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OCG Journal 01-02/2021: Informatik und Digitale Kompetenz

Zeitschrift der Österreichischen Computer Gesellschaft (OCG) Jahrgang 46, Nummer 1-2 Thema: Informatik und Digitale Kompetenz

Zeitschrift der Österreichischen Computer Gesellschaft (OCG)
Jahrgang 46, Nummer 1-2
Thema: Informatik und Digitale Kompetenz

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dungsplanung vorlegen müssen. So ein<br />

Konzept benötigt allerdings viel Zeit <strong>und</strong><br />

ein gewisses technisches Vorwissen oder<br />

sogar externe Beratung. Die spärliche Abfrage<br />

der Mittel in vielen B<strong>und</strong>esländern<br />

zeigt diese Schwierigkeiten.<br />

Lehrplan 21 in der Schweiz:<br />

Modul „Medien <strong>und</strong> <strong>Informatik</strong>“<br />

Mit der Einführung des<br />

„Lehrplan 21‘‘ im Jahr<br />

2<strong>01</strong>4 konnte der Lehrplan<br />

in 21 Kantonen<br />

der Deutschschweiz<br />

harmonisiert werden.<br />

Das Modul „Medien <strong>und</strong> <strong>Informatik</strong>‘‘ beschreibt<br />

<strong>Kompetenz</strong>en für den Kindergarten,<br />

die Primarschule <strong>und</strong> die Sek<strong>und</strong>arstufe<br />

I. Der Modullehrplan überlässt<br />

es den Kantonen, in welcher Schulstufe<br />

diese <strong>Kompetenz</strong>en verankert <strong>und</strong> welche<br />

Themen priorisiert werden. Die Umsetzung<br />

kann fächerintegrativ erfolgen<br />

(z. B. im Deutschunterricht), muss aber<br />

von der 5. bis 9. Klasse mit mindestens<br />

einer Jahreslektion eingeführt werden.<br />

Ausgehend von der durch die Hasler Stiftung<br />

unterstützten Initiative „<strong>Informatik</strong><br />

macht Schule“, wurden verschiedene<br />

Forderungen an die Kantone verfasst, darunter<br />

die Einführung des Modules „Medien<br />

<strong>und</strong> <strong>Informatik</strong>“ bis 2<strong>02</strong>0 (Hänggli,<br />

Lenz <strong>und</strong> Frey, 2<strong>01</strong>8). Im Kanton Zürich<br />

ist dieses Modul zum Beispiel im Zyklus<br />

2 (in der 5. <strong>und</strong> 6. Klasse) sowie im Zyklus<br />

3 (in der 7. <strong>und</strong> 9. Klasse) mit je einer<br />

Wochenlektion „Medien <strong>und</strong> <strong>Informatik</strong>‘‘<br />

verankert. Definierte <strong>Kompetenz</strong>en im<br />

Kanton Zürich sind „<strong>Informatik</strong> Daten<br />

darstellen, strukturieren <strong>und</strong> auswerten“,<br />

„Lösungsverfahren beschreiben“ oder die<br />

„Funktionsweise von informationsverarbeitenden<br />

Systemen“.<br />

Voraussetzung für die Einführung an<br />

Schulen ist eine f<strong>und</strong>ierte Ausbildung<br />

<strong>und</strong> eine obligatorische Weiterbildung<br />

beziehungsweise Zertifizierungsmöglichkeiten<br />

für Lehrpersonen. Diese<br />

Weiterbildung fällt, wie auch in Österreich<br />

<strong>und</strong> <strong>und</strong> Baden-Württemberg in<br />

Deutschland, zum großen Teil in den Aufgabenbereich<br />

der Pädagogischen Hochschulen.<br />

Das Problem liegt jedoch darin,<br />

dass diese Angebote sich inhaltlich <strong>und</strong><br />

zeitlich sehr von Kanton zu Kanton unterscheiden<br />

<strong>und</strong> diese nur als eine kantonale<br />

Unterrichtsberechtigung gesehen wird<br />

(Bildungsrat Kanton Zürich, 2<strong>01</strong>6).<br />

Conclusio<br />

Zusammenfassend ist festzustellen,<br />

dass es in allen drei Ländern Bestrebungen<br />

gibt, die informatische Bildung zu<br />

stärken <strong>und</strong> flächendeckende Lösungen<br />

zu finden. Wird <strong>Informatik</strong> bloß als<br />

Wahl(pflicht)fach angeboten oder im<br />

Nachmittagsunterricht, können Vorurteile<br />

verstärkt werden, da hier eine Vorselektion<br />

durch die Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler<br />

selbst oder auch die Eltern erfolgt. Andererseits<br />

erfordert ein neues Fach einzuführen<br />

oder neue Inhalte fächerintegrativ<br />

zu verankern eine gewisse Vorlaufzeit<br />

<strong>und</strong> laufende Aus- <strong>und</strong> Weiterbildungen<br />

für Lehrpersonen aller Unterrichtsfächer.<br />

Nur die Idee, <strong>Informatik</strong> für alle Schulstufen<br />

<strong>und</strong> -formen <strong>und</strong> mit einem fixen<br />

St<strong>und</strong>enkontingent einzuführen, kann<br />

allen die Chance geben, die Kernideen<br />

der <strong>Informatik</strong> zu erleben, <strong>und</strong> dabei<br />

auch jene zu berücksichtigen, die weder<br />

familiär noch über den Fre<strong>und</strong>eskreis einen<br />

Zugang erfahren.<br />

Bernadette Spielerhat im Februar 2<strong>02</strong>1 die Professorenstelle<br />

Informatische Bildung im Prorektorat Weiterbildung <strong>und</strong> Dienstleistungen<br />

am Zentrum Medienbildung <strong>und</strong> <strong>Informatik</strong> der PH<br />

Zürich angetreten. Zusätzlich forscht sie am neu gegründeten<br />

Zentrum für Bildung <strong>und</strong> digitaler Wandel im Prorektorat Forschung<br />

& Entwicklung mit dem Schwerpunkt Computing Skills<br />

in Education. Zuvor war sie als Vertretungsprofessorin am Institut für Mathematik<br />

<strong>und</strong> Angewandte <strong>Informatik</strong> der Universität Hildesheim tätig <strong>und</strong> leitet dort die<br />

Abteilung <strong>Informatik</strong> Didaktik. Frau Spieler promovierte 2<strong>01</strong>8 am Institut für Softwareentwicklung<br />

der Technischen Universität Graz zur Doktorin der technischen<br />

Wissenschaften. Ihre aktuellen Forschungsschwerpunkte umfassen die informatische<br />

Gr<strong>und</strong>bildung, E-Learning Konzepte, Maker-Education, spielerische Programmierung<br />

(Game Design) <strong>und</strong> agile Softwareentwicklung, mit einem Fokus<br />

auf Mädchenförderung <strong>und</strong> Inklusion.<br />

Webseite: bernadette-spieler.com<br />

22 <strong>OCG</strong> <strong>Journal</strong> | <strong>01</strong>-<strong>02</strong> • 2<strong>02</strong>1

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