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Hauspost 2021 - Ausgabe 3

Das Mietermagazin der SWD

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Eine fast normale<br />

Wohngemeinschaft<br />

Im SWD-Haus an der Langenfelder Straße gibt es seit einem Jahr eine<br />

Wohngemeinschaft für junge Menschen mit geistiger Einschränkung.<br />

Die Teamleiterin und einer der Bewohner erzählen, wie das Zusammenleben<br />

funktioniert.<br />

Im Sommer<br />

wollte<br />

Marvin nicht<br />

in den Urlaub<br />

fahren. Statt wie üblich<br />

mit der Großmutter<br />

einige Wochen in Polen zu<br />

verbringen, blieb der 20-Jährige lieber<br />

in Düsseldorf. „Marvin hat nun seinen Lebensmittelpunkt<br />

in seiner Wohngemeinschaft“, sagt die Großmutter. Ihr<br />

Enkel ist bei ihr aufgewachsen, im Januar aber zog Marvin in die WG<br />

an der Langenfelder Straße. Für einen jungen Mann eigentlich eine<br />

ganz alltägliche Sache, bei Marvin aber etwas ganz Besonderes.<br />

Marvin hat eine geistige Entwicklungsverzögerung.<br />

„Oma war wichtig, dass ich selbstständig werde“, sagt er und erzählt,<br />

dass er es richtig gut findet in der WG. Sie befindet sich im Erdgeschoss<br />

und in der ersten Etage des Hauses. Jeder der 15 jungen<br />

Bewohner hat sein eigenes, etwa 30 Quadratmeter großes Zimmer.<br />

Dazu gibt es eine große Gemeinschaftsküche und einen Esstisch<br />

für alle sowie ein Wohnzimmer mit Couch, Sessel und Fernseher.<br />

Die Bewohnerinnen und Bewohner mit geistigen Einschränkungen<br />

sind alle so um die 20 Jahre alt und organisieren ihren Haushalt fast<br />

allein. Sauber machen, Kochen, die Wäsche waschen – meistens<br />

klappt das gut, erzählt Marvin. Unterstützung bei ihrem Alltag bekommen<br />

die jungen Leute von einem Team aus vier Sozialarbeitern,<br />

vier Betreuungskräften, einem Praktikanten und WG-Hund Knut. Das<br />

Team wird geleitet von Carolina Hein. Träger der Wohngemeinschaft<br />

ist die AWO VITA gGmbH von der Arbeiterwohlfahrt (AWO). Sie ist<br />

Mieter der zwei Etagen der WG, die Bewohner zahlen für ihre Zimmer<br />

eine Monatsmiete. „Um den Haushalt zu regeln, gibt es einen Plan,<br />

auf dem jeder Bewohner mit seinen Aufgaben steht“, sagt Carolina<br />

Hein. Das funktioniert meist gut, wie in jeder normalen Wohngemeinschaft<br />

auch.<br />

Zu den weiteren Aufgaben der Betreuer gehören, Freizeitangebote zu<br />

planen, bei persönlichen Krisen zu helfen und bei Konflikten zwischen<br />

den jungen Leuten zu vermitteln. Denn nicht immer läuft es rund in<br />

der WG. Manchmal erledigt einer der Bewohner zum Beispiel seine<br />

Aufgaben im Haushalt nicht. „Solche Herausforderungen besprechen<br />

wir zusammen und suchen nach einem Ausweg, um es in Zukunft besser<br />

zu machen“, sagt die 26-Jährige. Sie hat im Oktober 2020 direkt<br />

nach Abschluss ihres Studiums den Job als Teamleiterin der damals<br />

neu gegründeten WG übernommen. Die ersten Bewohner waren eingezogen,<br />

dann begann im November 2020 der Corona-Lockdown.<br />

Eine angespannte Situation, denn es schloss erst einmal fast alles,<br />

was das Leben der jungen Leute ausfüllte. „Einige unserer Bewohner<br />

sind Schüler, andere gehen in die Werkstatt für angepasste Arbeit“,<br />

sagt Carolina Hein. Auch Freizeitangebote waren im Lockdown dicht,<br />

da blieb nicht viel übrig, als zu Hause zu bleiben. „So haben wir uns<br />

gleich nach WG-Gründung richtig gut kennengelernt und konnten<br />

uns arrangieren“, sagt Hein. So erreichte die Gruppe schnell das<br />

übergreifende Ziel der Wohngemeinschaft, nach dem Auszug aus<br />

dem Elternhaus selbstständiger zu werden.<br />

Aber ganz ohne Betreuer sind die Bewohner nie, auch nachts ist<br />

immer eine Fachkraft anwesend. Weiteres Engagement kommt von<br />

den Eltern der jungen Männer und Frauen. „Wenn etwas im Haushalt<br />

fehlt, wenn irgendwelche Hilfe notwendig ist oder ein Ausflug<br />

geplant wird – immer ist eine Mutter oder ein Vater da und unterstützt<br />

uns“, sagt Carolina Hein. Kein Wunder also, dass Marvin sich<br />

in seinem neuen Zuhause so wohl fühlt und den Sommerurlaub mit<br />

der Grußmutter sausen ließ. Seine Aufgaben im Haushalt nimmt er<br />

sehr ernst. Gemüse klein schneiden, die Wäsche waschen – alles<br />

kein Problem mehr für ihn. Und auch für die Freizeit hat Marvin<br />

viele Möglichkeiten. Er spielt gern an der Playstation, schaut sich<br />

mit seinen Mitbewohnern gern Filme an und er ist außerdem großer<br />

Fan von Fortuna und der DEG. „Und am Wochenende muss auch mal<br />

Ausschlafen sein“, sagt er.<br />

6 HAUSPOST 3/<strong>2021</strong>

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