05.07.2021 Aufrufe

Pirouette No. 06/2021 Juli + August

Tamara Moskvina Fragt man die Grande Dame des Paarlaufs nach ihrem Alter, scherzt sie gern: „Ich bin 20, 20 vor 100.“ Moskvina ist jung geblieben, das Wort Ruhestand gehört nicht zum umfangreichen Wortschatz der weltbekannten Trainerin. Die Olympiasaison steht vor der Tür, und sie trainiert mit Anastasia Mishina/Alexander Galliamov und Alexandra Boikova/Dmitrii Kozlovskii gleich zwei Duos, die Anspruch auf eine Medaille in Peking erheben. … Topthemen: · Tamara Moskvinas 80. Geburtstag · Juni-Training in Berlin & Oberstdorf · Wettbewerbsliste 2021 - 22 Weiteres aus dem Inhalt: · Geburtstag: Tamara Moskvina wurde 80 · Interview: Dmitri Aliev · Interview: Kristina Isaev · Interview: Loena Hendrickx · Aljona Savchenkos neuer Partner. Start für die USA? · Nebelhorn Trophy Vorschau · Wer startet wo beim Grand Prix? Die aktuelle ISU-Liste · Wettbewerbe der kommenden Saisons. Die Liste 2021 bis 2024 · Juni-Training in Berlin · Juni-Training in Oberstdorf · Sommertraining: Neues aus Russland. Rachmaninov für Sinitsina/Katsalapov, Stepanova/Bukin wollen überraschen, Danielian plant Comeback, Pavliuchenko/Khodykin und der „Black Swan“, Neuer Schwung für Europameister Dmitri Aliev · Neues aus Japan: Yuma Kagiyama ist „Eisläufer des Jahres“, Kochen mit Marin Honda · Pride - Eisläufer outen sich · Beschlüsse des ISU-Kongresses · Buchrezension: Guillaume Cizeron - Ma plus belle victoire · Eislaufgeschichte: Heinz Lindner, Ein Meistertrainer von sporthistorischer Dimension · Neues aus aller Welt Titelbild: Tamara Moskvina mit Anastasia Mishina & Alexander Galliamov: Die weltbekannte Trainerin feierte im Juni 80. Geburtstag, aber das Wort Ruhestand gehört nicht zu Moskvinas umfangreichem Wortschatz. Die Olympiasaison steht vor der Tür, und sie trainiert mit den aktuellen Weltmeistern Anastasia Mishina/Alexander Galliamov. Foto: Tatjana Flade

Tamara Moskvina

Fragt man die Grande Dame des Paarlaufs nach ihrem Alter, scherzt sie gern: „Ich bin 20, 20 vor 100.“ Moskvina ist jung geblieben, das Wort Ruhestand gehört nicht zum umfangreichen Wortschatz der weltbekannten Trainerin. Die Olympiasaison steht vor der Tür, und sie trainiert mit Anastasia Mishina/Alexander Galliamov und Alexandra Boikova/Dmitrii Kozlovskii gleich zwei Duos, die Anspruch auf eine Medaille in Peking erheben. …

Topthemen:
· Tamara Moskvinas 80. Geburtstag
· Juni-Training in Berlin & Oberstdorf
· Wettbewerbsliste 2021 - 22

Weiteres aus dem Inhalt:
· Geburtstag: Tamara Moskvina wurde 80
· Interview: Dmitri Aliev
· Interview: Kristina Isaev
· Interview: Loena Hendrickx
· Aljona Savchenkos neuer Partner. Start für die USA?
· Nebelhorn Trophy Vorschau
· Wer startet wo beim Grand Prix? Die aktuelle ISU-Liste
· Wettbewerbe der kommenden Saisons. Die Liste 2021 bis 2024
· Juni-Training in Berlin
· Juni-Training in Oberstdorf
· Sommertraining: Neues aus Russland. Rachmaninov für Sinitsina/Katsalapov, Stepanova/Bukin wollen überraschen, Danielian plant Comeback, Pavliuchenko/Khodykin und der „Black Swan“, Neuer Schwung für Europameister Dmitri Aliev
· Neues aus Japan: Yuma Kagiyama ist „Eisläufer des Jahres“, Kochen mit Marin Honda
· Pride - Eisläufer outen sich
· Beschlüsse des ISU-Kongresses
· Buchrezension: Guillaume Cizeron - Ma plus belle victoire
· Eislaufgeschichte: Heinz Lindner, Ein Meistertrainer von sporthistorischer Dimension
· Neues aus aller Welt

Titelbild:
Tamara Moskvina mit Anastasia Mishina & Alexander Galliamov:
Die weltbekannte Trainerin feierte im Juni 80. Geburtstag, aber das Wort Ruhestand gehört nicht zu Moskvinas umfangreichem Wortschatz. Die Olympiasaison steht vor der Tür, und sie trainiert mit den aktuellen Weltmeistern Anastasia Mishina/Alexander Galliamov.

Foto: Tatjana Flade

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Pirouette</strong> Nr. 6 | <strong>Juli</strong> & <strong>August</strong> <strong>2021</strong><br />

Internationales Eiskunstlauf-Magazin | 54. Jahrgang | www.pirouette-online.de<br />

Tamara Moskvina<br />

Tamara Moskvinas 80. Geburtstag<br />

Juni-Training in Berlin & Oberstdorf<br />

Wettbewerbsliste <strong>2021</strong> - 22


2<br />

Tamara Moskvina<br />

Geburtstag<br />

Tamara Moskvina, hier mit<br />

Anastasia Mishina beim Training<br />

Foto: Flade<br />

Das Glück der<br />

Tamara Moskvina<br />

Eine legendäre Trainerin feierte ihren 80. Geburtstag<br />

Tamara Moskvina ist eigentlich ständig in Bewegung. Ob sie nun auf dem Eis mit<br />

ihren Paaren arbeitet, irgendwohin unterwegs ist oder einen Gastchoreographen,<br />

ein Interview, eine Reise oder sonst etwas organisiert – die weltbekannte Trainerin<br />

hat viel zu tun. Am 26. Juni feierte sie ihren 80. Geburtstag, aber das Wort Ruhestand<br />

gehört nicht zu Moskvinas umfangreichem Wortschatz. Die Olympiasaison steht vor<br />

der Tür und sie trainiert mit den aktuellen Weltmeistern Anastasia Mishina/Alexander<br />

Galliamov und den WM-Dritten Alexandra Boikova/Dmitrii Kozlovskii gleich zwei<br />

Duos, die Anspruch auf eine Medaille in Peking erheben. Wie soll da ein geruhsames<br />

Rentnerleben möglich sein? Fragt man die Grande Dame des Paarlaufs nach ihrem<br />

Alter, scherzt sie gern: „Ich bin 20, 20 vor 100.“ Wie ihr früherer Paarlaufpartner<br />

Alexei Mishin, der im März ebenfalls 80 wurde, ist Moskvina jung geblieben.<br />

Vier Tage bevor Tamara Bratus 1941 im damaligen<br />

Leningrad geboren wurde, hatte das nationalsozialistische<br />

Deutschland die Sowjetunion<br />

überfallen und den Zweiten Weltkrieg in das<br />

Land getragen. Als sie zehn Jahre alt war,<br />

schenkte ihr Vater ihr Schlittschuhe ohne zu<br />

ahnen, was für eine einmalige Karriere daraus<br />

werden sollte. Die Tochter hatte nicht sofort Erfolg.<br />

Aber als sie 16 Jahre alt war, wurde sie<br />

Schülerin des aufstrebenden Trainers Igor Moskvin,<br />

der sie 1962 zu ihrem ersten sowjetischen<br />

Meistertitel führte. Insgesamt fünfmal wurde<br />

sie Landesmeisterin, ihr bestes Resultat bei der<br />

EM war Rang 14 im Jahr 1965. Was wenige<br />

wissen – sie hat als erste die Biellmann-<strong>Pirouette</strong><br />

in Wettbewerben gezeigt, noch bevor die<br />

Schweizer Namensgeberin Denise Biellmann, die<br />

dieses Element später perfektionierte, überhaupt<br />

auf Schlittschuhen stand. „Mein ganzes Leben<br />

lang habe ich mich für mittelmäßig gehalten<br />

und für nicht besonders fähig. Ich brauchte lange,<br />

um etwas zu lernen, und deswegen habe ich<br />

versucht das auszugleichen, in dem ich mehr<br />

trainierte, mehr wiederholt habe, mehr von anderen<br />

gelernt habe. Als ich (erstmals) auf dem<br />

Podium ganz oben stand, war das für mich unerwartet“,<br />

sagt sie. Sie heiratete ihren Trainer<br />

im Jahr 1964 und er hatte die Idee, dass sie<br />

Paarläuferin werden sollte. 1965 ging sie mit<br />

Alexander Gavrilov an den Start und gewann<br />

nicht nur in Einzel-, sondern auch im Paarlauf –<br />

allerdings fehlten bei der sowjetischen Meisterschaft<br />

die damaligen Spitzenpaare. Moskvin<br />

hatte trotz des Erfolges einen anderen Partner<br />

im Blick, den er für besser hielt: Alexei Mishin.<br />

Damit landete der Coach einen Treffer, denn das<br />

Duo Moskvina/Mishin war seiner Zeit technisch<br />

voraus. Beide waren gute Einzelläufer und beherrschten<br />

schwierigere Elemente als die Konkurrenz,<br />

wurden aber auch eben dafür kritisiert.<br />

Moskvina/Mishin gewannen EM-Silber und<br />

Bronze sowie WM-Silber 1968 und 1969. Bei<br />

den Olympischen Spielen 1968 in Grenoble belegten<br />

sie den fünften Rang.<br />

Moskvina beendete ihre Karriere 1969 und begann<br />

wie ihr Eispartner ihren langen Berufsweg,<br />

der sie zu der erfolgreichsten Paarlauftrainerin<br />

der Welt werden ließ. „Jeden Tag in der Trainerkarriere<br />

gibt es gute und schlechte Momente“,<br />

kommentiert Moskvina. „Wichtig ist es, sich<br />

Übungen auszudenken oder den richtigen Zugang<br />

zu einem bestimmten Sportler zu finden.<br />

Daher misst sich der Erfolg des Trainers nicht an<br />

der Anzahl der Medaillen und Titel, die die<br />

Schüler gewinnen, sondern daran, wie du dich<br />

als Trainer entwickelst, Erfahrung sammelst und<br />

Probleme löst.“ Die Zahl der Medaillen sollte jedoch<br />

nicht unterschlagen werden – Moskvinas<br />

Paare haben inzwischen 69 Medaillen bei EM,<br />

WM und Olympischen Spielen angesammelt. Sie<br />

betont, dass sie alle Grundlagen von ihrem im<br />

vergangenen <strong>No</strong>vember im Alter von 91 Jahren<br />

verstorbenen Ehemann erhalten habe. Zu diesem<br />

Wissen kamen ihr Enthusiasmus und ihr Innovationsgeist.<br />

Weniger als zehn Jahre nach<br />

Beginn ihrer Trainerlaufbahn und trotz kurzer<br />

Babypausen nach den Geburten der Töchter<br />

Anna und Olga führte Moskvina das Paar Irina<br />

Vorobieva/Alexander Vlasov 1976 und 1977 zu<br />

Medaillen bei EM und WM, 1981 Vorobieva und<br />

ihren neuen Partner Igor Lisovski zum WM-Titel.<br />

Danach ging es Schlag auf Schlag: 1984 wurde<br />

Moskvinas Paar Elena Valova/Oleg Vasiliev<br />

Olympiasieger und 1988 Zweite. 1992 in Albertville<br />

standen mit Natalia Mishkutenok/Artur<br />

Dmitriev und Elena Bechke/Denis Petrov sogar<br />

zwei Moskvina-Paare auf den obersten Stufen<br />

des Podests. 1998 wiederholte die Trainerin diesen<br />

Erfolg mit Oksana Kazakova/Artur Dmitriev<br />

und Elena Berezhnaia/Anton Sikharulidze.<br />

„Glück ist, wenn bei den Olympischen Spielen<br />

1992 und 1998 zwei meiner Paare den ersten<br />

und zweiten Platz belegen“, sagt Moskvina.<br />

2002 holten Berezhnaia/Sikharulidze olympisches<br />

Gold in Salt Lake City. Sie waren 1999 die<br />

letzten Weltmeister aus Moskvinas Schule, bis<br />

Mishina/Galliamov in Stockholm siegten. Dazwischen<br />

waren die zweimaligen Europameister<br />

Yuko Kawaguti/Alexander Smirnov das erfolgreichste<br />

Paar der Startrainerin.<br />

Die Arbeit mit zwei Top-Paaren wie aktuell ist<br />

nichts Neues für Moskvina. „Ich teile mein Gehirn<br />

in zwei Hälften – auf der einen Seite habe<br />

ich das eine, auf der anderen das zweite Paar –<br />

und es ist so, also ob die eine Hälfte nicht wisse,<br />

was die andere tut“, verrät die Trainerin. „Im<br />

Wettkampf hebe ich die Barriere auf und sie<br />

zeigen, was wir mit ihnen erarbeitet haben.“<br />

Die Atmosphäre im Training sei freundschaftlich<br />

und es gebe keine Eifersucht. „Einem alleine<br />

ist es doch langweilig. Und im Wettkampf<br />

entscheide nicht ich, welches Paar vorne ist.<br />

Das hängt von den Preisrichtern, von der Leistung,<br />

von so vielen Faktoren ab.“<br />

Obwohl Mosvkina, diese „kleine große Frau“ wie<br />

einst eine russische Journalistin sie treffend beschrieb,<br />

so energiegeladen wie eh und je ist, will<br />

sie nach der Olympiasaison kein Paar mehr verantwortlich<br />

betreuen. Dann soll ihr Assistent<br />

Artur Minchuk komplett übernehmen. Aber von<br />

Ruhestand ist keine Rede. „Ich werde vielleicht<br />

noch Sportler beraten, ein Buch schreiben oder<br />

etwas für die Gesellschaft tun. Es gibt viele Optionen.<br />

Aber jetzt konzentriere ich mich auf ein<br />

Ziel – ich bereite meine Paare auf den wichtigsten<br />

Wettkampf ihrer Karriere vor“, sagt sie.<br />

Was ist Glück für eine Frau wie Tamara<br />

Moskvina, die nicht nur ihren geliebten Sport<br />

weiterentwickelt, sondern auch viele junge<br />

Menschen für das Leben ausgebildet hat? „Das<br />

Leben ist Glück für mich, denn es bringt unterschiedliche<br />

Emotionen, Aktivitäten und Begegnungen<br />

mit sich.<br />

Alles das ermöglicht es mir, erfolgreich durch<br />

das Labyrinth des Lebens zu gehen und immer<br />

einen glücklichen Ausweg zu finden. Wenn ich<br />

in eine Sackgasse gerate, klage ich nicht, sondern<br />

versuche, diese Ecke ruhig zu umgehen,<br />

und setze meinen Weg gut gelaunt fort.“<br />

<br />

Tatjana Flade<br />

Tamara Moskvina im Internet:<br />

Dokumentation auf youtube (auf Russisch):<br />

https://youtu.be/KxReZiqGIYM


Impressum<br />

Verlags- und Redaktionsanschrift:<br />

STS·Verlag+Werbung<br />

Stefan Schulze<br />

Am Stutz 14<br />

97993 Creglingen<br />

Fon 07933-700-191<br />

Fax 07933-700-192<br />

E-Mail: info@pirouette-online.de<br />

Webshop: www.pirouette-online.de<br />

Google Play: https://play.google.com/store/apps/<br />

details?id=de.pirouette.android<br />

App Store: https://apps.apple.com/us/app/<br />

pirouette-magazin/id1553450950<br />

Verlagsleitung: Stefan Schulze<br />

Chefredakteur: Klaus-Reinhold Kany<br />

Inhalt<br />

Geburtstag: Tamara Moskvina wurde 80 2<br />

Interview: Dmitri Aliev 4<br />

Interview: Kristina Isaev 5<br />

Interview: Loena Hendrickx 6<br />

Aljona Savchenkos neuer Partner 7<br />

Nebelhorn Trophy Vorschau 8<br />

Neues aus aller Welt 8<br />

3<br />

Inhalt & Termine<br />

Stellvertreterin: Tatjana Flade<br />

Mitarbeiter: Manuela Buyny, Albert René Kolb<br />

(Schweiz), Katrin Flaschka (Österreich), Hella Höppner<br />

Grafik: Stefan Schulze, Andreas Münch<br />

Anzeigen: Stefan Schulze<br />

Kundenbetreuung: Angelika Manicone<br />

Für unverlangt eingesandte Manuskripte<br />

und Bildzuschriften haftet der Verlag nicht.<br />

Beiträge, die mit Namen oder Initialen des Verfassers<br />

gezeichnet sind, stellen nicht unbedingt die Meinung<br />

der Redaktion oder des Herausgebers dar. Für die<br />

Richtigkeit der Mitteilungen und Berichte zeichnen<br />

die Clubs verantwortlich. Zuschriften können von uns,<br />

falls kein ausdrücklicher Vor behalt gemacht wird, im<br />

Wortlaut oder aus zugs weise veröffentlicht werden.<br />

Wer startet wo beim Grand Prix? 10<br />

Wettbewerbe der kommenden Saisons 12<br />

Juni-Training in Berlin 14<br />

Juni-Training in Oberstdorf 16<br />

Sommertraining: Neues aus Russland 18<br />

Neues aus Japan 24<br />

Pride - Eisläufer outen sich 26<br />

Beschlüsse des ISU-Kongresses 26<br />

Kristina Isaev bei den Deutschen Meisterschaften 2020,<br />

siehe Interview auf Seite 5, Foto: Kaczmarek<br />

Titelbild:<br />

Tamara Moskvina mit Anastasia Mishina<br />

& Alexander Galliamov<br />

Die weltbekannte Trainerin feierte im Juni<br />

80. Geburtstag, aber das Wort Ruhestand<br />

gehört nicht zu Moskvinas umfangreichem<br />

Wortschatz. Die Olympiasaison steht vor<br />

der Tür, und sie trainiert mit den aktuellen<br />

Weltmeistern Anastasia Mishina/<br />

Alexander Galliamov.<br />

Foto: Tatjana Flade<br />

Erscheinungsweise: 10 mal im Jahr, Mai/Juni und<br />

<strong>Juli</strong>/<strong>August</strong> sind Doppelausgaben, sonst monatlich.<br />

Einzelheft (Print): 6,50 EUR zzgl. Versandkosten<br />

Einzelheft (App Store und Google Play): 5,49 EUR<br />

Jahresabonnement (Print):<br />

Deutschland: 65 EUR, EU: 68 EUR inkl. Versand<br />

Probeabo (Print): 33 EUR, EU: 35 EUR inkl. Versand<br />

Bankverbindungen:<br />

GLS Gemeinschaftsbank eG<br />

IBAN DE3443<strong>06</strong>09677014380800,<br />

BIC GENODEM1GLS<br />

USt.-ID DE 178391<strong>06</strong>2<br />

Anzeigen: Standard-Formate zum vergünstigten<br />

Festpreis in unserer Preisliste,<br />

Download unter www.pirouette-online.de/info/<br />

anzeigenpreise<br />

Copyright für alle Beiträge bei: STS·Verlag+Werbung.<br />

Nachdruck in Wort und Bild, auch auszugsweise,<br />

nur mit schriftlicher Ge neh migung des Verlags.<br />

Gerichtsstand: Bad Mergentheim<br />

Kündigung sind bis acht Wochen vor Ablauf des<br />

Abon ne ments möglich, sonst erfolgt Verlängerung um<br />

ein weiteres Jahr. Eine Kündigung bedarf der<br />

Schriftform.<br />

Unsere vollständigen AGB sind nachzulesen unter:<br />

www.pirouette-online.de/info/<br />

allgemeine-geschaeftsbedingungen<br />

Buchrezension: Guillaume Cizeron 27<br />

Eislaufgeschichte: Heinz Lindner 28<br />

Neues aus aller Welt 31<br />

https://apps.apple.com/us/app/pirouette-magazin/id1553450950<br />

Die <strong>Pirouette</strong> auf<br />

Instagram<br />

<strong>Pirouette</strong>-Online<br />

Die <strong>Pirouette</strong> auf<br />

Facebook<br />

Termine<br />

von Mitte <strong>Juli</strong> bis Ende <strong>August</strong> <strong>2021</strong><br />

21.07. – 24.07. Skate Detroit in Bloomfield<br />

Hills (USA)<br />

23.07. – 25.07. Sichtungslaufen der deutschen<br />

Junioren in Oberstdorf<br />

26.07. – 31.07. Philadelphia Summer in<br />

Aston/Pennsylvania (USA)<br />

29.07. – 01.08. Glacier Falls Summer Event<br />

in Anaheim (USA)<br />

04.08. – 08.08. Quebec Summer Championships<br />

in Pierrefonds (Kanada)<br />

12.08. – 15.08. Cranberry Cup in <strong>No</strong>rwood<br />

(nahe Boston, USA)<br />

12.08. – 15.08. Lake Placid Ice Dance in<br />

<strong>No</strong>rwood (USA)<br />

18.08. – 21.08. Junioren Grand Prix 1 in<br />

Courchevel (Frankreich)<br />

20.08. – 22.08. DEU-Sichtungslaufen in<br />

Mannheim<br />

25.08. – 28.08. Junioren Grand Prix 2 in<br />

Courchevel (Frankreich)<br />

Die nächste <strong>Pirouette</strong> erscheint voraussichtlich am:<br />

2. September <strong>2021</strong> (Digital), 15. September <strong>2021</strong> (Print)


4<br />

Dmitri Aliev<br />

Interview<br />

Was verraten Sie uns darüber?<br />

Ich weiß nicht einmal genau, wie das Stück<br />

heißt. Olga Germanovna (Glinka) hat eine Idee<br />

dazu entwickelt und ich habe sofort gesagt, das<br />

ist es! Die Idee ist, dass ich das Licht eines<br />

Sterns sehe und ihm folge, er zieht mich mit.<br />

Ich versuche ihn zu finden und in der Mitte<br />

oder am Ende des Programms, das entscheiden<br />

wir gerade, fange ich dieses Licht und dann beginnt<br />

die Schrittfolge, ein starker Teil, ich laufe<br />

mit dieser Energie in mir. Die Kür ändern wir<br />

auch, aber wir suchen noch nach einer Idee.<br />

Bei uns ist es oft so, wenn wir erst einmal mit<br />

dem Aufbau des Kurzprogramms anfangen, sind<br />

wir im Flow und finden schnell eine Idee für<br />

die Kür.<br />

Was haben Sie aus den Schwierigkeiten der<br />

vergangenen Saison gelernt?<br />

Wie gehen Sie an diese Saison heran?<br />

Ich hatte ein ziemlich persönliches Gespräch<br />

mit meinem Trainer (Evgeni Rukavitsin). Ich<br />

denke, dass diese Saison nicht nur schwierig,<br />

sondern die schwierigste sein wird. Ich will die<br />

Latte für mich selbst hochlegen, viel höher als<br />

bisher. Ich habe den riesigen Wunsch, mich so<br />

zu präsentieren und zu zeigen, was ich wirklich<br />

kann, wozu ich fähig bin. Ich bin nicht der Zar<br />

oder der Gott des Eiskunstlaufs, aber ich<br />

möchte, dass die Leute sagen ‚er läuft toll‘.<br />

Ich möchte dem Publikum auf der großen<br />

Bühne alle meine Qualitäten von der besten<br />

Seite zeigen. Dafür will ich zielstrebig in den<br />

Trainingscamps arbeiten. Jetzt beginnt die<br />

wichtigste Phase.<br />

Wieso glauben Sie, dass das Ihre schwierigste<br />

Saison wird?<br />

Foto: Flade<br />

Dmitri Aliev<br />

Die letzte Saison war für Dmitri Aliev (22)<br />

schwierig. Zunächst wegen einer Verletzung,<br />

dann wegen einer Corona-Erkrankung<br />

kam der Europameister 2020 nie richtig<br />

in Form und verpasste die WM-Qualifikation.<br />

Nach dem Urlaub kehrte er im Mai<br />

voll motiviert ins Training zurück, war in St.<br />

Petersburg und anschließend bis Ende <strong>Juli</strong><br />

in Kislovodsk (Kaukasus) und Lettland.<br />

Sie war schwierig, aber ich habe nicht alte Fehler<br />

aus der Vergangenheit wiederholt. Ich bin<br />

zielstrebig meinen Weg gegangen, aber die Covid-Erkrankung<br />

wurde zum Hindernis. Ich hätte<br />

noch eine Chance auf die WM-Qualifikation<br />

gehabt dank des Pokalfinales, aber die Krankheit<br />

hat mich sehr aus der Bahn geworfen. Ich<br />

habe lange gebraucht, um mich zu erholen. Es<br />

schien, als hätte ich alles überwunden, ich<br />

fühlte mich gut, aber als ich aufs Eis ging und<br />

anfing zu arbeiten, merkte ich, dass sich alles<br />

Weil 2022 die Olympischen Spiele stattfinden.<br />

Ich bin 22 Jahre alt. Mein Körper steht jetzt in<br />

voller Blüte und ist in bester Kampfform, er ist<br />

stark, aktiv, kräftig, mutig. Ich muss diesen<br />

Moment nutzen, diese Energie und meine Kraft<br />

erwischen und bei den Olympischen Spielen dabei<br />

sein. Ich möchte diese Saison so absolvieren,<br />

dass ich mir am Ende selbst die Hand schütteln<br />

und sagen kann ‚du bist super, du hast alles<br />

geschafft, du hast gekämpft. Hier ist dein<br />

Resultat.‘ So möchte ich das.<br />

»Ich möchte, dass die Leute sagen:<br />

›Er läuft toll!‹«<br />

um mich dreht. Wenn ich <strong>Pirouette</strong>n machte,<br />

wusste ich nicht mehr, wo ich war und in welche<br />

Richtung ich weiterlaufen soll. Auch mental<br />

musste mir klar werden, dass die Krankheit<br />

vorbei ist.<br />

Wie haben Sie es aufgenommen, dass Sie<br />

nicht zur WM fahren durften?<br />

Was ist Ihre Vision vom Eiskunstlauf?<br />

Der Eiskunstlauf entwickelt sich jetzt sehr<br />

schnell und die Läufer machen etwas Neues, Interessantes,<br />

nicht nur den Standard. Alles läuft<br />

voran und man muss diese Welle packen. Manche<br />

machen fünf Vierfache und du fragst dich,<br />

wie sie das schaffen.<br />

<strong>Pirouette</strong>: Ihren Instagram-Fotos nach zu ur -<br />

teilen, war der Urlaub in Dubai sehr gelungen.<br />

Dmitri: Ja, tatsächlich. Ich bin froh, dass ich in<br />

dieser schwierigen Zeit mal rausgekommen bin.<br />

Ich habe mich wunderbar im Wasser erholt, meine<br />

Freunde gesehen, die auch dort waren. Jeder<br />

Mensch hat seine Arbeit, lebt sein Leben und<br />

das ist für uns Sportler und im Prinzip für jeden<br />

wie der Murmeltier-Tag – praktisch immer dasselbe.<br />

Diese schwierige Saison mit allen ihren<br />

Problemen und Unsicherheiten hat mich auch<br />

innerlich erschöpft. Daher habe ich versucht, ein<br />

bisschen bei mir selbst zu sein, auch wenn es<br />

nur neun Tage im Jahr sind. Als ich in den Urlaub<br />

flog, habe ich für mich aufgeschrieben, was<br />

ich daraus mitnehmen möchte, damit die Saison<br />

erfolgreich wird: dass ich frisch, munter, physisch<br />

und psychisch erholt zurückkomme und<br />

das bin ich. Im Urlaub hatte ich die Idee für ein<br />

neues Kurzprogramm. Gleich danach haben meine<br />

Choreographin Olga Glinka und ich mit dem<br />

Aufbau des Programms begonnen.<br />

Ich habe das akzeptiert und respektiert und ich<br />

war nicht sehr enttäuscht. Innerlich hat es mich<br />

natürlich getroffen, denn ich bin ein empfindsamer<br />

Mensch, aber ich war nicht enttäuscht,<br />

weil ich die Situation objektiv erfasst habe.<br />

Schon bei der Pressekonferenz (beim Pokalfinale)<br />

habe ich gesagt, wenn ein anderer fährt,<br />

hoffe ich, dass die beiden Läufer dort alles dafür<br />

tun, dass wir die Chance auf drei Startplätze<br />

haben. Das haben sie geschafft, und daher ein<br />

riesiges Dankeschön an die Jungs (Mikhail<br />

Kolyada und Evgeni Semenenko).<br />

Den dritten Olympia-Startplatz müssen die<br />

russischen Herren in Oberstdorf holen. Wollen<br />

Sie dafür zur Nebelhorn Trophy kommen?<br />

Ich bin dazu bereit. Aber nicht ich treffe diese<br />

Entscheidungen. Ich fahre, wenn sie mich<br />

schicken, und ich werde mich vorbereiten, damit<br />

ich bis Oberstdorf in guter Form bin. Das ist die<br />

erste Etappe der neuen Saison und es ist sehr<br />

wichtig, drei Startplätze zu erkämpfen.<br />

Aber Eiskunstlauf besteht nicht nur aus<br />

Sprüngen.<br />

Nicht nur! Aber die Sprünge sind jetzt sehr wichtig.<br />

Wenn ich alle Sprünge und andere Elemente<br />

wie <strong>Pirouette</strong>n und Schritte habe, dann werde<br />

ich glücklich sein. Ich weiß, dass die <strong>Pirouette</strong>n<br />

bei mir hinterherhinken. Also muss man einen<br />

Weg finden, um alle Seiten zusammenzubringen.<br />

Sie sind mit Mark Kondratiuk, Alexander<br />

Samarin, Makar Ignatov befreundet und sind<br />

auch Konkurrenten. Wie vereinbaren Sie das?<br />

Ja, wir sind Konkurrenten. Freundschaft ist ein<br />

sehr wertvoller Begriff für mich. Der Sport wird<br />

irgendwann vorbei sein, denn ich werde nicht<br />

laufen bis ich 50 Jahre alt bin. Aber die Menschen,<br />

mit denen du im Sport warst, bleiben. Ich<br />

denke, es ist sogar professionell, dass wir Freunde<br />

sein und um dasselbe Podium kämpfen können.<br />

Mit Dmitri Aliev sprach Tatjana Flade.<br />

•••


Die Mannheimerin Kristina Isaev (20) trainiert seit einigen<br />

Monaten im Elite-Team von Michael Huth in Oberstdorf und<br />

hat sich seitdem erheblich verbessert.<br />

Kristina Isaev<br />

»Ich habe entdeckt, dass<br />

Eislaufen meine wahre<br />

Leidenschaft ist«<br />

5<br />

Kristina Isaev<br />

Interview<br />

<strong>Pirouette</strong>: Wie hat es bei Ihnen mit dem<br />

Eiskunstlaufen angefangen?<br />

Kristina: Ich bin im Ural geboren und habe mit<br />

sechs Jahren mit dem Eiskunstlaufen angefangen,<br />

weil mein Bruder Eishockey spielte und ich<br />

auch Sport treiben wollte. Sechs Jahre lang<br />

habe ich bei Alla Mashkevich trainiert, die außerhalb<br />

von Russland wenig bekannt ist. Bei ihr<br />

habe ich die Grundlagen gelernt und sie hat mir<br />

alle Doppelsprünge einschließlich des Doppelaxels<br />

beigebracht. Als ich 12 Jahre alt war, bin<br />

ich mit meinen Eltern nach Deutschland gezogen.<br />

Damals konnte ich noch kein Deutsch. Wir<br />

haben im Internet gesehen, dass Herr Sczypa<br />

auch auf Russisch unterrichtet, daher sind wir<br />

nach Mannheim gezogen. Ich bin zu ihm gegangen<br />

und es hat gut geklappt. Er war die<br />

nächsten sechs bis sieben Jahre mein Haupttrainer<br />

und hat mir die dreifachen Sprünge beigebracht,<br />

zuletzt hat er mal Deutsch und mal<br />

Russisch mit mir gesprochen. In der Schule habe<br />

ich schnell Deutsch gelernt, mich gut integriert<br />

und mich auch ausprobiert.<br />

Weshalb sind Sie nach Oberstdorf gewechselt?<br />

Irgendwann stand ich vor der Frage, ob ich lieber<br />

Parties feiere oder studieren will oder das<br />

Eislaufen ganz intensiv betreibe. Wenn man<br />

noch kleiner ist, arbeitet man viel an sich, aber<br />

zu diesem Zeitpunkt ist es auch noch viel leichter,<br />

etwas neu zu lernen als später. Der Kopf ist<br />

später gekommen und erst als ich Erste bei den<br />

Deutschen Juniorenmeisterschaften geworden<br />

bin, habe ich gemerkt, dass Eislaufen meine<br />

wahre Leidenschaft ist. Daher habe ich in<br />

Mannheim nach meiner Mittleren Reife in der<br />

Schule die C-Trainerausbildung begonnen und<br />

auch schon abgeschlossen. Im vergangenen<br />

Jahr sagte mir die DEU bei einem Lehrgang,<br />

dass Michael Huth in Oberstdorf ein Elite-Team<br />

bilden will und ob ich nicht dorthin gehen will.<br />

Ich habe überlegt und gedacht, es ist nie zu<br />

spät, noch etwas zu werden. In Mannheim ist<br />

mir schon alles mitgegeben worden, was man<br />

dort lernen kann. Technisch habe ich alles beherrscht,<br />

aber mein Laufstil und meine Präsentation<br />

waren noch nicht perfekt. Und genau<br />

das kann Herr Huth sehr gut beibringen. Daher<br />

habe ich mich entschieden, ab Oktober 2020<br />

nach Oberstdorf zu wechseln. Meine Eltern haben<br />

mich immer sehr gut unterstützt und mir<br />

gesagt, man muss nach vorne schauen. Daher<br />

haben sie meinen Wechsel nach Oberstdorf befürwortet.<br />

Inzwischen bin ich froh, dass ich das<br />

Angebot angenommen habe und würde mir<br />

schon jetzt Vorwürfe machen, wenn ich es<br />

nicht getan hätte.<br />

Was hat Ihnen Herr Huth vor allem<br />

beigebracht?<br />

Bei Herrn Huth habe ich mich in alle Richtungen<br />

verbessert, auch meine Sprünge sind sicherer<br />

geworden. Außerdem habe ich angefangen,<br />

den dreifachen Axel zu trainieren und bin mir<br />

inzwischen sicher, dass ich den noch schaffen<br />

kann. Stilistisch habe ich bei ihm mein Kantenlaufen<br />

verbessert und gelernt, alle Bewegungen<br />

bis zu Ende zu führen, mehr abzustoßen und<br />

mit mehr Schwung zu laufen. Denn früher bin<br />

ich etwas langsam gelaufen. In mir hat sich<br />

schon vieles geändert, das habe ich beim Training<br />

mit Herrn Huth gemerkt. Viele Mädchen<br />

springen ja jetzt vierfach. Ob ich das auch noch<br />

lerne, weiß ich nicht, aber ich will es versuchen.<br />

Welche Erfahrungen haben Sie mit der<br />

Bundeswehr gemacht?<br />

Seit einem Jahr bin ich bei der Bundeswehr und<br />

habe jetzt im April die komplette vierwöchige<br />

Grundausbildung in Hannover gemacht. Dort<br />

hat es mir sehr gut gefallen, denn Disziplin<br />

passt zu mir und es ist gut, dass wir uns dort<br />

konzentrieren müssen. Am Anfang war es<br />

sprachlich etwas schwierig und anstrengend für<br />

mich, aber ich habe mich dort sehr wohl gefühlt.<br />

Ich könnte mir jetzt sogar vorstellen, später<br />

einmal Berufssoldatin zu werden, aber in<br />

den nächsten Jahren will ich mich natürlich auf<br />

das Eislaufen konzentrieren. Die Bundeswehr ist<br />

schon jetzt eine tolle Unterstützung für mich.<br />

Es ist ein Geben und Nehmen und ich will mit<br />

internationalen Erfolgen bei Wettbewerben<br />

Deutschland auch etwas zurückgeben.<br />

Was sind Ihre Saison- und langfristigen Ziele?<br />

Ich möchte wieder mindestens erster Ersatz für<br />

die Olympischen Spiele, die Europa- und die<br />

Weltmeisterschaften 2022 werden und bei den<br />

kommenden Deutschen Meisterschaften auf dem<br />

Treppchen stehen. Erster Wettbewerb in dieser<br />

Saison soll die Nebelhorn Trophy werden. Da bin<br />

ich schon letztes Jahr gelaufen, aber es war nicht<br />

perfekt. Das soll diesmal besser werden, danach<br />

noch zwei weitere Challenger-Wettbewerbe.<br />

Langfristig möchte ich mich jedes Jahr verbessern,<br />

gerne bei den Olympischen Spielen 2026 an<br />

den Start gehen und bis dahin auch richtig gut<br />

werden, nicht nur dabei sein. Das könnte dann<br />

ein perfekter Abschluss meiner Karriere werden.<br />

Vielleicht werde ich später auch Trainerin, das<br />

weiß ich jetzt noch nicht so genau. Aber wenn,<br />

will ich eine sehr gute Trainerin werden, emotional<br />

und motiviert, die ihre Schülerinnen und<br />

Schüler auch voranbringt. Dadurch dass ich jetzt<br />

bei einem Top-Trainer bin, kann ich viele Erfahrungen<br />

sammeln, die mir später helfen werden.<br />

Was sind Ihre Musikstücke für die kommende<br />

Saison und wer hat Ihre Programme choreografiert?<br />

Im Kurzprogramm laufe ich zu Schwanensee<br />

von Tschaikowsky, in der Kür zur Filmmusik „Die<br />

Mumie“. Herr Sinicyn und Herr Huth haben die<br />

Choreografien für die Programme gemacht. Herr<br />

Sinicyn ist sehr kreativ und sieht, welche Bewegungen<br />

zu mir passen. Er hat vieles eingebaut,<br />

was ich gut kann, aber mit mir auch Stellen<br />

eingeübt, die mir am Anfang schwerfielen, aber<br />

die ich gut lernen konnte und die nur wenige<br />

Läuferinnen zeigen können.<br />

Vielen Dank für das Interview.<br />

Foto: Höppner<br />

Mit Kristina Isaev sprach Klaus-Reinhold Kany.


6<br />

Loena Hendrickx<br />

Interview<br />

Foto: privat<br />

Loena Hendrickx<br />

»Ich gebe niemals auf«<br />

Loena Hendrickx (21) hat mit Rang fünf das beste<br />

WM-Ergebnis einer Einzelläuferin aus Belgien erzielt.<br />

<strong>Pirouette</strong>: Bei der WM haben Sie nach vielen<br />

Verletzungsproblemen ein tolles Comeback<br />

gefeiert. Wie war der Weg zu diesem Erfolg?<br />

Loena: Es hat vor zwei Jahren angefangen, als<br />

ich mich beim Sommertraining 2019 in der Türkei<br />

am Knöchel verletzte – ich hatte ihn verstaucht,<br />

drei Bänder gerissen und einen Bruch.<br />

Es ist nicht auf dem Eis passiert, sondern als ich<br />

von einem Trainingsball auf den Boden gesprungen<br />

bin. Ich habe es gleich knacken hören. Im<br />

September kam ich wieder zurück aufs Eis, nach<br />

drei Wochen habe ich Dreifache gemacht und<br />

dann habe ich mir bei einem Flip wieder den<br />

Knöchel verknackst, musste einen Monat pausieren.<br />

Dasselbe ist dann im Dezember noch<br />

einmal passiert, so dass ich für die EM (2020)<br />

absagen musste. Kurz nach der Zeit, in der die<br />

EM war, bekam ich Probleme mit einer Sehne<br />

im linken Knöchel. Ich konnte keine neuen<br />

Schlittschuhe einlaufen, weil sie zu hart für<br />

meinen empfindlichen Knöchel waren und habe<br />

deshalb die alten zu fest geschnürt. Das hat<br />

dann zu der Sehnenverletzung geführt. Als ich<br />

im April endlich wieder fit war, kam der erste<br />

Lockdown und die Eishallen waren alle geschlossen.<br />

Ich war damals sehr unglücklich darüber,<br />

aber ich denke, letztendlich war es gut,<br />

denn hatte ich mehr Zeit, die Verletzung auszuheilen.<br />

Nach drei Monaten konnte ich wieder<br />

aufs Eis und erinnere mich sehr gut an dieses<br />

Gefühl – ich war so glücklich, ohne Schmerzen<br />

und wieder motiviert.<br />

Dann kam Ihr erster Wettbewerb im Herbst<br />

2020, die Budapest Trophy, den Sie gewannen.<br />

Ich habe dafür trainiert und ich wusste, dass es<br />

nur wenige Wettbewerbe gibt. Oder ich hätte<br />

meinen Knöchel wieder verletzen können. Ich<br />

dachte, wenn ich erst im Flugzeug bin, bin ich<br />

froh. Und dann saß ich im Flugzeug, konnte<br />

starten und bin ein sauberes KP gelaufen.<br />

Es war magisch, wieder einen Wettbewerb<br />

zu erleben. Ich war so glücklich,<br />

auf dem Eis zu sein.<br />

Sie gewannen noch den Challenge<br />

Cup in Den Haag und<br />

hatten einen starken Auftritt<br />

bei der WM.<br />

Es war so lange her, dass ich mit<br />

Topläuferinnen laufen konnte. Es<br />

war toll. Ich hätte nie den fünften<br />

Platz erwartet, niemals. Ich<br />

habe einfach mein Ding gemacht<br />

und wollte für mich selbst laufen,<br />

mich verbessern. Ich war nervös,<br />

denn ich wollte allen<br />

zeigen, was ich in diesen<br />

Monaten oder sogar<br />

Jahren gemacht habe.<br />

Ich glaube, ich bin eine<br />

Inspiration für viele,<br />

denn ich gebe niemals<br />

auf und ich liebe diesen<br />

Sport wirklich. Nach der<br />

WM bekam ich viele<br />

Nachrichten, die Leute<br />

schrieben mir, dass sie<br />

meine Leistung zu schätzen wissen, weil ich<br />

nicht wie die russischen Mädchen bin. Ich<br />

springe nicht so leicht, ich mache keine Vierfachen<br />

und so etwas, aber ich versuche auch, etwas<br />

darzustellen.<br />

Wie haben Sie sich in der schwierigen Zeit<br />

motiviert?<br />

Ich habe nicht ans Aufhören gedacht. Ich habe<br />

in dieser Zeit gemerkt, wie sehr ich das Training<br />

vermisse und wie sehr ich diesen Sport liebe.<br />

Ich wusste, dass ich stark bin und Chancen auf<br />

ein Comeback habe.<br />

Ihr Bruder Jorik, der in den Top 10 bei der<br />

EM war, ist nun einer Ihrer Trainer. Wie ist<br />

das, wenn der große Bruder Sie trainiert?<br />

Das ist ein klasse Gefühl. Wie Sie wissen, waren<br />

wir immer zusammen bei Wettbewerben unterwegs<br />

und haben zusammen trainiert. Nach den<br />

Olympischen Spielen (2018 und seinem Rücktritt)<br />

habe ich ihn sehr auf dem Eis vermisst,<br />

denn ich hatte keinen Trainingspartner mehr, zu<br />

dem ich aufschauen und der mich motivieren<br />

konnte. Dann begann er als Trainer zu arbeiten<br />

und auch mich zu trainieren. Er macht das sehr<br />

gut und er ist eine große Inspiration. Er denkt<br />

sich immer etwas Neues aus. Er kann sehr gut<br />

Menschen ‚lesen‘. Ich hatte viele Verletzungen<br />

und wenn er merkt, dass ich Schmerzen habe,<br />

reagiert er sofort darauf.<br />

Wie sind aktuell Ihre Trainingsbedingungen?<br />

Ich trainiere in Eindhoven in den Niederlanden,<br />

weil wir nahe an der Grenze wohnen und unsere<br />

Halle von vor vier Jahren nicht mehr existiert.<br />

Dort trainiere ich mit den holländischen Läufern,<br />

sie sind Junioren, das ist ok. Und seit September<br />

(2020) trainiert Lindsay van Zundert mit<br />

uns. Ich denke, es ist sehr wichtig, mit jemandem<br />

zusammen zu trainieren.<br />

Was halten Sie von der Entwicklung im<br />

Damenlauf mit den Vierfachsprüngen?<br />

Ich frage mich, wo das enden wird, denn es<br />

wird immer besser. Ich möchte das (Vierfache,<br />

3A) auch gern trainieren, aber das ist nicht so<br />

einfach, weil mein Knöchel nicht mehr so stark<br />

ist und ich sehr vorsichtig sein muss. Aber ich<br />

möchte meine Technik sehr gerne verbessern.<br />

Welche der heutigen Spitzenläuferinnen<br />

gefallen Ihnen am besten und warum?<br />

Lisa Tuktamysheva, denn die russischen Mädchen<br />

sind so stark und sie hält schon lange auf<br />

diesem Niveau mit. Es ist sehr schwer, in Russland<br />

unter die besten drei zu kommen. Sie ist<br />

eine große Inspiration für mich, weil sie auch<br />

niemals aufgibt und weiterhin hart arbeitet.<br />

Wie sieht es mit dem Nachwuchs in<br />

Belgien aus?<br />

Ich hoffe, dass etwas nachkommt und dass ich<br />

viele Kinder zum Eislaufen inspirieren kann. Wir<br />

haben eine junge Läuferin in Belgien, Nina<br />

Pinzarrone. Sie ist sehr gut, aber sie ist noch<br />

sehr jung. Wenn sie ihr Niveau halten kann,<br />

wird sie auch eines Tages zu den Besten in der<br />

Welt gehören. Sie ist zu jung für die Meisterklasse<br />

in dieser Saison, daher glaube ich nicht,<br />

dass wir eine Läuferin zur Olympiaqualifikation<br />

für einen zweiten Startplatz schicken können.<br />

Wie läuft Ihre Saisonvorbereitung?<br />

Ich war bei einem Trainingscamp in Portugal im<br />

Mai und im Juni eine Woche bei Alexei Mishin<br />

in Courchevel. Mein Ziel ist es, den dreifachen<br />

Rittberger stabil zu bekommen. Ich weiß nicht,<br />

was es ist, aber irgendwie kann ich keinen Rittberger.<br />

Das KP habe ich bereits mit meinem<br />

Choreographen Adam Solya aufgebaut. Es ist<br />

eine Musik, zu der ich schon lange laufen wollte,<br />

aber erst, als ich reif genug dafür war. Mehr verrate<br />

ich noch nicht, denn ich will die Musik später<br />

im Sommer auf Instagram bekanntgeben. Für<br />

die Kür suchen wir noch nach einer Musik. Das<br />

ist schwierig in diesem Jahr. Zuerst wollte ich einen<br />

spanischen Tango nehmen, aber wir fanden<br />

keine wirklich gute Musik, weil wir etwas Besonderes<br />

machen sollen. Dann sagte mein Bruder,<br />

dass ich schon bei den vergangenen Olympischen<br />

Spielen zu einem Tango gelaufen bin.<br />

Vielleicht machen wir etwas Orientalisches.<br />

Mit Loena Hendrickx sprach Tatjana Flade. •••


7<br />

Savchenko will für die USA starten<br />

Im April, als die Eishallen in Oberstdorf geschlossen waren, flog Olympiasiegerin<br />

Aljona Savchenko (37) mit Baby und einer Betreuerin in die USA, um dort mit Natalia<br />

Mishkutienok, einer ihrer Vorgängerinnen und jetzigen US-Trainerin deren SchülerInnen<br />

zu unterrichten – kein Problem als selbstständige Trainerin. Aber als Oberstdorf<br />

Anfang Mai wieder öffnete und sie zwei deutsche Läuferinnen verantwortlich betreuen<br />

sollte, kam sie nicht zurück und reagierte auch nicht auf Nachfragen.<br />

Mittlerweile waren im Internet Videoaufnahmen<br />

zu sehen, in denen sie mit dem amerikanischen<br />

Paarläufer TJ Nyman bei der US-Trainerin Dalilah<br />

Sappenfield trainierte. Der inzwischen<br />

21-Jährige war vor zwei Jahren einmal Fünfter<br />

der Junioren-WM mit Sarah Feng. Aber inzwischen<br />

hatte er sich von ihr sowie von einer<br />

neuen Partnerin getrennt, und war in der Meisterklasse<br />

noch nicht gestartet. Im Internet waren<br />

Gerüchte zu lesen, er habe sich gegenüber<br />

Läuferinnen nicht korrekt verhalten. Aber solche<br />

Gerüchte können falsch sein, denn von<br />

SafeSport gesperrt war er jedenfalls bis zum<br />

Redaktionsschluss dieses Heftes am 2. <strong>Juli</strong> nicht.<br />

Anfang Juni erhielt die DEU vom US-Verband<br />

eine Mail mit der Bitte, sie freizugeben, damit<br />

sie für die USA starten kann. Nachdem die DEU<br />

spätestens seit Bruno Massots Rückkehr nach<br />

Frankreich nicht erwartete, dass sie noch einmal<br />

für Deutschland an den Start geht, gab der Verband<br />

Savchenko umgehend für die USA frei,<br />

nachdem Savchenko andere DEU-Angebote<br />

nicht angenommen hatte. Denn er wollte zeigen,<br />

dass er es besser macht als der französische<br />

Verband, der Massot zuerst gar nicht und<br />

dann nur gegen Ablösesumme freigab. Einige<br />

Beobachter empfanden den Wunsch von Savchenko<br />

als undankbar, weil der deutsche Staat<br />

viel für sie getan habe. Andere sagten, wenn<br />

Savchenko noch immer Lust auf Wettbewerbe<br />

habe, dann soll sie sich ihren Traum erfüllen<br />

und man solle nicht daran hindern. Eine<br />

US-Staatsbürgerschaft wird sie aber wohl<br />

frühestens in fünf Jahren erhalten, so dass ein<br />

erneuter Olympia-Start mit Nyman schon 2022<br />

unmöglich scheint, wenn sie sich überhaupt<br />

qualifizieren sollte. Aber für alle anderen Wettbewerbe<br />

ist sie für die USA ab sofort startberechtigt,<br />

denn ihre Wartezeit bei einem Länderwechsel<br />

ist längst erfüllt. Der US-Verband hat<br />

aber die neue Partnerschaft noch nicht offiziell<br />

bestätigt. Savchenkos Ehemann Liam Cross blieb<br />

übrigens zunächst in Oberstdorf und besuchte<br />

zwischendurch seine Eltern in Großbritannien.<br />

Ende Juni wurde bekannt, dass Savchenko ohne<br />

Nyman bei einem Lehrgang im italienischen<br />

Courmayeur, der bis 3. <strong>Juli</strong> dauern sollte, zusammen<br />

mit dem französischen Choreografen<br />

Benoit Richaud wieder als Trainerin arbeitete.<br />

Auch ihre eigentliche Schülerin und aktuelle<br />

Deutsche Meisterin Aya Hatakawa, die schon<br />

früher mit Richaud gearbeitet hatte, war in dem<br />

Städtchen auf der Südseite des Matterhorns.<br />

Aya Hatakawa soll jedenfalls zu Michael Huth<br />

wechseln und Savchenkos zweite Schülerin Sophie<br />

Erhardt soll von Florian Just verantwortlich<br />

betreut werden. Der Oberstdorfer Stützpunktleiter<br />

Daniel Wende hatte Savchenko seit Mai<br />

mehrfach per Mail gefragt, ob sie denn zu dem<br />

ISU-Paarlauflehrgang Ende <strong>Juli</strong> in Oberstdorf<br />

komme, bei sie zusammen mit Massot als Vorzeigepaar<br />

gegen Honorar arbeiten sollte. Dieser<br />

Lehrgang lockte viele Paare aus aller Welt an,<br />

denn mit Olympiasiegern zu arbeiten, die vielleicht<br />

ihre Idole sind, ist für viele ein Traum.<br />

Massot hat längst zugesagt, aber Savchenko<br />

meldete sich zunächst nicht. Erst Ende Juni<br />

schrieb die Managerin von Richaud, nun offensichtlich<br />

auch die neue Managerin von Savchenko,<br />

dass sie sich nicht in der Lage sehe,<br />

nach Oberstdorf zu kommen. Ist sie auf Massot<br />

sauer, weil dieser endgültig nicht mehr mit ihr<br />

Wettbewerbe laufen will oder plant sie tatsächlich,<br />

eine neue Karriere mit TJ Nyman, der 2018<br />

ein guter Springer war und schon damals einen<br />

hohen Twist zeigte, wie man bei den damaligen<br />

Programmen auf Youtube sehen kann? Der <strong>Pirouette</strong><br />

antwortete Savchenko jedenfalls nicht.<br />

Wende suchte jedenfalls eine andere Partnerin<br />

für den ISU-Lehrgang. Man wird abwarten müssen,<br />

welche Wege Savchenko nun geht. <br />

<br />

Klaus-Reinhold Kany<br />

Savchenkos neuer Partner<br />

Aljona Savchenko mit ihrer Schülerin Aya Hatakawa<br />

bei der Nebelhorn Trophy 2020, Foto: Flade<br />

Sarah Feng und TJ Nyman<br />

bei der Junioren-WM 2019<br />

Foto: Dave Carmichael


8<br />

Nebelhorn Trophy <strong>2021</strong><br />

Vorschau<br />

Nebelhorn<br />

Trophy <strong>2021</strong><br />

Die Starterfelder bei der diesjährigen Nebelhorn<br />

Trophy sind vermutlich ähnlich groß wie schon<br />

bei den vergangenen Olympiaqualifikationen.<br />

Denn es gibt zwei große Gruppen von startberechtigten<br />

Läufern: Zum einen darf jedes Land,<br />

das bei der WM in Stockholm keinen Startplatz<br />

erkämpft hat, in jeder der vier Kategorien eine<br />

Person bzw. ein Paar schicken. Länder die sich<br />

bei der Nebelhorn Trophy 2020 unter den besten<br />

zehn platzieren konnten, haben außerhalb<br />

der Olympiaqualifikation einen Startplatz. Und<br />

die DEU darf als Ausrichter so viele Läufer/innen<br />

und Paare nominieren, wie sie will. Der hier<br />

abgedruckte Zeitplan kann sich noch etwas<br />

verschieben, wenn sich weniger oder mehr Läufer<br />

anmelden als vermutet. Meldeschluss ist<br />

Anfang September. Wie viele Zuschauer in die<br />

Halle dürfen, hängt von den dann geltenden<br />

Corona-Bestimmungen in Bayern ab. Sehr<br />

wahrscheinlich wird es wieder einen Livestream<br />

geben. Hier der provisorische Zeitplan:<br />

Mi, 22.9.: Ganztägiges Training<br />

Do, 23.9.: 10:00 KP Herren, 14:45 KP Paare,<br />

18:00 KP Damen<br />

Fr, 24.9.: 10:30 Rhythmustanz, 14:00 Kür Herren,<br />

19:30 Kür Paare<br />

Sa, 25.9.: 9:30 Kür Damen, 15:00 Kür Eistanzen,<br />

20:15 Schaulaufen<br />

DEU sammelt für<br />

Teamkleidung<br />

Seit dem 21. Juni läuft bei der DEU eine neudeutsch<br />

„Crowdfunding-Projekt“ genannte<br />

Geldsammelaktion. Mit ihr will man etwa 60<br />

Kaderläufern eine einheitliche Teamkleidung<br />

ermöglichen, die auch gut für Prestige und<br />

Image ist. Die DEU schrieb, sie habe einen<br />

neuen Ausrüster gefunden, der einen großen<br />

Teil der Fertigungskosten für die Kleidung<br />

sponsort, aber 15.000 Euro muss der Verband<br />

aufbringen. Eigentlich ist solch eine Teamkleidung<br />

in allen Sportarten üblich, auch in viel<br />

kleineren als dem Eiskunstlaufen. Aber schon<br />

in früheren Jahren fielen die deutschen Eisläufer<br />

manchmal dadurch auf, dass sie keine einheitliche<br />

Teamkleidung trugen. Denn die DEU<br />

hat seit vielen Jahren fast keine kommerziellen<br />

Sponsoren, nicht einmal nachdem<br />

Deutschland 2018 die Olympiasieger stellten<br />

und hat wegen Corona Verluste gemacht. Bis<br />

zum 11. <strong>Juli</strong>, also bevor dieses Heftes erscheint,<br />

wollte man das Geld sammeln, damit<br />

die Aktion erfolgreich ist. Nach einer Woche<br />

waren schon 5.000 Euro zusammen.<br />

Die Reaktionen waren unterschiedlich: Manche<br />

sagen, die Aktion sei ein guter Anfang für<br />

mehr Professionalität, mehr Sponsoren im<br />

Eiskunstlaufen und freuen sich über eine<br />

Das Crowdfunding-<br />

Projekt im Internet:<br />

https://www.fairplaid.org/<br />

teamkleidung<br />

Nicole Schott im<br />

Werbevideo<br />

Teamkleidung. Andere finden es traurig, dass<br />

die DEU offensichtlich nicht genug Geld oder<br />

Sponsoren hat, um die Teamkleidung komplett<br />

zu bezahlen. Als Belohnung erhalten die Spender<br />

Autogramme der Läufer, signierte T-Shirts<br />

oder Fotos des verstorbenen Fotografen Karl<br />

Jochen Brolich, die die DEU erhalten hat. Zusammen<br />

mit anderen wirbt Nicole Schott für<br />

das Projekt und sagte: „Team-Kleidung ist für<br />

uns Sportler immer etwas Besonderes, da wir<br />

Deutschland so nach außen repräsentieren<br />

und zeigen können, dass wir alle zusammengehören<br />

und für ein Ziel kämpfen Auch für<br />

jüngere Sportler ist es Motivation und der Anreiz,<br />

alles zu geben.“<br />

Impfzentrum wird wieder<br />

zur Eishalle<br />

Seit Dezember 2020 dient das Erika-Hess-Eisstadion<br />

in Berlin-Wedding als eines von sechs<br />

Berliner Impfzentren. Nach Mitteilung des<br />

Berliner Verbandes sollen am 20. <strong>Juli</strong> dort letztmals<br />

Impfungen vorgenommen werden. Er<br />

schrieb, der Sport habe sehr darunter gelitten,<br />

dass diese Sportstätte längere Zeit nicht genutzt<br />

werden konnten, weil es in Berlin nur<br />

wenige Eisflächen gebe. Daher hat der Verband<br />

den Senat darum gebeten, bei der geplanten<br />

Auflösung von Impfzentren bevorzugt die für<br />

Impfungen genutzten Sportstätten schnellstens<br />

dem Sport wieder zur Verfügung zu stellen. Ab<br />

21. <strong>Juli</strong> soll die Impfeinrichtung abgebaut und<br />

das Stadion auf mögliche Schäden untersucht<br />

werden. Wenn dies geschehen ist, soll dort<br />

wieder Eis gelegt werden, also vermutlich etwa<br />

ab September. Einige andere Berliner Impfzentren<br />

bleiben dagegen noch länger geöffnet.<br />

Marlies Braun und Peter<br />

Rittmann verheiratet<br />

Marlies Rittmann-Braun (54) aus Stuttgart, seit<br />

vielen Jahren Team-Managerin der United Angels,<br />

und der frühere Mannheimer Eistänzer und<br />

Synchronläufer Peter Rittmann (49) haben am<br />

Freitag vor Pfingsten geheiratet. Die standesamtliche<br />

Hochzeit haben sie in Oberstdorf gefeiert.<br />

Rittmann war Eistänzer bis zur Juniorenklasse.<br />

Von Anfang an hat er den deutschen Synchroneislauf<br />

miterlebt und war von 1993 bis 2007<br />

Mitglied der Mannheimer Shooting Stars. 1995<br />

wurde sein Team in Oberstdorf Deutsche Meister,<br />

2002 durfte es an der Synchron-WM in Rouen<br />

teilnehmen. Seit 2013 ist Rittmann Preisrichter<br />

im Synchronlaufen und seit einigen Jahren auch<br />

Mitglied der DEU-Synchronkommission. Hauptberuflich<br />

ist sie in der Schmuckbranche tätig und<br />

er ist Brückenbauingenieur.<br />

Viktor Pfeifer in<br />

Colorado Springs<br />

Der Österreicher und Amerikaner Viktor Pfeifer<br />

schrieb der <strong>Pirouette</strong>, dass er seit Juni nicht<br />

mehr in Wilmington lebt und als Trainer arbeitet,<br />

sondern nach Colorado Springs umgezogen ist,<br />

weil er dort ein gutes Angebot erhalten hat.<br />

Krasnozhon hört auf<br />

Der gebürtige Russe Alexei Krasnozhon (21), der<br />

seit dem 13. Lebensjahr in den USA lebt und jahrelang<br />

für seine neue Heimat international gestartet<br />

war, hat seine Karriere beendet. Zwar<br />

träumte er bis 2020 von einer Olympiateilnahme<br />

2022. Aber seine Erfolge waren dank des nicht so<br />

perfekten Laufstils und mit kaum sicheren Vierfachsprüngen<br />

im Repertoire nicht so groß, dass<br />

er in den USA eine Chance gehabt hätte. Auch<br />

eine Karriere als Paarläufer, für den er körperlich<br />

gut geeignet gewesen wäre, konnte ihn nicht locken.<br />

Seine größten Erfolge waren der Sieg beim<br />

Juniorenfinale 2017, Rang 8 bei den Junioren-<br />

WM 2017, zwei siebte Plätze bei Grand Prix und<br />

die Plätze fünf (2019) und sechs (2020) bei den<br />

US-Meisterschaften. Im Mai schrieb er, er werde<br />

jetzt ein Vollzeitstudium an der Texas Christian<br />

University beginnen und daher nicht mehr bei<br />

Wettbewerben starten<br />

Tod von Dr. Wolfgang Kunz<br />

Dr. Wolfgang Kunz aus Würzburg, Ehrenmitglied<br />

der ISU und der DEU, ist am 5. Juni im<br />

Alter von 81 Jahren gestorben. Nach seiner eigenen<br />

Karriere mit Jutta Peters engagierte sich<br />

der Anwalt jahrzehntelang ehrenamtlich für<br />

den Eiskunstlauf, besonders für den Eistanz.<br />

Für die DEU war er neben den Preisrichtertätigkeiten<br />

Vorsitzender des DEU-Verbandsgerichtes,<br />

Mitorganisator der WM 1991, EM 1995 und<br />

Junioren-WM 2000. Für die ISU war er ebenfalls<br />

jahrzehntelang als Preis- und Schiedsrichter<br />

aktiv. Von 1980 bis 1996 war er Mitglied<br />

der ISU-Eistanzkommission und von 1996 bis<br />

1998 deren Vorsitzender. In diesen Funktionen<br />

trat er oft als Modernisierer und Erneuerer der<br />

Eistanzwettbewerbe auf. Manchmal kam er dabei<br />

in Konflikt zu dem ISU Tanzkomitee-Chef<br />

Hans Kutschera aus Wien, der als Bewahrer des<br />

traditionellen, vom britischen Stil dominierten<br />

Eistanzens galt. 2002 erhielt Dr. Kunz das<br />

Bundesverdienstkreuz 1. Klasse.


Paniot darf für USA starten<br />

Der gebürtige Ukrainer Yaroslav Paniot, der seit<br />

Jahren in den USA lebt und trainiert und bei<br />

den vergangenen US-Meisterschaften im Januar<br />

<strong>2021</strong> einen unerwarteten vierten Platz belegt<br />

hatte, ist nun von der Ukraine freigegeben.<br />

Er wurde in die amerikanische Nationalmannschaft<br />

aufgenommen und ist nunmehr für die<br />

USA startberechtigt.<br />

Neues US-Paar Liu/O’Shea<br />

Der US-Verband bestätigte, dass Chelsea Liu<br />

und Danny O’Shea, die schon jahrelang mit anderen<br />

Partnern paargelaufen waren, ein neues<br />

Team bilden.<br />

krk<br />

Nikita Starostin in<br />

Dortmund<br />

Nikita Starostin hat seinen Trainingsort vom heimischen<br />

St. Petersburg nach Dortmund und<br />

Eindhoven verlegt. Sein Choreograph Adam Solya,<br />

ein gebürtiger Ungar und ehemaliger Eistänzer,<br />

sei nun sein Haupttrainer, bestätigte Starostin<br />

der <strong>Pirouette</strong> (wie bereits in der Kaderliste in<br />

Ausgabe 5/21 vermerkt). Der 19-Jährige, der in<br />

die Meisterklasse aufsteigt, bereitet sich intensiv<br />

auf die neue Saison vor. „Ich habe meine Sprünge<br />

mit Hilfe von Adam Solya verbessert und wir<br />

haben eine neue, emotionale Kür aufgebaut“,<br />

sagte er. „Wir wollen eine große Reife in meinem<br />

Eislaufen und meinen Bewegungen zeigen.<br />

Mit dem Text dieses Lieds kann ich wirklich meine<br />

Gefühle ausdrücken und die Choreographie<br />

erlaubt es mir, meine Linien und meine eisläuferische<br />

Entwicklung zu demonstrieren.“ Auch<br />

das KP ist neu, zu zwei Liedern von Sam Smith.<br />

„Ich fange mit einem langsamen Teil an, damit<br />

ich mich auf meine schwierigen Sprünge konzentrieren<br />

kann. Die zweite Hälfte hat einen<br />

schnellen Rhythmus mit vielen Akzenten, damit<br />

ich meine tänzerischen Fähigkeiten zeigen kann.<br />

Die Bewegungen sind sehr dynamisch, es ist wie<br />

auf einer Party, bei der das Publikum mitklatschen<br />

kann“, erklärte Starostin. „Ich möchte<br />

Schönheit und Leichtigkeit auf dem Eis zeigen<br />

sowie den vierfachen Toeloop und andere Vierfache.<br />

Die neue Saison ist sehr wichtig, da müssen<br />

wir ein einzigartiges Programm, etwas ganz<br />

Neues machen. Meine Programme gefallen mir<br />

sehr gut und ich kann es nicht erwarten, sie vor<br />

Publikum zu laufen.“ Er habe den Trainingsort<br />

gewechselt, weil er seinen Lebensschwerpunkt<br />

nach Deutschland verlegen wolle. „Ich bin<br />

schließlich ein Sportler im deutschen Nationalteam“,<br />

so Starostin und dankte der Deutschen<br />

Eislauf-Union für die Möglichkeit, an Trainingscamps<br />

teilnehmen zu können sowie seinem Choreographen<br />

Adam Solya. In Eindhoven trainiere<br />

er zusammen mit der WM-Fünften Loena Hendrickx,<br />

was ihn ebenfalls sehr motiviere. <br />

Alexia Paganini wechselt<br />

Trainer<br />

Die mehrmalige Schweizer Meisterin Alexia Paganini<br />

ist von Stéphane Lambiel zu Gheorghe<br />

Chiper nach Zürich gewechselt. „Ich möchte<br />

Stéphane Lambiel und seinem Team dafür danken,<br />

mich durch die vergangene Saison geleitet<br />

zu haben. Ich freue mich auf Wettbewerbe“,<br />

schrieb sie auf Twitter, gab aber keinen Grund<br />

für den Wechsel bekannt. Nachdem sie bei der<br />

WM das Kürfinale knapp verpasst hatte, muss<br />

Paganini in Oberstdorf um die Olympiaqualifikation<br />

kämpfen.<br />

Baby-News<br />

Die russischen Paarlauf-Olympiasieger Tatiana<br />

Volosozhar/Maxim Trankov wurden am<br />

27. Mai Eltern eines Sohnes, wie sie in sozialen<br />

Netzwerken posteten. Sie nannten den<br />

Jungen Theodor. Der Stammhalter ist nach<br />

der inzwischen vier Jahre alten Tochter Anjelika<br />

das zweite Kind für Volosozhar/Trankov.<br />

Luca Lanotte, mit Anna Cappellini Eistanzweltmeister<br />

2014 für Italien, und seine<br />

Frau Eve Bentley, eine britisch-französische<br />

ehemalige Eistänzerin, freuen sich über<br />

die Geburt ihrer Tochter Lucia, wie er Anfang<br />

Juni auf Instagram bekanntgab. Das<br />

Paar hat bereits einen bald fünf Jahre alten<br />

Sohn namens James. Kurz vor Redaktionsschluss<br />

wurden Lanottes Eispartnerin Anna<br />

Cappellini und ihr Ehemann Ondrej Hotarek<br />

Eltern einer Tochter. Diana erblickte am 2.<br />

<strong>Juli</strong> das Licht der Welt.<br />

Spodyriev verheiratet<br />

Der aus der Ukraine stammende polnische Eistänzer<br />

Maksym Spodyriev hat am 4. Juni seine<br />

Verlobte Sofia Lizunova in seiner alten Heimatstadt<br />

Kharkiv geheiratet, wie der glückliche<br />

Bräutigam per Instagram verkündete.<br />

Kiira Korpi getrennt<br />

Die dreimalige EM-Medaillengewinnerin Kiira<br />

Korpi aus Finnland und ihr Ehemann Arthur<br />

Borges haben sich nur drei Jahre nach ihrer<br />

Hochzeit getrennt. „Unsere gemeinsame Reise<br />

als Paar ist zu einem Ende gekommen. Elf wunderbare<br />

gemeinsame Jahre haben uns vieles gelehrt.<br />

Wir haben unser Leben zusammen genossen<br />

und wir sind dankbar für unsere wunderbare<br />

Freundschaft, die wir weiterhin schätzen werden“,<br />

schrieb Korpi unter einem Foto von sich<br />

und Borges in den sozialen Netzwerken.<br />

Hongo hört auf<br />

Die dreimalige WM-Teilnehmerin Rika Hongo<br />

aus Japan hat ihre Karriere beendet. Sie gab auf<br />

Instagram bekannt, dass sie aber dem Eislaufen<br />

weiterhin verbunden bleiben möchte. Ihre größten<br />

Erfolge waren der Gewinn zweier Bronzemedaillen<br />

bei den Vier-Kontinente-Meisterschaften<br />

2015 und 2016 sowie drei WM-Teilnahmen<br />

mit Platz sechs im Jahr 2015 als bester<br />

Platzierung. In den vergangenen Jahren<br />

konnte sie nicht mehr daran anknüpfen und<br />

landete bei der Japanischen Meisterschaft <strong>2021</strong><br />

nur auf Rang 18. Ihr Landsmann Ryuichi Hino<br />

erklärte ebenfalls seinen Rücktritt. tat<br />

Japan beschickt drei erste<br />

Junioren Grand Prix nicht<br />

Der japanische Verband gab im Anschluss an<br />

eine Vorstandsitzung am 23. Juni bekannt, dass<br />

er wegen Corona für die ersten drei Junioren<br />

Grand Prix (zweimal in Courchevel und einmal<br />

in Kosice) keine Läufer nominieren wolle. Diese<br />

Entscheidung stieß bei dem renommierten und<br />

in Japan lebendem Eislaufjournalisten Jack Gallagher<br />

auf Kritik, der schrieb, bis dahin könnten<br />

doch die Läufer und Trainer längst geimpft sein,<br />

wenn sie es wollten. Außerdem sei schon die<br />

vergangene Juniorenserie ersatzlos gestrichen<br />

worden und man könne dem japanischem<br />

Nachwuchs nicht noch einmal ein Verzicht zumuten,<br />

das würde ihn weiter hinter die Weltspitze<br />

zurückfallen lassen. Andere Eislaufgroßmächte<br />

wie Russland oder die USA würden ihre<br />

Läufer auch schicken. Der von Gallagher befragte<br />

ISU-Kommentator Ted Barton sagte in<br />

dem Artikel, dass Japan eben die Gesundheit<br />

seiner Läufer über den Sport stelle. Die Meisterklasse-Grand<br />

Prix will Japan aber komplett<br />

beschicken (siehe Seite 10), aber sie beginnen<br />

zwei Monate später.<br />

Péchalat ins Olympische<br />

Komitee gewählt<br />

Die französische Verbandspräsidentin Nathalie<br />

Péchalat wurde Ende Juni mit mehr als 80 Prozent<br />

Zustimmung in das französische Olympische<br />

Komitee gewählt. Diese Position hatte bisher<br />

noch ihr Vorgänger Didier Gailhaguet inne,<br />

der von dieser Funktion nicht zurücktreten<br />

wollte und dessen Amtszeit erst jetzt endete.<br />

Frankfurter Seminare<br />

fallen aus<br />

Die alljährlich im Sommer am Frankfurter Flughafen<br />

abgehaltenen und in diesem Jahr vom<br />

22. bis 29. <strong>August</strong> geplanten ISU-Seminare für<br />

Technische Spezialisten und Controller fallen<br />

wegen der nach wie vor herrschenden coronabedingten<br />

Reisebeschränkungen aus, sollen aber<br />

2022 wieder stattfinden.<br />

Lauriault/Le Gac werden<br />

Kanadier<br />

Wie in der Mai-<strong>Pirouette</strong> schon vermutet, wird<br />

das bisher für Frankreich gestartete Eistanz-<br />

Ehepaar Marie-Jade Lauriault und Romain Le<br />

Gac in Zukunft für Kanada laufen, weil sie dort<br />

auch leben. Lauriault ist ohnehin gebürtige Kanadierin<br />

aus Laval nahe Montreal und Le Gac<br />

hat dort eine Praxis für Osteopathie (ganzheitliche<br />

Heilkunde durch Behandlung mit den Händen)<br />

eröffnet. Sie dankten dem französischen<br />

Verband und ihrem Verein für das langjährige<br />

Engagement. Einen Grand Prix erhielt das neukanadische<br />

Paar zunächst nicht.<br />

krk<br />

9<br />

News


10<br />

Wer startet wo beim Grand Prix?<br />

Wer startet wo beim Grand Prix?<br />

Am 29. Juni veröffentlichte die ISU die<br />

Beschickungsliste für die Grand Prix,<br />

diesmal wieder mit vielen internationalen<br />

Läufer/innen und ohne regionale Beschränkungen.<br />

Es ist zu hoffen, dass die<br />

noch vorhandenen Reisebeschränkungen<br />

aufgehoben werden und alle (eventuell<br />

nur mit Impfungen und/oder Tests) dorthin<br />

ohne Quarantäne reisen können, wohin sie<br />

wollen und auch Kanada den Grand Prix<br />

nicht wieder absagt. Vermutlich hat die<br />

ISU für den Fall einer Absage ähnlich wie<br />

bei den Junioren Grand Prix einen Plan B<br />

in der Schublade. Vielleicht würde bei einer<br />

Annullierung Helsinki einspringen, so<br />

wie vor drei Jahren schon einmal, als China<br />

keinen Grand Prix ausrichten wollte.<br />

Die Mindestpunktzahl für Grand Prix Starts außer<br />

für die einheimischen Läufer/innen ist immer drei<br />

Fünftel der Gesamtpunktzahl der aktuellen Weltmeister,<br />

diesmal also 139,90 für Damen, 192,53<br />

für Herren, 136,55 für Kunstlaufpaare und 132,70<br />

Eistanzpaare<br />

USA: Fournier Beaudry/Sörensen,<br />

Soucisse/Firus, Komatsubara/Koleto,<br />

Kaliszek/Spodyriev, Morozov/Bagin,<br />

Zagorski/Guerreiro, Smart/Diaz, Chock/Bates,<br />

Hubbell/Donohue, ein weiteres US.Paar<br />

Kanada: Gilles/Poirier, Lajoie/Lagha,<br />

Sales/Wamsteeker, Fear/Gibson, Guignard/<br />

Fabbri, Davis/Smolkin, Shanaeva/Naryzhnyy,<br />

Smart/Diaz, Carreira/Ponomarenko,<br />

Green/Parsons<br />

China: Soucisse/Firus, Chen/Sun, Wang/Liu,<br />

ein weiteres chinesisches Tanzpaar,<br />

Lopareva/Brissaud, Papadakis/Cizeron,<br />

Müller/Dieck, Stepanova/Bukin, Green/<br />

Parsons, Hubbell/Donohue<br />

Japan: Lajoie/Lagha, Wang/Liu, Fear/Gibson,<br />

Muramoto//Takahashi, ein weiteres<br />

japanisches Tanzpaar, Sinitsina/Katsalapov,<br />

Hurtado/Khaliavin, Nazarova/Nikitin,<br />

Chock/Bates, Hawayek/Baker<br />

Frankreich: Gilles/Poirier, Galyavieva/<br />

Thauron, Papadakis/Cizeron, ein weiteres<br />

französisches Tanzpaar, Janse van Rensburg/<br />

Steffan, Reed/Ambrulevicius, Morozov/Bagin,<br />

Stepanova/Bukin, Zagorski/Guerreiro,<br />

Carreira/Ponomarenko<br />

Russland: Fournier Beaudry/Sörensen,<br />

Galyavieva/Thauron, Kazakova/Reviya,<br />

Guignard/Fabbri, Kaliszek/Spodyriev,<br />

Sinitsina/Katsalapov, Skoptcova/Aleshin,<br />

ein weiteres russisches Tanzpaar,<br />

Hurtado/Khaliavin, Hawayek/Baker<br />

Punkte für Eistanzpaare. Der Rostelecom Cup<br />

(Cup of Russia) findet diesmal in der Olympiahalle<br />

von Sotchi statt und nicht in Moskau. Das neue<br />

kanadische Paar Vanessa James und Eric Radford<br />

erhielt als Top-Rückkehrer zwei Grand Prix.<br />

Nathan Chen und Yuzuru Hanyu, die beiden Top-<br />

Favoriten bei den Herren, treffen erst beim Finale<br />

aufeinander, wenn sie sich qualifizieren. Die Kasachin<br />

und WM-Zweite von 2019, Elizabet Tursynbaeva,<br />

versucht nach zwei Jahren verletzungsbedingter<br />

Pause in Russland ein Comeback beim Cup<br />

of Russia. Nicht nominiert wurden unter anderem<br />

Alexei Bychenko, das US-Paar Calalang/Johnson<br />

und das nordkoreanische Paar.<br />

Die deutschen Läufer/innen können mit der Verteilung<br />

zufrieden sein. Annika Hocke und Robert<br />

Kunkel konnten mit zwei Grand Prix rechnen (China,<br />

Russland). Aber dass Minerva Hase und <strong>No</strong>lan<br />

Seegert auch ohne WM-Teilnahme zwei (Kanada<br />

und Japan) erhielten, ist etwas überraschend. Dies<br />

ist den 183 Punkten beim fünften EM-Platz 2020<br />

und der Tatsache zu verdanken, dass es viele Länder<br />

ohne Paare gibt. Nicole Schott darf in Japan<br />

und Paul Fentz dank des achten EM-Platzes 2020<br />

in China starten. Katharina Müller und Tim Dieck<br />

reisen nach Chongqing, Jennifer Janse van Rensburg<br />

und Benjamin Steffan nach Grenoble. Für einen<br />

zweiten Grand Prix war der WM-Platz bei den<br />

ersten drei nicht weit genug vorne. Selbstverständlich<br />

erhielt die Österreicherin Olga Mikutina nach<br />

Platz acht bei der WM zwei Grand Prix (Japan und<br />

Russland), ebenso wie die WM-Elften und Landsleute<br />

Miriam Ziegler und Severin Kiefer (ebenfalls<br />

Tokio und Sotchi). Die Schweizerin Alexia Paganini<br />

bekam einen (Vancouver), während es für Lukas<br />

Damen<br />

USA (Las Vegas): Miyahara, Sakamoto,<br />

Yokoi, Kurakova, Kim, You, Sinitsyna,<br />

Trusova, Usacheva, Glenn, Tennell, eine<br />

weitere Amerikanerin<br />

Kanada (Vancouver): Bausback, Schizas,<br />

Schumacher, Higuchi, Kihira, Lee, Kostornaia,<br />

Tuktamysheva, Valieva, Paganini, Karen<br />

Chen, Liu<br />

China (Chongqing): Hendrickx, Hongyi Chen,<br />

Lin, Zhu, Mihara, Miyahara, Kim, Lim, Khromykh,<br />

Samodurova, Shcherbakova, Tennell<br />

Japan (Tokio): Mikutina, Schott, Kihira,<br />

Sakamoto, eine weitere Japanerin, Lim, Wi,<br />

You, Trusova, Usacheva, Glenn, Liu<br />

Frankreich (Grenoble): Ryabova, Mazzara,<br />

Méité, Serna, Higuchi, Lee, Kostornaia,<br />

Shcherbakova, Sinitsyna, Andrews, Bell,<br />

Karen Chen<br />

Russland (Sotchi): Mikutina, Ryabova,<br />

Hendrickx, Schizas, Kiibus, Matsuike,<br />

Tursynbaeva, Kurakova, Tuktamysheva,<br />

Valieva, eine weitere Russin, Bell<br />

Britschgi trotz Platz 15 bei der WM zunächst nicht<br />

gereicht hat. Aber er steht sicherlich ziemlich vorne<br />

auf der Ersatzliste. Klaus-Reinhold Kany<br />

Herren<br />

USA: Nguyen, Brezina, Aymoz, Siao Him Fa,<br />

Grassl, Sato, Uno, Danielian, Samsonov,<br />

Nathan Chen, Zhou, ein weiterer Amerikaner<br />

Kanada: Messing, Sadovsky, ein weiterer<br />

Kanadier, Kvitelashvili, Tanaka, Yamamoto,<br />

Ignatov, Samarin, Semenenko, Brown,<br />

Nathan Chen, Hiwatashi<br />

China: Yudong Chen, Jin, Yan, Fentz, Grassl,<br />

Kagiyama, Tomono, Vasiljevs, Cha, Aliev,<br />

Gummenik, Kolyada<br />

Japan: Nguyen, Rizzo, Hanyu, Uno, ein<br />

weiterer Japaner, Cha, Ignatov, Samarin,<br />

Samsonov, Hiwatashi, Pulkinen, Zhou<br />

Frankreich: Messing, Aymoz, Siao Him Fa,<br />

ein weiterer Franzose, Frangipani, Kagiyama,<br />

Sato, Vasiljevs, Aliev, Danielian, Mozalev,<br />

Brown<br />

Russland: Sadovsky, Brezina, Kvitelashvili,<br />

Rizzo, Hanyu, Tanaka, Tomono, Kolyada,<br />

Semenenko, ein weiterer Russe, Naumov,<br />

Pulkinen<br />

Kunstlaufpaare<br />

USA: Walsh/Michaud, Miura/Kihara,<br />

Boikova/Kozlovskii, Pepeleva/Pleshkov, Tarasova/Morozov,<br />

Knierim/Frazier, Liu/O’Shea,<br />

ein weiteres US-Paar<br />

Kanada: James/Radford, Matte/Ferland,<br />

Moore-Towers/Marinaro, Sui/Han,<br />

Hase/Seegert, Jones/Boyadji, Pavliuchenko/<br />

Khodykin, Cain-Gribble/LeDuc<br />

China: Peng/Jin, Sui/Han, ein weiteres<br />

chinesisches Paar, Hocke/Kunkel,<br />

Della Monica/Guarise, Ghilardi/Ambrosini,<br />

Artemeva/Nazarychev, Pepeleva/Pleshkov<br />

Japan: Ziegler/Kiefer, Walsh/Michaud,<br />

Hase/Seegert, Miura/Kihara, Mishina/<br />

Galliamov, Tarasova/Morozov, Cain-Gribble/<br />

Le Duc, Lu/Mitrofanov<br />

Frankreich: James/Radford, Peng/Jin,<br />

Wang/Huang, Hamon/Strekalin, ein weiteres<br />

französisches Paar, Artemeva/Nazarychev,<br />

Boikova/Kozlovskii, Knierim/Frazier<br />

Russland: Ziegler/Kiefer, Moore-Towers/<br />

Marinaro, Hocke/Kunkel, Della Monica/<br />

Guarise, Mishina/Galliamov, Pavliuchenko/<br />

Khodykin, ein weiteres russisches Paar,<br />

Lu/Mitrofanov


11<br />

Wer startet wo beim Grand Prix?<br />

Paul Fentz war in Top-Form beim<br />

Junitraining in Berlin.<br />

Paul Fentz bei der Nebelhorn Trophy 2020<br />

Foto: Jochen Krauter


12<br />

Wettbewerbe der kommenden Saisons<br />

Voraussichtliche Wettbewerbe<br />

(Stand: 4. <strong>Juli</strong>)<br />

So nach und nach haben die ISU und<br />

die nationalen Verbände bekanntgegeben,<br />

welche Wettbewerbe sie in der<br />

jetzt beginnenden Saison planen. Aber<br />

sämtliche Termine sind mit Vorsicht zu<br />

genießen, weil Anfang <strong>Juli</strong> noch niemand<br />

sagen kann, ob die Infektionszahlen dank<br />

der Impfungen niedrig bleiben oder wegen<br />

der Delta-Variante des Virus im<br />

Herbst und Winter eine neue Welle auf<br />

die Welt zukommt, die in einigen Ländern<br />

(Großbritannien, Russland, Israel, Portugal)<br />

schon begonnen hat. Alle Termine<br />

sind deshalb ohne Gewähr und können<br />

sich ändern.<br />

So pessimistisch wie schon zuvor war wieder<br />

einmal Kanada, denn das Land hat den Ende<br />

<strong>August</strong> in Edmonton geplanten zweiten Junioren<br />

Grand Prix bereits abgesagt. Das liegt auch<br />

daran, dass zum Stand Ende Juni auch im <strong>August</strong><br />

alle Läufer, Trainer und Offizielle, die nach<br />

Kanada einreisen wollen, zwei Wochen in Hotel-Quarantäne<br />

müssten. Andererseits soll aber<br />

gleichzeitig eine Frauen-Eishockey-WM stattfinden<br />

dürfen, für die man wohl eine Ausnahme<br />

von der Quarantäne macht. Das ist unverständlich.<br />

Die ISU war auf die Absage vorbereitet<br />

und hat das Event in das wettbewerbserfahrene<br />

Courchevel in den französischen Alpen verlegt,<br />

das in der Woche zuvor ohnehin den ersten Junioren<br />

Grand Prix veranstalten will. Damit gibt<br />

es erstmals zwei Junioren Grand Prix im Abstand<br />

von wenigen Tagen am selben Ort. Dies<br />

ist eine sehr gute Idee, denn es spart Reisekosten<br />

für alle, die bei jedem Event dabei sein<br />

wollen oder müssen, zum Beispiel der ISU<br />

Eventmanager, das Team von Swiss Timing, das<br />

Team von ISU-Kommentator Ted Barton (falls<br />

es vor Ort ist) und auch einige Trainer und Läufer.<br />

In Danzig gibt es jetzt Paarlaufen.<br />

Die USA haben kurzfristig noch einen Wettbewerb<br />

hinzugefügt, der gleichzeitig mit dem kanadischen<br />

Autumn Classic stattfinden soll, für<br />

alle Fälle, aber bei Redaktionsschluss dieses<br />

Heftes war noch kein Ort gefunden. Die Golden<br />

Spin, der letzte Challenger-Wettbewerb dieser<br />

Saison, findet nicht nur gleichzeitig mit dem<br />

Grand Prix Finale statt, sondern auch gleichzeitig<br />

mit den Deutschen Meisterschaften. Für die<br />

Junioren-WM 2024 war Minsk der einzige Bewerber,<br />

aber wegen der politischen Sanktionen<br />

gegen Belarus hat die ISU vorläufig von einer<br />

Vergabe Abstand genommen. Montreal erhielt<br />

erwartungsgemäß die WM 2024 als Ersatz für<br />

die ausgefallene WM 2020. Die ISU hat bei den<br />

Challenger-Wettbewerben auch die oft gleichzeitig<br />

stattfindenden Nicht-Challenger-Wettbewerbe<br />

aufgeführt, die lässt die <strong>Pirouette</strong> weg.<br />

<br />

Klaus-Reinhold Kany<br />

<strong>2021</strong><br />

21.07. – 24.07. Skate Detroit in Bloomfield<br />

Hills (USA)<br />

26.07. – 31.07. Philadelphia Summer in<br />

Aston/Pennsylvania (USA)<br />

29.07. – 01.08. Glacier Falls Summer<br />

Event in Anaheim (USA)<br />

04.08. – 08.08. Quebec Summer Championships<br />

in Pierrefonds<br />

(Kanada)<br />

12.08. – 15.08. Cranberry Cup in <strong>No</strong>rwood<br />

(nahe Boston, USA)<br />

12.08. – 15.08. Lake Placid Ice Dance in<br />

<strong>No</strong>rwood (USA)<br />

18.08. – 21.08. Junioren Grand Prix 1 in<br />

Courchevel (Frankreich)<br />

20.08. – 22.08. DEU-Sichtungslaufen in<br />

Mannheim<br />

25.08. – 28.08. Junioren Grand Prix 2 in<br />

Courchevel (Frankreich)<br />

01.09. – 04.09. Ice Mall Cup in Eilat<br />

(Israel)<br />

01.09. – 04.09. Junioren Grand Prix in<br />

Kosice (Slowakei)<br />

10.09. – 11.09. John Nicks Pairs Challenge<br />

in New York City (USA)<br />

10.09. – 12.09. Challenger: Lombardia<br />

Trophy in Bergamo (Italien)<br />

11.09. – 12.09. Russisches Sichtungslaufen<br />

in Cheljabinsk<br />

15.09. – 18.09. Figure Skating Classic in ?<br />

(USA)<br />

15.09. – 18.09. Junioren Grand Prix in<br />

Krasnoyarsk (Russland)<br />

16.09. – 18.08. Challenger: Autumn<br />

Classics in Pierrefonds<br />

(nahe Montreal, Kanada)<br />

22.09. – 24.09. Challenger: Nebelhorn<br />

Trophy in Oberstdorf<br />

22.09. – 25.09. Junioren Grand Prix in<br />

Ljubljana (Slowenien)<br />

29.09. – 02.10. Junioren Grand Prix in<br />

Danzig (Polen)<br />

30.09. – 02.10. Challenger: Nepela Memorial<br />

in Bratislava (Slowakei)<br />

01.10. – 03.10. Master’s in Epinal (Frankr.)<br />

02.10. Japan Open in Saitama<br />

(Japan)<br />

<strong>06</strong>.10. – 09.10. Junioren Grand Prix in<br />

Linz (Österreich)<br />

07.10. – 10.10. Challenger: Finlandia<br />

Trophy in Espoo (Finnland)<br />

09.10. – 10.10. Ruhr Cup in Essen<br />

13.10. – 17.10. Challenger: Asian Trophy<br />

in Peking (Test Event<br />

Olympiahalle, China)<br />

14.10. – 17.10. Budapest Trophy (Ungarn)<br />

14.10. – 17.10. Ice Star in Minsk<br />

(Weißrussland)<br />

15.10. – 17.10. Mezzaluna Cup in<br />

Mentana (Italien)<br />

20.10. – 23.10. Victor Petrenko Cup in<br />

Odessa (Ukraine)<br />

20.10. – 24.10. Trophée Metropole Côte<br />

d‘Azur in Nizza (Frankr.)<br />

<strong>2021</strong><br />

22.10. – 24.10. Grand Prix: Skate America<br />

in Las Vegas<br />

22.10. – 24.10. Westfalen Cup in Dortmund<br />

27.10. – 30.10. Autumn Talents Cup in<br />

Brovary (Ukraine)<br />

28.10. – 31.10. Tirnavia Ice Cup in Trnava<br />

(Slowakei)<br />

28.10. – 31.10. Challenger: Denis Ten<br />

Memorial in Almaty<br />

(Kasachstan)<br />

28.10. – 31.10. Crystal Skate in Bukarest<br />

(Rumänien)<br />

28.10. – 31.10. Golden Bear in Zagreb<br />

(Kroatien)<br />

29.10. – 31.10. Grand Prix: Skate Canada<br />

in Vancouver<br />

29.10. – 31.10. Berliner Meisterschaften<br />

mit Großem Berliner Bär<br />

30.10. – 31.10. Hessenpokal in Frankfurt<br />

03.11. – 07.11. Volvo Cup in Riga<br />

(Lettland)<br />

04.11. – 07.11. NRW Trophy in Dortmund<br />

05.11. – 07.11. Grand Prix: Cup of China<br />

in Chongqing<br />

05.11. – 07.11. Icelab Cup in Bergamo<br />

(Italien)<br />

05.11. – 07.11. Pavel Roman Memorial in<br />

Olomouc (Tschech. Rep.)<br />

<strong>06</strong>.11. – 07.11. Teaside Trophy in Dundee<br />

(Großbritannien)<br />

08.11. – 13.11. Adult Wettbewerb (Erwachsene)<br />

in Oberstdorf<br />

11.11. – 14.11. Challenger: Cup of Austria<br />

(Ice Challenge) in Graz<br />

(Österreich)<br />

12.11. – 14.11. Grand Prix: NHK Trophy in<br />

Tokio (Japan)<br />

15.11. – 21.11. Tallinn Trophy (Estland)<br />

18.11. – 21.11. Challenger: Warschau Cup<br />

(Polen)<br />

18.11. – 21.11. Skate Celje (Slowenien)<br />

19.11. – 20.11. Offene Thüringer Meisterschaften<br />

in Erfurt<br />

19.11. – 21.11. Grand Prix: Internationaux<br />

de France in Grenoble<br />

(Frankreich)<br />

20.11. – 21.11. Eisemann-Pokal in Stuttg.<br />

23.11. – 28.11. Denkova-Staviski Cup in<br />

Sofia (Bulgarien)<br />

24.11. – 28.11. Open d’Andorra in Canillo<br />

(Andorra)<br />

26.11. – 28.11. Grand Prix: Rostelecom<br />

Cup in Sotchi (Russland)<br />

27.11. – 28.11. Schweizer Meisterschaften<br />

in Luzern<br />

02.12. – 08.12. Santa Claus (Nikolaus)<br />

Cup in Budapest (Ungarn)<br />

03.12. – 04.12. Kaunas Amber Cup<br />

(Litauen)<br />

04.12. – 05.12. Joachim Edel Pokal in Bad<br />

Nauheim<br />

07.12. – 11.12. Bosphorus Cup in Istanbul<br />

(Türkei)


13<br />

<strong>2021</strong><br />

08.12. – 11.12. Challenger: Golden Spin in<br />

Zagreb (Kroatien)<br />

09.12. Christmas Magic in<br />

Bukarest (Rumänien)<br />

09.12. – 11.12. Österreichische Staatsmeisterschaften<br />

in ?<br />

09.12. – 12.12. Grand Prix Finale in Osaka<br />

(Japan)<br />

10.12. – 12.12. Deutsche Meisterschaften<br />

in Neuss<br />

10.12. – 12.12. Latvia International in<br />

Riga-Marupe (Lettland)<br />

11.12. – 21.12. Winter Universiade in<br />

Luzern (Schweiz)<br />

16.12. – 19.12. Französische Meisterschaften<br />

in Cergy-Pontoise<br />

(nahe Paris)<br />

16.12. – 19.12. Open Belarus Cup in<br />

Minsk<br />

17.12. – 19.12. Deutsche Nachwuchsmeisterschaften<br />

in Dortmund<br />

17.12. – 19.12. Grand Prix of Bratislava<br />

(kein ISU Grand Prix,<br />

Slowakei)<br />

21.12. – 26.12. Russische Meisterschaften<br />

in St. Petersburg<br />

22.12. – 26.12. Japanische Meisterschaften<br />

in Saitama<br />

2022<br />

03.01. – 09.01. US-Meisterschaften in<br />

Nashville/Tennessee<br />

05.01. – 09.01. Mentor Torun Cup in<br />

Torun (Polen)<br />

<strong>06</strong>.01. – 13.01. Kanadische Meisterschaften<br />

in Ottawa<br />

10.01. – 16.01. Europameisterschaften in<br />

Tallinn (Estland)<br />

12.01. – 16.01. Edusport Trophy in<br />

Bukarest (Rumänien)<br />

17.01. – 22.01. Vier-Kontinente-<br />

Meisterschaften in Tianjin<br />

(China)<br />

18.01. – 23.01. Bavarian Open in<br />

Oberstdorf<br />

19.01. – 22.01. Skate Helena in Belgrad<br />

(Serbien)<br />

26.01. – 30.01. Maria Olszewska Memorial<br />

in Lodz (Polen)<br />

26.01. – 30.01. <strong>No</strong>rdische Meisterschaften<br />

in Kopenhagen<br />

(Dänemark)<br />

28.01. – 29.01. Wiehl Pokal<br />

01.02. – <strong>06</strong>.02. Sofia Trophy (Bulgarien)<br />

03.02. – <strong>06</strong>.02. Dragon Trophy &<br />

Tivoli Cup in Ljubljana<br />

(Slowenien)<br />

04.02. Reykjavik Games (Island)<br />

04.02. – <strong>06</strong>.02. Heiko-Fischer-Pokal in<br />

Stuttgart<br />

04.02. – <strong>06</strong>.02. Egna Dance Trophy<br />

(Italien)<br />

04.02. – <strong>06</strong>.02. Meran Ice Trophy (Italien)<br />

04.02. – <strong>06</strong>.02. Ina-Bauer-Pokal in Krefeld<br />

04.02. – 22.02. Olympische Winterspiele<br />

in Peking (China)<br />

2022<br />

09.02. – 12.02. LuMi Dance Trophy in<br />

Odessa (Ukraine)<br />

11.02. – 13.02. Jegvirak Cup in Miskolc<br />

(Ungarn)<br />

15.02. – 22.02. Erwachsenenwettbewerb<br />

in Ottawa (Kanada)<br />

19.02. – 20.02. Baden-Württembergische<br />

Meisterschaften in<br />

Stuttgart<br />

19.02. – 20.01. Hessische Meisterschaften<br />

in Bad Nauheim<br />

19.02. – 20.02. NRW-Meisterschaften in<br />

Dortmund<br />

24.02. – 27.02. Bellu Memorial in<br />

Bukarest (Rumänien)<br />

24.02. – 27.02. Challenge Cup in Den<br />

Haag (Niederlande)<br />

25.02. – 27.02. Sarajevo Open<br />

(Bosnien-Hercegowina)<br />

04.03. – <strong>06</strong>.03. Tallink Hotels Cup in<br />

Tallinn (Estland)<br />

07.03. – 13.03. Junioren-WM in Sofia<br />

(Bulgarien)<br />

11.03. – 13.03. Dom-Pokal in Köln<br />

13.03. – 17.03. Triglav Trophy in Jesenice<br />

(Slowenien)<br />

18.03. – 20.03. Coupe du Printemps<br />

(Frühlings-Cup) in<br />

Kockelscheuer<br />

(Luxemburg)<br />

20.03. – 25.03. Europäische Olympische<br />

Jugendspiele in ?<br />

21.03. – 27.03. Weltmeisterschaften in<br />

Montpellier (Frankreich)<br />

29.03. – 01.04. Spring Talents in Brovary<br />

(Ukraine)<br />

07.04. – 10.04. Black Sea Ice Cup in<br />

Kranevo (Bulgarien)<br />

07.04. – 10.04. Egna Spring Trophy<br />

(Italien)<br />

08.04. – 10.04. Kurbada Cup in Riga<br />

(Lettland)<br />

13.04. – 17.04. Ice Cup in Minsk (Belarus)<br />

16.05. – 21.05. Erwachsenenwettbewerb<br />

(Adult) in Oberstdorf<br />

2023<br />

23.01. – 29.01. Europameisterschaften in<br />

Helsinki (Finnland)<br />

07.02. – 12.02. Vier-Kontinente-Meisterschaften<br />

in Sydney<br />

(Australien)<br />

27.02. – 05.03. Junioren-WM in Calgary<br />

(Kanada)<br />

20.03. – 26.03. Weltmeisterschaften in<br />

Saitama (Japan)<br />

2024<br />

22.01. – 28.01. Europameisterschaften in<br />

Budapest (Ungarn)<br />

<strong>06</strong>.02. – 11.02. Vier-Kontinente-Meisterschaften<br />

in ?<br />

26.02. – 03.03. Junioren-WM in ?<br />

18.03. – 24.03. Weltmeisterschaften in<br />

Montreal (Kanada)<br />

Synchron <strong>2021</strong><br />

03.11. – 07.11. Volvo Cup in Riga<br />

(Lettland)<br />

03.12. – 05.12. Amber Cup in Riga<br />

(Lettland)<br />

18.12. – 19.12. Santa Claus Cup in Brünn<br />

(Tschechische Republik)<br />

Synchron 2022<br />

<strong>06</strong>.01. – 08.01. Challenger: Hevelius Cup<br />

in Danzig (Polen)<br />

13.01. – 16.01. Lumière Cup in Eindhoven<br />

(Niederlande)<br />

15.01. – 16.01. Britannia Cup in <strong>No</strong>ttingham<br />

(Großbritannien)<br />

20.01. – 23.01. Challenger: Marie<br />

Lundmark Trophy in Turku<br />

(Finnland)<br />

27.01. – 30.01. Leon Lurje Trophy in Göteborg<br />

(Schweden)<br />

28.01. – 29.01. Challenger: US Synchronized<br />

in <strong>No</strong>rwood (USA)<br />

28.01. – 30.01. Mozart Cup in Salzburg<br />

(Österreich)<br />

03.02. – 05.02. Snowflakes Trophy in<br />

Zagreb (Kroatien)<br />

04.02. – 05.02. Challenger: French Cup in<br />

Rouen (Frankreich)<br />

10.02. – 12.02. Tissot Neuchàtel Trophy<br />

(Schweiz)<br />

11.02. – 13.02. Trophy d’Ecosse in<br />

Dumfries (Großbritannien)<br />

18.02. – 20.02. Spring Trophy in Sesto San<br />

Giovanni (Italien)<br />

26.02. NRW Synchron Trophy<br />

in Neuss<br />

26.02. – 27.02. Cup of Dresden<br />

(geändertes Datum)<br />

01.03. – 03.03. Budapest Cup (Ungarn)<br />

04.03. – 07.03. Steel City Trophy in<br />

Sheffield (Großbritannien)<br />

17.03. – 19.03. Junioren-WM in Innsbruck<br />

(Österreich)<br />

07.04. – 09.04. Weltmeisterschaften in<br />

Hamilton (Kanada)<br />

Synchron 2023<br />

10.03. – 11.03. Junioren-WM in Lyon<br />

(Frankreich)<br />

Synchron 2024<br />

08.03. – 09.03. Junioren-WM in ?<br />

05.04. – <strong>06</strong>.04. Weltmeisterschaften in<br />

Zagreb (Kroatien)<br />

Erscheinungstermin<br />

der nächsten <strong>Pirouette</strong>:<br />

Digital: 2.9.<strong>2021</strong><br />

Print: 15.9.<strong>2021</strong><br />

Wettbewerbe der kommenden Saisons


14<br />

Juni-Training in Berlin<br />

Sommertraining<br />

Minerva Hase und <strong>No</strong>lan Seegert, Fotos: Kany<br />

Annika Hocke und Robert Kunkel<br />

Daria Danilova und Michel Tsiba<br />

Kai Jagoda<br />

Soner Öztürk<br />

Engagiertes Juni-Trainin<br />

Bereits eine lange Tradition haben<br />

meine Besuche in Berlin im Juni, um<br />

zu erfahren, was es Neues in den dort im<br />

Sommer geöffneten Eishallen gibt. Der<br />

neue Stützpunktleiter Jens Ter Laak ist<br />

in das einige Minuten vom Sportforum<br />

entfernt liegende und renovierte Büro<br />

von Reinhard Ketterer eingezogen, der<br />

etwa 25 Jahre hier Stützpunktleiter und<br />

Leitender Landestrainer war.<br />

Seit seinem Ruhestand war Viola Striegler außer<br />

Trainerin und Bundestrainerin „nebenbei“<br />

auch Stützpunktleiterin, was nicht ideal, weil<br />

zu viel auf einmal war. Striegler liegt allerdings<br />

als Rentnerin nicht auf der faulen Haut,<br />

sondern war bei meinem Besuch und ist generell<br />

den überwiegenden Teil des Tages weiterhin<br />

am Eis. Strieglers Bundestrainer-Nachfolger<br />

Robert Dierking unterrichtete in der dritten<br />

Juniwoche in Berlin, auch wenn sein Hauptsitz<br />

jetzt Oberstdorf ist. Mehrere Trainer sagten, sie<br />

müssten einen immer größeren Teil der Arbeitszeit<br />

am Schreibtisch statt auf dem Eis<br />

verbringen und hofften, dass ihnen ein hauptberuflicher<br />

Stützpunktleiter einige bürokratische<br />

Arbeit abnimmt. Aber Ter Laak machte<br />

mir klar, dass die Digitalisierung Formalismus<br />

mit sich bringt und die Geldgeber von Bund<br />

und Land immer höhere Anforderungen stellen<br />

und Nachweise und Abstimmungsgespräche<br />

verlangen. Die Zusammenarbeit mit dem Senat,<br />

dem DOSB und anderen Stellen klappe<br />

bereits sehr gut. Er habe schon 22 Jahre nebenberuflich<br />

als Trainer gearbeitet und kenne<br />

daher alle Seiten. So nah wie möglich wolle er<br />

an den Läufern und Trainern sein und erarbeite<br />

gerade mit ihnen ein neues Konzept. Damit er<br />

zeitlich so flexibel wie möglich ist, habe er<br />

eine Bahncard 100, die spontane Bahnfahrten<br />

ohne jegliches Buchen in seine Heimat in<br />

NRW ebenso wie zu allen anderen Terminen in<br />

Deutschland ermöglicht. Die Trainer in der<br />

Halle versicherten mir, Masken seien dort für<br />

einzelne Sportler und Paare nicht mehr vorgeschrieben,<br />

es dürfe nur kein Foto von einer<br />

ganzen Gruppe von Läufern gemacht werden.<br />

Daher konnte ich auch Fotos machen.<br />

Alle Paare wollen zu Olympia<br />

Annika Hocke und Robert Kunkel flogen gleich<br />

nach der WM nach Bergamo, um dort mit den<br />

Eistänzern Anna Cappellini und Luca Lanotte<br />

ein neues KP zu den beiden Musikstücken<br />

„Voulez-vous“ und „Lay All Your Love On Me“<br />

aus dem Abba-Film „Mamma Mia“ einzustudieren.<br />

Ihre Kür aus der vergangenen Saison („The<br />

Other Side“ von der US-Elektro-Popsängerin<br />

Ruelle) wollen sie mit kleinen Änderungen beibehalten.<br />

Anschließend waren sie vier Wochen<br />

bei einem gemeinsamen Bundeswehrlehrgang<br />

in Hannover und konnten fast nur am Wochenende<br />

ein bisschen trainieren. Ich konnte sie<br />

beim Training des dreifachen Twists mit Dmitri<br />

Savin beobachten. Die letzten beiden Versuche<br />

waren tatsächlich erheblich souveräner als die<br />

ersten beiden. Haupttrainer Rico Rex arbeitete<br />

anschließend mit ihnen. Erster Wettbewerb soll<br />

die Nebelhorn Trophy werden, denn dort hat<br />

die DEU gemäß der am 17. Juni veröffentlichten<br />

Ausschreibung trotz der diesjährigen Olympiaqualifikation<br />

eine unbegrenzte Zahl von<br />

Startplätzen von deutschen Läufern, die keine<br />

Qualifikation für die Olympischen Spiele absolvieren.<br />

Im Herbst rechneten Hocke und Kunkel<br />

mit zwei Grand Prix (siehe Seite 10), außerdem<br />

wollen sie noch zwei weitere Challenger-Wettbewerbe<br />

laufen. Wichtigstes Saisonziel ist, als<br />

punktbestes deutsches Paar gemäß den DEU-<br />

<strong>No</strong>rmen den einen Startplatz für die Spiele in<br />

Peking zu holen. Es wären die zweiten Spiele<br />

für Hocke (nach 2018 mit Ruben Blommaert)<br />

und die ersten für Kunkel.<br />

Dasselbe Saisonziel haben auch Minerva Hase<br />

und <strong>No</strong>lan Seegert, die beide noch bei keinen<br />

Olympischen Spielen waren. Dank der Fortschritte<br />

der Medizin verheilte das im Februar<br />

gerissene und operierte Syndesmoseband in Hases<br />

Fuß relativ schnell, so dass sie bei meinem<br />

Besuch Mitte Juni schon wieder die meisten<br />

Elemente trainieren konnten, wenn auch noch<br />

zeitlich etwas limitiert, mit noch nicht perfekter<br />

Kondition und leichten Schmerzen bei starker<br />

Belastung. Hase war im April sogar zwei Wochen<br />

bei der Bundeswehr, soweit es der Fuß zuließ.<br />

Sie erwähnte noch einmal, dass sie ohne<br />

das Gehalt der Bundeswehr gar nicht auf hohem<br />

Niveau trainieren könnte. Auch diese Beiden<br />

visieren einen Start bei der Nebelhorn Trophy<br />

an, wollen dies aber erst im September definitiv<br />

entscheiden, wenn feststeht, ob sie wieder<br />

in Topform sind. Die nur einmal gelaufene<br />

Kür zu „People Help the People“ von Birdy wollen<br />

sie beibehalten, aber ein neues KP einstudieren,<br />

eventuell zur Musik „You Are the Reason“<br />

von Calum Scott und Leona Lewis.<br />

Aber das stand noch nicht fest, denn Hase sagte,<br />

ihr kanadischer Choreograf Mark Pillay komme<br />

manchmal in letzter Minute mit neuen Musikideen.<br />

Ende <strong>Juli</strong> wollen sie dafür zu ihm nach<br />

Gmunden im Salzburger Land fahren, weil Pillay<br />

dort Programme für Miriam Ziegler und Severin<br />

Kiefer plus andere Österreicher choreografieren<br />

will und der österreichische Verband ihm mehr<br />

Eiszeit bieten kann als Berlin mit den meist voll<br />

besetzten Hallen. Hier bewährt sich wieder einmal<br />

die deutsch-österreichische Zusammenarbeit<br />

im Eiskunstlaufen, denn Ziegler/Kiefer teilen<br />

sich seit vielen Jahren das Eis mit den deutschen<br />

Paaren in Berlin und nun kann auch ein<br />

deutsches Paar auf österreichischem Eis eine<br />

Choreografie einstudieren. Ziegler/Kiefer trainierten<br />

im Frühsommer in Gmunden und wollen<br />

nach ihrem Impfungen Anfang <strong>August</strong> wieder<br />

nach Berlin kommen. Ihr Haupttrainer Knut<br />

Schubert war diesmal im Frühjahr zwei Wochen<br />

in Österreich. Er sagte, sie wollten das KP be-


15<br />

g in Berlin<br />

halten und in der Kür zu zwei Teilen ihrer vergangenen<br />

beiden Küren laufen.<br />

Auf dem Eis war auch der niederländische Paarläufer<br />

Michel Tsiba mit seiner russischen Partnerin<br />

Daria Danilova, die schon lange überwiegend<br />

in Berlin trainieren. Bei der WM in Stockholm<br />

hatten sie Platz 22 belegt und die Qualifikation<br />

für Olympia verpasst. Tsiba dankte der<br />

DEU dafür, dass sie auch während Corona in<br />

Berlin trainieren durften und dürfen, das helfe<br />

auch den deutschen Paaren. Sie wussten noch<br />

nicht, ob sie oder ihre niederländischen Konkurrenten<br />

Nika Osipova/Dmitry Epstein für die<br />

Olympische Qualifikation zur Nebelhorn Trophy<br />

fahren werden. Tsiba meinte, wenn sie sich qualifizieren,<br />

könnte es mit einer niederländischen<br />

Staatsbürgerschaft für Danilova noch klappen,<br />

denn in diesem Punkt seien die niederländischen<br />

Behörden sehr flexibel. Weil auch sie in<br />

der vergangenen Saison nur selten starten<br />

konnten, wollen sie beide Programme behalten.<br />

„Aber wir wollen sie besser laufen als in der<br />

vergangenen Saison“, meinte Tsiba selbstbewusst.<br />

Vor der Nebelhorn Trophy wollen sie<br />

noch bei der Lombardia Trophy starten. Der niederländische<br />

Verband habe wegen Corona seinen<br />

Hauptsponsor verloren und könne sie daher<br />

finanziell weniger intensiv unterstützen als früher,<br />

aber er tue sein Möglichstes. Neu geplant<br />

sind ein zweiter dreifacher Wurf und neben dem<br />

3S ein zweiter dreifacher Einzelsprung. Danilova<br />

lernt online niederländisch und Tsiba hat sein<br />

Betriebswirtschafts- und Managementstudium<br />

in Berlin inzwischen abgeschlossen.<br />

Bundestrainer Alexander König war an meinem<br />

Besuchstag auf dem Rückweg von Oberstdorf,<br />

aber die anderen Paarlauftrainer waren in Berlin<br />

aktiv: Rico Rex erzählte, dass Nachwuchpaarläufer<br />

William Trautwein aufgehört hat und Josefine<br />

Lossius einen neuen Partner sucht. Leider<br />

gebe es Paarläufer/innen, die trainieren, solange<br />

sie in der Schule sind, weil sie das Training als<br />

Teil der Schule ansehen, aber anschließend hören<br />

sie auf. Sonja und Robert Löwenherz trainierten<br />

dagegen motiviert. Außerdem konzentriert<br />

sich Daniela Muntean bei Romy Oesterreich<br />

vorläufig auf das Erlernen weiterer Einzelsprünge<br />

und läuft daher zurzeit nicht mit Artem<br />

Rotar. Janne Salatzki und Lukas Röseler haben<br />

mit Knut Schubert auch in Österreich trainiert.<br />

Paul Fentz in Top-Form<br />

Von den Einzelläufern am meisten beeindruckt<br />

hat mich Paul Fentz, denn der 28-Jährige war<br />

schon in erstklassiger Form. Im Facebook hatte<br />

Konditionstrainer Rene Lohse immer wieder<br />

Übungen gepostet, die er außerhalb des Eises<br />

für ihn und andere Läufer/innen vorbereitet<br />

hatte, die die Balance, die Kondition und die<br />

Sprungkraft erhöhten. Bei meinem Besuch<br />

konnte ich gute 4T-3T-Kombinationen sehen<br />

und andere Elemente wie eine 3A-Eu-3S-Folge.<br />

Auch Romy Oesterreich bestätigte, dass er<br />

mehrere verschiedene Kombinationen für die<br />

zweite Kürhälfte trainiert hatte. Er sagte: „Ich<br />

habe nach der WM voll durchtrainiert und<br />

fast keine Pause und keinen Urlaub gemacht,<br />

denn vor der WM konnte ich ja nur wenige<br />

Wochen trainieren. Ich bin auf gutem Weg<br />

und bin schon achtmal das KP mit allen Elementen<br />

durchgelaufen.“ Keinen Zweifel ließ er<br />

daran, dass er sich bei der Nebelhorn Trophy<br />

den noch fehlenden olympischen Startplatz<br />

holen will. Zwei Wochen zuvor ist als Testwettbewerb<br />

noch die Lombardia Trophy geplant,<br />

eine sehr sinnvolle Entscheidung. Im<br />

<strong>No</strong>vember steht dann eventuell noch Warschau<br />

an. Dass er zu Grand Prix eingeladen<br />

wird, erschien ihm nicht sehr wahrscheinlich,<br />

aber er darf nach China. Das KP der vergangenen<br />

Saison zu „Wire to Wire“ von Razor Light<br />

will er beibehalten. Die neue Kür läuft der<br />

Berliner zu einer eishallenfüllenden Einspielung<br />

der Berliner Philharmoniker der Musik<br />

„Hurricane“ von der Gruppe Scorpions aus<br />

Berlin bzw. Hannover. Fentz bedauerte, dass<br />

bis jetzt noch kein deutscher Herr mit ihm<br />

mithalten kann. „Da fehlt mir das Quälen“,<br />

analysierte er und sagte, er wolle nach Olympia<br />

noch länger weiterlaufen. „Das nächste<br />

Highlight für mich könnte die WM 2023 in<br />

Japan sein, denn dort zu laufen ist immer etwas<br />

Besonderes.“<br />

Jagoda geht nach Oberstdorf<br />

Der sieben Jahre jüngere Kai Jagoda hatte immer<br />

gerne zusammen mit Fentz trainiert. Aber<br />

er bestätigte mir, was schon länger inoffiziell<br />

bekannt war: Anfang <strong>Juli</strong> wechselte er zu Michael<br />

Huth nach Oberstdorf. Jagoda: „Einerseits<br />

gehe ich ungern aus Berlin weg, weil ich hier zu<br />

Hause bin, aber ich brauchte einen Tapetenwechsel.<br />

Und als das Angebot der DEU kam,<br />

habe ich zugesagt.“ Am Tag nach meinem Besuch<br />

unterschrieb er die Verträge und fuhr am<br />

folgenden Tag schon einmal kurz nach Oberstdorf,<br />

um sich mit seinem zukünftigen Coach abzusprechen<br />

und sich um die Wohnung zu kümmern,<br />

die er übrigens von dem Schweizer Lukas<br />

Britschgi übernimmt. Vor einem Jahr hat Jagoda<br />

das Abitur gemacht, danach mit einem Psychologie-Studium<br />

angefangen und in diesem April<br />

den vierwöchigen Grundlehrgang bei der Bundeswehr<br />

in Hannover absolviert. Somit ist er<br />

auch finanziell abgesichert. Der 21-Jährige<br />

wirkte wesentlich selbstbewusster, lachte viel<br />

und war ausgesprochen gut gelaunt. Wenn er<br />

diesen Wandel auch auf das Eis umsetzen kann,<br />

könnten die Komponenten in die Höhe gehen,<br />

denn so etwas wollen die Preisrichter sehen.<br />

Hauptziel der Saison ist der zweite EM-Startplatz<br />

im Januar. Geplant sind drei Challenger-<br />

Wettbewerbe, die er noch mit Huth absprechen<br />

wollte. Der bei vielen Deutschen beliebte Belgier<br />

Adam Solya hat beide neuen Programme mit<br />

ihm choreografiert: Das KP „I Love You“ von<br />

Woodkid will er beibehalten, die neue Kür läuft<br />

er zu dem Song „Slow Dancing in the Dark“ des<br />

japanisch-australisch-amerikanischen Musikers<br />

und Youtubers Joji. Ausgesprochen gelobt hat<br />

Jagoda (ebenso wie einige andere) den im Mai<br />

abgehaltenen Lehrgang in Dortmund, den der<br />

neue Bundestrainer Robert Dierking und die<br />

beiden Nachwuchs-Bundestrainerinnen Ilona<br />

Schindler und Nicole Brünner in Dortmund mit<br />

dem Know-how der DEU-Leistungssportreferentin<br />

Linda Gering und des Dortmunder Stützpunkts<br />

organisiert haben.<br />

Neu im NK 1-Kader ist Arthur Mai (16), worauf<br />

er zu Recht stolz sein kann. An meinem Besuchstag<br />

hatte er am Vor- und Nachmittag<br />

Schule und konnte erst am frühen Abend auf<br />

das Eis. Wegen Verletzungsproblemen konnte er<br />

nicht mit voller Kraft trainieren, aber er beherrscht<br />

inzwischen fünf Dreifache, plant im KP<br />

neben dem vorgeschriebenen 3F eine 3L-3T-<br />

Kombination und arbeitet am 4T. Seine Haupttrainerin<br />

ist weiterhin Manuela Machon. Joti<br />

Polizoakis (der sich gut in Berlin eingelebt hat)<br />

hat mit ihm anspruchsvollere Programme als<br />

früher einstudiert und intensiv am Läuferischen<br />

gearbeitet, weil er jetzt Junior und Saisonziel<br />

eine Teilnahme an der Junioren-WM ist. Das KP<br />

zu einem Swing der Blues Brothers will er mit<br />

Verbesserungen beibehalten, die neue Kür läuft<br />

er zu „Run“ von Ludovico Einaudi. Nicht mehr<br />

auf DEU-Eis, aber auf Landeskadereis habe ich<br />

auch Thomas Stoll bei engagiertem Training gesehen,<br />

der den zweiten EM-Startplatz ebenfalls<br />

gerne hätte.<br />

Im DEU-Kader sind auch zwei Läufer, die aus<br />

Altersgründen noch Nachwuchswettbewerbe<br />

laufen. Leon Rojkov ist 12 Jahre alt und läuft<br />

seit dem 3. Lebensjahr auf Anregung seiner Berliner<br />

Eltern Eis. Er trainiert bei Silke Heritz, beherrscht<br />

den 3T und manchmal den 3R. Das KP<br />

läuft er zu „Nemesis“ von Benjamin Clementine<br />

und die Kür zu „Land of All“ von Woodkid, beides<br />

Musiken, zu denen auch sein Vorbild Nathan<br />

Chen gelaufen ist. Soner Öztürk ist sogar<br />

erst 11 Jahre alt, hat auch schon mit drei Jahren<br />

angefangen und kommt nach den Sommerferien<br />

in die 7. Klasse. Von ihm sehe ich sogar schon<br />

einen 3L. Seine Trainerinnen sind Karin<br />

Hendschke-Raddatz und Gabriele Elsner.<br />

Vier perspektivenreiche Tanzpaare<br />

Im Eistanzen tut sich mehr in Berlin, seitdem<br />

Stefano Caruso dort als Bundes-Nachwuchstrainer<br />

tätig ist. Auch der neue Stützpunktleiter<br />

Jens Ter Laak hat mehr Eiszeiten in dieser Disziplin<br />

ermöglicht, was Caruso dankbar annahm.<br />

Zusammen mit Caruso arbeitet etwa eine Woche<br />

pro Monat Cathérine Papadakis, Mutter der<br />

mehrfachen Eistanzweltmeisterin, die ihre Tochter<br />

und Guillaume Cizeron von Kindheit an 14<br />

Jahre lang aufgebaut hat. Außerdem kümmert<br />

sich die Britin Robynne Tweedale, bis zur EM<br />

2020 Partnerin von Joseph Buckland, vor allem<br />

um kleinere Paare. Immerhin drei Caruso-Paare<br />

sind im DEU-Kader und ein viertes ist im Landeskader.<br />

Caruso plant, in Berlin eine große Eistanzschule<br />

aufzubauen. Sein Vorbild in dieser<br />

Beziehung sei die Montrealer Schule. Neben dem<br />

Training konnte ich auch beobachten, wie die<br />

Paare am Spätnachmittag in der Leichtathletikhalle<br />

Beweglichkeit und Kondition verbessern,<br />

fast wie Bodenturner. Lea Enderlein und Malte<br />

Brandt hatten in der vergangenen Saison die Juniorenkonkurrenz<br />

… (Fortsetzung Seite 16 unten)<br />

Juni-Training in Berlin<br />

Sommertraining


16<br />

Juni-Training in Oberstdorf<br />

Sommertraining<br />

Intensives<br />

Juni-Training<br />

in Oberstdorf<br />

Vor und nach Pfingsten blieb in<br />

Oberstdorf neben den Hallen 2 und<br />

3 auch die Halle 1 geöffnet, denn wegen<br />

des weltweiten Mangels des Rohstoffs<br />

Holz konnte die vom TÜV vor dem<br />

nächsten intensiven Schneefall vorgeschriebene<br />

Dachsicherung noch nicht in<br />

Angriff genommen werden. Daher konnten<br />

mehrere hundert Läuferinnen und<br />

Läufer aus ganz Bayern (wo zweiwöchige<br />

Pfingstferien waren) und der gesamten<br />

Welt trainieren und es kam nach<br />

langer Corona-Zeit endlich wieder Geld<br />

in die Kasse. Auch die Spitzensportler<br />

hatten gute Trainingszeiten.<br />

(Fortsetzung von Seite 15) … der NRW-Autumn<br />

Trophy gewonnen. Sie wollen ihre nur dort<br />

einmal gezeigte Kür zu „The Greatest Showman“<br />

beibehalten und für den Rhythmustanz<br />

(Street Dance oder Swing) zu Tina Turners<br />

„Proud Mary“ laufen. Sie sind wettkampfstark<br />

und blühen auf, wenn sie vor Publikum laufen<br />

können. Allerdings hat Enderlein schon etwas<br />

länger Probleme mit Rückenschmerzen.<br />

Karla Maria Karl (14) und Kai Hoferichter (19)<br />

sind ebenfalls Junioren, laufen seit Sommer<br />

2020 zusammen und haben bereits eine beachtliche<br />

Harmonie miteinander entwickelt.<br />

Ihre Hebungen sind bereits sehr anspruchsvoll.<br />

Die Musik ihres Rhythmustanzes ist „Bei mir<br />

bist du schön“, die der Kür „<strong>No</strong>thing Else<br />

Matters“ von Metallica und die Filmmusik<br />

„House of the Rising Sun“ (The Animals) Cover.<br />

Alexia Kruk und Jan Eisenhaber sind 14<br />

und 16 Jahre alt, laufen schon im vierten Jahr<br />

zusammen und starten in der jetzt beginnenden<br />

Saison letztmals als Fortgeschrittenes<br />

Nachwuchspaar. Kruk bewegt sich für ihr Alter<br />

bereits sehr gut und sie haben große Ziele.<br />

Für ihre Pflichttänze hat Caruso individuelle<br />

Musiken ausgewählt: einen sexy Blues und einen<br />

modernen Walzer zu den Schritten des<br />

Westminster Walzer. In ihrer Latein-Kür interpretieren<br />

sie Samba, Rumba und wieder Samba.<br />

Paula Kappis (16) und Ethan Cornet (19)<br />

laufen im Landeskader erst seit Februar <strong>2021</strong><br />

zusammen, auch sie dürfen mit zur DEU-Ausscheidung<br />

für die Junioren Grand Prix, die in<br />

allen Kategorien vom 23. bis 25. <strong>Juli</strong> in<br />

Oberstdorf stattfinden soll. <br />

<br />

Klaus-Reinhold Kany<br />

Gleich fünf Tanzpaare im<br />

neuen DEU-Kader hat Dr.<br />

Rostislav Sinicyn (65) und<br />

führt damit die Oberstdorfer<br />

Tradition als deutscher<br />

Tanzschwerpunkt fort. 1979<br />

war er bei der EM und<br />

1980 bei der WM (mit Natalia<br />

Karamysheva) aktiv<br />

dabei, als erster sowjetischer<br />

Eistänzer, der nicht<br />

aus Moskau oder St. Petersburg<br />

kam, sondern aus<br />

Sverdlovsk und später Dnepropetrovsk. Seit<br />

2009 unterrichtet er ganz in Oberstdorf, hat<br />

unter anderem Zhiganshina und Gazsi betreut<br />

und erzählte, Michael Huth habe ihn für Oberstdorf<br />

empfohlen und auch dessen Einzelläufer<br />

als Choreograph.<br />

Sinicyn bestes Paar sind weiterhin Jennifer Janse<br />

van Rensburg und Benjamin Steffan. Wegen<br />

Corona ist ihr Bundeswehr-Trainerlehrgang im<br />

April ausgefallen, den sie im nächsten Jahr im<br />

April nachholen wollen. Sie planen zwei neue<br />

Programme für die Olympiasaison, deren Musiken<br />

sie – wie viele andere Eistänzer – noch<br />

nicht verraten wollten. Die Konzepte ihrer Programme<br />

waren fertig und im Sommer wollen sie<br />

alles perfektionieren. Ende Juni erfuhren sie,<br />

dass sie nach langem Warten ein neuerdings erforderliches<br />

Visum für die USA bekommen haben<br />

und flogen gleich vier Tage später für etwa<br />

sieben Wochen zu Igor Shpilband nach <strong>No</strong>vi<br />

nahe Detroit in die USA. Sehr erfreut waren sie,<br />

dass die DEU ihnen als Perspektivkaderläufer einen<br />

großzügigen Zuschuss gewährte, denn ein<br />

längerer Aufenthalt bei einem amerikanischen<br />

Spitzentrainer ist teuer. Einen Teil der Kosten<br />

müssen sie als Bundeswehrangehörige selbst<br />

bezahlen. Sinicyn und Shpilband hatten einst<br />

als Läufer dieselbe Trainerin Ludmilla Pachomova,<br />

kennen sich gut und haben sich abgestimmt.<br />

Seine Saisonziele hat das Paar klar formuliert:<br />

„Wir mussten uns schon im vergangenen Sommer<br />

nicht verstecken und wollen uns gegen unsere<br />

nationalen Konkurrenten durchsetzen und<br />

uns für die EM und die Olympischen Spiele qualifizieren.<br />

Wir suchen jetzt auch den direkten<br />

Vergleich, denn wenn dieselbe Jury uns beide<br />

beurteilt, ist das am fairsten. Wir freuen uns auf<br />

eine spannende, aber natürlich faire Saison und<br />

solch eine Chance erhält man womöglich nicht<br />

mehr. Bei welchen Wettbewerben wir laufen,<br />

wollen wir erst Ende <strong>August</strong> entscheiden.“ Neue<br />

Kostüme probierten sie nach dem letzten Training<br />

an und wollten sie mit in die USA nehmen,<br />

falls sie dort an einem Schaulaufen oder einem<br />

Sommerwettbewerb (<strong>No</strong>rwood?) teilnehmen.<br />

Das zweite Meisterklassepaar Lara Luft und Maximilian<br />

Pfisterer erwähnte den Athletiklehrgang<br />

der DEU, an dem es im April teilgenommen<br />

hat. Ab September darf Luft in die Bundeswehr,<br />

während Pfisterer noch etwas warten<br />

muss. Sie wollen den ganzen Sommer in Oberstdorf<br />

trainieren und planen, bei der Nebelhorn<br />

Trophy und zwei weiteren Challenger-Wettbewerben<br />

zu starten. Ihre Programme wollen sie<br />

wie die Junioren vom 23. – 25. <strong>Juli</strong> der DEU<br />

präsentieren. Die Musik des neuen Rhythmus-<br />

Jennifer Janse van Rensburg und Benjamin Steffan<br />

vor dem Oberstdorfer Sportamt<br />

Lara Luft und Maximilian Pfisterer<br />

Fotos: Kany<br />

Lukas Britschgi mit<br />

„seinem“ Bericht in der<br />

Mai-<strong>Pirouette</strong> <strong>2021</strong>


17<br />

tanzes (Street Dance) wollten sie noch nicht<br />

verraten, aber die Kür zum Musical Chicago aus<br />

der vergangenen Saison wollen sie beibehalten,<br />

da sie sie kaum laufen konnten. Hauptziel der<br />

Saison ist der Start bei der Universiade in Luzern,<br />

die vom vergangenen Winter auf den diesen<br />

Dezember verschoben wurde, Fernziel sind<br />

die Olympischen Spiele 2026. Beide führen ihr<br />

Online-Studium fort: Luft das der Sozialen Arbeit<br />

und Sport, Pfisterer das der „Informationstechnik<br />

im Maschinenbau“ an der TU Berlin.<br />

Sinicyn betreut zusammen mit Marie-Theres<br />

Kreiselmeyer und gelegentlich ex-Bundestrainer<br />

Martin Skotnicky auch zwei vielversprechende<br />

Junioren-, ein Fortgeschrittenes Nachwuchspaar<br />

im DEU-Kader plus ein weiteres Duo. Weil der<br />

ISU-Erwachsenenwettbewerb im Mai ausgefallen<br />

ist, stand für ihn zwei bis drei Wochen lang<br />

mehr Eiszeit zur Verfügung als in anderen Jahren.<br />

Andererseits hat er der DEU und dem Nachwuchs-Bundestrainer<br />

gesagt, dass er die Juniorensichtung<br />

Ende <strong>Juli</strong> für zu früh hält, weil in<br />

Oberstdorf von Mitte März bis Anfang Mai kein<br />

Eis war, während die Dortmunder und die Berliner<br />

Paare sich zu dieser Zeit schon vorbereiten<br />

konnten. Die Preisrichter sollten den Trainern<br />

mehr Zeit geben, die Paare zu entwickeln. Allerdings<br />

beginnen die Junioren Grand Prix Mitte<br />

<strong>August</strong>. Die vergangene Saison sei für ihn besonders<br />

schwierig gewesen, weil es nicht leicht<br />

gewesen sei, die jüngeren Läufer trotz Corona-<br />

Ausfällen zum Weitermachen zu motivieren.<br />

Darya Grimm/Michail Savitskiy und Milla Ruud/<br />

Nikita Remeshevskij wollen jetzt bei Junioren<br />

Grand Prix starten, nachdem die gesamte Serie<br />

im vergangenen Jahr abgesagt wurde. Mia Lee<br />

Mayer und Tobias Huber laufen noch Nachwuchs,<br />

sind aber ebenfalls so vielversprechend<br />

wie ihre beiden Trainingspartner-Duos, allerdings<br />

hat Mayer Schulterprobleme.<br />

Schott zu „Adios <strong>No</strong>nino“<br />

Nicole Schott sagte der <strong>Pirouette</strong>, der zweiwöchige<br />

Lehrgang Mitte Mai in Dortmund und die<br />

Laufschule bei Michael Huth nach der Wiedereröffnung<br />

von Oberstdorf am 4. Mai seien gute<br />

Saisoneinstiege für sie gewesen. Bei meinem<br />

Besuch studierte sie zwei neue Programme ein:<br />

Das Kurzprogramm wird sie zum Tango „Adios<br />

<strong>No</strong>nino“ laufen, die Kür zu Ezio Bossos „Rain, In<br />

Your Black Eyes“. Zu dieser Kürmusik seien zwar<br />

schon andere gelaufen, aber ihres Wissens nach<br />

keine erstklassigen Damen, sondern nur Herren,<br />

Eistänzer und Paare. Die Programme haben Carolina<br />

Kostner und Eistänzer Andrea Vaturi mit<br />

ihr choreografiert, die im Mai in Oberstdorf<br />

waren. Ihr Saisoneinstieg soll noch nicht bei<br />

der Nebelhorn Trophy stattfinden, sondern erst<br />

im Oktober evtl. bei der Finlandia Trophy, je<br />

nachdem, ob und welche Grand Prix sie erhält<br />

(siehe Seite 10). Die DOSB-<strong>No</strong>rmen für die<br />

Olympiaqualifikation, die anspruchsvoller sind<br />

als die Olympia-Mindestpunktzahlen der ISU,<br />

will sie dann bei weiteren Challenger-Wettbewerben<br />

im Herbst schaffen. Im KP sind eine<br />

3F-3T-Kombination und ein 3R geplant. Die<br />

Kürelemente sind ähnlich wie in der vergangenen<br />

Saison geplant, evtl. soll ein 3L in der<br />

zweiten Saisonhälfte dazukommen, wenn sie<br />

ihn sicher ohne Kantenabzug springen kann.<br />

Auf jeden Fall will die 24-jährige nach der Teilnahme<br />

bei den Olympischen Spielen 2022, ihrem<br />

Hauptsaisonziel, weiterlaufen, nicht nur<br />

ein Jahr, sondern länger, wenn ihr Körper mitmacht.<br />

Nach dem Training konnte ich beobachten,<br />

wie der vorübergehend wieder in Oberstdorf<br />

(mit Allison Reed) trainierende litauische<br />

Eistänzer Saulius Ambrulevicius ein paar Posen<br />

auf dem Eis von Schott auf Video aufnahm. Kanada<br />

erteilte den Litauern zumindest bis Ende<br />

Juni noch keine Einreiseerlaubnis. Ende Juni<br />

waren sie wegen ihrer neuen Kür bei Massimo<br />

Scali in Italien, zuvor hatten Ambrulevicius‘<br />

Landsleute Margarita Drobiazko und Povilas<br />

Vanagas in Litauen mit ihnen den Street Dance<br />

einstudiert, erzählte Sinicyn.<br />

Während Schott schon viele Jahre bei Huth<br />

trainiert, ist mit Kristina Isaev eine ehrgeizige<br />

Konkurrentin in seinem Elite-Team dazugekommen<br />

(Interview Seite 5). Außerdem wechselte<br />

auch die 16-jährige Aya Hatakawa zu Michael<br />

Huth, nachdem ihre bisherige Haupttrainerin<br />

Aljona Savchenko Anfang Juni der DEU aus den<br />

USA mitteilte, sie wolle eine Freigabe für die<br />

USA und damit wohl nicht als Trainerin nach<br />

Oberstdorf zurückkehren (siehe Seite 7). Bei<br />

meinem Besuch war Hatakawa allerdings nicht<br />

da, sondern gerade in Courmayeur in Italien, um<br />

dort mit Benoit Richaud neue Programme einzustudieren.<br />

Lukas Britschgi trainierte ebenfalls wieder bei<br />

Michael Huth und freute sich über den zweiseitigen<br />

Artikel in der Mai-<strong>Pirouette</strong> über ihn. Inzwischen<br />

konnte der Schweizer auch die Musiken<br />

seiner neuen Programme nennen. Für das<br />

KP hat er das Lied „Keeping Me Alive“ des kanadischen<br />

Sängers und ehemaligen Eishockeytorwarts<br />

Jonathan Roy gewählt, für die Kür ein<br />

Medley aus Liedern des britischen Sängers Labrinth.<br />

Nikolai Majorov aus Schweden (23. bei<br />

der WM) kam Ende Juni nach Oberstdorf, um<br />

sich auf die Olympische Saison vorzubereiten.<br />

Die Finnin Jenni Saarinen (24. der WM) sah ich<br />

zu Klavierkonzerten von Rachmaninov auf dem<br />

Eis. Ruben Blommaert trainierte ebenfalls mit<br />

seiner Partnerin, unter anderem zu Beethovens<br />

Mondscheinsonate, aber sie wartet noch immer<br />

auf die Freigabe. Inzwischen hat die DEU beim<br />

russischen Verband nachgefragt. Falls die Freigabe<br />

klappt, würde das Paar gerne bei der Nebelhorn<br />

Trophy sein Debüt geben. Auch den<br />

Münchner Ballettlehrer Maxim Chasschegorov<br />

und seine Frau habe ich mit verschiedenen Läufern<br />

am Eis gesehen, sie kommen für etwa zwei<br />

Tage pro Woche nach Oberstdorf.<br />

Karel Fajfr ist für drei jüngere DEU-Kaderläufer/<br />

innen verantwortlicher Trainer und bat sie, sich<br />

ebenfalls für ein kleines Interview mit der <strong>Pirouette</strong><br />

ein paar Minuten Zeit zu nehmen. Bereits<br />

öfter im Wettbewerb konnte ich Davide<br />

Calderari (15) sehen, der zurzeit mitten in einem<br />

schnellen Wachstumsschub ist und sogar<br />

schon in den NK1-Kader aufgenommen wurde.<br />

Er schließt jetzt in Vollzeit die 9. Klasse ab, in<br />

der es noch keine Schulstreckung gibt, und will<br />

Abitur in Oberstdorf machen. Schon sechs Jahre<br />

trainiert er in Oberstdorf und ist auch ein<br />

Showtalent. Sein KP läuft er wie in der vergangenen<br />

Saison zur bekannten Filmmusik „Once<br />

Upon a Time in America“, die Kür zu „In the<br />

Mood“ von Glenn Miller. Ende <strong>Juli</strong> will er am<br />

DEU-Sichtungslaufen für die Junioren Grand<br />

Prix teilnehmen. 3L-2T beherrscht er schon, mit<br />

dem Training des 3A hat er angefangen.<br />

Die gleichaltrige Carmen Wolf strebt ebenfalls<br />

Junioren Grand Prix an, kommt aus der Aschaffenburger<br />

Schule von Svetlana Knorr und lebt<br />

schon zwei Jahre in Oberstdorf. Den 3L hat sie<br />

schon gestanden und will den 3A lernen. Musik<br />

ihres KP ist der bekannte Swing „Sing, sing,<br />

sing“, die der Kür das Musical „Mac und Mabel“<br />

und ihr Vorbild ist Alena Kostornaia. Im Trainerteam<br />

arbeitet sie mit dem Ehepaar Nelli Zhiganshina<br />

und Florian Just. Linus Mager (16)<br />

kommt ursprünglich aus Stuttgart, läuft schon<br />

im fünften Jahr in Oberstdorf und ebenfalls als<br />

Junior, der Junioren Grand Prix anstrebt. Er beherrscht<br />

den 3L und arbeitet am 3A, den er auf<br />

jeden Fall im Laufe dieser Saison stabil lernen<br />

will. Seine <strong>Pirouette</strong>n bezeichnet er als besondere<br />

Stärke. Er plant eine Schulstreckung im<br />

kommenden Schuljahr. Wie in der vergangenen<br />

Saison wird er das KP zur Filmmusik „Mackie<br />

Messer“ von Bertolt Brechts Dreigroschenoper<br />

(Vertonung von Kurt Weill) laufen und neu eine<br />

klassische Kür zu Mozarts „Hochzeit des Figaro“.<br />

<br />

Klaus-Reinhold Kany<br />

Nicole Schott bei der WM<br />

Foto: Höppner<br />

Juni-Training in Oberstdorf<br />

Sommertraining


18<br />

Neues aus Russland<br />

Sommertraining<br />

Alexandra Stepanova<br />

und Ivan Bukin<br />

wollen überraschen.<br />

Foto: Tatjana Flade<br />

Besuchen Sie<br />

die <strong>Pirouette</strong><br />

auf Facebook


In der eingeschränkten<br />

Corona-Saison hat der<br />

russische Verband bei der WM<br />

und der World Team Trophy<br />

die Früchte seiner Arbeit<br />

geerntet und hervor ragende<br />

Ergebnisse erzielt: Drei WM-Titel<br />

und der totale Triumph bei den<br />

Damen in Stockholm, der überlegene<br />

Sieg im Teamwettbewerb sowie<br />

drei Olympia-Startplätze in jeder<br />

Disziplin (die Herren müssen<br />

den dritten Platz allerdings in<br />

Oberstdorf bestätigen). Mit der<br />

richtigen Vorbereitung wollen<br />

Trainer und Läufer in der<br />

Olympiasaison nun nahtlos an<br />

diese Erfolge anknüpfen. Die<br />

„<strong>Pirouette</strong>“ erkundigte sich<br />

beim traditionellen Russland-<br />

Besuch im Mai nach dem<br />

Stand der Dinge.<br />

Der Countdown läuft:<br />

Rachmaninov für<br />

Sinitsina/Katsalapov<br />

Erstmals hat die „<strong>Pirouette</strong>“ die neue Trainingshalle<br />

von Victoria Sinitsina/Nikita Katsalapov<br />

besucht, in die sie vor zwei Jahren umgezogen<br />

sind. Das Trainingszentrum „Laura“ am Stadtrand<br />

ist zwischen Autowerkstätten und Baustellen<br />

nicht so leicht zu finden, denn es steht etwas<br />

zurückgesetzt von der Straße. Dann aber<br />

wartet eine kleine Überraschung: die privat unterhaltene<br />

Halle ist modern, hell und im Unterschied<br />

zu manch staatlichem Trainingszentrum<br />

mit grimmigen Sicherheitsleuten, die selbst<br />

nach Anmeldung am liebsten niemanden reinlassen<br />

wollen, sitzt eine freundliche junge Frau<br />

am Empfang, die bereitwillig erklärt, wo es zum<br />

Eis geht. Gerade haben die Spanier Sara Hurtado/Kirill<br />

Khaliavin ihr Training beendet und berichten<br />

kurz, dass alles im Plan ist. Hurtado ist<br />

froh, dass sie nun wieder problemlos nach Russland<br />

reisen und hier trainieren kann. Für das<br />

Paar setzt sich der spannende Zweikampf mit<br />

den „Montrealer Spaniern“ Olivia Smart/Adrian<br />

Diaz fort, denn nach Rang 11 in Stockholm haben<br />

sie den zweiten Startplatz bei Olympia und<br />

WM knapp verpasst.<br />

Die neuen Weltmeister Victoria Sinitsina/Nikita<br />

Katsalapov kamen hochmotiviert von der Team<br />

Trophy zurück und bauten ihre neue Kür vor<br />

Victoria Sinitsina und Nikita Katsalapov<br />

Olympiavorbereitungen<br />

in Russland<br />

Aus Moskau und St. Petersburg berichtet Tatjana Flade<br />

dem Urlaub bis Ende Mai auf. Zusammen mit<br />

Trainer Alexander Zhulin entschieden sie sich<br />

für das Zweite Klavierkonzert und die Variationen<br />

zu Paganini, beides von Sergei Rachmaninov.<br />

Zwar waren sie schon in der Saison<br />

2017/18 zu Rachmaninov gelaufen, aber zu einem<br />

anderen Stück.<br />

Zhulins Gruppe ist gut angewachsen. Er und sein<br />

Team betreuen sechs Meisterklassen- und 15 Juniorenpaare.<br />

Neben Sinitsina/Katsalapov und<br />

Hurtado/Khaliavin trainiert das neue Duo Angelique<br />

Abashkina/Pavel Drozd ständig in der<br />

Gruppe. Abashkina (frühere Schreibweise Abachkina)<br />

war zuvor mit Louis Thauron für Frankreich<br />

gestartet und hat nach der Trennung von ihm<br />

2018 zwei Jahre lang als Trainerin u.a. in der<br />

Schweiz gearbeitet. Zeitweise sind außerdem die<br />

Franzosen <strong>Juli</strong>a Wagret/Pierre Souquet und Evgenia<br />

Lopareva/Geoffrey Brissaud in Moskau. Die<br />

Ukrainer Alexandra Nazarova/Maxim Nikitin<br />

sollten im <strong>Juli</strong> dazustoßen. Das traditionelle<br />

Sommertrainingslager war in <strong>No</strong>vogorsk geplant,<br />

Auslandsreisen waren Zhulin wegen der Pandemie<br />

und ständig wechselnden Bestimmungen zu<br />

riskant. Der in Russland sehr bekannte und beliebte<br />

Trainer bereitete übrigens seine Autobiographie<br />

vor, die im September auf Russisch erscheinen<br />

soll. In dem Buch, das er der „<strong>Pirouette</strong>“<br />

vorab schickte, erzählt er humorvoll von seiner<br />

Karriere und aus seinem Leben.<br />

»<br />

Nikita Katsalapov<br />

„Dass wir Rachmaninov nehmen wollen, haben<br />

wir schon vor einem Jahr entschieden,<br />

und es wird ein ganz neues Programm –<br />

über unseren gemeinsamen Weg, von der<br />

ersten Minute unserer Bekanntschaft bis zu<br />

… <strong>No</strong>ch wissen wir nicht, wie dieser Satz<br />

endet. Es ist also ein Programm über uns,<br />

denn in unserem Leben spielt Rachmaninov<br />

natürlich eine Rolle. Um etwas wie Michael<br />

Jackson zu nehmen, hätten wir in der vergangenen<br />

Saison Erfahrung sammeln und<br />

diese Kür (zu Musik zu Jackson, die sie aber<br />

vor der WM verwarfen) die ganze Saison<br />

laufen müssen. In einem Olympiajahr ist es<br />

nicht gerechtfertigt, etwas zu probieren,<br />

was wir noch nie gemacht haben. Es ist<br />

richtig, das Beste zu nehmen und zu zeigen,<br />

wofür man unser Paar kennt und liebt. Aber<br />

natürlich wird alles neu in dieser Kür sein –<br />

die Elemente, die Hebungen, das Programm<br />

selbst. Mit dem Rhythmustanz haben<br />

«<br />

wir<br />

gerade erst angefangen. So etwas („Street<br />

Dance“) haben wir noch nie gemacht und<br />

wir müssen erst lernen, wie wir uns da bewegen<br />

sollen. Es steht noch viel Arbeit mit<br />

Profi-Tänzern bevor. Aber es ist interessant.<br />

An den anderen in unserer Gruppe sehen<br />

wir, was für unterschiedliche Programme<br />

dabei herauskommen.“<br />

Evgenia Lopareva<br />

und Geoffrey Brissaud<br />

Fotos: Flade<br />

<strong>Juli</strong>a Wagret und Pierre Souquet mit<br />

Trainer Alexander Zhulin<br />

19<br />

Neues aus Russland<br />

Sommertraining


20<br />

Neues aus Russland<br />

Sommertraining<br />

Stepanova/Bukin wollen überraschen<br />

Während Zhulin und seine Paare ihren Urlaub<br />

noch vor sich hatten, waren Irina Zhuk und Alexander<br />

Svinin mit ihren Schülerinnen und Schülern<br />

bereits aus den Ferien zurück. Alexandra<br />

Stepanova/Ivan Bukin wollen die für die vergangene<br />

Saison vorbereitete Kür, die sie dann aber<br />

wegen mangelnder Vorbereitungszeit aufgrund<br />

ihrer Corona-Erkrankung nirgendwo gezeigt haben,<br />

beibehalten. Die Musik war noch geheim.<br />

Die Tänzer versprachen, dass man sie in einem<br />

neuen Stil sehen werde.<br />

„Wir werden an der Kür einige Elemente ändern<br />

und überarbeiten, aber im Großen und Ganzen<br />

haben wir das Programm schon“, sagte Stepanova.<br />

„Es ist gut, dass wir nicht viel Zeit in den<br />

Aufbau einer komplett neuen Kür investieren<br />

müssen. Jetzt haben wir mit den Rhythmustanz<br />

angefangen. Eine Musik haben wir schon gefunden,<br />

jetzt wählen wir die zweite aus und fangen<br />

mit dem Programm an“, ergänzte Bukin. Das<br />

Thema „Street Dance“ finden die Russischen<br />

Meister spannend und begrüßten die vielen<br />

Wahlmöglichkeiten.<br />

Sofia Shevchenko/Igor Eremenko, Vierte der<br />

Russischen Meisterschaften, stimmten zu. „Wir<br />

wollen mit der Zeit gehen und das zeigen, was<br />

man wirklich heute tanzt“, meinte Eremenko. In<br />

der Kür bleiben sie ihrem etwas ausgefallenen<br />

Geschmack treu. Elizaveta Shanaeva/Devid Naryzhnyi,<br />

Dritte der Junioren-WM 2020, müssen<br />

in die Meisterklasse aufsteigen. Sie bedauerten,<br />

dass sie in der vergangenen Saison nicht die<br />

Chance hatten, um Gold bei der Junioren-WM<br />

zu kämpfen, freuen sich aber nun auf die „Großen“.<br />

Sie haben ihre Kür „Amaluna“ zu Musik<br />

aus dem Cirque du Soleil behalten und an die<br />

Meisterklasse angepasst. Sofia Leonteva/Daniil<br />

Gorelkin sind jetzt das Top-Juniorenpaar in der<br />

Gruppe und hoffen international auf den Durchbruch<br />

mit einer neuen „Beatles“-Kür.<br />

Sofia Shevchenko und<br />

Igor Eremenko<br />

Die Trainer Irina Zhuk und Alexander Svinin<br />

„Die Saison war wirklich nicht einfach, die ganze<br />

Welt hat unter der Pandemie gelitten und<br />

dazu hat nicht alles geklappt, was wir uns vorgenommen<br />

hatten. Gott sei Dank fanden Wettbewerbe<br />

statt und vielen Dank dafür, dass wir<br />

die WM hatten, das war klasse für die Sportler,<br />

Trainer und Fans“, sagte Zhuk. „Die Küren für<br />

unsere Paare haben wir alle vor dem Urlaub ge-<br />

macht. Die Elemente sind alle neu, denn wir<br />

wollen uns nicht wiederholen. Jetzt arbeiten<br />

wir am Rhythmustanz“, fuhr sie fort. „Ich denke,<br />

die Idee „Street Dance“ ist sehr interessant, so<br />

etwas gab es noch nicht“, fügte Svinin hinzu.<br />

Neben den Genannten trainieren bei dem Trainer-Duo<br />

fünf Junioren- bzw. Nachwuchspaare.<br />

Danielian plant Comeback<br />

Artur Danielian hatte bei der EM 2020 als Zweiter<br />

überrascht und ist sehr vielversprechend,<br />

aber in der vergangenen Saison war er komplett<br />

von der Bildfläche verschwunden. Wegen anhaltender<br />

Schmerzen im Fuß konnte er nach dem<br />

Ende des Lockdowns im Frühjahr 2020 in Moskau<br />

nicht voll trainieren und flog schließlich im<br />

Oktober nach München, wo er operiert wurde.<br />

Allerdings dauerte die Reha länger als gedacht<br />

und der Fuß war jetzt im Mai <strong>2021</strong> immer noch<br />

nicht ganz fit. Dennoch hat der 17-Jährige sein<br />

»<br />

Comeback fest geplant.<br />

Artur Danielian<br />

„Das Schwierigste war, sich daran zu gewöhnen,<br />

dass es in der (abgelaufenen) Saison<br />

mit Wettbewerben nicht klappt. Am Anfang<br />

hatte ich andere Vorstellungen. Ab<br />

Mitte <strong>No</strong>vember bin ich zum Trockentraining<br />

gegangen, ab Mitte Dezember konnte<br />

ich ohne Krücken gehen. Zum Glück haben<br />

mich so viele Leute unterstützt, meine Trainerinnen,<br />

der Verband, die Fans. Mark (Kondratiuk)<br />

hat mich zu Hause besucht und ich<br />

habe ihn bei den Wettbewerben angefeuert.<br />

Erst kurz vor Silvester konnte ich wieder auf<br />

das Eis gehen. Ich habe eine neue Kür, die<br />

wir schon für die vergangene Saison vorbereitet<br />

hatten, „Scheherazade“. Ich spiele einen<br />

ihrer Sklaven. Mein Kostüm ist zwar ein<br />

bisschen luxuriös für einen Sklaven, aber na<br />

ja, ich bin eben ihr Lieblingsdiener. Das KP<br />

zu Don Juan behalten wir vorerst, erst einmal<br />

muss ich wieder in Form kommen und<br />

die Sprünge stabilisieren.“<br />

«<br />

Irina Zhuk und<br />

Alexander Svinin mit<br />

ihren Schülerinnen<br />

und Schülern


Im Juni nahm der Schüler von Elena Vodorezova,<br />

Irina Tagaeva und Marina Selitskaia am Trainingslager<br />

in <strong>No</strong>vogorsk teil. Der Australier<br />

Brendan Kerry schrieb der <strong>Pirouette</strong>, dass er<br />

nach überstandenen Verletzungsproblemen, die<br />

er in Australien ausheilte, wieder zu ZSKA Moskau<br />

zurückkehren wolle, um sich auf die Olympiaqualifikation<br />

in Oberstdorf vorzubereiten. Einzelläuferin<br />

Elizaveta Osokina, die in der Saison<br />

gute Leistungen gezeigt hatte (aber keinen dreifachen<br />

Axel oder Vierfache beherrscht), wechselte<br />

zum Paarlauf. Die Gruppe von Svetlana Sokolovskaia<br />

mit Kondratiuk und Alexander Samarin<br />

war bis Mitte Mai im Urlaub und dann ab Juni<br />

im Trainingslager in Kislovodsk im Kaukasus.<br />

Pavliuchenko/Khodykin und der<br />

„Black Swan“<br />

Die Paarläufer Daria Pavliuchenko/Denis Khodykin<br />

stiegen Mitte Mai wieder ins Training ein.<br />

Die vergangene Saison war für sie abrupt vorbei,<br />

als bei Pavliuchenko im März das Pfeiffersche<br />

Drüsenfieber diagnostiziert wurde. Inzwischen<br />

hat sie sich wieder erholt. Die Trainer Sergei Dobroskokov<br />

und Sergei Rosliakov wollten das KP<br />

zu „Sing, Sing, Sing“ gerne beibehalten, die Läufer<br />

wollten aber lieber etwas Neues machen. Die<br />

Kür ist auf jeden Fall neu: Das Paar hat sich die<br />

auf Tschaikowskys Schwanensee basierende<br />

Filmmusik aus „Black Swan“ ausgesucht. „Sie<br />

sind schon mal zu Schwanensee in einer Hip<br />

Hop-Version gelaufen, aber das ist lange her.<br />

Jetzt sind die Schwäne erwachsen geworden“,<br />

kommentierte die Ex-Eistänzerin Betina Popova,<br />

die als Choreographin mit dem Duo arbeitet.<br />

Quasi nebenbei enthüllte sie, dass sie und Khodykin<br />

im vergangenen <strong>August</strong> geheiratet haben.<br />

„Wir haben das bisher nicht publik gemacht. Es<br />

gab keine Feier, wir sind einfach nur ins Standesamt<br />

gegangen und das war’s“, erzählte Popova.<br />

Pavliuchenko schloss im Juni die Schule ab,<br />

während Khodykin einen Universitätsabschluss<br />

in Sportmanagement machte.<br />

»<br />

Denis Khodykin<br />

„Unser (altes) KP war als Parodie auf den<br />

Eistanz gedacht und ein Witz, den man<br />

zweimal erzählt, ist nicht mehr lustig. Wir<br />

haben Ideen für ein neues Programm<br />

«<br />

oder<br />

könnten zu unserem KP „Der Sturm“<br />

(2019/20) zurückkehren. Wenn du an deinen<br />

Programmen Freude hast, bringst du sie anders<br />

rüber. Wir bemerkten die Reaktionen<br />

des Publikums auf unsere Programme. Ja,<br />

unsere Kür im Vorjahr (S.O.S. d’un terrien en<br />

détresse) war eine schwierige Musik und<br />

Story und nicht jeder hat sie vielleicht verstanden.<br />

Jetzt wollen wir etwas nehmen, das<br />

womöglich verständlicher ist, aber wir wollen<br />

es genauso intensiv an das Publikum und<br />

die Preisrichter vermitteln.“<br />

»<br />

Daria Pavliuchenko<br />

„Wir wollen unsere Elemente verbessern<br />

«<br />

und<br />

auch im Training noch mehr gute Versuche<br />

haben, damit wir im Wettkampf auch alles<br />

gut zeigen können. Manchmal bist du im<br />

Wettbewerb angespannt. Aber wir wollen<br />

das Adrenalin zu unserem Vorteil nutzen.<br />

Das Wichtigste ist, dass du jeden Tag viel<br />

Spaß bei der Arbeit hast. In der vergangenen<br />

Saison haben wir unsere Programme sehr<br />

genossen und ich denke, das ist das entscheidende<br />

Kriterium.“<br />

21<br />

Neues aus Russland<br />

Sommertraining<br />

Artur Danielian<br />

Fotos: Tatjana Flade<br />

Die Traingsgruppe um Elena Vodorezova,<br />

Irina Tagaeva und Marina Selitskaia<br />

Elena Vodorezova<br />

mit Assistenztrainer<br />

Alexander Uspenski


22<br />

Neues aus Russland<br />

Sommertraining<br />

Zwei Herren wechseln das Land<br />

In der Halle „Moskvitch“ ist mittlerweile Viktoria<br />

Volchkova (jetzt verheiratete Butsaeva), die<br />

mehrmalige EM-Dritte, Cheftrainerin. Altmeister<br />

Viktor Kudriavtsev (83) ist nach einem Schlaganfall<br />

eingeschränkt, konsultiert aber noch<br />

Sportler und den Verband. Volchkova hat eine<br />

„Boy Group“ mit dem Juniorenweltmeister von<br />

2018, Alexei Erokhov, und dem aktuellen Nachwuchsmeister<br />

Andrei Anissimov unter ihren Fittichen.<br />

Seit ein paar Monaten trainiert auch<br />

Stanislava Konstantinova bei ihr. Zwei ihrer<br />

Schüler werden künftig für andere Länder starten:<br />

Egor Murashov erhielt die Freigabe für die<br />

Schweiz, in der seine Eltern beruflich tätig sind.<br />

Eine Staatsbürgerschaft ist jedoch nicht in<br />

Sicht, so dass er zumindest für den Olympiastartplatz<br />

Lukas Britschgi keine Konkurrenz machen<br />

wird. Vladimir Samoilov, der mit einem Videoclip<br />

einer Sprungfolge aus zwei vierfachen<br />

Salchows Aufmerksamkeit erregte, will künftig<br />

für Polen starten. Dort gibt es aktuell keinen<br />

konkurrenzfähigen Herren. Zunächst keine Neuigkeiten<br />

gab es zur Freigabe von Paarläuferin<br />

Alisa Efimova, denn der Russische Verband wollte<br />

beim Petersburger Verband nachfragen. Das<br />

Problem hier ist, dass Efimova anders als die<br />

zwei Einzelläufer im Nationalkader war und<br />

entsprechend gefördert wurde.<br />

Bis auf Lisa Tuktamysheva trainieren jetzt wieder<br />

alle russischen Top-Damen in der Schule von Eteri<br />

Tutberidze. Nach ihrem Urlaub im Mai waren<br />

sie im Juni in ihrem traditionellen Sommertrainingslager<br />

in <strong>No</strong>vogorsk. Frei hatten im Mai auch<br />

die Eistänzer Tiffani Zagorski/Jonathan Guerreiro.<br />

Alexei Erokhov<br />

Egor Murashov<br />

mit Trainer<br />

Murad Kurbanov<br />

Paarlauf-Stars in St. Petersburg<br />

In der vergangenen Saison hat St. Petersburg<br />

seinen Ruf als Paarlaufhochburg bestätigt<br />

und zwei Duos des Trainertandems Tamara<br />

Moskvina und Artur Minchuk standen auf<br />

dem Treppchen in Stockholm: Anastasia<br />

Mishina/Alexander Galliamov und Alexandra<br />

Boikova/Dmitrii Kozlovskii. Beim Besuch der<br />

<strong>Pirouette</strong> war nur Mishina aus dem Urlaub<br />

zurück, und obwohl ihr Training noch nicht<br />

offiziell wieder begonnen hatte, kam sie in<br />

die Halle, um mit den Trainern die neue Kürmusik<br />

abzusprechen. Sie hatte einen Vorschlag,<br />

aber Moskvina hatte eine andere<br />

Idee: Musik von Georgi Sviridov in einer interessanten<br />

Umsetzung. Boikova/Kozlovskii<br />

haben schon eine Kür, die sie eigentlich für<br />

die vergangene Saison vorbereitet hatten (es<br />

handelt sich um ein bekanntes Stück in klassischer<br />

Richtung) und wollen ein neues KP<br />

einstudieren. Neu dazugekommen sind die<br />

Permer Jasmina Kadyrova/Ivan Balchenko.<br />

Außerdem trainieren drei Juniorenpaare in<br />

Moskvinas Club. Die talentierten Herren<br />

Petr Gumennik, Andrei Kutovoi und Nikolai<br />

Ugozhaev hatten noch frei.<br />

Die Zweiten der Junioren-WM 2020, Ksenia<br />

Akhanteva/Valeri Kolesov haben die Trainingsgruppe<br />

von Liudmila, Nikolai und Vasili<br />

Velikov verlassen und trainieren nun bei Fedor<br />

Klimov und Dmitri Savin in Sotchi. Sie<br />

steigen in die Meisterklasse auf. Polina Kostiukovich/Alexei<br />

Briukhanov, die noch bei den<br />

Junioren starten können, sind nach Moskau<br />

in die Schule von Nina Mozer gewechselt.<br />

Top-Team der Velikovs sind jetzt die Georgier<br />

und WM-Finalisten Anastasia Metelkina/Daniil<br />

Parkman, die im September nach Oberstdorf<br />

kommen wollen (wie übrigens auch das<br />

Tanzpaar Maria Kazakova/ Georgi Reviya, das<br />

wieder fit ist und trainiert).<br />

Andrei Anissimov<br />

Die Trainingsgruppe Moskvitch, rechts Viktoria Volchkova


Neuer Schwung für Europameister<br />

Dmitri Aliev<br />

Europameister Dmitri Aliev hat im Urlaub in Dubai<br />

im Mai frische Energie getankt und baute<br />

mit Choreographin Olga Glinka gerade sein neues<br />

KP auf (siehe Interview S. 4). Makar Ignatov<br />

lief neue Schlittschuhe ein. Am Besuchstag<br />

nicht auf dem Eis waren Lisa Nugumanova und<br />

Anastasia Gubanova, aber sie trainieren nach<br />

wie vor in der Gruppe von Evgeni Rukavitsin.<br />

Die Truppe war im Juni in Kislovodsk und fuhr<br />

anschließend nach Lettland ins Trainingslager.<br />

Nicht angetroffen hat die <strong>Pirouette</strong> Alexei Mishin<br />

und seine Schüler wie Lisa Tuktamysheva<br />

und Mikhail Kolyada, denn sie waren gerade im<br />

Kaukasus und ab Mitte Juni für zwei Wochen in<br />

Courchevel. An Mishins Camp dort nahmen unter<br />

anderem Loena Hendrickx sowie die Franzosen<br />

Adam Siao Him Fa und Kevin Aymoz teil.<br />

Juniorenweltmeister Andrei Mozalev begann<br />

seine Saisonvorbereitung im Juni in Tallinn und<br />

wollte im <strong>August</strong> mit seinem Trainer Kirill Davydenko<br />

nach Egna zu Lorenzo Magri und seinen<br />

Läufern kommen.<br />

23<br />

Neues aus Russland<br />

Sommertraining<br />

Letzte Meldungen aus Russland<br />

Kolyada läuft in der Kür zu „Schindlers Liste“,<br />

enthüllte eine russische Journalistin zum Ärger<br />

von Mishins Team. „Keiner hat das Programm<br />

gesehen, aber es wird schon kritisiert“, sagte<br />

Mishins Assistentin Tatiana Prokofieva. Ärgerlich<br />

war auch, dass Tuktamyshevas und Andrei Lazukins<br />

Gepäck beim Rückflug von Paris nach dem<br />

Aufenthalt in Courchevel wegen eines Streiks<br />

verloren ging. Während ihr Koffer mit den<br />

Schlittschuhen nach einer Woche ankam, blieb<br />

seiner zunächst unauffindbar.<br />

•••<br />

Dmitri Aliev, Fotos: Tatjana Flade<br />

Dmitri Aliev mit Choreografin Olga Glinka,<br />

Choreograf Valentin Molotov<br />

und Trainer Evgeni Rukavitsin (vorne)


24<br />

Neues aus Japan<br />

Was geschieht auf der anderen Seite der Erde?<br />

Neues aus Japan<br />

Die Corona-Pandemie hatte vielen Athleten weltweit in der letzten Saison Steine<br />

in den Weg gelegt. Eiskunstlaufhallen wurden geschlossen und Wettbewerbe sowie<br />

andere Veranstaltungen abgesagt. Auch Japan wurde hart getroffen und die Zeit<br />

schien still zu stehen. Erst gegen Ende des Jahres kam die Saison wieder ins Rollen<br />

und endete mit Highlights wie den Weltmeisterschaften in Stockholm oder der World<br />

Team Trophy in Osaka, obgleich aufgrund der Corona-Sicherheitsmaßnahmen viele<br />

Einschränkungen die Wettkämpfe dominierten.<br />

Eisshows kehren zurück<br />

Lange mussten die japanischen<br />

Eiskunstlauffans sich gedulden,<br />

doch am 25. April nahm das<br />

Warten endlich ein Ende. Mit<br />

der Eisshow „Stars on Ice” begann<br />

eine Reihe von unterhaltsamen<br />

Veranstaltungen, gefolgt von<br />

„Prince Ice World”, „LUXE” und die<br />

für <strong>Juli</strong> geplante „Dreams on<br />

Ice”-Tournee.<br />

Als Yuzuru Hanyu, Olympiasieger<br />

2014 und 2018, am 25.4. die Eisfläche<br />

in der Yokohama-Arena betrat, konnte<br />

das Publikum seine Begeisterung kaum<br />

noch zurückhalten. Der Fernsehsender<br />

TBS verfolgte die Tournee und zeigte<br />

Einblicke hinter die Kulissen, sowie<br />

exklusive Interviews mit Yuzuru. Dieser<br />

hatte zum ersten Mal seit sieben<br />

Jahren wieder an Stars on Ice<br />

teilgenommen und war nicht nur<br />

als Performer, sondern teilweise<br />

auch als Probenleiter, Choreograph<br />

und Produzent an der Show beteiligt.<br />

In einem Interview mit dem Magazin<br />

Sponichi verriet er seine Pläne<br />

Doch nicht nur Hanyu sorgte für<br />

Schlagzeilen, denn Shoma Uno,<br />

Silbermedaillengewinner der<br />

Olympischen Spiele 2018, überraschte<br />

mit seiner neuen Kür ‘Bolero’<br />

und veröffentlichte noch am<br />

selben Tag einen Beitrag auf seinem<br />

Youtube-Kanal mit Trainingsclips<br />

und Kommentaren.<br />

Vom<br />

1. Mai bis zum<br />

5. des Monats nahm<br />

er an der Show „Prince<br />

Ice World“ in Yokohama<br />

teil und nutzte die<br />

Gelegenheit, sein neues<br />

Programm vor Publikum<br />

zu trainieren.<br />

Zudem trat Shoma am<br />

30. Mai mit seinem<br />

jüngeren Bruder Itsuki<br />

bei einer Veranstaltung<br />

der Schmuckmarke<br />

‘Colantotte’ in Nagoya<br />

als Talkshowgast auf<br />

und gab dem Publikum<br />

einen Einblick in sein Privatleben<br />

sowie in seine<br />

Zukunftspläne. In Bezug<br />

auf die Olympischen Spiele<br />

antwortete Shoma: „In der<br />

kommenden Saison ist es<br />

für mich wichtig zu<br />

wachsen. Natürlich wird von mir ein gutes Ergebnis<br />

erwartet, aber in erster Linie geht es<br />

mir darum, Fortschritte zu machen.” Sobald<br />

alle Vorbereitungen abgeschlossen sind,<br />

möchte er gemeinsam mit seinem Trainer<br />

Stéphane Lambiel ein neues Stück für das<br />

Kurzprogramm aussuchen.<br />

Besonders viel Aufmerksamkeit erlangte<br />

die neue Eisshow ‚LUXE’, deren Premiere<br />

am 15. Mai in Yokohama aufgeführt<br />

wurde. Sie basierte auf der<br />

2019 stattgefundenen Veranstaltung<br />

‘Hyoen’ und griff das Thema „Weltreise“<br />

auf, um das Publikum während<br />

der Corona-Krise mental in ferne Länder<br />

zu versetzen. Spitzenathleten wie<br />

Daisuke Takahashi, Kana Muramoto, <strong>No</strong>bunari<br />

Oda und Keiji Tanaka nahmen an<br />

der Veranstaltung teil. Neben traditionell<br />

japanischen Programmen gab es auch Flamenco,<br />

Samba-Tanz und Schauspiel - ein Musical<br />

auf dem Eis. Daisuke bewies sich<br />

auch als Sänger und sang ein Duett mit<br />

dem Pop-Idol Ayaka Hirahara.<br />

Doch nicht nur als Performer<br />

prägten Daisuke<br />

und seine Partnerin<br />

Kana die Eislaufwelt, denn sie unterstützten<br />

Nachwuchstalente auch als Trainer. Am 29. Mai<br />

unterrichteten sie in einem speziellen Kurs im<br />

Mitsui Fudosan Ice Park in Funabashi (Chiba)<br />

mehr als 30 Athleten- und Meisterschüler. Es<br />

war die erste Veranstaltung dieser Art und ob-<br />

Mao Asada<br />

Foto: Flade<br />

Yuzuru Hanyu mit Brian Orser<br />

und einer freiwilligen Helferin<br />

aus Schweden<br />

Yuma Kagiyama<br />

für die kommenden Monate: „Ich habe vor der<br />

Weltmeisterschaft viele Vierfachsprünge trainiert<br />

und denke, dass mein Körper sich mittlerweile<br />

daran gewöhnt hat. Aber ich werde auch<br />

die Grundlagen des Eiskunstlaufs und den Axel<br />

wieder aufgreifen. Ich muss über vieles nachdenken,<br />

vor allem darüber, ob ich in Zukunft<br />

mehr an Wettkämpfen oder Eisshows teilnehmen<br />

möchte.”


wohl keine weiteren festen Termine geplant<br />

sind, möchten die Eistänzer das Projekt in Zukunft<br />

fortsetzen.<br />

Für Mao Asada nahmen die Show-Auftritte am<br />

27. April vorerst ein Ende. Nach ihrem Rücktritt<br />

vom Wettkampf war sie drei Jahre lang mit ihrer<br />

„Asada Mao Thanks Tour” durch Japan gereist.<br />

Rückblickend auf 202 Auftritte in 50<br />

Städten sagte sie in einem Interview mit dem<br />

Web-Magazin ‘TheTV’: „Die Tour hat mich sehr<br />

viel stärker gemacht. Ich denke, ich werde von<br />

nun an mehr wachsen und an mir arbeiten.”<br />

Welche Pläne sie jetzt verfolgt, steht noch in<br />

den Sternen. Vielleicht widmet sie sich ihrem<br />

Traum, eine eigene Eishalle zu eröffnen, wie sie<br />

im <strong>No</strong>vember 2019 in einem Interview mit<br />

Number Web angekündigt hatte.<br />

Große Pläne für Eistänzer<br />

und Paare<br />

Nachdem Muramoto/Takahashi<br />

wegen der Corona-Pandemie<br />

lange Zeit in Japan trainieren<br />

mussten, kehrten sie schließlich<br />

im Juni nach Florida zurück,<br />

um sich auf die Olympiasaison<br />

vorzubereiten. Für den<br />

Rhythmustanz planen sie,<br />

eine modernisierte Version<br />

des japanischen Volksliedes<br />

„Soran Bushi & Koto“ mit<br />

Hip-Hop-Elementen zu<br />

kombinieren. In einem Interview<br />

mit dem Webmagazin FNN Prime<br />

Online erklärten die Athleten, welche<br />

Highlights ihr neues Programm haben<br />

wird. „Da es eine olympische Saison<br />

ist, wäre es interessant, als Vertreter<br />

Japans eine traditionelle <strong>No</strong>te in unser<br />

Programm zu bringen. Wir wollen die<br />

Wellen (aus dem Lied) durch große Bewegungen<br />

nachbilden. Dai-chan hat so<br />

viele Ideen eingebracht, dass man am<br />

liebsten ‚Daisuke Takahashi‘ ebenfalls<br />

als Choreographen nennen möchte“,<br />

sagte Kana. „Die Hebung planen wir<br />

beim Übergang vom Volkslied zum<br />

Hip-Hop-Part. Diese soll den Betrachter<br />

an einen Fisch erinnern, der gerade<br />

gefangen wird. Es ist ein ganz einzigartiges<br />

Element.“<br />

andere Pläne, aber nachdem wir im Laufe der<br />

Zeit mehr über unsere gemeinsamen Erfahrungen<br />

nachdachten, wollten wir für die Olympischen<br />

Spiele ein Thema wählen, das der japanischen<br />

Kultur und Kunst gerecht wird“, so<br />

Misato über den Hintergrund ihrer Entscheidung.<br />

„Wir haben begonnen, mit einem Kabuki-Darsteller<br />

(traditionelles japanisches Theater)<br />

zusammenzuarbeiten, um das Programm<br />

mit Authentizität und Respekt zum Leben zu<br />

erwecken. Da es das erste Mal ist, dass wir zu<br />

einem japanischen Thema laufen, freuen wir<br />

uns darauf, dem Publikum eine neue Seite von<br />

uns zu zeigen.“<br />

Das neue Tanzduo Ayumi Takanmi/Shingo Nishiyama<br />

will in der kommenden Saison sein<br />

Meisterklassen-Debüt geben und hat den Blick<br />

auf die Olympischen Spielen 2026 gerichtet.<br />

Sumitada Moriguchi, der im vergangenen Jahr<br />

erstmals als Einzelläufer bei den Nationalen<br />

Meisterschaften antrat, wird in diesem Jahr<br />

nicht nur bei den Herren, sondern auch im<br />

Paarlauf zusammen mit seiner Partnerin Ikura<br />

Kushida sein Glück versuchen. In einem Interview<br />

mit dem Webmagazin 4 Years kommentierte<br />

er seine Entscheidung wie folgt: „Im<br />

Paarlauf hat man einen Partner, der einen auffängt,<br />

wenn man deprimiert ist. Man will sein<br />

Bestes geben, weil der Partner auch sein Bestes<br />

gibt. Ich denke, dass diese Erfahrung einen<br />

positiven Einfluss auf meine Karriere als Einzelläufer<br />

haben wird.“ Wahrscheinlich werden<br />

die beiden versuchen, sich in Oberstdorf den<br />

zweiten Olympiastartplatz zu holen.<br />

Yuma Kagiyama ist<br />

„Eisläufer des Jahres“<br />

Am 14. Mai wählte das Eislauf-Unterkomitee<br />

des Tokyo Athletic Press Club Yuma Kagiyama<br />

zum „Skater of the Year” für die Saison<br />

2020/21. Er wurde besonders für sein Debüt<br />

bei den Weltmeisterschaften in Stockholm gelobt,<br />

wo er noch vor Yuzuru Hanyu die Silbermedaille<br />

gewann. Zu Nikkan Sports sagte er:<br />

„Ich bin sehr glücklich, dass ich diese Auszeichnung<br />

in meiner ersten Saison in der<br />

Meisterklasse erhalten habe. In der kommenden<br />

Saison werde ich hart arbeiten, um bei<br />

den Olympischen Spielen in Peking eine Medaille<br />

zu gewinnen.“<br />

25<br />

Neues aus Japan<br />

Mistao Komatsubara<br />

und Tim Koleto<br />

Auch die Konkurrenten Misato<br />

Komatsubara/Tim Koleto starten mit<br />

komplett neuen Programmen in die<br />

kommende Saison. Der Rhythmustanz<br />

setzt sich aus den Songs ‚Le<br />

freak‘ von CHIC, ‚What You Won‘t<br />

Do For Love‘ von Bobby Caldwell<br />

und ‚You Make Me Feel‘ von Sylvester<br />

zusammen und soll das Publikum<br />

in die Disco-Hits der Jahre<br />

um 1978 versetzen. Für die Kür<br />

wählte das Paar das Stück ‚Sayuri‘<br />

aus dem Film ‚Memoiren einer<br />

Geisha‘. „In dieser Saison<br />

hatten wir bezüglich der<br />

Musikauswahl ursprünglich<br />

Kochen mit Marin Honda<br />

Für Marin Honda war die letzte Saison mehr<br />

als enttäuschend. Sie schnitt nicht nur<br />

schlecht ab, sondern büßte auch ihre Position<br />

im Kader ein. Trotz ihrer Misserfolge erfreut<br />

sie sich noch immer einer riesigen japanischen<br />

Fangemeinde und tritt regelmäßig in Eisshows<br />

und im Fernsehen auf. Mit der neuen TV-Show<br />

‘Suberanai Cooking’ versüßt die Eiskunstläuferin<br />

und Ernährungsexpertin ihren Fans die<br />

Wartezeit auf die kommende Saison mit nahrhaften<br />

und gesunden Rezepten aus eigenem<br />

Hause, die sich problemlos mit den strengen<br />

Diätplänen der Athleten vereinbaren lassen. <br />

Maria Laura Brandmann Mitsuoka


26<br />

Pride - Eisläufer outen sich<br />

Pride Monat<br />

auch bei den Eiskunstläufern<br />

Im Juni demonstrieren seit vielen Jahren lesbische und homosexuelle Menschen und<br />

diejenigen, die mit ihren sympathisieren in aller Welt auf großen Kundgebungen. Die<br />

Menschen machen ihre Neigungen mit Stolz („pride“) öffentlich, „outen sich“ und protestieren<br />

vor allem in der westlichen Welt gegen noch vorhandene Diskriminierungen.<br />

In einer Epoche, in der viele Menschen sich in<br />

irgendeiner Weise als Minderheit unterdrückt<br />

fühlen und oft auch werden, dringt die von ihnen<br />

als Symbol gewählte Regenbogenflagge bis<br />

in Fußballstadien vor. In diesem Jahr haben sich<br />

dieser Bewegung viele aktive und ehemals Aktive<br />

in der weltweitern Eislauffamilie angeschlossen.<br />

Die ISU veröffentlichte mehrere Artikel,<br />

Podcasts und eine Online-Talkshow von und<br />

über Sportlerinnen und Sportler, die dieses Thema<br />

in ihrem Privatleben beschäftigt, und der<br />

US-Verband beteiligte sich intensiv an der Diskussion.<br />

Homosexualität hat im Eiskunstlauf als<br />

Sportart mit künstlerischem Touch schon immer<br />

existiert und die Familie ist seit langem tolerant.<br />

Allerdings hatten bisher nur wenige Läufer<br />

öffentlich darüber gesprochen, auch wenn diese<br />

Neigung inoffiziell von vielen bekannt war.<br />

Schon vor einem Jahr hatte die Amerikanerin<br />

Amber Glenn aus Texas wohl als erste bekannte<br />

aktive Läuferin der Welt öffentlich gesagt, dass<br />

sie auch Frauen liebt. In diesem Juni schloss<br />

sich ihr nun die kanadische Eistänzerin Kaitlyn<br />

Weaver an, die ihre langjährige Karriere mit Andrew<br />

Poje vermutlich beendet hat und jetzt in<br />

New York lebt, auch wenn sie nie offiziell zurückgetreten<br />

ist. Weaver schrieb auf Facebook,<br />

nach langjährigen Überlegungen und innerem<br />

Kampf sei sie zur Überzeugung gekommen, dass<br />

sie auch als lesbische Frau akzeptiert werde.<br />

Lange Jahre habe sie einen Teil von sich selbst<br />

innerlich gehasst, wenn sie in den Spiegel geschaut<br />

habe. Aber jetzt sei sie stolz auf sich,<br />

auch auf diese Tatsache, und wolle dies öffentlich<br />

machen. Sie dankt ihrem langjährigen Eispartner<br />

Andrew Poje dafür, dass er schon immer<br />

und weiterhin ihr bester Freund fürs Leben sei<br />

und alles mitgetragen habe. Dieses Outing sei<br />

nur möglich, weil schon Generationen von Aktivisten<br />

vor ihr für die Freiheit so zu leben, wie<br />

sie möchten, gekämpft haben. Die Japanerin Fumie<br />

Suguri, 20<strong>06</strong> WM-Zweite, hat sich ebenfalls<br />

als lesbisch geoutet.<br />

Während ein „Coming Out“ unter Eiskunstläuferinnen<br />

eher selten ist, gibt es viele schwule Läufer,<br />

die ihre sexuelle Orientierung bekannt gemacht<br />

haben. Guillaume Cizeron hat dies vor<br />

einem Jahr in einem Artikel für die Tageszeitung<br />

L’Equipe getan, den er selbst geschrieben hat.<br />

Mit seinem neuen Buch (siehe Seite 27 in diesem<br />

Heft) hat er dies rechtzeitig zum Pride Monat<br />

noch einmal bestätigt. Ihm schloss sich<br />

kürzlich sein Teamkamerad Kevin Aymoz an. In<br />

der Fernsehsendung „Faut qu’on en parle“ (Darüber<br />

muss man sprechen) haben sechs bekannte<br />

französische Hochleistungssportler aus sechs<br />

verschiedenen Sportarten, darunter Aymoz,<br />

über ihre Homosexualität gesprochen und warum<br />

sie sie öffentlich machen.<br />

In den USA war Johnny Weir schon vor Jahren<br />

am Ende seiner aktiven Karriere ein Vorreiter<br />

und ist heute ein beliebter TV-Kommentator.<br />

Adam Rippon schloss sich 2018 dieser Bewegung<br />

an und wurde durch seine flotten Sprüche<br />

schnell der Liebling der US-Medien. In<br />

diesem Jahr kam nun Jason Brown hinzu, der<br />

schrieb, er sei schon immer von vielen kreativen,<br />

starken, stolzen und erfolgreichen<br />

Schwulen umgeben gewesen, ob Trainer, Läufer,<br />

Lehrer oder Freunden. Das Schwulsein sei<br />

aber nur ein Teil von ihm und er wehre sich<br />

dagegen, einen Menschen nur nach dieser Eigenschaft<br />

zu klassifizieren, denn jeder Mensch<br />

sei individuell. Er habe sich selbst nie in Frage<br />

gestellt oder sehr viel darüber nachgedacht,<br />

denn er sei eben so schwul, wie er sei. Aber<br />

viele Menschen hätten eine schwierigere Realität<br />

erlebt. Brian Boitano, der Olympiasieger<br />

von 1988 hat sich 2014 geoutet, ebenso 2019<br />

der Paarläufer Timothy Le Duc, 2020 der Einzelläufer<br />

Timothy Goebel und <strong>2021</strong> der einstige<br />

Paarlaufweltmeister Randy Gardner sowie<br />

eine Reihe von weniger prominenten noch aktiven<br />

oder ehemaligen Läufern wie Eliot Halverson,<br />

Christopher Mabee, der Eistänzer Joseph<br />

Johnson und seine Tanzpartnerin Karina<br />

Manta. In vielen osteuropäischen Ländern,<br />

insbesondere in Russland, ist Homosexualität<br />

jedoch noch ein Tabu.<br />

Nicht nur Läufer, sondern auch der eine oder<br />

andere Preisrichter suchte im Juni die Öffentlichkeit,<br />

zum Beispiel der frühere Eistänzer<br />

und jetzige Eistanzpreisrichter Shawn Rettstatt<br />

aus New York, der seit 2018 Mitglied der<br />

Eistanzkommission der ISU ist. „Ich war immer<br />

ich selbst“, sagt er in einem Artikel von Lois<br />

Elfman. „Wenn jemand damit ein Problem<br />

hatte, dachte ich, das ist sein, aber nicht mein<br />

Problem. Es gehört einfach dazu. Ich glaube<br />

auch nicht, dass meine Wertungen deshalb<br />

nicht neutral waren. Jeder ist korrekt bewertet<br />

worden.“ <br />

Klaus-Reinhold Kany<br />

Neue Anschrif t!<br />

Beschlüsse des<br />

ISU Online-Kongresses<br />

Der von 2020 zunächst auf Juni <strong>2021</strong> verlegte<br />

ISU-Kongress im thailändischen Phuket musste<br />

auch diesmal ausfallen Aber die ISU hatte die<br />

meisten Anträge allen Verbänden zur Online-<br />

Abstimmung gegeben und veröffentlichte am<br />

30. Juni die Ergebnisse. Viele Anträge, besonders<br />

die umstrittenen, wurden auf den nächsten<br />

geplanten Kongress im Juni 2022 in Phuket<br />

verschoben, weil hierüber erst bei einer Präsenzveranstaltung<br />

diskutiert werden soll.<br />

Hier die wichtigsten Beschlüsse, die ab sofort<br />

gelten: Statt der etwas veraltet klingenden Bezeichnung<br />

Ladies wird die in vielen anderen<br />

Sportarten üblichen Bezeichnung Women, also<br />

im Deutschen Frauen statt Damen verwendet.<br />

Bei den männlichen Läufern hieß es im Englischen<br />

schon früher Men, aber im Deutschen<br />

wurde dies mit „Herren“ übersetzt. In Angleichung<br />

zu den Frauen wird auch die <strong>Pirouette</strong><br />

ab der nächsten Ausgabe „Männer“ und nicht<br />

mehr „Herren“ schreiben. Wenn ein ISU-Kongress<br />

abgesagt wird, müssen die Verbände jetzt<br />

gefragt werden, ob man ihn verschieben oder<br />

ganz ausfallen lassen soll. Eine Online-Abstimmung<br />

mit einer Bedenkzeit von mindestens einer<br />

Woche wird im Regelwerk verankert. Wenn<br />

ein Platz in einem ISU-Komitee frei wird, wird<br />

die Person mit den meisten Stimmen unter den<br />

Nicht-Gewählten automatisch nachnominiert,<br />

eine neue Abstimmung ist nicht erforderlich.<br />

Musik soll nur noch in zeitgemäßen Formaten<br />

eingereicht und nach dem Wettbewerb von den<br />

Organisatoren gelöscht werden. Beim Training<br />

dürfen Läufer zu ihrer eigenen Sicherheit keine<br />

Kopfhörer, Ohrstecker oder andere technische<br />

Geräte mehr tragen. Wenn die Technische Jury<br />

eine offensichtliche Fehlentscheidung gefällt<br />

hat (zum Beispiel einen Sprung doppelt statt<br />

dreifach gewertet hat), hat das wegen Meldeverpflichtugen<br />

nach oben stärkere Folgen für<br />

die Jury als bisher. Offizielle müssen künftig<br />

mehr Vorschriften beachten. Beim Eistanzen<br />

soll es fünf Level geben, was Sinn macht. Denn<br />

wenn schon Nachwuchs-Eistänzer häufig Level<br />

4 erhalten, scheint Level 4 zu leicht zu sein.<br />

Wenn Eisläufer während ihrer Programme<br />

merken, dass die Musik fehlerhaft läuft, müssen<br />

sie sofort anhalten, auch wenn der Schiedsrichter<br />

noch nicht abgepfiffen hat. In diesem Fall<br />

gibt es keine Punktabzüge. Läufer, die ein Programm<br />

ein zweites Mal unterbrechen, werden<br />

disqualifiziert. Illegale Elemente im Eistanzen<br />

werden reduziert, um mehr Raum für Kreativität<br />

zu geben.<br />

Klaus-Reinhold Kany<br />

Ihr Eiskunstlauf<br />

Fachgeschäft<br />

und Webshop<br />

Hartigstr. 1, 01127 Dresden – Telefon 0351 32939610 – info@eiskunstlauf-shop.de<br />

Anzeige


Guillaume Cizerons Buch „Ma plus belle victoire“<br />

Mein schönster Sieg<br />

Eine Buchbesprechung<br />

von Klaus-Reinhold Kany<br />

Der vierfache Eistanzweltmeister<br />

Guillaume Cizeron (26) hat zusammen<br />

mit dem französischen Autor Lionel<br />

Duroy eine Art Autobiografie unter dem<br />

Titel „Ma plus belle victoire“ (Mein<br />

schönster Sieg) veröffentlicht. Worum es<br />

hauptsächlich geht, zeigt der Untertitel<br />

„Seine Homosexualität auszuleben ist<br />

immer ein Kampf.“<br />

Foto: privat<br />

Quelle: Facebook<br />

Der Eiskunstlauf spielt<br />

zwar seit seinem siebten<br />

Lebensjahr eine<br />

zentrale Rolle, aber<br />

Cizeron schreibt mehr<br />

über seine persönliche<br />

Perspektive, insbesondere<br />

über seine inneren<br />

Kämpfe. Er wirft<br />

seine Leser gleich ins<br />

kalte Wasser. Denn<br />

gleich in der dritten<br />

Zeile schreibt er, er<br />

müsse vier oder<br />

fünf Jahre alt<br />

gewesen sein, als<br />

er seine Mutter<br />

fragte, ob er<br />

eigentlich ein<br />

Mädchen oder<br />

ein Junge sei.<br />

Denn schon im<br />

Kindergarten hatten ihn andere<br />

Kinder genau das gefragt, noch ganz ohne diskriminierende<br />

Hintergedanken. Damals wollte er<br />

keine Antwort geben, weil er vieles von dem,<br />

was seine männlichen Spielkameraden gerne<br />

taten, nicht mochte. Stattdessen spielte er mit<br />

den Mädchen mit Puppen und ihren Kleidern,<br />

kümmerte sich um Schminken und malte Kostüme<br />

für Prinzessinnen.<br />

gestoßen wurde und sich im Gesicht verletzte.<br />

Er wunderte sich, dass viele dachten, er sei freiwillig<br />

so wie er ist, dabei hasste er sich in Wahrheit.<br />

Im Buch vergleicht er sich einmal mit einem<br />

Leprakranken. Er forschte heimlich im Internet,<br />

ob man seine „Krankheit“ heilen könne.<br />

Als die Eltern ihre drei Kinder<br />

im Spaß einmal fragten,<br />

was ihr größter Lebenstraum<br />

war, hatte er<br />

nicht den Mut zu sagen,<br />

dass er am liebsten ein<br />

Mädchen wäre.<br />

In der Eishalle war er oft der<br />

einzige Junge. Seine Trainerin<br />

war Catherine Papadakis, sie<br />

erkannte sein Talent und fragte<br />

ihn eines Tages, ob er nicht<br />

mit ihrer Tochter Gabriella laufen<br />

wolle. Zunächst sagte er<br />

nein, denn er wollte weiterhin<br />

alleine tanzen und nicht der Kavalier<br />

eines Mädchens sein. Aber<br />

irgendwann überzeugte man ihn<br />

doch und Gabriella, die im selben<br />

Alter schon mehr konnte als er,<br />

bewies ein für eine Achtjährige<br />

enormes Einfühlungsvermögen<br />

und zeigte ihm, wie gut er ist. Sie<br />

war die ideale Partnerin für ihn.<br />

Schon nach einem Jahr trainierten sie für die<br />

französischen Meisterschaften in seiner Alterskategorie.<br />

Mit zehn Jahren wurden sie nationale<br />

Neulingsmeister und Cizeron hatte das Design<br />

für die Kostüme gezeichnet. Ohne es zu merken,<br />

waren sie schon in die Kunst involviert und er<br />

betrachtete eine Kür als ein Kunstwerk.<br />

27<br />

Guillaume Cizeron<br />

Buchrezension<br />

Guillaume Cizeron: Ma plus belle victoire<br />

Das Taschenbuch von den XO-Editions ohne<br />

Fotos mit der ISBN-978-2-37448-324-5<br />

kann für 16,90 Euro bzw.<br />

10,99 Euro für das E-<br />

Book direkt beim Verlag<br />

(www.xoeditions.com)<br />

oder in Buchhandlungen<br />

bestellt werden.<br />

Seine Eltern beschreibt er als liebevolle, intelligente<br />

und verständnisvolle Erzieher, die ihn zu<br />

nichts zwangen. Die Mutter war Sportlehrerin<br />

mit Spezialisierung auf Tanzen und er und seine<br />

beiden älteren Schwestern lernten dies mit<br />

Begeisterung. Sein Vater versuchte vergeblich,<br />

den Sohn für Autoreparaturen, Heimwerken<br />

und Fußball zu begeistern. Mit sieben entdeckte<br />

der Sohn den Eistanz. Er lernte sehr schnell,<br />

war aber nicht sehr diszipliniert, sondern<br />

machte, was er wollte. Aber die Eltern waren<br />

glücklich, dass er sich sportlich betätigte.<br />

In der Schule in seiner Heimatstadt Clermont-<br />

Ferrand war er unglücklich, weil er von Klassenkameraden<br />

gehänselt wurde. Mit den Jungen<br />

wollte er nicht spielen und mit den Mädchen<br />

traute er sich nicht, um nicht noch mehr<br />

diskriminiert zu werden. Daher schloss er sich<br />

in den Schulpausen oft auf der Toilette ein. Allmählich<br />

lernte er, was die Schimpfwörter und<br />

Beleidigungen bedeuteten, die man ihm nachrief.<br />

Seine Klassenkameraden wussten, dass er<br />

schwul war, weit bevor er selbst wusste, was<br />

das ist. Niemandem vertraute er sich an, auch<br />

den Eltern nicht. Als er sich mit seinen Eltern<br />

einen Fernsehfilm ansah, in dem sich zwei Jungen<br />

küssen, rief sein Vater aus: „Wie abstoßend“,<br />

was ihn sehr erschreckte. In der Pubertät<br />

litt er noch mehr unter den Diskriminierungen<br />

seiner Klassenkameraden, fraß aber alles in sich<br />

hinein, auch als er einmal eine Treppe hinunter-<br />

Mit 17 vertraute er sich einer Trainingskameradin<br />

an und war erleichtert, dass sie ihn so akzeptierte.<br />

In diesem Alter hatte er seinen ersten Freund<br />

und schwindelte seinen Eltern vor, er verbringe<br />

seine Zeit mit ihr. Eines Tages sagte ihm sein Vater,<br />

wenn er einen Freund habe, sei das kein Problem,<br />

aber er solle es sagen. Die erst Wochen<br />

später eingeweihte Mutter hatte es längst vermutet<br />

und war ebenfalls verständnisvoll. Dieser<br />

erste Freund befreite ihn von dem Gefühl, „eine<br />

Schande“ zu sein und weihte ihn in den ersten<br />

Sex mit einem anderen Menschen ein. Schwer<br />

fiel ihm die Entscheidung, Clermont-Ferrand zu<br />

verlassen und zu den Spitzentrainern Muriel Zazoui<br />

und Romain Haguenauer nach Lyon zu gehen,<br />

weil er die Mutter seiner Eispartnerin nicht<br />

vor den Kopf stoßen wollte. Nach dem Abitur bewarb<br />

er sich bei einer renommierten Modefirma,<br />

aber dort und beim französischen Eislaufverband<br />

riet man ihm, zuerst weiterhin die Eislaufkarriere<br />

voranzutreiben. Dann ging es auf dem Eis schnell<br />

aufwärts, aber erst nach dem Wechsel in das liberale<br />

Montreal, wohin das Tanzpaar ihrem Trainer<br />

Romain Haguenauer folgte, akzeptierte er<br />

sich und seinen Körper vollständig und konnte<br />

ohne innere Probleme leben.<br />

„Der schönste Sieg“ ist für ihn daher nicht einer<br />

der gewonnenen Titel, sondern dass er zu sich<br />

und seinen Veranlagungen positiv steht und<br />

stolz auf sich geworden ist. Eine englische oder<br />

deutsche Ausgabe ist nicht geplant. •••


28<br />

Heinz Lindner<br />

Eislaufgeschichte<br />

Von links nach rechts:<br />

Irene Müller (Freymann)<br />

Heidemarie Steiner<br />

Brigitte Weise<br />

Heinz Lindner<br />

Heinz-Ulrich Walther<br />

Michael Brychcy<br />

Hans-Georg Dallmer<br />

Foto: Heinz-Ulrich Walther<br />

Eislaufgeschichte:<br />

Heinz Lindner<br />

Ein Meistertrainer von<br />

sporthistorischer Dimension<br />

Heinz Friedrich Lindner wurde am 25.02.1928<br />

als Sohn von Arthur Paul und Erna Lindner in<br />

Leipzig geboren. Die Familie lebte in der Riebeckstraße<br />

5. Er wuchs bei der alleinerziehenden<br />

Mutter auf. Nach seiner Schulzeit absolvierte<br />

er eine Ausbildung zum Feinmechaniker.<br />

Im Alter von 19 Jahren begann er auf Drängen<br />

seiner Schwester Vera mit dem Training im Eisund<br />

Rollkunstlaufen. Ihre ersten Trainer waren,<br />

wie er in Christine Stüber-Erraths Buch „Die <strong>Pirouette</strong>nkönigin“<br />

selbst berichtet, die Zirkusartisten<br />

Geschwister Busch. Der Einstieg von Vera<br />

und Heinz Lindner ins Wettkampfgeschehen erfolgte<br />

im Jahr 1949 bei den Meisterschaften der<br />

sowjetischen Besatzungszone im Rollkunstlaufen<br />

in Erfurt. Das Ergebnis ist unbekannt. Das<br />

Geschwisterpaar ging für die BSG Einheit Ost<br />

Leipzig an den Start und wurde 1952 DDR-Vizemeister<br />

im Rollkunst-Paarlauf und 1953 DDR-<br />

Meister im Rolltanzen.<br />

Zweifacher DDR-Eistanzmeister<br />

Vor zehn Jahren verstarb<br />

einer der erfolgreichsten<br />

Eiskunstlauftrainer der<br />

DDR – Heinz Lindner. Er betreute<br />

im Paarlaufen Sportler<br />

bei vier Olympischen<br />

Winterspielen, 13 Welt- und<br />

15 Europameisterschaften. Seine<br />

Schützlinge errangen zwei olympische<br />

Bronzemedaillen, dreimal WM-Bronze,<br />

fünfmal EM-Bronze, 11 DDR-Meistertitel<br />

sowie im Eistanzen sechs Podestplatzierungen<br />

bei DDR-Meisterschaften.<br />

In diesem Rückblick soll an sein<br />

Lebenswerk erinnert werden.<br />

bis 1970 bei Europa- und 1968 bei Weltmeisterschaften<br />

wertete. Das Paar Geidel (Birke) /<br />

Lindner erlief bei den fünften DDR-Meisterschaften<br />

1954 in Ostberlin hinter Ingelore<br />

Gotsch / Heinz Kuhrüber den zweiten Platz im<br />

Eistanzen. Bei den sechsten DDR-Meisterschaften<br />

1955 in Geising erkämpften sie ihren ersten<br />

DDR-Meistertitel im Eistanzen und konnten ihn<br />

1956 in Rostock erfolgreich verteidigen. Neben<br />

ihren Erfolgen im Eistanzen wurde das Paar von<br />

1954 bis 1956 auch DDR-Meister im Rolltanzen.<br />

Terese Geidel (Birke) und Heinz Lindner<br />

Quelle: Privatarchiv Hampe<br />

1953 zog Lindner nach Ostberlin, um in der<br />

Trainingsgruppe von Verbandstrainerin Charlotte<br />

Giebelmann (1899-2002) in der BSG Einheit<br />

Berliner Bär zu trainieren, die 1954 in den SC<br />

Einheit Berlin überführte wurde, aus dem 1963<br />

der TSC Berlin hervorging. Er wohnte auf dem<br />

Gelände der Sportschule Grünau in einem ehemaligen<br />

Bootshaus an der Regattastrecke. Seine<br />

neue Partnerin auf dem Eis wurde Terese Geidel<br />

(Birke) von der SG Dynamo Rostock, die später<br />

als Eistanzpreisrichterin für die DDR von 1967<br />

In der Gründerzeit des DDR-Eiskunstlaufs fanden<br />

ab 1950 jährlich Eissportschauen als Werbeveranstaltungen<br />

der Sektion Eis- und Rollsport<br />

im Deutschen Sportausschuss statt. Die<br />

gesamte Kunstlaufelite des Landes war in diese<br />

Tourneen eingebunden. In diesen glänzte Heinz<br />

Lindner in legendären Rollen wie als Prinz Siegfried<br />

im Tanz „Schwanensee“ in der Eissportschau<br />

„Tschaikowsky auf dem Eis“, im „Pinguin-<br />

Mambo“ – jeweils als Trio mit Inge Kabisch<br />

(Wischnewski) und Annemarie Klöpsch (Kusche)


29<br />

- oder im „Holländer Tanz“ mit Jutta Seyfert<br />

(Müller) und Inge Kabisch (Wischnewski). Die<br />

unter Leitung von Marianne Senf stehende Eissportschau<br />

des Jahres 1953 „Berlin einst und<br />

jetzt“ war mit Gästen aus Ungarn sogar international<br />

besetzt. Heinz Lindner bewies seine<br />

vielfältige künstlerische Kreativität als Gestalter<br />

des Programmhefts, für dessen Titelblatt er<br />

ein Paar in der Zirkelspirale zeichnete. Er spielte<br />

zudem Gitarre und sorgte bei Lehrgängen und<br />

Busfahrten für musikalische Unterhaltung.<br />

1956 erfolgte eine zentral angeordnete Umstrukturierung<br />

im DDR-Eiskunstlaufen. Die Sektion<br />

Eis- und Rollsport im Deutschen Sportausschuss<br />

nahm die Nachkriegsgeneration auf<br />

Heinz Lindner 1953 in der Eissportschau<br />

„Berlin einst und jetzt“<br />

Foto: Brigitte Zeller<br />

Grund mangelnder sportlicher Perspektive auf<br />

internationaler Ebene zwangsweise aus dem<br />

Leistungssport und ließ diese größtenteils an<br />

der Deutschen Hochschule für Körperkultur<br />

Leipzig (DHfK) im Fernstudium zu Trainern akademisch<br />

ausbilden. Dazu zählte auch Lindner.<br />

Die DDR-Meisterschaften wurden von 1957 bis<br />

1959 im Einzel- und Paarlaufen, im Eistanzen<br />

bis 1963 abgesetzt.<br />

Paarlauf-Trainer beim SC Dynamo<br />

Berlin<br />

Heinz Lindner begann seine Trainerlaufbahn bei<br />

der im Mai 1955 gegründeten Sektion Eiskunstlauf<br />

im Sport-Club Dynamo Berlin<br />

– der Sportvereinigung der Schutzund<br />

Sicherheitsorgane der DDR. Er<br />

war zudem Organisator, Ideengeber,<br />

Mitwirkender, Choreograf von<br />

Gruppennummern der Amateur-<br />

Eisrevue des SC Dynamo Berlin<br />

„Polarsterne“, die jährlich in der<br />

Weihnachtszeit auftrat und sogar<br />

im sozialistischen Ausland gebucht<br />

wurde. 1960 fungierte Lindner als<br />

Fachberater für den DEFA-Eisrevuefilm<br />

„Silvesterpunsch“ mit Irene<br />

Müller (Freymann) als Double von<br />

Hauptdarstellerin Christel Bodenstein.<br />

Der Beginn seiner Trainerkarriere<br />

war nicht einfach, denn seine<br />

beiden Meisterklassen-Paare Irene<br />

Müller (Freymann) / Hans-Georg<br />

Dallmer und Brigitte Wokoeck /<br />

Heinz-Ulrich Walther standen in<br />

harter Konkurrenz zu dem von<br />

Horst Kuhrüber trainierten Paar<br />

Margit Senf / Peter Göbel, die bei<br />

den EM 1961 in Westberlin überraschend<br />

EM-Bronze und damit die<br />

erste Medaille für die DDR bei ISU-<br />

Meisterschaften gewannen. Müller<br />

(Freymann) / Dallmer wurden von<br />

1960 bis 1964 DDR-Vizemeister<br />

sowie in den Jahren 1965 und<br />

1968 DDR-Meister. Sie nahmen siebenmal an<br />

EM und viermal an WM teil. Ihre besten internationalen<br />

Platzierungen bei den EM waren<br />

fünfte Plätze 1962, 1965 und 1966 sowie bei<br />

den WM der siebte Platz 1966. Den Höhepunkt<br />

ihrer Laufbahn stellte die Teilnahme an den<br />

Olympischen Winterspielen 1968 dar, bei denen<br />

sie mit dem 9. Platz unter die Top Ten liefen.<br />

Den ersten nationalen Titel für die Trainingsgruppe<br />

von Heinz Lindner gewannen Wokoeck /<br />

Walther bei den DDR-Meisterschaften 1962 in<br />

Ostberlin. Sie wurden international aber nur zu<br />

zwei EM gemeldet und erliefen 1962 den sechsten<br />

und 1963 den achten Platz. 1964 konnten<br />

sie überraschend erneut die DDR-Meisterschaften<br />

gewinnen und qualifizierten sich bei der innerdeutschen<br />

Ausscheidung für die Olympischen<br />

Winterspiele in Innsbruck, bei denen sie den<br />

zehnten Platz erreichten.<br />

Seine ersten Olympischen Winterspiele verliefen<br />

für Heinz Lindner turbulent. Im Olympia-<br />

Bericht des Ministeriums für Staatssicherheit<br />

heißt es, dass Brigitte Wokoeck „in überheblicher<br />

und selbstherrlicher Art“ die vorgegebenen<br />

Trainingszeiten nicht einhielt und Anweisungen<br />

ihres Trainers ignorierte. Sie hätte zudem gegen<br />

die Entscheidung der Mannschaftsleitung opponiert,<br />

vorzeitig in die DDR zurückzukehren,<br />

um ein ordnungsgemäßes Training durchzuführen.<br />

Ihren in Innsbruck gefassten Entschluss zurückzutreten,<br />

setze sie nach Ankunft in Ostberlin<br />

um. So war Lindner gezwungen, eine neue<br />

Partnerin für Heinz-Ulrich Walther zu suchen<br />

und fand diese in Heidemarie Steiner. Diese war<br />

1960 DDR-Meisterin im Einzellaufen, aber<br />

nachfolgend als Dritte 1961, Vizemeisterin<br />

1962 und 1963 gegen die aufstrebende Gabriele<br />

Seyfert chancenlos. Als sie sich 1964 bei der<br />

innerdeutschen Ausscheidung nicht für die<br />

Olympischen Winterspiele qualifizieren konnte,<br />

gab sie ihre leistungssportliche Karriere auf.<br />

Lindner überzeugte sie zu einem Comeback im<br />

Paarlaufen. Dieses sollte äußerst erfolgreich<br />

werden und auch starken Einfluss auf ihr Privatleben<br />

haben, denn bis heute sind die Beiden<br />

glücklich verheiratet.<br />

Mit dem neu zusammengestellten Paar Steiner /<br />

Walther schaffte Lindner den internationalen<br />

Durchbruch. Bereits 1966 nach nur einem Jahr<br />

gemeinsamen Trainings holten sie ihren ersten<br />

von insgesamt vier DDR-Meistertiteln. Bis 1970<br />

wurden sie nur einmal - 1968 von Müller / Dallmer<br />

- vom nationalen Thron verdrängt. Bei den<br />

EM 1967 in Ljubljana gewannen Steiner / Walther<br />

als erstes „Lindner-Paar“ eine Bronzemedaille<br />

bei internationalen Meisterschaften. Diesen<br />

Erfolg konnten sie bei den EM 1968 im<br />

schwedischen Västeras wiederholen. Bei den<br />

Olympischen Winterspielen 1968 wurden sie<br />

trotz einer fehlerfreien Kür von Margot Glockshuber<br />

/ Wolfgang Danne, die sie bei den EM<br />

noch hinter sich lassen konnten, auf den undankbaren<br />

4. Platz verdrängt. Sie schlossen ihre<br />

Laufbahn mit Bronze bei den EM und WM 1970<br />

ab. Dies stellte den ersten Medaillengewinn für<br />

ein DDR-Paar bei WM dar. Heinz Lindner sei ein<br />

ausgezeichneter Sportpsychologe gewesen,<br />

schätzt Heinz-Ulrich Walther ein. Er hätte es<br />

verstanden, eine Mischung zwischen Autorität<br />

und Partnerschaft herzustellen und seine Sportler,<br />

die ja schon Mitte 20 waren, in Entscheidungen<br />

einzubinden, was motivierend wirkte.<br />

Zudem wandte er bereits trainingsmethodische<br />

Mittel an, die erst in den 1970er Jahren populär<br />

wurden und führte akribisch Statistiken und<br />

Auswertungen zur Leistungsdiagnostik.<br />

Die als potenzielle Nachfolger gehandelten Brigitte<br />

Weise / Michael Brychcy konnten die hohen<br />

Erwartungen nicht ganz erfüllen. Immerhin<br />

erreichten sie bei ihren drei EM-Starts 1966 bis<br />

1968 jeweils Top-Ten-Platzierungen und nahmen<br />

zweimal an WM teil. Die Rolle als Nachfolger<br />

von Steiner / Walther übernahmen Manuela<br />

Gross / Uwe Kagelmann, die von Ernst Weidlich<br />

zu Heinz Lindner wechselten. Bei ihrem EM-Debüt<br />

1969, das sie mit einem guten siebten Platz<br />

beendeten, war Manuela gerade 12 Jahre alt!<br />

Mit der Kombination eines jungen schlanken<br />

Mädchens mit einem sechs Jahre älteren, mit<br />

1,80 m wesentlich größeren und bereits kräftigen<br />

Partner war Lindner Vorreiter für einen internationalen<br />

Trend im Paarlauf. Dieser ermöglichte<br />

die Umsetzung von einarmig ausgeführ-<br />

Heinz Lindner<br />

Eislaufgeschichte


30<br />

Heinz Lindner<br />

Eislaufgeschichte<br />

ten Hebefiguren, neuen Wurfelementen und gestalteten<br />

Todesspiralen. Lindner suchte in technischen<br />

Innovationen und neuartigen Kombinationen<br />

objektive Leistungsmerkmale, die von<br />

den Preisrichtern nicht negiert werden konnten,<br />

und kreierte Leistungen von sporthistorischer<br />

Bedeutung. So zeigten Gross / Kagelmann als<br />

erstes Paar bei den EM 1970 in Leningrad einen<br />

getwisteten Dreifachwurflutz und einen Doppelwurfaxel,<br />

womit sie ein neues Zeitalter im Paarlaufen<br />

eröffneten. Diese Höchstschwierigkeiten<br />

boten sie sogar in einer Sequenz dar. Den Doppelwurfaxel<br />

wiederholten sie als Einzelelement<br />

noch einmal in der zweiten Kürhälfte. Ihre 1969<br />

erfundene Reverse Hand-zu-Hand-Lassohebung<br />

mit einarmigem Stütz erhielt den Namen „Gro-<br />

KaLi“, abgeleitet aus den Anfangssilben der<br />

Nachnamen der Erfinder Gross / Kagelmann /<br />

Lindner. Es ist die einzige Hebung, bei der die<br />

Partner Rücken an Rücken stehen. Bemerkenswert<br />

waren zudem die Präzision und Leichtigkeit<br />

ihrer Hebungen.<br />

Neuwert hatten auch ihre gestalteten Todesspiralen.<br />

Bei den EM 1972 in Göteborg führte Uwe<br />

Kagelmann im Eingang zur ersten Todesspirale<br />

rückwärts auswärts einen Axel aus, später sogar<br />

einen Doppelaxel. In der zweiten Todesspirale<br />

sprang Manuela Gross von rechts rückwärts<br />

auswärts auf links rückwärts einwärts um. Voraussetzung<br />

für die Ausführung dieses hohen<br />

technischen Standards bildeten neben einer soliden<br />

Eislauftechnik ausgeprägte koordinative,<br />

athletische und konditionelle Grundlagen, auf<br />

die Heinz Lindner großen Wert legte. Gross /<br />

Kagelmann wurden 1971, 1972 und 1974 dreimal<br />

DDR-Meister. Nachdem sie bei den EM<br />

1971 mit nur einer Platzziffer den dritten Platz<br />

äußerst knapp verpassten, gelang ihnen dieser<br />

Medaillengewinn bei den EM 1972 mit einer<br />

technisch beeindruckenden, fehlerfreien Kürleistung.<br />

Bei den nachfolgenden Olympischen Spielen<br />

in Sapporo gewannen sie als erstes DDR-<br />

Paar eine Bronzemedaille. 1973 erliefen sie in<br />

Bratislava mit dem dritten Platz ihre erste WM-<br />

Medaille. Ihre erfolgreichste Saison war 1975<br />

mit jeweils dritten Plätzen bei EM und WM.<br />

Heinz Lindner (links) mit Manuela Groß<br />

und Uwe Kagelmann 1975<br />

Foto: Manuela Groß-Leupold<br />

Nach dem vierten Platz bei den EM 1976 konnten<br />

Gross / Kagelmann bei den Olympischen<br />

Spielen 1976 in Innsbruck den Gewinn einer<br />

Bronzemedaille wiederholen. Nach dem vierten<br />

Platz im KP zeigten sie eine fehlerfreie Kür und<br />

profitierten auch von Fehlern der EM-Dritten Irina<br />

Vorobieva / Alexandr Vlasov (UdSSR). Der Gewinn<br />

von zwei olympischen Bronzemedaillen<br />

stellte für das Paar einen einzigartigen Erfolg und<br />

für Heinz Lindner die Krönung seiner Trainer-<br />

Laufbahn dar. Manuela Gross-Leupold bringt ihrem<br />

ehemaligen Trainer noch heute große Wertschätzung<br />

entgegen: „Er war ein wirklich guter<br />

Pädagoge und ein sehr kreativer, ruhiger, bescheidener<br />

Mensch mit einem großen Fachwissen.“<br />

Bei internationalen Meisterschaften hätte<br />

er sich stets bemüht, seinen Sportlern auch die<br />

Kultur des Gastgeberlandes näher zu bringen. Er<br />

erzählte Geschichten, spielte Gitarre und sang<br />

landestypische Weisen. Paarläuferin Katja Schubert<br />

(Bögelsack) ergänzte diesbezüglich, dass er<br />

von jeder Reise Postkarten schickte und Mitbringsel<br />

verschenkte. Legendär sollen die Gruppenbesprechungen<br />

in seinem Trainerzimmer gewesen<br />

sein, bei denen er Eislauf-Theorie schulte,<br />

Filmaufnahmen von Elementen auf einer Apparatur<br />

mit Drehkurbel zeigte und praktische Handlungstipps<br />

vermittelte. Gern erinnert sie sich an<br />

seine Geselligkeit, die Sommertrainingslager in<br />

der Sportschule mit Erholungsheim der Sportvereinigung<br />

Dynamo am Wukensee im etwa 30 km<br />

nördlich von Berlin gelegenen Biesenthal sowie<br />

an gemeinsame Besuche von Theater- und Ballettaufführungen,<br />

Ausstellungen und Ausflüge.<br />

Nur Insidern wird bekannt sein, dass Heinz<br />

Lindner in den 1960er Jahren auch eine Eistanz-Trainingsgruppe<br />

beim SC Dynamo Berlin<br />

betreute. Die von ihm trainierten Tanzpaare erliefen<br />

sechs Medaillen bei DDR-Meisterschaften.<br />

Nach Wiedereinführung der DDR-Eistanz-Meisterschaften<br />

im Jahr 1964 wurden Monika Ziemke<br />

(Schüler) / Jochen Bode 1964 und 1965 Vizemeister.<br />

Ihre Nachfolger <strong>No</strong>rma Allwelt / Michael<br />

Schmidt, die 1966, 1967 und 1969 ebenfalls<br />

Vizemeister und 1968 Dritte waren, entsandte<br />

der DELV der DDR 1967 zu den Europameisterschaften,<br />

bei denen sie auf den 16. Platz<br />

einkamen. Die Eistanztrainingsgruppe wurde<br />

1970 nach dem Beschluss der DDR-Sportführung,<br />

das nichtolympische Eistanzen nicht weiter<br />

zu fördern, aufgelöst.<br />

Ein wechselvolles Leben nach dem<br />

Hochleistungssport<br />

Als neues Sportpaar für den Olympiazyklus<br />

1976-1980 baute Heinz Lindner das junge Geschwisterpaar<br />

Katja und Knut Schubert auf.<br />

Nach dem dritten Platz bei den DDR-Meisterschaften<br />

1974 erreichten sie bei ihren EM-Debüt<br />

in Zagreb den 9. Rang. Katja war 12 und<br />

Knut 15 Jahre alt. Mit Doppelwurfaxel und dem<br />

Doppelaxel als Einzelsprung beherrschten sie<br />

bereits die Schwerpunktelemente der Spitzenpaare.<br />

Bei den WM 1974 in München spielte ihnen<br />

das Schicksal einen Streich, als sie unangekündigt<br />

Besuch von Verwandtschaft aus Stuttgart<br />

im Läuferhotel erhielten. Dieser verbotene<br />

„Westkontakt“ führte zu Auseinandersetzungen<br />

um die Fortsetzung der Karriere seines neuen<br />

Meisterklasse-Paares. Zudem blieb der DDR-<br />

Sportführung die gleichgeschlechtliche sexuelle<br />

Orientierung des Meistertrainers nicht verborgen,<br />

was sicher zu demütigenden Diskussionen<br />

führte. Der Rückzug von Heinz Lindner aus dem<br />

Hochleistungssport nach der erfolgreichen<br />

olympischen Saison 1976 wirkt für Knut Schubert<br />

aus heutiger Sicht wie ein Befreiungsschlag,<br />

um sich einerseits dem System eines immensen<br />

Leistungsdrucks sowie andererseits der<br />

Arroganz der Macht entziehen zu können.<br />

Katja Schubert (Bögelsack) ergänzt, dass das Umfeld<br />

im Dynamo-Sportbetrieb wohl auch zu der<br />

Entscheidung beigetragen hätte. Letztendlich<br />

musste sich Heinz Lindner mit seinen vier Teilnahmen<br />

an Olympischen Spielen und zehn Medaillenerfolgen<br />

seiner Schützlinge bei ISU-Meisterschaften<br />

nichts mehr beweisen. Ob es sich bei<br />

seinem Wechsel in den Nachwuchsleistungssport<br />

beim SC Dynamo Berlin tatsächlich um seine<br />

freie Entscheidung oder um eine Verbandsmaßnahme<br />

handelt, muss offenbleiben. Um diesen<br />

Weg gehen zu können, reichte Heinz Lindner eine<br />

Diplomarbeit „Technisch-methodische Hypothesen<br />

zum Training der Eiskunstläufer der Förderstufe<br />

I zur Verkürzung der Lernzeit von Höchstschwierigkeiten“<br />

am 1974 gegründeten Wissenschaftsbereich<br />

technisch-kompositorische Sportarten,<br />

Sektion IV, Theorie und Methodik des Trainings<br />

der Sportart Eiskunstlauf, an der DHfK<br />

Leipzig ein. Privat lebte er in einer Ostberliner<br />

Neubauwohnung in der Hans-Loch-Straße (heute<br />

Sewanstraße) 365 gegenüber dem Tierpark und<br />

pflegte einen großen Freundeskreis. 1980 beendete<br />

er seine Mitgliedschaft im SC Dynamo Berlin,<br />

da er der Forderung der Polizeiführung, seinen<br />

Schnauzbart abzurasieren, nicht nachkommen<br />

wollte. Sein Dienstverhältnis als Major der<br />

Volkspolizei und seine Anstellung als Trainer wurden<br />

daraufhin aufgelöst, womit eigentlich sein<br />

berufliches Karriereende vorprogrammiert schien.<br />

Dennoch fand Lindner als Leiter der 1981 eröffneten<br />

Kunsteisbahn POLARIUM im Sport- und<br />

Erholungszentrum (SEZ) Berlin ein neues innovatives<br />

Betätigungsfeld. Mit dem Versuch, Eislauf-


31<br />

lernkurse anzubieten und das Eiskunstlaufen<br />

als Breitensport in der DDR zu entwickeln,<br />

nahm der Trainer erneut eine Vorreiterrolle ein.<br />

Die Angebote stießen aber auf wenig Interesse.<br />

Die Zeit war für ein solches Projekt noch nicht<br />

reif. Im Frühjahr 1984 begann er noch vor der<br />

eigentlichen Wiedereröffnung des Friedrich-<br />

Stadtpalasts Berlin ein Eisballett-Ensemble aufzubauen.<br />

Die am 27. April 1984 startende Premierenshow<br />

„Friedrichstraße 107“ enthielt auch<br />

Eistänze auf einer kreisförmigen Eisfläche mit<br />

einem Durchmesser von 12 Metern. Diese befand<br />

sich auf einem Hubpodium, das aus dem<br />

Untergeschoss auf die Bühne gefahren werden<br />

konnte. Heinz Lindner leitete das Ensemble, bis<br />

Gabriele Seyfert nach Anlaufen der Show anbot,<br />

diese Aufgabe zu übernehmen. Nachfolgend<br />

arbeitete Heinz Lindner bis zur Wende als<br />

Nachwuchstrainer beim TSC Berlin. Es war auch<br />

die Zeit, in der er seinen Lebenspartner Kalle<br />

Foelz kennenlernte. Vielen Sportlern und deren<br />

Eltern werden die von Heinz Lindner gemalten<br />

Eislauffiguren als Wandkunst im Eingangsbereich<br />

der Eishalle in der Paul-Heyse-Straße<br />

noch in Erinnerung sein.<br />

Nach der Wende versuchte er als Co-Produzent<br />

der Berliner Eisshow „Jahrmarkt auf dem Eis“<br />

unter Leitung von Heidemarie Steiner-Walther<br />

ein Comeback im Aufbau einer Eisrevue. Mitwirkende<br />

der Show, die im <strong>No</strong>vember 1990<br />

Premiere hatte und auch auf Tournee ging, waren<br />

u.a. Christine Stüber-Errath, Sabine Baesz<br />

(Marbach) / Tobias Schröter, Karin Hendschke-<br />

Raddatz und Janina Wirth. Als Moderator fungierte<br />

Karsten Speck. Der Zuspruch des Publikums<br />

hielt sich jedoch in Grenzen und es fanden<br />

sich keine Geldgeber, die das Projekt finanziell<br />

unterstützten, so dass es bei dem einmaligen<br />

Versuch blieb. Für Christine Stüber-Errath,<br />

Olympiadritte 1976, Weltmeisterin 1974 und<br />

dreifache Europameisterin 1973-1975, war<br />

Heinz Lindner ein Trainer mit viel Geduld und<br />

feinsinnigem Humor. „Anders als bei anderen<br />

hörte ich bei seinem Training nie ein lautes<br />

Wort. Ich habe ihn sehr geschätzt und auch<br />

seine Geselligkeit. Wir haben auch nach der<br />

Karriere oft privat miteinander gefeiert.“ Bis<br />

zum Bezug seines Eigenheims in Müggelheim<br />

im Jahr 2007 lebte Lindner in der Kleingartenanlage<br />

Biesenhorst II, Nr. 118, in Berlin-Karlshorst<br />

und fand in der Arbeit in der Natur und<br />

mit Tieren ein neues, ausfüllendes Betätigungsfeld.<br />

Bis zum 75. Lebensjahr arbeitete er noch<br />

stundenweise als Privattrainer im Erika-Hess-<br />

Eisstadion. Nach einem kurzen Krankenhausaufenthalt<br />

starb der einstige Meistertrainer am<br />

24.11.2010 im Alter von 82 Jahren an Herzversagen<br />

in seinem Haus.<br />

Wenn seine Wegbegleiter Brigitte Zeller, Heidemarie<br />

Walther-Steiner und Heinz-Ulrich<br />

Walther, Manuela Gross-Leupold, Christine<br />

Stüber-Errath, Katja Schubert (Bögelsack) und<br />

Knut Schubert, für deren Unterstützung ich<br />

herzlichst danke, trotz der Härten des DDR-<br />

Sportsystems noch heute so wertschätzende<br />

Worte über Heinz Lindner finden, muss er<br />

nicht nur ein guter Trainer, sondern auch eine<br />

außergewöhnliche Persönlichkeit gewesen sein.<br />

<br />

Dr. Matthias Hampe<br />

Sommertraining in <strong>No</strong>vi 2013: Lynn Kriengkrairut und<br />

Logan Giulietti-Schmitt beim Dehnen. Foto: Kany<br />

Kriengkrairut verheiratet<br />

Die amerikanische Eistänzerin Lynn Kriengkrairut<br />

(32), die von 20<strong>06</strong> bis 2014 mit Logan Giulietti-<br />

Schmitt (35) gestartet war, arbeitet inzwischen<br />

als Ärztin in der Universitätsstadt Ann Arbor<br />

nahe Detroit. Im Juni hat sie den US-Fußballtrainer<br />

(europäischer Fußball, nicht Football) Jhojan<br />

Obando geheiratet, der das Universitätsteam von<br />

Ann Arbor betreut. Trauzeuge war ihr ehemaliger<br />

Eislaufpartner. Giulietti-Schmitt arbeitet als Trainer<br />

in Dallas vor allem mit Erwachsenen. Für<br />

eine WM haben sich Kriengkrairut und Giulietti-<br />

Schmitt als mehrfache Vierte und Fünfte der US-<br />

Meisterschaften nie qualifiziert. Ihre größten Erfolge<br />

waren ein sechster Platz bei den Vier-Kontinente-Meisterschaften<br />

2014, vier Starts bei<br />

Grand Prix mit Rang 4 bei Skate America 2012<br />

als bestem Ergebnis und zwei Siege beim Ice<br />

Challenge in Graz 2011 und 2012. 2010 und<br />

2013 waren sie bei der Nebelhorn Trophy.<br />

Ross Miner gesperrt<br />

Der frühere amerikanische Einzelläufer Ross<br />

Miner (30) aus Boston wurde von der Behörde<br />

SafeSport am 1. Juni für sechs Monate als Trainer<br />

gesperrt. Im Jahr 2018 hatte er seine Karriere<br />

beendet, nachdem er trotz Platz 2 bei den nationalen<br />

Meisterschaften nicht für die Olympischen<br />

Spiele nominiert wurde. Seitdem arbeitet er als<br />

Trainer in der Akademie, die von den Trainern Peter<br />

Johannson und Mark Mitchell gegründet<br />

wurde. Unbestätigte Gerüchte sagen, man werfe<br />

ihm vor, gegenüber einer asiatisch-stämmigen<br />

Schülerin auf der Plattform Snapchat (dort gepostete<br />

Texte sind nur kurze Zeit lesbar) üble rassistische<br />

Bemerkungen gemacht zu haben. Wegen<br />

seines Fehlverhaltens, so schrieb SafeSport,<br />

arbeite er nach der Sperre nur auf Bewährung<br />

und müsse ein Erziehungsprogramm absolvieren.<br />

Die Sperre ist wohl nur deshalb relativ milde,<br />

weil er SafeSport selbst über die Kommunikation<br />

informiert habe, vermuten Insider.<br />

US-Sportdirektor<br />

zurückgetreten<br />

Der leitende Sportdirektor David Raith des US-<br />

Verbandes trat am 1. <strong>Juli</strong> nach sechsmonatiger<br />

Rehabilitation von einer Krebsoperation aus gesundheitlichen<br />

Gründen von seinem Amt zurück.<br />

In Zukunft agiert er nur noch als Berater des<br />

Verbandes für Führung und internationale Aufgaben.<br />

Sein Nachfolger wurde der bisherige<br />

Marketingchef Ramsey Baker.<br />

Zeuge eines Amoklaufs<br />

Der US-Paarläufer Danny Neudecker schrieb auf<br />

Facebook, er sei unfreiwillig Zeuge eines Amoklaufs<br />

bei einer Rodeo-Veranstaltung in Colorado<br />

Springs geworden. Ein Zuschauer begann um<br />

sich zu schießen und soll zwei Personen getötet<br />

und mehrere weitere verletzt haben. Neudecker<br />

konnte als guter Sportler über ein paar Zäune<br />

springen, vom Geschehen wegrennen und blieb<br />

unverletzt. In den USA gibt es häufig irgendwo<br />

Amokläufe, weil zu viele Menschen Waffen besitzen,<br />

die dies nicht dürften.<br />

Kanadier Ruest/Wolfe und<br />

Chartrand beenden Karriere<br />

Der kanadische Paarläufer Andrew Wolfe gab<br />

bekannt, dass er seine Karriere beenden wird<br />

und damit auch nicht mehr mit der bisherigen<br />

Partnerin Camille Ruest läuft. 2018 waren sie<br />

einmal 18. der WM, aber zuletzt von Verletzungen<br />

geplagt. Außerdem könnte die Gründung des<br />

neuen kanadischen Paares Vanessa James und<br />

Eric Radford ihren ohnehin nicht ganz realistischen<br />

Traum von einer Teilnahme an den Olympischen<br />

Spielen noch weiter reduziert haben.<br />

Ebenfalls ihre Karriere beendet hat die kanadische<br />

Einzelläuferin Alaine Chartrand (25). Während<br />

der Pandemie, als kanadische Läufer nirgendwo<br />

starten und wenig trainieren konnten,<br />

habe sie dies mit ihren Trainern Grzegor Filipowski<br />

und Tracy Wainman besprochen. Sie hat an<br />

drei Weltmeisterschaften mit Platz 11 im Jahr<br />

2015 als bestem Resultat teilgenommen und<br />

war bei zehn Grand Prix mit einer Bronzemedaille<br />

beim Cup of Russia im Jahr 2014 als bestem<br />

Ergebnis, aber zuletzt konnte sie ihre Form nicht<br />

mehr halten und war auch mehrfach verletzt.<br />

Jeannette Altwegg tot<br />

Die 1930 zu Kolonialzeiten im indischen Bombay<br />

geborene und einstmals sehr bekannte britische<br />

Einzelläuferin Jeannette Altwegg ist am<br />

18. Juni im Alter von 90 Jahren gestorben. Mit<br />

zwei Jahren zog sie mit ihren Eltern nach<br />

Großbritannien und verbrachte die Ferien häufig<br />

in der Schweiz. Dort wurde Jacques Gerschwiler,<br />

der Onkel von Hans Gerschwiler, ihr Eislauflehrer.<br />

1947 zog die Familie ganz in die<br />

Schweiz. Im Jahr 1948 gewann sie die Bronzemedaille<br />

bei den Olympischen Spielen in St.<br />

Moritz, 1952 in Oslo sogar Gold. Von 1947 bis<br />

1951 nahm sie an fünf Weltmeisterschaften<br />

teil und belegte dabei kurioserweise die Plätze<br />

5, 4, 3, 2 und 1. Ähnliche Platzierungen erzielte<br />

sie bei ihren sechs Europameisterschaften.<br />

Nach ihrem Rücktritt nahm sie keine lukrativen<br />

Angebote von Eislaufrevuen an, sondern arbeitete<br />

hauptberuflich in einem Pestalozzi-Kinderdorf<br />

mit Kriegswaisen. Sie heiratete Marc Wirz<br />

aus einer Eislauffamilie und hatte mit ihm vier<br />

Kinder. Tochter Cristina Wirz wurde 1983<br />

Curling-Weltmeisterin.krk<br />

News


Das <strong>Pirouette</strong>-Magazin gibt es jetzt als App für Ihr Smartphone und Tablet!<br />

<strong>Pirouette</strong>Digital<br />

Das Eiskunstlaufmagazin<br />

››› Das Eiskunstlauf magazin gibt es jetzt<br />

endlich als App!<br />

››› Digital früher lesen als Print: Die<br />

<strong>Pirouette</strong>Digital erscheint ca. 10 Tage<br />

vor der Printausgabe!<br />

››› Keine Lieferzeit!<br />

››› Günstiger im Vergleich zur gedruckten<br />

Ausgabe und keine zusätzlichen<br />

Versandkosten!<br />

››› Lesen Sie die <strong>Pirouette</strong> an jedem Ort,<br />

auch ohne Internetzugang!<br />

››› Für die Android und iOS erhältlich!<br />

››› Kostenloser Download als Vorschau<br />

im AppStore und bei GooglePlay - Sie<br />

können entscheiden, welche Ausgaben<br />

Sie kaufen möchten!

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!