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Scheidegger-Spiess - noch nicht angekündigte Titel Herbst 2021

Das aktuelle Herbstprogramm mit neuen, noch nicht angekündigten Titeln des Verlags Scheidegger & Spiess im Bereich Kunst, Fotografie und Architektur!

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<strong>Scheidegger</strong> & <strong>Spiess</strong><br />

Kunst I Fotografie I Architektur<br />

Noch <strong>nicht</strong> <strong>angekündigte</strong> <strong>Titel</strong><br />

<strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong><br />

<strong>Scheidegger</strong> & <strong>Spiess</strong><br />

<strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong> 1


Abb.1<br />

Wir freuen uns, dass uns die Walter A.<br />

Bechtler-Stiftung das singuläre Kunstwerk<br />

The 2000 Sculpture von Walter<br />

De Maria nach fast einer Generation<br />

wiederum für eine Präsentation zur Verfügung<br />

stellt. Geschaffen wurde dieses<br />

Hauptwerk der Minimal Art in den<br />

1990er-Jahren für den grossen Ausstellungssaal<br />

im Kunsthaus Zürich.<br />

Mein Dank geht an Thomas und Cristina<br />

Bechtler für ihre Bereitschaft und für die<br />

Fürsorge, die sie persönlich wie auch die<br />

Walter A. Bechtler-Stiftung dem Werk<br />

über so lange Zeit hinweg haben angedeihen<br />

lassen. Philip Ursprung hat<br />

eigens für diese Publikation einen informativen<br />

und einfühlsamen Text verfasst,<br />

der die Genese und die Komplexität<br />

des Werks beleuchtet, es in<br />

den weiter gefassten Kontext der Minimal<br />

Art stellt und auch eine Erinnerung<br />

an Harald Szeemann bietet, dessen<br />

tatkräftiger Vermittlung wir die erste<br />

Inszenierung des Werks in Zürich<br />

verdanken.<br />

Christoph Becker<br />

Mirjam Varadinis und Franziska<br />

Lentzsch sei gedankt für die kuratorische<br />

und organisatorische Begleitung<br />

des Projekts, unserem langjährigen<br />

Kollegen Hanspeter Marty für die<br />

restauratorische Betreuung über eine<br />

lange Zeit und unserem bewährten<br />

Team der Restaurierung, insbesondere<br />

Patrick Decker, für die gute Kooperation<br />

bei der aktuellen Aufstellung der<br />

Arbeit.<br />

Albers & Co AG danken wir herzlich<br />

für den finanziellen Beitrag zur Realisierung<br />

dieser Präsentation. Seit vielen<br />

Jahren ist uns Albers & Co AG verbunden,<br />

<strong>nicht</strong> nur durch ihre wiederkehrende<br />

Unterstützung, sondern auch und<br />

ganz besonders durch die freundschaftliche<br />

Verbundenheit der Menschen, die<br />

das Unternehmen seit mehr als einer<br />

Generation führen – herzlichen Dank!<br />

Der grosse Ausstellungssaal ist nur selten<br />

ganz leer und in seiner ganzen Dimension<br />

erfahrbar: The 2000 Sculpture,<br />

ein Kunstwerk von geradezu majestätischer<br />

Ruhe und Eindringlichkeit, ist<br />

auch eine Reverenz an die Möglichkeiten,<br />

die dieser ausserordentliche Raum<br />

uns seit über sechs Jahrzehnten für unsere<br />

Arbeit mit und für die Kunst bietet.<br />

Unseren Besucherinnen und Besuchern<br />

wünschen wir eindrucksvolle Seherfahrungen<br />

mit diesem grossen Kunstwerk:<br />

The 2000 Sculpture feiert mit uns<br />

den denkbar schönsten Anlass – die Eröffnung<br />

der grossartigen Erweiterung<br />

des Kunsthauses mit dem Chipperfield-<br />

Bau am Heimplatz.<br />

5<br />

Die<br />

Erhabenheit<br />

Die<br />

Erhabenheit<br />

Die<br />

Erhabenheit<br />

Die<br />

Erhabenheit<br />

Die<br />

Erhabenheit<br />

Die Erhabenheit des Digitalen<br />

Die<br />

Erhabenheit<br />

des<br />

des<br />

des<br />

des<br />

des<br />

des<br />

Digitalen<br />

Digitalen<br />

Digitalen<br />

Digitalen<br />

Digitalen<br />

Digitalen<br />

Abb.6<br />

Abb.7<br />

Abb.2<br />

Abb.3<br />

Ein Meilenstein<br />

der Konzeptkunst,<br />

geschaffen<br />

für den grossen<br />

Ausstellungssaal<br />

des Kunsthaus<br />

Zürich


Herausgegeben vom<br />

Kunsthaus Zürich<br />

Mit Beiträgen von Mirjam Varadinis<br />

und Philip Ursprung sowie einem<br />

Text von Harald Szeemann<br />

Gestaltet von Martin Stoecklin<br />

& Melina Wilson<br />

Broschur<br />

72 Seiten, 23 farbige und<br />

2 sw Abbildungen<br />

19,5 × 26,5 cm<br />

978-3-03942-060-5 Deutsch<br />

sFr. 25.– | € 25.–<br />

Bereits lieferbar<br />

ISBN 978-3-03942-060-5<br />

9 783039 420605<br />

Dokumentiert eine der grössten<br />

Bodenskulpturen im Innenraum<br />

weltweit<br />

Enthält den ersten Text überhaupt<br />

über The 2000 Sculpture aus der<br />

Feder des legendären Ausstellungsmachers<br />

Harald Szeemann<br />

(1933–2005)<br />

Die Arbeit setzte seinerzeit neue<br />

Massstäbe in der musealen<br />

Präsentation von Kunst und zeigte<br />

neue Qualitäten der Skulptur<br />

auf als ein den Umraum prägendes<br />

und erfüllendes Subjekt<br />

Walter De Maria zählt zu den<br />

bedeutendsten Vertretern der<br />

Land Art, der Konzeptkunst und<br />

des Minimalismus<br />

Erscheint anlässlich der Ausstellung<br />

The 2000 Sculpture. Walter De<br />

Marias raumfüllende Installation im<br />

Kunsthaus Zürich (bis 20. Februar<br />

2022)<br />

Walter De Maria<br />

The 2000 Sculpture<br />

The 2000 Sculpture des amerikanischen Künstlers Walter De Maria (1935–2013) ist eine<br />

der grössten Bodenskulpturen im Innenraum weltweit. Eigens für den grossen<br />

Ausstellungssaal des Kunsthaus Zürich konzipiert, wurde sie dort 1992 erstmals gezeigt.<br />

Die Installation besteht aus insgesamt 2000 weissen Gipsbarren von gleicher Grösse,<br />

jedoch unterschiedlicher Anzahl Kanten, was in der Platzierung auf dem Boden nach<br />

einem spezifischen Rhythmus eine sich laufend verändernde Gesamtsicht des Werks<br />

ergibt. Der umgebende Raum, über den Tag wechselnde Lichtverhältnisse und der<br />

jeweilige Standpunkt der Betrachtenden unterstützen diese Wandlungen zusätzlich.<br />

Nach Präsentationen in anderen Institutionen sowie 1999/2000 ein zweites Mal im<br />

Kunsthaus Zürich wird The 2000 Sculpture nun erneut an diesem Ort gezeigt und einen<br />

meditativen Gegenpol zur Eröffnung von David Chipperfields Erweiterungsbau im<br />

<strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong> bilden. Das zu dieser Ausstellung erscheinende Buch dokumentiert die<br />

herausragende Arbeit von Walter De Maria in Bild und Text. Es enthält ein Interview<br />

der Kuratorin Mirjam Varadinis mit den Sammlern Thomas und Cristina Bechtler, die<br />

mit dem Künstler eng zusammengearbeitet haben, und einen Essay von Philip Ursprung<br />

zur Kontextualisierung des Werks. Die Wiedergabe des ersten Texts überhaupt über<br />

The 2000 Sculpture aus der Feder des legendären Ausstellungsmachers Harald Szeemann<br />

(1933–2005), dank dessen Vermittlung sie entstanden ist, rundet den Band ab.<br />

Mirjam Varadinis ist seit 2002 Kuratorin der Grafischen Sammlung<br />

am Kunsthaus Zürich.<br />

Philip Ursprung ist Professor für Kunst- und Architekturgeschichte<br />

am Institut gta der ETH Zürich.<br />

<strong>Scheidegger</strong> & <strong>Spiess</strong><br />

<strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong> 3


Chipperfield-Bau<br />

mit Gemälden<br />

von Claude Monet<br />

Chipperfield-Bau mit<br />

Werken von Claude<br />

Monet, Camille Pissarro,<br />

Alfred Sisley und<br />

Auguste Rodin<br />

Moser-Bau, Raum der<br />

Sammlung Knecht<br />

Chipperfield-Bau,<br />

grosser Raum der<br />

Sammlung Emil Bührle<br />

Müller-Bau mit Werken<br />

von Francis Bacon<br />

und Rebecca Warren<br />

Chipperfield-Bau,<br />

Raum der Sammlung<br />

Gabriele und Werner<br />

Merzbacher mit Werken<br />

von Henri Matisse<br />

und André Derain<br />

Chipperfield-Bau mit<br />

Werken von Ferdinand<br />

Hodler, Giovanni Segantini<br />

und Auguste Rodin<br />

Raum für variable<br />

Nutzung (temporäre<br />

Ausstellungen oder<br />

Gegenwartskunst)<br />

Temporäre<br />

Ausstellungen<br />

Ferdinand Hodler und<br />

Giovanni Segantini<br />

Pablo Picasso,<br />

Henri Matisse,<br />

Fernand Léger<br />

Sammlung Merzbacher<br />

(Pipilotti Rist, Pixelwald,<br />

<strong>2021</strong>)<br />

Sammlung<br />

Merzbacher<br />

Gegenwartskunst<br />

Sammlung<br />

Emil Bührle<br />

Impressionismus<br />

Claude Monet,<br />

Nymphéas<br />

Digitale Projekte<br />

DADA<br />

Video<br />

Film<br />

Sammlung Looser<br />

Gegenwartskunst<br />

Chipperfield-Bau, grosse<br />

Halle mit einem Werk<br />

von Ellsworth Kelly der<br />

Fondation Hubert Looser<br />

Cy Twombly<br />

Sammlung<br />

Looser<br />

Sammlung<br />

Looser<br />

Interventionsraum<br />

Abstrakter<br />

Expressionismus<br />

Gegenwartskunst<br />

20<br />

21<br />

22<br />

23<br />

26<br />

27<br />

28<br />

29<br />

dem die ausklingende Historienmalerei in der Meeresdarstellung zur<br />

reinen Malerei findet. Einen grossen Auftritt haben mit Werken von<br />

Édouard Vuillard, Pierre Bonnard und Félix Vallotton die Nabis. Ihnen<br />

beigeordnet ist ein Gemälde Paul Gauguins aus dessen für diese Künstlergruppe<br />

prägenden Zeit in der Bretagne.<br />

Im Übergang zum Müller-Bau entstand mit einer in die neuere Kunst<br />

aufbrechenden Raumgruppe mit Werken Edvard Munchs und des von<br />

ihm geprägten Georg Baselitz sowie einem Interventionsraum, der sich<br />

dem Thema Provenienzen widmet, ein Cluster zum Themenkreis Krieg,<br />

Kunst und Provenienzen (siehe dazu den entsprechenden Beitrag in diesem<br />

Buch, S. 70–77).<br />

Im Erdgeschoss, in den intimen Räumen rund um das Kabinett, werden mit<br />

Werken unter anderem von Marc Chagall, Paul Klee, Franz Marc, Wassily<br />

Kandinsky, der figürlichen Schweizer Kunst von 1910 bis 1950 sowie den Zürcher<br />

Konkreten verschiedene wichtige Positionen der Klassischen Moderne,<br />

die ihren Schwerpunkt <strong>nicht</strong> in Paris hatten, zusammengefasst.<br />

Chipperfield-Bau<br />

Die Bespielung des Erweiterungsbaus ist inhaltlich reichhaltig und<br />

komplex. Werke aus dem Spätmittelalter und der Alten Meister aus<br />

der Sammlung Emil Bührle bis hin zu Gegenwartskunst finden sich<br />

hier. Eine starke Präsenz entfalten die Dauerleihgaben der Sammlungen<br />

Bührle im zweiten Stock sowie Merzbacher und Looser im<br />

ersten Stock. Insgesamt nehmen sie mehr als die Hälfte der für die<br />

Sammlung vorgesehenen Fläche ein.<br />

Als klar war, dass die Sammlung Emil Bührle im Chipperfield-Bau<br />

ihre neue Heimat finden würde, war es nur folgerichtig, auch die impressionistischen<br />

und postimpressionistischen Werke des Bestands<br />

sowie Monets Nymphéas in dieser Enfilade zu denken. Daraus ergab<br />

sich wiederum als sinnvolle Kon sequenz die Einrichtung eines Raums<br />

mit Hauptwerken zur Pariser Moderne rund um Pablo Picasso. Auf diese<br />

Weise konnte insbesondere die historisch wichtige Achse von Paul<br />

Cézanne zu den Kubisten und Fernand Léger erfahrbar gemacht werden.<br />

Gemeinsam mit den entsprechenden Werken der Sammlung Emil<br />

Bührle entstand hier somit ein wichtiger und weit ausstrahlender Cluster<br />

zur Kunst in Paris und Frankreich von 1870 bis zum Zweiten Weltkrieg.<br />

Ein letzter Raum in diesem Bereich ist vor allem den Landschaf-<br />

Müller-Bau<br />

Der seit seiner Entstehung vor allem für die Kunst von der Moderne<br />

bis zur Gegenwart bestimmte Müller-Bau ist mit seiner offenen<br />

Struktur <strong>nicht</strong> immer leicht zu bespielen. Er hat eine weitgehende<br />

Neustrukturierung erfahren und wurde dabei zum grossen Teil von<br />

nachträglichen Einbauten befreit: Das Erdgeschoss ist als offener<br />

Raum für Präsentationen neuer Kunst unterschiedlichen Charakters<br />

vorgesehen. Auch hier sind verschiedene Cluster entstanden.<br />

Die grosszügige Präsentation der bedeutenden Bestände Alberto Giacomettis<br />

im ersten Stock (siehe S. 55–57) trifft auf Arbeiten von Künstlerinnen<br />

und Künstlern, die ihn prägten, mit denen er verbunden war<br />

oder die, vor allem in Paris, zeitgleich mit ihm tätig waren. So ist, dem<br />

Werk Giacomettis folgend, ein dichtes Tableau mit der Entwicklung<br />

wesent licher Stränge der Kunst der Moderne von 1900 bis 1965 entstanden.<br />

Nach Giacomettis Tod entstandene Werke von Francis Bacon und<br />

zum Schluss von Rebecca Warren ergänzen die Auswahl.<br />

Im Zwischengeschoss werden Werke von Jean Tinguely des Nouveau Réalisme<br />

mit solchen der britischen und amerikanischen Pop-Art und neueren<br />

Arbeiten von Sylvie Fleury und Abraham Cruzvillegas vereinigt. Letztere<br />

sind Positionen, die bis in unsere Zeit Elemente der Pop-Art weiterent wickelt<br />

haben (siehe S. 62 und 63). Im obersten Geschoss schliesslich steht die<br />

Minimal Art im Mittelpunkt. In einem grossen, von Einbauten befreiten Saal<br />

dominiert Bruce Naumans majestätisch-lakonischer Gipsring Model for<br />

Tunnel. Square to Triangle (1981), Werke von Jenny Holzer und Anna Winteler<br />

begleiten ihn. Wer von da in den Moser-Bau hinüberwechselt, wird dort von<br />

riesigen Werken willkommen geheissen, die ebenfalls aus den 1980er-Jahren<br />

stammen, jedoch von komplett verschiedener Machart sind: Hauptwerke von<br />

ten Ferdinand Hodlers und Giovanni Segantinis gewidmet. Auf Monets<br />

am Anfang der Saalreihe gezeigte Nymphéas antwortend, präsentieren<br />

auch sie wesentliche frühmoderne Entwürfe eines ganzheitlichen<br />

Blicks auf Landschaft, Natur und Kunst (siehe S. 52–53).<br />

Die Bestände des Kunsthauses des Abstrakten Expressionismus und von<br />

Cy Twombly wurden im ersten Stock so an die Räume der Sammlung<br />

Looser mit ihren Hauptwerken unter anderem von Willem de Kooning herangerückt,<br />

dass sich hier ein fast die ganze Länge des Baus einnehmender<br />

Cluster bilden konnte, der von der grossflächigen, meist abstrakten<br />

amerikanischen Malerei der Nachkriegszeit dominiert wird. Die Kunst der<br />

Gegenwart hat zum Heimplatz hin ihren grossen Auftritt. Hier sind aktuell<br />

Arbeiten aus den 1960er-Jahren bis hin zu ganz aktuellen, installativen<br />

Werken zu sehen. Auf der anderen Gebäudeseite bildet die stark von expressionistischen<br />

und fauvistischen Werkgruppen dominierte Sammlung<br />

Merzbacher – zu der neu auch eine Version von Pipilotti Rists Pixelwald<br />

(<strong>2021</strong>) gehört – einen eigenwilligen und interessanten Ausstellungsteil, den<br />

der Sammler selbst initiiert hat. Er erwähnte die vitalisierende Wirkung, die<br />

die stark von der Farbe und vom Licht geprägte Kunst auf ihn ausübt. Sie<br />

war und ist ihm Ansporn zur Lebensfreude, trotz der schrecklichen Ereignisse<br />

aus der Zeit des Nationalsozialismus, die seine Familie trafen.<br />

Gegenüber diesen thematisch abgerundeten Bereichen sind andere Teile<br />

des Chipperfield-Baus kleinteiliger organisiert und leben vom Kontrast als<br />

wichtigstem Gliederungselement. So besteht eine parallel zu der erwähnten<br />

«amerikanischen» Enfilade verlaufende innere Raumreihe im ersten Stock thematisch<br />

aus lauter Einzelsälen. Unter ihnen befindet sich je ein Raum zur digitalen<br />

Kunst, zu Dada, zur Videokunst sowie ein anlässlich der Eröffnung mit<br />

feministischer Gegenwartskunst bestückter Interventionsraum (siehe S. 84).<br />

Zweiter Stock im Chipperfield-Bau<br />

Erster Stock im Chipperfield-Bau<br />

Georg Baselitz. Auch hier findet sich also, wie im ersten Stock, ein verbindendes<br />

Element zwischen Moser- und Müller-Bau.<br />

44<br />

Von Claude Monet<br />

bis Ferdinand Hodler :<br />

neue Blicke<br />

auf das Sichtbare<br />

Im zweiten Stock des Erweiterungsbaus sind vier prächtige Räume<br />

der Malerei des Impressionismus, der Klassischen Moderne in Paris<br />

sowie den Landschaftsbildern Ferdinand Hodlers und Giovanni<br />

Segantinis gewidmet.<br />

Die Nymphéas von Claude Monet<br />

Emil Bührle schenkte dem Kunsthaus Zürich 1952 zwei Seerosenbilder<br />

von Claude Monet (1840–1926), die im Kunsthaus nun mit demjenigen<br />

aus der Sammlung Emil Bührle dauerhaft vereinigt sind. Damit<br />

verbinden die Nymphéas die Bestände beider Sammlungen.<br />

Die späten Seerosenbilder sind Monets letzter Beitrag zur Kunst der<br />

Moderne und bieten etwas völlig Neues: Der Künstler senkte beim Malen<br />

dieser Bilder seinen Blick erstmals unter den Horizont, der die früheren<br />

Jahrhunderte der Landschaftsdarstellung bestimmt hatte, und<br />

schaute nur <strong>noch</strong> auf die Fläche des Wassers, die so zur Schwester der<br />

sie wiedergebenden Leinwand wurde. Die Malerei avancierte auf diese<br />

Weise erstmals zu einer Membran für ein grosses, strömendes Ganzes<br />

– «All over» nannten die Amerikaner später eine solche grenzenlos<br />

gedachte Malerei.<br />

Monets grosse Nymphéas entstanden in einer vom Krieg geprägten<br />

Zeit, vielleicht sogar als Antwort auf diese. Die Front rückte teilweise<br />

50 Kilometer an Giverny heran, wo er lebte und wo teilweise sogar der<br />

Gefechtslärm zu hören gewesen sein soll. Mit seinen friedvollen Seerosenbildern<br />

schuf Monet so eine Gegenvision zu dem katastrophalen, verlustreichen<br />

Krieg.<br />

Impressionismus und Postimpressionismus<br />

In Sichtweite zu den entsprechenden Meisterwerken der Sammlung Emil<br />

Bührle vereint ein zweiter Raum die impressionistischen und postimpressionistischen<br />

Hauptwerke der Sammlung des Kunsthauses, ergänzt<br />

durch bedeutende Dauerleihgaben von privater Seite. Einen besonderen<br />

Akzent setzen Gemälde aus der Zeit nach 1888, drei von Claude Monet<br />

sowie postimpressionistische Werke von Paul Cézanne, Vincent van Gogh<br />

und Paul Gauguin.<br />

Das Merkmal des Impressionismus ist die Malerei in Punkten reiner Farbe,<br />

die sich anstatt auf der Palette nunmehr erst im Auge des Betrachters mischt.<br />

Dadurch wird der Momentaneität der Wahrnehmung Ausdruck verliehen.<br />

Die postimpressionistische Malerei geht darüber hinaus. So erhält sie etwa<br />

45<br />

Mehr Kunst zu sehen:<br />

die Neuhängung<br />

der Sammlung<br />

im erweiterten<br />

Kunsthaus Zürich<br />

in Cézannes (1839–1906) rhythmisierten Farbflecken einen Wert an sich,<br />

der auf gleicher Höhe mit dem Inhalt, der Ab bildung der sichtbaren Welt,<br />

steht. Auf der anderen Seite münzte van Gogh (1853–1890) die flockigen Striche<br />

der Impressionisten zu dynamischen Pinselhieben um, die Ausdruck einer<br />

pulsierenden Emotionalität sind. Gauguin (1848–1903) schliesslich belebte<br />

seine Bilder mittels Arabesken, die häufig durch Figuren gebildet werden. Damit<br />

vermochte er die Farbflächen ganz neu zu gliedern.<br />

Ebenfalls vertreten ist in diesem Raum der Neoimpressionismus oder Pointillismus<br />

Georges Seurats (1859–1891) und Paul Signacs (1863–1935). Dieser<br />

führte zu einer Systematisierung von Wahrnehmung und Farbauftrag, die eine<br />

Weile lang auch Henri Matisse prägte.<br />

46<br />

47<br />

52<br />

53


Herausgegeben vom<br />

Kunsthaus Zürich<br />

Mit Beiträgen von Christoph<br />

Becker, Philippe Büttner, Joachim<br />

Sieber und Mirjam Varadinis<br />

Gestaltet von Katarina Lang<br />

und Kezia Stingelin<br />

Broschur<br />

96 Seiten, 42 farbige und<br />

2 sw Abbildungen<br />

23 × 31 cm<br />

978-3-03942-058-2 Deutsch<br />

978-3-03942-059-9 Englisch<br />

sFr. 25.– | € 25.–<br />

Erscheint im Oktober <strong>2021</strong><br />

Eine höchst attraktive Einladung,<br />

die Sammlung des Kunsthaus<br />

Zürich und die dort als Dauerleihgaben<br />

deponierten Sammlungen<br />

Bührle, Looser und Merzbacher zu<br />

erkunden<br />

David Chipperfields Erweiterungsbau<br />

für das Kunsthaus Zürich<br />

bildet einen Meilenstein der Baugeschichte<br />

des Museums und der<br />

Stadt Zürich und wird künftig eine<br />

wichtige Touristenattraktion sein<br />

Das Kunsthaus Zürich beheimatet<br />

den umfangreichsten Bestand an<br />

Kunst des französischen Impressionismus<br />

ausserhalb Frankreichs<br />

ISBN 978-3-03942-058-2<br />

Deutsch<br />

ISBN 978-3-03942-059-9<br />

Englisch<br />

9 783039 420582<br />

9 783039 420599<br />

Kunsthaus Zürich<br />

Die Sammlung in neuem Licht<br />

Mit der Eröffnung des Erweiterungsbaus von David Chipperfield im Oktober <strong>2021</strong><br />

verdoppelt sich die Ausstellungsfläche des Kunsthaus Zürich. Der wahre Gewinn dieser<br />

Expansion ist die Möglichkeit, künftig einen deutlich grösseren Teil der weltweit<br />

gerühmten Sammlung des grössten Schweizer Kunstmuseums zu zeigen. Kunst vom<br />

Mittelalter bis zur Gegenwart kann in neuen, spannungsreichen Gruppierungen und<br />

buchstäblich in neuem Licht betrachtet werden.<br />

Der Chipperfield-Bau beheimatet nun die renommierten Sammlungen Bührle, Looser<br />

und Merzbacher, die sich als Dauerleihgaben im Kunsthaus Zürich befinden. Die formidable<br />

Kollektion französischer Impressionisten bildet zusammen mit den Werken im<br />

Eigentum des Museums den umfangreichsten Bestand impressionistischer Malerei ausserhalb<br />

Frankreichs. Zudem erhalten hier die Werke des Surrealismus, der Nachkriegsmoderne,<br />

der Pop-Art und der Gegenwartskunst endlich den ihnen zustehenden Raum.<br />

Reich illustriert beleuchten die Texte in diesem Buch zentrale Aspekte der Sammlung<br />

und das kuratorische Konzept der neuen Präsentation. Es ist eine höchst attraktive<br />

Einladung, fast 1000 Jahre Kunstgeschichte in den neuen und erneuerten Räumen des<br />

Kunsthaus Zürich zu erkunden.<br />

Christoph Becker ist seit 2000 Direktor des Kunsthaus Zürich.<br />

Philippe Büttner ist seit 2011 Sammlungskurator des Kunsthaus Zürich.<br />

Joachim Sieber ist seit 2017 als wissenschaftlicher Mitarbeiter und<br />

Provenienzforscher am Kunsthaus Zürich tätig.<br />

Mirjam Varadinis ist seit 2002 Kuratorin der Grafischen Sammlung<br />

am Kunsthaus Zürich.<br />

<strong>Scheidegger</strong> & <strong>Spiess</strong><br />

<strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong> 5


D<br />

E<br />

B<br />

C, D<br />

I<br />

C<br />

17<br />

Die Preisträgerinnen<br />

und Preisträger<br />

des Schweizer<br />

Grand Prix Design <strong>2021</strong>


Herausgegeben vom<br />

Bundesamt für Kultur BAK<br />

Mit Beiträgen von David Bennewith,<br />

Jonas Berthod, François Cheval,<br />

Angie Keefer, Tatyana Franck und<br />

Vera Sacchetti<br />

Gestaltet von Studio Ard<br />

Broschur<br />

116 Seiten, 31 farbige und<br />

51 sw Abbildungen<br />

22 × 30 cm<br />

978-3-03942-054-4<br />

Deutsch / Englisch /<br />

Französisch / Italienisch<br />

sFr. 35.– | € 29.–<br />

Erscheint im September <strong>2021</strong><br />

Schweizer Design und Schweizer<br />

Designschaffende geniessen weltweit<br />

hohe Anerkennung<br />

Der erste Band einer künftig<br />

jährlich erscheinenden Reihe zum<br />

Schweizer Grand Prix Design, mit<br />

der die Entwicklung des zeitgenössischen<br />

Designschaffens in der<br />

Schweiz aufgezeichnet wird<br />

Die Bände bilden eine stetig<br />

wachsende Sammlung illustrierter<br />

Porträts von Gestalterinnen und<br />

Gestaltern in der Schweiz<br />

ISBN 978-3-03942-054-4<br />

9 783039 420544<br />

Schweizer Grand Prix Design <strong>2021</strong><br />

Julia Born, Peter Knapp, Sarah Owens<br />

Seit 2007 ehrt das Bundesamt für Kultur jährlich das Schaffen herausragender Schweizer<br />

Gestalterinnen und Gestalter, die mit ihrer Arbeit die Qualität und den weltweiten<br />

Stellenwert des Schweizer Designs in allen Sparten personifizieren. Kurzum: Der<br />

Schweizer Grand Prix Design steht für das Beste, was das Land in diesem Feld hervorbringt.<br />

Die Liste der Preisträgerinnen und Preisträger macht die Vielfalt und Bandbreite<br />

der Schweizer Designproduktion sichtbar. In mannigfacher Weise haben sie alle die<br />

hiesige Kultur-Landschaft buchstäblich mitgestaltet und mit neuen Ideen bereichert.<br />

Sie inspirieren künftige Designer-Generationen und beeinflussen das zeitgenössische<br />

Design. Sie haben in ihrer Disziplin – und oft auch darüber hinaus – Geschichte geschrieben.<br />

<strong>2021</strong> wird der Schweizer Grand Prix Design an die Grafikdesignerin Julia Born, den<br />

Fotografen und Art Director Peter Knapp und an die Forscherin und Dozentin Sarah<br />

Owens verliehen. Zum ersten Mal stellt dieses Buch nun die Preisträger des Jahres vor<br />

durch je einen konzisen Text und ein Gespräch sowie eine Kurzbiografie, ergänzt mit<br />

Abbildungen aus ihren Archiven.<br />

Das Bundesamt für Kultur ist Teil des Eidgenössischen Departements<br />

des Innern. Ihm obliegt die Förderung des Schweizer Kulturschaffens in<br />

den Feldern Literatur, Film, darstellende und bildende Kunst und Design<br />

sowie die Pflege des schweizerischen Kulturerbes.<br />

<strong>Scheidegger</strong> & <strong>Spiess</strong><br />

<strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong> 7


Vibrierende Metropole und<br />

beschauliche Schweiz:<br />

Lill Tschudis modernistische<br />

Linolschnitte


Herausgegeben von der<br />

Graphischen Sammlung ETH Zürich,<br />

Alexandra Barcal und Marcel Just<br />

Mit Beiträgen von Alexandra<br />

Barcal, Jennifer Farrell, Marcel Just<br />

und Anna Lehninger. Vorwort von<br />

Linda Schädler<br />

Gestaltet von Vieceli & Cremers<br />

Gebunden<br />

ca. 176 Seiten, ca. 70 farbige<br />

Abbildungen<br />

22,5 × 27,5 cm<br />

978-3-03942-057-5<br />

Deutsch / Englisch<br />

ca. sFr. 39.– | € 38.–<br />

Erscheint im Dezember <strong>2021</strong><br />

ISBN 978-3-03942-057-5<br />

9 783039 420575<br />

Die Schweizer Künstlerin Lill Tschudi<br />

erlangte in den 1930er- und 1940er-<br />

Jahren mit ihren dem Modernist<br />

British Printmaking nahestehenden<br />

Linolschnitten grosse Bekanntheit<br />

im angelsächsischen Raum, die bis<br />

heute anhält<br />

Das Buch präsentiert bislang unveröffentlichtes<br />

Material aus dem<br />

Nachlass der Künstlerin und privaten<br />

Sammlungen, das neues Licht<br />

auf ihr Leben und Schaffen wirft<br />

Abbildungen bekannter und unbekannter<br />

Werke Lill Tschudis sowie<br />

ihrer britischen Künstlerfreunde<br />

begleiten informative Essays zu<br />

Tschudis Werk und dessen Bedeutung<br />

Erscheint anlässlich der gleichnamigen<br />

Ausstellung in der Graphischen<br />

Sammlung ETH Zürich (1. Dezember<br />

<strong>2021</strong> bis 13. März 2022)<br />

Lill Tschudi<br />

Die Faszination des modernen Linolschnitts 1930–1950<br />

Lill Tschudi (1911–2004), Tochter einer Kaufmannsfamilie aus dem ländlichen<br />

Schweizer Kanton Glarus, ging 1929–1930 nach London, um in der damals überbordend<br />

lebensfrohen Metropole eine künstlerische Ausbildung zu machen. In den Jahren<br />

1931–1933 führte sie ihre Ausbildung während mehrerer Aufenthalte im ebenso pulsierenden<br />

Paris fort. Rasch fand sie mit ihren kühnen modernistischen Linolschnitten<br />

grosse Anerkennung. Bis heute sind ihre Werke in der angelsächsischen Welt gefragt<br />

und erzielen bei Auktionen stolze Preise. In ihrer Schweizer Heimat ist sie dagegen<br />

weitgehend in Vergessenheit geraten.<br />

Dieses Buch präsentiert zum einen bislang <strong>noch</strong> nie veröffentlichtes Material aus dem<br />

Nachlass von Lill Tschudi und aus privaten Sammlungen, das neues Licht auf ihr Leben<br />

und Schaffen wirft. Zum anderen führen die Abbildungen zahlreicher Arbeiten sowohl<br />

die einzigartige dynamische und bunte Bildwelt Lill Tschudis in ihrem gesamten thematischen<br />

Spektrum als auch ihre Leidenschaft für die Technik des Farblinolschnitts vor<br />

Augen. Die Texte erkunden und analysieren ihre Themenwahl sowie die Genese ihrer<br />

Bilder, gehen den Hintergründen ihrer grossen Popularität ausserhalb der Schweiz nach.<br />

Die Graphische Sammlung ETH Zürich wurde 1867 als Lehr- und Studiensammlung<br />

des damaligen Eidgenössischen Polytechnikums gegründet. Mit<br />

rund 160 000 hochkarätigen Werken auf Papier vom 15. Jahrhundert bis zur<br />

Gegenwart ist die international renommierte Institution eine der grössten<br />

grafischen Sammlungen der Schweiz.<br />

Alexandra Barcal ist Slawistin und Kunsthistorikerin und seit 2007 Konservatorin<br />

für die Werke des 20. und 21. Jahrhunderts der Graphischen Sammlung<br />

ETH Zürich.<br />

Marcel Just lebt und arbeitet in Zürich als freier Kurator und Autor. Er hat<br />

mehrere umfangreiche Ausstellungsprojekte realisiert und publiziert regelmässig<br />

Texte zu kultur- sowie architekturhistorischen Fragestellungen.<br />

<strong>Scheidegger</strong> & <strong>Spiess</strong><br />

<strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong> 9


2<br />

WILd-Dēor-Nis, <strong>2021</strong><br />

Acrylic paint on cotton fabric<br />

60 x 60 in. | 152.4 x 152.4 cm.<br />

8<br />

Wilderness: Light Sizzles Around Me 9<br />

Director’s Acknowledgments<br />

LESLEY DILL<br />

MICHELLE HARGRAVE<br />

Wilderness: Light Sizzles Around Me<br />

Lesley Dill, Wilderness: Light Sizzles Around<br />

Me features the work of multi-media<br />

artist Lesley Dill, who works at the<br />

intersection of language and fine art to<br />

create sculptures and two-dimensional works that<br />

them, we may share the experiences of these<br />

individuals as well as a fuller and more nuanced<br />

history of our region.<br />

I would like to thank Andrew Wallace, Director<br />

of Collections and Exhibitions, for bringing this<br />

represent significant historical and fictional literary<br />

project to the Figge, expanding the content to<br />

figures. In this installation, Dill continues her<br />

include personas connected to our region, and<br />

exploration of early America's obsessions with divinity<br />

skillfully and enthusiastically bringing the exhibition<br />

and deviltry and how the “American” voice grew<br />

and catalogue to fruition. Lesley Dill, Wilderness has<br />

out of fears of the wilderness “out there” and<br />

also benefited from the contributions of many<br />

the wilderness inside us. She highlights how both<br />

others inside and outside of the museum, and my<br />

have shaped our history and the voices of these<br />

thanks extends to all the Figge’s dedicated staff<br />

remarkable people. In her personas, Dill employs<br />

as well as catalogue authors Lesley Dill, Nancy<br />

written texts and elongated clothing, two powerful<br />

Princenthal, Juaquin Hamilton-YoungBird and two<br />

tools of communication that both conceal and<br />

incomparable contemporary poets, Ray Young Bear<br />

reveal each figure’s identity, psyche, and faith. Her<br />

and Tom Sleigh.<br />

larger-than-life sculptures seem especially relevant<br />

This project would not have been possible<br />

at a time when many in our country are grasping<br />

without the generous funders who understand the<br />

with their own questions of identity, and words and<br />

importance of Dill’s work and share our passion for<br />

clothing are helping to establish kinship, spiritual,<br />

it. I am deeply grateful for the support provided by<br />

economic, and political associations for a new<br />

Humanities Iowa and the National Endowment for<br />

generation of revolutionaries, martyrs, religious<br />

the Humanities, the John K. Figge Family in memory<br />

leaders, warriors, and heroes.<br />

of Mrs. Jean Nobis, Carolyn Levine & Leonard Kallio<br />

Among the personas in Lesley Dill, Wilderness<br />

Trust, and Linda and J. Randolph Lewis. Thanks to<br />

are two made particularly for this exhibition: Black<br />

their commitment, audiences in the Quad Cities and<br />

Hawk and Dred Scott. These additions align with<br />

the Figge’s commitment to present the culture<br />

other communities across the country will have the<br />

opportunity to experience her art firsthand.<br />

and history of our region as well as voices and<br />

My sincere appreciation also goes to my colleagues<br />

perspectives that have often been neglected or<br />

at our partnering institutions for bringing Lesley<br />

misrepresented. We are honored that these works<br />

Dill, Wilderness to audiences in the Northeast and<br />

will debut in the Quad Cities and that through<br />

South. We look forward to working with Angie<br />

Anne Hutchinson Banner Set, <strong>2021</strong><br />

Acrylic paint on cotton fabric<br />

Story Banner: 36 x 144 in. | 91.5 x 365.8 cm.<br />

Name Banner: 12 x 70 in. | 30.5 x 177.8 cm.<br />

Date Banner: 6 x 22 in. | 15.3 x 55.9 cm.<br />

Edward Taylor Banner Set, <strong>2021</strong><br />

Acrylic paint and hand-cut paper on cotton fabric<br />

Story Banner: 36 x 132 in. | 91.5 x 335.3 cm.<br />

Name Banner: 12 x 67 in. | 30.5 x 170.2 cm.<br />

Date Banner: 6 x 22 in. | 15.3 x 55.9 cm.<br />

Anne Hutchinson 1591-1643<br />

A Puritan wife and mother of 15 children, Anne Hutchinson<br />

was charismatic and outspoken about her personal religious<br />

experience. Her spoken words were transcribed from her<br />

trial and are among the earliest recorded in America. Early<br />

on, Anne Hutchinson had a Vision and experienced Grace.<br />

From there, she began teaching in her home. Her personal<br />

belief in grace and faith was a repudiation of the established<br />

ministers' teachings. For this effrontery, she was taken to<br />

trial and scorned and banished. One of her opponents stated<br />

during the trial: “She had rather bine a Husbande than a Wife,<br />

and a Preacher than a Hearer.” She was famously branded as<br />

“this American Jezebel.” I honor her for having the courage<br />

to be such an outlier and for continually affirming her view<br />

of faith.<br />

Flewentness of Tongue (Anne Hutchinson), 2017<br />

Thread on fabric, wooden yoke, and shoe lasts<br />

105 x 41.5 x 4 in. | 266.7 x 105.4 x 10.2 cm.<br />

Edward Taylor 1642-1729<br />

Among America’s first poets, Edward Taylor’s poems<br />

were long hidden away and forgotten in his private diary.<br />

The poems of the Massachusetts Puritan minister were<br />

scribbled away in a private spiritual journal alongside his<br />

sermons. In the poem painted on his clothing entitled<br />

“Upon a Wasp Chill’d with Cold,” he writes of a tiny insect<br />

gently being unfurled by the warmth of the sun. This<br />

downy nimble Spirit with a vital grace “enravisht” is in<br />

contrast to the poor crumpled spider scorched by hellish<br />

spiritual fire in the writings of his fellow minister Jonathan<br />

Edwards (1703-1758).<br />

Flewentness of Tongue (Anne Hutchinson), detail, 2017<br />

Northern Blast (Edward Taylor), detail, 2017<br />

Northern Blast (Edward Taylor), 2017<br />

Oil paint, ink, thread on fabric, wooden yoke, and shoe lasts<br />

99 x 23 x 6 in. | 251.5 x 58.4 x 15.2 cm.<br />

44<br />

Wilderness: Light Sizzles Around Me 45<br />

52<br />

Wilderness: Light Sizzles Around Me 53<br />

See’rd (Jonathan Edwards), detail, 2017<br />

Jonathan Edwards: Purity, 2018<br />

Fabric, thread, balsa wood, and ink<br />

14 x 9 x 2 in. | 35.6 x 22.9 x 5.1 cm.<br />

An der Schnittstelle von<br />

bildender Kunst und Sprache:<br />

das Schaffen der<br />

amerikanischen Künstlerin<br />

Lesley Dill<br />

56<br />

Wilderness: Light Sizzles Around Me 57<br />

Mother Ann Lee; The Shakers Banner Set, <strong>2021</strong><br />

Acrylic paint on cotton fabric<br />

Story Banner: 36 x 144 in. | 91.5 x 365.8 cm.<br />

Name Banner: 12 x 87 in. | 30.5 x 221 cm.<br />

Date Banner: 6 x 22 in. | 15.3 x 55.9 cm.<br />

Black Hawk Banner Set, <strong>2021</strong><br />

Acrylic paint and hand-cut paper on cotton fabric<br />

Story Banner: 36 x 144 in. | 91.5 x 365.8 cm.<br />

Name Banner: 12 x 63 in. | 30.5 x 160 cm.<br />

Date Banner: 6 x 22 in. | 15.3 x 55.9 cm.<br />

Mother Ann Lee 1736-1784<br />

One of the earliest figures who I wanted to investigate and honor is<br />

Mother Ann Lee, the founder of the Shakers. The illiterate daughter of<br />

a Manchester blacksmith, Lee came to lead a group of dissidents from<br />

various religions who were called “shaking Quakers” for their ecstatic<br />

forms of worship. After suffering at the hands of English authorities<br />

for allegedly violating the tenets of the Church of England, Ann received<br />

a Revelation from God telling her to emigrate to the American Colonies<br />

in 1774. Ann Lee became the leader of the United Society of Believers<br />

[in Christ’s Second Appearing] and was thereafter called Mother Ann.<br />

Mother Ann believed that all animate life was both female and male;<br />

therefore, God was manifest in both male and female forms. Mother<br />

Ann was the first female to receive the fullness of the Christ Spirit<br />

in the Shaker religion. “It is not I who speak; it is Christ who speaks<br />

through me.” Through a series of visions, she became convinced<br />

that the Divine was available to anyone who would take the Christ<br />

Mother Ann Lee, <strong>2021</strong><br />

Acrylic paint, hand-cut paper, thread on cotton fabric, wooden yoke, and shoe lasts<br />

Mother Ann Lee, detail, <strong>2021</strong><br />

Spirit into themselves, thus subverting the traditional role of the<br />

male clergy. The full embodiment of the Christ Spirit was something<br />

open to all who would be Shakers and each individual was capable of<br />

communing directly with God.<br />

100 x 40 x 4 in. | 254 x 101.6 x 10.2 cm.<br />

Black Hawk 1767-1838<br />

The Native American Sauk war leader, known in English as Black Hawk, was known<br />

to his people as Mà-ka-tai-me-she-kià-kiàk. He was born in Saukenuk, near present<br />

day Rock Island, Illinois, and later removed to the Iowa prairie until his time of death.<br />

Like the other personas in this exhibit, he spoke and he wrote about spirit and justice<br />

in his own language. His writings were translated into English by Antoine LeClaire, a U.S.<br />

interpreter for the Sac and Fox.<br />

Black Hawk is a warrior hero of his people. He grappled with the injustice of the<br />

European-white people who hunted and massacred the American tribes in his writings.<br />

“We can only judge of what is proper and right by our standard of right and wrong ....<br />

we must continue throughout our lives to do what we conceive to be good .... The<br />

Great and Good Spirit .... We are nothing compared to His power, and we feel and<br />

know it .... How smooth must be the language of the whites, when they can make<br />

right look like wrong, and wrong like right.”<br />

His book concludes:<br />

“I am now done. A few more moons, and I must follow my fathers to the shades!<br />

May the Great Spirit keep our people and the whites always at peace—is the sincere<br />

wish of Black Hawk.”<br />

Black Hawk, Mà-ka-tai-me-she-kià-kiàk, detail, <strong>2021</strong><br />

Acrylic paint and hand-cut paper on cotton fabric<br />

100 x 60 in. | 254 x 152.4 cm.<br />

58<br />

Wilderness: Light Sizzles Around Me 59<br />

64<br />

Wilderness: Light Sizzles Around Me 65<br />

Walt Whitman Banner Set, <strong>2021</strong><br />

Acrylic paint on cotton fabric<br />

Story Banner: 36 x 144 in. | 91.5 x 365.8 cm.<br />

Name Banner: 12 x 80 in. | 30.5 x 203 cm.<br />

Date Banner: 6 x 22 in. | 15.3 x 55.9 cm.<br />

Horace Pippin Banner Set, <strong>2021</strong><br />

Acrylic paint and hand-cut paper on cotton fabric<br />

Story Banner: 36 x 132 in. | 91.5 x 335.3 3 cm.<br />

Name Banner: 12 x 54.5 in. | 30.5 x 138.5 cm.<br />

Date Banner: 6 x 22 in. | 15.3 x 55.9 cm.<br />

86<br />

Walt Whitman 1819-1892<br />

Walt Whitman sprung fresh with a new and uniquely<br />

American voice. He celebrated America and its men,<br />

women, language, sensuality, and the “kosmos”, in his<br />

song of words. Some of his verses read: “I am the<br />

poet of the Body and I am the poet of the Soul” and<br />

“The English language befriends the grand American<br />

Expression.” In the time Emily Dickinson was writing in<br />

her own fashion in relation to the American Civil War,<br />

Whitman nursed wounded soldiers in hospitals. He<br />

wrote, “I say where liberty draws not the blood out of<br />

slavery—there slavery draws the blood out of liberty.”<br />

Wanderer (Walt Whitman), 2017<br />

Dyed horsehair, thread, oil paint on fabric, wooden yoke, and shoe lasts<br />

99 x 22 x 6 in. | 251.5 x 55.9 x 15.2 cm.<br />

Wilderness: Light Sizzles Around Me 87<br />

Horace Pippin 1888-1946<br />

Horace Pippin is a truly original American artist. His paintings are poetic<br />

and evocative, yet there is also a tense political edge to many of them.<br />

He fought in World War I as part of the “Harlem Hellfighters,” the<br />

segregated 3rd Battalion of the 369th infantry regiment, and received<br />

the Croix de Guerre as well as the Purple Heart. He was wounded in the<br />

shoulder and lost the full use of his arm for many years.<br />

After coming back to the U.S., and to Jim Crow, he eventually<br />

recovered enough to paint. When asked about his process, he said,<br />

“Pictures come to my mind . . . and I tell my heart to go ahead.”<br />

Here on the front of this sculpture are many of his words about faith,<br />

loneliness, wisdom, and prejudice. On his back is my version of Victory<br />

Vase, a painting he did of beautiful flowers. Amidst this beauty are two<br />

soldiers at either side of the “V” of the vase. Below, in cutout silver<br />

paper, is the emblem of the Double V—standing for Victory Abroad<br />

Horace Pippin Banner Set, detail, <strong>2021</strong><br />

and Victory at Home. This symbol was used by returning Black soldiers<br />

to affirm their American heroism in the War and to emphasize the<br />

continued fight for domestic racial justice.<br />

Horace Pippin, <strong>2021</strong><br />

Acrylic paint, hand-cut paper, thread on cotton fabric, wooden yoke, and shoe lasts<br />

100 x 25 x 11 in. | 254 x 63.5 x 28 cm.<br />

94<br />

Wilderness: Light Sizzles Around Me 95


Herausgegeben vom<br />

Figge Art Museum<br />

Mit Beiträgen von Lesley Dill,<br />

Juaquin Hamilton-Youngbird,<br />

Nancy Princenthal, Tom Sleigh,<br />

Andrew Wallace und Ray Young<br />

Bear<br />

Gestaltet von Pederson Paetz<br />

Gebunden<br />

112 Seiten, 97 farbige Abbildungen<br />

24 × 28 cm<br />

978-3-85881-881-2 Englisch<br />

sFr. 35.– | € 29.–<br />

Erscheint im September <strong>2021</strong><br />

ISBN 978-3-85881-881-2<br />

Lesley Dill arbeitet an der Schnittstelle<br />

von bildender Kunst und<br />

Sprache und zählt zu den wichtigsten<br />

amerikanischen Künstlerinnen<br />

der Gegenwart<br />

Das Buch präsentiert erstmals<br />

eine Gruppe von sechzehn neuen<br />

Werken, die Lesley Dill für eine<br />

Reihe von Ausstellungen in amerikanischen<br />

Museen geschaffen hat,<br />

die im Sommer <strong>2021</strong> begonnen hat<br />

9 783858 818812<br />

Lesley Dill, Wilderness<br />

Light Sizzles Around Me<br />

Das Werk der amerikanischen Künstlerin Lesley Dill ist an der Schnittstelle von bildender<br />

Kunst und Sprache angesiedelt. In ihren Druckgrafiken, Skulpturen und Installationen<br />

ebenso wie in ihren Performances erkundet sie, wie Worte die menschliche<br />

Psyche verhüllen und maskieren können, aber umgekehrt auch zu enthüllen vermögen.<br />

Sie transformiert die Emotionen aus Werken von Autorinnen und Autoren wie Emily<br />

Dickinson, Salvador Espriu, Tom Sleigh, Franz Kafka und Rainer Maria Rilke in<br />

Werke auf Papier oder in Objekte aus Draht, Pferdehaar, Metallfolie, Bronze und<br />

Textilien oder auch in Musik. Ihre Kunst bringt den Betrachtenden die physische Intimität<br />

und Kraft von Sprache näher.<br />

Lesley Dill, Wilderness präsentiert eine höchst inspirierte Gruppe dreidimensionaler<br />

Werke, die über mehr als ein Jahrzehnt hinweg entstanden ist. Sie zeugt von Lesley<br />

Dills langjähriger Beschäftigung mit bedeutenden Stimmen und Persönlichkeiten der<br />

nordamerikanischen Geschichte. In Dills Auffassung gründen diese Stimmen in der<br />

Besessenheit der frühen amerikanischen Kultur mit dem Göttlichen und dem Teuflischen<br />

und in der Furcht vor der Wildnis der Natur und vor der inneren Wildheit der<br />

menschlichen Psyche.<br />

Die durchgehend farbigen Abbildungen im Buch werden begleitet von Essays zu Lesley<br />

Dills Schaffen sowie von kurzen literarischen Texten.<br />

Das Figge Art Museum in Davenport, Iowa, gegründet 1925 als Davenport<br />

Municipal Art Gallery, beheimatet eine eindrucksvolle Sammlung alter<br />

und neuer Kunst Europas, Amerikas und des kolonialen Mexiko, wichtige<br />

Bestände haitianischer Kunst sowie den Nachlass des bedeutenden amerikanischen<br />

Malers Grant Wood (1841–1942).<br />

<strong>Scheidegger</strong> & <strong>Spiess</strong><br />

<strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong> 11


Abb. 1<br />

Fritz Brunner (1899–1991)<br />

Jugendbuchbeispiele:<br />

«Felix»*, 1970<br />

«Wer isch de Dieb»*, 1975 (Zürcher<br />

Mundartgeschichten)<br />

«VIGI» (Vigi der Verstossene), 1940<br />

«Aufruhr in Brussada»*, 1960<br />

* mit Illustrationen von Klaus<br />

Brunner (1928–2018)<br />

Abb. 2<br />

Hedwig Brunner-Lienhart (1902–<br />

1986)<br />

Kissenüberzug, um 1945<br />

B 42 cm / L 35 cm<br />

Kreuzstich, Wolle<br />

Abb. 3<br />

Hedwig Brunner-Lienhart<br />

Kaffeekanne mit Milchkännchen,<br />

um 1925<br />

H 18 cm / H 8 cm<br />

Porzellanmalerei<br />

Abb. 4<br />

Johanna Brunner (*1940)<br />

«Schellenursli und Flurina», 1962<br />

H 60 cm / H 48 cm<br />

Marionetten aus Balsaholz<br />

Abb. 6<br />

B 4 cm / L 116 cm<br />

Technik: Cardweaving mit Baumwollgarn<br />

in Weiss, Schwarz, Pink<br />

und Grautönen<br />

Abb. 7<br />

B 50 cm / L 70 cm<br />

Warp: verschiedenes Fadenmaterial<br />

in Grün- Lila- und Blautönen,<br />

Weft: Fadenmaterial wie oben, integrierte<br />

Chenille in Grün, Violett<br />

und Blau<br />

Technik: Tabby und Inlay<br />

Abb. 13<br />

B 72 cm / L ca. 90 cm<br />

Warp: naturweisse Baumwolle<br />

Weft: griechische Wolle, Blau-,<br />

Grün-, Gelbtöne<br />

Technik: Bound-Weave, Tabby<br />

Abb. 13a<br />

Entwurfszeichnung zu «BERRY<br />

TREE», 1973<br />

Abb. 46<br />

Gewebe auf Plexiglasrahmen montiert<br />

B 175 cm / L 115 cm / T 5 cm,<br />

Warp: verschiedenes Fadenmaterial,<br />

Beige, Ocker, Dunkelbraun,<br />

Schwarz<br />

Weft: verschiedenes Fadenmaterial,<br />

Naturweiss, Beige, Brauntöne,<br />

Schwarz und eingewebte Federn<br />

Technik: Honey Comb, Leno, Tabby<br />

Abb. 46a<br />

Detail von «GEWEBE MIT<br />

FEDERN», 1976<br />

Abb. 47<br />

B 180 cm / L 155 cm<br />

Warp: verschiedenes Fadenmaterial,<br />

Naturweiss, Beige, Ocker, Grün,<br />

Olive, Dunkelbraun, Schwarz<br />

Weft: verschiedenes Wollfadenmaterial<br />

Naturweiss, Beige, Gelb,<br />

Gold, Ocker, Olive, Mauve, Aubergine,<br />

Blautöne, Dunkelbraun,<br />

Wollstopfmaterial für Traubenbeeren<br />

Technik: Honey Comb, Leno, Tabby<br />

Abb. 47a<br />

Entwurfszeichnung zu «TRAUBEN-<br />

TRICHTER», 1977<br />

Filzstifte, Acrylfarben auf Papier<br />

6<br />

13a 13<br />

46<br />

46a<br />

7<br />

47a<br />

47<br />

1<br />

4<br />

2<br />

3<br />

Abb. 5a<br />

Detail von «WANDBEHANG MIT<br />

MUSTERBEISPIELEN», 1971<br />

Abb. 56<br />

B 180 cm / L 130 cm<br />

Warp: verschiedenes Fadenmaterial,<br />

Naturweiss, Dunkelbraun,<br />

Schwarz<br />

Weft: verschiedenes Fadenmaterial,<br />

Violett, Gelb- und Rottöne,<br />

Schwarz<br />

Technik: Honey Comb, Leno, Tabby<br />

Abb. 57<br />

B 180 cm / L 140 cm<br />

Warp: verschiedenes Fadenmaterial,<br />

Naturweiss, Dunkelbraun,<br />

Schwarz<br />

Weft: verschiedenes Fadenmaterial,<br />

Naturweiss, Ocker, Schwarz mit<br />

eingewebten brasilianischen Muscheln<br />

Technik: Honey Comb, Leno, Tabby<br />

Abb. 57a<br />

Muschel-Objekt für<br />

«GESTRANDET», 1978<br />

Kleine Jakobsmuschel aus Brasilien<br />

Ø ca. 6 cm<br />

Abb. 57b<br />

Entwurfszeichnung zu<br />

«GESTRANDET», 1978<br />

Blei- und Farbstiftzeichnung auf<br />

Häuschenpapier (ca. A5)<br />

56<br />

57<br />

57a<br />

5a<br />

57b<br />

Jugendjahre<br />

Am 20. August 1940 kam ich im Zürcher<br />

Rotkreuzspital zur Welt. Ich wuchs<br />

als jüngstes Kind in einem humanistischen<br />

Elternhaus auf. Meine Geschwister<br />

waren der zwölf Jahre ältere<br />

Bruder Klaus und meine zehn und<br />

sechs Jahre älteren Schwestern Gerda<br />

und Erika. Wir wohnten in Zürich am<br />

Waidberg in einem Einfamilienhaus mit<br />

freier Sicht über die Stadt, den See und<br />

die Berge. Mein Vater, Fritz Brunner,<br />

unterrichtete als Sekundarlehrer Sprachen<br />

und Geschichte. Er war auch als<br />

Schriftsteller tätig, verfasste zahlreiche<br />

Jugendbücher (Abb. 1) und war Mitbegründer<br />

des Schweizerischen Jugendschriftenwerks<br />

(SJW) und der Jugend-<br />

und Volksbibliotheken. Die Verbreitung<br />

des guten Buches war für ihn<br />

eine Herzensangelegenheit und in unserer<br />

Familie durfte es keine sogenannte<br />

«Schundliteratur» (z. B. Mickeymouse-<br />

Hefte!) geben. Zudem kuratierte er<br />

während 20 Jahren nebenamtlich die<br />

pädagogischen Ausstellungen im Pestalozzianum.<br />

tens. Daneben unterstützte sie meinen<br />

Vater, damit er sich vom Alltäglichen<br />

unbehelligt all seinen verschiedenen<br />

Tätigkeiten widmen konnte. Sie nähte<br />

<strong>nicht</strong> nur die Kleider für uns vier Kinder,<br />

sondern dekorierte z. B. unsre<br />

Sonntagsröcke mit Holzknöpfen, die sie<br />

mit apart geometrischen Mustern bemalte.<br />

Mit solch originellen Kleidern<br />

zeigten wir uns aber dann nur ungern in<br />

der Sonntagsschule.<br />

Meine Eltern orientierten sich am<br />

Bauhausstil: Unser Haus hatte schlichte<br />

helle Räume. Zur Wohnzimmereinrichtung<br />

in Rottönen stickte meine<br />

Mutter die passenden Kissenüberzüge,<br />

indem sie in Kreuzstichtechnik ohne<br />

Entwurf laufend geometrische Figuren<br />

und Ornamente erfand und diese zu<br />

einem abstrakten, fantasievollen Stickbild<br />

zusammenfügte (Abb. 2). Ihren<br />

spontanen Formerfindungen beim Sticken<br />

zuzuschauen, faszinierte mich als<br />

Kind.<br />

Bevor sie z. B. Türen von Holzmöbeln<br />

oder Porzellangeschirr bemalte (Abb. 3),<br />

hielt sie ihre Kompositionsideen in Entwürfen<br />

fest.<br />

Webkunstausbildung<br />

USA<br />

1971–1972<br />

Newton, 29. September 1971<br />

Gestern begann mein Intensivwebkurs<br />

an einer Bostoner Kunstgestaltungsschule.<br />

Ich bin die einzige Anfängerin!<br />

Der Webstuhl flösst mir grössten Respekt<br />

ein! Aber was man später alles Fantastisches<br />

damit kreieren kann! All das<br />

viele Neue macht mich aber ziemlich<br />

müde. Morgen geht der Kurs weiter und<br />

in derselben Woche beginnt der Kurs<br />

für freies Textilgestalten (z. B. Indianerknüpftechniken).<br />

Ich bin auf alles sehr<br />

gespannt!<br />

Newton, 1. Oktober 1971<br />

Das Lernen, einen Webstuhl richtig fürs<br />

Weben vorzubereiten und zu bespannen,<br />

ist anspruchsvoll. Ich bin immer <strong>noch</strong><br />

am Warp-Einfädeln, aber ich freue mich<br />

auf die vielen späteren Webmöglichkeiten<br />

und lasse mich von den Arbeiten<br />

der Fortgeschrittenen anspornen und<br />

inspirieren.<br />

Webmuster probiere ich immer wieder<br />

neue Muster aus, bis der Warp nach mehr<br />

als zwei Metern verwebt ist (Abb. 5).<br />

Im «Off-Loom-Weben» (z. B. Knüpftechniken)<br />

habe ich einen jungen Hippie-Lehrer<br />

mit Rossschwanz und einem<br />

Fingerring aus einer Riesenmuschel –<br />

einfach mit einem fingergross gebohrten<br />

Loch drin. Zum eigenen Namen musste<br />

man in der ersten Stunde irgendetwas<br />

nennen, was man gern hat. Einige sagten<br />

z. B. «Löwe», «Baum», «Blau» und ich<br />

sagte «Kinder». Alles schrieb er auf.<br />

Er will uns <strong>nicht</strong> nur Techniken lehren,<br />

sondern unser Raumempfinden<br />

für späteres dreidimensionales Schaffen<br />

stärken und schulen. Auf Dias zeigte<br />

er uns seine eigenen Textilskulpturen:<br />

skurrile Grossobjekte aus verknoteten<br />

Schiffstauen.<br />

Wir bekamen folgende Hausaufgaben:<br />

Wir müssen die ganze Woche<br />

eine Zitrone mit uns herumtragen und<br />

sie immer wieder genau betrachten.<br />

(Womit ich in der Familie dauernd geneckt<br />

wurde!) Auch müssen wir eine<br />

Artischocke und zwei andere Dinge auswählen,<br />

zerteilen und die Einzelstücke<br />

Meine Mutter, Hedwig Brunner-Lienhart,<br />

war vor der Familiengründung als<br />

innovative Handarbeitslehrerin tätig gewesen.<br />

Ihre Kreativität kam <strong>nicht</strong> nur<br />

uns Kindern zugute, sondern zeigte sich<br />

auch in der Pflege des Hauses und Gar-<br />

Nicht nur die schöpferische Kreativität<br />

förderten unsere Eltern in uns Kindern,<br />

sie legten auch Wert auf eine gute<br />

Sprach- und Musikerziehung. Besonders<br />

mein Vater achtete darauf, dass wir<br />

fehlerfrei «Züridüütsch» lernten. Einige<br />

Die Kunstlehrerin ist streng und sehr<br />

gut. Ihre grossartigen Textilkreationen<br />

habe ich in einer Ausstellung im «Decordeva-Museum»<br />

bewundern können.<br />

Mein erster «Warp» (Kette) ist aus<br />

schwarzem Garn und verläuft durch vier<br />

«Harnesses» (Schäfte). In meinem erstes<br />

immer wieder zeichnen. Zudem müssen<br />

wir eine Schachtel mit Materialabfällen<br />

in den Kurs mitbringen. Ich weiss also<br />

<strong>noch</strong> <strong>nicht</strong>, wie lehrreich dieser Kurs<br />

sein wird.<br />

8 9<br />

16 17<br />

GÜRTEL, 1972<br />

DREI GIRAFFEN, 1971<br />

das Textilmuster aus den farbigen Warp-<br />

Fäden. Der 4-fächerige Warp ermöglicht<br />

unzählige Mustervariationen, z. B. können<br />

plastische Sequenzen oder Schriftbilder<br />

gewebt werden! Nachdem ich das<br />

Brettchenbandweben auf einem Schul-<br />

Inkle-Loom gelernt habe, werde ich mir<br />

nun einen eigenen kleinen Webstuhl kaufen,<br />

damit ich zu Hause daran arbeiten<br />

kann. Nach den ersten Webmusterversuchen<br />

ist in der Schule ein Gürtel entstanden<br />

(Abb. 6).<br />

6. April 1972<br />

Heute habe ich meine «Giraffen»-Tapisserie<br />

am Webstuhl in der Schule beendet.<br />

Nun bekommt sie <strong>noch</strong> einen<br />

rückseitigen Futterstoff und wird an<br />

zwei Stäbe montiert (Abb. 7).<br />

Ich war bei einem grossartigen Diavortrag<br />

von Else Regensteiner. Von dieser<br />

Künstlerin besitze ich ein inspirierendes<br />

Lehrbuch, nämlich «The art of weaving»<br />

(New York 1970).<br />

Dank Ursula kann ich zwei volle Tage,<br />

immer montags und dienstags, in der<br />

Schule in Boston Kurse besuchen und<br />

dazwischen an meinen Webprojekten<br />

arbeiten.<br />

Ein mehrschichtiger Wandbehang ist<br />

am Entstehen: Ich will ausprobieren,<br />

wie in die flache Längsfädenebene meh-<br />

Webkunstausbildung<br />

1971–<br />

USA<br />

1972<br />

rere übereinanderliegende Teilstücke gewebt<br />

werden können (Abb. 8).<br />

22 23<br />

BERRY TREE, 1973<br />

Das eigene Schaffen<br />

wiederentdecken:<br />

die Textilkünstlerin<br />

Johanna Morel<br />

34 35<br />

Aus Kanada wird er mir nach Kilchberg<br />

geschickt werden! Diesen handlichen<br />

Webstuhl werden wir in der Schweiz im<br />

Auto mitnehmen und ich werde damit<br />

tende Keramikperlen nestartig vom<br />

dunklen Doppelgewebe und von Federn<br />

umhüllt.<br />

auch im Ferienhaus weben können!<br />

Meine Vorfreude ist gross!<br />

Frühjahr 1978<br />

Für die Basis meiner nächsten Projekte<br />

GEWEBE MIT FEDERN, 1976<br />

TRAUBEN-TRICHTER, 1977<br />

Ab September 1976<br />

Für mein erstes Werk auf dem neuen<br />

grossen Webstuhl (ich nenne ihn «Cadillac»)<br />

lasse ich mich von Dreiecksformen<br />

mexikanischer Ponchos inspirieren.<br />

Mein streng geometrisches<br />

Gewebebild wird mit Naturfedern aus<br />

den mitgebrachten Staubwedeln belebt.<br />

Ich wähle für Warp und Werft die<br />

zu den Federn passenden Farben: Naturweiss,<br />

Beige, Brauntöne und Schwarz.<br />

Das «Gewebe mit Federn» (Abb. 46)<br />

wird rechtzeitig fertig (und mit Jean-<br />

Denis’ Hilfe auf einen passenden Plexiglasrahmen<br />

montiert), um mich damit<br />

an der jurierten «Kunstszene Zürich<br />

76»-Ausstellung anmelden zu können.<br />

Ich freue mich sehr, dass es angenommen<br />

wird! Vom 28. November<br />

1976 bis zum 2. Januar 1977 wird es im<br />

Helmhaus ausgestellt sein!<br />

Ab Januar 1977<br />

Auch in meinem nächsten grossen Gewebe<br />

dominiert die Dreiecksform. Sie<br />

stellt einen abstrahierten Trichter dar,<br />

der mit neun Reihen blauer Weinbeeren<br />

ausgefüllt ist. Die darzustellenden Bee-<br />

CHILBI-LICHTER, 1978<br />

GESTRANDET, 1978<br />

im Atelier wähle ich einen dunklen rustikalen<br />

Warp mit mehrheitlich schwarzen<br />

Fäden und mit wenig integrierten<br />

dunkelbraunen und weissen Garnfäden.<br />

Die bunte, fröhlich klingende Jahrmarktwelt<br />

hat mich seit meinen Besuchen<br />

als Kind am Zürcher «Knabenschiessen»<br />

fasziniert und gefällt mir als<br />

Mutter mit Kindern bis heute.<br />

Die Frage ist nun: Wird es mir gelingen,<br />

ein textiles Jahrmarktnachtbild<br />

mit «Chilbi-Lichtern» zu gestalten? In<br />

meiner realisierten Nachtdarstellung<br />

«Chilbi-Lichter» (Abb. 56) verweisen<br />

die leuchtenden Farbakzente auf Bahnen<br />

und Buden und rotierende Karussells.<br />

Die dekorativ fächerförmigen Muscheln<br />

(Abb. 57a), die ich von meiner Schwester<br />

Erika aus Rio de Janeiro bekommen<br />

habe – das Muschelsammeln war in<br />

den 1970er-Jahren <strong>noch</strong> <strong>nicht</strong> verboten<br />

–, inspirieren mich zum Wandgewebe<br />

«Gestrandet» (Abb. 56). Sie lassen<br />

mich an die steifen Röckchen der<br />

Balletteusen denken und somit auch an<br />

Musik. Ich entwerfe drei «melodiöse»<br />

Muschelgewebeteile (Abb. 57b). Jede<br />

der drei Muschelpartien hat ihren eige-<br />

100 101<br />

116 117


Gestaltet von Fritz Franz Vogel<br />

Gebunden<br />

ca. 264 Seiten, 360 farbige und<br />

16 sw Abbildungen<br />

24,5 × 30 cm<br />

978-3-03942-064-3 Deutsch<br />

sFr. 65.– | € 58.–<br />

Erscheint im Oktober <strong>2021</strong><br />

ISBN 978-3-03942-064-3<br />

Eine autobiografische Erkundung<br />

des Werks der Schweizer Textilkünstlerin<br />

Johanna Morel<br />

Erste umfassende Publikation<br />

von Morels gesamtem Schaffen<br />

Reich illustriert mit Werkabbildungen,<br />

Entwurfszeichnungen<br />

und Dokumenten<br />

9 783039 420643<br />

Johanna Morel von Schulthess<br />

Raum-Gewebe<br />

Mein Textiltagebuch<br />

Nach mehr als zwei Jahrzehnten entdeckte Johanna Morel von Schulthess zu ihrem<br />

eigenen Erstaunen ihr vielfältiges Webwerk wieder, das im Keller ihres Hauses gut und<br />

unversehrt verstaut lag. Nun öffnet sie dieses Archiv für die Öffentlichkeit. Ihr Textiltagebuch<br />

zeichnet nach, wie sie in den frühen 1970er-Jahren zum Weben fand und in<br />

Amerika unterrichtet wurde, welche Techniken sie lernte, wo sie ausstellte und welche<br />

Einflüsse sie bis zum Ende ihres textilen Schaffens Mitte der 1990er-Jahre prägten.<br />

Diese Zeit ist gegliedert in unterschiedliche Perioden, die vom traditionellen Weben<br />

über skulpturale, raumgreifende Textilobjekte bis hin zu experimentellen, installativen<br />

Tafelwerken mit neuartigen, <strong>nicht</strong> textilen Materialien führen.<br />

Rund 140 abgebildete Werke werden begleitet von einer autobiografisch orientierten<br />

Kommentarspur, welche die Einflüsse der (Textil-)Künste auf Morels Schaffen und dessen<br />

gesellschaftliche Relevanz reflektiert. Sie verdeutlicht auch, dass das in jener Zeit<br />

<strong>noch</strong> vorwiegend weiblich konnotierte Weben einen Anspruch auf künstlerische Auseinandersetzung<br />

geltend machte und mit eigenwilliger Ästhetik um gesellschaftliche Anerkennung<br />

kämpfte. Morels altersweiser Blick auf die produktive Vergangenheit vereint<br />

Biografie, Bekenntnis zur Textilkunst und Vermittlung künstlerischer Praxis.<br />

Johanna Morel von Schulthess, 1940 in Zürich geboren, lebt heute in<br />

Kilchberg ZH. 1971–1972 bildete sie sich in Boston zur Textilkünstlerin<br />

aus und schuf nach der Rückkehr in die Schweiz ein vielfältiges Œuvre,<br />

bis sie Mitte der 1990er-Jahre ihre künstlerische Tätigkeit beendete.<br />

1997 publizierte sie eine grosse Monografie über die Schweizer Textilkünstlerin<br />

Elsi Giauque.<br />

<strong>Scheidegger</strong> & <strong>Spiess</strong><br />

<strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong> 13


ERNESTO BALTISWILER, MARK FRANCIS, BERNARD FRIZE, ROLF ISELI, ANNE MARIE JEHLE, IMI KNOEBEL, XAVIER NOIRET-THOMÉ, BORIS NIESLONY, JÜRGEN PARTENHEIMER, MARKUS RAETZ, LIDDY<br />

SCHEFFKNECHT, ROMAN SIGNER, BERNARD TAGWERKER, FRANZ ERHARD WALTHER, ISOLDE WAWRIN, FRANZ WEST, STEPHEN WESTFALL, KELLY WOOD, ERWIN WURM, DANIEL ZIMMERMANN & BEAT ZODERER<br />

ERNESTO BALTISWILER, MARK FRANCIS, BERNARD FRIZE, ROLF ISELI, ANNE MARIE JEHLE, IMI KNOEBEL, XAVIER NOIRET-THOMÉ, BORIS NIESLONY, JÜRGEN PARTENHEIMER, MARKUS RAETZ, LIDDY<br />

SCHEFFKNECHT, ROMAN SIGNER, BERNARD TAGWERKER, FRANZ ERHARD WALTHER, ISOLDE WAWRIN, FRANZ WEST, STEPHEN WESTFALL, KELLY WOOD, ERWIN WURM, DANIEL ZIMMERMANN & BEAT ZODERER<br />

KUNST & HANDLUNG<br />

ROLAND SCOTTI<br />

STEPHEN WESTFALL<br />

Advent, 2002<br />

Öl auf Leinwand, 46,5 x 61 cm<br />

JÜRGEN PARTENHEIMER<br />

Der Plan (Drei Leben), 1992<br />

Holz, Enkaustik, Papier, 41 x 20 x 33 cm<br />

Kunstsammlungen entstehen aus vielen Gründen, einer der vornehmsten<br />

ist, wenn sich Kunstbegeisterung mit Vermittlung und Förderung<br />

vereinigt. Im Idealfall ergibt sich aus der Zusammenarbeit mit lebenden<br />

Künstler*innen, mit dem Kunstmarkt und selbstverständlich mit dem<br />

Publikum eine organisch gewachsene Sammlung, welche den Erfahrungsschatz<br />

und das Engagement mehrerer Jahrzehnte der Kunstliebe<br />

<strong>nicht</strong> nur bewahrt, sondern weiterträgt.<br />

Die Ausstellung Unerkannt – Bekannt. Zeitgenössische Kunst aus einer<br />

Ostschweizer Sammlung präsentierte in einer eigens für die 10 Kabinette<br />

des Kunstmuseums Appenzell komponierten Show eine Kunstsammlung,<br />

die in über 40 Jahren von einer Sammlerin, die eine der<br />

bedeutendsten Galeristinnen der Ostschweiz war, gelebt, erarbeitet,<br />

zusammengetragen wurde. Bewusst wurde im Ausstellungstitel auf die<br />

namentliche Referenz verzichtet, da es um die Kunst gehen soll – oder<br />

in den Worten von Wilma Lock selbst: «Mir ging es immer um die Kunst<br />

und um die Künstler».<br />

Die Gemälde, Plastiken, Objekte, Graphiken von Ernesto Baltiswiler,<br />

Mark Francis, Bernard Frize, Rolf Iseli, Anne Marie Jehle, Imi Knoebel,<br />

Xavier Noiret-Thomé, Boris Nieslony, Jürgen Partenheimer, Markus Raetz,<br />

Liddy Scheffknecht, Roman Signer, Bernard Tagwerker, Franz Erhard<br />

Walther, Isolde Wawrin, Franz West, Stephen Westfall, Kelly Wood,<br />

Erwin Wurm, Daniel Zimmermann & Beat Zoderer entfalten in der besonderen<br />

Architektur des Kunstmuseums Appenzell <strong>nicht</strong> nur eine aussergewöhnliche<br />

ästhetische Präsenz – sie beweisen darüber hinaus an<br />

diesem Ort ihre museale Qualität.<br />

Kunstsammlungen entstehen aus vielen Gründen,<br />

einer der vornehmsten ist, wenn sich stellungstitel auf die namentliche Referenz vermengetragen<br />

wurde. Bewusst wurde im Aus-<br />

Kunstbegeisterung mit Vermittlung und Förderung<br />

vereinigt. Im Idealfall ergibt sich aus der den Worten von Wilma Lock selbst: «Mir ging<br />

zichtet, da es um die Kunst gehen soll – oder in<br />

Zusammenarbeit mit lebenden Künstler*innen, es immer um die Kunst und um die Künstler».<br />

mit dem Kunstmarkt und selbstverständlich Die Gemälde, Plastiken, Objekte, Graphiken<br />

mit dem Publikum eine organisch gewachsene von Ernesto Baltiswiler, Mark Francis, Bernard<br />

Sammlung, welche den Erfahrungsschatz und Frize, Rolf Iseli, Anne Marie Jehle, Imi Knoebel,<br />

das Engagement mehrerer Jahrzehnte der Xavier Noiret-Thomé, Boris Nieslony, Jürgen<br />

Kunstliebe <strong>nicht</strong> nur bewahrt, sondern weiterträgtknecht,<br />

Roman Signer, Bernard Tagwerker,<br />

Partenheimer, Markus Raetz, Liddy Scheff-<br />

Die Ausstellung Unerkannt – Bekannt. Zeitgenössische<br />

Kunst aus einer Ostschweizer West, Stephen Westfall, Kelly Wood, Erwin<br />

Franz Erhard Walther, Isolde Wawrin, Franz<br />

Sammlung präsentierte in einer eigens für die Wurm, Daniel Zimmermann & Beat Zoderer<br />

entfalten in der besonderen Architektur<br />

10 Kabinette des Kunstmuseums Appenzell<br />

komponierten Show eine Kunstsammlung, die des Kunstmuseums Appenzell <strong>nicht</strong> nur eine<br />

in über 40 Jahren von einer Sammlerin, die aussergewöhnliche ästhetische Präsenz – sie<br />

eine der bedeutendsten Galeristinnen der beweisen darüber hinaus an diesem Ort ihre<br />

Ostschweiz war, gelebt, erarbeitet, zusam-<br />

museale Qualität.<br />

4<br />

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ERNESTO BALTISWILER, MARK FRANCIS, BERNARD FRIZE, ROLF ISELI, ANNE MARIE JEHLE, IMI KNOEBEL, XAVIER NOIRET-THOMÉ, BORIS NIESLONY, JÜRGEN PARTENHEIMER, MARKUS RAETZ, LIDDY<br />

SCHEFFKNECHT, ROMAN SIGNER, BERNARD TAGWERKER, FRANZ ERHARD WALTHER, ISOLDE WAWRIN, FRANZ WEST, STEPHEN WESTFALL, KELLY WOOD, ERWIN WURM, DANIEL ZIMMERMANN & BEAT ZODERER<br />

Kunstsammlungen entstehen aus vielen Gründen,<br />

einer der vornehmsten ist, wenn sich die namentliche Referenz verzichtet, da es um<br />

wurde. Bewusst wurde im Ausstellungstitel auf<br />

Kunstbegeisterung mit Vermittlung und Förderung<br />

vereinigt. Im Idealfall ergibt sich aus der Wilma Lock selbst: «Mir ging es immer um die<br />

die Kunst gehen soll – oder in den Worten von<br />

Zusammenarbeit mit lebenden Künstler*innen, Kunst und um die Künstler».<br />

mit dem Kunstmarkt und selbstverständlich Die Gemälde, Plastiken, Objekte, Graphiken<br />

mit dem Publikum eine organisch gewachsene von Ernesto Baltiswiler, Mark Francis, Bernard<br />

Sammlung, welche den Erfahrungsschatz und Frize, Rolf Iseli, Anne Marie Jehle, Imi Knoebel,<br />

das Engagement mehrerer Jahrzehnte der Xavier Noiret-Thomé, Boris Nieslony, Jürgen<br />

Kunstliebe <strong>nicht</strong> nur bewahrt, sondern weiterträgtknecht,<br />

Roman Signer, Bernard Tagwerker, Franz<br />

Partenheimer, Markus Raetz, Liddy Scheff-<br />

Die Ausstellung Unerkannt – Bekannt. Zeitgenössische<br />

Kunst aus einer Ostschweizer Sammphen<br />

Westfall, Kelly Wood, Erwin Wurm, Daniel<br />

Erhard Walther, Isolde Wawrin, Franz West, Stelung<br />

präsentierte in einer eigens für die 10 Kabinette<br />

des Kunstmuseums Appenzell kompo-<br />

besonderen Architektur des Kunstmuseums<br />

Zimmermann & Beat Zoderer entfalten in der<br />

nierten Show eine Kunstsammlung, die in über Appenzell <strong>nicht</strong> nur eine aussergewöhnliche<br />

40 Jahren von einer Sammlerin, die eine der ästhetische Präsenz – sie beweisen darüber hinaus<br />

an diesem Ort ihre museale Qualität.<br />

bedeutendsten Galeristinnen der Ostschweiz<br />

war, gelebt, erarbeitet, zusammengetragen<br />

ERWIN WURM<br />

One minute sculpture, 1998<br />

C-Print, 6.tlg., je 100 x 100 cm<br />

Eine Kunstsammlung als<br />

ästhetisches Statement<br />

28<br />

29<br />

ERNESTO BALTISWILER, MARK FRANCIS, BERNARD FRIZE, ROLF ISELI, ANNE MARIE JEHLE, IMI KNOEBEL, XAVIER NOIRET-THOMÉ, BORIS NIESLONY, JÜRGEN PARTENHEIMER, MARKUS RAETZ, LIDDY<br />

SCHEFFKNECHT, ROMAN SIGNER, BERNARD TAGWERKER, FRANZ ERHARD WALTHER, ISOLDE WAWRIN, FRANZ WEST, STEPHEN WESTFALL, KELLY WOOD, ERWIN WURM, DANIEL ZIMMERMANN & BEAT ZODERER<br />

ERNESTO BALTISWILER, MARK FRANCIS, BERNARD FRIZE, ROLF ISELI, ANNE MARIE JEHLE, IMI KNOEBEL, XAVIER NOIRET-THOMÉ, BORIS NIESLONY, JÜRGEN PARTENHEIMER, MARKUS RAETZ, LIDDY<br />

SCHEFFKNECHT, ROMAN SIGNER, BERNARD TAGWERKER, FRANZ ERHARD WALTHER, ISOLDE WAWRIN, FRANZ WEST, STEPHEN WESTFALL, KELLY WOOD, ERWIN WURM, DANIEL ZIMMERMANN & BEAT ZODERER<br />

BERNARD FRIZE<br />

Neoku, 2004<br />

Acryl, Harz auf Leinwand, 174 x 144 cm<br />

KELLY WOOD<br />

Nr. 49<br />

Aus: Year Two, Continuous Garbage Project, 1998-2003<br />

C-Print, 51 x 41 cm<br />

DANIEL ZIMMERMANN<br />

Boje, 1989<br />

Plastik, Eisen lackiert, bearb.<br />

Spiegelglas, Ø 95 cm<br />

32<br />

33<br />

60<br />

61<br />

ERNESTO BALTISWILER, MARK FRANCIS, BERNARD FRIZE, ROLF ISELI, ANNE MARIE JEHLE, IMI KNOEBEL, XAVIER NOIRET-THOMÉ, BORIS NIESLONY, JÜRGEN PARTENHEIMER, MARKUS RAETZ, LIDDY<br />

SCHEFFKNECHT, ROMAN SIGNER, BERNARD TAGWERKER, FRANZ ERHARD WALTHER, ISOLDE WAWRIN, FRANZ WEST, STEPHEN WESTFALL, KELLY WOOD, ERWIN WURM, DANIEL ZIMMERMANN & BEAT ZODERER<br />

ERNESTO BALTISWILER, MARK FRANCIS, BERNARD FRIZE, ROLF ISELI, ANNE MARIE JEHLE, IMI KNOEBEL, XAVIER NOIRET-THOMÉ, BORIS NIESLONY, JÜRGEN PARTENHEIMER, MARKUS RAETZ, LIDDY<br />

SCHEFFKNECHT, ROMAN SIGNER, BERNARD TAGWERKER, FRANZ ERHARD WALTHER, ISOLDE WAWRIN, FRANZ WEST, STEPHEN WESTFALL, KELLY WOOD, ERWIN WURM, DANIEL ZIMMERMANN & BEAT ZODERER<br />

STEPHEN WESTFALL<br />

Vanishing Point, 2008<br />

Öl auf Leinwand, 76 x 91,5 cm<br />

XAVIER NOIRET-THOMÉ<br />

Tout converge, 2006<br />

Acryl, Tinte, Glas auf Leinwand, 162 x 130 cm<br />

42<br />

43<br />

32<br />

33


Herausgegeben und mit einem<br />

Text von Roland Scotti<br />

Gestaltet von Sabine Hahn<br />

In Zusammenarbeit mit dem<br />

Kunstmuseum Appenzell<br />

Broschur<br />

ca. 64 Seiten, ca. 80 farbige<br />

Abbildungen<br />

20 × 25 cm<br />

978-3-03942-067-4 Deutsch<br />

ca. sFr. 35.– | € 35.–<br />

Erscheint im November <strong>2021</strong><br />

ISBN 978-3-03942-067-4<br />

Zeigt herausragende Werke<br />

bedeutender Künstlerinnen und<br />

Künstler der Gegenwart aus der<br />

Sammlung Wilma Lock, St. Gallen<br />

Erscheint anlässlich der gleichnamigen<br />

Ausstellung im Kunstmuseum<br />

Appenzell (bis 13. März<br />

2022)<br />

9 783039 420674<br />

Unerkannt – Bekannt<br />

Zeitgenössische Kunst aus einer Ostschweizer Sammlung<br />

Weiterhin lieferbar:<br />

Kunstsammlungen entstehen aus vielen Gründen – einer der vornehmsten ist, wenn<br />

sich Kunstbegeisterung mit Vermittlung und Förderung vereinigt. Im Idealfall ergibt<br />

sich aus der Zusammenarbeit mit Künstlerinnen und Künstlern, dem Kunstmarkt und<br />

selbstverständlich mit dem Publikum eine organisch gewachsene Sammlung wie jene<br />

der St. Galler Galeristin Wilma Lock, die in der Ostschweiz bis 2009 Pionierarbeit als<br />

Kunstvermittlerin leistete.<br />

Anlässlich der Ausstellung ihrer Sammlung, die weit mehr als ein Zeitdokument ist,<br />

würdigt das Kunstmuseum Appenzell die Haltung der in Appenzell geborenen Wilma<br />

Lock in einem Bildband, der den Zusammenklang der herausragenden ästhetischen<br />

Positionen in der einmaligen Architektur des Kunstmuseums zeigt. Gemälde, Plastiken,<br />

Objekte, Zeichnungen und Grafiken von Ernesto Baltiswiler, Mark Francis,<br />

Bernard Frize, Rolf Iseli, Anne Marie Jehle, Imi Knoebel, Boris Nieslony, Xavier<br />

Noiret-Thomé, Jürgen Partenheimer, Markus Raetz, Liddy Scheffknecht, Roman Signer,<br />

Bernard Tagwerker, Franz Erhard Walther, Isolde Wawrin, Franz West, Stephen<br />

Westfall, Kelly Wood, Erwin Wurm, Daniel Zimmermann und Beat Zoderer entfalten<br />

so bisher unerkannte Korrespondenzen. Ein einführender Text des Kurators Roland<br />

Scotti rundet den Einblick in eine Privatsammlung musealer Qualität ab.<br />

Vierzig Jahre Gegenwart<br />

Die Galerie Wilma Lock in St. Gallen<br />

978-3-85881-542-2 Deutsch<br />

ISBN 978-3-85881-542-2<br />

sFr. 69.– | € 68.–<br />

9 783858 815422<br />

Roland Scotti ist Kurator und Geschäftsführer der Heinrich Gebert Kulturstiftung<br />

Appenzell (Kunstmuseum Appenzell / Kunsthalle Ziegelhütte).<br />

Er hat zahlreiche Publikationen zur Kunst der klassischen Avantgarde,<br />

zur Kunst der 1960er-Jahre, zur zeitgenössischen Malerei und zur<br />

Geschichte der Fotografie veröffentlicht.<br />

<strong>Scheidegger</strong> & <strong>Spiess</strong><br />

<strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong> 15


Studio<br />

Mirko Baselgia<br />

)in(out)<br />

till sundown<br />

Kunst(Zeug)Haus Rapperswil-Jona<br />

<strong>Scheidegger</strong> & <strong>Spiess</strong><br />

Art as Ecological<br />

Collaboration:<br />

On Mirko Baselgia<br />

By Luke Fischer<br />

Kunst als ökologische<br />

Zusammenarbeit.<br />

Über<br />

Mirko Baselgia<br />

von Luke Fischer<br />

Ästhetisches Erbe und «tiefe<br />

Form». Von F. W. J. Schelling<br />

bis Joseph Beuys<br />

Welche Rolle spielt Kunst in einer Zeit der ökologischen<br />

Krise? Das unverwechselbare Werk<br />

und die künstlerische Praxis Mirko Baselgias<br />

geben neue und wichtige Antworten auf diese<br />

Frage.<br />

Baselgia erkundet die Beziehung des Menschen<br />

zu seiner natürlichen Umgebung auf eine Weise,<br />

die zur Revision unserer Vorstellungen von<br />

Kunst, Kreativität und von kulturellen Einrichtungen<br />

anregt und Konsequenzen für den Alltag<br />

wie die Entwicklung der Gesellschaft hat.<br />

Baselgias künstlerische Praxis sollte dabei in<br />

Aesthetic Legacies and<br />

einen grösseren Zusammenhang von Kunstauffassungen<br />

eingeordnet werden, die sich seit der<br />

Deep Form: From F. W. J.<br />

Aufklärung und der europäischen Romantik entwickelt<br />

haben. Es gibt zwei Gründe, warum eine<br />

Schelling to Joseph Beuys<br />

historisch­philosophische Betrachtung sinnvoll<br />

What is the role of art in a time of environmental ist. Erstens dient sie dazu, Baselgias Kunst sowohl<br />

als Metamorphose wie auch als Abwei­<br />

crisis? Mirko Baselgia’s distinctive works<br />

and artistic practice open up new and significant chung von früheren Auffassungen über die Beziehung<br />

zwischen Natur und Kunst zu<br />

responses to this question.<br />

Baselgia explores the human relationship to verstehen. Zweitens können wir weder die Gegenwart<br />

<strong>noch</strong> uns selbst wirklich begreifen,<br />

the natural environment in vital ways that call us<br />

to redefine our notions of art, creativity, and wenn wir die Geschichte und Kultur, die unsere<br />

cultural institutions, and that bear implications Anschauungen bis heute prägen, vergessen.<br />

for our practical lives and orientation as a<br />

Dies gilt gerade in einer Zeit der allgegenwärtigen<br />

Zerstreuung und Ablenkung durch den neu­<br />

society.<br />

esten Tweet oder Nachricht, den letzten Skandal<br />

oder eine aktuelle Kontroverse.<br />

It is worthwhile to contextualize Baselgia’s<br />

artistic practice within broad concepts of art that<br />

have evolved since the Enlightenment and<br />

Moderne Vorstellungen der Beziehung zwischen<br />

Natur und Kunst lassen sich in zwei<br />

European Romanticism. There are two reasons<br />

why this historical and philosophical reflection Hauptströmungen unterteilen: 1) Es gibt Theoretiker<br />

und Künstler, die die Diskontinuität zwi­<br />

is important. Firstly, it will serve to situate<br />

Baselgia’s art as both a metamorphosis of, and schen Natur und Kunst betonen; und 2) Ansätze,<br />

bei denen von einer weitgehenden<br />

divergence from, earlier conceptions of the<br />

relationship between nature and art. Secondly, Konsistenz von Natur und Kunst ausgegangen<br />

while today there is a widespread tendency wird. G. W. F. Hegel hat zwar auf eine gewisse<br />

to forget intellectual history through a distracted Korrespondenz zwischen natürlicher und künst­<br />

3<br />

12 13<br />

merkte, dass hinausgehen tatsächlich hineingehen<br />

war.» 4 Der berühmteste US-Naturforscher<br />

seiner Zeit betonte, wie wichtig es sei, Amerikas<br />

Naturerbe zu kennen und zu schützen. Seine<br />

tween the outside and the inside, which is mirrored<br />

in the title of the exhibition – )in(out) till tur geschärft und stellen die von den westlichen<br />

Schriften haben unsere Wahrnehmung der Na-<br />

sundown – on view at the Kunst(Zeug)Haus Gesellschaften diktierte Sichtweise auf den<br />

Rapperswil-Jona. Here he is referencing a quotation<br />

by the Scottish American writer John seits unseres eigenen Bereichs existiert. In An-<br />

Kopf, wonach das Aussen angeblich nur jen-<br />

Muir: “I only went out for a walk and finally concluded<br />

to stay out till sundown, for going out, I dann in seinem Element, wenn er im Freien<br />

lehnung an diese Denkweise ist Baselgia gerade<br />

found, was really going in.” 3 Known for being schläft, wo die Natur die Erfahrung echter Harmonie<br />

ermöglicht – als genaues Gegenteil zum<br />

the most famous naturalist in the United States<br />

in his day, Muir taught the importance of knowing<br />

and protecting America’s natural heritage. man seine Wohnung verlässt, betritt man die<br />

Komfort, den etwa ein Luxushotel bietet. «Wenn<br />

His writings have heightened our perception of Welt», so Baselgia.<br />

nature. And his way of expressing things upends<br />

the viewpoints dictated by Western society,<br />

which would like to convince us that the ex-<br />

Das Landschaftskunstwerk<br />

ternal exists solely outside our compartments. Baselgia findet seine Mitte jeden Tag in der freien<br />

Natur Graubündens. Dort wandert er regel-<br />

Extending this philosophy, Baselgia senses he is<br />

in his element when, for example, sleeping out in mässig, um einen Ausgleich zwischen Atelier,<br />

the open air, where nature offers an experience künstlerischer Arbeit und Leben zu schaffen. Es<br />

of real harmony, the very opposite of all the bedarf keines fernen Ziels, um über das zu staunen,<br />

was einen umgibt, um die Sinne zu schär-<br />

comfort a luxury hotel might provide. “When<br />

you go out of your place, you enter the world,” fen und den Wert aller Dinge zu erkennen. Als<br />

he points out.<br />

würde er einen Blick auf etwas Exotisches und<br />

Neues werfen, beobachtet Baselgia das, was<br />

sich direkt vor seinen Augen, in seiner Handfläche,<br />

unter seinen Füssen, am Himmel und in ihm<br />

The Landscape Work of Art<br />

Baselgia finds his interior every day in the outdoors<br />

of Graubünden, where he regularly hikes Herzen.<br />

selbst befindet – in seinem Kopf und seinem<br />

to maintain a balance between the studio,<br />

art-making, and life. To marvel at what exists Seine Werke sind <strong>nicht</strong> nur von der Landschaft<br />

around you or stimulate the senses and the value<br />

of the world—there’s no need for some far-<br />

und gestalten Landschaft. Von den aus Lär-<br />

inspiriert, in der er lebt, sondern sie selbst sind<br />

off destination. Like a new way of envisioning chenholz gefertigten Keilrahmen und der in einem<br />

Dorf der Region gewebten Leinwand bis<br />

exoticism, he observes what is right in front of<br />

his eyes, in the palm of his hand, under his feet, hin zur aus Pilzen gewonnenen, in der Bilderserie<br />

Coprinus Comatus (2018) Abb. 1 verwendeten<br />

up in the sky, and inside himself—in his head and<br />

heart.<br />

Tinte und einer aus Naturharz hergestellten Fir-<br />

3 John Muir, John of the Mountains, The<br />

Unpublished Journals of John Muir, Boston:<br />

Houghton Mifflin Company, 1938, p. 439.<br />

4 John Muir: John of the Mountains, The<br />

Unpublished Journals of John Muir, Boston:<br />

Houghton Mifflin Company, 1938, S. 439.<br />

40 41<br />

fig. 1: Coprinus Comatus – Circle, 2020 86 87<br />

Zeugnisse des menschlichen<br />

Eingebundenseins in ein<br />

grosses Ganzes: neue Werke<br />

von Mirko Baselgia<br />

lived on Earth. Its origins probably go back to the Permian period, when<br />

large parts of Europe were still flooded by the primordial sea. One<br />

must imagine what this means: the ginkgo outlived all its relatives and<br />

descendants, survived the drift of the continents, the formation of<br />

the mountain ranges, the coming and going of reptilian ages and many<br />

other creatures in its own life form of unique tenacity. Extreme<br />

examples of the ginkgo’s tenacity may be seen at Hiroshima, where<br />

six trees growing between one and two kilometers from the atom<br />

bomb explosion site were among the few living organisms in the area<br />

to survive and to be soon healthy again.<br />

1 “Dieses Baum’s Blatt, der von Osten / Meinem Garten anvertraut / Gibt<br />

geheimen Sinn zu kosten, / Wie’s den Wissenden erbaut. / Ist es Ein<br />

lebendig Wesen? / Da sich in sich selbst getrennt, / Sind es zwei? die<br />

sich erlesen, / Dass man sie al seines kennt. / Solche Frage zu erwidern /<br />

Fand ich wohl den rechten Sinn; / Fühlst du <strong>nicht</strong> an meinen Liedern /<br />

Dass ich Eins und doppelt bin?”<br />

2 Emanuele Coccia, La vie des plantes: Une métaphysique du mélange<br />

(Paris: Payot & Rivages, 2016), p. 76.<br />

überflutet waren. Man muss sich vor Augen führen, was das be deutet: Der<br />

Ginkgo hat mit seiner einzigartigen Zähigkeit sämtliche Ver wandte und<br />

Nachkommen überlebt, hat die Drift der Kontinente, die Herausbildung der<br />

Gebirge, das Kommen und Gehen der Reptilienzeitalter und vieler anderer<br />

Lebewesen überdauert. Beispiele für diese extreme Zähigkeit des<br />

Ginkgos sind die sechs Bäume in Hiroshima, die ein bis zwei Kilometer von<br />

der Atombombenexplosion entfernt wuchsen und zu den wenigen Lebewesen<br />

gehören, die überlebten und nach kurzer Zeit wieder gesund waren.<br />

1 Das Gedicht lautet: «Dieses Baums Blatt, der von Osten / Meinem<br />

Garten anvertraut, / Giebt geheimen Sinn zu kosten, / Wie’s den<br />

Wissenden erbaut. / Ist es Ein lebendig Wesen / Das sich in sich selbst<br />

getrennt, / Sind es zwey die sich erlesen, / Dass man sie als eines kennt.<br />

/ Solche Frage zu erwidern / Fand ich wohl den rechten Sinn; / Fühlst du<br />

<strong>nicht</strong> an meinen Liedern / Dass ich Eins und doppelt bin?» (Teil eines<br />

Briefes von Goethe an Marianne von Willemer am 27. September 1815;<br />

Quelle: https://www.goethe- museum.de/de/gedicht-ginkgo-biloba,<br />

Datum des Aufrufens der Webseite: 25.08.<strong>2021</strong>)<br />

2 Emanuele Coccia: Die Wurzeln der Welt. Eine Philosophie der Pflanzen,<br />

München: Hanser, 2018.<br />

90 91<br />

94 95


Herausgegeben von Céline Gaillard<br />

und Simone Kobler<br />

Mit Beiträgen von Luke Fischer,<br />

Laura Giudici, Karine Tissot<br />

In Zusammenarbeit mit dem<br />

Kunst(Zeug)Haus Rapperswil-Jona<br />

Gestaltet von Bruno Margreth<br />

Broschur<br />

ca. 160 Seiten, 60 farbige<br />

Abbildungen<br />

17 × 21 cm<br />

978-3-03942-066-7<br />

Deutsch / Englisch<br />

ca. sFr. 35.– | € 29.–<br />

Erscheint im November <strong>2021</strong><br />

ISBN 978-3-03942-066-7<br />

Mirko Baselgia zählt zu den am<br />

meisten beachteten jüngeren<br />

Protagonisten der Schweizer Gegenwartskunst<br />

Das Buch bietet eine Momentaufnahme<br />

von Mirko Baselgias<br />

aktuellem Schaffen<br />

Präsentiert neue bislang <strong>noch</strong><br />

<strong>nicht</strong> publizierte Werke des Künstlers<br />

9 783039 420667<br />

Studio Mirko Baselgia<br />

)in(out) till sundown<br />

Der Schweizer Künstler Mirko Baselgia, geboren 1982, hat sich in den ersten zehn<br />

Jahren seiner Laufbahn bereits international einen Namen gemacht. Baselgia arbeitet<br />

in und aus dem Kontext, in dem er lebt, und mit den Produktionsbedingungen, die<br />

ihm zur Verfügung stehen. Seine Werke wirken leise und beseelt, zurückhaltend und<br />

unendlich. Sie laden dazu ein, innezuhalten und unseren Platz im System Erde zu ergründen.<br />

Mit lokalen, natürlichen und rezyklierten Materialien werden philosophische<br />

und wissenschaftliche Fragen widergespiegelt.<br />

Dieses Buch bietet eine Momentaufnahme von Mirko Baselgias aktuellem Schaffen<br />

und erscheint anlässlich einer Ausstellung im Kunst(Zeug)Haus Rapperswil-Jona im<br />

<strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong>. Der Untertitel )in(out) till sundown bezieht sich auf ein Zitat des schottisch-amerikanischen<br />

Schriftstellers John Muir (1838–1914): «I only went out for a walk,<br />

and finally concluded to stay out till sundown, for going out, I found, was really going<br />

in.» Baselgias Werke regen dazu an, die Bedeutung von Innen und Aussen, die Grenzen,<br />

die uns von unserer Umgebung trennen, aber auch ihre Durchlässigkeit zu reflektieren.<br />

Céline Gaillard und Simone Kobler sind seit 2019 Co-Direktorinnen<br />

des Kunst(Zeug)Haus Rapperswil-Jona. Davor war Céline Gaillard als<br />

wissenschaftliche Mitarbeiterin und ab 2018 als Sammlungskuratorin<br />

am Kunstmuseum St. Gallen tätig, Simone Kobler war 2015–2019 Ausstellungskuratorin<br />

am Vögele Kultur Zentrum in Pfäffikon SZ.<br />

<strong>Scheidegger</strong> & <strong>Spiess</strong><br />

<strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong> 17


[...] Von einer Brücke aus kann man einen<br />

[...] Der Rhein erstreckt sich über 1230 Kilo -<br />

[...] Die Beschaffenheit des Baugrunds am<br />

[...] Um die Pfeiler und deren Fundamente<br />

weiten Blick geniessen. Von der Mitte des<br />

meter von der Quel<br />

Brückenstandort war beim Projektstart <strong>nicht</strong><br />

zu bauen, mussten wir den Rhein aber<br />

Rheines bis nach Rotterdam blicken. [...]<br />

le im Schweizer Kanton<br />

im Detail bekannt. [...]<br />

aus sei nem normalen Lauf drängen und<br />

Graubünden Niederlanden. bis zur Mündung Nur ein sehr in die kleiner Nordsee Teil<br />

in die Mitte des Bettes umlenken. [...]<br />

in des den Rheins – nämlich 25 Kilometer – fliesst<br />

entlang der Westseite Liechtensteins. [...]<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Horizontalschnitt Pfeiler, Massstab 1:150.<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Ansicht Pfeiler Seite Vaduz quer, Massstab 1:150.<br />

Ansicht Pfeiler Seite Vaduz längs, Massstab<br />

40<br />

Aspekte der Detailplanung /Jürg Conzett<br />

Zehn Jahre Verein Agglomeration Werdenberg-Liechtenstein<br />

René Lenherr-Fend Geschäftsstelle Agglomeration Werdenberg-Liechtenstein<br />

Crudo – zwischen Einfachheit und Raffinesse<br />

Jürg Conzett Conzett Bronzini Partner AG, Chur<br />

Erster Austausch und Workshop<br />

Die ersten Gespräche zur Bildung des Vereins Agglomeration<br />

Werdenberg-Liechtenstein fanden im Jahr 2007 statt.<br />

Seinerzeit beschloss die Regionalplanung Werdenberg,<br />

viduellen Langsamverkehr, die Behebung der Schwachstellen<br />

im Strassenverkehr sowie die Abstimmung der<br />

verkehrsintensiven Anlagen.<br />

vertreten durch die Gemeindepräsidenten von Sennwald,<br />

Die Agglomerationsprogramme der Schweiz<br />

Gams, Grabs, Buchs, Sevelen und Wartau, zusammen mit<br />

dem Amt für Raumentwicklung des Kantons St. Gallen ein<br />

Auf Initiative des Schweizer Bundes wurden im Jahr 2002<br />

Agglomerationsprogramm mit dem Fokus «Siedlung und<br />

Agglomerationsprogramme ins Leben gerufen, welche die<br />

Verkehr» zu entwickeln.<br />

Koordination bereichsübergreifender Themen ermöglichen<br />

sollten. 2004 startete der Bund mit der Programmfokus -<br />

Zeitgleich lancierte das Fürstentum Liechtenstein ein Pro-<br />

sierung auf «Verkehr und Siedlung» und stellte eine finan -<br />

jekt zur Positionierung der Gemeinden und gab die Erar-<br />

zielle Beteiligung von 30 bis 50 Prozent an Infrastruktur-<br />

beitung eines Mobilitätskonzepts in Auftrag. Ziele und Vor -<br />

projekten in Aussicht. Über 40 Agglomerationen bewarben<br />

gehensweise der Verantwortlichen beidseits des Rheins<br />

sich um diese Bundesmittel, die in mehreren Etappen –<br />

waren sehr ähnlich. Im Grenzraum Werdenberg-Liechten-<br />

sogenannten Generationen – vergeben werden würden.<br />

stein stellten die wachsenden Pendlerströme den boomen -<br />

den Arbeitsplatzstandort Liechtenstein zunehmend vor<br />

Verkehrsprobleme. Da vielseitige Verflechtungen im funktionalen<br />

Raum bereits seit Jahrzehnten bestanden, dräng -<br />

te sich eine gemeinsame Entwicklung realistischer Ge -<br />

samt verkehrs- und Siedlungskonzepte auf. Im Jahr 2007<br />

fand zunächst ein Workshop mit Beteiligung aller Werdenberger<br />

und Liechtensteiner Gemeinden statt. Ziel war es,<br />

die Ideen und Vorstellungen über die zukünftige Entwicklung<br />

beider Seiten einander näher zu bringen und koordi-<br />

Die erste Etappe / Generation startete im Jahr 2011, die<br />

nächsten sollten jeweils in Vierjahresschritten folgen.<br />

Initiierung eines Trägervereins<br />

Ende 2008 fand in Sevelen ein Treffen zwischen dem Kanton<br />

St. Gallen und dem Fürstentum Liechtenstein zu die -<br />

sem Thema statt. Die Regierungsräte Willi Haag und Hugo<br />

Quaderer diskutierten zusammen mit den Werdenberger<br />

nationsfähig zu machen.<br />

Ende 2007 meldeten die Verantwortlichen das Agglomerationsprogramm<br />

Werdenberg-Liechtenstein beim Schwei -<br />

zer Bund an. Fortan arbeiteten verschiedene Gremien in -<br />

ten siv und grenzübergreifend an der Ausarbeitung der<br />

Eingabe. Schwerpunkte des Programms bildeten die optimierte<br />

Vernetzung des öffentlichen Verkehrs mit dem indi-<br />

Gemeindepräsidenten und den Liechtensteiner Vorstehern<br />

die erarbeiteten Entwicklungsstrategien des Agglomerationsprogramms<br />

Werdenberg-Liechtenstein und des Mobi -<br />

litätskonzepts Liechtenstein, ausgedehnt auf die gesamte<br />

Region Werdenberg und das Fürstentum Liechtenstein.<br />

2009 bekräftigten alle Beteiligten das Interesse, gemeinsam<br />

am Agglomerationsprogramm mitzuwir ken und zu<br />

diesem Zweck einen Trägerverein zu initiieren.<br />

Crudo lautete das Kennwort des<br />

Siegerprojekts im öffentlich a<br />

bewerb um die Langsamverkeh<br />

Crudo stand sowohl für etwas Ro<br />

fachheit und Raffinesse, für Direk<br />

für einen Bezug zur rauen Alpe<br />

schrieb die Ansprüche dieses<br />

konzise.<br />

wu<br />

Der tionelle Entwurf Vorgaben der Rheinbrücke<br />

bestimmt:<br />

– Die Brücke sollte den Fluss als<br />

queren.<br />

Ansicht von Süden (die Ansicht<br />

– Die Brücke sollte als stählerner<br />

von Norden ist identisch)<br />

gendem Gehweg konstruiert se<br />

Die Gründe für einen Balken aus<br />

nächst die Breite des Flusses u<br />

Rhein ist an der Brückenstelle ci<br />

ununterbrochene grosse Spannw<br />

Flussbett wäre wirtschaftlich sinn<br />

gebrücke möglich gewesen. Dab<br />

dem Damm stehen und die Rück<br />

terland geführt werden müssen.<br />

gebrücke war das Geländeprofil m<br />

men <strong>nicht</strong> geeignet.<br />

Details<br />

Längsschnitt<br />

Damit waren Eingriffe im Fluss<br />

Pfeilern erscheinen Spannweiten<br />

für einen Durchlaufträger statisc<br />

Mittelfeld über den Pfeilern beid<br />

elastisch eingespannt, während d<br />

chen Auflager nur einseitig in d<br />

sind. So kann die mittlere Spann<br />

Durchlaufträgers grösser als die<br />

Grundriss<br />

Grenzraum Werdenberg-Liechtenstein. Blick ins Rheintal Richtung Süden.<br />

14<br />

26<br />

Crudo – zwischen Einfachheit und Raffine<br />

Betonieren der Pfeiler mit Pumpbeton.<br />

Ein neuer<br />

Übergang<br />

über den<br />

Alpenrhein<br />

Aushub und Pfahlarbeiten der Widerlager (oben). Schalen, Bewehren und Betonieren der Widerlager.<br />

Die Arbeit der Baumeister / Arnold Frick 53<br />

Über den Rhein pendeln<br />

Georg Sele Vorstandsmitglied VCL Verkehrs-Club des Fürstentums Liechtenstein<br />

Hochwasserschutz<br />

Kurt Köppel Rheinunternehme<br />

Elmar Ritter Amt für Bevölker<br />

Die engen Beziehungen zwischen der Region Werdenberg<br />

und dem Land Liechtenstein und die verhältnismässig kurzen<br />

grenzüberschreitenden Wege gerade zwischen Buchs,<br />

Schaan und Vaduz sprechen für ein Überdenken der Verkehrsmittelwahl<br />

und bieten ein Umsteigen auf das Fahrrad<br />

für Alltagswege, insbesondere für Arbeitswege, an. Das<br />

wurde auch im Agglomerationsprogramm Werdenberg-<br />

Liechtenstein erkannt.<br />

Dank der guten Zusammenarbeit der Stadt Buchs und der<br />

Gemeinde Vaduz sowie des Kantons St. Gallen und des<br />

Landes Liechtenstein konnte mit der neuen Rheinbrücke<br />

eine wichtige Lücke des Velonetzes geschlossen werden.<br />

Auch dank der finanziellen Unterstützung durch den Bund.<br />

Die neue Brücke ist <strong>nicht</strong> nur ein schönes Bauwerk; sie<br />

wurde von den Radfahrerinnen und Radfahrern von An<br />

im ersten Monat mit -<br />

fang an auch gut angenommen. Schon<br />

vollständiger Zählung (Juli 2019) wurden etwa 11 000 Rad<br />

-<br />

fahrende registriert.<br />

Im Dezember, dem Monat mit den geringsten Radler-Zahlen,<br />

waren es immer <strong>noch</strong> 3000 Radfahrerinnen und Radfahrer.<br />

Der Höhepunkt wurde mit knapp 15 000 radfahrenden<br />

Personen pro Monat im April 2020 erreicht.<br />

An Werktagen queren im Sommer etwa 400 Radfahrerinnen<br />

sind und es etwa Radfahrer 100. Gut pro die Tag Hälfte die Brücke; davon sind im tie Menschen auf<br />

fsten Winter<br />

dem Weg zur Arbeit.<br />

Aus Sicht des Radverkehrs entspricht die neue Langsamverkehrsbrücke<br />

also einem Bedürfnis. Sie wurde am<br />

richtigen Ort erstellt und eröffnet ein grosses Potential<br />

für mehr Alltagswege und vor allem Arbeitswege mit dem<br />

Velo.<br />

Das Rheinunternehmen, eine öff<br />

des Kantons St. Gallen, sowie die<br />

Amtes für Bevölkerungsschutz s<br />

tons- beziehungsweise Landes<br />

und Unterhalt der Rheindämme<br />

für den Hochwasserschutz vera<br />

Als Vertreter der Grundeigentüm<br />

den Hochwasserschutz wurden<br />

Phase in das Projekt Langsam<br />

Vaduz eingebunden. Be<br />

reits be<br />

mit den Bauherren, dem Stahlb<br />

gesamten Planerstab war klar, b<br />

cke wird es sich <strong>nicht</strong> um ein all<br />

Da wir schon in einer frühen Pla<br />

Buchs, lich über der ihr Ge meinde Bauvorhaben Vaduz und info<br />

wesentliche Abklärungen im Vo<br />

die wasserbaulichen Herausfor<br />

hang mit dem Bauen im Rhein<br />

Im grössten Gebirgsfluss Euro<br />

arbeiten, kann aufgrund der inn<br />

den massiv ansteigenden Hochw<br />

ligten eine grosse Herausforder<br />

ren Bauablauf gewährleisten zu<br />

Ausarbeitung des Sicherheits- u<br />

schiedenste Gefahren beziehung<br />

durchgespielt werden.<br />

Das grösste Anliegen des Rh<br />

des Amts für Bevölkerungsschu<br />

phase die Sicherheit bei einem ind<br />

100 chen Pro Punkt diskutierten wir mit<br />

zent gewährleistet se<br />

Das Hochwasser erreicht die Höhe des Vor<br />

Über den Rhein pendeln / Georg Sele 83<br />

Hochwasserschutz / Kurt Köppel / Elma


Herausgegeben von der Stadt<br />

Buchs und der Gemeinde Vaduz<br />

Mit Beiträgen von Mathias Ospelt,<br />

Jürg Conzett, Marc Mächler,<br />

Daniel Risch, Daniel Gut und<br />

Manfred Bischof, René Lenherr-<br />

Fend, Karlheinz Konrad, Rafael<br />

Wyrsch, Kurt Köppel und Elmar<br />

Ritter, Arnold Frick, Uwe Bremen,<br />

Georg Sele, Ewald Ospelt<br />

Gestaltet von Silvia Ruppen<br />

Dokumentiert in Wort und Bild<br />

die neue Langsamverkehrsbrücke<br />

im Rheintal zwischen der Schweiz<br />

und Liechtenstein<br />

Reich illustriert mit Fotos und<br />

Plänen und mit detaillierten technischen<br />

Angaben zum Bauwerk<br />

Konstruktion und Gestalt der<br />

Brücke wurden vom bedeutenden<br />

Schweizer Ingenieur Conzett massgeblich<br />

geprägt<br />

Gebunden<br />

92 Seiten, 108 farbige und<br />

9 sw Abbildungen<br />

21 × 23 cm<br />

978-3-03942-062-9 Deutsch<br />

sFr. 39.– | € 38.–<br />

Erscheint im Oktober <strong>2021</strong><br />

ISBN 978-3-03942-062-9<br />

9 783039 420629<br />

Die Langsamverkehrsbrücke Buchs–Vaduz<br />

Ein gemeinschaftliches Bauwerk der Stadt Buchs und der Gemeinde<br />

Vaduz von Conzett Bronzini Partner und dsp Ingenieure<br />

Seit Menschen Brücken bauen, stehen diese für Kommunikation und Vernetzung. Sie<br />

waren und sind ein ganz wesentliches Bindeglied zwischen Regionen, Ländern und<br />

Nationen, sie ermöglichen Handel, kulturellen Austausch und Begegnungen zwischen<br />

den Menschen. Ganz gleich, ob es sich um Auto-, Eisenbahn-, Fussgänger-, Radfahrer-<br />

oder Tierwechselbrücken handelt – der wesentliche Charakter einer Brücke ist das<br />

verbindende Moment.<br />

Dieses Buch porträtiert die Langsamverkehrsbrücke Buchs–Vaduz, deren Konstruktion<br />

und Gestalt vom bedeutenden Schweizer Ingenieur Jürg Conzett massgeblich geprägt<br />

wurde, in allen Facetten der Entstehung und Zielsetzung. Es beschreibt den Bau<br />

beginnend mit einem Wettbewerb bis hin zur Einweihungsfeier, zeigt die technischen<br />

Rahmenbedingungen auf und wirft ein Licht auf die Leistungen zahlreicher Personen,<br />

die zum glücklichen Gelingen des Bauwerks beigetragen haben.<br />

<strong>Scheidegger</strong> & <strong>Spiess</strong><br />

<strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong> 19


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Stand September <strong>2021</strong><br />

Die angegebenen Franken-Preise sind unverbindliche<br />

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bleiben Änderungen und Irrtum vorbehalten.<br />

Umschlagbild:<br />

Lill Tschudi, Telephonmonteure, 1932. Linolschnitt,<br />

dreifarbig. Graphische Sammlung ETH Zürich.<br />

Aus dem Buch Lill Tschudi. Die Faszination des<br />

modernen Linolschnitts 1930–1950 (siehe Seiten 8/9).<br />

Max Bill Global<br />

Ein Künstler als Brückenbauer<br />

Herausgegeben von Fabienne Eggelhöfer und Nina Zimmer<br />

In Zusammenarbeit mit dem Zentrum Paul Klee, Bern<br />

Broschur<br />

256 Seiten, 153 farbige und 37 sw Abbildungen<br />

22 × 28 cm<br />

978-3-85881-697-9 Deutsch<br />

978-3-85881-877-5 Englisch<br />

sFr. 49.– | € 48.–<br />

ISBN 978-3-85881-697-9<br />

Deutsch<br />

ISBN 978-3-85881-877-5<br />

Englisch<br />

9 783858 816979<br />

9 783858 818775<br />

Max Bill (1908–1994) war ein Universaltalent und ist bis heute<br />

eine Schlüsselfigur der europäischen Moderne. Dieses Buch<br />

rückt Bill erstmals als international gesellschaftlich und politisch<br />

aktiven Künstler in den Fokus. Reich illustriert macht<br />

es das von ihm geknüpfte weltumspannende Netzwerk von<br />

befreundeten Künstlerinnen und Künstlern und politischgesellschaftlichen<br />

Mitstreitern sichtbar.<br />

Das Buch erscheint anlässlich der gleichnamigen Ausstellung<br />

im Zentrum Paul Klee, Bern (bis 9. Januar 2022).

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