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KÄNGURUplus Oktober 2021

Das Stadtmagazin für Familien mit Teenagern in Köln, Bonn und Region erscheint mit folgenden Themen: Stadtleben: Jüdische Jugend in Köln Berufe-Check: Feuerwehrmann/-frau Familienleben: Selbstoptimierung Themen, Tipps und Termine rund um Berufsorientierung, Ausbildung, Studium, Freiwilligendienst

Das Stadtmagazin für Familien mit Teenagern in Köln, Bonn und Region erscheint mit folgenden Themen:

Stadtleben: Jüdische Jugend in Köln
Berufe-Check: Feuerwehrmann/-frau
Familienleben: Selbstoptimierung

Themen, Tipps und Termine rund um Berufsorientierung, Ausbildung, Studium, Freiwilligendienst

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Herbst/Winter <strong>2021</strong><br />

STADTLEBEN<br />

Jüdische Jugend in Köln<br />

FAMILIENLEBEN<br />

Selbstoptimierung<br />

BERUFE-CHECK<br />

Feuerwehrmann/-frau


Ausbildung oder<br />

Studium mit Sinn und<br />

Perspektive.<br />

Werde Teil von uns!<br />

Informiere Dich:<br />

#lvrausbildung<br />

www.ausbildung.lvr.de


INHALT / EDITORIAL<br />

INHALT<br />

08<br />

STADTLEBEN<br />

04 Theater: Die Surfguards<br />

Ausstellung: Resist!<br />

kurz notiert<br />

05 Wettbewerb: Jugend forscht<br />

Stadtbibliothek: Social-Media-Studio<br />

06 Museum: Ricardas Geheimnis<br />

Wettbewerb: Was ist schön?<br />

App: Stolpersteine NRW<br />

Ausstellung: Das zerbrechliche<br />

Paradies<br />

08 JACHAD, JUGEND UND<br />

JUDENTUM<br />

IMPRESSUM<br />

© AdobeStock.com_Vika92<br />

FAMILIENLEBEN<br />

12 Was guckst du?<br />

14 SELBSTOPTIMIERUNG –<br />

AUSSTEIGEN ODER AUFSTEIGEN?<br />

ZUKUNFT<br />

20 BERUFE-CHECK:<br />

FEUERWEHRMANN/-FRAU<br />

22 Berufsorientierung to go<br />

Jugendbildungsmesse<br />

23 Schulaufenthalte im Ausland<br />

Dr. Azubi<br />

Berufe Rheinland live<br />

Irgendwas mit Medien!?<br />

03 Impressum<br />

20<br />

© Sonja Hoffmann<br />

Liebe Leser:innen,<br />

laut Trendforscher:innen befinden wir<br />

uns im „Zeitalter der Selbstoptimierung“.<br />

Mir selbst war der Begriff Selbst-<br />

optimierung zwar bekannt, aber mit<br />

der Bedeutung habe ich mich erst in<br />

den letzten Monaten beschäftigt.<br />

Ganz oldschool habe ich den Begriff<br />

im Duden nachgeschlagen. Dort steht<br />

folgende Bedeutung: „jemandes<br />

(übermäßige) freiwillige Anpassung<br />

an äußere Zwänge, gesellschaftliche<br />

Erwartungen oder Ideale u. Ä.“. Das hat<br />

mich zum Nachdenken gebracht. Gibt<br />

es wirklich nur diesen negativen Aspekt<br />

der Selbstoptimierung? Bisher fielen mir<br />

dazu immer jugendliche Mädchen ein,<br />

die um jeden Preis so aussehen wollen<br />

wie Influencerinnen bei Instagram.<br />

Aber Selbstoptimierung kann sich auf<br />

so viel mehr beziehen – auf die Organi-<br />

sierung des Alltags, die körper liche und<br />

psychische Gesundheit, Hobbys oder<br />

das Verfolgen persönlicher Ziele –<br />

und dabei helfen, sich weiterzuent-<br />

wickeln und mit sich selbst zufrieden<br />

und glücklich zu sein. Unsere Autorin<br />

Ursula Katthöfer hat mit Jugendlichen,<br />

jungen Erwachsenen und Eltern<br />

über das Thema Selbst optimierung<br />

und ihre persönlichen Erfahrungen<br />

gesprochen.<br />

Außerdem gibt KÄNGURU-Autorin<br />

Svenja Kretschmer in dieser Ausgabe<br />

einen Einblick in das Leben von<br />

jüdischen Jugendlichen in Köln<br />

und Brandmeister Malte Bahr<br />

erzählt von seiner Ausbildung bei<br />

der Feuerwehr.<br />

Viel Spaß beim Lesen!<br />

Sonderveröffentlichung<br />

Känguru Colonia Verlag<br />

GmbH<br />

Hansemannstr. 17–21<br />

50823 Köln<br />

Tel. 0221 – 99 88 21-0<br />

www.kaenguru-online.de<br />

Auflage<br />

35.000<br />

25.000 Teilbeilage im <strong>Oktober</strong><br />

<strong>2021</strong> in KÄNGURU<br />

Stadtmagazin für<br />

Familien in KölnBonn,<br />

10.000 freie Verteilung<br />

Redaktionsleitung<br />

Inga Drews (V. i. s. d. P.)<br />

Mitarbeit<br />

Josephine Hepperle<br />

Sue Herrmann<br />

Sonja Hoffmann<br />

Ursula Katthöfer<br />

Svenja Kretschmer<br />

Hanka Meves-Fricke<br />

Maren Oberzier<br />

Petra Schulte<br />

Thea Wittmann<br />

Mediaberatung<br />

Sonja Bouchireb<br />

bouchireb@kaenguru-online.de<br />

Christine David<br />

david@kaenguru-online.de<br />

Susanne Geiger-Krautmacher<br />

geiger@kaenguru-online.de<br />

Gestaltung<br />

Bianca Werninghaus,<br />

www.designfee.com<br />

Lektorat<br />

Kirsten Nagel<br />

Druck<br />

sourc-e GmbH<br />

Titelfoto<br />

© unsplash.com_ rayul<br />

Bildnachweise am Foto<br />

INGA DREWS UND DAS<br />

<strong>KÄNGURUplus</strong>-TEAM<br />

Das nächste<br />

<strong>KÄNGURUplus</strong><br />

erscheint im<br />

<strong>Oktober</strong> 2022.<br />

<strong>KÄNGURUplus</strong> 10/21<br />

3


STADTLEBEN<br />

© Junges Theater Bonn<br />

© Zoltan Adam, courtesy of Gallery8<br />

DIE SURFGUARDS<br />

Virtual Theater beim Jungen Theater Bonn. Es ist Sommer<br />

<strong>2021</strong>. Maja und Leah haben für ihren Freund Julian eine Feier zu<br />

seinem 16. Geburtstag über Zoom organisiert. Alle amüsieren<br />

sich gut, nur Julians bester Freund Ben ist nicht richtig bei der<br />

Sache. Bald erzählt er seinen Freunden, was los ist: Er hat sich<br />

in einem Onlinespiel mit ein paar Leuten angefreundet, doch<br />

nach einiger Zeit hat er bemerkt, dass es sich bei ihnen um eine<br />

Gruppe Neonazis handelt. Sie suchen in dem Onlinespiel Nach-<br />

wuchs für ihre kriminellen Aktivitäten und Ben soll nun in der<br />

realen Welt Aufträge für sie erledigen. Er soll zum Beispiel bei<br />

einem offen schwulen Mitschüler eine Scheibe einwerfen. Ben<br />

ist verzweifelt. Er will sich weigern, aber er hat Angst vor den<br />

Neonazis, denn sie wissen, wo er und seine Familie wohnen.<br />

Seine Freunde beschließen, Ben zu helfen, und nehmen die<br />

Fährte der Neo nazis auf.<br />

Die digitale Theaterproduktion „Die Surfguards – nur das eine<br />

Leben“ des Jungen Theaters Bonn wurde zusammen mit<br />

Jugendlichen entwickelt und markiert den Beginn einer Rei-<br />

he von Stücken, die sich mit Themen wie Cybermobbing,<br />

Hate Speech und Identitätsdiebstahl im Internet auseinander-<br />

setzen. „Die Surfguards“ ist eine hybride Produktion und kann<br />

sowohl live im Theater angeschaut als auch zeitgleich als<br />

Stream empfangen werden. Es richtet sich an Jugendliche ab<br />

12 Jahren. [id]<br />

Info: Premiere 29./30.10.,<br />

Telekom Forum, Landgrabenweg 151, 53227 Bonn,<br />

www.jt-bonn.de<br />

RESIST!<br />

Die Kunst des Widerstands. Die aktuelle Sonderausstellung<br />

„Resist! – Die Kunst des Widerstands“ im Rautenstrauch-<br />

Joest-Museum beleuchtet fünfhundert Jahre antikolonialen<br />

Widerstand. Sie erzählt über koloniale Unterdrückung und ihre<br />

Auswirkungen bis ins Hier und Jetzt. Über vierzig zeitgenössische<br />

Künstler:innen erzählen mit ihren Arbeiten die Geschichten<br />

von Rebellion und Krieg, Gewalt und Traumata sowie Über-<br />

leben und Resilienz. Ihre Erzählungen werden ergänzt von<br />

historischen Dokumenten und Objekten aus der Sammlung des<br />

Museums – etwa von zahlreichen der geraubten Kulturgüter aus<br />

dem Königreich Benin, Nigeria. Die Ausstellung gibt den Frauen,<br />

Männern und Kindern eine Stimme, die auf unterschiedlichste<br />

Art und Weise Widerstand geleistet haben und deren Geschich-<br />

ten bis heute kaum erzählt oder gehört wurden. Tanz, Musik<br />

sowie zahlreiche partizipative Vermittlungsformate bieten Platz<br />

für die kritische Auseinandersetzung mit dem Kolonialismus<br />

und seinen Kontinuitäten. Zudem schaffen sie Räume, um ins<br />

Gespräch zu kommen, fürs Zuhören und Zusammensein, zur<br />

Vernetzung und für Solidarität. Geplant wurde die Ausstellung<br />

bereits vor der „Black Lives Matter“-Bewegung sowie der Dis-<br />

kussion um die geraubten Benin-Bronzen – natürlich hat aber<br />

beides die Kurator:innen von „Resist!“ beeinflusst. [sh]<br />

Info: bis 9.1.22,<br />

Rautenstrauch-Joest-Museum, Cäcilienstr. 29–33, 50667 Köln,<br />

www.rjm-resist.de/ausstellung<br />

KURZ NOTIERT<br />

NEUES AUS<br />

DER REGION<br />

NACHRICHTEN AUF TIKTOK<br />

Der WDR-Nachrichtenkanal „nicetoknow“<br />

auf TikTok bereitet seit ei-<br />

nem halben Jahr Nachrichten für<br />

junge Menschen von 14 bis 16 Jah-<br />

ren auf. Die Themen sind vielfältig:<br />

vom Elektroroller im Rhein über die<br />

Lage in Afghanistan und die Explo-<br />

sion in Leverkusen bis hin zu den<br />

Geheimnissen des TikTok-Algorithmus.<br />

Jeden Tag erscheint ein 60-sekündiges<br />

Video. Fünf junge Hosts wechseln sich<br />

mit der Präsentation ab. Sie schreiben<br />

ihre T exte selbst und drehen die<br />

Filme gemeinsam mit Social-Media-<br />

Producer:innen.<br />

www.wdr.de<br />

PSYCHIATRISCHE SPRECHSTUNDE<br />

Das Gesundheitsamt der Stadt Bonn<br />

bietet regelmäßig eine psychiatrische<br />

Sprechstunde für Jugendliche und deren<br />

Eltern. Die Sprechstunde ist ein kos-<br />

tenloses, offenes Beratungs angebot.<br />

Jugendliche können sich auch alleine<br />

mit ihren Fragen an die Beratungsstelle<br />

wenden. Die Beratungen können im<br />

Gesundheitsamt in der Engeltalstr. 6<br />

oder in Tannenbusch in den Räumen<br />

der Psychologischen Erziehungs-<br />

und Familienberatungsstelle in der<br />

Oppelner Str. 130 durchgeführt werden.<br />

Anmeldung unter 0228 - 77 53 64.<br />

www.bonn.de<br />

OUTDOORPARCOURS<br />

In Köln-Blumenberg ist zwischen<br />

Langenbergstraße und Weichselring<br />

ein neuer Fitness- und Bewegungs-<br />

parcours im Skatepark entstanden.<br />

Blumenberger Jugendliche hatten<br />

selbst ihren Wunsch nach mehr Frei-<br />

zeitmöglichkeiten im öffentlichen<br />

Raum geäußert und stellten einen<br />

Antrag bei der Bezirksvertretung<br />

Chorweiler. Die Jugendlichen haben<br />

mit ihrer Idee und ihrem Engagement<br />

den neuen Parcours initiiert. Die Anlage<br />

steht allen Bürger:innen ab 14 Jahren<br />

täglich bis 22 Uhr zur Verfügung.<br />

www.stadt-koeln.de<br />

4 <strong>KÄNGURUplus</strong> 10/21


STADTLEBEN<br />

© Stiftung Jugend forscht e. V..<br />

© Stadt Köln<br />

JUGEND FORSCHT 2022<br />

57. Wettbewerbsrunde. Unter dem Motto „Zufällig genial?“<br />

startet Jugend forscht in die nächste Runde. Ab sofort kön-<br />

nen sich junge Menschen mit Interesse an den MINT-Fächern<br />

Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik<br />

wieder bei Deutschlands bekanntestem Forscher:innen-<br />

wettbewerb anmelden. Kinder und Jugendliche bis 21 Jahre<br />

sind aufgerufen, in der Wettbewerbsrunde 2022 spannende<br />

und innovative Forschungsprojekte zu präsentieren. Für alle<br />

Interessierten gilt: Wer mitmachen will, muss kein zweiter<br />

Thomas Edison sein, aber mit Neugier, Kreativität und auch<br />

Beharrlichkeit ihr:sein Ziel verfolgen. Und vielleicht entsteht<br />

dabei ganz zufällig ein genialer Gedanke oder eine bahn-<br />

brechende neue Idee. Teilnehmende Schüler:innen müssen<br />

mindestens die 4. Klasse besuchen, Studierende dürfen sich<br />

höchstens im ersten Studienjahr befinden. Zugelassen sind<br />

sowohl Einzelpersonen als auch Zweier- oder Dreierteams. Das<br />

Forschungsthema ist frei wählbar. Wichtig ist aber, dass sich<br />

die Fragestellung einem der sieben Fachgebiete – Arbeitswelt,<br />

Biologie, Chemie, Geo- und Raumwissenschaften, Mathematik/<br />

Informatik, Physik oder Technik – zuordnen lässt. Es winken<br />

Geld- und Sachpreise im Gesamtwert von mehr als einer Million<br />

Euro. Die genauen Teilnahmebedingungen sowie das Formular<br />

zur Online-Anmeldung finden sich auf der Website. [sh]<br />

Info: Anmeldeschluss 30.11., www.jugend-forscht.de<br />

SOCIAL-MEDIA-STUDIO<br />

DIY in der Stadtbibliothek. Die Makerspace-Angebote der<br />

Stadtbibliothek Köln haben Zuwachs bekommen. In der Zentralbibliothek<br />

am Neumarkt gibt es seit Sommer ein Aufnahme-<br />

Studio, das allen Bibliotheksmitgliedern ab 16 Jahren kostenfrei<br />

zur Verfügung steht. In einem professionell ausgestatteten Auf-<br />

nahmeraum, dem Social-Media-Studio, können Nutzer:innen in<br />

Eigenregie hochwertige Videos erstellen. Besondere Vorkenntnisse<br />

sind nicht notwendig. Das Studio verfügt über eine hoch-<br />

auflösende Kamera, erstklassige Mikrofone, eine professionelle<br />

Beleuchtung und ergonomische Steuerelemente. Das aufge-<br />

nommene Material kann direkt vor Ort nachbearbeitet werden.<br />

Die Ausstattung ist bereits präzise für die Räumlichkeiten und<br />

Lichtverhältnisse justiert. So können beispielsweise Videos für<br />

YouTube-Kanäle oder Instagram erstellt werden. Auch reine<br />

Audioproduktionen wie zum Beispiel Podcasts sind möglich.<br />

Das Studio ist stilvoll möbliert und durch einen dicken Vor-<br />

hang akustisch gut abgeschirmt. Workshops, in denen unter<br />

Anleitung die Produktion von audiovisuellem Content zu un-<br />

terschiedlichen Themen erlernt werden kann, werden in loser<br />

Folge angeboten. Als Teil des bestehenden Makerspace-<br />

Konzepts lässt sich das Studio bequem online reservieren. [sh]<br />

Info: Stadtbibliothek Köln, Josef-Haubrich-Hof 1, 50676 Köln,<br />

www.stib-koeln.de/studio.de<br />

JUGENDLITERATURPREIS<br />

KLINGLER-JUGENDPREIS<br />

OFFENE KLETTERSESSIONS<br />

MINT AUF MISSION<br />

Für die Jugendjury des Deutschen<br />

Jugendliteraturpreises werden sechs<br />

Leseclubs gesucht, die an einer Mitarbeit<br />

für die Preisjahre 2023/2024<br />

interessiert sind. Jährlich sichten die<br />

Jugendlichen rund 250 Neuerscheinungen<br />

und vergeben ihren eigenen<br />

Preis. Voraussetzung für eine Bewerbung<br />

ist eine stabile Gruppe von<br />

mindestens zehn Jugendlichen von<br />

12 bis 18 Jahren, die schon über<br />

längere Zeit hinweg kontinuierlich mit<br />

Büchern arbeitet. Gruppen können<br />

sich bis zum 15. <strong>Oktober</strong> bewerben.<br />

www.jugendliteratur.org<br />

Viele junge Menschen haben durch<br />

Corona den Wert der Natur anders<br />

schätzen gelernt und engagieren<br />

sich seitdem im Klimaschutz oder für<br />

den Erhalt der Artenvielfalt vor Ort.<br />

Die Jugendorganisation NAJU Nord-<br />

rhein-Westfalen sucht nach solchen<br />

Aktionen, Projekten, Aktivitäten oder<br />

Initiativen von Jugendlichen, die sich<br />

mit dem Schutz von Natur und Umwelt<br />

beschäftigen. Bewerben können sich<br />

alle, die nicht älter als 25 Jahre sind.<br />

Einsendeschluss ist der 31. <strong>Oktober</strong>.<br />

www.klingler-jugendpreis.de<br />

In den AbenteuerHallenKALK gibt es für<br />

alle bis 18 Jahre, egal ob Anfänger:in<br />

oder Vollprofi, offene Klettersessions.<br />

Immer dienstags von 16 bis 20 Uhr könnt<br />

ihr klettern, bouldern und Freunde<br />

treffen. Das Kletterteam mit ausgebildeten<br />

Trainer:innen steht bei den ers-<br />

ten Kletterversuchen zur Seite. Es ist<br />

wichtig, dass ihr euch immer zunächst<br />

an der Klettertheke meldet. Für einen<br />

Nachmittag Klettern bezahlt ihr 3 Euro<br />

Eintritt inklusive Leihmaterial.<br />

www.abenteuerhallenkalk.de<br />

Die YouTube-Filmreihe „MINT auf Mission“<br />

gibt in 24 Folgen Einblicke in viel-<br />

fältige Berufe mit MINT-Bezug, schafft<br />

Vorbilder und räumt mit Vorurteilen<br />

auf. In einem zweiwöchigen Rhyth-<br />

mus zeigen vier junge Reporter:innen<br />

im Auftrag des Bundesministeriums für<br />

Bildung und Forschung, was hinter der<br />

Arbeit von Süßwarentechnolog:innen,<br />

Polarforscher:innen oder Brandinspekto<br />

r: innen steckt. Die fünf- bis zehn-<br />

minütigen Videos richten sich an<br />

Schüler:innen ab 15 Jahren.<br />

www.youtube.com/c/mintmagie<br />

<strong>KÄNGURUplus</strong> 10/21<br />

5


STADTLEBEN<br />

RICARDAS GEHEIMNIS<br />

Innovative Kunstvermittlung. Das<br />

Wallraf-Richartz-Museum<br />

setzt bei der Kunstvermittlung für Jugendliche auf eine<br />

Mischung aus Computerspiel und Hörbuch. Dank moder-<br />

ner Technik tauchen Kunstinteressierte ab 12 Jahren mit dem<br />

kostenlosen Wallraf-Game „Ricardas Geheimnis“ ins Mittel-<br />

alter ab. Ausgestattet mit Minikonsole und Kopfhörer ziehen<br />

die Spieler:innen durch das Museum, erwecken dabei zwölf<br />

Kunstwerke zum Leben und bestreiten Abenteuer mit analo-<br />

gen wie digitalen Monstern, Teufeln und Heiligen. Es gilt der<br />

jungen Klosterschülerin Ricarda zu helfen, gestohlene Reliquien<br />

wiederzufinden, um sie aus ihrer Gefangenschaft zu befreien.<br />

[sh]<br />

Info: Wallraf-Richartz-Museum, Obenmarspforten, 50667 Köln,<br />

Tel. 0221 – 221-211 19, www.wallraf.museum<br />

WAS IST SCHÖN?<br />

Internationaler Jugendwettbewerb. Der 52. Jugendwett-<br />

bewerb „jugend creativ“ der Volks- und Raiffeisenbanken startet<br />

am 1. <strong>Oktober</strong> zum Thema Schönheit und Selbstdarstellung.<br />

Kinder und Jugendliche bis 20 Jahre werden dazu aufgeru-<br />

fen, sich in Bildern und Kurzfilmen kreativ mit dem eigenen<br />

ästhetischen Empfinden zu beschäftigen, eigene Sichtweisen<br />

zu entwickeln und den Schönheitskult auch kritisch zu hinterfragen.<br />

„Was findest du schön?“ (Klasse 1 bis 4), „Gibt es Schön-<br />

heit überhaupt?“ (Klasse 5 bis 9) und „Wer bestimmt, was schön<br />

ist?“ (Klasse 10 bis 13) lauten diesmal die Aufgabenstellungen.<br />

Hilfreiche Tipps zur Filmproduktion finden sich auf dem Video-<br />

portal der Wett bewerbs-Homepage. [sh]<br />

Info: Abgabeschluss 18.2.22, www.jugendcreativ.de<br />

© Pixabay_Michael Gaida<br />

© Justin Hofman<br />

© Stephanie Sonntag<br />

© BVR Mandy Putz<br />

STOLPERSTEINE NRW<br />

WDR-App gegen das Vergessen. Im Rahmen des Projekts<br />

„Stolpersteine NRW“ veröffentlicht der WDR eine App, mit der<br />

zu jedem Stolperstein, der vom Künstler Günter Demnig verlegt<br />

wurde, Informationen zur Verfügung gestellt werden. So können<br />

Smartphone-Nutzer:innen direkt erfahren, welches Schick-<br />

sal sich hinter dem Stolperstein verbirgt, vor dem sie stehen.<br />

Zudem lassen sich die im Bürgersteig verlegten Messingtafeln<br />

auf der Basis von Namen oder Adressen gezielt finden. Gerade<br />

junge Menschen können sich mit Hilfe der App die Lebens-<br />

und Leidenswege der Opfer des Nationalsozialismus medial<br />

erschließen. Mit historischen Fotos, Tonaufnahmen und Videos<br />

werden die Geschichten der Opfer und ihre Wohnorte so gut<br />

wie möglich nachvollziehbar gemacht. [sh]<br />

Info: ab Herbst verfügbar<br />

DAS ZERBRECHLICHE PARADIES<br />

Gasometer Oberhausen. Europas höchste Ausstellungshalle,<br />

der Gasometer Oberhausen, öffnet nach umfangreicher<br />

Sanierungspause zum 1. <strong>Oktober</strong> wieder seine Türen mit der<br />

Ausstellung „Das zerbrechliche Paradies“. Die neue Schau<br />

nimmt die Besucher:innen mit auf eine bildgewaltige Reise<br />

durch die bewegte Klimageschichte unserer Erde und zeigt<br />

in beein druckenden, preisgekrönten Fotografien und Videos<br />

die Schönheit der Natur sowie den Einfluss des Menschen auf<br />

die Umwelt. Als Highlight öffnet sich am Ende der Ausstel-<br />

lung der Blick aus Astronautenperspektive auf die im Raum<br />

schwebende Erdkugel, auf die hochaufgelöste Satellitenbilder<br />

projiziert werden. [sh]<br />

Info: bis 30.12.22, Arenastr. 11, 46047 Oberhausen,<br />

www.gasometer.de<br />

6 <strong>KÄNGURUplus</strong> 10/21


ANZEIGEN<br />

AUSBILDUNG ODER STUDIUM?<br />

So hilft die Berufsberatung der Agentur für Arbeit in Corona-Zeiten.<br />

Trotz „Corona“ ist es wichtig, die beruf-<br />

liche Perspektive nach der Schule, die<br />

Suche nach einem Ausbildungsplatz<br />

oder die Wahl eines Studiengangs nicht<br />

aus den Augen zu verlieren.<br />

Was soll ich später einmal werden?<br />

Welcher Beruf passt zu mir und macht<br />

mir Spaß? Was kann ich in diesem oder<br />

jenem Beruf verdienen? Wie stelle ich<br />

mich gut für meine berufliche Zukunft<br />

auf? Was ist für eine erfolgreiche Bewer-<br />

bung wichtig? In all diesen Fragen helfen<br />

die Berufsberaterinnen und Berufs-<br />

berater weiter und unterstützen bei der<br />

persönlichen Berufswegplanung.<br />

Die Unternehmen haben ihre Nach-<br />

wuchsgewinnung auch während der<br />

Pandemie nicht eingestellt. Es gibt<br />

zurzeit immer noch viele offene Aus-<br />

bildungsstellen. Bei der Suche nach<br />

einem passenden Ausbildungsplatz oder<br />

Studiengang unterstützt die Berufsbera-<br />

tung Sie und Ihr Kind gerne. Nehmen Sie<br />

einfach Kontakt zu uns auf.<br />

Telefonisch erreichbar ist die Berufs-<br />

beratung der Agentur für Arbeit<br />

Köln montags bis freitags in der<br />

Zeit von 14 bis 16 Uhr unter der<br />

Rufnummer: 0221 – 94 29-15 55<br />

oder jederzeit per E-Mail: Koeln.Berufs-<br />

beratung.171@arbeitsagentur.de<br />

Weitere Informationen zur Berufs-<br />

beratung in Köln: https://www.arbeits-<br />

agentur.de/vor-ort/koeln/ausbildung-<br />

und-studium/ausbildung-und-studium<br />

oder QR-Code scannen:<br />

Auch per Video ist Beratung möglich –<br />

kontaktlos und trotzdem face to face:<br />

www.arbeitsagentur.de/vor-ort/<br />

koeln/videokommunikation<br />

Unser Podcast gibt Tipps und Tricks,<br />

wie es mit der Ausbildung klappen kann:<br />

https://soundcloud.com/job-talks<br />

Die Arbeitsagentur hat zusätzlich ein<br />

umfangreiches Online-Angebot, das<br />

bequem von zuhause genutzt werden<br />

kann:<br />

Informationen zur Ausbildungssuche:<br />

https://www.arbeitsagentur.de/m/<br />

ausbildungklarmachen/<br />

• Planet-beruf.de: Die Website gibt<br />

Orientierung für alle mit Hauptschul-<br />

oder mittlerem Schulabschluss.<br />

• Berufe.net: 8.000 Berufe von A bis Z.<br />

Hier werden alle Berufe ausführlich<br />

vorgestellt, inklusive Ausbildung und<br />

Verdienstmöglichkeiten.<br />

• Berufe.tv: Das Filmportal über Berufe.<br />

Mit spannenden Einblicken in Berufe<br />

und Studiengänge.<br />

• Abi.de: Wer Abitur hat, kann zwischen<br />

Ausbildung und Studium wählen. Die-<br />

ses Portal hilft bei der Entscheidung.<br />

• Die App „AzubiWelt” vereint alle Ange-<br />

bote der BA für Ausbildungs suchende<br />

und begleitet während des gesamten<br />

Prozesses mit wichtigen Hinweisen,<br />

von den ersten Schritten bei der Re-<br />

cherche nach geeigneten Berufen bis<br />

zum Finden einer passenden Ausbil-<br />

dungsstelle.<br />

PS: Auch die Agentur für Arbeit Köln<br />

bietet 2022 wieder Ausbildungen als<br />

Fachangestellte/r für Arbeitsmarktdienst-<br />

leistungen sowie ein duales Studium im<br />

Bereich Arbeitsmarktmanagement oder<br />

Beratung für Bildung, Beruf und Be-<br />

schäftigung an. Bei Interesse an diesen<br />

Ausbildungsmöglichkeiten wenden Sie<br />

sich an die Berufsberatung.<br />

Jetzt Ausbildungsplatz für 2022 sichern!<br />

„SCHIFFE SIND AM SICHERSTEN IM HAFEN,<br />

ABER DAFÜR WURDEN SIE NICHT GEBAUT!“<br />

(J. W. Fulbright)<br />

J. William Fulbright, US-Senator<br />

nach dem Zweiten Weltkrieg,<br />

hat Studenten aus dem<br />

zerbombten Europa zum<br />

Studium in die USA eingeladen<br />

und wurde so zu einem<br />

wesentlichen Begründer und<br />

Pionier des internatio nalen<br />

Schüleraustausches.<br />

Bis heute folgen Tausende<br />

von Schülerinnen und<br />

Schülern dieser Vision und<br />

machen sich auf den mutigen<br />

Weg in die USA, nach<br />

Australien, Kanada, Südafrika,<br />

Argentinien – um nur einige<br />

Ziele zu nennen – und verbringen<br />

ein halbes oder ein<br />

ganzes Schuljahr in einem anderen<br />

Kulturkreis.<br />

International EXPERIENCE e.V.,<br />

gegründet im Jahr 2000 mit<br />

Hauptsitz in Lohmar, tritt seit<br />

18 Jahren an, jungen Menschen<br />

diesen Weg zu bereiten<br />

und alle notwendigen Rahmenbedingungen<br />

zu schaffen,<br />

damit das Auslandsjahr<br />

nicht nur ein Weg ins Abenteuerland<br />

wird, sondern mit<br />

der richtigen Vorbereitung<br />

ein Meilenstein in der persönlichen<br />

Entwicklung.<br />

Ein motiviertes Team mit viel<br />

eigener Auslandserfahrung<br />

steht Ihnen mit Rat und Tat<br />

zur Seite – wir freuen uns auf<br />

Ihre Kontakt aufnahme!<br />

Info:<br />

international EXPERIENCE e. V.<br />

Amselweg 20, 53797 Lohmar<br />

Tel. 02246 – 915 49-10<br />

info@international-experience.net<br />

www.international-experience.net<br />

<strong>KÄNGURUplus</strong> 10/21<br />

7


STADTLEBEN<br />

JACHAD,<br />

JUGEND UND<br />

JUDENTUM<br />

Ein Gespräch mit Michael<br />

In diesem Jahr wird gefeiert, dass Menschen jüdischen Glaubens seit 1.700 Jahren<br />

in Deutschland leben. Zu diesem Anlass soll jüdisches Leben erlebbar gemacht<br />

und ein Zeichen gegen den erstarkenden Antisemitismus gesetzt werden.<br />

Die jüdische Gemeinde in Köln hat eine lange Geschichte und gilt sogar als die älteste<br />

nördlich der Alpen. Aber wie leben eigentlich jüdische Jugendliche heute in Köln?<br />

KÄNGURU-Autorin Svenja Kretschmer geht dieser Frage auf den Grund.<br />

© AdobeStock.com_ pixs:sell<br />

8 <strong>KÄNGURUplus</strong> 10/21


STADTLEBEN<br />

Dieses Familienfoto ist nach Michaels Bar Mitzwa entstanden. „Das sind meine Onkels, Tanten, Großeltern,<br />

Cousins väterlicherseits, meine Schwester und Mutter. Ich bin der 4. von rechts in der hinteren Reihe im<br />

schwarzen Hemd.“<br />

Meine erste Anlaufstation, um mit der<br />

jüdischen Jugend in Köln in Berührung<br />

zu kommen, ist das Jugendzentrum<br />

„Jachad”, was hebräisch ist und so viel<br />

bedeutet wie „gemeinsam”. Jede Wo-<br />

che kommen hier jüdische Kinder und<br />

Jugendliche zwischen 6 und 18 Jah-<br />

ren zusammen. Viele sind über die Zeit<br />

Freunde geworden und verbringen<br />

hier gemeinsam ihre Freizeit. Man singt<br />

gemeinsam jüdische Lieder, isst zusam-<br />

men und es gibt eine Menge Programm.<br />

Je nach Lust und Alter haben die so<br />

genannten Madrichim – die Gruppenleiter:innen<br />

– abwechslungsreiche Ange-<br />

bote vorbereitet: es wird gebastelt, es gibt<br />

Sportspiele und Hausaufgaben nachhilfe.<br />

Den Madrichim ist es dabei wichtig, ein<br />

unterhaltsames Freizeitprogramm zu<br />

bieten, das Spaß macht und gleichzei-<br />

tig auch ein Bewusstsein für jüdische<br />

Kultur und Tradition weckt. So gibt es in<br />

der ältesten Gruppe beispielsweise auch<br />

Diskussionsrunden zu ethischen und<br />

politischen Fragen oder etwa Themen<br />

wie weibliche Vorbilder für Feminismus<br />

im Judentum.<br />

Einer der jüdischen Teilnehmer ist Michael<br />

Oliel. Michael ist 16 und seit er 6 Jahre<br />

alt ist, kommt er fast jeden Sonntag ins<br />

Jugendzentrum in der Roonstraße. Und<br />

was mich natürlich am meisten freut:<br />

Michael ist bereit für ein Interview.<br />

Mit ihm konnte ich darüber reden, was<br />

es bedeutet, als Jude in Köln zu leben,<br />

oder welche Bedeutung die Religion und<br />

das Land Israel für ihn haben. Über Feier-<br />

tage, Antisemitismus, seine Familie und –<br />

vielleicht das Wichtigste – über riesige<br />

Festessen.<br />

JUDENTUM ALS<br />

IDENTITÄT UND<br />

HERKUNFT<br />

© privat<br />

Michaels Großeltern väterlicherseits<br />

kommen aus Marokko und Belgien,<br />

mütter licherseits aus Russland. Sein<br />

Vater wurde in Deutschland geboren,<br />

seine Mutter wiederum ist in Israel auf-<br />

gewachsen, wo die beiden schließlich<br />

von seiner Tante verkuppelt wurden. „Ein<br />

großes Mischmasch”, wie Michael sagt.<br />

Über seine Familie kam Michael auch<br />

zum Jugendzentrum. Seine Cousins,<br />

sein Vater und seine Tante waren in ihrer<br />

Jugend selbst Teilnehmer:innen und<br />

Leiter in den Machanot, den jüdischen<br />

Sommercamps, und so war es seinem<br />

Vater wichtig, dass auch Michael dort<br />

mitfährt. Ein Glück für Michael, denn er<br />

geht gern dorthin und hat viele Freunde<br />

über das Jugendzentrum gefunden.<br />

Jeden Freitag sitzt die ganze Familie –<br />

manchmal sind es über zwanzig<br />

Verwandte – zusammen und wird von<br />

den Großeltern mit Spezialitäten sämtlicher<br />

Herkunftsländer bekocht: marokkanisch,<br />

belgisch, israelisch und min-<br />

destens vier verschiedene Kuchen – ein<br />

großes Mischmasch eben. Als streng<br />

religiös würde Michael seine Familie dabei<br />

nicht bezeichnen. „Wir sind eher tra-<br />

ditionell als religiös”, erzählt er mir. Zwar<br />

feiern sie bei diesem Festessen wöchentlich<br />

zusammen den Schabbat, den jüdischen<br />

Ruhetag, der am Freitagabend be-<br />

ginnt und bis zum Sonnenuntergang am<br />

Samstag dauert, aber trotzdem ruhen sie<br />

nicht ausschließlich, sondern hören auch<br />

Musik oder haben das Handy dabei.<br />

Dieser Umgang mit den jüdischen<br />

Feiertagen ist in gewisser Weise auch<br />

Michaels Leitfaden geworden: Jude<br />

zu sein bedeutet für ihn Identität und<br />

Herkunft und nicht so sehr Religion. Die<br />

jüdische Tradition ist ihm dabei wichtig,<br />

aber er reflektiert, welche Bedeutung sie<br />

für ihn hat, und setzt sie auf seine eigene<br />

Weise um.<br />

„Die Tefillin, das lebe ich”, erklärt er mir<br />

beispielsweise. Die „Tefillin”, das sind<br />

Gebetskapseln, die beim Morgengebet<br />

vor allem von jüdischen Männern mit<br />

Lederriemen um Arm, Hand und Fin-<br />

ger gewickelt und um die Stirn gelegt<br />

werden. Michael hat viel recherchiert,<br />

über die Techniken beim Binden und<br />

die verschiedenen Strömungen aus<br />

Marokko, Russland oder Israel. Schließ-<br />

lich hat er sich dafür entschieden, sich an<br />

der sephardischen Bindeweise zu orientieren,<br />

jenem Teil seiner kulturellen Wur-<br />

zeln, den er am interessantesten findet.<br />

Allerdings wickelt er das Band auch um<br />

den Mittelfinger und legt damit die Form<br />

des hebräischen Buchstaben „Schin”,<br />

was sonst niemand so tut. „Ich mache so<br />

50:50, mein Ding und sephardisch”, sagt<br />

er. Für ihn sei es eine Meditation, die er<br />

an schulfreien Tagen auf seine ganz eige-<br />

ne Art und Weise mache. Eine Tradition,<br />

die über zweitausend Jahre zurückreiche<br />

und ihn mit anderen Juden verbinde. „Ich<br />

fühle dabei, dass ich das tue, was meine<br />

Vorfahren vor mir getan haben. Das ist so<br />

eine Sache, die man von Generation zu<br />

Generation weitergibt, und ich liebe es,<br />

das zu machen.”<br />

Mich interessiert, welche jüdischen Feier-<br />

tage Michael zelebriert. Er erklärt, dass<br />

er nur die großen zwei Festtage in der<br />

Synagoge feiert: das Fastenfest Jom<br />

Kippur und Rosh Hashanah, das jüdische<br />

Neujahr. Alle anderen Feste feiert er bei<br />

seinen Großeltern, natürlich – wie sollte<br />

es anders sein – bei einem riesigen Festessen.<br />

Jom Kippur ist Michaels Lieblingsfest.<br />

„Eigentlich ist es ein bisschen lang-<br />

weilig”, erzählt er, „aber auch schön. Ich<br />

sehe meine Familie und meine jüdischen<br />

Freunde, die in Köln leben. Es ist eine<br />

starke Verbundenheit, die ich da immer<br />

fühle.” Nach etwa 24-stündigem Fasten<br />

und dem Besuch in der Synagoge lädt<br />

er dann auch immer seine beste Freun-<br />

din und ihre Familie zu einem besonders<br />

großen Essen bei seinen Großeltern ein.<br />

<strong>KÄNGURUplus</strong> 10/21<br />

9


STADTLEBEN<br />

BUCHEMPFEHLUNG<br />

FÜR JUGENDLICHE<br />

ZUM THEMA:<br />

DUNKLES GOLD<br />

Alexej geht in Lauras Parallelklasse.<br />

Alle nennen ihn nur den Russen.<br />

Dann erfährt Laura, dass der „Rus-<br />

se“ Jude ist – und das fasziniert sie.<br />

Denn bisher waren Juden für sie<br />

nur mit historischen Ereignissen<br />

verbunden, dem Holocaust und<br />

natürlich mit den Nachrichten,<br />

wenn im Westjordanland neue jü-<br />

dische Siedlungen gebaut wurden.<br />

Als es in der Schule um den mit-<br />

telalterlichen jüdischen Schatz von<br />

Erfurt geht, lässt das Geheimnis<br />

sie nicht mehr los. Sie taucht ein<br />

in das Schicksal von Rachel und<br />

Joschua, die 1349 alles zurück-<br />

lassen und vor dem Pestpogrom<br />

fliehen mussten. Und sie spricht<br />

Alexej an – er ist der einzige Jude,<br />

den sie kennt. Schnell merkt sie, in<br />

wie viele Fettnäpfchen man treten<br />

kann, wenn man sich in einen<br />

Juden verliebt, und was es heute<br />

bedeutet, jüdisch zu sein.<br />

Ein Jugendroman über jüdische<br />

Identität und Antisemitismus, Liebe<br />

und Hoffnung von einer großen<br />

Erzählerin. Mirjam Pressler war<br />

selbst Jüdin – das erfuhr sie aber<br />

erst im Alter von elf Jahren, als sie<br />

auf ein Internat kam.<br />

Das Buch ist mit dem KIMI-Siegel<br />

für Vielfalt in der Kinder- und<br />

Jugendliteratur 2020 ausge-<br />

zeichnet und für Leser:innen ab<br />

14 Jahren empfohlen.<br />

„Dunkles Gold“, Mirjam Pressler,<br />

Beltz Verlag 2020,<br />

9,95 Euro<br />

Alle drei Fotos © Jugendzentrum Jachad<br />

Die Kinder und Jugendlichen aus dem Jugenzentrum Jachad mit ihren Gruppenleitern.<br />

Michael (mit Basecap) ist in der hinteren Reihe zu sehen.<br />

MOBBING UND<br />

ANTISEMITISMUS<br />

Um den Hals trägt Michael für gewöhn-<br />

lich eine Kette mit dem Davidstern, dem<br />

Symbol des Volkes Israel. „Wenn ich die<br />

Kette anhabe, würde ich sie aber zum<br />

Beispiel im Bus nicht bewusst draußen<br />

haben, weil ich schlechte Erfahrungen<br />

gemacht habe”, sagt er. In der Schule<br />

und bei seinen Freunden habe er keine<br />

Angst davor, sie offen zu zeigen. Aber<br />

er möchte sie auch nicht präsentieren,<br />

ihm sei nicht wichtig, „dass die Leute<br />

wissen, dass ich Jude bin.” Ich frage<br />

Michael, welche Erfahrungen er ge-<br />

macht hat, und er erzählt mir, dass er<br />

in seiner alten Schule gemobbt wurde.<br />

Manche Mitschüler:innen haben Kreise<br />

um ihn gebildet und blöde Witze über<br />

Konzentrationslager gemacht „und dass<br />

ich Jude bin, Gaskammern und in den<br />

Ofen stecken – halt so ein Zeug.” Ge-<br />

wehrt habe er sich damals nicht, um<br />

nicht von der Schule zu fliegen. „Ich weiß<br />

nicht mehr wie, aber damals habe ich es<br />

geschafft, mich zurückzuhalten und Ruhe<br />

zu bewahren.” Im Nachhinein habe ihn<br />

diese Erfahrung am meisten getroffen.<br />

Ähnliche Erlebnisse hat er in der Bahn ge-<br />

macht. Wenn er dort ein schwarzes Shirt<br />

anhatte, konnte man den Davidstern auf<br />

seiner Brust besonders gut erkennen.<br />

Ich finde es erschreckend, was Michael<br />

alles aufgrund seines Jüdischseins erlebt<br />

hat, und staune im Gespräch über die<br />

Art, wie er damit umgeht. Ich sage ihm,<br />

dass ich es ganz schön mutig finde,<br />

dass er die Kette trotzdem noch trägt.<br />

Antisemitismus gebe es seit über 2.000<br />

Jahren, bedauert Michael, und er sehe<br />

auch kein nahes Ende. Er findet, dass<br />

man in Deutschland mehr darauf ach-<br />

ten müsse zu wissen, was antisemitisch<br />

ist und was nicht. „Ich meine mehr da-<br />

rauf Acht geben, was man sagt, bevor<br />

man seine Meinung herausposaunt. Mal<br />

wirklich selbst ein Stück nachdenken.”<br />

VERBUNDENHEIT<br />

ZU ISRAEL<br />

Bei unserem Interview im Frühjahr trug<br />

Michael den Davidstern nicht um den<br />

Hals. Aber nur, weil seine Kette kaputt-<br />

gegangen ist. Und im Internet wollte er<br />

sich keine neue kaufen. Das fühlte sich<br />

nicht „echt” an. Für einen neuen David-<br />

stern hat er lieber seinen Israel-Besuch in<br />

den Sommerferien abgewartet, um dort<br />

auf dem Basar zu stöbern. In Israel war<br />

er „schon tausend Mal”. Mit der Familie<br />

fährt er oft in eine Wohnung in Tel Aviv.<br />

J üdisch zu sein bedeutet für ihn auch<br />

eine große Verbundenheit zum Land<br />

Israel. Jerusalem sei seine „Lieblingsstadt<br />

auf der ganzen Welt”. Trotzdem sei er in<br />

Köln geboren und aufgewachsen und<br />

fühle sich hier zu Hause.


STADTLEBEN<br />

Im Jugendzentrum Jachad gibt es jede Woche abwechslungsreiches Programm. Das Angebot reicht von Tanzen und Singen über Fußball, Tischtennis und Kicker bis<br />

hin zu kreativem Bauen und Basteln.<br />

In diesem Jahr wird Michael nun selbst<br />

Gruppenleiter – Madrichim im Jugend-<br />

zentrum Jachad. „Das ist seit einigen<br />

Jahren mein Traum”, erzählt er, denn<br />

er habe schon als kleiner Junge zu den<br />

Madrichim hinaufgesehen. Die erforderli-<br />

chen Seminare haben bereits begonnen.<br />

Das erste Treffen war glücklicherweise<br />

exakt an seinem 16. Geburtstag, denn<br />

erst ab dann durfte er auch wirklich daran<br />

teilnehmen. Dort lernt er den Umgang<br />

mit Kindern, wie er ein gutes Programm<br />

zusammenstellt, vor den Kindern spricht<br />

und Interesse für die jüdische Tradition<br />

und Kultur weckt. Bald kann Michael<br />

dann als Leiter mit in die Sommercamps<br />

fahren und im Jugendzentrum seine<br />

eigene Gruppe übernehmen, wie schon<br />

sein Vater, Onkel und seine Tante es<br />

getan haben. Ganz traditionell – aber<br />

eben doch auf seine ganz eigene Weise.<br />

LUST AUF<br />

NEUE PERSPEKTIVEN?<br />

Werde WasserBesserMacher.<br />

Bei den StEB Köln kann man einiges entdecken. Beim Hochwasser, beim Abwasser, bei Bächen und Weihern.<br />

Aber es gibt noch mehr, das sich sehen lassen kann: Wir sorgen umfassend für unsere Mitarbeitenden,<br />

ihre Familien und ihre Work-Life-Balance.<br />

Du möchtest bei uns mitmachen? Dann bewirb dich jetzt.<br />

Attraktiv für dich. Wertvoll für Köln.<br />

steb.koeln/karriere<br />

<strong>KÄNGURUplus</strong> 10/21<br />

11


FAMILIENLEBEN<br />

WAS GUCKST DU?<br />

<strong>KÄNGURUplus</strong>-Medientipps für Teenager<br />

© AdobeStock.com_German<br />

INSTAGRAM<br />

@ERKLÄR MIR MAL<br />

Rassismus, Ableismus und Feminismus –<br />

täglich begegnen uns viele Begriffe, die<br />

in der Schule oder im Freund:innenkreis<br />

aufkommen. Die 15 Personen hinter dem<br />

Instagram-Account @erklär mir mal wol-<br />

len große Inhalte aus dem Aktivismus<br />

mit akademischem Beigeschmack für je-<br />

den Menschen erklärbar und zugänglich<br />

machen.<br />

Im Mai 2020 startete das Kollektiv mit<br />

dem Bildungskanal. Heute erreichen die<br />

Beiträge über 72.000 Follower:innen.<br />

Den Filmemacher:innen, Pädagog:innen<br />

und Journalist:innen ist bei der Um-<br />

setzung besonders wichtig, dass die<br />

Bildungs inhalte auch aus (post-)migrantischer<br />

und queerer Perspektive beleuch-<br />

tet werden.<br />

Menschen mit Migrationsgeschichte sol-<br />

len dabei nicht nur medial sichtbar sein,<br />

sondern auch den Raum bekommen,<br />

sich einsetzen zu können. Zwei Wochen<br />

steht der Feed im Zeichen eines The-<br />

mas. Ein Eröffnungs-Posting bereitet die<br />

Community auf den bevorstehenden<br />

Content vor. Alle können fleißig kom-<br />

mentieren und persönliche Perspektiven<br />

einbringen. Mit IGTV-Videos zoomen die<br />

Expert:innen mit Betroffenheitswert tief<br />

in aktuelle Debatten und gehen dabei<br />

ebenfalls der Entstehung auf den Grund.<br />

Ein abschließender Reflexions-Post lädt<br />

dazu ein, dem Team mitzuteilen, was<br />

man Neues lernen oder erleben konnte.<br />

[jh]<br />

SERIE<br />

SEX EDUCATION<br />

Für manche:n mag der Albtraum der<br />

eigenen Mutter als Sextherapeutin nie<br />

wahr werden, doch für Otis ist er die<br />

Realität. Er selbst hat noch nicht viele Er-<br />

fahrungen sammeln können und schämt<br />

sich für den Beruf seiner Mutter. Dann<br />

gibt er in der Schule einem Mitschüler<br />

zu dessen Sexproblem Rat schläge und<br />

entpuppt sich als der geborene Sex-<br />

therapeut. Zusammen mit der verarmten<br />

Maeve Wiley, die keinen guten Ruf hat,<br />

startet er seine eigene Sextherapie- Klinik<br />

für Mitschüler:innen.<br />

Die Serie überzeugt mit Witz und Charme<br />

und sie trifft den Nerv der Zeit. Das The-<br />

ma gleichgeschlechtliche Liebe spielt<br />

eine große Rolle in den Folgen und ein-<br />

zelne Charaktere beginnen ihre sexuelle<br />

Orientierung zu hinterfragen. Es ist inte-<br />

ressant zu sehen, wie die Jugend lichen<br />

ihre Sexualität auf unterschiedliche Weise<br />

ausleben und welche Probleme sich ihnen<br />

dabei in den Weg stellen. Dabei ge-<br />

raten sie in die peinlichsten Situationen<br />

und sorgen hier und da für einen Lacher.<br />

[mo]<br />

Info: „Sex Education“, 3 Staffeln,<br />

FSK 16, Verfügbar auf Netflix<br />

BUCH<br />

WAS IST EIGENTLICH<br />

DIESES LGBTIQ*?<br />

Das Thema sexuelle und geschlecht-<br />

liche Identität hat in den letzten Jahren<br />

immer mehr an Bedeutung gewonnen.<br />

Mag ich Jungs, Mädchen oder beide?<br />

Fühle ich mich wirklich wohl mit meinem<br />

Geschlecht? Viele Jugendliche stel-<br />

len sich irgendwann diese und weitere<br />

Fragen und setzen sich mit ihren Ge-<br />

fühlen und ihrer Identität auseinander –<br />

manche früher, manche später. Linda<br />

Becker und Julian Wenzel haben ein<br />

Buch geschrieben, das junge Menschen<br />

bei ihrer Auseinandersetzung mit sich<br />

selbst begleitet.<br />

Die beiden Autor:innen führen durch die<br />

Welt von Gender und Diversität und erklä-<br />

ren die verschiedenen geschlechtlichen<br />

und sexuellen Identitäten. Wofür steht<br />

das T in LGBTIQ*? Was bedeutet nicht-<br />

binär? Und was ist gemeint, wenn von<br />

einem inneren Coming-out gesprochen<br />

wird? Auch auf Fragen wie „Muss ich mit<br />

LGBTIQ*-Menschen anders reden?“ und<br />

„Welche Rechte haben LGBTIQ*?“ gehen<br />

Linda Becker und Julian Wenzel ein und<br />

sind dabei stets auf Augenhöhe mit ihren<br />

Leser:innen. Für Jugendliche, die einen<br />

Begleiter beim Bewusstwerden über die<br />

eigene Identität suchen oder einfach<br />

mehr über die Welt von LGBTIQ* erfah-<br />

ren möchten, ist dieses Buch eine gute<br />

Wahl. [id]<br />

Info: „Was ist eigentlich dieses LGBTIQ*?“,<br />

Linda Becker/Julian Wenzel, migo Verlag,<br />

<strong>2021</strong>, 15 Euro<br />

Info: www.instagram.com/erklaermirmal<br />

12 <strong>KÄNGURUplus</strong> 10/21


FAhrrad+<br />

RECYCLING<br />

FAMILIENLEBEN<br />

regelmäßige<br />

Kreativ-Werkstatt<br />

in Ehrenfeld<br />

INSTAGRAM<br />

@ICHBINSOPHIESCHOLL<br />

Semesterstart Mai 1942, München. Sophie Scholl sitzt<br />

voller Hoffnung und Vorfreude im Zug, auf dem Weg<br />

in ihr neues Leben als Studentin. Zwischen Zeichnen<br />

am See nach der Vorlesung und „How-to-Schuheputzen“-Reel<br />

hüllt der Kanal die User:innen in die kriti-<br />

sche Gedankenwelt der jungen Frau. Schnell wird sie<br />

Teil der Widerstandsbewegung Weiße Rose, die im<br />

Untergrund an Flugblättern gegen die Diktatur Hitlers<br />

feilt.<br />

Zeichnung © SWR / Edith Carron<br />

alle<br />

für<br />

zwischen<br />

15 und 25!<br />

www.instagram.com/jungestadtkoeln<br />

KÖLN-WEST<br />

Gesang-, Tanz- und<br />

Schauspielunterricht<br />

für 4 - 18 Jährige<br />

0152 / 33569253<br />

stagecoach.de/koelnwest<br />

koelnwest@stagecoach.de<br />

Stagecoach Performing Arts Schulen werden unter Franchise betrieben und sind unabhängig im Besitz der Schulleiter.<br />

Stagecoach ist eine geschützte Marke der Stagecoach Theatre Arts Ltd.<br />

Am 9. Mai <strong>2021</strong> wäre Sophie Scholl hundert Jahre<br />

alt geworden. Zu diesem Anlass startete das Insta-<br />

gram-Projekt @ichbinsophiescholl,, produziert vom<br />

SWR und BR. Über zweihundert Personen wirken<br />

als Schauspieler:innen, bei der historischen Bera-<br />

tung, in der Produktion oder Illustration mit. Original-<br />

Aufzeichnungen und Briefe von Sophie Scholl dienen<br />

als Grundlage. Propaganda-Material, Fotos und Nach-<br />

richten aus vergangenen Zeiten fließen in die Slides<br />

und Postings des hochwertig produzierten Accounts<br />

mit ein. Die letzten zehn Monate der NS-Widerstands-<br />

kämpferin sind unglaublich intensiv erzählt.<br />

Semesterferien, zurück in der Heimat Ulm. Sophie<br />

ist verpflichtet in der Fabrik im Munitionsdienst zu<br />

schuften, während Bruder Hans, Freund Alex und<br />

der geliebte Fritz an der Front kämpfen. Gezwungen<br />

diesen abscheulichen Krieg zu unterstützen, hält die<br />

21-Jährige an der Organisation Weiße Rose fest. Wie<br />

kann sie trotz allem die Menschheit wachrütteln und<br />

aus dem Schrecken der Welt herausholen? [jh]<br />

Info: www.instagram.com/ichbinsophiescholl<br />

Gefördert<br />

durch die<br />

<strong>KÄNGURUplus</strong> 10/21 13


ZUKUNFT<br />

Christoph Wilke gehört zur<br />

deutschen Nationalmannschaft<br />

im Rollstuhltennis.<br />

© privat<br />

Text: Ursula Katthöfer<br />

Selbst optimierung –<br />

AUSSTEIGEN<br />

ODER<br />

AUFSTEIGEN?<br />

Viele Jugendliche und junge Erwachsene möchten schlanker, sportlicher, schlauer,<br />

entspannter oder besser organisiert sein. Selbstoptimierung ist das Stichwort.<br />

Doch sich ständig verbessern zu wollen, kann eine Dynamik auslösen, die ins Gegenteil<br />

führt: Frust, Versagensängste, Selbstzweifel. Wie man seine Leistung steigert, gut mit<br />

Rückschlägen umgeht und dabei gesund bleibt, zeigen drei junge Leistungssportler.<br />

14 <strong>KÄNGURUplus</strong> 10/21


FAMILIENLEBEN<br />

Der 19-jährige Christoph Wilke steht auf<br />

der Tennis-Weltrangliste der Herren auf<br />

Rang 175*. Zu seinen größten sportlichen<br />

Erfolgen zählt, kürzlich zum ersten Mal<br />

einen Spieler der Top 100 geschlagen zu<br />

haben. Seit Beginn dieses Jahres spielt er<br />

Tennis als Leistungssport. Er hat noch viel<br />

vor.<br />

© Stefan Brendahl<br />

„Ich wollte schon früher immer dazuge-<br />

hören und genauso wie andere Kinder<br />

behandelt werden“, erzählt er. „Sport<br />

war immer mein Anker, um über mich<br />

hinauszuwachsen.“ Wegen eines Gen-<br />

defekts fehlt Christoph das linke Bein.<br />

Er spielt Rollstuhltennis und gehört der<br />

deutschen Nationalmannschaft an.<br />

Ebenfalls im Nationalteam sind Britta<br />

Wend und Toni Dittmar vom TC Weiden.<br />

Erst in der Nacht vor dem Interview sind die<br />

drei aus Rumänien zurückgekehrt, einer<br />

Station auf ihrer internationalen Tennis -<br />

wettkampftour. Rollstuhltennis wird bei<br />

allen Grand-Slam-Turnieren wie Wim-<br />

bledon gespielt. Höhepunkt ist der World<br />

Team Cup, vergleichbar mit dem Davis<br />

Cup.<br />

NICHT AUFGEBEN,<br />

SONDERN ALLES GEBEN<br />

Britta steht auf Platz 61* der Weltrangliste<br />

der Damen und hat sich mit ihrer deut-<br />

schen Partnerin für das Hauptevent des<br />

World Team Cups qualifiziert. Die 25-jäh-<br />

rige Studentin der Sporthochschule Köln<br />

startete ihre Karriere als Leistungssportle-<br />

rin erst vor wenigen Monaten. „Ich bin im<br />

Januar 2019 in einem Akrobatikkurs auf<br />

den Rücken gefallen und habe mir den<br />

ersten Lendenwirbel gebrochen. Jetzt<br />

kann ich einen Teil meiner Beinmusku-<br />

latur nicht mehr ansteuern“, erzählt sie.<br />

Inzwischen ist Rollstuhltennis der Mit-<br />

telpunkt ihres Lebens. „Tennis hatte ich<br />

schon als Kind gespielt. Nach dem Unfall<br />

habe ich schnell gemerkt, dass es wieder<br />

Toni Dittmars Ziel<br />

ist die Teilnahme an den<br />

Paralympics 2024.<br />

Rollstuhltennis ist<br />

Britta Wends<br />

Lebensmittelpunkt.<br />

Spaß macht. Sport war ein gutes Ventil,<br />

um wieder aktiv zu werden und Normali-<br />

tät für mich zu schaffen.“<br />

Als Leistungssportler haben die drei ge-<br />

lernt, nie aufzugeben. „Es gibt immer<br />

wieder Momente, in denen man unzufrieden<br />

ist und einfach aufhören möch-<br />

te“, sagt Christoph. Doch das Handtuch<br />

zu werfen, komme nicht in Frage: „Wenn<br />

ich bei einem Wettkampf aussteige, wer-<br />

de ich nie erfahren, wie weit ich kommen<br />

würde. Ich will mir sagen können, dass<br />

ich alles gegeben habe.“<br />

Britta setzt Atemtechniken ein, um sich<br />

zu beruhigen, wenn ein Match nicht gut<br />

läuft: „Auf dem Platz habe ich nie viel Zeit,<br />

um wieder runterzukommen. Manchmal<br />

nutze ich den Seitenwechsel.“<br />

ANDERE MENSCHEN<br />

INSPIRIEREN UND<br />

MOTIVIEREN<br />

Rückschläge? „Gibt es viele“, sagt Toni,<br />

mit 27 Jahren der älteste der drei. Er ist<br />

mit der Glasknochenkrankheit zur Welt<br />

gekommen und spielt seit elf Jahren<br />

Rollstuhltennis. Toni hat schon so man-<br />

ches Match verloren. „Wenn ich in einem<br />

Halbfinale nicht weiterkomme, muss<br />

ich mich fragen, warum. Ergebnis der<br />

Match analyse ist – ganz einfach gesagt –,<br />

zu ändern, was schiefgelaufen ist.“ Toni<br />

nennt sich ein Stehaufmännchen. Zurzeit<br />

steht er auf Platz 79* der Weltrang liste.<br />

Ziel sind die Top 40 und die Teil nahme<br />

an den Paralympics 2024 in Paris.<br />

Andere Rückschläge erleben die<br />

Sportler*innen bei der Suche nach Sponsoren.<br />

Für Einzelsportarten sei es ohne-<br />

hin schwierig, Partner zu finden. Denn<br />

Unternehmen förderten lieber Mann-<br />

schaften. Auch das geringe Interesse am<br />

Leistungssport von Menschen mit Behinderung<br />

hemme das Sponsoring: „Para-<br />

sport findet wenig Aufmerksamkeit“, sagt<br />

Britta. „Damit kommt man nicht in die<br />

Sportschau.“<br />

Alle drei wünschen sich, dass ihr Tennis<br />

genauso anerkannt wird wie das von<br />

Olympiasieger Alexander Zverev und<br />

Wimbledonsiegerin Angelique Kerber.<br />

„Wir stecken da genauso viel Energie<br />

rein“, sagt Britta. Wie wenig ihr Leistungs-<br />

sport in unserer Gesellschaft gewürdigt<br />

wird, spürt sie bei Sprüchen wie: „Toll,<br />

dass ihr euch auch bewegt.“<br />

„Wir können Vorbild sein und andere in-<br />

spirieren und motivieren“, sagt Toni. Er<br />

besucht andere Vereine und berichtet<br />

dort mit seiner positiven Art, dass Rück-<br />

schläge sich überwinden lassen: „Es ist<br />

immer alles möglich.“<br />

* Anm. der Red.: zum Zeitpunkt des Interviews<br />

© privat<br />

<strong>KÄNGURUplus</strong> 10/21 15


FAMILIENLEBEN<br />

EIGENE WEGE GEHEN<br />

Leidenschaft, Anerkennung, Motivation. Es gibt viele Gründe<br />

für Selbstoptimierung. Doch wir sollten unsere Grenzen kennen und nicht zu viel<br />

von uns verlangen. Das meinen diese vier Personen, die ihre Erfahrungen aus<br />

ganz unterschiedlichen Lebenssituationen schildern.<br />

SCHAUSPIEL<br />

Als Schauspielerin am Jungen Theater<br />

Bonn ist Olja Artes (32) den unmittelbaren<br />

Reaktionen ihres Publikums ausge-<br />

setzt. Im Theater hat sie ihren Platz<br />

auf der Erde gefunden.<br />

„Als ich vier Jahre alt war, emi-<br />

grierten meine Eltern mit mir<br />

nach Deutschland. Als Kind lernte<br />

ich zwar die deutsche Spra-<br />

che schnell, dennoch begann<br />

ein Leben zwischen zwei Wel-<br />

ten. Möglichst schnell im neuen<br />

Land anzukommen, sich anzu-<br />

passen, nicht ‚anders’ zu sein, das<br />

waren die neuen Handlungsgebote.<br />

Durch die kulturelle Prägung meiner<br />

Eltern spielten Noten und Leistun-<br />

gen immer eine große Rolle. Sie kannten<br />

es selbst nicht anders. Meine Schulzeit<br />

verlief, gelinde gesagt, abenteuerlich. Die<br />

Noten wurden immer schlechter und die<br />

Enttäuschung immer größer. Die Selbst-<br />

zweifel, nicht gut genug zu sein, die ich<br />

in der Zeit entwickelte, wurden zu einem<br />

großen Teil meiner Persönlichkeit und<br />

verfolgen mich, mal mehr, mal weniger,<br />

bis heute.<br />

Olja Artes, 32<br />

Foto: Junges Theater Bonn<br />

Als ich Bekanntschaft mit dem Theater<br />

machte, veränderte sich alles schlag artig.<br />

Ich fühlte mich richtig an und ungewohnt<br />

leicht. Und das Beste: Fehler zu machen<br />

war nicht nur okay, es war sogar<br />

ausdrücklich erwünscht. ‚Scheiter<br />

heiter’ war eine der neuen Re-<br />

geln. Natürlich hieß es fleißig<br />

sein, viel üben, den Körper und<br />

die Stimme trainieren, Text<br />

lernen und proben, proben,<br />

proben ... Mit einem neuen,<br />

zärtlicheren Umgang mit<br />

mir selbst veränderte sich<br />

auch mein Blick auf die Welt.<br />

Wir gehen ins Theater,<br />

um eben diese Menschen<br />

zu sehen, die versuchen und<br />

scheitern, die Fehler machen,<br />

nicht weiterwissen, nicht in die<br />

Norm passen, die Umwege machen,<br />

dabei ein Liedchen singen und neue<br />

Freundschaften knüpfen.<br />

Ich versuche, meine Entscheidungen<br />

nicht aus Angst zu treffen. Meistens ist<br />

die Fallhöhe nicht so groß, wie es uns<br />

vorkommt. Und ein Leben in größer,<br />

schneller, weiter geht auf Dauer echt auf<br />

die Nerven.“<br />

16 <strong>KÄNGURUplus</strong> 10/21


FAMILIENLEBEN<br />

Alexander Letzel, 34<br />

Foto: Caritasverband für die Stadt Köln e. V.<br />

Ria Stiller, 40<br />

Foto: privat<br />

Tom, 17<br />

Foto: Ursula Katthöfer<br />

APPS UND SOCIAL MEDIA<br />

Wecker, Kalender, Pulsmesser, Schritt-,<br />

Kalorien- und Vitaminzähler, dazu jede<br />

Menge Social-Media-Kanäle. Apps helfen<br />

uns rund um die Uhr bei der Selbst-<br />

optimierung. Über Facebook, Insta und<br />

Co. posten wir, was wir gerade Tolles<br />

tun, sehen, essen, erleben ... Macht uns<br />

das wirklich glücklich? Alexander Letzel<br />

(34), Vorstandsreferent beim Caritas-<br />

verband für die Stadt Köln e. V., plädiert<br />

für Langsamkeit:<br />

»Zu meiner Abi- und Studienzeit gab<br />

es noch keine Apps, Social Media<br />

startete gerade mit StudiVZ. Heute be-<br />

wegen sich Karawanen von Menschen<br />

mit gesenktem Haupt durch die Städte.<br />

Doch ich bin davon überzeugt, dass<br />

man viel verpasst, wenn man nur auf<br />

den Bildschirm guckt. Menschen und<br />

Natur bewusst wahrzunehmen ist viel<br />

wertvoller als das, was soziale Netzwer-<br />

ke uns suggerieren. Kann ich bei einem<br />

Treffen mit einer Freundin im Café sit-<br />

zen und für mehrere Stunden ein gutes<br />

Gespräch führen? Oder muss ich dau-<br />

ernd auf mein Smartphone oder meine<br />

Smartwatch schauen? Kann ich mich auf<br />

eine Entenfamilie am See einlassen, sie<br />

beobachten und dabei Löcher in die Luft<br />

starren? Oder betrachte ich die Enten nur<br />

als Fotomotiv, um der Welt zu zeigen,<br />

wie toll mein Leben ist? Wir sollten uns<br />

von Social Media nicht verrückt machen<br />

lassen. Wir dürfen auch mal schlechte<br />

Laune haben, morgens müde und unge-<br />

stylt sein. Wir dürfen ungesunde Sachen<br />

essen, einfach, weil sie schmecken, und<br />

nicht, weil sie gerade „angesagt“ oder be-<br />

sonders „hip“ sind. Bei all dem Stress im<br />

Leben ist es erlaubt, nicht perfekt, son-<br />

dern faul und gechillt zu sein. Und das<br />

Smartphone als das zu sehen, was es ist:<br />

ein praktisches Telefon und nicht mein<br />

persönlicher „drill sergeant“.«<br />

FOOD<br />

Wie sehr sich das Bewusstsein für gutes<br />

Essen und eine gesunde Ernährung<br />

im Teenageralter und darüber hinaus<br />

ändert, erzählt Ria Stiller (40), Food-<br />

Bloggerin aus Pulheim:<br />

»Meine Mutter stammt von den Philippinen,<br />

mein Vater hat deutsch-<br />

schlesische Wurzeln. Dennoch gab es<br />

bei uns immer sehr deutsches Essen:<br />

mittags Kartoffeln, Gemüse, Fleisch und<br />

abends eine Stulle. Als ich mit 19 auszog,<br />

war mir vollkommen egal, was ich aß.<br />

Nudeln mit Fertigsoße und so was. Das<br />

änderte sich, als ich meinen Mann ken-<br />

nenlernte. Wir kochten, probierten aus<br />

und luden Freunde zu Fingerfoodaben-<br />

den ein. Mit den Schwangerschaften<br />

aß ich von Jahr zu Jahr bewusster und<br />

begann 2014 mit dem Blog „Frau Stiller<br />

backt“. Es kamen herzhafte, vegetarische<br />

und vegane Gerichte dazu, dann Alterna-<br />

tiven zu industriell gefertigten Produkten<br />

wie zum Beispiel Kokosblütenzucker. So<br />

entstand der Foodblog „Die Stillers“. Seit<br />

drei Jahren habe ich ein eigenes Gemü-<br />

sefeld, heute lebe ich vegan. Je mehr ich<br />

mich mit dem Thema Ernährung ausei-<br />

nandersetze, desto mehr hinterfrage ich,<br />

wo Lebensmittel herkommen.<br />

Bei Jugendlichen beobachte ich, dass sie<br />

ein ganz anderes Ernährungsbewusst-<br />

sein haben als ich damals. Das begrüße<br />

ich total. Einerseits können wir als Eltern<br />

Vorbild sein und unsere Werte weiterge-<br />

ben. Andererseits leben Teenager heute<br />

sehr bewusst. Das heißt nicht, dass sie<br />

nicht auch zu McDonald's gehen dürfen.<br />

Das zu verbieten entspräche einer Kultur,<br />

die ich nicht etablieren möchte.«<br />

www.diestillers.com<br />

COACHING<br />

Das Angebot der Coaches reicht von<br />

Achtsamkeit bis Zeitmanagement. Denn<br />

manchmal reicht es eben nicht aus, etwas<br />

einfach nur besser machen zu wollen.<br />

Es braucht auch Motivation, Selbst-<br />

disziplin, Techniken und Ausdauer. Das<br />

können Coaches vermitteln. Allerdings<br />

wird ihr Geschäftsmodell auch kritisch<br />

bewertet, zum Beispiel von Tom (17) aus<br />

Bonn.<br />

»Das Neuerfinden des eigenen<br />

Selbst, die minutiöse Planung des<br />

nächsten Tags und der andauernde Wett-<br />

bewerb mit dem Ich der Vergangenheit<br />

ziehen in allen Industrienationen der Erde<br />

Tausende von Menschen mit viel Energie<br />

und viel Zeit in ihren Bann.<br />

„Selbsthilfe“ heißt jetzt „Persönlichkeits-<br />

entwicklung“ und Seminare werden zu<br />

„Coachings“, aber das Geschäft mit der<br />

Unsicherheit des Individuums erntet trotz<br />

der schönen Worte mehr Spott als Lob.<br />

Der Duden definiert Selbstoptimierung<br />

als „jemandes (übermäßige) freiwillige<br />

Anpassung an äußere Zwänge, gesell-<br />

schaftliche Erwartungen oder Ideale“. Es<br />

werden wohl nicht viele der unzähligen<br />

sogenannten „Coaches“, die seit einigen<br />

Jahren online und offline ihr Unwesen<br />

treiben, diese Definition akzeptieren.<br />

Knapp 40 Milliarden US-Dollar werden in<br />

der Branche jährlich umgesetzt*. Schnelles<br />

Geld für wenig Arbeit ist also tatsächlich<br />

möglich. Dass es daher auch Coa-<br />

chings für angehende Erfolgscoaches<br />

gibt (das ist leider kein Witz) und diese<br />

unverfroren als Ausbildung beworben<br />

werden, kann einen zwar zum Lachen<br />

bringen, zeigt aber auch die Scheinheilig-<br />

keit des Geschäfts auf.«<br />

* www.grandviewresearch.com/<br />

industry-analysis/personal-develop-<br />

ment-market<br />

<strong>KÄNGURUplus</strong> 10/21 17


FAMILIENLEBEN<br />

INTERVIEW MIT YVONNE BIRKEL<br />

„WIR SOLLTEN NICHT VON<br />

SELBSTOPTIMIERUNG, SONDERN VON<br />

SELBST ENTWICKLUNG SPRECHEN“<br />

Wenn Jugendliche sich Ziele setzen, finden Eltern das in der Regel klasse.<br />

Was aber, wenn Eltern diese Ziele nicht mehr verstehen?<br />

Wenn die Selbstoptimierung Grenzen erreicht, die Sorgen, Verständnislosigkeit und Wut<br />

hervorrufen? Yvonne Birkel aus Erftstadt ergreift Partei für die junge Generation.<br />

Sie betrachtet sie als die „Generation Liebe“, die ihren Selbstwert kennt und sich von alten<br />

familiären und gesellschaftlichen Mustern löst. Birkel ist selbst Mutter und gründete<br />

die erste Eltern-Community für Persönlichkeitsentwicklung in Deutschland.<br />

Im Interview schildert sie, warum Eltern ihre Kinder<br />

nicht immer verstehen müssen.<br />

Ein Beispiel: Eine 18-Jährige lebt<br />

vegan. Kommen zuhause tierische<br />

Produkte auf den Tisch, protes-<br />

tiert sie. Die Eltern verzweifeln, weil<br />

kein gemeinsames Essen mehr möglich<br />

ist. Was geht in den Eltern vor?<br />

Als Erwachsene sind wir schon lange in<br />

unserer eigenen Welt und Weltanschau-<br />

ung unterwegs. Für uns wird etwas dann<br />

problematisch, wenn es unseren Erfah-<br />

rungen und Erwartungen nicht mehr<br />

entspricht – in diesem Fall ist das der<br />

regelmäßige Genuss von Fleisch, Käse<br />

oder Eiern. Gerade in der Pubertät reifen<br />

Jugendliche heran und bilden sich ihre<br />

eigene Meinung. Verharren Erwachsene<br />

dann unflexibel in ihren Denkstrukturen<br />

und Verhaltensweisen, kommt es zum<br />

Generationenkonflikt.<br />

Sollten die Eltern in diesem Fall<br />

nur dann Wurst und Käse essen,<br />

wenn ihre Tochter nicht anwesend ist?<br />

Nein, doch sie sollten mit ihrer Tochter<br />

reden. In Familien entstehen die meisten<br />

Probleme, weil man glaubt zu wissen,<br />

was der andere denkt. Das ist oft ein<br />

Irrtum. Dialog auf Augenhöhe heißt, dass<br />

Eltern sich ehrlich für das interessieren,<br />

was ihr Kind denkt und macht. Sie kön-<br />

nen kommunizieren, dass sie die Sicht<br />

ihres Kindes verstehen und respektieren.<br />

Im Gegenzug können sie sich aber auch<br />

Respekt für ihre eigene Lebensweise<br />

wünschen. Das heißt nicht, dass ihr Kind<br />

einwilligt. Aber die Tür für eine Begeg-<br />

nung ist offen.<br />

Ein anderes Beispiel:<br />

Ein 16-jähriger Sohn trainiert<br />

seit kurzem im Fitness-Studio. Er ist<br />

stolz auf seinen Body und möchte<br />

Muskelaufbau präparate nehmen. Doch<br />

die Eltern sind wegen der gesundheit-<br />

lichen Risiken besorgt. Sollen sie es<br />

verbieten? Verbote bringen nichts. Was<br />

Eltern verbieten, holen Kinder sich an<br />

anderer Stelle wieder. Doch der Sohn<br />

sollte verstehen, warum seine Eltern<br />

besorgt reagieren. Natürlich könnte er<br />

abwehrend reagieren, weil er nicht be-<br />

lehrt werden will. Aber vielleicht googelt<br />

er die Risiken doch. Unsere Kinder sind<br />

eigenständige Seelen, die ihre Erfahrun-<br />

gen selbst machen müssen. Dennoch<br />

können wir in Gesprächen kleine Samen<br />

säen. Nur belehren sollten wir nicht.<br />

Kann aus der Selbstoptimierung<br />

der Jugendlichen so eine<br />

Familienoptimierung werden?<br />

Verhaltensweisen der Kinder betreffen<br />

alle Familienmitglieder. Doch Eltern<br />

gucken schnell weg, wenn sie ihre<br />

eigenen Themen bearbeiten müssten.<br />

Kommen wir auf das Beispiel der vegan<br />

lebenden Tochter zurück. Wenn die<br />

Eltern ihr sagen, dass ihre Ernährungs-<br />

weise ungesund sei, kann sie durchaus<br />

fragen, ob der Alkoholkonsum ihrer<br />

Eltern denn gesund sei. Jugendliche<br />

sind oft schonungslos ehrlich. Wenn die<br />

Eltern sich nicht an die Regeln halten,<br />

laufen auch die Kinder aus dem Ruder.<br />

Setzen Eltern sich hingegen bewusst mit<br />

einem Thema auseinander und sind von<br />

etwas überzeugt, spüren das auch die<br />

Jugendlichen.<br />

Warum ist es für die Persönlich-<br />

keitsentwicklung so wichtig, dass<br />

Jugendliche eine andere Meinung<br />

haben dürfen als ihre Eltern?<br />

Kinder kommen zur Welt und werden<br />

von ihrer Familie geprägt. Wir müssen<br />

sie freigeben, damit sie nicht zum Abbild<br />

unserer selbst und unserer Vorfahren<br />

werden. Sonst gäbe es keine Entwick-<br />

lung. Wenn ein Teenager aus einer<br />

Familie von Gelehrten stammt und bei<br />

der Berufswahl immer wieder hört, er<br />

solle doch auch Lehrer oder zumindest<br />

etwas Vernünftiges werden, wird er aus-<br />

brechen. Wir sollten deshalb nicht von<br />

Selbstoptimierung, sondern von Selbst-<br />

entwicklung sprechen. Optimierung<br />

heißt ja, dass etwas nicht in Ordnung ist.<br />

Wir sind aber alle in Ordnung. Dennoch<br />

dürfen wir entdecken, was noch in uns<br />

steckt.<br />

Heißt das, dass Eltern keine<br />

Grenzen setzen sollten?<br />

Das hängt vom Alter und von der<br />

Situation ab. Wenn Jugendliche<br />

beispielsweise illegale Drogen konsu-<br />

mieren, müssen Eltern Grenzen setzen.<br />

Dann ist häufig das Problem, dass Eltern<br />

nicht auf Augen höhe mit ihren Kindern<br />

reden können. Alles, was sie sagen,<br />

wirkt von oben herab. Dann ist es sinn-<br />

voll, jemanden ins Boot zu holen, der<br />

nicht parteiisch, sondern an einem ehrli-<br />

chen Dialog interessiert ist. Das kann ein<br />

Experte, das kann aber auch der<br />

Nachbar oder die Tante sein.<br />

Yvonne Birkel, Soul & Mind Coaching<br />

© Jenny Egerer Fotografie<br />

18 <strong>KÄNGURUplus</strong> 10/21


FAMILIENLEBEN<br />

MITTEL UND MEDIEN ZUR<br />

SELBST OPTIMIERUNG<br />

© AdobeStock.com_ Vectorcreator<br />

DIE WELT WARTET<br />

AUF DICH!<br />

AB INS AUSLAND<br />

für Schüler*innen und<br />

junge Erwachsene<br />

www.carl-duisberg-im-ausland.de<br />

JETZT<br />

INFORMIEREN!<br />

BULLET JOURNAL<br />

https://bulletjournal.com,<br />

https://ostrich.de/bullet-journal/<br />

Dieses individuelle System zur<br />

Selbstorganisation gibt es analog und als App.<br />

Es kombiniert Tagebuch, Kalender,<br />

To-do-Liste und Skizzenheft. Auch die eigene<br />

Stimmung lässt sich aufzeichnen.<br />

Einblicke in Medienberufe<br />

Ein Wochenende - ein Beruf<br />

www.jobtester.de<br />

Praxis-Workshops<br />

für 15- bis 21-Jährige<br />

„BIOHACKING“<br />

bedeutet, die eigenen Gene durch Reize<br />

in einen anderen Funktionszustand zu versetzen,<br />

um das eigene Verhalten zu optimieren:<br />

www.geo.de/wissen/gesundheit/23998-rtkl-ge-<br />

sundheit-biohacking-was-hinter-dem-system-<br />

der-selbstoptimierung<br />

„DAS KIND IN DIR MUSS HEIMAT FINDEN“<br />

lautet der Titel eines Ratgebers.<br />

Autorin Stefanie Stahl geht davon aus,<br />

dass wir Freundschaft mit dem „inneren Kind“<br />

schließen müssen, um Konflikte zu lösen<br />

und Beziehungen glücklicher zu gestalten.<br />

Taschenbuch: 14,99 Euro,<br />

E-Book: 11,99 Euro.<br />

Stadtgestalter:innen-Workshops<br />

für Schulklassen<br />

im Kinder- und Jugendbüro<br />

am Alter Markt<br />

Jetzt anmelden!<br />

0170-1706020<br />

orga@jungestadtkoeln.de<br />

www.jungestadtkoeln.de<br />

<strong>KÄNGURUplus</strong> 10/21 19


ZUKUNFT<br />

Text: Hanka Meves-Fricke, Fotos: Sonja Hoffmann<br />

FEUERWEHRMANN:<br />

DURCHS FEUER<br />

GEHEN<br />

Ausbildung<br />

Brandmeister:in<br />

Voraussetzungen für mittleren Dienst:<br />

• Hauptschul- oder höherwertiger<br />

Schulabschluss sowie<br />

• abgeschlossene Berufsausbildung in<br />

einem handwerklich-technischen oder<br />

einem anderen für den Feuerwehr-<br />

dienst geeigneten Beruf<br />

• Wer keine Berufsausbildung hat,<br />

kann seit <strong>2021</strong> eine Stufenausbildung<br />

zum:zur Brandmeister:in durchlaufen.<br />

Dann sind die Auszubildenden<br />

in den ersten 19 Monaten in<br />

verschiedenen handwerklichen<br />

Gewerken tätig und schließen daran<br />

ihre 18-monatige feuerwehrtechnische<br />

Grundaus bildung an.<br />

Inhalte:<br />

• Rechtsgrundlagen und Allgemeines,<br />

wie Staatsbürgerkunde, Physik,<br />

Verbrennungsvorgang, Löschmittel<br />

und Löschverfahren, Fahrzeug- und<br />

Gerätekunde, Atemschutz, Einsatzlehre,<br />

vorbeugender Brandschutz, Sprech-<br />

funk, Umgang mit gefährlichen Stoffen<br />

und Gütern<br />

• Theoretische und praktische<br />

Rettungssanitäter:in-Ausbildung<br />

• Berufspraxis und Einsatzübung<br />

im Brandschutzpraktika<br />

Weiterbildung:<br />

• zum:zur Ausbilder:in oder Fort-<br />

bildungen zum:zur Taucher:in oder in<br />

einer anderen Spezialeinheit<br />

• über ein Studium Fortbildung zum<br />

höheren Dienst<br />

Vergütung:<br />

Anwärterbezüge in Höhe von circa<br />

1.299 Euro brutto sowie zusätzlich<br />

einen Anwärtersonderzuschlag von<br />

circa 1.169 Euro. Vom Nettoeinkommen<br />

müssen Beiträge zur privaten Kranken-<br />

versicherung gezahlt werden.


ZUKUNFT<br />

„Einen solchen Einsatz habe ich mir nicht vorstellen können“,<br />

erzählt Brandmeister Malte Bahr und spricht über den<br />

Einsatz während der Überschwemmungen am 14. Juli <strong>2021</strong><br />

in Köln. Dabei hatten wir doch erst vor kurzem über seine<br />

Ausbildung in der Feuerwache Lindenthal gesprochen und<br />

darüber, welche Qualitäten zu dieser Arbeit dazugehören.<br />

Als ich am 14. Juli <strong>2021</strong> mit dem Auto<br />

durch die Unterführung Gottesweg<br />

fahren wollte, stand eine Mannschaft<br />

der Feuerwehr bauchtief im Wasser. Es<br />

schüttete. In Köln standen Keller und<br />

Wohnungen unter Wasser. Menschen<br />

starben in den Fluten. Ich fragte mich, ob<br />

Malte Bahr im Einsatz ist. Meine Ahnung<br />

war richtig: Malte und seine Kollegen fuhren<br />

ab halb 1 Uhr mittags bis zum nächs-<br />

ten Morgen Einsätze in der Stadt, halfen<br />

Menschen, pumpten Keller aus und sorg-<br />

ten dafür, dass für die Kölner:innen das<br />

Leben am nächsten Tag wieder weiter-<br />

ging.<br />

„Als ich am nächsten Morgen um 7 Uhr<br />

nach Hause kam, war ich kaputt. Das<br />

war mein größter Einsatz bisher. Wir ha-<br />

ben wirklich rund um die Uhr geschuftet.<br />

Zwischendurch hat ein Kollege trockene<br />

Kleider geholt, weil wir alle völlig durch-<br />

nässt waren, und ein Kollege von der<br />

Freiwilligen Feuerwehr ist losgefahren<br />

und hat für uns alle beim Imbiss etwas zu<br />

essen geholt. Danach habe ich 24 Stun-<br />

den durchgeschlafen.“<br />

Es war Malte Bahrs Kindheitstraum, bei<br />

der Feuerwehr zu arbeiten. Dafür ist er<br />

von Bremen nach Köln gezogen, hat erst<br />

eine dreijährige Ausbildung zum Notfall-<br />

sanitäter gemacht (dazu mehr im Heft<br />

vom März 2019) und danach die zum<br />

Brandmeister. Wer bei der Feuerwehr arbeiten<br />

möchte, muss zuerst eine Ausbil-<br />

dung absolvieren. Seit diesem Jahr, <strong>2021</strong>,<br />

können Interessierte auch eine Stufenausbildung<br />

mit Schulungen in handwerk-<br />

lichen Gewerken absolvieren.<br />

RECHTSCHREIBUNG<br />

UND KRAFT TRAINIERT<br />

Für den Einsatz bei der Feuerwehr muss<br />

jede:r Interessierte einen Eignungstest<br />

bestehen. „Ich hatte Sorge, dass ich den<br />

Deutschtest nicht bestehe.“ Also hat Mal-<br />

te Rechtschreibung gepaukt. „Und vor<br />

den Klimmzügen beim Sporttest hatte ich<br />

auch Respekt.“ Also hat Malte seine Kraft<br />

trainiert. Im Internet finden sich Buch-<br />

tipps und Videos zu den Tests. „Schaut<br />

mich an“, sagt Malte zu uns. „Ich bin nicht<br />

gerade der Kraftprotz und habe den Test<br />

bestanden.“ Danach erzählt er uns, dass<br />

er schon seit 16 Jahren Kampfsport im<br />

Verein betreibt. Feuerwehrleute tragen<br />

immerhin 30 Kilogramm mit sich, wenn<br />

sie in voller Ausrüstung im Einsatz sind.<br />

Fitness und Gesundheit der Feuerwehrleute<br />

wird auch in den folgenden Berufs-<br />

jahren regelmäßig kontrolliert.<br />

Insgesamt arbeiten bei der Kölner Feuerwehr<br />

1.100 Mitarbeiter:innen. Die Feuer-<br />

wehr Köln ist im Jahr 2020 zu mehr als<br />

172.000 Einsätzen im Rettungsdienst und<br />

zu 12.263 Alarmierungen im Brandschutz<br />

und der Technischen Hilfeleistung ausge-<br />

fahren. „Das ist eine ganze Menge“, sagt<br />

Malte stolz. Die hiesige Berufsfeuerwehr<br />

wird 2022 150 Jahre alt. Damals gab es<br />

nur Männer bei der Feuerwehr und alle<br />

trugen einen Schnauzbart. In den Mund<br />

genommen diente er als behelfsmäßiger<br />

Atemschutz.<br />

WAS EIN:E BRAND-<br />

MEISTER:IN TUT?<br />

Die Ausbildung zum:zur Brandmeister:in<br />

dauert 18 Monate. Malte konnte sie auf<br />

ein Jahr verkürzen, weil er bereits Not-<br />

fallsanitäter war. Die Schulung erfolgt in<br />

Blöcken in Theorie und Praxis. Zusätzlich<br />

benötigen die Brandmeister:innen den<br />

C-Führerschein. Das Fahren der Lkw will<br />

gelernt sein, besonders in der Feuerwache<br />

Lindenthal. Das Gebäude ist 101 Jah-<br />

re alt und die engen Garagen verlangen<br />

gutes Fahrvermögen.<br />

In der praktischen Ausbildung auf den<br />

Feuer- und Rettungswachen haben die<br />

Auszubildenden den gleichen Schicht-<br />

dienst wie die Brandmeister:innen. Im<br />

Rettungsdienst wird in einem 12-Stun-<br />

den-Dienst gearbeitet. Dieser teilt den<br />

Kalendertag in einen Tag- und einen<br />

Nachtdienst. Im Brandschutz sind sie<br />

im 24-Stunden-Dienst tätig. Pro Woche<br />

arbeiten sie 48 Stunden. Der Arbeitstag<br />

beginnt gegen 7 Uhr, Dienstbeginn ist<br />

7.30 Uhr. So können sie diejenigen be-<br />

reits ablösen, die schon lange im Einsatz<br />

waren. Oberstes Gebot ist, als Erstes die<br />

Schutzausrüstung und das Material zu<br />

prüfen, ob alles vollständig ist und funk-<br />

tioniert. Dazu gehören zum Beispiel das<br />

für den Dienst persönlich zugewiesene<br />

Atemschutzgerät und die Pumpe des<br />

Fahrzeuges. Sie kontrollieren, wie die<br />

Verkehrslage aussieht und was in der<br />

Wache repariert werden muss. Da viele<br />

Feuerwehrleute eine technisch-hand-<br />

werkliche Ausbildung haben, können sie<br />

die meisten Reparaturen selbst überneh-<br />

men. Täglich nehmen alle die Mahlzeiten<br />

gemeinsam ein. Der Tagesdienst kauft<br />

ein und kocht. Ein bisschen Spaß am<br />

Kochen hilft also auch bei der Arbeit.<br />

Malte selbst fährt inzwischen das Tank-<br />

löschfahrzeug oder den Rettungswagen.<br />

Die Zeit zwischen den Einsätzen nutzen<br />

die Feuerwehrleute für gegenseitige Fortbildungen<br />

und für die Fitness. In der Feu-<br />

erwache Lindenthal gibt es dafür extra<br />

zwei Sporträume.<br />

TEAMPLAYER GEWÜNSCHT<br />

Wir müssen vor allem Teamspieler sein“,<br />

erklärt uns Malte. „Wenn der Einsatzleiter<br />

sagt, dass es linksherum geht, dann müs-<br />

sen wir folgen. Zeit für Diskussionen ist<br />

bei einem Einsatz nicht. Da geht es um<br />

Leben und Tod.“ Wir spüren, dass diese<br />

Arbeit im Team zu Malte passt.<br />

„Mir fällt die Schichtarbeit leicht“, erläutert<br />

Malte, „dafür haben die Älteren größere<br />

Erfahrung. Eine riesige Herausforderung<br />

ist es, wenn man schon weiß, dass man<br />

auf einen Verstorbenen in einer Woh-<br />

nung treffen wird. Aber irgendjemand<br />

muss diese Arbeit machen. Nach ei-<br />

nem solchen Einsatz können die Älteren<br />

schneller abschalten. Mir hilft, nach der<br />

Schicht mit meiner Freundin zu reden.“<br />

Für die Feuerwehrleute steht zudem der<br />

Psychosoziale Dienst zur Verfügung.<br />

WENN WIR HELFEN<br />

KÖNNEN<br />

Bei seinem schönsten Einsatz hat Malte<br />

einem Kind auf die Welt geholfen. „Das<br />

ist das Tolle an der Arbeit, wenn wir Pa-<br />

tienten helfen können.“ Und was findet<br />

er weniger toll? „Wenn wir im Zug raus-<br />

fahren und ein Auto die Ausfahrt oder<br />

die Durchfahrt blockiert, stresst uns das<br />

wahnsinnig und gefährdet Leben.“<br />

Malte ist froh, dass er in Köln bei der<br />

Feuerwehr arbeitet. Hier gibt es viele<br />

Möglichkeiten zur Weiterbildung. Er denkt<br />

bereits über eine Fortbildung zum<br />

Ausbilder nach. Zudem gibt es ver-<br />

schiedene Spezialeinheiten, wie die<br />

sogenannte Analytische Task Force,<br />

die Taucher:innen und die Rettung aus<br />

Höhen und Tiefen sowie die Hubschrau-<br />

ber. Da sind Sonja und ich neugierig, wo<br />

wir Malte in zehn Jahren wiedertreffen<br />

werden. Wir jedenfalls fühlen uns schon<br />

gut durch ihn und seine Kolleg:innen vor<br />

Flut, Feuer und anderen Notsituationen<br />

geschützt.<br />

<strong>KÄNGURUplus</strong> 10/21 21


ZUKUNFT<br />

Deine<br />

Ausbildungsmesse<br />

XPOST Köln<br />

19. & 20.<br />

November<br />

Fr 9–15<br />

Sa 10–16<br />

BERUFSORIENTIERUNG TO GO<br />

Schüler:innen fragen, Expert:innen antworten. „Schule fertig –<br />

und nun?“ Das ist eine Frage, die viele Jugendliche beschäftigt.<br />

Das Kölner Start-up bravery.reports hat es sich zur Aufgabe ge-<br />

macht, sie online bei der Berufsorientierung zu unterstützen.<br />

In Videointerviews stellen Jugendliche Expert:innen Fragen zu<br />

ihrem Werdegang, ihrem beruflichen Alltag und den Beson-<br />

derheiten ihres Jobs. Zu Gast waren bereits Weltraum-Jurist<br />

und Youtuber Tim Ruster, 1LIVE-Moderator Philipp Isterewicz,<br />

Model und Unternehmerin Sara Nuru und Zwei-Sterne-Koch-<br />

Azubi Jacob. Die Videos werden auf YouTube und TikTok ver-<br />

öffentlicht und sind als Podcast verfügbar. Wer bravery.reports<br />

vor oder hinter der Kamera unterstützen möchte, kann sich ger-<br />

ne melden. [id]<br />

Info: www.bravery-reports.de<br />

© weltweiser © Bravery<br />

JUGENDBILDUNGSMESSE<br />

berufe-live.de<br />

Messe für Auslandsaufenthalte. Die JugendBildungsmesse<br />

tourt im Winter wieder und macht dabei in Bonn und Köln Halt.<br />

Am 13. November findet sie im Schulzentrum Hardtberg in Bonn<br />

statt und in Köln ist der Termin am 15. Januar im Humboldt Gym-<br />

nasium. Rund hundert Aussteller:innen, Bildungsexpert:innen<br />

und ehemalige Programmteilnehmer:innen geben an diesen<br />

Tagen Auskunft zu Sprachreisen, Au-pair, Work & Travel und<br />

mehr. Neben den Vor-Ort-Terminen, für die ein Hygiene-<br />

konzept erarbeitet wurde, gibt es die Möglichkeit, sich online<br />

zu informieren. Die JuBi-Online und die JuBi-Online Spezial<br />

finden wöchentlich statt und beraten per Video-Chat und<br />

Streams über Auslandsaufenthalte und einzelne Themen-<br />

schwerpunkte. [id]<br />

Info: https://weltweiser.de/jugendbildungsmessen/<br />

22 <strong>KÄNGURUplus</strong> 10/21


ZUKUNFT<br />

Highschool Kanada © Carl Duisberg Centren<br />

© EINSTIEG GmbH<br />

SCHULAUFENTHALTE IM AUSLAND<br />

Internationale Expert:innen informieren. Ob vor oder<br />

nach dem Abi – eine Zeit lang im Ausland die Schulbank<br />

zu drücken ist ein unvergessliches Erlebnis. Einen lebendi-<br />

gen Eindruck vom Leben und Lernen an einer High School<br />

bekommen Interessierte bei den virtuellen Informationsveran-<br />

staltungen der gemeinnützigen Kölner Carl Duisberg Centren.<br />

Im Herbst informieren die Expert:innen der Carl Duisberg<br />

Centren gemeinsam mit Schulvertreter:innen aus dem Ausland<br />

über das Leben in einer Gastfamilie oder einem Internat, die<br />

Wahl der Schulfächer und die Betreuung vor Ort. Auch ehema-<br />

lige Teilnehmende berichten von ihren Erfahrungen und stehen<br />

Rede und Antwort. Eine Übersicht über die nächsten Termine<br />

gibt es online.<br />

Info: www.carl-duisberg-schueleraustausch.de<br />

BERUFE LIVE RHEINLAND<br />

Ausbildungs-, Studien- und Gap-Year-Messe. Die Berufe<br />

live Rheinland findet am 19. und 20. November live in Köln<br />

statt. Eltern und Schüler:innen können sich mit rund siebzig<br />

Unternehmen, Hochschulen und privaten Bildungsanbietenden<br />

über die berufliche Zukunft austauschen. Es gibt jede Menge<br />

Infos über verschiedene Ausbildungs- und Studienangebote,<br />

Mitmach- Aktionen und digitale Vorträge zu Themen rund um<br />

Ausbildung, Studium & Co. Wer nicht weiß, welche Ausstellen-<br />

den zu den eigenen Interessen passen, macht am besten den<br />

kosten losen Interessencheck. Er verrät, welche beruflichen<br />

Interessen besonders ausgeprägt sind und wo die dazu passen-<br />

den Ausstellenden zu finden sind.<br />

Info: 19. /20.11., XPOST, Gladbacher Wall 5, 50670 Köln,<br />

www.einstieg.com/berufe-live-rheinland<br />

DR. AZUBI<br />

Hilfe beim Start in den Beruf. Die derzeitige Entwicklung rund<br />

um die Pandemie und die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt<br />

stellen vor allem Auszubildende und junge Beschäftigte vor viele<br />

Fragen. Darf der Chef Kurzarbeit anordnen? Was tun, wenn die<br />

Berufsschule zumacht? Und wie verhält es sich mit unbezahl-<br />

ten Überstunden? Bei „Dr. Azubi“, der Online-Sprechstunde der<br />

Gewerkschaftsjugend im Netz, erhalten Berufsanfänger:innen<br />

Rat rund um das Thema Ausbildung – schnell, unbürokratisch,<br />

anonym und kostenlos. Der Online-Doc des DGB bietet dabei<br />

nicht nur kompetente Hilfe in puncto Pandemie. Auch wer<br />

wissen will, welchen Urlaubsanspruch es gibt oder welche<br />

Arbeiten in der Ausbildung erlaubt sind, erhält professionellen<br />

Rat. [sh]<br />

Info: www.dr-azubi.de<br />

IRGENDWAS MIT MEDIEN!?<br />

Traumberufe testen. Die sk stiftung jugend und medien der<br />

Sparkasse KölnBonn unterstützt Jugendliche beim Berufs-<br />

einstieg in die Medienwelt und dabei, die Welt der Medien besser<br />

zu verstehen und sie aktiv mitzugestalten. In den praktisch ori-<br />

entierten Jobtester-Workshops informieren Fachleute kompakt<br />

über den Arbeitsalltag und über Ausbildungs- sowie Praktikums-<br />

möglichkeiten. An jeweils einem Wochenende können 15- bis<br />

21-Jährige typische Arbeitstechniken ganz praktisch auspro-<br />

bieren und so überprüfen, ob ihre Vorstellungen vom (Traum-)<br />

Beruf mit der Realität übereinstimmen. Von Event-Manager:in<br />

über Tontechniker:in bis hin zu Game- oder Grafikdesigner:in –<br />

die Berufe der Medienbranche sind vielfältig. [sh]<br />

Info: www.jobtester.de<br />

© AdobeStock.com_skif © NGG | Alireza Khalili<br />

<strong>KÄNGURUplus</strong> 10/21 23


Ausbildung<br />

oder duales<br />

Studium?<br />

Dein<br />

Finanzamt<br />

bietet<br />

beides.<br />

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