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IMMOBILIENWIRTSCHAFT<br />

SWISS PROPTECH-REPORT 21<br />

PROPTECHS<br />

MÜSSEN MEHR-<br />

WERT BIETEN<br />

2020 war zwar eine grosse Herausforderung<br />

für die Branche, so der<br />

jüngste Swiss PropTech-Report. Doch<br />

die meisten Firmen kamen gut durch<br />

die Coronakrise. Viele Akteure des<br />

Schweizer Proptech-Kosmos nutzten<br />

die Zeit zu ihren Gunsten.<br />

TEXT—LARS SOMMERER*<br />

KUNDENNUTZEN UND<br />

TEAMDYNAMIK WICHTIG<br />

Die Schweizer Bau- und Immobilienbranche<br />

befindet sich unbestritten weiter<br />

mitten im digitalen Umbruch. Die Zeugnisse<br />

dieses strukturellen Paradigmenwechsels<br />

sehen wir jeden Tag. Ob nun innovative<br />

Produkte, Services, neue digitale Prozesse,<br />

Partnerschaften oder Investments –<br />

die Digitalisierung findet auch in unserer<br />

Branche kräftig und mit Nachdruck Einzug.<br />

Der Erfolg dieser Jungunternehmen,<br />

kurz «PropTechs» (für Property Technologies)<br />

genannt, basiert auf unterschiedlichen<br />

Faktoren, wie eine Branchenstudie<br />

jüngst ergab.<br />

Die internationale Grossbank Credit<br />

Suisse und das Schweizer Innovationsnetzwerk<br />

SwissPropTech haben sich dieses<br />

Frühjahr entschlossen, in der diesjährigen<br />

Swiss-PropTech-Studie die Erfolgsfaktoren<br />

von Proptechs ins Visier zu nehmen.<br />

Die Datenbasis für die nun bereits 4. Studie<br />

im Digitalsegment der Immobilienbranche<br />

bildet auch dieses Jahr wieder eine<br />

Umfrage, welche im Mai 2021 erhoben<br />

wurde. Die Fragen wurde an 284 Proptechs<br />

mit Geschäftstätigkeit in der Schweiz versandt.<br />

Insgesamt haben 62 Proptechs aus<br />

allen Kategorien teilgenommen; die Rücklaufquote<br />

lag somit bei 22%.<br />

FUNKTIONIERENDE DYNAMIK<br />

Eines der zentralen Studienergebnisse:<br />

Als primärer Erfolgsfaktor wird der<br />

Kundennutzen einer Proptech-Lösung genannt.<br />

Auch wenn dies vielen Akteuren als<br />

selbstverständlich erscheint, haben nicht<br />

alle verinnerlicht, dass jeder Innovation<br />

ein Kundenbedürfnis zugrunde liegen<br />

muss. «Der Kundennutzen kann als ‹conditio<br />

sine qua non› für den Erfolg eines<br />

Proptechs angesehen werden und ziert daher<br />

mit Recht die Ranglistenspitze der Erfolgsfaktoren»,<br />

sagt Studieninitiator Fredy<br />

Hasenmaile, Head Real Estate Economics<br />

bei der Credit Suisse. Wenn ein Proptech<br />

nicht in der Lage sei, mit seinen Produkten<br />

oder Dienstleistungen einen echten Mehrwert<br />

für seine Kunden zu generieren, werde<br />

eine erfolgreiche Positionierung im Markt<br />

wohl aussichtslos sein. Ganz egal wie gut alle<br />

anderen Erfolgsfaktoren erfüllt würden,<br />

so Hasenmaile.<br />

Erfolgsfaktor Nummer zwei ist das Kernteam<br />

eines jeden Proptech. Denn schnell<br />

wachsende Jungunternehmen befinden<br />

Heutige Proptechs müssen<br />

einen hohen Fokus an den<br />

Tag legen, um erfolgreich<br />

zu sein. BILD: ISTOCKPHOTO<br />

sich in einem permanenten Spannungsfeld<br />

aus Kundenzufriedenheit und Strukturwandel.<br />

Damit die vorherrschenden Zielkonflikte<br />

frühzeitig gelöst werden können,<br />

braucht es ein solides Team mit einer funktionierenden<br />

Dynamik. «Eine der wichtigsten,<br />

aber auch schwierigsten Aufgaben des<br />

Gründers oder der Gründer eines Proptech<br />

ist es deshalb, im Zuge des Wachstums ein<br />

Kernteam aus kompetenten Persönlichkeiten<br />

zu formen und diese mit den richtigen<br />

Anreizen an das Unternehmen zu binden»,<br />

erklärt Hasenmaile. Dies wiederum bedinge,<br />

dass die Gründer auch lernten, andere<br />

Mitglieder des Kernteams an den Entscheidungen<br />

partizipieren zu lassen.<br />

SKALIEREN, SKALIEREN,<br />

SKALIEREN<br />

Als dritter wichtiger Erfolgsfaktor wird<br />

die Skalierbarkeit einer Proptech-Lösung<br />

genannt. «Gewisse Geschäftsideen erlauben<br />

es einem Proptech, sich am Markt zu<br />

behaupten, bieten ihm jedoch kaum Aussichten,<br />

jemals zu einem grossen Technologieunternehmen<br />

aufzusteigen. Eine<br />

geringe Skalierbarkeit kann daher rühren,<br />

dass die Innovation des Proptech entweder<br />

relativ einfach kopiert werden kann<br />

oder dass jeder zusätzliche Kunde verhältnismässig<br />

viel Aufwand verursacht», erläutert<br />

Hasenmaile. Das dadurch limitierte<br />

Ertragspotenzial sei insbesondere für<br />

Investoren problematisch.<br />

Die fehlende Skalierbarkeit sei mit einer<br />

der häufigsten Absagegründe für eine Beteiligung.<br />

Für Venture-Capital-Geber muss<br />

ein Proptech etwa ein Skalierungspotenzial<br />

von einem Faktor 10 im Firmenwert aufweisen,<br />

damit ein Investment in Betracht<br />

gezogen wird. «Dies vor dem Hintergrund<br />

der eingegangenen Risiken und im Bewusstsein,<br />

dass von zehn Investments nur<br />

ein paar das investierte Geld wieder einspielen<br />

werden», so Hasenmaile. Diese Erkenntnis<br />

spiegelte sich auch kürzlich in einem<br />

Roundtable-Gespräch wider, welches<br />

im diesjährigen «SwissPropTech Magazin»<br />

veröffentlicht wurde. Die interviewten<br />

Investoren der Immobilienbranche –<br />

von der Swiss Prime Site Group über das<br />

Swiss Immo Lab bis hin zum VC-Fonds<br />

PropTech1 Ventures – nannten übereinstimmend<br />

die Skalierbarkeit eines Business<br />

Cases als «unerlässliches Kriterium»<br />

für ein Investment.<br />

16<br />

IMMOBILIA / August 2021

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