Qualitative Ergänzungsstudien zur Weiterentwick - PädQUIS Projekt ...
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Im Gebäude des Familienzentrums befinden sich auch therapeutische Praxen. Wegen dieser räumlichen Nähe<br />
stehen unterschiedliche Therapieangebote fast ständig <strong>zur</strong> Verfügung. Die Serviceleistung – die Kinder werden<br />
während des laufenden Kindergartenbetriebs in die therapeutischen Praxen gebracht und abgeholt – ist für die<br />
Eltern sehr komfortabel. Der unkomplizierte Umgang mit den Therapien zeitigt, weil er in der gewohnten Umge-<br />
bung stattfindet, große Erfolge. Die hier therapierten Kinder lernen, im Gegensatz zu anderen, schneller und<br />
mehr. Ein weiterer Effekt liegt in der größeren Akzeptanz für Therapieangebote generell. Eltern finden es mittler-<br />
weile selbstverständlich, Therapieleistungen für ihre Kinder in Anspruch zu nehmen.<br />
Eine längerfristige und regelmäßige Zusammenarbeit mit Kinderärzten scheitert nahezu überall. Kaum<br />
ein Arzt ist bereit und in der Lage, zusätzliche Arbeiten für eine solche Kooperation zu übernehmen.<br />
Die wenigsten Ärzte lassen sich in Gesprächskreise (bspw. Frühwarnsysteme) einbeziehen. Als Handicap<br />
erweisen sich auch die teilweise sehr traditionellen Diagnoseverfahren – der Blick ist ausschließlich<br />
auf körperliche Leiden gerichtet –, die den Bemühungen der Familienzentren, Verhaltensauffälligkeiten<br />
bei Kindern frühzeitig zu erkennen und zu therapieren, entgegenstehen.<br />
3.1.8 Fazit<br />
Beratungsangebote können als das Herzstück der neuen Angebotsstruktur von Familienzentren angesehen<br />
werden. Sie sind als offene, überwiegend von Erziehungsberatungsstellen angebotene<br />
Sprechstunden meist monatlich in den Einrichtungen zu finden und treffen dort auf viel Nachfrage. Die<br />
Eltern begegnen den Beratungen – nach anfänglicher Skepsis – mittlerweile mit großer Offenheit, so<br />
dass mancherorts mittlerweile die Beratungszeiten knapp werden. In vielen Fällen kann durch die<br />
Beratung schnell und unbürokratisch geholfen werden, die Einrichtungen berichten von einer Vielzahl<br />
positiver Beispiele.<br />
Die Beziehungen zwischen den Teams und den Berater/inne/n haben sich gefestigt: Die Beratung<br />
kommt auf kollegialer Ebene auch den Teams zu Gute, die damit, nach eigenem Bekunden, ihre<br />
Fachkompetenz im Umgang mit verhaltensauffälligen Kindern deutlich erweitern konnten und für den<br />
Umgang mit speziellen Problemlagen der Familien nun stärker sensibilisiert sind.<br />
Im Hinblick auf die Diskussion um Ressourcenengpässe bei den Beratungsstellen sehen die Familienzentren<br />
nicht nur künftige, sondern zunehmend auch die etablierten Beratungsangebote in Gefahr.<br />
Einige Familienzentren sind deshalb dazu übergegangen, sich die Beratungsleistung selbst einzukaufen,<br />
in anderen Fällen haben die Kommunen sich dieser Situation mit teilweise weit reichenden Steuerungsprogrammen<br />
angenommen. Die Integration von Gesundheitsangeboten in den Einrichtungen ist<br />
– trotz Gütesiegelanforderung – nach wie vor umstritten. Immer wieder raten Träger ihren Einrichtungen<br />
wegen fehlender Abstimmungen mit den therapeutischen Fachverbänden davon ab, Therapeuten<br />
direkt in der Einrichtung tätig werden zu lassen. Es gibt aber auch Beispiel-Familienzentren, die, von<br />
diesen Unklarheiten unbenommen, Therapeuten erfolgreich und zum Nutzen von Eltern und Kindern<br />
in ihre Angebote integrieren.<br />
3.2 Bildungsangebote<br />
Nur wenige Teilbereiche aus dem im Gütesiegel angesprochenen Leistungsspektrum haben in den<br />
ersten Jahren bei den Piloteinrichtungen eine solch rasante quantitative Entwicklung zu verzeichnen<br />
wie das Thema „Familienbildung und Erziehungspartnerschaft“. Alle von uns befragten Familienzentren<br />
sind hinsichtlich der Entwicklung neuer Bildungsangebote für Familien nahezu euphorisch in das<br />
Pilotjahr gestartet und wurden dabei von einer Vielzahl von Kooperationspartnern unterstützt. Im Laufe<br />
der vergangenen zwei Jahre wurde in den Familienzentren eine Reihe neuer Bildungsangebote<br />
aufgelegt. Thematisch bemühten sich die Einrichtungen darum, die Wünsche der Eltern weitgehend<br />
zu berücksichtigen, was meist per Abfrage geschah. Die so ermittelten Themen wurden anschließend<br />
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