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VKD-Praxisberichte 2018

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Der alte Patient<br />

Spezielles Setting entwickelt<br />

Aus diesem Grunde hat das Sankt Elisabeth<br />

Krankenhaus Eutin im Rahmen der altersmedizinischen<br />

Behandlung ein eigenes Setting für<br />

diesen – zeitlich begrenzten – Ausnahmezustand<br />

entwickelt.<br />

„Vielfach geht ein deliranter Zustand mit<br />

Schlafstörungen einher und zeigt sich in unterschiedlichsten<br />

Ausprägungen. Dazu kann ein<br />

‚herausforderndes Verhalten‘ gehören, das sich<br />

in Aggression oder wahnhaftem Erleben ausdrückt,<br />

usw. Die sorgende Umgebung, in der Regel<br />

das Pflegepersonal einer Station, kommt an<br />

ihre Grenzen, kann den betroffenen Menschen<br />

nicht mehr angemessen versorgen und die mit<br />

dem Delir einhergehenden Verhaltensweisen<br />

abfangen“, so Dr. Hartmut Niefer, Ärztlicher Direktor<br />

und Chefarzt für Innere Medizin/Geriatrie<br />

am Sankt Elisabeth Krankenhaus Eutin.<br />

Während eine Demenz irreversibel voranschreitet,<br />

liegt im akuten Auftreten des Delirs<br />

die Möglichkeit der Reversibilität des Geschehens.<br />

So ist ein Delir zunächst immer ein Notfall,<br />

da sowohl Ursachen als auch Folgen potenziell<br />

lebensbedrohlich sein können. Daher<br />

ist auch eine ebenso akute Reaktion mindestens<br />

innerhalb der ersten 48 Stunden seitens<br />

der Behandler erforderlich. Das Sankt Elisabeth<br />

Krankenhaus Eutin hat deswegen im Schwerpunktbereich<br />

seiner geriatrischen Klinik ein<br />

System etabliert, das diese Zustände verhindern<br />

oder professionell abfangen, abmildern<br />

und möglichst rückführen soll. Dabei wird in<br />

erster Linie auf nicht-medikamentöse Strategien<br />

zur Verhinderung des Delirs durch speziell<br />

geschultes Personal gesetzt.<br />

Da Menschen mit Demenz und Delir einen akuten<br />

Bedarf an umsorgender Hilfestellung haben,<br />

bemüht sich das Sankt Elisabeth Krankenhaus<br />

um eine schnellstmögliche Aufnahme der<br />

betroffenen Patienten. Das Krankenhaus nimmt<br />

sie unmittelbar aus dem ambulanten Bereich,<br />

also den Familien, oder auch aus Pflegeheimen,<br />

auf. Kommt es zur Eskalation einer Situation<br />

durch einen deliranten Patienten auf einer<br />

Akutstation eines der umliegenden Krankenhäuser,<br />

wird über eine Kooperation mit den<br />

sozialpsychiatrischen Diensten des Kreises wie<br />

auch mit der örtlichen Polizei die Klinik direkt<br />

angerufen, so dass diese Patienten ebenfalls<br />

rund um die Uhr aufgenommen und entsprechend<br />

versorgt werden können. Damit kann<br />

zudem das Ansteuern der Notfallambulanzen<br />

von Schwerpunktkrankenhäusern, die in der<br />

Regel nicht über die entsprechenden personellen<br />

Strukturen verfügen, vermieden und<br />

schnellste professionelle Reaktion ermöglicht<br />

werden.<br />

Die Klinik stellt im Bedarfsfall als Sofortmaßnahme<br />

über eine Betreuungskraft eine 1:1 Betreuung<br />

sicher, um eine kontinuierliche Begleitung<br />

des Patienten und Gefahrenminimierung<br />

zu erzielen. Auf diese Weise ist es möglich, weitestgehend<br />

auf den Einsatz von Beruhigungsmitteln<br />

und mechanischen Fixierungsmaßnahmen<br />

zu verzichten.<br />

Chefarzt Dr. Hartmut Niefer<br />

Foto: Frank Siemers<br />

<strong>VKD</strong>-<strong>Praxisberichte</strong> <strong>2018</strong> | Der alte Patient • Digitalisierung 23

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