Erfolg Magazin Ausgabe 04-2021
TONY ROBBINS & PETER MALLOUK im Interview über finanziellen Erfolg HANSI FLICK: Unser neuer Bundestrainer – Günter Klein HUSTLE HARDER, HUSTLE SMARTER: Auszug aus dem Buch von Curtis Jackson ERIK WEIHENMAYER: Ein Blinder besteigt die sieben höchsten Berge der Welt – Dr. Dr. Rainer Zitelmann DIE LOYALITÄTSFALLE: Auszug aus dem Buch von Rainer Hank BRECHEN SIE REGELN SCHLUSS MIT STRESS: Bianca Schindler WHEN SHIT HAPPENS – HANDLE IT: Gastbeitrag von Dr. Frederick Hümmeke FRISCHER WIND SCHLÄGT GROSSE WELLEN: Vanessa Brandl steigt in das Familienunternehmen Bela-Aqua ein JAMES CORDEN: Großbritanniens Charmeoffensive – Michael Jagersbacher DIGITALE TRANSFORMATION ALS COACH, BERATER, TRAINER & EXPERTE – Julia Diehl und Toby Förster NEWS: Aktuelle News aus der Erfolgswelt ERFOLG Magazin Brand Ambassadors ERFOLG Magazin Top Experten BEST OF WEB: Schauen Sie doch mal online rein
TONY ROBBINS & PETER MALLOUK im Interview über finanziellen Erfolg
HANSI FLICK: Unser neuer Bundestrainer – Günter Klein
HUSTLE HARDER, HUSTLE SMARTER: Auszug aus dem Buch von Curtis Jackson
ERIK WEIHENMAYER: Ein Blinder besteigt die sieben höchsten Berge der Welt – Dr. Dr. Rainer Zitelmann
DIE LOYALITÄTSFALLE: Auszug aus dem Buch von Rainer Hank
BRECHEN SIE REGELN
SCHLUSS MIT STRESS: Bianca Schindler
WHEN SHIT HAPPENS – HANDLE IT: Gastbeitrag von Dr. Frederick Hümmeke
FRISCHER WIND SCHLÄGT GROSSE WELLEN: Vanessa Brandl steigt in das Familienunternehmen Bela-Aqua ein
JAMES CORDEN: Großbritanniens Charmeoffensive – Michael Jagersbacher
DIGITALE TRANSFORMATION ALS COACH, BERATER, TRAINER & EXPERTE – Julia Diehl und Toby Förster
NEWS: Aktuelle News aus der Erfolgswelt
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Editorial<br />
Bild: Oliver Reetz<br />
Julien Backhaus<br />
Verleger und<br />
Herausgeber<br />
Noch mehr<br />
<strong>Erfolg</strong> für Sie!<br />
Das nächste Heft<br />
erscheint am<br />
26. August <strong>2021</strong><br />
Mindset in Krisenzeiten<br />
TONY ROBBINS HAT SICH UNSEREN FRAGEN GESTELLT<br />
Nachdem die Welt 2009 in eine schwere Finanzkrise gestürzt<br />
wurde, hatte man gehofft, diese schweren Zeiten würden nun vorüber<br />
gehen. Märkte erholten sich, der Arbeitsmarkt sah rosig aus.<br />
Und dann kam die nächste Krise. Und diese sollte sich nicht nur<br />
gesundheitlich bemerkbar machen, sondern auch wirtschaftlich.<br />
Die Corona-Pandemie hat den ganzen Globus in eine Schockstarre<br />
versetzt. Insbesondere junge Menschen haben die erste wirkliche<br />
Krise in ihrem Leben durchgemacht. Viele Unternehmen haben<br />
diese Krise nicht überlebt – auch die Privatinsolvenzen sind<br />
sprunghaft angestiegen. Kleine Ladenbesitzer lösten ihre Rentenversicherung<br />
auf, um ihr Geschäft zu retten.<br />
Tony Robbins beobachtet seit Jahren, dass Menschen finanziell<br />
schlecht ausgebildet sind. Nun hat er mit seinem Co-Autor Peter<br />
Mallouk ein Buch geschrieben mit dem Namen »Der Pfad zur<br />
finanziellen Freiheit«. Das haben wir zum Anlass genommen, mit<br />
Tony und Peter über das Thema zu sprechen. Wir wollten herausfinden,<br />
was Menschen in Krisenzeiten tun können, um sich finanziell<br />
trotzdem zu verbessern, und was langfristig nötig ist, um die<br />
finanzielle Freiheit zu erlangen. Interessant ist, dass nur ein Teil der<br />
Antwort mit finanzieller Ausbildung zu tun hat – zumindest nicht<br />
im mathematischen Sinn. Denn Tony erklärt, dass die Menschen<br />
das richtige Mindset entwickeln müssen und ihre Glaubenssätze in<br />
Bezug auf Geld und <strong>Erfolg</strong> hinterfragen müssen. Technisch kann<br />
man alles richtig machen. Aber wenn das Fundament nicht stimmt,<br />
bricht alles wieder wie ein Kartenhaus zusammen.<br />
Lesen Sie viele weitere spannende Stories wie zum Beispiel die über<br />
unseren neuen Bundestrainer Hansi Flick, US-Rapper 50 Cent und<br />
viele mehr.<br />
Viel Vergnügen beim Lesen,<br />
Ihr Julien Backhaus<br />
Impressum<br />
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<strong>Erfolg</strong> <strong>Magazin</strong> ISSN 25057342<br />
Verlag Backhaus Verlag GmbH ist ein Unternehmen<br />
der Backhaus Mediengruppe Holding GmbH,<br />
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Redaktion/Grafik <strong>Erfolg</strong> <strong>Magazin</strong><br />
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INHALT 4/<strong>2021</strong><br />
12<br />
Tony Robbins und<br />
Peter Mallouk über<br />
finanziellen <strong>Erfolg</strong><br />
<strong>Erfolg</strong><br />
Tony Robbins & Peter Mallouk<br />
im Interview................................................. 12<br />
Hansi Flick: Unser neuer Bundestrainer<br />
Günter Klein................................................. 22<br />
Hustle Harder, Hustle Smarter<br />
Auszug aus dem Buch von Curtis Jackson.... 36<br />
Wissen<br />
Digitale Transformation als Coach, Berater,<br />
Trainer & Experte<br />
Julia Diehl und Tobi Förster........................... 28<br />
Einstellung<br />
Erik Weihenmayer – Ein Blinder besteigt die<br />
sieben höchsten Berge der Welt<br />
Dr. Dr. Rainer Zitelmann................................. 8<br />
Die Loyalitätsfalle<br />
Auszug aus dem Buch von Rainer Hank....... 18<br />
Brechen Sie Regeln....................................... 42<br />
36<br />
Hustle Harder<br />
Hustle Smarter<br />
Ziele visualisieren und<br />
den Fokus finden<br />
»UM EIN ERFOLGREICHER<br />
HUSTLER ZU SEIN, MUSST<br />
DU FÄHIG SEIN ZU ERKEN-<br />
NEN, WAS DU WILLST«<br />
Bilder: Francesco Carrozzini, IMAGO / ZUMA Wire / Poolfoto / Starface<br />
4 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . ERFOLG magazin
News<br />
ERFOLG<br />
D A S L E S E N E R F O L G R E I C H E magazin<br />
Leben<br />
Schluss mit Stress<br />
Bianca Schindler........................................... 34<br />
When SHIT Happens – Handle it!<br />
Dr. Frederick Hümmeke...............................44<br />
Story<br />
Frischer Wind schlägt große Wellen<br />
Vanessa Brandl steigt in das Familienunternehmen<br />
Bela Aqua ein......................... 21<br />
James Corden<br />
Michael Jagersbacher................................... 30<br />
30<br />
James Corden:<br />
Großbritanniens Charmeoffensive<br />
Sonstiges<br />
News: Aktuelle News aus der <strong>Erfolg</strong>swelt....... 6<br />
Die <strong>Erfolg</strong> <strong>Magazin</strong> Brand Ambassadors....... 48<br />
Die <strong>Erfolg</strong> <strong>Magazin</strong> Top Experten................. 49<br />
Best of Web:<br />
Schauen Sie doch mal online rein................. 50<br />
22<br />
Hansi Flick:<br />
Unser neuer<br />
Bundestrainer<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
5
News<br />
NEWS<br />
Bernard Arnault für<br />
15 Minuten reichster<br />
Mann der Welt<br />
Der reichste Mann der Welt – in den vergangenen Jahrzehnten<br />
waren das meist US-Amerikaner. Jetzt erreichte<br />
der Franzose Bernard Arnault diesen Platz. Allerdings<br />
hielt der Ruhm gerade mal eine Viertelstunde an, dann<br />
löste ihn Amazon-Gründer Jeff Bezos wieder ab. Arnault,<br />
unter anderem Haupteigentümer und Vorstandsvorsitzender<br />
des Luxusgüterkonzerns Louis Vuitton Moët<br />
Hennessy LVMH, profitiert stark von dem momentanen<br />
Boom im Luxussektor.<br />
Der Konzern besitzt 75 verschiedene Marken, darunter<br />
Dior, Givenchy und Fendi. Mit einer Marktkapitalisierung<br />
von 318,8 Milliarden Euro handelt es sich laut Angaben<br />
der FAZ um Europas teuerstes Unternehmen. Das Forbes-<br />
<strong>Magazin</strong>e rechnet vor, dass Bernard Arnaults Vermögen<br />
zwischenzeitlich 186,3 Milliarden US-Dollar betrug. Zur<br />
selben Zeit wurde Jeff Bezos’ Reichtum mit genau 186<br />
Milliarden beziffert. Schwankende Aktienkurse können<br />
so knappe Positionen dann schnell wieder ändern. Das<br />
dürfte Arnault allerdings wenig berühren.<br />
Die Corona-Krise konnte seinem Großkonzern kaum etwas<br />
anhaben. Von Januar 2020 an gewann die Aktie 53<br />
Prozent an Wert und bricht derzeit immer wieder eigene<br />
Rekorde. Arnaults persönliches Vermögen lag im März<br />
2020 noch bei 76 Milliarden US-Dollar.<br />
ERFOLGSZITAT<br />
Will Smith<br />
Jeden Tag neu auf Instagram<br />
bei @erfolgmagazin<br />
»Es gibt keinen Grund,<br />
einen Plan B zu haben.<br />
Er lenkt nur von Plan A ab.«<br />
6 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . ERFOLG magazin
News<br />
Neues Buch<br />
von Andreas Buhr:<br />
Business geht heute anders<br />
Im Mai hat Bestsellerautor Andreas Buhr sein neues Buch<br />
»Business geht heute anders« veröffenlicht. Darin geht<br />
er auf die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen<br />
Umbrüche ein, die<br />
wir aktuell erleben, und welchen<br />
Einfluss diese auf das Leben und<br />
Arbeiten haben. Auf rund 450 Seiten<br />
bringt er seine Erfahrungen aus<br />
rund 40 Jahren als Unternehmer mit<br />
seinen neusten Erkenntnissen zusammen,<br />
um seinen Leserinnen und<br />
Lesern aufzuzeigen, wie sie sich und<br />
ihr Unternehmen erfolgereich für die<br />
Zukunft aufstellen. In kompakten Kapiteln<br />
behandelt Buhr Themen rund<br />
um Selbstführung, Unternehmertum,<br />
Führung, Vertrieb und Zukunftsstrategien.<br />
Dabei stellt er nicht nur Best Practices vor, sondern<br />
gibt seinen Lesrinnen und Lesern praxisnahe Hacks,<br />
die sofort umsetzbar sein sollen, sowie die dafür notwendigen<br />
Tools an die Hand.<br />
Aktuelle News aus der <strong>Erfolg</strong>swelt<br />
Jay-Z verkauft Musik-App Tidal<br />
an Jack Dorsey<br />
Der Musikdienst Tidal von Rap-Star Jay-Z bekommt<br />
einen neuen Besitzer. Der Bezahldienst Square von<br />
Twitter-Chef Jack Dorsey übernimmt für 297 Millionen<br />
Dollar die Mehrheit. Jay-Z soll als Teil des Deals<br />
in den Verwaltungsrat von Square einziehen, teilte<br />
das Unternehmen mit. Tidal war im Jahr 2014 von<br />
einem norwegischen Unternehmen gestartet worden.<br />
2015 übernahmen<br />
Jay-Z und mehrere<br />
andere Stars den<br />
Streaming-Anbieter<br />
mit dem Plan,<br />
einen Musikdienst<br />
zu schaffen, der<br />
den Künstlern<br />
selbst gehört. Tidal<br />
war unter anderem<br />
ein Vorreiter<br />
beim Streaming<br />
von Musik in guter<br />
Qualität für einen höheren Abo-Preis. Insgesamt blieb<br />
der Dienst jedoch ein Nischenangebot und weit zurück<br />
hinter den größten Anbietern Spotify, Apple und<br />
Amazon Music. Der Bezahldienst Square wurde von<br />
Jack Dorsey während dessen Auszeit bei Twitter gegründet.<br />
Mittlerweile steht Dorsey an der Spitze beider<br />
Unternehmen.<br />
Bilder: Depositphotos / ChinaImages / everett225 / s_bukley, IMAGO / Eventpress, Cover: GABAL Verlag<br />
Drehbuchautor bangt um die<br />
künstlerische Freiheit der<br />
007-Familie<br />
Nachdem Amazon das Filmstudio MGM für über acht Milliarden<br />
gekauft hat, macht sich in der Filmbranche Unwohlsein breit. Mit<br />
dem Deal hat sich Amazon die Rechte an zahlreichen Filmklassikern<br />
gesichert, darunter auch die James-Bond-Filme. In einem<br />
Gastbeitrag in der »New York Times« schreibt Drehbuchautor<br />
John Logan, dass er befürchte, Amazon würde demnächst versuchen,<br />
James Bond dem Mainstream-Geschmack anzupassen.<br />
Er hat an den Bond-Filmen »Skyfall« und »Spectre« mitgearbeitet<br />
und war für drei Oscars nominiert. Die Arbeit an den Bond-Filmen<br />
beschreibt Logan als eine »Familienangelegenheit«, in der reger<br />
Austausch herrscht, verrückte Ideen entstehen und alle Diskussionen<br />
in der Familie bleiben. Durch die Übernahme des Onlinehändlers<br />
verspricht er sich das, was seiner Ansicht nach immer<br />
passiere, wenn Konzerne in kreative Prozesse eingreifen: Ein Film<br />
würde zu einem möglichst leicht zu konsumierenden Produkt<br />
verwässert. »Der Film wird zu einem harmlosen Schatten seiner<br />
selbst, ohne Ecken, Kanten oder Anflüge cineastischer Verrücktheit«,<br />
schreibt er. »Feuer und Leidenschaft veröden Stück für<br />
Stück, weil der Film kommerziellen Absichten und Umfragewerten<br />
unterworfen wird.«<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
7
Einstellung<br />
ERIK WEIHENMAYER –<br />
Ein Blinder besteigt<br />
die sieben höchsten<br />
Berge der Welt<br />
DR. DR. RAINER ZITELMANN<br />
ÜBER WILLENSKRAFT, NEINSAGER<br />
UND DIE ALCHEMIE, SCHLECHTES<br />
IN GUTES ZU VERWANDELN<br />
8 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . ERFOLG magazin
Einstellung<br />
Bilder: IMAGO / Everett Collection<br />
Die ehrgeizigsten Bergsteiger<br />
der Welt setzen sich das Ziel,<br />
den Mount Everest, mit 8848<br />
Metern der höchste Berg der<br />
Welt, zu besteigen. Bergsteiger,<br />
denen auch dieses Ziel nicht reicht,<br />
nehmen sich die »Seven Summits« vor – die<br />
höchsten Gipfel der sieben Kontinente. Der<br />
Amerikaner Dick Bass war 1985 der erste<br />
Mensch, dem die unglaubliche Leistung gelang,<br />
die »Seven Summits« zu besteigen.<br />
Als der blinde Amerikaner Erik Weihenmayer<br />
sich dieses Ziel in den Kopf gesetzt<br />
hatte und den Mount Rainier (ein 4.392<br />
Meter hoher Berg in der Nähe von Seattle)<br />
als Klettertraining für den Mount McKinley<br />
bestieg, sagte ihm ein beunruhigter<br />
Führer: »Keine Chance, dass du da raufkommst,<br />
und was den McKinley betrifft,<br />
der ist noch zehnmal schwieriger als der<br />
Rainier.« Als Weihenmayer den McKinley<br />
bestiegen hatte und sich vornahm, den fast<br />
7.000 Meter hohen Aconcagua in den Anden<br />
zu erklettern, erklärten ihm Experten:<br />
»Ich kann noch verstehen, dass du den<br />
McKinley geschafft hast, da gibt es nur<br />
Schnee; du brauchst also eigentlich nicht<br />
zu sehen, wo du hintrittst, aber der Aconcagua<br />
ist eine andere Geschichte. Da gibt es<br />
überall nur lockeres Geröll. Da wirst du<br />
keinen Halt finden.« Doch schon im folgenden<br />
Winter bestieg der Athlet aus New<br />
Jersey den Aconcagua.<br />
»Neinsager tun mir leid«<br />
Nachdem er diesen Gipfel genommen<br />
hatte, verkündete Weihenmayer, er wolle<br />
auch den höchsten Gipfel der Welt, den<br />
Mount Everest besteigen. Fast alle sagten<br />
ihm, dies sei nicht möglich. Im Interview<br />
mit mir erinnerte er sich: »Wissen Sie, einige<br />
sagten so was wie, ich gehörte nicht<br />
auf den Berg oder: Mit 13 Blindenhunden<br />
könnte es jeder auf den Gipfel schaffen. Ich<br />
habe einen gehört, der sagte sogar, er<br />
würde mir auf die Bergspitze folgen und<br />
meine Leiche fotografieren – einfach nur,<br />
um Geld bei den Medien zu machen. Also<br />
ja, es gibt Arschlöcher da draußen. Ich<br />
nenne sie Neinsager. Und klar, es gibt<br />
Neinsager und sie tun mir leid. Denn es<br />
sind Leute, die im Kopf immer vor einer<br />
geschlossenen Tür stehen. Und das ist vor<br />
allem für diese Leute selbst tragisch.”<br />
Am 25. Mai 2001 bestieg Weihenmayer<br />
den Gipfel des Mount Everest. Am 18. Juni<br />
2001 war er auf dem Cover des »Time <strong>Magazin</strong>e«<br />
abgebildet. Den wichtigsten Satz<br />
sagte der Expeditionsleiter Pasquale, genannt<br />
»PV«, zu ihm, und zwar direkt nachdem<br />
er den Gipfel bestiegen hatte. »Dein<br />
Leben verändert sich gerade. Lass den Everest<br />
nicht zum größten <strong>Erfolg</strong> deines Lebens<br />
werden«, mahnte PV. »Die Worte<br />
gruben sich in mein Gedächtnis und gaben<br />
keine Ruhe«, schrieb Weihenmayer später.<br />
Ich fragte ihn, was diese Worte für ihn<br />
heute bedeuteten. Er antwortete, indem er<br />
sich auf Untersuchungen von Dr. Paul<br />
Stoltz bezog: »Stoltz hat Individuen und<br />
Gruppen rund um den Globus untersucht<br />
und kam dabei zu der Erkenntnis, dass<br />
man Menschen in drei Kategorien unterteilen<br />
kann: Quitter (Aufgeber), Camper<br />
oder Climber (Kletterer). Aufgeber erklärt<br />
sich praktisch von selbst. Camper sind<br />
Leute, die einen gewissen <strong>Erfolg</strong> verbucht<br />
haben, aber dann plötzlich weg vom Fenster<br />
sind. Sie verlieren den Glauben an sich<br />
selbst, werden zynisch; vielleicht probieren<br />
sie etwas aus und scheitern oder erhalten<br />
einen Tiefschlag und, ja, sind plötzlich einfach<br />
müde. Sie verlieren ihren Schwung,<br />
werden an den Rand gedrängt und stagnieren,<br />
sodass ihr ganzes Potenzial verloren<br />
geht. Beim Nachdenken darüber habe ich<br />
mich gefragt, was es bedeutet, Kletterer zu<br />
sein – das heißt fortlaufend zu wachsen,<br />
sich weiterzuentwickeln und zu versuchen,<br />
Neues zu entdecken. Dabei geht es nicht<br />
nur um Körperliches. Ich lasse mich psychologisch<br />
beraten, versuche, meine eigene<br />
Psyche zu verstehen, die Tiefen meines<br />
Charakters auszuloten, durch Beratung,<br />
durch Meditation.«<br />
Programmiere dein Unterbewusstsein!<br />
Wer große Ziele erreichen will, so wie<br />
Weihenmayer, muss diese zuvor in sein<br />
Unterbewusstsein einprogrammieren. Ich<br />
erinnere mich an einen Vortrag des Bergsteigers<br />
Reinhold Messner, den ich vor einigen<br />
Jahren hörte. Er erzählte, wie er in<br />
eine Gletscherspalte stürzte und fast sicher<br />
war, dass er dort nie mehr herauskommen<br />
würde und sterben müsste. Er nahm sich<br />
fest vor, dass er, sollte er das Unwahrscheinliche<br />
doch schaffen und aus der<br />
Spalte entkommen, sofort umkehren<br />
würde. Als er es geschafft hatte, setzte er<br />
jedoch seine Tour bis zur Bergspitze fort.<br />
»Ich konnte gar nicht anders, denn ich war<br />
jeden Morgen mit dem Ziel aufgewacht<br />
und jede Nacht damit eingeschlafen und<br />
hatte es mir jeden Tag immer wieder einprogrammiert«,<br />
so Messner in seinem<br />
Vortrag. Sein Unterbewusstsein zwang<br />
ihn, weiterzumachen und den Aufstieg<br />
zum Gipfel fortzusetzen. Ich fragte Weihenmayer,<br />
ob er ähnlich vorgegangen ist,<br />
also die Ziele in sein Unterbewusstsein<br />
einprogrammiert hat.<br />
Seine Antwort: »Jeden Tag verbringe ich 15<br />
Minuten damit, mir vorzustellen, oben auf<br />
dem Gipfel zu stehen – bis zu dem Punkt,<br />
an dem ich praktisch das Knirschen des<br />
Schnees unter meinen Steigeisen höre. Ich<br />
»Ich konnte<br />
gar nicht<br />
anders, denn<br />
ich war jeden<br />
Morgen mit<br />
dem Ziel<br />
aufgewacht«<br />
—REINHOLD MESSNER<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
9
Einstellung<br />
höre die Seile, fühle den Himmel, einfach<br />
nur die Kälte und ich fühle die Herzen<br />
meiner Teamkameraden, fühle die Tränen.<br />
Ich breche buchstäblich in Tränen aus, weil<br />
ich tatsächlich dort bin. Also ja, ich denke,<br />
das ist es, was Sie meinen. Und als ich oben<br />
auf dem Everest stand, hatte ich ihn in<br />
Wirklichkeit zuvor schon hundertmal in<br />
Gedanken bestiegen. Ich denke daher, dass<br />
diese Art eines Glaubenssystems und dessen<br />
Einprogrammierung in das Unterbewusstsein<br />
enorm wichtig sind, um es wirklich<br />
dorthin zu schaffen.«<br />
Die Visualisierung von Zielen und das<br />
»Einprogrammieren” in das Unterbewusstsein<br />
ist demnach eine wichtige Methode,<br />
um Ziele zu erreichen: »Stellen Sie sich vor,<br />
auf dem Gipfel zu stehen und Sie sind da.<br />
Ja, es verleiht Ihnen eine Form von Energie,<br />
dieses Ziel im Kopf zu haben. Auf mich<br />
wirkt es elektrisierend.«<br />
Am Ende meines Interviews fragte ich, was<br />
aus seiner Sicht das Geheimnis des <strong>Erfolg</strong>es<br />
sei. Was er sagte, erinnerte mich an Napoleon<br />
Hill, der in seinem Buch »Denke nach<br />
und werde reich« immer wieder betonte,<br />
dass in jedem Nachteil ein gleich großer<br />
Vorteil verborgen sei. Weihenmayer nennt<br />
dies, »den Gedanken der Alchemie,<br />
Schlechtes in Gutes zu verwandeln, der<br />
Versuch, das Überraschende, die unerwarteten<br />
Geschenke in einer Situation zu erkennen...<br />
Nicht einfach nur überleben,<br />
sondern die Zügel in die Hand nehmen,<br />
die Energie dieser schlechten Sache dazu<br />
nutzen, dich auf einen neuen Weg zu bringen,<br />
den du wahrscheinlich sonst nicht gegangen<br />
wärst. Und man sieht das immer<br />
wieder. Es ist eine Kunst und gleichzeitig<br />
eine Wissenschaft. Es hat fast etwas Magisches<br />
zu sehen, wie es passiert. Denn man<br />
sieht, wie Menschen durch so viel Hölle<br />
und Schmerz und Leid gehen. Und aus diesem<br />
Schmerz und Leid und Verlust sprießt<br />
manchmal der Samen der Schöpfung und<br />
der Energie und der Entdeckung.«<br />
Bilder: IMAGO / Everrett Collection, Thomas Schweigert, Cover: FinanzBuch Verlag<br />
Der Autor<br />
»ICH WILL. Was wir von<br />
erfolgreichen Menschen mit<br />
Behinderung lernen können«<br />
von Rainer Zitelmann<br />
384 Seiten<br />
Erscheint: Juni <strong>2021</strong><br />
Finanzbuch Verlag<br />
ISBN: 978-3-95972-469-2<br />
Rainer Zitelmann ist ein weltweit erfolgreicher<br />
Autor, der soeben sein 25. Buch veröffentlicht hat:<br />
»ICH WILL. Was wir von erfolgreichen Menschen<br />
mit Behinderung lernen können.«<br />
10 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . ERFOLG magazin
<strong>Erfolg</strong><br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
11
<strong>Erfolg</strong><br />
Tony Robbins<br />
& Peter Mallouk<br />
IM INTERVIEW ÜBER FINANZIELLEN ERFOLG, DAS RICHTIGE<br />
MINDSET, KLUGE ENTSCHEIDUNGEN UND DISZIPLIN<br />
Bilder: Francesco Carrozzini, Damin Sterling, BLVR<br />
12 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . ERFOLG magazin
<strong>Erfolg</strong><br />
Peter, du hast dieses neue Buch<br />
über finanziellen <strong>Erfolg</strong> geschrieben.<br />
Warum denkst du,<br />
dass jetzt der richtige Zeitpunkt<br />
ist, um über dieses<br />
Thema zu schreiben? Und warum hast du<br />
Tony Robbins als Co-Autoren gewählt?<br />
Peter: Wir haben gerade eine für viele Anleger<br />
noch nie dagewesene Zeit an den<br />
Märkten hinter uns. Nach Jahren starker<br />
Marktrenditen erlebte die Welt einen finanziellen<br />
Schock, wie man ihn seit Jahrzehnten<br />
nicht mehr gesehen hat. Diejenigen,<br />
die diese Art von Ergebnis in ihrem<br />
Portfolio nicht berücksichtigt hatten – oder<br />
die keinen Plan hatten, wie sie mit der Unsicherheit<br />
umgehen sollten – erlitten wahrscheinlich<br />
Verluste, die sie um Jahre oder<br />
noch schlimmer zurückwarfen. Das Jahr<br />
2020 war eine klare Erinnerung daran, dass<br />
ein gut definierter Plan, der auf bewährten<br />
Strategien aufbaut, für jeden Anleger unerlässlich<br />
ist, egal ob er seinen ersten Job<br />
antritt oder sich in seinen Ruhestand begibt.<br />
Dies ist das zweite Buch, das ich gemeinsam<br />
mit Tony geschrieben habe, und<br />
er leistet unglaubliche Arbeit, wenn es darum<br />
geht, Menschen dabei zu helfen, zu<br />
verstehen, wie ihre emotionale Verbindung<br />
zu Geld ihre Entscheidungsfindung beeinflusst,<br />
was sich wiederum auf ihren finanziellen<br />
<strong>Erfolg</strong> auswirkt.<br />
»Konzentriere dich auf das<br />
Wesentliche. Gehe bei<br />
den Finanznachrichten,<br />
die du konsumierst,<br />
strategisch vor.«<br />
Tony, wie eng hängt ein erfolgreiches Mindset<br />
mit finanziellem <strong>Erfolg</strong> zusammen?<br />
Tony: <strong>Erfolg</strong> ist etwas, das zu 80 Prozent<br />
aus Psychologie und zu 20 Prozent aus Mechanismus<br />
besteht. Die Menschen konzentrieren<br />
sich so sehr auf den Mechanismus,<br />
anstatt auf die Psychologie, sodass sie dadurch<br />
ihre Ziele verfehlen. Schließlich geht<br />
es bei finanzieller Freiheit nicht nur um<br />
das reine Geld.<br />
Wir alle verspüren den Drang, absolut frei<br />
zu sein. Frei, um mehr von dem zu tun, was<br />
wir wollen, wann wir wollen, und es mit jenen<br />
Menschen zu teilen, die wir lieben. Frei,<br />
um mit Leidenschaft zu leben, mit Großzügigkeit,<br />
mit Dankbarkeit und in Seelenfrieden.<br />
Das ist finanzielle Freiheit. Es ist keine<br />
Geldsumme; es ist ein Geisteszustand.<br />
Mit der Kontrolle über deine Finanzen verhält<br />
es sich genau wie mit der Kontrolle<br />
deiner Denkweise – dies geschieht nicht<br />
über Nacht. Es dauert Jahre, wenn nicht<br />
Jahrzehnte, um eine echte Veränderung zu<br />
sehen. Diese fünf Strategien können dir<br />
dabei behilflich sein, auf dem Weg zu deinen<br />
langfristigen finanziellen Zielen zu bleiben:<br />
Erstens: Konzentriere dich auf das Wesentliche.<br />
Gehe bei den Finanznachrichten, die<br />
du konsumierst, strategisch vor. Wenn du<br />
Investitionen auf dem Aktienmarkt getätigt<br />
hast, musst du nicht jeden Tag den<br />
Dow Jones überprüfen. Du machst dich<br />
damit nur selbst verrückt. Verbringe diese<br />
30 Minuten stattdessen lieber mit etwas<br />
Wertvollem, wie dem Lesen eines Buches<br />
über Finanzstrategien. Wir ertrinken in<br />
Informationen, hungern aber nach Weisheit.<br />
Der einzige Weg, um stark und zentriert<br />
zu bleiben, besteht darin, sich darüber<br />
im Klaren zu werden, was man<br />
erreichen will, vor der Tür seines Verstandes<br />
Wache zu halten und sicherzustellen,<br />
dass man diesen mit etwas anderem füttert<br />
als irgendeinem Clickbait.<br />
Zweitens: Lerne, mit Risiken umzugehen.<br />
Selbst die sichersten Investitionen bringen<br />
ein gewisses Maß an Risiko mit sich<br />
– diese Tatsache zu tolerieren ist einfach<br />
Teil des Spiels. Wenn du auf irgendeinem<br />
Gebiet erfolgreich sein willst – sei es im<br />
Business, im Finanzwesen, in deinem Beitrag<br />
zu dieser Welt – so musst du lernen,<br />
mit Risiko umzugehen.<br />
Drittens: Fokussiere dich auf das, was du<br />
bereits hast. Wenn du dich immer nur auf<br />
das konzentrierst, was dir fehlt, wirst du<br />
niemals wahres Glück erfahren können.<br />
Ändere deine Psychologie, um dich auf<br />
das zu konzentrieren, was du bereits in<br />
deinem Leben hast: Vielleicht hast du<br />
nicht genug Geld, um zu reisen und so<br />
viel für wohltätige Zwecke zu spenden,<br />
wie du möchtest, aber du hast genug, um<br />
einen beträchtlichen Teil der Studiengebühren<br />
für dein Kind zu bezahlen. Und<br />
das ist doch großartig!<br />
Viertens: Triff keine impulsiven Entscheidungen.<br />
Wenn du dich dazu verleiten<br />
lässt, unüberlegte Entscheidungen mit<br />
deinem Geld zu treffen, dann bist du damit<br />
nicht allein. Jedoch sind diese impulsiven<br />
Entscheidungen die größten Vernichter<br />
von jeglichem Wohlstand da<br />
draußen. Wenn du also das nächste Mal in<br />
Versuchung kommst, eine große finanzielle<br />
Entscheidung zu treffen, wie z. B. den Verkauf<br />
von Aktien, den Kauf einer Anlageimmobilie<br />
oder die Aufnahme eines Kredits<br />
aus deiner Altersvorsorge, dann nimm<br />
dir eine Woche Zeit, bevor du endgültig<br />
den Abzug betätigst. Es besteht eine gute<br />
Chance, dass du deine Meinung änderst,<br />
sobald du dich wieder abgekühlt und logisch<br />
über die Situation nachgedacht hast.<br />
Fünftens: Kenne deine Grenzen. Die fähigsten<br />
Investoren der Welt sind nicht<br />
durch eine oder zwei glückliche Investitionen<br />
groß geworden – sie haben ihr Leben<br />
damit verbracht, zu lernen, wie sie die Besten<br />
werden in dem, was sie tun. Mein guter<br />
Freund Ray Dalio sagt über den Versuch,<br />
»Lerne,<br />
mit Risiken<br />
umzugehen.<br />
Selbst die<br />
sichersten<br />
Investitionen<br />
bringen ein<br />
gewisses Maß<br />
an Risiko<br />
mit sich.«<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
13
<strong>Erfolg</strong><br />
den Markt zu schlagen, Folgendes: »Das ist<br />
schwieriger als bei einer Olympiade. Bei<br />
der Olympiade trainiert man vier Jahre<br />
lang und tritt gegen die Besten der Welt an.<br />
Hier geht es um 24 Stunden, in denen man<br />
gegen die Besten der Welt spielt, und man<br />
wird nicht gewinnen.«<br />
»Je mehr Ideen dir einfallen,<br />
desto besser bist du auf<br />
die möglichen Folgen<br />
vorbereitet.«<br />
Was ist der häufigste Fehler, den Menschen<br />
in Bezug auf Vermögensbildung<br />
begehen?<br />
Peter: Der größte Fehler, den ich beim<br />
Aufbau eines Portfolios sehe, ist, dass sich<br />
Menschen oft mehr darauf konzentrieren,<br />
was sie kaufen sollen, als darauf, warum sie<br />
es kaufen sollten. Beispielsweise kaufen sie<br />
einen Haufen Aktien, basierend auf Firmennamen,<br />
die sie kennen, große Unternehmen<br />
in ihrer Stadt oder ihrem Bundesland<br />
oder einen »heißen Tipp« von einem<br />
Typen im Fernsehen oder ihren Nachbarn.<br />
Wenn die Dinge nicht so laufen wie geplant,<br />
springen sie sogleich auf den nächsten Zug<br />
auf, der nun die ganze Aufmerksamkeit bekommt,<br />
und der ganze Zyklus wiederholt<br />
sich. Wenn es an der Zeit ist, in den Ruhestand<br />
zu treten, das Traumhaus zu kaufen<br />
oder die Kinder auf die Uni zu schicken, ist<br />
das Geld, das sie brauchen, oft nicht da, da<br />
es für riskante Wetten vergeudet wurde,<br />
die sich nicht rentiert haben. Wir beschreiben<br />
in unserem Buch, dass der disziplinierte<br />
Anleger genau weiß, was er erreichen<br />
will und die Vermögenswerte<br />
auswählt, die ihm die höchste Wahrscheinlichkeit<br />
geben, seine Ziele zu erreichen, so<br />
dass er sich sicher fühlen kann, was er in<br />
seinem Portfolio besitzt und warum er es besitzt,<br />
besonders in Zeiten von Marktstress.<br />
Gibt es eine Anleitung, um kluge Entscheidungen<br />
im Leben zu treffen?<br />
Tony: Die Entscheidungsfindung nimmt<br />
einen großen Teil unseres Lebens ein. Ich<br />
habe gelernt, dass es dafür vier Regeln gibt.<br />
Innerhalb dieser Regeln gibt es Phasen, die<br />
ich gerne als OOC kategorisiere:<br />
Outcomes, Options und Consequences –<br />
also Ergebnisse, Optionen und Konsequenzen.<br />
Und da hätten wir auch noch<br />
EMR: Evaluate, Mitigate und Resolve,<br />
sprich: evaluieren, abschwächen und<br />
lösen.<br />
Regel Nummer eins: Schreibe es auf. Alle<br />
wichtigen oder schwierigen Entscheidungen<br />
müssen auf dem Papier getroffen werden.<br />
Sobald du versuchst, wichtige Lebensentscheidungen<br />
nur mit dem Kopf zu<br />
treffen, wirst du in einen Zustand verfallen,<br />
den man »Gedankenschleuder« nennt.<br />
Du hinterfragst alle Entscheidungen, die<br />
du getroffen hast. Indem du jedoch die<br />
Dinge aufschreibst, hast du eine physische<br />
Liste, die dir hilft, das Hindernis oder die<br />
Gelegenheit klar vor dir zu sehen. Während<br />
du ein Brainstorming auf dem Papier<br />
betreibst, solltest du Klarheit über deine<br />
Ergebnisse (Outcomes) erhalten (erstes O<br />
in OOC/EMR). Visualisiere deine Ziele<br />
und stelle sicher, dass alles, was du erleben<br />
willst, mit deinen Werten übereinstimmt.<br />
Ohne dieser Klarheit werden schwierige<br />
Entscheidungen nur noch schwerer zu<br />
treffen sein.<br />
Regel Nummer zwei: Werde dir im Klaren<br />
über deine Gefühle. Sobald du dich entschieden<br />
hast, dass eine Entscheidung für<br />
dich auch »ein Muss« ist, ist es nun an der<br />
Zeit, sich über die Bedeutung hinter dieser<br />
Entscheidung klar zu werden. Wenn es darum<br />
geht, wie du eine große Entscheidung<br />
triffst, wirst du dir darüber klar, was du<br />
wirklich willst – und warum du es willst.<br />
Du musst dir absolut kristallklar über dein<br />
Ergebnis und deinen Zweck werden und in<br />
der Lage sein, es zu visualisieren, als ob es<br />
bereits eingetreten wäre. Wenn du die<br />
Gründe für deine Entscheidung vergisst,<br />
wirst du sie nicht durchziehen. Sei dir sicher,<br />
dass du alle deine Optionen kennst<br />
(zweites O in OOC/EMR). Schreibe sie alle<br />
auf; auch die, die dir in diesem Moment<br />
vielleicht weit hergeholt erscheinen. Denke<br />
daran, dass eine Option keine Wahl ist und<br />
zwei Optionen ein Dilemma sind. Erst<br />
wenn du mindestens drei Optionen hast,<br />
wird es eine Wahl. Schreibe alle möglichen<br />
Optionen auf, vollkommen egal, ob<br />
sie dir gefallen oder nicht.<br />
Regel Nummer drei: Lass die Angst los.<br />
Wenn es an der Zeit ist, eine große Entscheidung<br />
zu treffen, lasse nicht zu, dass<br />
die Angst dein Leben ruiniert. Eines der<br />
wichtigsten Dinge, die du beachten solltest,<br />
wenn du lernst, eine lebensverändernde<br />
Entscheidung zu treffen, ist, dass<br />
wir Angst haben, die Dinge könnten nicht<br />
klappen. Warte nicht auf die absolute Gewissheit,<br />
denn diese wirst du so gut wie<br />
nie bekommen. Angst kann eine Ausrede<br />
sein, um in einer Situation zu verweilen,<br />
die nicht mehr für dich funktioniert.<br />
Angst kann sich bequem anfühlen, weil<br />
sie dich in einem Muster der Untätigkeit<br />
hält. Wahrscheinlich ist der Weg der Untätigkeit<br />
weniger beängstigend, weil er<br />
sich vertrauter anfühlt, aber diese Untätigkeit<br />
wird dich davon abhalten, in auch<br />
nur irgendeinem Bereich deines Lebens<br />
einen Durchbruch zu erzielen.<br />
14<br />
www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . ERFOLG magazin
<strong>Erfolg</strong><br />
»Wissen Sie, warum es<br />
für mich keine gläserne<br />
Decke gibt? Weil ich nicht<br />
an sie glaube.«<br />
–MARY CALLAHAN<br />
Bilder: Unsplash / Dane Deaner, Depositphotos / Jean_Nelson<br />
»Auf dem Markt,<br />
in der Welt, in der wir heute<br />
leben, ist alles, was zählt,<br />
deine Fähigkeit, einen<br />
Mehrwert zu schaffen.«<br />
Bewerte mögliche Konsequenzen (Consequences<br />
– das C in OOC/EMR). Während<br />
es wichtig ist, die Angst loszulassen,<br />
musst du die Vor- und Nachteile jeder<br />
Option analysieren. Indem du mögliche<br />
Konsequenzen vollständig abwägst,<br />
kannst du die Angst besser nutzen, bevor<br />
sie dich auffrisst. Sobald du dies getan<br />
hast, kannst du damit beginnen, deine<br />
Optionen vollständig zu bewerten bzw.<br />
zu evaluieren (E in OOC/EMR). Es kann<br />
hilfreich sein, dich zu fragen: »Was sind<br />
die möglichen Ergebnisse, wenn ich diese<br />
Option wähle?« oder »Wie wichtig ist auf<br />
einer Skala von 1-10 jeder Vor- und<br />
Nachteil in Bezug auf die Erfüllung meiner<br />
Ziele?« Nachdem du diese Antworten<br />
aufgeschrieben hast, kannst du wahrscheinlich<br />
einige Optionen von deiner<br />
Liste streichen.<br />
Regel Nummer vier: Erkenne deine Werte.<br />
Erkenne, dass Entscheidungsfindung<br />
nichts anderes als Werteklärung ist. Oft<br />
fällt es uns schwer, eine Entscheidung zu<br />
treffen, weil es nicht nur ein Ergebnis gibt,<br />
sondern oftmals viele. Wenn du eine strategische<br />
Entscheidung im Leben treffen<br />
willst, musst du dich fragen: »Von all diesen<br />
Dingen, die ich will, was ist wirklich<br />
die Nummer eins für mich? Was ist die<br />
Nummer zwei? Was ist Nummer drei?« Es<br />
kann sein, dass du nicht alles bekommst,<br />
worauf du hinarbeitest, jedoch stehen die<br />
Chancen gut, dass du danach besser dran<br />
bist, als du es jetzt bist. Wenn du dir über<br />
deine Prioritäten im Klaren bist, wird es für<br />
dich viel einfacher sein, das beste Ergebnis<br />
für dein Leben zu erzielen.<br />
Während du die Wichtigkeit jedes deiner<br />
Werte erkennst, kannst du Schritt fünf von<br />
OOC/EMR abschließen: Den Schaden abschwächen.<br />
Mache ein Brainstorming<br />
über alternative Möglichkeiten zur Beseitigung<br />
oder Verminderung von Nachteilen,<br />
die dir begegnen könnten. Auch hier<br />
gilt: Je mehr Ideen dir einfallen, desto<br />
besser bist du auf die möglichen Folgen<br />
vorbereitet. Nachdem du nun alle deine<br />
Optionen sorgfältig ausgewertet hast, ist<br />
es Zeit für das große Finale! Der letzte<br />
Schritt von OOC/EMR: Entscheide dich!<br />
Wähle die Option, die dir die größte Sicherheit<br />
bietet, dass du deine gewünschten<br />
Ergebnisse und Bedürfnisse erzielen<br />
wirst. Dies ist deine beste Option.<br />
Warum ist es so wichtig, diszipliniert zu<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . www.erfolg-magazin.de 1515
<strong>Erfolg</strong><br />
»Von allen<br />
Dingen, die<br />
ich will, was<br />
ist wirklich die<br />
Nummer eins<br />
für mich?<br />
Was ist die<br />
Nummer zwei?<br />
Was ist<br />
Nummer drei? «<br />
bleiben, wenn die Dinge scheinbar schieflaufen,<br />
zum Beispiel, wenn ein Markt nach<br />
unten geht?<br />
Peter: Der Aktienmarkt ist das Einzige,<br />
wovon die Leute nicht begeistert sind,<br />
mehr zu kaufen, wenn es in den Verkauf<br />
geht. Die erfolgreichsten Investoren sind<br />
diejenigen, die leidenschaftslos und diszipliniert<br />
bleiben, besonders wenn der<br />
Markt nach unten geht. Sie verstehen, dass<br />
es in der Natur der Märkte liegt, zu schwanken,<br />
also rechnen sie fest damit, dass der<br />
Markt in gewissen Zeiträumen fallen wird<br />
und haben einen Plan, was zu tun ist, sobald<br />
dieser Fall eintritt. Sie verstehen auch, dass<br />
nur weil eine Investition über einen bestimmten<br />
Zeitraum an Wert verliert, dies<br />
nicht automatisch bedeutet, dass die<br />
Dinge ›schieflaufen‹. Wenn du ein langfristiger<br />
Investor bist, setze darauf, dass die<br />
Vermögenswerte, die du in deinem Portfolio<br />
besitzt, in zehn, zwanzig oder sogar dreißig<br />
Jahren einen viel höheren Wert haben werden.<br />
Das bedeutet, dass du dir weniger Gedanken<br />
darüber machen kannst, wo eine<br />
Aktie heute steht, und ihr die Zeit geben,<br />
sich zu erholen und zu neuen Höchstständen<br />
aufzusteigen.<br />
Müssen Frauen im Hinblick auf finanzielle<br />
Freiheit zusätzliche oder andere<br />
Dinge beachten als Männer?<br />
Tony: Ganz im Gegenteil. Mary Callahan<br />
Erodes, die Chefin von JP Morgan, ist eine<br />
der mächtigsten Frauen im Finanzwesen.<br />
Sie leitet Mitarbeiter, die 2,3 Billionen<br />
Dollar verwalten. Mary hat eine unglaubliche<br />
Denkweise, sie sagt: »Wissen Sie,<br />
warum es für mich keine gläserne Decke<br />
gibt? Weil ich nicht an sie glaube.« Was<br />
sie so erfolgreich macht, oder was wirklich<br />
jeden erfolgreich macht, unabhängig<br />
vom Geschlecht, ist, dass sie sich nicht auf<br />
sich selbst konzentriert. Sie ist darauf fokussiert,<br />
dem Leben anderer Menschen<br />
mehr Wert zu verleihen als jeder andere.<br />
Das ist das einzige Geheimnis im Geschäftsleben:<br />
Mache mehr für andere als<br />
jeder andere es tut. Auf dem Markt, in der<br />
Welt, in der wir heute leben, ist alles, was<br />
zählt, deine Fähigkeit, einen Mehrwert zu<br />
schaffen. Wenn du dich finanziell ›lohnen‹<br />
willst, egal ob Mann, ob Frau oder<br />
irgendjemand, musst du einen Mehrwert<br />
schaffen. Du musst Fähigkeiten und Fertigkeiten<br />
entwickeln und mehr für andere<br />
tun als irgendjemand anderer. Das Hauptproblem,<br />
das dich zurückhält, liegt in deinem<br />
Mindset. Du wirst diese Barriere<br />
immer durchbrechen, wenn du einen<br />
Mehrwert schaffst.<br />
Unabhängig von deinem Geschlecht erfordert<br />
es Geduld, deine Finanzen zu<br />
meistern. Ich denke, das Geheimnis der<br />
Geduld besteht darin, zu wissen, was das<br />
Ziel ist, und sich darauf zu konzentrieren,<br />
trotzdem Fortschritte zu machen. Es geht<br />
um das Momentum und darum, zu lernen,<br />
was funktioniert.<br />
Peter: Eine der großartigen Eigenschaften<br />
von Geld ist, dass es keine geschlechtsspezifischen<br />
Vorurteile hat. Wenn ich mit verheirateten<br />
Paaren arbeite, ist es typisch,<br />
dass einer der Ehepartner stärker in die<br />
Finanzen und Investitionen involviert ist<br />
als der andere. Obwohl sich diese Dynamik<br />
im Laufe der Zeit weiterentwickelt<br />
hat, ist es in vielen Familien nicht ungewöhnlich,<br />
dass sich der Ehemann um die<br />
finanziellen Angelegenheiten kümmert,<br />
und in diesen Fällen kann eine Scheidung<br />
oder ein Todesfall eine zusätzliche Belastung<br />
für die Frau darstellen, die sich nun<br />
um die Versorgung der Familie und die<br />
Aufrechterhaltung ihrer Karriere kümmern<br />
muss, während sie gleichzeitig kri-<br />
Bilder: Depositphotos / everythingposs / ArturVerkhovetskiy, IMAGO / Icon SMI, Steve Gibson, Cover: FinanzBuch Verlag<br />
16 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . ERFOLG magazin
<strong>Erfolg</strong><br />
tische Entscheidungen über finanzielle<br />
Angelegenheiten trifft. Einen vertrauenswürdigen<br />
Berater zu haben, der rechtlich<br />
dazu verpflichtet ist, im besten Interesse<br />
»Fördere deinen positiven<br />
mentalen Zustand,<br />
indem du deine<br />
Physiologie veränderst.«<br />
seiner Kunden zu agieren, hilft sicherzustellen,<br />
dass für die Bedürfnisse der Familie gut<br />
gesorgt wird, egal, was passieren mag.<br />
Ist es möglich, maximalen finanziellen<br />
<strong>Erfolg</strong> zu erreichen, ohne in anderen<br />
Lebensbereichen zu stagnieren?<br />
Tony: Ja, natürlich! Es ist in der Tat für<br />
alle anderen Bereiche deines Lebens entscheidend,<br />
nicht zu stagnieren. Geld ist<br />
großartig, aber auch auf Kosten deiner<br />
Familie oder Leidenschaften? Definitiv<br />
nicht. Wenn du jemals das Gefühl hast, zu<br />
stagnieren, ganz egal in welchem Bereich<br />
deines Lebens, gehe ich gerne mit dir eine<br />
Art Checkliste durch, um zu sehen, wie<br />
die Dinge verbessert werden können:<br />
Der erste Punkt ist dein physischer Zustand.<br />
Eine schlechte Physiologie verstärkt<br />
negative Gefühle. Ich sage immer:<br />
»Bewegung erzeugt Emotionen.« Deine<br />
Physiologie zu ändern bedeutet, Deinen<br />
mentalen Zustand zu transformieren und<br />
deine negativen Muster zu durchbrechen.<br />
Eine großartige Physiologie führt also zu<br />
großartigen Emotionen und das ist einer<br />
der Schlüssel, um aus der Sackgasse herauszukommen.<br />
Fördere deinen positiven<br />
mentalen Zustand und löse dich aus der<br />
Sackgasse, indem du deine Physiologie<br />
veränderst.<br />
Der zweite Faktor ist, dass du in einem<br />
Zeitrahmen gefangen bist. Ein Grund, warum<br />
wir uns festgefahren fühlen, ist, dass<br />
wir uns zu sehr auf die Vergangenheit<br />
konzentrieren – oder zu sehr auf die Zukunft.<br />
Jedoch wird das ständige Nachdenken<br />
über die Zukunft oder die Vergangenheit<br />
nichts ändern. Wir haben »nur« die<br />
Macht, den gegenwärtigen Moment zu<br />
verändern, also sollte unsere Aufmerksamkeit<br />
stets darauf gerichtet sein.<br />
Wunschdenken über das, was hätte sein<br />
können oder sein sollen, hat noch nie jemandem<br />
geholfen und wird dir auch nicht<br />
dabei helfen, Fortschritte zu erzielen,<br />
wenn du dich festgefahren fühlst.<br />
Drittens könnte es sein, dass du dich auf<br />
einem Plateau befindest. Warum erreichen<br />
manche Menschen Durchbrüche,<br />
die sie auf die nächste Ebene bringen,<br />
während andere das nicht tun? Was ist der<br />
Unterschied zwischen einem Meister und<br />
einem Dilettanten, einem Macher versus<br />
einem Schwätzer? Mal auf gewissen Ebenen<br />
stecken zu bleiben gehört zu unserem<br />
Leben dazu, der Unterschied ist jedoch,<br />
dass jemand mit einem meisterhaften<br />
Mindset nicht dort bleibt. Sie erkennen es<br />
als das, was es ist, und suchen nach den<br />
Tools, Vorbildern und Strategien, um die<br />
nächste Stufe zu erreichen. Sie sind hungrig<br />
und geben sich nicht so einfach zufrieden.<br />
Sie graben tief, um die Antworten zu<br />
finden, die sie brauchen, um ihr Plateau<br />
zu überwinden.<br />
»Der Pfad zur finanziellen<br />
Unabhängigkeit«<br />
von Tony Robbins &<br />
Peter Mallouk<br />
320 Seiten<br />
Erschienen: Januar <strong>2021</strong><br />
FinanzBuch Verlag<br />
ISBN: 978-3-95972-413-5<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
17
Einstellung<br />
Die Loyalitätsfalle<br />
WARUM WIR DEM RUF DER HORDE<br />
WIDERSTEHEN MÜSSEN<br />
AUSZUG AUS DEM NEUEN BUCH VON RAINER HANK<br />
»sum<br />
eiuntemoles<br />
as illor<br />
alitiur<br />
maximus«<br />
18 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . ERFOLG magazin
Einstellung<br />
Bilder: Imago / ZUMA Wire, Imago / EntertainmentPictures<br />
Ein Team erfahrener Bergsteiger<br />
war vor einigen Jahren im<br />
Schweizer Engadin unterwegs.<br />
Es war noch früh im<br />
Jahr. Die Schneedecke des<br />
Hangs wurde im Anstieg plötzlich inhomogen,<br />
mal weich, mal hart. Das Gelände<br />
wurde immer steiler, oberhalb hatte der<br />
Wind viel Schnee hineingedrückt. Der<br />
Hang war akut lawinengefährdet.<br />
Doch das Team stieg einfach weiter. Und<br />
dann, so berichtet es die Bergführerin Nina<br />
Ruhland, brach der komplette Hang mit den<br />
typischen Wumms-Geräuschen ab und riss<br />
das Team mit sich in die Tiefe. Drei der Beteiligten<br />
waren komplett verschüttet. »Nur«<br />
drei, das war das unglaubliche Glück der<br />
Truppe. Die anderen konnten sogleich die<br />
Rettung einleiten, den Helikopter rufen und<br />
mit ihren LVS-Geräten die Suche nach den<br />
verschütteten Kameraden beginnen. Die<br />
Geschichte hatte ein glückliches Ende. Alle<br />
konnten gerettet werden und kamen mit<br />
kleinen Verletzungen und einem großen<br />
Schrecken davon.<br />
Später erzählen alle, sie hätten ein schlechtes<br />
Bauchgefühl gehabt, gehadert, sich gefragt,<br />
ob der Hang nicht zu steil, der Schnee nicht<br />
zu auffällig wäre. Aber keiner hatte es gewagt,<br />
seine Gedanken und Befürchtungen<br />
mit den anderen zu teilen. Der Gruppenzwang<br />
ließ sie weiter aufsteigen. Niemand<br />
wollte als Spielverderber gelten, als Außenseiter,<br />
als illoyal.<br />
»Loyalität« ist ein positiver Begriff. Loyal zu<br />
sein, gilt als moralisch gut: Loyalität ist eine<br />
Tugend. Und nicht erst heute. Man muss<br />
zueinanderhalten. Für seine Freunde steht<br />
man ein. Loyalität ist ein Wert an sich: Er<br />
muss nicht gelernt oder anerzogen werden.<br />
Er ist mit uns auf die Welt gekommen.<br />
Das fängt schon in der Familie an: Wir stehen<br />
zusammen, weil wir zusammengehören.<br />
Familie bedeutet Zugehörigkeit, über<br />
die Generationen hinweg. Loyal zu den Eltern<br />
sind wir auch dann, wenn wir uns über<br />
sie ärgern oder – etwa in der Pubertät – sie<br />
uns peinlich sind und wir am liebsten wegrennen<br />
würden. Wir tun es nicht oder kommen<br />
gleich wieder zurück. Loyalität ist eine<br />
Form der Treue zu anderen. Schließlich bekommen<br />
wir auch etwas dafür: Ich halte zu<br />
meiner Familie, weil meine Familie zu mir<br />
hält. Wir gehen zusammen durch dick und<br />
dünn, meistens jedenfalls.<br />
Loyalität, so nennen wir das starke und<br />
warme Band einer Zugehörigkeit. Dieses<br />
Band hat einen verpflichtenden Charakter,<br />
der in beide Richtungen wirksam ist. Ohne<br />
Loyalität gäbe es kein Zusammenleben. Eine<br />
Gesellschaft, der das Gefühl verpflichtender<br />
links: Der Film »Wall Street: Geld schläft nicht« zeigt,<br />
wie unterschiedlich der Loyalitätsbegriff ausgelegt<br />
werden kann.<br />
Auch Mafiaboss Don Corleone verließ sich in<br />
»Der Pate« auf die Treue seiner Leute.<br />
»Sie leben von einer harten<br />
Unterscheidung zwischen<br />
Freund und Feind. In jüngster<br />
Zeit sind viele davon auf<br />
die Welt gekommen.«<br />
Zugehörigkeit abgeht, könnte nicht überleben.<br />
Sie müsste zerfallen. Zumindest in der<br />
abendländischen Tradition ist das Versprechen<br />
der Treue zwischen Mann und Frau<br />
Voraussetzung für Liebe, Ehe und Aufzucht<br />
der Nachkommen. Wer das Gebot, loyal zu<br />
sein, verletzt, gilt nicht nur als illoyal –»Das<br />
tut man nicht!«–, sondern wird nicht selten<br />
von der Gruppe geächtet, die er verlässt. Er<br />
oder sie ist ein »schwarzes Schaf«, ein Dissident.<br />
Kommt es noch schlimmer, wird er<br />
zum Verräter.<br />
Loyalität verliert ihre Unschuld, sobald man<br />
sich ihr nähert. Kann eine Haltung eine Tugend<br />
sein, wenn sie in letzter Konsequenz<br />
die Rechtfertigung eines Verbrechens einschließt?<br />
Dann kommt es zu einem Konflikt<br />
zwischen Treue und Gerechtigkeit.<br />
Kann Loyalität uneingeschränkt für gut<br />
befunden werden, wenn dem Abweichler<br />
das Stigma des Verrats anhaftet und er<br />
nicht nur von denen verfolgt wird, die er<br />
verlassen hat, sondern auch tief im Innern<br />
von seinem Gewissen?<br />
Soziale Bewegungen sind Gruppen starker<br />
Loyalität. Sie leben von einer harten Unterscheidung<br />
zwischen Freund und Feind. In<br />
jüngster Zeit sind viele davon auf die Welt<br />
gekommen. Der staatlich verordnete Freiheitsentzug<br />
in den Monaten des Corona-<br />
Shutdowns provozierte als Gegenschlag<br />
eine bürgerlich-populistische Protestbewegung,<br />
die den individuellen Freiheitsdrang<br />
im gesellschaftlichen Ausnahmezustand zur<br />
Sprache brachte, zugleich aber nach innen<br />
einen Gruppendruck aufzubauen vermochte,<br />
dessen Konformitätserwartung<br />
sich aus allerlei kruden Verschwörungstheorien<br />
speiste. Sie nennen sich »Querdenker«,<br />
ohne sich bewusst zu sein, wie uniform<br />
die Opposition dieser Sozialbewegung<br />
daherkommt.<br />
Man kann die Verschärfung des Freund-<br />
Feind-Verhaltens in unserer Zeit als Wiederkehr<br />
der Stammeskultur deuten. Die<br />
heutige Evolutionsbiologie ist der Überzeugung,<br />
dass der Mensch nicht als isolierter<br />
»Homo Oeconomicus« auf die Welt gekommen<br />
ist, sondern als soziales Wesen,<br />
das sich immer schon in einer Gruppe vorfindet:<br />
Das monadische Ich ist evolutionsgeschichtlich<br />
eine Fiktion. Wir haben in<br />
der Gruppe gemeinsam mit anderen unser<br />
Leben begonnen. Das hat enorme Konsequenzen,<br />
die bei weitem nicht nur positiv<br />
sind. Wir neigen dazu, die eigene Gruppe<br />
zu begünstigen und zu bevorzugen. »Ingroup-Favorism«<br />
nennen die Evolutionsbiologen<br />
dieses Verhalten. Es ist ein anderes<br />
Wort für Loyalität. Es wird von der<br />
Gruppe belohnt mit einem »warmen Zugehörigkeitsgefühl«.<br />
Genau dieses Geschäft<br />
zum beiderseitigen Vorteil gilt inzwischen<br />
als zentraler Trieb menschlichen Gemeinschaftsverhaltens:<br />
Wir helfen lieber den<br />
Mitgliedern der eigenen Gruppe als den<br />
Mitgliedern anderer Gruppen.<br />
Der große österreichisch-britische Liberale<br />
Karl Popper (1902 bis 1994) sprach<br />
von der anhaltenden Verführbarkeit<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
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Einstellung<br />
der Menschen durch den »Ruf der Horde«.<br />
Was heute neu ist: Der einfache Gegensatz<br />
von globalisierten, urbanisierten, aufgeklärten,<br />
intellektuellen Eliten und provinziellen<br />
Stammesgruppen stimmt nicht wirklich.<br />
Denn auch die Eliten weisen Stammesstrukturen<br />
auf. Der »tribal instinct« ist nicht nur<br />
ein Instinkt, zur Gruppe zu gehören. Er ist<br />
auch ein Instinkt der Exklusion. Eliten verhalten<br />
sich nicht anders als die Kinder im<br />
T-Shirt-Experiment. In jedem Stamm<br />
herrscht ein Druck zu Konformität, den<br />
wir – beschönigend – Loyalität nennen.<br />
Lässt sich dem »Ruf der Horde« widerstehen?<br />
Und falls ja, wie? Seien wir ehrlich:<br />
Leicht fällt es nicht. Dissidenten und<br />
Whistleblower sind die Helden der Öffentlichkeit.<br />
Aber Heroen der Illoyalität sind<br />
»Herding lebt<br />
vom Gesetz,<br />
das da lautet:<br />
Die Mehrheit<br />
kann nicht<br />
irren.«<br />
selten glücklich. Meist endet es mit ihnen<br />
schrecklich. Die Verhaltensökonomie weiß<br />
längst: Auch nachweislich besser informierte<br />
Menschen, die die Wahrheit kennen,<br />
wagen es nicht, sich gegen die Gruppe<br />
zu stemmen, der sie angehören. Und wenn<br />
sie es in Ausnahmefällen doch tun, dann<br />
findet sich selten jemand, der sich ihnen<br />
anschließt. Es ist wie bei den Bergsteigern<br />
im Engadin.<br />
Suchen wir also nach Ausnahmen und Vorbildern.<br />
Der Film »Die zwölf Geschworenen«,<br />
meisterhaft mit Henry Fonda im Jahr<br />
1957 von Sidney Lumet verfilmt, kann als<br />
ein Lehrstück darüber gelten, wie es gehen<br />
könnte, sich aus der Loyalitätsfalle zu befreien,<br />
welche psychischen Kosten dabei<br />
anfallen – und welcher Gewinn.<br />
Die Eingangsszene: Es ist schwül, die Hitze<br />
macht allen Geschworenen Mühe, einen<br />
klaren Kopf zu bewahren. Sie sitzen in<br />
einem schmucklosen Raum irgendwo in<br />
Amerika und sollen darüber befinden, ob<br />
der Angeklagte, ein achtzehnjähriger Junge<br />
aus der Unterschicht, schuldig ist, seinen<br />
Vater umgebracht zu haben. Die Beweislage<br />
aufgrund der Gerichtsverhandlung erscheint<br />
eindeutig und erdrückend. Zwar<br />
beteuert der Angeklagte<br />
seine Unschuld, doch er hat<br />
Indizien und Zeugen gegen<br />
sich, die lückenlos die Tat<br />
und das Motiv für den<br />
Mord zu erkennen geben.<br />
Dementsprechend gehen<br />
die Geschworenen auch davon<br />
aus, dass die Sache<br />
rasch erledigt sein werde.<br />
Von Nummer eins bis Nummer<br />
sieben – die Männer<br />
haben keine Namen – sieht<br />
es dann auch ganz danach<br />
aus: Einer nach dem anderen<br />
plädiert für »Schuldig!«,<br />
bis Nummer acht überraschend<br />
aus der Reihe schert.<br />
Das bedeutet nicht, dass er<br />
den Angeklagten für unschuldig<br />
hält. Aber er sieht<br />
»berechtigte Zweifel« an<br />
dessen Schuld, weswegen er<br />
sich nicht in der Lage fühlt, seinen sieben<br />
Vorrednern beizupflichten. Nummer acht<br />
macht sich damit zum Außenseiter. Er wird<br />
persönlich angegriffen, verspottet, soll unter<br />
Druck gesetzt werden.<br />
Was bis hierher passiert, können wir als<br />
»Herding« verstehen, ein typisches Verhalten<br />
von Gruppen mit Konformitätserwartung.<br />
Das – mit einer Ausnahme – einmütige<br />
Urteil der Geschworenen bildet eine sogenannte<br />
Bestätigungskaskade, die bei den<br />
Nachfolgenden Wirkung entfaltet: Wenn all<br />
diese smarten Männer vor mir sich unabgesprochen<br />
einig sind, wer wäre ich, dass ich<br />
widersprechen würde? Herding lebt vom<br />
»Gesetz der Zahl«, das da lautet: Die Mehrheit<br />
kann nicht irren.<br />
Man sollte all jene, die zustimmen, nicht<br />
vorschnell als Feiglinge schelten. Sie wählen<br />
ja nicht nur den bequemeren Weg, sondern<br />
meinen, Gründe zu haben, der vermeintlichen<br />
Rationalität der Mehrheit den Vorzug<br />
vor der eigenen Dissidenz geben zu müssen.<br />
Niemand will in die Irrationalitätsfalle jenes<br />
Geisterfahrers tappen, der tragischerweise<br />
alle ihm entgegenkommenden Fahrzeuge<br />
für Geisterfahrer hält.<br />
Zurück zu den »Zwölf Geschworenen«:<br />
»Die Loyalitätsfalle«<br />
von Rainer Hank<br />
208 Seiten<br />
Erschienen: Februar <strong>2021</strong><br />
Penguin Random House<br />
ISBN: 978-3-328-60140-1<br />
Nummer acht, der Dissident, gibt nicht vor,<br />
Gewissheit zu haben. Er ist nicht von der<br />
Unschuld des Angeklagten überzeugt, er<br />
hat lediglich Zweifel an der Schuld, und das<br />
genügt ihm, seine abweichende Meinung<br />
kundzutun. Denn er hält es für ethisch geboten,<br />
im Zweifel für und nicht gegen den<br />
Angeklagten zu stimmen. Der Zweifel hat<br />
seine Gründe: Beobachtungen<br />
von Ungereimtheiten und<br />
Grundsätze des Rechts. Der<br />
Zweifel ist mehr als ein willkürliches<br />
Bauchgefühl.<br />
Daraus lässt sich ein Ratschlag<br />
zur Befreiung aus der Loyalitätsfalle<br />
ableiten: Nimm deinen<br />
Zweifel ernst. Zweifel ist<br />
hinreichend für die Verweigerung<br />
zur Zustimmung und die<br />
daraus folgende Haltung der<br />
Dissidenz. Gewissheit ist nicht<br />
nötig. Allein die Artikulation<br />
des Zweifels durch ein Mitglied<br />
der Gruppe hätte die<br />
Bergwanderern im Engadin<br />
womöglich vor der Lawine<br />
gerettet.<br />
Der Zweifel macht uns zu souveränen<br />
Menschen und ermöglicht<br />
Individuation. Dem<br />
kann man ein paar weitere<br />
Ratschläge anschließen, die in dieselbe Richtung<br />
gehen und noch ausgeführt werden<br />
müssen: Lerne, Nein zu sagen! Oder: Lass die<br />
Leute reden! Leicht zu befolgen sind solche<br />
Ratschläge noch nie gewesen, weil das die<br />
Erfahrung der Einsamkeit zur Folge haben<br />
kann. Das mag keiner, erst recht nicht nach<br />
Monaten des Corona-Lockdowns.<br />
Von Graham Greene, dem katholischen<br />
Dramatiker und Drehbuchautor, stammt<br />
der Auftrag an die Authentizität: Bleibe unberechenbar.<br />
Nimm die Gegenposition ein.<br />
Werde ein Protestant in einer katholischen<br />
Umgebung. Und sei ein Kommunist in<br />
einem kapitalistischen Staat. Sei jederzeit<br />
bereit, die Seiten zu wechseln. Dies ist eine<br />
Stärke der Illoyalität.<br />
Der Autor<br />
Bild: Annette Hauschild, Cover: Penguin Random House<br />
»Lerne, Nein zu sagen!<br />
Oder: Lass die Leute reden!«<br />
Rainer Hank ist Wirtschaftsjournalist. Bis 2018<br />
leitete er die Wirtschafts- und Finanzredaktion der<br />
»Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung«, seither<br />
ist er als Publizist und Kolumnist tätig.<br />
20<br />
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Story<br />
Frischer Wind schlägt<br />
große Wellen<br />
Bilder: Martin Schäuble – Blitz und Pixel<br />
WIE VANESSA BRANDL<br />
DEN EINSTIEG IN DAS<br />
FAMILIENUNTERNEHMEN<br />
BELA AQUA MEISTERT<br />
Ihr standen viele Türen offen, doch<br />
Vanessa Brandl wollte stets nur durch<br />
die eine, die schon seit ihrer Kindheit<br />
auf sie gewartet hatte. Nach erfolgreich<br />
abgeschlossener akademischer Ausbildung,<br />
diversen Auslandserfahrungen – wie<br />
einem sozialen Projekt für Kinder in Südafrika,<br />
ersten <strong>Erfolg</strong>en in der Start-up-Szene<br />
und Praktika im Familienunternehmen ist<br />
die junge BWLerin bereit, endgültig durch<br />
diese Tür zu gehen und in ihrer neuen Rolle<br />
im General Management zu einem festen<br />
Bestandteil der Führungsetage der Bela<br />
Aqua GmbH zu werden. Damit ist der reibungslose<br />
Generationenwechsel und der<br />
Fortbestand der Firma gesichert.<br />
Das Unternehmen und seine Zukunft<br />
Für die Brandls ist das keine Selbstverständlichkeit.<br />
Die Unternehmensgründung vor<br />
knapp 14 Jahren kam Christine Brandl-<br />
Leitner und Günter Brandl fast vor wie die<br />
Geburt eines zweiten Kindes. Für das Ehepaar<br />
ist Bela Aqua mehr als ein Unternehmen<br />
– nicht nur Zeit, Arbeit, Entbehrung<br />
und Verantwortung, sondern auch viel Herzblut<br />
sei über die Jahre geflossen. Was läge den<br />
Eltern also mehr am Herzen als der Wunsch,<br />
dass die eigene Tochter in das Unternehmen<br />
einsteigt, es eines Tages übernimmt und<br />
nach eigenen Vorstellungen weiterführt?<br />
Doch für die Brandls ist klar: »Letztendlich<br />
geht es nicht um unseren Wunsch oder um<br />
das Unternehmen, sondern um unsere<br />
Tochter, die mit dieser Entscheidung ein<br />
Leben lang glücklich sein sollte«, erklären<br />
die Gründer. Entscheidungsfreiheit auf beiden<br />
Seiten sei das wichtigste <strong>Erfolg</strong>skriterium<br />
bei der Übernahme und Fortführung<br />
eines Unternehmens.<br />
Mit ihren Eltern als Vorbilder lag es für<br />
Vanessa Brandl schon immer auf der Hand,<br />
dass sie eines Tages Verantwortung als Unternehmerin<br />
übernehmen möchte. Ihre akademische<br />
und berufliche Laufbahn richtete sie<br />
deshalb danach aus, sich die dafür nötigen<br />
Werkzeuge anzueignen. Es seien aber nicht<br />
nur der Familienzusammenhalt, die Dankbarkeit<br />
für die Chancen, die ihr ihre Eltern<br />
ermöglicht haben, und der Wunsch, etwas<br />
zurückzugeben, sondern vor allen Dingen<br />
ihre ganz eigene Begeisterung für die Branche,<br />
die sie zu diesem Schritt bewegt hätten.<br />
»Im Wassermarkt herrscht so viel Potential.<br />
Ich habe viele Visionen, die ich gemeinsam<br />
mit dem Bela Aqua Team mithilfe meiner Erfahrungen<br />
und meiner Leidenschaft für Themen<br />
wie Gesundheit, Sport, Nachhaltigkeit,<br />
Soziales und innovative Technologien umsetzen<br />
möchte«, erklärt die 24-Jährige.<br />
»Eine Leitfigur ist man nicht,<br />
eine Leitfigur wird man.«<br />
— VANESSA BRANDL<br />
Zwei Generationen im Austausch<br />
Natürlich hält die enge Zusammenarbeit zwischen<br />
Eltern und Tochter ihre ganz eigenen<br />
Herausforderungen bereit. Durch die enge<br />
Beziehung liege die Kommunikationshemmschwelle<br />
niedriger als im gewohnten Arbeitskontext,<br />
erklärt Vanessa Brandl. In kritischen<br />
Momenten Sachlich zu bleiben, könne schon<br />
mal eine Herausforderung darstellen. Familiäre<br />
und sensible Themen solle man deshalb<br />
aktiv erkennen und kontrollieren, rät die<br />
junge Unternehmerin. Unterschiedliche<br />
Sichtweisen und Meinungen der Unternehmensführung<br />
und der Mitarbeiter seien für<br />
den <strong>Erfolg</strong> des Unternehmens unentbehrlich.<br />
»Gut fundierte Einwände sind das A und O.<br />
Bei einem Diskurs sollte nicht das Ego, sondern<br />
die beste Lösung für das Unternehmen<br />
gewinnen«, sagt Vanessa Brandl.<br />
Die unterschiedlichen Perspektiven, die in<br />
der generationenübergreifenden Zusammenarbeit<br />
aufeinandertreffen, sind der eine<br />
Vorteil. Der andere besteht in dem engen<br />
Austausch, der jetzt zwischen Eltern und<br />
Tochter stattfinden kann. Wenn der Einstieg<br />
mit späterer Übernahme von Anfang an<br />
klappen solle, so sei es wichtig, die Nachfolgerin<br />
bei allen Entscheidungen, die täglich<br />
getroffen werden, mit einzubeziehen, erklären<br />
Christine Brandl-Leitner und Günter<br />
Brandl. Nur so könne sie ein Gefühl für die<br />
Aufgaben, Entscheidungen und Verantwortung<br />
bekommen. Das sieht die Unternehmertochter<br />
genauso: »Auf den großen Erfahrungsschatz<br />
meiner Eltern zurückgreifen<br />
zu können, ist für mich sehr wertvoll.«<br />
Für die Mitarbeitenden des Unternehmens<br />
kommt die Verstärkung durch Vanessa<br />
Brandl nicht überraschend. Ihre Präsenz im<br />
Unternehmen hatte sich schließlich über die<br />
Jahre abgezeichnet. Alle Angestellten, Führungskräfte,<br />
Kunden und Lieferanten rechtzeitig<br />
über diesen Schritt zu informieren<br />
und in persönlichen Gesprächen auf die<br />
Belange jedes Einzelnen einzugehen, war<br />
den Geschäftsführern dennoch wichtig. Die<br />
Kommunikation gegenüber den Mitarbeitenden<br />
sei bei einem Nachfolgeprozess der<br />
Schlüssel zum <strong>Erfolg</strong>, erklären die Unternehmer.<br />
Dadurch, dass Vanessa Brandl jetzt<br />
an der Seite ihrer Eltern arbeitet, sind die<br />
Weichen für eine reibungslose Nachfolge<br />
gelegt. »Eine Leitfigur ist man nicht, eine<br />
Leitfigur wird man«, ist die zukünftige Geschäftsführerin<br />
überzeugt. »Um für jemanden<br />
ein Vorbild sein zu können, muss man<br />
erstmal selbst signifikante Ergebnisse liefern<br />
und in die Aufgabe hineinwachsen. Diese<br />
Bilanz möchte ich gerne am Ende meines<br />
ersten Jahres ziehen.«<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
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<strong>Erfolg</strong><br />
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<strong>Erfolg</strong><br />
HANSI FLICK:<br />
UNSER NEUER<br />
BUNDESTRAINER<br />
GÜNTER KLEIN ÜBER DIE RECHER-<br />
CHEN FÜR SEINE FLICK-BIOGRAFIE<br />
UND SEINE WICHTIGSTE ERKENNTNIS<br />
Bilder: IMAGO / Poolfoto, Klaus Haag<br />
Der Autor<br />
Günter Klein ist seit 1998 Redakteur beim<br />
Münchner Merkur, wo er als Chefreporter für den<br />
Sport zuständig ist. 2019 veröffentlichte er im riva<br />
Verlag »Hoeneß. Die Biografie«.<br />
Für den FC Bayern München geht<br />
es immer um <strong>Erfolg</strong>. Seit 2013 befindet<br />
sich der berühmteste deutsche<br />
Fußball-Club in der besten<br />
Phase seiner Geschichte. Eine<br />
Serie von Deutschen Meisterschaften, wie sie<br />
die Münchner hingelegt haben, ist auch den<br />
Vorgänger-Generationen verwehrt geblieben<br />
– und zu denen gehörten die Beckenbauer-<br />
Müller-Maier-Bayern ebenso wie die Breitner-Rummenigge-,<br />
die Augenthaler-Matthäus-<br />
oder die Kahn-Ballack-Elber-Bayern.<br />
Allerdings gab es auch in den konstant gut<br />
wirkenden vergangenen acht, neun Jahren<br />
Enttäuschungen: Dass die Mannschaft es<br />
schaffte, unter der Regie des Trainer-Genius<br />
Pep Guardiola das Finale der Champions<br />
League zu verpassen, dass die Vereinsführung<br />
bei der Besetzung der sportlichen Führungsposition<br />
mit Carlo Ancelotti und Niko<br />
Kovac zweimal daneben langte und mit Entlassungen<br />
die jeweilige Saison retten musste.<br />
Kovac war der Trainer, mit dem es in ein Jahr<br />
ging, das zu missraten drohte wie lange keines<br />
mehr – und das letztlich das erfolgreichste<br />
überhaupt wurde: mit sechs Titeln,<br />
dem Sextuple, dem Maximum. 2019/20 – die<br />
große Bühne eines Mannes, dem bis dahin<br />
niemand das Label »<strong>Erfolg</strong>strainer« verliehen<br />
hätte: Hansi Flick.<br />
Mir ging es wie vielen: Ich kannte Hansi<br />
Flick, seit 2006, als er als<br />
Assistenztrainer bei der<br />
deutschen Nationalmannschaft<br />
anfing,<br />
auch persönlich –<br />
doch musste mir<br />
eingestehen, dass<br />
ich eigentlich wenig<br />
wusste über ihn.<br />
Umso interessierter<br />
war ich, als der Riva-<br />
Verlag mit der Idee<br />
auf mich zukam, eine<br />
Biografie über Hansi<br />
Flick zu schreiben.<br />
Okay, einverstanden,<br />
denn: Ich wollte es selbst<br />
wissen. Hatte man bei der<br />
Bewertung Flicks irgendetwas<br />
übersehen?<br />
War eigentlich immer<br />
schon klar, dass in seiner<br />
Karriere etwas<br />
Großartiges passieren<br />
würde, dafür aber erst die<br />
passende Zeit kommen müsste?<br />
Ich tauchte ein in seine Vergangenheit.<br />
Auf seinen ersten Fußballplätzen im Odenwald,<br />
im Kraichgau, in der Kurpfalz, allesamt<br />
idyllisch gelegen, am Wald oder am<br />
Neckar. Ich sprach mit seinen Bolzplatzfreunden,<br />
seinen Mitspielern in der Jugend<br />
und als Profi bei den Bayern und in Köln,<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
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<strong>Erfolg</strong><br />
»Er hat die Gabe,<br />
Menschen zusammen zu<br />
bringen und hinter einer Idee<br />
zu versammeln. Und er muss<br />
nicht laut werden, um gehört<br />
zu werden.«<br />
– JOACHIM LÖW<br />
mit seinen Trainern und mit Spielern, für<br />
die er dann Trainer war. Ich staunte über<br />
die Geschichten, die ich hörte – aber gewiss<br />
nicht mehr darüber, dass Hansi Flick<br />
dieser erfolgreiche Trainer wurde. Das erschien<br />
mir nach meinen Recherchen<br />
eigentlich unausweichlich.<br />
Die Grundvoraussetzung hatte bei ihm<br />
eigentlich nie jemand angezweifelt: Kompetenz.<br />
Schon als Trainer im semiprofessionellen<br />
Bereich vor über 20 Jahren war er<br />
innovativ, deutete die Gegner taktisch und<br />
»Hansi hat gezeigt, dass<br />
man als Trainer nicht<br />
komplett verrückt sein<br />
muss, um an der Spitze<br />
anzukommen.«<br />
–THOMAS HITZLSPERGER<br />
psychologisch aus, interessierte sich für die<br />
neuesten Trainingstools. Er wollte nicht<br />
unbedingt fertig ausgebildete Spieler zur<br />
Verfügung gestellt bekommen, es war ihm<br />
lieber, sie mit seiner Methodik zu entwickeln.<br />
Doch gut in der Sache sind viele im<br />
Fußball, manche von ihnen werden Einser-<br />
Absolventen, wie auch Hansi Flick 2003 im<br />
Fußball-Lehrer-Lehrgang des DFB einer<br />
war. Die meisten bleiben allerdings auf der<br />
Strecke, hangeln sich irgendwann unwürdig<br />
von Job zu Job. Hansi Flick hatte den<br />
größeren Ehrgeiz als fast alle anderen, die<br />
sich auf dem Trainermarkt dräng(t)en –<br />
man hat das nur nicht so registriert, weil er<br />
nie dazu neigte, Aufheben um sich zu machen<br />
und Energie in die Bildung der eigenen<br />
Marke zu investieren. Vor allem war er<br />
als Assistent von Bundestrainer Joachim<br />
Löw acht Jahre lang beispiellos loyal. Er<br />
füllte diese Aufgabe und Rolle so perfekt<br />
aus, dass niemand auf die Idee kam, Flick<br />
könnte auch ein vorzüglicher Cheftrainer<br />
sein. Niemand in der fußballinteressierten<br />
Öffentlichkeit, so muss man es einschränkend<br />
sagen. In der Branche war das Vertrauen<br />
schon spürbar: Der Hansi könnte,<br />
wenn man ihn nur ließe…<br />
Die Bayern ließen ihn. Sie hatten bei Flicks<br />
Verpflichtung als Co-Trainer von Niko Kovac<br />
im Sommer 2019 durchaus im Hinterkopf,<br />
dass er kurzfristig übernehmen<br />
könnte. Vielleicht auch nur kurzzeitig –<br />
doch das Votum der Mannschaft war eindeutig:<br />
Sie wollte Flick als Dauerlösung.<br />
Es war der Punkt, an dem seine Hauptqualität<br />
ins Spiel kam: Menschlichkeit, Authentizität,<br />
Zugewandtheit. In einer Zeit, in<br />
der auch Fußballer grübelten, wie es mit<br />
ihnen weitergehen und was eine Pandemie<br />
für ihren Beruf und ihren Lebensstil und<br />
-inhalt bedeuten könnte, war eine Trainerfigur<br />
wie Hansi Flick ein Anker. Die deutschen<br />
Nationalspieler kannten ihn eh aus<br />
der gemeinsamen Zeit beim DFB, der <strong>Erfolg</strong><br />
der Weltmeisterschaft 2014 verband<br />
sie. Die Spieler wussten um den Anteil,<br />
»Hansi Flick:<br />
Die Biografie«<br />
von Günter Klein<br />
224 Seiten<br />
Erschienen: April <strong>2021</strong><br />
Riva Verlag<br />
ISBN: 978-3-7423-1765-0<br />
Bild: IMAGO / ActionPictures, Cover: Riva Verlag<br />
24 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . ERFOLG magazin
<strong>Erfolg</strong><br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . www.erfolg-magazin.de 25
<strong>Erfolg</strong><br />
den Flick an diesem <strong>Erfolg</strong> gehabt hatte.<br />
Joachim Löw beschrieb den Einfluss Flicks<br />
so: »Er hat die Gabe, Menschen zusammen<br />
zu bringen und hinter einer Idee zu versammeln.<br />
Und er muss nicht laut werden,<br />
um gehört zu werden.« Die Bayern sammelten<br />
unter Flick Titel um Titel ein. Auch<br />
Konkurrenten freuten sich. Thomas Hitzlsperger,<br />
Vorstands-Chef beim VfB Stuttgart<br />
und früher Nationalspieler unter dem<br />
DFB-Co-Trainer Flick, sagte: »Hansi hat<br />
gezeigt, dass man als Trainer nicht komplett<br />
einen Schlag haben und verrückt sein<br />
muss, um an der Spitze anzukommen.«<br />
Der Gewinn der Champions League im<br />
August 2020 und die Vollendung der Titelsammlung<br />
zum Triple (mit den Supercup-<br />
Zugaben und der errungenen Klub-Weltmeisterschaft<br />
im Februar <strong>2021</strong>) waren das<br />
Happy-End meines Buches. Das Leben<br />
nimmt auf ein Buchprojekt aber wenig<br />
Rücksicht und schreibt weitere Kapitel. Innerhalb<br />
weniger Wochen zerbricht etwas<br />
zwischen dem FC Bayern München und<br />
dem Trainer, der ihm diesen <strong>Erfolg</strong>srausch<br />
ohne Beispiel beschert hatte. Man geht<br />
auseinander.<br />
Ist das dann ein Misserfolg? Das muss sich<br />
erst zeigen. Hat Hansi Flick mit einer<br />
neuen Aufgabe bei der Nationalmannschaft<br />
eine alternativ gute oder noch bessere<br />
Zukunft gewählt? Sicher ist die Stelle<br />
als Bundestrainer mit noch mehr Prestige<br />
verbunden. Wie man in ein paar Jahren<br />
Flicks Wirken beim FC Bayern beurteilt,<br />
das wird daran liegen, ob sein Nachfolger<br />
Julian Nagelsmann den <strong>Erfolg</strong> in gleicher<br />
Messbarkeit wird liefern können.<br />
Hansi Flick<br />
lässt aus einer<br />
Meinungsverschiedenheit<br />
keinen Krieg<br />
werden.<br />
Bisweilen wird Unverständnis geäußert,<br />
dass Hansi Flick sich aus diesem Umfeld,<br />
das <strong>Erfolg</strong>e so wahrscheinlich macht, dass<br />
sie fast schon garantiert erscheinen, freiwillig<br />
löst. Jedoch ist es nicht seine erste<br />
Trennung, er hat unzufrieden schon mal<br />
einen Spielervertrag bei den Bayern, eine<br />
sichere Assistentenstelle in Salzburg, ein<br />
Sportdirektoren-Arbeitsverhältnis beim<br />
DFB gekündigt und in eine frühzeitige Beendigung<br />
der Zusammenarbeit mit der<br />
TSG Hoffenheim eingeschlagen. Hansi<br />
Flick ist, das habe ich bei meinen Buchrecherchen<br />
erfahren, keiner, der aus einer<br />
Meinungsverschiedenheit einen Krieg werden<br />
lässt. Er hat gerne Einfluss um der Sache,<br />
aber nicht Macht um der Beherrschung<br />
anderer willen. Seinen größten<br />
<strong>Erfolg</strong> will er nicht gefährden: Nach fast 40<br />
Jahren im leistungsorientierten Fußball<br />
Mensch geblieben zu sein. Mit der Nationalmannschaft<br />
wird es ihm leichter fallen,<br />
das fortzusetzen.<br />
Bild: IMAGO / Sven Simon<br />
26 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . ERFOLG magazin
<strong>Erfolg</strong><br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
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Wissen<br />
Digitale Transformation<br />
als Coach, Berater,<br />
Trainer & Experte<br />
J ULIA DIEHL UND TOBI FÖRSTER ZEIGEN AUF, WIE<br />
DIE DIGITALE TRANSFORMATION DEN WEG ZUM<br />
PROFITABLEN EXPERTEN-BUSINESS EBNEN KANN.<br />
Es ist bei Weitem keine unbekannte<br />
Tatsache mehr: Unsere Welt wird<br />
unaufhaltbar digitaler. In einer Welt,<br />
wo »Mobile First« das Motto des<br />
Tages lautet, Homeoffice-Lösungen<br />
nicht zuletzt aufgrund der weltweiten Pandemiezustände<br />
das neue Normal der modernen<br />
Arbeitswelt beschreiben und E-Learning<br />
einen imposanten Boom erlebt, macht die<br />
Digitalisierung auch vor dem Coaching- und<br />
Consulting-Markt nicht halt. Von exakt dieser<br />
rasant voranschreitenden Richtung profitiert<br />
aktuell ganz klar die gesamte Branche<br />
der Coaching- und Consulting-Welt. Es ist<br />
unbestreitbar: Wer heutzutage nicht auf den<br />
Zug der Digitalisierung aufspringt und sein<br />
Geschäft nicht fit für das digitale Zeitalter<br />
aufbaut, wird binnen kürzester Zeit massive<br />
Probleme auf vielen Ebenen entwickeln und<br />
eines Tages schlussendlich komplett vom<br />
Markt gefegt sein.<br />
Coaches, Berater, Trainer und Menschen mit<br />
einer wertvollen und vermarktbaren Expertise<br />
haben somit jetzt die großartige Chance,<br />
von dieser regelrechten »Goldgräberzeit«<br />
zu profitieren und sich online in ihrem Bereich<br />
als Top-Expertenmarke zu positionieren.<br />
Das Forbes <strong>Magazin</strong> sagte bereits ein<br />
globales wirtschaftliches Wachstum von<br />
jährlich über 325 Milliarden Dollar in den<br />
Bereichen der digitalen Weiterbildung bis<br />
zum Jahr 2025 voraus. Alles, was sich digitalisieren<br />
lässt, wird in der Zukunft auch<br />
digital werden. Angefangen von futuristischen,<br />
autonom fahrenden, elektrischen<br />
Fahrzeugen, die sich mittlerweile erstmalig<br />
auch per Handy-App steuern lassen, bis hin<br />
zu digitalen Roboter-Küchenhelfern mit<br />
künstlicher Intelligenz. E-Learning, also das<br />
digitale Lernen und Weiterbilden, welches<br />
bereits einen massiven Aufschwung erlebt,<br />
wird ebenso einen dieser zahlreichen Zukunftsmärkte<br />
darstellen.<br />
Immer mehr Coaches, Berater, Trainer und<br />
Experten erkennen mittlerweile diese einmaligen<br />
Chancen mehr als jemals zuvor und<br />
Julia Diehl und Tobi Förster<br />
unterstützen Coaches, Berater,<br />
Trainer und Menschen mit einer<br />
Expertise dabei, ihr Business<br />
erfolgreich von offline zu online<br />
digital zu transformieren.<br />
verspüren die brennende Notwendigkeit,<br />
sich digital zu transformieren und ihr Business<br />
dadurch für die Zukunft abzusichern.<br />
Die weltweite Pandemie war für viele Menschen<br />
ein Augenöffner und Chancengeber,<br />
die Vorteile der Digitalisierung erstmalig<br />
wahrzunehmen. Während regional und landesweit<br />
flächendeckend strikte Lockdowns<br />
und Kontakteinschränkungen über viele<br />
Monate hinweg herrschten, musste ein flexibles<br />
und innovatives Umdenken in der<br />
Businesswelt stattfinden.<br />
Aus hunderten Gesprächen mit unseren Interessenten<br />
und Kunden haben auch wir<br />
immer wieder mindestens eines der folgenden<br />
Probleme festgestellt:<br />
1. Viele Coaches, Berater und Trainer sind<br />
abhängig vom Bestandskundengeschäft bzw.<br />
von Empfehlungen und haben keine planbare<br />
Neukunden-Akquisestrategie. Wir bezeichnen<br />
diese Situation als unkalkulierbares<br />
»Hoffnungsmarketing«, da es dem Unternehmer<br />
einfach keinerlei Planungssicherheit<br />
gewährleistet. Viel zu viele Selbstständige<br />
und Unternehmer setzen immer noch auf<br />
dieses Modell anstelle einer professionellen<br />
Selbstvermarktung. Das liegt vorrangig daran,<br />
dass vielen schlichtweg noch das Wissen<br />
darüber fehlt, dass – aber vor allem wie – es<br />
anders und besser funktioniert.<br />
2. Des Weiteren verfügen die meisten Coaches,<br />
Berater, Trainer und Dienstleister über<br />
keine klare Positionierung und Botschaft,<br />
um aus der Masse ihrer Mitbewerber hervorzustechen.<br />
Dadurch machen sie sich auf<br />
dem Markt »ersetzbar« und gehen mit ihrem<br />
Angebot schlichtweg unter. Und das »nur«,<br />
weil sie keine solide Arbeit am Fundament<br />
ihres Business geleistet haben. Ein Muster,<br />
welches sich nahezu bei allen Selbstständigen<br />
und Unternehmern zeigt, die wir auf<br />
Bilder: Luis Burkert<br />
28 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . ERFOLG magazin
Wissen<br />
Julia Diehl & Tobi Förster<br />
Experten für Bewusstseins-<br />
& Businesstransformation<br />
»Wer nicht auf<br />
den Zug der<br />
Digitalisierung<br />
aufspringt, wird<br />
schlussendlich<br />
komplett vom<br />
Markt gefegt<br />
sein«<br />
dem Weg zu ihrer digitalen Businesstransformation<br />
begleiten.<br />
Deshalb liegt in unseren Mentorings<br />
gleich zu Beginn der Fokus auf der punktgenauen<br />
Ausarbeitung der Positionierung<br />
sowie der Marketingbotschaft. Auf diesem<br />
Fundament lässt sich schließlich Großartiges<br />
erschaffen.<br />
3. Ein weiteres Problem beschreibt die Tatsache,<br />
dass die wenigsten Coaches, Berater<br />
und Experten wirklich wissen, wie sie die<br />
digitalen Kanäle und Plattformen gewinnbringend<br />
für sich nutzen, um online sichtbar<br />
zu werden und gezielt die Menschen zu erreichen,<br />
die nach ihrer Expertise suchen.<br />
Hierfür bedarf es zum einen einfacher und<br />
maximal effizienter Strategien und Prozesse<br />
wie auch eines offenen Mindsets, Neues zu<br />
wagen und seine inneren Blockaden hinsichtlich<br />
der Technik und Social Media<br />
aufzulösen.<br />
Digital an Neukunden zu kommen ist nämlich<br />
entgegen vieler Stimmen, die da<br />
draußen herumschwirren, technisch nicht<br />
komplex. Unsere Kunden implementieren<br />
unsere Strategien mit Leichtigkeit erfolgreich<br />
in ihr Business und setzen diese Tag<br />
für Tag um – mit hervorragenden Ergebnissen<br />
und <strong>Erfolg</strong>en!<br />
4. Zu guter Letzt verkaufen sich viele Experten<br />
und Expertinnen häufig unter ihrem<br />
wahren Wert, den sie für die Welt und die<br />
Menschen da draußen stiften, und kommen<br />
durch Stundensätze in die Vergleichbarkeit<br />
mit ihren Mitbewerbern. Darüber hinaus<br />
stoßen die meisten früher oder später an die<br />
Grenzen ihrer Kapazitäten, weil sie bemerken,<br />
dass sie auf Stundenbasis sowie auf individuellen<br />
Kundenbetreuungswegen (1:1)<br />
immer nur eine gewisse Anzahl an Klienten<br />
gleichzeitig betreuen können. Die Digitalisierung<br />
eröffnet uns hierbei die faszinierende<br />
Möglichkeit, viele Menschen auf einmal<br />
nachhaltig und effizient zu betreuen, selbst<br />
wenn diese in einer anderen Stadt oder gar<br />
im Ausland leben. Grenzen überschreiten<br />
und auf der ganzen Welt seinen Beitrag leisten<br />
– ein digitales Online-Coaching- und<br />
-Consulting-Business macht es möglich!<br />
Anzeige<br />
All diese Probleme lassen sich heutzutage dank der<br />
Online-Digitalisierung leichter und effizienter lösen<br />
als jemals zuvor. Um deine Möglichkeiten mit<br />
effektiven Online-Marketing-Methoden und einem<br />
ganzheitlichen Ansatz auszuloten, bieten wir unter<br />
www.online-coach-werden.com eine kostenfreie<br />
und unverbindliche Potenzial-Analyse an.<br />
Als Kennenlern-Bonus bieten wir dir unser gratis<br />
Aufklärungsvideo an. In diesem Video erfährst du,<br />
wie du dich gezielt mit unseren Methoden und dem<br />
Leverage-Leadership-Effekt in Zukunft digital klar<br />
positionierst, dadurch mehr qualitative Anfragen<br />
generierst und besser zahlende Kunden gewinnst,<br />
um letztendlich skalierbar höhere Umsätze zu<br />
erzielen, bei weniger Zeitaufwand als jemals zuvor.<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
29
Story<br />
30 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . ERFOLG magazin
Story<br />
James Corden<br />
GROSSBRITANNIENS CHARMEOFFENSIVE<br />
Bilder: IMAGO / ZUMA Wire / Cinema Publishers Collection<br />
Viele sehen in James Kimberley<br />
Corden, der am 22. August<br />
1978 in London geboren<br />
wurde, den besten Talkshow-<br />
Moderator aller Zeiten. Doch<br />
er ist weit mehr als ein guter Moderator.<br />
Er ist darüber hinaus Film- und Theaterschauspieler,<br />
Drehbuchautor, Sänger und<br />
Komiker. Ein wahres Multitalent, das etwas<br />
zu sagen hat. Wir sehen uns an, wie<br />
ein kleiner, pummeliger Brite die Zuschauerherzen<br />
weltweit in die Höhe schlagen<br />
lässt und das schon seit Jahren. Sein<br />
YouTube-Kanal »The Late Late Show with<br />
James Corden« zählt 26,5 Millionen Abonnenten.<br />
Seine <strong>Erfolg</strong>e haben ihn zu einem<br />
Multimillionär gemacht.<br />
Talent will gefördert werden<br />
Dem Sohn eines Musikers und einer Sozialarbeiterin<br />
war es schon immer wichtig,<br />
andere Menschen zu unterhalten.<br />
Deshalb finanzierten seine Eltern James<br />
Tanz- und Gesangsstunden. Sein Talent<br />
war schon früh erkennbar. Mit bereits 18<br />
Jahren hatte er seine ersten Auftritte als<br />
Komparse in verschiedenen Musicals in<br />
London. 1999 spielte er die Hauptrolle in<br />
der sechsteiligen Serie »Boyz Unlimited«<br />
über eine Boyband, dessen Drehbuch er<br />
selbst mitschrieb. Weitere kleinere Engagements<br />
als Schauspieler und Fernsehmoderator<br />
folgten.<br />
Die Basis seines Durchbruchs dürfte wohl<br />
sein YouTube-Account sein, den er seit<br />
2006 betreibt. Seit 2015 heißt er wie seine<br />
Talkshow »The Late Late Show with James<br />
Corden« und verzeichnet über 8,5 Milliarden<br />
(!) Zugriffe. 2010 machte er einen Abstecher<br />
in Richtung Musikgeschäft und<br />
wurde Nummer eins in den englischen<br />
Charts mit seinem Fußball-Song »Shout«.<br />
2015 wurde Corden wegen seiner großen<br />
Beliebtheit sogar mit dem britischen Verdienstorden,<br />
dem »Order of the British<br />
Empire«, ausgezeichnet.<br />
Die große Leinwand ist auch sein Metier<br />
Nicht nur auf der Bühne fühlt sich Corden<br />
wohl, sondern auch auf der Leinwand.<br />
Sein musikalisches Talent bewies er<br />
2013 im Film »Can a Song Save Your<br />
Life?« an der Seite von Keira Knightley,<br />
Mark Ruffalo sowie Maroon 5-Sänger<br />
Adam Levine.<br />
2014 wurde ihm die Ehre zuteil, mit Meryl<br />
Streep im Film »Into the Woods« aufzutreten<br />
und ebenfalls eine viel goutierte<br />
Talentprobe abzugeben. Zuletzt war Corden<br />
im Beatles-Film »Yesterday« zu sehen.<br />
In der Verfilmung des berühmten Musicals<br />
»Cats« spielt er die Katze Bustopher<br />
Mürr und knüpft so an seine Musical-Zeiten<br />
aus seiner Jugend an. Doch auch als<br />
Moderator großer Events sorgte er immer<br />
wieder für Lacher und Furore, wie beispielsweise<br />
fünfmal hintereinander als<br />
Gastgeber der Brit-Awards bis 2014.<br />
2015 änderte alles<br />
In den Unterhaltungsolymp stieg Corden<br />
jedoch auf, weil er die Nachfolge von<br />
Craig Ferguson in der CBS-Show »The<br />
Late Late Show« antrat. Pikantes Detail<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
31
Story<br />
»If you are going to hell,<br />
keep on going!«<br />
– JAMES CORDEN<br />
am Rande – Corden war nie selbst Gast in<br />
solch einer Late-Night-Talkshow.<br />
Seit 2015 moderiert er nun diese Sendung<br />
und erntet seitdem viel Beifall für seine<br />
Interpretation eines Late-Night-Talkmasters.<br />
Besonders viel Aufmerksamkeit und<br />
Anerkennung erntet er für das Format<br />
Der Autor<br />
Michael Jagersbacher ist Kommunikationstrainer,<br />
Unternehmer und Buchautor. Auf seinem Blog<br />
www.michael-jagersbacher.at gibt er Tipps, wie<br />
man sympathischer wird und mehr Profil erhält..<br />
»Carpool Karaoke«, in welchem er mit<br />
verschiedenen Mega-Stars wie Jennifer<br />
Lopez, Justin Bieber oder Celine Dion in<br />
einem Range Rover durch die Straßen von<br />
Los Angeles düst und verschiedene Lieder<br />
mit ihnen trällert. Während dieser Fahrten<br />
plaudert er auch über private Dinge<br />
mit den Stars und ermöglicht somit tiefere<br />
Einblicke in ihr Leben. Sein Vertrag als<br />
Late-Night-Moderator, der ihn zum Multimillionär<br />
machte, läuft zwar noch ein<br />
paar Jahre, doch bereits jetzt ist absehbar,<br />
dass er seine Zelte in Los Angeles wieder<br />
abbrechen wird. Gemeinsam mit seiner<br />
Frau und seinen drei Kindern wird es<br />
wohl zurück in die Heimat nach Großbritannien<br />
gehen.<br />
Kein aalglatter Moderater,<br />
sondern ein Mensch mit Schwächen<br />
Natürlich ist sein Humor seine Wunderwaffe<br />
in allen Lebenslagen. Doch darüber<br />
hinaus wird Corden nicht nur für seinen<br />
Witz und seine Spontaneität geschätzt,<br />
sondern vor allem für seine Authentizität.<br />
Dazu zählt nun mal, nicht in allem perfekt<br />
zu sein: »Ich war immer das Kind in der<br />
Schule, das es für eine gute Idee hielt, den<br />
Feueralarm auszulösen. Und so sehr ich<br />
mir bewusst bin, dass dies eine Eigenschaft<br />
ist, die auch andere gute Dinge vorantreibt,<br />
wünschte ich, ich könnte einfach<br />
innehalten und sagen: Willst du das<br />
wirklich tun?« Vielleicht ist es gerade<br />
diese Impulsivität, die ihn so erfolgreich<br />
gemacht hat. Doch er bietet aufgrund seines<br />
nicht perfekt durchtrainierten Körpers<br />
noch weitere Angriffsflächen: »Es ist<br />
schwer, weil ich Cornettos liebe, das wird<br />
immer eine Schwäche sein. Und ich habe<br />
erkannt, dass Brot meine Nemesis ist. Ich<br />
glaube, Brot wurde geschickt, um mich bis<br />
ins Mark zu zerstören.« Laster machen<br />
menschlich. Es ist kein Zufall, dass er seit<br />
Jänner <strong>2021</strong> das Gesicht der Weight Watchers<br />
ist, mit welchen er gemeinsam an<br />
seiner Figur arbeitet.<br />
Ideale und kluge Ratschläge<br />
James Corden wird schon als neuer Will<br />
Smith gehandelt und scheint omnipräsent<br />
zu sein, sobald man Social Media oder<br />
Bilder: IMAGO / MediaPunch / E-PRESS PHOTO.com / APress<br />
32 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . ERFOLG magazin
Story<br />
den Fernseher anmacht. Szeneinsider sagen:<br />
»His career has gone from strength to<br />
strength and shows no sign of slowing<br />
down«.<br />
Vermutlich kann sein <strong>Erfolg</strong> auf folgende<br />
Einstellung zum Thema Misserfolg zurückgeführt<br />
werden: »Du wirst immer<br />
Fehler machen und manchmal wirst du<br />
am Ziel vorbeischießen. Das wird unweigerlich<br />
passieren, weil die besten Menschen<br />
auf der Welt Fehler machen – selbst<br />
Leute, die brilliant sind.« Dieses Mindset<br />
verändert die Perspektive auf Fehler. Vermutlich<br />
hat Corden sich dies auch gedacht,<br />
als er aus heiterem Himmel die<br />
Fernsehmoderation für die Late Late<br />
Show übernahm – Fehler können passieren.<br />
Im besten Fall sind sie sogar komisch<br />
und bringen das Publikum zum Lachen.<br />
»Auszeichnungen<br />
interessieren mich<br />
nicht und die ganze<br />
Aufmerksamkeit, die ich<br />
als Berühmtheit bekomme.<br />
Es ist nur ein Teil des Jobs.«<br />
– JAMES CORDEN<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
33
Leben<br />
Schluss mit Stress<br />
WIE FRAU AN DER SPITZE IN JEDER SITUATION COOL BLEIBT<br />
Bilder: Michael Goldenbaum<br />
Wir haben Stressmanagement-Coach<br />
Bianca Schindler gefragt, warum gerade<br />
Frauen in Führungspositionen häufig mit<br />
Stress zu kämpfen haben und wie sie ihren<br />
Kundinnen hilft, souverän mit herausfordernden<br />
Situationen umzugehen.<br />
Schneller, höher, weiter« – das ist das<br />
allgegenwärtige Mantra, nach dem<br />
sich die Welt heute zu drehen scheint.<br />
Diese Schnelllebigkeit stellt für viele<br />
Menschen eine große Belastung dar.<br />
Besonders Frauen sind davon betroffen, weil<br />
sie oftmals sehr hohe Ansprüche an sich selbst<br />
stellen. So verteidigen sie nicht nur tagtäglich<br />
ihren Führungsjob in einer von Männern<br />
dominierten Welt, sondern bewältigen häufig<br />
auch noch den Spagat zwischen anspruchsvollem<br />
Berufsleben und Familie.<br />
Überlastungen zeigen sich oft in Form von<br />
Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Gewichtsproblemen,<br />
Unruhezuständen bis hin zum<br />
Burnout und zu Depressionen. Unbehandelt<br />
kann dies zu chronischen Krankheiten wie z.<br />
B. Bluthochdruck führen und das Risiko für<br />
einen Herzinfarkt oder Schlaganfall drastisch<br />
erhöhen. Viele versuchen, die in Belastungssituationen<br />
unweigerlich auftretenden Symptome<br />
mithilfe von Medikamenten zu unterdrücken,<br />
um weiter zu »funktionieren«, sei es<br />
im Geschäftsleben oder privat. Dabei bleibt<br />
das Problem ungelöst und die Ursachen unsichtbar.<br />
Zwar ist beispielsweise Meditation<br />
ein einfaches und wirksames Werkzeug, um<br />
Gedankenstille und Ruhe zu erreichen. Allerdings<br />
ist es langfristig damit leider oftmals<br />
nicht getan.<br />
Zu einem effektiven Stressmanagement gehört<br />
mehr, das weiß Bianca Schindler. Sie ist<br />
Mentorin für Stressmanagement und Belastbarkeit<br />
für Frauen in Führungspositionen.<br />
»Fakt ist, dass wir die<br />
höchsten Ansprüche an<br />
uns selbst stellen«<br />
Als erfolgreiche Unternehmerin und dreifache<br />
alleinerziehende Mutter hat sie bereits<br />
am eigenen Leib erfahren, wie schwer es<br />
vielen Frauen in Führungspositionen fällt,<br />
mit Stress und Existenzängsten umzugehen.<br />
Deshalb entwickelte sie ein System, mit dem<br />
es ihr zurerst ihr selbst gelang, ihren beruflichen<br />
und privaten Verpflichtungen gerecht<br />
zu werden, ohne in alte »Stress-Muster«<br />
zurückzufallen.<br />
Ansatz ihrer Coachings ist es, Frauen einen<br />
anderen Umgang mit stressigen Situationen<br />
aufzuzeigen. »Entscheidend im Leben sind<br />
immer die Phasen, in denen wir unsere<br />
Komfortzone und damit unser gewohntes<br />
Umfeld verlassen, um etwas Neues zu beginnen«,<br />
erklärt Bianca Schindler und fügt<br />
hinzu: »Das darf man direkt als Aufforderung<br />
verstehen, stressige Zeiten auch zu genießen.«<br />
Ein hoher empfundener Stress ist<br />
häufig eine mehrdimensionale Angelegenheit,<br />
bestimmte Situationen können stressiger<br />
wirken als andere. Dahinter stehen der<br />
Expertin zufolge oft Erfahrungen, die unbewusst<br />
auf das Leben der betroffenen Person<br />
einwirken, und auf den ersten Blick unerklärliche<br />
Ängste, Blockaden und übermäßigen<br />
Stress verursachen. Um die Balance in allen<br />
Lebensbereichen wiederzufinden, gelte es,<br />
diese Blockaden zu lösen. Deshalb geht<br />
Bianca Schindler in ihren Coachings stets<br />
individuell auf ihre Kundinnen ein. Mit<br />
Übung und der richtigen Strategie sei es<br />
möglich, auch in herausfordernden Momenten<br />
einen Weg zurück zur inneren Mitte und<br />
die eigene »Leichtigkeit« wiederzufinden –<br />
wohl der wichtigste Begriff im Coachingansatz<br />
von Bianca Schindler. Durch Leichtigkeit,<br />
so die Stress-Mentorin, könne Frau<br />
schneller zwischen den Herausforderungen<br />
in ihren Lebensbereichen wechseln, ohne jedes<br />
Mal emotional hoch- und runtergekocht<br />
zu werden. Im Ergebnis folgen die Coachees<br />
leichter ihrer Intuition, um aus jeder schwierigen<br />
Situation als Siegerin hervorzugehen,<br />
ohne sich selbst aufzureiben.<br />
Ziel des Stressmanagements sollte also nicht<br />
sein, Stress grundlegend zu vermeiden, sondern<br />
zwischen stressigen Momenten und<br />
anderen, erholsameren Momenten schnell<br />
und mit Leichtigkeit wechseln zu können.<br />
Welche Bedeutung man persönlich einem<br />
herausfordernden Ereignis zugesteht, spiele<br />
hierbei eine ausschlaggebende Rolle. »Das<br />
entscheidet maßgeblich darüber, wieviel<br />
Druck entsteht und welche unerwünschten<br />
Nebenwirkungen dadurch hervorgerufen<br />
werden«, erklärt die Expertin. Die eigene Bewertung<br />
stressiger Situationen bewusst und<br />
so objektiv wie möglich vorzunehmen, sei<br />
deshalb eine der vielen Möglichkeiten, den<br />
Stresspegel zu reduzieren und sich sofort auf<br />
andere Dinge konzentrieren zu können.<br />
»Fakt ist, dass wir die höchsten Ansprüche an<br />
uns selbst stellen und uns damit oft unnötig<br />
Druck machen«, sagt Bianca Schindler. Besonders<br />
der Spagat zwischen den eigenen<br />
„Stress-Management-Mentorin Bianca<br />
Schindler verhilft Frauen in Führungspositionen<br />
zu neuer Leichtigkeit.<br />
Ansprüchen in unterschiedlichen Lebensbereichen<br />
falle vielen Frauen schwer. Um dieses<br />
innere »Selbst-Bashing«, die kritisierende<br />
Stimme im eigenen Kopf, auszuschalten und<br />
gelassen durch stressige Zeiten gehen zu können,<br />
müsse man beispielsweise mit bestehenden<br />
Wertekonflikten aufräumen.<br />
Die zahlreichen Ansprüche des Alltags nehmen<br />
ständig an Komplexität zu. Wir können<br />
die heutige Schnelllebigkeit nicht aufhalten,<br />
aber wir können lernen, mit Leichtigkeit damit<br />
umzugehen. Zu erkennen, welche Situationen<br />
im Leben welche Art von Stress verursachen,<br />
ist dabei ein wichtiger erster<br />
Schritt. Wer die Zusammenhänge erst einmal<br />
erkennt und versteht, kann lernen, Stresssituationen<br />
tatkräftig anzupacken und in <strong>Erfolg</strong>e<br />
zu verwandeln.<br />
34 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . ERFOLG magazin
<strong>Erfolg</strong><br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
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<strong>Erfolg</strong><br />
36 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . ERFOLG magazin
<strong>Erfolg</strong><br />
HUSTLE HARDER<br />
HUSTLE SMARTER<br />
WIE CURTIS JACKSON AKA 50 CENT<br />
SEINE ZIELE DEFINIERT UND SIE<br />
KONSEQUENT VERFOLGT.<br />
Bild: Depositphotos / everett225<br />
Harte Arbeit und Hingabe sind zwei<br />
Eigenschaften, die man bei allen<br />
echten Hustlern findet. Eine weitere<br />
ist Fokus. Denn wenn du nicht in<br />
der Lage bist, dich zu konzentrieren<br />
und deine harte Arbeit zu koordinieren,<br />
kannst du vielleicht hart arbeiten, aber du<br />
wirst nicht smart sein.<br />
Eines meiner Lieblingsbeispiele für jemanden,<br />
der es geschafft hat, harte Arbeit und<br />
Fokus zu kombinieren, ist ein Mann namens<br />
Isaac Wright Jr. In den frühen 1990er-Jahren<br />
wurde Isaac in New Jersey zu Unrecht zu<br />
einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt, weil<br />
er angeblich ein Drogenbaron war. Er war<br />
einer der ersten Menschen, die nach diesem<br />
neuen Gesetz in New Jersey verurteilt wurden.<br />
Das einzige Problem daran war, dass er<br />
eigentlich unschuldig war.<br />
Isaac weigerte sich, sein Urteil zu akzeptieren,<br />
und suchte nach Möglichkeiten, es aufheben<br />
zu lassen. Obwohl er keine juristische<br />
Ausbildung hatte, machte er sich daran, in<br />
der Bibliothek des Gefängnisses die Gesetze<br />
zu studieren. Er wurde so versiert, dass er<br />
begann, als Anwaltsgehilfe an den Fällen anderer<br />
Gefangener zu arbeiten und mehreren<br />
von ihnen zu helfen, ihre Urteile revidieren<br />
zu lassen.<br />
Schließlich gelang es ihm, die Revision seiner<br />
lebenslangen Haftstrafe durchzusetzen,<br />
aber er hatte immer noch einige andere<br />
Straftaten auf dem Kerbholz, die ihn für siebzig<br />
Jahre hinter Gitter zu bringen drohten.<br />
Isaac wollte trotzdem nicht aufgeben.<br />
Schließlich schaffte er es, einen Polizeibeamten<br />
zu finden, der gegen ihn ausgesagt hatte<br />
und bereit war, zuzugeben, dass er sich nicht<br />
korrekt verhalten und Dinge vertuscht hatte.<br />
Niemand bringt Polizisten dazu, sich selbst<br />
zu verpfeifen, außer Isaac. Es war ein unglaublicher<br />
Sieg – wirklich beispiellos – und<br />
nach neun Jahren hinter Gittern und dem<br />
Selbstmord des Staatsanwalts, der an seinem<br />
Fall beteiligt gewesen war, wurde Isaac<br />
schließlich freigelassen. Heute ist er praktizierender<br />
Anwalt in New Jersey, dem Staat,<br />
der ihn zu Unrecht eingesperrt hatte. Isaacs<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
37
<strong>Erfolg</strong><br />
Er war ein<br />
Hustler,<br />
der um die<br />
Freiheit<br />
kämpfte.<br />
Geschichte war für mich so fesselnd, dass ich<br />
ein erfolgreiches Drehbuchprojekt mit dem<br />
Titel For Life für ABC in Auftrag gab, das auf<br />
seiner Geschichte basiert.<br />
Es gibt viele Menschen – viel zu viele –, die<br />
zu Unrecht im Knast sitzen, aber nie die<br />
Chance hatten, gegen das ihnen widerfahrene<br />
Unrecht zu kämpfen, wie es Isaac tat.<br />
Die einzige Hoffnung für die meisten Menschen<br />
in dieser Situation ist, eine Stiftung für<br />
die Rechte von Gefangenen oder eine große<br />
Anwaltskanzlei zu finden, die ihren Fall pro<br />
bono übernimmt. Isaac war nicht bereit, darauf<br />
zu warten, dass jemand anderes entscheidet,<br />
ob es sich lohnt, für sein Leben zu<br />
kämpfen. Er nahm sein Schicksal selbst in<br />
die Hand.<br />
Was also ermöglichte es Isaac, das zu erreichen,<br />
was all die anderen Häftlinge nicht<br />
konnten? Seine Verbindung von harter<br />
Arbeit und Fokussierung. Als Isaac inhaftiert<br />
wurde, verbrachte er seine Zeit nicht damit,<br />
mit anderen Häftlingen darüber zu diskutieren,<br />
wer die besten Rapper sind, oder in seiner<br />
Zelle an alte Freundinnen zu schreiben,<br />
oder auf dem Hof irgendwelchen Mist zu<br />
machen. Er verbrachte jeden freien Moment,<br />
den er hatte, damit, sich in die Gesetzgebung<br />
einzuarbeiten. Er weigerte sich, irgendwelche<br />
Zerstreuungen zwischen sich und seinem<br />
Ziel zuzulassen. Es gab keine Zweifel<br />
daran, was er mit seiner Zeit anstellte: Wenn<br />
er nicht gerade aß, schlief oder Dienst hatte,<br />
saß er über den Gesetzestexten.<br />
Am Anfang war es ziemlich schwer. Diese<br />
Bücher sind nicht für Amateure gedacht –<br />
man kann sie einfach nicht verstehen, wenn<br />
man keine entsprechende Ausbildung genossen<br />
hat. Aber mit der Zeit fiel es ihm leichter,<br />
die Gesetzestexte zu begreifen. Als Isaac anfing,<br />
an den Schriftsätzen zu arbeiten, und<br />
sah, wie sie anderen Gefangenen halfen, war<br />
er ganz begeistert. Das erzeugte eine Eigendynamik,<br />
die ihn dazu brachte, sich noch<br />
intensiver mit der Fachliteratur zu beschäftigen.<br />
Am Ende absolvierte er den Stoff von<br />
vier Jahren Jurastudium in weniger als zwei<br />
Jahren, weil es ihn vollkommen gefangen<br />
nahm (das Wortspiel ist hier nicht beabsichtigt).<br />
Sobald er all diese Informationen zur<br />
Verfügung hatte, konnte er den Prozess in<br />
Gang setzen, der schließlich zu seiner Entlassung<br />
führte.<br />
Nichts davon wäre möglich gewesen, wenn<br />
Isaac nachgelassen, sich geschlagen gegeben<br />
hätte. Wenn er an irgendeinem Punkt des<br />
Prozesses unsicher geworden wäre, was genau<br />
er zu tun versuchte. Dann wäre er niemals<br />
in der Lage gewesen, sich seinen Weg in<br />
die Freiheit zu bahnen. Dies geschah nur,<br />
weil er so entschlossen war, sich selbst zu<br />
retten. Isaacs Geschichte war wie geschaffen<br />
für das Fernsehen. Als wir die Pilotfolge ausstrahlten,<br />
erhielt sie eine der stärksten positiven<br />
Zuschauerreaktionen in der Geschichte<br />
des Senders. Das überrascht mich nicht –<br />
Isaacs Eifer, sein Leben zurückzubekommen,<br />
Curtis Jackson und<br />
Isaac Wright Jr auf<br />
der Premiere von<br />
»For Life« in New<br />
York City.<br />
ist eben ungemein inspirierend.<br />
Zur Erinnerung: Isaac legte sich nicht für<br />
Juwelen, Autos oder Häuser so ins Zeug.<br />
Er legte sich für das wichtigste aller Ziele ins<br />
Zeug: Freiheit. Er kämpfte für das wichtigste<br />
Ziel: Freiheit. Und dank seiner Fokussierung<br />
war er imstande, dieses Ziel zu erreichen,<br />
trotz eines korrupten Systems, das gegen ihn<br />
gerichtet war. Ja, Isaac war ein Hustler. Er<br />
war eine zentrale Figur. Aber nicht in dem<br />
Sinne, wie die Regierung ihn darzustellen<br />
versucht hatte. Er war ein Hustler, der um die<br />
Freiheit kämpfte.<br />
Nachdem du Isaacs Geschichte gehört hast,<br />
solltest du dich fragen: »Was kann ich mit<br />
einer solchen Fokussierung in meinem eigenen<br />
Leben erreichen?« Was wäre, wenn du<br />
sieben oder acht Stunden am Tag auf etwas<br />
hinarbeiten würdest, ohne irgendwelche Ablenkungen?<br />
Ohne dass Wärter dir sagen, du<br />
sollst um 22 Uhr das Licht ausmachen?<br />
Bilder: IMAGO / ZUMA Wire / MediaPunch, Cover: FinanzBuch Verlag<br />
38 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . ERFOLG magazin
<strong>Erfolg</strong><br />
Ohne dass du von dem lausigen Gefängnisessen<br />
Magenschmerzen hast und dir der<br />
Rücken von der löchrigen Gefängnismatratze<br />
wehtut? Ohne dass der in der Nachbarzelle<br />
dich die ganze Nacht mit seinem Gebrüll<br />
wachhält? Oder sich lautstark mit<br />
Mayonnaise aus der Gefängniskantine einen<br />
runterholt? Was würdest du ohne diese Art<br />
Ablenkungen erreichen?<br />
Überlege dann mal, welche Dinge dich möglicherweise<br />
davon abhalten, dein Bestes zu<br />
geben. Jetzt in diesem Moment. Kümmerst<br />
du dich um irgendeinen Bullshit in den Social<br />
Media? Streitest du dich mit deiner<br />
Freundin oder deinem Freund? Hast du gerade<br />
Lust, dir einen Joint zu drehen? Schläfst<br />
bis in die Puppen, weil du letzte Nacht zu viel<br />
getrunken hast?<br />
Wenn du auch nur einen kleinen Teil der<br />
Fokussierung anwenden könntest, die Isaac<br />
aufbringen konnte, würdest du schon nach<br />
einem Monat den gleichen Schwung und die<br />
gleiche Energie erleben wie Isaac. Diese<br />
Welle könnte dich mitreißen und dich zu<br />
jedem Ziel tragen, das du anstrebst. [...]<br />
WAS IST DEIN ZIEL?<br />
Vor nicht allzu langer Zeit verließ ich nach<br />
einem hektischen Morgen voller Meetings,<br />
Vertragsverhandlungen und einem Fotoshooting<br />
mein Büro in Manhattan, um zu<br />
einem Filmgelände auf der anderen Seite des<br />
Flusses in Queens zu fahren. Als sich mein<br />
Auto durch den Verkehr auf dem FDR Drive<br />
schlängelte, bemerkte ich einen einsamen<br />
Mann, der auf einem Bolzplatz am Straßenrand<br />
Handball spielte. Der Typ schmetterte<br />
Ohne diese<br />
klare Vision<br />
wirst du nie<br />
etwas Bedeutendes<br />
erreichen,<br />
egal, wie sehr<br />
du dich anstrengst.<br />
den Ball immer und immer wieder hart<br />
gegen die Wand, während um ihn herum das<br />
urbane Chaos herrschte. Die Szene beeindruckte<br />
mich so sehr, dass ich mein Telefon<br />
in die Hand nahm und Folgendes auf Instagram<br />
postete:<br />
Yo, ich habe gerade einen erwachsenen Mann<br />
gesehen, der mitten am Tag Musik hört und<br />
für sich allein Handball spielt. Ich war am<br />
Telefon und habe gearbeitet, sein Leben ist<br />
vielleicht besser als meines..<br />
Natürlich warf man mir im Internet vor, ich<br />
würde einfach nur provozieren wollen – so<br />
schnell wird man online verurteilt. Wie<br />
konnte 50 Cent in seinem klimatisierten, von<br />
einem Chauffeur gesteuerten Luxusschlitten<br />
sitzen und auf einen Typen neidisch sein, der<br />
Handball spielt?<br />
Ich konnte verstehen, warum manche so gedacht<br />
haben, aber ich schwöre, dass es mir<br />
nicht darum ging, mich wichtigzumachen.<br />
Als ich diesen Mann sah, sah ich jemanden,<br />
der ein gutes Training absolvierte, der die<br />
Musik hörte, die ihm gefiel, frische Luft atmete<br />
und seinen Spaß hatte – und das alles,<br />
ohne einen Cent auszugeben.<br />
Ich meine, wer weiß? Der Typ könnte<br />
dort draußen gewesen sein, weil seine<br />
Frau ihn aus der Wohnung geworfen hat<br />
und er nirgendwo anders hinkonnte.<br />
Oder vielleicht hatte er gerade seinen Job<br />
verloren und schmetterte den Ball immer<br />
und immer wieder gegen die Wand, um<br />
sich abzureagieren.<br />
Ich weiß nur, dass in dem kurzen Moment,<br />
in dem ich ihn durch meine getönte<br />
Scheibe hindurch sah, die einzige Energie,<br />
die ich von ihm spürte, seine Zufriedenheit<br />
war. Es brachte mich dazu, mich zu fragen:<br />
»Yo, genießt dieser Typ sein Leben etwa<br />
mehr als ich?«<br />
Ich fühlte diese Mischung aus Neid und<br />
Konkurrenzdenken, weil er das zu haben<br />
schien, was ich mir immer mehr als alles andere<br />
gewünscht habe.<br />
Freiheit.<br />
Die Freiheit, zu tun, was ich will, wann ich<br />
will und wie ich will.<br />
All der Schmuck, die Uhren, die Autos und<br />
die Villen, die du in meinen Videos oder auf<br />
Instagram sehen kannst – das war nie das,<br />
wofür ich wirklich gearbeitet habe.<br />
Wofür ich gearbeitet habe und immer noch<br />
arbeite, ist Freiheit.<br />
Um ein erfolgreicher Hustler zu sein, musst<br />
du fähig sein zu erkennen, was du willst. Es<br />
muss nicht unbedingt ein großes Konzept<br />
wie Freiheit sein. Es könnte etwas viel Spezifischeres<br />
sein, das du ins Auge gefasst<br />
hast. Dein Ziel könnte sein, der erste<br />
Mensch in deiner Familie zu sein, der<br />
einen College-Abschluss macht. Oder dein<br />
eigenes Restaurant zu eröffnen. Oder genug<br />
Geld zu sparen, um die Welt zu<br />
bereisen.<br />
Ich habe einen Freund, der mit seiner Familie<br />
in einer Wohnung in Brooklyn lebt,<br />
und sein Ziel ist es, genug zu verdienen,<br />
um ihnen ein Haus mit Garten zu kaufen.<br />
Nichts allzu Verrücktes, nur genug Platz<br />
für einen Hund, und wo man bei schönem<br />
Wetter mit einer Tasse Kaffee draußen sitzen<br />
kann. Wenn er bis spät in die Nacht<br />
oder am Wochenende arbeitet, hat er immer<br />
das Bild dieses kleinen Gartens vor<br />
Augen, das ihn antreibt, wenn er müde ist<br />
oder wenn die Dinge nicht so laufen, wie er<br />
es sich wünscht. Wenn er das Gefühl hat,<br />
dass er beruflich gerade nicht weiterkommt<br />
und die Orientierung verloren hat, ist das<br />
Bild des kleinen Gartens sein Polarstern,<br />
der ihn wieder auf Kurs bringt.<br />
»Hustle Harder, Hustle<br />
Smarter: Wie du erfolgreich<br />
wirst und es<br />
auch bleibst«<br />
von Curtis Jackson<br />
352 Seiten<br />
Erschienen: Mai <strong>2021</strong><br />
FinanzBuch Verlag<br />
ISBN: 978-3-95972-411-1<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
39
<strong>Erfolg</strong><br />
Du musst dir selbst ein<br />
Ziel setzen. Frage dich<br />
selbst: Was will ich<br />
wirklich? Sei ehrlich.<br />
Es könnte etwas<br />
sein, das vielen<br />
Menschen helfen<br />
wird. Oder es<br />
könnte etwas unglaublich<br />
Egoistisches<br />
sein. Es<br />
könnte ein scheinbar<br />
unmögliches<br />
Ziel sein. Oder etwas,<br />
das fast zum<br />
Greifen nahe ist.<br />
Es könnte ein Plan<br />
sein, auf den du stolz<br />
bist, von dem du denkst,<br />
die ganze Welt sollte davon<br />
wissen. Oder etwas, von dem<br />
du nie mehr als einer Handvoll<br />
Menschen erzählen wirst.<br />
Jedes dieser Szenarien ist völlig<br />
in Ordnung, solange du dir über<br />
das, was es ist, im Klaren bist. Ohne<br />
diese klare Vision wirst du nie etwas<br />
Bedeutendes erreichen, egal, wie sehr du<br />
dich anstrengst.<br />
Es ist auch wichtig zu begreifen, dass sich deine<br />
Vision ändern kann – das sollte sie sogar. Als ich<br />
anfing, Crack zu verkaufen, waren meine Ziele sehr einfach.<br />
Zuerst brauchte ich unbedingt neue Sneakers. Nicht die<br />
KangaROOs, die meine Großmutter mir gekauft hatte, sondern<br />
Adidas und FILAs. Sobald ich die Sneakers und Klamotten<br />
hatte, die ich mir gewünscht hatte, kam der Schmuck dran.<br />
Sobald ich die richtigen Ketten hatte, konzentrierte ich mich<br />
auf einen fahrbaren Untersatz. Zuerst wollte ich nur ein Auto,<br />
damit ich kein Taxi bezahlen musste, das auf mich wartete,<br />
wenn ich mit einem Mädchen ins Kino ging. Ein einfacher<br />
Honda würde genügen. Aber bald brauchte ich ein auffälliges<br />
Gefährt, um der ganzen Nachbarschaft zu zeigen, dass ich<br />
eine ernst zu nehmende Größe war. Also arbeitete<br />
ich weiter auf der Straße, bis ich einen Benz 400<br />
SE kutschierte. (Seitdem habe ich wahrscheinlich<br />
tausend weitere Autos gekauft, aber diesen<br />
Benz vermisse ich bis heute.)<br />
Nachdem ich alle typischen Statussymbole<br />
eines Drogendealers beisammenhatte,<br />
konzentrierte ich mich darauf, einen<br />
Plattenvertrag zu bekommen. Sobald<br />
ich den hatte, brauchte ich einen Hit.<br />
Das war mein größter Wunsch.<br />
Und er ging in Erfüllung. Und<br />
wie!<br />
Trotzdem wollte ich mich nicht<br />
zufriedengeben. Selbst mit Grammys<br />
und Platinschallplatten im Rücken<br />
nahm ich mir vor, meinen eigenen<br />
Film zu machen. Und so weiter<br />
und so fort, bis hin zu meiner heutigen<br />
Arbeit fürs Fernsehen.<br />
Ich würde sagen, mein größtes Ziel<br />
ist es derzeit, etwas zurückzugeben.<br />
Wenn man ein bestimmtes Einkommen<br />
erreicht hat, wird man sich des-<br />
40 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . ERFOLG magazin
<strong>Erfolg</strong><br />
Bild: Depositphotos / everett225<br />
sen bewusster, was in der Community, aus<br />
der man kommt, passiert. Anstatt sich darüber<br />
Gedanken zu machen, was man als<br />
Nächstes tun wird, konzentriert man sich<br />
auf sein Vermächtnis und darauf, wie die<br />
Leute sich an einen erinnern werden. Wird<br />
man sich an mich erinnern, weil ich berühmte<br />
Songs gemacht und aromatisiertes<br />
Mineralwasser verkauft habe? Oder weil<br />
ich einen positiven Einfluss auf die Welt<br />
hatte? Ich hoffe, dass es Letzteres sein wird.<br />
Deshalb setze ich mein Geld auf lokaler<br />
Ebene für Projekte ein, die Spielplätze auf<br />
Vordermann bringen und bei jungen Menschen<br />
eine gesunde Lebensweise fördern.<br />
Auf globaler Ebene habe ich Projekte mitentwickelt,<br />
die den »bewussten Kapitalismus«<br />
fördern (dazu später mehr), und<br />
unterstütze das Welternährungsprogramm<br />
der Vereinten Nationen, das mit jedem<br />
Energydrink, der über unser Projekt verkauft<br />
wird, eine Mahlzeit bereitstellen wird.<br />
Ein neues Paar Sneaker zu kaufen, ist ein<br />
ganz anderes Unterfangen, als den Hunger<br />
in der Welt zu bekämpfen, aber auf meinem<br />
Weg waren beide irgendwann mal<br />
gleich wichtig und haben mich dazu inspiriert,<br />
mich zu konzentrieren und hart zu<br />
arbeiten.<br />
Der Mangel an Klarheit darüber, was sie<br />
wirklich wollen, ist das, was so viele Menschen<br />
ausbremst. Sie wissen nicht einmal,<br />
wie sie um das bitten können, was sie wollen,<br />
wenn sich ihnen eine Gelegenheit bietet.<br />
Es reicht nicht aus, zu sagen, dass man<br />
möchte, dass jemand »einen mitmachen<br />
lässt«, oder noch schlimmer, jemandem zu<br />
sagen, dass man das Ziel hat, »berühmt zu<br />
werden«. Um das Beste aus deinem Hustle<br />
herauszuholen, musst du in der Lage sein,<br />
klar zu definieren, wofür du arbeitest.<br />
Beispiele dafür, wie man es nicht machen<br />
sollte, findest du auf meiner Instagram-<br />
Seite: Du musst nicht weit scrollen, um<br />
Dutzende von Leuten zu finden, die betteln:<br />
»Yo Fif, nimm mich als Musiker unter<br />
Vertrag!« oder »Mann, du musst mich bei<br />
Power mitmachen lassen. Ich bin Schauspieler!«<br />
Tut mir leid, aber diese Art von<br />
lächerlichen Bitten machen noch lange<br />
keinen Hustler aus dir.<br />
Im wahren Leben ist es sogar noch schlimmer.<br />
Die Leute halten mich auf der Straße<br />
an oder sprechen mich sogar bei Fernsehund<br />
Videodrehs an. Sie denken, sie machen<br />
sich die Mühe oder nutzen eine Gelegenheit,<br />
indem sie auf mich zugehen und mich<br />
bitten, »einen Freund zu engagieren«. Aber<br />
in der Sekunde, in der ich diese Art von<br />
vagen Bitten höre, weiß ich, dass ich es mit<br />
jemandem zu tun habe, der keine Investition<br />
wert ist. Wenn du mir nicht einmal<br />
erklären kannst, was du eigentlich vorhast,<br />
warum sollte ich dann versuchen, dir zu<br />
helfen?<br />
Es mag für mich untypisch klingen, aber<br />
ich glaube, dass Vision Boards ein sehr wirkungsvolles<br />
Werkzeug sind, um das, worauf<br />
man hinarbeitet, zu konkretisieren.<br />
Wenn du dich zwingst, deine Vision in<br />
Worte zu fassen, setzt du einen starken<br />
Energiefluss in Bewegung. Du räumst etwas,<br />
das nur ein Gedanke war, oder vielleicht<br />
sogar nur ein Gefühl, eine reale Präsenz<br />
in der Welt ein. Du machst es zu einer<br />
realen Sache.<br />
Der Einstieg ist ganz einfach am Computer<br />
möglich. Gib bei Google Images alles ein,<br />
was du dir für dein Leben wünschst:<br />
»Grundstück am Strand«, »Range Rover«,<br />
»Pitbull-Welpe«.<br />
Aber was ist, wenn dein Traum keine physische<br />
Sache ist? Wenn du eine Beförderung<br />
in deinem Job anstrebst, dann suche<br />
ein Bild von einem größeren Büro, vielleicht<br />
eines, das über Eck geht. Wenn du<br />
deine eigene Streetwear entwerfen willst,<br />
suche ein Bild von Ronnie Feig oder Virgil<br />
Abloh. Wenn du zur Uni willst, visualisiere<br />
die Abschlusszeremonie von Harvard – du<br />
solltest deine Ziele immer hoch ansetzen.<br />
Wenn du dich verlieben willst, nimm ein<br />
Bild von deinem Lieblings-Promipärchen.<br />
Oder nimm sogar ein Bild deiner Großeltern,<br />
wenn sie schon seit über fünfzig<br />
Jahren ein Paar sind.<br />
Ich denke, dass Vision Boards sogar eine<br />
großartige Möglichkeit für Paare sind, sich<br />
gegenseitig besser zu verstehen. Stell dein<br />
eigenes Board zusammen und lass deinen<br />
Partner das Gleiche tun. Dann vergleicht<br />
die Aufzeichnungen. Die Dinge, die auf<br />
deinem Board auftauchen, aber nicht auf<br />
dem deines Partners, sind die Dinge, die<br />
der andere lernen muss, an dir zu akzeptieren.<br />
Und andersherum. Gemeinsam solche<br />
Boards aufzustellen, ist eine großartige<br />
Möglichkeit, viele unausgesprochene<br />
Dinge ans Licht zu bringen. Ich habe einmal<br />
einem Journalisten von GQ geraten,<br />
ein solches Board mit seiner Freundin zu<br />
machen. Er tat es und schrieb, es habe<br />
»mehr Babys als ein Waisenhaus«. Sie hatten<br />
noch nicht über ihre mögliche Familienplanung<br />
gesprochen, aber dieses Vision<br />
Board machte ganz deutlich, was ihre innigsten<br />
Wünsche waren.<br />
Ich habe festgestellt, dass Vision Boards im<br />
Leben von Menschen tatsächlich etwas bewirken,<br />
und die Statistiken geben mir<br />
recht. Eine Studie der Dominican University<br />
fand heraus, dass man seine Ziele mit<br />
zweiundvierzigfacher Wahrscheinlichkeit<br />
erreicht, wenn man sie aufschreibt. Und<br />
eine Studie im Psychological Bulletin ergab,<br />
dass Menschen Ziele, die ambitioniert<br />
und präzise formuliert sind, mit 90 Prozent<br />
höherer Wahrscheinlichkeit erreichen.<br />
Das heißt nicht, dass dir aus heiterem<br />
Himmel der goldene Apfel in den Schoß<br />
fällt, weil du es dir so in den Kopf gesetzt<br />
hast. Du musst schon viel Arbeit reinstecken.<br />
Sehr viel sogar. Aber indem du deine<br />
Vision erkennst und ihr einen Namen<br />
gibst, machst du einen großen Schritt in<br />
Richtung Verwirklichung deines Ziels.<br />
Wenn du dir auch nur ein kleines bisschen<br />
unsicher bist, was du willst, nimm dir die<br />
Zeit, ein Vision Board zu erstellen. Die<br />
Kraft von Vision Boards ist greifbar und<br />
sehr hilfreich.<br />
Wird man sich<br />
an mich erinnern,<br />
weil ich<br />
berühmte Songs<br />
gemacht und<br />
aromatisiertes<br />
Mineralwasser<br />
verkauft habe?<br />
Oder weil ich<br />
einen positiven<br />
Einfluss auf die<br />
Welt hatte?<br />
Ich hoffe, dass<br />
es Letzteres sein<br />
wird.<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
41
Einstellung<br />
Brechen Sie Regeln<br />
IM LAUFE UNSERES LEBENS BEGEGNEN UNS VIELE »BULLSHIT RULES«.<br />
ERKENNEN UND BRECHEN SIE SIE, UM MEHR ERFOLG ZU HABEN.<br />
Bilder: Depositphotos / ChinaImages, Oliver Reetz, Cover: FinanzBuch Verlag<br />
42 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . ERFOLG magazin
Einstellung<br />
Schuster bleib bei deinem Leisten«,<br />
»Abwarten und Tee trinken«,<br />
»Eigenlob stinkt«. Willkommen in<br />
der Welt der schwachsinnigen Regeln.<br />
Sie bestimmen wortwörtlich<br />
unser Leben, denn wir wachsen mit ihnen<br />
auf. Schon im Säuglingsalter und obwohl<br />
wir die menschliche Sprache noch gar nicht<br />
beherrschen, bläut man uns die ersten blöden<br />
Regeln ein. Was bleibt Ihnen als Baby<br />
anderes übrig, als zu brüllen, wenn Sie<br />
eigentlich sagen wollen: »Ich habe einen<br />
scheiß Hunger und wenn ich nicht gleich<br />
was zu essen bekomme, drehe ich durch.«?<br />
Und schon kontert man Ihnen mit einer<br />
Bullshit Rule: »Sei nicht so fordernd!« Sie<br />
verstehen natürlich kein Wort, aber keine<br />
Sorge, Sie werden diesen Satz noch Tausende<br />
Male hören – noch bevor Sie lernen,<br />
Ihre Schuhe selbst zu binden. Und bei dieser<br />
Regel bleibt es nicht. Tatsächlich werden<br />
wir in den ersten Jahren unseres Lebens mit<br />
ungeheuer vielen dummen Regeln konfrontiert,<br />
die unser Leben limitieren, ohne,<br />
dass wir es bemerken. Und es hört niemals<br />
auf. Es gibt 50 Regeln, die uns unser Leben<br />
lang begleiten und unseren <strong>Erfolg</strong> minimieren.<br />
Ich möchte Sie ermutigen, sie zu<br />
erkennen und zu brechen. Zumindest sollten<br />
Sie beginnen, sie zu hinterfragen.<br />
Ich habe meine<br />
eigene Regel:<br />
Ich vertrete<br />
meinen Standpunkt<br />
und entschuldige<br />
mich<br />
nicht dafür.<br />
Vielleicht haben Sie sich schon mal gefragt,<br />
warum es Menschen gibt, denen scheinbar<br />
alles gelingt. Sie sind erfolgreich, glücklich<br />
und verdienen einen Haufen Geld. Was machen<br />
diese Leute anders? Die Antwort lautet:<br />
Sie halten sich nicht an die Regeln.<br />
Denn die größten Fortschritte hat die Welt<br />
dann gesehen, wenn jemand die Regeln oder<br />
sogar Gesetze brach. Als einige Mutige wie<br />
Nelson Mandela die Apartheidsgesetze brachen,<br />
wurde ein Wandel eingeleitet, der die<br />
ganze Welt infizierte. Erst als Elon Musk unbeirrt<br />
seine revolutionären elektrischen<br />
Autos baute, begann eine ganze Industrie<br />
sich zu wandeln. Was jahrzehntelang als<br />
»nicht umsetzbar« galt, war plötzlich<br />
salonfähig.<br />
Nun gibt es natürlich zwei Typen von Menschen.<br />
Auf der einen Seite gibt es die rebellischen<br />
Typen, die sich von Natur aus nicht<br />
gerne an Regeln halten oder sie zumindest so<br />
lange hinterfragen, bis sie keinen Sinn mehr<br />
ergeben. Und ja, diesen Menschen gelingt<br />
der <strong>Erfolg</strong> immer auch etwas leichter. Auf<br />
der anderen Seite gibt es die Menschen, die<br />
an Ordnung und Regeln glauben und denen<br />
es besonders schwer fällt, sie infrage zu stellen<br />
geschweige denn zu brechen. Sie sollten<br />
die Regeln dennoch aus mehreren Blickwinkeln<br />
betrachten und die Logik hinterfragen,<br />
die ihnen zu Grunde liegt. Dabei wird<br />
schnell klar, wie unsinnig diese Regeln<br />
eigentlich sind und dass sie eine schädliche<br />
Wirkung auf unsere Entwicklung im Leben<br />
haben. Hier gebe ich Ihnen eine sinnvolle<br />
Regel: Wenn Sie merken, dass Ihr Pferd tot<br />
ist, steigen Sie ab. Was so viel bedeutet, wie:<br />
Wenn etwas keinen Sinn ergibt, hören Sie auf<br />
damit.<br />
Bei alledem gilt natürlich immer eine<br />
Grundregel (schon wieder eine Regel): Sie<br />
sind der Boss. Der Einzige, der Macht über<br />
Ihr Leben ausüben darf, sind Sie selbst. Machen<br />
Sie doch, was Sie wollen! Wenn Sie an<br />
schwachsinnige Regeln glauben wollen, ist<br />
das ja Ihr Problem. Hey, denken Sie jetzt<br />
vielleicht, zügle deine Zunge. Nein, werde<br />
ich nicht. Denn das ist wieder so eine Regel,<br />
die wir in diesem Buch zerlegen. Ich habe<br />
nämlich meine eigene Regel: Ich vertrete<br />
meinen Standpunkt und entschuldige mich<br />
nicht dafür. So tun es viele erfolgreiche Menschen<br />
dieser Welt, die teilweise außergewöhnliches<br />
erreicht haben. Nicht nur in der<br />
Wirtschaft, auch in der Politik, in der Gesellschaft<br />
oder im Showgeschäft.<br />
Ist das alles nur Hypothese, oder lässt sich<br />
das auch beweisen? Sind wir wirklich erfolgreicher,<br />
wenn wir Regeln brechen? Vor über<br />
15 Jahren habe ich begonnen, dieser Frage<br />
auf den Grund zu gehen und seit über zehn<br />
Jahren beschäftige ich mich beruflich mit<br />
den <strong>Erfolg</strong>sprinzipien der Super-<strong>Erfolg</strong>reichen.<br />
Als Medienmacher treffe ich viele Ausnahmepersönlichkeiten:<br />
Die berühmtesten<br />
Hollywood-Schauspieler, Megastars im Musikgeschäft,<br />
Sportlegenden, Staatschefs, Milliardäre<br />
und Entertainer. Und immer wieder,<br />
wenn ich mich mit ihnen unterhalte und sie<br />
besser kennenlerne, muss ich feststellen, dass<br />
sie vor allem deshalb so erfolgreich geworden<br />
sind, weil sie sich kaum an Regeln halten.<br />
Zumindest nicht an die, die der Gesellschaft<br />
eingebläut werden, um brave Bürger<br />
zu erziehen. Man soll nicht überheblich sein,<br />
auf seine Sprache achten, Fehler vermeiden<br />
und realistische Ziele setzen. An all diese<br />
Bullshit Regeln glauben Super-<strong>Erfolg</strong>reiche<br />
nicht. Arnold Schwarzenegger, den ich 2018<br />
in München traf, hat mich motiviert, ein<br />
Buch darüber zu schreiben. Denn eine seiner<br />
sechs <strong>Erfolg</strong>sregeln lautet: Break the rules.<br />
Und ich kann nur hoffen, dass Sie ernsthaft<br />
mit diesen Regeln ins Gericht gehen, die bisher<br />
einen so großen Teil Ihres Lebens bestimmt<br />
haben.<br />
»Bullshit Rules:<br />
50 Regeln, die Sie<br />
brechen müssen, um<br />
<strong>Erfolg</strong> zu haben«<br />
von Julien Backhaus<br />
128 Seiten<br />
Erscheint: Juli <strong>2021</strong><br />
FinanzBuch Verlag<br />
ISBN: 978-3-95972-489-0<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
43
Leben<br />
WHEN SHIT<br />
HAPPENS<br />
– HANDLE IT!<br />
44 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . ERFOLG magazin
Leben<br />
DR. FREDERIK HÜMMEKE ERKLÄRT, WIE<br />
MAN MIT SCHWIERIGEN SITUATIONEN UND<br />
MENSCHEN SOUVERÄN UMGEHT UND DEN<br />
ALLTÄGLICHEN »SHIT« ALS CHANCE NUTZT<br />
Mit SHIT haben wir alle täglich zu<br />
tun. Aber wenn wir schon täglich<br />
damit zu tun haben, sollten<br />
wir SHIT auch positiv nutzen.<br />
Nämlich als Dünger für unser<br />
persönliches Wachstum.<br />
SHIT ist alles, was uns stresst. Weil wir soziale<br />
Wesen sind, sind es hauptsächlich<br />
andere Menschen, die uns Stress machen.<br />
Schwierige Menschen sind im persönlichen<br />
Umgang problematisch und können<br />
unseren Zielen im Weg stehen.<br />
Da sind die Mitarbeiter, die immer wieder<br />
Hektik verbreiten (Stress). Da ist der Gesellschafter,<br />
der zuerst A predigt und dann<br />
B macht (Hypokrit = Heuchler), der<br />
Kunde, der hirnverbrannte Entscheidungen<br />
trifft und unbedingt das schlechtere<br />
Angebot vom Wettbewerber annehmen<br />
will (Idioten). Und da sind die Menschen,<br />
die einfach schwierige Persönlichkeitseigenschaften<br />
zeigen, entweder cholerisch<br />
oder phlegmatisch sind (Temperamente).<br />
Einen souveränen und erfolgreichen Umgang<br />
mit schwierigen Situationen finden<br />
Sich mit dem eigenen Verhalten auseinanderzusetzen<br />
ist der wichtigste Schritt auf<br />
dem Weg zu einem erfolgreichen Umgang<br />
mit schwierigen Situationen. Ein Beispiel<br />
aus meinem eigenen Erleben, das ich auch<br />
zu Beginn meines Buchs »Handling SHIT«<br />
präsentiere, soll verdeutlichen, warum es<br />
wichtig ist, diesen Umweg zu nehmen.<br />
Ich war 24 Jahre alt. Unser Beratungsunternehmen<br />
hatte durch einen sehr glücklichen<br />
Umstand die Möglichkeit bekommen,<br />
einen in der Region beheimateten Weltmarktführer<br />
als Mandanten zu gewinnen.<br />
Nach ein paar Wochen durfte ich dem Vorstand<br />
das Ergebnis der ersten Analysephase<br />
präsentieren. Es ging vor allem darum,<br />
warum eine Innovation, auf die man<br />
im Unternehmen große Stücke hielt und in<br />
die man einige Millionen Euro gepumpt<br />
hatte, nicht so am Markt performte, wie<br />
man sich das im Vorstand gewünscht hatte.<br />
Wir sahen klare Fehler insbesondere auf<br />
der Vertriebsseite. Und ich benannte diese<br />
Fehler deutlich. Mit einem Nicken in die<br />
Runde beendete ich den Vortrag. Gut gemacht,<br />
dachte ich! Doch ich sah den SHIT<br />
nicht kommen, der mich beinahe aus dem<br />
Meetingraum gespült hätte – losgeschickt<br />
in Form einer einfachen Frage des Vertriebschefs:<br />
»Und was genau befähigt Sie<br />
denn zu dieser Analyse?«<br />
Ich war gut vorbereitet, hatte meine Zahlen<br />
parat. Aber auf den Vorwurf, ein grüner<br />
Junge zu sein, hatte ich zunächst keine passende<br />
Antwort. Hatte dieser erfahrene Manager<br />
am Ende vielleicht sogar recht? Hatte<br />
ich einen Fehler in der Analyse, hatte ich<br />
überhaupt schon genügend Erfahrung vorzuweisen<br />
mit meinen 24 Jahren? Jetzt bloß<br />
nicht nervös werden. Aber natürlich spürte<br />
ich das Adrenalin einschießen, die Hitze<br />
aufsteigen und den Magen krampfen.<br />
Ähnliche Situationen kennen Sie alle. Die<br />
entscheidenden Fragen sind deshalb: Wie<br />
kann ich die Wahrscheinlichkeit minimieren,<br />
dass ich selbst durch mein Verhalten<br />
unbeabsichtigt einen SHIT-Storm auslöse?<br />
Und wie kann ich eine entsprechende Situation<br />
noch gewinnbringend auflösen,<br />
wenn ich bereits durch eigenes Verhalten<br />
oder durch das Verhalten von anderen hineingeraten<br />
bin?<br />
Das Verstehen des Gegenübers und seines<br />
Verhaltens sind die Grundsteine für eine<br />
gelungene Interaktion. Aus dieser Logik<br />
heraus geht es darum, zu erkennen, was<br />
den Vertriebschef in dieser Situation motiviert<br />
haben könnte. Sein Angriff war eine<br />
Reaktion auf meinen Hinweis, dass die<br />
Innovation im Vertrieb nicht sauber ge-<br />
Bilder: Depositphotos / Zamurovic, Unsplash / Peter Conlan<br />
Gut gemacht,<br />
dachte ich!<br />
Doch ich sah<br />
den SHIT<br />
nicht kommen<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
45
Leben<br />
managt wurde. Als Verantwortlicher<br />
musste er dies als Angriff auf seine Arbeit,<br />
wenn nicht sogar auf sich persönlich verstehen.<br />
Seine Verteidigungsstrategie war<br />
die Attacke auf mich, indem er durch die<br />
Anspielung auf mein Alter meine Kompetenz<br />
öffentlich in Frage stellte.<br />
Neurologische Auslöser erkennen<br />
Um die auslösenden Strukturen in ähnlichen<br />
Situationen zu erkennen, müssen wir<br />
sehr genau hinsehen, bis tief hinein in die<br />
Funktionsstruktur unseres Gehirns. Im<br />
Kern steht eine Frage: Was löst bei mir<br />
Stress aus? Und noch eine andere Frage ist<br />
wichtig: Mit welcher Haltung begegnen wir<br />
unseren schwierigen Situationen?<br />
Handle Deinen SHIT<br />
Die gute Nachricht ist, dass wir SHIT nicht<br />
hilflos ausgeliefert sind. Auf welche Weise<br />
wir Stress erleben, wird nämlich maßgeblich<br />
von unserer subjektiven Erlebniswelt<br />
bestimmt. Zwar ist jede Situation von objektiven<br />
Faktoren gekennzeichnet, es hängt<br />
jedoch von unserer Interpretation dieser<br />
Der Autor<br />
Neben langfristigem<br />
Training gibt es eine Reihe<br />
sofort anwendbarer<br />
Techniken, die unser<br />
Betriebssystem wieder ins<br />
frontale System zwingen.<br />
Dr. Frederik Hümmeke ist Experte in den<br />
Bereichen Führung und Management,<br />
insbesondere in schwierigen Situationen und<br />
bei komplexen Themen.<br />
Faktoren ab, wie wir die Situation wahrnehmen<br />
– ob diese Situation für uns eine<br />
positive Herausforderung oder eine SHIT-<br />
Situation ist. Wir können mit der richtigen<br />
Einstellung und etwas Übung unser Erleben<br />
völlig autonom generieren, ganz neu<br />
über Situationen nachdenken und konstruktiv<br />
und lösungsorientiert mit ihnen<br />
umgehen. Das Ziel ist es, sich selbst nicht<br />
als hilfloses und passives Opfer zu erfahren,<br />
sondern als aktive, handelnde Person,<br />
die den SHIT nicht nur meistert, sondern<br />
daran wächst.<br />
Stress beschreibt eine physiologische Reaktion,<br />
die bei einem gefühlten oder echten<br />
Kontrollverlust eintritt. Er entsteht in<br />
unserem Gehirn in einem komplexen Zusammenspiel<br />
zwischen zwei verschiedenen<br />
Arealen. Dem für Routinen und Grundlegenden<br />
Funktionen wie Emotionen zuständigen<br />
limbischen System und seinem intellektuellen<br />
Gegenspieler, dem frontalen<br />
System. Das frontale System ist zuständig<br />
für das aktive Verstehen, Bewerten und<br />
Entscheiden.<br />
Bei geringem Stress steuert unser Limbisches<br />
System auf Basis von Routinen unser<br />
Verhalten, vieles läuft unbewusst. Bei mittlerem<br />
Stresslevel sind wir aktiviert, kommen<br />
intellektuell in den Flow und das frontale<br />
System hat in Kooperation mit dem limbischen<br />
System alles im Griff.<br />
Wird der Stress zu groß, geht das Frontale<br />
System aus, wir stehen unter Kontrolle der<br />
evolutionären Überlebensprogramme und<br />
kennen nur noch die Strategien Angriff<br />
(Fight) oder Flucht (Flight), Erstarren<br />
(Freeze) oder das Schutz- und Hilfesuchen<br />
in der Gruppe (Flock). Dieses genetisch<br />
vorprogrammierte 4F-System rettet uns aus<br />
lebensbedrohlichen Situationen. In einer<br />
wichtigen Verhandlung, in Situationen, in<br />
denen wir überzeugen müssen, ist es uns<br />
hinderlich. Denn das für rationale Entscheidungen<br />
zuständige frontale System hat jetzt<br />
nichts mehr zu sagen.<br />
Fünf Anlässe für Stress<br />
Es hilft uns, zu verstehen, was die Auslöser<br />
einer 4F-Reaktion gewesen sein könnten<br />
und wie wir sie in Zukunft verhindern<br />
können.<br />
Status: Stress entsteht, wenn sich<br />
unsere Position im sozialen Gefüge zum<br />
schlechteren entwickeln kann. Zum Beispiel,<br />
indem unsere Reputation angegriffen<br />
wird.<br />
Sicherheit: Wenn wir das Gefühl haben,<br />
eine Situation nicht mehr zu verstehen<br />
und nicht mehr wissen, was auf uns<br />
zukommt.<br />
Autonomie: Wenn wir uns ohnmächtig<br />
fühlen, weil eine Situation nicht in unseren<br />
Händen liegt und wir nicht agieren<br />
können, weil es uns vielleicht sogar verboten<br />
ist.<br />
Sozialer Bezug: Wenn wir das Gefühl<br />
haben, jemand mag uns nicht (mehr),<br />
wenn ein Konflikt beginnt oder wenn wir<br />
alleine aufgrund unserer Rolle abgelehnt<br />
bzw. zurückgewiesen werden.<br />
Fairness: Wenn nicht unseren Werten<br />
entsprechend gehandelt wird, insbesondere,<br />
wenn wir davon direkt betroffen<br />
sind, dann wirkt das als intensiver Stress.<br />
Jeder Mensch kann seine Resistenz gegenüber<br />
Stress verbessern. Regelmäßige Meditation<br />
ist nachweislich extrem hilfreich,<br />
um die Empfindlichkeit unseres Stress-<br />
Systems zu reduzieren. Neben diesem<br />
langfristigen Training gibt es eine Reihe<br />
sofort anwendbarer Techniken, die unser<br />
Betriebssystem wieder ins frontale System<br />
zwingen. Sie basieren auf physiologischen<br />
Notwendigkeiten und die Effekte<br />
dieser Methoden können nicht willentlich<br />
beeinflusst werden.<br />
Das wichtigste: Blicken Sie aus einer ganz<br />
neutralen Position auf das Geschehen in der<br />
Situation und versuchen Sie zu verstehen,<br />
Labeling kann<br />
die Stressreaktion<br />
bereits um bis<br />
zu 30 Prozent<br />
reduzieren<br />
was eigentlich gerade los ist. Welche Stress-<br />
Dimension wurde getriggert? Geht es um<br />
Status, geht es um Unsicherheit? Hat der Angreifer<br />
das Gefühl, keine Kontrolle zu haben?<br />
Fühlt er sich ausgegrenzt oder unfair<br />
behandelt? Hat sein Ausbruch überhaupt<br />
etwas mit Ihnen zu tun? Diese neutrale<br />
Grundhaltung ist der wichtigste Schritt, um<br />
auf jeden SHIT-Moment adäquat reagieren<br />
zu können. Nicht, indem Sie mit einer der<br />
4F-Reaktionen Ihren Stress weiterreichen,<br />
sondern indem Sie den Konflikt lösungs-<br />
46 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . ERFOLG magazin
Leben<br />
Bilder: Wytske Averink, Unsplash / Ben Mars / Bill Oxford, Cover: Börsenmedien<br />
orientiert auf die Sachebene zurückbringen<br />
und erfolgreich aus der Situation gehen.<br />
SHIT als Chance<br />
Wenn Sie beispielsweise in einem Meeting<br />
angegriffen werden, eröffnet Ihnen dieser<br />
Angriff eine große Chance: Wenn Sie es<br />
schaffen, souverän und klug, vielleicht sogar<br />
charmant, zu kontern, ohne den anderen<br />
unter den Bus zu werfen, sondern den Moment<br />
mit einer guten menschlichen Haltung<br />
zu klären, sind Sie der eindeutige Gewinner.<br />
So ein Ergebnis resultiert bei den Anwesenden<br />
in zwei Lerneffekten: Alle merken,<br />
dass Sie kein leichtes Ziel sind. Sie braucht<br />
man nicht anzugreifen. Zweitens zeigen<br />
Sie Kompetenz und Souveränität. Und<br />
auch das bleibt bei allen Anwesenden im<br />
Gedächtnis.<br />
Dazu gibt es eine ganze Reihe von kommunikativen<br />
Techniken, die Sie erlernen<br />
können. Voraussetzungen, um diese<br />
Techniken – von denen ich einige detailliert<br />
in meinem aktuellen Buch beschreibe<br />
– sicher anwenden zu können, sind allerdings<br />
die passende Einstellung zu Ihrem<br />
Stress und die Fähigkeit, den Stress in den<br />
Griff zu bekommen, bevor er Sie in den<br />
Griff nimmt.<br />
Voraussetzung:<br />
die passende<br />
Einstellung zu<br />
Ihrem Stress<br />
Hochwirksame Stress-Hacks<br />
Wenn Sie Stress verspüren, registrieren<br />
Sie die Reaktionen des Körpers – hoher<br />
Blutdruck, Schweißausbrüche, Zittern der<br />
Gliedmaße – typischerweise als negativ.<br />
Die negative Bewertung der Stressreaktion<br />
erhöht den Stress noch mal. Wenn<br />
Sie diese Reaktionen spüren, kleben Sie<br />
ihnen einfach in Gedanken das Etikett<br />
»Stressreaktion« auf. Es ist neurowissenschaftlich<br />
nachgewiesen, dass dieses »Labeling«<br />
genannte Benennen die Stressreaktion<br />
um bis zu 30 Prozent reduzieren kann.<br />
Das sind 30 Prozent, die in der Präsentation<br />
den Unterschied machen können.<br />
Im nächsten Schritt werden Sie die Reaktionen<br />
ins Positive umbewerten. Denn<br />
neben dem Stresssystem hat im limbischen<br />
System auch das Belohnungssystem<br />
seinen Platz. Dort werden unsere<br />
positiven Empfindungen verarbeitet. Sie<br />
können das Belohnungssystem durch<br />
eine positive Aussage ganz bewusst aktivieren:<br />
»Mensch toll, eine Stressreaktion.«<br />
Dieses »Reappraisal« senkt den<br />
Stresslevel um bis zu 40 weitere Prozent.<br />
Auch dieser Effekt ist eine physiologische<br />
Notwendigkeit. Sobald Sie an das Positive<br />
denken – nicht glauben –, setzen Sie<br />
den Ausgleichseffekt in Gang und Ihr<br />
Stress nimmt ab. Zusammen reduzieren<br />
Sie Ihre Stressreaktion so um bis zu 70<br />
Prozent. Und diese 70 Prozent sind genug,<br />
damit Sie wieder in den Zuständigkeitsbereich<br />
des frontalen Systems gelangen,<br />
der das bewusste Denken ermöglicht,<br />
das wir in kritischen Situationen so dringend<br />
benötigen.<br />
Kritische Situationen versprechen<br />
auch immer <strong>Erfolg</strong><br />
Sie werden im Leben immer wieder kritische<br />
Situationen durchleben müssen. Besser,<br />
Sie gewöhnen sich an diesen Gedanken von<br />
Anfang an: Kritische Situationen sind Chancen!<br />
Nehmen Sie Ihren Stress ruhig wahr.<br />
Aber sehen Sie auch die Chance, die für Sie<br />
darin liegt. Sagen Sie sich: »Hey, ich mache<br />
jetzt das Beste aus der Situation. Es ist eine<br />
Chance, einen Schritt nach vorne zu machen.«<br />
Und auch dieser Gedankengang wird<br />
Ihren Stress deutlich reduzieren.<br />
Auch ich habe Zeit für diesen Prozess benötigt.<br />
Meine Wahrnehmung hat sich aber<br />
geändert und meine Ängstlichkeit sich gelegt,<br />
als ich begonnen habe, Angriffe als<br />
Chance zu sehen. Ab dem Moment, als ich<br />
mir gesagt habe: »Hey, gib mir den SHIT<br />
und lass mich daran wachsen«, bin ich entspannter<br />
Situationen gegangen. Ich hatte<br />
nicht nur die neutrale Grundhaltung entwickelt,<br />
sondern habe kritische Situationen<br />
darüber hinaus als Wachstumschance<br />
wahrgenommen.<br />
In dem Moment, in dem auch Sie dieses Bewusstsein<br />
entwickeln, ist der SHIT ein wirklicher<br />
Dünger für Ihr Wachstum.<br />
»Handling Shit:<br />
Der richtige Umgang<br />
mit schwierigen<br />
Personen und<br />
Situationen«<br />
von Dr. Frederik<br />
Hümmeke<br />
288 Seiten<br />
Erschienen: Mai <strong>2021</strong><br />
Börsenmedien<br />
ISBN: 978-3-86470-745-2<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
47
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Bei der Benennung von „Top Experten“ handelt es sich um eine redaktionelle Entscheidung<br />
des ERFOLG <strong>Magazin</strong>. Die Redaktion sichtet regelmäßig Profile von Marktteilnehmern<br />
und prüft die Personen unter Zuhilfenahme öffentlich einsehbarer Informationen<br />
hinsichtlich fachlicher Qualifikation, Veröffentlichungen, Kundenbewertungen und Dauer<br />
der Tätigkeit. Nur natürliche Personen können als "Top Experten“ benannt werden.<br />
Hierbei handelt es sich um die neu aufgenommenen<br />
Top-Experten.<br />
Die gesamte Liste finden Sie unter<br />
www.erfolg-magazin.de/top-experten/<br />
ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
49
Best of Web<br />
BEST OF WEB<br />
Beliebte Artikel auf www.erfolg-magazin.de<br />
Geistige Stärke, nachhaltiger<br />
<strong>Erfolg</strong> und tiefe Zufriedenheit<br />
Geistige Stärke, nachhaltiger <strong>Erfolg</strong> und tiefe<br />
Zufriedenheit sind eine Frage der inneren Haltung<br />
– und auf die hat man Einfluss! Innere<br />
Freiheit und <strong>Erfolg</strong>, wie ich es verstehe, sind<br />
aus einem leichten Stoff gewebt. Sie strengen<br />
nicht an. Sie drücken nicht nieder. Nach<br />
buddhistischer Manier bedeutet das: Glück ist<br />
etwas, was wir von Geburt in uns tragen. Es<br />
blüht auf, wenn wir den Geist beruhigen. Hier<br />
sind Kampfkünstler wahre Meister. Selten war<br />
die Beruhigung des Geistes mehr gefragt als<br />
heute ...<br />
Den Rest des Artikels lesen Sie unter<br />
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Mentale Stärke –<br />
Die Geheimwaffe für <strong>Erfolg</strong>!<br />
Mehr Zeit dank weniger Sorgen<br />
Egal ob im Business, im Sport oder in ganz gewöhnlichen Alltagssituationen.<br />
Mentale Stärke ist gerade in der heutigen Leistungsgesellschaft<br />
der elementare Schlüsselfaktor für <strong>Erfolg</strong>. Was<br />
ist Mentale Stärke? Die meisten von uns können sich unter diesem<br />
Begriff sicherlich etwas vorstellen, doch was steckt wirklich<br />
dahinter? Die eine Definition existiert nicht – vielmehr ist es ein<br />
Sammelbegriff, der einige Eigenschaften in sich vereint ...<br />
Den Rest des Artikels lesen Sie unter<br />
www.erfolg-magazin.de<br />
Es ist wichtig, dass wir unseren Sorgen und Ängsten immer mal<br />
wieder Raum geben. Es bringt nichts, sich immer nur alles schön<br />
reden zu wollen – nein, es ist wichtig, dass wir Frust und Nöte<br />
auch mal aussprechen dürfen. Damit wir allerdings nicht im<br />
Strudel der negativen Gedanken versinken, kann es uns helfen,<br />
unsere sorgenvollen Gedanken zeitlich oder räumlich zu begrenzen.<br />
Und so geht das...<br />
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Bilder: Depositphotos / tommasolizzul, gregepperson, Dmyrto_Z<br />
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