City-Magazin-Ausgabe-2021-12-Linz
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STADT
Vom Heidedorf ZUR STADT
Ein neues Buch präsentiert den kometenhaften Aufstieg von Marchtrenk
BEVÖLKERUNGSWACHSTUM.
Freizeit- und Kultureinrichtungen wurden geschaffen.
DÖRFLICHE IDYLLE.
Historisches Stadtbild.
Als Stadtpolitiker Reinhard
Gantner neulich
sein Werk „Marchtrenk
1945 bis 2020“ präsentierte,
wollten sich die Rückschau
– trotz Corona – 300
Gäste nicht entgehen lassen.
Auf ca. 300 Seiten dokumentiert
er die erstaunliche Entwicklung
der Kleinstadt. Am
Ende des Zweiten Weltkrieges
zählte das Straßendorf 3.249
Einwohner. Allerdings fehlten
die ansässigen Bauern. Man
hatte sie in den Krieg geschickt
und durch ausländische
Zwangsarbeiter ersetzt. 1945
kehrten diese Fremden wieder
in ihre Heimatländer zurück.
Nun mussten Frauen und Kinder
die schwere Arbeit am Hof
verrichten. Dennoch konnten
sie sich glücklich schätzen: Als
Selbstversorger litten sie kaum
am furchtbaren Hunger, der
Stadtbewohner und Lagerinsassen
plagte.
Heimatvertriebene. In
den nun befreiten Ländern waren
Menschen mit deutschen
Wurzeln unerwünscht. Insgesamt
14 Millionen Deutschstämmige
mussten ihre alte
Heimat verlassen. Einige der
Flüchtlinge blieben in Marchtrenk.
Sie mussten sich mit
primitiven Wohnverhältnissen
abfinden. Immerhin war Baugrund
billig. Schon vor 1950
begannen die Neuankömmlinge,
eigene Häuser zu bauen.
Allerdings arbeiteten die
Männer meistens anderenorts.
Einige fuhren sogar täglich mit
dem Fahrrad nach Linz in die
VOEST – eine Strecke von 58
km hin und zurück. So dauerte
es Jahre, bis das neue Zuhause
bezugsfertig war.
Wirtschaftswunder. Um
1955 begann überall die Zeit
des Aufbruchs. Nun gab es Arbeit
für alle. Sogar „Luxusgüter“
wie Bananen und Orangen
tauchten in den Märkten auf.
1954 öffnete das erste Kino im
Ort den Besuchern den Zugang
zur weiten Welt.
Bis zum Jahr 1984 waren bereits
27 Industrie- und 282 Gewerbebetriebe
in Marchtrenk
registriert. Seit 1945 hatte die
Bevölkerung um das Dreifache
zugelegt – das „große Dorf“
sich zur Marktgemeinde gemausert.
Zentrale Lage. Kein
Wunder, der Ort verfügt über
ausgezeichnete Verbindungen
in alle Richtungen. In der Nähe
befindet sich auch der Flughafen
Hörsching. Viele Firmen
siedelten sich daher hier an
und schufen Arbeitsplätze.
Im Jahr 2000 war die Bevölkerungszahl
auf über 11.000 angewachsen.
Das „Heidedorf“
wurde weltweit zur ersten
neuen Stadt des beginnenden
Jahrtausends ernannt.
Wohlhabend. Die Stadt-
Marchtrenk kann auf eine positive
wirtschaftliche Bilanz
verweisen. Auf jeden Einwohner
kam 2020 ein Vermögen
von knapp 8.000 Euro. Die
Stadt verfügt auch über hervorragende
Sport- und Kultureinrichtungen.
Diese nehmen
die Menschen eifrig in Anspruch.
Es gibt auch ein reges
Interesse an anspruchsvollen
Kultur-Events, weshalb u.a.
2017 das Fesitval der Regionen
in Marchtrenk gastierte.
Wachstum ade. Mit
15.500 Einwohnern hat die
Stadt, wie Bürgermeister Paul
Mahr meint, ihr Limit erreicht.
Das bestehende Grünland (69
Prozent des Ortsgebiets) will
er unbedingt erhalten. Nun
hat die Steigerung der Lebensqualität
Vorrang. Hier sollen
sich „alle Generationen sowie
Menschen jeglicher Couleur
wohl fühlen.“ Die Bewohner
sollen weiterhin wie in einem
Dorf „sich einander kennen,
grüßen und respektieren.“
Marchtrenk ist und bleibt ein
sehr lebenswerter Ort! ■
RÜCKBLICK. Reinhard Gantner
und Bgm. Paul Mahr (v.l.).
BUCHTIPP
Marchtrenk 1945 - 2020,
erhältlich im Stadtamt und in
der Bibliothek von Marchtrenk
(25 Euro). Bestellungen unter:
reinhardgantner@aon.at
Fotos: Sokoloff, Stadt Marchtrenk
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