglieder der Marmite Bruderschaft, deren kulinarisches<br />
Herz für die gehobene Küche schlägt.<br />
Der „CC-Club kochender Männer in der Bruderschaft<br />
Marmite e.V.“ hat seinen Ursprung in der Schweiz. Das<br />
„CC“ steht dabei für „Confrèrie Culiniaire“, also „Kochbruderschaft“.<br />
Die Gruppe rund um Neheim ist die „Handwerkerchuchi“,<br />
die vor sage und schreibe 42 Jahren durch die<br />
Initiative zweier Obermeister der Handwerkerinnung aus der<br />
Chuchi „Alt-Arnsberg“ hervorgegangen ist. Das Wort Chuchi<br />
kommt ebenfalls aus dem Schweizerischen und bedeutet<br />
„Küche“. Nun aber genug der grauen Theorie und „Butter<br />
bei die Fische!“.<br />
Die anspruchsvollen Hobby-Köche aus Niederense, Hachen,<br />
Möhnesee und Balve treffen sich einmal im Monat in ihrer<br />
Küche in Neheim und kreieren einen vollendeten Gaumenschmaus.<br />
Jedes Mal ist ein anderer Bruder – der jeweilige<br />
„Chef de Jour“ – für die Organisation des Abends zuständig:<br />
Dieser wählt die Menüfolge aus, schreibt die Einladungen,<br />
kümmert sich um den Einkauf, überlegt sich die passenden<br />
Weine zu jedem Gang. Den Tisch mit bis zu vier verschiedenen<br />
Essbestecken und den richtigen Gläsern nach<br />
formvollendeter Etikette zu decken, gehört hier noch zu den<br />
leichtesten Übungen. Hinzu kommt eine geschmackvolle<br />
Tischdeko, und servieren lernt man sowieso.<br />
„Vielleicht noch ein Sorbet zwischendurch…“<br />
Der Chef de Jour verteilt die Aufgaben und beim Kochen<br />
selbst legt jeder Bruder in stilsicherer, weißer Marmite-Kochjacke<br />
mit Hand an. „Standard in der Handwerkerchuchi ist<br />
mindestens ein Fünf-Gänge-Menü“ erklärt Grand Maitre<br />
Hans-Werner Neumann aus Ense. „Vielleicht noch ein Sorbet<br />
zwischendurch, um die Geschmacksnerven zu neutralisieren“<br />
ergänzt unser Chef de Jour Maitre Hans Vornweg,<br />
Hobby-Imker und pensionierter Elektroingenieur.<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 67
Wichtigste Voraussetzung für die Aufnahme in die Bruderschaft<br />
ist die Leidenschaft fürs Kochen. Man(n) muss kein<br />
Meisterkoch sein, aber das ergibt sich dann später wohl auch<br />
ganz von selbst. Drei Menüs mit mehreren Gängen müssen<br />
vor den geschulten Gaumen der Kochbrüder bestehen.<br />
„Wenn er sich dann nicht zu dusselig anstellt und auch noch<br />
ganz nett ist…“, dann steht laut Grand Maitre Neumann,<br />
Bauingenieur im Unruhestand, einer Aufnahme in die<br />
Bruderschaft nichts mehr entgegen. Das jüngste Mitglied ist<br />
gerade einmal Anfang Vierzig, der älteste Kochbruder zählt<br />
stolze 78 Lenze.<br />
Die Kochbrüder haben sich auch schon für den guten Zweck<br />
ins Zeug gelegt, wie z. B. ein Sieben-Gänge-Menü für 16<br />
Genießer in Niederense. Der Erlös des Abends wurde für die<br />
Instandhaltung der Kapelle in Niederense gespendet. Auch<br />
für die Rodentelgenkapelle in Bruchhausen wurde schon der<br />
Kochlöffel geschwungen. Das Niveau dieser Festmahle ist u.<br />
a. geprägt durch regelmäßige Fortbildungen bei Sternekoch<br />
Hans Stefan Steinheuer. „Der kennt uns inzwischen schon,<br />
aber das ist jedes Mal ein Highlight“, schwärmt Apotheker<br />
Ulrich Kellner.<br />
Bruderschaft mit Damenbesuch<br />
Eine Besonderheit der Handwerkerchuchi: Die Ehefrauen<br />
genießen während der Kochabende ihrer Männer ein Essen<br />
im Restaurant und werden danach von der Bruderschaft zum<br />
Dessert geladen. Diese Sauerländer Sonderregel ist einmalig<br />
in ganz Deutschland. Das sei nicht nur gesellig, sondern<br />
sorge auch für einen sicheren Heimweg nach einem guten<br />
Tröpfchen zu jedem Gang, bemerkt Grand Maitre Neumann<br />
augenzwinkernd.<br />
Seit 25 Jahren Ihr „in Ihrer Nähe“ Spezialist für<br />
Treppenlifte<br />
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68 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020
„Marmite“ – das kommt aus<br />
dem Französischen und bedeutet<br />
„Kochtopf“. Da hinein kommen<br />
nur erlesene, möglichst regionale<br />
und saisonale Zutaten. In<br />
seltenen Fällen haben sich die<br />
Ingredienzien allerdings auch<br />
schon selbstständig gemacht.<br />
So sollte es vor etlichen<br />
Jahren zum ersten Mal Flusskrebse<br />
geben, aber niemand<br />
der Brüder konnte sich dazu<br />
überwinden, die lebenden<br />
Tiere ins kochende Wasser zu<br />
werfen. Also entschied man sich<br />
letztlich dafür, den Tieren die Freiheit<br />
zu schenken. Die Flusskrebse<br />
sind noch einmal davongekommen<br />
– und was haben die Kochbrüder<br />
dann gegessen? „Die anderen fünf<br />
Gänge“, bringt es Grand Maitre<br />
Neumann schmunzelnd auf den<br />
Punkt.<br />
Jedes Gericht ein Gedicht<br />
Beim Kochereignis in<br />
diesem August standen zwar<br />
keine Krustentiere auf der<br />
Speisekarte, das Menü von<br />
Maitre Hans Vornweg ließ<br />
jedoch nichts zu wünschen<br />
übrig: Los ging es mit einem<br />
Amuse Bouche, dem Gruß aus<br />
der Küche, in Gestalt eines feinen<br />
Nusstörtchens gefüllt mit Roter<br />
Bete und Ziegenfrischkäse mit<br />
frischen Kräutern und einem<br />
Senf-Dressing. Anmerkung<br />
der Redaktion: eine wahrlich<br />
köstliche Kreation!<br />
Weiter ging es mit auf den<br />
Punkt gebratenem Kabeljau auf<br />
einer pikanten Mangosalsa an<br />
knusprigen Risottobällchen mit<br />
Mandelkruste, wobei sehr deutlich<br />
zu Tage trat, dass die Sauerländer<br />
Kochbrüder so leicht nichts aus<br />
der Ruhe bringt, denn hierbei<br />
durfte sogar ich als Gast der<br />
schreibenden Zunft unter<br />
der fachkundigen Anleitung<br />
von Hans-Werner Neumann<br />
mitschnippeln, rühren,<br />
abschmecken, rollen, ummanteln<br />
und frittieren. Es<br />
folgte ein köstliches, geeistes<br />
Möhrensüppchen.<br />
Vor dem außergewöhnlichen<br />
Entrecote im Salz-Kaffee-<br />
Mantel mit hinreißendem Kartoffelstock<br />
im Rübliring gab es ein kühles<br />
Sorbet von roten Beeren. Das Dessert<br />
aus Guinnessschaum, Zuckerrübeneis,<br />
Cassis und Nougatcreme<br />
bildete schließlich den krönenden<br />
Abschluss.<br />
Und bei all diesen Köstlichkeiten<br />
und Genüssen, hätte man<br />
der Bruderschaft eigentlich ein<br />
Gedicht schreiben müssen! ■<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 69
Anzeige<br />
Big Six <strong>Brilon</strong>:<br />
Gemeinsam geht mehr – In <strong>Brilon</strong> geht mehr<br />
Christel Zidi<br />
Sabrinity<br />
Den Fachkräftemangel kann man akzeptieren – oder man kann etwas dagegen tun. Gesagt, getan. Die ersten<br />
Veranstaltungen fanden noch mit sechs Unternehmen statt. 1 ½ Jahre später waren es bereits sieben Firmen,<br />
die dann die Unternehmensinitiative Big Six <strong>Brilon</strong> gründeten. Das ist nun schon acht Jahre her. Aus sechs<br />
wurden zwölf Big Six, die jetzt in <strong>Brilon</strong> so richtig was bewegen.<br />
Ursprünglich eine lose Vereinigung von <strong>Brilon</strong>er Unternehmen,<br />
haben sich die Big Six zu einem festen Begriff, einer<br />
Größe der regionalen Wirtschaft entwickelt. „Gesellschaftliches<br />
Engagement, Bodenständigkeit, Handschlagqualität<br />
und - bei aller Weltoffenheit - auch Heimatverbundenheit“,<br />
fasst Martin Ansorge, kaufmännischer Geschäftsführer der<br />
Egger-Werke zusammen. Dafür stehen die Big Six und das<br />
„Habt ihr gehört, was die<br />
da in <strong>Brilon</strong> machen?“<br />
- Oliver Dülme<br />
sind „auch alles Tugenden der kaufmännischen Hanse, nach<br />
dessen Werten die größtenteils noch inhabergeführten mittelständischen<br />
Unternehmen hier im Sauerland, in <strong>Brilon</strong>,<br />
handeln.“ Und er fügt hinzu: „Ein funktionierendes Wertesystem<br />
ist heutzutage wichtiger denn je.“<br />
Attraktives Lebensumfeld in <strong>Brilon</strong><br />
Die Werte stehen, die Ziele auch. Vorrangig geht es den Big<br />
Six darum, Mitarbeiter in <strong>Brilon</strong> zu halten und in die Region<br />
zu holen. Das funktioniert aber nur, wenn man das Lebensumfeld<br />
für diese Zielgruppe so attraktiv wie möglich gestal-<br />
70 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020
Martin Ansorge, EGGER Sabine Henke, ABB Peter Kaiser, Centrotherm Oliver Dülme, BWT<br />
tet. Vor allem um junge Menschen geht es. Junge Menschen,<br />
die ihre Ausbildung möglichst vor Ort absolvieren sollen, die<br />
hier zu Fachkräften ausgebildet werden und als solche die<br />
heimische Wirtschaft beleben und erweitern. Letzteres gilt<br />
auch für Fachkräfte, die in die Region geholt werden sollen.<br />
Beides funktioniert nur, wenn potenzielle Mitarbeiter erkennen,<br />
dass man in <strong>Brilon</strong> nicht nur innovative Arbeitgeber<br />
und attraktive Arbeitsplätze findet, sondern dass auch das<br />
Lebensumfeld anziehend ist.<br />
Davon profitieren alle, sowohl die Stadt <strong>Brilon</strong> als auch die<br />
Unternehmen. Deren Aufgabe ist die Schaffung dieser Angebote<br />
eigentlich nicht, aber sie sind weitsichtig genug, um<br />
zu erkennen, welche Vorteile langfristig damit einhergehen.<br />
„Corporate Social Responsibility“ ist der Fachbegriff dafür.<br />
Er beschreibt die unternehmerische Sozialverantwortung,<br />
den freiwilligen Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung.<br />
Kernpunkt ist, <strong>Brilon</strong> als attraktiven Wohn- und Arbeitsort<br />
zu vermarkten.<br />
Die Maßnahmen<br />
Die Attraktivität soll z. B. durch diverse Veranstaltungen<br />
für junge Menschen gesteigert werden. Das hält auch Sabine<br />
Henke von der Firma ABB für sinnvoll „Wir waren mit<br />
bei den ersten Unternehmen der Big Six und uns ging es<br />
natürlich um die Fachkräfte. Aber auch besonders um das<br />
Bewerben von Auszubildenden und in diesem Zusammenhang,<br />
uns als Ausbildungsunternehmen gemeinsam mit den<br />
anderen Big Six Unternehmen in <strong>Brilon</strong> darzustellen und<br />
dafür Aktionen und Events (z. B. die Ausbildungsbörse) zu<br />
unterstützen oder selber zu organisieren.“<br />
Ein Beispiel: SchoolOFF BrilON, eine Veranstaltung gezielt<br />
für Ausbildende, denen dabei bewusst gemacht werden<br />
„Ein funktionierendes Wertesystem<br />
ist heutzutage wichtiger denn je.“<br />
- Martin Ansorge<br />
soll, dass jetzt ein neuer Lebensabschnitt beginnt. Und dass<br />
Arbeitgeber auf sie warten, die sich darauf freuen, dass sie<br />
bei ihnen starten. Verschiedene Redner wurden schon dazu<br />
eingeladen, z. B. Joey Kelly, der über das Thema „Motivation<br />
am Arbeitsplatz“ sprach. Dem offiziellen Teil schließt sich<br />
immer eine Fete zur Stärkung des Gemeinschaftsgefühls an.<br />
Daneben gibt es seit 2013 den großen Fußball- und Familientag.<br />
Dazu treten insgesamt 16 Firmen-Fußballmannschaften<br />
gegeneinander an. Rundum gibt es gute Unterhaltung<br />
für die ganze Familie, auch und besonders für Kinder. Über<br />
2.000 Menschen besuchen dieses Event regelmäßig. Nicht<br />
unerwähnt bleiben darf das anschließende Public Viewing –<br />
das einzige Public Viewing zum DFB-Pokalfinale im ganzen<br />
HSK. Weiter gibt es auch Einzelveranstaltungen wie das<br />
Autokino vor zwei Jahren und Schulhofkonzerte des hiesigen<br />
Gymnasiums. Auch an Aktionen wie „Heimvorteil-2-Go“<br />
sind die Big Six beteiligt.<br />
Die Unternehmensinitiative<br />
Big Six ist auch ein Netzwerk <strong>Brilon</strong>er Unternehmen, die<br />
sich untereinander helfen und unterstützen. Auf kurzem<br />
Weg, schnell und unkompliziert. Alle Mitglieder sind gleichberechtigt.<br />
Alles, was in Angriff genommen wird, geschieht<br />
gemeinschaftlich und in Übereinkunft. Jeder ist zu gleichen<br />
Teilen dabei, auch bei den Ausgaben. Voraussetzung für die<br />
Aufnahme ist u. a., dass das Unternehmen Mitglied im Regionalmarketing<br />
Südwestfalen ist, denn dort wird ebenfalls<br />
gezielt gegen den Fachkräftemangel gekämpft.<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 71
KARRIERE<br />
IN BRILON<br />
Fußball- und Familientag in <strong>Brilon</strong>: 16 Firmen-Fußballmannschaften<br />
und ganz viel Spaß für die Mitarbeiter und Angehörigen der Big Six<br />
Mitgliedsunternehmen (Bild aus dem Jahr 2019)<br />
tttttttttttttttttttttttttt<br />
Sie suchen eine neue Herausforderung? Dann sind<br />
„Zudem sind wir durch diese Zusammenarbeit bei den<br />
Big-Six auch deutlich besser in der Region vernetzt“, so beschreibt<br />
Peter Kaiser von Centrotherm einen weiteren Vorteil<br />
der Big Six. „Und wir haben die Wahrnehmung als attraktiver<br />
Arbeitgeber in der Region deutlich steigern können“,<br />
ergänzt er. Das ist besonders wichtig für ein relativ junges<br />
Unternehmen wie Centrotherm, welches seine Produkte und<br />
Dienstleistungen nicht an Endverbraucher, sondern direkt an<br />
die großen Hersteller der Heizungsindustrie verkauft.<br />
Sie bei uns genau richtig. Die „,Big Six BRILON“ stehen<br />
für hervorragende Karrieremöglichkeiten in einer<br />
familienfreundlichen Region. Hier finden Sie zum<br />
perfekten Job immer den idealen Ausgleich.<br />
Weitere Infos zu den Big Six<br />
Das Backoffice der Big Six<br />
erhalten Sie auf unserer Homepage.<br />
Die Organisation www.t1p.de/brilon-big-six<br />
ihrer Aktivitäten haben die Big Six in die<br />
Hände der Wirtschaftsförderung der BWT (<strong>Brilon</strong> Wirtschaft<br />
und Tourismus GmbH) gelegt, einer Tochter der Stadt<br />
<strong>Brilon</strong>. Sie fungiert als BackOffice; hier laufen alle Fäden<br />
zusammen.<br />
Manche Veranstaltungen wären ohne die gegenseitige Unterstützung<br />
nicht möglich. Ein Vorteil für beide Seiten – für die<br />
Stadt und für Big Six. „Wenn man die Stimmen von außen<br />
hört, dann heißt es nicht ‚Habt ihr gehört, was Egger oder<br />
Centrotherm machen’ , nein, dann heißt es ‚Habt ihr gehört,<br />
was die da in <strong>Brilon</strong> machen?’“, weiß Wirtschaftsförderer<br />
Oliver Dülme<br />
Den Big Six geht es vorrangig darum, zu zeigen: ‚Hier ist was<br />
los, hier ist es cool. Hier kannst du Spaß haben und bei uns<br />
kannst du gut arbeiten’. Das ist immer der Kernpunkt, die<br />
Aussage, <strong>Brilon</strong> als attraktiven Wohn- und Arbeitsort zu vermarkten<br />
und die Infrastruktur der Region auf einem guten<br />
Niveau zu halten. ■<br />
Caritasverband<br />
<strong>Brilon</strong> e.V.<br />
72 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020
Vom Rittergut über<br />
die Auguste-Victoria-<br />
Heilstätte zur<br />
Geister-Klinik<br />
Sabina Butz<br />
Jürgen Eckert<br />
Gibt man in den gängigen Suchmaschinen „Vera<br />
med-Klinik Meschede“ ein, erfährt man schnell,<br />
wo sie zu suchen ist: In Beringhausen, einem<br />
Stadtteil von Meschede mit 17 Einwohnern. Die ebenfalls<br />
angebotenen Fotos sind überwältigend: Ein Riesenareal<br />
mit einem Gebäudekomplex, dessen imposante Gebäudefassade<br />
beeindruckt. Und das Ganze mitten im Wald.<br />
Großartig und definitiv sehenswert. Die Anfahrt kann<br />
ja wohl nicht so schwer sein, Beringhausen 5 steht als<br />
navi-taugliche Adresse zur Verfügung. Die Anfahrt von<br />
Meschede aus ist allein schon eine Reise wert: Sauerland<br />
pur, immer wieder wunderschön! In Beringhausen versagt<br />
allerdings das Navi. Kein Problem, eine so große Klinik<br />
müsste doch sichtbar sein? Fehlanzeige. Wo man hinschaut<br />
nur Wald. Die einzige, als Zufahrtsstraße geeignete<br />
Abzweigung, ist gesperrt. Kein Hinweis, wie es weiter<br />
gehen könnte und von den 17 Einwohnern ist auch gerade<br />
niemand in der Nähe. Und genau das ist das historische<br />
Stichwort: Niemand in der Nähe.<br />
Niemand in der Nähe<br />
Ursprünglich war hier im Wald die Ritterfamilie von Beringhausen<br />
ansässig, deren Ursprung bis heute unbekannt ist. Der<br />
Name lässt sich als der Bären- oder Heldenkühne aus dem altdeutschen<br />
Perinhart ableiten. Heute erinnern noch Bernhard<br />
oder Bernd an den kühnen Bärenjäger. Erwähnt wird die<br />
Ritterfamilie erstmalig 1313 im Güterverzeichnis des Grafen<br />
Wilhelm von Arnsberg. Es muss eine der bedeutendsten<br />
Ritterfamilien im Kreis Meschede gewesen sein: Pröpste und<br />
Dekane des Stifts Meschede gehören genauso dazu wie ein Abt<br />
des Klosters Grafschaft und der Besitz anderer adeliger Häuser<br />
in der Umgebung (Antfeld, Gevelinghausen, Laer, Meschede<br />
und Blessenohl). Auch für die Damen des Hauses war gut<br />
gesorgt: Bis 1310 treffen wir sie im adeligen Damenstift in<br />
Meschede an.<br />
Das Rittergut stand niemals weder dem Stift Meschede noch<br />
den Grafen zu Arnsberg als Lehen zu. Das Rittergut benötigte<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 73
ganz offensichtlich keinen Schutz. Merkwürdig ist auch, dass<br />
es keine Siedlung um das Gut herum gab, die Gefolgsleute<br />
wohnten alle in den Wäldern ringsherum, aber eben nicht<br />
direkt am Gut. Unklar ist bis heute, welche Anbindung an<br />
das damalige Verkehrsnetz bestanden haben könnte. Kein bekannter<br />
Verkehrsweg führte hier vorbei, was vielleicht erklärt,<br />
warum das Gut nie belagert, bekämpft oder eingenommen<br />
wurde: Die möglichen Feinde fanden es erst gar nicht! Da geht<br />
es uns heute nicht viel anders.<br />
Die Auguste-Victoria-Knappschaftsheilstätte<br />
Bis ins 16. Jahrhundert war die Familie von Beringhausen<br />
Besitzer dieses stattlichen Guts. Danach wechselten die Eigentümer<br />
in rascher Abfolge, was für das Gut selbst nicht vorteilhaft<br />
war. Schließlich verkaufte Vetter zu Halbeswig um 1900<br />
das Gut an den Allgemeinen Knappschaftsverein Bochum, der<br />
darauf eine Heilstätte für lungenkranke Bergleute errichtete.<br />
1904 wurde die Auguste-Victoria-Knappschaftsheilstätte<br />
nach Plänen des Architekten Julius Boethke mit 118 Betten<br />
eröffnet. Zu der damaligen Zeit eine imposante Architektur<br />
und eine mustergültige Heilstätte. Eine verkehrstechnische<br />
Besonderheit bot die Seilbahn, die die 110 Meter zwischen Tal<br />
und Krankenhaus überbrückte und erst 1913-1921 durch eine<br />
Zufahrtsstraße ersetzt wurde. Im Zweiten Weltkrieg diente die<br />
Heilstätte als Reservelazarett, die Amerikaner nutzen sie weiter<br />
als Kriegsgefangenen-Lazarett und gaben sie 1946 an die<br />
Ruhr-Knappschaft in Bochum zurück. Der Name wurde in<br />
„Bundesknappschafts-Klinik-Tannenberg“ geändert. Bis zum<br />
Verkauf der Klinik 1986 wurden hier ca. 44.000 Patienten<br />
behandelt.<br />
Die Geister–Klinik<br />
Nach dem Verkauf wurde das Haus vollkommen umgestaltet<br />
und mit einem 20-jährigen Pachtvertrag unter dem Namen<br />
Veramed-Klinik neu aufgestellt auf der Grundlage des Konzeptes<br />
einer Ganzheitsmedizin zur Nachsorge von Krebs-Patienten.<br />
Ein Jahr nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens<br />
wurde die Klinik 2009 geschlossen und steht seitdem leer.<br />
Eine so einsam gelegene pittoreske Kulisse zieht zwangsläufig<br />
fragwürdige Aktionen an: Vandalismus ist quasi vorprogrammiert,<br />
Metalldiebstahl lockt Interessierte unwiderstehlich an.<br />
Geisterfreaks und Softair-Waffen-Spieler sind in Versuchung<br />
geführt. Sie alle haben ihre Spuren hinterlassen. Die leidige<br />
Affäre um die hinterlassenen Patientenakten, für deren Archivierung<br />
sich niemand verantwortlich fühlte, gehört ebenfalls<br />
in diese Aufzählung, wobei die tatkräftige Aktion unseres<br />
Landrats Karl Schneider sicherlich zu den positiven Aspekten<br />
zählt. Ebenso wie die 2019 im Rahmen des NRW Projektes<br />
„Stadtbesetzung“ von der Kulturregion „aufruhr“ durchgeführte<br />
Veranstaltung „Versehrt“ als Versuch einer sinnvollen<br />
Nutzung dieser Kulisse gewertet werden darf.<br />
Wie geht es weiter?<br />
Das Fragezeichen ist groß, riesengroß. 2015 erwarb die Vital<br />
Meschede GbR die ehemalige Veramed-Klinik mit der Auflage,<br />
zwingend eine medizinische Einrichtung entstehen zu<br />
lassen. Bislang liegt der Stadt Meschede dazu noch kein Bauantrag<br />
vor. Der Investor hält sich bedeckt und versichert, dass<br />
„alles gut wird“. ■<br />
Bierbutler<br />
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...bietet dem für die Reize der Natur<br />
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„Die Waldesluft und das frische Klima<br />
der Berge wirkt kräftigend auf die Nerven.“*<br />
„Keine leichte Aufgabe ist es, die Forderungen der Hygiene<br />
„.. damit das Gemüt der Insassen durch den Anblick ihrer Umgebung erfreu...“<br />
Mehrbettkrankenzmmer<br />
„...mit denen einer strengen Ästhetik immer in Einklang zu bringen,“*<br />
„..und nicht etwas durch Hässlichkeiten abgestoßen wird.“*<br />
*Aus ”Die Auguste Viktoria Knappschafts-Heilstätte” Denkschrift von 1904 Historische Fotos: Digitale Sammlungen der Uni Münster)<br />
Die Krankenhaus-Küche<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 75
TORE UND TÜRME<br />
IM SAUERLAND<br />
Christel Zidi<br />
S. Droste<br />
Limps- oder Mäuseturm in Arnsberg<br />
In diesem Turm aus dem 13. Jahrhundert befindet sich eine begehbare Camera Obscura.<br />
Früher diente er unterschiedlichsten Zwecken: u. a. Befestigungsanlage, Ziegenstall,<br />
Gefängnis. Limps ist wohl von Limes (lat. = Grenzweg) abgeleitet.<br />
76 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020
Benediktusbogen in Obermarsberg<br />
Ab hier beginnt der Eingang zum alten Klosterbezirk. Über dem Schlussstein in der Nische ist die Figur des Ordensgründers,<br />
des Heiligen Benedikt, zu sehen. Darüber ist die Papstkrone, die Tiara, abgebildet. Das Kloster selbst stammt<br />
aus dem 8., der Bogen aus dem 18. Jahrhundert.<br />
Das Burgtor Hachen<br />
Der Ort Hachen wurde nicht planmäßig angelegt, sondern wuchs nach und nach um die Burg Hachen, die um 1000<br />
erbaut wurde. Von den Ruinen der einst wohl hochaufragenden Burg hat man einen sehr schönen Ausblick.
Das Kropff´sche Haus in Olsberg<br />
Ursprünglich als Gewerkenhaus gebaut, wurde das Haus der Unternehmerfamilie Kropff in den folgenden Jahrhunderten<br />
mehrfach umgebaut und erweitert. Im zweiten Weltkrieg wurde es als Lazarett benutzt, heute befindet sich darin<br />
ein Kinderheim.<br />
Schloss in Gevelinghausen<br />
Auf dem vorgelagerten Wirtschaftshof steht der Torturm mit seinen Zinnen.<br />
Das Schlosss selbst erbauten die Ritter von Gevelinghausen. 1299 wurde es erstmals urkundlich erwähnt.
Der Bilsteinturm in Niedermarsberg<br />
Ende des 19. Jahrhunderts wurden vielerorts Aussichtstürme errichtet. Einer davon ist der Bilsteinturm, der nach 12-jähriger<br />
Bauzeit 1892 fertiggestellt wurde. Um noch mehr Touristen anzulocken, wurde drumherum eine „Ruine“ errichtet.<br />
Hirschberger Tor in Arnsberg<br />
Dieses Tor war eigentlich Teil des Hirschberger Jagdschlosses und wurde im Auftrag des Kurfürsten Clemens August<br />
1753 errichtet. Von seinen Nachfolgern wurde das Jagdschloss kaum genutzt und verfiel später. Um das Tor vor dem<br />
Verfall zu schützen, wurde es 1826 nach Arnsberg transportiert und am Schlossberg wieder aufgebaut.
Das Hachtor in Rüthen<br />
Das im 14. Jahrhundert aus Rüthener Grünsandstein erbaute Hachtor ist das einzig erhalten gebliebene von einst vier<br />
Stadttoren. Es diente lange Zeit als Gefängnis. Vom Tor aus verläuft um die gesamte Altstadt die drei Kilometer lange,<br />
begehbare Stadtmauer.<br />
80 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020
Das Derkere Tor in <strong>Brilon</strong><br />
Es ist das einzig erhaltene Tor der Stadtbefestigung und wurde im 18. Jahrhundert erbaut. Früher war der Durchgang<br />
durch Torflügel gesichert, die in der Nacht abgeschlossen wurden. Im oberen Teil war ein Gefängnisraum untergebracht<br />
– ohne Treppen als Zugang. Neben dem Tor befand sich die Dienstwohnung des Pförtners.<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 81
Anzeige<br />
Sicherheit ist immer aktuell<br />
Anna Verburg<br />
LH Security beim<br />
Einsatz an der FH<br />
Meschede Südwestfalen.<br />
Corona hat für uns alle Veränderungen gebracht.<br />
Größere Veranstaltungen finden kaum oder gar<br />
nicht mehr statt. Für das Team von LH Security<br />
Service aus Bestwig hat sich damit ein neuer Aufgabenbereich<br />
aufgetan: Die Unterstützung bei den Corona-Schutzmaßnahmen.<br />
Dabei gibt es unterschiedliche<br />
Herausforderungen zu bewältigen: „Für mich war es<br />
schon immer spannend, in unserem Betrieb mitzuarbeiten.<br />
Durch die neuen Aufgaben wird es gerade sogar noch<br />
interessanter. Aber es macht Spaß, sich diesen Herausforderungen<br />
zu stellen.“ So sieht das Stephanie Hilgenhaus,<br />
Ehefrau von Firmengründer Ludger Hilgenhaus.<br />
“Wie spürt LH Security Service die Krise?”<br />
„Mit Corona sind auf uns zusätzliche Aufgaben zugekommen“,<br />
so Ludger Hilgenhaus, der Sicherheit und<br />
Schutz schon vor der Pandemie großgeschrieben hat. Aus<br />
jahrelanger Erfahrung weiß LH Security Service um die<br />
Wichtigkeit und den Wert der richtigen Prävention. „Leider“,<br />
weiß Hilgenhaus, „wird der richtige Schutz meist erst<br />
zum Thema, wenn es zu spät ist. Nach dem Motto: ‚Wir<br />
haben das Unheil kommen sehen.’“ Nach der Karnevalszeit<br />
schlug die Firma neue Wege ein. Und so gehören nun<br />
- neben der Hauptaufgabe des Werk- & Objektschutzes -<br />
unterschiedlichste Dienstleistungen rund um das Thema<br />
„Unterstützung bei den neuen Schutzmaßnahmen“ zum<br />
Angebot.<br />
„Wir von LH passen uns den<br />
neuen Aufgaben flexibel an.“<br />
„Wichtig ist uns dabei, mit so viel Einfühlungsvermögen<br />
wie möglich vorzugehen“, erklärt Firmenchef Hilgenhaus.<br />
„Die Auswirkungen der Pandemie haben Veränderungen<br />
in unseren Alltag gebracht. Wir erleben eine Zeit, in<br />
der die Menschen auf sehr viele neue Reglungen achten<br />
müssen und da ist besonderes Fingerspitzengefühl und<br />
Verschwiegenheit gefragt.“<br />
Schutz in sämtlichen Bereichen<br />
Seit über zwanzig Jahren hat sich LH Security Service der<br />
Sicherheit und dem Schutz verschrieben. Spezialisiert auf<br />
die Bereiche Veranstaltungsschutz, Objektschutz, Werksschutz<br />
bis hin zum Empfang- und Pfortendienst für Unternehmen,<br />
weiß man daher genau, worauf man in einer<br />
Ausnahmesituation wie Corona achten muss. Mittlerweile<br />
beschäftigt er über 50 engagierte und bestens ausgebildete<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Tag und Nacht mit<br />
Rat und Tat zur Verfügung stehen.<br />
Denn eines steht fest: Sicherheit ist nicht nur während<br />
Corona aktuell. ■<br />
Ludger Hilgenhaus<br />
Marktplatz 6 | 59909 Bestwig-Ostwig<br />
02904 / 70396<br />
post@lh-security-service.de<br />
www.lh-security-service.de<br />
82 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020
Eisblumen:<br />
fragil, fraktal<br />
und faszinierend<br />
Leidenschaft<br />
siegt!<br />
Christel Zidi<br />
Sie sind sehr selten geworden,<br />
die Eisblumen am Fenster.<br />
Kaum finden sie noch die<br />
richtigen „Wachstumsbedingen“ vor.<br />
Denn Eisblumen brauchen sehr kalte<br />
Fensterscheiben und nicht zu warme<br />
Raumluft. Mit ein wenig Feuchtigkeit.<br />
Ein wenig wohlgemerkt, denn<br />
sonst beschlagen die Fensterscheiben<br />
nur. Zu glatt und zu sauber dürfen<br />
die Scheiben auch nicht sein, damit<br />
die Eiskristalle an kleinen Staubpartikeln<br />
oder Unebenheiten auf der<br />
Scheibe Halt finden.<br />
Aber kommen wir zurück zu den<br />
„eiskalten“ Fakten: Wenn das gefrorene<br />
Wasser aus der Luft an einem<br />
Partikel der Scheibe Halt gefunden<br />
kann, bilden sich von diesem Kristallisationskern<br />
aus weitere Verzweigungen<br />
und Verästelungen. Immer<br />
mehr Wassermoleküle lagern sich an,<br />
wachsen zusammen, verzweigen sich<br />
und lassen die besonderen Muster<br />
der Eisblumen entstehen. Welche<br />
Form Eisblumen annehmen, kann<br />
bis heute kein Wissenschaftler vorhersagen.<br />
„Ausgezeichnet“!<br />
Mit dem Südwestfalen Award 2020<br />
in der Kategorie Kundenansprache<br />
für die Website<br />
www.skiliftkarussell.de<br />
Nicht gerade gute Bedingungen in<br />
einer Zeit der gut isolierten, doppelt<br />
und dreifach verglasten Fenster.<br />
Mollig warme Stuben und Eisblumen<br />
an den Fenstern – das funktioniert<br />
leider nicht zusammen. Gelegentlich<br />
lassen sich noch im Auto,<br />
an den Innenseiten der Windschutzscheiben,<br />
Eisblumen entdecken.<br />
Die niederländische Schriftstellerin<br />
Mellie Uyldert erklärte Eisblumen<br />
als „ätherischer Stoff des Formmusters<br />
von Pflanzen, der sich materialisiert<br />
hat.“<br />
Als Pflanzenschatten sozusagen.<br />
Eine schöne Vorstellung …<br />
Faszinierend an Eisblumen ist auch,<br />
dass ein kleiner Ausschnitt eines<br />
Eisblumengebildes dem des ganzen<br />
Gebildes entspricht. Fraktal nennen<br />
Mathematiker und Physiker diese<br />
Selbstähnlichkeit und stehen – ebenso<br />
die Meteorologen noch immer<br />
vor ungelösten Rätseln. Und wir vor<br />
einem der schönsten Wunderwerke<br />
der Natur. ■<br />
Strategie<br />
Kreation<br />
Web<br />
Print<br />
Content<br />
Foto & Video<br />
Social Media<br />
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59955 <strong>Winter</strong>berg<br />
Wernsdorfer Str. 1<br />
werbeagentur-netzpepper.de<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 83
„Doktor-Mutter“ Gertrud Siebers<br />
aus Madfeld<br />
„Es sind ihre inneren<br />
Werte, auf die ich<br />
wirklich stolz bin.“<br />
Petra Kleine<br />
sabrinity<br />
„Ü<br />
ber mich möchtest du einen Artikel im<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Magazin</strong> schreiben?“ Kopfschüttelnd<br />
schaut Gertrud Siebers mich an.<br />
„Aber ich bin doch gar nichts Besonderes. Ich stehe nie im<br />
Mittelpunkt.“<br />
beeinDRUCKende Werbung<br />
200 € Ab<br />
Gutschein<br />
einem Netto-Warenwert<br />
von 1.000 € erstatten wir<br />
Ihnen für Ihren Erstauftrag<br />
200 €.<br />
Das ist doch ein Wort, oder?<br />
Die Aktion ist gültig<br />
bis Dezember 2020<br />
Rainer Grundhoff · 59581 Warstein<br />
Telefon 02925-4070 · info@dhs-druckservice.de<br />
www.dhs-druckservice.de<br />
Mit dem Mittelpunkt hat die 97-jährige Madfelderin natürlich<br />
recht, denn dort steht sie tatsächlich nie. Sie ist die gute<br />
Seele im Hintergrund, die mit viel Herz, Humor und Fleiß<br />
durchs Leben geht. Selbst im eigenen Garten ist sie noch aktiv<br />
und erzählt mir, was sie gerade alles an Obst eingekocht<br />
hat. Sofort bekomme ich einen tollen Tipp, wie die Birnen<br />
besonders lecker werden.<br />
Auch sonst sieht es im mollig warmen und gemütlichen Haus<br />
nicht nach Langeweile aus. Schnell stellt sich heraus, dass die<br />
Nähmaschine die wichtigste Maschine des Hauses ist, denn<br />
wenn die mal kaputt ist… Herrliche Patchwork-Teile werden<br />
dort von Gertrud Siebers sorgfältig und akkurat genäht.<br />
Kissenbezüge, Decken, Wichtel und vieles mehr. Ihr Traumberuf<br />
war Handarbeitslehrerin, aber stattdessen hat sie ihre<br />
gelähmte Mutter 20 Jahre lang gepflegt.<br />
Überall hängen Fotos ihrer großen Familie. Immerhin<br />
sind es fünf Kinder und acht Enkelkinder, die bis hin nach<br />
Kanada verstreut wohnen. „Ich habe eine tolle Familie. Auf<br />
die bin ich wirklich stolz“, strahlt sie. „Das sind alles ganz<br />
patente, liebe und nette Menschen geworden.“<br />
Fast scheint sie ein bisschen erschrocken, dass sie „stolz“<br />
gesagt hat, weil das ja so klingt, als ob sie sich da was drauf<br />
einbildet. Nein, das tut sie wirklich nicht. Aber sie hätte<br />
genauso gut sagen können, dass von ihren fünf Kindern vier<br />
einen Doktortitel haben oder sogar Professor sind, und dass<br />
selbst die ersten Enkel in Kürze Doktor sind. Aber das läge<br />
ihr total fern.<br />
84 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020
Die inneren Werte zählen<br />
Für Gertrud Siebers war immer entscheidend, ihren Kindern<br />
ein gemütliches Nest zu geben und sie in Liebe und Freiheit<br />
aufwachsen zu lassen. „Man muss sie einfach gedeihen<br />
lassen und jeder wird anders. Hauptsache war immer, dass sie<br />
glücklich werden. Ich bin es ja sowieso schon. Wir haben oft<br />
zusammen gelacht und waren eine große, fröhliche Familie,“<br />
erinnert sie sich an die Zeit, als alle noch im Hause waren.<br />
„So einfach waren die Zeiten natürlich nicht. Mein verstorbener<br />
Mann war als selbstständiger Malermeister nicht<br />
gerade ein Großverdiener und ich war im Hause ganz schön<br />
ausgelastet.“ Gertrud Siebers blickt für uns zurück. „Mein<br />
Mann, der übrigens noch elf Geschwister hatte, war im Krieg<br />
Flieger und kam erst mit dreißig aus der Kriegsgefangenschaft<br />
zurück. Er las immer Hefte über Sternenkunde und<br />
Technik und das faszinierte unsere Kinder früh und weckte<br />
ihre Begeisterung für Technik und Wissenschaft. Wir haben<br />
sie gerne so gut es ging unterstützt und waren natürlich froh,<br />
dass es durch Bafög die Möglichkeit gab, ihnen ein Studium<br />
zu ermöglichen.“<br />
Schnell will sie wieder auf ein anderes Thema kommen, denn<br />
sie möchte nicht ansatzweise prahlen von den Titeln ihrer<br />
Kinder. „Sie haben auch hart dafür gearbeitet“, weiß sie. „Es<br />
sind ihre inneren Werte, auf die ich wirklich stolz bin.“<br />
Hier war immer was los!<br />
Alle Kinder kommen gerne zu Familientreffen nach Madfeld.<br />
„Inzwischen sind wir aber so viele, dass wir uns nur<br />
ganz selten alle zusammen hier sehen können,“ so Tochter<br />
Tina. „Wir lachen dann immer viel und erzählen von den<br />
vielen kleinen Streichen damals“, fährt sie fort. „Da wurde<br />
kurzerhand mal das Wohnzimmer zum Turnraum umfunktioniert<br />
und Mama gab den Prellbock, an dem wir Bocksprung,<br />
Handstand und anderes üben konnten.“<br />
„Oder der Wettbewerb, wer es schafft den Apfelpfannkuchen<br />
beim Wenden so hoch zu schleudern, dass er an der<br />
Decke kleben bleibt. Oder die „Schlüssel-Krankheit“ meines<br />
Bruders, der kurzerhand alle Schlüssel im Haus abzog und<br />
gut versteckte. Jahre später haben wir sie im Garten beim<br />
Umgraben gefunden“, schmunzelt sie.<br />
„Was ich aber ganz besonders an meiner Mutter schätze“, so<br />
Tina weiter: „Sie ist so hilfsbereit und immer für alle da! Sie<br />
geht offen auf Menschen zu, ohne jegliche Vorurteile.“<br />
Das Schlusswort überlassen wir aber Gertrud Siebers selbst:<br />
„Ein schlechter Tag ist ein Tag, an dem es nichts zu tun gibt.<br />
Aber das kommt nie vor“, stellt sie verschmitzt fest. ■<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 85
Unsere Lesetipps für die <strong>Winter</strong>zeit<br />
Weihnachten ist die Zeit der Besinnung. Doch neben all der Melancholie über das vorbeigezogenene Jahr und den bald nahenden<br />
Vorbereitungen für die Festtage hält uns bereits jetzt eine Angelegenheit in Aufruhr: die Geschenkesuche für die Liebsten.<br />
Wir liefern Ihnen die passenden Geschenkideen für Ihre Liebsten, mit denen Sie Kindern und Erwachsenen gleichermaßen ein<br />
Lächeln ins Gesicht zaubern können. Denn über ein Buch aus dem <strong>WOLL</strong>-Verlag freut sich garantiert jeder, woll!<br />
Für Ommas und Oppas, Buiterlinge, Pohlbürger, Ausreißer und jeden, der das Sauerland liebt<br />
SOLLTESTE KENNEN: UNNÜTZE<br />
FAKTEN „SAUERLAND“<br />
Von Bastian Struwe<br />
555 Fakten zeigen das Sauerland, wie es (noch)<br />
nicht jeder kennt.<br />
ISBN 978-3-943681-85-7<br />
192 Seiten · 14,90 €<br />
FRAGEN SIE<br />
DR. NÜRSEL!<br />
Ihr lustiger Ratgeber für Sauerländisch,<br />
die schönste Sprache<br />
der Welt<br />
Von Michael Martin<br />
Große Fragen der Sauerländer<br />
Menschheit werden in diesem<br />
Buch von Dr. Nürsel beantwortet, dem bekannten<br />
Sprachexperten des <strong>WOLL</strong>-<strong>Magazin</strong>s.<br />
ISBN 978-3-943681-64-2 · 2. Auflage,<br />
Hardcover · 116 Seiten · 12,90 €<br />
SAUERLÄNDER.<br />
BESSER GEHT’S NICHT<br />
Alles, was man über die Eingeborenen der tausend<br />
Berge wissen sollte<br />
Von Michael Martin und Sonja Heller<br />
Sauerländer sind einfach die Besten. Reichlich<br />
Beweise dafür liefert dieses praktische Büchsken.<br />
Für alle, die noch nicht oder nicht mehr lesen<br />
können, gibt es lustige Bilder für zum Ankucken<br />
und für zum Staunen.<br />
ISBN 978-3-943681-89-5 · 112 Seiten<br />
· 19,90 €<br />
VOLLE MÖHRE SAUERLAND<br />
Ommas Küche de luxe<br />
Von Klaus Lürbke und Niklas Thiemann<br />
Was kommt hier im Sauerland eigentlich auf den<br />
Tisch? Damit die Tradition dabei nicht auf der<br />
Strecke und die Heimat auf dem Löffel bleibt,<br />
entstand dieses Kochbuch mit dem Anliegen, alte<br />
Gerichte neu und modern zu interpretieren.<br />
ISBN 978-3-943681-81-9<br />
96 Seiten ·19,90 €<br />
GLAUBE, SITTE,<br />
HEIMAT<br />
Ein Schwank vom Schützenfest<br />
Von Jochen Enste<br />
Können Sie es kaum erwarten,<br />
dass der warme Wind wieder<br />
Blas- und Knüppelmusik<br />
durch Ihren vollständig beflaggten Heimatort<br />
weht? Hier kommt das Buch, das Schützenfestenthusiasten<br />
wie –Kritiker gleichermaßen abholt.<br />
ISBN 978-3-943681-94-9<br />
260 Seiten · 14,90 €<br />
Die Denker unter Ihnen können Sie bestimmt mit einem dieser anspruchsvollen Werke beglücken<br />
FREIHEIT OHNE<br />
FREIEN WILLEN<br />
Von Torben Halbe<br />
Liberalkonservative Denkansätze<br />
für das 21. Jahrhundert<br />
Die Vorstellung, unsere Freiheit<br />
sei ein Geschenk, das uns<br />
ein magischer freier Wille automatisch vorbeibrächte,<br />
unterschlägt unsere Verdienste. Freiheit<br />
war immer das Resultat harter Arbeit vor Ort, im<br />
Sinne von wirtschaftlichen, aber auch zwischenmenschlichen<br />
Leistungen .<br />
ISBN: 978-3-948496-16-6<br />
580 Seiten · 26,90 €<br />
DAS SHAKESPEARE PRINZIP<br />
Von Andreas T. Sturm<br />
13 Wege zum Erfolg aus William Shakespeares<br />
Werk und Leben<br />
Mit einem anekdotenbasierten Zugang entfaltet<br />
»Das Shakespeare-Prinzip« in kurzweiligen Kapiteln<br />
13 Wege zum Erfolg. .<br />
ISBN: 978-3-948496-01-2<br />
156 Seiten · 14,90 €<br />
Einheimische motivieren Sie mit unseren Büchern über die Region: ein Muss für Ortskundige!<br />
775 JAHRE<br />
SCHMALLENBERG<br />
Zeitreise durch die Jahrhunderte<br />
Das Buch zum 775-jährigen Jubiläum<br />
der Stadt um die längst<br />
der Vergangenheit angehörenden<br />
„smalen Burg“ nimmt die<br />
Leser mit auf eine kleine, aber<br />
faszinierende Zeitreise.<br />
ISBN 978-3943681-92-5<br />
208 Seiten · 18,25 €<br />
LIEBENSWERT LEBENSWERT<br />
775 Jahre Oberkirchener Ortsgeschichte<br />
Wenn ein Ort auf 775 Jahre Geschichte zurückblicken<br />
kann, dann bieten sich so viele Geschichten,<br />
Einblicke und historische Zeugnisse, dass ein<br />
Dorfportrait nahezu ein Muss ist.<br />
ISBN 978-3-943681-86-4<br />
348 Seiten · 19,90 €<br />
ARNSBERG! sagenhaft<br />
Arnsberger Sagen und Anekdoten neu erzählt<br />
und fotografisch illustriert<br />
Von Jochem Ottersbach<br />
Dieses Buch präsentiert alte und meist bekannte<br />
Sagen und Anekdoten in einer neuen Form von<br />
Bild und Text.<br />
ISBN 978-3-948496-17-3<br />
130 Seiten, 17,90 €<br />
82 86 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020
Die vorgestellten Bücher erhalten Sie in den<br />
Sauerländer Buchhandlungen und unter www.woll-verlag.de<br />
Lesebegierige Kinder und Jugendliche finden sicherlich an einem dieser Bücher Spaß<br />
PAULA PITRELLI<br />
UND DER UNHEIM-<br />
LICHE NACHBAR<br />
Von Anke Kemper<br />
„Paula Pitrelli und der unheimliche<br />
Nachbar“ ist ein<br />
kindgerechter, mitreißenden<br />
Krimi für jüngere Leser.<br />
ISBN 978-3-948496-11-1<br />
136 Seiten · 12,90 €<br />
HA.M.LET 2.0<br />
Shakespeare im Schaufenster<br />
Von Markus J. Beyer<br />
Der empfindsame Oz, Cris, der Bastler, und Lilith<br />
mit der großen Klappe staunen nicht schlecht, als<br />
ein ehemals erfolgreicher Shakespeare-Schauspieler<br />
in ihrer Schule auftaucht und der Leiter der<br />
neu gegründeten Theater-AG wird. Er führt Oz<br />
und seine Freunde in eine völlig neue Welt: voller<br />
Worte, voller Gefühle, voller Dramatik. .<br />
ISBN 978-3-948496-15-9<br />
384 Seiten · 14,90 €<br />
DUNKLE DICHTER<br />
Von Markus J. Beyer<br />
Merle und ihr umtriebiger Erfinder-Onkel Bömmellöh<br />
reisen ins 18. Jahrhundert. Eine aufregende<br />
Reise in die sauerländische Vergangenheit!<br />
ISBN: 978-3-948496-00-5<br />
456 Seiten · 14,90 €<br />
PAPA COOL<br />
Von Kurt Wasserfall<br />
Eine Kindheit im Sauerland<br />
vor dreißig Jahren, in der es<br />
noch keine Handys gab, kein<br />
Internet und keine PC-Spiele.<br />
Müssen die Kinder damals<br />
nicht schrecklich unglücklich<br />
gewesen sein? Kurt Wasserfall<br />
liefert mit seinem neuen Buch<br />
„Papa cool“ den eindeutigen Gegenbeweis.<br />
ISBN 978-3-943681-93-2<br />
112 Seiten · 14,90 €<br />
EINE REISE IN DEN<br />
GLÜCKLICHEN GEIST<br />
Von Jonas Hren<br />
Das großformatige Kinder-Glücksbuch von Jonas<br />
Hren enthält 14 fantastische Glücksbilder.<br />
ISBN 978-3-948496-02-9<br />
36 Seiten · 29,90 €<br />
MATILDA<br />
SCHWÄRMT<br />
FÜR BIENEN<br />
Von Susanne Köhler<br />
Mit Illustrationen von<br />
Alina Fabri<br />
Matilda findet eine fast<br />
leblose Biene und kümmert<br />
sich um sie. Dabei lernt sie eine freundliche<br />
Polizistin, einen Imker und Milan kennen, der<br />
ihr das faszinierende Bienenvolk ein bisschen näher<br />
bringt.<br />
ISBN 978-3-948496-05-0<br />
40 Seiten · 9,90 €<br />
Märchenerzähler bezaubern Sie mit einer unserer Geschichtensammlungen<br />
SAUERLÄNDER<br />
MÄRCHENSTUNDE<br />
Von Michael Martin<br />
Spaßmärchen & Lügengeschichten aus dem<br />
Land der 1000 Berge<br />
Haarsträubend unterhaltsam sind die Märchen<br />
und Lügensagen, die Michael Martin da zusammengetragen<br />
hat. Allerbeste Unterhaltung zum<br />
Lesen und Vorlesen!<br />
ISBN 978-3-9453681-30-7<br />
158 Seiten · 18,90 €<br />
SAUERLÄNDER<br />
SAGENSCHÄTZE<br />
Die schönsten Sagen aus dem<br />
Land der tausend Berge<br />
Von Michael Martin und Karin<br />
Hessmann<br />
Michael Martin hat sich die<br />
„Sauerländer Sagenschätze“<br />
erzählen lassen und einige der<br />
schönsten Sagen hat die Fotografin Karin Hessmann<br />
an vielen Originalschauplätzen neu in Szene<br />
gesetzt.<br />
ISBN 978-3-9453681-74-1<br />
184 Seiten · 19,90 €<br />
WEIHNACHTSGE-<br />
SCHICHTEN AUS<br />
DEM SAUERLAND<br />
Von Sabine Stracke<br />
Weihnachten und die langen<br />
<strong>Winter</strong>abende waren stets eine<br />
Zeit des Vorlesens. Wie wäre es<br />
mit den „Weihnachtsgeschichten<br />
aus dem Sauerland“?<br />
ISBN 9783943681-58-1<br />
144 Seiten · 14,90 €<br />
Erinnerungssammler reißen Sie mit diesen Büchern in den Bann<br />
DIE KATHOLISCHE<br />
MUTTER<br />
Glaube. Heimat. Liebe. Aus Tagebüchern<br />
und Briefen 1935-<br />
2005<br />
Von Christoph Wagener<br />
Ihr Sohn Christoph Wagener<br />
hat jetzt einen wichtigen Abschnitt<br />
des Lebens seiner Mutter<br />
Josefine Zeppenfeld (1913 in Attendorn<br />
geboren) in der bebilderten Biografie „Die katholische<br />
Mutter“ festgehalten – ein bewegendes<br />
und lehrreiches Stück Zeitgeschichte.<br />
ISBN 978-3-948496-13-5<br />
192 Seiten · 14,90 €<br />
HERZKARTOFFEL<br />
Von Hellmut Lemmer<br />
Das neue Schuljahr beginnt. Die Kinder suchen<br />
sich einen Weg, in diesem Nachkriegsleben zurechtzukommen.<br />
Immer noch gibt es Alt-Nazis,<br />
traumatisierte Kriegsheimkehrer, britische Besatzungstruppen.<br />
Es gibt Vorurteile und Verbohrtheit,<br />
aber auch hoffnungsvollen Neuanfang, Lebensfreude<br />
und Hilfsbereitschaft. .<br />
ISBN 978-3-943681-91-8<br />
232 Seiten · 14,90 €<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 83 87
Geschenkideen<br />
aus dem Sauerland<br />
NEU!<br />
Exklusiv für<br />
<strong>WOLL</strong>-Leser:<br />
Gratis<br />
Sauerland Brettchen*<br />
Rabattcode: wollnachten<br />
NEU!<br />
www.woll-onlineshop.de<br />
88 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020<br />
*ab einem Bestellwert von 25,00€<br />
Gültig bis 31.01.2021<br />
Solange der Vorrat reicht.
Erinnerungen an einen berühmten Gevelinghauser<br />
Das bewegte Leben des Karl von Wendt<br />
Monika Loerchner<br />
Bernhard Vorderwülbecke & Dennis Sterr<br />
M<br />
it 24 Jahren hatte er<br />
alles – mit 48 fast nichts<br />
mehr: Karl von Wendt<br />
führte ein Ausnahmeleben, das deutliche<br />
Spuren im Sauerland hinterlassen<br />
hat. Die Geschichte eines Mannes,<br />
der stets nach dem Außergewöhnlichen<br />
strebte.<br />
Mächtiges Erbe<br />
Karl von Wendt war der Sohn Carl Freiherr<br />
von Wendt-Papenhausens. Conrad<br />
Freiherr von Wendt, Mitbegründer des<br />
Josefsheims, war sein Großvater und<br />
zudem der Schwager des bekannten Kardinals<br />
Clemens August Graf von Galen.<br />
Als Karl von Wendts Vater im Zweiten<br />
Weltkrieg in Russland fiel, hinterließ er<br />
seinem Sohn ausgedehnte Güter in Gevelinghausen,<br />
Wiggeringhausen und das<br />
Namensgut Papenhausen bei Lemgo.<br />
1961 dann trat Karl das Erbe seines<br />
Vaters an. „Damals hatte er vier Millionen<br />
Mark auf der Bank“, erinnert<br />
sich Bernhard Vorderwülbecke. Der<br />
Gevelinghauser Ortsheimatpfleger<br />
kannte den gelernten Wald- und Forstwirt<br />
persönlich. Und erinnert sich noch<br />
an den Eklat, den es gab, als von Wendt<br />
eine Bürgerliche heiratete. „Er hatte seine<br />
Hilke während seiner Stationierung<br />
in Lippstadt in einer Bar kennengelernt.“<br />
Gemeinsam bekam das Paar drei<br />
Kinder. Sein Sohn, der Unternehmer<br />
Karl-Ludwig Max Hans Freiherr von<br />
Wendt, ist heute vielen als Schriftsteller<br />
bekannt; als Hommage an seine Heimat<br />
wählte er als Pseudonym den Namen<br />
„Karl Olsberg“.<br />
Große Pläne waren sein<br />
Markenzeichen<br />
In Gevelinghausen bepflanzte von<br />
Wendt 1961 die alte Josefsallee mit<br />
Rhododendronsträuchern. Im dortigen<br />
Wald ließ er auf einer Lichtung einen<br />
Gedenkstein zu Ehren seins Vaters und<br />
Schwiegervaters errichten; auch wollte er<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 89
Macht`s euch schön!<br />
Die gerade eröffnete Wildwasserbahn<br />
dort selbst einmal beigesetzt werden,<br />
bekam aber keine Genehmigung<br />
dafür.<br />
‚Ach, ich habe doch in Schüren ein<br />
Flugzeug – ich fliege los und hole<br />
ihn!‘, und so geschah es dann auch.“<br />
Bodenbeläge<br />
Wandgestaltung<br />
Sonnenschutz<br />
Malerarbeiten<br />
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Im Alter von 30 Jahren ließ Karl<br />
von Wendt 1967 einen Schlepplift in<br />
Wasserfall errichten. 1972 baute er<br />
dort zwei Sommerrodelbahnen und<br />
ein Feriencamp und schließlich Fort<br />
Fun. Doch wie kam er auf die Idee,<br />
ausgerechnet im Hochsauerland einen<br />
Freizeitpark zu errichten? Dennis<br />
Sterr vom Fort-Fun-Club kennt die<br />
Antwort: „Damals herrschte hier eine<br />
hohe Arbeitslosigkeit.“ Zudem wurden<br />
immer mehr Kumpels aus dem<br />
Erzbergwerk Ramsbeck entlassen, bevor<br />
der Betrieb 1974 ganz eingestellt<br />
wurde. „Karl von Wendt wollte den<br />
Menschen der Region Arbeit geben.“<br />
Großzügig und sorglos<br />
„Geld spielte für ihn nie eine Rolle.“<br />
Ortsheimatspfleger Vorderwülbecke<br />
erinnert sich an viele Begebenheiten:<br />
„Einmal sollte Bundespräsident Karl<br />
Carstens in Olsberg sprechen. Doch<br />
wegen Glatteis kam er nicht aus Saarbrücken<br />
weg. Da sagte von Wendt:<br />
Überall war der Millionär als großzügiger<br />
Mensch bekannt. „Der hat den<br />
Vereinen immer Geld gegeben. Oft<br />
sogar mehr, als sie angefragt hatten.“<br />
Auch den Einheimischen gegenüber<br />
zeigte sich von Wendt großzügig und<br />
verkaufte vielen Baugrundstücke zum<br />
Vorzugspreis.<br />
Immer etwas Neues<br />
Karl von Wendt segelte gern und<br />
begründete er auf den Elpewiesen<br />
ein jährliches Reitturnier, zu dem die<br />
gesamte damalige Reiterelite Deutschlands<br />
kam. Seine größte Leidenschaft<br />
aber war der Motorsport, dem er von<br />
1959 bis 1971 frönte. Er fuhr alles -<br />
von Kart bis hin zur Formel 3. 1966<br />
erreichte er als Fahrer den zweiten Platz<br />
der Nationalwertung, 1967 wurde er<br />
mit Porsche Europameister, besaß später<br />
einen eigenen Rennstall (German<br />
BG Racing) und initiierte das Nuttlarer<br />
Bergrennen.
Sein ehrgeizigstes Projekt war wohl der<br />
Bau des Sauerlandringes. Er lud sogar<br />
Helmut Schmidt, damals Fraktionsvorsitzende<br />
der SPD, und seine Loki<br />
ein, sich den Plan für die Rennstrecke<br />
anzusehen. Doch die Genehmigung<br />
zum Bau wurde ihm vom Ministerpräsidenten<br />
von NRW verweigert. Da die<br />
nächste Autobahnabfahrt damals Soest-<br />
Ost war, hatte der Sorge, dass es zu<br />
Staus bis Dortmund kommen würde.<br />
Danach beendete von Wendt seine<br />
Motorsportkarriere. Seine Ehe scheiterte<br />
und er verlor immer mehr Geld.<br />
1985 musste er Fort Fun sowie Schloss<br />
Gevelinghausen, das seit 1796 im Familienbesitz<br />
war, verkaufen. Der übrige<br />
Landbesitz ging an Fabrikant Heinz<br />
Kettler und Karl von Wendt kehrte<br />
Deutschland den Rücken.<br />
Die damals neue Westernstadt<br />
Ein letztes Mal…<br />
Vor seinem Tod ließ von Wendt noch<br />
einmal seinen alten Traum aufleben:<br />
Er tauschte ein geerbtes Stück Buschland<br />
in Kanada mit der Regierung<br />
gegen ein Grundstück an der US-amerikanischen<br />
Grenze und errichtete dort<br />
einen kleinen Freizeitpark. Karl von<br />
Wendt bewegtes Leben endete am 6.<br />
Februar 2006. ■<br />
Karl von Wendt bei der Vorstellung seiner Rennstreckenpläne<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 91
Anzeige<br />
Was für ein Jahr - 2020<br />
N<br />
ach dem leider viel zu frühen Tod des Kollegen<br />
Christof Volmert haben wir 2019 dessen Buchhandlung<br />
nahe des Brückencenters in Arnsberg<br />
übernommen. In unserem Team durften wir seine langjährige<br />
Mitarbeiterin Julia Marx begrüßen. Gemeinsam mit<br />
Ivonne Durand – die bis dahin in unserem Geschäft in Meschede<br />
tätig war – haben wir die Kundinnen und Kunden<br />
der ehemaligen CAB-Buchhandlung mit unserem ausgesuchten<br />
Sortiment überzeugt, der Buchhandlung in<br />
Arnsberg auch weiterhin die Treue zu halten.<br />
Das Jahr 2020 begann wie jedes Jahr - ruhig. Aber<br />
dann kam alles anderes. Mit Corona kam es zu weitreichenden<br />
Einschränkungen und Mitte März sogar<br />
zum Lockdown.<br />
Zum Glück verfügt WortReich – Lesen und mehr –<br />
über einen Onlineshop. Die Bestellungen können nach<br />
Hause geschickt oder in „ihrer“ Filiale abgeholt werden. In<br />
Meschede, Schmallenberg und Arnsberg gibt es Abholstationen,<br />
an denen die Kunden mit Nachschub versorgt werden<br />
können. Außerdem bieten wir einen Lieferservice an und sind<br />
auch beratend am Telefon da.<br />
Wir haben festgestellt, dass der Zusammenhalt hier in der Region<br />
groß ist. Dieser Vorteil trägt dazu bei, dass eben nicht alle<br />
im Internet kaufen, sondern sich darauf besinnen, was man<br />
alles regional und lokal bekommen kann.<br />
Für möchten uns bei unseren Stammkundinnen und –kunden<br />
für die Treue während dieser für uns alle nicht einfachen Zeit<br />
bedanken. Durch das Einkaufen in der Region und lokal<br />
– egal ob für den täglichen Bedarf oder durch Gutscheine -<br />
ermöglichen Sie es, dass hoffentlich viele kleine und etwas<br />
größere Geschäfte, Restaurants und Hotels im Sauerland eine<br />
Chance haben, diese Krise durchzustehen.<br />
Danke auch an die vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,<br />
die in dieser Zeit immer ihr Bestmöglichstes gegeben haben,<br />
um die Betriebe aufrecht zu erhalten, den Kundinnen und<br />
Kunden, egal ob langjähriger Stammkunde oder Tourist,<br />
Wünsche zu erfüllen und in unseren Buchhandlungen für eine<br />
schöne Atmosphäre sorgen. Deshalb nun noch ein Wunsch<br />
für das neue Jahr<br />
2021: Mögen alle gut<br />
durch diese schwierige<br />
Zeit kommen und es im<br />
kommenden Jahr wieder<br />
ein gemeinsames Feiern und<br />
Freuen geben. Es wäre wünschenswert,<br />
wenn alles, was der eine oder andere an Werten neu oder<br />
wiederentdeckt hat, auch in Zukunft Bestand hat, so dass wir<br />
gestärkt aus dieser Krise gehen.<br />
Bleiben Sie gesund - das wünschen Ihnen<br />
Ihre Teams von WortReich – Lesen und mehr<br />
In Meschede, Schmallenberg und Arnsberg<br />
Ihre Katrin Föster ■<br />
Meschede<br />
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92 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020
Unterwasserwelt im Sorpesee<br />
Schwerelosigkeit und Farbenrausch für Taucher<br />
Britta Melgert<br />
Frank Ullrichskötter<br />
S<br />
tellen Sie sich vor, liebe Leser, Sie stehen am Ufer eines Sees, beispielsweise des Sorpesees. Ihre Kleidung fällt auf,<br />
denn Sie tragen einen Neoprenanzug, Flossen und eine Tauchermaske. Ein ungewohntes Gefühl - gleichzeitig pocht<br />
Ihr Herz wild und aufgeregt. Heute ist der Tag, auf den Sie sich schon lange gefreut haben, denn zum allerersten<br />
Mal geht es tief unter die Wasseroberfläche. Nach dem Erlernen der Theorie und einem Übungswochenende im Pool steht<br />
Ihr erster Tauchgang im „Open Water“ an!<br />
Die Pressluft in der Flasche auf Ihrem Rücken wird für Ihre<br />
ersten 45 Tauchminuten ausreichend sein, haben Sie erfahren.<br />
Man hat Ihnen prophezeit, dass Sie geflasht sein werden von<br />
dem, was Sie sehen und erleben werden, und sie können es<br />
kaum erwarten, endlich das „Go“ vom Tauchlehrer zu hören.<br />
Kein Vergleich zu den Erwartungen<br />
Meter für Meter geht es tiefer in diese ganz andere Welt. Sie<br />
haben sich vorab Bilder und Videos davon angesehen, aber das<br />
war in keinster Weise ein Vergleich zu dem, was Sie hier nun<br />
live erwartet. Natürlich haben Sie als Kind mal geschnorchelt<br />
und dabei vielleicht zwei Meter hinabgeblickt; mit Glück<br />
dabei ein paar Fischlein umherschwimmen gesehen. Wenn Sie<br />
nur geahnt hätten, was irgendwann, viel tiefer, noch auf Sie<br />
zukommen würde!<br />
Ein fetter Hecht, der direkt in Ihre Richtung schwimmt, zum<br />
Beispiel. Und dort rechts die beiden bunten Flussbarsche!<br />
Spontan bedauern Sie, Ihre Kamera nicht parat zu haben, um<br />
diesen Augenblick im Foto festzuhalten, doch schon wird Ihre<br />
Aufmerksamkeit auf die sich im Wasser hin und her bewegenden<br />
Pflanzen gerichtet. Ihr Tauchlehrer hatte im Theorieunterricht<br />
gesagt, dass deren Vorhandensein und ihre Vielfalt<br />
ein Zeichen für die gute Wasserqualität seien. Die Theorie ist<br />
die eine Sache, aber die Realität haut sie fast um. Nur gut, dass<br />
Sie in der Gruppe hier unten sind und sich nachher über das<br />
Erlebte austauschen können!<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 93
„Immer wieder anders – immer spannend“<br />
„Genau DAS erleben wir immer wieder mit unseren Schülern“,<br />
erzählt Tauchlehrer Matthias Richter. Als Inhaber der<br />
Tauchschule Sauerland ist er hier an vier Stand-, nein Tauchorten<br />
tätig. Sein eigenes erstes Taucherlebnis liegt bereits rund<br />
30 Jahre zurück, aber er kann sich noch gut an die damaligen<br />
Emotionen erinnern. „Diese Faszination hört niemals auf“,<br />
verrät er. „Jeder Tauchgang, egal ob irgendwo in den Seen und<br />
Meeren der Welt oder hier zuhause in den bekannten Gewässern,<br />
ist immer wieder anders, daher bleibt es spannend.“<br />
Eine Welt in Blau und Grün<br />
Richter schmunzelt, wenn er über Menschen berichtet, die<br />
seine Leidenschaft nicht verstehen können und ihn beim<br />
Blick von oben auf den Sorpesee fragen, was er „in dieser<br />
Plürre“ denn wolle. Klar, hier hatten vor rund 100 Jahren ein<br />
paar Häuser gestanden, aber die wurden noch vor der ersten<br />
Flutung abgerissen. Versunkene Schiffe mit Piratenschätzen<br />
– ebenfalls Fehlanzeige! „All das braucht man nicht, wenn<br />
man erfüllt wird vom Farbenrausch. Das von der Oberfläche<br />
eindringende Licht verzaubert das Wasser in eine Welt in Blau<br />
und Grün. Die große Vielfalt an Lebewesen, die dort unten<br />
anzutreffen sind, ist bemerkenswert. Hechte, Seeforellen, Aale,<br />
Krebse, Rotaugen, Süßwassergarnelen und noch vieles mehr<br />
sind dort unten zu beobachten. Wer Glück hat, begegnet sogar<br />
den wenigen, im See lebenden Wasserschildkröten, oder man<br />
findet sich mitten in einem Schwarm aus Jungfischen wieder.<br />
Und live dabei zu sein, wenn in der Dämmerung die großen<br />
Barsche Jagd auf kleinere Fische machen – das sind immer<br />
wieder sehr beeindruckende Erlebnisse.“<br />
Sommer- und <strong>Winter</strong>tauchplatz<br />
Zwei ganz unterschiedliche Tauchgebiete befinden sich an der<br />
westlichen Seite des Sorpesees: In einer rund 27 Meter tiefen,<br />
durch Bojen abgegrenzten Bucht werden die Taucher für die<br />
Dauer der Sommermonate vor Booten und Surfern geschützt.<br />
<strong>Winter</strong>tags wird das Areal im Bereich eines alten Steinbruches<br />
zum Tauchen freigegeben. Es gilt als einer der schönsten<br />
Tauchplätze in Deutschland und ist mit seinen 36 Metern<br />
Tiefe zum Eldorado für Taucher aus Nah und Fern geworden.<br />
Schwerelos und unbekümmert dahinschweben<br />
Das eigentliche Highlight aber, das mit dem Tauchen verbunden<br />
ist, kommt auf all das Genannte noch obendrauf:<br />
„Die Schwerelosigkeit! Nirgends sonst auf der Welt kann man<br />
Vergleichbares erleben wie im Wasser“, schwärmt Matthias<br />
Richter. „Sich ohne Erdanziehungskraft in alle Richtungen<br />
bewegen, sich treiben lassen, keine Widerstände überwinden<br />
94 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020
müssen … nach diesem Gefühl wird man süchtig“, weiß er.<br />
Der Spruch vom Wohlfühlen wie ein Fisch im Wasser kommt<br />
einem in den Sinn. „Genau“, so Richter, „unten im Wasser<br />
wird man leicht und beweglich. Gesundheitliche<br />
Beeinträchtigungen, wie beispielsweise Gelenkschmerzen,<br />
sind wie weggeweht. Und selbst der<br />
größte Alltagsstress verblasst im schwerelosen<br />
Zustand innerhalb kurzer Zeit.“<br />
Wenn Sie nun, liebe Leser, nach Ihrem ersten<br />
Tauchgang wieder an Land kommen, werden Sie<br />
vermutlich aus dem Erzählen nicht mehr herauskommen.<br />
Vollgepumpt mit Adrenalin werden<br />
Sie noch tagelang an Ihr wunderbares Erlebnis<br />
denken und auf den nächsten Tauchgang<br />
hinfiebern.<br />
Die Frage „Warum hab ich das nicht schon<br />
viel früher angefangen“ stellt sich fast jeder<br />
Anfänger, weiß Richter. „Das Gute ist“, so der<br />
Tauchlehrer, „dass es für diese Sportart kaum ein<br />
Höchstalter gibt. Wer sich wohlfühlt und die Regeln<br />
einhält, darf sein Hobby Tauchen lange ausüben,<br />
Adrenalinschub und Herzklopfen inklusive!“ ■<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 95
Bildquelle: Landesarchiv NRW<br />
Schlacht bei Bredelar im Jahre 1761<br />
Als die Franzosen aus Westfalen vertrieben wurden<br />
Britta Melgert<br />
Als im Jahre 1932 die alte Straße zwischen Bredelar und Giershagen verbreitert werden sollte, stieß man auf einen<br />
grausigen Fund. Auf Höhe der Diemel kamen Gräber zum Vorschein, immer mehr. Schnell war klar: Es musste<br />
sich um französische Soldaten handeln, die im Siebenjährigen Krieg ihr Leben einbüßen mussten.<br />
Kramen wir doch mal unser verstaubtes Schulwissen hervor!<br />
Siebenjähriger Krieg – 1756 bis 1763 - im Prinzip der erste<br />
Weltkrieg überhaupt - oder mehrere Kriege gleichzeitig, wie<br />
man es nimmt. In Europa kämpften im Gebiet des Heiligen<br />
Römischen Reiches die Preußen quasi allein gegen alle anderen<br />
Großmächte; Großbritannien/Kurhannover, die österreichische<br />
Habsburg-Monarchie, Frankreich, Russland. Es ging<br />
um Territorien, um Macht und um die Ehre. Hart gekämpft<br />
wurde seinerzeit auch hier bei uns im damaligen “Herzogtum<br />
Westpfahlen“.<br />
Bredelarer Kloster im Zentrum der Gefechte<br />
August 1761: Aus allen Richtungen kommend waren feindliche<br />
Truppen, u. a. ein französisches Corps in den Großraum<br />
„Stadtbergen“ (heute <strong>Marsberg</strong>) weitergezogen.<br />
In den Morgenstunden des 5. August 1761 kam es dann in<br />
Bredelar, u. a. direkt vor dem dortigen Zisterzienserkloster, zu<br />
ersten Kämpfen gegen die Preußen. Dieses führte zu erheblichen<br />
Zerstörungen des Klostergebäudes. Nicht ganz unbeteiligt<br />
am Geschehen scheint ein militärliebender Mönch<br />
96 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020
gewesen zu sein, dem man nachsagt, als „Sympathisant“ der<br />
Franzosen zum Geheimnisrisiko geworden zu sein.<br />
Das Massaker an der Diemel<br />
Im Verlauf der Schlacht verlagerte sich das Geschehen in<br />
Richtung Giershagen, früher Upsprunge, wo es im Areal der<br />
Diemel zur preußischen Überlegenheit kam. Alten Unterlagen<br />
ist zu entnehmen, dass es den französischen Truppen<br />
an Munition mangelte, sodass diese den Rückzug antraten.<br />
Massive Verluste: Rund 350 gefallene Soldaten waren seinerzeit<br />
durch Kriegsberichterstatter erwähnt worden.<br />
Alles hat zwei Seiten<br />
Dass sich ein Ereignis stets von zwei Seiten betrachten lässt,<br />
beweist hier sehr schön die Berichterstattung auf französischer<br />
Seite. Dort ist unter dem Stichwort „Affaire de<br />
Bredelar“ zu lesen, dass das französische Bataillon heldenhaft<br />
„oberhalb einer Anhöhe (Berg Orthelle) oberhalb der<br />
(Diemel-)Brücke“ kämpfte. Verbündete Schweizer Brigaden<br />
desselben Regiments kämpften zunächst im Tal gegen die<br />
Preußen, wurden aber aufgefordert, sich zurückzuziehen, um<br />
nicht von den verbündeten Soldaten getroffen zu werden.<br />
So wurde dann der geschickte Schachzug des Rückzuges<br />
erklärt.<br />
Die Wahrheit wird irgendwo in der Mitte liegen. Das, was<br />
uns heute zu dieser Auseinandersetzung außer den Kriegsberichten<br />
noch vorliegt, sind ein alter Kupferstich und militärische<br />
Karten, die eher von Erinnerungen als von Tatsachen<br />
geprägt sind. Da wird aus dem Fluss Hoppecke schon mal<br />
die Diemel, die Klosterkirche trägt zwei Türme statt nur<br />
einen und die Lage der Orte ist nicht immer stimmig. Fakt<br />
ist jedoch, dass die Upsprunger Kluskirche, die sich im<br />
Bereich der damaligen Kampfhandlungen befindet, stark<br />
in Mitleidenschaft gezogen wurde; ihr fehlte danach der<br />
komplette Turm.<br />
Bredelarer Klosterschützen erinnern an 1761<br />
In Anlehnung an die Kämpfe in und um Bredelar haben<br />
sich vor einigen Jahren junge Männer zu den Klosterschützen<br />
als Unterabteilung der Bredelarer Bürgerschützen<br />
zusammengefunden. In ihren, den preußischen Originalen<br />
nachempfundenen Uniformen, werten Sie den Schützenzug<br />
optisch auf, und sie erinnern Jahr für Jahr mit Böllerschüssen<br />
von der Orthelle an die Geschehnisse von damals. ■<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 97
„Im Handwerk kommt<br />
man aus dem Staunen<br />
nicht heraus“<br />
Sauerländer LEUTE –<br />
Der MENSCH dahinter<br />
Meinolf Niemand:<br />
Hauptgeschäftsführer der<br />
Handwerkskammer mit viel Herzblut<br />
Dirk Bannenberg & Paul Senske<br />
Tom Linke<br />
„M<br />
ich erfüllt es mit Stolz rund 12.000 Betriebe vertreten zu dürfen.“ Meinolf Niemand ist Hauptgeschäftsführer<br />
der Handwerkskammer Südwestfalen mit 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und<br />
das aus „voller Überzeugung und mit viel Herzblut“. Das Handwerk in der Region fasziniert den Juristen<br />
aus Neheim-Bergheim, weil es „leistungsstark, innovativ und sympathisch ist“. Als große Herausforderungen der<br />
kommenden Jahre sieht Niemand den Fachkräftemangel, den Bürokratieabbau, die Digitalisierung sowie die „brandaktuelle“<br />
Nachfolge-Problematik der Betriebe.<br />
98 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020<br />
Lesen Sie weiter aus Seite 100
Ein <strong>Winter</strong>tag<br />
Robert Dröge<br />
Wer kennt nicht aus Kindertagen<br />
im <strong>Winter</strong> noch die „Schlünderbahnen“?<br />
Etwas Schnee auf glattem Boden,<br />
ein kurzer Anlauf, glatte Sohlen.<br />
Dabei das Gleichgewicht behalten,<br />
die Rutschbahn länger dann gestalten.<br />
Ja, das „Schlündern“ machte Spaß,<br />
wurd´ auch mancher Hosenboden nass.<br />
Schlittenfahren, Schneemann bauen,<br />
lieber Gott, lass es nicht tauen.<br />
Durchgefroren, doch gesund.<br />
Husten, Schnupfen war kein Grund,<br />
im Haus zu bleiben, sich kurieren;<br />
lieber draußen etwas frieren.<br />
Denn bergauf beim Schlittenziehen,<br />
ist die Kälte nicht zu spüren.<br />
Runter geht es dann sehr schnell.<br />
Einmal noch, es ist noch hell.<br />
Ein letztes Mal, dann geht´s nach Haus.<br />
Ein schöner <strong>Winter</strong>tag klingt aus.<br />
Ja, die schöne <strong>Winter</strong>-Kinderzeit<br />
liegt für viele ach so weit.<br />
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Ein ungehobener<br />
Schatz im Upland<br />
Gisela Wilms<br />
Iris Boening<br />
Das 260-Seelen-Dorf Stormbruch liegt im Naturpark<br />
<strong>Diemelsee</strong>. Vor fast 970 Jahren wurde es<br />
unter dem Namen „Sturibrock“ zum ersten Mal<br />
urkundlich erwähnt. Der kleine Ort liegt eingebettet zwischen<br />
Wäldern und der nahe gelegenen Diemeltalsperre.<br />
Stormbruch ist neben der landschaftlich reizvollen Lage<br />
wegen einer Person bekannt: Die Biathletin Carolin Hennecke<br />
wurde dort geboren und machte im nahen <strong>Willingen</strong><br />
ihre ersten Schritte auf Skiern. Carolin war national und<br />
international erfolgreich und wurde in einem Atemzug<br />
mit Magdalena Neuner und Kathrin Hitzer genannt.<br />
2013 trat sie vom Leistungssport zurück.<br />
In und um Stormbruch herum gibt es wunderschöne Wanderwege,<br />
die einladen, Energie zu tanken oder einfach nur<br />
die frische Luft in beeindruckender Natur zu genießen. Vor<br />
allem Gäste aus dem Ruhrgebiet nutzen diese Gelegenheit<br />
schon seit Jahren. „Raus aus dem Pott, rein in die Natur“<br />
hieß damals die Devise. Die Nähe zum <strong>Diemelsee</strong> ist im<br />
Sommer ebenso attraktiv wie die im <strong>Winter</strong> zu <strong>Willingen</strong>.<br />
Hier schwimmen oder Boot fahren, dort Ski, Schlittschuh<br />
laufen und rodeln. Auch das Radfahren erfreut sich<br />
wachsender Beliebtheit, der das gut ausgebaute Wegenetz<br />
Rechnung trägt. Nach den anstrengenden Aktivitäten<br />
kehrt man in das idyllische Stormbruch zurück und füllt<br />
116 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020
“Wir haben einen Schatz,<br />
der wieder ans Tageslicht<br />
gebracht werden müsste.”<br />
- Bernd Menzel<br />
dort die Kraftreserven wieder auf. Eine ideale Kombination<br />
von sportlicher Betätigung und Ruhe.<br />
Leider hat heute, wie überall in den kleinen Regionen,<br />
der Tourismus abgenommen. Billigflüge in andere Länder<br />
haben ihren Teil dazu beigetragen. Dennoch findet man in<br />
Stormbruch nach wie vor Übernachtungsmöglichkei ten.<br />
(Ein Blick ins Internet lohnt sich hier!)<br />
Ideen mit Potential<br />
Generell ist das Vereinsleben in dem kleinen Dorf sehr<br />
rege. Trotz oder vielleicht gerade wegen der Tatsache, dass<br />
sich viele Einheimische tagsüber kaum noch sehen. Damals<br />
traf man sich bei der Feldarbeit, arbeitete bei den Schreinern<br />
vor Ort oder hielt ein Schwätzchen in den kleinen<br />
Geschäften. Heute fahren täglich ungefähr 90 Autos raus in<br />
die umliegenden kleinen Städte, wo die Menschen Arbeit<br />
gefunden haben. Nach <strong>Brilon</strong>, Hoppecke, <strong>Willingen</strong> und<br />
Korbach führen die Wege in Fabriken, Krankenhäuser oder<br />
in die Gastronomie.<br />
Eine Entwicklung, die der Ortsvorsteher Bernd Menzel mit<br />
Sorge betrachtet. „Kleine Dörfer werden bei notwendigen,<br />
zukunftsträchtigen Maßnahmen oft übersehen, was alleine<br />
schon an dem langsamen Internet deutlich wird. Es ist<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 117
Ortsvorsteher BerndMenzel<br />
Gemälde von Werner Moog<br />
zwar schneller als vor einiger Zeit, aber kein Vergleich mit<br />
der Leistung, die in der Stadt abzurufen ist“, kritisiert er<br />
und beklagt einen weiteren Trend: „Heutzutage verlassen<br />
die Kinder nach der Schule bzw. Ausbildung ihre Heimat,<br />
da sie bei uns für sich keine Zukunft sehen. Das ist einerseits<br />
natürlich verständlich, andererseits jedoch auch sehr<br />
traurig.“ Was wünscht er sich für seinen Ort? Die Antwort<br />
kommt prompt: „Starke Investoren, die das Potential<br />
Stormbruchs erkennen. Wir haben mit unserer Natur<br />
und somit den Erholungsmöglichkeiten einen Schatz, der<br />
wieder ans Tageslicht gebracht werden müsste.<br />
Vielleicht besinnen sich die Menschen nach der Corona-Krise<br />
darauf, dass Urlaub in Regionen Deutschlands<br />
eine erholsame und auch preiswerte Alternative bietet.“<br />
Darüber hinaus kann er sich ein Haus für altersgerechtes<br />
Wohnen vorstellen. „Platz hätten wir dafür, Bedarf auch.<br />
Denn, wie gesagt, oft kommen die Kinder nicht mehr<br />
nach Hause zurück und können sich deshalb nicht um<br />
ihre Eltern kümmern. Es fehlt jedoch eine Person, die das<br />
Geld in die Hand nimmt und so ein Projekt stemmen<br />
möchte.“ ■<br />
118 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020
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<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 119
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Majoretten und Cheerleader auf<br />
dem Weg zur Deutschen<br />
Meisterschaft<br />
Britta Melgert<br />
Marc Niemeyer<br />
120 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020
S<br />
tellen Sie sich vor: Junge Mädchen bewegen sich<br />
rhythmisch auf Sie zu. Alle tragen das gleiche Kostüm<br />
und wirbeln einen Metallstab um sich herum.<br />
Und Sie fragen sich: Wo bin ich hier gelandet?<br />
Es ist Dienstagabend in Sichtigvor. Das ist im Haus Teiplaß<br />
einer der Abende der Twirling-Gruppen. Heute wird geübt,<br />
verbessert und perfektioniert. Und weil bekannt war, dass<br />
<strong>WOLL</strong> hinzukommt, haben 20 Mädchen im Alter von 9<br />
bis 21 Jahren unruhig geschlafen und dann lange vor dem<br />
Spiegel gestanden. Doch nun sitzt die Dutt-Frisur, und die<br />
frisch gewaschenen Kleider wollen im Licht glänzen. Jedes<br />
Mädchen kennt ihre Anfangsposition in der Gruppe. Die<br />
Musik startet. It’s Showtime…<br />
2011 ging’s los<br />
Christiane Osterhaus-Henke ist ein alter Hase im Twirling-<br />
Sport. Bereits vor 27 Jahren hat sie damit im Nachbarort<br />
begonnen. „Als der dortige Verein aufgelöst wurde, haben<br />
wir hier in Sichtigvor einen neuen gegründet, damit uns<br />
dieses schöne Hobby nicht verloren geht“, er innert sie sich.<br />
Zehn Jahre ist das fast her. Inzwischen ist sie die Trainerin<br />
und zugleich Vereinsvorsitzende. Auch ihr Ehemann Sven<br />
engagiert sich stark für den Verein, nicht nur als 2. Vorsitzender,<br />
sondern auch als DJ an der Musikanlage.<br />
Majoretten und Cheerleader<br />
Aus den Lautsprechern klingt rhythmische Popmusik, und<br />
die Mädchen bilden als Majoretten mal Kreise, mal Reihen,<br />
mal ein V, mal eine Mühle oder - ganz schwierig - einen<br />
Korkenzieher. Die Schritte sitzen, aber das allein reicht nicht.<br />
Der silbrige Stab, man nennt ihn Baton, muss synchron in<br />
der Hand herumwirbeln und gleichzeitig soll das schönste<br />
Lächeln gezeigt werden. Man merkt es deutlich: Twirling<br />
kommt ur sprünglich aus den USA! Eine zweite Gruppe,<br />
die der jüngeren Mädchen, übt derweil als Cheerleader<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 121
neue Hebefi gu ren ein. Lila Pompons<br />
an beiden Hän den unterstützen ihre<br />
Bewegungen optisch und zaubern dekorative<br />
Standbilder.<br />
Pia und Lina - die amtierenden<br />
Deutschen Meisterinnen<br />
Das große Ziel der Mädchen ist in<br />
jedem Jahr die Deutsche Meisterschaft.<br />
Und tatsächlich haben wir hier mit Pia<br />
Fortmann und Lina Fahle die amtierenden<br />
Titelträgerinnen im Majoretten-<br />
Duo vor uns. Dieser Sieg spornt alle an,<br />
zumal im nächsten Herbst die Wettbewerbe<br />
zur Deutschen Meisterschaft<br />
in Warstein stattfinden sollen. „Das ist<br />
schon etwas Besonderes und auch eine<br />
Anerkennung unseres 10-jährigen Jubiläums“,<br />
freut sich die Trainerin.<br />
Zum Jubiläum die Deutsche<br />
Meisterschaft nach Warstein geholt<br />
Und so geben die Mädchen und jungen<br />
Frauen ihr Bestes. Während es bei den<br />
jüngeren wie Lea, Elona, Emilia, Leyla,<br />
Joy, Samanta, Angelina, Pia, Lakisha,<br />
Mila und Zoé noch um Grundschritte,<br />
Figuren und Spaß geht, wird von<br />
den „Senioren“ ab 14 Jahren, nämlich<br />
bei Svenja, die auch als Co-Trainerin<br />
fungiert, Pia, Lina, Michelle, Carmen,<br />
Anna, Denise, Geraldine und Julia Leistung<br />
auf höchstem Niveau erwartet.<br />
Traditionen bewahren<br />
mit Marschmusik<br />
Inzwischen klingen andere Töne durch<br />
die Halle: Marschmusik. „Das ist der<br />
Ursprung des Twirling-Sports“, erklärt<br />
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Christiane Osterhaus-Henke. „Typisch<br />
für die Majoretten war die Teilnahme<br />
an Umzügen - hierzulande beispielsweise<br />
im Karneval oder beim Schützenfest.<br />
Insofern gibt es bei den Meisterschaften<br />
eine eigene Kategorie für traditionelle<br />
Märsche“.<br />
Aber auch Schlagermusik, Hip-Hop<br />
oder Musik aus den Charts sind Grundlage<br />
des Wettbewerbs. „Hauptsache<br />
peppig“, wirft Sven Osterhaus ein.<br />
Nachwuchs und Unterstützer gesucht<br />
Die Meisterschaft im hiesigen Raum<br />
wird unweigerlich Interessierte anlocken,<br />
die den Verein als aktive Sportlerinnen<br />
oder auch passiv unterstützen möchten.<br />
„Ohne Ehrenamt und Spenden kämen<br />
wir hier nicht über die Runden, obwohl<br />
wir durch die Stadt Warstein sehr fair<br />
gefördert werden“, so Osterhaus-Henke.<br />
„Dennoch freuen wir uns auch jetzt<br />
schon über Nachwuchs ab fünf Jahren.<br />
Und was mit einem kostenlosen Probetraining<br />
beginnt, kann ja irgendwann<br />
mit dem Sieg der Deutschen Meisterschaft<br />
enden!“ ■<br />
Christiane Osterhaus-Henke und Sven<br />
Osterhaus mit „ihren“ Mädchen (Foto: Britta Melgert)<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 123
Robert Hinkel<br />
Robert geht wandern:<br />
Von Ramsbeck auf den Bastenberg (745 m)<br />
1Diesmal zeige ich euch das Sauerländer Schluchtgebirge.<br />
Es bietet mit die größten Berg-Tal-Höhenunterschiede<br />
des Sauerlands. Da geht’s rauf (der rechte Berg):<br />
2Ihr parkt das Auto am Junkernhof oder steigt an der Bushaltestelle<br />
„Ramsbeck Post“ aus, die von den Buslinien<br />
470 und R72 aus Bestwig angefahren wird. Ihr seid auf<br />
370 m üNN. Der erste Kilometer über den Bergbau-Wanderweg<br />
ist ziemlich steil. Aber eine Isomatte oder eine Gummijacke<br />
kann auch als Sitzkissen auf nassen oder verschneiten Bänken<br />
missbraucht werden.<br />
3Auf den nächsten 2 km kann man sich aber<br />
auf dem Bestwiger Panoramaweg (B) erholen,<br />
siehe Zeichen rechts am Baum. Der verläuft<br />
leicht an- und später absteigend.<br />
4Jetzt wird’s aber Zeit, in den richtigen Schnee zu kommen.<br />
Ihr verabschiedet euch vom (B) nach rechts oben, nehmt eine<br />
Serpentine nach rechts und eine weitere nach links. Dann seid<br />
ihr nach insgesamt knapp 6 km auf 650 m üNN:<br />
124 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020
5An der dortigen Kreuzung mehrerer gleichberechtigter (Trekker-)<br />
Straßen biegt ihr rechts ab und nach wenigen hundert Metern<br />
wieder rechts, meist leicht ansteigend.<br />
6Dann kommt ihr nach weiteren 2 km zu<br />
der Fichte. Die ganzen kleinen Bäume<br />
wachsen seit dem Orkan Kyrill 2007. Aber<br />
die Fichte ist als einziger Baum im Umkreis von<br />
über 100 m stehen geblieben. Bis jetzt hat sie<br />
auch den Borkenkäfer überlebt. Die Fichte sieht<br />
man kilometerweit, zum Beispiel bei meinem<br />
letzten Sommer-Artikel aus Grevenstein! Rechts<br />
davon ist der Bastenberg.<br />
7Noch sind die nachwachsenden Bäume nicht zu groß.<br />
Noch hat man Aussicht in die Schlucht und auf diverse<br />
Berge im Südosten. Das sind z. B. die Bruchhauser Steine<br />
und der Langenberg.<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 125
8Geschafft: Nach gut 8 km befindet ihr euch 375 m<br />
über dem Ausgangsniveau. Hier gibt’s Bänke mit<br />
Tisch und ein Gipfelkreuz mit einem Kästchen, wo<br />
man sich ins Gipfelbuch eintragen kann.<br />
9<br />
Der Abstieg (immer runter) erfolgt erst mal hauptsächlich<br />
über die Nordseite. Entsprechend hat man nun Aussicht in<br />
Richtung Arnsberger Wald:<br />
10<br />
Wo die Sonne knapp über den Hang scheint,<br />
kann sie für glitzernde Augen sorgen:<br />
knapp 12 km biegt ihr knapp vor Berlar rechts<br />
ab, wieder auf den Panoramaweg (B). Wer sich keine<br />
11Nach<br />
375 m Höhenunterschied zutraut: Man kann auch in<br />
Berlar parken und sofort auf dem (B) bleiben, dann spart man<br />
sich den steilen ersten Kilometer.<br />
126 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020
der Bildmitte ist Ramsbeck. Die Berge dahinter<br />
sind übrigens auch um die 700 m hoch mit<br />
12In<br />
Tälern unter 400 m dazwischen.<br />
131 km weiter verabschiedet ihr euch vom (B),<br />
diesmal nach unten, über diese Straße<br />
Die Strecke wandere ich am<br />
02.01.2021 um 10:15 Uhr.<br />
Weitere Geschichten mit ~5 Minuten<br />
Lesezeit gibt’s in meinem blog www.<br />
sauerland-wandern-und-wetter.blogspot.com<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 127
Gipfelstürmer<br />
aus dem Sauerland<br />
Daniel Hilbich und Benedikt Lindner eint<br />
ihre Leidenschaft für den Klettersport<br />
Daniela Weber<br />
Iris Böning/Privat<br />
Auf der Zumsteinspitze in den Walliser Alpen<br />
128 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020
este Aussicht kommt nach dem härtesten Aufstieg“<br />
- ein Spruch, der für die beiden Sportkletterer Daniel<br />
„Die<br />
Hilbich aus Olsberg-Bruchhausen und Benedikt Lindner<br />
aus <strong>Willingen</strong> wohl als Leitmotiv dient. Ob in der Kletterhalle, in<br />
heimischen Steinbrüchen oder in den imposanten Alpen - die beiden<br />
Sauerländer klettern gerne hoch hinaus und genießen die Natur und das<br />
Panorama, das sich ihnen dort bietet.<br />
Waschechte Naturburschen, das waren die beiden Sauerländer schon immer.<br />
Statt in den heimischen vier Wänden die neuesten Spiele für die Konsole zu<br />
testen, verbrachten Daniel Hilbich und Benedikt Lindner ihre Kindheit lieber<br />
draußen in der Natur. Und, wie es sich für richtige Sauerländer Jungs gehört,<br />
wurden schon damals die ersten Kletterversuche unternommen. „Ja, man ist<br />
schon überall hoch“, lacht Hilbich, als er an seine Kindheit zurückdenkt.<br />
Von der Halle an den Fels<br />
Zum Klettersport gekommen ist der heute 26-Jährige vor etwa zehn bis<br />
elf Jahren. „Ich habe in der Kletterhalle in <strong>Willingen</strong> angefangen. Für das<br />
Klettern dort braucht man noch nicht so viel Wissen. Man bekommt eine<br />
Einführung und kann dann loslegen“, erklärt der Bruchhauser, der seinen<br />
Kumpel Benedikt in puncto Klettern erst „zu seinem Glück zwingen musste“.<br />
Denn so richtig überzeugt vom Klettersport war der 19-Jährige anfangs nicht<br />
gewesen. „Daniel meinte aber zu mir, dass ich so einen schmalen Körperbau<br />
hätte und das ist bei dem Sport schon vorteilhaft. Ich hab dann erst einmal<br />
angefangen zu bouldern. Eine Art des Kletterns, bei der ohne Gurt und Seil<br />
in Absprunghöhe geklettert wird“, erinnert sich Lindner mit einem Lächeln<br />
im Gesicht.<br />
Nachdem auch Benedikt auf den Geschmack gekommen war, und die<br />
Freunde in der Kletterhalle die ersten Erfahrungen gesammelt und elementare<br />
Klettertechniken kennengelernt hatten, trauten sich die beiden, mit Seil,<br />
Helm, Karabinern und Kletterschuhen ausgestattet, an richtige Felsen. Ein<br />
Schritt, der erst einmal eine ordentliche Portion Überwindung kostete. „Ich<br />
hatte da anfangs so meine Schwierigkeiten. Ich habe immer gedacht: Was<br />
passiert, wenn ich stürze? Benedikt war da immer etwas forscher“, sagt Daniel<br />
Hilbich schmunzelnd. Schließlich sei ein Fels nicht hundertprozentig fest und<br />
es gebe draußen auch Routen, wo es keine vorgegebenen Haken für die Zwischensicherungen<br />
gebe. „Man muss dann komplett selbst für die Sicherung<br />
sorgen und man weiß nicht, ob die Zwischensicherungen halten“, erklärt<br />
der Bruchhauser die Herausforderungen. In der Heimat sind die jungen<br />
Sauerländer meist in Steinbrüchen zu finden. Dass die Bruchhauser Steine,<br />
ein ehemaliger „Hotspot“ für Kletterer, schon seit Längerem nicht mehr<br />
bestiegen werden dürfen, bedauern die beiden. „Wir sind natürlich froh, dass<br />
wir die Steinbrüche haben, aber landschaftlich sind natürliche Felsen ein ganz<br />
anderes Erlebnis. Man nimmt den Fels mit allen Sinnen war und man riecht<br />
die Pflanzen“, schwärmt Benedikt Lindner vom Erlebnis in der Natur.<br />
Die Hillenbergwand bei Warstein<br />
Benedikt Lindner und Daniel Hilbich<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 129
Auf der Ruderhofspitze in den Stubaier Alpen<br />
Denn abgesehen von der Bewegung und der psychischen Komponente,<br />
sich immer mehr zuzutrauen und von Mal zu Mal<br />
mehr zu schaffen, sei vor allem auch die atemberaubende Natur<br />
reizvoll beim Klettersport.<br />
Bergsteigen als ganzheitliches Erlebnis<br />
Und so zieht es die beiden Sauerländer in ihrer Urlaubszeit<br />
auch meist zum Bergsteigen in die Ferne. „Meine schönste<br />
Tour war bisher die am Piz Bernina. Bergsteigen ist ein<br />
ganzheitliches Erlebnis. Man überquert Gletscher. Da ist<br />
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Samstag 7.30 - 12.30 Uhr<br />
Montag geöffnet<br />
Mittwoch geschlossen<br />
man dann auch mal mit Steigeisen und Eispickel unterwegs.<br />
Zwischendurch kommen dann auch mal Felspassagen, wo<br />
man richtig klettern muss. Das Ziel ist natürlich der Gipfel,<br />
der eine imposante Aussicht bietet“, so Hilbich, der solche<br />
Touren bis ins kleinste Detail plant, um auf alle Gegebenheiten<br />
vorbereitet zu sein. Bei einem Gewitter auf dem Gipfel<br />
nütze aber auch die beste Vorbereitung nichts: „Dann muss<br />
man natürlich ganz schnell runter. Bislang konnte ich richtig<br />
brenzlige Situationen aber vermeiden. Aber ich musste mich<br />
schon oft sputen“, lacht der 26-Jährige, der die Trainerlizenz<br />
im Bereich Bergsteigen besitzt und einmal im Jahr auch<br />
Kurse für Anfänger in den Alpen anbietet.<br />
Benedikt, der bisher alle seine Touren mit Daniel zusammen<br />
gemacht hat, träumt von einer Besteigung des Mont Blanc.<br />
Vorerst steckt der Willinger aber seine ganze Energie in ein<br />
anderes Projekt. Denn er befindet sich zurzeit mitten in der<br />
Bewerbungsphase für den Alpin Kader NRW des Deutschen<br />
Alpenvereins. „Die Bewerbung ist in zwei Sichtungskurse<br />
eingeteilt. Der erste fand in der Eifel statt. Da wurden das<br />
Kletterniveau und die Kondition bewertet. Der zweite findet<br />
im Februar im Allgäu statt. Da geht es um das Eisklettern und<br />
alpinistische Fähigkeiten“, erzählt der 19-Jährige voller Vorfreude<br />
und mit der Hoffnung, die Bewerbungsphase zu überstehen.<br />
Sollte er es in den Kader schaffen, wartet eine spannende Expedition<br />
auf den jungen Sportler. Das Ziel sei noch unbekannt,<br />
sicher sei jedoch, dass es ein „Tal ohne Zivilisation“ sein werde.<br />
Welches Ziel Daniel Hilbich im kommenden Jahr anpeilt,<br />
sei ebenfalls noch ungewiss. Aber hoch hinaus wird es ihn sicherlich<br />
führen. Denn eines wissen die beiden Sportkletterer<br />
ganz genau: „Unsere Urlaube drehen sich ja eigentlich immer<br />
um das Klettern. Wir möchten etwas sehen und nicht nur<br />
am Strand liegen“, so Daniel Hilbich und Benedikt Lindner<br />
abschließend. ■<br />
130 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020
Kinder beim Einchecken<br />
Willinger Kita orientiert sich flexibel am Bedarf<br />
Frühschicht<br />
Spätschicht<br />
Wochenendschicht<br />
Britta Melgert<br />
S. Droste<br />
B<br />
erufstätige Eltern haben es oft nicht leicht.<br />
Nicht immer sind Arbeitszeiten mit der Organisation<br />
der Kinderbetreuung vereinbar. Der<br />
Schreibtisch ist noch voll, eine Besprechung dauert<br />
länger als geplant – und das Kind wartet quasi schon<br />
am Gartentor des Kindergartens auf die überfällige<br />
Abholung? Purer Stress sowohl für die Eltern als auch<br />
für den Nachwuchs! In <strong>Willingen</strong> stellte man sich der<br />
Herausforderung und schaffte eine gute Lösung.<br />
Wenn Kinder wie Victoria, Mia und Sonya in die Evangelische<br />
Kindertagesstätte gebracht werden, hat das Ähnlichkeit<br />
mit dem Einchecken in einem Hotel. Bei der Begrüßung<br />
an der Rezeption werden der heutige Essenswunsch<br />
und auch die Verweildauer abgeklärt. Letztere sind individuell<br />
und variabel, maximal 45 Stunden in der Woche und<br />
solange sie sich im Rahmen der Besuchszeiten bewegen.<br />
Die Türen öffnen um 06:30 Uhr und schließen wochentags<br />
erst um 18:30 Uhr, an Wochenenden und an Feiertagen um<br />
14:30 Uhr. Richtig gelesen: Die Kita bietet ihre Dienstleistung<br />
an allen Tagen an!<br />
Spiel, Spaß, Spannung … und viel Bewegung<br />
Während sich die Eltern ihrer Arbeit widmen, gibt es für<br />
ihre Kids eine große Mischung aus Spiel, Spaß und Spannung.<br />
Pädagogische Förderung und altersgerechtes Lernen<br />
sind heutzutage vermutlich Standard in jedem guten<br />
Kindergarten, so natürlich auch hier. Auch Bewegungsangebote,<br />
wie beispielsweise Zumba, oder eine Theater-AG<br />
gehören zum Konzept.<br />
Wie im Hotel: Rezeption, Bistro und Frühstücksbuffet<br />
Was uns auffällt: Es fehlt etwas. Keines der Kids hat eine<br />
Butterbrotdose dabei. „Das ist hier nicht erforderlich“, erklärt<br />
Kita-Leiterin Silke Witzel. „In unserem Bistro gibt es<br />
ein Frühstücksbuffet. Egal ob ein Kind schon sehr früh zu<br />
uns kommt oder später am Morgen, es kann sich je nach<br />
Hunger und Vorliebe daran bedienen. Natürlich legen wir<br />
Wert auf gesunde Ernährung. Die Vormittage sind bei uns<br />
bewusst zuckerfrei.“<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 131
Erzieherin Fabienne Stremme, Kita-Leiterin Silke Witzel, Erzieherin Jenny Nackas und Pfarrer Christian Röhling (v.l.)<br />
Mittagsessen aus dem Restaurant<br />
Auch mittags wird fürs leibliche Wohl gesorgt. „Ein<br />
örtliches Restaurant versorgt uns täglich mit leckeren<br />
Gerichten. Für kleines Geld schlemmen die Kids abwechslungsreich<br />
Reibeplätzchen, Pfannkuchen, Nudeln oder auch<br />
Schweinebraten mit Kartoffeln. „Das ultimative Lieblingsgericht<br />
unserer kleinen Nachwuchs-Gourmets ist jedoch<br />
Pizza“, erzählt Silke Witze und lacht.<br />
„KitaPlus“ –<br />
Weil gute Betreuung keine Frage der Uhrzeit ist<br />
Pfarrer Christian Röhling engagiert sich ebenfalls sehr für<br />
diese Kita. „Als Träger wurde der Evangelische Gesamtverband<br />
Upland seinerzeit angesprochen, sich für das Projekt<br />
„KitaPlus“ zu bewerben. Der Zusatz ‘Weil gute Betreuung<br />
keine Frage der Uhrzeit ist‘, war Programm. Die hiesigen<br />
Betriebe, die hauptsächlich im Gastronomiebereich tätig<br />
sind, hatten es nicht leicht Mitarbeiter zu finden oder zu<br />
halten. Durch unseren Service fällt es vielen Eltern leichter,<br />
ihre Jobs, die oft nicht familienfreundlich sind, aufrechtzuerhalten.“<br />
Im Jahr 2016 wurde die Anerkennung und die damit verbundene<br />
Förderung für drei Jahre bewilligt. Inzwischen<br />
finanzieren wir uns durch die Gemeinde, die Kirche und<br />
durch die Beiträge. Letztere sind, wie in Hessen üblich, gut<br />
bezahlbar. Und die Gemeinde sieht es als sinnvolle Wirtschaftsförderungsmaßnahme<br />
für die Touristenhochburg.<br />
132 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020
Kinder beim Formen der Sportarten<br />
<strong>Winter</strong>sport im Gruppenraum<br />
Doch zurück zu den Kids. Von den insgesamt angemeldeten<br />
110 Kindern wollen uns heute, am späten Freitagnachmittag,<br />
acht Mädchen und ein Junge zeigen, wie gut<br />
es ihnen hier gefällt. Das heutige Thema: <strong>Winter</strong> und<br />
<strong>Winter</strong>sport. Logisch, da sind die Willinger gut informiert.<br />
Die Kids zeigen uns ihre Lieblingssportart als Trockenübung.<br />
Während Viola uns mit Figuren vom Skispringen<br />
überzeugt, zeigt Lucy ihr Eiskunstlauftalent. Die Zwillinge<br />
Diana und Adriano haben Spaß auf dem imaginären<br />
Schlitten. Samira formt einen Engel in den noch nicht<br />
vorhandenen Schnee, welchen Lilli zu einem großen<br />
Schneeball formt, um uns damit zu bewerfen. Na warte…!!!<br />
Unsere Frage in die Runde, ob die Kinder lieber morgens<br />
oder so spät am Tag hier sind, können diese gar nicht richtig<br />
zuordnen. Okay, verstanden, es kümmert sie nicht! Sie<br />
sind hier, spielen, lernen, lachen, essen und trinken – und<br />
werden von den 17 Erzieherinnen liebevoll begleitet, egal zu<br />
welcher Uhrzeit.<br />
Schlafplatz unterm Lichterhimmel<br />
Wer aktiv ist, wird auch irgendwann müde. Kein Problem,<br />
denn es gibt für jedes Kind ein kuscheliges Schlafplätzchen.<br />
Die richtige Schlummerstimmung kommt auf, wenn<br />
romantische Lichter eingeschaltet werden – und man beim<br />
Einschlafen nicht allein ist. Gemeinschaft ist ein unschlagbares<br />
Plus im Kindergarten. Trotzdem freut sich jedes Kind<br />
am Ende des Tages, wenn es von den Eltern wieder abgeholt<br />
wird. Das Zuhause ist halt doch am schönsten – auch<br />
wenn die Kita in <strong>Willingen</strong> nahe dran kommt! ■<br />
Sonntags in der Kita – Event inklusive<br />
Dass auch ein Sonntag oder ein Feiertag in der Kita ein<br />
tolles Erlebnis sein kann, wenn zum Frühstück mit frischen<br />
Brötchen das schöne, weiße Tischtuch aufgelegt wird, man<br />
am Kindergottesdienst in der Kirche teilnimmt oder eines<br />
der attraktiven Freizeitangebote des Touristenortes nutzt,<br />
weiß Silke Witzel. „<strong>Willingen</strong> und seine Betriebe unterstützen<br />
uns großartig. Da dürfen wir beispielsweise kostenlos<br />
ins Lagunenbad gehen, die Eislaufhalle oder die Sommelrodelbahn<br />
nutzen oder mit dem Sessellift auf den Ettelsberg<br />
fahren. Es wird hier nie langweilig!“<br />
Kinder im Schlafraum<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 133
Advertorial<br />
Wenn ein einziges Bild vielen Menschen<br />
ein Lächeln ins Gesicht zaubert…<br />
… dann hat das Projekt ‚Sokoor‘ Wege eröffnet, an die<br />
zuvor kaum Jemand gedacht hat<br />
Inga Bremenkamp<br />
Jürgen Eckert<br />
Ein langer Flur. Viele Türen.<br />
Viele Schilder. Und zum<br />
Glück – da vorne, ein Foto,<br />
das vielen Menschen das Leben so viel<br />
leichter macht. „Ein einziges Bild des<br />
Mitarbeiters neben dem Türschild<br />
hilft so sehr weiter. Viele unserer<br />
Bewohner sind allein dadurch so viel<br />
selbstständiger, weil sie durch das<br />
eine Bild ganz genau wissen, welcher<br />
Mitarbeiter hinter welcher Tür sitzt“,<br />
berichtet Leonie Köpp, die mit ihren<br />
Kolleginnen Lara Frese und Ulrike<br />
Düppe im Josefsheim Bigge das Projekt<br />
‚Sokoor‘ umsetzt.<br />
Ein Bild sagt mehr<br />
als tausend Worte<br />
Es ist oft nicht viel, was die leichte<br />
Sprache ausmacht. Dennoch kann jeder<br />
durch einfache Mittel mitwirken und<br />
bei komplexen Sachverhalten selbstverständlich<br />
die Fachstelle für Unterstütze<br />
Kommunikation des Josefsheims um<br />
Rat bitten. Ein Bild an der Tür, ein<br />
Bild in der Speisekarte beim Italiener<br />
oder eine Handlungsbeschreibung mit<br />
Symbolen am Geldscheinautomat gibt<br />
vielen Menschen durch die Anwendung<br />
einfacher Symbole in Kombination mit<br />
vereinfachter Sprache Selbstvertrauen<br />
und ein Stück ihrer Selbstbestimmung<br />
zurück. „Es ist so schön zu sehen, mit<br />
wieviel Freude unsere Bewohner aus dem<br />
Ort zurückkommen, weil sie es selbst<br />
geschafft haben, Geld an der Bank abzuholen.<br />
Und das, weil da einfach ein Bild<br />
mit Anweisungen hing, das ihnen geholfen<br />
hat. Der Stolz ist diesen Menschen<br />
ins Gesicht geschrieben – das macht uns<br />
als Projektteam natürlich auch glücklich“,<br />
gibt Leonie Köpp zu, die das von<br />
Aktion Mensch unterstützte Projekt im<br />
September 2018 ins Leben gerufen hat.<br />
Ein Bild für viele Menschen<br />
„Ich habe im Rahmen meiner Masterarbeit<br />
in dem Bereich der Unterstützten<br />
Kommunikation einen großen Hilfebedarf<br />
gesehen“, erzählt Leonie Köpp, die<br />
seit 2009 im Josefsheim Bigge arbeitet<br />
und seit fast zwei Jahren Leiterin der<br />
Fachdienste ist. Das Projekt, das von der<br />
Aktion Mensch gefördert wird, hat das<br />
Ziel, Sprache einfach zu gestalten, damit<br />
Menschen, die sprachliche, kognitive<br />
oder komplexe Behinderungen haben,<br />
selbstbestimmter und eigenständiger<br />
leben können. „Wir haben das Josefsheim-Projekt<br />
natürlich mit Blick auf<br />
die Menschen mit Behinderungen in<br />
134 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020
Bigge-Olsberg ins Leben gerufen. Aber:<br />
Es profitieren zusätzliche viele andere,<br />
die sich über die unterstützte Kommunikation<br />
freuen. Kinder zum Beispiel<br />
oder ältere Menschen, Menschen mit<br />
Migrationshintergrund oder Menschen,<br />
die nicht ausreichend lesen können. All<br />
diesen hilft oft ein einziges Bild, das der<br />
Erklärung dient“, führt die 31-Jährige<br />
Heilpädagogin fort.<br />
Bewusstsein schaffen<br />
Das Projektteam ist zwei Jahre nach<br />
Projektstart sehr zufrieden. „Wir haben<br />
schon viel erreicht und erste wichtige<br />
Meilenstein gelegt. Trotzdem waren<br />
wir zu Beginn unserer Arbeit erstaunt<br />
darüber, dass wir vielen Leuten, auf<br />
deren Unterstützung wir im öffentlichen<br />
Sozialraum angewiesen sind, erst einmal<br />
bewusst machen mussten, wie wichtig<br />
diese vereinfachte, oft bildliche Sprache<br />
für viele Menschen ist. Ich bin froh, dass<br />
dieses Bewusstsein jetzt da ist und mit<br />
uns zusammenarbeiten“, sagt Ulrike<br />
Düppe, die weiß, dass Menschen mit Behinderung<br />
froh sind, wenn sie mal nicht<br />
nach Hilfe fragen müssen.<br />
Das Projekt endet voraussichtlich im<br />
Herbst 2021. Eine weitere Stärkung im<br />
Leichte Sprache<br />
Bereits seit 2006 sorgt das Netzwerk Leichte Sprache mit seinen europäischen<br />
Partnern dafür, Informationen und Texte in leicht verständliche<br />
Sprache für alle Menschen zugänglich sind. Der Inklusionsauftrag der<br />
Josefsheim-Teams in Olsberg und Lipperode mit den Dienstleistungen<br />
Wohnen, Leben, Bildung und Arbeiten ist es, Teilhabe in allen<br />
Lebensbereichen zu ermöglichen. Sich aufeinander zuzubewegen, indem<br />
neue Formen der Kommunikation gemeinsam genutzt werden, ist hierbei<br />
wesentlicher Bestandteil. So wird die leichte Sprache nicht nur bei<br />
Beschilderungen oder den wöchentlichen Speiseplänen angewendet, sondern<br />
auch gebärdengestützte Musikangebote oder gemeinsame Kunst- und<br />
Mobilitätsprojekte zeigen die Vielfältigkeit des von Aktion Mensch unterstützten<br />
Projektes „Sokoor“.<br />
Bereich der Leichten Sprache ist darüber<br />
hinaus weiter notwendig. Gilt es doch,<br />
noch mehr zu erreichen und das Bewusstsein<br />
der Gesellschaft noch stärker<br />
zu schärfen. Aktuell wird deshalb daran<br />
gearbeitet, budgetneutrale Verlängerung<br />
des Projektes zu erwirken.<br />
Am Ende ist die vereinfachte Sprache<br />
eine Win-win-Situation – für die Einzelhändler,<br />
deren Angebote verstanden<br />
werden wollen, und für Josefsheim die Menschen,<br />
denen ein einziges Bild Bigge und die Übersetzung<br />
in die einfache Sprache so viel<br />
mehr zurückgeben als ein geschriebener<br />
Text. ■<br />
Josefsheim gGmbH<br />
Josefsheim<br />
Heinrich-Sommer-Straße 13<br />
Bigge<br />
59939 Olsberg | Tel.: 02962 800-0<br />
info@josefsheim-bigge.de<br />
Josefsheim gGmbH<br />
Heinrich-Sommer-Straße 13<br />
59939 Olsberg | Tel.: 02962 800-0<br />
info@josefsheim-bigge.de<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 135
Anzeige<br />
Das Haus Fortuna ist im Rahmen<br />
der Aktion #createhome mit<br />
einem 100 cm hohen Kniestock<br />
für ab EUR 311.458,- inkl.<br />
Bodenplatte und Photovoltaikanlage<br />
in der Ausbaustufe fast<br />
fertig erhältlich.<br />
Büdenbender-Musterhaus<br />
in Bestwig<br />
Nicht wenige Sauerländer Familien haben in den<br />
letzten Jahren in ein Büdenbender-Haus Einzug<br />
gehalten. Das Familienunternehmen Büdenbender<br />
aus Netphen im Kreis Siegen-Wittgenstein ist nicht<br />
nur der räumlichen Nähe wegen interessant für künftige<br />
Hausbesitzer.<br />
Besonders für auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz achtende<br />
Hausherren, ist ein Büdenbender Haus attraktiv.<br />
Um seinen Kunden im Sauerland die Möglichkeit zu<br />
geben, ein solches einmal vor Ort zu besichtigen, hat die<br />
Firma vor Kurzem in Bestwig ein Musterhaus fertiggestellt.<br />
Hier vor Ort in der Heinrich-Heine Straße 3, kann<br />
man sich einen Eindruck von einem Haus mit hochmoderner<br />
technischer Ausrüstung und besonderem Wohlfühlklima<br />
machen. Letzteres wird dank der Büdenbender-<br />
Klimawand atmo-tec plus erzeugt, einer Außenwand mit<br />
massiver, kammergetrockneter Holzfachwerkkonstruktion.<br />
Ganz ohne PE-Folien und Styropor.<br />
Neben einer sehr guten Energieeffizienz hat man vor allem<br />
auf den Einsatz geprüfter und gesundheitsoptimierter<br />
Bauprodukte geachtet, zertifiziert durch das unabhängige<br />
Sentinel-Haus-Institut. Im Inneren des Hauses gibt es<br />
moderne, ansprechende Architektur auf 143 m² Wohnfläche,<br />
perfekt also für Familien. Das Obergeschoss hat<br />
gleich vier Schlafräume und ein großzügiges Familienbad.<br />
Der vorgezogene dritte Giebel gibt dem Elternschlafzimmer<br />
ebenso wie dem Wohnraum im Erdgeschoss - mit offener<br />
Küche und Essbereich - zusätzlich Raum und Licht.<br />
Ausgestattet ist das Musterhaus mit hocheffizienter Haustechnik<br />
von Viessmann und einem modernen Smart-<br />
Home System, das keine Wünsche offenlässt.<br />
Überzeugen Sie sich selbst und besuchen Sie das Musterhaus.<br />
Nach vorheriger Terminabsprache oder jeden Samstag<br />
und Sonntag jeweils zwischen 14 und 17 Uhr. ■<br />
136 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020
Kochen<br />
17.62 m²<br />
Spk.<br />
4.47 m²<br />
0.16 m²<br />
Diele<br />
6.76 m²<br />
WC/DU<br />
3.03 m²<br />
HWR.<br />
6.33 m²<br />
INDIVIDUELL 2 m UND W<br />
Individuelle Architektenhäuser mit der di<br />
Kind 1<br />
17.08 m²<br />
15.64 m²<br />
1 m<br />
Kind 2<br />
16.66 m²<br />
15.23 m²<br />
Wohnen/Essen<br />
29.66 m²<br />
Arbeiten<br />
11.71 m²<br />
Gast<br />
11.96 m²<br />
10.95 m²<br />
Flur<br />
4.05 m²<br />
Schlafen<br />
12.88 m²<br />
Bad<br />
9.44 m²<br />
9.04 m²<br />
2 m<br />
1 m<br />
2 m<br />
2 m<br />
Bautafel<br />
Name: Fortuna<br />
Bauweise: diffusionsoffene Holzständerbauweise.<br />
Maße: 9,8 x 10,5 m.<br />
Satteldach mit 38 Grad Dachneigung und<br />
150 cm Kniestock<br />
Wohnfläche 143 m²<br />
Grundfläche 152 m²<br />
Jetzt mehr erfahren: 0 27 37 / 98 54<br />
Ihre Ansprechpartner vor Ort:<br />
Arno Göbel, Tel. 0152 - 0331 0412<br />
agoebel@buedenbender-hausbau.de<br />
Martin Schäfer, Tel. 0178 – 196 4274<br />
mschaefer@buedenbender-hausbau.de<br />
Musterhaus: Heinrich-Heine-Str. 3, 59909 Bestwig<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 137
Gut aufgestellt in Westheim<br />
Sonja Nürnberger<br />
S. Droste<br />
E<br />
ingerahmt von Feldern, Wäldern und Hügeln, direkt an der Grenze zu Hessen,<br />
liegt Westheim, sechs Kilometer von <strong>Marsberg</strong> entfernt. Die Bundesstraße<br />
7 führt durch den kleinen Ort und die Diemel fließt daran vorbei. Es ist ein<br />
beschaulicher Ort, der bei genauerem Hinsehen aber einiges zu bieten hat.<br />
IHRE BRAUEREI WESTHEIM<br />
HANDWERKLICHE BRAUKUNST SEIT 1862<br />
138 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020<br />
Ihre Westheimer Biere kommen aus<br />
gutem Hause. Seit mehr als 150 Jahren<br />
wird in unserer familiengeführten<br />
Privatbrauerei Bier gebraut. Das weitläufige<br />
Brauereigelände besitzt drei eigene Brunnen,<br />
die quellfrisches Brauwasser liefern.<br />
HANDWERKLICHE BRAUKUNST<br />
Was Ihre Westheimer Bierspezialitäten jedoch<br />
am stärksten auszeichnet, sind Erfahrung<br />
und die Leidenschat für handwerkliche Braukunst,<br />
mit sich der alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen<br />
Tag für Tag für regionaltypische<br />
Brauprodukte einsetzen.<br />
www.facebook.com/Brauerei.Westheim www.brauerei-westheim.de
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SEIT 1862<br />
Kasseler Kasseler Straße 53 Straße 53<br />
34431 34431 <strong>Marsberg</strong>-Westheim<br />
<strong>Marsberg</strong>-Westheim<br />
■ Fliesen ■ Fliesen ■ Fliesen Telefon: Telefon: 0 29 94 0 - 286 2994 94 - 286 - 286<br />
■ Naturstein ■ Naturstein ■ Telefax: Telefax: 0 29 94 0 - 90 2994 80 94 - 0090 - 90 80 80 00 00<br />
■ Treppenanlagen<br />
■ Treppenanlagen<br />
■ E-Mail: E-Mail: info@fliesenleger-otto.de<br />
info@fliesenleger-otto.de<br />
■ Fassaden ■ Fassaden www.fliesenleger-otto.de<br />
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■ Fassaden<br />
Kasseler Straße 53<br />
E-Mail: info@fliesenleger-otto.de<br />
www.fliesenleger-otto.de<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 139
Golfanlage<br />
Haus der Vereine<br />
Schützenhalle<br />
Auch mitten im Ort gibt es viel Grün<br />
Auf dem Golfplazt<br />
„Wir sind hier eigentlich recht gut aufgestellt“, erklärt Franz-<br />
Josef Weiffen, der bereits seit 1979 Ortsbürgermeister in<br />
Westheim ist. „Wir haben hier eine Rundum-Versorgung,<br />
was uns fehlt ist ein Lebensmittelmarkt. Auch das Angebot<br />
an Vereinen ist breit gefächert. Das frühere Grundschulgebäude<br />
wurde zum „Haus der Vereine“, rege genutzt von<br />
den 15 Westheimer Vereinen und Organisationen. Insgesamt<br />
4.000 Mitglieder (ca. 350 ehrenamtliche) zählt man in Westheim.<br />
Hervorzuheben ist dabei der Golfclub. 1999 wurde auf<br />
Initiative von Dr. Wolf-Peter und dem Vereinsvorsitzenden<br />
Franz-Josef Weiffen im Sportverein TuS Westheim die Golfabteilung<br />
gegründet. Zu einer Zeit, als es in Deutschland<br />
nur drei Sportvereine gab, die auch eine Golfabteilung im<br />
Angebot hatten. Bereits 2001 wurde ein Golfplatz mit neun<br />
einfachen Bahnen eingeweiht. Die Mitgliederentwicklung<br />
war so erfreulich, dass bereits am 22.8.2004 eine 18-Loch-<br />
Anlage und ein 6-Loch-Kurzplatz eingeweiht werden konnte.<br />
Im Jahre 2010 trennte sich die Golfabteilung vom TuS, ist<br />
seit dieser Zeit eigenständig und zählt über 1.000 Mitglieder.<br />
Der Golfplatz befindet sich neben dem Sportzentrum,<br />
dem Ausgangspunkt für schöne Rundwanderwege. Einer der<br />
schönsten Radwege Deutschlands, der Diemelradweg, führt<br />
- von der Quelle in Usseln bis zur Mündung in Bad Karlshafen<br />
- durch Westheim. Entlang an landschaftlich herrlich<br />
gelegenen Baggerteichen.<br />
In Westheim wird seit mehr als 150 Jahren Bier gebraut. Das<br />
weitläufige Brauereigelände der Gräflich zu Stolberg’schen<br />
140 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020
Ihr Meisterbetrieb für Dach und Wand:<br />
Inh. Dachdeckermeister Thomas Dicke<br />
• Bedachungen<br />
• Fassadenbau<br />
• Gerüstbau<br />
WESTHEIM<br />
• Flachdachtechnik<br />
• Bauklempnerei<br />
Pfarrkirche St. Pankratius<br />
Brauerei Westheim besitzt drei eigene Brunnen, die quellfrisches<br />
Brauwasser liefern. „Wir wissen, woher unser Hopfen<br />
und Malz kommen und brauen noch traditionell Bier, auch<br />
wenn es mehr Zeit kostet“, betont stolz Moritz Freiherr von<br />
Twickel, der seit 2014 die Privatbrauerei gemeinsam mit seinem<br />
Vater Josef Freiherr von Twickel in sechster Generation<br />
leitet. Um diese hohe Qualität auch weiterhin zu garantieren,<br />
ist es der Brauerei sehr wichtig, die lokalen Arbeitsplätze zu<br />
erhalten und eine gesunde regionale Wirtschaftsstruktur zu<br />
stärken. Auch ein respektvoller Umgang mit der Natur liegt<br />
der Familie von Twickel am Herzen, deshalb unterstützt sie<br />
u. a. den Naturpark Teutoburger Wald/Eggegebirge.<br />
Telefon (02994) 500 – Telefax (02994) 556<br />
Lager: Hoppenbeeke 2a<br />
www.dachdecker-dicke.de<br />
Begehrte Wohn- und Gewerbefläche<br />
Zwar ist die Einwohnerzahl rückläufig – 1998 hatte Westheim<br />
noch 1.980 Einwohnern, heute sind es nur noch 1.683<br />
–, trotzdem hat der Ort nicht mit Leerständen zu kämpfen.<br />
Jedes Haus, das leer steht, findet innerhalb kürzester Zeit<br />
einen neuen Besitzer. Im Baugebiet Hoppenberg III stehen<br />
18 Bauplätze zur Verfügung. Die Erschließung soll im Jahr<br />
2021 erfolgen, so dass einer kurzfristigen Bebauung nichts<br />
im Wege steht.<br />
Westheim ist ein beliebter Ort zum Wohnen. Das liegt<br />
neben der wunderschönen Landschaft ringsum und der<br />
guten Ausstattung des Ortes auch an der guten Verkehrsanbindung.<br />
Einige Einwohner Westheims arbeiten in weiter<br />
Seit über 70 Jahren präsentiert sich das Modehaus für<br />
Damen- und Herrenmode inmitten von Westheim.<br />
Bei uns finden Sie Markenqualität von modischen<br />
Basics und Casual Wear bis zu stilsicheren Business-<br />
Outfits. Lassen auch Sie sich begeistern.<br />
Wir freuen uns auf Sie.<br />
34431 <strong>Marsberg</strong>-Westheim, Kasseler Str. 34, Tel. 02994-261<br />
www.modenjesper.de<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 141
Mosaik<br />
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Fliesen<br />
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Fliesenlegermeister<br />
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Beratung • Planung • Ausführung<br />
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Kiefernweg 13 Tel.: 0 29 94/92 20<br />
Kiefernweg 34431 <strong>Marsberg</strong>- 13 Tel.: Fax: 0 29 94/92 94/90 20 88 65<br />
34431 Westheim <strong>Marsberg</strong>- Fax: Mobil: 0171/3803161<br />
29 94/90 88 65<br />
Westheim a.muehlenkamp@westheim.org<br />
Mobil: 0171/3803161<br />
a.muehlenkamp@westheim.org<br />
entfernten größeren Städten wie etwa Meschede, Paderborn,<br />
Kassel, die leicht über die nahegelegene Autobahn oder auch<br />
per Bahn erreichbar sind. „Mit dem Auto oder dem Zug ist<br />
man schnell da. So kann man dort leben, wo andere Urlaub<br />
machen und fährt trotzdem nicht allzu lange zur Arbeit in<br />
die Stadt“, stellt Franz-Josef Weiffen fest.<br />
Vertrauen entsteht aus<br />
Zuverlässigkeit.<br />
Ihre Adresse für Autokauf<br />
und Reparatur.<br />
Wiegers Autoservice<br />
Kasseler Str. 67-69 • 34431 <strong>Marsberg</strong>-Westheim<br />
Tel. 02994-775 • www.wiegers-autoservice.de<br />
Nicht nur das Wohnbaugebiet, auch das Westheimer Gewerbegebiet<br />
ist begehrt. Das liegt sicherlich auch an der unmittelbaren<br />
Nähe zur Autobahn Kassel-Dortmund. Ca. 45.000<br />
qm stehen zur Verfügung, die in absehbarer Zeit bebaut<br />
werden. Eine Erweiterung des Gebietes ist in Bearbeitung.<br />
Die Gemeinschaft stärken<br />
Auf die Aktivengruppe des Dorfes, die Ortsbürgermeister<br />
Franz-Josef Weiffen 2013 ins Leben gerufen hat, ist er sehr<br />
stolz. Die Gruppe zählt ca. 20 Personen und hat die Pflege<br />
der Beete, Bänke, Kreuze usw. im Dorf und in der Gemarkung<br />
übernommen. Außerdem organisiert er für die Gruppe<br />
142 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020
Besichtigungsfahrten zu Firmen und anderen Sehenswürdigkeiten.<br />
Aus der Gruppe hat sich 2018 eine Boule-Gruppe<br />
gebildet, die sich regelmäßig auf der Kleinsportanlage trifft.<br />
Der Förderverein Dorfgemeinschaft „Unser Westheim“ mit<br />
seinen zurzeit 526 Mitgliedern unterstützt die örtlichen Vereine<br />
bei Anschaffungen und Dorfverschönerungsmaßnahmen.<br />
Zu schaffen ist das lt. Franz-Josef Weiffen nur, dank<br />
der steigenden Mitgliederzahlen und der Spendenfreudigkeit<br />
der Mitglieder.<br />
Alle zu einer regen Dorfgemeinschaft zusammenzuführen,<br />
ist der Wunsch Franz-Josef Weiffens wie auch der sehr vieler<br />
Westheimer. Gemeinsame Aktionen sollen dazu beitragen.<br />
Zum Beispiel eine Baumpflanzaktion. Diese war eigentlich<br />
für den November geplant, muss aber wegen Trockenheit auf<br />
das kommende Frühjahr verschoben werden. Die drei Hektar<br />
große Fläche unterhalb des Golfplatzes war durch den Sturm<br />
Frederike und Borkenkäfer vernichtet worden. Mit dieser<br />
Aktion wird nicht nur tatkräftig etwas bewegt, sondern auch<br />
die Gemeinschaft der Westheimer verstärkt. ■<br />
Gerade in dieser schwierigen Zeit mit dem Corona-Virus legen<br />
Theres Schwiddessen und ihr Team der Hirsch-Apotheke in<br />
Westheim weiterhin größten Wert auf eine fachkundige<br />
Beratung ihrer Kunden, sowohl telefonisch, als auch vor Ort.<br />
Auf Wunsch kann ein digitales Kundenkonto angelegt werden,<br />
um Unverträglichkeiten zu speichern und Wechselwirkungen zu<br />
überprüfen. Selbstverständlich sind auch Online-Bestellungen<br />
möglich. Natürlich werden den Kunden bestellte Medikamente<br />
und Hilfsmittel kostenfrei nach Hause gebracht.<br />
Die Hirsch Apotheke freut sich Sie begrüßen zu dürfen.<br />
Derzeit findet die alljährliche Spendenaktion zu Gunsten der<br />
José Carreras Leukämie-Stiftung statt um einen kleinen Beitrag<br />
dazu beizutragen, dass Leukämie endlich heilbar wird, immer<br />
und bei jedem. Im dritten Jahr bietet das Team nun eine<br />
Müslischale mit einer kleinen Portion Cornflakes gegen eine<br />
Spende von 3,50€ an.<br />
Kasseler Str.28 | 34431 <strong>Marsberg</strong><br />
info@apotheke-westheim.de | Telefon: 02994 / 96540<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 143
Anzeige<br />
Freundlicher und umweltfreundlicher<br />
Umgang in der<br />
Bäckerei Leitner<br />
„Gut, dass Ihr da seid!“<br />
Ralf Leitner (Mitte) und sein Team<br />
Die Backstube ist das Herz der Bäckerei Leitner.<br />
Manchmal am frühen Morgen wird es hier schon<br />
mal recht eng, wenn drei Bäcker gleichzeitig mit<br />
dem Meister in der Backstube stehen und dafür sorgen,<br />
dass die <strong>Brilon</strong>er pünktlich zu Frühstück ihre Brötchen,<br />
die Croissants und das Brot genießen können. Herrlich<br />
duftet es in den Verkaufsraum hinein und zieht weiter<br />
hinaus auf die Straße. Ein Duft, der schöne Erinnerungen<br />
weckt und schöne Erinnerungen schafft …<br />
Ralf Leitner ist gelernter Bäcker. Nach seiner Ausbildung<br />
war er zunächst nur kurze Zeit als Geselle tätig. Erst einmal<br />
wollte er sich frischen Wind um die Nase wehen lassen<br />
- und ging zur See. Auch wenn er die frische Meeresluft noch<br />
immer liebt, zog es ihn zurück ins Sauerland. Hier machte er<br />
zusätzlich eine Ausbildung zum Konditor und anschließend<br />
seinen Meisterbrief. Berufserfahrung hat er seitdem reichlich<br />
gesammelt. Einige namhafte Sauerländer Bäckereien stehen in<br />
seinem Lebenslauf.<br />
Seine Frau Helga kommt ebenfalls aus dem Nahrungsmittelgewerbe.<br />
Sie hat eine Ausbildung zur Köchin absolviert. Heute<br />
steht sie ihrem Mann hauptsächlich im Verkauf und bei der<br />
Buchhaltung zur Seite. Auch in der Backstube sind ihr schon<br />
viele Handgriffe vertraut. Kundenservice ist ihr sehr wichtig.<br />
Deshalb geht die Ladentür auch schon mal ein paar Minuten<br />
früher auf, wenn sie gesehen hat, dass ein Kunde schon ganz<br />
ungeduldig davor wartet. Die Kunden schätzen ihren Rat „Mit<br />
der Zeit kenne ich den Geschmack meiner Stammkunden<br />
immer besser und weiß, zu welchen Brotsorten ich ihnen raten<br />
kann.“<br />
Die Übernahme<br />
Als echte Sauerländer - Ralf Leitner stammt gebürtig aus<br />
Meschede, seine Frau kommt aus Wehrstapel – war ihnen die<br />
Art der <strong>Brilon</strong>er nicht ganz fremd. Der alten Stammkundschaft<br />
der Bäckerei Stapper wurde die Umgewöhnung leicht<br />
gemacht: Die Rezepte seines Vorgängers hat Ralf Leitner<br />
übernommen - und durch eigene Kreationen ergänzt. Sein<br />
Konzept ging auf: Die alte Stammkundschaft ist geblieben,<br />
neue Kunden konnten hinzugewonnen werden. „Gut, dass ihr<br />
da seid!“ – diesen Satz haben die beiden nun schon mehrmals<br />
gehört - und sich jedes Mal neu darüber gefreut.<br />
In Leitners Backstube arbeiten zwei Gesellen und eine Aushilfe,<br />
im Verkauf sind insgesamt sechs Mitarbeiter beschäftigt,<br />
außerdem gibt es einen Fahrer. Mindestens so viele Mitarbeiter<br />
sind auch nötig, um das Arbeitspensum zu stemmen. Denn<br />
rund 1.200 Brötchen gehen jeden Tag über den Tresen, an<br />
den Wochenende sogar noch mehr. Dann auch verschiedene<br />
Spezialitäten wie französische oder <strong>Brilon</strong>er Croissants.<br />
144 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020
Hightech trifft Tradition<br />
Gern würde Ralf Leitner auch weitere Arbeitskräfte oder einen<br />
Auszubildenden in der Backstube einstellen. Das Arbeitsumfeld<br />
ist angenehm und familiär, die (übertarifliche) Bezahlung<br />
stimmt. Doch im Bäckerhandwerk gibt es nun mal die etwas<br />
anderen Arbeitszeiten … Aber es gibt seit der Übernahme<br />
auch enorme Arbeitserleichterungen. So zum Beispiel den<br />
Vollgärautomaten. Auch der riesige Backofen ist mit neuester<br />
Computertechnik ausgerüstet: Traditionelles Handwerk wird<br />
in der <strong>Brilon</strong>er Backstube durch Hightech auf wunderbare<br />
Weise ergänzt.<br />
Gegen Lebensmittelverschwendung<br />
und für Regionalität<br />
Leitners sind äußerst umweltbewusst, denken nachhaltig:<br />
„Was wir im kleinen Rahmen machen können, das machen<br />
wir auch“, sagt Ralf Leitner. Und so landet nichts von dem,<br />
was aus dem Backofen kommt in der Mülltonne. Das alte Brot<br />
wird entweder für einen Euro verkauft oder geht zur Tafel und<br />
zum Food Sharing. Was dann noch übrig bleibt, bekommt ein<br />
Landwirt, der damit sein Vieh füttert. Die Kaffeebecher - von<br />
einem Soester Großhändler – sind kompostierbar. Eier, Milch<br />
und natürlich das Mehl stammen aus der Region. Und gerade<br />
von letzterem wird so einiges in der Bäckerei gebraucht: 4,5<br />
Tonnen Mehl jeden Monat. Immer mehr auch Dinkelmehl.<br />
Neben diversen anderen Spezialitäten wird in der Backstube<br />
auch das Martinsbrot damit gebacken. Ein Brot, das ursprünglich<br />
für den St. Martins-Tag gebacken wurde und aus dem täglichen<br />
Sortiment nicht mehr wegzudenken ist. Wer das leckere<br />
Brot einmal probiert hat, versteht warum. ■<br />
Ralf und Helga Leitner<br />
Bäckerei R. Leitner e.K.<br />
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www.brötchen-brilon.de<br />
Hauptgeschäft:<br />
Filiale:<br />
Friedrichstr.1 Bernhard-Bartmann-Str. 3<br />
59929 <strong>Brilon</strong> 59929 <strong>Brilon</strong>-Madfeld<br />
Tel.: 0 29 61 - 49 59 Tel.: 0 29 91 - 96 29 712<br />
baeckerei.leitner@t-online.de<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 145
Impressum<br />
Deine<br />
Gedanken werden Zukunft<br />
Herausgeber:<br />
Redaktionsanschrift:<br />
Chefredakteur:<br />
Redaktion:<br />
Weitere Autoren:<br />
Korrektorat:<br />
Grundlayout:<br />
Gestaltung und Layout:<br />
Fotos:<br />
Dirk Bannenberg<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Magazin</strong><br />
c/o axo.media west GmbH<br />
<strong>Brilon</strong>er Straße 27<br />
59909 Bestwig<br />
Tel. 02904 711 80-00<br />
Paul Senske (ps)<br />
Christel Zidi (cz)<br />
Hermann-J. Hoffe (hh)<br />
Anna Verburg<br />
Britta Melgert<br />
Daniela Weber<br />
Gisbert Baltes (giba)<br />
Gisela Wilms<br />
Inga Bremenkamp<br />
Manfred Eigner<br />
Monika Loerchner<br />
Petra Kleine<br />
Robert Hinkel<br />
Sabina Butz<br />
Silvia Padberg<br />
Sonja Heller<br />
Sonja Nürnberger<br />
Verena Sen<br />
Christel Zidi<br />
Rainer Zepernick<br />
i-dexe werbung-design GmbH<br />
Catharina Schäfer<br />
Luca Cramer<br />
Philipp Nolte<br />
Sophie Schmucker<br />
AdobeStock_79427571_<br />
industrieblick<br />
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Titelfoto:<br />
Illustrationen:<br />
Druck:<br />
Verlag:<br />
Geschäftsführer:<br />
Anzeigenverwaltung:<br />
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Halder, Neheim<br />
Historisches Konzernarchiv RWE<br />
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Jürgen Eckert<br />
Manfred Eigner<br />
Marc Niemeyer<br />
Mark-E/Carsten Engel<br />
Philipp Nolte<br />
Robert Hinkel<br />
S. Droste<br />
Sabrinity<br />
Silvia Padberg<br />
Stefan Rüppel<br />
Tom Linke<br />
WDR/Trickstudio Lutterbeck<br />
AdobeStock_392863468_<br />
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Anke Kemper<br />
Druckservice<br />
Hellweg-Sauerland<br />
axo.media west GmbH<br />
<strong>Brilon</strong>er Straße 27<br />
59909 Bestwig<br />
Tel. 02904 711 80-00<br />
Dirk Bannenberg<br />
axo.media west GmbH<br />
<strong>Brilon</strong>er Straße 27<br />
59909 Bestwig<br />
Tel. 02904 711 80-00<br />
info@axo.media<br />
Es gilt die Anzeigenpreisliste<br />
2021.1<br />
Verkaufsleitung: Oliver Schaeffer<br />
oliver@axo.media<br />
Anzeigenverkauf: Jürgen Eckert<br />
juergen@axo.media<br />
Antonius Henke<br />
antonius@axo.media<br />
Preis Jahresabo: Für 4 Ausgaben 18,90 EUR<br />
inkl. MwSt. und Versandkosten<br />
Lizenzgeber: <strong>WOLL</strong>-Verlag, Kückelheim 11,<br />
57392 Schmallenberg<br />
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Manuskripte, Fotos und Daten übernehmen wir keine<br />
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Initialen gekennzeichneten Artikel geben nicht unbedingt<br />
die Meinung der Redaktion wieder. Die Redaktion behält<br />
sich das Recht zur Kürzung oder Änderung von Artikeln vor.<br />
Urheberrecht: Nachdruck und/oder Verbreitung im Internet,<br />
auch auszugsweise, ist nur mit Genehmigung des Verlages<br />
gestattet.<br />
Die nächste Ausgabe erscheint<br />
Mitte März 2021<br />
www.woll-magazin.de<br />
facebook.com/wollmagazin<br />
www.axo.media<br />
Dieses Druckprodukt wurde auf FSC-zertifizierten Papier gedruckt und stammt aus nachhaltiger Forstwirtschaft.<br />
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146 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020
Das Willinger Viadukt<br />
W<br />
ürde man nach der Itterbrücke in <strong>Willingen</strong><br />
fragen, gäbe es da sicherlich viele fragende<br />
Gesichter. Fragt man hingegen nach dem Willinger<br />
Viadukt, so wissen nicht nur die Upländer, was<br />
gemeint ist, sondern auch die Einwohner der Nachbargemeinden<br />
und ebenso fast alle Besucher der weithin<br />
bekannten Ski- und Wandermetropole.<br />
Imposant und beeindruckend - mit einer Höhe von 31 und<br />
einer Länge von 294 Metern - überspannt das elfbogige<br />
Brückenbauwerk das Tal am südöstlichen Ortseingang, den<br />
Diemelzufluss Itter sowie die Bundesstraße 251. In vier Jahren<br />
Bauzeit (1914 bis 1917) von der Königlich Preußischen Staatseisenbahn<br />
durch die Eisenbahndirektion Cassel errichtet, ist das<br />
Viadukt seit dem 2. April 1917 auf der Bahnstrecke Wabern–<br />
<strong>Brilon</strong>-Wald für den Transport von Personen und Gütern in<br />
Betrieb und wird bis in die jetzige Zeit für den Eisenbahnverkehr<br />
der heutigen Uplandbahn genutzt.<br />
Ingenieurskunst und Handwerkerkönnen<br />
Es ist schon bemerkenswert, mit welcher Ingenieurkunst und<br />
welchem Handwerkerkönnen dieses beeindruckende Bauwerk<br />
vor mehr als einhundert Jahren errichtet worden ist. Aus einer<br />
Kombination von Naturstein und Schüttbeton sind die zehn<br />
Brückenpfeiler und zwei Widerlager entstanden, die mit ihren<br />
elf Rundbögen die einspurige Eisenbahntrasse tragen.<br />
Ein wertvoller Fund<br />
Eine originale Bauzeichnung mit Stempeln und Unterschriften<br />
ist heute noch im Hotel Waldecker Hof zu finden; jetzt in<br />
der vierten Generation im Besitz von Hotelchef Dirk Werner.<br />
Entdeckt wurde sie eher durch Zufall, bei Umbauarbeiten im<br />
Keller des Hotels. In einer großen Papphülse befanden sich der<br />
Bauplan sowie Plakate zur Anwerbung zum Militärdienst. Ein<br />
für die Willinger Stadtgeschichte einzigartiger Schatz.<br />
Die Itterbachtalbrücke<br />
Wer von Südosten nach <strong>Willingen</strong> hereinfährt, wird<br />
von dem monumentalen Bauwerk begrüßt.t<br />
Monument und Wahrzeichen<br />
“Was bei dem originalen Bauplan ins Auge fällt, ist die offizielle<br />
Bezeichnung, die über den Planungsunterlagen zu lesen ist.<br />
Darauf ist das Willinger Viadukt, der ja offiziell als Itterbrücke<br />
geführt wird, bei der Planung und dem Bau als ‚Itterbachtalbrücke’<br />
ausgewiesen. „Ich habe das an die offiziellen Stellen weitergegeben“,<br />
erklärt Dirk Werner schmunzelnd: „Aber der Name<br />
ist nicht geändert worden. Sollte <strong>Willingen</strong> mal ein Heimatmuseum<br />
bekommen, wird dieser Plan dort seinen Platz finden.“<br />
Aufwendige Sanierung<br />
Auch der Zugverkehr rund um <strong>Willingen</strong> wurde während des<br />
Zweiten Weltkrieges wiederholt das Ziel feindlicher Fliegerangriffe.<br />
Das Viadukt hat diese überwiegend unbeschadet überstanden;<br />
die Talbrücke blieb auch in den Nachkriegsjahren ein<br />
vielbefahrener und wichtiger Streckenabschnitt. Doch der Zahn<br />
der Zeit nagte an dem Brückenbauwerk, die äußere Hülle aus<br />
Kalkstein begann bröckelig zu werden. Die Gefahr, dass durch<br />
herabstürzende Brocken jemand verletzt werden könnte, wurde<br />
zu groß. Es musste reagiert werden. Der Bahnverkehr der Uplandbahn<br />
musste von 1999 bis 2003 vorübergehend eingestellt<br />
werden. Umfassende Sanierungsarbeiten mit Kosten von neun<br />
Millionen Euro waren notwendig. Eine neue Außenhülle aus<br />
Spritzbeton gewährleistet jetzt die Sicherheit. Der ungewohnte<br />
Anblick der nicht mehr steinernen Brücke, war nicht unumstritten.<br />
Um zu zeigen, wie das Bauwerk im Original einmal<br />
ausgesehen hat, gibt es Sichtfenster in der Betonhülle. Nach den<br />
Betonarbeiten wurden auch Schienen ausgetauscht.<br />
Ein wichtiges Bauwerk<br />
Manfred Eigner<br />
2004 nahm die Uplandbahn ihren Betrieb wieder auf. 2017, zur<br />
Feier des 100. Geburtstag, wurde eine auf 1000 Stück limitierte<br />
Sonderbriefmarke „100 Jahre Eisenbahnviadukt“ herausgegeben,<br />
die die Bedeutung des Viaduktes, besonders für die<br />
Willinger, widerspiegelt. Optisch, geschichtlich und touristisch<br />
ragt dieser Monumentalbau hervor und hat auch im Rahmen<br />
des Hessischen Denkmalschutzgesetzes seinen Platz in der Liste<br />
der Kulturdenkmäler erhalten. ■<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2020 - 147
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