AN 2021 01
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HAUS OHNE BETON
Dieses Einfamilienhaus in Breitenfurt bei Wien kommt
nicht nur ohne synthetische, sondern auch ohne gebrannte
mineralische Baustoffe aus. Beton, Gips oder
Ziegel sucht man bei diesem Haus vergeblich. Wie geht
das? Man braucht doch zumindest am Boden eine Bodenplatte
oder ein Fundament aus Beton? Man kann
das auch eleganter lösen, in dem man ein Holzhaus auf
Schrauben stellt. Diese Schraubfundamente haben
einen Durchmesser von 15 cm und ragen je nach Belastungsanforderung
1 bis 3 m in die Tiefe. Dazu muss man
den bestehenden Erdboden nicht aufbereiten. So wie er
ist, werden die Schrauben in den Boden gedreht. Wie tief
wird bestimmt durch die Beschaffenheit des Bodens. So
kann man das Ökosystem im Boden belassen und zerstört
es nicht durch mechanische und chemische Eingriffe.
Wenn man am Ende das Haus abbricht schraubt
man die Fundamente wieder heraus und füllt die 15 cm
großen Löcher mit Erde. Es bleiben keinerlei Rückstände
im Boden. Auf die Schraubfundamente wird eine Holzbodenplatte
gelegt, die unten natürlich belüftet ist. Dadurch
kann das Holz unbehandelt bleiben, weil die natürliche
Konvektion die Feuchtigkeit abführt. Es gibt also
keinerlei Kontakt zwischen Gebäude und Erdboden. Ein
weiterer Vorteil ist also, dass keine Abdichtungsmaßnahmen
nötig sind. Man kann auf XPS (Styropordämmung
im Erdbereich) und auf die dort erforderlichen
bituminösen Abdichtungen verzichten. Durch das gänzliche
Vermeiden von synthetischen Baustoffen spart
man eine Menge CO2 ein. Die Herstellung synthetischer
Baustoffe ist ein wesentlicher Verursacher von CO2
Emissionen. Hier werden erst gar keine gebildet! Auch
der weitere Aufbau ist einfacher, weil es ja keinen Kontakt
zum feuchten Boden gibt. Auf der Holzbodenplatte
können Holzfaserdämmstoffe und Holzböden aufge-
baut werden. Das wird hier auch konsequent ausgenutzt.
Die verwendeten Materialien sind unverleimte Hölzer in
der Konstruktion, Holzfaser als Dämmstoff und Lehm als
innere Schicht, die das Raumklima regelt. Das Holzhaus
ist mit einer unverleimten Brettstapelwand konstruiert,
deren Festigkeit ausschließlich durch das mechanische
Verdübeln von Holzpfosten erzeugt wird. Innen sind dicke
Lehmschichten aufgebracht, die die Wandheizung umschließen
und wesentlich zur Feuchtigkeitsregulierung der
Raumluft beisteuern. Es ist also nicht nur von der Fußsohle
bis zum Scheitel ohne Beton gebaut worden, sondern
auch noch ohne die Verwendung von synthetischen Baustoffen.
Das Raumklima ist behaglich, gesund und emissions-
bzw. chemiefrei. Um sich den Herausforderungen
von noch nicht begangenen Pfaden zu stellen, braucht
es offene und engagierte Bauherren und Bauherrinnen.
Das ist hier der Fall. Denn schon beim ersten Treffen wurde
das Holzhaus auf dem Schraubfundament ins Auge
gefasst. Neben der Kernfamilie mit zwei Kindern soll das
Haus auch vom gehandicapten Bruder genutzt werden
können. Alle Erschließungen in der Erdgeschosszone sollten
barrierefrei sein, damit ein ungehindertes, familiäres
Zusammensein möglich ist. Vom Eingang weg führt einerseits
eine ebene Fläche zur Wohneinheit des Bruders, und
geradeaus eine lange Rampe in den 50 cm tiefer gelegenen
Wohnbereich. Eine Abtreppung im Gebäude die dem
abfallenden Gelände entgegenkommt, konnte so - trotz
der erhöhten Anforderungen - ausgeführt werden. Entlang
der Rampe sind alle infrastrukturellen Räume barrierefrei
erreichbar: Garderobe, WC, Abstellräume und
Speis. Auf der gegenüberliegenden Seite der Rampe und
entlang des Niveausprunges sind offene Regale angesiedelt,
die einerseits Durch- und Wechselblicke zulassen
und andererseits Stauraum für Bücher, Spiele, Vasen
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