Chorleiter(in) - Amt für Kirchenmusik - Startseite
Chorleiter(in) - Amt für Kirchenmusik - Startseite
Chorleiter(in) - Amt für Kirchenmusik - Startseite
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Rezensionen<br />
50<br />
150 Jahre wissenschaftliche Editionsgeschichte<br />
(1856 erschien die h-moll-Messe <strong>in</strong> der alten Bach-<br />
Gesamtausgabe) und endlich e<strong>in</strong> Notentext, der so<br />
weit es auch immer möglich ist, wirklich auf Johann<br />
Sebastian Bachs „Fassung letzter Hand“ zurückgeht!<br />
Joshua Rifk<strong>in</strong> versucht <strong>in</strong> der „Breitkopf Urtext“-Neuausgabe,<br />
mit se<strong>in</strong>en stupenden Kenntnissen aus<br />
allen relevanten Quellen Rückschlüsse auf den Urzustand<br />
des Autographs zu ziehen, wie J. S. Bach es der<br />
Nachwelt h<strong>in</strong>terlassen hat. Dies bedeutet e<strong>in</strong>erseits<br />
erstmals e<strong>in</strong>e klare Abgrenzung der Kyrie- und Gloria-<br />
Sätze von der früheren Missa von 1733. Andererseits<br />
stand Rifk<strong>in</strong> vor allem im Credo-Satz, dem „Symbolum<br />
Nicenum“, vor der heiklen Aufgabe, den Lack<br />
Carl Philipp Emanuels förmlich abzukratzen bzw.<br />
dessen Änderungen noch weitaus stärker rückgängig<br />
zu machen, als dies Friedrich Smend 1954 <strong>in</strong> der Neuen<br />
Bach-Ausgabe und auch späteren Editionen<br />
gelungen ist. Über den Notentext h<strong>in</strong>aus besticht die<br />
Neuausgabe auch durch den ausführlichen Kommentar.<br />
Rifk<strong>in</strong> geht <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Text auf die Entstehungsgeschichte<br />
und Überlieferung des Werks e<strong>in</strong>.<br />
Se<strong>in</strong>e Ausführungen zur Aufführungspraxis und<br />
besonders zu Besetzungsfragen s<strong>in</strong>d außerordentlich<br />
lesenswert.<br />
Neben Rifk<strong>in</strong> trägt mit Alfred Dürr e<strong>in</strong> zweiter Bach-<br />
Experte von hohem Rang zu dieser Neuausgabe bei.<br />
Dürrs Klavierauszug und Orgelstimme zeichnen sich<br />
durch Texttreue und gute Spielbarkeit aus. Das komplett<br />
käufliche Aufführungsmaterial wird schließlich<br />
durch die Chorpartitur s<strong>in</strong>nvoll ergänzt. Mit dieser<br />
von der Fachwelt sehnlich erwarteten Neuausgabe ist<br />
dieses bedeutende Werke endlich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er wahren<br />
Textgestalt <strong>für</strong> die Praxis zugänglich.<br />
Mendelssohns Chorpsalmen<br />
Felix Mendelssohn Bartholdy: Psalmen op. 78. Hrsg.<br />
von John Michael Cooper. Bärenreiter-Verlag 2006.<br />
BA 8941. € 16,95 / SFr 33,90. E<strong>in</strong>zelausgaben ohne<br />
E<strong>in</strong>leitung und kritischen Bericht erhältlich <strong>für</strong> je<br />
€ 2,50 / SFr 5,–.<br />
Felix Mendelssohns achtstimmige Psalmmotetten,<br />
1843/44 <strong>für</strong> den Berl<strong>in</strong>er Domchor komponiert,<br />
haben sich aufgrund dramatischer Ausdruckskraft<br />
und Emo tionalität längst e<strong>in</strong>en sicheren Platz im<br />
Chorwesen erobert. Über Psalm 22 schrieb Mendelssohn,<br />
dass er „deklamatorisch ... gehalten werde, so<br />
dass der S<strong>in</strong>n der Worte den Zuhörern verständlich<br />
werde”. Quälende Dissonanzen deuten das Verlassense<strong>in</strong><br />
an. In „Sende de<strong>in</strong> Licht” (Psalm 43) dom<strong>in</strong>iert<br />
ergreifende Schönheit. In Psalm 2 weist Mendelssohn<br />
den Heiden e<strong>in</strong> modulationsreiches Moll<br />
zu, während er die sich auf Christus beziehenden Teile<br />
<strong>in</strong> Dur taucht.<br />
Erst 1849 kam es zu e<strong>in</strong>er posthumen Veröffentlichung,<br />
weitere 150 Jahre dauerte es bis zu e<strong>in</strong>er kritischen<br />
Edition.<br />
Die Neuausgabe gibt erstmals mit dem deutschen<br />
<strong>Kirchenmusik</strong>alische Mitteilungen März 2007<br />
Texte auch den übersetzen Text der englischen Erstausgabe<br />
von 1849 wider. Ebenfalls neu ist der<br />
Abdruck der Frühfassungen <strong>in</strong> den Hauptteil, denn<br />
die späteren Fassungen s<strong>in</strong>d nicht als endgültig zu<br />
verstehen, sondern stellen gleichberechtigte Alternativen<br />
dar. E<strong>in</strong> kritischer Bericht schließt die Ausgabe<br />
ab.<br />
Weltliche Bach-Kantaten<br />
Johann Sebastian Bach: Schweigt stille, plaudert<br />
nicht „Kaffee-Kantate” BWV 211. Hrsg. von Werner<br />
Neumann. Bärenreiter Urtext. Bärenreiter-Verlag<br />
2006. Klavierauszug BA 10211a € 7,– / SFr 14,–, Studienpartitur<br />
(TP 1211) € 14,95 / SFr 29,90, Streicher<br />
je € 3,50 / SFr 7,–, Flöte € 3,– / SFr 6,–, Cembalo €<br />
6,– / SFr 12,–<br />
Johann Sebastian Bach: Mer hahn en neue Oberkeet<br />
„Bauern-Kantate” BWV 212. Hrsg. von Werner<br />
Neumann. Bärenreiter Urtext. Bärenreiter-Verlag<br />
2006. Klavierauszug. BA 10212a. € 8,– / SFr 16,–,<br />
Studienpartitur € 14,95 / SFr 29,90, Streicher je €<br />
4,50 / SFr 9,–, Harmonie kpl. € 5,– / SFr 10,–, Cembalo<br />
€ 10,– / SFr 20,–.<br />
Die Kaffee-Kantate „Schweigt stille, plaudert<br />
nicht” und die Bauern-Kantate „Mer hahn en neue<br />
Oberkeet” – beide auf Texte von Picander – gehören<br />
zu den bekanntesten und meistaufgeführten weltlichen<br />
Kantaten Johann Sebastian Bachs. Die um<br />
1733 datierte „Kaffee-Kantate” thematisiert auf<br />
humorvolle Weise den Stellenwert des damaligen<br />
Modegetränks. So heißt es <strong>in</strong> den Sopran-Arie „Ei!<br />
wie schmeckt der Coffee süße, lieblicher als tausend<br />
Küsse, milder als Muskatenwe<strong>in</strong>”. Die 1742 entstandene<br />
„Bauern-Kantate”, die späteste datierbare Kantate<br />
Bachs, ist e<strong>in</strong>e volkstümlich-fröhliche Malerei<br />
mit musikalischen Mitteln. Anlass der Komposition<br />
war e<strong>in</strong>e Huldigung an Picanders Vorgesetzten Carl<br />
He<strong>in</strong>rich von Dieskau, der 1742 die Güter der Familie<br />
geerbt hatte. Beide Kantaten zeigen am Beispiel<br />
ungewöhnlicher Stoffe sowohl durch ihre formale<br />
Anlage als auch durch ihre musikalische Umsetzung<br />
die Meisterschaft Bachs. Sie ersche<strong>in</strong>en hier auf der<br />
Grundlage der „Neuen Bach-Ausgabe” <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelausgaben<br />
mit übersichtlichen und gut spielbaren Klavierauszügen<br />
von Andreas Köhs vorgelegt.<br />
Telemann an Weihnachten<br />
Georg Philipp Telemann: Harmonischer Gottesdienst.<br />
Kantaten aus dem Weihnachtsfestkreis.<br />
Hrsg. von Gustav Fock und Ute Poetzsch. Bären reiter<br />
Urtext. Bärenreiter-Verlag 2006. Hohe Stimme (BA<br />
5891) € 29,95 / SFr 59,90. Mittlere Stimme (BA 5894)<br />
€ 29,95 / SFr 59,90.<br />
Als Telemann 1725/26 <strong>in</strong> Hamburg den „Harmonischen<br />
Gottesdienst”, se<strong>in</strong>en ersten gedruckten Kantatenjahrgang,<br />
herausgab, war er bereits e<strong>in</strong>er der<br />
bedeutendsten Kantatenkomponisten se<strong>in</strong>er Zeit.