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Booklet: 20 Jahre B&C Privatstiftung

Die B&C Privatstiftung wurde vor mehr als 20 Jahren, am 15. Dezember 2000, gegründet – mit dem Zweck, Unternehmertum in Österreich zu fördern. Eine Aufgabe, der sich die B&C seither unbeirrt und mit Erfolg widmet. Wir haben das Jubiläumsjahr zum Anlass für eine Broschüre genommen, um die wichtigsten Meilensteine am Weg, der uns zu unserem heutigen Selbstverständnis geführt hat, aufzuzeigen und uns mit jenen Themen zu befassen, die unsere künftigen Arbeitsschwerpunkte bilden werden.

Die B&C Privatstiftung wurde vor mehr als 20 Jahren, am 15. Dezember 2000, gegründet – mit dem Zweck, Unternehmertum in Österreich zu fördern. Eine Aufgabe, der sich die B&C seither unbeirrt und mit Erfolg widmet. Wir haben das Jubiläumsjahr zum Anlass für eine Broschüre genommen, um die wichtigsten Meilensteine am Weg, der uns zu unserem heutigen Selbstverständnis geführt hat, aufzuzeigen und uns mit jenen Themen zu befassen, die unsere künftigen Arbeitsschwerpunkte bilden werden.

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SIGRID STAGL<br />

NACHHALTIGKEIT<br />

HAT VIELE<br />

DIMENSIONEN<br />

Um die Nachhaltigkeitsziele (SDGs) zu<br />

erreichen, sind wir alle gefordert. Viele<br />

Unternehmen fürchten aber Nachteile,<br />

wenn sie nachhaltig wirtschaften. Können<br />

die ESG-Kriterien zu Nachhaltigkeit<br />

in den Bereichen Umwelt (Environment),<br />

Soziales (Social) und Unternehmensführung<br />

(Governance) helfen?<br />

Die ESG-Kriterien tragen dazu bei,<br />

dass Marktteilnehmerinnen und<br />

-teilnehmer in transparenter und verifizierter<br />

Form über bedeutende Dimensionen<br />

der Nachhaltigkeit informiert werden.<br />

Sobald die Standards bezüglich ESG vereinheitlicht<br />

sind, wird der Wettbewerb<br />

fairer. Unternehmen, die nachhaltiger produzieren<br />

und dafür höhere Kosten haben,<br />

schneiden nach den ESG-Kriterien besser<br />

ab und werden bei Investments mit<br />

langfristiger Perspektive bevorzugt. Mittelfristig<br />

sollte staatliche Regulierung<br />

sicherstellen, dass nicht-nachhaltiges<br />

Produzieren teurer ist als eine nachhaltige<br />

Produktionsweise.<br />

Wo liegen Ihrer Ansicht nach die größten<br />

Chancen und Risiken beim ESG-Ansatz?<br />

Die größten Chancen liegen darin,<br />

dass mehrere wichtige Dimensionen<br />

gleichzeitig in Angriff genommen<br />

werden. Wichtig ist dabei, dass nicht eine<br />

Dimension gegen eine andere getauscht<br />

wird. Positiv sind auch die Operationalisierung<br />

und die Möglichkeit, die Erfüllung<br />

in entscheidungsrelevante Regelwerke zu<br />

integrieren. Riskant ist derzeit, dass die<br />

Standardisierung nicht rasch genug vorangetrieben<br />

wird und es damit zu einer<br />

Verwässerung kommt. ESG ist nur nützlich,<br />

wenn standardisiert und – extern<br />

validiert – systematisch gemessen und<br />

ausgewiesen wird.<br />

Nachhaltigkeit wird oft mit Klima- bzw.<br />

Umweltschutz gleichgesetzt, doch sie<br />

beinhaltet auch soziale Komponenten.<br />

Welche Wechselwirkungen gibt es hier<br />

und wo herrscht dringender Handlungsbedarf?<br />

Klima- und Umweltschutz sind<br />

wichtige Elemente von Nachhaltigkeit,<br />

wobei Umweltschutz freilich viele<br />

Dimensionen hat. Zum Beispiel Materialverbrauch<br />

oder Biodiversitätsverlust,<br />

dessen internationale Regelung derzeit<br />

verhandelt und eine Reduktion um den<br />

Faktor 10 gefordert wird. Zusätzlich erfordert<br />

Nachhaltigkeit andere Dimensionen<br />

wie Einkommens-, Vermögens-,<br />

Bildungs- und Geschlechtergleichheit<br />

sowie soziale Kohäsion und Partizipation<br />

in den Blick zu nehmen. Welche Dimensionen<br />

die wichtigsten sind, hängt von der<br />

Problemlage ab.<br />

Wichtig ist, auf die Interdependenzen zu<br />

achten und proaktiv nach Synergien zu<br />

suchen. Zum Beispiel ist eine umweltfreundliche<br />

Ernährungsweise meist auch<br />

gesünder, ebenso die aktive Mobilität wie<br />

Radfahren oder Gehen im Nahverkehr.<br />

Was kann die Multikriterienanalyse zur<br />

Erreichung der SDGs bzw. Erfüllung der<br />

ESG-Kriterien beitragen?<br />

Die Multikriterienanalyse ist ein<br />

Analyseinstrument, das die mehrdimensionale,<br />

systematische und integrierte<br />

Bewertung mehrerer Optionen<br />

ermöglicht. Der Vorteil ist, dass die Multikriterienanalyse<br />

mit Dimensionen, die<br />

in unterschiedlichen Einheiten gemessen<br />

werden, arbeiten kann. Der paarweise Vergleich<br />

macht dies möglich. Es ist nicht erforderlich,<br />

alle relevanten Dimensionen<br />

in eine Einheit (z. B. Geldeinheiten, Fläche<br />

oder Energie) umzurechnen. Gleichzeitig<br />

ist das Ausweisen der relevanten<br />

Auswirkungen aller Optionen enorm informativ<br />

für Entscheidungsträgerinnen bzw.<br />

-träger. Gut gemacht, hilft die Multikriterienanalyse<br />

das System, zu dem eine Entscheidung<br />

ansteht, besser zu verstehen.<br />

Ein Algorithmus unterstützt die Entscheidungsfindung,<br />

wenn das menschliche<br />

Gehirn mit zu vielen Dimensionen und<br />

Optionen überfordert ist.<br />

Österreich und Europa haben bereits<br />

massiv an der Integration von Nachhaltigkeit<br />

in Rahmenwerke für Politik und<br />

Wirtschaft gearbeitet. Langsam scheint<br />

auch in den USA und China ein Umdenken<br />

einzusetzen. Haben wir endlich den Wendepunkt<br />

erreicht?<br />

Seit den SDGs und dem Pariser Klimaabkommen<br />

gibt es einen breiten<br />

internationalen Konsens, dass zur Erreichung<br />

von Nachhaltigkeit international<br />

kooperiert werden muss. Zuletzt haben<br />

sich die meisten großen Wirtschaftsräume<br />

– mit etwas unterschiedlicher<br />

Ambition – zu Klimaneutralitätszielen<br />

verpflichtet. Freilich gibt es immer opportunistisches<br />

Verhalten, wie das Ausnutzen<br />

der Trittbrettfahrerposition und<br />

populistische Kurzfristorientierung.<br />

Dagegen müssen starke Allianzen gebildet<br />

werden. Europa ist in den letzten Monaten<br />

mit dem European Green Deal und<br />

Fit-for-55 in Vorlage getreten, was angemessen<br />

und notwendig ist. Das Haus<br />

brennt, Europa zeigt, wie Löschen funktioniert,<br />

und motiviert pro-aktiv andere<br />

mitzumachen.<br />

Sigrid Stagl ist Professorin für Umweltökonomie<br />

und Umweltpolitik<br />

und leitet das Department Sozioökonomie<br />

an der Wirtschaftsuniversität<br />

Wien. Zusätzlich ist sie Direktorin<br />

des WU-Kompetenzzentrums „Sustainability<br />

Transformation and Responsibility“<br />

(STaR).<br />

Ihre Forschungs- und Publikationsschwerpunkte<br />

liegen in den<br />

Bereichen Nachhaltiges Arbeiten,<br />

Ökologische Makroökonomie, integrierte<br />

Bewertungsmethoden sowie<br />

sozioökonomische Theorien<br />

des Handelns mit empirischem Fokus<br />

auf Energie und Lebensmittel.<br />

Seite 45<br />

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