FOCUS_36:2021_Vorschau
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AUSGABE <strong>36</strong> 04. September <strong>2021</strong><br />
EUROPEAN MAGAZINE AWARD WINNER <strong>2021</strong> POLITICS & SOCIETY /// INFOGRAPHIC<br />
WAHLKAMPF<br />
Jetzt schlägt<br />
die Stunde der<br />
Strategen<br />
GESELLSCHAFT<br />
Die Hassprediger<br />
des neuen<br />
Antisemitismus<br />
WEINE 2020<br />
Ein schrecklich<br />
guter Jahrgang<br />
AUTOLAND<br />
UNTER STROM<br />
Wie Deutschlands wichtigste Industrie<br />
nach Dieselaff äre und Tesla-Schock zurück<br />
in die Zukunft findet
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EDITORIAL<br />
Der angeblich langweilige Herr Laschet<br />
sagte etwas ziemlich Aufregendes<br />
Von Robert Schneider, Chefredakteur<br />
Foto: Peter Rigaud/<strong>FOCUS</strong>-Magazin, Michael Kappler/action press<br />
Liebe Leserinnen,<br />
liebe Leser,<br />
es ist noch nicht lange her, da<br />
hätten in Deutschland nur wenige<br />
auf die hiesige Autoindustrie<br />
gewettet: Die Dieselaffäre hat<br />
VW, die Branche, ja das ganze<br />
Land erschüttert. Und der Selfmade-Milliardär<br />
Elon Musk zeigte,<br />
wie schnell die Transformation<br />
Richtung Elektromobilität<br />
zu schaffen ist. Seither ist viel<br />
passiert: BMW, Daimler und VW<br />
haben radikal gespart, umgebaut<br />
und vor allem ihre Strategie<br />
geändert. Die Konzerne schreiben<br />
wieder satte Gewinne. Auf<br />
der Internationalen Automobil-Ausstellung<br />
(IAA Mobility) in München ist das<br />
Ergebnis ab Dienstag zu besichtigen:<br />
„Spirit statt Sprit“ erwartet unser Chefautor<br />
Thomas Tuma, der für unsere Titelgeschichte<br />
mit vielen Automanagern und<br />
-experten gesprochen hat. Die deutsche<br />
Autoindustrie, sagt Tuma, sei „zurück in<br />
der Zukunft“.<br />
Es ist Mode, Armin Laschet langweilig zu<br />
finden. Beim TV-Triell empfand ich den<br />
CDU-Kanzlerkandidaten aber alles andere<br />
als langweilig. In Sachen Klimaneutralität<br />
argumentierte er, man müsse die Verfahren<br />
beschleunigen, damit Stromtrassen<br />
vom Norden in den Süden kommen. Denn<br />
2022 schalte man zusätzlich zum Ausstieg<br />
aus der Kohle die Kernkraftwerke ab. Das<br />
sei nur zu verantworten, wenn „wir verlässlich<br />
Strom zu jeder Minute“ haben.<br />
Und dann der entscheidende Satz: „Das<br />
geht nicht mit den bisherigen Verfahren.“<br />
Im Klartext: Der CDU-Vorsitzende befürchtet,<br />
das Ziel Klimaneutralität sei in wenigen<br />
Jahren nicht zu schaffen. Denn es wird<br />
nicht gelingen, die Genehmigungsverfahren<br />
für dieses Gigaprojekt von den viel<br />
zitierten sechs Jahren auf künftig sechs<br />
Monate zu verkürzen. Und es<br />
wird ebenfalls nicht gelingen,<br />
den Stromverbrauch Deutschlands<br />
von rund 580 Terawattstunden<br />
pro Jahr so zu steigern,<br />
Was, wenn er recht hat? Im TV-Triell mit Annalena Baerbock und<br />
Olaf Scholz zweifelte Armin Laschet am Fahrplan der Energiewende<br />
wie es für eine Welt der E-Mobilität, der<br />
Wärmepumpen und des grünen Wasserstoffs<br />
erforderlich wäre. Das Fraunhofer-<br />
Institut für Solare Energiesysteme rechnet<br />
mit einem Stromverbrauch von 780 Terawattstunden<br />
2030 – also glatt 200 Terawattstunden<br />
mehr als heute.<br />
Wochen der Entscheidung<br />
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16 Jahre stand sie am Steuer und geht jetzt von Bord.<br />
Angela Merkel verlässt nach der Bundestagswahl im<br />
September die Kommandobrücke. <strong>FOCUS</strong> wird<br />
Sie dabei durch den Wahlkampf begleiten:<br />
Unser Redaktionsteam beobachtet und beurteilt<br />
Woche für Woche die Kanzlerkandidaten, analysiert die<br />
Wahlprogramme und was das für Sie persönlich<br />
bedeutet. Unser Tipp: Sichern Sie sich das Angebot<br />
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Widerrufsrecht.<br />
Nun sind Prognosen immer eine<br />
ungewisse Angelegenheit, manche<br />
Experten gehen von einem<br />
Mehrbedarf von „nur“ 100 Terawattstunden<br />
aus. Doch darauf<br />
kommt es auch nicht an. Es geht<br />
vielmehr um die für unsere Zukunft<br />
radikal wichtige Fragestellung,<br />
ob uns die Politik beim<br />
Klimawandel Luftschlösser vorgaukelt<br />
– nur um unsere Stimme<br />
zu bekommen. Gegenwärtig<br />
beträgt der Anteil der erneuerbaren<br />
Energien am Stromverbrauch<br />
rund 47 Prozent. Und es<br />
hat zwei Jahrzehnte gebraucht,<br />
um von sechs Prozent 2000 auf<br />
den heutigen Anteil zu kommen.<br />
Für Klimaneutralität werden also gut<br />
500 Terawattstunden Strom aus erneuerbaren<br />
Energien zusätzlich benötigt.<br />
Der Verlauf der bisherigen Energiewende<br />
lässt auch für die kommenden Jahre Böses<br />
ahnen: Den Steuerzahler kostet sie Schätzungen<br />
zufolge bis Ende der 30er Jahre<br />
rund eine Billion Euro – mit dem Ergebnis,<br />
dass wir die höchsten Strompreise in Europa<br />
haben und zugleich die Versorgungssicherheit<br />
nicht mehr gewährleistet ist.<br />
Experten gehen davon aus, dass Deutschland<br />
schon bald vom Stromexporteur zum<br />
-importeur wird. Wie sauber dieser Strom<br />
dann ist, kann man sich angesichts der<br />
französischen Atomkraftwerke und der<br />
polnischen Kohlekraftwerke denken.<br />
Vor der Wahl ist nicht mehr zu erwarten,<br />
dass die Politiker uns die unbequemen<br />
Wahrheiten über die Klimaneutralität offenbaren.<br />
Aber nach der Wahl muss es<br />
einen klimapolitischen Kassensturz geben:<br />
Was ist realistisch und was nicht? Es<br />
braucht eine klima-, energie- und gesellschaftspolitische<br />
Stunde der Wahrheit. Denn<br />
nicht nur echte Schlösser, auch Luftschlösser<br />
kosten in der Politik viel Steuergeld.<br />
Herzlich Ihr<br />
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<strong>FOCUS</strong> <strong>36</strong>/<strong>2021</strong> 3
Reicht’s für die Wahl?<br />
SPD-Generalsekretär<br />
Lars Klingbeil fährt den<br />
Scholz-Zug. Vielleicht<br />
verhilft er seinem Kandidaten<br />
sogar zum Sieg<br />
Seite 28<br />
Sein Königreich<br />
VW-Chef Herbert<br />
Diess flog kürzlich auf<br />
einem elektrischen<br />
Surfbrett um die<br />
Fabrik in Wolfsburg<br />
Seite 42<br />
Reich für die Insel<br />
Die Galeristen<br />
Manuela und Iwan<br />
Wirth empfangen<br />
die Kunst-Elite<br />
unter Palmen<br />
Seite 74<br />
Reich der Riesen<br />
Eine Elefantenherde<br />
lief 18 Monate lang<br />
durch Südchina.<br />
Nun endet ihr<br />
großes Abenteuer<br />
Seite 64<br />
Reichlich Weiß<br />
In diesem Sommer<br />
holen viele Paare<br />
ihre aufgeschobene<br />
Hochzeit nach. Ein<br />
Milliardengeschäft<br />
Seite 56<br />
Reichhaltige Note 2020 schenkte der Welt besondere Tropfen Seite 94<br />
4 <strong>FOCUS</strong> <strong>36</strong>/<strong>2021</strong>
INHALT NR. <strong>36</strong> | 4. SEPTEMBER <strong>2021</strong><br />
Titelthema<br />
Wirtschaft<br />
Kultur<br />
56 Selbst ist die Braut<br />
Sie wollen nicht länger warten und sorgen<br />
derzeit für kräftig Umsatz: all die Paare, die<br />
ihre Trauung verschoben haben. Wie Corona<br />
das Geschäft mit der Hochzeit verändert<br />
74 Reich für die Insel<br />
Die Top-Galerie Hauser & Wirth<br />
will nicht mehr nur Kunst verkaufen – sie<br />
empfängt ihre luxushungrigen Kunden<br />
im Mittelmeer<br />
Titel: Illustration: <strong>FOCUS</strong>-Magazin<br />
Fo t o s : ddp images, Florian Boillot/Süddeutsche Zeitung Photo,<br />
Daniel Schäfer/ElPais, Reuters, dpa, seaborne.de<br />
42 Autoland unter Strom<br />
Dieselaffäre, Tesla-Attacke, Klimademos.<br />
Deutschlands wichtigste Industrie<br />
wirkte lange gebeutelt und überholt.<br />
Wie die deutschen Autobauer sich jetzt neu<br />
erfinden und woran sie womöglich doch<br />
scheitern könnten<br />
52 Wie werden wir künftig Auto fahren?<br />
Audi-Chef Markus Duesmann über seinen<br />
Elektrokurs, China und Schwarz-Grün<br />
Agenda<br />
22 Hass uns reden<br />
<strong>FOCUS</strong>-Reporter Thilo Mischke war<br />
monatelang in der Querdenken-Szene<br />
unterwegs. Eine Bewegung, die Gruppen<br />
einschließt, die viel professioneller und<br />
deutlich gefährlicher sind, als viele glauben<br />
Politik<br />
28 Stunde der Strategen<br />
Das Ziel ist das Kanzleramt. Und zwar mit<br />
allen Mitteln. Für die Wahlkampfmanager<br />
der drei größten Parteien geht es gerade<br />
um alles. Auch um die eigene Zukunft<br />
33 Der digitale Datenstrudel<br />
Steinmeier spielt mit Würfeln, Joe Biden<br />
trauert, und Twitter diskutiert über #tempo30<br />
34 Der Rosenkrieg<br />
Führungsstreit, prominente Austritte und<br />
Nachtritte und eine stetige Radikalisierung.<br />
Wie die AfD am Wahlkampf zerbricht<br />
<strong>36</strong> Die Anti-Kühnert<br />
Verena Hubertz ist eine erfolgreiche Tech-<br />
Gründerin - trotzdem kandidiert sie jetzt<br />
für die SPD. Wie passt das zusammen?<br />
38 Die Mullahs von Polen<br />
Die katholische Kirche hängt gedanklich im<br />
vorherigen Jahrhundert fest. Doch Polens<br />
Regierung steht unbeirrt zu ihr<br />
60 Die Macht der Zentralbank<br />
Wirtschaftswissenschaftler Gunther<br />
Schnabl erklärt, warum vor allem die Sparer<br />
unter dem neuen Inflationsziel leiden<br />
62 Geldmarkt<br />
Wissen<br />
64 Die Reise der Riesen<br />
Wildnis trifft auf Zivilisation: der abenteuerlich<br />
Marsch einer Elefantenherde durch den<br />
Süden Chinas in spektakulären Bildern<br />
70 Roboter auf Visite<br />
Wie Uni-Mediziner aus der Ferne Intensivpatienten<br />
behandeln und so Leben retten<br />
73 Leben im All<br />
Neue Ziele für die Suche nach Außerirdischen<br />
Fast alles erreicht<br />
Sie sind Deutschlands<br />
beste Polospieler.<br />
Wie sich die Grabosch-<br />
Brüder auf das Turnier<br />
ihres Lebens vorbereiten<br />
Seite 100<br />
80 Oh, Hollywood!<br />
30 Jahre hat es gedauert, bis sie endlich die<br />
Rollen bekam, die sie verdient: Sandra Oh<br />
gerät in der Netflix-Serie „Die Professorin“ in<br />
einen unerbittlichen Shitstorm<br />
82 Der letzte Schrei<br />
Der neue „Candyman“ setzt den<br />
Aufstieg des schwarzen Horrorfilms fort<br />
86 Neue Seiten und andere Saiten<br />
Die Filme, Bücher und Alben der Woche<br />
Leben<br />
94 Ein schrecklich guter Jahrgang<br />
2020 war ein hartes Jahr für die Winzer.<br />
Dennoch sind besondere Weine entstanden.<br />
Manche lohnen sich sogar als Wertanlage<br />
98 Cocktail in Kuchenform<br />
Ottolenghis Kokos-Karamell-Tarte<br />
schmeckt wie eine Margarita an einem<br />
sonnigen Tag<br />
100 Polotarier aller Länder<br />
Vier Brüder treten für Deutschland<br />
bei der Polo-Europameisterschaft an.<br />
Über den unbändigen Willen einer<br />
besonderen Familie<br />
104 Zwischen Spätsommer und Herbst<br />
Jetzt ist die Zeit, den Wechsel<br />
der Jahreszeiten zu feiern:<br />
14 Ideen für Küche und Herd<br />
106 Die neue Mittelschicht<br />
Der VW Arteon R Shooting Brake ist ein<br />
besonders sportlicher Dienstwagen<br />
3 Editorial<br />
6 Kolumne von<br />
Jan Fleischhauer<br />
9 Nachrichten<br />
10 Fotos der Woche<br />
16 Grafik der Woche<br />
Gorch Fork<br />
18 Menschen<br />
72 Echt irre<br />
86 Kultur-Macher<br />
Rubriken<br />
87 Salon<br />
88 Buch & Welt<br />
88 Bestseller<br />
108 Die Einflussreichen<br />
110 Leserbriefe<br />
111 Impressum<br />
112 Nachrufe<br />
112 Servicenummern<br />
114 Tagebuch<br />
Titelthemen sind rot markiert<br />
<strong>FOCUS</strong> <strong>36</strong>/<strong>2021</strong> 5
AGENDA<br />
BLINDBLIND<br />
Weltverschwörer<br />
Eigentlich wurde Attila Hildmann für köstliche<br />
vegane Gerichte bekannt. Inzwischen verbreitet er<br />
Verschwörungtheorien auf Telegram. Seinem<br />
Kanal, der zwischenzeitlich gesperrt wurde, folgten<br />
über 100 000 Menschen. Sogar der Staatsschutz<br />
ermittelt gegen Hildmann<br />
Wutausbruch<br />
Bei Demonstrationen<br />
gegen die Corona-<br />
Maßnahmen, wie dieser<br />
im Mai vergangenen<br />
Jahres vor dem Reichstag,<br />
kommen Rechtsextreme,<br />
Querdenker<br />
und Querdenkerinnen<br />
und „besorgte Leute“<br />
zusammen<br />
Fo t o : C h r i s t i a n M a n g / R E U T E R S<br />
22<br />
<strong>FOCUS</strong> <strong>36</strong>/<strong>2021</strong>
GESELLSCHAFT<br />
Hass uns reden<br />
Seit anderthalb Jahren demonstrieren sie nun schon. Für ihr Recht aufs<br />
Rechthaben, ihre Wahrheit, ihre Weltsicht. Schwurbler und Covidioten. Längst<br />
gefährden sie die Demokratie, längst bereiten sie dem Antisemitismus neuen<br />
Boden. Und längst sind diese Menschen nichts Exotisches mehr, sondern Bekannte<br />
und Verwandte. Doch was bringt ganz normale Menschen dazu, an irrwitzige<br />
Verschwörungserzählungen zu glauben? Eine Spurensuche<br />
TEXT VON THILO MISCHKE<br />
<strong>FOCUS</strong> <strong>36</strong>/<strong>2021</strong> 23
POLITIK<br />
Der Scholz-Mann<br />
SPD-Generalsekretär<br />
Lars Klingbeil beim<br />
SPD-Parteitag im<br />
Mai. Er könnte das<br />
schaffen, was lange<br />
als nahezu unmöglich<br />
galt: Olaf Scholz<br />
das Bundeskanzleramt<br />
sichern<br />
28 <strong>FOCUS</strong> <strong>36</strong>/<strong>2021</strong>
WAHLKAMPF<br />
Die Stunde der Strategen<br />
Wahlkampfmanager ist der härteste Job, den die Berliner<br />
Politik derzeit zu vergeben hat. Lars Klingbeil, Paul Ziemiak<br />
und Michael Kellner tun alles, um ihre Kandidaten ins<br />
Kanzleramt zu bringen. Sie kämpfen um die Macht im Land.<br />
Und ihre eigene Zukunft<br />
TEXT VON MARC ETZOLD, MARCEL WOLLSCHEID UND ANDREAS GROSSE HALBUER<br />
Fo t o : A x e l S c h m i d t / R E U T E R S<br />
<strong>FOCUS</strong> <strong>36</strong>/<strong>2021</strong><br />
29
WIRTSCHAFT<br />
Kleider machen<br />
Bräute Zwischen<br />
500 und 2000 Euro<br />
geben die meisten<br />
Frauen für ihr<br />
Hochzeitskleid aus.<br />
Messen wie<br />
„TrauDich!“ in<br />
München bieten<br />
Orientierung<br />
Da Braut sich was zusammen<br />
Der schönste Tag im Leben ist oft der teuerste. Wedding Planner, Stylisten und Fotografen<br />
profitieren vom Hochzeitsboom. Doch Corona verändert selbst den Markt des Jaworts<br />
Im kleinsten Kreis vorm Altar stehen?<br />
Für Katharina und Christian<br />
kam das nicht infrage. Familie und<br />
Freunde wollten die beiden, die lieber<br />
nur beim Vornamen genannt<br />
werden möchten, bei ihrer Hochzeit<br />
unbedingt dabeihaben. Mit<br />
gut 70 Gästen hatten sie geplant und das<br />
Fest deshalb immer wieder verschoben –<br />
bis zu diesem Sommer. Und dann wäre<br />
doch fast alles schiefgegangen.<br />
Wenige Tage vor ihrem Hochzeitswochenende<br />
im Juli lag die Corona-Inzidenz<br />
in ihrer Heimat, im Berchtesgadener<br />
Land, erstmals seit Langem wieder bei<br />
über 50. Zwei Tage hintereinander.<br />
Katharina und Christian konnten nur<br />
noch hoffen, dass die Inzidenz am Tag<br />
darauf wieder unter 50 fällt. Damit die<br />
kirchliche Hochzeit am Samstag in dem<br />
geplanten Rahmen stattfinden durfte.<br />
Und sie nicht Kirche und Hotel stornieren<br />
sowie alle Gäste wieder ausladen mussten.<br />
Verzweifelt rief Katharina im Landratsamt<br />
an – von unterwegs. „Der Gedanke<br />
dahinter: Ich hab ja ein bisschen<br />
Dialekt, vielleicht kommen wir dann<br />
schneller auf einen grünen Zweig mit<br />
denen“, sagt die 29-Jährige. Sie ist Lehrerin,<br />
war gerade auf Wandertag mit ihren<br />
Sechstklässlern. Ihre Hoffnung: eine Ausnahmegenehmigung<br />
für die kirchliche<br />
Hochzeit. Währenddessen schrieb ihr<br />
56 <strong>FOCUS</strong> <strong>36</strong>/<strong>2021</strong>