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Green Tech Magazine | November 2021 | Klimaneutrales Unternehmen

Das neue Green Tech Magazin im November zeigt auf, dass Klimaschutz und Wirtschaftswachstum im Green Tech Valley Hand in Hand gehen.

Das neue Green Tech Magazin im November zeigt auf, dass Klimaschutz und Wirtschaftswachstum im Green Tech Valley Hand in Hand gehen.

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GREEN TECH 3<br />

„<strong>Green</strong> <strong>Tech</strong> boomt:<br />

Grüne Transformation schafft Jobs“<br />

Die ehemalige EU-Kommissarin für Klimaschutz<br />

Connie Hedegaard im Experten-Talk.<br />

Fotocredit: Connie Hedegaard<br />

Dass die Umwelttechnikbranche trotz Krise<br />

weiterhin stabil ist und auch wächst, das<br />

beweisen die <strong>Green</strong>-<strong>Tech</strong>-<strong>Unternehmen</strong> im<br />

Süden Österreichs. Der Arbeitsmarkt auf<br />

dem <strong>Green</strong>-<strong>Tech</strong>-Sektor boomt. Die ehemalige<br />

EU-Kommissarin für Klimaschutz<br />

Connie Hedegaard, die sich auch heute noch<br />

im Vorstand der European Climate Foundation<br />

für den grünen Wandel einsetzt, weiß<br />

um das Potenzial der Branche Bescheid. Sie<br />

sieht die Chancen für ArbeitnehmerInnen in<br />

der grünen Transformation. Ihre Amtszeit<br />

als Klima-Kommissarin begann 2010 in stürmischen<br />

Zeiten, mitten in einer ausgewachsenen<br />

Wirtschaftskrise. Damals war Klimaschutz<br />

nicht das Hauptthema auf der politischen<br />

Agenda.<br />

Frau Hedegaard, wie haben Sie zur damaligen<br />

Zeit Ihre Kommissionskollegen von der<br />

Dringlichkeit der Energiewende überzeugen<br />

können?<br />

Connie Hedegaard: Wir sind in Folge der<br />

Wirtschaftskrise 26 Millionen arbeitslosen<br />

EuropäerInnen gegenübergestanden. Wir<br />

brauchten also Wachstum in Bereichen, die<br />

auch Arbeitsplätze schafften. Der Umweltsektor<br />

bietet enormes Potenzial für den Arbeitsmarkt,<br />

also mussten wir sicherstellen,<br />

dass Europa dieses auch voll ausschöpft. Mit<br />

dieser Argumentationslinie war es möglich,<br />

Klimamaßnahmen im EU-Budget zu verankern.<br />

Zum ersten Mal in der Geschichte der<br />

EU ist es gelungen, 20 Prozent des gesamten<br />

Budgets gezielt für den Kampf gegen<br />

den Klimawandel einzusetzen. In einer Zeit,<br />

in der niemand sonst dem Thema Beachtung<br />

schenkte, hat die EU die Diskussion am<br />

Leben erhalten.<br />

Heute sitzen Sie im Aufsichtsrat der European<br />

Climate Foundation. Was sind Ihre<br />

Prioritäten?<br />

Nachdem die Frage des Klimawandels heute<br />

allgemein als Faktum akzeptiert wird,<br />

kommt der wirklich schwierige Teil: Wir<br />

müssen die Umsetzung der Maßnahmen<br />

beschleunigen. <strong>Unternehmen</strong> spielen dabei<br />

eine wichtige Rolle, indem sie neue <strong>Tech</strong>nologien<br />

vorantreiben. VW und andere Autohersteller<br />

zum Beispiel haben damit begonnen,<br />

ihr Geschäftsmodell auf Elektromobilität<br />

umzustellen. Sie werden dabei auch<br />

von EU-Vorschriften angetrieben, mit dem<br />

Effekt, dass heute schon ernstzunehmende<br />

Stimmen von einem Aus des Verbrennungsmotors<br />

im Jahr 2035 sprechen. Vor fünf<br />

Jahren hätte man so einen Vorschlag noch<br />

ausgelacht. Aber heute lässt sich anschaulich<br />

zeigen, dass die grüne Transformation<br />

machbar ist – ohne dass Menschen dabei<br />

ihre Jobs verlieren, solange wir sie auch entsprechend<br />

ausbilden.<br />

Das Potenzial des grünen Jobwachstums<br />

wird mancherorts noch skeptisch betrachtet.<br />

Zu Recht?<br />

Ich verweise gerne auf die Vergangenheit.<br />

Wir haben immer Veränderungen in der Art<br />

und Weise gesehen, wie Menschen ihrer Arbeit<br />

nachgehen. Genauso wie die digitale<br />

Transformation Arbeitsplätze auf der einen<br />

Seite eliminiert und auf der anderen Seite<br />

neu geschaffen hat, wird das auch die grüne<br />

Transformation tun. Das Renovieren und<br />

Dämmen von Gebäuden wird eine Schlüsselrolle<br />

im Kampf gegen den Klimawandel<br />

einnehmen, genauso wie die Kreislaufwirtschaft<br />

mit dem Recycling von Rohstoffen.<br />

Beides sind äußerst arbeitsintensive Bereiche,<br />

in der eine Vielzahl von Jobs entstehen<br />

werden. In Europa können wir zudem<br />

auf viele Beispiele von Kohleabbaugebieten<br />

verweisen, die erfolgreich den Wandel<br />

zu „<strong>Green</strong> Economies“ vollzogen haben:<br />

Manchester, Nordfrankreich, Spanien – allesamt<br />

waren sie erfolgreich, alte Arbeitsplätze<br />

durch neue zu ersetzen. Wir müssen nun<br />

besser darin werden, von diesen Beispielen<br />

zu lernen.<br />

Was kann Europa vom <strong>Green</strong> <strong>Tech</strong> Valley<br />

lernen?<br />

Das Zusammenfassen von Wissen und Ressourcen<br />

ist zentral für den Erfolg, auch wenn<br />

es zunächst der unternehmerischen Logik<br />

widerspricht. Wir brauchen mehr solcher<br />

Kooperationen auf europäischer Ebene, ansonsten<br />

riskieren wir, gegenüber der globalen<br />

Konkurrenz das Nachsehen zu haben.<br />

Beispiele wie das <strong>Green</strong> <strong>Tech</strong> Valley zeigen<br />

uns, wie wir mit der Priorisierung von Forschung<br />

und Entwicklung den starken InnovatorInnen<br />

in den USA oder China Paroli bieten<br />

können.<br />

Welche Innovationen werden die wichtigsten<br />

in der Dekarbonisierung unseres Wirtschaftssystems<br />

sein?<br />

Leistungsfähigere Batterien sind der Heilige<br />

Gral der Mobilitätswende. Wenn wir es<br />

schaffen, dafür nachhaltige Rohstoffe einzusetzen,<br />

machen wir uns zugleich weniger<br />

abhängig vom Ausland. Ich glaube auch,<br />

dass die Kreislaufwirtschaft spielentscheidend<br />

sein wird, weil Europa ein vergleichsweise<br />

rohstoffarmer Kontinent ist. Die <strong>Unternehmen</strong><br />

sollten deshalb hart daran arbeiten,<br />

die Kreislaufwirtschaft in ihre Strategie<br />

zu übernehmen. Das hilft der Umwelt und<br />

der Gesellschaft – weil damit grüne, sichere<br />

Jobs entstehen.

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