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forum Nachhaltig Wirtschaften 01/2012: Elektromobilität

Die erste forum-Ausgabe 2012 widmet sich dem Schwerpunktthema "Elektromobilität" und bringt den Leser in diesem Thema um Meilen weiter. Er erfährt, welche Neuheiten es unter Elektrofahrzeugen, Speichertechnologien, Antriebs- und Motorentechnik gibt und wie die elektromobile Zukunft aussehen kann. Special: "Kunst, Kultur & Nachhaltigkeit" Wie Musik in meinen Ohren! Immer dieses Theater! Die Unternehmenskultur, die wir leben! Überall steckt Kultur drin. Wir prägen sie. Sie prägt uns. Wie wirkt Kultur mit Nachhaltigkeit zusammen? Wie können Unternehmen sie für sich nutzen? Das Special "Kunst, Kultur & Nachhaltigkeit" inspiriert und deckt auf, welche Stars nicht in die Klimasünder-Hölle kommen. Themen im Heft 01/2012: Elektromobilität Kunst, Kultur & Nachhaltigkeit Smart Grids Deutschlands nachhaltige Unternehmen Personalmanagement Nachhaltiges Bauen LOHAS (Lifestyle of Health & Sustainability) und ethischer Konsum Kosmetikreport Biodiversität Lebensmittelverschwendung Film, Musik, Design

Die erste forum-Ausgabe 2012 widmet sich dem Schwerpunktthema "Elektromobilität" und bringt den Leser in diesem Thema um Meilen weiter. Er erfährt, welche Neuheiten es unter Elektrofahrzeugen, Speichertechnologien, Antriebs- und Motorentechnik gibt und wie die elektromobile Zukunft aussehen kann.

Special: "Kunst, Kultur & Nachhaltigkeit"
Wie Musik in meinen Ohren! Immer dieses Theater! Die Unternehmenskultur, die wir leben! Überall steckt Kultur drin. Wir prägen sie. Sie prägt uns. Wie wirkt Kultur mit Nachhaltigkeit zusammen? Wie können Unternehmen sie für sich nutzen? Das Special "Kunst, Kultur & Nachhaltigkeit" inspiriert und deckt auf, welche Stars nicht in die Klimasünder-Hölle kommen.

Themen im Heft 01/2012:
Elektromobilität
Kunst, Kultur & Nachhaltigkeit
Smart Grids
Deutschlands nachhaltige Unternehmen
Personalmanagement
Nachhaltiges Bauen
LOHAS (Lifestyle of Health & Sustainability) und ethischer Konsum
Kosmetikreport
Biodiversität
Lebensmittelverschwendung
Film, Musik, Design

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Forum<br />

<strong>01</strong>/2<strong>01</strong>2<br />

<strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong><br />

Das Entscheider-Magazin<br />

EUR 7,50 (D) • EUR 8,- (A) • CHF 12,50 • www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

ISSN 1865-4266<br />

<strong>Elektromobilität</strong><br />

Vom Skizzenblatt zur Serienreife:<br />

Aktuelle Entwicklungen, Batteriereport, Netzvoraussetzungen<br />

Special: Kunst, Kultur & <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

Smart Grids • Deutschlands nachhaltige Unternehmen • LOHAS<br />

Kosmetikreport • Biodiversität • Lebensmittelverschwendung • Film, Musik, Design


„Wie man das Thema<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

anpackt?“<br />

Mit Papier!<br />

<strong>Nachhaltig</strong> handeln kann jeder.<br />

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Lange Rede, kurzer Sinn:<br />

So einfach ist <strong>Nachhaltig</strong>keit.<br />

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Deutschen <strong>Nachhaltig</strong>keitspreises<br />

und Pate des Sonderpreises<br />

„recyclingpapierfreundlichstes<br />

Unternehmen Deutschlands“.<br />

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EDITORIAL<br />

Das ist doch der Gipfel!<br />

Was gibt es zu Durban noch zu<br />

sagen? Nichts, außer dass die<br />

globale Gemeinschaft bemerkenswert<br />

langsam handelt, wenn<br />

es darum geht, globale Probleme<br />

zu lösen. Ob wir in diesem Tempo<br />

erfolgreich die Erderwärmung<br />

auf 2 Grad begrenzen können,<br />

ist fraglich. Wir blicken aber weiterhin<br />

hoffnungsvoll nach vorne<br />

und animieren alle Menschen und<br />

Organisationen, dennoch oder gerade deswegen ihre<br />

eigenen kleinen Schritte und Projekte fortzusetzen. Auch<br />

wir erhöhen unseren Einsatz und arbeiten zuversichtlich<br />

am „Wunder von Rio 2<strong>01</strong>2“ – siehe dazu auch unseren<br />

Beitrag „Rock ‚n’ Roll to Rio auf der Seite 40.<br />

Es wird heißer …<br />

und in unserer Gier nach Energie verbrennen wir selbst<br />

Lebensmittel. Der Österreicher Hubert von Goisern warnt<br />

in seinem Nummer-eins-Hit „Brenna tuats guat“ davor,<br />

dass uns deshalb bald „der Hut brennen könnte“ (frei<br />

übersetzt: dass wir bald mit unserem Latein am Ende<br />

sein könnten).<br />

In diesem Heft stellen wir Ihnen Künstler vor, die sich<br />

für den Umweltschutz engagieren. Unser Special zeigt<br />

auf den Seiten 41 bis 72, wie wir mit Kultur in die vierte<br />

Dimension gehen können. <strong>forum</strong>-Autorin Jeannette Prinzessin<br />

zu Fürstenberg prüft dabei, ob der Medici-Effekt<br />

gar DIE Lösung für die deutsche Wirtschaft ist.<br />

Mit diesem Special möchten wir Ihnen einen „Einblick in<br />

unsere Werkstatt“ geben und das zukünftige Layout von<br />

<strong>forum</strong> vorstellen. Wir arbeiten an Entwürfen, um unser<br />

Magazin inhaltlich und optisch noch ansprechender zu<br />

machen und freuen uns, wenn Sie uns Ihre Vorschläge<br />

für inhaltliche und grafische Verbesserungen zusenden.<br />

Auch auf unserer Website werden wir Ihnen zukünftig<br />

Musik und Kulturlinks präsentieren. Senden auch Sie uns<br />

Projekte, Musik und Kunstwerke, die Sie ganz besonders<br />

stark beeindruckt haben.<br />

Brennt Fett nicht auch …<br />

Ein wahrhaft heißer Herbst liegt hinter uns. Nicht nur,<br />

dass die durchschnittlichen Temperaturen um 0,9 Grad<br />

höher waren (als in der Referenzperiode 1961 bis 1990),<br />

auch die Grillpartys zogen sich wegen des guten Wetters<br />

bis weit in den Oktober hinein.<br />

Eine nette Einladung zur Grillparty erhielt ich von einer<br />

Schönheitsklinik im vornehmen Münchner Grünwald:<br />

„Erst werden unsere Ärzte höchstpersönlich für Sie am<br />

Grill stehen und Sie mit leckeren Fleischspezialitäten<br />

verwöhnen“ und als Höhepunkt wurde in der Einladung<br />

beschrieben „bei einer Live-Fettabsaugung erleben Sie<br />

die hervorragenden Fortschritte dieser Schönheitsmaßnahme“.<br />

Ich sage nur „Guten Appetit“. Unsere Autorin<br />

Dagmar Walser ist dem Jugend- und Schönheitswahn<br />

nachgegangen. Lesen Sie ab Seite 124, was es mit den<br />

Versprechen der Kosmetikbranche auf sich hat.<br />

Was uns am Herzen liegt<br />

Immer wieder erreichen uns Leserbriefe, die reklamieren,<br />

dass unsere Advertorials nicht ausreichend gekennzeichnet<br />

seien. Gerne möchten wir hierauf grundsätzlich<br />

eingehen.<br />

Unsere Promotion-Redakteurin Edda Langenmayr gibt<br />

sich große Mühe, die Best Practice-Aktivitäten in enger<br />

Zusammenarbeit mit den CSR-Verantwortlichen der Unternehmen<br />

zu beschreiben. Dies ist für uns ein wesentlich<br />

größerer Aufwand, als einfach nur Imageanzeigen in das<br />

Heft einzuklinken. Doch es war und ist erklärtes Ziel von<br />

<strong>forum</strong>, über die Darstellung guter Beispiele zur Nachahmung<br />

anzuregen. Wir wollen damit die Firmen dafür<br />

begeistern, ihre ersten zaghaften Schritte oder auch die<br />

aus ihrer Sicht schon ganz großen Erfolge darzustellen<br />

und damit die Messlatte für verantwortungsbewusstes<br />

Handeln immer höher zu legen.<br />

Wenn unsere großen globalen Konferenzen schon unnötig<br />

viel Zeit verstreichen lassen, so können engagierte<br />

Unternehmer und visionäre Unternehmen hier mit gutem<br />

Beispiel vorangehen. Die Beiträge aller Organisationen,<br />

die uns dafür bezahlen, ihre Aktivitäten in <strong>forum</strong> vorzustellen,<br />

werden mit dem Hinweis „Anzeige“ markiert.<br />

Damit entsprechen wir in weit größerem Maße als viele<br />

andere Medien den gesetzlichen Vorschriften.<br />

Gerne werden wir diese Kennzeichnung im Zuge des<br />

Relaunchs auch grafisch noch mehr verdeutlichen, ohne<br />

dabei den Lesefluss zu stören. Auch hier sind wir auf Ihre<br />

Anregungen und Wünsche angewiesen.<br />

Wir freuen uns über Ihr Feedback, Ihre Leserbriefe und<br />

immer wieder auch über Ihre Unterstützung durch die<br />

Platzierung von gekennzeichneten Unternehmensportraits,<br />

Best Practice-Beispielen und Abonnements. Wir wollen<br />

weiterhin mit aller Kraft gemeinsam mit Ihnen die Zukunft<br />

der Wirtschaft und die Wirtschaft der Zukunft gestalten.<br />

Herzlich<br />

Ihr Fritz Lietsch<br />

Herausgeber <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong><br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

3


INHALT<br />

Abenteuerwelt <strong>Elektromobilität</strong><br />

24<br />

Der Möglichkeitssinn<br />

46<br />

Die Macht des Designers<br />

64<br />

■ Editorial ............................................................. 3<br />

<strong>forum</strong>-News ................................................................... 6<br />

Leserbriefe ..................................................................... 8<br />

■ Schwerpunkt: <strong>Elektromobilität</strong> ........... 10<br />

Marco Ebner: Meilen voraus – Die Neuheiten ............... 12<br />

zur <strong>Elektromobilität</strong>s<br />

Weert Canzler und Andreas Knie: Das öffentliche ........ 16<br />

Auto – Neue Mobilitätskonzepte mit vernetzter<br />

<strong>Elektromobilität</strong><br />

Jan Traenckner: Batterien für die E-Mobility .................. 20<br />

... jenseits von Mythen<br />

Tina Teucher: Schlau vernetzt – Die Chancen ............... 24<br />

des Smart Grid<br />

Urte Claudia Zahn und Steffen Schäfer: ....................... 33<br />

Elektrofahrzeuge machen Wind – Wie E-Mobile ins<br />

Smart Grid integriert werden können<br />

Wolfgang Tiefensee: Umweltfreundlichkeit .................. 34<br />

neuer Qualität<br />

Dennis Lotter und Jerome Braun: „Wir können ............ 37<br />

aus der Rettung unseres Planeten ein Abenteuer<br />

machen!“. Interview mit David de Rothschild<br />

Global Ride to Rio: Rock ‘n’ Roll to Rio ......................... 40<br />

■ Special: Kunst, Kultur, <strong>Nachhaltig</strong>keit ... 41<br />

Lea Eggers: Mit Kultur in die vierte Dimension – ........... 42<br />

Über den Zusammenhang von Kultur, <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

und Corporate Social Responsibility<br />

Lea Eggers: Der Möglichkeitssinn – Ein Gespräch ......... 46<br />

über <strong>Nachhaltig</strong>keit und die Künste Interview<br />

mit Dr. Walter Spielmann<br />

Hildegard Kurt: Mittlerin zwischen Vergangenheit ........ 48<br />

und Zukunft – Die Rolle der Kunst bei der<br />

Jahrhundertaufgabe <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

Jeannette Prinzessin zu Fürstenberg: Der Medici- ......... 52<br />

Effekt – DIE Lösung für die deutsche Wirtschaft?<br />

Lucile Barras: Groove to Save the World – .................... 55<br />

Die Musikbranche wird nachhaltig<br />

Christian Gansch: Die Macht von Rhythmus und .......... 58<br />

Melodie – Kann Musik <strong>Nachhaltig</strong>keit kommunizieren?<br />

Dagmar Walser: Sinnliches Erleben. Interview mit ......... 62<br />

Filmemacher Thomas Riedelsheimer<br />

Dagmar Walser: Die Macht des Designers ... für ........... 64<br />

Werte und Sinnfindung<br />

Dunja Karabaic: Form follows sense – .......................... 66<br />

Von Design mit Bewusstsein<br />

Christoph Santner: Tanz auf dem Vulkan ...................... 70<br />

■ Praxis ................................................................. 73<br />

Deutschlands nachhaltige Unternehmen<br />

Sandra Lukatsch: Dialog statt Monolog. ....................... 74<br />

Die B.A.U.M.-Jahrestagung 2<strong>01</strong>1<br />

Tina Teucher: Barometer für Fortschritt – ...................... 80<br />

Das war der Deutsche <strong>Nachhaltig</strong>keitstag 2<strong>01</strong>1<br />

Tina Teucher: So hoch wie der Mount Everest – ............ 82<br />

Sonderpreis Recyclingpapier<br />

Ralph Thurm: Zero Impact Growth – Auf der Suche ...... 86<br />

nach einer klaren Orientierungshilfe?<br />

Fritz Lietsch: Die Zukunft ist grün – oder gar nicht! ...... 88<br />

Interview mit Werner Graf<br />

Peter Grassmann: Partizipative Wirtschaftsethik – ......... 90<br />

Die Mobilisierung der Verbände und Kammern<br />

zur Wertekultur<br />

4 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


INHALT<br />

124<br />

<strong>Nachhaltig</strong> Bauen<br />

104<br />

Schönheit kommt vom lieben Gott Logistik im Grünen<br />

140<br />

Muhammad Yunus: Evolution aus der Krise .................. 96<br />

Green Money<br />

Thomas Katzenmayer: Unsere Verantwortung – ........... 98<br />

unser Handeln (EKK)<br />

Personalmanagement<br />

Tina Teucher: Keine Zeit für Stress – ........................... 100<br />

Interview mit Dipl.-Psych. Louis Lewitan<br />

Dennis Lotter und Jerome Braun: ............................... 103<br />

Wertvolles vom ehrbaren Kaufmann<br />

<strong>Nachhaltig</strong>es Bauen<br />

Hauke Schlüter und Michael Wiebelt: ........................ 104<br />

Die Chimäre als HAUS-Tier – Diesmal: Planung<br />

RoSS-Forschungsteam: Sekundärprozesse im grünen ... 106<br />

Bereich – <strong>Nachhaltig</strong>keit im Facility Management<br />

Stefan Oehler, Petra Michaely und Jürgen Schroth: ..... 110<br />

Null – Ein Wohnhaus mit null Energie, null<br />

Emission und null Bauabfall<br />

Dagmar Walser: Lincoln Park after dark – ................... 124<br />

Kosmetikreport<br />

Biodiversität<br />

Tobias Hartmann: Ökostrom ist grün, oder? ............... 136<br />

Gisela Blaas: Logistik im Grünen. Warum ein .............. 140<br />

Güterverkehrszentrum Esel und Wildblumen<br />

beheimatet – und damit Kröten anlockt<br />

Wolfgang Scheunemann: Globale Herausforderung – .... 143<br />

Erster European Biodiversity Summit<br />

Dr. Hans-Dieter Radecke: Wissenschaft spannend ...... 144<br />

inszeniert<br />

Moritz Vohrer: Von Smartphones und ........................ 148<br />

Klimawäldern – CSR Kommunikation geht neue Wege<br />

■ Themen ............................................................ 113<br />

Energie & Klima<br />

Michael Homeyer und Maura Schnappauf: ................. 114<br />

Das Zugvogel-Prinzip – Eine Geschichte zur<br />

Einführung des Energiemanagements<br />

Lohas & Ethischer Konsum<br />

Anja Guckenberger und Catharina Brinckmann: ......... 118<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit – ein Buch mit vielen Siegeln<br />

Bernward Geier: Diversität auf Feld und Teller. ............ 121<br />

Interview mit Hans R. Herren<br />

Fritz Lietsch: Sind wir Verschwender? – ...................... 122<br />

Interview mit Valentin Thurn<br />

■ Service ............................................................. 149<br />

<strong>forum</strong> Medientipps ..................................................... 150<br />

<strong>forum</strong> Pinnwand ......................................................... 151<br />

B.A.U.M. informiert ..................................................... 152<br />

<strong>forum</strong> Adressen .......................................................... 154<br />

Themenvorschau & Impressum .................................... 156<br />

<strong>forum</strong> Events in der Nachschau ................................... 158<br />

<strong>forum</strong> Events in der Vorschau ...................................... 159<br />

10 Traumfragen an ... .................................................. 162<br />

Hannes Jaenicke<br />

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Gedruckt auf Charisma Silk – hergestellt aus 100 % Altpapier, ausgezeichnet mit dem Blauen Engel. Ein Produkt der Steinbeis Papier GmbH.<br />

5


FORUM-NEWS<br />

UNEP übergibt „Billion Tree Campaign“ an<br />

Plant-for-the-Planet<br />

Im Rahmen der Klimakonferenz in Durban gab UNEP (United Nations Environmental<br />

Programme) die traditionsreiche „Billion Tree Campaign“ in die<br />

Verantwortung der Schülerinitiative Plant-for-the-Planet. Ziel der von Friedensnobelpreisträgerin<br />

Wangari Maathai initiierten Kampagne ist es, weltweit bis<br />

2020 1.000 Milliarden Bäume gegen die Klimakrise zu pflanzen, um jedes Jahr<br />

zusätzlich 10 Milliarden Tonnen CO 2<br />

zu binden. Bisher wurden bereits über<br />

12 Milliarden Bäume in 193 Ländern gepflanzt.<br />

www.unep.org/billiontreecampaign<br />

Klimaschutz-Index 2<strong>01</strong>2<br />

auf dem UN-Klimagipfel<br />

in Durban vorgestellt<br />

Germanwatch und das Climate Action<br />

Network Europe haben bei der<br />

COP17 den Klimaschutz-Index 2<strong>01</strong>2<br />

vorgestellt, der die Emissionen und<br />

Klimaschutzleistungen der 58 Länder<br />

mit dem höchsten CO 2<br />

-Ausstoß bewertet.<br />

Wie in den Vorjahren bleiben<br />

die ersten drei Plätze frei. Die nächsten<br />

Plätze gehen an Schweden, Großbritannien<br />

und Deutschland. Die letzten<br />

Plätze belegen Saudi Arabien, Iran und<br />

Kasachstan. Damit es im Klimaschutz<br />

vorangeht, bräuchte es eine weltweite<br />

„Koalition der Verantwortungsvollen“,<br />

so Jan Burck von Germanwatch, „denn<br />

fünf der größten Emittenten, Iran,<br />

China, Russland, Kanada und USA<br />

bekamen die Note ‚sehr schlecht‘“.<br />

Neues Institut zur<br />

Erforschung von<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit und<br />

Wirtschaftswachstum<br />

Die Stiftung Mercator und das Potsdam-Institut<br />

für Klimafolgenforschung<br />

(PIK) gründen ein Institut für<br />

Forschung und wissenschaftliche Politikberatung.<br />

Das Mercator Research<br />

Institute on Global Commons and<br />

Climate Change (MCC) wird interdisziplinäre<br />

Forschungsbeiträge zu<br />

Fragen des nachhaltigen Wachstums<br />

in einer begrenzten Welt erarbeiten.<br />

Die Stiftung Mercator stellt dafür<br />

rund 17 Mio. Euro für acht Jahre zur<br />

Verfügung.<br />

Das ist die höchste je von einer privaten<br />

Stiftung in Deutschland im Klimabereich<br />

getätigte Einzelförderung.<br />

Trotz Atom-Aus:<br />

Mehr Stromexporte als<br />

Importe<br />

Das Statistische Bundesamt hat belegt,<br />

dass das Szenario vom Atomstromimport<br />

aus Frankreich und<br />

Tschechien nicht wahr geworden ist.<br />

17 Prozent beträgt der Exportüberschuss<br />

gegenüber dem Stromimport<br />

im ersten Halbjahr 2<strong>01</strong>1, nachdem<br />

bereits acht AKWs abgeschaltet<br />

wurden. So konnten fast 28 Terawattstunden<br />

exportiert werden, meist<br />

nach Österreich und in die Schweiz.<br />

24 Terawattstunden wurden dagegen<br />

importiert. Darüber hinaus konnte<br />

das Ökoinstitut bereits im April nachweisen,<br />

dass der importierte Strom<br />

meist kein Atomstrom sei, sondern<br />

von anderen Energieträgern gedeckt<br />

wird. Auch mit dem Abschalten der<br />

anderen Atommeiler in den kommenden<br />

Jahren wird der Stromimport von<br />

ausländischen AKWs nicht notwendig<br />

werden, da das Wachstum der<br />

Erneuerbaren Energien beschleunigt<br />

weitergehen wird. Alleine im ersten<br />

Halbjahr 2<strong>01</strong>1 stieg der Anteil der Erneuerbaren<br />

Energien am Bruttostromverbrauch<br />

von 17 auf 20,8 Prozent.<br />

www.oeko.de<br />

Starkes Wachstum bei<br />

nachhaltigen Geldanlagen<br />

Der nachhaltige Anlagemarkt in<br />

Deutschland ist 57 Milliarden Euro<br />

stark. Mehr als zwei Drittel gehen laut<br />

des Berichts von Forum <strong>Nachhaltig</strong>e<br />

Geldanlagen (FNG) auf nachhaltige<br />

veranlagte Gelder von Spezialbanken<br />

mit <strong>Nachhaltig</strong>keitsfokus sowie<br />

Kirchen- und Entwicklungsbanken<br />

zurück. Das Volumen im Segment der<br />

Publikumsfonds, Mandate und sonstigen<br />

Finanzprodukte lag 2<strong>01</strong>0 bei 15,9<br />

Milliarden und hat im Vergleich zum<br />

Vorjahr um 23 Prozent zugelegt. Sie<br />

betragen mittlerweile knapp 0,9 Prozent<br />

des deutschen Gesamtmarktes.<br />

www.germanwatch.org/ksi<br />

www.mcc-berlin.net<br />

www.<strong>forum</strong>-ng.org<br />

6 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


FORUM-NEWS<br />

Gute Nachrichten von Love Green<br />

Das Stromnetz in Bürgerhand<br />

Pfi ffi ge Windkraft-Pioniere aus<br />

Norddeutschland wollen Bürger<br />

an den Kosten des Stromnetzausbaus<br />

beteiligen. Und natürlich<br />

auch an den Erträgen. Mit dem<br />

ersten Bürgernetz sollen Investitionen<br />

von bis zu 300 Millionen<br />

Euro finanziert werden.<br />

Smarte Idee für die Stadt<br />

Es gibt sie in Ulm, Austin, Hamburg,<br />

Wien, San Diego, Vancouver,<br />

Lyon und Amsterdam. Smarts,<br />

die im Rahmen des Car-Sharing-<br />

Projektes „Car2Go“ unterwegs<br />

sind. Einfach Fahrzeug suchen.<br />

Einsteigen und losfahren. Und am<br />

Zielort wieder abstellen. Fertig.<br />

Nest-Wärme<br />

Zwei ehemalige iPod-Entwickler<br />

haben einen intelligenten Temperaturregler<br />

geschaffen, der<br />

vollautomatisch die Raumwärme<br />

und damit die Heizung in Gebäuden<br />

steuern kann. Der „Nest“ ist<br />

optisch schlicht gehalten, einfach<br />

zu bedienen und selbstlernend.<br />

© Geomangio auf flickr<br />

Ein Liter Licht<br />

Ein simples Prinzip beleuchtet die<br />

Hütten armer Menschen auf den<br />

Philippinen. Plastikflaschen<br />

werden mit Bleichmittel und<br />

Wasser gefüllt und dann im<br />

Dach montiert. Die Sonne lädt<br />

das Gemisch auf und so wird<br />

der Raum darunter erleuchtet.<br />

Mobilität in Metropolen<br />

Vernetzte Mobilität wird in Zukunft<br />

zum entscheidenden<br />

Standortfaktor für Städte. In einer<br />

internationalen Studie wurde<br />

untersucht, wie es mit den Mobilitätskonzepten<br />

von 78 Großstädten<br />

aktuell aussieht. München<br />

belegte dabei den neunten Platz.<br />

Juist wird klimaneutral<br />

Die ostfriesische Nordseeinsel<br />

Juist ist schon seit langer Zeit<br />

autofrei. Und doch verursacht<br />

die Ferieninsel 19.500 Tonnen<br />

CO 2<br />

pro Jahr. Bis 2030 will die<br />

Insel klimaneutral sein. Deswegen<br />

sollen jetzt alle Einwohner zu<br />

Ökostrom und Ökogas wechseln.<br />

Mit alter Seife Gutes tun<br />

Alleine in den USA werden in<br />

Hotels jeden Tag 2,6 Millionen<br />

Stücke Seife weggeworfen. Nur<br />

weil sie ein-, zweimal benutzt<br />

wurden. Das US-amerikanische<br />

Global Soap Project bereitet die<br />

alten Stücke auf und spendet sie<br />

an Bedürftige in Afrika.<br />

Lieferkette schützt Regenwald<br />

Einem der weltweit größten Papier-<br />

und Zellstoffhersteller laufen<br />

die Kunden davon, weil der<br />

Konzern APP mit seinen Akazienplantagen<br />

den Regenwald zerstört.<br />

Nun haben sich Tchibo und<br />

Montblanc verpflichtet, APP aus<br />

ihrer Lieferkette auszuschließen.<br />

Frisch vom Dach<br />

In Berlin wird die bislang größte<br />

Dachfarm der Welt entstehen.<br />

Auf dem Dach einer ehemaligen<br />

Malzfabrik soll auf 7.000<br />

Quadrat metern Gemüse in Bio-<br />

Qualität gedeihen. Und gleich<br />

darunter werden in ausrangierten<br />

Malzkesseln Fische gezüchtet.<br />

Alle guten Nachrichten unter www.nachhaltigwirtschaften.loves-green.de<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

7


FORUM-LESERBRIEFE<br />

<strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong> lebt von der Vielfalt an Lösungen, Konzepten und Meinungen.<br />

Diskutieren Sie mit uns – was gefällt Ihnen, was nicht? Welche Themen wünschen Sie stärker beleuchtet?<br />

Schreiben Sie Ihr Feedback an leserbriefe@<strong>forum</strong>-csr.net. Wir freuen uns auf Ihre Anregungen!<br />

Journalistische Unabhängigkeit<br />

Angesichts mehrerer Kongressbesuche<br />

sind mir in den letzten beiden<br />

Jahren immer wieder Freiexemplare<br />

Ihrer Publikation zugekommen. Nach<br />

ausführlichen Blicken in Ihr Magazin,<br />

bin ich über das Ausmaß folgender<br />

journalistischer Freiheiten erstaunt<br />

und möchte Ihnen dazu meinen Eindruck<br />

schildern:<br />

1. Das Schriftbild und das Layout<br />

machen bei einem großen Anteil<br />

der Anzeigen keinen Unterschied<br />

zu redaktionellen Texten, in der<br />

Überschrift findet sich lediglich<br />

das Wörtchen „Anzeige“. Bei mir<br />

als Leser hinterlässt das den Anschein,<br />

dass es Ihnen relativ egal<br />

ist, ob der Text aus der Feder der<br />

Redaktion oder eines zahlenden<br />

Werbekunden ist. Was ist Ihr Motiv<br />

dazu? Sollen manche Anzeigen<br />

nicht als solche auffallen?<br />

2. Darüber hinaus wirken eine ganze<br />

Reihe von redaktionellen Artikeln<br />

durch die Aufmachung, sowie<br />

scheinbar von den Organisationen<br />

bereit gestellte Pressefotos und<br />

durch die freizügige Bekanntgabe<br />

der Unternehmensadressen der<br />

Ansprechpartner wie ebenfalls<br />

bezahlte und in Auftrag gegebene<br />

„Portraittexte“ – leider ein Brauch,<br />

der sich heute in der Zeitschriftenszene<br />

wohl sehr verbreitet hat.<br />

Berichtet wird über den, der dafür<br />

bezahlt. Auch bei Ihnen der Fall?<br />

Oder erwerben Ihre Verbandsmitglieder<br />

mit der Mitgliedschaft<br />

vielleicht so was wie Rechte zu<br />

Veröffentlichungen?<br />

Beide Beobachtungen lassen mich<br />

am Grad Ihrer journalistischen Unabhängigkeit<br />

zweifeln – so wie Sie<br />

Ihr Blatt aufziehen, phantasiere ich<br />

einen starken Interessenverband<br />

des Mainstreams dahinter. Sind Sie<br />

29. Deutscher Heilpraktikertag<br />

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8 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


FORUM-LESERBRIEFE<br />

am Ende nur ein „<strong>Nachhaltig</strong>keits-<br />

Feigenblatt“? Ich bin ernsthaft an Ihrem<br />

Feedback zu meinem pointierten<br />

Feedback interessiert.<br />

Christian Hohlweck, Düsseldorf<br />

Das Thema liegt uns am Herzen und<br />

verdient eine klare Positionierung.<br />

Die ausführliche Stellungnahme des<br />

Herausgebers Fritz Lietsch finden Sie<br />

im Editorial auf Seite 3.<br />

Spannend & informativ<br />

Ich habe gerade Ihre jüngste Ausgabe<br />

04-2<strong>01</strong>1 durchgeblättert – höchstes<br />

Kompliment dafür. Abwechslungsreiche<br />

Informationsquelle und spannende<br />

Fachlektüre zugleich!<br />

Kurt Löffler, München<br />

Nische reicht nicht<br />

Mit großem Interesse habe ich die<br />

Artikel bezüglich der Lebensmittelbranche<br />

Ihrer Ausgabe 4/2<strong>01</strong>1 gelesen.<br />

Dabei denke ich, dass eine<br />

nachhaltige Lebensmittelversorgung<br />

kaum über Nischen, wie auf Seite<br />

80 beschrieben, aufgebaut werden<br />

kann. Der Aufwand ist einfach zu<br />

groß und zu teuer. Für 1 bis 2 Prozent<br />

der Konsumenten möge dies möglich<br />

sein, aber die Breite der Gesellschaft<br />

wird man nicht erreichen können.<br />

Um eine nachhaltige Lebensmittelversorgung<br />

in der Breite der Gesellschaft<br />

zu etablieren, gilt es effiziente und<br />

nachhaltige Strukturen für die Lebensmittelversorgung<br />

aus der Nähe aufzubauen.<br />

Dies bedingt allerdings auch, lokale<br />

diversifizierte Landwirtschaftsstrukturen,<br />

durch die erst die Lebensmittelversorgung<br />

aus der Nähe möglich<br />

wird, aufzubauen.<br />

Vor diesem Hintergrund arbeiten<br />

wir seit zehn Jahren an einem Konzept<br />

mit Pilotmodell und suchen eine<br />

Antwort auf folgende Frage: „Ist die<br />

nachhaltige Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion<br />

eine Alternative<br />

zur industriellen, chemische Monolandwirtschaft<br />

und Lebensmittelproduktion“?<br />

Rudolf Chavet, PGmbH PROREGIO,<br />

Amel-Schoppen<br />

Parallel findet die<br />

VeggieWorld<br />

statt.<br />

Die Welt der Gesundheit<br />

PARACELSUS MESSE<br />

Rhein-Main-Hallen, Wiesbaden<br />

24. – 26. Februar 2<strong>01</strong>2, täglich von 10 - 18 Uhr<br />

Gesunde Ernährung & Gesundes Leben<br />

Naturheilkunde & Alternativmedizin<br />

Diabetes & Zivilisationskrankheiten<br />

Naturkosmetik & Naturprodukte<br />

Pharmazie & Medizintechnik<br />

Prävention & Rehabilitation<br />

Vitalität & Entspannung<br />

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Veranstalter: MCO GmbH · Tel.: 0211-386 00 0<br />

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9


SCHWERPUNKT<br />

| ELEKTROMOBILITÄT |<br />

Hab mein Wage’ ...<br />

<strong>Elektromobilität</strong> vom Skizzenblatt bis zur Serienreife<br />

Wie sehen die Batterien, Motoren und Netze von morgen aus? Entdecken Sie in<br />

unseren Schwerpunktbeiträgen, wo heute schon das postfossile Zeitalter eingeläutet<br />

ist. Und ganz ohne Öl laden wir Sie auf die Reise ein: Mit dem Abenteurer<br />

David de Rothschild auf ein Segelboot, das von Erneuerbaren Energien getrieben<br />

wird, oder auf die Überfahrt zum Erdgipfel in Rio 2<strong>01</strong>2 mit einem Katamaran<br />

und dem Fahrrad... Ahoi und volle (erneuerbare) Kraft voraus!<br />

10 Gedruckt auf Charisma Silk – hergestellt aus 100 % Altpapier, ausgezeichnet mit dem Blauen Engel. Ein Produkt der Steinbeis Papier GmbH. <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| ELEKTROMOBILITÄT |<br />

SCHWERPUNKT<br />

... voll gelade’...<br />

MUTE<br />

Elektrofahrzeuge wie dieser City-Flitzer sind so schön „leise“ (engl. „mute“)! Die Technische<br />

Universität München stellte 2<strong>01</strong>1 dieses energieeffiziente und leichte Fahrzeug vor,<br />

das alle Anforderungen an ein vollwertiges Auto erfüllt und zeigt: Ein massentaugliches<br />

Elektrofahrzeug kann in seinen Gesamtkosten sogar so günstig sein kann wie ein vergleichbares<br />

Fahrzeug mit Verbrennungsmotor. Der agile, sportliche Zweisitzer beschleunigt<br />

auf bis zu 120 km/h und sein Lithium-Ionen-Akku ist auf eine garantierte Mindestreichweite<br />

von 100 Kilometern ausgelegt. Bei Bedarf dient eine Zink-Luft-Batterie als sogenannter<br />

Range-Extender zur Ausdehnung der Reichweite.<br />

www.mute-automobile.de<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

11


SCHWERPUNKT<br />

| ELEKTROMOBILITÄT |<br />

Meilen voraus<br />

Die Neuheiten zur <strong>Elektromobilität</strong><br />

Von Marco Ebner<br />

503 Unternehmen aus 24 Ländern präsentierten<br />

ihre Neuheiten zum Thema<br />

<strong>Elektromobilität</strong> auf der eCarTec, 3. Internationale<br />

Messe für <strong>Elektromobilität</strong><br />

vom 18. bis 20. Oktober 2<strong>01</strong>1 in München.<br />

Die Leitmesse zeigte Elektrofahrzeuge,<br />

Speichertechnologien, Antriebsund<br />

Motorentechnik und beschäftigte<br />

sich zusätzlich mit den Themen Energie,<br />

Infrastruktur und Finanzierung. Die<br />

Aussteller-Highlights waren:<br />

Einfaches und sicheres Laden<br />

Der E-Tower von enwi-etec bietet<br />

eine Ladestation für den öffentlichen<br />

Bereich und für Firmen und mit den<br />

E-Boxen kompakte Wandgehäuse für<br />

den Privatbereich. Der E-Tower ermöglicht<br />

mit einer einfachen menügeführten<br />

Bedienung mittels Farbdisplay<br />

und Edelstahltastern ein komfortables<br />

Aufladen. Er ist mit umfangreichen<br />

Sicherheitsmerkmalen zur Autorisierung,<br />

Anmeldung sowie Abschaltung<br />

bei Überlast ausgestattet und ermöglicht<br />

verschiedene Bezahloptionen.<br />

www.enwi-etec.com<br />

Zweirad Wisty<br />

Während das Elektro-Auto immer<br />

noch in der Entwicklung steckt, sind<br />

Zweiräder mit Elektroantrieb schon<br />

der Top-Trend. Wendig und flott,<br />

dabei flüsterleise. Umweltfreundlich,<br />

sparsam und nahezu wartungsfrei.<br />

Mit dem coolen Design ist er ein echter<br />

Hingucker: schnittig und elegant.<br />

www.galaxy-energy.com<br />

Leistungselektronik<br />

für die E-Mobility<br />

Warum einfach, wenn‘s auch dreifach<br />

geht: Mit dem Mehrfachumrichter<br />

MCB von Lenze Schmidhauser lassen<br />

sich bis zu drei Nebenaggregate in<br />

Bussen und anderen Nutzfahrzeugen<br />

effizient elektrisch antreiben.<br />

www.lenze.com<br />

Lithium-Ionen-Batterielagerung<br />

und -Prüfräume<br />

Technik- /Sicherheitsräume von DENI-<br />

OS sind die optimale Lösung, wenn<br />

es um das Lagern und Prüfen von<br />

Lithium-Ionen-Batterien geht. Sie<br />

basieren auf der jahrzehntelangen<br />

Erfahrung der DENIOS AG im Brand-<br />

ANZEIGE<br />

BMW i – die automobile Zukunft<br />

Ein Gastbeitrag von Cypselus von Frankenberg (BMW Group)<br />

Was wird uns in Zukunft bewegen? Gefragt sind neue Lösungen für eine individuelle und vor allem nachhaltige Mobilität.<br />

Die BMW Group hat diesen Bedarf erkannt und begegnet ihm mit einer eigenen Submarke, die gezielt auf die sich<br />

wandelnden Kundenwünsche eingeht: BMW i.<br />

BMW i steht für visionäre Fahrzeuge<br />

und Mobilitätsdienstleistungen,<br />

die sich stark über <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

definieren. Zwei besondere Fahrzeugkonzepte,<br />

der BMW i3 Concept<br />

und BMW i8 Concept, zeigen, wie<br />

individuelle Mobilität bei BMW i in<br />

Zukunft aussehen kann. Der BMW i3<br />

Concept, bisher als Megacity Vehicle<br />

bekannt, ist ein konsequent nachhaltig<br />

gestaltetes Fahrzeug für das<br />

urbane Umfeld: rein elektrisch angetrieben<br />

und maßgeschneidert für die<br />

Anforderungen einer emissionsfreien<br />

Mobilität. Im Interieur macht die<br />

12 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| ELEKTROMOBILITÄT |<br />

SCHWERPUNKT<br />

schutzcontainerbau und werden<br />

jeder gewünschten Anforderung<br />

gerecht. Größe, Ausstattung und<br />

Sicherheitseinrichtung: Jeder Raum<br />

wird genau nach den Vorgaben des<br />

Kunden gebaut.<br />

www.denios.de<br />

Solartankstelle & Parkplatzüberdachung<br />

in einem<br />

Der Carport von Galaxy Energy kann<br />

sowohl als Solartankstelle für Elektroautos<br />

als auch für Parkplatzüberdachungen<br />

und zur Stromeinspeisung<br />

verwendet werden. Die Dachhaut<br />

bildet mit den Hochleistungsmodulen<br />

ein vollkommen regendichtes Dach.<br />

Auch komplette Parkplatzüberdachungen<br />

sind möglich.<br />

www.galaxy-energy.com<br />

Systemintegration alternativer<br />

Antriebsstränge<br />

Die rational motion GmbH ist spezialisiert<br />

auf die komplette Entwicklung<br />

und Systemintegration von alternativen<br />

Antriebssträngen auf rein<br />

elektrischer oder Hybrid-Basis. Das<br />

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RWE eMobility: Intelligente Energie für Ihren Fuhrpark<br />

Leistungsspektrum der Kölner Ingenieure,<br />

Programmierer und Maschinenbauer<br />

reicht von der Konzeption über<br />

Prototypenentwicklung und -aufbau<br />

bis hin zum Design Review. Dabei werden<br />

sämtliche Prozesskomponenten<br />

auf Hardware- und Software-Ebene<br />

inhouse geleistet.<br />

www.rationalmotion.de<br />

Testflottenmanagementsystem<br />

Wenn Sie jetzt beherzt zur <strong>Elektromobilität</strong><br />

für Ihren Fuhrpark greifen, hinterlassen Sie<br />

nur noch minimale ökologische Fußabdrücke.<br />

Sie werden viel Anerkennung dafür<br />

erhalten. Doch die größte Anerkennung<br />

werden Sie sich selbst geben: Sie handeln,<br />

wenn andere nur reden.<br />

Wir haben die <strong>Elektromobilität</strong> für Ihren<br />

Fuhrpark.<br />

www.rwe-mobility.com<br />

Mit dem Telemotive MDA System<br />

lassen sich die Daten von Testfahrzeugflotten<br />

einfach und flexibel<br />

aufzeichnen und verwalten. MDA<br />

– Mobile Data Acquisition (Mobile<br />

Datenerfassung) – ist ein System, das<br />

Test-Daten (z.B. CAN-Daten) aufzeichnet,<br />

zentral sammelt und verwaltet<br />

sowie für den globalen Zugriff jederzeit<br />

zur Verfügung stellt.<br />

www.telemotive.de<br />

Ladestation für zu Hause<br />

Protoscars Home Charge Device<br />

(HCD) bietet maximale Sicherheit<br />

Verwendung von nachwachsenden<br />

Rohstoffen wie Naturfasern und<br />

natürlich gegerbtem Leder <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

direkt erlebbar.<br />

Der BMW i8 Concept verkörpert<br />

den Sportwagen einer neuen Generation:<br />

eine Beschleunigung von<br />

unter fünf Sekunden von null auf<br />

100 km/h bei einem Verbrauch von<br />

unter drei Litern im europäischen<br />

Zyklus bietet bisher kein Fahrzeug<br />

mit Verbrennungsmotor auf diesem<br />

Leistungsniveau.<br />

Eine besondere Rolle für die <strong>Elektromobilität</strong><br />

hat das Thema Batterie:<br />

Die für die BMW i Modelle geplanten<br />

Zellen werden von SB Limotive, einem<br />

Joint Venture zwischen Bosch und<br />

Samsung, geliefert. Der Zukauf von<br />

Batteriezellen bietet insofern Vorteile,<br />

da auf der Seite der Zellhersteller mit<br />

größeren Entwicklungssprüngen zu<br />

rechnen ist.<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit in der gesamten<br />

Wertschöpfungskette<br />

Die große Besonderheit von BMW i<br />

ist die konsequente Ausrichtung auf<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit – und zwar hinsichtlich<br />

ökologischer, ökonomischer und<br />

sozialer Aspekte über die gesamte<br />

Wertschöpfungskette. Für die Fahrzeuge<br />

von BMW i wurden bereits in<br />

der frühen Phase der Strategie und<br />

Konzeption erstmals verbindliche<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keitsziele definiert, die<br />

vom Einkauf, über die Entwicklung<br />

und Produktion bis zum Vertrieb und<br />

sogar dem Recycling reichen.<br />

Wie erfolgreich dies gelungen ist,<br />

zeigt der BMW i3 Concept: Über den<br />

gesamten Produktlebenszyklus inklusive<br />

der Stromerzeugung in Europa<br />

(EU-25 Strom-Mix) weist das Auto<br />

mindestens ein Drittel weniger Treibhauspotenzial<br />

(CO 2<br />

e) auf, als ein sehr<br />

effizientes Fahrzeug aus dem gleichen<br />

Segment mit Verbrennungsmotor.<br />

Wird das Fahrzeug mit regenerativ gewonnenem<br />

Strom betrieben, kann das<br />

Treibhauspotenzial sogar um deutlich<br />

mehr als 50 Prozent gesenkt werden.<br />

Damit setzt BMW i neue Maßstäbe<br />

für nachhaltige Mobilität – über die<br />

gesamte Wertschöpfungskette.<br />

Cypselus von Frankenberg ist in der<br />

Konzernkommunikation der BMW<br />

Group Sprecher BMW i.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

13


SCHWERPUNKT<br />

| ELEKTROMOBILITÄT |<br />

beim Laden von allen kompatiblen<br />

Elektrofahrzeugen. Die Hardware und<br />

die Software sind bezüglich Fahrzeugmarke,<br />

-modell, Steckdose (Typ 1/2/3<br />

oder CEEPlus Steckdose) sowie des<br />

nationalen Stromnetzes personalisiert.<br />

Es besitzt einen benutzerfreundlichen<br />

Timer für günstigen Nachttarif und<br />

kann an die Leistungsgrenzen der<br />

vorhandenen Netzinfrastruktur angepasst<br />

werden.<br />

www.protoscar.com<br />

Unbegrenzter Lade-Raum<br />

Gewinnerfahrzeuge des ecartec Awards 2<strong>01</strong>1<br />

Auto<br />

sms&charge: ein einfaches und grenzenloses<br />

Abrechnungsprinzip zum<br />

Aufladen von Elektrofahrzeugen.<br />

Die Autorisierung an der Ladesäule<br />

erfolgt per SMS, die Zahlung wird<br />

über die Mobilfunkrechnung eingezogen<br />

- auch bei PrePaid-Handys.<br />

Keine vertraglichen Einschränkungen<br />

beim Nutzer, minimales Risiko für<br />

Betreiber und keine Fehlbelegung von<br />

Ladeplätzen, weil für Ladezeit gezahlt<br />

wird und nicht für Verbrauch. Partner<br />

sind EBG Lünen, sunhill technologies,<br />

AÜW und TU Dortmund.<br />

www.smsandcharge.de<br />

Interaktive Ladestation<br />

mit regionalen Tourismusinformationen<br />

Mit den Ladestationen der Serie<br />

„Public 12“ erweitert Technagon<br />

das Thema „<strong>Elektromobilität</strong>“ um<br />

die Bereiche „Information“ und<br />

„Kommunikation“. Durch diese<br />

Kombination lassen sich innovative<br />

Finanzierungs- und Betriebskonzepte<br />

entwickeln, mit denen sich auch<br />

heutige E-Mobility Installationen gewinnbringend<br />

betreiben lassen. Das<br />

System unterstützt eine Vielzahl von<br />

Ladearten und Schnittstellen, wie z.B.<br />

nach IEC 61851 Mode 3 und lässt sich<br />

über mobile Endgeräte komfortabel<br />

steuern und überwachen.<br />

www.technagon.eu<br />

Solare Mobilitätskonzepte<br />

für Unternehmen<br />

Donauer Solartechnik präsentierte<br />

neben E-Bikes und Pedelecs auch<br />

Systemlösungen für seinen Solar<br />

Bikeport. Der Fachgroßhändler stellte<br />

erstmals Konzepte zum profitablen<br />

Betrieb des Solar Bikeports für Unternehmen<br />

und Gemeinden vor. Durch<br />

die Verknüpfung von Werbeeinnahmen<br />

mit günstigen Leasingvarianten<br />

können Bikeport-Besitzer bis zu 400<br />

Euro monatlich mit einem Solar Bikeport<br />

verdienen.<br />

www.donauer.de<br />

Motorrad<br />

Nutzfahrzeug<br />

Opel Ampera<br />

Der Ampera kombiniert die Vorteile des Elektroantriebs<br />

mit der Reichweite eines konventionellen Antriebs. Die<br />

Batterie hat eine Reichweite von 40 bis 80 Kilometern.<br />

www.opel.de<br />

Govecs GO! S2.4<br />

Alle GOVECS-Fahrzeuge werden komplett in Europa entwickelt<br />

und produziert. Im Fahrzeug werden hocheffi ziente<br />

und ausgeklügelte bürstenlose Motoren eingesetzt,<br />

die zusammen mit einem wartungsarmen Riemenantrieb<br />

die Fahrzeuge sehr leicht machen.<br />

www.govecs.com<br />

e-Wolf Delta 2<br />

Emissionslos, sicher und zuverlässig kann der e-Wolf Delta<br />

2 unterschiedliche Aufgaben in der Innenstadt wahrnehmen.<br />

Er verfügt über eine leistungsstarke und langlebige<br />

Lithium-Keramik Batterie, die eine Reichweite von 154 km<br />

ermöglicht.<br />

www.ewolf-car.com<br />

Schnellladen<br />

Durch verkürzte Ladezeit wird das<br />

Fahren von Elektroautos noch attraktiver.<br />

Das BRUSA On-Board-Schnellladegerät<br />

NLG6 ermöglicht überall ein<br />

Schnellladen, weil keine zusätzliche<br />

Infrastruktur erforderlich ist.<br />

www.brusa.biz<br />

Internationale<br />

Forschungskompetenz<br />

Mit dem ITE, dem Energieinstitut von<br />

Valencia, präsentierte sich eine hochkarätige<br />

internationale Forschungsund<br />

Dienstleistungseinrichtung am<br />

„Spanischen Pavillon“. Als Teil des 7.<br />

EU-Forschungsrahmenprogrammes<br />

ist das ITE Koordinator für Projekte<br />

wie SOMABAT zur Entwicklung neuartiger<br />

Materialien für High-Power<br />

Li-Polymer-Batterien oder SMARTV2G<br />

zur Entwicklung intelligenter Netzanbindung<br />

von Elektrofahrzeugen.<br />

www.ite.es<br />

Die eCarTec 2<strong>01</strong>2 findet vom 23. bis<br />

25. Oktober 2<strong>01</strong>2 auf dem Gelände<br />

der Neuen Messe München statt.<br />

www.ecartec.de<br />

14 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| ELEKTROMOBILITÄT |<br />

SCHWERPUNKT<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

Gedruckt auf Charisma Silk – hergestellt aus 100 % Altpapier, ausgezeichnet mit dem Blauen Engel. Ein Produkt der Steinbeis Papier GmbH. 15


SCHWERPUNKT<br />

| ELEKTROMOBILITÄT |<br />

Das öffentliche Auto<br />

Neue Mobilitätskonzepte mit vernetzter <strong>Elektromobilität</strong><br />

Weert Canzler und Andreas Knie<br />

E-Mobility-Pilotversuche belegen,<br />

dass die Testkunden vom elektrischen<br />

Fahren begeistert sind. Die Geräuschlosigkeit,<br />

die Kraftübertragung von<br />

Anfang an, aber auch die Bremskraftrückgewinnung<br />

werden immer wieder<br />

genannt, wenn es um die Faszination<br />

der E-Mobile geht. Doch wenn die<br />

Frage auf die Kaufbereitschaft kommt,<br />

ist es vorbei mit der Euphorie.<br />

Dann werden all die unerfreulichen<br />

Unzulänglichkeiten angeführt: die<br />

beschränkte Reichweite, die lange<br />

Ladezeit, die Krux mit der energiezehrenden<br />

Heizung, der drohende<br />

Winter und so weiter. Bei allen Klagen<br />

schimmert der Vergleich mit dem<br />

konventionellen Universalauto durch.<br />

Zum K.O. führt schließlich der Preis.<br />

Elektroautos sind in der Anschaffung<br />

doppelt so teuer wie herkömmliche<br />

Autos. Der normale Käufer wird sich<br />

ein Elektroauto nicht leisten.<br />

E-Mobile neu denken<br />

Denken wir doch das Elektroauto<br />

mal ganz anders, nicht als das neue<br />

Universalauto. Lösen wir uns vom<br />

alten Vergleichsmaßstab. Denken wir<br />

es vernetzt. Vernetzt mit öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln in einer integrierten<br />

Dienstleistung. Die könnte so funktionieren:<br />

Man hat ein Mobiltelefon<br />

oder eine Chipkarte und kann damit<br />

durchgängig alle Verkehrsmittel nutzen,<br />

auch das öffentliche E-Auto. Die<br />

„Intermodal-App“ macht’s möglich.<br />

Man fährt ohne nachzudenken und<br />

erst am Monatsende kommt die<br />

Rechnung. Das Auto ist Teil einer professionell<br />

gemanagten und öffentlich<br />

genutzten Verkehrsflotte.<br />

E-Mobile im Flottenmanagement lassen<br />

sich gegenüber privat genutzten<br />

Fahrzeugen kontrolliert einsetzen, erreichen<br />

eine höhere Fahrleistung und<br />

sind effizienter. Entscheidend ist aber,<br />

dass sie bei Nichtgebrauch angestöpselt<br />

und mit dem Stromnetz vernetzt<br />

sind. So bilden sie eine zusätzliche<br />

Speicheroption, um die wachsende<br />

unregelmäßige Stromproduktion<br />

einzufangen, die mit dem Ausbau von<br />

Wind- und Solaranlagen verbunden<br />

ist. Vehicle to Grid (V2G) heißt das Geschäftsmodell,<br />

bei dem E-Fahrzeuge<br />

zu Puffern für überschüssigen regenerativen<br />

Strom werden, vorzugsweise<br />

in der Nacht und an nachfragearmen<br />

Wochenenden. Voraussetzung ist<br />

aber, dass die Fahrzeuge auch tatsächlich<br />

als verlässliche „Auffangbecken“<br />

zur Verfügung stehen. In Flotten wäre<br />

das der Fall.<br />

E-Mobile als Teil erstens des öffentlichen<br />

Verkehrs und zweitens des<br />

Smart Grids funktionieren nur, wenn<br />

sie mit dem Internet verbunden sind.<br />

Das ist die dritte Vernetzung.<br />

Abschied vom Privatauto<br />

Diese mehrfach vernetzte E-Mobilität<br />

bedeutet den sukzessiven Ausstieg<br />

aus dem privaten Autoverkehr und<br />

die Verbreitung der gemeinschaftlichen<br />

Autonutzung, des Carsharing.<br />

Damit sind gleich mehrere Vorteile<br />

verbunden. Die Nutzung eines<br />

geteilten Elektroautos ist für den<br />

Einzelnen bezahlbar, er zahlt nur,<br />

wenn das Auto auch genutzt wird.<br />

Zudem passen die Streckenprofile<br />

von Autofahrten in städtischen Gebieten<br />

– täglich durchschnittlich unter<br />

50 Kilometer – zur Reichweite des<br />

Elektroautos. Darüber hinaus steht<br />

ein kalkulierbarer Teil der Flotte für<br />

längere Intervalle an Stationen und<br />

kann als „Speicher und Kraftwerk auf<br />

Rädern“ im Smart Grid fungieren.<br />

Flottenbetreiber profitieren nicht nur<br />

16 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| ELEKTROMOBILITÄT |<br />

SCHWERPUNKT<br />

von günstigen Stromtarifen, sondern<br />

können in Zeiten erhöhter Nachfrage<br />

nach grünem Strom Einspeisevergütungen<br />

erhalten.<br />

So utopisch wie es klingen mag,<br />

ist dieses Modell im Übrigen gar<br />

nicht. Im Rahmen des vom Bundeswirtschaftsministerium<br />

geförderten<br />

Modellvorhabens „BeMobility“ in<br />

Berlin und Brandenburg wurde ein<br />

solches integriertes Mobilitätsangebot<br />

entwickelt (siehe www.bemobility.<br />

de) und im Sommer 2<strong>01</strong>1 von über<br />

1.500 Kunden getestet, die mit mehr<br />

als 30 verschiedenen E-Fahrzeugen<br />

über 250.000 Kilometer zurückgelegt<br />

haben. Das Angebot umfasste<br />

Zeitkarten für den öffentlichen Verkehr,<br />

ein variables Zeitkontingent für<br />

Carsharing-E-Autos sowie die Nutzung<br />

der öffentlichen Mieträder der<br />

Deutschen Bahn. Alles zusammen war<br />

deutlich preisgünstiger als die Summe<br />

der Einzelleistungen. Autos und Räder<br />

konnten bequem über ein App auf<br />

dem Smartphone gebucht werden.<br />

Ein zentrales Ergebnis war, dass die<br />

Teilnehmer des mehrmonatigen Versuchs<br />

ihr Privatauto immer weniger<br />

genutzt haben und gleichsam eine<br />

intermodale Verkehrspraxis „erlernt<br />

haben“.<br />

Mut zu Entscheidungen<br />

Will man die Unverbindlichkeit von<br />

Pilotversuchen überwinden und tatsächlich<br />

zu attraktiven intermodalen<br />

Angeboten kommen, sind die Rahmenbedingungen<br />

dafür erst noch zu<br />

schaffen. Liebgewonnene Privilegien<br />

für das private Auto müssen fallen,<br />

der öffentliche Raum muss praktisch<br />

neu aufgeteilt und für Sharingkonzepte<br />

zugänglich gemacht werden.<br />

Öffentliche Autos und Fahrräder<br />

müssen überall dort abgestellt werden<br />

können, wo Platz ist. Bisher wird um<br />

jeden einzelnen Stellplatz gekämpft,<br />

während private Fahrzeuge im öffentlichen<br />

Raum umsonst oder mit<br />

Anwohnerplaketten kostengünstig<br />

parken dürfen. Darüber hinaus bedarf<br />

es ausreichend vieler Ladestationen<br />

und eines einheitlichen und einfachen<br />

Zugangs zu den unterschiedlichen<br />

Ladepunkten. Die Kommunen und<br />

Gebietskörperschaften müssen Farbe<br />

bekennen. Denn klar ist: Eine ernsthafte<br />

Förderung urbaner Intermodalität<br />

geht zu Lasten privat genutzter<br />

Verkehrsflächen. Das erlebt Paris<br />

mit seinem ehrgeizigen Velib- und<br />

Autolib-Programm, dort werden in<br />

großem Stil Straßen- und Parkflächen<br />

zu intermodalen Stationen umgewidmet.<br />

Auch London und New York<br />

stellen raren öffentlichen Raum für<br />

public-bike-Stationen zur Verfügung<br />

und verknappen damit den Platz für<br />

Privatautomobilisten. Ohne Mut zu<br />

unbequemen Entscheidungen wird<br />

es nicht gehen.<br />

Weiterführende Literatur und mehr zum Konzept der vernetzten E-Mobilität:<br />

Weert Canzler und Andreas Knie: Einfach aufl aden. Mit <strong>Elektromobilität</strong> in eine saubere<br />

Zukunft, München: oekom Verlag 2<strong>01</strong>1, 121 S., 9,95 Euro.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

17


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| ELEKTROMOBILITÄT |<br />

Die Motoren von morgen<br />

Geringe Reichweiten, hohe Preise:<br />

Sind Elektrofahrzeuge die Zukunft der Mobilität?<br />

Die Motoren für Hybridantriebe und Elektrofahrzeuge sollen bald in Großserien produziert werden.<br />

Welcher Motor treibt das Auto von<br />

morgen an? Diese Frage bewegt die<br />

Gesellschaft.<br />

Während die einen am Verbrennungsmotor<br />

festhalten und ihn optimieren<br />

wollen, rufen andere das revolutionäre<br />

Zeitalter der <strong>Elektromobilität</strong> aus, und<br />

wieder andere erkennen für sich, dass<br />

es Übergangstechnologien wie Hybride<br />

und Brennstoffzellen braucht. Ein<br />

Anbieter nimmt sich der Herausforderung<br />

an und entwickelt Konzepte und<br />

Lösungen für die Motoren von morgen.<br />

Auf der Weltleitmesse für <strong>Elektromobilität</strong><br />

„eCarTec 2<strong>01</strong>1“ in München sah<br />

man als Besucher eine überraschende<br />

Bandbreite von Anbietern: Aufstrebende<br />

Start-ups versuchen sich mit<br />

innovativen Ideen auf dem Markt zu<br />

platzieren, etablierte Hersteller erweitern<br />

ihr Angebot und große Quereinsteiger<br />

verbessern aktiv die Effizienz<br />

der Antriebe. Alle wollen sie den<br />

Elektroantrieb großserienreif machen.<br />

Im Jahr 2020 erwartet Bosch weltweit<br />

rund drei Millionen Elektrofahrzeuge<br />

und Plug-in-Hybride sowie etwa sechs<br />

Millionen Hybridautos bei 103 Millionen<br />

neu produzierten Fahrzeugen.<br />

Um den Elektromotor verstärkt auf<br />

die Straße zu bringen, muss die Performance<br />

der Fahrzeuge noch erheblich<br />

steigen. Das bedeutet vor allem eine<br />

größere Energiedichte für die Batterie:<br />

Um künftig Mindestreichweite<br />

von 200 Kilometern sicher zu stellen,<br />

braucht es eine Lithium-Ionen-Batterie<br />

von gut 350 Kilogramm Gewicht zu<br />

einem Preis von über 12.000 Euro.<br />

Damit <strong>Elektromobilität</strong> für jedermann<br />

erschwinglich werden kann, müssen<br />

die Ingenieure die Energiedichte verbessern<br />

sowie Gewicht und Kosten<br />

der Akkus senken.<br />

Um die wesentlichen Entwicklungsfelder<br />

voranzutreiben, engagieren<br />

sich Unternehmen wie Bosch in<br />

Projekten, die von der öffentlichen<br />

Hand gefördert werdenen: Bei Audis<br />

„e performance“ geht es um das<br />

Elektrofahrzeug selbst, das Leuchtturmprojekt<br />

„MeRegioMobil“ bindet<br />

das Fahrzeug in eine künftige (Lade-)<br />

Infrastruktur ein und bei „BeMobility“<br />

erprobt Bosch neue Mobilitätsdienstleistungen<br />

für Berlin. Der Automobilzulieferer<br />

leistet in diesen Projekten<br />

mit seinem Know-how einen erheb-<br />

18 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| ELEKTROMOBILITÄT |<br />

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lichen Beitrag dazu, Technik, Infrastrukturen<br />

und Mobilitätskonzepte<br />

zu erforschen, zu bewerten, weiterzuentwickeln<br />

und voranzutreiben.<br />

Antrieb nach Bedarf<br />

„Die Antriebsart wird sich in Zukunft<br />

an den jeweiligen individuellen Mobilitätsansprüchen<br />

des Autofahrers<br />

orientieren. Das Elektroauto spielt hier<br />

zunehmend eine Rolle“, so Dr. Rolf<br />

Bulander, Vorsitzender des Bereichsvorstands<br />

Gasoline Systems bei der<br />

Robert Bosch GmbH. <strong>Elektromobilität</strong><br />

entfaltet ihre Stärken vor allem im<br />

Bereich kurzer Distanzen. Hier sind<br />

Elektroantriebe besonders effizient<br />

eingesetzt, während sich für Mittelund<br />

Langstrecken verbrauchsarme<br />

Diesel- und Benzinmotoren besser<br />

eignen.<br />

Elektrofahrzeuge sind schon heute<br />

eine sinnvolle Alternative im Stadtverkehr.<br />

Der energieeffiziente und klimafreundliche<br />

Antrieb kann weltweit<br />

die wachsenden Ballungszentren von<br />

Emissionen entlasten. Angetrieben<br />

mit Strom aus regenerativen Quellen<br />

leisten sie zudem einen wesentlichen<br />

Beitrag zur CO 2<br />

-Reduzierung.<br />

Die Allrounder unter den Fahrzeugen<br />

sind Hybride. Sie vereinen im Automobil<br />

verschiedene Antriebsformen<br />

– Verbrennungsmotor und Elektroantrieb<br />

– unter einer Motorhaube und<br />

bieten sich für alle Distanzen an. Für<br />

lange Strecken eignen sich vor allem<br />

Plug-in-Hybride und Brennstoffzellenfahrzeuge.<br />

Gerade bei kurzen<br />

Strecken – wie im Stadtverkehr –<br />

können Plug-in-Hybride ihre Wege<br />

rein elektrisch und damit emissionsfrei<br />

zurücklegen. Bosch überträgt diese<br />

Antriebkonzepte auf Nutzfahrzeuge<br />

und kombiniert den Verbrennungsmotor<br />

entweder mit einem Elektromotor<br />

oder aber mit einer Hydraulik-<br />

Hybridtechnik. Der Hydraulikhybrid<br />

eignet sich vor allem für schwere<br />

Nutzfahrzeuge und den umweltschonenden<br />

Betrieb von Stadtbussen. So<br />

lässt sich der Verbrauch beispielsweise<br />

bei Müllfahrzeugen um bis zu 25 Prozent<br />

reduzieren. Bei Bremsmanövern<br />

gewinnen die Hybride Energie zurück<br />

und so wird zusätzlich noch der Bremsenverschleiß<br />

reduziert.<br />

Inzwischen arbeitet die Hybridtechnik<br />

hier rentabel: Ein 3,5-Tonner kann den<br />

Mehraufwand für den Elektrohybrid<br />

schon nach drei Jahren wieder einfahren,<br />

wenn er jährlich gut 20.000<br />

Kilometer zurücklegt. Gleichzeitig<br />

verbessert sich die Klimabilanz: Gegenüber<br />

einem sparsamen reinen<br />

Dieselantrieb hat der Diesel-Hybrid<br />

im Nutzfahrzeug bis zu 20 Prozent<br />

weniger CO 2<br />

-Emissionen.<br />

Bei allem, was hinsichtlich alternativer<br />

Antriebskonzepte geleistet wird:<br />

Der Verbrennungsmotor wird auch<br />

in den kommenden Jahrzehnten auf<br />

den Straßen überwiegend unterwegs<br />

sein. „Das Elektroauto wird anfangs<br />

in kleinen Stückzahlen in Nischenanwendungen<br />

auf die Straße kommen<br />

und erst nach 2020 deutlicher wahrnehmbar<br />

sein“, prognostiziert Dr.<br />

Bernd Bohr, Geschäftsführer und Vorsitzender<br />

des Unternehmensbereichs<br />

Kraftfahrzeugtechnik bei Bosch. Mit<br />

der Weiterentwicklung von Otto- und<br />

Dieselmotoren lassen sich am schnellsten<br />

und sehr wirkungsvoll Kraftstoffverbrauch<br />

und CO 2<br />

-Emissionen weiter<br />

verringern. Sowohl für den Benziner<br />

als auch für den Dieselmotor können<br />

laut Bosch weitere 25 bis 30 Prozent<br />

Verbrauchsvorteile erschlossen<br />

werden. So können Dieselfahrzeuge<br />

sogar den Emissionswert von 99<br />

Gramm CO 2<br />

pro Kilometer deutlich<br />

unterschreiten.<br />

Die Zukunft?<br />

Der steigende weltweite Energiebedarf,<br />

begrenzte Ölressourcen und<br />

strengere Umwelt- und Klimaschutzauflagen<br />

erfordern von den Herstellern<br />

ein Umdenken zu mehr <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

und Energieeffizienz. Die<br />

Bundesregierung will bis 2020 eine<br />

Million, bis 2030 sogar fünf Millionen<br />

klimafreundliche Elektroautos auf die<br />

Straße bringen. Elektrofahrzeuge werden<br />

in Zukunft vor allem die Städte und<br />

die kurzen Wege dominieren und hier<br />

einen erheblichen Beitrag zum Klimaschutz<br />

leisten Für mittlere und lange<br />

Distanzen bieten sich die Hybridtechnologien<br />

an, um Kraftstoffverbrauch<br />

und Emissionen zu reduzieren. Der<br />

Automobilzulieferer Bosch stellt sich<br />

dieser Herausforderung und entwickelt<br />

Lösungen für alle Fahrprofile.<br />

Vom Fahrzeug über die Ladeinfrastruktur hin zu Mobilitätsdienstleistungen – alle Entwicklungsfelder<br />

werden bearbeitet.<br />

Kontakt<br />

Bernhard Schwager<br />

Robert Bosch GmbH<br />

Telefon +49 (0)711 / 8 11 - 64 02<br />

bernhard.schwager@de.bosch.com<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

19


SCHWERPUNKT<br />

| ELEKTROMOBILITÄT |<br />

Batterien für die E-Mobility<br />

... jenseits von Mythen<br />

Von Jan Traenckner<br />

Nun wird es ernst. Nach vielen Prototypen<br />

und Feldversuchen werden die<br />

Elektroautos einer breiten Kundschaft<br />

zugänglich. Nissan hat bereits über<br />

20.000 Leaf verkauft. GM/Opel baut<br />

gerade seine Produktionskapazitäten<br />

für Volt/Ampera massiv aus. Beide<br />

Hersteller könnten derzeit mehr Autos<br />

verkaufen, als ihre Produktion hergibt.<br />

Hinter den Kulissen der globalen Autoindustrie<br />

stehen viele Elektroautos<br />

kurz vor der Serienreife.<br />

Allein im Jahr 2<strong>01</strong>2 erreichen für den<br />

Markt extrem bedeutende Produkte<br />

wie smart ED, Renault Zoe, Toyota<br />

Prius Plug-In und Ford Focus E den<br />

echten Großserien-Marktstart. 2<strong>01</strong>3<br />

wird sich dann mit dem BMW i3<br />

das erste in Deutschland völlig neu<br />

konstruierte Premium-Elektroauto<br />

sowie viele weitere Modelle hinzu<br />

gesellen. Mit diesen Entwicklungen<br />

ist der Systemwechsel hin zum<br />

Fahren mit elektrischem Strom vom<br />

Netz nachhaltig und unumkehrbar<br />

eingeleitet.<br />

Trotzdem herrscht allgemein immer<br />

noch eine große Skepsis gegenüber<br />

E-Autos. Viele Journalisten schreiben<br />

teils sehr negative Artikel, die diese<br />

Innovation zunächst von der Seite<br />

„was alles nicht geht“ beleuchten.<br />

Die Antriebsbatterien stehen dabei<br />

meistens im Fokus. Es werden sehr<br />

viele negative „Mythen“ wiederholt,<br />

oft auf falschen Fakten basierend.<br />

Dabei gibt es vier immer wieder diskutierte<br />

Mythen über Lithium-Ionen-<br />

Batterien für Autos:<br />

Mythos 1: Batterien sind viel zu<br />

schlapp für „echte“ Autos<br />

Aus berufenem Munde hört man<br />

häufig: „Erst wenn wir über Batterien<br />

verfügen, die einem Golf 600<br />

km Reichweite ermöglichen, wird<br />

sich <strong>Elektromobilität</strong> durchsetzen“.<br />

Die Frage ist hierbei nur: Wird das<br />

überhaupt jemals technisch gehen<br />

und braucht das jemand? Zunächst<br />

muss man klar abgrenzen: Ein nur mit<br />

Batterie betriebenes Elektroauto wird<br />

niemals von München nach Hamburg<br />

fahren! Das wäre (auch in ferner<br />

Zukunft) weder physikalisch, noch<br />

ökonomisch oder ökologisch sinnvoll.<br />

Der batterie-elektrische Antrieb ist<br />

ausschließlich für die Kurzstrecke in<br />

Stadt und Umgebung geeignet. Allerdings<br />

genau zu dem Einsatzzweck, bei<br />

dem in fast allen Ländern der größte<br />

Teil der jährlichen Kilometer gefahren<br />

wird (ca. 70 Prozent). Genau hier ist<br />

die Batterie als Energie-(Zwischen)<br />

Speicher perfekt.<br />

Marktforschungen haben ergeben,<br />

dass die ideale Größe einer Antriebsbatterie<br />

beim reinen Elektroauto zwischen<br />

15 und maximal 30 kWh liegt<br />

(je nach Gewicht und Reichweite),<br />

beim Plug-In Hybrid bei 5 bis 15 kWh.<br />

Mit diesen Batteriegrößen kann die<br />

Industrie nahezu sämtliche denkbaren<br />

Kundenwünsche abdecken (siehe<br />

Schaubild 1). Alle Konzepte außerhalb<br />

dieser Grenzen adressieren entweder<br />

nicht vorhandene Reichweitenbedürfnisse,<br />

oder die Konstruktion des<br />

Für die meisten Elektroautos reicht eine Batteriegröße bis maximal 30 kWh<br />

20 Gedruckt auf Charisma Silk – hergestellt aus 100 % Altpapier, ausgezeichnet mit dem Blauen Engel. Ein Produkt der Steinbeis Papier GmbH. <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| ELEKTROMOBILITÄT |<br />

SCHWERPUNKT<br />

E-Fahrzeugs ist mangelhaft, weil es<br />

z.B. viel zu schwer ist.<br />

Nicht nur deshalb bietet die Technologie<br />

der Lithium-Ionen-Batterie bereits<br />

heute genügend Leistung und Energie<br />

für den oben beschriebenen Einsatzzweck.<br />

Die Entwicklungsziele der<br />

Batterie-Industrie liegen daher nicht<br />

auf der Entwicklung immer größerer<br />

Batterien, sondern darin, einerseits<br />

die Herstellkosten und andererseits<br />

das Gewicht und den Bauraum der<br />

Batterien zu minimieren.<br />

Mythos 2: Batterien für Autos<br />

sind viel zu schwer<br />

Richtig ist, dass ein Batteriesystem<br />

der ersten Generation noch ca. sieben<br />

bis neun kg pro nutzbare kWh<br />

wiegt (incl. Gehäuse, Kühlung, etc.).<br />

Entwicklungsziel der Industrie ist es,<br />

dieses Gewicht zu halbieren. Dafür<br />

werden voraussichtlich ca. zwei bis<br />

drei Generationen, also ca. fünf bis<br />

acht Jahre gebraucht.<br />

Allerdings ist im Fahrzeug – bei vernünftiger<br />

Auslegung des elektrischen<br />

Antriebsstrangs – der netto-Gewichtszuwachs<br />

absolut überschaubar.<br />

Schließlich sind Verbrennungsmotoren<br />

mit all der Peripherie (Auspuff,<br />

Tank, etc.) auch „relativ“ schwer. So<br />

beträgt beim neuen smart ed 2<strong>01</strong>2<br />

der Netto-Gewichts-Zuwachs weniger<br />

als sechs Prozent des Gesamtfahrzeuggewichtes.<br />

Mythos 3: Batterien für Autos<br />

sind viel zu teuer<br />

Auch hier muss man relativieren. Absolut<br />

gesehen sind die Herstellkosten<br />

für Traktions-Batterien noch zu hoch.<br />

Gerade hier wird die Industrie, hauptsächlich<br />

durch die Massenproduktion,<br />

die Kosten um bis zu 50 Prozent gegenüber<br />

heute senken. Das geht in<br />

der Praxis doch viel schneller als die<br />

meisten Beteiligten gedacht haben.<br />

Allerdings zeigt das Beispiel smart ed<br />

2<strong>01</strong>2 deutlich, dass schon heute die<br />

Serienbatterien der ersten Generation<br />

ein recht gutes Geschäft für die Autohersteller<br />

sein können. So kostet die<br />

Herstellung des Batteriesystems für<br />

dieses Fahrzeug geschätzte 6.000<br />

bis 7.000 Euro. Dies scheint zunächst<br />

recht viel und entspricht ungefähr<br />

den Herstellkosten eines smart mit<br />

Benzinantrieb. Bei einem Netto-<br />

Verkaufspreis des smart ed 2<strong>01</strong>2 von<br />

16.000 Euro kann man ca. die Hälfte<br />

der Batteriekosten als „direkt vom<br />

Kunden bezahlt“ abziehen. Das ist<br />

der Beitrag der sog. „Early Adopter“<br />

für die E-Mobilität (übrigens nahezu<br />

so viel wie ein Premium-E-Bike).<br />

Die andere Hälfte der Batteriekosten<br />

wird über das Batterieleasing „zurückverdient“.<br />

Für den Kunden sind<br />

die 67 Euro Leasingkosten pro Monat<br />

nahezu ein „Nullsummenspiel“, da sie<br />

ungefähr einer gesparten Tankfüllung<br />

im Monat entsprechen. Für smart ist<br />

nach ca. vier Jahren die Batterie über<br />

das Leasing vollständig bezahlt; nach<br />

ca. 4,5 Jahren inklusive der Zinsen für<br />

das Leasing. Danach verdient smart<br />

ordentlich an den Batterien. Sollte<br />

die Batterie die Anforderungen an<br />

die Lebensdauer von mindestens<br />

zehn Jahren erfüllen, so kommt da<br />

eine Summe von bis zu 4.000 Euro<br />

zusammen.<br />

Mythos 4: Die Haltbarkeit der<br />

Antriebsbatterien ist schlecht<br />

Jeder hat so seine Erfahrungen im<br />

Umgang mit Akkus. Gerade die Laptop-<br />

und Handy-Besitzer werden die<br />

historischen Erfahrungen gemacht<br />

haben, dass die Ausdauer der Akkus<br />

nach kurzer Zeit nachlässt. Aus dieser<br />

Erfahrung allerdings auf die Haltbarkeit<br />

der zukünftigen Antriebsbatterien<br />

in Elektroautos zu schließen, wären<br />

grundsätzlich falsch.<br />

Die Batterien für Autos werden vollständig<br />

anders konstruiert, ausgelegt,<br />

produziert und im Lebenszyklus „gemanaged“.<br />

Kaum einer weiß, dass<br />

z.B. gerade Handybatterien enormen<br />

Temperaturbelastungen ausgesetzt<br />

sind, die bei den Batterien im Auto<br />

verhindert werden. Das iPhone z.B.<br />

einmal in der Sonne liegen zu lassen<br />

zerstört sofort dauerhaft die Lebensdauer<br />

seiner Lithium-Ionen-Batterie.<br />

Bei den Lithium-Ionen-Batterien<br />

handelt es sich im Grunde um einen<br />

Ein E-Auto-Batteriesystem kann bei richtiger Auslegung sehr hohe Lebensdauern erreichen<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

21


SCHWERPUNKT<br />

| ELEKTROMOBILITÄT |<br />

Energiespeicher, bei dem Laden und<br />

Entladen durch chemische Prozesse<br />

vonstattengehen. Diese chemischen<br />

Prozesse sind prinzipiell unendlich<br />

reversibel, d.h., ein solcher Akku<br />

müsste theoretisch eine unendliche<br />

Lebensdauer haben.<br />

In der Praxis allerdings beeinflussen<br />

zwei wesentliche Komponenten die Alterungsprozesse<br />

bzw. die Lebensdauer<br />

(siehe Schaubild 2). Zum einen führen<br />

die bereits bei der Herstellung von<br />

Batteriezellen „eingebauten“ kleinsten<br />

Unregelmäßigkeiten und Verunreinigungen<br />

zu lokalen schleichenden<br />

Zerstörungsprozessen. Zum anderen<br />

wird die Alterung der Batterie-Zellen<br />

maßgeblich durch das sog. Lebenszyklusmanagement<br />

beeinflusst. Hierbei<br />

sind die Betriebstemperatur, aber auch<br />

das Lade- und Entlademanagement<br />

von entscheidender Bedeutung.<br />

Die Autoindustrie hat die Traktions-<br />

Batterie ingenieurtechnisch zu einem<br />

„non-service item“ ausgelegt. Das<br />

heißt, dass die Batterie im Normalfall<br />

über die gesamte Lebensdauer des<br />

Fahrzeugs ohne besonderen Service<br />

überdauern muss. Im Extremfall sind<br />

das 15 Jahre und bis zu 250.000 km<br />

Laufleistung. Ob das bereits in der<br />

ersten Generation so gelingen wird,<br />

ist ein großes Geheimnis. Allerdings<br />

lässt die Industrie keinen Zweifel<br />

daran, dass dies spätestens bei der<br />

nächsten Generation gelingen wird.<br />

Neben hochpräzisen und hochautomatisierten<br />

Produktionsprozessen, besonders<br />

bei den Lithium-Ionen-Zellen,<br />

liegen die Entwicklungsschwerpunkte<br />

beim sog. Batterie-Management-<br />

System. Hier werden sich die Anbieter<br />

vor allen Dingen über die Software<br />

unterscheiden.<br />

Fazit: Kein Engpass beim<br />

Systemwechsel<br />

Batterien für Elektroautos sind bereits<br />

heute besser als ihr Ruf. Sie werden<br />

jedenfalls nicht der wesentliche Engpass<br />

beim Systemwechsel zur <strong>Elektromobilität</strong><br />

sein. Es ist vielmehr wie<br />

immer der Mensch, der einerseits den<br />

Willen zum Umstieg haben muss.<br />

Aber auch die Politik ist andererseits<br />

bei Systemwechseln gefordert. So<br />

wird der smart ed in Frankreich die<br />

Kunden deutliche 5.000 Euro weniger<br />

kosten. Eine solche Anschubfinanzierung<br />

hilft der Industrie, mittelfristig<br />

kostengünstige und langlebige<br />

Batterien zu entwickeln und damit<br />

den Systemwechsel weg vom Öl<br />

hin zum emissionsfreien Fahren mit<br />

Strom vom Netz zu vollziehen.<br />

Im Profil<br />

Dr.-Ing. Jan Traenckner<br />

ist Experte für <strong>Elektromobilität</strong> und Beiratsvorsitzender<br />

im Bundesverband eMobilität<br />

e.V.<br />

jan.traenckner@venturecheck.com<br />

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Elektrisch auf der Schiene<br />

Klimaschutz in der Transport- und Logistikbranche<br />

2<strong>01</strong>0 lag dieser Anteil bei knapp 20<br />

Prozent. Bis zum Jahr 2020 will die Bahn<br />

den Ökostromanteil auf mindestens 35<br />

Prozent erhöhen. Im Jahr 2050 soll der<br />

Schienenverkehr in Deutschland komplett<br />

CO 2<br />

-frei sein.<br />

„Wir spüren im Markt eine steigende<br />

Nachfrage nach umweltfreundlicheren,<br />

effizienteren Transportmöglichkeiten“,<br />

so Dr. Karl-Friedrich Rausch, Vorstand<br />

Transport und Logistik der DB Mobility<br />

Logistics AG. „Und für diese Nachfrage<br />

bieten wir mit den Eco Solutions für<br />

jeden Verkehrsträger klimafreundliche<br />

Lösungen an“.<br />

DB Schenker, das Ressort Transport und<br />

Logistik der Deutschen Bahn, arbeitet<br />

an der Reduktion der eigenen CO 2<br />

-<br />

Emissionen. Mit dem Klimaschutzprogramm<br />

2020 will der Konzern seinen<br />

spezifischen CO 2<br />

-Ausstoß, das heißt<br />

die auf die Verkehrsleistung bezogenen<br />

Emissionen, zwischen 2006 und 2020<br />

weltweit um mindestens 20 Prozent<br />

senken.<br />

Seit dem Jahr 1990 konnten die spezifischen<br />

CO 2<br />

-Emissionen im Schienenverkehr<br />

bereits um 43 Prozent reduziert<br />

werden. Zurückzuführen ist dies beispielsweise<br />

auf eine bessere Auslastung<br />

der Verkehrsträger, Modernisierung<br />

der Anlagen, den verstärkten Einsatz<br />

energieeffizienterer Fahrzeuge sowie<br />

die Steigerung des Anteils erneuerbarer<br />

Energien im Bahnstrommix. Im Jahr<br />

Kunden im Schienengüterverkehr können<br />

ihre Transporte auf allen deutschen<br />

Relationen CO 2<br />

-frei durchführen lassen.<br />

Die für den Transport benötigte Energie<br />

wird komplett durch regenerativen<br />

Strom aus Deutschland bereitgestellt,<br />

den die DB zusätzlich einkauft. Mit<br />

zehn Prozent der Einnahmen aus Eco<br />

Plus unterstützt die Bahn den Neubau<br />

von Anlagen zur Stromgewinnung aus<br />

regenerativen Energien.<br />

22 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| ELEKTROMOBILITÄT |<br />

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Erfolgsfaktor Batteriesicherheit<br />

Auf dem Prüfstand: die <strong>Elektromobilität</strong><br />

Nukleus der <strong>Elektromobilität</strong> ist die<br />

Batterie – um sie herum entsteht die<br />

Antriebstechnologie mit dem derzeit<br />

größten Potenzial. Fahren mit Strom<br />

bietet die größte Chance, die Klimaschutzziele<br />

ohne Abstriche bei der<br />

individuellen Mobilität zu erreichen.<br />

Das Klima ist global – die Batterieproduktion<br />

auch. Weltweit verbindliche<br />

Standards für die Sicherheit sind daher<br />

unverzichtbar. Im weltweiten Netz an<br />

Batterie-Testzentren in den wichtigsten<br />

Märkten prüfen TÜV SÜD-Experten<br />

nach internationalen Standards und<br />

unterstreichen damit ihren Führungsanspruch<br />

als Dienstleister rund um die<br />

<strong>Elektromobilität</strong>.<br />

Entwicklung in Europa, Rohstoffe aus<br />

Südamerika, Konstruktion und Vertrieb<br />

aus Indien und China – die Bausteine<br />

für die Batterie, das Herz der<br />

elektrischen Mobilitätswende, kommen<br />

aus der ganzen Welt. Ähnlich<br />

groß wie die Zahl der Entwickler ist die<br />

Zahl der verschiedenen Standards, die<br />

rund um die Batterie erfüllt werden<br />

müssen. ISO 12405-1/2, SAE J2929,<br />

IEC 62660-1/2 – nur ein kurzer Überblick<br />

über Normen für Prüfverfahren<br />

für Lithium-Ionen-Batterien, die derzeit<br />

in den TÜV SÜD-Testzentren zum<br />

Einsatz kommen. Die Vielfalt zeigt:<br />

Von einheitlichen Vorgaben sind die<br />

Pioniere der E-Mobilität weit entfernt.<br />

Wegen der rasanten technologischen<br />

Entwicklung arbeiten Verbände,<br />

Industrie und Forschung mit Hochdruck<br />

an verbindlichen Standards. Als<br />

führender Dienstleister im Bereich der<br />

<strong>Elektromobilität</strong> unterstützt sie TÜV<br />

SÜD dabei. Dazu Horst Schneider,<br />

Mitglied des Vorstandes der TÜV SÜD<br />

AG: „Mit dem neuen Standort in Garching<br />

als Mittelpunkt verwirklichen<br />

wir unser Ziel, Energiespeicher nach<br />

weltweit reproduzierbaren Methoden<br />

und einheitlichen Abläufen zu<br />

testen. Damit nehmen wir unter den<br />

Prüfdienstleistern eine international<br />

führende Rolle ein.“<br />

Das Angebotsspektrum der Experten<br />

in den Labors in Nordamerika, Kanada<br />

und Singapur, Südkorea, China<br />

und am neuen Standort Garching:<br />

Prüfdienstleistungen im Bereich der<br />

charakterisierenden Prüfung, der Umwelterprobung<br />

und Simulation sowie<br />

der verschiedenen Missbrauchsszenarien<br />

wie Kurzschluss, Überladung und<br />

Überhitzung.<br />

Ein Ergebnis aus der globalen Zusammenarbeit<br />

ist beispielsweise das<br />

integrierte Sicherheitskonzept für<br />

die <strong>Elektromobilität</strong>, das TÜV SÜD<br />

anlässlich der Eröffnung des neuen<br />

Testlabors in Garching und im Rahmen<br />

der Fachmesse eCarTec im Oktober<br />

vorgestellt hat. Das neue Konzept<br />

zeigt, wie der sichere Betrieb von<br />

Elektro- und Hybridfahrzeugen von<br />

der Entwicklung bis zur Entsorgung<br />

gewährleistet werden kann.<br />

Asien, Südamerika, Europa: Die E-Mobilität<br />

ist das erste Mobilitätsthema<br />

seit 125 Jahren, das seine wesentlichen<br />

Entwicklungsimpulse nicht aus<br />

den etablierten Herstellerländern<br />

erhält, sondern an deren Fortschritt<br />

in ganz besonderem Maße Asien beteiligt<br />

ist. Lithium – einer der Grundstoffe<br />

für die Batterien – stellt für<br />

Schwellenländer wie Bolivien mit extrem<br />

großen Vorkommen ein enormes<br />

ökonomisches Entwicklungspotenzial<br />

dar. Beispiele, die unterstreichen: Die<br />

Fahrzeuge von morgen sind globale<br />

Produkte. Nationale und sogar kontinentale<br />

Grenzen sind zu eng, um das<br />

Thema E-Mobilität zu fassen.<br />

Nicht nur für Autos: Daniel Quinger und<br />

Stefan Rentsch, Geschäftsführer der TÜV<br />

SÜD Battery Testing GmbH, entwickeln<br />

Sicherheitsstandards für Elektrofahrzeuge.<br />

Kontakt<br />

TÜV SÜD AG<br />

Unternehmenskommunikation MOBILITÄT<br />

Frank Volk<br />

Westendstraße 199<br />

80686 München<br />

Telefon +49 (0)89 / 57 91 - 16 67<br />

Fax +49 (0)89 / 57 91 - 22 69<br />

www.tuev-sued.de<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

23


SCHWERPUNKT<br />

| ELEKTROMOBILITÄT |<br />

Schlau vernetzt<br />

Die Chancen des Smart Grid<br />

Von Tina Teucher<br />

24 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| ELEKTROMOBILITÄT |<br />

SCHWERPUNKT<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

25


SCHWERPUNKT<br />

| ELEKTROMOBILITÄT |<br />

Die Energiewelt ist im Wandel: Bestehende<br />

Akteure transformieren sich,<br />

neue Player kommen auf den Markt<br />

– und die Verbraucher wachen auf.<br />

Plötzlich sind Energieversorger nicht<br />

mehr nur Energieversorger. Autobauer<br />

nicht mehr nur Autobauer. Auch<br />

Telekommunikationsanbieter bieten<br />

mehr. Und Architekten und Hausbauer<br />

blicken über den Tellerrand. Und da<br />

gibt’s viel zu sehen – und viele Herausforderungen.<br />

Wer rastet der rostet. Veränderungen<br />

lässt man auf sich zukommen oder<br />

gestaltet sie aktiv mit. 2<strong>01</strong>1 sehen<br />

wir uns einer veralteten Energie-<br />

Infrastruktur gegenüber. Gleichzeitig<br />

steigt der Strombedarf. Nützliche Innovationen<br />

wie Erneuerbare Energien<br />

und Elektroautos wollen ins System<br />

integriert werden – natürlich ohne<br />

dass das Netz instabil wird. Nebenbei<br />

will man die Versorgungssicherheit<br />

verbessern und den Kohlendioxidausstoß<br />

senken, um das Klima in Balance<br />

zu halten. Für all diese Anforderungen<br />

braucht es schlaue Köpfe – und ein<br />

intelligentes Umfeld.<br />

Mit der Energie ist das so eine Sache:<br />

Sie ist selten dort, wo man sie gerade<br />

braucht. Wo wir die Sonne für Strom<br />

und Wärme am meisten brauchen,<br />

haben wir sie nicht, nämlich im<br />

Norden, und auch nicht an kalten<br />

nebligen Tagen im Süden. Die meiste<br />

Virtuelles Kraftwerk<br />

Windenergie soll nach dem Willen der<br />

Bundesregierung in Offshoreanlagen<br />

– hoch auf dem Meer – produziert<br />

werden. Dort verbraucht allerdings<br />

derzeit niemand etwas. Der Strom<br />

muss also weite Strecken zurücklegen.<br />

Außerdem sind Verbraucher<br />

und Produzenten nicht mehr strikt<br />

getrennt: Dezentral und in vielen<br />

Kleinanlagen wird Strom hergestellt<br />

und genutzt. Das ganze Rein und<br />

Raus, die Verfügbarkeit und der Mix<br />

müssen geregelt werden. Die Lösung:<br />

ein ausgebautes, ausgeklügeltes<br />

Netz, das die zahlreichen kleinen und<br />

großen „Kraftwerke“ und Abnehmer<br />

sinnvoll verbindet. Der Begriff des<br />

Smart Grid, des intelligenten Netzes,<br />

wird geboren.<br />

Smart Grid:<br />

Was heißt das,<br />

warum brauchen wir es?<br />

Ein Smart Grid ist ein Stromnetzwerk,<br />

das digitale und andere fortschrittliche<br />

Technologien nutzt, um den Stromtransport<br />

von allen Stromquellen<br />

zu messen und zu steuern und um<br />

dem wechselnden Strombedarf von<br />

Endverbrauchern zu begegnen. Es<br />

koordiniert also den Bedarf und die<br />

Kapazitäten von allen Strommarktteilnehmern:<br />

Erzeugern, Netzbetreibern<br />

und Endverbrauchern. So soll das<br />

Smart Grid alle Teile des Systems so<br />

effizient wie möglich führen, Kosten<br />

In einem virtuellen Kraftwerk werden kleine Stromerzeuger – v.a. aus erneuerbaren Energiequellen<br />

wie Biomasse, Wind- und Solaranlagen – zusammengeschaltet und gesteuert.<br />

Auf der anderen Seite nutzen Verbraucher, die ihren Stromeinsatz relativ variabel steuern<br />

können (wie z.B. Kühlhäuser) den Strom. Durch diese „Lastverschiebung“ werden Angebot<br />

und Nachfrage aufeinander abgestimmt. Das erhöht die Netzstabilität.<br />

Besonders Blockheizkraftwerke (BHKW)<br />

erscheinen in diesem virtuellen Verbund<br />

als wahre Wunderwaffen, denn sie lassen<br />

sich fl exibel zuschalten. Der BHKW-Markt<br />

ist auf Wachstumskurs – für das Jahr 2<strong>01</strong>1<br />

wird mit einem Zuwachs von 15 Prozent<br />

gerechnet. Auf Verbraucherseite fügen sich<br />

Wärmepumpen (als Alternativen zu fossilen<br />

Heizungen) sehr gut ins virtuelle Kraftwerk,<br />

denn sie können den Strom direkt nutzen,<br />

aber auch als Wärme zwischenspeichern und so das Problem der unregelmäßigen Verfügbarkeit<br />

reduzieren.<br />

und Umweltschäden klein halten und<br />

dabei die Belastbarkeit, Funktionsfähigkeit<br />

und Stabilität des Stromnetzes<br />

maximieren.<br />

Ein „Smart Grid“ kann neben Strom<br />

auch Wasser, Gas oder Wasserstoff<br />

steuern, doch heute meint man damit<br />

in erster Linie Energie und Daten.<br />

Diese fließen bidirektional zwischen<br />

den Verbrauchern, Erzeugern und<br />

Steuerungsstellen. Damit das Ganze<br />

auch wirklich smart ist, müssen drei<br />

Anforderungen erfüllt werden: Die<br />

Energie muss möglichst aus erneuerbaren<br />

Quellen stammen. Ich muss sie<br />

zur Verfügung haben, wann immer<br />

ich sie brauche. Auch nachts und<br />

im Winter. Und ich will sie nutzen,<br />

wann immer ich sie brauche. Das<br />

erreiche ich durch Speicherung und<br />

Austausch in Netzen. Im Großen, also<br />

im Hochspannungsbereich, gibt es<br />

diese Intelligenz bereits. Im Kleinen<br />

wird es jetzt gebaut, um Angebot und<br />

Nachfrage zu steuern und Lastspitzen<br />

abzufangen. „Die 380 kV Hochspannungsnetze<br />

sind schon intelligent“,<br />

sagt Dr. Dierk Paskert von der E.ON<br />

Energie AG. Hier brauche man aber<br />

noch mehr Kapazitäten. Doch „zum<br />

Kunden sind wir noch blind“, was<br />

man schon daran erkennt, dass die<br />

meisten Haushalte noch Selbstablesekärtchen<br />

ausfüllen. Hier entsteht<br />

unser neues Energiesystem: „Die Informationen<br />

fehlen uns zwar dort, wo<br />

der Strom aus der Steckdose kommt“,<br />

meint Dr. Thomas Benz von der ABB<br />

AG. Doch „je niedriger die Spannung,<br />

desto verästelter ist das System.<br />

Deshalb müssen wir den technischen<br />

und wirtschaftlichen Aufwand hier<br />

abwägen“.<br />

Soweit die Verbraucherseite. Auch<br />

die Stromeinspeisung aus dezentralen<br />

Quellen lässt sich schwieriger steuern,<br />

doch ein dezentrales Energiesystem<br />

ist sicherer. Die Dezentralität erhöht,<br />

sagen Experten, die Systemresilienz,<br />

also die Fähigkeit eines Systems, auf<br />

unerwartete Ereignisse – wie Stromausfälle<br />

– zu reagieren. Wie? Indem<br />

die Problemstellen isoliert werden,<br />

während der Rest des Systems normal<br />

weiterarbeiten kann. So könnten<br />

etwa bei Naturkatastrophen oder Ter-<br />

26 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| ELEKTROMOBILITÄT |<br />

SCHWERPUNKT<br />

roranschlägen die Auswirkungen auf<br />

das Stromnetz abgefedert werden.<br />

Doch „die Einspeisungen aus erneuerbaren<br />

Energien sind stark schwankend<br />

und deshalb für den Netzbetreiber<br />

vergleichsweise unberechenbar“,<br />

weiß Dr. Andreas Breuer, der bei RWE<br />

Deutschland AG den Bereich Neue<br />

Technologien/Projekte leitet. „Da der<br />

Zubau an dezentralen Anlagen fast<br />

ausschließlich in ländlichen Regionen<br />

stattfindet, muss genau dort das Netz<br />

ausgebaut und intelligenter gemacht<br />

werden“.<br />

Anwendungen:<br />

Was ist für Industrie, Investoren<br />

und Verbraucher interessant?<br />

Das intelligente Netz verspricht Vorteile<br />

für jeden: Zuerst würde der Aufbau<br />

einer leistungsfähigen Netzinfrastruktur<br />

strukturell in ganz Europa einen<br />

funktionsfähigen europäischen Elektrizitätsbinnenmarkt<br />

ermöglichen. Das<br />

erleichtert den europäischen Wettbewerb,<br />

der die immer steigenden<br />

Strompreise hemmen könnte – und<br />

das freut dann Industrie, Mittelstand<br />

und private Stromkunden. Außerdem<br />

sollen Smart Grid-Anwendungen die<br />

prognostizierten Strombedarfssteigerungen<br />

um 13 bis 24 Prozent reduzieren,<br />

rechnet die Studie „Technology<br />

Roadmaps“ 2<strong>01</strong>1 der International<br />

Energy Agency (IEA) vor. Wenn das<br />

Klima sich freuen könnte, dann hier,<br />

denn allein bis 2020 könnten Smart<br />

Grids gemäß Analysten von VDE und<br />

Deutscher Bank eine Milliarde Tonnen<br />

CO 2<br />

einsparen.<br />

Den unternehmerisch Denkenden<br />

dürften vor allem die neuen Marktchancen<br />

locken: „Es geht um neue<br />

Geschäftsmodelle“, sagt Ludwig Karg,<br />

Geschäftsführer der B.A.U.M. Consult<br />

GmbH und Begleitforschungsleiter<br />

des Projekts E-Energy. „Die Erkenntnis<br />

hat sich Bahn gebrochen, dass jenseits<br />

vom Verkauf von Kilowattstunden<br />

ein Markt möglich ist“. Dieser ließe<br />

sich nur über den Einsatz von Informations-<br />

und Kommunikationstechnologien<br />

(IKT) nutzen. IKT liefert<br />

Informationen über elektronische<br />

Märkte und beantwortet so z.B. wiederkehrende<br />

Fragen beim Betreiben<br />

einer Photovoltaikanlage: Verbrauche<br />

ich selber? Oder speichere es lieber<br />

für später? Oder speise ich ein und<br />

profitiere von den günstigen Marktpreisen?<br />

Doch vor allem: Können wir<br />

diesen Markt so gestalten, dass das<br />

Gesamtstromsystem am Ende noch<br />

funktioniert?<br />

In den Kooperationen dieser neuen<br />

Märkte lässt sich viel voneinander<br />

lernen, denn die Innovationszyklen<br />

der beteiligten Branchen unterscheiden<br />

sich grundlegend: 30 Jahre<br />

bei Energie, drei Jahre bei IKT, drei<br />

Monate bei den Telekommunikationstechnologien.<br />

Man denke nur an<br />

die verschiedenen Zeitvorstellungen,<br />

ab wann man ein Kraftwerk, einen<br />

Computer oder einen Handytarif als<br />

„alt“ bezeichnet.<br />

Es geht also um Zusammenarbeit im<br />

intelligenten Netz: „Die Infrastruktur,<br />

um Energie zu speichern, auch in<br />

Wärme und Gas, ist da, es muss nur<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

27


SCHWERPUNKT<br />

| ELEKTROMOBILITÄT |<br />

vernetzt werden“, sagt Prof. Dr. Rik<br />

W. De Doncker, Leiter des E.ON Energieforschungszentrums<br />

der RWTH<br />

Aachen.<br />

Gemanaget werden müssen Elemente<br />

wie Energie, Kapazität, Einsatzort,<br />

Zeit, Spannung und Qualität – viel<br />

Potenzial für neue Businessmodelle.<br />

„Wir erachten den Smart Grids-<br />

Bereich als einen der attraktivsten<br />

Sektoren für Investoren“, sagt Bruno<br />

Derungs, Partner bei Climate Change<br />

Capital Private Equity (CPE). Allein im<br />

Zeitraum von 2<strong>01</strong>0 bis 2<strong>01</strong>4 liegt das<br />

europäische Marktvolumen für Smart<br />

Grid laut Berechnungen von Siemens<br />

bei 100 Milliarden Euro. „Eine enge<br />

Zusammenarbeit zwischen Energieversorgern,<br />

Technologieunternehmen<br />

und Regulatorien in Deutschland wird<br />

eine Marktführerschaft entwickeln, die<br />

Vorzeigeunternehmen wie SAP hervorbringen<br />

könnte“, betont Derungs.<br />

„Smart Grid will be 10 to 100<br />

times bigger than the Internet”<br />

John Chambers, CEO, Cisco<br />

„Um die Herausforderungen der<br />

zukünftigen Energienetze zu meistern,<br />

ist ein Wandel hin zu ‚smarten<br />

Netzen’ nötig“, sagt auch Michael<br />

Gotthelf von Siemens. „Das Smart<br />

Grid der Zukunft sorgt für das Gleichgewicht<br />

im Energiesystem und die<br />

reibungslose Integration erneuerbarer<br />

Energiequellen. Dabei folgt<br />

der Verbrauch der Stromerzeugung<br />

und nicht die Stromerzeugung dem<br />

Verbrauch“. In Zukunft heißt das:<br />

Elektromobile laden, wenn Strom gerade<br />

reichlich und günstig vorhanden<br />

ist. Doch auch heute schon profitiert<br />

die Wirtschaft von der sogenannten<br />

Verbrauchsanpassung. Große Unternehmen<br />

wie Schwimmbäder, Kühlhäuser<br />

oder Supermärkte regeln ihre<br />

Lastanpassung vertraglich mit großen<br />

Energieversorgern, „bei kleinen und<br />

mittelständischen Unternehmen gibt<br />

es aber noch großes Potenzial“, so<br />

Ludwig Karg vom E-Energy Projekt.<br />

Dieses Potenzial macht das erfolgreiche<br />

Start-up Entelios der Industrie<br />

zugänglich. „Um die natürlichen<br />

Schwankungen auszugleichen, die<br />

beim Einspeisen Erneuerbarer Energien<br />

unvermeidbar sind, liefert Demand<br />

Response schon jetzt eine<br />

schlüsselfertige Lösung“, sagt Oliver<br />

Stahl, Vorstand von Entelios. Demand<br />

Response basiert auf dem Prinzip,<br />

dass Großverbraucher in Spitzenlast-<br />

Zeiten des Stromnetzes ihre Anlagen<br />

(und damit Kapazitäten) vom Netz<br />

nehmen lassen und dafür eine Kompensationszahlung<br />

erhalten. Die so<br />

„per Klick“ gewonnenen Kapazitäten<br />

für das Gesamtstromnetz sind billiger,<br />

als wenn in Spitzenlast-Zeiten erst ein<br />

Gaskraftwerk hochgefahren oder ein<br />

Wasserkraftwerk aktiviert werden<br />

müsste. „Die Voraussetzungen sind<br />

sehr gut, um für Anwender und Partner<br />

zum rentablen Geschäftsmodell<br />

zu werden und für Stromanbieter zu<br />

einem schnell verfügbaren, optimal<br />

planbaren und kostensenkenden<br />

Werkzeug“, so Stahl. In den USA<br />

wird das Demand Response-Konzept<br />

auch im privaten Bereich genutzt, da<br />

hier durch Poolheizungen und andere<br />

stromintensive Geräte die Lastspitzen<br />

höher sind und das Netz schwächer<br />

ist. In Boulder City in Colorado können<br />

Stromkunden in Zeiten allgemein<br />

hohen Energieverbrauchs ihre Klimaanlagen<br />

herunterfahren und sich<br />

dafür bezahlen lassen.<br />

Alles kommuniziert: Im intelligenten Netz kommt es auf Zusammenarbeit zwischen Akteuren, aber auch technischen Anwendungen an.<br />

28 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| ELEKTROMOBILITÄT |<br />

Smart Meters:<br />

Schlau, aber wie rentabel?<br />

Damit das gesamte Smart Grid<br />

mit Daten gefüttert wird, sollen<br />

Haushalte und Kleinverbraucher<br />

mit sogenannten Smart Meters ausgestattet<br />

werden: Stromzähler, die<br />

eine Datenkommunikation in zwei<br />

Richtungen erlauben. Sie messen<br />

Stromverbrauch, übermitteln die<br />

Informationen (via DSL oder Hausstromleitung)<br />

zum Energieversorger<br />

und ermöglichen dem Nutzer, seinen<br />

aktuellen Verbrauch und die Kosten<br />

ständig einzusehen und damit<br />

Energiefresser zu erkennen und zu<br />

sparen. Nach Untersuchungen des<br />

Fraunhofer Instituts ließe sich so der<br />

Energieverbrauch eines Hauses allein<br />

durch die bedarfsgerechte Bereitstellung<br />

von Wärme und Licht um mehr<br />

als zehn Prozent reduzieren.<br />

Einer repräsentativen VDE-Verbraucherstudie<br />

zufolge kann sich schon<br />

heute jeder fünfte Bundesbürger die<br />

Vernetzung seines Heims vorstellen.<br />

Bisher halten sich die finanziellen<br />

Vorteile der intelligenten Stromsteuerung<br />

für Haushalte jedoch in<br />

Grenzen. Selbst mit Smart Metering<br />

und zeitabhängigen Tarifen lassen sich<br />

Schätzungen zufolge momentan nur<br />

drei Prozent der durchschnittlichen<br />

jährlichen Energiekosten (von ca. 800<br />

Euro) damit sparen. Da braucht es<br />

schon einen hohen Grad an Umweltbewusstsein,<br />

Techniklieberhaberei<br />

und intrinsischer Motivation. Außerdem<br />

muss das Modem, das Zähler und<br />

Datenverbindung verknüpft, ständig<br />

betriebsbereit sein. Bei einem heutigen<br />

DSL-Modem-Energieverbrauch<br />

von bis zu 25 Watt pro Stunde (219<br />

kW pro Jahr) verbraucht die Schnittstelle<br />

zweimal soviel Energie wie ein<br />

moderner effizienter Kühlschrank,<br />

rechnet die Deutsche Bank vor.<br />

Auch kommt eine Studie der Deutschen<br />

Energieagentur dena zu dem<br />

Schluss, dass Smart Metering sich<br />

bei ohnehin schon hocheffizienten<br />

Geräten im Haushalt nicht lohne.<br />

Anderer Meinung sind Analysten der<br />

Beratungsfirma A. T. Kearney: Smart<br />

Meters könnten demnach den Stromverbrauch<br />

deutscher Haushalte um 13<br />

Terawattstunden (TWh) und damit 2,8<br />

Milliarden Euro Umsatz senken.<br />

Welche Geräte lassen sich intelligent und effizient steuern?<br />

Zum einen solche, die sich variabel einsetzen lassen und dann automatisch laufen, wie z.B.<br />

Geschirrspül- und Waschmaschine. Zum zweiten Geräte, die Primärnutzen speichern, wie<br />

z.B. Kühlschränke, Klimaanlagen, Heißwasserboiler, Speicherheizungen, Druckluftpumpen.<br />

Zum dritten Batterien in der Technik, vor allem in Elektromobilen, die nicht sofort wieder genutzt<br />

werden und daher zu variablen Zeitpunkten geladen werden können. Und schließlich<br />

Kleinstromgeneratoren mit Speichermöglichkeit, z.B. Brennstoffzellen oder Kraft-Wärme-<br />

Kopplung. Doch die Hebelwirkung dieser intelligenten Hausbewohner für Energieeffi zienz<br />

sind begrenzt: Laut Schätzungen von Siemens können nur 8,5 Prozent des deutschen Haushaltsenergieverbrauchs<br />

mit diesen Haushaltsanwendungen beeinfl usst werden.<br />

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Kongressschwerpunkte:<br />

25.04.2<strong>01</strong>2: <strong>Nachhaltig</strong>es<br />

<strong>Wirtschaften</strong> im Mittelstand<br />

26.04.2<strong>01</strong>2: <strong>Nachhaltig</strong>keit in<br />

kommunalen Einrichtungen und<br />

Verwaltungen.<br />

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29


SCHWERPUNKT<br />

| ELEKTROMOBILITÄT |<br />

Energieanbieter wollen künftig Smart<br />

Meters flächendeckend einführen<br />

und zukünftig als Energiedienstleister<br />

fungieren. „Wir stehen vor einem<br />

Paradigmenwechsel“, betont Konrad<br />

Rogg, Asset Manager für die Bereiche<br />

Messwesen, Kommunikationstechnik<br />

und Smart Grid bei der E.on Energie<br />

AG. „Wir wollen künftig nicht maximal<br />

Strom absetzen, sondern die<br />

Kunden Richtung Effizienz beraten“,<br />

betont sein Kollege Dr. Dierk Paskert.<br />

Dabei sollen Smart Meters an Verbraucher<br />

auch verkauft werden –<br />

doch diese sind noch eher kritisch<br />

eingestellt: 88 Prozent empfinden die<br />

Vorstellung eines tageszeitabhängigen<br />

Preissystems als Einschränkung<br />

ihrer Entscheidungsfreiheit, ergab<br />

eine Accenture-Umfrage. 44 Prozent<br />

fürchten außerdem, dass der zeitbasierte<br />

Tarif zu höheren Energiekosten<br />

führt – die Erfahrung der letzten Jahre<br />

mit steigenden Stromkosten schwingt<br />

in diesen Ergebnissen mit. „Ich kann<br />

schwer beantworten, welchen spezifischen<br />

Nutzen Smart Meter für die<br />

deutsche Durchschnittsfamilie hat“,<br />

gibt auch Dr. Paskert von E.on zu.<br />

„Aber Autos haben heute auch mehr<br />

als vier Räder und ein Lenkrad“.<br />

„Die öffentliche Wahrnehmung hängt<br />

noch bei der Idee: Das Smart Meter<br />

macht das Smart Grid und die Welt<br />

ist gut. Doch die Intelligenz steckt<br />

nicht in den Meters, die sollen nur<br />

messen“, unterstreicht Ludwig Karg<br />

von der E-Energy Begleitforschung.<br />

„Die Schlacht wird geschlagen bei<br />

Home Automation Systemes, Butlern<br />

und Energiemanager“. Ein „Energiebutler“<br />

ist z.B. ein kleiner Rechner, der<br />

automatisch große Stromverbraucher<br />

wie Trockner und Kühlgeräte nur<br />

dann einschaltet, wenn Strom günstig<br />

ist. Dabei folgt er den Vorgaben, die<br />

der Kunde selbst macht. Mit dem<br />

Leuchtturmprojekt „Modellstadt<br />

Mannheim“ (kurz: moma) testet ein<br />

Projektkonsortium derzeit den Einsatz<br />

solcher Innovationen. Die Idee: Erzeuger<br />

und Verbraucher von Energie<br />

mit Hilfe moderner Informationsund<br />

Kommunikationstechnologien<br />

näher zusammenzubringen. Dabei<br />

werden auch neue regionale Markt-<br />

mechanismen entwickelt, mit denen<br />

höhere Anteile an der energetischen<br />

Wertschöpfung den Kommunen und<br />

Bürgern zugute kommen.<br />

Traditionelle Energieversorger müssen<br />

ihre Infrastruktur und Geschäftsmodelle<br />

neu strukturieren, um Stromund<br />

Datennetz zu verbinden. Dadurch<br />

ergeben sich neue Konstellationen<br />

und Kooperationsmöglichkeiten<br />

Hybridnetze<br />

vorher vereinzelter Industrien – Mobilität,<br />

Energieversorger, Telekommunikation.<br />

„Durch Spitzenpositionen in<br />

Technologiebereichen wie Smart Grid,<br />

Smart Metering und bei ‚Embedded<br />

Systems’ sowie einer Vorreiterrolle in<br />

der internationalen Normung könnte<br />

Heimvernetzung sogar zum Exportschlager<br />

‚Made in Germany’ werden“,<br />

sagt Wilfried Jäger, Vorsitzender der<br />

Geschäftsführung der VDE Prüf- und<br />

Hybridnetze, auch Hyper Grid genannt, verbinden verschiedene Energienetze, um die Integration<br />

der Erneuerbaren zu ermöglichen. Für die Suche nach Speichermöglichkeiten<br />

für Wind- und Sonnenkraft sind zunächst zwei Möglichkeiten naheliegend: Elektromobile<br />

als Kurzzeitspeicher und Pumpspeicherwerke, die die kinetische Energie unterschiedlicher<br />

Wasserstände als Tagesspeicher nutzen. Doch wie kann Energie langfristig gespeichert und<br />

transportiert werden?<br />

In Hybridnetzen werden Wärmenetz, Gas- und Tankstellennetz gekoppelt. Spätestens 2020<br />

bis 2025 wird es massive Überschüsse aus Windenergie geben. Damit kann durch Elektrolyse<br />

aus Wasser Wasserstoff (H2) abgespalten werden. Schon heute ist es möglich, bis zu<br />

fünf Prozent H2 dem Gasgemisch in deutschen Netzen beizugeben. So lassen sich Erneuerbare<br />

Energie für Flautenzeiten mehrere Wochen speichern und Windstromüberschüsse<br />

aus dem Norden in die Verbrauchszentren im Süden Deutschlands über weite Entfernungen<br />

und alternativ zu fehlenden Übertragungsnetzkapazitäten auf der Stromseite transportieren.<br />

Die Umwandlung Strom-Wasserstoff-Strom hat immerhin einen Wirkungsgrad um 40<br />

Prozent. Das deutsche Gasnetz verfügt über 3.000 Mal mehr Speichermöglichkeit als die<br />

Pumpspeicher werke.<br />

Durch Zusetzung von Kohlenstoff (CO) oder Kohlendioxid (CO 2<br />

) als Trägermedium lässt sich<br />

außerdem „erneuerbares Methan“ herstellen und speichern. Besonders Biogasanlagen<br />

können davon profi tieren: Momentan produzieren sie zu je 50 Prozent Methan und CO 2<br />

;<br />

durch die Verbindung mit H2 könnte das CO 2<br />

nutzenbringend zu Methan (CH4) gebunden<br />

werden. Dieses erneuerbare Methan kann künftig auch im Gastankstellennetz eingesetzt<br />

werden, so wie heute bereits an vielen Erdgastankstellen Biomethan „bilanziell“ getankt<br />

werden kann. Auch im Zusammenspiel mit Wärmenetzen ergeben sich interessante Synergien,<br />

denn je nach Last-Situation im Stromnetz können Blockheizkraftwerke dann laufen,<br />

wenn Strom gebraucht wird und die Koppelwärme entsprechend gespeichert und genutzt<br />

werden (Schwarmstromprinzip Lichtblick) oder sogar bei Stromüberangeboten der erneuerbare<br />

Strom direkt in Wärme gewandelt werden, wenn er ansonsten ungenutzt und mangels<br />

wirtschaftlicher Speicher verworfen würde.<br />

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| ELEKTROMOBILITÄT |<br />

SCHWERPUNKT<br />

Zertifizierungsinstitut GmbH. „Eine<br />

wichtige Voraussetzung dafür sind neben<br />

Standards für erweiterungsoffene<br />

und kompatible Komponenten und<br />

Systeme sowie deren qualitätsgesicherte<br />

Überprüfung auch qualifizierte<br />

Fachkräfte und günstige Randbedingungen“.<br />

Rahmenbedingungen:<br />

Was sagen Politik und<br />

Gesetzgeber?<br />

Physik und Infrastruktur in Elektrizitätssystemen<br />

sind komplex. Daher<br />

wird der Smart Grid Markt sich<br />

wahrscheinlich nicht von selbst durchsetzen,<br />

zumindest nicht im für die<br />

heutigen Visionen nötigen Umfang.<br />

Laut der Studie der Deutschen Bank<br />

kann sich das europäische Supernetz<br />

zwar ohne politische Förderung etablieren,<br />

weil große und kleine Netzgesellschaften<br />

am Ferntransport großer<br />

Elektrizitätsmengen interessiert sind.<br />

Doch für den Markterfolg der intelligenten<br />

Netze brauche es Hilfe seitens<br />

der Politik und großangelegte Testprojekte,<br />

um verschiedene Business<br />

Modelle zu erproben und – im internationalen<br />

Erfahrungsaustausch – an<br />

lokale Umstände anzupassen. Einen<br />

ersten Schritt spürt der Verbraucher<br />

demnächst, wenn er den Stromanbietern<br />

sprichwörtlich „ins Netz“ geht:<br />

Bis 2022 soll Smart Metering nach<br />

dem Willen der EU flächendeckend<br />

eingeführt sein.<br />

Hürden:<br />

Kosten, Sicherheit und<br />

Durchsetzung<br />

Es besteht eine große Unsicherheit,<br />

wie die Netze zukünftig aussehen.<br />

Das für den intensiven Austausch<br />

von viel Strom geeignete Gleichspannungsübertragungssystem<br />

ist zwar<br />

entwickelt, aber noch nicht im Markt<br />

etabliert. An vielen Stellen bestehen<br />

Investitionsrisiken, die die Forschung<br />

und Implementierung hemmen.<br />

Die deutsche Energieagentur dena<br />

schätzt, dass bis 2020 für den Smart<br />

Grid-Ausbau allein in Deutschland<br />

3.600 km Leitungen gebaut werden<br />

müssen. Laut EU-Energie-Kommissar<br />

Günther Oettinger müssen in Europa<br />

etwa 45.000 Kilometer Stromleitungen<br />

modernisiert oder neu verlegt<br />

werden. Der Deutschen Bank zufolge<br />

summiert sich das Investitionsvolumen<br />

für Verteilernetze auf insgesamt 400<br />

Milliarden Euro; wenn man Übertragungs-<br />

und Supernetz einrechnet, sogar<br />

auf 600 Milliarden Euro. Werden<br />

z.B. infolge von Anrainerprotesten<br />

unterirdische Kabel verlegt, würde<br />

sich die Summe sogar verfünffachen.<br />

Das Übertragungsnetz im Hoch- und<br />

Höchstspannungsbereich ist zwar<br />

flächenmäßig groß, doch es hat nur<br />

ca. 2.000 Stationen, die angebunden<br />

sind. „Wenn wir jetzt aber über das<br />

Verteilnetz und die echten Smart Grids<br />

sprechen, die wir heute diskutieren,<br />

dann brauchen wir 600.000 Außenstationen,<br />

40 Millionen Smart Meter<br />

plus gegebenenfalls Intelligenz im<br />

Haushalt, zur Ansteuerung von Geräten<br />

oder Industriebetrieben“, gibt<br />

Rolf Adam von Cisco zu bedenken.<br />

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SCHWERPUNKT<br />

| ELEKTROMOBILITÄT |<br />

„Da sind wir plötzlich in Dimensionen,<br />

die das Internet bei Weitem übersteigen.<br />

Deswegen brauchen wir eine<br />

leistungsfähige Kommunikationsinfrastruktur“.<br />

Das „wie“ stellt alle Akteure dabei<br />

noch vor große Herausforderungen:<br />

„Wir benötigen neue Standards wie<br />

DSL“, sagt E.on-Manager Konrad<br />

Rogg. Die Europäische Kommission<br />

wolle diese bis 2<strong>01</strong>2 entwickeln.<br />

Auch Prof. De Doncker von der<br />

RWTH Aachen hält einen Ausbau von<br />

Kommunikationsnetzen für dringend<br />

notwendig. Intelligente Agenten, die<br />

den Smart Meters angeschlossen sind<br />

und den Energieverbrauch minimieren,<br />

könnten dann die gemessenen<br />

Daten lokal aufbereiten und nur die<br />

relevanten übertragen.<br />

Ob sich die Verflechtung von Informationen<br />

und Stromfluss durchsetzt,<br />

ist auch eine Frage der Datensicherheit,<br />

die als Tophürde bei der Etablierung<br />

von Smart Grids gehandelt<br />

wird. Persönliche Daten werden in<br />

wachsenden Mengen gemessen. Sie<br />

müssen organisiert, verwaltet, sowie<br />

sicher und vertraulich behandelt werden,<br />

da sie viel über den individuellen<br />

Lebensstil preisgeben. 44 Prozent der<br />

Verbraucher fürchten laut Accenture-<br />

Umfrage die Speicherung ihres individuellen<br />

Energieverbrauchsprofils und<br />

deren Missbrauch für andere Zwecke.<br />

Wenn sich die Messungen noch auf<br />

Wasser-, Gas- und Mobilitätsnutzung<br />

ausweiten, schlagen Verbraucherschützer<br />

endgültig Alarm. „Der Bereich<br />

Cyber Security ist ein wichtiges<br />

Thema, für das wir internationale<br />

Zusammenarbeit brauchen“, weiß<br />

auch Volker Knack, Marketing Manager<br />

für Smart Grids bei der ABB<br />

AG. Und E.on Smart Grid-Manager<br />

Konrad Rogg ist überzeugt: „Solange<br />

Fragen wie Datenschutz nicht geklärt<br />

sind, können wir nicht anfangen. Die<br />

Politik muss den Bürger abholen.“<br />

Die EU-Initiative „Privacy by Design“<br />

beschäftigt sich deshalb intensiv mit<br />

diesem Thema, um eine Balance<br />

zwischen dem Recht auf informationelle<br />

Selbstbestimmung und der<br />

gesellschaftlichen Erfordernis des<br />

Klimaschutz zu finden. Dazu soll beispielsweise<br />

die Übermittlung von Angaben<br />

und Daten dem Verbraucher<br />

so transparent wie möglich gemacht<br />

werden; persönliche Daten sollen<br />

anonymisiert und nach bestimmten<br />

Zeitfenstern gelöscht werden.<br />

Die Key Player sind wir<br />

Zukünftig kommunizieren also unser<br />

Kühlschrank, unsere Waschmaschine<br />

und unsere Kühltruhe mit unserem<br />

Windrad, unserem Blockheizkraftwerk<br />

im Keller und unserem Energieversorger.<br />

„Machine to Machine<br />

Communication“ nennen das die<br />

Experten. Ganz entmenschlicht ist das<br />

Smart Grid dennoch nicht. Denn um<br />

Bedarf und Lösungen zu definieren,<br />

arbeiten auch Regierung, Privatwirtschaft,<br />

Verbraucher und Umweltgruppen<br />

zusammen. Auf dem Markt<br />

mitmischen werden verschiedenste<br />

Akteure wie Energiekonzerne, Telekommunikationsbranche,<br />

IT-Branche,<br />

Industrie und nicht zuletzt der Verbraucher<br />

und der Bürger, von der<br />

Rentnerin bis zum Jugendlichen, die<br />

ihre Privatsphäre schätzen. Sie tragen<br />

selbst mit Verantwortung dafür, dass<br />

unser intelligentes Umfeld uns hilft<br />

– aber eben nicht das ganze Leben<br />

abnimmt.<br />

Weiterführende Informationen:<br />

Ende 2<strong>01</strong>1 ist die dena Verteilnetzstudie<br />

erschienen, die im Netz abrufbar<br />

ist.<br />

Stromnetze<br />

Zentrale Großkraftwerke speisen Elektrizität<br />

in Höchst- und Hochspannungsnetze ein.<br />

Der Strom fl ießt über die Verteilernetze (Nieder-,<br />

Mittel-, Hochspannung) zum Stromverbraucher<br />

und wird dabei von höheren zu<br />

niedrigeren Spannungsebenen transportiert.<br />

Das Übertragungsnetz (Hoch- und Höchstspannung)<br />

balanciert Stromangebot und<br />

-nachfrage aus. So sah es traditionell aus. Im<br />

heutigen Stromnetz wird viel Energie dezentral<br />

von verschiedenen erneuerbaren Quellen<br />

in die Netze eingespeist, was den Energiefluss<br />

ändert und im Extremfall sogar zeitweise<br />

umkehrt. Heute und in Zukunft kommt Strom<br />

von den Solarfeldern in der nordafrikanischen<br />

Wüste, aus nordeuropäischen Offshore-Windparks<br />

und aus Wasserkraft- und Pumpspeicherwerken<br />

in Skandinavien. Dafür werden<br />

Hochspannungs-Gleichstromleitungen – also<br />

verlustarme Kabel – benötigt, die das noch<br />

im Aufbau befi ndliche europäische Supernetz<br />

bilden. Diese „Stromautobahnen“ sollen den<br />

Elektrizitätstransport über weite Strecken kostengünstig<br />

ermöglichen.<br />

32 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| ELEKTROMOBILITÄT |<br />

SCHWERPUNKT<br />

Elektrofahrzeuge<br />

machen Wind<br />

Wie E-Mobile ins Smart Grid integriert werden können<br />

Von Urte Claudia Zahn und Steffen Schäfer<br />

Ist es smart, ein Elektroauto einfach an<br />

die Steckdose zu hängen? Zukünftig<br />

sollte sichergestellt werden, dass –<br />

wann immer möglich – erneuerbare<br />

Energien zum Einsatz kommen. Und<br />

um die Akzeptanz von <strong>Elektromobilität</strong><br />

beim Verbraucher zu erhöhen, muss<br />

sie für den Benutzer einfach werden.<br />

Das IBM Research Center Zürich und<br />

die Elektrizitätswerke des Kantons<br />

Zürich (EKZ) entwickeln gemeinsam<br />

eine Lösung, mit der der Nutzer das<br />

Elektrofahrzeug vom Smartphone aus<br />

laden und die Energiekosten überwachen<br />

kann. Für das Pilotprojekt wurde<br />

ein Datenerfassungsgerät in mehrere<br />

Elektroautos der EKZ eingebaut. Über<br />

das Gerät werden einerseits Autodaten<br />

wie Batterieladezustand und Stromzufuhr<br />

via Mobilfunk in Echtzeit an einen<br />

Server übermittelt. Der Nutzer kann per<br />

Click das Fahrzeug laden, wann er will<br />

– z.B. wenn Strom aus erneuerbaren<br />

Energien wie einer Photovoltaikanlage<br />

oder aus Windturbinen zur Verfügung<br />

steht. So kann der Anteil erneuerbarer<br />

Energien erhöht werden. Als Schnittstelle<br />

zum Server wird ein Smartphone<br />

oder ein Webbrowser, zum Beispiel auf<br />

einem PC oder Tablet, eingesetzt.<br />

Angesichts der wachsenden Zahl von<br />

Elektrofahrzeugen wird die Stabilität<br />

des Energienetzes zu einer wirklichen<br />

Herausforderung. Die Informationen<br />

aus dem Gerät geben dem Energieversorger<br />

tiefere Einblicke in den<br />

Energieverbrauch und helfen damit,<br />

das Energienetz besser zu steuern.<br />

Mobile Stromspeicher<br />

Auf der Insel Bornholm soll die<br />

Energieversorgung zukünftig zu 50<br />

Intelligentes Laden: In Projekten wie EDISON wird die Verbindung von Smart Grid und<br />

Elektromobilen erprobt.<br />

Prozent aus erneuerbaren Energien<br />

erfolgen. Da Windenergie nur zufallsabhängig<br />

zur Verfügung steht,<br />

werden Speicher notwendig. Hier<br />

setzt das EU-Forschungsprojekt EDI-<br />

SON (Electric Vehicles in a Distributed<br />

and Integrated Market using Energy<br />

and Open Networks) an: Elektroautos<br />

sollen nicht nur als Abnehmer von<br />

Windenergie fungieren, sondern als<br />

mobile Batterien, die gespeicherte<br />

Energie bei Bedarf auch wieder über<br />

das Stromnetz zur Verfügung stellen<br />

(„Vehicle-to-Grid“, V2G).<br />

Digitaler Marktplatz<br />

Bei den deutschen E-Energy-Projekten<br />

Modellstadt Mannheim sowie MeRegio<br />

geht es z.B. um die Verbesserung<br />

der Energieeffizienz und um die<br />

Reduzierung des CO 2<br />

-Ausstoßes in<br />

Ballungsräumen. Auf europäischer<br />

Ebene arbeiten über 40 Partner im<br />

EU-Projekt „Green eMotion“ an<br />

einem einheitlichen Konzept für E-<br />

Mobility. Dabei wird unter anderem<br />

ein digitaler Marktplatz entwickelt,<br />

auf dem Anbieter wie Energieversorger<br />

oder Flottenbetreiber via Cloud<br />

Computing ihre Angebote einstellen<br />

und vermarkten können. Von Smart<br />

Charging über Smart Grids hin zu<br />

Smarter Citys – all diese Bausteine<br />

werden zu mehr Energieeffizienz, zur<br />

Erhöhung des Anteils erneuerbarer<br />

Energien und zur Senkung der CO 2<br />

-<br />

Emissionen beitragen.<br />

Im Profil<br />

Urte Claudia Zahn ist Business Development<br />

Executive für Energie und Energieeffi<br />

zienzlösungen, Smarter Cities bei der<br />

IBM Deutschland GmbH.<br />

Steffen Schäfer ist Executive IT-Architect<br />

und Business Development Executive<br />

für Mobilität und Umweltlösungen, Smarter<br />

Cities bei der IBM Deutschland GmbH.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

33


SCHWERPUNKT<br />

| ELEKTROMOBILITÄT |<br />

Umweltfreundlichkeit<br />

neuer Qualität<br />

Von Wolfgang Tiefensee<br />

Deutschland ist seit Carl Benz Autonation<br />

Nummer Eins. Das Auto wurde<br />

in Deutschland erfunden und ist seitdem<br />

das Vorzeigeprodukt der deutschen<br />

Industrie. Was aber, wenn sich<br />

die Koordinaten schneller und dramatischer<br />

verschöben, als wir das heute<br />

wahrhaben wollen? Was, wenn Asien<br />

an die Spitze der Automobilindustrie<br />

rückte? Wenn dort ein Know-how<br />

versammelt wäre, das einen Sprung<br />

in ein neues Zeitalter ermöglichte?<br />

In die Epoche der <strong>Elektromobilität</strong>?<br />

Was wir erleben ist keine krude Vision,<br />

sondern eine Revolution. Wer nun –<br />

wie die schwarz-gelbe Bundesregierung<br />

– glaubt, in zaghaften Schritten<br />

mithalten zu können, wird im Wettbewerb<br />

dramatisch an Boden verlieren.<br />

Umgekehrt, wer die Zeichen der Zeit<br />

erkennt, wer kraftvoll investiert, kann<br />

riesige Potenziale heben. Im Zentrum<br />

von klimaschonenden Effizienzsteigerungen<br />

steht die <strong>Elektromobilität</strong>.<br />

Sie führt nicht nur zu einem Paradigmenwechsel<br />

in der Mobilität selbst.<br />

Sie ermöglicht Umweltfreundlichkeit<br />

neuer Qualität. Sie generiert neuartige<br />

Werkstoffe, die Einfluss auf Gewicht<br />

und Design haben werden. Es entwickelt<br />

sich eine Verschränkung von<br />

Kraftfahrzeug und Energiewirtschaft.<br />

Denn mit den Batterien gibt es plötzlich<br />

ein Medium, das die dezentrale<br />

Speicherung von Strom aus Wind und<br />

Sonne in völlig neuer Weise zulässt.<br />

Skeptiker werfen ein, das zentrale<br />

Problem der Batterie sei in naher<br />

Zukunft nicht lösbar. Zu schwach, zu<br />

schwer, zu teuer, zu gefährlich, mit<br />

ewigen Ladezeiten, nicht recycelbar.<br />

Deren Fazit: Macht mal halblang.<br />

Die Asiaten sind da ehrgeiziger. Dort<br />

peilt man derweil mit deutschen Batterieexperten<br />

an, in wenigen Jahren<br />

den Elektroantriebsstrang für 7.000<br />

Euro anzubieten. Vergleichbar dem<br />

herkömmlichen Motor- und Getriebepaket,<br />

Reichweite über 300 Kilometer,<br />

kurze Ladezeiten und höchste Sicherheit.<br />

Deutsche Automobilhersteller<br />

warnen zu Recht: Drosselt nicht den<br />

Kauf herkömmlicher Autos durch das<br />

34 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| ELEKTROMOBILITÄT |<br />

SCHWERPUNKT<br />

Energiewende. Wir fördern das.<br />

Fokussierung auf erneuerbare Energien, Klimawandel, Ressourcenschonung und Risikominimierung – es gibt viele Motive für die Energiewende.<br />

Die KfW hat im Jahr 2<strong>01</strong>0 mit mehr als 25 Mrd. EUR den Umwelt- und Klimaschutz gefördert und somit vielen Einzelnen ermöglicht,<br />

einen Beitrag zur Energiewende zu leisten. Ganz gleich, ob Sie die Steigerung der Energieeffizienz Ihres Hauses anstreben oder Ihr Beitrag<br />

im Bau einer Offshore-Anlage besteht: Wir fördern das.<br />

Mehr Informationen erhalten Sie unter www.kfw.de/energiewende<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

35


SCHWERPUNKT<br />

| ELEKTROMOBILITÄT |<br />

Gerede vom verfügbaren Elektroauto.<br />

Investieren: in den nächsten vier<br />

Jahren rund zehn Milliarden Euro. Beklagen:<br />

4,5 Milliarden Euro fehlen bis<br />

2<strong>01</strong>4 zur Entwicklung marktfähiger<br />

Elektroautos. Und fordern: unterstützt<br />

unsere Forschung und Entwicklung.<br />

Die jetzige Bundesregierung aber tut<br />

alles, die Erwartung tief zu hängen<br />

und die Förderung mit einer Milliarde<br />

Euro überschaubar klein zu halten. Sie<br />

hat sich klammheimlich von ihrem eigenen<br />

Ziel verabschiedet, eine Million<br />

Elektroautos bis zum Jahr 2020 auf<br />

deutsche Straßen zu bekommen. In<br />

ihrer Geschäftsstelle <strong>Elektromobilität</strong><br />

mühen ein paar wenige Mitarbeiter<br />

um die Koordinierung komplizierter<br />

Projekte. Vier Ministerien streiten<br />

um Kompetenzen. Die Asiaten sind<br />

da ehrgeiziger. Hier werden ambitionierte<br />

Ziele gesetzt, mit Milliardenbeträgen<br />

die Grundlagenforschung<br />

angetrieben, die öffentliche Hand<br />

zum Kauf animiert, der Kunde mit<br />

Prämien geködert. Ihr Credo: „Die<br />

Europäer sind bei den herkömmlichen<br />

Technologien nicht zu toppen,<br />

also schlagen wir sie durch einen<br />

Paradigmenwechsel.“ Das wollen und<br />

müssen wir verhindern. Aber wie?<br />

Lohnenswerte Herkulesaufgabe<br />

Deutschland muss Technologieführer<br />

in der Elektroenergie und Schaufenster<br />

der <strong>Elektromobilität</strong> werden, das<br />

sollte das große Ziel sein. Statt des<br />

x-ten deutschen Gipfels aller ohnehin<br />

Überzeugten ist ein europäischer Pakt<br />

<strong>Elektromobilität</strong> vonnöten. Er zielt auf<br />

klare Arbeitsteilung, kluge Standardisierung<br />

der wesentlichen Komponenten.<br />

Und auf beherzte öffentliche Förderung<br />

der Grundlagenforschung, die<br />

sich an den außereuropäischen Wettbewerbern<br />

misst, ohne im Brüsseler<br />

Notifizierungsdschungel stecken zu<br />

bleiben. Bündelung der industriellen,<br />

wissenschaftlichen und öffentlichen<br />

Ressourcen zu einem Gesamtpaket.<br />

Unterstützung der Kommunen beim<br />

Aufbau der Strominfrastruktur durch<br />

gesetzliche Flankierung, Standards<br />

und Finanzen. Ausbau der Bildungszweige<br />

auf dem Felde der Elektrochemie.<br />

Verschränkung der Energiewirtschaft,<br />

Automobilindustrie und<br />

Kommunen zu einem schlagkräftigen<br />

Ganzen. Eine Herkulesaufgabe, aber<br />

lohnenswert.<br />

Die Autorin Angela Elis beschreibt in<br />

ihrem Buch „Mein Traum ist länger<br />

als die Nacht“, wie Bertha Benz trotz<br />

aller Tiefschläge und Widerstände unbeirrbar<br />

an ihrer Vision und der ihres<br />

Mannes festhält: Der Motorwagen<br />

ist die Zukunft. Sie lebt in einer Zeit,<br />

als Kaiser Wilhelm II. stellvertretend<br />

für die Politik sinngemäß urteilt: Das<br />

Fortbewegungsmittel des 20. Jahrhunderts<br />

ist das Pferd. Noch wäre Zeit<br />

für Frau Merkel, von der Visionslosigkeit<br />

ins Lager einer Bertha Benz zu<br />

wechseln. Deutschland ist längst reif<br />

für eine mittelfristige, meint erreichbare<br />

Vision. Auch wenn unser Platz<br />

auf der Weltkarte selbst dann noch<br />

unsicher bliebe.<br />

Wolfgang Tiefensee, MdB<br />

Bundesminister a. D.<br />

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| ELEKTROMOBILITÄT |<br />

SCHWERPUNKT<br />

„Wir können aus der<br />

Rettung unseres Planeten<br />

ein Abenteuer machen!“<br />

Öl verbrennen, um voranzukommen?<br />

Viel zu schade. Plastik einfach wegschmeißen?<br />

Auch! David de Rothschild<br />

macht mit seinem Plastikflaschenschiff<br />

Plastiki im Pazifik auf ökologische<br />

Probleme aufmerksam. Ein Interview<br />

mit dem Zukunftsmacher.<br />

Von Dennis Lotter und Jerome Braun<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

37


SCHWERPUNKT | ELEKTROMOBILITÄT |<br />

Bestehend aus 12.500 PET-Flasche, Energiebetrieben mit Wind- und Solarenergie, zusammengeklebt mit einem Mix aus Cashewnüssen<br />

und Zucker: Der Katamaran Plastiki fuhr 2<strong>01</strong>0 eine Expedition durch den Pazifik, um auf den dortigen riesigen Müllstrudel und die Belastung<br />

der Ozeane mit Plastikmüll aufmerksam zu machen.<br />

Herr de Rothschild, von März<br />

bis Juli 2<strong>01</strong>0 haben Sie und Ihre<br />

fünfköpfige Crew die Expedition<br />

„Plastiki“ unternommen. Sie<br />

überquerten den Pazifik mit einem<br />

Katamaran aus 12.500 Plastikflaschen.<br />

Was hat Sie dazu inspiriert,<br />

ein so außergewöhnliches Projekt<br />

in Angriff zu nehmen?<br />

Im Juni 2006 las ich einen Report der<br />

UNEP („United Nations Environment<br />

Programme“) zum ökologischen<br />

Handlungsbedarf in der Tiefsee, der<br />

mich bezüglich der fundamentalen<br />

Themen unserer Ozeane alarmierte.<br />

Nach weiteren Nachforschungen<br />

hatte ich das Bedürfnis, etwas zu<br />

unternehmen. Ich wollte ein spannendes<br />

und wegweisendes Abenteuer<br />

schaffen, dass nicht nur informativ<br />

ist, sondern auch ein globales Publikum<br />

fesselt und die Menschen dazu<br />

motiviert und befähigt, selbst verantwortungsvoller<br />

gegenüber unserem<br />

Planeten zu handeln.<br />

Das Plastiki Projekt will auf die<br />

ökologischen Probleme unserer<br />

Zeit aufmerksam machen und der<br />

Natur eine Stimme geben. Können<br />

Sie uns mehr über die Philosophie<br />

hinter der Expedition berichten?<br />

Unsere Mission ist es, Menschen<br />

mit unseren Geschichten zu fesseln<br />

und zum Nachdenken anzuregen.<br />

Mit unseren Abenteuern wollen wir<br />

einzelne Menschen, Gruppen, ganze<br />

Organisationen und Industrien motivieren<br />

und letztendlich auch zum<br />

Handeln bewegen. Wir nehmen uns<br />

eines Themas an und kreieren eine<br />

Geschichte daraus, vornehmlich durch<br />

Forschungsreisen und Erkundungstouren.<br />

Mit der Plastiki Expedition wollten<br />

wir vor allem die Thematik der durch<br />

Plastikabfälle verschmutzten Ozeane<br />

hervorheben und zeigen, dass Abfall<br />

als sinnvolle Ressource genutzt werden<br />

kann. Also nahmen wir uns ein<br />

Sinnbild des angeblich so nutzlosen<br />

Plastiks – die klassische Wegwerf-<br />

Wasserflasche – und machten sie uns<br />

zunutze. 68 Prozent der Schwimmfähigkeit<br />

der Plastiki wird über die Plastikflaschen<br />

erzielt. Ohne die Flaschen<br />

würde die Plastiki sinken.<br />

Viele Umweltschützer verteufeln<br />

Plastik generell. Was halten Sie<br />

von dieser Einstellung?<br />

Ich denke, wir müssen die Thematik<br />

differenzierter betrachten. Wir müssen<br />

unsere Wegwerfmentalität von<br />

Dingen des täglichen Lebens – Flaschen,<br />

Taschen, Plastikrasierer, Wegwerffeuerzeugen<br />

oder Kugelschreibern<br />

– überdenken und stattdessen<br />

clevere Lösungen entwickeln.<br />

Plastik ist in unserer Gesellschaft<br />

allgegenwärtig – in allem, was wir<br />

konsumieren, vom Laptop, den ich<br />

benutze bis hin zur lebensrettenden<br />

Maschine im Krankenhaus. Diese<br />

Abgetaucht: David de Rothschild schaut sich sein Plastikflaschenschiff von unten an.<br />

38 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| ELEKTROMOBILITÄT | SCHWERPUNKT<br />

Der Abenteurer auf seinem Katamaran.<br />

Dinge haben einen Platz in unserer<br />

Gesellschaft und wir müssen sie neu<br />

konzipieren, so dass sie zu einem<br />

geschlossenen Kreislauf werden;<br />

nach dem Motto „Cradle to Cradle“,<br />

also von der Wiege zurück zur Wiege<br />

anstatt von der Wiege bis zur Bahre.<br />

Ein Beispiel hierfür ist die Konstruktion<br />

des Bootes, das wir aus einem<br />

Material namens Seretex hergestellt<br />

haben. Das ist ein selbstverstärkendes<br />

Gewebe und besteht nur aus<br />

einer Substanz, wodurch es leicht<br />

zu recyceln ist. Anders als gemischte<br />

Plastikmaterialien, die oftmals nicht<br />

recycelbar und giftig sind.<br />

Wann haben Sie begonnen, sich<br />

intensiv mit ökologischen Themen<br />

auseinanderzusetzen?<br />

Das Ausmaß und die Auswirkung der<br />

Plastikverschmutzung im Speziellen<br />

wurden mir erstmals richtig bewusst,<br />

als ich 2006 den bereits erwähnten<br />

Bericht der UNEP las. Davor war ich in<br />

erster Linie vom Thema „Gesundheit“<br />

fasziniert und der Idee „du bist, was<br />

du isst und was du atmest“. Je stärker<br />

ich mich in diesem Zusammenhang<br />

mit dem Thema Bio-Anbau beschäftigte,<br />

desto mehr wurde natürlich<br />

auch meine Neugierde für unsere<br />

Umwelt als Ganzes geweckt. Aber<br />

mir missfiel der häufig aggressive<br />

und schuldzuweisende Ton der Informationen,<br />

die ich vorfand. Sie waren<br />

spannend, aber man wusste nicht<br />

so recht, was man damit anfangen<br />

sollte und fühlte sich angesichts all<br />

dieser Probleme in unserer Umwelt<br />

eher niedergeschlagen und schuldig,<br />

als dazu aufgefordert, aktiv etwas<br />

dagegen zu unternehmen.<br />

Und dann hatten Sie die Idee, einen<br />

ganz anderen Weg zu gehen,<br />

um Menschen aufzuklären und<br />

zum Handeln zu bewegen?<br />

Ja, während einer Expedition durch die<br />

Antarktis 2004 dämmerte es mir, wie<br />

Abenteuer als Alternative genutzt werden<br />

können, um eine leicht zugängliche<br />

Informationsplattform über Umweltbelange<br />

zu schaffen und als Katalysator<br />

für Veränderungen zu wirken. Wenn<br />

wir Abenteuer unternehmen und Geschichten<br />

erzählen, statt die Erlebnisse<br />

und Erfahrungen in Vergessenheit<br />

geraten zu lassen, erzeugen unsere<br />

Reisen Resonanz und bauen eine Gemeinschaft<br />

um sich herum auf.<br />

Es war ein Prozess, der aus dem<br />

Gefühl heraus entstand, dass es bisher<br />

auf dem Markt noch zu wenig<br />

Informationen gibt, die inspirierend,<br />

herausfordernd und informativ sind,<br />

die Menschen aber auch direkt mit<br />

einbeziehen und dabei Spaß machen.<br />

Ich denke, die „grüne“ Thematik war<br />

für lange Zeit ein sehr erdrückendes<br />

Konzept und ich wollte es aus dieser<br />

Ecke rausholen, um eine neue Gemeinschaft<br />

zu fesseln, zu engagieren<br />

Die Autoren<br />

Ziel erreicht: Die Crew in Sydney.<br />

und anzuregen, sich einzubringen<br />

und konstruktiv für unseren Planeten<br />

aktiv zu werden. Wir können aus der<br />

Rettung unseres Planeten ein Abenteuer<br />

machen!<br />

Was kann jeder Einzelne in seinem<br />

täglichen Leben tun, um einen<br />

positiven Einfluss auf die Entwicklung<br />

unserer Umwelt zu nehmen?<br />

Es ist wirklich ganz einfach und nichts,<br />

wovon man sich erschlagen oder<br />

erdrückt fühlen muss. Man sollte einfach<br />

den fünf Rs folgen: Reduce (Verringern),<br />

Reuse (Wiederverwenden),<br />

Recycle, Rethink (Überdenken) und<br />

Refuse (Verweigern). Auf diese Weise<br />

kann jeder sein eigenes Abenteuer, seine<br />

eigene Plastiki in die Tat umsetzen.<br />

Was raten sie Menschen, die selbst<br />

Zukunftsmacher und Katalysatoren<br />

für positive Veränderungen<br />

werden möchten?<br />

Ich würde einfach sagen: Habe große<br />

Träume und schlage dich in der Realität<br />

durch. Positive Veränderungen<br />

zu bewirken ist nicht einfach, aber<br />

wenn du dein Bestes gibst, wirst du<br />

es schaffen!<br />

Dennis Lotter und Jerome Braun<br />

Berater, Autoren und Vortragsredner der Benefi t Identity GmbH.<br />

Diese berät und begleitet Unternehmen und soziale Institutionen<br />

in strategischen wie operativen Fragestellungen zu den<br />

Themen <strong>Nachhaltig</strong>keit und Corporate Social Responsibility.<br />

info@benefi tidentity.com<br />

www.benefi tidentity.com<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

39


SCHWERPUNKT<br />

| ELEKTROMOBILITÄT |<br />

Rock ‘n’ Roll to Rio<br />

Nach Kopenhagen<br />

ist vor<br />

Rio! So könnte<br />

die Kurzfassung<br />

dieser zugleich<br />

ehrgeizigen, konstruktiven<br />

und subversiven<br />

Kampagne<br />

heißen. Schließlich<br />

soll nichts Geringeres<br />

erreicht werden als<br />

die Lebensbedingungen<br />

auf diesem Planeten für<br />

uns alle zu verbessern!<br />

Die Botschaft „Radfahren<br />

ist ein wesentliches Vehikel<br />

für nachhaltige Entwicklung“<br />

wird so auf dem Earth Summit<br />

in Rio 2<strong>01</strong>2 eindringlich und medienwirksam<br />

präsentiert.<br />

Gut für Dich, gut für die Erde! Dieser<br />

Slogan illustriert die Bandbreite der<br />

Wirkungen von Fahrradfahren auf<br />

nachhaltige Entwicklung. Die positiven<br />

Effekte fangen bei geringeren<br />

Umwelt- und Verkehrsbelastungen<br />

und weniger Lärm an, gehen über<br />

eine Verbesserung des Wohlbefindens<br />

und der Widerstandsfähigkeit gegen<br />

Stress und hören bei der sozialen<br />

Integration und Regionalisierung<br />

ökonomischer Entwicklung noch<br />

lange nicht auf.<br />

Vorwärts zur Natur! Die Zunahme von<br />

Fahrradverkehr kann und soll auch<br />

umweltverträgliche Innovationen und<br />

den Ausbau von Geschäftstätigkeiten<br />

begünstigen. Beispiele sind Technologien<br />

und Materialien, um neue<br />

Lösungen wie z.B. „nachwachsende“<br />

Bambus-Fahrräder zu entwickeln,<br />

oder neue Service-Angebote wie Pit-<br />

Stopps und Waschanlagen.<br />

Rock ‘n’ Roll to Rio! So oder so ähnlich<br />

lautet der Titel der Hymne, die gerade<br />

komponiert und als Fanfare unsere<br />

Botschaft in die Welt hinaustragen<br />

wird. Sie begleitet die geplanten<br />

Fahrradstaffeln auf der Reise nach Rio,<br />

über den Atlantik idealerweise mit<br />

einem Nullemissionen-Katamaran.<br />

In Rio treffen diese auf Gleichgesinnte<br />

aus anderen Ländern, die die<br />

Aktion und<br />

die Kernbotschaft<br />

mittragen.<br />

Fahr Fahrrad! Die Kampagne<br />

kannst du schon dadurch<br />

unterstützen, dass du<br />

dir selbst etwas Gutes<br />

tust! Fahr Rad! Aber<br />

du kannst noch mehr<br />

tun; werde Teil einer<br />

Staffelfahrt, mach mit<br />

bei den global organisierten<br />

Aktionen,<br />

unterzeichne das Kommuniqué<br />

oder fördere<br />

die vielfältigen Aktivitäten<br />

mit einer Spende.<br />

Du findest alle notwendigen Informationen<br />

auf unserer Homepage<br />

www.global-ride-to-rio.org.<br />

Sponsoren gesucht! Unternehmen<br />

können den Ride to Rio auf vielfältige<br />

Art und Weise fördern und von der<br />

medialen Aufmerksamkeit profitieren.<br />

Fahren Sie mit, helfen Sie bei der Realisierung,<br />

demonstrieren Sie soziale<br />

Verantwortung und nutzen Sie die<br />

Kampagne so für Ihre <strong>Nachhaltig</strong>keitsbotschaft!<br />

Die Kampagne wurde initiiert von der SportKreativWerkstatt in München, in Kooperation mit der European Cyclists´ Federation, Azimut, der<br />

ispo BIKE, MusicJustMusic und Ark of Ideas. Über Feedback und Anregungen freut sich, stellvertretend für das ganze Aktionsteam, Elke Jorzyk:<br />

ej@sportkreativwerkstatt.de.<br />

+++ Achtung: Sichern Sie sich als Travelsponsor Kabinenplätze auf der Ark of Ideas +++<br />

+++ Werden Sie Sponsor und reservieren Sie sich eine Kabine für eine Teilpassage Ihrer Wahl (ab 2.800,- Euro) +++<br />

40 Gedruckt auf Charisma Silk – hergestellt aus 100 % Altpapier, ausgezeichnet mit dem Blauen Engel. Ein Produkt der Steinbeis Papier GmbH. <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


Special: Kunst, Kultur & <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

Kultur ist überall:<br />

Wie Musik in meinen Ohren!<br />

Welch Augenweide, dieses Bild!<br />

DaS Theater mit den Nachbarn!<br />

ein Gedicht von einem Kuchen!<br />

Die Unternehmenskultur, die wir leben!<br />

Wir prägen sie. Sie prägt uns.<br />

Wie wirkt Kultur mit <strong>Nachhaltig</strong>keit zusammen?<br />

Wie können Unternehmen sie für sich nutzen?<br />

lassen Sie sich inspirieren!<br />

„Authentische Lebensqualität kann nur aus lebendigem Lernen entstehen.<br />

Mensch braucht dazu weder Werbeindustrie, noch Erlebniswelten<br />

oder gefahrlose Wege.“<br />

(Vandana Shiva, Alternative Nobelpreisträgerin)<br />

In den Augen der Künstlerin Christina Stoschus-Schumann birgt erst<br />

das Miteinander vielfältigster Aspekte höchstmögliches Energiepotenzial<br />

und wird zum ausgewogenen Ganzen. Inspiriert ist ihr Werk durch<br />

die magischen Momente im Kreislauf der Natur und die mitreißenden,<br />

zukunftsweisenden Initiativen der alternativen Nobelpreisträger,<br />

deren Wert für Mensch und Erde sie malend spiegelt.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

41


Special | Kunst, Kultur & nachhaltigkeit |<br />

Mit Kultur<br />

in die vierte Dimension<br />

Über den Zusammenhang von Kultur, <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

und Corporate Social Responsibility<br />

Von Lea Eggers<br />

Man hört „<strong>Nachhaltig</strong>keit“<br />

und denkt<br />

automatisch an die<br />

damit verbundenen<br />

Dimensionen „ökonomisch“,<br />

„ökologisch“,<br />

und „sozial“. Doch auch<br />

kulturelle Aspekte geraten<br />

zunehmend in den<br />

Fokus der Diskussion<br />

– die Wirtschaft kann<br />

vielfältig von der Förderung<br />

dieser „vierten<br />

Dimen sion“ profitieren.<br />

Als ich noch ein kleines Kind war, nahm<br />

meine Mutter mich zu einer Ausstellung im<br />

Freien mit. Bei dem Rundgang durch Wald<br />

und Wiesen fand ich besonderen Gefallen<br />

an einem großen Nest. Inmitten der Bäume<br />

war es auf dem Boden aufgebaut, geflochten<br />

aus gefundenen Ästen. Schon als ich es von<br />

weitem sah, faszinierte mich, wie ein von<br />

Menschen gemachtes Objekt durch seine ungewöhnliche<br />

Größe so fremdartig sein kann<br />

und gleichzeitig genau in diese natürliche<br />

Umgebung zu gehören schien. Ich nahm im<br />

Nest Platz und fühlte Kultur und Natur – die<br />

vermeintlichen Gegensätze – als Eins. Ohne<br />

je vorher davon gehört zu haben, hatte ich<br />

meine erste Begegnung mit dem Thema<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit.<br />

Gegensätze ziehen sich an<br />

Was ist denn eigentlich Kultur? Definieren wir<br />

es als „alles, was der Mensch selbst gestaltend<br />

hervorbringt oder verändert“, gehören dazu<br />

die bildenden und darstellenden Künste, aber<br />

auch Leistungen in der Technik, im Recht und<br />

der Wissenschaft. Auf den ersten Blick scheint<br />

Kultur damit einen direkten Gegensatz zur<br />

Natur darzustellen, die von selbst besteht<br />

und in ihren Gesetzen unveränderlich ist. Das<br />

Beispiel „Nest“ zeigt allerdings, dass dieser<br />

Gegensatz gebrochen, aus der Verbindung<br />

etwas Neues geschaffen werden kann. Dieses<br />

Zusammenspiel von Kultur und Natur bringt<br />

die Kernfrage der <strong>Nachhaltig</strong>keit auf den<br />

Punkt: Wie können wir menschlichen Einfluss<br />

in natürliche Gegebenheiten so gestalten,<br />

dass er im Einklang mit ihnen steht und das<br />

entstehende System zukunftsfähig ist? Die<br />

„Kunstobjekte“, die der Mensch hervorbringt,<br />

also nicht nur in ihrer Herstellung nachhaltig<br />

sind, sondern auch in ihrer Wirkung! Nämlich<br />

indem sie den Benutzer oder Betrachter auf<br />

die Bedeutung seines Handelns in der Welt<br />

aufmerksam machen – und so einen nachhaltigen<br />

Eindruck hinterlassen.<br />

Erst die Erkenntnis, dass <strong>Nachhaltig</strong>keit sich<br />

– genau wie Kultur – durch alle Bereiche unserer<br />

Gesellschaft zieht, eröffnet die „vierte<br />

Dimension“. Mit ihrer Mittlerrolle zwischen<br />

Fakten und Gefühlen, Wissen und Handeln,<br />

Ist- und Sollzustand prägt Kultur unsere Identität<br />

– und spielt so eine wesentliche Rolle für<br />

eine zukunftsfähige Entwicklung.<br />

Berührung schafft Aufmerksamkeit<br />

Kinobesucher kennen das Erlebnis: Man<br />

verlässt den Kinosaal und denkt plötzlich aus<br />

einer neuen Perspektive über das gerade im<br />

Film behandelte Thema. Oder man kann es<br />

kaum erwarten, nach dem Museumsbesuch<br />

noch mehr über den Gegenstand der Ausstellung<br />

zu erfahren. Filme, Gemälde, Musikstücke<br />

haben als Medien – also Mittler – eine<br />

Wirkung auf uns und regen so zum Nachdenken<br />

an. Mittels der entstehenden Emotionen<br />

spricht Kultur auch die rechte Gehirnhälfte<br />

an, in der die ganz persönliche Deutung von<br />

wahrgenommenen Fakten entsteht. Reine<br />

Fakten werden lediglich von der linken Gehirnhälfte<br />

des Menschen aufgenommen und<br />

bewirken keine Bewusstseins- oder Verhaltensänderungen,<br />

wenn nicht auch Emotionen<br />

ausgelöst werden. Das gilt nicht nur für den<br />

Einzelnen! Der Austausch zwischen Menschen<br />

wird gefördert, wenn z.B. gemeinsam an einem<br />

Kunstprojekt gearbeitet wird oder man<br />

eine musikalische Erfahrung teilt. Durch das<br />

Potenzial, Aufmerksamkeit zu schaffen und<br />

42 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| KUNST, KULTUR & NACHHALTIGKEIT | Special<br />

„Green-Bag-Movement“ ist die Einladung des Künstlers Dodi Reifenberg, über die Schönheit nachzudenken, die sich ergibt, wenn Kunststoffmüll<br />

umsichtig recycelt wird. Es ist ein großer Teppichgarten aus benutzten Plastiktüten, locker zusammengehalten durch einen langen<br />

schmalen Gürtel. Gegen Ende des Teppichgartens ist ein aus winzigen Fragmenten recycelter Plastiktüten gemachtes kleines Porträt von der<br />

Friedensnobelpreisträgerin Dr. Wangari Maathai, die mit dem Green-Belt-Movement Frauen in Kenia hilft, Bäume auf ihren Farmen, Schulund<br />

Kirchengrundstücken zu pflanzen.<br />

Menschen zusammen zu bringen, kann ein verändertes<br />

kulturelles Bewusstsein den – in Zeiten von Klimawandel,<br />

Ungerechtigkeit und Ressourcenmangel – notwendigen gesellschaftlichen<br />

Wandel auslösen und tragen. Diese Wirkung<br />

nutzt z.B. das „MorgenLand Festival für eine enkeltaugliche<br />

Zukunft“ (www.morgenland.li) in Liechtenstein. Das<br />

fünftägige Programm mit Konzerten, Theateraufführungen<br />

und Workshops zielt darauf ab, kreative Lösungen für eine<br />

nachhaltige Zukunftsgestaltung zu entwickeln.<br />

Im Zusammenspiel zum Ziel<br />

Kultur formt die Gesellschaft und lässt Menschen die Umwelt<br />

formen – doch welche Wechselwirkungen bestehen zur<br />

Wirtschaft? Im Rahmen ihrer Corporate Social Responsibility-<br />

Strategie fördern zahlreiche Unternehmen kulturelle Projekte.<br />

Laut einer Studie der Agentur Causales zu bestehenden<br />

Sponsoringpartnerschaften im Jahr 2<strong>01</strong>0 arbeiten über 80<br />

Prozent der teilnehmenden Kultureinrichtungen mit Sponsoren<br />

aus der Wirtschaft zusammen. Über Kultursponsoring<br />

hinaus wird die Möglichkeit genutzt, Kultur in die Unternehmensstruktur<br />

zu integrieren. Mit der Sammlung Deutsche<br />

Eins mit der Natur: Die chinesisch-schweizerische Künstlerin Ping Qiu<br />

erschuf eine Sitzbank, die wie ein Pilzhut am unteren Ende eines Baumes<br />

wächst. Die Baumkrone wird zur in den Himmel ragenden Wurzel.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

43


Special | KUNST, KULTUR & NACHHALTIGKEIT |<br />

Bank bietet z.B. die Deutsche Bank AG seit 30 Jahren Zugang<br />

zu zeitgenössischer Kunst. In der Taunusanlage in Frankfurt<br />

am Main ist jede Etage der zwei Türme je einem Künstler<br />

gewidmet, geordnet nach Regionen. Neben einer Verbesserung<br />

des Images kann diese Art von kulturellem Engagement<br />

auch die Mitarbeitermotivation fördern! Außerdem kann die<br />

Wirtschaft Synergien nutzen, die durch Kunst entstehen – z.B.<br />

wenn sie als Innovationstreiber wirkt.<br />

Der Begriff „Corporate Cultural Responsibility“ ist zwar weitgehend<br />

geläufig, doch es fehlt an einem tieferen Verständnis<br />

des kulturellen Potenzials und letztlich an einer intensiveren<br />

Förderung. Mehr Unternehmen sollten eine Beschäftigung<br />

mit Kultur wagen, die über finanzielle Aspekte hinausgeht<br />

und so Brücken und Nester bauen, um Menschen in ihrem<br />

Bewusstsein und Handeln anzusprechen und gemeinsam<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit zu ermöglichen.<br />

Menschen – Meinungen<br />

Kultur als CSR-Bereich<br />

Kultur lehrt uns Denken und ist gleichzeitig<br />

emotionale Inspiration. Als solches<br />

ist sie eine unverzichtbare Ressource unserer<br />

Lebenswelt und hat entsprechend<br />

große Bedeutung für die Gesellschaft.<br />

Der Kulturkreis der deutschen Wirtschaft<br />

hat dies bereits mit folgenden Worten in<br />

seiner Satzung von 1951 zum Ausdruck<br />

gebracht: „Verkümmerung der Kunst ist<br />

Verstümmelung des ganzen Menschentums.“ Unternehmen fördern<br />

daher unabhängig von ihrer Größe und Branche Kultur, um<br />

Verantwortung für dieses hohe gesellschaftliche Gut demonstrativ<br />

mitzutragen: Gemäß einer Kulturkreis-Studie von 2<strong>01</strong>0 ist<br />

die Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung der wichtigste<br />

Grund für ihr kulturelles Engagement und Kultur somit als ein<br />

Feld ihrer Corporate Social Responsibility zu verstehen. Um<br />

diesen engen Zusammenhang von Kultur als einen CSR-Bereich<br />

auch begrifflich zu verdeutlichen, wurde die Bezeichnung „Corporate<br />

Cultural Responsibility“ eingeführt, die sich inzwischen<br />

weitgehend etabliert hat. Die damit einhergehende Betonung<br />

der Kultur als einen Teilbereich der CSR soll – bei aller Bedeutsamkeit<br />

der anderen CSR-Bereiche – auch daran erinnern, das<br />

kulturelle Engagement weiterhin hochzuhalten.<br />

Friederike von Reden, Kulturkreis der deutschen Wirtschaft<br />

Die Menschen wieder zu Gestaltern machen!<br />

Kultur im Wald: Im Rahmen des Waldkunstpfads baute der deutsche<br />

Künstler Volker Eschmann ein Baumhaus mit Tanzfläche.<br />

So verhext, so schön: Joan Backes (USA) schuf ein märchenhaftes<br />

Haus aus Ästen und Zweigen mit Einrichtung und Sitzplätzen für<br />

Besucher.<br />

Albert Schweitzer hat einmal gesagt:<br />

„Zuerst bauen Menschen Häuser, dann<br />

bauen die Häuser Menschen.“<br />

Wir sind deshalb in eine Krise geraten,<br />

so würde ich Schweitzer dann für uns<br />

interpretieren, weil wir lange glaubten,<br />

Initiator und Gestalter von Entwicklungen<br />

zu sein. Wir mussten jedoch<br />

feststellen, dass unsere Taten über uns<br />

selbst hinauswuchsen und wir zu deren Opfern mutierten. Mit<br />

unserem Initiativprojekt ÜBER LEBENSKUNST konstatieren wir<br />

im Überlebensbegriff diese Krise und deuten zugleich mit dem<br />

Begriff der Lebenskunst einen möglichen Lösungsweg an. Es<br />

geht darum, die Menschen aus der von vielen so empfundenen<br />

Hilflosigkeit in die Rolle von Akteuren und Gestaltern zu versetzen.<br />

Im Kontext des notwendigen gesellschaftlichen Wandels<br />

hin zu einer nachhaltigen Art des Lebens und <strong>Wirtschaften</strong>s<br />

kommt Kunst und Kultur eine große Bedeutung zu – sie haben<br />

die Fähigkeiten, alternative Modelle sinnlich wahrnehmbar<br />

und dadurch begreifbar zu machen.<br />

Dr. Bernd M. Scherer, Intendant Haus der Kulturen der Welt<br />

44 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| KUNST, KULTUR, NACHHALTIGKEIT | Special<br />

das Branchentreffen<br />

für die Kultur des geBens.<br />

www.fundraising-kongress.de<br />

Wissen und inspiration für 365 tage im Jahr<br />

18. – 20. April 2<strong>01</strong>2 im andel‘s Hotel Berlin | Frühbucherpreis bis 15.12.2<strong>01</strong>1<br />

Premiumpartner Kongress Partner Kongress<br />

Premiumpartner Verband<br />

Veranstalter Bildungspartner Organisation<br />

Medienpartner<br />

Checkpoint Consumption<br />

Needs, Duties and the Search of Balance<br />

Erste zugesagte Referenten:<br />

Dr. Rüdiger Grube<br />

CEO<br />

Deutsche Bahn AG<br />

Dr. Kurt Bock<br />

CEO<br />

BASF SE<br />

Hans-Otto Schrader<br />

CEO<br />

Otto Group<br />

Diskutieren Sie mit 300 Führungskräften und 300<br />

internationalen Studenten auf dem 15th World<br />

Business Dialogue am 14. und 15. März 2<strong>01</strong>2 an<br />

der Universität zu Köln.<br />

Bernd Kolb<br />

Founder<br />

Club of Marrakesh<br />

Kenneth P. Morse<br />

Founder<br />

MIT Entrepreneurship Center<br />

Yasunori Nakagami<br />

President<br />

Asuka Corporate Advisory<br />

Informationen zur Teilnahme finden Sie unter:<br />

www.world-business-dialogue.de<br />

René Schuster<br />

CEO<br />

Telefonica Germany<br />

GmbH & Co. OHG<br />

Dr. Robert Gutsche<br />

Executive Officer<br />

Corporates,<br />

Management Consulting,<br />

Risk Consulting<br />

KPMG AG<br />

Dr. Dorothee Ritz<br />

General Manager<br />

Advertising & Online<br />

Microsoft Deutschland GmbH<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

45


Special | Kunst, Kultur & nachhaltigkeit |<br />

Der Möglichkeitssinn<br />

Ein Gespräch über <strong>Nachhaltig</strong>keit und die Künste<br />

Im Buch „Die Einübung des anderen Blicks“ führt Dr. Walter<br />

Spielmann, Leiter der Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen,<br />

Gespräche mit Kunstschaffenden über Kunst und<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit. <strong>forum</strong>-Redakteurin Lea Eggers war auf seine<br />

eigene Perspektive gespannt.<br />

Was bedeutet für Sie <strong>Nachhaltig</strong>keit?<br />

Es handelt sich um einen stark strapazierten Begriff, der<br />

nur schwer konkret zu definieren ist. Allgemein formuliert,<br />

bedeutet er wohl, Voraussetzungen zu schaffen, dauerhaft<br />

auf diesem Planeten leben<br />

zu können und ist ein großes<br />

Vorhaben für das 21. Jahrhundert.<br />

Die Entwicklung in<br />

verschiedensten Zusammenhängen demonstriert, dass wir<br />

trotz vieler Bemühungen weit vom Ziel der <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

entfernt sind. Anspruch und Wirklichkeit klaffen auseinander.<br />

Welche Rolle spielt die Kultur, um diesem Auseinanderklaffen<br />

entgegenzuwirken? Kann sie das überhaupt?<br />

Das ist meine große Hoffnung und Erwartung. <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

beinhaltet drei klassische Aspekte: von den Dringlichkeiten<br />

und Wertigkeiten her vorrangig die Ökonomie; dann das<br />

Wissen, dass eine Wirtschaft nur ökologisch eingebettet<br />

funktioniert und vertretbar ist, und schließlich die sozialen<br />

Dimensionen. Ich meine jedoch, dass <strong>Nachhaltig</strong>keit nur<br />

machbar ist, wenn wir zudem Kultur stärker in den Blick<br />

nehmen. Sie ist in hohem Maße mit immateriellen Aspekten<br />

verbunden, und wir können das Ziel nur erreichen, wenn<br />

wir den Potenzialen der kulturellen Entfaltung – ein anderes<br />

Miteinander, Achtsamkeit, Aufmerksamkeit, Spiritualität,<br />

Gespräch, Kreativität – einen anderen Stellenwert zuordnen.<br />

Da spielt Kultur für mich in allen ihren Ausdrucksformen eine<br />

ganz entscheidende Rolle.<br />

Kunst kann nachhaltig sein, wenn sie mit nachhaltigen<br />

Materialien nachhaltig produziert wird. Und sie kann <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

kommunizieren, ein Bewusstsein dafür schaffen.<br />

Welcher Aspekt ist für Sie wichtiger?<br />

Beides spielt eine ganz zentrale Rolle. Es gibt wunderbare<br />

Beispiele nachhaltiger Kunst, in denen scheinbar wertlose<br />

Gegenstände in einen anderen Kontext gerückt werden<br />

und so wieder an Wert und Dauerhaftigkeit gewinnen: Ein<br />

befreundeter Bildhauer in Seekirchen arbeitet zum Beispiel<br />

mit Parketthölzern, die ein Tischler als wertloses Abfallmaterial<br />

sammelt. So hat er für sich einen neuen Werkstoff entdeckt,<br />

mit dem er nun Skulpturen konfiguriert. Vermeintlich<br />

Wertloses gewinnt so eine neue Dimension und wird für den<br />

Betrachter wieder interessant.<br />

„Wir sind vieldimensional“<br />

Jede Form von Kunst kann<br />

Themen und Fragen der<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit reflektieren<br />

und zur Diskussion stellen. In der bildenden Kunst erinnert<br />

uns das Bild von Dalí, in dem die Zeit wegfließt, an die Endlichkeit<br />

und stellt Fragen: „Wie gehen wir mit unserer Zeit<br />

um?“, „Was bedeutet Leben für uns?“. Und insbesondere die<br />

Musik bietet m. E. spannende Möglichkeiten. Das reicht von<br />

einem kleinen Streichquartett bis zu dem großartigen West-<br />

Eastern-Divan-Orchester, in dem Palästinenser, Syrer, Israelis<br />

zusammen das Zeichen setzen, dass in dieser Krisenregion<br />

Kunst sowohl Identität stiften als auch eine Grundlage für<br />

46 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| Kunst, Kultur & nachhaltigkeit | Special<br />

Wir müssen nicht bleiben,<br />

wie wir sind: Der<br />

„Omnibus für Direkte<br />

Demokratie“ macht<br />

Freiheit vor und – fliegt.<br />

ein Miteinander und einen Toleranzaustausch bieten kann.<br />

Eine globalisierte Welt, die immer mehr zusammenrückt,<br />

bedeutet auch, künstlerische Ausdrucksformen anderer<br />

Kulturen kennenzulernen, miteinander zu kommunizieren<br />

und Vorurteile abzubauen.<br />

Daher also der Titel des von Ihnen herausgegebenen Buchs<br />

„Die Einübung des anderen Blicks“? Als Gegensatz z.B. zum<br />

wirtschaftlichen Blick?<br />

Wirtschaftsdenken ist sehr rational, sehr zweckbestimmt und<br />

folgt zumeist dem Zwang der Gewinnoptimierung. Dieses<br />

zielorientierte Handeln kann die Fülle des menschlichen Potenzials<br />

und der Gestaltungsmöglichkeiten nicht annähernd<br />

abdecken. Wir sind vieldimensional und haben zusätzliche<br />

Vorstellungen, Werte, Wünsche und Hoffnungen. Das Leben<br />

kann sich nicht nur an materiellen Bedürfnissen und deren<br />

Befriedigung orientieren: Wir wissen heute, dass Glück wenig<br />

mit der Erfüllung materieller Bedürfnisse zu tun hat. Deswegen<br />

sind die Priorität und die Dominanz wirtschaftlichen<br />

Denkens und Handelns wohl der falsche Weg. Wir müssen<br />

andere Formen des Miteinanders entwickeln und da kann<br />

die Entdeckung von „Künsten“ eine entscheidende Rolle<br />

spielen – ein Buch zu lesen, zu reflektieren, sich auszutauschen.<br />

Was ist mir wichtig im Leben? Wie möchte ich es gut<br />

gestalten? Wie möchte ich mit Familie, Kindern, Freunden<br />

umgehen? Das sind Fragen der Kultur, und die Künste bieten<br />

hier vielfältige neue Ansätze: Sie lenken den Blick auf andere<br />

wesentliche Ressourcen des menschlichen Potenzials. Das<br />

haben wir „die Einübung des anderen Blicks“ genannt.<br />

Vielleicht kann man es in diesem von Robert Musil entlehnten<br />

Gedanken zusammenfassen: Neben einem Wirklichkeitssinn,<br />

der uns in Technik und Wirtschaft maßgeblich bestimmt, unser<br />

Handeln vorantreibt, muss es immer auch einen Möglichkeitssinn<br />

geben, der anderen Formen des Zusammenlebens<br />

nachspürt. Das können die Künste ganz besonders leisten.<br />

Unternehmen fördern Kultur beispielsweise durch Sponsoring.<br />

Ist das ein „nachhaltiger“ Weg, eine Verbindung<br />

zwischen der Wirtschaft und den Künsten herzustellen?<br />

Ja und nein. Ein prominentes und hier in Salzburg immer<br />

präsentes Thema ist die sogenannte Hochkultur bei den<br />

Salzburger Festspielen. Da hat Wirtschaft eine zentrale Rolle<br />

und Bedeutung. Das halte ich für sehr wichtig und gut. Auf<br />

der anderen Seite müssen sich global agierende Konzerne<br />

ihrer Verantwortung in anderem Zusammenhang über die<br />

Kunstförderung hinaus bewusst sein und sich durchaus auch<br />

kritischen Fragen stellen. Wirtschaft hat sehr wohl Möglichkeiten<br />

Kunst zu unterstützen und zu fördern. Das soll sie, aber<br />

es geht auch um die Verantwortung, die sie darüber hinaus<br />

hat und die sie wahrnehmen und reflektieren soll.<br />

Vielen Dank für das Gespräch.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

47


Special | Kunst, Kultur & nachhaltigkeit |<br />

Mittlerin zwischen<br />

Vergangenheit und Zukunft<br />

Die Rolle der Kunst bei der Jahrhundertaufgabe <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

Von Hildegard Kurt<br />

In den Mühlen des<br />

Tages geschäfts kann die<br />

nachgerade atemberaubende<br />

Dimension der<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit leicht<br />

aus dem Blick geraten.<br />

Dabei hat die Weltgemeinschaft<br />

mit diesem<br />

Leitbild nicht weniger<br />

als die Konturen einer<br />

postkonsumistischen<br />

Zivilisation und einer<br />

postideologischen Gesellschaft<br />

entworfen.<br />

Wie könnte sich eine<br />

solche Jahrhundertaufgabe<br />

bewältigen<br />

lassen ohne das Wissen<br />

der Kunst?<br />

Die Kunst ist Nährboden für veränderte Wahrnehmungs-,<br />

Denk- und Handlungsweisen. Im<br />

Abendland tritt sie in Gestalt der neun Musen<br />

– Töchter des Zeus und der Mnemosyne,<br />

Göttin der Erinnerung – als Mittlerin zwischen<br />

Geist und Erinnern an und damit zwischen<br />

Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.<br />

Eine kleine Zeitreise<br />

Ab dem Beginn der Moderne wurde die Kunst,<br />

so der Physiker und Philosoph Carl Friedrich<br />

von Weizsäcker, zum „sensibelsten Seismographen<br />

der kommenden Menschheitskrise“.<br />

Tatsächlich hat schon die so genannte historische<br />

Avantgarde mit Künstlern wie Wassily<br />

Kandinsky oder Paul Klee, beide Meister am<br />

Bauhaus, eine ganze Reihe von Experimenten<br />

unternommen und auch Irrtümer begangen,<br />

die heute für die Suche nach zukunftsfähigen<br />

Lebensformen überaus konstruktiv sein<br />

können.<br />

Seit den 1960er Jahren bildet sich ein zunehmend<br />

breites Spektrum kritisch gesellschaftsorientierter<br />

Kunst heraus, rezipiert unter<br />

Sammelbegriffen wie zunächst Konzeptkunst,<br />

dann Public Art, Social Art, Neue Kunst im<br />

öffentlichen Raum, aktivistische Kunst, interventionistische<br />

Kunst oder Eco Art. Wie im<br />

Kontext der <strong>Nachhaltig</strong>keit geht es bei diesen<br />

Kunstpraktiken darum, dem gestörten Naturverhältnis,<br />

den Demokratiedefiziten und den<br />

sozialen Verwerfungen der Konsumgesellschaft<br />

mit nicht-technoider Gestaltungskraft<br />

zu begegnen – gemeinschaftlich, innovativ<br />

und kreativ.<br />

Kunst und Wissenschaft vereint<br />

Eine Art Klassiker auf dem Terrain der Eco Art<br />

ist „The Living Water Garden“ der Künstlerin<br />

Betsy Damon. In Zusammenarbeit mit der<br />

Stadtverwaltung von Chengdu, einer Millionenstadt<br />

in der chinesischen Provinz Sichuan,<br />

konzipierte und realisierte Damon von 1995<br />

bis 1998 auf 2,4 Hektar den weltweit ersten<br />

ökologischen Stadtpark zum Thema Wasser.<br />

Als voll funktionierende Wasserreinigungsanlage<br />

und zugleich gigantische Skulptur in<br />

Form eines Fisches – in China Symbol für<br />

Glück und Gesundheit – bietet „The Living<br />

Water Garden“, inzwischen mit mehreren<br />

internationalen Preisen gewürdigt, Tieren und<br />

Pflanzen ein Refugium und den Menschen<br />

einen Ort der Erholung.<br />

Betsy Damon ist auch Gründerin der gemeinnützigen<br />

Organisation „Keepers of the<br />

Waters“, einem internationalen Netzwerk für<br />

Menschen, die sich aktiv für eine Veränderung<br />

unserer Beziehung zu Wasser einsetzen. Wo<br />

diese Organisation Projekte zum Schutz und<br />

zur Regenerierung von Wasser fördert, basiert<br />

die Strategie auf einem Zusammenwirken von<br />

Kunst, Wissenschaft und Zivilgesellschaft.<br />

Zu den Künstlern hierzulande, die ihre Arbeit<br />

in den Dienst der Ökologisierung unserer<br />

Lebens- und Wirtschaftsformen stellen,<br />

zählt Insa Winkler. Seit der Tschernobyl-<br />

Katastrophe, zu der sie in der verstrahlten<br />

Zone in Weißrussland recherchiert und gearbeitet<br />

hat, entwickelt sie, oft gemeinsam mit<br />

Akteuren in und außerhalb der Kunstwelt,<br />

komplexe Projekte wie beispielsweise „Das<br />

Eichelschwein“. Angesichts der Tatsache,<br />

dass in Deutschland jedes Jahr 80 Millionen<br />

Schweine geschlachtet werden, die für die<br />

Bevölkerung unsichtbar sind, hinterfragt Insa<br />

Winkler in diesem Projekt die Agrarpolitik und<br />

erkundet auf kreative Weisen, etwa mit der<br />

Gründung einer „Eichelschweingesellschaft“,<br />

Formen nachhaltiger Schweinehaltung.<br />

48 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| KUNST, KULTUR & NACHHALTIGKEIT | Special<br />

Wasserreinigungsanlage und zugleich gigantische Skulptur: Betsy Damons<br />

preisgekröntes „The Living Water Garden“ bietet Menschen, Tieren und<br />

Pflanzen in China ein Refugium und Erholung.<br />

Anders als viele Künstler hat der Kunst- und Kulturbetrieb<br />

sich lange sehr schwer damit getan, <strong>Nachhaltig</strong>keit als eine<br />

gesamtgesellschaftliche Jahrhundertaufgabe zu erkennen.<br />

Doch kommen auch hier nun, nicht zuletzt im Zuge der Klimakrise,<br />

die Dinge in Bewegung. So etwa lud „Über Lebenskunst“,<br />

das Initiativprojekt der Kulturstiftung des Bundes, im<br />

Jahr 2<strong>01</strong>1 dazu ein, sich der Frage zu widmen: Was ist das<br />

„gute Leben“ angesichts der globalen ökologischen Krise?<br />

Bemerkenswerterweise schien es bei diesem Programm<br />

keine wirkliche Trennung zwischen Kunst und Nichtkunst<br />

mehr zu geben. Zwar bezieht „Über Lebenskunst“ sich nicht<br />

explizit auf die Idee der Sozialen Plastik, ist aber wohl ohne<br />

das, was Joseph Beuys ab den 1970er Jahren in die Kunstwelt<br />

einbrachte, kaum denkbar.<br />

„Jeder Mensch ein Künstler“<br />

Aus Anlass seines 90. Geburtstages und 25. Todestages widmete<br />

sich im vergangenen Jahr eine Reihe von Ausstellungen<br />

dem Werk dieses Künstlers. Beuys selbst jedoch sah weniger<br />

seine Objekte als vielmehr die Erweiterung des Verständnisses<br />

von Kunst, gefasst in die Formel „jeder Mensch ein Künstler“,<br />

als seinen wichtigsten Beitrag zur Kunst. Er verwendete<br />

dafür synonym den Begriff Soziale Plastik. Im Kern beinhaltet<br />

die Soziale Plastik ein neues Verständnis vom Menschen: der<br />

Mensch als Freiheitswesen.<br />

Das meint nicht mehr allein oder primär die herkömmliche<br />

bürgerliche Freiheit und schon gar nicht Konsumfreiheit<br />

oder Willkür. Worum es hier vielmehr geht, ist die Perspektive,<br />

dass wir nicht bleiben müssen, wie wir sind. Denn<br />

in jedem Menschen gibt es, wenn auch oft ungenutzt,<br />

eine Dimension von Freiheit als Potenzial, bewusster zu<br />

werden, sich selbst in Entwicklung zu bringen und kreativ<br />

neue Formen gesellschaftlichen Lebens und Arbeitens mit<br />

zu gestalten.<br />

Damit aber wirklich alle aus solcher Freiheit heraus am<br />

Wandel mitwirken können, bedarf es nicht zuletzt einer<br />

weiterentwickelten Demokratie. Vor diesem Hintergrund<br />

ist, inspiriert von der Idee der Sozialen Plastik, seit nunmehr<br />

fast einem Vierteljahrhundert der Omnibus für<br />

Direkte Demokratie in Deutschland als gemeinnütziges<br />

„Unternehmen zur Erforschung und Entwicklung von Direkter<br />

Demokratie“ quer durch die Republik und darüber<br />

hinaus unterwegs.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

49


Special | Kunst, Kultur & nachhaltigkeit |<br />

So etwa entwickelt Helena Fox, Master-Studierende und<br />

Psychiaterin mit langer Berufspraxis, aus Ideen und Strategien<br />

der Sozialen Plastik neue Formen der Begegnung mit<br />

ihren Patienten. Der nigerianische Künstler Wilfred Ukpong<br />

erkundet mit seinem Promotionsprojekt Strategien des<br />

„Empowerment“ in ökologisch und sozial verelendeten<br />

Dörfern im Niger Delta, einer der größten Ölförderregionen<br />

der Welt. Seine zentrale Frage lautet: Wie kann es möglich<br />

werden, selbst unter schwierigen Bedingungen gemeinsam<br />

die Fähigkeit zu entwickeln, Dinge anders zu sehen, sich neue<br />

Lebensformen vorzustellen und von da aus aktiv zu werden?<br />

Das Unsichtbare sichtbar machen: Insa Winkler zeigt mit ihrem<br />

Eichelschwein-Projekt die Agrarpolitik und die Schlachtung von 80<br />

Millionen Schweinen in Deutschland – jährlich.<br />

Exemplarisch für die Soziale Plastik ist die University of the<br />

Trees (UoT) – eine mobile, alternative Universität, in der alle,<br />

unabhängig von Alter und Status, Lernende und Lehrende<br />

sein können. Besonders aber die Bäume sind hier Lehrer.<br />

Vor einigen Jahren von Shelley Sacks initiiert, bietet die UoT<br />

einen Rahmen, um neue, ganzheitliche Formen des Wissens<br />

zu erkunden, miteinander zu teilen und zu praktizieren.<br />

Ausgangspunkt dafür sind Fragen wie: Was ist Wissen? Wie<br />

erkennen wir die Welt? In welcher Beziehung stehen wir<br />

zu ihr? Eine UoT kann überall entstehen, wo es Menschen<br />

gibt, die mit solchen Fragen unterwegs sind. Ihre einfachste<br />

Form ist, an Bäumen ein Filzband mit dem Schriftzug „University<br />

of the Trees“ anzubringen. Die Bänder signalisieren:<br />

Hier findet ein Lernen statt, das in umfassender Weise in<br />

Entwicklung bringt.<br />

Kunst in neuem Horizont<br />

Die Soziale Plastik ist mithin so etwas wie eine neue Kunstgattung,<br />

die aber die Kunstwelt radikal überschreitet. Das<br />

plastische Gestalten ergreift hier nicht nur physisches, sondern<br />

auch geistiges und seelisches Material. Um die Welt im<br />

Großen wie im Kleinen aus den gegenwärtigen Deformationen<br />

in überhaupt erst humane Formen zu bringen – human<br />

im Sinne von menschenwürdig und wünschenswert, wird<br />

auf dem Feld der Sozialen Plastik zunächst einmal an den<br />

Formen des Wahrnehmens, Denkens und Wissens gearbeitet.<br />

Von da aus dann bildet ein immer lebendigerer Austausch<br />

– mit sich selbst, untereinander und mit der ganzen, auch<br />

außermenschlichen Welt – die Grundlage für kreativ veränderndes<br />

Handeln.<br />

Seit Ende der 1990er Jahre gibt es an der Brookes University<br />

im englischen Oxford mit der Social Sculpture Research Unit<br />

(SSRU) die weltweit erste Forschungseinrichtung zur Sozialen<br />

Plastik. Unter Leitung der Künstlerin und Beuys-Schülerin<br />

Shelley Sacks erschließt und vermittelt die SSRU in einem<br />

interdisziplinären Master- und Promotions-Programm Methoden,<br />

die helfen, auf allen Arbeitsfeldern kreativ für eine<br />

menschenwürdigere Welt tätig zu werden.<br />

Zum Weiterlesen<br />

Dr. Hildegard Kurt, Kulturwissenschaftlerin<br />

und Autorin, ist Senior Lecturer für<br />

Soziale Plastik an der Oxford Brookes University,<br />

GB, und leitet das „und.Institut<br />

für Kunst, Kultur und Zukunftsfähigkeit“<br />

(und.Institut) in Berlin.<br />

www.hildegard-kurt.de<br />

www.und-institut.de<br />

Hildegard Kurt<br />

Wachsen!<br />

Über das Geistige in der <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

Mayer, Stuttgart, 2<strong>01</strong>0<br />

Hildegard Kurt<br />

Leicht auftreten<br />

Unterwegs zu einer anderen<br />

Welt. Ein Tagebuch<br />

VAS-Verlag, Bad Homburg,<br />

2<strong>01</strong>1<br />

50 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| Kunst, Kultur & nachhaltigkeit | Special<br />

Hier wird der Künstler in uns fündig<br />

Ein buntes Potpourri empfehlenswerter Kulturprojekte<br />

Deutscher Kulturförderpreis<br />

Durch Engagement gewinnen<br />

Jährlich vergibt der Kulturkreis der deutschen Wirtschaft gemeinsam<br />

mit seinen Partnern Süddeutsche Zeitung und Handelsblatt<br />

den Deutschen Kulturförderpreis. Der Preis wird jeweils an ein<br />

kleines, ein mittleres und ein großes Unternehmen verliehen, die<br />

sich neben ihrem eigentlichen Kerngeschäft kulturell engagieren.<br />

Die Jury – Persönlichkeiten aus der Wirtschaft, Medien, Kultur und<br />

Politik – bewertet die exemplarischen Kulturförderprojekte nach<br />

qualitativen Kriterien wie Kreativität des Förderkonzepts, Einbindung<br />

ins Unternehmen, kulturelle Relevanz und <strong>Nachhaltig</strong>keit.<br />

www.kulturkreis.eu<br />

Rebuild Nippon<br />

Künstlerisch Japan unterstützen<br />

Schon eine Woche nach der Naturkatastrophe in Japan starteten<br />

Künstler Charity-Aktionen. Dabei geht es nicht nur um Spenden,<br />

sondern insbesondere auch um Symbole der Solidarität – wie z.B.<br />

über T-Shirts. Graffiti-Künstler Slick aus Los Angeles nutzt sein<br />

kleines T-Shirt-Label DISSIZIT, um die Botschaft „Rebuild Nippon“<br />

zu vermitteln. Alle Einnahmen des T-Shirts werden an das Rote<br />

Kreuz in Japan und an „Global Giving“ gespendet. Von Produktion<br />

über Vertrieb bis hin zu Kommunikation arbeiten alle Beteiligten<br />

weltweit pro bono.<br />

www.mumbojumboshop.com<br />

Zur Nachahmung empfohlen<br />

Konsumverhalten ästhetisch hinterfragen<br />

„Wir brauchen nicht Moral und Verzicht, sondern Lust und Leidenschaft“,<br />

so Adrienne Goehler, Kuratorin der Ausstellung „Zur Nachahmung<br />

empfohlen! Expeditionen in Ästhetik und <strong>Nachhaltig</strong>keit“.<br />

Vom 3. September bis zum 10. Oktober 2<strong>01</strong>0 zeigten mehr als 40<br />

Künstler in den Berliner Uferhallen künstlerische Praktiken, die zur<br />

Erhaltung des Planeten beitragen und Einfluss auf bewusstes Konsumverhalten<br />

nehmen wollen. <strong>Nachhaltig</strong>keit braucht Wahrnehmenserweiterung<br />

im Zusammenwirken der Wissenschaften und<br />

Künste. Die Internetseite macht jedenfalls Lust auf mehr.<br />

www.z-n-e.info<br />

RecyclingDesignpreis<br />

Weggeworfenem neuen Sinn geben<br />

Aus Abfall ein nützliches oder dekoratives Objekt machen – dieser<br />

Idee folgt der RecyclingDesignpreis, der nun zum fünften Mal von<br />

dem Arbeitskreis Recycling e.V. / RecyclingBörse! verliehen wird.<br />

Preisverleihung und Ausstellungseröffnung finden am 17. Februar<br />

2<strong>01</strong>2 im Marta Herford statt. Prämierte Arbeiten und weitere<br />

ausgewählte Objekte werden bis zum 18. März 2<strong>01</strong>2 ausgestellt.<br />

Neben Anforderungen an das verwendete Material sollten die<br />

Objekte umweltverträglich und neuartig sein sowie in Serie hergestellt<br />

werden können.<br />

www.recyclingdesignpreis.org<br />

Die richtigen Materialien<br />

Einfach nachhaltig fertigen<br />

Zwei Studenten der Kunsthochschule Berlin-Weißensee entwickelten<br />

eine Datenbank, die über nachhaltige Materialien informiert<br />

– und jeder kann mitmachen! GestalterInnen, die Wert auf<br />

gute Materialien und Produkte legen, können Hersteller verlinken,<br />

Fertigungstechniken beschreiben und Materialeigenschaften vergleichen.<br />

So findet man in der Vielzahl der nachhaltigen Materialien<br />

schnell, was man braucht.<br />

www.materialliste.de<br />

Singende Kindergärten<br />

Freude am Trällern entdecken<br />

Mit der Initiative ZukunftsMusiker<br />

der Drogeriemarktkette<br />

dm können Kinder seit 2006 die<br />

Welt der Musik und ihre Freude<br />

am Singen entdecken.<br />

www.zukunftsmusiker.de<br />

Musikpädagoginnen des dm-Projektes „Singende Kindergärten“<br />

singen und tanzen mit den kleinen Musik-Entdeckern.<br />

Kunst im Wald<br />

Den Holzweg gehen<br />

Mit einem umfangreichen Angebot an Führungen, Kinderprogramm,<br />

Waldkunstpädagogik und vielem mehr ist das Internationale<br />

Waldkunst Zentrum (IWZ) in Darmstadt mehr als nur eine<br />

Freiluft-Ausstellung! Passend zum Jahr der Wälder 2<strong>01</strong>1 ist jeder<br />

dazu eingeladen, sich im IWZ dem Thema Wald aus künstlerischer<br />

Perspektive anzunähern – z.B. über den Waldkunstpfad.<br />

www.iwz.waldkunst.com<br />

KlimaSongContest<br />

Mit Musik die Welt verbessern<br />

Der „NiemalsOhneDich“ e.V. lädt Musiker dazu ein, sich mit einem<br />

Klimasong zu bewerben um diesen in einem professionellen Tonstudio<br />

aufzunehmen und damit aufzutreten. Dieses Projekt ermöglicht<br />

es Schülern in Afrika bei klimafreundlichem elektrischem Licht<br />

zu lernen.<br />

www.klimasongcontest.de<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

51


Special | Kunst, Kultur & nachhaltigkeit |<br />

Der Medici-Effekt<br />

DIE Lösung für die deutsche Wirtschaft?<br />

Von Jeannette Prinzessin zu Fürstenberg<br />

Ein Blick über den<br />

unternehmerischen<br />

Tellerrand in kreativer<br />

Auseinandersetzung<br />

mit Wissenschaftlern,<br />

Künstlern und Querdenkern<br />

erwies sich<br />

bereits in der Renaissance<br />

als höchst effektiv.<br />

Diese Inspirationsquellen<br />

klug zu nutzen<br />

bekäme auch der heutigen<br />

Wirtschaft gut.<br />

Unter der Regentschaft der Medici ist im<br />

Florenz der Renaissance der entscheidende<br />

Funke zwischen Kunst, Wirtschaft und<br />

Wissenschaft übergesprungen und hat zu<br />

einem außergewöhnlichen Begabungsschub<br />

beigetragen, so der schwedische Autor Frans<br />

Johansson. Die kreative Explosion, die im 14.<br />

und 15. Jahrhundert stattgefunden hat, bezeichnet<br />

er wie den Titel seines gleichnamigen<br />

Buches: Der Medici-Effekt.<br />

Was macht den Medici-Effekt im Kern aus?<br />

Eine wesentliche Bedingung für die atemberaubenden<br />

künstlerischen Innovationen, die<br />

wir der Renaissance verdanken, ist für Johansson<br />

die Nähe zwischen ganz unterschiedlichen<br />

Feldern geistiger und praktischer Aktivität.<br />

Und worin besteht seine Übertragbarkeit<br />

auf die heutige Zeit? Innovation ist auch die<br />

Triebfeder der deutschen Wirtschaft und das<br />

Herz des deutschen Mittelstands.<br />

Doch Innovationen – und ich rechne auch<br />

Gründungen mit einer neuen unternehmerischen<br />

Idee zur Gattung der Innovationen<br />

– sind nur möglich, wenn wir beginnen, multidirektional<br />

zu denken und zu handeln. Es gilt,<br />

neue „Sichtachsen“ an Probleme anzulegen.<br />

Raum für neue Ideen<br />

Wo erfahren wir dies besser als in der Kunst!<br />

Sie erfindet sich stetig neu, schafft Realitäten<br />

und lebt das Experiment mit der Umwelt.<br />

Banal ausgedrückt, unternimmt sie immer<br />

neue Versuche, unsere Wirklichkeit und<br />

unsere Wahrnehmung zu verstehen. Dabei<br />

folgen Künstler zumeist eher ihrer Intuition<br />

als bereits bekannten Gesetzmäßigkeiten und<br />

sie bringen unterschiedliche Wissensgebiete,<br />

Erkenntnisformen und Praktiken zusammen.<br />

Schon Schumpeter, österreichisch-amerikanischer<br />

Ökonom, sagte 1911, dass es auf den<br />

Blick ankomme, auf die Fähigkeit, die Dinge<br />

in einer Weise zu sehen, die sich hinterher<br />

bewährt, auch wenn sie im Moment nicht zu<br />

begründen sei.<br />

Einen solchen Blick, meine ich, sollten deutsche<br />

Wirtschaftsvertreter und solche, die es<br />

werden wollen, schulen, indem sie die Nähe<br />

und vor allem die Auseinandersetzung mit<br />

dem kreativen Schaffensprozess suchen. In<br />

dieser Atmosphäre eines „imaginären Ateliers“<br />

entsteht Raum für neue, nachhaltige<br />

Ideen, welche zukunftsbildend sein können.<br />

Prof. Günter Faltin, Hochschullehrer und<br />

Unternehmensgründer der „Teekampagne“,<br />

spricht in seinem Buch „Kopf schlägt Kapital“<br />

von einer inneren Verwandtschaft zwischen<br />

Firmen und Künstlern, einer analogen<br />

Geisteshaltung also. Die hier angedeutete<br />

Wechselwirkung besteht auf zwei Ebenen:<br />

Zunächst sind sich Künstler und innovative<br />

Unternehmer in gewisser Weise ähnlich, ihre<br />

Vorgehensweisen sind analog. Sie bedienen<br />

sich beide meist bekannter, jedoch bisher<br />

nicht miteinander verbundener Elemente<br />

und lassen daraus durch eine andere, neue<br />

Art und Weise der Zusammensetzung etwas<br />

Neues entstehen. Der Maler und Bildhauer<br />

Anselm Kiefer sprach in seiner ersten Vorlesung<br />

am Collège de France kürzlich von der<br />

Entstehung eines abstrakten Bildes aus der<br />

Transformation des Realen in die Kunst. Er<br />

sah die Notwendigkeit eines Kontrastes, eines<br />

Gegenstandes, „gegen den man sich denkt“,<br />

gepaart mit bewusst hergestellter Konfusion,<br />

nämlich der Fähigkeit, alles mit jedem zu<br />

konfrontieren.<br />

52 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| Kunst, Kultur & nachhaltigkeit | Special<br />

Farbe in Büro und Produktion! Gelebtes Cultural Entrepreneurship bringt Kunst und Wirtschaft zusammen und lässt neue Inspirationen entstehen.<br />

Innovation durch Transzendenz<br />

Die Voraussetzung solcher Neuerungen ist die Fähigkeit<br />

zur Transzendenz. Sie bezieht ihre Anregungen aus zumeist<br />

gänzlich unverwandten Bereichen oder Interessensgebieten<br />

und der vertieften Auseinandersetzung mit ihnen. An der<br />

Schnittstelle zwischen diesen Bereichen – Johansson bezeichnet<br />

sie als Intersection, den Punkt also, in dem sich zwei<br />

zunächst voneinander unabhängige Technik-, Forschungsoder<br />

Wahrnehmungsstränge treffen und in der Überlappung<br />

einen neuen Sinn ergeben – werden Aspekte der einzelnen<br />

Elemente sichtbar, die in ihrem ursprünglichen Kontext<br />

vermutlich als zu selbstverständlich unbemerkt geblieben<br />

wären. Die umfangreiche Forschung Leonardo da Vincis ist<br />

ein gutes Beispiel. Dieser bewegte sich gänzlich unbefangen<br />

zwischen der bildenden Kunst, der Medizin und seiner Tätigkeit<br />

als Ingenieur und brachte dabei grundverschiedene,<br />

radikal neue Innovationen hervor: Von der Erfindung eines<br />

Taucheranzugs über einen Gleitschirmflieger bis hin zu den<br />

ersten Versionen eines Autos sowie eines Helikopters.<br />

Diese Intersection kann auch bewusst hergestellt werden.<br />

Prof. Axel Kufus von der Universität der Künste, UdK, in Berlin<br />

hat beispielsweise mit der Initiierung eines „Design-Reaktors“<br />

erstaunliche Ergebnisse erzielt: Er bat Künstler, sich um einen<br />

Roulette-Tisch zu versammeln, auf dem er verschiedenste<br />

Gegenstände, Produkte von insgesamt 52 grundverschiedenen<br />

High- und Lowtech-Unternehmen, verteilt hatte. Die<br />

Gegenstände reichten von einem Stück Mozzarella über<br />

Koffer bis hin zu einem aufgetunten Fahrzeug. Nach je zwei<br />

Drehungen des Roulettes bat er die versammelten Künstler,<br />

sich über die zwei angezeigten Gegenstände Gedanken zu<br />

machen. Das Ergebnis waren 52 gemeinsam entwickelte<br />

Prototypen, fünf Patentanmeldungen und zahlreiche Design-<br />

Preise.<br />

Neue Sichtachsen, welche die Intersection ermöglichen,<br />

bedürfen jedoch eines Auslösers. An dieser Stelle kommt<br />

die zweite Ebene der Wechselwirkung zwischen Kunst und<br />

Wirtschaft zum Tragen: Die Auseinandersetzung mit Kunst.<br />

Diese fördert Neugier und die Fähigkeit, den eigenen Blick<br />

zu schulen, neue gedankliche Wege einzuschlagen und dabei<br />

denen des Künstlers näherzukommen. Kunst ist ein sehr<br />

hilfreicher Gegenstand, um die eigene Wahrnehmung zu<br />

schärfen und Anregungen zu gewinnen.<br />

Das Künstleratelier als Entwicklungsabteilung<br />

Im Idealfall besitzen ein Künstleratelier und die Entwicklungsabteilung<br />

einer Organisation eine gewisse Ähnlichkeit.<br />

Ein aussagekräftiges Beispiel für eine gelungene Begegnung<br />

zwischen Kunst und Wirtschaft ist für mich die Firma KROH-<br />

NE, die mein Großvater aufgebaut hat und die ich daher aus<br />

nächster Nähe kenne. Es wird seit nunmehr vier Generatio-<br />

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53


Special | Kunst, Kultur & nachhaltigkeit |<br />

nen von Mitgliedern der Familie geführt und gilt als einer der<br />

wenigen innovativen Mittelständler, die sich ob der Anzahl<br />

der angemeldeten Patente nach wie vor erfolgreich gegen<br />

global agierende Marktriesen in derselben Branche durchsetzen<br />

können. Das Unternehmen hat seinen Mitarbeitern<br />

auch in der jüngsten Finanzkrise einen festen Arbeitsplatz<br />

bieten können und zeigt bei überdurchschnittlicher Eigenkapitalquote<br />

und kontinuierlichem Wachstum eine gesunde<br />

Unabhängigkeit gegenüber Kapitalgebern und der Konkurrenz.<br />

Das Konzept der <strong>Nachhaltig</strong>keit wird hier aktiv gelebt.<br />

Der entscheidende Motor, der dieses Unternehmen antreibt,<br />

ist Innovation: Kontinuierliche Innovation wird hier stetig<br />

durch marktverändernde Innovationen ergänzt. Es ist aus<br />

meiner Sicht kein Zufall, dass dieser Betrieb in der entscheidenden<br />

Aufbauphase von dem Künstler Kristian Rademacher-<br />

Dubbick geleitet wurde. Er hatte es sich seit Anbeginn seiner<br />

Tätigkeit im Unternehmen zur Aufgabe gemacht, Kunst zu<br />

sammeln und diese nicht nur in den Büroräumlichkeiten,<br />

sondern auch in den Fertigungshallen zu zeigen.<br />

Es ist anzunehmen, dass die künstlerische Auffassung dieses<br />

Unternehmers, gepaart mit der natürlichen Bereitschaft,<br />

Kunden, Techniker und immer wieder auch Künstler an<br />

einen Tisch zu bringen, Grundlage einer durch und durch<br />

innovativen Unternehmenskultur geworden ist.<br />

Rigide Strukturen werden durch die Informalität der Kunst<br />

gebrochen, Neugierde entsteht und gleichzeitig mit ihr auch<br />

neue Perspektiven als Wegbereiter für Innovation.<br />

Eine gelungene, solide Firma, die durch die Kreativität und<br />

den Geist eines Unternehmers gestaltet wird, gleicht in<br />

gewisser Weise einem Kunstwerk. Die unterschiedlichsten<br />

Elemente der Forschung, Entwicklung und des Umgangs mit<br />

Menschen werden, von einer Vision getragen, harmonisch<br />

ineinander verwoben. Die Voraussetzungen dafür sind nur<br />

bedingt durch reine Managementliteratur erlernbar.<br />

„Mit einem Blick auf das, was der Umgang mit Künstlern<br />

und Kunst mir bedeutet hat, stimme ich ein weiteres Mal<br />

jenem zu: ‚Man weicht der Welt nicht sicherer aus als durch<br />

die Kunst, und man verknüpft sich nicht sicherer mit ihr als<br />

durch die Kunst.’“, so die Worte von Kristian Rademacher-<br />

Dubbick.<br />

Seiner Form nach ist dieses Unternehmen eine moderne<br />

Umsetzung des Medici-Effekts, wenn man sich Johanssons<br />

Erkenntnis anschließt:<br />

„Ein Renaissance-Mensch erkennt Trends und integriert sie<br />

in sein Wissen. Für mich ist er neugierig und an den unterschiedlichsten<br />

Dingen interessiert. Man muss bereit sein, Zeit<br />

zu „vergeuden“ (investieren) für Dinge, die nicht unmittelbar<br />

relevant für die eigene konkrete Arbeit sind, die man aber<br />

aus Neugierde tut. Dann ist man auch fähig, die Erkenntnisse<br />

in die eigene Arbeit zurückfließen zu lassen.“ 1<br />

Wirtschaftliches Unternehmertum à la Medici ist also nicht<br />

nur erfolgreich, es macht auch Spaß!<br />

1) Johansson, F. (2006), The Medici Effect – What Elephants and Epidemics can teach us about Innovation, Boston, S. 76.<br />

In der Firma des Großvaters der Autorin begegnen sich Kunst und Wirtschaft. Ihr kreativer Austausch ist der Wegbereiter für Innovationen.<br />

54 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| KUNST, KULTUR & NACHHALTIGKEIT | Special<br />

Das Melt! Festival leuchtet: Mit der neu aufgestellten PV-Anlage wird mehr Solarstrom produziert, als auf dem Festival verbraucht wird.<br />

Groove to Save the World<br />

Die Musikbranche wird nachhaltig<br />

Von Lucile Barras, Green Music Initiative<br />

Wenn <strong>Nachhaltig</strong>keit in der Wirtschaft thematisiert wird,<br />

dann fallen den meisten Sektoren wie Energie, Immobilien,<br />

Mobilität und Lebensmittel ein. Wird in dem Zusammenhang<br />

jedoch die Musikbranche erwähnt, reagieren viele<br />

verdutzt. Inwiefern ist die Musikbranche für nachhaltige<br />

Entwicklung relevant?<br />

Die Musikbranche hat die einzigartige Fähigkeit, eine breite<br />

Öffentlichkeit zu erreichen. Fast jeder hört täglich und gerne<br />

Musik. Im Alltag starkem Druck ausgesetzt, lechzt die heutige<br />

Gesellschaft nach Ablenkung, Entspannung und Unterhaltung.<br />

Sie findet sie bei Konzerten, in Clubs, Musikfestivals<br />

oder ganz einfach im Radio und MP3-Player. In Deutschland<br />

holen sich über 32 Millionen Besucher jährlich an Live-<br />

Entertainment-Events ein Bündel positiver Emotionen ab.<br />

Sie mögen ihre Musikstars und nehmen sie sich zum Vorbild.<br />

Insbesondere die Erwachsenen von morgen richten sich<br />

lieber nach ihren Idolen auf der Bühne als nach ihren Eltern<br />

und Lehrern. Denn die ersteren vermitteln ihnen Träume,<br />

leben ihnen Sorglosigkeit vor oder trösten ihren Kummer<br />

ohne je den Zeigefinger zu erheben.<br />

„Ohne Ökostrom singen wir nicht“<br />

Genau so soll es bleiben, und zugleich noch besser werden.<br />

In der Bemühung, sich stetig zu erneuern, entwickeln immer<br />

mehr Musikakteure eine eigene <strong>Nachhaltig</strong>keitsstrategie.<br />

Um nur einige Beispiele zu nennen: Die Band Radiohead<br />

hat alle Aspekte ihrer Tour auf <strong>Nachhaltig</strong>keit hin untersucht<br />

und optimiert, so dass sie z.B. ihr Equipment nicht mehr per<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

55


Special | Kunst, Kultur & nachhaltigkeit |<br />

Um auch die Geschäftsführerebene für aktiven Umweltschutz zu gewinnen, organisiert<br />

die Green Music Initiative regelmäßig Dinners, bei denen die Rolle der Musikbranche<br />

im Klimaschutz und Best Practise Cases besprochen werden.<br />

Flugfracht transportieren braucht. Die Berliner Hiphop-Band<br />

Seeed besteht darauf, dass die Locations, in denen sie auftreten,<br />

Ökostrom beziehen. Dieses Jahr fahren über 1.000<br />

Besucher aus Hamburg und Köln in Hotelzügen direkt aufs<br />

Gelände des Melt! Festivals nahe Dessau und halbieren auf<br />

diese Weise den CO 2<br />

-Fußabdruck ihrer Reise. Dort ist neu<br />

eine Solaranlage mit einer Jahresleistung von 235 KWp*<br />

installiert. Die Berlin Music Week hat 2<strong>01</strong>1 mit der Green<br />

Music Initiative ihre Umweltbilanz erstellt und sich in einem<br />

Leitbild für jeden Bereich konkrete Klimaschutzziele bis 2020<br />

gesetzt. Schon heute kommen Solarbootshuttles auf der<br />

Spree zum Einsatz, die Bühnen werden zu 50 Prozent mit<br />

hocheffizienten LEDs beleuchtet und die Banner nach dem<br />

Event zu Taschen verarbeitet.<br />

brachliegen. „Ein Clubbetreiber kennt sich<br />

in der Regel mit seiner Gastronomie, seinen<br />

DJs, seinen Türstehern und dem Jugendschutz<br />

aus. Mit Hilfe des Green Club Index<br />

machen wir das Thema Energieeffizienz für<br />

ihn erleb- und umsetzbar”, meint Jacob<br />

Bilabel, Gründer der Green Music Initiative.<br />

Live-Events werden<br />

standardmäßig nachhaltig<br />

Wie das Einhalten von Sicherheits- und Gesundheitsnormen<br />

in der Live-Event-Branche<br />

zur Selbstverständlichkeit geworden sind, so<br />

sollen nun auch Umweltschutznormen zum<br />

Standard werden. Dazu hat die Green Music<br />

Initiative mit Yourope, dem europäischen<br />

Festivalverband, der Konferenz Green Events<br />

Germany und der britischen Bucks-Universität<br />

mit der „Green Operations Europe Group<br />

Group“ eine internationale Workshopserie<br />

für nachhaltige Events ins Leben gerufen, die<br />

den Organisatoren den nötigen Erfahrungsaustausch<br />

zu Umweltschutzmaßnahmen<br />

ermöglicht. In Amsterdam findet im Mai<br />

das erste Treffen zu den Themen Energiemanagement<br />

und Stimulierung der Besucher zu umweltfreundlichem<br />

Verhalten statt. Das nächste ist für April 2<strong>01</strong>2<br />

in Budapest geplant. Über die einzelnen Workshops hinaus<br />

wird die Entwicklung eines neuen Studien gangs zur Bildung<br />

von qualifizierten Umweltschutzbeauftragten für Festivals<br />

und Events anvisiert. Das wird spannend, denn viele Fragen<br />

bleiben noch unbeantwortet: sei es der Umgang mit dem<br />

emissionsstarken Flugverkehr, auf den die Musikbranche<br />

heute stark angewiesen ist; oder die Klimaauswirkung des<br />

Musikstreamings und -downloads, ein Aspekt, der bisher<br />

noch nicht untersucht wurde, aber sich durchaus als bedeutungsvoll<br />

erweisen könnte.<br />

Durch positive Emotionen inspirieren<br />

Eines haben all diese Akteure gemeinsam: Sie wollen mit<br />

konkreten Aktionen zu Vorreitern einer nachhaltigen Entwicklung<br />

werden, ohne dabei den Entertainmentcharakter<br />

ihres Kerngeschäfts anzukratzen. Hier setzt die Green Music<br />

Initiative an, eine Plattform für eine klimaverträgliche<br />

Musik- und Entertainmentbranche. Seit 2009 unterstützt<br />

sie die Musikindustrie darin, praktische Klima- und Umweltschutzmassnahmen<br />

umzusetzen und zu kommunizieren.<br />

Zum Beispiel mit dem Pilotprojekt Green Club Index,<br />

das Anreize für Betreiber von Clubs zur Erschließung ihrer<br />

Energieeffizienzpotenziale schafft. Mit mehr als 5.500 Clubs<br />

und einem durchschnittlichen Stromverbrauch von 150.000<br />

kWh pro Jahr birgt der deutsche Clubsektor ein hohes Potenzial<br />

an CO 2<br />

-Einsparmöglichkeiten, die größtenteils noch<br />

Zur Lösung dieser Herausforderungen wird die Branche noch<br />

viel Innovationskraft und strategisches Geschick beweisen<br />

müssen. Aber bei Erfolg wird sie zweifellos die gesamte Gesellschaft<br />

wirkungsvoll inspirieren und dabei eine wichtige<br />

Rolle bei der Beschleunigung des Übergangs in eine nachhaltige<br />

Gesellschaft einnehmen: nicht mit Einschränkungen<br />

und Verboten, sondern durch die Verbindung vorbildhafter<br />

Optimierungen und Visionen mit positiven Emotionen. Denn<br />

über technische und organisatorische Lösungen hinaus wird<br />

uns die Entwicklung einer nachhaltigen Zukunft nur gelingen,<br />

wenn wir es schaffen, <strong>Nachhaltig</strong>keit in den Köpfen zu verankern<br />

und eine Low Carbon Culture zu etablieren.<br />

www.greenmusicinitiative.de<br />

56 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| KUNST, KULTUR & NACHHALTIGKEIT | Special<br />

Stars, die nicht<br />

in die Hölle kommen<br />

Farin Urlaub (Die Ärzte)<br />

Heinz Rudolf Kunze<br />

Tina Dico<br />

Heinz Rudolf Kunze<br />

Es hat keinen Sinn, immer nur<br />

über globale Erwärmung zu reden<br />

und die Schuld bei anderen<br />

zu suchen. Man muss selbst etwas<br />

tun.<br />

aus: Kontinente 4/2007<br />

Juli<br />

JULI<br />

Gerade Großveranstaltungen<br />

wie Konzerte fressen Energie.<br />

Mit klimafreundlichen Konzerten<br />

können wir unseren Beitrag<br />

zum Klimaschutz leisten.<br />

Farin Urlaub (Die Ärzte)<br />

Als die Foo Fighters vor einigen Jahren eine CD-Herstellung maneutral gestalteten, indem sie als Ausgleich für das freigesetzte<br />

CO 2<br />

kli-<br />

entsprechend viele Bäume pflanzen ließen, war ich sehr be-<br />

geistert von der Idee. In Deutschland haben sich mittlerweile die<br />

Leute von CO 2<br />

OL dieses Themas auf sehr vernünftige Weise angenommen.<br />

Die pflanzen die Bäume nach strengen Kriterien an und<br />

arbeiten, was mich besonders freut, mit dem Forest Stewardship<br />

Council zusammen, der besten Zertifizierungsstelle für ökologisch<br />

korrekten Holzanbau. Auf Brachland in Panama wird jetzt so viel<br />

Regenwald aufgeforstet, wie unsere Tour an Schäden erzeugt. Das<br />

Ergebnis kann man sich dann später bei Google Earth ansehen. Ich<br />

möchte das auch bald für meinen persönlichen CO 2<br />

-Fußabdruck<br />

machen, denn ich bin im letzten Jahr viel mit dem Flieger verreist<br />

und will ja nicht deswegen in die Hölle kommen.<br />

aus: Rock Hard, 09.11.2007<br />

Tina Dico<br />

Es ist wichtig, dass alle von uns in<br />

ihrem eigenen Leben kleine Änderungen<br />

bewirken – jeden Tag.<br />

Klimaneutral touren und damit ein Zeichen<br />

für den Umweltschutz setzen: Der Konzertveranstalter<br />

a.s.s. concerts & promotion<br />

und der Lösungs anbieter für klimafreundliche<br />

Produkte und Veranstaltungen CO 2<br />

Ol<br />

unterstützen Musiker und Musikerinnen<br />

dabei, dieses Ziel umzusetzen.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

57


Special | KUNST, KULTUR & NACHHALTIGKEIT |<br />

Die Macht von Rhythmus<br />

und Melodie<br />

Kann Musik <strong>Nachhaltig</strong>keit kommunizieren?<br />

Von Christian Gansch<br />

Je nach Stil und Gattung<br />

versetzt Musik<br />

Körper, Geist und Seele<br />

in Schwingungen. Es ist<br />

noch nicht erforscht,<br />

auf welch subtile Weise<br />

diese auf Menschen wirken<br />

und ein solch großes<br />

Spektrum<br />

an<br />

Emotionen<br />

auslösen<br />

können. Zudem<br />

hängt es<br />

auch von der<br />

Lebensphase,<br />

Laune und inneren<br />

Verfassung<br />

ab, zu welcher<br />

Musik sich jemand<br />

hingezogen fühlt.<br />

Menschen empfinden Musik stets unterschiedlich,<br />

selbst wenn sie im Kollektiv gleichzeitig<br />

dieselbe Musik hören, beispielweise<br />

bei einem Pop-Event oder in einem symphonischen<br />

Konzert. Obwohl Musik eine gesellschaftliche<br />

Funktion hat und bisweilen sogar<br />

von gewissen gesellschaftlichen Gruppen<br />

vereinnahmt wird, kann es tröstlicherweise<br />

langfristig nicht gelingen, mehreren Menschen<br />

eine Musikrichtung zu verordnen, die<br />

von allen einheitlich empfunden wird. Manche<br />

Gruppen identifizieren sich zwar mit einer<br />

bestimmten Musikgattung, was aber mehr<br />

über ihren Lebensstil als über ihre persönliche<br />

Beziehung zur Musik aussagt. Andere nutzen<br />

musikalische Bruchstücke als Erkennungssymbol<br />

oder Schlachtruf, beispielsweise Fußballfans,<br />

deren akustische Codes durchaus eine<br />

nachhaltig identitätsstiftende Wirkung haben.<br />

Die Fähigkeit, musikalische Strukturen bewusst<br />

wahrzunehmen, hängt vom Hörtalent<br />

ab und steigt mit dem Grad der musikalischen<br />

Bildung. Wir haben unendliche Optionen:<br />

Manche finden sich in einer einfachen Volksweise<br />

wieder, andere dringen mit Leiden-<br />

58 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| KUNST, KULTUR & NACHHALTIGKEIT | Special<br />

schaft in die kunstvollen Verästelungen der Bach’schen Fugen<br />

oder Beethoven‘schen Streichquartette ein. Bisweilen hat<br />

man Lust auf die dramatische Melodik der Oper, dann wieder<br />

auf eine pure Rhythmik, zu der man befreit tanzen kann.<br />

Zweifelsohne gibt es in Kreativität, Struktur und Umsetzung<br />

beträchtliche Qualitätsunterschiede innerhalb der musikalischen<br />

Richtungen. Aber entscheidend ist die Erkenntnis,<br />

dass es anmaßend und moralisch höchst verwerflich wäre,<br />

die Qualität der individuell ausgelösten Emotionen nach der<br />

Güte der Musik zu beurteilen. Die metaphysische Tiefe, die<br />

eine Symphonie von Bruckner auslösen kann, darf subjektiv<br />

nicht höher bewertet werden als die Selbsterfahrung einer<br />

Tänzerin, die sich mit „House-Musik“ in eine meditative<br />

Trance versetzt.<br />

Intimes Verhältnis zwischen Hörer und Musik<br />

Musik entfaltet eine nachhaltige Wirkung, wenn der Einzelne<br />

sich die Freiheit nimmt, eine ganz persönliche Beziehung<br />

zu ihr aufzubauen – losgelöst von allen akademischen<br />

Kategorien – und wenn dieses intime Verhältnis zwischen<br />

Hörern und Musik in seiner Einzigartigkeit gesellschaftlich<br />

respektiert wird. Musik spiegelt und verstärkt individuelle<br />

Sehnsüchte, Ängste, Leidenschaften und holt sie dadurch<br />

aus verborgenen Tiefen ins Bewusstsein. Sie hat die Macht,<br />

Euphorie auszulösen oder in melancholischen, verlorenen<br />

Augenblicken Erdung zu verleihen. Von vielen Menschen<br />

wird sie als treuer Anker und Begleiter, als stabilisierende<br />

Kraftquelle empfunden, die ihnen nach manch abgehobenen<br />

Momenten wieder einen echten, natürlichen Lebensbezug<br />

gibt. Musikalische Erlebnisse der Wahrhaftigkeit machen<br />

einem intuitiv bewusst, dass die Welt kein betriebswirtschaftlicher<br />

Gebrauchsgegenstand ist, sondern ihr ein tiefgründiger<br />

und nachhaltiger Wert innewohnt.<br />

Musik kann nur als intime Zwiesprache erfahren werden<br />

– über alle Gattungen und Qualitätskriterien hinweg. Ihre<br />

emotionalen Botschaften werden die einzelnen Hörer stets<br />

auf ihre Weise und nach ihrem Charakter deuten, gemäß<br />

Beethovens ideologiefreiem Motto: „Von Herzen – möge es<br />

wieder zu Herzen gehen“.<br />

Christian Gansch begründete mit seinem 2006 erschienenen<br />

Buch „Vom Solo zur Sinfonie - Was Unternehmen von Orchestern<br />

lernen können“ den Trend des Orchester-Unternehmen-<br />

Transfers im deutschsprachigen Raum. Er war als Dirigent<br />

und Produzent international erfolgreich und ist inzwischen<br />

ein gefragter Referent und Coach.<br />

Re-Evolution NOW!<br />

Trend- und<br />

Zukunfts<strong>forum</strong><br />

Themen<br />

Trends<br />

Medien<br />

Innovationen<br />

4. Kongress<br />

für nachhaltige Medienproduktion<br />

20. | 21. März 2<strong>01</strong>2<br />

Düsseldorf | Congress-Centrum Ost<br />

Energie<br />

als<br />

Einflusfaktor<br />

Druckveredlung<br />

Supply Chain<br />

Management<br />

Papier<br />

<strong>Nachhaltig</strong>es<br />

Design<br />

Revolution der Wirtschaft, Evolution der Gesellschaft<br />

– oder anders herum?<br />

Der 4. Media Mundo-Kongress fordert Sie heraus, diskutieren<br />

Sie mit Experten die Rolle der Medienbrache<br />

hinsichtlich Klimaschutz und <strong>Nachhaltig</strong>keit.<br />

Themen<br />

• Wachstum vs. Konsolidierung – wie geht es weiter?<br />

• „Internationaler Branchenvergleich<br />

•„Green Printing“ – Was ist machbar?<br />

Was ist wirklich umgesetzt?<br />

• Energie als wichtiger Einflussfaktor für <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

• Supply Chain Management Papier<br />

• Druckveredlung und <strong>Nachhaltig</strong>keit –<br />

wie passt das zusammen?<br />

• <strong>Nachhaltig</strong>es Design: Status, Ausblick<br />

• Case Studies aus der Verlags- und Werbeszene<br />

mediamundo.info<br />

„Green Printing“<br />

Programm, Anmeldung, Infos<br />

www.mediamundo.info<br />

Klimaschutz<br />

und<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

in der<br />

Medienbranche<br />

Veranstalter<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

59


Special | KUNST, KULTUR & NACHHALTIGKEIT |<br />

Nicht Fleisch, nicht Fisch, Ich<br />

speis‘ von diesem Tisch nicht.<br />

Heißt: Was mich betrifft<br />

ist das Leben eines Wesens zu nehmen wie<br />

Gift.<br />

Ich hab gedacht ich sag‘s nich‘ – doch<br />

so manch einer fragt mich – oft<br />

Sag ich: „Ich ertrags nich‘,<br />

dass mein Karma durch Kadaver geplagt ist“<br />

Doch...<br />

Ansonsten bin ich ein ganz umgänglicher<br />

Typ,<br />

bin keiner der dich runterzieht<br />

und eigentlich nicht unbeliebt<br />

nur, wenn ich erkläre warum ich mich wie<br />

ernähre<br />

dann erkennen wir mitunter einen Unterschied<br />

– gut<br />

ich will Dich inspirieren<br />

etwas zu probieren, was mit Sicherheit<br />

noch niemandem geschadet hat.<br />

Du könntest riskier‘n ein paar Kilos<br />

zu verlier‘n,<br />

aber dafür kriegen wir für immer ALLE<br />

satt<br />

Und – wir retten Leben in nem doppelten<br />

Sinn<br />

da wir Millionen verschonen is für<br />

Millionen mehr drin<br />

Plus:<br />

Wir unterstützen und wir fördern mit<br />

Geld auch ganz gehörig ‚ne Welt die<br />

uns persönlich gefällt<br />

So!<br />

Ich bau auf Bio, will mein Geld nich‘<br />

jenen geben die das billigste produziern<br />

auf Kosten der Welt<br />

Und – ich mach ‚ne Mio um‘s denen zu<br />

geben die sich um Kopf und Kragen<br />

wagen für ‚ne bessere Welt<br />

YEAH<br />

Deshalb bin ich hier!<br />

Thomas D: Deshalb bin ich hier.<br />

Aus dem Album „Kennzeichen D“<br />

Thomas D, bekannt geworden mit der Hip-Hop-Gruppe „Die Fantastischen<br />

Vier“, lebt in einer Landkommune, wo „eine friedliche, spirituell orientierte,<br />

künstlerisch spontane und vegetarisch gesunde Lebensweise“ gelebt werden<br />

soll.<br />

60 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| Kunst, Kultur & nachhaltigkeit | Special<br />

Sinnliches Erleben<br />

Das Medium Film kann „nachhaltig“ berühren<br />

Zwischen Kunst und Gesellschaftspolitik:<br />

der Japaner SUSUMU SHINGU zeigt die<br />

Verbindung von Kunst UND Energiegewinn.<br />

Damit inspirierte er auch Filmemacher<br />

Thomas Riedelsheimer.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

61


Special | KUNST, KULTUR & NACHHALTIGKEIT |<br />

<strong>forum</strong>­Autorin Dagmar<br />

Walser sprach mit dem<br />

preisgekrönten Dokumentarfilmer<br />

Thomas<br />

Riedelsheimer über<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit im Film.<br />

„Ich gehöre zu den vielleicht<br />

als altmodisch belächelten<br />

Filmemachern, die meinen,<br />

ihre Arbeit könne etwas verändern“:<br />

Thomas Riedelsheimer<br />

Eine Umfrage bei Freunden ergab: Keiner<br />

hat eine wirkliche Definition des schon fast<br />

inflationären Begriffs <strong>Nachhaltig</strong>keit. Wie<br />

steht es mit Ihnen?<br />

Wahrscheinlich ist es wie mit Vielem anderen<br />

auch – jeder bastelt sich seine Definition<br />

zurecht. Für mich ist <strong>Nachhaltig</strong>keit, wenn<br />

eine Aktion oder Funktionsweise mit wenig<br />

oder keiner Umweltschädigung bewertet<br />

werden kann.<br />

Vorher gewusst oder vorbereitet für’s Interview?<br />

Ehrliche Antwort!<br />

Vorher nicht wirklich nachgedacht.<br />

Gewinnt die Thematik Umwelt an Relevanz<br />

im Medium Film, vor allem im Dokumentarfilm?<br />

Unter dem Eindruck des japanischen Atomunfalls<br />

steht das Thema gerade wieder im<br />

Brennpunkt. Dennoch scheint es eine gewisse<br />

„Ermüdung“ in der Bevölkerung bei<br />

Umweltthemen zu geben, da man gar nicht<br />

mehr weiß, was man tun und lassen soll.<br />

Nachdem die Befindlichkeit unserer Umwelt<br />

ein großes Thema ist, werden wohl auch Filme<br />

darüber zunehmen. Ich selbst bin allerdings<br />

für ein Umweltfilmprojekt ungefähr fünf Mal<br />

nach Mexiko geflogen, umwelttechnisch eine<br />

Katastrophe.<br />

Ihr letzter Film, Seelenvögel, eine Beobachtung<br />

dreier leukämiekranker Kinder, von denen<br />

zwei den Kampf verlieren, hat mich sehr<br />

berührt. Auf eine andere Art „nachhaltig“.<br />

Das ist schön zu hören. Ich gehöre zu den<br />

vielleicht als altmodisch belächelten Filmemachern,<br />

die meinen, ihre Arbeit könne etwas<br />

verändern. Nicht durch radikale, sofortige Veränderung,<br />

mehr durch kleine „Samen“, die in<br />

einem wachsen und die eines Tages vielleicht<br />

eine Entscheidung beeinflussen. Das funktioniert<br />

meiner Erfahrung nach mit Filmen<br />

durchaus. Nicht durch zu viel Information,<br />

sondern über Emotionen und Erfahrbarkeit<br />

als sinnliches Erlebnis.<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit klingt eher unsinnlich. Wie<br />

kann man als Filmemacher ein auf den ersten<br />

Eindruck etwas dröges Thema so umsetzen,<br />

dass man das Publikum infiziert, womöglich<br />

überzeugt, etwas im Leben zu verändern,<br />

und sei es erst mal die Haltung zum Leben?<br />

Gute Frage! Wenn man die Antwort kennen<br />

würde, hätten wir das Problem vielleicht<br />

nicht. Es sind ja oft andere Menschen, die<br />

uns durch ihr Verhalten anregen, etwas zu<br />

verändern. Filme können Erfahrungen aus<br />

erster Hand nicht ersetzen, aber sicher mit<br />

am besten vermitteln; ein großes Potenzial<br />

also, wenn man seinen Sinnen auch traut und<br />

nicht alles zutextet. Der Text ist zu oft Interpretation,<br />

man braucht seinen Kopf dazu. Ich<br />

setze mehr auf den Bauch und das „sinnliche<br />

Verstehen“.<br />

Verhalten zu verändern ist wohl das schwierigste<br />

überhaupt. Wir wissen ja so viel und<br />

trotzdem führt es nicht zu den wünschens-<br />

62 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| Kunst, Kultur & nachhaltigkeit | Special<br />

werten Veränderungen im Verhalten. Wir fahren trotzdem<br />

mit dem Auto, kaufen trotzdem Thunfisch-Sushi. Ich glaube,<br />

dass sich Verhalten entweder nur sehr langsam verändert,<br />

oder durch ein wirklich sehr tiefgehendes Erlebnis – und das<br />

wohl meistens aus erster Hand und nicht über ein Medium.<br />

Ich kann in einem Film ansatzweise die Schönheit der Arktis<br />

vermitteln, aber dort zu sein ist ein ungleich stärkerer Eindruck.<br />

Trotzdem ist es sinnvoll und wichtig für mich, Erlebnisse<br />

mit dem Medium Film weiterzugeben.<br />

Nach welchen Kriterien suchen bzw. finden Sie Themen für<br />

Ihre Filme?<br />

Da bin ich ganz egoistisch: Ich beschäftige mich mit dem, was<br />

mich selbst interessiert. Und viele Themen „kommen zu mir“.<br />

Was mich bei einem Projekt beschäftigt, führt manchmal zum<br />

nächsten. So drehe ich gerade zwei Filme, die sich mit Kunst<br />

und Umwelt beschäftigen. Den einen in Mexiko, den anderen<br />

in Japan. Mittlerweile hat sich schon eine schöne Schnittmenge<br />

ergeben: Die Geschichte der Monarch-Schmetterlinge in<br />

Mexiko, die ich für den Film über den japanischen Windkünstler<br />

Susumu Shingu erzählen werde. Früher suchte ich<br />

mir meine Themen oft bei Menschen, die irgendwie abseits<br />

der Gesellschaft leben, z.B. Nonnen, Prostituierte, geistig<br />

Behinderte oder auch Wehrdienstleistende. Momentan interessieren<br />

mich Künstler sehr. Die Obsession der Künstler und<br />

ihr Bestreben, die Welt auf andere Art zu verstehen, lassen<br />

mich nicht mehr los. Immer hat es auch mit unserer Umwelt<br />

zu tun, denn die Beziehung Mensch – Umwelt fasziniert mich<br />

sehr. Weniger aus dem Umweltschutzgedanken heraus,<br />

mehr wegen der Zwickmühle des menschlichen Daseins:<br />

Wir begreifen uns sowohl als eigenständiges, unabhängig<br />

denkendes und „selbst-bewusstes“ Subjekt, als auch als Teil<br />

unserer Umwelt und unserer Natur.<br />

Lassen Sie sich in Ihrem Verhalten von Ihren Filmpartnern<br />

inspirieren?<br />

Natürlich steckt die Obsession von begeisterten Menschen<br />

an. Das ist ja auch unsere große Chance. Der Funken, der<br />

eine Veränderung in Gang setzt, wird ja meistens von Individuen<br />

erzeugt, nicht von einer Masse. Wir bewundern<br />

Menschen, die einen starken Glauben, eine starke Mission<br />

spüren, weil uns genau dieses ja oft abhanden gekommen<br />

ist. Zu kämpfen für ein Ziel, sich konsequent einzusetzen für<br />

etwas, das einem wichtig erscheint, setzt Energien frei, die<br />

andere Menschen auch spüren. Wenn mir Alfredo, mein<br />

kubanischer Unterwasser-Kameramann, beim Dreh in den<br />

Gewässern um Baja California erzählt, wie elegant ein Marlin<br />

jagt, oder wie beeindruckend Thunfische sind und er dabei<br />

Tränen in den Augen hat, weil dreiviertel der Thunfische<br />

mittlerweile von uns vernichtet wurden, dann möchte ich<br />

kein Sushi mehr essen.<br />

Alfredo hat mir auch eine unvergessliche Metapher geschenkt:<br />

Das Meer war wie ein großes Sinfonieorchester,<br />

sagt er, die Musik war überwältigend. Wir sind aber dabei,<br />

ein Instrument nach dem anderen zu entfernen. Ein paar<br />

Geigen hier, ein Blasinstrument dort. Für unsere Generation<br />

und für die, die nie die volle Besetzung gehört haben, klingt<br />

es immer noch gut. Aber im Vergleich zu dem, wie es war,<br />

ist es erbärmlich.<br />

Dann hat die Beschäftigung mit dem Thema Umwelt ja auch<br />

„nachhaltigen“ Einfluss auf Ihr Leben!<br />

Letzten Endes geht es immer um Lernen und sich bewusst<br />

werden. Die Umwelt ist sicher eines meiner ganz großen<br />

Themen, ohne dass ich mich selbst einen Aktivisten oder<br />

Umweltschützer nennen würde. Aber ich hoffe sehr, dass<br />

meine Filme auch einen kleinen Samen in manche Zuschauer<br />

säen. Ein kleines Erstaunen über die Schönheit und die unglaublichen<br />

Zusammenhänge in der Natur.<br />

Ja, das gelingt Ihnen bestens! Danke für das Gespräch.<br />

Weiterführende Informationen:<br />

www.filmpunkt.com<br />

Bäume statt Plastikbecher<br />

Ende Juni 2<strong>01</strong>1 fiel die letzte Klappe zu Christian Lerchs (Drehbuchautor von WER FRÜHER STIRBT IST LÄNGER<br />

TOD) Kinokomödie WAS WEG IS, IS WEG in Kraiburg am Inn. Der Regisseur hatte sich gemeinsam mit der Filmproduktion<br />

deutschfilm zum Ziel gesetzt, einen möglichst CO 2<br />

-neutralen und ökologisch nachhaltigen Film zu<br />

produzieren. Zusammen mit Sustainable, einer Agentur, die Projekte und deren Umsetzungsprozesse beim<br />

schonenden Umgang mit der Natur unterstützt, wurde ein entsprechendes Konzept entwickelt, dass u.a. auf<br />

die Verwendung regionaler Produkte, den Einsatz emissionsarmer Fahrzeuge, Verzicht auf Einweggeschirr und<br />

Nutzung von Ökostrom setzt. So sollte mit vereinten Kräften am Ende der Dreharbeiten anstatt einer Spur von<br />

Plastikbechern eine Spur von neu gepflanzten Bäumen hinterlassen werden. „Es war nicht ganz einfach, das<br />

Thema <strong>Nachhaltig</strong>keit in eine Filmproduktion zu integrieren“, so der ambitionierte Regisseur Lerch in bayrisch<br />

verschmitzter Art, „aber wir haben einen Anfang gemacht“.<br />

Kinostart: 22.03.2<strong>01</strong>2<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

63


Special | Kunst, Kultur & nachhaltigkeit |<br />

Die Macht des Designers<br />

... für Werte und Sinnfindung<br />

Von Dagmar Walser<br />

Wenn das Ethische<br />

fehlt, fehlt die Schönheit.<br />

Und mit schönen<br />

Dingen nicht nur Einzelne,<br />

sondern die Welt<br />

verbessern – darum<br />

geht’s!<br />

School of Textiles University of Borås nach<br />

dem von ihr konzipierten Programm „The<br />

Design of Prosperity“. Das ungewöhnliche<br />

Ausbildungskonzept beinhaltet etwas, was<br />

man auf den ersten Blick für selbstverständlich<br />

hält: Die zukünftigen Designer werden<br />

angehalten, nachzudenken.<br />

Studenten werden hier nicht nur in Design-<br />

Management unterrichtet, sie arbeiten<br />

Designerinnen wie Tatjana<br />

Krischik sind sich bewusst,<br />

dass die Vermittlung<br />

von Werten wie Fairness<br />

und Glaubwürdigkeit bis<br />

Authenti zität und Transparenz<br />

inzwischen wichtige Verkaufsargumente<br />

sind.<br />

Wo wären wir heute, wenn Simonetta Carbonaro<br />

nicht seit 25 Jahren internationale<br />

Unternehmen der Konsumgüterbranche klug<br />

beraten würde? Immerhin stammt von ihr<br />

der wegweisende Ausspruch: „form follows<br />

sense“. Die gebürtige Mailänderin lehrte 10<br />

Jahre an der italienischen postgraduierten<br />

Design-Schule Domus Academy, betreibt in<br />

Deutschland eine Beraterfirma und hat im<br />

schwedischen Borås eine Professur für Humanistic<br />

Marketing and Design Management<br />

inne. Sie gilt als eine der renommiertesten<br />

Vordenkerinnen des kulturellen Wandels in<br />

Europa und gibt in ihrer Funktion als Expertin<br />

für Konsumpsychologie, Innovationsmanagement<br />

und Strategic Design Management<br />

nachhaltige Denkanstöße.<br />

Zeitgemäße Konsumkultur<br />

Seit 2002 lehrt Simonetta Carbonaro in der<br />

kleinen Provinzstadt Borås an der Swedish<br />

zusätzlich an den Grundlagen einer zeitgemäßen<br />

Produktions- und Konsumkultur. Damit<br />

wird dem Trend Rechnung getragen, sich<br />

stärker mit den sozialen und ökologischen<br />

Folgen des menschlichen Verhaltens zu beschäftigen.<br />

Es ist der Versuch, eine Debatte<br />

über verantwortungsbewusstes Design und<br />

die Gesellschaft von morgen anzustoßen,<br />

über das Design der Gesellschaft in Zeiten allgemeinen<br />

Wohlstands. „Der neue Wohlstand<br />

wird ein kultureller sein“, davon ist Simonetta<br />

Carbonaro überzeugt.<br />

64 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| Kunst, Kultur & nachhaltigkeit | Special<br />

Das Design of Prosperity ist ein offenes Format, das sich durch<br />

ständiges Hinterfragen den Werten annähert, die so etwas<br />

wie Wohlstand ausmachen und fragt dabei eben nicht nach<br />

den vordergründigen Bedürfnissen der Massen.<br />

Suchen und Finden von Werten<br />

Kreativität ist Voraussetzung für das Studium. Die Beschäftigung<br />

mit Philosophie und Anthropologie, Archäologie und<br />

Soziologie, Geschichte und Kunst aber ist unerlässlich für<br />

die, die sich hier ausbilden lassen. Man arbeitet gemeinsam<br />

an einer Bewusstseinserweiterung für die Branche und ihre<br />

Kunden – und damit für die Gesellschaft. Es geht heute<br />

nicht mehr um Kundenorientierung, sondern vielmehr darum,<br />

dem Kunden Orientierung zu geben. Laut Simonetta<br />

Carbonaro stecken wir mitten in einer epochalen Umwälzung<br />

des Konsumverhaltens, deshalb funktioniert auch das<br />

heutige Marketing nicht mehr. „ Wenn alle schreien, dann<br />

bekommt derjenige die Aufmerksamkeit, der leise spricht“.<br />

In einer Warenwelt, in der einem immer neue Erlebnisse<br />

versprochen werden, sucht man echte und authentische<br />

Erfahrungen. Was interessiert ist Veränderung, und an der<br />

kommt auch die Design-Branche nicht vorbei. „ Es ist nicht<br />

das Glas, um das es geht. Es ist das Wasser“. Es reicht also<br />

nicht mehr aus, über nachhaltiges Design zu debattieren, die<br />

deshalb sehen wir auch, wie Design in der Gesellschaft<br />

Schlechtes bewirken kann.“<br />

Simonetta Carbonaro spürt, dass man sich auf dem richtigen<br />

Weg befindet, dass das alles Sinn ergibt. Es wird nicht bloß<br />

auf die gesellschaftliche und umweltpolitische Verantwortung<br />

von Designern abgezielt, auch wenn sie enorm ist: Die<br />

Umweltbelastung eines Produkts etwa wird zu mehr als 80<br />

Prozent bereits in der Designphase bestimmt. Ihre Seminare<br />

stellen vielmehr Fragen wie: Was bedeutet heute eigentlich<br />

noch „Made in …?“ Und man lädt zur offenen Diskussion mit<br />

internationalen Gästen ein, mit Querdenkern. Die Designer<br />

arbeiten zum Beispiel mit einer Journalisten-Hochschule<br />

zusammen, um Fabriken und Arbeiter in osteuropäischen<br />

Niedriglohnländern zu besuchen und über Würde zu diskutieren.<br />

Sie forschen nach Materialien, deren Produktion<br />

wenig Energie und Rohstoffe verbraucht, versuchen die<br />

Stärken uralter Techniken wieder zu verstehen und Smart<br />

Textiles zu entwickeln, die eines Tages etwa Sensoren zur<br />

Überwachung von Puls und Blutdruck enthalten könnten. In<br />

einer sich ständig verändernden Welt muss man komplexer<br />

und flexibler denken.<br />

Ist bei aller Sinnsuche die Sehnsucht nach Schönheit der<br />

Dinge erlaubt? Für Carbonaro ist die Antwort klar: „Es ist die<br />

gerechtesten Handelswege und die ressourcenschonendsten<br />

Materialien auszumachen. Die Welt, ist kein „Kosmos“, keine<br />

„Weltordnung“, die sich mit schlichten Regeln erfassen und<br />

verändern lässt. „In einer sich ständig verändernden Welt<br />

kann man nicht an Modelle glauben.“<br />

Design bedeutet Wandel<br />

Zwei PhD Studenten und ein Kollege schrieben zusammen<br />

mit Simonetta Carbonaro das Büchlein „Concerning Design“,<br />

ein Notizbuch voller Gedankenfragmente. „Wir glauben<br />

an die Macht des Designers“, heißt es darin. „Aber gerade<br />

Frage von Ethik und Ästhetik.<br />

Wir brauchen die Schönheit,<br />

das gehört zu den Grundbedürfnissen<br />

der Menschen!<br />

Ich würde sogar sagen: zu den<br />

Grundrechten.“<br />

Simonetta Carbonaro<br />

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65


Special | Kunst, Kultur & nachhaltigkeit |<br />

Form follows sense<br />

Design mit Bewusstsein<br />

Von Dunja Karabaic<br />

Bei „Design“ denken<br />

viele eher an die äußere<br />

Hülle als die inneren<br />

Werte eines Produkts.<br />

Ähnlich wie beim Begriff<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

bedroht der inflationäre<br />

Gebrauch des Begriffs<br />

Design seit Jahren dessen<br />

Inhalt. Fehlt dem<br />

Design die Basis, so<br />

droht alles an einer zu<br />

glatt polierten Fassade<br />

abzurutschen.<br />

So mancher steckt den Designberuf in<br />

eine elitäre Schublade, und so müssen sich<br />

die VertreterInnen dieses Berufsstandes<br />

manchmal das Vorurteil gefallen lassen, nur<br />

an der Oberfläche des Lebens zu arbeiten.<br />

Ganz aus der Luft gegriffen ist dies nicht, da<br />

tatsächlich nicht wenige DesignerInnen ihr<br />

Wissen und ihre Kreativität dafür hergeben,<br />

die Verkaufszahlen eines unnützen Produkts<br />

zu steigern oder einen Heiligenschein für ein<br />

Unternehmen mit fragwürdiger Firmenphilosophie<br />

zu bauen.<br />

Ein guter Designer gibt sich natürlich nicht<br />

damit zufrieden, nur eine schöne Hülle zu<br />

produzieren. Er oder sie möchte etwas von<br />

Wert schaffen, sieht seine Berufung darin,<br />

ein sinnvolles Produkt zu kreieren. Die gestalterische<br />

Leistung der DesignerInnen, die sich<br />

dem Thema <strong>Nachhaltig</strong>keit intensiv widmen,<br />

unterscheidet sich darüber hinaus in einem<br />

entscheidenden Punkt von der ihrer Kollegen<br />

– nämlich durch ihre Haltung!<br />

Durch ihr ethisch und ökologisch geprägtes<br />

konzeptionelles Denken erhöht sich maßgeblich<br />

die Qualität der neu geschaffenen<br />

Produkte und Dienstleistungen. Ihr Wissen<br />

um Ökologie, aber auch Philosophie, Kulturgeschichte<br />

und Soziologie fließt in die Arbeit<br />

mit ein und stärkt das Ergebnis. Und<br />

die Zahl derer, die in diesem kreativen<br />

Beruf Verantwortung übernehmen,<br />

wächst.<br />

Form follows sense<br />

DesignerInnen mit Bewusstsein demonstrieren<br />

zunehmend die gesellschaftliche<br />

Relevanz ihrer Leistung. Sie übernehmen<br />

Verantwortung für drängende, aktuelle Probleme<br />

und entwickeln zeitgemäße Lösungen.<br />

Parallel dazu wächst der Anspruch, Stil und<br />

Umweltschutz immer weiter zu verbinden.<br />

<strong>Nachhaltig</strong>es Design versteht Gestaltung<br />

im wörtlichen Sinn des<br />

Wortes – als universal gemeinter Anspruch:<br />

Gestaltung von Lebensräumen, Kommunikation<br />

und nicht zuletzt Produkten.<br />

Denn oft hat das Design nichts mehr mit den<br />

realen Bedürfnissen der Menschen zu tun,<br />

ganz zu schweigen davon, dass für die Umsetzung<br />

Ressourcen geplündert und ProduzentInnen<br />

ausgebeutet werden. Umso größer<br />

tritt die Bedeutung verantwortungsvollen<br />

Designs in den Mittelpunkt.<br />

Die Produktdesignerin Nika Rams beispielsweise<br />

möchte mit ihrem Projekt USELESS. auf<br />

eine inspirierend leichte Art und Weise auf<br />

unser verschwenderisches Konsumverhalten<br />

im täglichen Leben aufmerksam machen.<br />

Statt mit erhobenem Zeigefinger vermittelt<br />

sie mit Charme und subtilem Humor, wie<br />

man im Alltag anders mit Ressourcen umgehen<br />

kann.<br />

„Wir verbrauchen heutzutage Dinge, ohne<br />

ihren wahren Wert jemals richtig zu schätzen“,<br />

erklärt Nika Rams. Sie hat somit bewusst drei<br />

typische Ressourcen, die wir in unserem Alltag<br />

verbrauchen, für ihre Arbeit ausgewählt<br />

und Produkte entwickelt, die den Wasser-,<br />

Papier- und Energieverbrauch beeinflussen.<br />

DesignerInnen haben großen Einfluss darauf,<br />

wie ihr Produkt genutzt wird. Jede Idee ist zu<br />

Beginn allein im Kopf vorhanden, noch völlig<br />

frei von Marketingkonzepten, Absatzmärkten<br />

und Verbraucherstudien. Theoretisch hat zu<br />

diesem Zeitpunkt das Gewissen noch allen<br />

Spielraum der Welt. Es gilt, diese Ausgangsposition<br />

zu nutzen, und produktiv Einfluss<br />

zu nehmen.<br />

Viele DesignerInnen machen mittlerweile davon<br />

auch Gebrauch und entwickeln von Grund<br />

auf neue Konzepte. Denn Produkte sind nicht<br />

automatisch nachhaltig, nur weil sie ein<br />

umweltfreundlicheres Material verwenden.<br />

Sofern der Nutzen lediglich darin besteht,<br />

66 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| KUNST, KULTUR & NACHHALTIGKEIT | Special<br />

„Max“: Die stylische Tasche aus recyceltem Traktorschlauch war<br />

eine kreative Einsendung beim Recyclingdesignpreis 2<strong>01</strong>0.<br />

etwas Sinnloses weniger schädlich<br />

zu produzieren, ist nichts<br />

gewonnen. Stattdessen sollen<br />

verantwortungsvolle Produkte<br />

energieeffizient, umweltverträglich<br />

und langlebig sein und<br />

ästhetisch überzeugen sowieso. Dienstleistungen<br />

müssen zur besseren Verständigung beitragen, neues<br />

Denken will gut transportiert und Zusammenhänge wollen<br />

ansprechend gestaltet sein.<br />

Der gesellschaftliche Aspekt bei der Herstellung, aber auch<br />

beim Gebrauch eines Produkts rückt ebenfalls immer mehr in<br />

den Fokus. Die Debatte, was überhaupt konsumiert werden<br />

sollte, welche Produkte Wohlstand ausmachen, oder ob auch<br />

Konsumverzicht Luxus bedeuten kann, ist in vollem Gange.<br />

Auch die Textildesignerin Lenka Petzold beschäftigt sich in<br />

ihrer Arbeit mit Alltagsgegenständen und dem Bestreben,<br />

eingefahrene Verhaltensmuster zu hinterfragen und zur Veränderung<br />

aufzurufen. Der Schwerpunkt ihres Forschungsprojektes<br />

„Hanky Vogue“ liegt darin, eine moderne, ökologische<br />

Variante für Taschentücher aus Stoff zu entwickeln.<br />

„Es ist notwendig, komplette Gewohnheiten sowie Produktions-<br />

und Distributionsstrukturen umzukrempeln, um<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit im Alltag integrieren zu können“, sagt Lenka<br />

Petzold. „Auf den ersten Blick ist der Fokus ‚Taschentuch<br />

aus Stoff‘ sehr klein gesteckt. Er lässt sich jedoch in die Unendlichkeit<br />

ausweiten und es ist ein Zeichen dafür, dass mit<br />

kleinen Dingen viel erreicht werden kann.“<br />

DesignerInnen mit Bewusstsein sind der Motor der Szene.<br />

Sie bringen ihren Wunsch, Sinn zu stiften, in ihre kreative<br />

Arbeit mit ein. Ihr Einfluss wird immer mehr sichtbar, da sie<br />

ihre Kunden davon überzeugen, dass die Vermittlung von<br />

Werten wie Fairness, Glaubwürdigkeit, Authentizität und<br />

Transparenz auch wichtige Verkaufsargumente sind.<br />

Die Produktdesignerin Tatjana Krischik entwickelt ebenfalls<br />

Dinge des täglichen Gebrauchs, doch liegt der Schwerpunkt<br />

ihrer gestalterischen Arbeit im Fairen Handel. Sie hat sich<br />

während vieler Auslandsaufenthalte in Nepal, Indien und<br />

Kamerun ein umfassendes Bild der Produktionsbedingungen<br />

vor Ort machen können.<br />

„Die interkulturelle Arbeit vor Ort in den Werkstätten<br />

mit den Handwerkern bedeutet für mich, durch eine<br />

handwerklich-kreative Kommunikation gleichberechtigt<br />

auf einer Ebene zusammenzuarbeiten,<br />

und den Handwerkern<br />

einen emanzipierten Zugang<br />

zu Informationen über den<br />

europäischen Markt zu verschaffen.“ Aktuell arbeitet sie an<br />

dem Design einer fair gehandelten Computer-Maus (für das<br />

Projekt PHeFE) und erläutert: „Die Erweiterung des fairen<br />

Handels auf elektronische Geräte / Kommunikationselektronik<br />

sehe ich als besonders zukunftsweisend, da so die<br />

Prinzipien des fairen Handels vom Handwerk auf industrielle<br />

Produkte übertragen werden.“<br />

Die ökologisch und ethisch geprägte Haltung macht erst die<br />

Relevanz des Designs innerhalb der kulturellen Entwicklung<br />

deutlich. Es erdet diese Disziplin und befreit sie von jeder<br />

Oberflächlichkeit. Mit dieser Grundeinstellung stellen DesignerInnen<br />

ihr Können unter Beweis und gehen mit Herzblut<br />

ihrer Berufung nach.<br />

Verantwortungsvoller Konsum<br />

Design und Konsum sind untrennbar miteinander verbunden.<br />

Für den „Neo-Öko“ ist es kein grundsätzliches Problem<br />

mehr zu konsumieren. Es hängt jedoch maßgeblich davon ab,<br />

wie die Produkte hergestellt wurden und welche Philosophie<br />

das Unternehmen vertritt. Denn Vorsicht ist geboten, da so<br />

mancher Hersteller seine „schöne, bunte Warenwelt“ nur<br />

grün anpinselt.<br />

Für den Jungunternehmer Marc Rexroth ist die Philosophie<br />

seiner Marke „reditum | Möbel mit Vorleben“ allerdings<br />

ebenso wichtig wie seine Verkaufszahlen. Ihm ist wichtig,<br />

dass seine Upcycling-Produkte in einem ganzheitlichen<br />

Kontext, der alle Bereiche der <strong>Nachhaltig</strong>keit in sich vereint,<br />

gesehen werden. Gefertigt wird zum Beispiel aus Einwegpaletten<br />

und ausschließlich in Behindertenwerkstätten. Darüber<br />

hinaus fließt der erwirtschaftete Ertrag wieder direkt<br />

in das Unternehmen, um zukünftig sichere Arbeitsplätze<br />

schaffen zu können.<br />

Der Newcomer legt sehr viel Wert auf einen modernen Look<br />

seiner Marke und bedient sich aller Vorteile des Web 2.0.<br />

Allerdings reflektiert Marc Rexroth die Schnelllebigkeit, die<br />

dies mit sich bringt, durchaus auch kritisch: „In der heutigen<br />

Effizienzgesellschaft muss immer alles sehr schnell gehen.<br />

Dabei wird vergessen, dass eine durchdachte Idee ihre Zeit<br />

zum Entwickeln braucht.“ Qualität ist eben auch ein Ergebnis<br />

intensiven Nachdenkens! Hochwertiges und modernes<br />

Up- oder Recycling ist Alleinstellungsmerkmal von „reditum“,<br />

und so erklärt der Gründer: „Recycling-Design<br />

bedeutet, auf die Eigenschaften des Materials<br />

einzugehen und mit Kreativität aus dem Vorhandenen<br />

neue Werte zu kreieren.“<br />

Verantwortungsvoller Konsum wird<br />

heute zum Glück ohne erhobenen<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

67


Special | Kunst, Kultur & nachhaltigkeit |<br />

Denk<br />

die Welt<br />

weiter!<br />

HOW TO BECOME<br />

A CHANGEMAKER.<br />

17. – 20. MAI 2<strong>01</strong>2<br />

POTSDAM & BERLIN<br />

INTERNATIONALE<br />

LEITKONFERENZ<br />

FÜR SOCIAL BUSINESS<br />

INKL. LANGE NACHT<br />

DER VISIONEN<br />

Zeigefinger praktiziert und DesignerInnen<br />

mit Bewusstsein<br />

haben maßgeblich zu dieser<br />

Wende beigetragen!<br />

Denn sie legen Wert auf hohe<br />

ästhetische Qualität des Erscheinungsbildes<br />

der Marke<br />

und der Produkte, und auch<br />

die Verpackung spielt eine<br />

wichtige Rolle. Der Spaß am<br />

bewussten Konsumieren darf<br />

nicht fehlen, und das scheint<br />

der Schlüssel zum Erfolg zu<br />

sein, der in den 1980ern noch<br />

vermisst wurde. Das Klischee,<br />

umweltfreundliche Produkte<br />

seien zwangsläufig weniger<br />

stylish, widerlegen sie ebenfalls<br />

seit Jahren erfolgreich.<br />

Möbel mit Vorleben: Der Designer Marc Rexroth fertigt<br />

hochwertige Möbel aus Einwegpaletten und ausschließlich<br />

in Behindertenwerkstätten. Der erwirtschaftete<br />

Ertrag fließt zurück in das Unternehmen, um sichere Arbeitsplätze<br />

zu schaffen.<br />

Das US-amerikanische Designlabel „MIO culture“ ist nur ein Beispiel für den<br />

weltweiten Erfolg <strong>Nachhaltig</strong>en Designs. „Dadurch, dass wir verantwortungsvolle<br />

Bedürfnisse schaffen, erleichtern wir die Entwicklung nachhaltigen <strong>Wirtschaften</strong>s<br />

und einer neuen Konsumkultur“, erklärt Jaime Salm, Designer bei MIO. „Green<br />

Design For Everyone“ ist Programm: „Grüne Wohn-Accessoires müssen für so viele<br />

Menschen wie möglich erschwinglich sein. Jeder Mensch hat einen Fußabdruck. Je<br />

mehr Fußabdrücke MIO jedoch reduzieren kann, desto geringer wird die Belastung<br />

für die Umwelt.“<br />

Der Markt für nachhaltig erzeugte Produkte wächst kontinuierlich; der Umsatz im<br />

fairen Handel ist sogar in den letzten Jahren in zweistelliger Höhe gestiegen. Laut<br />

Verbraucherstudien wird die Zahl der regelmäßigen und der gelegentlichen Käufer<br />

nachhaltiger Produkte stetig größer und Trendstudien besagen, dass sich auch<br />

zukünftig ethischer Konsum positiv entwickeln wird.<br />

Längst hat die Wirtschaft erkannt, dass die Folgen des Klimawandels nicht vor<br />

ihrer Tür Halt machen. Wer clever war, hat schon längst Öko-Design-Standards<br />

hereingebeten. Intelligente Produkte, die, im Einklang mit der Natur, menschliche<br />

Bedürfnisse erfüllen, und nicht nur die Profitinteressen der Auftraggeber, sind gefragt.<br />

<strong>Nachhaltig</strong>es Design führt vor, dass mit guten Dingen gutes Geld verdient wird!<br />

www.nikarams.com<br />

www.lenkapetzold.de<br />

www.reditum.de<br />

www.mioculture.com<br />

PROGRAMM & ANMELDUNG:<br />

Dunja Karabaic ist Kulturmanagerin und Designerin. Die von ihrem<br />

„bureau gruen.“ initiierte und organisierte „ökoRAUSCH Messe für<br />

WWW.VISIONSUMMIT.ORG<br />

Design mit Bewusstsein“ ist Deutschlands erste Messe für nachhaltiges<br />

Design. Diese findet seit 2008 erfolgreich in Kölns angesagtem<br />

Szeneviertel Ehrenfeld statt und setzt junge und innovative Designlabels<br />

in Szene, für die ökologisches Bewusstsein und Fair Trade kein<br />

VERANSTALTER:<br />

Trend sondern selbstverständlich sind.<br />

GENESIS INSTITUTE FOR SOCIAL<br />

INNOVATION AND IMPACT STRATEGIES.<br />

www.oekorausch.de<br />

www.bureaugruen.de<br />

CO-VERANSTALTER:<br />

www.derkleineschweinehund.de (Freundeskreis der ökoRAUSCH)<br />

UNIVERSITÄT POTSDAM, HUMBOLDT-<br />

VIADRINA SCHOOL OF GOVERNANCE,<br />

ASHOKA, HPI SCHOOL OF DESIGN<br />

THINKING, SENAT DER WIRTSCHAFT –<br />

GLOBAL 68 ECONOMIC NETWORK U.A.<br />

<strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


International Conference on<br />

Sustainable Business and Consumption<br />

November 27-28, 2<strong>01</strong>2<br />

World Conference Center Bonn, Germany<br />

Keep this date free<br />

Green Economy –<br />

from intention to action!<br />

Five month after Rio we are:<br />

Putting ideas into practice<br />

Developing sustainable business models<br />

Changing threats into opportunities<br />

SusCon 2<strong>01</strong>2 will bring together relevant<br />

stakeholders and inspirational decision<br />

makers – such as Helmy Abouleish and<br />

Vandana Shiva – with the aim of safe guarding<br />

water, soil, agriculture and forests.<br />

Together we´ll design sustainable:<br />

Financial investments<br />

Lifestyles<br />

Growth models<br />

Supply chains<br />

Technologies<br />

Find good business opportunities and<br />

create future at SusCon 2<strong>01</strong>2.<br />

Receive the latest information on sustainability and meet<br />

representatives from key organizations – including multinational,<br />

small and medium-sized enterprises.<br />

www.suscon.net<br />

Organizer<br />

COLABORA<br />

Let´s work together<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

69


Special | KUNST, KULTUR & NACHHALTIGKEIT |<br />

Tanz auf dem Vulkan<br />

Der jüngste Vulkan Europas verändert die Öko-Modellinsel El Hierro. Christoph Santner, seit 15 Jahren<br />

mit der Insel verbunden, berichtet über die gelebten Visionen am südwestlichsten Punkt Europas.<br />

70 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| KUNST, KULTUR & NACHHALTIGKEIT | Special<br />

Es brodelt, es zischt. Permanent stößt El Discreto, so der<br />

Name des aktiven Vulkans, Lava aus. Noch liegt er unter<br />

Wasser, aber er arbeitet sich stetig aus den Tiefen des Meeres<br />

nach oben, täglich rund sieben Meter. Es kommt nicht oft vor,<br />

dass Neuland – im wahrsten Sinn des Wortes – entsteht. Auf<br />

El Hierro, der kleinsten der Kanarischen Inseln, geschieht es<br />

gerade. „Wir bekommen ein neues Kind“, sagen die Herreños<br />

stolz über ihren jüngsten Vulkan. Und doch sind sie zugleich<br />

betrübt. Denn El Discreto bringt die Öko-Modellinsel gehörig<br />

durcheinander: La Restinga, der Fischerort im Süden, wurde<br />

bereits zweimal evakuiert. Wiederkehrende kleine Beben<br />

begleiten den Vulkanausbruch. Die Situation, von den Medien<br />

aufgebauscht, hält die wenigen Touristen fern: Hotels<br />

und Pensionen stehen leer, Restaurants laufen schlecht oder<br />

schließen ganz, Mietautos stehen still, im Süden der Insel<br />

sind Fischerboote und Tauchschulen lahmgelegt. Aufgrund<br />

der erhöhten Schwefelkonzentration im Wasser verlassen<br />

die Fische das heimische Gewässer. „Doch uns schmiedet<br />

dieses Naturereignis zusammen. Es ist unglaublich, wie wir<br />

alle zusammenhalten“, sagt Sabine Willmann, Mitinitiatorin<br />

des Projektes Bimbache openART, das von El Hierro aus international<br />

wirkt und sich dem Thema „nachhaltige Kultur“<br />

verschrieben hat.<br />

Artenvielfalt statt Raketenabschuss<br />

Die Insel hat schon früh gelernt, mit Veränderungen umzugehen.<br />

Bereits 1996, als die spanische Regierung eine<br />

angeblich zivile Raketenabschussbasis und eine militärische<br />

Radaranlage auf die Insel pflanzen wollte, standen die Inselbewohner<br />

erstmals vor großen Herausforderungen. Der<br />

größte amerikanische Anlagenbauer Bechtel Corporation<br />

trieb das Projekt voran. „Mit dieser Ziegeninsel kann man das<br />

schon machen“, war die Überzeugung der Festland-Politiker.<br />

Sie hatten den Widerstand der Herreños unterschätzt: Jung<br />

und Alt zeigten persönlichen Einsatz und fuhren gemeinsam<br />

zu einer riesigen Demonstration auf die Hauptinsel Teneriffa:<br />

„Wir sind vielleicht nur 8.000 Menschen auf der Insel, aber<br />

wir sind 8.000 aus El Hierro!“ Mich informierte damals die<br />

Kulturmanagerin Sabine Willmann, die auf El Hierro das<br />

Retreat Center und Kulturzentrum El Sitio betreibt, einen<br />

Ort der Verständigung zwischen kulturell interessierten Öko-<br />

Reisenden und Einheimischen. „Kannst Du uns nicht helfen?“,<br />

rief sie mich an. Wir drehten damals einen Beitrag für Focus-<br />

TV. Ich war beeindruckt vom Engagement der Menschen,<br />

gerade auch der Älteren. Unser gemeinsamer Widerstand<br />

hatte Erfolg! Das Projekt wurde verhindert, die Insel umgehend<br />

zum UNESCO-Weltbiosphärenreservat erklärt.<br />

Inmitten von Weinbergen liegt El Sitio, die natürliche „Recreation<br />

Zone“ für Ökotouristen und Menschen mit (<strong>Nachhaltig</strong>keits-)Sinn.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

71


Special | Kunst, Kultur & nachhaltigkeit |<br />

Die Bimbache-Künstler musizieren weltweit und setzen sich für<br />

mehr <strong>Nachhaltig</strong>keit und Menschlichkeit ein.<br />

Die Cradle-to-Cradle-Insel<br />

Seither ist viel geschehen: Im Unterschied zu den anderen<br />

kanarischen Inseln voller Bettenburgen und Ballermann-<br />

Touristen hat El Hierro einen ganz eigenen, nachhaltigen Weg<br />

beschritten. Es gibt keinen Massentourismus, denn Sandstrände<br />

sind dünn gesät. Dies zieht jedoch Wanderer und<br />

Naturliebhaber an, die sofort von der kleinen Insel verzaubert<br />

sind. Uralte Kiefernwälder schaffen ein angenehmes Klima.<br />

Und El Hierro ist die einzige Kanareninsel ohne Wasserprobleme.<br />

Nun wird sie auch noch komplett energieautark. Die<br />

Vision: Grünste Insel Europas sein. In Sachen Energie gelingt<br />

das aktuell. Gorona del Viento heißt das Projekt in Inselhand,<br />

das gerade ein Wasser-Pumpspeicherkraftwerk fertigstellt.<br />

700 Meter hoch wird entsalztes Meerwasser durch Windkraft<br />

in einen erloschenen Vulkankrater gepumpt. Bei Bedarf wird<br />

das Wasser aus diesem Stausee durch Turbinen gejagt, die<br />

genügend Strom für die ganze Insel erzeugen werden. Die<br />

Bauarbeiten des 26 Millionen Euro Projektes stehen kurz<br />

vor dem Abschluss.<br />

Diese Clean-Energy-Anlage, kombiniert mit der etablierten<br />

Biolandwirtschaft der Insel – in Kooperativen werden Obst<br />

und Gemüse, Wein und Käse erzeugt – ist der entscheidende<br />

Grund, warum Prof. Michael Braungart El Hierro zu seinen<br />

„Cradle-to-Cradle-Islands“ hinzufügen möchte. Er selbst<br />

ist mittlerweile ein echter Hierro-Fan. Zu seinem Cradleto-Cradle-Festival<br />

2<strong>01</strong>1 in Berlin leistete die nachhaltige<br />

Kulturinitiative Bimbache openART mit Konzerten, Podiumsdiskussionen<br />

und bildender Kunst einen wichtigen Beitrag.<br />

Sabine Willmann und der musikalische Direktor des Projektes<br />

Torsten de Winkel, sehen die Kreation einer nachhaltigen<br />

Kultur und Geisteshaltung als unverzichtbar an. „Die meisten<br />

verstehen <strong>Nachhaltig</strong>keit als ein technisches oder politisches<br />

Problem. Wir verstehen sie als kulturelle und humane<br />

Herausforderung“, ist der Jazzgitarrist überzeugt. Deshalb<br />

veranstaltet diese Initiative jeden Sommer das renommierte<br />

Bimbache openART Festival auf El Hierro, in dem seit 2005<br />

mehr als 100 Musiker und Künstler aus aller Welt beispielhaft<br />

zusammenwirken. Integriert sind auch behinderte Musiker<br />

und betagte Künstler wie Maria Merida, die „große Stimme<br />

der Kanaren“. Es geht um Hinhören, um Verständigung, um<br />

voneinander lernen.<br />

Labor der <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

So wuchs rund um das Zentrum El Sitio eine Community und<br />

Künstlerkolonie heran, die mit dem CasArte (Haus der Kunst)<br />

Musikern und Künstlern anbietet, sich als Artist in Residence<br />

auf die Magie der Insel einzulassen. De Winkel, Willmann und<br />

ihre Bimbache-Community halten fest an ihrem „Traum vom<br />

Wir, von einer großen, weltweiten Family und von einem<br />

nachhaltigen Zusammenleben der Menschen“. Das Motto<br />

2<strong>01</strong>2 lautet: Der Tanz auf dem Vulkan.<br />

Das „neue Kind” brodelt munter vor sich hin ... doch El Discreto<br />

bedroht die Existenz der Inselbewohner.<br />

Christoph Santner schreibt für <strong>forum</strong> regelmäßig<br />

über Zukunftsfragen. Der Autor,<br />

Redner und Berater ist seit 25 Jahren auf<br />

dieses Thema spezialisiert.<br />

Bei Fragen zu El Hierro schreiben Sie an:<br />

c.santner@nachhaltigwirtschaften.net<br />

Wir können El Hierro helfen …<br />

… mit dem Kauf einer Bimbache-CD gehen 5 Euro an die vom unterseeischen<br />

Vulkanausbruch betroffenen Fischerfamilien von La Restinga<br />

ww.bimbache.info/cd-la-condicion-humana<br />

72 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


Praxis<br />

Deutschlands nachhaltige Unternehmen |<br />

Personalmanagement | <strong>Nachhaltig</strong> Bauen<br />

„Wann ist für Sie ein Unternehmen<br />

nachhaltig?“, fragten wir unsere Leser<br />

im Newsletter. Die Antworten fielen<br />

sehr unterschiedlich aus, doch in einem<br />

waren Sie sich einig: Kommunikation<br />

und Handeln sollten sich nicht widersprechen.<br />

Bei den verschiedenen<br />

Preisvergaben 2<strong>01</strong>1 gab es zahlreiche<br />

wohlverdiente Gewinner – lesen Sie<br />

selbst!<br />

Höher, schneller, weiter – ist das<br />

nachhaltig? Unser Interview und die<br />

Kolumne vom ehrbaren Kaufmann<br />

brechen eine Lanze für weitgehend<br />

stressfreies Personalmanagement. Wie<br />

ein Nullemissionshaus funktioniert<br />

und warum Facility Management einen<br />

wesentlichen Beitrag zur <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

leisten kann, erfahren Sie in der<br />

Rubrik „<strong>Nachhaltig</strong>es Bauen“.<br />

Für manche ist es nur ein Baum. Für uns ist es<br />

ein großes Vorbild in Sachen Recycling.<br />

Bäume sind nachwachsende Rohstoffe, die Kohlenstoff binden, Sauerstoff erzeugen und die gespeicherte Energie bei Bedarf wieder abgeben.<br />

Bei diesem Prozess wird nichts wirklich verbraucht, keine Energie geht verloren, ein endloser natürlicher Kreislauf. Diesen Prozess des Recyclings<br />

intelligent zu unterstützen und die positiven Effekte nutzbar zu machen, ist die Aufgabe der ALBA Group: Mit rund 200 Unternehmen weltweit<br />

sind wir die Recycling Company.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

73<br />

www.albagroup.de


PRAXIS<br />

| DEUTSCHLANDS NACHHALTIGE UNTERNEHMEN |<br />

Dialog statt Monolog – beim angeregten Gedankenaustausch an den Netzwerktischen konnten sich die Teilnehmer aktiv mit Fragestellungen<br />

und individuellen Lösungsansätzen zu Themen wie Stadt, Mobilität und Ressourcenmanagement einbringen.<br />

Dialog statt Monolog<br />

Von Sandra Lukatsch<br />

„Der gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden! Erfolgsfaktor <strong>Nachhaltig</strong>keit“ – unter diesem Motto fand am<br />

22. und 23. September 2<strong>01</strong>1 die B.A.U.M.-Jahrestagung und -Preisverleihung in Hamburg, der Umwelthauptstadt Europas<br />

2<strong>01</strong>1, statt. Die Veranstaltung hielt, was sie versprach: gerade weil sie mit ihren Kritikern in konstruktiven Dialog trat.<br />

Seit 1993 zeichnet der Bundesdeutsche<br />

Arbeitskreis für Umweltbewusstes<br />

Management (B.A.U.M.) e.V.<br />

jährlich Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft,<br />

Medien und Institutionen<br />

für ihr herausragendes Engagement<br />

für Umweltschutz und eine nachhaltige<br />

Entwicklung aus.<br />

Die facettenreiche Veranstaltung<br />

mit Konzert, Vorträgen und Diskussionen<br />

lebte vor allem durch<br />

die Impulse und den angeregten<br />

Gedankenaustausch an den Netzwerktischen<br />

zu Themen wie Stadt,<br />

Mobilität und Ressourcenmanagement.<br />

Höhepunkt der Jahrestagung war die<br />

B.A.U.M.-Preisverleihung mit fünf<br />

anregenden Impulsvorträgen, die<br />

den Bogen von unternehmerischer<br />

Verantwortung in der Region bis hin<br />

zu globalen <strong>Nachhaltig</strong>keitsstandards<br />

spannten. In der anschließend vom<br />

74 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| DEUTSCHLANDS NACHHALTIGE UNTERNEHMEN | PRAXIS<br />

Dipl.-Meteorologen und bekannten<br />

Klimaexperten Sven Plöger moderierten<br />

Podiumsdiskussion waren sich<br />

die fünf Redner einig: <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

und Wirtschaftlichkeit sind Voraussetzungen<br />

für zukünftigen unternehmerischen<br />

Erfolg und gehen Hand<br />

in Hand. Darüber hinaus können<br />

nachhaltig wirtschaftende Unternehmen<br />

als Multiplikatoren gegenüber<br />

Kunden und Mitarbeitern, Zulieferern<br />

und Mitbewerbern wirken.<br />

Auf die Verantwortung eben dieser<br />

Multiplikatoren machten vor den Türen<br />

des Terminal Tango die Aktionisten<br />

von „Rettet den Regenwald“ und<br />

„Robin Wood“ aufmerksam. Mit dem<br />

Baum-ab-Preis protestierten sie gegen<br />

die Verleihung des Umweltpreises an<br />

Unilever-Chef Harry Brouwer, bei dem<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit und Wirtschaftlichkeit<br />

nicht im Einklang stünden und traten mit<br />

den Veranstaltern und <strong>forum</strong> in Dialog.<br />

Chancenträger für grünes<br />

Wachstum<br />

In der abschließenden Diskussionsrunde<br />

der Preisträger zum Thema<br />

„Umsetzung der Energiewende und<br />

Chancen für grünes Wachstum“ betonte<br />

Prof. Dr. Claudia Kemfert die<br />

großen wirtschaftlichen Chancen<br />

der Energiewende, die die Risiken<br />

bei Weitem überwögen. Dr. Martin<br />

Viessmann wies darauf hin, dass es<br />

kein Technologieproblem, sondern<br />

ein Umsetzungsproblem gebe.<br />

Er forderte von der Politik, über<br />

Anreizsysteme die notwendigen<br />

Rahmenbedingungen zur Ausschöpfung<br />

des riesigen Potenzials<br />

der Energieeffizienz zu schaffen.<br />

Was in diesem Bereich möglich ist,<br />

zeigte u. a. Michael Eggenschwiler,<br />

Vorsitzender der Geschäftsführung<br />

der Flughafen Hamburg GmbH, an<br />

Beispielen von Hamburg Airport.<br />

Jenseits technischer Fragen verwies<br />

Harry Brouwer auch auf die<br />

Möglichkeiten von Unternehmen,<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit breit zu kommunizieren,<br />

z.B. im Kontakt mit Konsumenten,<br />

wobei die jeweilige Marke<br />

die Botschaft transportieren könne.<br />

Prof. Dr. Ibrahim Abouleish sah die<br />

Notwendigkeit einer neuen Denkweise<br />

und empfahl, von der Natur<br />

zu lernen, in der schon immer eine<br />

gute Balance zwischen Wettbewerb<br />

und Kooperation herrsche.<br />

In seiner Festrede zur Preisverleihung<br />

rühmte der Erste Bürgermeister<br />

der Freien und Hansestadt<br />

Hamburg Olaf Scholz das Engagement<br />

der Preisträger für Umweltund<br />

Klimaschutz. „Es geht hier um<br />

Überlebensfragen für die Zukunft!“,<br />

betonte Scholz. Die B.A.U.M.-<br />

Preisträger leisten für deren Lösung<br />

wichtige Beiträge.<br />

Das kammermusikalische Frauen-Quartett „Salut Salon“ aus Hamburg bezauberte am Abend des Fachkongresses „ENact 2020 – Energie-<br />

Klima-<strong>Nachhaltig</strong>keit“ das Publikum nicht nur mit musikalischen Mitteln.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

Gedruckt auf Charisma Silk – hergestellt aus 100 % Altpapier, ausgezeichnet mit dem Blauen Engel. Ein Produkt der Steinbeis Papier GmbH. 75


PRAXIS<br />

| DEUTSCHLANDS NACHHALTIGE UNTERNEHMEN |<br />

„Kein Preis, sondern Protest!“<br />

Parallel zum B.A.U.M.-Umweltpreis 2<strong>01</strong>1 sollte der Protest-<br />

Preis „Baum-ab“ an Unilever-Chef Harry Brouwer verliehen<br />

werden. Vor Ort sprach <strong>forum</strong>-Redakteur Fritz Lietsch mit Ute<br />

Bertrand (Robin Wood e.V.) und David Vollrath (Rettet den Regenwald<br />

e.V.) über ihre Beweggründe.<br />

Sie sind hier angetreten, um Unilever den Baum-ab-Preis zu<br />

übergeben. Was ist der Hintergrund des Preises?<br />

Vollrath: Der Baum-ab-Preis wurde vom Verein „Rettet den Regenwald“<br />

gestiftet und richtet sich an Unilever, weil wir die Vergabe des B.A.U.M.-<br />

Preises an Unilever für falsch halten. Wir möchten nicht den Verein<br />

B.A.U.M. an sich kritisieren. Uns geht es darum, dass der Umweltpreis,<br />

der nachdrücklich die <strong>Nachhaltig</strong>keit von Unilever prämieren soll, durch<br />

seinen enormen Palmölkonsum nicht gerechtfertigt ist.<br />

Ist Unilever nicht dabei, Lösungen zu entwickeln?<br />

Vollrath: Das Unternehmen bezieht Palmöl von Wilmar International,<br />

dem weltweit größten Palmölproduzenten, der berühmt und berüchtigt<br />

für seine Umweltzerstörung, Menschenrechtsverletzung und Regenwaldvernichtung<br />

in Indonesien ist. Unilever ist sich dessen bewusst und<br />

hat seit Jahren nichts an der Geschäftsbeziehung zu Wilmar verändert.<br />

Unilever-Chef Harry J. M. Brouwer blieb trotz der Protestaktionen,<br />

die vor dem Eingang des Terminal Tango am Hamburg<br />

Airport stattfanden, selbstsicher.<br />

Bertrand: Unilever hat keinen Preis, sondern Protest verdient. Für uns ist<br />

das hier eine Greenwashing-Veranstaltung. Wahrscheinlich denken Sie,<br />

dass Unilever zu den Guten gehört, weil das Greenwashing in der Vergangenheit<br />

sehr gut funktioniert hat. Tatsächlich ist es so, dass Unilever<br />

im ganz großen Stil dafür sorgt, dass Regenwald verschwindet, indem<br />

es Palmöl kauft. Das ist sowohl schädlich für das Klima, als auch für die<br />

Menschen vor Ort, die ihr Land verlieren. Die B.A.U.M.-Preisverleihung ist<br />

ein Schlag ins Gesicht für die Leute, die in Indonesien vertrieben werden<br />

und ihre Lebensgrundlage verlieren. Sie müssen ihre Dörfer verlassen,<br />

weil da, wo früher Regenwald war, jetzt riesige Monokulturen sind: Wo<br />

früher ein sehr artenreicher, einzigartiger Urwald war, sieht man jetzt bis<br />

zum Horizont nur noch Ölpalmen.<br />

Ist nicht gerade Unilever von all den Unternehmen, die Palmöl<br />

nutzen, vorangegangen und hat gesagt: „Wir kennen den Missstand<br />

und müssen über Alternativen nachdenken“?<br />

Bertrand: Unilever ist einfach ein ganz Großer am Markt, er ist ein Lebensmittel-<br />

und Konsumgüterriese. Der Konzern verbraucht 1,3 Millionen<br />

Tonnen Palmöl im Jahr und deshalb ist er der richtige Adressat. Wer so<br />

viel verbraucht, hat auch eine große Marktmacht und kann Einfl uss nehmen.<br />

Unilever behauptet immer, in Zukunft würde alles besser, ab 2<strong>01</strong>5<br />

wird alles nachhaltig. Letztendlich haben wir aber dafür in vielen Gesprächen<br />

keine Belege bekommen. Es gibt ein Siegel, das sich die Industrie<br />

quasi selber verleiht, wo Unilever selber den Vorsitz führt und das ist aus<br />

unserer Sicht überhaupt nicht überzeugend. Es soll dazu dienen, eine<br />

Beruhigungspille für die Konsumenten zu sein.<br />

Wie kann der Palmölverbrauch reduziert oder nachhaltiger gestaltet<br />

werden?<br />

Vollrath: Palmöl ist ein Produkt, welches von der Wirtschaft momentan<br />

im exzessiven Maße verbraucht wird, weil es günstig auf dem Weltmarkt<br />

zu erhalten und leicht zu verarbeiten ist. Der Hauptgrund für die Verwendung<br />

von Palmöl durch die Unternehmen ist wirtschaftlicher und<br />

fi nanzieller Natur. Es gibt durchaus Alternativen, z.B. andere Pfl anzenöle.<br />

In einem Statement hatte uns Unilever geschrieben, dass Raps- und<br />

Sonnenblumenöl möglich wären, aber eben vom Kostenfaktor her unattraktiv<br />

seien. Das heißt, das Unternehmen ist sich bewusst, dass es Alternativen<br />

gibt.<br />

Der Baum-ab-Preis wurde vom Verein „Rettet den Regenwald“<br />

gestiftet.<br />

„<strong>Nachhaltig</strong>keit als Chefsache“<br />

<strong>forum</strong>-Redakteurin Sandra Lukatsch sprach mit dem<br />

B.A.U.M.-Vorsitzenden Prof. Dr. Maximilian Gege über<br />

die Gründe für die Preisvergabe an Unilever-Chef Harry<br />

Brouwer.<br />

Was sagen Sie zu den Greenwashing-Vorwürfen der<br />

NGOs?<br />

Wer sich die Mühe macht, sich die Geschichte des mittlerweile<br />

zum 19. Mal vergebenen B.A.U.M.-Umweltpreises anzuschauen,<br />

kommt zu dem Ergebnis, dass die große Anzahl der<br />

Preisträger aus kleinen und mittelständischen Unternehmen<br />

und aus Institutionen kommt, die nachweislich als Vorreiter<br />

einer nachhaltigen Entwicklung zu bezeichnen sind. Mit dem<br />

B.A.U.M.-Umweltpreis zeichnen wir seit 1993 Einzelpersonen<br />

– und nicht, wie von „Rettet den Regenwald“ dargestellt, Unternehmen<br />

– für ihr Engagement aus. Als Wirtschaftsinitiative<br />

76 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| DEUTSCHLANDS NACHHALTIGE UNTERNEHMEN | PRAXIS<br />

ehrt B.A.U.M. dabei auch Akteure aus Großunternehmen für ihren<br />

Einsatz.<br />

Demnach verdient Harry Brouwer den B.A.U.M.-Umwelt -<br />

preis?<br />

Wir verleihen den Preis an Herrn Brouwer, weil wir uns persönlich<br />

davon überzeugt haben, dass er das Thema <strong>Nachhaltig</strong>keit bei Unilever<br />

zur Chefsache gemacht hat. Unilever führt bereits seit zwölf<br />

Jahren den Dow Jones Sustainability Index für den Lebensmittelsektor<br />

an und beweist damit sein langjähriges, kontinuierliches<br />

und erfolgreiches Engagement. Zudem setzt Unilever mit seiner<br />

Deutschland-Zentrale in der Hamburger Hafencity Maßstäbe für<br />

energieeffi ziente Bürogebäude und leistet einen wichtigen Beitrag<br />

zur notwendigen Energiewende. Unilever hat sich zum Ziel gesetzt,<br />

die Umweltauswirkungen der Produkte zu halbieren, landwirtschaftliche<br />

Rohwaren zu 100 Prozent aus nachhaltigem Anbau zu<br />

beziehen sowie einer Milliarde Menschen zu besserer Gesundheit<br />

und mehr Lebensqualität zu verhelfen.<br />

Eine detaillierte Begründung der Jury fi ndet sich im Preisträgerporträt<br />

von Harry Brouwer unter:<br />

www.baumev.de/global/download/Portraet_Harry_J._M._Brouwer.pdf.<br />

Die B.A.U.M.-Preisträger 2<strong>01</strong>1<br />

Internationaler B.A.U.M.-Sonderpreis<br />

• Prof. Dr. Ibrahim Abouleish, SEKEM<br />

B.A.U.M.-Umweltpreis<br />

Kategorie Großunternehmen<br />

• Harry J. M. Brouwer, Unilever Deutschland Holding GmbH<br />

Kategorie Kleine und mittelständische Unternehmen<br />

• Ralf Lokay, Druckerei Lokay e. K.<br />

• Dr. Martin Viessmann, Viessmann Werke GmbH & Co KG<br />

Kategorie Verbände/Institutionen<br />

• Benjamin Adrion, Viva con Agua de Sankt Pauli e. V.<br />

Kategorie Medien<br />

• Jörg Weber, ECOreporter.de<br />

Kategorie Wissenschaft<br />

• Prof. Dr. Claudia Kemfert, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung<br />

und Hertie School of Governance<br />

Prof. Dr. Maximilian Gege, Vorsitzender von B.A.U.M. e.V., im<br />

Dialog mit den NGOs „Rettet den Regenwald e.V.“ und „Robin<br />

Wood“.<br />

v.l.n.r.: Martin Oldeland, Benjamin Adrion, Harry Brouwer, Olaf<br />

Scholz, Jörg Weber, Dr. Martin Viessmann, Prof. Dr. Claudia<br />

Kemfert, Dr. Georg Winter, Ralf Lokay, Dieter Brübach, Prof.<br />

Dr. Ibrahim Abouleish, Prof. Dr. Maximilian Gege.<br />

Konferenz-Highlight in Berlin<br />

Die 20. B.A.U.M.-Preisverleihung<br />

im Rahmen der Jahres -<br />

tagung fi ndet am 4. und 5.<br />

Juni 2<strong>01</strong>2 in der Hauptstadtrepräsentanz<br />

der Deutschen<br />

Telekom AG statt: der Treffpunkt<br />

zum Thema <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

für Wirtschaft, Wissenschaft,<br />

Medien und Politik. Der Regierende Bürgermeister Klaus<br />

Wowereit hat seine Mitwirkung bereits zugesagt.<br />

Die Teilnehmer können im Anschluss auch die „Woche der Umwelt“<br />

in Schloss Bellevue am 5. und 6. Juni besuchen.<br />

In seiner Festrede rühmte<br />

der Erste Bürgermeister der<br />

Freien und Hansestadt Hamburg<br />

Olaf Scholz, Schirmherr<br />

des B.A.U.M.-Umweltpreises<br />

2<strong>01</strong>1, das Engagement der<br />

Preisträger für Umwelt- und<br />

Klimaschutz: „Sie, meine Damen<br />

und Herren Preisträger, zeigen, dass Umwelt- und Klimaschutz<br />

keine trendigen Extras sind. Es sind Überlebensfragen für die Zukunft,<br />

zu deren Beantwortung und Lösung Sie beitragen. Dabei<br />

haben Sie mit Ihrem Engagement Neuland betreten.“<br />

www.baumev.de/umweltpreis<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

77


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Forschungsprojekte<br />

im Umweltschutz<br />

am Hamburg Airport<br />

Hamburg Airport beteiligt sich, gemeinsam<br />

mit namhaften Partnern<br />

aus der Metropolregion, seit einigen<br />

Jahren aktiv an mehreren Forschungsprojekten,<br />

die zu einem effizienten<br />

und umweltfreundlichen Flughafen<br />

der Zukunft beitragen sollen. Aktuell<br />

ist die Umweltabteilung des Airports<br />

verstärkt in die nachfolgende Projekte<br />

eingebunden:<br />

Alternative Flugzeugtreibstoffe<br />

im Projekt<br />

„Future Aircraft Research“<br />

Im Luftfahrtforschungsprojekt „burn-<br />

FAIR“, welches ein Teilprojekt von FAIR<br />

(Future Aircraft Research) ist, werden<br />

die Potentiale alternativer Kraftstoffe<br />

für Flugzeugtriebwerke analysiert.<br />

Ziel dieses Projektes ist es, den steigenden<br />

Flugverkehr durch den Einsatz<br />

alternativer Kraftstoffe von den ansteigenden<br />

Treibhausgasemissionen<br />

zu entkoppeln: Mehr Flugverkehr<br />

ohne Zunahme an Emissionen.<br />

Die Aufgabe des Flughafens ist es,<br />

eine Infrastruktur zur Einführung<br />

alternativer Flugturbinentreibstoffe<br />

in Bezug auf die Praxistauglichkeit,<br />

Lagerung, Distribution und Sicherheit<br />

vorzubereiten und zum Teil auch umzusetzen.<br />

So ist im August 2<strong>01</strong>1 ein<br />

Probeumlauf mit einem Lufthansa-<br />

A321 mit Biofuel auf der Strecke<br />

Hamburg - Frankfurt gestartet. Das<br />

von der ASTM (American Society for<br />

Testing and Materials) freigegebene<br />

Biofuel ist ein sogenannter „Blend“,<br />

d.h. konventionellem Kerosin wird 50<br />

Prozent Bio-Kerosin beigemischt. Der<br />

Test wird voraussichtlich sechs Monate<br />

andauern. Die Betankung erfolgt ausschließlich<br />

in Hamburg.<br />

Allein im Laufe dieser Erprobungsphase<br />

werden durch den Einsatz des<br />

Biokerosins ca.1.500 t CO 2<br />

vermieden.<br />

Das Gesamtprojekt FAIR soll dazu beitragen,<br />

die Zielvorgaben des Weltluftfahrtverbandes<br />

IATA umsetzen. Diese<br />

besagen, dass die CO 2<br />

-Emissionen der<br />

Luftfahrt im Jahr 2050 nur noch die<br />

Hälfte der des Jahres 2005 betragen<br />

dürfen. Ab 2020 soll das Wachstum<br />

der Weltluftfahrt ohne eine weitere<br />

Zunahme der CO 2<br />

-Emissionen von<br />

statten gehen. Als dritter Punkt dieser<br />

freiwilligen, selbstverpflichtenden Ziele<br />

soll die Treibstoffnutzungseffizienz<br />

von 2009 bis 2020 um jährlich 1,5<br />

Prozent steigen.<br />

Multifunktionale Brennstoffzelle<br />

Jedes Flugzeug muss während der<br />

Abfertigung am Boden mit Strom und<br />

je nach Wetterlage mit Wärme oder<br />

Kälte versorgt werden. Dazu ist jedes<br />

Flugzeug mit einem Hilfstriebwerk<br />

(APU) ausgestattet, um die autarke<br />

Versorgung der Bordinstrumente<br />

78 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


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zu gewährleisten. Jedoch weist ein<br />

Hilfstriebwerk einen vergleichsweise<br />

geringen Wirkungsgrad auf und es<br />

entstehen erhebliche Lärm- und Luftschadstoffemissionen.<br />

Im Projekt „Multifunktionale Brennstoffzelle“<br />

geht es darum, die flugzeugeigene<br />

APU durch ein Brennstoffzellensystem<br />

zu ersetzen, das sowohl die<br />

elektrische Energie der Brennstoffzelle<br />

als auch die „Abfallprodukte“ der<br />

elektrochemischen Reaktion nutzt.<br />

Mit dem erzeugten Strom kann das<br />

Bordnetz des Flugzeugs sowohl am<br />

Boden als auch in der Luft mit elektrischer<br />

Energie versorgt werden. Die<br />

sauerstoffarme Abluft der Brennstoffzelle<br />

vermeidet bei Einleitung<br />

in die Tragflächentanks die Bildung<br />

einer zündfähigen Atmosphäre und<br />

der Wasserdampf kann, nachdem er<br />

kondensiert wurde, als Brauchwasser<br />

an Bord genutzt werden.<br />

Dieses multifunktionelle Brennstoffzellensystem<br />

wird in dem gleichnamigen<br />

Forschungsprojekt, entwickelt,<br />

dessen Leitung dem Luftfahrtkonzern<br />

EADS obliegt. Innerhalb des Projektes<br />

besteht die Aufgabe des Flughafens<br />

darin, infrastrukturelle Voraussetzungen<br />

für die Lagerung und die betriebsinterne<br />

Logistik von Wasserstoff<br />

zu entwickeln. Dies umfasst auch die<br />

Erörterung sicherheitstechnischer<br />

Anforderungen. Aus Sicht von Hamburg<br />

Airport wird der Umgang mit<br />

Wasserstoff im Flughafenbetrieb zukünftig<br />

eine bedeutende Rolle spielen.<br />

Insofern ist dieses Projekt eine Ergänzung<br />

bereits laufender Initiativen zur<br />

Nutzung von Wasserstoff.<br />

Umweltfreundliche<br />

Dienstleistungen<br />

Dieses Entwicklungsprojekt, an dem<br />

sich zwei Hamburger Hochschulen<br />

beteiligen, besteht aus zwei Projektteilen:<br />

Der erste Teil befasst sich mit der<br />

Verbesserung der Energieeffizienz von<br />

Flugzeughallen, die konstruktionsund<br />

nutzungsbedingt einen hohen<br />

Bedarf an Energie für Heizung und<br />

Beleuchtung haben.<br />

Der zweite Projektteil befasst sich mit<br />

der Untersuchung von Einsatzmöglichkeiten<br />

für Fahrzeuge mit alternativen<br />

Antriebskonzepten auf dem<br />

Flughafengelände. Erste Ergebnisse<br />

des Projektes zeigen, wie Flugzeughallen<br />

durch veränderte Heizungs- und<br />

Ventilationssysteme, aber auch die<br />

modifizierte Steuerung der Beleuchtung<br />

zukünftig erheblich weniger<br />

Energie benötigen. Ein weiteres Ergebnis<br />

dieses Projektes zeigt, welche<br />

der als zukunftsträchtig angesehenen<br />

alternativen Antriebssysteme (Erdgas,<br />

Wasserstoff, Elektrizität) für welche<br />

Einsatzmöglichkeiten am Flughafen<br />

am besten geeignet sind. Zukünftige<br />

Beschaffungen von Fahrzeugen<br />

werden sich an diesen Ergebnissen<br />

orientieren. Mit diesem Projekt sollen<br />

zwei typische Aspekte des Flughafenbetriebes<br />

im Hinblick auf Energieeffizienz<br />

verbessert werden.<br />

Hamburg Airport ist seit vielen Jahren<br />

an der Entwicklung neuer Konzepte,<br />

Infrastruktur und Technologien beteiligt,<br />

um die nachhaltige Entwicklung<br />

von Flughäfen voran zu treiben.<br />

Green Airport 2030<br />

Dieses Projekt ist das jüngste Forschungsvorhaben,<br />

an dem sich Hamburg<br />

Airport im Spitzencluster beteiligt.<br />

Green Airport 2030 ist ein<br />

Hauptarbeitspaket im Leuchtturmprojekt<br />

„Effizienter Flughafen 2030“<br />

und wurde 2<strong>01</strong>1 nachträglich initiiert,<br />

da bisher die „grünen“ Parameter im<br />

Leuchtturmprojekt zu wenig berücksichtigt<br />

wurden. Die Projektpartner<br />

sind die Siemens AG, das Deutsche<br />

Zentrum für Luft- und Raumfahrt<br />

(DLR) und die Flughafen Hamburg<br />

GmbH. Im Projekt wird die Steuerung<br />

aller umweltrelevanten Abläufe und<br />

Tätigkeiten an einem Flughafen auf<br />

einen optimalen Umweltschutz untersucht.<br />

Insbesondere die Wechselwirkungen<br />

zwischen Umweltauswirkungen<br />

als auch Umweltindikatoren<br />

werden analysiert.<br />

Umweltkapazitäten spielen im Projekt<br />

eine wichtige Rolle, d.h. die Menge<br />

an Umweltbelastungen, welche die<br />

politische Umgebung einem Flughafen<br />

zugesteht. Diese Umweltkapazität<br />

betrifft zum Beispiel: Lärmemissionen,<br />

Energieverbrauch, CO 2<br />

-Emissionen,<br />

Wasserverbrauch, Betriebszeiten,<br />

Abfallmengen und Recyclingquoten.<br />

Um die Umweltkapazität eines Flughafens<br />

auch bei steigendem Wachstum<br />

nicht zu überschreiten, müssen<br />

die Prozesse aus ökologischer Sicht<br />

bewertet werden, um ihren Einfluss<br />

auf die Umweltkapazität darstellen<br />

zu können. Anhand dieser Daten<br />

könnte ein Flughafen der Zukunft<br />

seinen Betrieb auch nach ökologischen<br />

Gesichtspunkten mit Hilfe von<br />

Assistenzsystemen optimieren.<br />

Das Projekt ist im Juni 2<strong>01</strong>1 für eine<br />

Dauer von knapp drei Jahren gestartet.<br />

www.hamburg-airport.de<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

79


PRAXIS<br />

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Barometer für Fortschritt<br />

Das war der Deutsche <strong>Nachhaltig</strong>keitstag 2<strong>01</strong>1<br />

Von Tina Teucher<br />

500 Teilnehmer begrüßte der führende<br />

deutsche Wirtschaftskongress<br />

zu den Themen nachhaltiger Entwicklung<br />

dieses Jahr in Düsseldorf.<br />

Unter den Ausstellern und Referenten<br />

fanden sich besonders viele<br />

Vertreter der Ernährungsbranche<br />

und Anbieter von Energieeffizienztechnologien,<br />

die impulsgebend für<br />

die nachhaltige Entwicklung der<br />

Wirtschaft sind.<br />

In seiner Rede forderte REWE-Chef<br />

Alain Caparros innovative Produkte<br />

und bessere Allianzen zwischen Handel<br />

und Industrie, um <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

vom Nischenphänomen zum attraktiven<br />

Angebot für eine Großzahl von<br />

Verbrauchern zu machen. Auch die<br />

Energiewende wurde auf einem Podium<br />

mit Prof. Klaus Töpfer diskutiert:<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit solle Barometer des<br />

Fortschritts werden und aufzeigen,<br />

was notwenig ist, damit Menschen,<br />

Unternehmen und Staat sich ändern.<br />

„Ein Tag mit vielen Anregungen und<br />

einem guten Überblick, was in Sachen<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit angesagt ist“, resümierte<br />

Teilnehmerin Beate Becker von<br />

Infineon Technologies ihre Eindrücke<br />

vom Kongress.<br />

Kinder an die Macht<br />

Parallel lief der Kindernachhaltigkeitstag.<br />

Von Fastfood-Steuer über Supermärkte,<br />

die „hässliches“ Obst und<br />

Gemüse anbieten und so Verschwendung<br />

verhindern, bis Sozialstunden<br />

für Superreiche oder Patenschaften<br />

von Menschen in Industrie- und Entwicklungsländern<br />

erarbeiteten die<br />

60 Schüler originelle Denkanstöße.<br />

Staatssekretär Jochen Homann zeigte<br />

sich beeindruckt und will die Kinderdeklaration<br />

Bundeskanzlerin Angela<br />

Merkel übergeben. Das sei auch<br />

eiligst nötig, meinte der 14-jährige<br />

Felix Finkbeiner in seiner flammenden<br />

Rede, denn „ihr diskutiert länger als<br />

wir alt sind!“<br />

Transparentes Green Event<br />

„Die Zeichen der Zeit zu erkennen und jetzt zu handeln,<br />

das ist unsere Aufgabe.“<br />

Peter Maffay, Ehrenpreisträger<br />

Am Abend wurde in festlichem<br />

Rahmen der Deutsche <strong>Nachhaltig</strong>keitspreis<br />

verliehen. Kanzleramtschef<br />

Ronald Pofalla, der die Auszeichnungen<br />

für Zukunftsstrategien<br />

übergab, betonte: „<strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

muss immer stärker zu einem Markenzeichen<br />

unserer Wirtschaft werden“.<br />

Auch die Veranstaltung selbst<br />

machte dieses Jahr ihrem Namen alle<br />

Ehre, mit regionalem Biocatering<br />

vom Koch der Fußballnationalmannschaft<br />

Holger Stromberg, CO 2<br />

-Reisekompensation,<br />

Mietmobiliar bis hin<br />

zur Öko-Kleidung der Hostessen.<br />

Und neben engagierten Unternehmen<br />

bekamen unerschütterliche<br />

Helden wie Peter Maffay oder Blacky<br />

Fuchsberger Ehrenpreise für ihren<br />

Einsatz für Kinder. Mutmacher für<br />

eigene Taten.<br />

Fastfoodsteuer! Kindersprecher Henry Hasberg übergibt Staatssekretär<br />

Jochen Homann die Deklaration der Kindernachhaltigkeitskonferenz.<br />

Sängerin Katie Melua vergleicht bei der Gala singend ihre unsterbliche<br />

Liebe mit dem Fakt, dass es sechs Milliarden Menschen in der<br />

Welt gibt. Inzwischen sind wir sieben Milliarden ...<br />

80 Gedruckt auf Charisma Silk – hergestellt aus 100 % Altpapier, ausgezeichnet mit dem Blauen Engel. Ein Produkt der Steinbeis Papier GmbH. <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| DEUTSCHLANDS NACHHALTIGE UNTERNEHMEN | PRAXIS<br />

Wann ist für Sie ein Unternehmen nachhaltig? Klare Ansagen aus der <strong>forum</strong>-Leserumfrage<br />

„Wenn es Produkte und/oder Dienstleistungen<br />

anbietet, die klar belegen,<br />

dass es dauerhaft und ganzheitlich<br />

darauf ausgerichtet ist, wirtschaftliche,<br />

soziale und ökologische Belange in Einklang<br />

zu bringen - und das für jeden jederzeit<br />

transparent kommuniziert.“<br />

Christine Müller<br />

... wenn<br />

es seine Umwelt<br />

besser hinterlässt, als es sie<br />

vorgefunden hat. Nicht nur Umwelt im<br />

herkömmlichen Sinne, sondern auch andere<br />

Faktoren, wie z.B. soziale Strukturen der<br />

Mitarbeiter oder Förderung von innovativen<br />

Projekten oder eines Bewusstseins für<br />

nachhaltiges Handeln bei Kindern und<br />

Jugendlichen.<br />

Lukas Hablitzel<br />

Für mich verfolgen nachhaltige<br />

Unternehmen folgende Ziele:<br />

100 Prozent Ökostrom und regenerative<br />

Wärme bei gleichzeitiger ständiger Energieeffizienzsteigerung.<br />

100 Prozent Nachwachsende<br />

Rohstoffe aus der Region, Produktion für<br />

die Region. Langlebige, reparaturfreundliche und<br />

recycelbare Produkte. Arbeitsbedingungen, die auf<br />

die Gesundheit und Zufriedenheit der Mitarbeiter<br />

ausgerichtet sind. Löhne und Gehälter, die<br />

mindestens deutlich über der Armutsgrenze<br />

liegen.<br />

Wolfram Sest<br />

„Wenn es die Werte lebt,<br />

die es nach außen kommuniziert.<br />

Kurz gesagt, wenn die Fassade nicht<br />

zusammenbricht, auch wenn man dran<br />

kratzt.“<br />

Ulrike Bartsch<br />

Die Sieger 2<strong>01</strong>1<br />

Unternehmen<br />

• Alnatura Produktions- und Handels GmbH<br />

• ARAMARK Holdings GmbH & Co. KG<br />

• Ludwig Stocker Hofpfisterei GmbH<br />

Marken<br />

• Viessmann Werke GmbH & Co. KG<br />

• GEPA – The Fair Trade Company<br />

• GLS Bank<br />

Zukunftsstrategien (Konzern)<br />

• Siemens AG<br />

• 3M Deutschland GmbH<br />

• SAP AG<br />

Ehrenpreise<br />

• Peter Maffay<br />

• Sir Cliff Richard<br />

• Joachim Fuchsberger<br />

• David de Rothschild<br />

„Social Entrepreneur der <strong>Nachhaltig</strong>keit“<br />

vom Rat für <strong>Nachhaltig</strong>e Entwicklung<br />

• Sina Trinkwalder, Manomama<br />

Sonderpreis Recyclingpapier<br />

• SAP AG<br />

Zukunftsstrategien (KMU)<br />

• Müller – Die lila Logistik AG<br />

• Herrmannsdorfer Landwerkstätten<br />

Glonn GmbH & Co. KG<br />

• VAUDE Sport GmbH & Co. KG<br />

Produkte/Dienstleistungen<br />

• Vaillant GmbH (ecoPOWER)<br />

• Fish & more GmbH (followfish)<br />

• SCHOTT AG (CERAN Kochfläche)<br />

Initiativen<br />

• dm-drogerie markt GmbH + Co. KG<br />

• Adamec Recycling GmbH<br />

• Bayer AG<br />

Sina Trinkwalder, Geschäftsführerin der manomama GmbH, erhielt<br />

den Sonderpreis Social Entrepreneur 2<strong>01</strong>1<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

81


PRAXIS<br />

| DEUTSCHLANDS NACHHALTIGE UNTERNEHMEN |<br />

So hoch wie der<br />

Mount Everest<br />

Sonderpreis unterstreicht: Recyclingpapier hat Modellcharakter<br />

für ressourceneffizientes <strong>Wirtschaften</strong><br />

Von Tina Teucher<br />

Im Rahmen des Deutschen <strong>Nachhaltig</strong>keitspreises<br />

2<strong>01</strong>1 wurden Deutschlands<br />

recyclingpapierfreundlichste Unternehmen<br />

ausgezeichnet. Nominiert<br />

waren die GLS Bank, der Stromanbieter<br />

Entega und das Softwareunternehmen<br />

SAP – allesamt „Überzeugungstäter“.<br />

„<strong>Nachhaltig</strong>keit“ wird gern als kompliziert<br />

und schwer umsetzbar dargestellt.<br />

Doch an vielen Stellen lässt<br />

sich bereits mit einfachen Mitteln ein<br />

erheblicher Beitrag zum Umweltschutz<br />

leisten. „Wenn man Recyclingpapier<br />

statt neuem Papier verwendet, braucht<br />

man viermal weniger Energie und bis<br />

zu siebenmal weniger Wasser“, sagt<br />

der Präsident des Umweltbundesamtes,<br />

Jochen Flasbarth. „Ich glaube, das<br />

ist eine gute Bilanz und deshalb ist es<br />

wichtig, hier auch Recyclinginitiativen<br />

hervorzuheben“. Genau darauf zielt<br />

der Sonderpreis Recyclingpapier ab.<br />

Die Auszeichnung wird an Unternehmen<br />

vergeben, die die Nutzung<br />

von Recyclingpapier fest in ihren<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keitsstrategien verankert<br />

haben und es mit hohen Einsatzquoten<br />

verwenden. „Recyclingpapierprodukte<br />

von heute sind Hightechprodukte und<br />

brauchen den Vergleich zu anderen<br />

nicht zu scheuen“, sagt Michael<br />

Söffge, Geschäftsführer der Steinbeis<br />

Papier GmbH, die Pate für den Sonderpreis<br />

steht und 2008 selbst als eines<br />

der drei nachhaltigsten Unternehmen<br />

Deutschlands ausgezeichnet wurde.<br />

Davon ist auch der Nominierte Thomas<br />

Jorberg, Geschäftsführer der GLS Bank<br />

überzeugt: „Dass wir Recyclingpapier<br />

einsetzen ist für Kunden und Mitarbeiter<br />

selbstverständlich – sie würden<br />

sich auch beschweren, wenn nicht!“<br />

„Ressourcen schonen ist neben<br />

dem Klimaschutz die zentrale gesellschaftliche<br />

und umweltpolitische<br />

Herausforderung“, unterstrich Jochen<br />

Flasbarth in seiner Laudatio bei der<br />

Preisverleihung. „Recyclingpapier<br />

steht wie kaum ein anderes Produkt<br />

für höchste Ressourcen- und Energieeffizienz<br />

– essenzielle Themen, die alle<br />

Wirtschaftszweige betreffen.“ Sogar<br />

in der Energiebranche spielt es eine<br />

wesentliche Rolle, so z.B. beim ebenfalls<br />

nominierten<br />

Ökostromanbieter<br />

Entega: „Recyclingpapier<br />

ist im<br />

Holz, Energie und<br />

Wasser sparen:<br />

Deutschlands recyclingpapierfreundlichste<br />

Unternehmen<br />

sind SAP AG (Daniel<br />

Schmidt), Entega<br />

(Cordelia Müller) und<br />

GLS Bank (Thomas<br />

Jorberg).<br />

Rahmen des Ressourcenschutzes ein<br />

Schritt, den man ganz einfach und<br />

schnell gehen kann“, betont Geschäftsführerin<br />

Cordelia Müller.<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit erlebbar machen<br />

„Ich habe mich gefragt: Wie können<br />

wir das Thema <strong>Nachhaltig</strong>keit erlebbar<br />

machen?“, erzählt Daniel Schmid, Leiter<br />

Sustainability Operations SAP AG.<br />

„Dann kam ich auf Recyclingpapier,<br />

das ist griffig: Im Jahr 2008 haben wir<br />

soviel Papier bedruckt wie der Mount<br />

Everest hoch ist – 80 Millionen Seiten!“<br />

Für 2009 hatte sich das Unternehmen<br />

deshalb vorgenommen, den Papierverbrauch<br />

um 20 Prozent zu senken<br />

– geschafft hat SAP 25 Prozent. SAP<br />

hat in Deutschland seine Verwaltung<br />

komplett auf das Papier mit dem<br />

Blauen Engel umgestellt und seine<br />

Maßnahmen breit intern kommuniziert,<br />

um einen langfristigen Effekt sicherzustellen.<br />

Das überzeugte auch die<br />

Jury und kürte das Unternehmen als<br />

Sieger: Der Softwarehersteller habe mit<br />

seinen 53.000 Mitarbeitern bewusst<br />

das Thema Papier als ein Instrument für<br />

die weitere nachhaltige Ausrichtung<br />

des Unternehmens gewählt. „Ein<br />

Ansatz, der Vorbildcharakter hat“,<br />

freut sich Michael Söffge, Pate des<br />

Sonderpreises.<br />

Auch im nächsten Jahr wird im<br />

Rahmen des Deutschen <strong>Nachhaltig</strong>keitspreises<br />

der Sonderpreis Recyclingpapier<br />

verliehen.<br />

Bewerbungen laufen über www.deut-<br />

scher-nachhaltigkeitspreis.de/675-<br />

0-Sonderpreis-Steinbeis.html<br />

82 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


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<strong>Nachhaltig</strong>keit bestimmt unser Handeln.<br />

Viessmann Werke · 35107 Allendorf (Eder) · Telefon 06452 70-0<br />

Viessmann – die nachhaltigste Marke<br />

Deutschlands 2<strong>01</strong>1.<br />

Unser <strong>Nachhaltig</strong>keitsprojekt „Effizienz Plus“ zeigt<br />

nicht nur, dass die energie- und klimapolitischen Ziele<br />

für 2020 bereits heute mit marktverfügbarer Technik<br />

erreicht werden können. Es beweist auch, dass sich<br />

Umweltschonung und Ressourceneffizienz mit wirtschaftlichem<br />

Erfolg und sozialer Verantwortung in<br />

Einklang bringen lassen. 2009 erhielten wir den Preis<br />

für die nachhaltigste Produktion, 2<strong>01</strong>1 wurden wir als<br />

nachhaltigste Marke Deutschlands ausgezeichnet.<br />

www.viessmann.de<br />

Deutschlands nachhaltigste<br />

Produktion 2009<br />

Deutschlands nachhaltigste<br />

Marke 2<strong>01</strong>1<br />

Die Kompetenzen der Viessmann Group: Öl- und Gas-Brennwerttechnik, Holzheizsysteme, Wärmepumpen, Solarsysteme, Biogasanlagen und Kraft-Wärme-Kopplung.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

83


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Innovative Recyclinglösungen<br />

made in Thurnau<br />

Die Hightech-Recyclinganlage kann eine<br />

gebrauchte PUR-Schaumdose und deren<br />

Restinhaltstoffe zu ca. 95 Prozent in Rohstoffe<br />

und Produkte verarbeiten.<br />

Die PDR Recycling GmbH + Co KG<br />

wurde 1993 als Gemeinschaftsunternehmen<br />

der führenden europäischen<br />

PUR-Schaumhersteller gegründet.<br />

Ziel war, vor Verabschiedung des<br />

Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetzes<br />

eine branchenübergreifende<br />

Rücknahme- und Recyclinglösung für<br />

gebrauchte Polyurethan-Schaumdosen<br />

zu schaffen, die der Gesetzgeber als gefährlichen<br />

Abfall einstuft. 2003 hat sich<br />

das Unternehmen, mit Sitz in Thurnau,<br />

als Europapartner von Hewlett-Packard<br />

mit der Rückholung und Verwertung<br />

von hp-Druckpatronen ein zweites<br />

Standbein als Anbieter von hochwertigen<br />

Recyclinglösungen geschaffen.<br />

Ein weiterer Geschäftsbereich ist die<br />

Rückführung verbrauchter Energiesparlampen<br />

und Leuchtstoffröhren. Als<br />

Dienstleister von Lightcycle führt PDR<br />

deutschlandweit diese verbrauchten<br />

Gasentladungslampen zurück.<br />

Erfolgreich für Umwelt<br />

und Klimaschutz<br />

Die Hightech-Recyclinganlage kann<br />

eine gebrauchte PUR-Schaumdose<br />

und deren Restinhaltstoffe zu ca.<br />

95 Prozent in Rohstoffe und Produkte<br />

verarbeiten. Diese Wertstoffe<br />

– flüssige Inhaltsstoffe, Treibgase,<br />

Weißblech, Aluminium und Kunststoffgranulat<br />

– werden in den Wirtschaftskreislauf<br />

zurückgeführt. So<br />

werden Abfälle vermieden und die<br />

beschränkten Rohstoffvorkommen<br />

auf lange Sicht geschont.<br />

Um seinen Qualitätsanspruch zu<br />

belegen, hat sich das Unternehmen<br />

seit 1999 Begutachtungen durch die<br />

DQS nach EfbV, DIN EN ISO 90<strong>01</strong> und<br />

DIN EN ISO 140<strong>01</strong> unterzogen. Im Juli<br />

2006 erfolgte die erfolgreiche Zertifizierung<br />

des Arbeitsschutzmanagementsystems<br />

nach BS OHSAS 180<strong>01</strong><br />

und 2008 berufundfamilie. Die PDR ist<br />

aufgrund ihrer transparenten Abläufe<br />

von bestimmten Nachweispflichten<br />

nach dem Kreislaufwirtschafts- und<br />

Abfallgesetz befreit.<br />

Einen nachhaltigen Unternehmenserfolg<br />

zu sichern, heißt<br />

auch, nachhaltig zu überzeugen.<br />

Daher engagiert sich PDR durch den<br />

Bezug von „Grünem Strom“, Wasserreduzierungsmaßnahmen<br />

und die Optimierung<br />

in seinen Prozessabläufen,<br />

wie z. B. im Druckluftmanagement<br />

oder auch in der Umstellung der<br />

Werbematerialien. Nicht nur Recyclingpapier<br />

ist damit gemeint, sondern<br />

auch die konsequente Umstellung des<br />

Unternehmensauftrittes auf nachhaltig<br />

produzierte Werbemittel, wie<br />

z. B. Bleistifte und Kugelschreiber<br />

aus FSC-zertifiziertem Holz und der<br />

Anwendung von Pflanzenölfarben bei<br />

Drucksachen.<br />

Der Erfolg eines Unternehmens wird<br />

sich in Zukunft deutlicher an dem<br />

Faktor Mensch messen lassen müssen.<br />

Dieses Potential hat PDR für sich<br />

erkannt. Ein erster Schritt war die<br />

Teilnahme an den Wettbewerben<br />

„Deutschlands Beste Arbeitgeber“<br />

2007 und „Großer Preis des Mittelstandes“<br />

2009, wo PDR als Finalist<br />

ausgezeichnet wurde. 2<strong>01</strong>0 gewann<br />

PDR den Wettbewerb „MEHRWERT<br />

Familie 2<strong>01</strong>0“ in der Kategorie Arbeitgeber<br />

50-250 Mitarbeiter, welchen die<br />

europäische Metropolregion Nürnberg<br />

durchführte. Mitmachen heißt, von<br />

den Besten zu lernen. Demzufolge lag<br />

es auf der Hand, nach einem Partner<br />

zu suchen, der einen auf diesem Weg<br />

begleitet. Den fand PDR in der Zertifizierung<br />

„berufundfamilie“ durch die<br />

Gemeinnützige Hertie-Stiftung. Mit<br />

dem „Netzwerkbüro Erfolgsfaktor<br />

Familie“ sieht sich PDR für die Zukunft<br />

gerüstet und hat die Maßnahmen in<br />

einem Sozialpaket „Beruf + Familie +<br />

Gesundheit“ umgesetzt.<br />

Die Auszeichnungen stehen für ein<br />

glaubwürdiges Management, das fair<br />

und respektvoll mit den Mitarbeitern<br />

zusammenarbeitet, eine hohe Identifikation<br />

mit dem Unternehmen und<br />

einen starken Teamgeist. Sie spiegelt<br />

ebenso die Bemühungen des Managements<br />

um CSR im Unternehmen wider.<br />

Kontakt<br />

PDR Recycling GmbH + Co KG<br />

Rolf Apfeld<br />

Am alten Sägewerk 3<br />

95349 Thurnau (Nordbayern)<br />

Telefon +49 (0)9228 / 9 50 - 0<br />

info@pdr.de<br />

84 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| DEUTSCHLANDS NACHHALTIGE UNTERNEHMEN | PRAXIS<br />

Wenn die Post<br />

elektrisch kommt …<br />

Von Fritz Lietsch<br />

Seit Mitte dieses Jahres ist in mehreren<br />

Regionen Deutschlands Realität,<br />

was <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong><br />

seit langem fordert: Der Einsatz von<br />

E-Fahrzeugen für Kurzstreckenfahrten.<br />

In mehreren Modellversuchen testen<br />

verschiedene Automobilhersteller<br />

zusammen mit Deutsche Post DHL<br />

den Einsatz von Stromern im Briefzustellbetrieb.<br />

Sie kennen das Bild: Der Mann von der<br />

Post fährt mit seinem Zustellfahrzeug<br />

die Briefe und Pakete aus. Dazu hält<br />

er in kurzen Abständen, um die Post<br />

in Briefkästen zu werfen oder Pakete<br />

und Päckchen persönlich abzugeben.<br />

Die Zustellung in die Hausbriefkästen<br />

dauert im Schnitt nicht mehr als eine<br />

Minute und häufig liegen weniger<br />

als 100 Meter Distanz zwischen den<br />

Empfängern.<br />

Damit die Zustellung in Zukunft<br />

weniger zu Lasten der Umwelt geht,<br />

testet die Deutsche Post DHL schon<br />

seit 2009 den Einsatz von alternativen<br />

Antrieben. Über 3.500 Fahrzeuge<br />

mit Elektro- und Hybridantrieb, alternativen<br />

Kraftstoffen und motorelektronischen<br />

und aerodynamischen<br />

Modifikationen hat die Deutsche Post<br />

DHL heute weltweit im Einsatz.<br />

Neben Renault Kangoos im Rheinland<br />

wurden vor kurzem in Berlin 10 VW<br />

Caddies eingesetzt, um die Alltagstauglichkeit<br />

der Stromer zu testen.<br />

Der Einsatz von Elektrofahrzeugen im<br />

Alltagsbetrieb liefert den Herstellern<br />

wichtige Erkenntnisse für die Weiterentwicklung<br />

von Elektrofahrzeugen<br />

und kann so mittelfristig zu einer<br />

marktwirtschaftlichen Serienreife in<br />

den Nutzfahrzeugklassen führen.<br />

Zum anderen können durch den<br />

Elektroantrieb Briefe und Päckchen<br />

geräuscharm, kraftstofffrei und durch<br />

Zustellerinnen mit Uwe Brinks, Mitglied des Bereichsvorstands Brief, zuständig für den<br />

Betrieb: Die Elektrofahrzeuge von VW waren Teil eines Praxistests der Deutschen Post DHL<br />

in Potsdam und in Stahnsdorf bei Berlin. Der Test wurde wissenschaftlich begleitet vom<br />

Institut für Transportation Design in Braunschweig und gefördert vom Bundesministerium<br />

für Umwelt.<br />

die Nutzung von grünem Strom bei<br />

der Deutschen Post auch zu 100 Prozent<br />

CO 2<br />

-neutral ausgeliefert werden.<br />

Projekt „Erprobung nutzfahrzeugspezifischer<br />

E-Mobilität<br />

(EmiL)“<br />

Im Fokus der Flottenerprobung standen<br />

die Batterieentwicklung, die<br />

Nutzerhandhabung, die Reichweite<br />

und die Sicherheit der fast geräuschlosen<br />

Fahrzeuge. Der Test erfolgte im<br />

Rahmen des vom Bundesministerium<br />

für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit<br />

(BMU) geförderten Projekts<br />

„Erprobung nutzfahrzeugspezifischer<br />

E-Mobilität (EmiL)“. Das Projekt ist Teil<br />

des Förderprogramms <strong>Elektromobilität</strong>,<br />

für das das BMU im Rahmen des<br />

Konjunkturpakets II insgesamt 100<br />

Millionen Euro zur Verfügung stellt.<br />

Es ist Ziel, durch den Einsatz der<br />

Fahrzeuge im Alltagsbetrieb wichtige<br />

Erkenntnisse zur Nutzung von regenerativen<br />

Kraftstoffen und alternativen<br />

Fahrzeugantrieben zu gewinnen.<br />

Sinnvolle ökologische und<br />

ökonomische Alternative<br />

Eine erste Auswertung des 3-monatigen<br />

Tests bei Berlin ergibt, dass die E-<br />

Fahrzeuge durchaus eine ökologische<br />

als auch ökonomische Alternative<br />

für den städtischen Zustellverkehr<br />

sein können. Im Vergleich zum VW<br />

Caddy mit herkömmlichem Verbrennungsmotor<br />

sind die Elektrofahrzeuge<br />

günstiger im Verbrauch und durch die<br />

Nutzung von grünem Strom umweltfreundlicher.<br />

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Gedruckt auf Charisma Silk – hergestellt aus 100 % Altpapier, ausgezeichnet mit dem Blauen Engel. Ein Produkt der Steinbeis Papier GmbH.<br />

85


PRAXIS<br />

| DEUTSCHLANDS NACHHALTIGE UNTERNEHMEN |<br />

Der T(h)urmblick<br />

Zero Impact Growth<br />

Auf der Suche nach einer klaren Orientierungshilfe?<br />

Von Ralph Thurm<br />

Also jetzt mal ehrlich – woher wissen<br />

wir eigentlich, ob ein Unternehmen<br />

nachhaltig wirtschaftet? Und woran<br />

bemessen wir dies? Sind die Gewinner<br />

in den verschiedenen Rankings<br />

diejenigen, die genug für die <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

ihres Unternehmens, des<br />

Planeten und uns Menschen tun?<br />

Nein, wir wissen es nicht! Wir können<br />

nur grob beurteilen, ob Unternehmen<br />

B besser als Unternehmen A ist.<br />

Aber dafür müssen wir schon sehr<br />

genau die sogenannten „Boundary<br />

Definitions“ anschauen: Für was und<br />

wie weit fühlt sich ein Unternehmen<br />

verantwortlich und misst dies dann<br />

auch? Die jetzt noch gültigen GRI<br />

Guidelines (Version 3.1) kennen zwar<br />

den „<strong>Nachhaltig</strong>keitskontext“ als ein<br />

Prinzip, aber die Indikatoren bilden<br />

diesen Anspruch nicht ab. Dieses<br />

Dilemma bestand schon 2005/2006,<br />

als Footprints, Emission Caps oder<br />

das Ruggie-Framework noch nicht<br />

bestanden. Uns fehlt noch immer die<br />

eigentliche Benchmark zur Bewertung<br />

von „gut oder schlecht“. Die neuen<br />

G4 Richtlinien (2<strong>01</strong>3) und das künftige<br />

IIRC Rahmenwerk (2020) müssen<br />

Antwort geben auf Sinn und Zweck<br />

der Berichterstattung und festlegen,<br />

welche Benchmarks Erfolg im Sinne<br />

der <strong>Nachhaltig</strong>keit messen. Uns fehlt<br />

eine klare Orientierungshilfe!<br />

John Elkington (Volans) und ich<br />

sind davon überzeugt, dass wir<br />

nicht bis 2020 warten können,<br />

um diese Benchmark zu definieren.<br />

Nach unzähligen Gesprächen<br />

mit Unternehmen haben wir uns<br />

entschlossen, mit dem „ZERO<br />

IMPACT GROWTH“-Paradigma<br />

die nötige Orientierungshilfe<br />

zu definieren. Wir fokussieren<br />

uns auf die Basisarbeiten des<br />

WBCSD (Vision 2050) und<br />

die einfache Annahme, dass<br />

wir sehr schnell definieren<br />

müssen, was wir bis wann<br />

und mit welchen Konsequenzen<br />

gemeinsam erreichen<br />

müssen. Darauf aufbauend<br />

bieten wir ab Frühjahr 2<strong>01</strong>2<br />

den ZERO HUB als Open Innovation<br />

Plattform an, um mit<br />

Unternehmen aus insgesamt<br />

sechs Industrieclustern gemeinsam<br />

zu arbeiten. Die Kombination der<br />

Thesen aus John Elkingtons neuem<br />

Buch „The Zeronauts – Breaking the<br />

Sustainability Barrier“ [Earthscan/<br />

Taylor & Francis, Frühjahr 2<strong>01</strong>2] und<br />

die Innovationsmethodologien von<br />

Deloitte Innovation liegen diesem<br />

Prozess zugrunde. Wir definieren die<br />

sogenannten „Zeronautics“, den notwendigen<br />

„Joint Adaptation Plan“,<br />

und darauf aufbauend die Werkzeuge<br />

und „Individual Adaptation Plans“ zur<br />

Unterstützung der Umsetzung. Phase<br />

1 dauert neun Monate und ist – wie<br />

der Name schon andeutet – aus unserer<br />

Sicht nur der Anfang (weitere Informationen<br />

zum ZERO HUB sind über<br />

die E-Mail-Adresse unten beziehbar).<br />

Der Diskussionsprozess zum ZERO<br />

HUB ist vielschichtig, ermutigend<br />

sowie schockierend zugleich. Es gibt<br />

viele Unternehmen, die grundsätzlich<br />

Interesse an dieser Ausarbeitung<br />

haben, es aber für zu früh oder zu<br />

schwierig erachten, sich an dieser Diskussion<br />

aktiv zu beteiligen. Zu unserer<br />

Überraschung kommen diese Aussagen<br />

vielfach von Unternehmen, die<br />

in den einschlägigen Rankings relativ<br />

gut abschneiden. Woran liegt das?<br />

Ich denke, vier sehr kritische Aspekte<br />

sind hierbei zu nennen:<br />

1. Selbst bei den im <strong>Nachhaltig</strong>keitsbereich<br />

weiter entwickelten<br />

Unternehmen stehen noch immer<br />

kaum Kapazitäten zu Themen<br />

nachhaltiger Entwicklung zur Verfügung.<br />

Entscheidungsprozesse<br />

sind vor diesem Hintergrund sehr<br />

politisch motiviert und diffus bezüglich<br />

der Mitspracherechte und<br />

somit unberechenbar.<br />

86 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| DEUTSCHLANDS NACHHALTIGE UNTERNEHMEN | PRAXIS<br />

2. Die mittelfristigen Zielsetzungen<br />

dieser Unternehmen entsprechen<br />

eher dem Forderungskanon des<br />

Topmanagements. Dieser ist vielfach<br />

nur ansatzweise mit ausgear-<br />

„Zero-Glossar“<br />

• Zero Impact Growth<br />

Beschreibt die Idee eines Übergangs<br />

zu qualitativem Wachstum, wobei in<br />

Abstimmung zwischen den verschiedenen<br />

Wirtschafts- und Gesellschaftsakteuren<br />

eine ausgeglichene Belastung<br />

des Planeten Erde ermöglicht wird<br />

(1-Planet-Ökonomie). Hierbei werden<br />

ökonomische, ökologische und soziale<br />

Aspekte berücksichtigt, da es zu einer<br />

Harmonisierung von Technologie, globaler<br />

Governance und Verhalten auf<br />

Basis einer Minimum-Zielereichung<br />

kommen muss. Insofern ist Zero Impact<br />

Growth nicht das Ende, sondern der<br />

Anfang für ein neues Verständnis von<br />

Wachstum und Sinnstiftung.<br />

• Zeronauts<br />

Die Vorbild-Unternehmer einer Zero Impact<br />

Growth Ökonomie.<br />

• Zeronautics<br />

Die grundlegenden Indikatoren, die die<br />

Zielerreichungsgrade in gegenseitiger<br />

Abhängigkeit der Akteure beschreiben<br />

sollen.<br />

• Joint Adaptation Plan<br />

Die auf Basis der Zielerreichung einer<br />

Zero Impact Growth Ökonomie zu nehmenden<br />

Schritte, abgestimmt zwischen<br />

den Akteuren, insofern auch eine Klarstellung<br />

des Rollenverständnisses und<br />

Verantwortungsumfangs der einzelnen<br />

Akteure.<br />

• Individual Adaptation Plan<br />

Die Übersetzung des Joint Adaptation<br />

Plans in das Umfeld der teilnehmenden<br />

Unternehmen.<br />

• Regenerative Growth<br />

Die Weiterführung des Zero Impact<br />

Growth Gedankens, der nur eine absolute<br />

Minimumanforderung defi niert.<br />

Regenerative Growth geht von der Idee<br />

aus, dass ein weiterer Kapitalaufbau<br />

durch Technologie, globale Governance<br />

und Verhalten ermöglicht werden kann,<br />

der die Basis für Innovationen ist, die<br />

dem Planeten Erde mehr zurückgeben,<br />

als von uns genommen wird.<br />

beiteten Szenarien untermauert.<br />

Ein angesprochenes Unternehmen<br />

hat sich beispielsweise sehr medienwirksame<br />

mittelfristige Ziele<br />

auferlegt, aber die <strong>Nachhaltig</strong>keitsspezialisten<br />

des Unternehmens<br />

wissen eigentlich noch nicht<br />

richtig, wie diese zu erreichen<br />

sind. Der ZERO HUB ist aus der<br />

Sicht solcher Unternehmen dann<br />

eher unerwünscht.<br />

3. Das ZERO IMPACT GROWTH<br />

Paradigma schafft – so unsere<br />

Überzeugung – Orientierungshilfe,<br />

um Einzelaktivitäten eines<br />

Unternehmens bezüglich der Effektivität<br />

und des Zeitplans besser<br />

untersuchen zu können. Seien wir<br />

ehrlich, viele <strong>Nachhaltig</strong>keitschefs<br />

wollen dies gar nicht. Gründe<br />

sind vor allem eigenes Standing<br />

und Innenpolitik, und je weniger<br />

Benchmark existiert, umso mehr<br />

Handlungsfreiheit bleibt.<br />

4. In vielen Unternehmen, die sich<br />

an der Rankingspitze befinden,<br />

ist <strong>Nachhaltig</strong>keit Teil des Brands<br />

geworden. Um diese Spitzenposition<br />

zu behalten, schotten sie<br />

sich z.T. ab, was kontraproduktiv<br />

zum eigentlichen <strong>Nachhaltig</strong>keitsgedanken<br />

ist und in alte<br />

Stereotype (noch verstärkt durch<br />

die Aspekte 1-3) zurückfallen lässt.<br />

Eine weitere Krisenwelle kommt<br />

dann gerade recht: Man müsse<br />

sich jetzt erst mal wieder auf das<br />

Wesentliche konzentrieren. Und<br />

außerdem bekäme man doch so<br />

viele Angebote von außen, die<br />

man gar nicht bewältigen könne.<br />

Aber es gibt auch Unternehmen,<br />

die sich wirklich um ihr und unser<br />

Überleben in der Zukunft sorgen. Es<br />

sind diejenigen Unternehmen, die<br />

wissen, dass das eigentliche Innovationspotenzial<br />

der <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

durchaus auch außerhalb der eigenen<br />

Industrie sowie der Liefer- und Abnehmerketten<br />

zu finden ist. Sie sehen<br />

das Synergienpotenzial eines gut<br />

organisierten Innovationsprozesses<br />

wie den ZERO HUB als Möglichkeit,<br />

die letzten Hindernisse zum ‚Mount<br />

Sustainability‘ zu überwinden. Dass<br />

Wie ein Raumflug:<br />

Die fünf Schritte zum Zeronaut<br />

• Launch<br />

- Workshop 1: Trends, Scenarios und<br />

Notwendigkeit einer Zero Impact<br />

Growth Zukunft<br />

- Workshop 2: Entwicklung des „Pathway<br />

to Scale“ Modells, Betrachtung<br />

individueller Sektoren, Wertketten<br />

und Entwicklungspfade<br />

• Into Orbit<br />

- Workshop 3: Entwicklung eines Joint<br />

Adaptation Plans<br />

- Workshop 4: Austausch mit bestehenden<br />

Zeronauts, Priorisierung und<br />

Konkretisierung<br />

• Preparing to land<br />

- Workshop 5: Festlegung der Systemkomponenten,<br />

Messkomponenten<br />

und notwendige Instrumentierung<br />

• Re-Entry<br />

- Workshop 6: Testen des Joint Adaptation<br />

Plans, Tool-Betatest, Ausarbeitung<br />

des Individual Adaptation Plans,<br />

Vorbereitung Closing Event, Festlegung<br />

der weiteren Zusammenarbeit<br />

(Zeronauts-Alumni)<br />

• Stardom<br />

- Closing Event (evtl. TedEx Zero)<br />

- Tool-Release<br />

- Festlegung weiterer Entwicklungsschritte<br />

(Saison 2 des Zero Hubs)<br />

aus der akademischen Welt schon der<br />

Ruf nach REGENERATIVE GROWTH als<br />

Folgeparadigma kommt, verstärkt die<br />

Motivation, nun erst einmal die minimal<br />

notwendige Orientierungshilfe<br />

anzuvisieren. Soviel Zeit muss sein!<br />

Kontakt<br />

Ralph Thurm, Director Sustainability<br />

Strategies & Innovation,<br />

Deloitte Innovation B.V., Niederlande<br />

rthurm@deloitte.nl<br />

Blog: www.aheadahead.wordpress.com<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

87


PRAXIS<br />

| DEUTSCHLANDS NACHHALTIGE UNTERNEHMEN |<br />

Die Zukunft ist grün –<br />

oder gar nicht!<br />

Panasonic wurde am 25. August 2<strong>01</strong>1 in Tokio bei den SAM Awards für sein<br />

engagiertes <strong>Nachhaltig</strong>keitsmanagement ausgezeichnet und bekam im Dow<br />

Jones Sustainability Index 2<strong>01</strong>0/2<strong>01</strong>1 den Titel ‚Supersector Leader’, den weltweit<br />

nur 19 Firmen tragen. <strong>forum</strong>-Herausgeber Fritz Lietsch fragte bei Werner<br />

Graf, Managing Director Panasonic Deutschland, nach, auf welchen Säulen die<br />

CSR-Strategie bei Panasonic gestützt ist und wie der globale Player die Zukunft<br />

des nachhaltigen <strong>Wirtschaften</strong>s einschätzt.<br />

Welche Tradition hat gesellschaftliches<br />

und ökologisches Engagement<br />

bei Panasonic?<br />

Für unseren Firmengründer Konosuke<br />

Matsushita war nachhaltiges Handeln<br />

elementar. Er war es, der 1918 den<br />

Grundstein für Panasonic legte und<br />

nachfolgend die ersten Produkte aus<br />

recycelten Materialien entwickelte. Und<br />

er war es auch, der ein Unternehmen<br />

stets als Teil der Gesellschaft begriff.<br />

Was bedeutete das konkret?<br />

In den 20er-Jahren waren elektrische<br />

Produkte Luxus und nur für wenige<br />

Personen erschwinglich. Konosuke<br />

Matsushita meinte jedoch, dass<br />

hochqualitative Güter jedermann<br />

zur Verfügung stehen sollten – auch<br />

Menschen mit geringem Einkommen.<br />

Dies gelang ihm prompt mit einem<br />

Glühbirnenadapter aus recycelten<br />

Lampenfassungen.<br />

Aber war das mehr als eine gute<br />

Geschäftsidee?<br />

Konosuke Matsushita nahm eine für<br />

das traditionelle Japan ungewöhnliche<br />

Haltung ein: Er war fest davon<br />

überzeugt, dass Firmen eine Mission<br />

benötigen und diese konsequent<br />

ausführen müssen. Bereits 1933<br />

formulierte er wesentliche Firmengrundsätze<br />

wie Ehrlichkeit und Fairness,<br />

Teamwork sowie ein Leben im<br />

Einklang mit der Natur.<br />

Wie schaut das „Leben im Einklang<br />

mit der Natur“ für ein Unternehmen<br />

aus?<br />

Panasonic möchte bis 2<strong>01</strong>8, dem<br />

100. Jahrestag der Gründung des<br />

Elektronikkonzerns, das führende<br />

Unternehmen für grüne Innovationen<br />

in der Elektronikindustrie werden.<br />

Der Umweltgedanke soll dabei im<br />

Zentrum unseres unternehmerischen<br />

Handelns stehen und mit zwei Strategien<br />

verwirklicht werden:<br />

‚Green Life Innovation’ bietet Ideen<br />

für eine nachhaltige Lebensweise<br />

und ‚Green Business Innovation’ soll<br />

die Auswirkungen der Panasonic<br />

Geschäftsaktivitäten auf die Umwelt<br />

in größtmöglichem Maße reduzieren<br />

und dabei gleichzeitig ein gesellschaftliches<br />

Leitbild unternehmerischen<br />

Handelns entwickeln.<br />

Geht es noch etwas konkreter?<br />

In unseren Büros und Fabriken, bei<br />

der Planung und Herstellung von Produkten<br />

und in unserem Management<br />

handeln wir nach ganz konkreten<br />

Vorgaben (‚eco ideas’), welche seit<br />

20<strong>01</strong> in einem ökologischen Konzept,<br />

dem ‚Green Plan’, festgehalten<br />

werden. Er wird stetig aktualisiert und<br />

ist unternehmensweit verbindlich.<br />

Unsere Firma verpflichtete sich beispielsweise,<br />

vom Geschäftsjahr 2007<br />

bis 2<strong>01</strong>0 (Abschluss März 2<strong>01</strong>1) den<br />

von ihr verursachten Kohlendioxidausstoß<br />

um rund 300.000 Tonnen zu<br />

verringern. Dies gelang uns bereits<br />

ein Jahr früher als geplant. Auch die<br />

Vorgabe, bis März 2<strong>01</strong>0 mindestens<br />

200 Produkte mit herausragenden<br />

Umwelteigenschaften – so genannte<br />

‚Superior Green Products’ – auf<br />

den Markt zu bringen, konnten wir<br />

übertreffen und hatten zu besagtem<br />

Zeitpunkt bereits 395 dieser Vorreiter-<br />

Produkte auf dem Markt.<br />

88 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| DEUTSCHLANDS NACHHALTIGE UNTERNEHMEN | PRAXIS<br />

CSR ist mehr als Umweltschutz<br />

und grüne Produkte ...<br />

Stimmt, aber die Umwelt ist uns<br />

einfach eine Herzensangelegenheit.<br />

Doch Sie haben recht. Ein Unternehmen<br />

muss im Einklang mit der Natur<br />

UND der Gesellschaft existieren. Unsere<br />

Strategie zur Corporate Social<br />

Responsibility (CSR) fußt deshalb auch<br />

auf drei Säulen. Zusätzlich zum bereits<br />

beschriebenen Umweltengagement<br />

übernehmen wir Verantwortung<br />

gegenüber der Gesellschaft zum<br />

Beispiel durch ‚Panasonic eco relay’:<br />

Diese Initiative fordert jeden im Unternehmen<br />

auf, sich persönlich zu<br />

engagieren. Allein im Herbst 2008, als<br />

eco relay startete, stellten Mitarbeiter<br />

aus 342 Büros und Fertigungsstätten<br />

in 39 Ländern rund 520 Projekte auf<br />

die Beine.<br />

Umweltbewusstsein in der Gesellschaft<br />

zu verankern ist gleichfalls<br />

unser Anliegen bei ‚kids school – eco<br />

learning’. Das globale Bildungsprojekt<br />

wurde von Panasonic eigens ins<br />

Leben gerufen, um Schülerinnen und<br />

Schülern auf spielerische Weise ökologisches<br />

Wissen zu vermitteln.<br />

Der dritte Bereich unserer Corporate<br />

Social Responsibility konzentriert<br />

sich auf unsere Firma und die mit ihr<br />

verbundenen Menschen: Kunden, Lieferanten,<br />

Mitarbeiter, Handelspartner,<br />

Investoren oder Journalisten – sie alle<br />

erwarten von uns eine offene und ehrliche<br />

Kommunikation. Großen Einfluss<br />

üben wir auf unsere Lieferanten aus.<br />

Diese müssen unseren umweltorientierten<br />

sowie fairen und ethischen<br />

Beschaffungsprinzipien zustimmen<br />

– so, wie sie in unsereren Clean- und<br />

Green-Procurement-Erklärungen<br />

definiert sind.<br />

Aber wo leben Sie die Verantwortung<br />

im Kerngeschäft?<br />

Natürlich bei den Produkten selbst.<br />

Unsere Strategie einer „grünen“<br />

Produktentwicklung soll helfen, die<br />

Lebensqualität von Menschen zu<br />

verbessern und das empfindliche<br />

Ökosystem der Erde langfristig zu<br />

schützen. Erreichen wollen wir dies<br />

durch verbesserte Gerätefunktionen,<br />

die Fertigung in ‚Green Factories’<br />

sowie die Reduktion des Umwelteinflusses<br />

eines Produktes über seine<br />

gesamte Lebensdauer. Bereits bei der<br />

Konzeption wissen wir, wie groß der<br />

ökologische Fußabdruck sein wird,<br />

den unsere Geräte in der Umwelt<br />

hinterlassen. Idealerweise sollte dieser<br />

komplett verschwinden. Auf dem<br />

Weg dorthin nutzt Panasonic ein ‚Life<br />

Cycle Assessment’ (LCA): Das Bewertungssystem<br />

macht es möglich, schon<br />

in der Planungsphase die Umweltverträglichkeit<br />

eines neuen Produktes zu<br />

quantifizieren.<br />

Was sind Green Factories?<br />

Ob in China, Großbritannien oder<br />

Tschechien: Alle Fabriken von Panasonic<br />

sind nach internationalen<br />

Umweltstandards zertifiziert. 238<br />

von ihnen (94 Prozent), dürfen sich<br />

zudem ‚Green Factory’ nennen, denn<br />

sie agieren besonders nachhaltig.<br />

Jede unserer Fertigungsstätten wird<br />

nach einem 15stufigen, detaillierten<br />

Bewertungssystem – dem ‚Green<br />

Factory Assessment’ – hinsichtlich<br />

ihres ökologischen Handelns genau<br />

eingestuft. Das Bewertungssystem<br />

legt offen, welche Beiträge eine Fabrik<br />

beispielsweise im Hinblick auf die<br />

Verringerung von CO 2<br />

-Emissionen,<br />

Schadstoffen, Abfällen oder Wasserverbrauch<br />

leistet.<br />

Natürlich kümmern wir uns auch um<br />

ressourcenschonende Verpackungen,<br />

ein grüne Logistik und erfüllen in<br />

Europa die ‚WEEE-Richtline’ (Waste<br />

Electrical and Electronical Equipment),<br />

die uns als Elektro- und Elektronikhersteller<br />

verpflichtet, Altgeräte auf<br />

eigene Kosten einzusammeln und<br />

dem Recycling zu zuführen. Unser<br />

Handeln geht jedoch über diese gesetzliche<br />

Bestimmung hinaus. Bereits<br />

vor mehr als zehn Jahren errichteten<br />

wir in Japan ein eigenes Hightech-<br />

Recyclingzentrum (Matsushita Eco<br />

Technology Center).<br />

Mit welchen Visionen geht Ihr<br />

Unternehmen in die Zukunft?<br />

Im April 2009 eröffnete Panasonic<br />

das ‚eco ideas’ Haus in Tokio. Durch<br />

Technik für das Erzeugen, Sparen,<br />

Verwalten und Speichern von Energie<br />

soll ein grüner Lebensstil quasi ohne<br />

CO 2<br />

-Emissionen möglich werden.<br />

Solar- und Brennstoffzellen erzeugen<br />

Energie, den gerade nicht benötigten<br />

Strom speichern Lithium-Ionen-<br />

Akkus und mit dem so genannten<br />

‚Smart Energy Gateway’ wird der<br />

Energieverbrauch im Haus verwaltet.<br />

Es verbindet alle elektrischen Geräte<br />

im Haus und vereinfacht so die<br />

Energieverwaltung und -kontrolle.<br />

Innovative Haushaltsgeräte und Produkte<br />

erleichtern darüber hinaus das<br />

Energiesparen.<br />

Ein umweltfreundlicher Haushalt<br />

bringt noch keine Energiewende.<br />

Stimmt, deshalb bauen wir in Fujisawa<br />

in der Region Tokio eine ‚Sustainable<br />

Smart Town’ – die nachhaltige Stadt.<br />

Für dieses Engagement haben wir<br />

auch den SAM Award bekommen –<br />

wir sind also auf dem richtigen Weg.<br />

Zusammen mit acht Partnerunternehmen<br />

errichten wir 1.000 Gebäude mit<br />

3.000 Haushalten auf einer ehemaligen<br />

Fabrikfläche. Durch intelligente<br />

Hauskonzepte und Hybrid-Autos<br />

sollen im Vergleich zum Jahr 1990<br />

rund 70 Prozent der CO 2<br />

-Emissionen<br />

eingespart werden und 2<strong>01</strong>3 bereits<br />

die ersten Bewohner einziehen. In<br />

wenigen Jahren werden alle großen<br />

städtischen Bauprojekte ähnlichen<br />

Energie-Standards entsprechen, davon<br />

bin ich überzeugt.<br />

In welche Richtung möchten Sie<br />

sich zukünftig ganz besonders<br />

engagieren?<br />

Panasonic definiert eine ‚Green<br />

Innovation Company’ als ein Unternehmen,<br />

das Innovationen verfolgt,<br />

um externe Lebensweisen zu ändern<br />

und das sich selbst dazu verpflichtet,<br />

Änderungen am eigenen Geschäftsstil<br />

vorzunehmen. Wir werden die<br />

Umwelt zum Mittelpunkt unserer<br />

geschäftlichen Aktivitäten machen,<br />

begleitet von einer entschlossenen<br />

Einstellung. Unser Ziel ist es, mit unseren<br />

Produkten und Technologien<br />

auch in Deutschland einen Lebensstil<br />

nahezu ohne CO 2<br />

-Emissionen zu<br />

ermöglichen.<br />

Wir wünschen dabei viel Erfolg<br />

und bedanken uns für das Gespräch.<br />

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89


PRAXIS<br />

| DEUTSCHLANDS NACHHALTIGE UNTERNEHMEN |<br />

Partizipative<br />

Wirtschaftsethik<br />

Die Mobilisierung der Verbände und Kammern zur Wertekultur<br />

Von Peter Grassmann<br />

Unser Wertebegriff ist im Umbruch.<br />

Er wandelt sich von einer auf uns<br />

und unsere Generation bezogenen<br />

sozialen Ordnung zu einer generationenübergreifenden<br />

Definition, kämpft<br />

aber zugleich mit der Sehnsucht nach<br />

Altbewährtem. Denn unsere Marktwirtschaft<br />

hat bei der Bewältigung<br />

unserer globalen Probleme versagt.<br />

Langfristigkeit, Ressourcenschonung,<br />

rücksichtsvolles <strong>Wirtschaften</strong> sind<br />

nicht ihre Stärke, genauso, wie vieles<br />

der klassischen „Ehrbarkeit“ verloren<br />

ging, die wir heute Corporate Social<br />

Responsibility oder CSR nennen.<br />

Das vollzieht sich vor dem Hintergrund<br />

epochaler Veränderungen der Globalisierung.<br />

Kommunikationsnetze sind<br />

plötzlich global und mit ihnen zwangsläufig<br />

viele marktwirtschaftliche Probleme.<br />

Unausweichlich. Niemand wird<br />

das Internet abschaffen. Die globale<br />

Beweglichkeit ist Fakt. Und damit<br />

wird die Erfüllung der Forderungen<br />

des Zeitgeistes an die Marktwirtschaft<br />

schwierig. Der Staat kann nicht mehr<br />

allein den Ordnungsrahmen definieren.<br />

Und global einheitlich sind unsere<br />

Werte nicht, die internationale<br />

Kooperation ist beschränkt. Das gilt<br />

gerade auch für die Klimafrage. Wo<br />

Armut herrscht, haben <strong>Nachhaltig</strong>keit,<br />

Klimaschutz und Ressourcenschonung<br />

keine Priorität. Und in sehr materiell<br />

eingestellten Nationen wie den USA<br />

auch nicht. Der internationale Ordnungsrahmen<br />

bleibt schwach, bremst<br />

sogar die nationale Kraft.<br />

Damit genügt „Gesetze beachten“<br />

oder „Gesetze machen“ nicht mehr.<br />

<strong>Nachhaltig</strong> zu wirtschaften wird zur<br />

Verantwortungsfrage. Unternehmer<br />

und Unternehmen sind gefordert.<br />

Sozialverantwortung als Teil der<br />

90 Gedruckt auf Charisma Silk – hergestellt aus 100 % Altpapier, ausgezeichnet mit dem Blauen Engel. Ein Produkt der Steinbeis Papier GmbH. <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| DEUTSCHLANDS NACHHALTIGE UNTERNEHMEN |<br />

Unternehmensführung wird zur gesellschaftlichen<br />

Erwartung. Es gibt<br />

herausragende Beispiele: Von Banken,<br />

Industrie, Handel. Viele versprechen<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit, Fairness, ökosoziale<br />

Vorbildlichkeit. Und manche halten<br />

das auch.<br />

Die Gesellschaft will mehr<br />

Aber die Gesellschaft will mehr. Sie<br />

will, dass die Wirtschaftssektoren<br />

als Ganzes in Ordnung sind. Sie<br />

will nicht eine GLS-Bank mit <strong>Nachhaltig</strong>keitsverpflichtung<br />

oder einen<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keitsfond der Deutschen<br />

Bank – sie will eine saubere Finanzbranche.<br />

Insgesamt, nicht eine<br />

entartete Branche mit positiven<br />

Ausnahmen – nein, sie will Ordnung<br />

in der Finanzwelt insgesamt.<br />

Sie will Rücksicht auf Klima und<br />

globale Fairness, von allen. Das<br />

setzt Kooperation voraus, national<br />

und international. Solche Ordnung,<br />

also gemeinsam gesellschaftliche<br />

Wertvorstellungen zu erfüllen, wird<br />

zur Aufgabe der Verbände und Kammern.<br />

Sie haben die Gesamtinteressen<br />

und die Kultur einer Branche zu<br />

vertreten. Und ihre Mitglieder haben<br />

zu entscheiden, ob und wie sie das<br />

wollen. Als Raubbau, egoistisch,<br />

rücksichtslos – oder als Branche mit<br />

sozialer Verantwortung, die generationenübergreifende<br />

und ressourcenschonende<br />

Verantwortung als<br />

wichtige Herausforderungen sieht.<br />

Dies zu klären ist Verbandsaufgabe.<br />

Es sind riesige Organisationen, sowohl<br />

die Wirtschaftsverbände, wie auch die<br />

Berufs- und Wirtschaftskammern, die<br />

das anspricht. Praktisch jedes Unternehmen<br />

ist in einem der über tausend<br />

Wirtschaftsverbände und zusätzlich ist<br />

die Zugehörigkeit zu einer Kammer<br />

gesetzliche Pflicht. Sie ist es, die über<br />

berufliche Qualifikation wacht, sie sichert<br />

den nichtstaatlichen Ordnungsrahmen,<br />

selbstverwaltend organisiert.<br />

Beide, Kammern wie auch Verbände,<br />

sind starke Interessensvertretungen,<br />

oft bremsend, wenn es um Regeln<br />

der Ressourcenschonung oder des<br />

fairen Handelns oder Kennzeichnungspflichten<br />

geht. Den Verbänden<br />

kann man das nicht verwehren. Eine<br />

selbstbezogene Lobby-Kultur zu<br />

verfolgen ist Teil eines freiheitlichen<br />

Systems. Die Mitglieder bestimmen,<br />

wofür der Verband einzutreten hat.<br />

Kammern haben werteorientierten<br />

Ordnungsauftrag<br />

Anders aber ist es bei den Berufsund<br />

Wirtschaftskammern. Sie haben<br />

auch einen werteorientierten<br />

Ordnungsauftrag – einen, den sie<br />

gern verschweigen, von vielen Mitgliedern<br />

dazu gedrängt. Es ist die<br />

Verpflichtung der ersten Zeilen der<br />

meisten Kammergesetze, für eine<br />

Wirtschaftsführung „nach den Regeln<br />

des ehrbaren Kaufmanns“ zu wirken.<br />

Schon die altmodische Sprache zeigt,<br />

dass der Gesetzgeber sich scheut, diese<br />

Wortwahl zu modernisieren und es<br />

zur selbstüberwachten Verpflichtung<br />

jedes Wirtschaftssektors und jedes<br />

freien Berufes zu machen. Umso<br />

mehr fällt es in die Verantwortung<br />

der Mitglieder.<br />

Es ist unbestritten, dass dieser Auftrag<br />

zur „Ehrbarkeit“ des Unternehmers<br />

die Verpflichtung zu nachhaltig verantwortungsvollem,<br />

werteorientiertem<br />

Handeln bedeutet. Heute mag<br />

man es Corporate Social Responsibility<br />

– kurz CSR – nennen, aber gemeint<br />

ist immer das Gleiche: Die Sehnsucht<br />

der Gesellschaft nach fair und maßvoll<br />

agierenden Märkten.<br />

Kulturwandel ist eine<br />

Führungsaufgabe<br />

Das durchzusetzen müssen wir den<br />

Kammern abverlangen. Wir können<br />

nicht warten, bis alle Welt anständig<br />

wird. Wer rasch ändern will, muss auf<br />

vorhandene Organisationen zurückgreifen,<br />

muss sie einem Kulturwandel<br />

unterziehen. Das heißt: werben,<br />

aufklären bei den Mitgliedern – und<br />

es heißt Führungsköpfe wechseln.<br />

Nicht immer, aber in der Mehrzahl.<br />

Kulturwandel ist eine Führungsaufgabe,<br />

angestoßen vom Umfeld, vom<br />

Gesetzgeber und der Zivilgesellschaft.<br />

Sie sind es, die den Änderungsdruck<br />

gemeinsam ausüben müssen. Die großen<br />

Organisationen sind Faktum, man<br />

muss sie nur nutzen. Über hundert<br />

Die gemeinnützige Leuchtpol GmbH<br />

ist Deutschlands größtes Kindergarten-<br />

Bildungsprojekt für <strong>Nachhaltig</strong>keit.<br />

Gemeinsam für den Nachwuchs:<br />

069 31<strong>01</strong>92-26<br />

dialog@leuchtpol.de<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

www.leuchtpol.de<br />

91


| DEUTSCHLANDS NACHHALTIGE UNTERNEHMEN |<br />

Basis-Wissen<br />

Seminare am<br />

19.4. • 19.7. • 18.10.12<br />

• CSR-Basiswissen<br />

• <strong>Nachhaltig</strong>keitsmanagement<br />

• ISO 26000<br />

Fachwissen<br />

Workshops am<br />

20.4. • 20.7. • 20.10.12<br />

• <strong>Nachhaltig</strong>es<br />

Veranstaltungsmanagement<br />

• <strong>Nachhaltig</strong>es<br />

Personalmanagement<br />

Berufs- und Wirtschaftskammern,<br />

viele mit hunderten von Mitarbeitern,<br />

regeln das Geschäftsleben ganzer<br />

Branchen. <strong>Nachhaltig</strong>keit ist noch<br />

nicht ihr Thema. Aber genau das ist<br />

es, was es durchzusetzen gilt.<br />

Es ist die von innen kommende<br />

Antwort, die Unternehmer und Zivilgesellschaft<br />

gemeinsam formulieren<br />

können: Leitlinien, Wertekodices für<br />

die großen Problembereiche Energie,<br />

Klima, Finanzen, Ernährung und vielleicht<br />

auch Jugendschutz schaffen,<br />

branchenspezifisch und mit Sachverstand.<br />

Begleitet von einem Runden<br />

Tisch der Zivilgesellschaft und der<br />

Wissenschaft kann jede Kammer herausarbeiten,<br />

welche Selbstverpflichtung<br />

sie hierbei übernehmen will.<br />

Unternehmen aus allen Berufs- und<br />

Wirtschaftsschichten, die sich auf das<br />

Ideal der <strong>Nachhaltig</strong>keit verpflichten,<br />

werden sie dabei unterstützen.<br />

Das, konsequent umgesetzt, führt zu<br />

einem anderen Wirtschaftssystem,<br />

einer branchenspezifischen Wirtschaftsethik,<br />

die durch ihre partizipative<br />

Komponente gesellschaftliche<br />

Legitimation erhält. Sie führt zu selbstverwalteten<br />

Branchen- und Berufsregeln<br />

für Anstand und Ehrbarkeit, die<br />

jedem Leitlinie gibt, die aber auch der<br />

Auftraggeber einfordern kann, der<br />

öffentliche wie auch der private. Und<br />

die in der Ehrgerichtsbarkeit der Kammern<br />

sachverständiger und weicher<br />

zu überwachen ist, als es Gerichte<br />

und Behörden können.<br />

Freiwillig, aber<br />

umfassend wirksam<br />

Gerne würde ich dazu ein deutsches<br />

Beispiel bringen, aber das<br />

wegweisende, wenn auch nicht am<br />

Runden Tisch erarbeitete Beispiel<br />

bleibt für mich der Ethikcode der<br />

amerikanischen Association der<br />

Medizintechnik AdvaMed gegen Korruption.<br />

Manchmal sind Amerikaner<br />

pragmatischer bei Problemlösungen.<br />

Es entspricht dem noch härteren<br />

Spannungsfeld. Dieser Kodex für<br />

das Geschäftsgebaren im Gesundheitssektor<br />

wird heute in den USA<br />

von fast allen öffentlichen und vielen<br />

privaten Auftraggebern verlangt.<br />

Er hat die Geschäftskultur dieses<br />

Wirtschaftssektors neu geformt. Er<br />

ist „soft law“, halb freiwillig, nicht<br />

einklagbar, aber umfassend wirksam.<br />

Die Grundidee dieses Kodex lässt<br />

sich kopieren, ethisch breiter, nicht<br />

nur auf Korruption bezogen. Gerade<br />

die Berufs- und Wirtschaftskammern<br />

sind die ideale Plattform für Problemdiskussionen<br />

zu Lösungswegen<br />

und Leitlinien, die praxisbezogen und<br />

damit umsetzbar und wirksam sind.<br />

Der Hebel der Kammern ist enorm, die<br />

Mitglieder müssen ihn nur ansetzen –<br />

ohne Furcht vor traditionellen Widerständen.<br />

Wer CSR ernst nimmt, wird<br />

dies auch als Charakteristik seiner<br />

Branche sehen wollen, wird den guten<br />

Ruf seines Berufs genießen. Wer es<br />

nicht will, ja für genau den brauchen<br />

wir einen guten Ordnungsrahmen.<br />

Dann bleiben auch die wilden schwarzen<br />

Schafe im Zaum.<br />

Im Profil<br />

Dr. Ing. Peter H. Grassmann<br />

ist Wirtschaftsethiker, Berater, Autor.<br />

Er ist Vorstand bei Die Umwelt-Akademie<br />

e.V. und im Ökosozialen Forum e.V.<br />

Information &<br />

Anmeldung<br />

www.roswitha-schalk.com<br />

Weiterführende Links:<br />

www.oekoethik.de<br />

www.kammerrecht.de/kammergesetze<br />

www.AdvaMed.org<br />

Weiterführende Literatur:<br />

Plateau 3 – Werteregulierte Marktwirtschaft,<br />

Murmann-Verlag, Hamburg<br />

BurnOut – Wirtschaft im Lot, Oekom-Verlag,<br />

München<br />

Welche Kammern und Verbände im deutschsprachigen Raum regen Sie zum<br />

nachhaltigen <strong>Wirtschaften</strong> an?<br />

Ihre Meinung interessiert uns. Schreiben Sie uns an redaktion@<strong>forum</strong>-csr.net<br />

92 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| DEUTSCHLANDS NACHHALTIGE UNTERNEHMEN |<br />

ANZEIGE<br />

5. DEUTSCHER<br />

INNOVATIONSGIPFEL<br />

<strong>Nachhaltig</strong>e Innovationen & Strategien.<br />

Die Weichenstellung für eine lebenswerte Zukunft.<br />

Spitzentreffen von Vertretern aus Wirtschaft, Forschung, Wissenschaft & Medien.<br />

9. Februar 2<strong>01</strong>2, München<br />

Prof. Gernot Spiegelberg, SIEMENS AG, Vice Pres. Corp. Technology,<br />

erläuterte auf dem INNOVATIONSGIPFEL, wie das Auto zur<br />

Einnahmequelle werden kann.<br />

Jeweils zum Jahresbeginn kommen<br />

Spitzenvertreter aus Unternehmen<br />

unterschiedlicher Branchen mit<br />

Wissenschaftlern, Innovatoren und<br />

Journalisten zusammen. Menschen,<br />

besondere Persönlichkeiten, die etwas<br />

bewegen, tauschen sich auf dem<br />

INNOVATIONSGIPFEL über innovative<br />

Ideen und Projekte aus.<br />

Referenten und Besucher dieses exklusiven<br />

Kreises werfen fachübergreifend<br />

einen vorausschauenden Blick in die<br />

nahe Zukunft, knüpfen Netzwerke,<br />

Partnerschaften und Kooperationen<br />

und generieren so neue, nachhaltige<br />

Geschäftsmodelle. Eröffnet wird das<br />

ScienceCamp von Dr. Rafael Popper<br />

von der Universität Manchester. Die<br />

EU-Kommission beauftragte den<br />

Ökonomen, Anzeichen künftiger<br />

Entwicklungen ausfindig zu machen,<br />

die auf dem politischen Radar unentdeckt<br />

bleiben, aber Auswirkungen<br />

auf unsere Zukunft haben werden.<br />

Erste Ergebnisse<br />

wird er exklusiv am 9.<br />

Februar auf dem 5.<br />

DEUTSCHEN INNOVA-<br />

TIONSGIPFEL in München<br />

präsentieren.<br />

Unter der Schirmherrschaft<br />

des stellvertretenden<br />

Ministerpräsidenten<br />

Bayerns und<br />

Staatsministers für<br />

Wirtschaft & Technologie<br />

findet das in<br />

seiner Form einmalige<br />

Treffen bereits zum<br />

fünften Male statt.<br />

Dem 5. DEUTSCHEN<br />

INNOVATIONSGIPFEL<br />

wächst am 9. Februar<br />

besondere Bedeutung zu. Die erste<br />

überregionale Veranstaltungs- und<br />

Kontaktplattform höchsten Niveaus<br />

im Vorwege des Weltgipfels von Rio<br />

(RIO +20) und des ersten Deutschen<br />

Aktionstags <strong>Nachhaltig</strong>keit wird<br />

Bilanz ziehen: Welche Konzepte der<br />

„nachhaltigen Entwicklung“ in Ökologie,<br />

Ökonomie und sozialen Bereichen<br />

haben sich durchgesetzt? Wo<br />

stehen wir heute, 20 Jahre danach,<br />

national und global?<br />

Auf dem in seiner Form einmaligen,<br />

branchenübergreifenden Spitzentreffen<br />

von Vertretern aus Wirtschaft,<br />

Forschung, Wissenschaft und Medien<br />

werden aber nicht nur Themen und<br />

Meilensteine für RIO gesetzt. Das<br />

Alleinstellungsmerkmal: Besondere<br />

Persönlichkeiten wie Prof. Dr. Claus<br />

Hipp geben branchenübergreifend<br />

Antworten auf drängende Fragen:<br />

Welche Innovationen werden unser<br />

Leben heute und morgen bestimmen?<br />

Was sind herausragende Beispiele<br />

für nachhaltige Innovationen? Wie<br />

erweitert man das Bewusstsein von<br />

Konsumenten und macht sie zu Botschaftern<br />

der <strong>Nachhaltig</strong>keit?<br />

Antworten darauf werden den Besuchern<br />

des INNOVATIONSGIPFELS<br />

hochkarätige Referenten geben wie<br />

z.B. Dr. Rafael Popper von der Universität<br />

Manchester, Prof. Christian<br />

Berg (Global Head Sustainability bei<br />

SAP/ Club of Rome), Wolfgang Müller-<br />

Pietralla (Leiter Zukunftsforschung<br />

und Trendtransfer bei VW), Dr. Peter<br />

Delwing (Leiter Innovation bei Villeroy<br />

& Boch), Nik Schweiger (Architekt und<br />

Designer), u.a. Seien Sie am 9.2.2<strong>01</strong>2<br />

also mit dabei auf dem 5. DEUTSCHEN<br />

INNOVATIONSGIPFEL in München.<br />

Besucherticket (359 €, zzgl. MWSt.),<br />

Anmeldung und weitere Informationen<br />

unter:<br />

www.innovation-network.net<br />

Mitglieder von B.A.U.M. e.V. erhalten<br />

eine Ermäßigung von 20%.<br />

4. Innovationsgipfel: Das Publikum lauscht<br />

den Ausführungen der hochkarätigen<br />

Referenten.<br />

Kontakt<br />

Peter Becker<br />

Telefon +49 (0)40 / 7 02 80 - 50<br />

team@innovation-network.net<br />

www.innovation-network.net<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

93


ANZEIGE<br />

| DEUTSCHLANDS NACHHALTIGE UNTERNEHMEN |<br />

Umweltschutz wird bei ista und den Mitarbeitern groß geschrieben: Im Herbst dieses Jahres starteten 50 Mitarbeiter von ista<br />

ein Baumpflanzungs-Projekt. An einem Tag wurden über 1.000 Setzlinge gepflanzt.<br />

„<strong>Nachhaltig</strong>keit ist<br />

unser Kerngeschäft“<br />

Viele verbinden den Namen ista in Deutschland bisher vor allem mit der jährlichen Heizkostenabrechnung. Wenigen<br />

ist bekannt, dass der jährliche Energieverbrauch um 15 bis 25 Prozent reduziert wird, wenn individuell abgerechnet<br />

wird. ista setzt selbst konsequent auf nachhaltiges <strong>Wirtschaften</strong>: Seit 2009 baut das Essener Unternehmen ein konzernweites<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keits- und Umweltmanagement auf und positioniert sich als Dienstleister rund um effizientes<br />

Energiemanagement.<br />

94 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| DEUTSCHLANDS NACHHALTIGE UNTERNEHMEN | ANZEIGE<br />

auf Papier verzichten: Seit Juni 2<strong>01</strong>1<br />

erhalten die Mitarbeiter die Abrechnung<br />

auf Wunsch digital und leisten<br />

damit einen persönlichen Beitrag zur<br />

Ressourcenschonung. Derzeit nutzen<br />

rund 15 Prozent der Beschäftigten das<br />

neue Angebot. Ziel ist es, diese Zahl<br />

bis Ende 2<strong>01</strong>2 deutlich zu erhöhen.<br />

Walter Schmidt, CEO von ista<br />

„<strong>Nachhaltig</strong>keit ist unser Kerngeschäft“,<br />

so Walter Schmidt, CEO<br />

von ista. „Schon seit über 50 Jahren<br />

rechnen wir Energie und Wasser<br />

individuell ab und sparen damit bei<br />

unseren Kunden jährlich 15 bis 25<br />

Prozent CO 2<br />

ein.“ Darüber hinaus<br />

hat sich das Unternehmen zum Ziel<br />

gesetzt, selbst Ressourcen zu schonen<br />

und das Thema <strong>Nachhaltig</strong>keit noch<br />

stärker in den Köpfen der Mitarbeiter<br />

zu verankern. Startpunkt war dazu<br />

vor zwei Jahren die Gründung des<br />

„Sustainability Councils“. Dieses<br />

Gremium hat die Aufgabe, Umweltund<br />

Klimaschutzprojekte, aber auch<br />

soziale Themen zu erarbeiten und zu<br />

fördern. 24 internationale Vertreter<br />

aus den ista Ländergesellschaften, so<br />

genannte „Sustainability Delegates“<br />

sorgen dafür, dass diese Maßnahmen<br />

weltweit umgesetzt werden.<br />

Mit Jens Schulzeborgmühl hat ista seit<br />

2009 zudem einen Umweltbeauftragten.<br />

Er ist dafür verantwortlich, ein<br />

systematisches Umweltmanagement<br />

inklusive Leitlinien einzuführen. „Wir<br />

achten nicht nur bei unseren eigenen<br />

Produkten und Dienstleistungen auf<br />

effizienten Energieeinsatz und Ressourcenschonung,<br />

sondern fordern<br />

dies auch von unseren Lieferanten.“<br />

Dabei orientiert sich ista an den Global<br />

Compact der Vereinten Nationen<br />

Jens Schulzeborgmühl,<br />

Umweltbeauftragter von ista<br />

(UN), der Organisation für wirtschaftliche<br />

Zusammenarbeit und Entwicklung<br />

(OECD) und der Internationalen<br />

Arbeitsorganisation (ILO).<br />

Sparsam fahren<br />

Um Ressourcen zu sparen, hat ista in<br />

den letzten Jahren verschiedene Umweltprojekte<br />

an den Start gebracht.<br />

2<strong>01</strong>0 wurde der Fuhrpark überprüft<br />

und die Dienstwagenregelung überarbeitet.<br />

Bis 2<strong>01</strong>4 sollen rund 400<br />

Fahrzeuge des Unternehmens durch<br />

sparsamere Modelle ausgetauscht<br />

werden. Insgesamt werden dadurch<br />

jährlich etwa 130.000 Liter Diesel<br />

eingespart. Das entspricht rund 370<br />

Tonnen CO 2<br />

. Darüber hinaus bietet<br />

ista seit Anfang 2<strong>01</strong>1 gemeinsam mit<br />

dem ADAC Spritspar-Trainings für die<br />

Mitarbeiter an – mit beeindruckenden<br />

Ergebnissen: Allein durch eine Verbesserung<br />

der Schalt-, Beschleunigungsund<br />

Verzögerungsvorgänge können<br />

die Fahrer ihren Spritverbrauch bis zu<br />

25 Prozent senken.<br />

Auf dem Weg zum<br />

papierlosen Büro<br />

Seit 2<strong>01</strong>0 verwenden die deutschen<br />

Standorte in den Büros nur noch<br />

Recyclingpapier. Bei der Gehaltsabrechnung<br />

will ista künftig vollständig<br />

Bei ista North America wird heute<br />

auch deutlich weniger Papier als noch<br />

vor einem Jahr verbraucht. Während<br />

die Kunden dort bis vor kurzem ihre<br />

monatliche Stromrechnung per Post<br />

erhielten, verschickt ista die Aufstellungen<br />

seit Anfang des Jahres per E-<br />

Mail. Dabei spart die Umstellung auf<br />

das E-Billing-System nicht nur Papier,<br />

sondern bietet den Kunden nebenbei<br />

auch noch die Möglichkeit, bequem<br />

via Internet zu bezahlen.<br />

Engagement wird belohnt<br />

ista berücksichtigt den <strong>Nachhaltig</strong>keitsansatz<br />

auch bei seinen Sponsoring-Aktivitäten.<br />

Seit 2<strong>01</strong>0 fördert<br />

das Unternehmen pro Jahr bis zu fünf<br />

herausragende Projekte, die die intelligente<br />

Nutzung natürlicher Ressourcen<br />

fördern, Aufklärungscharakter<br />

im Umgang mit Energie haben oder<br />

generell den globalen CO 2<br />

-Ausstoß<br />

senken. Und schließlich unterstützt<br />

ista unter dem Motto „ista engagiert<br />

sich“ auch das ehrenamtliche Engagement<br />

seiner Mitarbeiter.<br />

Wer sich privat für soziale Projekte einsetzt,<br />

kann dafür einen Tag pro Jahr<br />

freigestellt werden und erhält bis zu<br />

600,- Euro finanzielle Unterstützung<br />

für sein Vorhaben.<br />

Kontakt<br />

ista International GmbH<br />

Head of Corporate Communications<br />

Maika-Alexander Stangenberg<br />

Grugaplatz 2<br />

45131 Essen<br />

Telefon: +49 (0)2<strong>01</strong> / 4 59 71 60<br />

maika-alexander.stangenberg@ista.com<br />

www.ista.com<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

Gedruckt auf Charisma Silk – hergestellt aus 100 % Altpapier, ausgezeichnet mit dem Blauen Engel. Ein Produkt der Steinbeis Papier GmbH.<br />

95


PRAXIS<br />

| DEUTSCHLANDS NACHHALTIGE UNTERNEHMEN |<br />

Prof. Muhammad Yunus promovierte in<br />

Wirtschaftswissenschaften und lehrte an<br />

der Vanderbilt University in Tennessee,<br />

USA. Er ist Gründer der Grameen Bank,<br />

die Kleinstkredite an die Ärmsten vergibt,<br />

und initiierte mehrere Social Businesses, die<br />

soziale Probleme durch unternehmerisches<br />

Handeln lösen. 2006 wurde ihm der Friedensnobelpreis<br />

verliehen. Für <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong><br />

<strong>Wirtschaften</strong> schreibt er regelmäßig<br />

eine Kolumne über Social Business.<br />

Evolution aus der Krise<br />

Von Muhammad Yunus<br />

Tagtäglich laufen neue Rettungspakete<br />

über die Ticker der Agenturen.<br />

Summen, die jeglicher Vorstellungskraft<br />

entbehren, werden in den Erhalt<br />

unseres Finanz- und Wirtschaftssystems<br />

gepumpt. Nach einer Schätzung<br />

der Deutschen Bank Research wurden<br />

seit Ausbruch der Finanzkrise 2007<br />

unglaubliche 2.000 Mrd. Dollar in<br />

Konjunkturpakete investiert. Die<br />

Gesamtschulden der sog. „Least Developed<br />

Nations“ belaufen sich auf<br />

ein Zehntel dessen.<br />

Trotz all dieser Anstrengungen sind<br />

jedoch keine grundlegenden Veränderungen<br />

in Sicht. Weiterhin sind unsere<br />

wirtschaftlichen Mechanismen auf Eigennutz<br />

und persönlichen Profit ausgelegt.<br />

Genau dieser Werteverirrung<br />

stellt sich die gerade erwachende<br />

Occupy-Bewegung entgegen und ruft<br />

lautstark nach einem systemischen<br />

Wandel. Sie ruft nach einem neuen<br />

Wertekompass für mittlerweile nahezu<br />

grenzenlose Möglichkeiten der<br />

Wirtschaft und des technologischen<br />

Fortschritts.<br />

Die Gestaltungskraft<br />

jedes Einzelnen<br />

Der arabische Frühling hat gezeigt,<br />

welche Gestaltungskraft jeder einzelne<br />

von uns hat. Gerade junge Menschen<br />

nutzen die technologischen Möglichkeiten<br />

vollkommen selbstverständlich<br />

und verschaffen ihrer Stimme Gehör.<br />

Die Frage, die sich uns allen stellt ist,<br />

was wir aus dieser Chance und der<br />

sich daraus ergebenden Verantwortung<br />

machen. Kein Mensch in unserer<br />

heutigen Welt sollte sich in Ohnmacht<br />

ergeben. Ich selbst habe nur 27 Dollar<br />

benötigt, um Menschen zu helfen.<br />

Auch heute bedarf es lediglich des<br />

Muts und des Mitgefühls für andere,<br />

um unsere Welt ein kleines Stück<br />

lebenswerter zu machen.<br />

Die aktuelle Krise ist die Ansammlung<br />

der neuen Herausforderungen unserer<br />

Zeit. Konventionelle Mittel werden<br />

nicht genügen, um sie zu lösen. Lasst<br />

uns gemeinsam neue Wege gehen<br />

und einen Sprung in eine neue Ära<br />

wagen. Lasst uns unseren Blick für<br />

die Nöte und Ängste unserer Mitmenschen<br />

schärfen. Lasst uns eine Vision<br />

für eine Wirtschaft des nächsten<br />

Jahrzehnts gestalten. Eine Wirtschaft,<br />

die den drängendsten Herausforderungen<br />

unserer Zeit gerecht wird<br />

und die gemeinschaftliche Werte in<br />

den Mittelpunkt unternehmerischer<br />

Aktivitäten stellt.<br />

96 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| DEUTSCHLANDS NACHHALTIGE UNTERNEHMEN | ANZEIGE<br />

Seit 100 Jahren<br />

„Grün“ verwurzelt<br />

Wer kennt Sie nicht, die freundlichen<br />

Boten im stets ordentlichen Outfit, die<br />

Pakete in ökologisch verantwortlichen<br />

Verpackungen CO 2<br />

-arm vor die Türe<br />

bringen.<br />

Erneut ist es durch Einsparung und<br />

ausgefeilteTechnologien gelungen,<br />

die Kraftstoffmenge für die Paketzustellung<br />

zu senken und somit<br />

über 102 Mio. km, das bedeutet<br />

68.000 Tonnen Abgase (allein in USA)<br />

einzusparen – so nachzulesen im<br />

jüngsten UPS <strong>Nachhaltig</strong>keitsbericht<br />

(www.ups.com/sustainability).<br />

Neben Ressourcenschonung und<br />

langfristigen Unternehmensstrategien<br />

zur CO 2<br />

-Reduzierung, leistete<br />

UPS aber auch vorbildlichen Einsatz<br />

für das Gemeinwohl und im Bereich<br />

des nachhaltigen <strong>Wirtschaften</strong>s. Die<br />

Spenden von UPS, den Mitarbeitern<br />

und der UPS Foundation erhöhten<br />

sich 2<strong>01</strong>0 auf US $ 97 Mio. Von UPS<br />

Mitarbeitern wurden zudem weltweit<br />

1,2 Millionen Stunden ehrenamtliche<br />

Arbeit geleistet. <strong>Nachhaltig</strong>keit ist<br />

mehr als nur die Umwelt zu schützen.<br />

„Unser <strong>Nachhaltig</strong>keitsbericht zeigt,<br />

wie UPS sich nicht nur heute, sondern<br />

auch in der näheren Zukunft für soziale,<br />

ökologische und wirtschaftliche<br />

Werte einsetzt“, so Scott Davis, UPS<br />

Chairman und CEO.<br />

Mobilität der Zukunft sichern<br />

Bei UPS hat der Einsatz alternativer<br />

Antriebe eine lange Tradition. Seit<br />

gut 70 Jahren testet das Unternehmen<br />

neue Technologien und nutzt<br />

alternativ betriebene Fahrzeuge als<br />

rollende Labore. Heute hat UPS mehr<br />

als 2.000 Fahrzeuge mit alternativen<br />

Antrieben weltweit im Einsatz und ist<br />

in dieser Art die größte betriebene<br />

Flotte eines privaten Transportunter-<br />

nehmens. Allein seit<br />

dem Jahr 2000 hat<br />

die Fahrzeugflotte mit<br />

alternativem Antrieb/<br />

moderner Technologie<br />

320 Mio. km zurückgelegt.<br />

In Deutschland setzt<br />

UPS seit 2008 sieben<br />

Elektro-Zustellfahrzeuge<br />

ein. Leider wird<br />

derzeit noch kein rein<br />

elektrisch betriebenes<br />

Fahrzeug in der<br />

7,5-Tonnen-Klasse serienmäßig<br />

angeboten,<br />

denn die verfügbaren<br />

Transporter mit Elektroantrieb<br />

zeigen erhebliche<br />

Einbußen bei<br />

Nutzlast und Ladevolumen.<br />

Da die begrenzte<br />

Zuladung für UPS ein<br />

Schritt zurück in der<br />

Tourenplanung wäre –<br />

denn mehr Fahrzeuge<br />

bedeuten mehr Verkehr<br />

und höhere Kosten<br />

– entschloss sich<br />

UPS zu einem vielversprechenden<br />

Ansatz:<br />

Die Umrüstung eines konventionellen<br />

alten Zustellfahrzeugs des Typs P80<br />

zum Elektrofahrzeug, das an Zuladungskapazität<br />

nur unerheblich einbüsst.<br />

Die Einsparung von Ressourcen<br />

und fossiler Brennstoffe machten den<br />

Umbau ökologisch attraktiv. Der Elektroantrieb<br />

ist also vielversprechend,<br />

trotz der heute noch relativ geringen<br />

Reichweite des P80E (ca 100 Km).<br />

Neben Elektromotoren testet UPS,<br />

der weltweit größte Flottenbetreiber<br />

von Erdgasfahrzeugen (CNG), vor<br />

allem in den USA zahlreiche andere<br />

Durch die Elektrifizierung des klassischen UPS Zustellfahrzeugs P80<br />

entstand ein umweltfreundliches Fahrzeug für den Einsatz in Innenstädten.<br />

Seit November 2<strong>01</strong>0 ist der P80E im schwäbischen Kirchheim<br />

unter Teck unterwegs.<br />

Antriebsformen, z.B. Flüssigerdgas<br />

und verschiedene Hybridkombinationen.<br />

In Deutschland hat UPS auch die<br />

Brennstoffzelle getestet. Außerdem<br />

werden seit 2<strong>01</strong>0 an 5 Standorten<br />

Pakete mit Muskelkraft auf Zustellfahrrädern<br />

zugestellt.<br />

Kontakt<br />

Klaus Stodick<br />

Telefon +49 (0)2131 / 9 47 27 03<br />

kstodick@ups.com<br />

www.ups.com<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

97


ANZEIGE<br />

| GREEN MONEY |<br />

Unsere Verantwortung –<br />

unser Handeln<br />

Thomas Katzenmayer,<br />

Vorstandssprecher der EKK<br />

Die Evangelische Kreditgenossenschaft<br />

eG (EKK) mit Sitz in Kassel ist<br />

eine genossenschaftlich organisierte<br />

Kirchenbank. Die Bank wurde in 2<strong>01</strong>1<br />

für ihre nachhaltige Unternehmensausrichtung<br />

nach EMAS plus (EMAS =<br />

Eco-Management and Audit Scheme)<br />

zertifiziert. Hierbei handelt es sich<br />

um ein nach anspruchsvollsten europäischen<br />

Standards integriertes,<br />

ganzheitliches Managementsystem,<br />

das die ökonomischen, ökologischen<br />

und sozial-ethischen Wirkungen eines<br />

Unternehmens systematisch optimiert.<br />

<strong>forum</strong> sprach über die nachhaltige<br />

Ausrichtung der EKK mit ihrem Vorstandssprecher<br />

Thomas Katzenmayer.<br />

Herr Katzenmayer, die EKK ist<br />

gerade nach den Kriterien von<br />

EMAS plus zertifiziert worden. Was<br />

heißt das konkret für die Bank?<br />

Die EKK ist die erste Kirchen- und Genossenschaftsbank,<br />

die nach EMAS plus<br />

zertifiziert ist. Dieser anspruchsvollste<br />

europäische Standard dient zur konkreten<br />

Umsetzung des Corporate<br />

Social Responsibility-Konzepts und<br />

ist kompatibel mit der neuen internationalen<br />

ISO-Richtlinie 26000 zur<br />

gesellschaftlichen Unternehmensverantwortung.<br />

Die Zertifizierung nach<br />

EMAS plus enthält zusätzlich als integrale<br />

Bestandteile die Zertifizierung<br />

nach der ISO 140<strong>01</strong>:2004 (Umweltmanagement),<br />

die Zertifizierung nach<br />

der ISO 90<strong>01</strong>:2008 (Qualitätsmanagement)<br />

sowie die Validierung nach<br />

EMAS. Die Zertifizierung zeigt, dass<br />

wir <strong>Nachhaltig</strong>keit in allen Bereichen<br />

der Bank berücksichtigen – ja ich will<br />

sagen – leben. Das dokumentieren<br />

wir durch unser Handeln im ökonomischen,<br />

ökologischen und sozialethischen<br />

Bereich.<br />

Gehen wir doch genauer auf diese<br />

drei Bereiche ein. Wie kommt die<br />

EKK im Bereich <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

ihrer ökonomischen Verantwortung<br />

nach?<br />

Der ökonomischen Säule müssen wir<br />

als Bank logischer Weise eine hohe<br />

Bedeutung beimessen. Dies ist in<br />

verschiedener Hinsicht in den letzten<br />

Jahren sehr erfolgreich praktiziert<br />

worden. Wir konnten z.B. kontinuierlich<br />

unsere Ertragslage verbessern.<br />

Dies findet seinen Niederschlag nicht<br />

zuletzt in einer deutlichen Verbesserung<br />

der Eigenkapitalsituation<br />

und der Risikopositionen der Bank.<br />

98 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| GREEN MONEY |<br />

ANZEIGE<br />

Die zurückliegenden Geschäftsjahre<br />

bestätigen uns also in unserem nachhaltigen<br />

Geschäftsmodell.<br />

Bereits bei Gründung der Bank vor<br />

mehr als 40 Jahren wird explizit von<br />

einer nachhaltigen Geschäftspolitik<br />

gesprochen- eingebettet in die<br />

dafür ideale Rechtsform der Genossenschaft.<br />

Die Einlagen unserer<br />

Kunden verbleiben gemäß unseres<br />

Gründungsgedankens vollständig<br />

im Finanzkreislauf von Kirche und<br />

Diakonie. Die Geldanlagen, die den<br />

Darlehensbedarf unserer Kunden<br />

übersteigen, werden von der EKK<br />

selbst angelegt. Dies ist gelebter<br />

genossenschaftlicher Förderauftrag.<br />

Bei der Anlage dieser Gelder in Aktien<br />

oder Anleihen achten wir auf<br />

die Einhaltung ökologischer und<br />

sozial-ethischer Standards sowie auf<br />

die Wahrung der Menschenrechte.<br />

Dies geschieht mit Hilfe des EKK-<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keitsfilters, der die unterschiedlichen<br />

Anlagemöglichkeiten<br />

nach diesen Kriterien umfassend<br />

bewertet und gegebenenfalls ausschließt.<br />

Außerdem bauen wir unsere<br />

innovativen, nachhaltigen Produktund<br />

Dienstleistungsangebote stetig<br />

aus. Darüber hinaus werden unsere<br />

Kunden von zertifizierten Fachberatern<br />

für <strong>Nachhaltig</strong>es Investment<br />

beraten.<br />

So viel zur Ökonomie. Wie Sie<br />

eingangs erläuterten, begründet<br />

sich dieser Bereich ja zum Teil aus<br />

den originären Aufgaben einer<br />

Bank. Wie steht es aber um die<br />

Bereiche Ökologie und Soziales?<br />

Was hebt die EKK hier von ihren<br />

Mitbewerbern ab?<br />

Der ökologischen Säule der <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

begegnen wir durch einen<br />

überwiegend verantwortungsvollen<br />

Umgang mit unseren Ressourcen.<br />

So führen wir z.B. unsere Geschäftsreisen<br />

mit der Bahn CO 2<br />

-frei durch.<br />

Darüber hinaus haben wir im Zuge<br />

der Zertifizierung sowohl den Bereich<br />

der Energieversorgung als auch unser<br />

Verbrauchsverhalten optimiert. Durch<br />

eine Photovoltaikanlage auf dem<br />

Dach unserer Hauptverwaltung in<br />

Kassel tragen wir zu einem positiven<br />

Klima bei. Außerdem haben wir eine<br />

Beschaffungsordnung verabschiedet,<br />

die auch mit unseren Geschäftspartnern<br />

ein nachhaltiges <strong>Wirtschaften</strong><br />

regelt.<br />

Auf der Ebene unserer Produkte und<br />

Dienstleistungen haben wir ebenfalls<br />

ökologische Aspekte einfließen lassen,<br />

indem wir spezielle Angebote im<br />

Bereich der nachhaltigen Investments<br />

besonders berücksichtigen. So hat<br />

die EKK z. B. als eine der ersten deutschen<br />

Banken bereits 1991 mit der<br />

Auflegung des Öko-Aktienfonds eine<br />

Vorreiterrolle bei den nachhaltigen<br />

Geldanlagen übernommen.<br />

Und was können wir uns unter einem<br />

nachhaltigen sozial-ethischen<br />

Verhalten der EKK vorstellen?<br />

Unsere Unternehmenskultur basiert<br />

auf christlichen Werten, die soziales<br />

Engagement für uns selbstverständlich<br />

machen. Ein wichtiger Baustein<br />

unserer sozialen Ausrichtung ist<br />

natürlich unser Spenden- und Sponsoringengagement<br />

sowie die Arbeit<br />

unserer zwei Stiftungen. Das Spendenaufkommen<br />

im Jahr 2<strong>01</strong>0 betrug<br />

insgesamt rund 400.000 Euro. Damit<br />

konnten wir deutschlandweit über<br />

200 soziale Projekte fördern. Des Weiteren<br />

ist es unser Auftrag und unsere<br />

Überzeugung, dass für unsere Mitarbeiter<br />

ein ausgewogenes Verhältnis<br />

zwischen Familie und Beruf erreicht<br />

wird. Dies kommt beispielsweise<br />

durch eine Vielzahl von Arbeitszeitmodellen<br />

zum Ausdruck. Auch bei<br />

der Wahl unserer Dienstleister lassen<br />

wir uns von dem sozial-ethischen Gedanken<br />

leiten. Wir vergeben externe<br />

Aufträge zumeist an Dienstleister aus<br />

Kirche und Diakonie.<br />

Bei der Zertifizierung nach<br />

EMAS plus müssen <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

und Management miteinander<br />

verzahnt werden. Wie haben Sie<br />

das in der EKK umgesetzt?<br />

Der zentrale Ausgangspunkt unserer<br />

Managementaufgabe ist unsere Strategie.<br />

Für uns war klar, dass wir die<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit hier integrieren müssen.<br />

Hierzu haben wir einen <strong>Nachhaltig</strong>keitsrat<br />

implementiert, in dem<br />

Kollegen aus allen Bereichen der Bank<br />

vertreten sind. Dessen Aufgabe ist es,<br />

die <strong>Nachhaltig</strong>keit unserer Unternehmensführung<br />

ständig zu hinterfragen<br />

und diese weiterzuentwickeln.<br />

Außerdem haben wir ein Management-Cockpit<br />

eingeführt, das die<br />

Einhaltung unseres <strong>Nachhaltig</strong>keitsprogramms<br />

– also die Zielerreichung<br />

unserer ökonomischen, ökologischen<br />

und sozial-ethischen Ziele – überwacht.<br />

Hierauf sind wir sehr stolz,<br />

denn hiermit sind wir unseren Wettbewerbern<br />

ein gutes Stück voraus.<br />

Und was sagen Ihre Mitarbeiter-<br />

Innen?<br />

Ohne das Engagement unserer Mitarbeitenden<br />

hätten wir die Zertifizierung<br />

niemals in einer so kurzen<br />

Zeit (rund 9 Monate) erfolgreich<br />

abschließen können. Jeder hatte die<br />

Möglichkeit, sich aktiv in Teilprojekten<br />

einzubringen. Nebenbei lernte<br />

man so „neue“ Kollegen kennen,<br />

was die Unternehmenskultur positiv<br />

beeinflusst hat.<br />

Was denken Sie: wie werden Ihre<br />

Kunden auf die Zertifizierung<br />

reagieren?<br />

Uns ist die Meinung aller unserer Interessengruppen<br />

sehr wichtig. Deshalb<br />

haben wir während des Zertifizierungsprozesses<br />

sowohl die Mitarbeitenden,<br />

als auch unsere Stakeholder<br />

(Gremien, Kunden, Lieferanten)<br />

befragt und diese in möglichst viele<br />

Schritte eingebunden. Die Ergebnisse<br />

wurden in das <strong>Nachhaltig</strong>keitsprogramm<br />

eingebunden und dienen uns<br />

als Gradmesser für die Erfüllung der<br />

Anforderungen.<br />

Alle diese Maßnahmen werden<br />

von uns regelmäßig an alle Interessensgruppen<br />

kommuniziert. Damit<br />

möchten wir auch ein wenig Licht<br />

in den Finanzdschungel bringen und<br />

Vertrauen schaffen.<br />

Herr Katzenmayer, vielen Dank für<br />

das interessante Gespräch.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

99


PRAXIS<br />

| PERSONALMANAGEMENT |<br />

Keine Zeit für Stress<br />

Wie Führungskräfte und Mitarbeiter<br />

durch Wertschätzung Wert schöpfen<br />

Dipl.-Psych. Louis Lewitan ist Stressexperte, Coach für Führungskräfte und<br />

Unternehmensberater. In seinem Buch beschreibt er die „Kunst, gelassen zu<br />

bleiben“. <strong>forum</strong>-Redakteurin Tina Teucher sprach mit ihm über Beschleunigung<br />

und Gelassenheit, Veränderungsprozesse und <strong>Nachhaltig</strong>keit.<br />

Warum fühlen sich heute so viele<br />

Menschen überfordert?<br />

Veränderungen erzeugen Stress, und<br />

der Stress hat viele Ursachen. Zum<br />

Beispiel die Mobilität – wir reisen<br />

mehr und weiter als früher, überfliegen<br />

Zeitzonen. Zudem hat sich der<br />

Umgang mit der Zeit verändert: Die<br />

Arbeitszeit ist zwar flexibler geworden,<br />

die Arbeitsdichte hat jedoch zugenommen.<br />

Wir stehen frühmorgens<br />

mit dem Gedanken auf „wie werden<br />

wir unser Arbeitspensum in den Griff<br />

bekommen?“, und gehen nach Hause<br />

mit dem ganzen „Gepäck“. Ferner<br />

hat die Sonntagskultur mit ihrem<br />

Müßigang an Bedeutung verloren.<br />

Außerdem wächst die Komplexität<br />

um uns herum. Wir erleben mehr und<br />

schlafen weniger. Wir werden von<br />

Reizen überflutet und befinden uns<br />

ständig im On-Modus. Das führt dazu,<br />

dass wir gar nicht die Zeit finden,<br />

uns zu regenerieren und die vielen<br />

Erlebnisse adäquat zu verarbeiten. Mit<br />

Ruhe und Besinnlichkeit können wir<br />

immer weniger anfangen. Auch, weil<br />

wir durch die vielfältigen Technologien<br />

uns ständig und überall austauschen.<br />

Wir haben zunehmend das Gefühl,<br />

dass wir etwas versäumen und nicht<br />

dazugehören. Angeblich. Das ist ein<br />

schreckliches Gefühl.<br />

» Wir haben immer weniger Zeit.<br />

Zumindest glauben wir das. «<br />

Welche Auswirkungen haben diese<br />

Beschleunigung und ständige Präsenz<br />

auf unser Zusammenleben?<br />

Wir haben immer weniger Zeit. Zumindest<br />

glauben wir das. In derselben<br />

Zeit findet aber immer mehr statt.<br />

Wir meinen mit dieser Reizüberflutung<br />

fertig zu werden, indem wir<br />

vieles ignorieren, nicht an uns heran<br />

lassen oder uns betäuben. Vieles<br />

wird oberflächlicher, sowohl geistig,<br />

kreativ, als auch emotional. Denn wer<br />

keine Zeit hat zum Reflektieren, sich<br />

zu spüren, der verliert an Sensibilität<br />

im Umgang mit dem Anderen. Die<br />

Kommunikation reduziert sich darauf,<br />

seinen inflationären Ballast schnell bei<br />

jemandem zu deponieren. Letztlich<br />

bekommt man wenig Gehaltvolles<br />

zurück. Diese seichte Ping-Pong-<br />

Kommunikation wird mit einer profunden<br />

Begegnung verwechselt. Sie<br />

führt uns in eine Scheinwelt, in der<br />

wir glauben, wirklich verbunden zu<br />

sein. In Wirklichkeit begnügen wir uns<br />

damit, unsere Kontaktbörsen virtuell<br />

zu pflegen und „Facebook-Freunde“<br />

zu sammeln. Die Flut an Texten, die<br />

gepostet oder getwittert werden,<br />

führt meiner Ansicht nach zu einer<br />

Verflachung der Kommunikation. So<br />

leben wir in parallelen Welten – ohne,<br />

dass wir wirklich voneinander wissen<br />

und aneinander Anteil nehmen.<br />

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| PERSONALMANAGEMENT |<br />

PRAXIS<br />

Wie wirkt sich diese Entwicklung<br />

auf das Arbeitsleben und die Mitarbeiterführung<br />

aus?<br />

Wir sind emotional immer weniger<br />

verfügbar und schotten uns ab. Kommunizieren<br />

bedeutet, dass sich der<br />

Einzelne bewusst Zeit nimmt, sein<br />

Gegenüber kennen zu lernen, indem<br />

er fragt und zuhört. In den Worten<br />

des großen Philosophen Martin Buber:<br />

Vom Ich- zum Du-Dialog! Das<br />

bedeutet auch, dass ich im Anderen<br />

jemanden erkenne, der anders ist und<br />

ich mit der Andersartigkeit, der Vielfalt<br />

respektvoll umgehe. Wir sollten nicht<br />

Wenn der Einzelne aber kein Gespür<br />

für sich selbst hat, wie soll er dann<br />

ein Gespür für andere entwickeln,<br />

was übersieht er, wem hört er nicht<br />

zu? So werden Vorgesetzte, die Kraft<br />

ihrer Fachkompetenz weiterkommen,<br />

letztlich nicht in der Lage sein, Personal<br />

authentisch und überzeugend zu<br />

führen. Ihnen mangelt es an sozialemotionalen<br />

Fähigkeiten.<br />

» Kommunizieren heißt:<br />

Das Gegenüber spüren. «<br />

Wie werden gute Fachkräfte zu<br />

emotional und sozial kompetenten<br />

Führungskräften?<br />

Sie müssen lernen, sich und andere<br />

wahrzunehmen, zuzuhören und sich<br />

mitzuteilen. Und sich öffnen für das<br />

Feedback ihrer Vorgesetzten. Sie<br />

werden, wenn man ihren Sinn nicht<br />

versteht? Hier hat der Vorgesetzte<br />

eine Vorbildfunktion. Wenn er nicht<br />

kommuniziert und überzeugt, sondern<br />

vorschreibt und Macht ausübt,<br />

dann kann kein Teamwork entstehen,<br />

dann kann keine Höchstleistung<br />

erbracht werden, das ist reine Verwaltung.<br />

Der Mensch wird verwaltet,<br />

die Papiere werden verwaltet, die<br />

Veränderungen werden verwaltet,<br />

aber nichts davon überzeugt, weil<br />

die Menschen den Sinn der Veränderungen<br />

gar nicht begreifen. Um<br />

Veränderungsprozesse erfolgreich<br />

vom Anderen das erwarten, was wir als<br />

selbstverständlich erachten, schließlich<br />

haben wir unterschiedliche Denk- und<br />

Gefühlswelten. Oft wollen wir jedoch<br />

durch Kommunikation eine Vereinheitlichung<br />

des Erlebens erreichen, eine<br />

Vereinheitlichung des Gemeinsamen<br />

in der Welt. Das Spannende sind doch<br />

die Unterschiede. Symbiose lässt keine<br />

Entwicklung zu. Es ist wunderbar und<br />

inspirierend, Andersartigkeit als Bereicherung<br />

zu erleben, wie sie ja auch in<br />

der Natur vorkommt. Wir leben nicht<br />

in einer Monokultur. Alle Bäume sind<br />

grün, doch das Grün ist sehr unterschiedlich.<br />

sollten lernen, Kritik als Anregung zu<br />

deuten und sie nicht als eine narzisstische<br />

Kränkung bei Seite schieben.<br />

Es ist doch Gold wert, wenn einem<br />

der Spiegel vorgehalten wird! Um<br />

sich weiterzuentwickeln benötigt man<br />

Offenheit, die einen befähigt, Neues<br />

zu erfahren, die Bereitschaft, lernen<br />

zu wollen und Fehler als Teil dieses<br />

Lernprozesses zu begreifen.<br />

Wenn über Veränderung gesprochen<br />

wird, kommt oft Euphorie<br />

auf, die der Ernüchterung weicht.<br />

Woran liegt das?<br />

Wir Menschen sind Gewohnheitstiere<br />

und ändern uns ungern, die meisten<br />

von uns suchen Sicherheit und Beständigkeit.<br />

Nun leben wir aber in<br />

einer Welt, in der sich alles immer<br />

schneller verändert. Wie soll man sich<br />

auf alle diese Veränderungen einlassen<br />

oder sie gar mittragen, wenn diese<br />

nicht überzeugend kommuniziert<br />

durchzuführen, brauchen wir einen<br />

überzeugenden Werterahmen, der<br />

uns motiviert, diese Veränderungen<br />

mit Tatkraft anzugehen. Wir alle brauchen<br />

Anerkennung, Wertschätzung<br />

und die Möglichkeit mitzugestalten.<br />

Und an Stelle von permanentem Veränderungsdruck<br />

brauchen wir Zeit, zu<br />

verschnaufen und über den Sinn und<br />

die Konsequenzen permanenter Veränderungen<br />

nachzudenken. Reflexion<br />

anstatt Aktionismus.<br />

Welche Werte sind durch den<br />

„War for Talents“, den Kampf der<br />

Unternehmen um Fachkräfte, im<br />

Trend?<br />

Das Zauberstichwort lautet hier: Leistungsträger<br />

mit Persönlichkeit. Der<br />

Erfolg eines Unternehmens kann nicht<br />

auf den Leistungen eines Einzelnen<br />

beruhen, es ist immer eine Teamleistung!<br />

Was wir brauchen, sind offene<br />

Menschen, die an sich glauben, sich<br />

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weiter entwickeln wollen, Veränderungen<br />

bejahen, Initiative ergreifen<br />

und Verantwortung übernehmen.<br />

» Alles steht und fällt<br />

mit der Wertschätzung. «<br />

Für ihr Buch „Die Kunst, gelassen<br />

zu bleiben“ haben Sie zahlreiche<br />

Prominente und stressgeprüfte<br />

Menschen interviewt. Was sind<br />

die Schlüssel zur Gelassenheit?<br />

Ich glaube, alles steht und fällt mit der<br />

Wertschätzung. Bin ich in der Lage,<br />

mich selber wertzuschätzen, mich<br />

in meiner Gesamtheit anzunehmen?<br />

Wie oft begegne ich als Coach Personen,<br />

die sich selbst herabwerten,<br />

sich ständig in Frage stellen und ihren<br />

überhöhten Erwartungen niemals<br />

gerecht werden. Sie quälen sich selbst<br />

und fristen ein unbefriedigendes<br />

Dasein. Das ist ein Kardinalfehler.<br />

Man sollte nicht so gnadenlos und<br />

despektierlich mit sich umgehen. Wir<br />

sind nun mal aus Fleisch und Blut,<br />

sprich unvollkommen. Wir sind zugleich<br />

lernfähig. Wenn wir offen sind,<br />

können wir unsere Defizite erkennen<br />

und sie nicht als Makel, sondern als<br />

Herausforderung wahrnehmen und<br />

an ihnen wachsen.<br />

Gelassene und leistungsstarke Persönlichkeiten<br />

teilen eine ganz klare<br />

Zielorientierung. Sie setzen sich hohe,<br />

aber erreichbare Ziele, also keine<br />

Utopien. Sie glauben an sich und sie<br />

haben auch den Willen, diese Ziele<br />

zu erreichen. Auf dem Weg dorthin<br />

setzen sie Prioritäten. Das heißt, sie<br />

erkennen, dass die Quadratur des<br />

Kreises nicht möglich ist, fokussieren<br />

sich auf das Wesentliche und schützen<br />

sich so vor Überforderung. Hierdurch<br />

steigen sie sicher und zielstrebig auf<br />

der Karriereleiter, ohne sich und andere<br />

zu überfordern.<br />

Eine wesentliche Rolle hierbei spielt<br />

die Fähigkeit zur Selbststeuerung:<br />

| PERSONALMANAGEMENT |<br />

Kann ich mit meinen Kräften haushalten?<br />

Übernehme ich Verantwortung<br />

für meine Gesundheit? Bin ich mir<br />

dessen bewusst, welchen Preis ich<br />

für meinen Einsatz zahle? Wer kein<br />

Zeit- und kein Ressourcenlimit kennt,<br />

wer seine Grenzen nicht respektiert,<br />

ist ein grandioser Dummkopf, der sich<br />

selbst überschätzt.<br />

Nicht selten bekennen sich stressresistente<br />

Persönlichkeiten zu einer<br />

Form transzendenter Bezogenheit<br />

oder zur einer Spiritualität, die ihnen<br />

Kraft und Zuversicht verleiht. Nicht<br />

unerwähnt bleiben sollte der Humor,<br />

die Fähigkeit, liebevoll über sich und<br />

andere zu reflektieren, anstatt unerbittlich<br />

zu richten. Humor bedeutet<br />

zugleich, im Wissen um die eigene<br />

Unvollkommenheit sich und anderen<br />

verzeihen zu können. Frieden mit sich<br />

und anderen schließen können, ist<br />

unabdingbar für das soziale Zusammenleben.<br />

Denn wer gnadenlos mit<br />

sich ist, der wird auch gnadenlos zu<br />

anderen sein und stets ein Augenmerk<br />

auf die Defizite richten, anstatt Potenziale<br />

zu erkennen.<br />

Also Kampf der Überforderung<br />

durch klare Zeitrahmen, Fokus und<br />

die Fähigkeit über sich zu lachen?<br />

Ja. Verbunden mit der Erkenntnis:<br />

Eine dauerhafte Balance gibt es nicht,<br />

eine stressfreie Zeit gibt es nicht, denn<br />

so lange wir leben, stehen wir unter<br />

Stress, befinden uns im Fluss der<br />

Energie. Letztlich geht es darum: Wie<br />

steuern wir diese Energie? Manchmal<br />

müssen wir zulassen, dass wir nicht<br />

alles steuern können. Manchmal werden<br />

wir auch gesteuert und müssen<br />

uns bescheiden. Darin steckt das Wort<br />

scheiden, das eine Trennlinie markiert.<br />

Und genau darum geht es: Das Wissen<br />

darüber, wo unsere Grenzen sind,<br />

macht uns frei.<br />

Vielen Dank, Herr Lewitan, für<br />

dieses Gespräch.<br />

In Stuttgart zeitgleich mit:<br />

2<strong>01</strong>2<br />

3. Europäische Fachmesse für betriebliche Gesundheitsförderung und Demografi e<br />

Hauptsponsoren:<br />

Medienpartner:<br />

102 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| PERSONALMANAGEMENT |<br />

PRAXIS<br />

Wertvolles vom<br />

ehrbaren Kaufmann<br />

Von Dennis Lotter und Jerome Braun<br />

„Ein frohes und gesundes neues<br />

Jahr!“ … diesen Satz haben wir in den<br />

vergangenen Tagen unzählige Male<br />

gehört und gewünscht. Häufig bringen<br />

wir damit eher unsere Gewohnheit<br />

zum Ausdruck als eine Herzensangelegenheit<br />

und schon gar nicht denken<br />

wir dabei an Angststörungen, Burnout<br />

oder Depression.<br />

Dabei ist die psychische Gesundheit<br />

zu einer zentralen Herausforderung<br />

unserer Gesellschaft geworden.<br />

Zwischen Wirtschafts-, Finanz-, und<br />

Euro-Krise bekommen viele Menschen<br />

die selbige. Nach Prognosen der<br />

Weltgesundheitsorganisation werden<br />

bis zum Jahr 2020 Depressionen die<br />

zweithäufigste Erkrankung der Welt<br />

sein. Dies hat enorme Auswirkungen,<br />

nicht nur auf das Gesundheitswesen,<br />

sondern auch auf Unternehmen.<br />

Schon heute ist Statistiken zufolge<br />

jeder zehnte Fehltag am Arbeitsplatz<br />

auf eine psychische Erkrankung zurückzuführen.<br />

Tendenz steigend.<br />

Stress-Test am Arbeitsplatz<br />

Die Gefährdung durch psychische Belastungsfaktoren<br />

am Arbeitsplatz wird<br />

von vielen Arbeitgebern jedoch noch<br />

nicht erkannt. Gerade im Mittelstand<br />

ist das Problembewusstsein bisher<br />

sehr gering. Dass Stress-Tests nicht<br />

nur für umstrittene Bahnprojekte,<br />

sondern auch für die eigenen Mitarbeiter<br />

durchgeführt werden können,<br />

ist hier häufig noch nicht angekommen.<br />

Doch auch große Unternehmen<br />

scheuen sich davor, mit gutem Beispiel<br />

voran zu gehen und kommunizieren<br />

vereinzelte Maßnahmen für die psychische<br />

Mitarbeitergesundheit nur<br />

sehr verhalten. Strahlende Kinderaugen<br />

machen sich im CSR-Report<br />

einfach besser als ausgebrannte<br />

Mitarbeiter.<br />

Eine verantwortungsvolle Führung<br />

steht ganz oben auf<br />

der Liste der Voraussetzungen<br />

für die psychische<br />

Fitness im Unternehmen,<br />

denn das<br />

Verhältnis zwischen<br />

Mitarbeitern und dem<br />

direkten Vorgesetzten<br />

nimmt maßgeblich Einfluss<br />

auf das Wohlbefinden<br />

der Angestellten. Doch<br />

statt zu leiten, leiden viele<br />

Führungskräfte selbst<br />

unter der enormen psychischen<br />

Beanspruchung<br />

im Beruf. Gegen den Arbeits-,<br />

Erfolgs- und Zeitdruck in der<br />

„Sandwich-Position“, wie die mittlere<br />

Führungsebene gerne umschrieben<br />

wird, hilft ein Vollkornsnack aus der<br />

Bio-Kantine leider nur in sehr beschränktem<br />

Maße.<br />

Leiten oder Leiden?<br />

Die Herausforderung der zunehmenden<br />

psychischen Belastung am<br />

Arbeitsplatz kann nur erfolgreich<br />

bewältigt werden, wenn die Thematik<br />

ernst genommen und professionell in<br />

das betriebliche Gesundheitsmanagement<br />

integriert wird. Maßnahmen<br />

zur Prävention von psychischen Erkrankungen<br />

wie regelmäßige Mitarbeitergespräche,<br />

Belastungsanalysen<br />

oder Aufklärungsseminare sind dabei<br />

ebenso wichtig, wie Angebote zur deren<br />

Bewältigung und Unterstützung<br />

bei der Wiedereingliederung.<br />

Externe Experten<br />

können sinnvolle Impulse<br />

geben, letztendlich gilt aber<br />

das Motto „Hilfe zur Selbsthilfe“.<br />

Die Bereitschaft und Motivation muss<br />

von innen kommen, denn im Grunde<br />

bedeutet gutes Gesundheitsmanagement<br />

eine Verhaltensänderung zu<br />

erzielen. Psychische Erkrankungen<br />

müssen raus aus der Tabu-Zone und<br />

rein in das Bewusstsein von Führungskräften<br />

und Mitarbeitern. Gemeinsam<br />

vorsorgen, erkennen und bewältigen<br />

ist die Aufgabe, die es zu meistern<br />

gilt. Und dies sollte weit mehr bleiben<br />

als nur ein guter Vorsatz.<br />

Hinweis<br />

Mehr Wertvolles vom ehrbaren Kaufmann<br />

in der nächsten Ausgabe von <strong>forum</strong><br />

<strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong> und unter<br />

www.benefi tidentity.com<br />

Folgen Sie LOTTERBRAUN auf<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

103


PRAXIS<br />

| NACHHALTIGES BAUEN |<br />

Die Chimäre als HAUS-Tier<br />

„<strong>Nachhaltig</strong>keit“ zähmen und Nutzen stiftend im Gebäudesektor<br />

umsetzen. Diesmal: Planung<br />

Serie: <strong>Nachhaltig</strong>e Gewerbeimmobilien<br />

Von Hauke Schlüter und Michael Wiebelt<br />

Das Nutzerbedarfs-Programm ist erstellt – jetzt wird es in die richtige Architektur übergeführt. „Tools“ dafür sind eine<br />

qualitätsvolle Auslobungsbroschüre und Wettbewerb.<br />

Wettbewerbe für die Suche nach den<br />

besten Ideen und Konzepten haben in<br />

Europa Tradition. Nur ein Briefing von<br />

hohem Niveau versetzt Architekten in<br />

die Lage, eine Lösung abzugeben, die<br />

Unternehmensziele, Gestaltqualität<br />

und <strong>Nachhaltig</strong>keit realisiert.<br />

In den Wertschöpfungsstätten der<br />

Dienstleistungsgesellschaft werden<br />

wesentliche Qualitätsvorstellungen<br />

oft nicht durch Bauherren, sondern<br />

durch Architekten fixiert. Grund:<br />

Versäumnis ersterer, Anforderungen<br />

und Bedürfnisse der Organisation<br />

wirklich im Detail zu kennen und festzuschreiben.<br />

So entstehen Gebäude,<br />

die zwar von architektonischer oder<br />

technischer Qualität sind, deren Nutzungsqualität<br />

und Basis für produktive<br />

Arbeit – und damit nachhaltige Nutzenstiftung<br />

– im Lebenszyklus aber<br />

fraglich ist.<br />

Wer nicht weiß, was er braucht,<br />

kann von seinem Architekten auch<br />

keine Wunder erwarten. Erfolgreiche<br />

Wettbewerbe mit Beiträgen,<br />

die <strong>Nachhaltig</strong>keit sicherstellen,<br />

benötigen deshalb „Bestellqualität“:<br />

Anforderungen müssen formal<br />

verständlich und inhaltlich exakt<br />

beschrieben sein. Dies wird erreicht<br />

durch eine Anforderungsdefinition<br />

in vier Dimensionen (siehe <strong>forum</strong><br />

03/2<strong>01</strong>1) und die davon abgeleitete<br />

konkrete Anforderungsdefinition<br />

in 9 Feldern für eine integrale Planungsleistung.<br />

Abbildung 1 – <strong>Nachhaltig</strong>keit von Objekten und Services: Eine genaue Definition der Ziele in diesen Feldern sichert die Vollständigkeit<br />

der Anforderungen. Überlegene Architektenbeiträge liefern durchdachte Lösungen in allen Feldern (M.O.O.CON-System).<br />

104 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| NACHHALTIGES BAUEN |<br />

PRAXIS<br />

Anforderungen strukturiert<br />

festschreiben<br />

Die Unternehmensziele in den Bereichen<br />

Kultur | Organisation | Soziales |<br />

Wirtschaftlichkeit müssen festgelegt<br />

werden, um klare, messbare Qualitätsvorgaben<br />

für Objekt und Services<br />

zu erarbeiten.<br />

M.O.O.CON MOODS<br />

Tool und strukturierter Prozess zur Markenumsetzung in Architektur:<br />

Wie kann sichergestellt werden, dass der Architekt die Unternehmensidentität richtig versteht?<br />

Wie lassen sich Markenbotschaft oder Markenkern verständlich darstellen?<br />

Mehr Informationen unter www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

Beispiele:<br />

Wettbewerbsfähigkeit durch Flexibilität<br />

ist Organisationsziel? Dann<br />

müssen die technischen Qualitäten<br />

modulare Strukturen und Ausstattungen<br />

aufweisen. Die Flexibilität,<br />

einen Umbau oder Rückbau schnell<br />

vornehmen zu können, ermöglicht es,<br />

Flächen rasch anzupassen. Zur Kultur<br />

gehört der verantwortungsvolle Umgang<br />

mit Ressourcen? Dann sollte die<br />

Ausschreibung anspruchsvolle Ziele<br />

für den Primärenergieverbrauch und<br />

die verstärkte Nutzung erneuerbarer<br />

Energien einfordern.<br />

Anhand der Ziele erfolgt (Bedarfsplanung)<br />

die Konkretisierung für<br />

Flächen und Services. Dazu gehören<br />

Vorgaben zu Betriebsanforderungen<br />

(SLA-Service Level Agreements);<br />

Finanzierungsvarianten und Ziel-Kostenrahmen<br />

(Anschaffungskosten +<br />

Folgekosten = Lebenszyklus-Budget)<br />

werden festgelegt.<br />

Basis für Integrale Planung<br />

Ein „erfolgreiches“ Gebäude besteht<br />

nicht nur aus einem Gestaltungskonzept.<br />

„Wow!“-Architektur ist<br />

aufregend, aber Blendwerk und nicht<br />

nachhaltig, wenn das Unternehmen<br />

sich an das Gebäude anpassen muss.<br />

Besser, das Gebäude passt sich dem<br />

Unternehmen an!<br />

sowie die Erstellung der Vorprüfungsberichte.<br />

Verständnisqualität und<br />

Kreativität<br />

Zur Bestellqualität gehört ebenso<br />

die Verantwortung des Bauherrn,<br />

Ziele in einer verständlichen Form<br />

und Sprache zu vermitteln, damit sie<br />

in Gestaltungsleistung „übersetzt“<br />

werden können.<br />

Das Schlimmste für einen Künstler<br />

ist, gesagt zu bekommen: „Mach‘<br />

irgendetwas!“ (Peter Gabriel)<br />

Der <strong>forum</strong>-Baukasten<br />

Der Wettbewerb stellt Weichen. Die<br />

Bewertung muss alle Qualitätskriterien<br />

des Gebäudesystems umfassen.<br />

Weitere Erfolgsfaktoren für eine<br />

Ausschreibung sind die Verfahrenswahl<br />

(geladen oder offen) und passende<br />

Preisrichter mit Verständnis<br />

für die Aufgabe (z.B. künstlerischer<br />

Schwerpunkt oder Energieeffizienz).<br />

Die Erfahrung zeigt: Zu genaue<br />

LÖSUNGS-Beschreibungen grenzen<br />

Kreativität ein! Gute Gestaltung, die<br />

ungewöhnlich, neu und „richtig“ ist,<br />

erreicht Bestleistungen, indem man<br />

präzise und verständlich in der Definition<br />

seiner ANFORDERUNGEN ist.<br />

Nur ein ganzheitlich durchdachtes<br />

Konzept sichert <strong>Nachhaltig</strong>keit, Zukunft<br />

und damit Werte. Das wertschöpfende<br />

Zusammenspiel aller<br />

Qualitätsaspekte wird nur durch einen<br />

integralen Planungsprozess erreicht.<br />

Erfolgsfaktor ist dabei die Detaillierung:<br />

Berechnungen der Lebenszykluskosten<br />

mit 20 Prozent Genauigkeit<br />

sind möglich und erleichtern die<br />

transparente Bewertung der Beiträge<br />

Hauke Schlüter<br />

Unternehmenskommunikation M.O.O.CON<br />

h.schlueter@moo-con.com<br />

Michael Wiebelt<br />

Senior Berater M.O.O.CON<br />

m.wiebelt@moo-con.com<br />

Bauen auch Sie aktiv an unserer Artikelreihe mit! Stellen Sie uns Ihre Fragen, berichten Sie<br />

uns von Ihren Erfahrungen und machen Sie uns auf außergewöhnlich nachhaltige Projekte<br />

aufmerksam. Wir sind gespannt! Ihre <strong>forum</strong>-Redaktion<br />

redaktion@<strong>forum</strong>-csr.net<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

Gedruckt auf Charisma Silk – hergestellt aus 100 % Altpapier, ausgezeichnet mit dem Blauen Engel. Ein Produkt der Steinbeis Papier GmbH. 105


PRAXIS<br />

| NACHHALTIGES BAUEN |<br />

Sekundärprozesse<br />

im grünen Bereich<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit im Facility Management<br />

Vom RoSS-Forschungsteam<br />

Für Services, die nicht zum Kerngeschäft<br />

eines Unternehmens gehören,<br />

aber von essenzieller Bedeutung für<br />

seinen Bestand sind, fehlten bisher<br />

spezialisierte Kennzahlensysteme. Für<br />

das sogenannte Facility Management<br />

(FM) hat nun ein Forscherteam aus<br />

Hochschulen und Praxispartnern das<br />

„Return on Sustainability System“<br />

entwickelt.<br />

Bei auf Dauer angelegten Geschäftsbeziehungen<br />

kann der Nachweis<br />

ökonomischer <strong>Nachhaltig</strong>keit ein<br />

interessantes Kriterium sein. Bietet<br />

sie doch zumindest eine relative<br />

Sicherheit, dass der Partner nicht<br />

von der Substanz lebt und vielleicht<br />

zukünftig seinen Verpflichtungen<br />

nicht mehr nachkommen kann. Notwendigerweise<br />

sind Kennzahlen, die<br />

branchenübergreifend angewandt<br />

werden, sehr allgemein gehalten,<br />

z.B. in der Global Reporting Initiative<br />

(GRI), den international am meisten<br />

genutzten Richtlinien für die Gestaltung<br />

von <strong>Nachhaltig</strong>keitsberichten.<br />

Aus diesem Grund erstellte die GRI<br />

in jüngster Zeit Ergänzungen, die auf<br />

branchenspezifische Anforderungen<br />

zugeschnitten wurden, z.B. das<br />

„Supplement“ für „Construction and<br />

Real Estate“. Für Facility Management<br />

(FM), das sich nicht nur mit dem<br />

Betreiben von Gebäuden sondern<br />

auch mit jeglicher anderen Unterstützung<br />

des Kerngeschäftes seines<br />

Auftraggebers z.B. durch Postdienste,<br />

Catering, Fuhrparkmanagement,<br />

etc. beschäftigt (vgl. Abbildung 1)<br />

fehlten jedoch bisher spezialisierte<br />

Kennzahlensysteme.<br />

106 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| NACHHALTIGES BAUEN |<br />

Daher haben drei Berliner Hochschulen<br />

– die Beuth Hochschule für<br />

Technik, die Hochschule für Wirtschaft<br />

und Recht (HWR) und die Hochschule<br />

für Technik und Wirtschaft (HTW) – im<br />

engen Kontakt mit fünf Praxispartnern<br />

– den Firmen Axentris, HSG Zander,<br />

Piepenbrock, Polis und Remondis – die<br />

als Auftragnehmer oder Auftraggeber<br />

im FM über Branchenkenntnisse<br />

verfügen, das Kennzahlensystem<br />

RoSS entwickelt. RoSS steht dabei<br />

für „Return on Sustainability System“<br />

und umfasst nicht nur die Definition<br />

von Kennzahlen, sondern auch eine<br />

Software, die bei deren Erhebung<br />

unterstützen wird. Ergänzt wurde<br />

der Austausch mit den Praxispartnern<br />

durch eine webbasierte Umfrage und<br />

mehrere Workshops mit Branchenkennern.<br />

Kennzahlen für Management<br />

und Prozesse<br />

Ergebnis dieser Zusammenarbeit<br />

sind Kennzahlengruppen, die sich<br />

sowohl an dem Drei-Säulen-Modell<br />

der <strong>Nachhaltig</strong>keit orientieren, als<br />

auch zwei unterschiedliche Ebenen<br />

eines Unternehmens abbilden: die<br />

allgemeine Managementebene und<br />

die spezielle Prozessebene, die sich<br />

möglichst auf eine Dienstleistungsvereinbarung<br />

bezieht (vgl. Abbildung 2).<br />

Auf beiden Ebenen werden die soziale<br />

wie die ökologische <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

durch spezifische Kennzahlen ausgewiesen,<br />

wie beispielsweise die Anzahl<br />

der im Unternehmen verwendeten<br />

„grünen“ Produkte (ökologische<br />

Prozesskennzahl) oder die Unfallquote<br />

im Unternehmen (soziale Managementkennzahl).<br />

Auch die verschiedenen ökonomischen<br />

Kennzahlen werden für die<br />

beiden Ebenen ausgewiesen. Diese<br />

Trennung in zwei Ebenen ist für die<br />

Facility Management-Branche von<br />

einem besonderen Interesse, da sie<br />

zwei unterschiedliche Aspekte der<br />

Unternehmensperformance betonen:<br />

Während die Managementkennzahlen,<br />

wie andere Kennzahlensysteme<br />

auch, die <strong>Nachhaltig</strong>keit eines Unternehmens<br />

messen, beantworten die<br />

Prozesskennzahlen darüber hinaus die<br />

Frage, wie nachhaltige FM-Services<br />

die <strong>Nachhaltig</strong>keit der Kernprozesse<br />

des FM-Auftraggebers verbessern.<br />

So weisen die ökonomischen Prozesskennzahlen<br />

z.B. aus, wie viel Fläche<br />

des Auftragsgebers vom Facility Management<br />

in Anspruch genommen<br />

wird oder wie hoch der Management-<br />

Aufwand für die Steuerung und<br />

Kontrolle der Durchführung von FM-<br />

Services seitens des FM-Auftraggebers<br />

ist. Diese ökonomischen Aspekte der<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit können für die Auftragsvergabe<br />

ebenso bedeutend sein,<br />

wie die ausgewiesenen allgemeinen,<br />

ökonomischen Kennzahlen, z.B. die<br />

Eigenkapitalquote und Quote der<br />

Kundenreklamationen (belegt durch<br />

Referenzkunden). Ein potenzieller<br />

Auftraggeber kann mittels dieser<br />

Indikatoren sowohl die ökonomische<br />

Messe und Kongress<br />

Frankfurt am Main, 06. – 08.03.2<strong>01</strong>2<br />

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07. – 08.03.2<strong>01</strong>2<br />

Ausstellung für den<br />

vorbeugenden Brandschutz<br />

In Kooperation mit:<br />

Abbildung 1: Facility Management übernimmt die Sekundärprozesse des Auftraggebers<br />

Unterstützt von:<br />

Medienkooperationen:<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

107


PRAXIS<br />

| NACHHALTIGES BAUEN |<br />

Abbildung 2: Indikatoren für <strong>Nachhaltig</strong>keit im Facility Management (FM)<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit der Dienstleistung<br />

als auch des Unternehmens selbst<br />

beurteilen. Darüber hinaus können<br />

die Kennzahlen auch intern genutzt<br />

werden, um Erfolge und Misserfolge<br />

eines nachhaltigen <strong>Wirtschaften</strong>s<br />

erkennen zu können.<br />

Zusätzlich haben auch die ökologischen<br />

und sozialen Kennzahlen<br />

ökonomische Synergien: Um den<br />

Heizenergiebedarf zu senken, muss<br />

möglicherweise die Heizanlage modernisiert<br />

werden, doch rechnet sich<br />

eine solche Investition oft nach wenigen<br />

Jahren. Ein Unternehmen, das<br />

die Mitarbeiterfluktuation reduziert,<br />

bewahrt unternehmensspezifisches<br />

Know-how und profitiert von der<br />

Mitarbeiterbindung. Erfolge in diesen<br />

Bereichen rechnen sich daher direkt<br />

und haben zusätzlich eine schwer zu<br />

beziffernde, positive Wirkung auf das<br />

Unternehmensimage.<br />

Qualität statt Preiskampf<br />

Dieser business case der <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

braucht nicht versteckt zu werden,<br />

sondern wird zukünftig bei der<br />

Akquise eine größere Rolle spielen.<br />

So sagte ein Praxispartner auf dem<br />

letzten RoSS-Workshop: „Wir müssen<br />

weg von der Konkurrenz über den<br />

Preis.“ Statt eines Preis-Wettbewerbs<br />

auf Kosten einer der Säulen der <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

erlauben ökologische und<br />

soziale Kennzahlen, qualitativ hochwertige<br />

Arbeit messbar und damit<br />

kommunizierbar zu machen.<br />

Das Thema <strong>Nachhaltig</strong>keit hat sich<br />

zu einem viel beachteten Aspekt im<br />

Marketing entwickelt. Damit dieser<br />

effektiv genutzt werden kann, bedarf<br />

es eines Kennzahlensystems, das auf<br />

wesentliche Zahlen fokussiert, gut<br />

kommunizierbar und nicht nur für<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keitsberichte, sondern<br />

auch für Leistungsausschreibungen<br />

und für das interne Monitoring anwendbar<br />

ist. Für FM wurde im Forschungsprojekt<br />

RoSS dazu ein erster<br />

Schritt gemacht.<br />

Weitere Informationen unter:<br />

www.ross.htw-berlin.de<br />

Die Autoren wirken alle mit im RoSS-<br />

Forschungsteam:<br />

• Andrea Pelzeter,<br />

Professorin der HWR Berlin<br />

• Mascha Reineck,<br />

wissenschaftliche Mitarbeiterin der<br />

HWR Berlin<br />

• Ingo Techmeier,<br />

wissenschaftlicher Mitarbeiter der<br />

HWR Berlin<br />

• Michael May,<br />

Professor der HTW Berlin<br />

108 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| NACHHALTIGES BAUEN |<br />

PRAXIS<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

109


PRAXIS<br />

| NACHHALTIGES BAUEN |<br />

Null<br />

Ein Wohnhaus mit null Energie, null Emission und null Bauabfall<br />

Von Stefan Oehler, Petra Michaely und Jürgen Schroth<br />

D10 ist ein überzeugendes Beispiel<br />

dafür, wie bereits heute Häuser gebaut<br />

werden können, die mehr Energie<br />

erzeugen als sie selbst benötigen, die<br />

keine CO 2<br />

-Emissionen verursachen, die<br />

fast ohne Rückstände vollständig rezykliert<br />

werden können – und die gleichzeitig<br />

anspruchsvolle Architektur<br />

realisieren. Das 2<strong>01</strong>1 fertiggestellte<br />

Wohnhaus D10 hat 182 m2 Wohnfläche<br />

und steht in der Nähe von Ulm.<br />

Die Bauherren hatten den Wunsch,<br />

auf ihrem Grundstück mit wunderschönem,<br />

altem Baumbestand ein<br />

Wohnhaus für zwei Personen zu<br />

errichten. Es sollte maximale Transparenz<br />

aufweisen, um in möglichst<br />

enger Beziehung zum Garten und<br />

den sich darin spiegelnden Jahreszeiten<br />

leben zu können. Das Haus<br />

sollte hell und freundlich werden und<br />

keine Kompromisse beim Komfort<br />

eingehen – kurz: Es sollte der 2.400<br />

Jahre alten Solarhaus-Definition des<br />

Sokrates entsprechen: „Das ideale<br />

Haus ist im Sommer kühl und im<br />

Winter angenehm warm. Es öffnet<br />

sich im Süden zur Sonne und besitzt<br />

im Norden einen schützenden<br />

Vorratsraum“. Gleichzeitig sollte ein<br />

umweltfreundliches Gebäude mit<br />

minimalen Betriebskosten entstehen.<br />

Das Gebäude sollte den von Werner<br />

Sobek entwickelten Anforderungen<br />

eines Triple Zero®-Gebäudes entsprechen,<br />

d.h. null Energieverbrauch, null<br />

Emissionen, null Abfall.<br />

Architektonisch ist das Ergebnis ein<br />

klar gegliederter, eingeschossiger<br />

Bungalow mit Kellergeschoss und Garage.<br />

Die weit auskragenden weißen<br />

Scheiben der Bodenplatte und des<br />

Daches lagern auf zwei Wandscheiben<br />

im Norden und wenigen dünnen<br />

Stahlprofilen – das Dach wirkt schwerelos<br />

und scheint zu schweben. An<br />

den Ost-, Süd- und Westseiten spannt<br />

eine nahezu entmaterialisierte Glasfassade<br />

zwischen Bodenplatte und<br />

Dach, die Nordseite hingegen bleibt<br />

geschlossen. Die Photovoltaik(PV)-<br />

Anlage auf dem Flachdach wurde mit<br />

geringer Neigung und zurückgesetzt<br />

verlegt, so dass sie vom Garten aus<br />

kaum erkennbar ist.<br />

Wohlig warm<br />

und angenehm kühl<br />

Das Gebäude ist eine hochgedämmte<br />

Mischkonstruktion mit einem Untergeschoss<br />

aus Beton und einem<br />

Erdgeschoss aus Holz. Die Be-und<br />

Entlüftungsanlage mit hocheffizienter<br />

110 Gedruckt auf Charisma Silk – hergestellt aus 100 % Altpapier, ausgezeichnet mit dem Blauen Engel. Ein Produkt der Steinbeis Papier GmbH. <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| NACHHALTIGES BAUEN |<br />

PRAXIS<br />

Wärmerückgewinnung versorgt alle<br />

Bereiche zuverlässig mit Frischluft.<br />

Gleichzeitig lassen sich Schiebetüren<br />

öffnen, um den direkten Kontakt<br />

zum Garten zu ermöglichen. Eine<br />

gleichbleibende Temperatur wird mit<br />

Hilfe von vertikalen Erdsonden, Wärmepumpe<br />

und Fußboden-Heizung<br />

bzw. Kühlung ganzjährig erreicht.<br />

Das vorgestellte Wohnhaus erreicht<br />

in seiner Jahresbilanz trotz geringer<br />

Kompaktheit und trotz eines 100prozentigen<br />

Verglasungsanteils auf den<br />

Ost-, Süd- und Westseiten einen<br />

Überschuss an Energie. Das Gebäude<br />

ist weitestgehend rezyklierbar, da man<br />

so weit wie möglich auf Klebeverbindungen<br />

und Verbundkonstruktionen<br />

verzichtet und stattdessen mit einfach<br />

lösbaren Verbindungen gearbeitet<br />

hat. Die Holzkonstruktion besteht aus<br />

CEP ®<br />

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Am Puls der Wirtschaft<br />

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111


PRAXIS<br />

| NACHHALTIGES BAUEN |<br />

Gebäudefoto<br />

Architekt: Werner Sobek mit Petra<br />

Michaely<br />

Energiekonzept: Stefan Oehler<br />

Haustechnik: Jürgen Schroth, Ümit Esiyok<br />

Tragwerk: Konrad Hall<br />

Fotos: Zooey Braun, Stuttgart<br />

Das Ziel ist: klimaneutral bauen<br />

Wirkt luftig: Die Be-und Entlüftungsanlage des Wohnhauses „D10“ mit hocheffizienter<br />

Wärmerückgewinnung versorgt alle Bereiche zuverlässig mit Frischluft.<br />

EU Anforderung 2020: Nearly<br />

Zero Energy Building<br />

Die Europäische Union fordert, dass ab<br />

dem 31. Dezember 2020 alle neuen Gebäude<br />

in Europa die Qualität „Nearly<br />

Zero Energy Building“ haben müssen.<br />

„Ein Nearly Zero Energy Building ist ein<br />

energetisch hocheffi zientes Gebäude. Sein<br />

Energiebedarf beträgt fast Null und soll im<br />

Wesentlichen aus erneuerbaren Energien<br />

gedeckt werden, die auch auf dem Grundstück<br />

oder in der Nähe erzeugt werden.“<br />

nachwachsenden Rohstoffen und<br />

lässt sich ohne Aufwand demontieren<br />

und wieder verwerten. Die Dämmung<br />

aus Steinwolle benötigt nur<br />

39 Prozent der Herstellungsenergie<br />

von Mineralwolle und lässt sich<br />

unverschmutzt wieder verwerten.<br />

Auf einen bituminösen Anstrich der<br />

Kelleraußenwände wurde zugunsten<br />

einer mineralischen Schlämme<br />

verzichtet, um ein sortenreines<br />

Bauteil zu erhalten. Die Dachfolie<br />

aus Polyolefinen ist nicht verklebt,<br />

sondern nur mechanisch befestigt.<br />

Das Grundstück lässt sich am Ende<br />

des Gebäudelebenszyklus ohne<br />

Einschränkung renaturieren. Diese<br />

Beispiele zeigen, dass der Spielraum<br />

für ökologisches und recyclinggerechtes<br />

Konstruieren größer ist, als<br />

vielfach diskutiert.<br />

Der Energieverbrauch des Gebäudes<br />

ist minimiert, die Energiegewinne sind<br />

über die PV-Anlage, über die Nutzung<br />

von Geothermie und nicht zuletzt<br />

ganz direkt über die solaren Gewinne<br />

der Fenster optimiert. Die PV-Anlage<br />

produziert mehr als 7.500 kWh/a,<br />

die Erdsonden kühlen bzw. heizen<br />

das Gebäude je nach Bedarf über<br />

eine Betonkerntemperierung, die ihre<br />

Energie vor allem nach oben abgibt.<br />

Das Erdreich wird über die Erdsonden<br />

im Jahresrhythmus be- und entladen<br />

und dient somit als großer saisonaler<br />

Wärmespeicher. Nicht zu unterschätzen<br />

sind die passiven solaren Gewinne<br />

durch die Fenster. Immerhin 66 Prozent<br />

des gesamten Heizwärmebedarfs<br />

werden über passive solare Gewinne<br />

gedeckt. Die Südverglasung weist<br />

mit sehr guten g- und u- Werten (die<br />

für den Wärmedurchlassgrad stehen)<br />

sogar eine positive Energiebilanz auf.<br />

Während der Heizperiode fängt sie<br />

durch die tief stehende Sonne mehr<br />

Solarenergie ein, als sie nach außen<br />

verliert. Selbst bei bedecktem Himmel<br />

ermöglicht die diffuse Strahlung noch<br />

solare Gewinne. Dadurch wird das<br />

Gebäude täglich aufgeladen und muss<br />

nur gelegentlich auf Wärmepumpe<br />

und Fußbodenheizung zurückgreifen.<br />

Die jährliche Bilanz des Gesamt-Primärenergiekennwerts<br />

inkl. PV-Anlage<br />

auf dem Flachdach wurde mit dem<br />

Passivhaus-Projektierungspaket bilanziert<br />

und erreicht eine Gutschrift von<br />

22 kWh/m2/a. Sie beinhaltet sämtliche<br />

Energieverbräuche im Gebäude – vom<br />

Heizen, Kühlen, Lüften, über Pumpen<br />

und Ventilatoren bis hin zum Stromverbrauch<br />

für die Nachttischlampe und<br />

den Toaster. Das Wohnhaus erreicht<br />

damit die angestrebte Umweltqualität<br />

„klimaneutral“ und ist ein echtes Plus-<br />

Energie-Haus.<br />

Das Gebäude beweist, dass die heute<br />

zur Verfügung stehenden Technologien<br />

und Komponenten einen sehr<br />

viel größeren Spielraum für architektonisch<br />

anspruchsvolle Lösungen<br />

bieten als vielfach diskutiert. Architekten<br />

haben bei der Planung von<br />

sparsamen und umweltfreundlichen<br />

Gebäuden tatsächlich enorm viele<br />

Möglichkeiten. Das Vorurteil, dass<br />

energieeffiziente Gebäude mit immer<br />

dickeren Wärmedämmverbundsystemen<br />

umgeben werden müssen, kann<br />

spätestens seit D10 als überzeugend<br />

widerlegt angesehen werden.<br />

Die Autoren<br />

Stefan Oehler ist Architekt, Passivhaus-<br />

Planer und DGNB Auditor. 1996 baute<br />

er das erste freistehende Passivhaus und<br />

2003 das größte Passivbürogebäude Energon<br />

Ulm.<br />

stefan.oehler@wernersobek.com<br />

Petra Michaely ist Architekturbereichsleiterin<br />

bei Werner Sobek Stuttgart.<br />

petra.michaely@wernersobek.com<br />

Jürgen Schroth ist Betriebswirt und Ingenieur<br />

der Versorgungstechnik. Seit 2009<br />

ist er bei WSGreenTechnologies Stuttgart<br />

tätig, seit 2<strong>01</strong>1 als Teamleiter.<br />

juergen.schroth@wsgreentechnologies.com<br />

112 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


Themen<br />

Energie & Klima | LOHAS & Ethischer Konsum | Biodiversität<br />

Mit dem Energiemanagement ist<br />

es wie bei den Zugvögeln: Alle Akteure<br />

sind wichtig, um als Gruppe<br />

Energie zu sparen muss jeder mal<br />

voran fliegen. Lesen Sie dazu unseren<br />

Beitrag „Das Zugvogelprinzip“.<br />

Für die LOHAS – Menschen, die dem<br />

Lifestyle of Health and Sustainability<br />

folgen – gibt es viel zu beachten: Von<br />

Labels über Lebensmittelverwendung<br />

und Textilien bis hin zur „richtigen“<br />

Kosmetik – wir stellen Ihnen ausführlich<br />

aktuelle Erkenntnisse vor.<br />

Immer mehr Unternehmen nehmen<br />

das Thema Biodiversität als für ihre<br />

Strategie wesentlich wahr – ob<br />

Energieanbieter, Logistikdienstleister<br />

oder Hygieneartikelhersteller. Die<br />

Seiten zu Biodiversität werden im<br />

Rahmen der European Business and<br />

Biodiversity Campaign vom LIFE+<br />

Programm der EU gefördert.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

113


THEMEN | ENERGIE & KLIMA |<br />

Das<br />

Zugvogel-Prinzip<br />

Eine Geschichte zur Einführung des Energiemanagements<br />

Von Michael Homeyer und Maura Schnappauf<br />

Zugvögel fliegen oft in einer Keilformation. Das tun sie, weil sie auf diese<br />

Weise Energie sparen. Sie fliegen abwechselnd in dem aufwärts<br />

gerichteten Luftwirbel des Vorderen. Die Vögel wechseln<br />

sich dabei immer wieder ab, damit nicht nur einer die<br />

ganze Schwerarbeit leistet.<br />

Was bei den Vögeln Jahr für Jahr zu beobachten ist,<br />

lässt sich auch in Unternehmen nutzen. Die Einführung<br />

eines Energiemanagementsystems ist wie eine Reise, die den koordinierten Einsatz<br />

vieler verschiedener Akteure und den stetigen Austausch mit dem (Energie-)<br />

Management anderer Unternehmen erfordert.<br />

114 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| ENERGIE & KLIMA |<br />

THEMEN<br />

Der Controller eines metallverarbeitenden<br />

Unternehmen machte seinen<br />

Geschäftsführer auf eine wichtige<br />

Entwicklung aufmerksam: Die Energiekosten<br />

stiegen bedrohlich, aber<br />

auch der Verbrauch war leicht angestiegen.<br />

Für den Geschäftsführer war<br />

klar: Ein Energiemanagementsystem<br />

muss her! Das Unternehmen wollte<br />

so Steuererleichterungen mitnehmen<br />

und auch im Energiebereich einen<br />

kontinuierlichen Verbesserungsprozess<br />

(KVP) initiieren. Die bisherigen,<br />

vereinzelten Maßnahmen sollten um<br />

eine systematische Erfassung der<br />

Verbraucher und Potenziale ergänzt<br />

werden.<br />

Ein externer Berater riet, zunächst<br />

alle relevanten Verbrauchsdaten,<br />

Messdaten und Informationen über<br />

den Energiebezug zu sammeln.<br />

Herr Prieß, der technische Leiter des<br />

Unternehmens, bekam die Aufgabe<br />

übertragen, das Energiemanagementsystem<br />

einzuführen. Dafür stellte er<br />

ein „Energieteam“ im Betrieb auf,<br />

ANZEIGE<br />

das aus Controller, Qualitätsbeauftragtem,<br />

zwei Technikern und dem<br />

Bereichsleiter einer Produktionsstraße<br />

bestand. Facility Management und<br />

Einkauf sollten bei Bedarf angedockt<br />

werden. Darüber hinaus aktivierte er<br />

ein externes Netzwerk: Im Rahmen<br />

des B.A.U.M.-Energiemanagements<br />

werden Gruppen von acht energieintensiven<br />

Betrieben innerhalb von 15<br />

Monaten zur Zertifizierungsreife nach<br />

der Energiemanagement-Norm DIN<br />

EN 160<strong>01</strong> geführt. Erfahrungsaustausch,<br />

Input von Expertenwissen,<br />

Förderung des Kontinuierlichen Verbesserungsprozesses<br />

(KVP) und mehr<br />

Rechtssicherheit motivierten die Betriebe<br />

und auch Prieß zur Teilnahme.<br />

Von der Schwierigkeit<br />

des Dranbleibens<br />

In diesem Rahmen organisierte Prieß<br />

auch Vor-Ort-Begehungen, bei denen<br />

sofort Modernisierungsmaßnahmen<br />

des Druckluftsystems anregt wurden:<br />

So flossen eine bedarfsgerechte Drucklufterzeugung,<br />

optimierte Steuerung<br />

der Kompressoren, Verbesserung der<br />

Rohrleitungsinfrastruktur und die Einrichtung<br />

eines Leckagemanagements<br />

in das Energieprogramm ein. Der<br />

Maßnahmenkatalog beinhaltete auch<br />

den Rückbau von Todsträngen, die<br />

durch umgesetzte Maschinenanlagen<br />

entstanden waren sowie die Installation<br />

moderner Gelenkkupplungen<br />

an den Druckluft-Abnahmestellen.<br />

Außerdem wurden Verhaltensänderungen<br />

der Mitarbeiter verlangt: Das<br />

Abblasen der Produktionsteile sollte<br />

effizienter erfolgen.<br />

Einige Mitarbeiter der Produktion<br />

hatten sich vor Monaten schon intensiv<br />

am Energie-Ideen-Wettbewerb<br />

beteiligt und vor allem die Thematik<br />

„Klimaschutz“ aufgegriffen. Das<br />

Energieteam hatte viele Empfehlungen<br />

umgesetzt, die Geschäftsleitung<br />

hatte einen klaren Auftrag erteilt,<br />

die Mitarbeiter waren frühzeitig und<br />

umfassend informiert worden, der<br />

Ist- und Soll-Zustand waren definiert<br />

Verantwortung für künftige Generationen<br />

Das Thema <strong>Nachhaltig</strong>keit ist bei den<br />

Verbrauchern der Babykosmetik ein<br />

wesentliches Thema. Den werdenden<br />

Eltern ist es besonders wichtig, auf<br />

nachhaltige Produkte zurückgreifen<br />

zu können. Hier gilt das Prinzip der<br />

nachhaltigen Entwicklung. Produkte<br />

sollen die Bedürfnisse der<br />

heutigen Generation<br />

befriedigen, ohne<br />

die Bedürfnisse der<br />

künftigen Generation<br />

zu beeinträchtigen.Mit<br />

ihren Kunden arbeitet<br />

die Nölken<br />

Hygiene Products<br />

GmbH stets daran,<br />

bestehende Produkte<br />

umweltschonender<br />

und sozial verträglicher<br />

zu gestalten.<br />

So wurde z.B.<br />

nahezu bei allen Endverpackungen<br />

auf Recycling-Karton umgestellt.<br />

Zudem werden vermehrt Recycling-<br />

Folien für die Verpackung von Feuchttüchern<br />

angewandt. Ökologisch- und<br />

sozialverträgliche Rohstoffe sowie<br />

nachhaltige Vorlieferanten ermöglichen<br />

die Herstellung vieler<br />

Produkte konform mit<br />

den strengen Kriterien<br />

gängiger Umweltlabels.<br />

Das Unternehmen<br />

bringt ausschließlich<br />

Produkte auf<br />

den Weg, die bei<br />

Ökotest ein „sehr<br />

gut“ bei parfümfreien<br />

und mindestens<br />

ein „gut“ bei<br />

parfümhaltigen Erzeugnissen<br />

erhalten<br />

haben.<br />

Der <strong>Nachhaltig</strong>keitsgedanke des<br />

Unternehmens spiegelt sich in der<br />

Veröffentlichung des <strong>Nachhaltig</strong>keits-<br />

Berichts und der Umstellung auf<br />

Recycling-Papier wider.<br />

Im Profil<br />

Das 1982 gegründete Unternehmen<br />

entwickelt und produziert Produkte<br />

für die Babyhygiene und -pflege. Das<br />

Unternehmen produziert feuchte<br />

Tücher, Flüssigkeiten und Cremes. Die<br />

beiden Standorte in Deutschland und<br />

Polen sind zertifiziert nach ISO 90<strong>01</strong>,<br />

Kosmetik-GMP, FSC und PEFC, sowie<br />

Mitglied im United Nations Global<br />

Compact.<br />

Markus Nölken<br />

Geschäftsleitung<br />

Telefon +49 (0)2645 / 95 27 - 0<br />

www.noelken.de<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

115


THEMEN | ENERGIE & KLIMA |<br />

Zeit für Kommunikation<br />

Das Ziel: Energieverbrauch und Energiekosten senken. Der Weg: Motivierte Mitarbeiter<br />

mitnehmen.<br />

und kommuniziert worden. Doch<br />

nun kamen plötzlich Ausflüchte auf:<br />

„Der Großauftrag ist vorrangig, der<br />

Umbau würde unsere Produktion<br />

einschränken und es sind sowieso<br />

keine Kapazitäten frei, um an dem<br />

Projekt mitzuarbeiten – auch wenn<br />

es im Prinzip natürlich sinnvoll ist. Nur<br />

jetzt nicht!“, hieß es. Die Stimmung<br />

war umgeschlagen, der Tenor der<br />

Mitarbeiter lautete: „Die Veränderung<br />

sollen doch die anderen machen“.<br />

Das ist ein typisches Ereignis für die<br />

sogenannte Delta-Phase eines Veränderungsprozesses.<br />

Dies ist die Zeit<br />

der Umsetzung und der eigentlichen<br />

Veränderung. Sie beginnt nach der Bestimmung<br />

des Ist- und Soll-Zustandes<br />

und endet mit dem Erreichen des Soll-<br />

Zustandes. Vermehrte Konflikte, Unruhe,<br />

krankheitsbedingte Ausfälle sind<br />

bei umfassenderen Veränderungsprozessen<br />

nicht selten. Mitarbeiter erleben<br />

ihre Arbeitsprozesse als schwieriger,<br />

zeitaufwendiger und arbeitsintensiver<br />

als vorher. Der Stress entsteht, weil die<br />

alten Verhaltensmuster und Regeln<br />

nicht mehr gelten und die neuen noch<br />

nicht verankert sind.<br />

Herr Prieß – der technische Leiter – war<br />

zum Glück auf diese Problematik vorbereitet.<br />

Er ließ den ersten Irritationen<br />

Raum und traf sich mit den Schichtleitern<br />

aus der Produktion. In einem<br />

vormittäglichen Gespräch konnten<br />

die Bedenken und Anregungen der<br />

Schichtleiter konkretisiert werden,<br />

während Herr Prieß die Bedeutung der<br />

Druckluft-Modernisierung erläuterte.<br />

Gemeinsam entwickelte die Gruppe<br />

einen Zeitplan, der die Produktionsprozesse<br />

berücksichtigte und von allen als<br />

realistisch anerkannt werden konnte.<br />

Ein Schichtleiter übernahm die Aufgabe<br />

des „Druckluftbeauftragten“ und<br />

wurde in das Energieteam integriert.<br />

Die Schichtleiter erklärten den Plan<br />

ihren Mitarbeitern, die gleich weitere<br />

Verbesserungsvorschläge einbrachten.<br />

Nach der Zertifizierung kam der Nachweis<br />

und das Erfolgserlebnis: Es gibt<br />

dauerhafte Energieeinsparungen! Alle<br />

Beteiligten waren überrascht über die<br />

hohe Anzahl nichtinvestiver Effizienzpotenziale<br />

und die kurzen Amortisationszeiten.<br />

Das emsige Energieteam<br />

übernahm werkweit die Funktion der<br />

KVP-Projektgruppe. Eine neue Unternehmenskultur<br />

zog ein – durch das<br />

veränderte Verhalten der Mitarbeiter,<br />

neue Regeln und ein Energie-Zielsystem.<br />

Viele Mitarbeiter unterstützten<br />

das Thema „Energiemanagement“<br />

aus der Einsicht, den Klimaschutz zu<br />

fördern. Ob eine energieeffiziente T5-<br />

Leuchte oder ein digitales Thermostat<br />

am Heizkörper – bei Herrn Prieß und<br />

einigen anderen Mitarbeitern pflanzte<br />

sich die Wirkung des Energiemanagements<br />

auch im eigenen Haushalt fort.<br />

Übrigens: Die Energieersparnis bei den<br />

Zugvögeln liegt bei bis zu 14 Prozent.<br />

Im Profil<br />

Michael Homeyer ist zuständig für das<br />

B.A.U.M. Energiemanagement bei der<br />

B.A.U.M. Consult GmbH in Hamm.<br />

m.homeyer@baumgroup.de<br />

Mit dem Wissensaufbau zu den Themen Energie- und Veränderungsmanagement wird<br />

der Grundstein für ein „lebendiges“ Energiemanagmentsystem gelegt.<br />

Maura Schnappauf ist zuständig für Unternehmenskommunikation<br />

und berät bei<br />

ÖKOPROFIT.<br />

www.baumgroup.de/energiemanagement<br />

116 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| LOHAS & ETHISCHER KONSUM |<br />

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Hanf für feinstes Tuch<br />

Die Modelle aus den Sommerkollektionen 2<strong>01</strong>2 sind ab Februar erhältlich.<br />

Hanf ist eine der ältesten Kulturpflanzen<br />

der Welt, die einen unschätzbaren<br />

Wert für Mensch und Natur<br />

hat. Einfach und umweltschonend<br />

anzubauen, schnell nachwachsend und<br />

extrem widerstandsfähig ist Hanf ein<br />

wichtiger Beitrag zur Erhaltung des<br />

ökologischen Gleichgewichts.<br />

Darüber hinaus ist Hanf so vielfältig<br />

nutzbar wie kaum eine andere<br />

Pflanze. Er liefert den Rohstoff für<br />

Nahrung, Kosmetika, Baustoffe und<br />

Kleidung.<br />

Mit den Marken „Braintree“, „The<br />

Hemp Line“ und „PURE“ bietet Hempro<br />

International ein breites Spektrum<br />

an umweltverträglichen Textilien<br />

und Accessoires für Endkunden und<br />

Händler.<br />

Das Modelabel Braintree<br />

wurde 1995 in Australien mit der<br />

Zielsetzung gegründet, Hanf als<br />

umweltfreundliche Alternative zur<br />

Baumwolle zu fördern. 2002 wurde<br />

Braintree Europe in London gegründet.<br />

Seit diesem Zeitpunkt ist Hempro<br />

International exklusiver Distributor<br />

für Deutschland, Österreich und die<br />

Schweiz. Alle Braintree Kleidungsstücke<br />

werden aus umweltfreundlichen<br />

Fasern wie Hanf, Bambus und<br />

Bio-Baumwolle hergestellt. Durch die<br />

Zusammenarbeit mit dem „Ethical<br />

Fashion Forum“ legt Braintree nicht<br />

nur auf die ökologischen, sondern<br />

auch auf die ethisch korrekten Herstellungsbedingungen<br />

größten Wert.<br />

Unter dem Namen The Hemp Line<br />

vertreibt Hempro International Basics<br />

für Damen und Herren, die einem modischen<br />

und ökologischen Anspruch<br />

gerecht werden. Bei der halbjährlich<br />

wechselnden Kollektion werden nur<br />

reine Hanf- und Hanf/Bio-Baumwollstoffe<br />

verwendet. Alle Artikel werden<br />

in einer GOTS-zertifizierten (Global<br />

Organic Textil Standard) Produktion<br />

gefertigt.<br />

Die PURE-Taschenkollektion<br />

bietet durch die verschiedenen Serien<br />

und Modelle für jede Situation und jeden<br />

Anlass ideale Kombinationsmöglichkeiten.<br />

Das PURE-Concept basiert<br />

auf verantwortungsvollem Umgang<br />

mit der Natur, modernem Design und<br />

perfekter Funktionalität aller Artikel.<br />

Neben Hanf/Bio-Baumwoll-Stoffen<br />

werden überwiegend nachwachsende<br />

Rohstoffe verwendet, die zu 100% in<br />

den ökologischen Kreislauf zurückgeführt<br />

werden können.<br />

Kontakt<br />

Hempro International GmbH & Co. KG<br />

Münsterstr. 336<br />

40470 Düsseldorf<br />

Weitere Informationen und Produkte zum<br />

Thema Hanf:<br />

www.hempro.com<br />

www.hanfhaus.de<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

117


THEMEN | LOHAS & ETHISCHER KONSUM |<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit – ein Buch<br />

mit vielen Siegeln<br />

Aktuelle Verbraucherstudie deckt Motive<br />

beim Kauf nachhaltiger Produkte auf<br />

Von Anja Guckenberger und Catharina Brinckmann<br />

Das Thema <strong>Nachhaltig</strong>keit ist seit<br />

Jahren in aller Munde. Aber: Landen<br />

nachhaltige Produkte auch wirklich<br />

im Einkaufskorb der deutschen Verbraucher?<br />

Dass <strong>Nachhaltig</strong>keit eine<br />

zentrale Rolle im Kaufentscheid spielt,<br />

ist mittlerweile unstrittig – aber was<br />

verstehen Konsumenten wirklich unter<br />

dem Schlagwort <strong>Nachhaltig</strong>keit?<br />

Welche Rolle spielen Siegel? Und wie<br />

können Unternehmen <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

wirksam und effizient kommunizieren?<br />

Gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut<br />

TheConsumerView<br />

hat das Beratungsunternehmen<br />

Edelman diese Fragen in der ersten<br />

Verhaltensstudie zum Thema „<strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

im Kaufentscheid“ bei<br />

Produkten des alltäglichen Gebrauchs<br />

untersucht. Aus einer repräsentativen<br />

bundesweiten Stichprobe von 2.000<br />

Personen nahmen 404 Personen, die<br />

eine hohe Affinität zu nachhaltigem<br />

Konsum zeigen, an der Studie teil. Die<br />

Gruppe wurde maßgeblich bestimmt<br />

von Frauen im Alter von 30-50 Jahren,<br />

in Familie lebend. Mit Hilfe eines<br />

zweiwöchigen Einkauftagebuchs<br />

wurden innerhalb dieser qualitativen<br />

Studiengruppe belastbare Daten zu<br />

Motiven und – erstmalig – auch zu<br />

den tatsächlichen Handlungsmustern<br />

beim Kauf nachhaltiger Produkte<br />

ermittelt.<br />

118 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| LOHAS & ETHISCHER KONSUM |<br />

THEMEN<br />

Kernergebnis: zwischen Wille<br />

und Wirklichkeit<br />

Die Mehrheit der nachhaltigkeitsinteressierten<br />

Verbraucher weiß in der<br />

Theorie überraschend gut über das<br />

Thema <strong>Nachhaltig</strong>keit Bescheid – und<br />

das bei einer offenen Fragestellung.<br />

Genau genommen wissen zwei Drittel<br />

der befragten Verbraucher, dass mit<br />

nachhaltigem Handeln von Unternehmen<br />

der bewusste Umgang mit<br />

Ressourcen, Umweltschutz allgemein<br />

oder zukunftsorientiertes Vorgehen<br />

gemeint ist. Auch die Auswertung<br />

der Einkaufstagebücher ergab, dass<br />

das Thema <strong>Nachhaltig</strong>keit mittlerweile<br />

bei jeder fünften Kaufentscheidung<br />

eine Rolle spielt. Trotzdem fällt es den<br />

Verbrauchern bei der Auswahl am<br />

Regal schwer, tatsächlich nachhaltige<br />

Artikel zu erkennen. Woran liegt das?<br />

Kein Licht im Dickicht<br />

des Dschungels<br />

Die Vielzahl und Vielfalt an <strong>Nachhaltig</strong>keits-Siegeln<br />

und -Kennzeichnungen<br />

ist ein Grund dafür, warum die<br />

Verbraucher bei der Kaufentscheidung<br />

völlig verwirrt sind. Was dem<br />

nachhaltigkeitsorientierten Konsumenten<br />

ursprünglich als Entscheidungshilfe<br />

dienen sollte, entpuppt<br />

sich heute als Siegel-Dschungel: Die<br />

großen und bekannten Siegel wurden<br />

von den Befragten zumeist richtig<br />

erkannt und generell als nachhaltig<br />

bewertet: Jenseits des staatlichen Bio-<br />

Siegels stehen der Bioland-Verband,<br />

die Fairtrade-Kennzeichnung (u.a.<br />

für faire Rohstoffpreise), das Logo der<br />

Natur- und Artenschutz-Organisation<br />

WWF und des Verbrauchermagazins<br />

Ökotest auf dem Siegertreppchen.<br />

Die spezifischen <strong>Nachhaltig</strong>keits-<br />

Siegel aber, wie das Forest- oder<br />

Marine Stewardship Council-Siegel,<br />

landeten in der Auswertung eher im<br />

hinteren Mittelfeld. Die Verwirrung<br />

darüber, was wirklich nachhaltig<br />

ist, führt dazu, dass zwei Drittel der<br />

Verbraucher einem <strong>Nachhaltig</strong>keits-<br />

Siegel nur dann vertrauen, wenn es<br />

staatlich anerkannt ist. 82 Prozent der<br />

Befragten wünschen sich eine einheitliche<br />

Kennzeichnung, um nachhaltige<br />

Produkte besser beurteilen zu können.<br />

Ein weiteres Motiv ist, dass die<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keitskommunikation der<br />

Unternehmen als undurchsichtig<br />

wahrgenommen wird. Die Hälfte<br />

der Befragten findet die erhältlichen<br />

Informationen zum Thema <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

generell oft unverständlich und<br />

widersprüchlich. Wenn diese direkt<br />

vom Hersteller kommen, werden sie<br />

sogar als unglaubwürdig erachtet<br />

– ein Hemmnis für das Thema <strong>Nachhaltig</strong>keit,<br />

um wirklich aus der Nische<br />

zu kommen.<br />

Investition in nachhaltige<br />

Kommunikation<br />

Die Studienergebnisse unterstreichen,<br />

wie abstrakt und verschwommen der<br />

Gegenstand <strong>Nachhaltig</strong>keit in der<br />

Praxis ist. Unternehmen und Marken<br />

müssen ganz konkret für den Verbraucher<br />

definieren und so transparent und<br />

nachvollziehbar vermitteln, welcher<br />

Beitrag zum Ressourcenschutz genau<br />

geleistet wird. So ist es z. B. auch in<br />

...und verpflichten unsere<br />

Lieferanten und Partner auf<br />

nachhaltige Prinzipien.<br />

Wir bilden VERTRAUEN<br />

Weitere Informationen findest Du auf www.voelkeljuice.de<br />

1<br />

2 3<br />

Wir arbeiten mit unseren Lieferanten<br />

unter den Aspekten des Wettbewerbs<br />

fair zusammen und legen besonderen<br />

Wert auf langfristige Partnerschaften<br />

und persönlichen Kontakt. Langfristige<br />

Verträge geben unseren Anbaupartnern<br />

Planungs- und Finanzsicherheit<br />

und sichern unseren Bedarf an<br />

hochwertigen Rohwaren. In Einkaufs-<br />

Projekten unterstützen wir außerdem<br />

die Umstellung vom Bio- auf den<br />

Demeter-Landbau und erweitern stetig<br />

unser Angebot an Bio-FAIRTRADE-<br />

Säften.<br />

1 Jochen Mannsperger (Einkauf) zu Besuch bei Cranberry-Anbauer Martin Lemoine in Canada<br />

2 Juanita Baltodano und Walter Rodriguez (Costa Rica)<br />

3 Bahattin Erten (Göknur) freut sich über die gute Zusammenarbeit<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

119


THEMEN | LOHAS & ETHISCHER KONSUM |<br />

der Partnerschaft mit Siegeln sinnvoll,<br />

zunächst deren Aufgabe und Bedeutung<br />

in den Fokus der Kommunikation<br />

zu rücken. „Die Studie zeigt deutlich,<br />

dass die Konsumenten verstehen wollen,<br />

inwieweit das nachhaltige Handeln<br />

von Unternehmen durch den Kauf des<br />

Artikels unterstützt wird“, resümiert<br />

Jörg Rosenbauer, Geschäftsführer von<br />

TheConsumerView, „ansonsten werden<br />

sie immer zuerst zu dem Produkt<br />

mit einem Siegel oder Slogan greifen,<br />

welche sie auf den ersten Blick wiedererkennen<br />

und dem sie vertrauen“.<br />

Im Profil<br />

Anja Guckenberger und Catharina<br />

Brinckmann sind für das PR-Beratungsunternehmen<br />

Edelman tätig.<br />

Anja.Guckenberger@edelman.com<br />

Catharina.Brinckmann@edelman.com<br />

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Neueste Entwicklungen in den<br />

Bereichen: Industrieautomation,<br />

Energietechnologien, industrielle<br />

Zulieferung und Dienstleistungen<br />

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| LOHAS & ETHISCHER KONSUM |<br />

THEMEN<br />

Diversität auf Feld und Teller<br />

Ein Interview mit Bernward Geier<br />

Welche Kernprobleme sehen Sie<br />

in der globalen Agrarwirtschaft?<br />

Derzeit hungern Menschen, weil<br />

sie sich die Nahrung nicht leisten<br />

können – ein Zustand, der durch<br />

Spekulationen, Agrartreibstoffe und<br />

Klimawandel verschärft wird. Es ist<br />

deshalb notwendig, dass Investitionen<br />

in die ländlichen Räume fließen, um<br />

Arbeitsmöglichkeiten zu bieten und<br />

die Kaufkraft zu erhöhen.<br />

Die Nahrungsmittelindustrie muss<br />

sich darauf einstellen, Qualität statt<br />

Menge zu offerieren. Sie trägt die<br />

Verantwortung, Gesundheitsprobleme<br />

zu lösen, nicht weiter zu<br />

verbreiten und eine gerechte Preisstruktur<br />

einzuführen – das nennt<br />

man „Externalitäten internalisieren“.<br />

Der Überkonsum von Fleisch<br />

und verarbeiteten Produkten sowie<br />

die Nach-Ernte- und Nach-Einkauf-<br />

Verluste würden damit gebremst. Es<br />

gibt genug für alle, aber nicht für<br />

alles – ohne eine Änderung unseres<br />

Lebensstils geht es auch nicht.<br />

Was bewirken Nahrungsmittelspekulationen?<br />

Die Nahrungsmittelspekulationen<br />

drücken die Preise für die Produzenten<br />

nach unten. Beim Verkauf der „Optionen“<br />

will man natürlich ordentlich<br />

Profit herausholen und dies geschieht<br />

ohne wirkliche Gegenleistung. Das<br />

ist Kasino-Kapitalismus und deshalb<br />

sollte man Börsen- und Warenterminspekulationen<br />

im Bereich der Lebensmittel<br />

verbieten. Das bringt weder<br />

Hans R. Herren ist Autor des Weltagrarberichts sowie<br />

Gründer und Präsident der Stiftung Biovision. 1995<br />

rettete der Insektenspezialist mit seiner biologischen<br />

Bekämpfung eines verheerenden Insektenschädlings<br />

im Maniok Millionen Afrikaner vor dem Hungertod.<br />

Spekulationen, „Biopiraterie“ und Patente auf Leben<br />

hält der erste Schweizer Welternährungspreisträger für<br />

kriminell – der ökologische Landbau könnte dagegen<br />

die Welt ernähren.<br />

was für die Konsumenten, noch für<br />

die Produzenten und generiert nur<br />

„Kunstgeld“, welches – wenn nicht<br />

für perversen Konsum der Superreichen<br />

– oft für die Bildung weiterer<br />

Spekulationsblasen eingesetzt wird.<br />

Welche Auswirkungen haben<br />

Saatgutpatente auf Wirtschaft<br />

und Ernährung?<br />

Sie verteuern das Saatgut durch zum<br />

Teil horrende Lizenzgebühren und verringern<br />

die Agrobiodiversität. Durch<br />

Patente gibt es für die Bauern viel<br />

weniger Auswahl an Saatgut, das genau<br />

für die Region, das Klima und die<br />

Böden passt. Die gesamte Wirtschaft<br />

leidet unter der Saatgutpatentierung<br />

und am Ende bezahlen es doch immer<br />

die Produzenten und Verbraucher.<br />

Die haben logischerweise auch weniger<br />

Diversität auf dem Feld und<br />

dem Teller. Patente auf Saatgut sind<br />

ungerecht. Man sollte diese „Biopiraterie“<br />

verbieten, weil das Eigentum<br />

am Saatgut seit Jahrtausenden den<br />

Bauern gehört, die diese unglaubliche<br />

Saaten-Vielfalt schließlich auch<br />

erschaffen haben.<br />

Sollten Agrarflächen auch zur<br />

Biosprit-Produktion genutzt werden?<br />

Generell sollte man die Agrarflächen<br />

zuerst für Nahrungsmittelproduktion<br />

reservieren und zwar für Qualitätslebensmittel<br />

in breiter Vielfalt. Wenn es<br />

darum geht, Energie zu produzieren,<br />

die die Bauern selber für ihre Zugtiere<br />

oder Maschinen brauchen, ist das in<br />

Ordnung. Aber das sind vergleichsweise<br />

kleine Landflächen und diese<br />

vor allem in den Entwicklungsländern.<br />

Alles was – meist auch noch<br />

schwachsinnig subventioniert – in<br />

Großplantagen und oft verbunden<br />

mit „land grabbing“ (Landraub) für<br />

unsere Sprittanks und Öfen angebaut<br />

wird, ist nicht akzeptabel, weil es Land<br />

und andere natürliche Ressourcen, die<br />

für eine langfristige Nahrungsmittelproduktion<br />

nötig sind, aufbraucht.<br />

Kann der biologische Landbau die<br />

Welt ernähren?<br />

Ökolandbau ist kein Luxus, sondern<br />

eine Notwendigkeit. Die auf fossiler<br />

Energie und Artenarmut basierende<br />

reduktionistische heutige Landwirtschaft<br />

muss einer nachhaltigen Landwirtschaft<br />

Platz machen, die sich auf<br />

erneuerbare Bodenfruchtbarkeit und<br />

breite Tier- und Pflanzenvielfalt stützt<br />

und diese erhält,.<br />

„Bio“ kann sicher die Welt ernähren.<br />

Es gibt zahlreiche wissenschaftliche<br />

Arbeiten, die das belegen. Der sogenannte<br />

Weltagrarbericht (IAASTD<br />

Studie) und FAO/UNCTAD-Analysen<br />

kommen auch ganz eindeutig zur Erkenntnis,<br />

dass nicht Kunstdünger und<br />

Gentechnik, sondern nur eine ökologische<br />

Landwirtschaft die Ernährung<br />

langfristig sicherstellen können. Die<br />

biologische Landwirtschaft kann auch<br />

eine weiter wachsende Weltbevölkerung<br />

nicht nur gut, sondern vor allem<br />

gesund und nachhaltig ernähren.<br />

Biovision<br />

Die 1998 gegründete Stiftung bekämpft<br />

Armut und Hunger und setzt sich für die<br />

Verbreitung und Anwendung ökologischer<br />

Methoden ein, die zur nachhaltigen Verbesserung<br />

der Lebensbedingungen in<br />

Afrika führen und zugleich die Umwelt<br />

schonen. Biovision leistet Hilfe zur Selbsthilfe<br />

und fördert ökologisches Denken und<br />

Handeln – im Norden wie im Süden.<br />

www.biovision.ch<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

121


THEMEN | LOHAS & ETHISCHER KONSUM |<br />

Hier werden täglich 100 Tonnen Altbrot angeliefert – die Hälfte des österreichischen Brotmülls.<br />

Sind wir Verschwender?<br />

Die Hälfte unserer Lebensmittel landet auf dem Müll<br />

Wie viele Menschen könnte man mit dem, was wir täglich wegwerfen, ernähren! Mit seinem<br />

Film „Taste the Waste“ hat Valentin Thurn bereits 80.000 Zuschauer erreicht – für einen Dokumentarfilm<br />

enorm. Und er hat damit eine ganze Bewegung gegen die Verschwendung in der<br />

gesamten Produktkette ins Rollen gebracht.<br />

<strong>forum</strong>-Herausgeber Fritz Lietsch traf den Regisseur beim Deutschen <strong>Nachhaltig</strong>keitstag und<br />

sprach mit ihm über Ursachen und Lösungsmöglichkeiten des Wegwerfwahnsinns.<br />

Herr Thurn, Sie sind Filmemacher.<br />

Wie sind Sie zum Thema Lebensmittelverschwendung<br />

gekommen?<br />

Vor vier Jahren habe ich eine kleine<br />

Reportage über Mülltaucher gemacht<br />

– ein eher exotisches Thema.<br />

Mülltaucher oder Containerer, wie sie<br />

sich nennen, gehen in die Supermarkttonnen,<br />

um Essbares raus zu holen.<br />

Weniger, weil sie arm sind, mehr als<br />

Protest gegenüber der Gesellschaft. Ich<br />

war wirklich geschockt, wie viel noch<br />

originalverpackt, vor Warenablauf,<br />

kurz: eigentlich gut Essbares dort drin<br />

war und ich habe mich dann gefragt<br />

„warum machen Unternehmen das?“.<br />

Das muss sich doch lohnen, sonst würden<br />

sie es nicht machen. Und damit<br />

begann die ganze Recherche.<br />

Mein Film hat sicherlich wahnsinnig<br />

viel bewegt in Deutschland. Es<br />

freut mich als Filmemacher, wenn<br />

plötzlich Minister anrufen und sagen<br />

„wir möchten eine Studie in Auftrag<br />

geben“ oder „wir sind jetzt im<br />

Bundestag und wir wollen über das<br />

Mindesthaltbarkeitsdatum reden“.<br />

Es bleibt trotzdem die Frage: Warum<br />

haben wir das über Jahrzehnte nicht<br />

erkannt? Das ist ja ein Problem von<br />

gigantischer Größenordnung! Wir<br />

werfen zu viel Essen weg, ich inklusive.<br />

Jeder wusste es in seinem Bereich.<br />

Der Landwirt wusste, er muss aussortieren,<br />

der Handel wusste, er hat<br />

Überfluss. Der Verbraucher hat auch<br />

immer ein schlechtes Gewissen, weil<br />

er eben auch etwas wegwirft. Aber<br />

das große Ganze macht 50 Prozent<br />

der Lebensmittel aus! Wie konnte<br />

es so weit kommen? Wir haben es<br />

verdrängt. Wir haben nicht draufgeschaut.<br />

Wie kam es dazu?<br />

Es hat natürlich damit zu tun, dass die<br />

industriell erzeugten Lebensmittel billig<br />

sind. Was billig ist, dem bringt man<br />

wenig Wertschätzung gegenüber.<br />

Aber vielleicht noch eine größere Rolle<br />

als der Preis spielt die Entfernung von<br />

uns Verbrauchern zum Landwirt, zum<br />

Erzeuger. Wir sind schon seit mehreren<br />

Generationen in den Städten<br />

und wissen oft gar nicht mehr gut<br />

von schlecht zu unterscheiden. Wir<br />

kaufen ja nicht, weil wir wissen: Es ist<br />

122 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| LOHAS & ETHISCHER KONSUM |<br />

THEMEN<br />

gut, es schmeckt besser. Wir kaufen,<br />

weil etwas optisch perfekt aussieht<br />

oder weil wir nicht mehr wissen, wie<br />

lange etwas haltbar ist. Das Datum<br />

hilft uns, weil wir nicht mehr unseren<br />

eigenen Sinnen vertrauen. Wann ein<br />

Joghurt abgelaufen ist, könnte man<br />

auch schmecken. Dafür brauchen wir<br />

kein Datum.<br />

Wann haben wir uns vom Ursprung<br />

unseres Essens entfernt?<br />

Dies haben wir in unserem Buch „Die<br />

Essensvernichter“ versucht zu analysieren,<br />

zumindest für Deutschland.<br />

1959 wurde der erste Supermarkt<br />

in Deutschland eröffnet und damit<br />

begann die Amerikanisierung. Ich will<br />

nicht sagen, dass die Supermärkte der<br />

Grund allen Übels sind, aber sie sind<br />

schon der Ort, in dem alles zu jeder<br />

Tageszeit in der kompletten Bandbreite<br />

angeboten wird. Es gibt nichts,<br />

was so gut untersucht ist, wie das<br />

Einkaufsverhalten, aber auch wir sind<br />

verführbar und wir reagieren auch<br />

auf das Angebot. Wenn ein Supermarkt<br />

sagen würde, ich will weniger<br />

wegwerfen, dann haben wir gegen<br />

Abend weniger Brot oder es gibt am<br />

Samstagnachmittag keine Milch mehr.<br />

Dann würden wir zur Konkurrenz gehen,<br />

weil wir es nicht mehr gewohnt<br />

sind – das macht es schwierig für den<br />

Handel, die Wegwerfquote runterzufahren.<br />

Da müssen alle mitmachen. Es<br />

gibt nicht einen Bösewicht, sondern<br />

da stecken wir alle mit drin.<br />

Es geht nicht nur darum, dass wir<br />

die Basis unseres Lebens nicht wertschätzen<br />

– das ist schlimm genug, rein<br />

psychologisch. Aber auch die harten<br />

Fakten sind schockierend: Die Landwirtschaft<br />

ist für ein Drittel aller Klimagase<br />

verantwortlich. Was wir von<br />

ihren Erzeugnissen wegwerfen, trägt<br />

also wesentlich zur Klimaerwärmung<br />

bei. Wir haben versucht das umzurechnen:<br />

Allein der Lebensmittelmüll,<br />

der auf der Welt weggeworfen wird,<br />

verursacht ungefähr so viele Emissionen<br />

wie der gesamte Transportsektor<br />

– Autos, Schiffe und Flugzeuge<br />

zusammen genommen.<br />

Wenn wir die Kreisläufe irgendwie<br />

sinnvoll schließen könnten,<br />

auch wirtschaftlich, könnten wir<br />

diese extreme Quote dann zurückfahren?<br />

Es wäre sicherlich sinnvoll, wenn<br />

das Übrige als Tierfutter verwendet<br />

würde. Aber es wurde ja unter hohem<br />

Aufwand und mit Dünger von<br />

Menschen hergestellt. Was da weggeschmissen<br />

oder den Kühen gegeben<br />

wird, ist eigentlich zu gut für die Tiere,<br />

weil es richtige Speisekartoffeln sind.<br />

Sie schmecken gut. Sie haben nur<br />

eine kleine Delle, Mickymausöhrchen,<br />

irgendwelche komischen Formen,<br />

wegen denen es der Handel den<br />

Bauern nicht abnimmt. Es gibt keinen<br />

vernünftigen, nachvollziehbaren<br />

Grund. Ich warte auf den Tag, wo<br />

ein Supermarkt mal wieder ein Regal<br />

aufmacht „natürlich gewachsenes<br />

Gemüse“. Ich glaube, inzwischen<br />

würde er Kundschaft dafür finden.<br />

Eine Karotte mit drei Beinen ist ja<br />

ein bisschen kompliziert zu schälen,<br />

dann muss er vielleicht sagen „wir<br />

machen es 10% billiger“. Aber er<br />

würde Kundschaft kriegen und damit<br />

hätte man das, was für den Menschen<br />

angebaut war auch wieder bei den<br />

Menschen.<br />

Wäre Bioanbau für Sie ein gangbarer<br />

Weg?<br />

Bio ist sicherlich oft auch qualitativ<br />

besser. Aber man muss klar sagen: Die<br />

Biosupermärkte haben den gleichen<br />

optischen Perfektionswahn wie die<br />

normalen Supermärkte. Deswegen<br />

müssen die Biobauern leider genauso<br />

viel wegwerfen. Auf den kleinen Bioladen<br />

oder den Wochenmarkt trifft<br />

das vielleicht nicht zu. Vermarktungsstrukturen,<br />

die auf ein regionales Level<br />

runtergefahren werden, könnten die<br />

Verschwendung reduzieren.<br />

Herzlichen Dank für das Gespräch<br />

und viel Erfolg für die nächsten<br />

Projekte.<br />

Film: Taste the waste<br />

www.tastethewaste.de<br />

Buch: Die Essensvernichter<br />

www.essensvernichter.de<br />

Die Müllforscherin Felicitas Schneider vom Wiener Institut für Abfallwirtschaft sortiert Lebensmittelmüll<br />

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123


THEMEN | LOHAS & ETHISCHER KONSUM |<br />

124 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


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THEMEN<br />

Lincoln Park<br />

after dark<br />

Kosmetik kann man kaufen. Ewige<br />

Jugend nicht. Schönheit auch nicht.<br />

Sie kommt vom lieben Gott. Von innen.<br />

Und aus der Natur.<br />

Von Dagmar Walser<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

Gedruckt auf Charisma Silk – hergestellt aus 100 % Altpapier, ausgezeichnet mit dem Blauen Engel. Ein Produkt der Steinbeis Papier GmbH. 125


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Bild: slowmo.eu<br />

30. Internationale Fachmesse<br />

für nachhaltige Textilien<br />

15 JAHRE<br />

SCHRITT<br />

FÜR SCHRITT<br />

RICHTUNG<br />

NACHHALTIGKEIT<br />

28.–30. JANUAR 2<strong>01</strong>2<br />

ardek-Center Rhein-Main // Hofheim-Wallau<br />

www.innatex.de<br />

Von uns wird viel verlangt: Wir<br />

sollen keine Sünden begehen,<br />

unseren Nächsten lieben wie<br />

uns selbst, und ein anständiges Leben<br />

führen. Bis wir sterben müssen. Von<br />

Anfang bis Ende sollen wir, am Ende<br />

müssen wir. Aber wer will schon, was<br />

er soll oder muss. Und wenn schon,<br />

dann wollen wir aber bitte alt sterben<br />

– und dabei nicht alt aussehen.<br />

Und schon verfallen wir gar einer<br />

der sieben Todsünden: Superbia, der<br />

Eitelkeit, mit unserem archaischen<br />

Bedürfnis nach ewiger Jugend und<br />

Schönheit. Um beides zu erreichen,<br />

können wir uns nun alles schön reden.<br />

Oder wir glauben einfach, was uns<br />

clevere Werbestrategen versprechen:<br />

dass wir uns jung und schön pflegen<br />

können – wenn wir entsprechende<br />

KOSMETIK kaufen. Und so cremen,<br />

färben, tuschen wir mit Begeisterung:<br />

Deutsche Frauen pflegen sich<br />

im Durchschnitt fünf Stunden pro<br />

Woche; 87 Minuten Körperwäsche,<br />

40 Minuten Haar-Styling, 29 Minuten<br />

Pflege, 83 Minuten Make-up. Das<br />

ist nichts gegen die Britinnen: sie<br />

schminken sich 112 Minuten, und<br />

die Italienerinnen halten den europäischen<br />

Rekord mit 116 Minuten. Pro<br />

Tag, versteht sich. Zukunftsträchtig<br />

ist auch Männer-Kosmetik: Bereits<br />

32 bzw. 37 Prozent der europäischen<br />

Männer benützen eine Gesichts- bzw.<br />

eine Körperpflege. Ob wir dadurch<br />

alle schöner und jünger werden, sei<br />

mal dahingestellt. Einige werden<br />

jedenfalls dadurch reicher.<br />

Soll und Haben<br />

Unser Schönheitsbedürfnis ist Grundlage<br />

für ein knallhartes Milliardengeschäft:<br />

„Die Top 10-Konzerne<br />

wie etwa Unilever, Procter&Gamble,<br />

Henkel und L‘Oréal haben“, so<br />

Frank Richter, Geschäftsführer von<br />

Cosmetic Business, „allein mit ihrem<br />

Kosmetiksektor ein Volumen von<br />

gut 100 Milliarden Euro jährlich“.<br />

Die europäische Kosmetikindustrie<br />

macht dabei einen Umsatz von derzeit<br />

gut 55 Milliarden Euro, doppelt<br />

so viel wie in Japan; die USA sind<br />

mit ca. 57 Milliarden Euro dabei.<br />

In Deutschland geben wir derzeit<br />

knapp 157 Euro pro Jahr und Kopf<br />

für Körperpflegemittel aus und liegen<br />

damit im westeuropäischen Mittelfeld;<br />

das sind gut 13 Milliarden Euro<br />

insgesamt. Davon hat L’Oréal, dank<br />

Körperpflegemitteln im Jahr 2<strong>01</strong>0 mit<br />

19,5 Milliarden Euro Umsatz weltweit<br />

auf Platz 1, zum ersten Mal auch in<br />

Deutschland die Milliardengrenze<br />

geknackt. Henkel wiederum setzte<br />

2<strong>01</strong>0 mit Kosmetika weltweit 3,27<br />

Milliarden Euro um. „Und für 2<strong>01</strong>2<br />

wird vom Konzern eine zweistellige<br />

Umsatzrendite erwartet“, so Frank<br />

Richter. Dieser lukrativen Branche und<br />

uns reicht es dabei schon lange nicht<br />

mehr, „nur“ gepflegt und eventuell<br />

geschminkt zu sein. Geht es nach den<br />

Versprechungen der Hersteller, sollen<br />

wir uns dabei auch gleich noch verjüngen.<br />

Dummerweise gibt es da ein<br />

kleines Problem: unsere genetische<br />

Veranlagung. Dennoch, oder deshalb,<br />

wird geforscht, was das Zeug und die<br />

Haut (aus-)hält, um rückgängig zu<br />

machen, was noch nicht rückgängig<br />

zu machen ist – das Altern. Während<br />

die junge Wissenschaft dafür u.a. bei<br />

der Bionik klaut oder Liposome als<br />

Transporteure für wasserlösliche Stoffe<br />

erforscht, geben wir fröhlich unser<br />

Geld aus, damit wir uns nicht mehr<br />

nur „schmücken“ und „ordnen“,<br />

so die altgriechische Bedeutung des<br />

Wortes Kosmetik; wir sollen uns auch,<br />

im doppelten Sinn, „entfalten“.<br />

Forever young<br />

Der magische, rechtlich nicht geschützte<br />

Begriff, der dafür von der<br />

Kosmetikindustrie erfolgreich in unserem<br />

Unterbewusstsein verankert wird,<br />

heißt: ANTI-AGING. Ob in der Werbung<br />

oder im Kaufhaus, wir können<br />

uns dieser Aufforderung kaum entziehen.<br />

Wollen wir dagegen bewusst<br />

einkaufen, brauchen wir entsprechendes<br />

Wissen, falls wir weder eine<br />

Parfümerie unseres Vertrauens noch<br />

ein Chemiestudium in der Tasche<br />

haben. Sonst verkaufen uns blutjunge<br />

Verkäuferinnen, naturgemäß ohne<br />

Falten, und ältere Verkäuferinnen,<br />

naturgemäß mit Falten – die ihre eigenen<br />

Produkte alle nicht zu verwenden<br />

scheinen – gnadenlos Pflege-PLUS-<br />

Anti-Falten-Wunder-Produkte. Und<br />

das, obwohl laut einer GfK-Studie<br />

126 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


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THEMEN<br />

immerhin 68 Prozent der Deutschen<br />

ältere Menschen ohne Falten gerade<br />

nicht schön finden. Und auch die<br />

Psychologen N. Branscombe und A.<br />

Schoemann von der Universität Kansas<br />

bestätigen in ihrer Abhandlung<br />

„Looking young for your age“, dass<br />

eine wirklich faltenfreie Wirkung gar<br />

nicht gut ankäme. Wunsch und Wirklichkeit<br />

passen da wohl nicht ganz<br />

zusammen: 13 Prozent der Frauen in<br />

Deutschland fühlen sich durch den<br />

Schönheits-Jugendwahn unter Druck,<br />

26 Prozent der Mädchen zwischen 14<br />

und 19 Jahren haben Angst, durch<br />

das Älterwerden weniger attraktiv<br />

auszusehen, bei Frauen zwischen 40<br />

und 49 sind es 29 Prozent. „Allein<br />

schon wegen der demographischen<br />

Entwicklung ist dies auch ein Schwerpunkt<br />

unserer Forschung“, sagt Rolf<br />

Sigmund, Geschäftsführer des Bereichs<br />

Luxusprodukte bei L’Oréal. Und<br />

so ließ sich der Konzern laut eigener<br />

Website die Forschung für Kosmetik<br />

und Dermatologie im Jahr 2<strong>01</strong>0 viel<br />

Geld kosten: 665 Millionen Euro.<br />

Das Faltenlineal<br />

Bevor sie nun selbst viel Geld ausgeben,<br />

lesen Sie das Buch „HAUT“ (dumont<br />

Verlag) von Professor Dr. med.<br />

Volker Steinkraus, Facharzt und einer<br />

der Leiter des Dermatologikums in<br />

Hamburg. Er erläutert u.a., dass und<br />

warum es weder Wunderdroge noch<br />

Zaubermittel gibt, die die Alterung<br />

der Haut verhindern oder rückgängig<br />

machen. Als besten Antifaltenschutz<br />

empfiehlt er: Sonnencreme.<br />

www.dermatologikum.de<br />

Aber klar, auch die Beautybranche<br />

kann im Markt nur mithalten, wenn<br />

sie mit Innovationen aufwartet. Also<br />

wird eifrig getüftelt und dann unser<br />

aller Verführbarkeit ausgenützt.<br />

Hautpflegemittel, auch spezielle<br />

Anti-Aging-Kosmetika, wirken meist<br />

durch Quellwirkung kurzzeitig auf die<br />

oberste Hautschicht; eine effektive<br />

Wirkung ist aber, wenn überhaupt,<br />

nur in der tieferen Hautschicht zu<br />

erreichen, und dazu sind dann eher<br />

medizinisch-dermatologische Eingriffe<br />

wie etwa Peelings oder Laser nötig.<br />

Sogenannte „Cosmeceutica“, ein<br />

cleveres Wortspiel aus „Kosmetika“<br />

und „Pharmazeutika“ sind rechtlich<br />

ein Kosmetikum, pharmazeutisch<br />

aber durchaus wirksam; vor allem<br />

aber vermitteln sie ein Gefühl (!) von<br />

Seriosität und Wirksamkeit.<br />

Besonders empfänglich für Anti-<br />

Aging-Versprechungen sind laut<br />

Werbetexter Andreas Dresch die<br />

LOHAS, eine Konsumentengruppe,<br />

die Gesundheit und <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

explizit schätzt; außerdem solvente<br />

Zielgruppen wie „40plus”, „Best<br />

Ager“ etc. Sie ignorieren auch zu<br />

gerne, dass über die Wirksamkeit<br />

eines Kosmetikprodukts stets von<br />

Wollen und Sollen die Rede ist, aber<br />

nicht vom sicheren Werden und Sein.<br />

Ob so ein versprochenes Soll erfüllt<br />

wird, kann man selbst nachmessen:<br />

mit einem sogenannten Faltenlineal!<br />

Die Erfinder dieses verkaufsfördernden<br />

Werbemittels von L’Oréal sehen<br />

Sie und mich also vor dem Spiegel<br />

stehen – um die Faltentiefe bzw.<br />

deren angebliche Reduzierung nach<br />

Gebrauch einer Anti-Falten-Creme<br />

nachzumessen. Das kann nicht Ihr<br />

Ernst sein, lieber Herr Sigmund und<br />

Kollegen von L’Oréal!<br />

Anti to go<br />

Schmeißen Sie also Ihr Faltenlineal<br />

weg und schauen Sie in den Spiegel,<br />

nachdem Sie gereinigt und gecremt<br />

haben: was sehen Sie, außer Ihren<br />

Sünden und Ihrem lebendigen Gesicht?<br />

Wunderbar – Lebensspuren,<br />

also Falten. Ist Ihnen jedoch partout<br />

ein unlebendiges Antlitz lieber und<br />

klappt das trotz aller Cremes nicht<br />

so wie Sie glaubten, dann hilft Ihnen<br />

eine vielbeschäftigte Berufsgruppe<br />

der Mehr-Schein-als-Sein-Welt: die<br />

der Dermatologen und ästhetischen<br />

Chirurgen. Alleine in Deutschland wird<br />

derzeit für die Schönheit, oder das,<br />

was mancher dafür hält, 500.000 Mal<br />

„korrigiert“. Statt sich gleich unters<br />

Messer zu legen bietet sich auch eine<br />

Lightversion an – dank des stärksten<br />

existierenden Giftes. Es bringt geblähte<br />

Konservendosen zum Explodieren<br />

und es gibt Staaten, die es horten,<br />

um bei Bedarf eine alles vernichtende<br />

biologische Waffe zu produzieren: das<br />

Bild: PRIMAVERA LIFE<br />

Bakterium Clostridium Botulinum,<br />

salopp Botox genannt. Nun ist ein Gesicht<br />

ja an sich kein Kriegsschauplatz,<br />

auch wenn Begriffe wie „Freie Radikale“<br />

(Sauerstoff-Moleküle, die u.a.<br />

Zellstrukturen schädigen) und „Radikalenfänger“<br />

(sog. Antioxidantien)<br />

zum kosmetischen Sprachgebrauch<br />

gehören. Die Botox-Branche jedenfalls<br />

boomt: ein „Coffee to go“ zur<br />

Stärkung, dann eine Ladung „Botox<br />

to go“ als sog. „Non surgical Procedure“<br />

– so sieht die Mittagspause einer<br />

verjüngungswahnsinnigen Klientel<br />

aus. Die Reizweiterleitung zwischen<br />

Nervenzelle und Muskel wird gekappt,<br />

die Muskulatur dadurch entspannt bis<br />

lahmgelegt. Für Monate tut sich dann<br />

kaum mehr das, was von der Natur<br />

vorgesehen ist – Mimik, als Ausdruck<br />

einer Persönlichkeit. Seit mehr als 25<br />

Jahren wird Botox dafür eingesetzt<br />

und ist mit einem Marktanteil von<br />

85 Prozent im ästhetischen Bereich<br />

unangefochtener Marktführer, im Gegensatz<br />

zu Eigenfett, Silikonen, Hyaluron<br />

oder ähnlichen Falten-Auffüllern;<br />

2<strong>01</strong>0 haben „Botox-Spritzkuren“ um<br />

20 Prozent zugenommen. Sollten Sie<br />

SchauspielerIn sein, seien Sie aber<br />

gewarnt: Hollywood und Co. sind<br />

zunehmend genervt von Darstellern,<br />

deren Mimik-Vermögen proportional<br />

zu der Ladung Botox abnimmt, die sie<br />

injiziert bekamen. Das Kopfweh, das<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

127


THEMEN | LOHAS & ETHISCHER KONSUM |<br />

Spanische Wegschnecke. Die reagiert<br />

auch schön sensibel. Wer es noch<br />

harmloser will, für den gibt es das seit<br />

etwa 1970 entwickelte Testverfahren<br />

mit bebrüteten Hühnereiern.<br />

Ohne Ausweg: Versuche für die Schönheit.<br />

man nach einer Botox-Behandlung<br />

als Nebenwirkung bekommen kann,<br />

liegt womöglich aber vor allem am<br />

Kopfzerbrechen, wieso man nicht in<br />

Würde älter werden kann. Oder will.<br />

Oder soll.<br />

Spiel mit dem Feuer<br />

Wir Verbraucher machen das Spiel<br />

mit der Schönheit ja mit. Leider spielen<br />

wir dabei auch nicht selten mit<br />

unserer Gesundheit. Konventionelle<br />

Kosmetikprodukte werden z.B. durch<br />

Konservierung haltbar gemacht.<br />

Das geschieht durch chemische und<br />

synthetische Substanzen, um uns vor<br />

Pilzen, Keimen und Bakterien zu schützen,<br />

die sich nach dem Öffnen der<br />

Produkte entfalten. Kosmetika sind so<br />

ab dem Herstellungstag mindestens<br />

30 Monate haltbar. (Sind es weniger,<br />

muss ein Mindesthaltbarkeitsdatum<br />

genannt werden.) Das Symbol des<br />

geöffneten Cremetopfes gibt darüber<br />

Auskunft, wie lange ein Produkt<br />

nach dem Öffnen ohne Bedenken<br />

verwendet werden kann. Gerade<br />

Konservierungsstoffe und auch die<br />

oft zugesetzten Parfümstoffe können<br />

jedoch auf unserem größten Organ,<br />

der Haut, heftigste Allergien auslösen:<br />

durch Aldehyde gegen Bakterien können<br />

z.B. Kontaktallergien entstehen,<br />

Halogenreste wie Chlor oder Jod in<br />

Zahnpasta und Deos können gewebeschädigend<br />

sein, und Parabene,<br />

z.B. in Sonnencremes, Shampoos<br />

und Rasierschaum, gelten gar als<br />

krebserregend. Und wenn die Haut<br />

dann brennt wie Feuer oder Pusteln<br />

bekommt, dann war’s das erst mal mit<br />

der „Schönheit“.<br />

Schau mir in die Augen<br />

Reiben Sie sich nun vor Schreck<br />

die Augen, werden Ihre Augen rot.<br />

Oder Sie haben bereits eine Allergie.<br />

Oder Sie sind ein Kaninchen, und<br />

wurden gnadenlos als Versuchstier<br />

missbraucht. Seit der Toxikologe John<br />

Henry Draize 1944 den nach ihm benannten<br />

Test einführte, träufelt man<br />

Chemikalien in Kaninchenaugen, um<br />

das Reizungsvermögen von Stoffen zu<br />

prüfen. Damit das Tier nicht auf die<br />

Idee kommt, die schmerzenden Substanzen<br />

aus den Augen zu wischen,<br />

wird es dabei in eine Box gesperrt;<br />

nur der Kopf ragt ins Freie. Zu Ihrer<br />

Beruhigung: alternativ tut’s auch die<br />

Der Deutsche Tierschutzbund setzte<br />

1998 gegen diese Grausamkeiten für<br />

die „äußere Schönheit“ das Verbot<br />

von Tierversuchen zur Entwicklung<br />

von Kosmetika durch, die EU folgte<br />

2004; entsprechende Siegel appellieren<br />

an unser Gewissen und erleichtern<br />

die Nicht-Kauf-Entscheidung.<br />

Ab 2<strong>01</strong>3 soll auch der Verkauf von<br />

Produkten, deren Inhaltsstoffe außerhalb<br />

der EU in Tierversuchen getestet<br />

wurden, bei uns verboten sein. Soll.<br />

Angeblich gibt es zu wenige Alternativ-Methoden.<br />

Zigtausend Kaninchen<br />

und Co. müssen also erst mal weiter<br />

in den Labors der Kosmetik-Industrie<br />

für grausame Tests am lebendigen<br />

Leib herhalten – obwohl doch z.B.<br />

das Wissenschaftsportal des Bundesverbandes<br />

Menschen für Tierrechte<br />

auf www.invitrojobs.com aktuelle<br />

Forschungsarbeiten zum Ersatz von<br />

Tierversuchen vorstellt. Und dank einer<br />

neuen OECD-Richtlinie stehen bereits<br />

künstliche Modelle der menschlichen<br />

Haut zu Testzwecken zur Verfügung.<br />

Den Heiligenschein bekommt allerdings<br />

keiner, solange Verbote bekanntlich<br />

da sind, um umgangen zu werden:<br />

zur Prüfung von Rohstoffen dürfen<br />

weiter uneingeschränkt Tierversuche<br />

durchgeführt werden, wenn diese<br />

Stoffe nicht nur in Kosmetika, sondern<br />

auch in anderen Produkten verwendet<br />

werden. Und was heißt das? Es gibt<br />

kaum eine Substanz, die nur, also<br />

ausschließlich, für den kosmetischen<br />

Bereich entwickelt wird.<br />

Go for nature!<br />

Wenn Sie nun ob dieser Hiobsbotschaften<br />

graue Haare bekommen<br />

haben und zudem eine Frau unter 30<br />

sind – sind sie womöglich ein GHOST.<br />

Ein „Grey Haired Over Stressed Twenty<br />

Something“. Dann ergeht es Ihnen<br />

wie derzeit 32 Prozent aller Engländerinnen,<br />

die schon so früh ergrauen.<br />

Grund: Vitamin B Mangel und Stress.<br />

Womöglich auch Schönheitsstress.<br />

Seien Sie also lieber achtsam mit sich<br />

128 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| LOHAS & ETHISCHER KONSUM |<br />

THEMEN<br />

und machen Sie den Schöner=Jünger-<br />

Hype erst gar nicht mit. Und dann<br />

liegen Sie damit gleich auch noch im<br />

Trend – das Gebot der Stunde heißt<br />

längst: NATURKOSMETIK. Neben der<br />

äußeren Schönheit und deren Pflege<br />

geht es auch um die innere Schönheit.<br />

Und um den Schutz unseres Planeten.<br />

Man geht verantwortungsvoll mit sich<br />

und der Umwelt um und akzeptiert,<br />

dass alles endlich ist. Erst ohne Falten,<br />

und irgendwann auch mit. Das tut<br />

Geist, Körper und Seele gut.<br />

Diese Philosophie ist die Basis. So<br />

auch für Horst Rechelbacher. Der<br />

1941 in Kärnten geborene Sohn eines<br />

Naturforschers spezialisierte sich nach<br />

Abschluss seiner Friseurlehre auf die<br />

Analyse der chemischen Zusammensetzung<br />

von Pflanzen und leistete<br />

bereits Mitte der 1960erJahre. im<br />

Bereich Aromatherapie auf Pflanzenbasis<br />

Pionierarbeit. 1978 gründete er<br />

die Kosmetikfirma AVEDA, „The Art<br />

and Science of pure Flower and Plant<br />

Essences“, und erwarb in Indien die<br />

Ehrendoktorwürde für Ayurveda-<br />

Studien. Schließlich landete er in den<br />

USA, und verkaufte zwei Jahrzehnte<br />

nach der erfolgreichen AVEDA-Gründung<br />

das Unternehmen an Estée Lauder.<br />

Auf seiner Bio-Farm in Wisconsin<br />

stellt der überzeugte Umweltaktivist<br />

und „Naturkosmetik-Revoluzzer“<br />

inzwischen eine andere Biolifestyle-<br />

und Kosmetikmarke her: Intelligent<br />

Nutrients (Intelligente Nährstoffe).<br />

„Alles, was wir in und auf unseren<br />

Körper geben, soll nährstoffreich und<br />

sicher sein“, so seine Maxime. Die rein<br />

biologischen Rohstoffe basieren auf<br />

gesunden Nahrungsmitteln, die Marke<br />

bekam deshalb sogar das Biosiegel<br />

des US-Landwirtschaftsministeriums,<br />

das sonst nur zertifiziert biologische<br />

Lebensmittelerzeugnisse erhalten.<br />

Chemie ist Horst Rechelbacher zutiefst<br />

suspekt, statt auf Silikone setzt<br />

er auf Samenöle wie Schwarzkümmel<br />

und Kürbis, und er schwört auf die<br />

Inhaltsstoffe des Edelweiß: „Pflanzen<br />

sind die besten Chemiker“, sagt der<br />

Unternehmer, der sich selbst nicht<br />

als Akteur im Kosmetik-, sondern im<br />

Gesundheitsgeschäft sieht.<br />

www.intelligentnutrients.com<br />

Happy aging<br />

Mit dem anthroposophischen Ansatz<br />

von Wärme und Asche sowie Licht und<br />

Asche arbeitet hingegen seit jeher die<br />

Firma WALA. Für Dr. Rudolf Hauschka<br />

war 1924 die Begegnung mit dem<br />

Anthroposophen Dr. Rudolf Steiner<br />

folgenreich: 1935 gründete er WALA,<br />

1967 wurde um die Dr. Hauschka<br />

Kosmetik erweitert. Ca. 130 Produkte<br />

gibt es derzeit im Sortiment; Verkaufsschlager<br />

ist nach wie vor die kultige<br />

Rosencreme, zumal natürliches Rosenöl,<br />

der Liter für derzeit über 5.000<br />

Euro und aus 3.000 Kilo Rosenblüten<br />

mit über 350 Substanzen gepresst, als<br />

Allround-Talent gilt.<br />

www.wala.de und<br />

www.dr.hauschka.de<br />

und besonders schön<br />

www.tschuess-oberflaechlichkeit.de<br />

Mit dem Slogan „Die ungeschminkte<br />

Wahrheit – die Natur lässt Sie natürlich<br />

jünger aussehen” wirbt dagegen<br />

WELEDA, weltweit führender<br />

Hersteller von anthroposophischen<br />

Arzneimitteln und ganzheitlicher<br />

Naturkosmetik. Seit der Gründung<br />

1921 wird ökologische, soziale und<br />

wirtschaftliche Verantwortung großgeschrieben,<br />

und statt des bisher<br />

üblichen Umweltberichtes wird nun<br />

immer ein <strong>Nachhaltig</strong>keitsbericht<br />

herausgebracht.<br />

www.weleda.de<br />

Den eher der konventionellen Kosmetikphilosophie<br />

verpflichteten<br />

„Jünger-Slogan“ hätte die Firma<br />

allerdings nicht nötig. Eine hat’s hingegen<br />

begriffen: Martina Gebhardt.<br />

Die ehemalige Architektin mit Sinn<br />

und Gespür für das, was uns wirklich<br />

jung hält, nämlich die Kraft der<br />

Regeneration in uns selbst, fing mit<br />

Frischekosmetik an. Dann entdeckte<br />

sie die Spagyrik, eine alchemistische<br />

Methode, bei der aus Pflanzen hoch-<br />

Verantwortung für<br />

Mensch und Natur<br />

Wir entwickeln und produzieren<br />

ausschließlich am schwäbischen<br />

Unternehmenssitz,<br />

hauptsächlich mit Rohstoffen<br />

und Verpackungen aus der<br />

Region. Ökostrom-Nutzung<br />

und Zusammenarbeit mit<br />

einer sozial-ökologischen Bank<br />

gehören genauso dazu.<br />

Die nachhaltige Nutzung<br />

der Speick-Pflanze<br />

sichert unsere Existenz<br />

und unterstützt Kärntner<br />

Almbauern.<br />

Täglich arbeiten wir<br />

mit Herzblut für innovative<br />

und verträgliche<br />

Produkte.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

www.speick.de129


THEMEN | LOHAS & ETHISCHER KONSUM |<br />

Das Schöne, Gute, Wahre ...<br />

Woran man Naturkosmetik erkennt<br />

BDIH Richtlinie „kontrollierte Naturkosmetik“<br />

Die Kriterien der BDIH-Richtlinie defi nieren den Begriff „kontrollierte Naturkosmetik“ auf korrekte und nachvollziehbare<br />

Weise. Die Richtlinie soll einen fairen Wettbewerb der Hersteller und Vertreiber von Naturkosmetik ermöglichen sowie<br />

den Begriff Naturkosmetik transparent machen. Damit trägt sie den Verbrauchererwartungen nach sicheren ökologischen<br />

Produkten Rechnung. Sie beschreibt Qualitätsstandards für Naturkosmetikprodukte, die sich auf die Gewinnung und Erzeugung<br />

der Kosmetikrohstoffe, sowie auf deren Verarbeitung beziehen.<br />

Demeter: Biologisch-dynamische Qualität<br />

Seit seiner Einführung im Jahr 1928 steht das Demeter-Warenzeichen für geprüfte Qualität von der Erzeugung über die<br />

Verarbeitung bis in den Handel. Das Demeter-Markenzeichen auf Kosmetika garantiert, dass die für das Produkt eingesetzten<br />

pfl anzlichen Rohstoffe von höchstmöglicher Qualität sind. Vom Anbau bis hin zur Verarbeitung wird lückenlos<br />

überprüft, ob die Produzenten die Richtlinien des Demeter-Verbandes auch konsequent einhalten.<br />

ECOCERT – zwei Labels für Kosmetik<br />

Ecocert ist ein international tätiger, unabhängiger Kontrollverband im Umweltbereich, mit Hauptsitz in Frankreich. Seit<br />

2002 prüft Ecocert auch Kosmetikprodukte auf ökologische und biologische Qualität und hat dafür zwei Labels mit eigenen<br />

Kriterien entwickelt:<br />

NaTrue – Naturkosmetiklabel<br />

Im September 2007 schlossen sich führende Naturkosmetikhersteller zur Etablierung des NaTrue Siegels zusammen.<br />

NaTrue versteht sich als europäische Initiative, Plattform und Netzwerk aller nach denselben hohen ethischen und ökologischen<br />

Grundsätzen arbeitenden Naturkosmetikfi rmen.<br />

Siegel für tierversuchsfreie Kosmetik<br />

Der IHTK (Internationaler Herstellerverband gegen Tierversuche in der Kosmetik) kämpft seit vielen Jahren in enger Zusammenarbeit<br />

mit dem Deutschen Tierschutzbund dafür, dass Tierversuche in der Kosmetik endgültig verboten werden.<br />

Alle Produkte, die der Richtlinie des IHTK entsprechen, sind an dem Symbol „Hase mit schützender Hand“ zu erkennen.<br />

Das Qualitätssiegel „Leaping Bunny“ schmückt mittlerweile auch in Deutschland immer mehr Kosmetikprodukte. Das<br />

Symbol des „springenden Hasen“ wurde von maßgeblichen internationalen Tierschutzorganisationen erarbeitet und<br />

durchgesetzt.<br />

Soil Association<br />

Das Bio-Zertifi kat aus Großbritannien wird von der Soil Association, einer gemeinnützigen Gesellschaft vergeben. Mit dem<br />

Zertifi kat werden Produkte ausgezeichnet, die den hohen Standards der Soil Association genügen.<br />

Ausführlichere Information auf www.naturalbeauty.de<br />

wertige Essenzen destilliert und aus<br />

deren Asche natürliche Salze gelöst<br />

werden, um das Gleichgewicht der<br />

Haut zu fördern. Und schließlich entwickelte<br />

sie u.a. eine HAPPY AGING<br />

Serie. „Ich will doch das Alter nicht<br />

bekämpfen. Ich möchte, dass wir das<br />

Leben und das Älterwerden als sich<br />

täglich entwickelnde Reife begreifen<br />

und wir uns in jedem Alter so akzeptieren,<br />

wie wir sind.“ Voilà!<br />

www.martina-gebhardt-naturkosmetik.de<br />

Vom Bioladen<br />

zur Naturkosmetik<br />

Sagt Ihnen „Alraune“ noch etwas?<br />

1975 gründete Hans Hansel unter<br />

diesem Namen einen der ersten Bio-<br />

Läden in Deutschland. Der ausgebildete<br />

Heilpraktiker beschäftigte sich zu<br />

der Zeit auch intensiv mit durch Kosmetik<br />

verursachten Hautproblemen<br />

und brachte konsequenterweise 1985<br />

die Naturkosmetik LOGONA heraus.<br />

Pionier und Marktführer ist die Marke<br />

nach wie vor auf dem Gebiet der nicht<br />

toxischen Pflanzenhaarfarben, und<br />

LOGONA ist bis heute nur exklusiv<br />

im Naturkostfachhandel zu kaufen.<br />

www.logona.com Sein Kollege Thomas<br />

Haase war selbst ein geplagter<br />

Neurodermitiker. Er verzweifelte<br />

nicht, sondern gründete 1987 die<br />

laverana GmbH. Die Produkte der<br />

LAVERA Reihe verzichten auf synthetische<br />

Inhaltsstoffe, arbeiten u.a. mit<br />

Pflanzenmilchen, und weltweit war<br />

die Firma die erste, die 100 Prozent<br />

130 Gedruckt auf Charisma Silk – hergestellt aus 100 % Altpapier, ausgezeichnet mit dem Blauen Engel. Ein Produkt der Steinbeis Papier GmbH. <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| LOHAS & ETHISCHER KONSUM |<br />

THEMEN<br />

mineralischen Lichtschutz einsetzte<br />

und die Sonnen-Sprays nach den<br />

strengen Richtlinien für kontrollierte<br />

Naturkosmetik des BDIH zertifizieren<br />

konnte, dank Mitgeschäftsführerin<br />

Klara Ahlers. Sie erweiterte das Angebot<br />

auch um die dekorative Kosmetik<br />

und um die Luxusmarke Laveré, die<br />

sich allerdings dem „Marktbedürfnis“<br />

anpasst und geschickt auf den Anti-<br />

Aging Zug aufspringt.<br />

www.lavera.de und www.lavere.de<br />

Naturkosmetikhersteller bieten zunehmend<br />

in hauseigenen Akademien<br />

Fortbildungen an. So gibt es z.B. von<br />

dem schwäbischen Familienunternehmen<br />

Speick, das seine Kosmetik<br />

seit über 80 Jahren nach besagter<br />

artgeschützter Heilpflanze benennen,<br />

seit 2<strong>01</strong>1 eine eigene Fortbildungsakademie,<br />

www.speick.de, und auch<br />

die Firma PRIMAVERA LIFE, seit über<br />

25 Jahren mit ihren Produkten auf<br />

dem Markt, bietet seit Jahren u.a.<br />

eine Seminarreihe an. Ute Leube und<br />

Kurt Nübling, die beiden Gründer,<br />

kommen von der Aromatherapie.<br />

Wie schon die Kollegen von Weleda<br />

stiegen sie aus dem BDIH aus und<br />

waren mit weiteren Unternehmen an<br />

der Gründung von NaTrue beteiligt.<br />

Wie Ecocert konnte sich das neue<br />

Label gut am Europäischen Markt<br />

etablieren und stellt heute eine ernst<br />

zu nehmende Konkurrenz zum BDIH-<br />

Label dar.<br />

www.primaveralife.com<br />

Naturalbeauty<br />

Auf Initiative von ALTOP Geschäftsführer<br />

Fritz Lietsch gründeten die<br />

führenden deutschen Naturkosmetikhersteller<br />

das Informationsportal<br />

www.naturalbeauty.de.<br />

Neben Hintergrundinformationen<br />

zu allen Fragen rund um Herstellung<br />

und Anwendung echter Naturkosmetik,<br />

Fair Trade Projekten und<br />

Inhaltsstoffen kann man sich von<br />

Experten beraten lassen. Im Online-<br />

Shop finden sich mehr als 2.000<br />

Produkte und das Vollsortiment der<br />

wichtigsten Hersteller von zertifizierter<br />

Naturkosmetik.<br />

Eine der aktuell neu angebotenen<br />

Marken geht auf die inzwischen<br />

über 90-jährige Annemarie Lindner<br />

zurück: BÖRLIND Kosmetik. Sie propagiert<br />

nachhaltig: „Was ich nicht<br />

essen kann, gebe ich nicht auf meine<br />

Haut“. Das Familienunternehmen,<br />

Top-Player auf dem Reformhaussektor,<br />

hat 2<strong>01</strong>1 neben anderen Preisen<br />

den Mittelstands-Preis für soziale<br />

Verantwortung gewonnen und setzt<br />

seit über 50 Jahren ausschließlich auf<br />

Pflege mit Mitteln der Natur, wenn<br />

auch nicht durchgängig zertifiziert.<br />

2003 dafür der Coup: Börlind kaufte<br />

und vertreibt nun die BDIH-zertifizierte<br />

Tautropfen Naturkosmetik.<br />

www.boerlind.com<br />

Natural wonder<br />

Was Horst Rechelbacher und andere<br />

schon lange wissen, spricht sich immer<br />

mehr herum: „Allein in Deutschland<br />

verzeichnete die Naturkosmetik-Branche<br />

2<strong>01</strong>1 eine Umsatzsteigerung um<br />

elf Prozent“, erklärt Elfriede Dambacher,<br />

die das Naturkosmetik Jahrbuch<br />

mit interessanten Zahlen herausgibt.<br />

www.naturkosmetik-verlag.de<br />

Damit erreicht Naturkosmetik einen<br />

Anteil von 6,2 Prozent am deutschen<br />

Gesamt-Kosmetikmarkt. Die<br />

meistverkaufte zertifizierte Naturkosmetikmarke<br />

Deutschlands ist dabei<br />

nach Angaben der Gesellschaft für<br />

Konsumforschung (GfK) im dm-<br />

Drogerie-Markt zu erwerben: die<br />

1989 herausgebrachte Eigenmarke<br />

ALVERDE Naturkosmetik.<br />

2<strong>01</strong>1 erwirtschaftete die Naturkosmetikindustrie<br />

bis zum Redaktionsschluss<br />

im November 795 Millionen<br />

Euro Umsatz in Deutschland und<br />

ist damit führend in Europa; Platz<br />

2 belegt Frankreich, Platz 3 Italien.<br />

„Deutsche Naturkosmetik ist zudem<br />

ein echter Exportschlager, denn annähernd<br />

50 Prozent ihres Umsatzes<br />

machen deutsche Pioniere bereits im<br />

internationalen Markt. So findet sie in<br />

Asien, allen voran Japan, und in USA<br />

ebenfalls regen Absatz“, so Elfriede<br />

Dambacher.<br />

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131


THEMEN | LOHAS & ETHISCHER KONSUM |<br />

Piraterieware<br />

Am lukrativen Kosmetikmarkt wollen<br />

viele mitverdienen. Auch verbrecherische<br />

Internethändler, die ihren Käufern illegale<br />

Waren legal per Post zustellen. Der<br />

Deutsche Zoll weist in einer Statistik im<br />

Jahr 2<strong>01</strong>0 eine explosionsartige Zunahme<br />

dieser organisierten Beauty-Kriminalität<br />

auf: In einem Jahr stiegen die Beschlagnahmungsfälle<br />

von Kosmetik und Parfum<br />

von 9.622 auf 23.713 an. Über 245<br />

Prozent, im Wert von 2,2 Mio. Euro. Gefälschte<br />

Kosmetikprodukte vernichten Arbeitsplätze,<br />

organisierte Kriminalität wird<br />

gefördert, die Gesundheit gutgläubiger<br />

Internet-Kunden potenziell gefährdet.<br />

Alles ist endlich<br />

Diese und viele andere Länder haben<br />

natürliche und hochinteressante<br />

Rohstoffvorkommen, die längst<br />

noch nicht alle in ihrer Wirksamkeit<br />

erforscht sind. Mittlerweile sind<br />

allerdings bereits rund 15.000 der<br />

weltweit für Nahrung, Kosmetika und<br />

Arzneimittel genutzten Pflanzen bedroht.<br />

Welche ökologischen Schäden<br />

angerichtet werden können, wenn<br />

natürliche Rohstoffe in großen Mengen<br />

in einer Vielzahl von Kosmetika<br />

eingesetzt werden, zeigte das Beispiel<br />

Palmkernöl. Durch die immense<br />

Nachfrage wurde der großflächige<br />

Anbau von Palmen in Indonesien und<br />

Malaysia höchst lukrativ, und durch<br />

die erforderliche Rodung des Regenwaldes<br />

entstanden riesige Monokulturen.<br />

Die FairWild Stiftung hat sich<br />

zum Ziel gesetzt, dieser Entwicklung<br />

Einhalt zu gebieten, um Ressourcen<br />

schonend weiter zu forschen, etwa<br />

mit der Acai-Beere aus dem Amazonasgebiet,<br />

der Frucht der Kohlpalme,<br />

einer interessanten Frucht auf Grund<br />

ihrer zahlreichen Wirkstoffe www.<br />

fairwild.org/news-german.<br />

Im Gegensatz dazu tut sich die<br />

konventionelle Kosmetikbranche<br />

„leichter“. Um für die steigende<br />

Nachfrage von Pflegeprodukten immer<br />

genügend Nachschub, etwa in<br />

Form von mineralölbasierten Kohlenwasserstoffen<br />

in beliebigen Mengen<br />

auf immer gleichem Qualitätsstandard<br />

produzieren zu können, bedient sie<br />

sich einer anderen Hauptressource:<br />

des Erdöls. Die Petrochemie hat dabei<br />

aber womöglich den Peak Oil,<br />

den Höhepunkt der weltweiten Ölförderung,<br />

schon überschritten; die<br />

Zahlen variieren von dem Peak Oil der<br />

bereits 2008 erreicht wurde, bis zu der<br />

Annahme, dass spätestens 2030 der<br />

Punkt erreicht sei. Erdöl ist in jedem<br />

Fall also auch eine endliche Ressource.<br />

Rote Lippen und schöne Augen<br />

Die Pflege ist das Eine: Möglichst<br />

bio-ökologisch, zu unserer eigenen<br />

und der Sicherheit der Umwelt. Das<br />

Andere ist Schminke, sog. dekorative<br />

Kosmetik. Puder, Eyeliner und<br />

Co. gehören zu den bedeutendsten<br />

Umsatzträgern für Kosmetik, und<br />

das wichtigste Accessoire dabei und<br />

weltweit der meistverkaufte Kosmetikartikel<br />

ist ein Utensil, das in kaum<br />

einer Damenhandtasche fehlt: der Lippenstift.<br />

Leonard Lauders berühmte<br />

Lippenstift-Theorie – der Lippenstiftverkauf<br />

spiegelt den Gesamtzustand<br />

der Wirtschaft wider – wurde auch<br />

nach dem 11. September durch Kline<br />

& Company anhand der Daten über<br />

die Lippenstiftverkäufe der letzten<br />

50 Jahre bestätigt: in angespannten<br />

wirtschaftlichen Zeiten kaufen Verbraucher<br />

weniger Luxusgüter. Nur<br />

Lippenstift, der geht immer. 1883<br />

wurde auf der Weltausstellung in<br />

Amsterdam der erste Lippenstift<br />

der Neuzeit vorgestellt; Rizinusöl,<br />

Hirschtalg und Bienenwachs waren<br />

die Inhaltsstoffe. Bis 1921 war er in<br />

Seidenpapier eingewickelt, ab dann<br />

kam die Metallhülse. „Zauberstab<br />

des Eros“ nannte ihn die französische<br />

Schauspielerin Sarah Bernard,<br />

und nachdem man in Deutschland<br />

die dunkle Phase des „eine deutsche<br />

Frau schminkt sich nicht“ hinter sich<br />

hatte, fingen die Trümmerfrauen an,<br />

sich die Lippen knallrot anzumalen.<br />

Heute benutzen ihn 21 Prozent der<br />

deutschen Frauen täglich, 78 Prozent<br />

zumindest bei besonderen Gelegenheiten;<br />

knallrot ist immer noch die<br />

beliebteste Farbe. Frauen, die sich täglich<br />

die Lippen schminken, verzehren<br />

auf diese Weise jährlich mindestens<br />

einen ganzen Lippenstift – in einem<br />

normalen Frauen-Leben kommt man<br />

auf ca. vier Kilo.<br />

Konventionelle Lippenstifte enthalten<br />

meist Öle und Wachse aus Erdöl; das<br />

enthaltene Anilin gilt als krebserregend,<br />

der Farbstoff Tartrazin kann Allergien<br />

auslösen. Dann bitte lieber vier<br />

Kilo ungiftigen Bio-Lippenstift, der z.B.<br />

ökologisches Bienenwachs, Rizinusund<br />

Jojoba-Öle enthält. Man kann aber<br />

nicht alles haben: Kuss-Echtheit wird<br />

nicht garantiert. Die gibt‘s nur unter<br />

Verwendung von viel Chemie.<br />

Statt roter Lippen tut’s auch ein gekonnter<br />

Augenaufschlag. Kleopatra<br />

trug eine dicke Schicht Kohlenstaub<br />

auf die Augen auf, heutzutage zaubert<br />

man sich ultra-long-wonderlashes<br />

dank der Ur-Mascara, die der<br />

Chemiker T. L. Williams 1913 für seine<br />

Schwester Mabel aus Kohlenstaub<br />

und Vaseline verrührte, damit sie<br />

ihren Schwarm mit entsprechendem<br />

Wimpernschlag betören könne. Die<br />

Firma Maybelline wurde gegründet,<br />

das Produkt ein Riesenerfolg, und<br />

den Mann bekam Mabel auch. 1996<br />

wurde Maybelline Nr. 1 in den USA<br />

Das Familienunternehmen Börlind setzt seit über 50 Jahren ausschließlich auf Pflege mit<br />

Mitteln der Natur – u.a. mit der Marke Tautropfen.<br />

132 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


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133


THEMEN | LOHAS & ETHISCHER KONSUM |<br />

auf dem dekorativen Kosmetiksektor,<br />

1999 kam die Fusion mit der deutschen<br />

Firma Jade dazu, und heute ist<br />

Maybelline Jade Weltmarktführer und<br />

in 90 Ländern vertreten. Bei diesen<br />

Zahlen können Naturkosmetikfirmen<br />

noch nicht mithalten, auch wenn es<br />

richtig gute Öko-Wimperntusche gibt.<br />

Wenn man allerdings vorhat, damit<br />

baden zu gehen, passiert das wirklich:<br />

es gibt – noch – keine wirklich wasserfeste<br />

Bio-Wimperntusche. Dazu<br />

bedarf es noch der Chemie. Ähnlich<br />

wie beim Nagellack.<br />

Lincoln park after dark<br />

Nagellack verdanken wir der boomenden<br />

Autoindustrie, die einst durch die<br />

Entwicklung des Autolacks die richtige<br />

Basis herstellte – 1925 kommt<br />

der erste durchsichtige Nagellack<br />

auf den Markt; 1932 erfindet u.a.<br />

Charles Revlon einen deckenden<br />

Lack, die Marke Revlon ist geboren,<br />

und seither scheiden sich die<br />

Geister, ob lackierte oder unlackierte<br />

Nägel schöner sind. Ca.<br />

45.000 Kosmetik- und Nagelstudios<br />

alleine in Deutschland<br />

profitieren davon, u.a. auch an<br />

künstlicher Verlängerung. Jeder<br />

kann ein Nagelstudio aufmachen,<br />

Ausbildung nicht erforderlich,<br />

kaufmännisches Gespür<br />

ratsam. Voraussetzung ist u.a.,<br />

dass einem nicht so schnell übel<br />

wird von dem beißenden Geruch<br />

der hochgiftigen Kleber. Eine<br />

unschädlichere Alternative: Lacke<br />

z.B. von „Priti NYC“ ohne Toluol,<br />

Formaldehyd und Dibutylphthalat<br />

/DBP www.pritinyc.com oder von<br />

Spa Ritual, www.sparitual.de. Deren<br />

Lacke sind 100 Prozent vegan, die<br />

Inhaltsstoffe sind aus kontrolliert<br />

biologischem Anbau und pestizidfrei.<br />

Und man kann aus über 80 tollen<br />

Farben wählen. Der ökologische Verantwortungsbegriff<br />

der Firma reicht<br />

bis zur wasserlöslichen Tinte auf den<br />

Produktflaschen und komplett recyclebarer<br />

Verpackung.<br />

Suzi Weiss-Fleischmann, seit über 20<br />

Jahren verantwortlich für die Farblackkollektionen<br />

von OPI, dem weltweit<br />

größten und erfolgreichsten Hersteller<br />

von Nagel pflegeprodukten, setzt<br />

noch eins drauf: die Firma arbeitet seit<br />

2006 – endlich – nicht nur ohne DBP,<br />

Toluene und Formaldehyd und setzt<br />

jährlich etwa 300 Millionen Dollar um,<br />

sondern bedient sich eines so einfachen<br />

wie supererfolgreichen Tricks<br />

aus der Neurolingual-Wissenschaft:<br />

Die Lacke haben keine Nummer wie<br />

sonst meist üblich – sie erzählen<br />

mit ihrer Bezeichnung Geschichten:<br />

„Lincoln Park After Dark“, „The one<br />

that got away“ oder „ I‘m not really<br />

a waitress“. Das verankert sich im<br />

weiblichen Gehirn! www.opi.com<br />

Natur ist nicht immer natürlich<br />

Gutgläubig sollten Sie nun nicht<br />

gleich sein. „Nicht überall, wo Natur<br />

drauf steht, ist Natur drin“, erklärt<br />

Jenny Pohl, Sprecherin des Bundesverbandes<br />

deutscher Industrie- und Handelsunternehmen<br />

für Arzneimittel,<br />

Reformwaren, Nahrungsergänzungsmittel<br />

und Körperpflegemittel (BDIH)<br />

in Mannheim. Viele konventionelle<br />

Kosmetikhersteller werben zudem<br />

geschickt mit Begriffen wie „Bio“,<br />

„Natural“, oder „Organic“, obwohl<br />

nur kleinste Mengen an natürlichen<br />

Inhaltsstoffen und umso mehr Chemie<br />

enthalten sind. „Dieses Green<br />

Washing führt Verbraucher in die<br />

Irre“, so Jenny Pohl. Hilfreiche Tipps<br />

und Orientierung beim Kauf echter<br />

Naturkosmetik bieten die etablierten<br />

Qualitätszeichen. Auf Seite des<br />

Handels können Verbraucher sich<br />

vielerorts fachkundig beraten lassen<br />

und selbst beim Online-Shopping<br />

„auf Nummer sicher gehen“, wenn<br />

es echte Naturkosmetik sein soll:<br />

Spezialisierte Shops wie naturalbeauty.de<br />

bieten eine große Auswahl und<br />

in diesem Fall sogar ein angeschlossenes<br />

Naturkosmetik-Informationsportal.<br />

Noch ist die Bezeichnung<br />

„Naturkosmetik“ rechtlich nicht<br />

geschützt, bedenkliche Inhaltsstoffe<br />

werden verschlüsselt, ohne<br />

Chemielexikon sind sie für den<br />

Laien unverständlich. Per Gesetz<br />

müssen die Inhaltsstoffe eines<br />

Kosmetikprodukts aber wenigstens<br />

nach INCI deklariert<br />

werden, der „International<br />

Nomenclature of Cosmetic<br />

Ingredients“: Wie bei der Zutatenliste<br />

in Fertignahrungsmitteln<br />

werden auch hier die<br />

Inhaltsstoffe in abnehmender<br />

Reihenfolge ihres Mengenanteils<br />

angegeben. Anhand der<br />

in englischer Sprache verfassten<br />

INCI-Übersicht erkennt man so,<br />

ob ein Produkt tatsächlich Naturkosmetik<br />

ist – oder ob nur „Naturkosmetik“<br />

draufsteht. Bei seriösen<br />

Herstellern findet man die Deklarationen<br />

deshalb in der Regel zusätzlich<br />

in der jeweiligen Landessprache, um<br />

überhaupt ansatzweise zu erahnen,<br />

was gemeint ist. Genaues Hinsehen<br />

ist auch bei Naturkosmetik gefragt<br />

– denn auch bestimmte Substanzen<br />

aus der Natur bergen ein höheres<br />

Allergierisiko.<br />

Das gute Gewissen<br />

Gehen wir davon aus, dass wir alles<br />

verstehen, was deklariert wird,<br />

dann sind wir nun gepflegt, verjüngt<br />

134 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| LOHAS & ETHISCHER KONSUM |<br />

THEMEN<br />

womöglich auch, sogar geschminkt.<br />

Fehlt noch der Duft der großen weiten<br />

Welt, und die Industrie unterstützt<br />

das eifrig: Damendüfte waren in der<br />

hochwertigen Kosmetik bei 2,45<br />

Milliarden Euro Umsatz im Jahr 2<strong>01</strong>0<br />

das stärkste Segment in Deutschland<br />

mit 36 Prozent Umsatzanteil, gefolgt<br />

von Herrendüften mit 22 Prozent;<br />

ein Umsatzplus insgesamt von 2,5<br />

Prozent gegenüber 2009. Reine Bio-<br />

Düfte allerdings sind aufgrund der<br />

enorm hohen Rohstoffpreise und<br />

des Allergierisikos Nischenprodukte,<br />

so Martin Ruppmann vom Kosmetikverband<br />

VKE. Dass man damit viel<br />

Geld verdienen kann, auch. Dass man<br />

aber auch Gutes damit tut, vielleicht<br />

noch nicht: Armani etwa engagiert<br />

sich mit der Organisation Green Cross<br />

International für besseren Zugang zu<br />

sauberem Trinkwasser, Yves Rocher<br />

beruhigt sein Gewissen, indem das<br />

Unternehmen pro Verkauf einer bestimmten<br />

Creme 50 Cent an ein Aufforstungsprogramm<br />

der UN weiterleitet.<br />

Und eine neue, cool präsentierte<br />

Naturkosmetiklinie, die vor allem in<br />

Hotels eingesetzt werden soll, da<br />

Hotelgäste bis zu 1.000 Liter Wasser<br />

täglich verbrauchen, wirbt mit dem<br />

Aufdruck, der zugleich Markenname<br />

ist: Stop the water while using me!<br />

www.stop-the-water-while-using-me.<br />

com. Auch deutsche Hersteller engagieren<br />

sich: Martina Gebhardt setzt<br />

sich erfolgreich in Burkina Faso beim<br />

Sheabutter-Anbau für <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

und für verbesserte Bedingungen für<br />

die Arbeiterinnen vom Stamm Dagara<br />

ein. Und Tautropfen/Börlind hat z.B.<br />

Projekte für Bauern initiiert, die in Kolumbien<br />

statt Drogen das ökologische<br />

Passionsfrucht-Samenöl herstellen,<br />

oder im Iran ökologische Damaszener-<br />

Rosen anbauen, statt Mohn.<br />

App for me, App for you<br />

Gut so, Opium vernebelt die Sinne.<br />

Zuviel Chemie auch. Zuviel Eitelkeit<br />

ebenso. Sie kann sogar krankhafte<br />

Züge annehmen: Als „Dorian-Gray-<br />

Syndrom“ führte der Psychologe<br />

Burkhard Brosig den Begriff im Jahr<br />

2000 als Zeiterscheinung ein für das<br />

krankhafte Verhalten, nicht altern<br />

zu können und exzessiv sogenannte<br />

Lifestyle-Angebote der Medizin zu<br />

nutzen. Eine Warnung an alle, die sich<br />

z.B. das App FACEGYM kaufen: 15<br />

Übungen für straffe Konturen. Immer<br />

mehr Frauen um die 30 klagen über<br />

Faltenbildung im Bereich der Augenbrauen.<br />

Ursache des Phänomens laut<br />

Dermatologen: das Starren auf die<br />

kleinen Bildschirme. Sie verursachen<br />

das Zusammenziehen der Brauen. Was<br />

tun? Gut aufgepasst – Botox to go.<br />

Vermutlich stecken Smart-Phone-Hersteller<br />

und Botoxlieferanten sowieso<br />

längst unter einer Anti-Aging-Decke …<br />

Also weg mit der Application-App,<br />

und her mit der Appell-App, frei nach<br />

Goethe: Dieses ganze AA Gerede<br />

geht uns AA vorbei! Wir MÜSSEN<br />

gar nichts. Was wir SOLLEN, bestimmen<br />

wir. Und was wir WOLLEN erst<br />

Recht: In Würde und mit Lust und<br />

Laune leben und natürlich natürlich<br />

älter werden. Das ist doch der wahre<br />

Luxus: statt sich mit Schädlichem<br />

vergeblich jünger zu cremen, sich<br />

mit Gutem während des natürlichen<br />

Älterwerdens zu pflegen. Z.B. mit<br />

einer „Träum süß von Deinem Lover-<br />

Nachtcreme“, dem „Chefs sind leider<br />

auch nur Menschen-Tagesbalsam“,<br />

Schön geklickt<br />

und für ganz besondere Stunden<br />

dem „Ich bin wie ich bin verdammt<br />

noch mal-Serum“. Und das bitte<br />

ohne Tierversuche, bio-ökologisch,<br />

luxuriös-puristisch verpackt. Kann<br />

doch nicht so schwer sein.<br />

www.anti-aging-forschung.de (Freie Radikale etc.)<br />

www.bio-kosmetika.com (u.a. eine INCI = Inhaltsstoffe-Liste)<br />

www.codecheck.info (zum Prüfen von Inhaltsstoffen von Kosmetika)<br />

www.cosmetic-business.com (hervorragendes Infoportal)<br />

www.hobby-kosmetik.de/html/rezeptbuch.html (Naturkosmetik zum Selbstmachen)<br />

www.ionc.info (Kontrollierte Naturkosmetik, BDIH-Seite)<br />

www.kontrollierte-naturkosmetik.de (Herstellerübersicht)<br />

www.kosmetik-check.de (Kosmetik auf dem Prüfstand)<br />

www.kosmetik-transparent.at (Inhaltsstoffe-Infos)<br />

www.lippenstiftmuseum.de (witziges Museum in Berlin)<br />

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THEMEN | BIODIVERSITÄT |<br />

Ökostrom ist grün, oder?<br />

Von Tobias Hartmann<br />

Bei aller berechtigten Euphorie um<br />

„Green Economy“ und „Zukunftstechnologien“<br />

gilt auch für erneuerbare<br />

Energien: Ihre Durchsetzung bleibt<br />

leider nicht gänzlich ohne Auswir-<br />

kungen auf die Natur. Doch glücklicherweise<br />

wächst in der Industrie das<br />

Bewusstsein für diese Problematik und<br />

damit auch die Bereitschaft, negative<br />

Auswirkungen zu minimieren.<br />

Die Europäische Union hat sich zum<br />

Ziel gesetzt, den Anteil erneuerbarer<br />

Energien auf 20 Prozent bis 2020<br />

auszubauen. Deutschland hat diese<br />

Marke vor kurzem bereits geknackt.<br />

Das Wandern ist so keine Lust: Wasserkraft und Fisch, Umweltschutz und Naturschutz können sich in die Quere kommen.<br />

136 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| BIODIVERSITÄT |<br />

THEMEN<br />

Mit dem Erfolg und dem europaweiten<br />

Zubau entsteht auch die<br />

Notwendigkeit, die Distanz zwischen<br />

Produktions- und Verbrauchszentren<br />

in Europa durch neue Netze zu<br />

überbrücken. Die Europäische Vereinigung<br />

der Netzbetreiber ENTSO-E<br />

berechnete in ihrem 10-Jahres-Plan,<br />

dass etwa 42.000 km neuer Übertragungsleitungen<br />

gebraucht werden.<br />

Dies wären fast 2.000 km mehr als<br />

der Erdumfang.<br />

Neben diesen indirekten Effekten hat<br />

aber jede erneuerbare Energieform<br />

eigene, spezifische Auswirkungen auf<br />

die biologische Vielfalt.<br />

Und stetig sprudelt der Bach …<br />

Sowohl kleine als auch große Wasserkraftanlagen<br />

stellen einen massiven<br />

Eingriff in die Natur dar. Eine Entscheidung<br />

für ein Wasserkraftwerk ist<br />

nicht zwangsläufig eine Entscheidung<br />

gegen die Natur, doch ist es klar,<br />

dass sich die Natur durch den Eingriff<br />

verändern wird. Es muss daher, wie<br />

so oft, ein Kompromiss gefunden<br />

werden zwischen Energieerzeugung<br />

und Naturschutz.<br />

Der Umweltaspekt, der bei Wasserkraft<br />

wohl als erstes Problem<br />

benannt wird: Die Anlagen trennen<br />

die natürlichen Lebensräume und<br />

vor allem Fische können nicht ungestört<br />

flussab- oder flussaufwärts<br />

wandern, sei es zu Fortpflanzung,<br />

Futterbeschaffung, Aufwuchs oder<br />

Winterruhe. Um die Fortbewegung<br />

flussaufwärts zu ermöglichen werden<br />

vor allem Fischaufstiegsanlagen<br />

genutzt. „Problematisch dabei ist jedoch,<br />

dass in der Praxis viele Anlagen<br />

nur eingeschränkt funktionieren“,<br />

sagt Johannes Reiss, Leiter des Büros<br />

am Fluss. Doch spielt noch eine<br />

Vielzahl von anderen Aspekten eine<br />

Rolle bei der Naturfreundlichkeit<br />

von Wasserkraftwerken: Bypässe<br />

für die Wanderung flussabwärts,<br />

Wahl der Turbinen und Einhaltung<br />

der Mindestwasserregelung. Auch<br />

muss die Summenwirkung einzelner<br />

Anlagen auf ein Fließgewässersystem<br />

berücksichtigt werden. „Beispiele für<br />

ökologische und ökonomische Winwin<br />

Situationen gibt es nur sehr sehr<br />

wenige“, zieht Reiss daher Bilanz.<br />

… und die Sonne scheint dazu …<br />

In Deutschland sind Photovoltaikanlagen<br />

omnipräsent, man sieht sie im<br />

Norden und Süden, in Städten und<br />

in Dörfern. Neben den Dachanlagen<br />

gewinnen große Freiflächenanlagen<br />

mehr und mehr an Bedeutung. Zwischen<br />

2006 und 2009 hat sich die jährlich<br />

installierte Kapazität von 70,6 auf<br />

720 Megawatt Peak verzehnfacht. Mit<br />

diesen Solarfarmen ist Landverbrauch<br />

verbunden und damit Eingriffe in die<br />

Natur. Gerade mit der Wahl des Standorts<br />

können die meisten Einwirkungen<br />

schon verhindert werden. Ein gutes<br />

Beispiel ist der Lieberose Solarpark.<br />

Dieser wurde auf einem ehemaligen<br />

Truppenübungsplatz errichtet, der bis<br />

in die 1990er Jahre stark mit Munitionsresten<br />

und chemischen Substanzen<br />

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137


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verseucht war. Die Verschmutzungen<br />

wurden für den Solarpark beseitigt<br />

und so die ökologische Situation des<br />

Gebiets verbessert.<br />

Auch wenn es beim Blick von oben<br />

den Anschein hat, dass die Flächen<br />

der Solarparks komplett geschlossen<br />

sind, ist der Prozentsatz versiegelter<br />

Flächen relativ gering. Zwar kann sich<br />

unter den Paneelen Flora und Fauna<br />

weiterhin entfalten, doch haben<br />

die veränderten Licht- und Wasserbedingungen<br />

einen Einfluss auf die<br />

Zusammensetzung der Vegetation.<br />

Pflanzen, die hohe Sonneneinstrahlung<br />

benötigen, sind daher klar im<br />

Nachteil. Oftmals wird auch als Kritik<br />

hervorgebracht, dass Insekten die<br />

glänzenden Solarmodule mit Gewässern<br />

verwechseln. Die Wissenschaft<br />

hat hier noch kein eindeutiges Ergebnis<br />

gebracht. In der Planung kann z.B.<br />

durch weiße Markierungen bereits<br />

Abhilfe geschaffen werden. Wichtig<br />

für die Biodiversität ist zudem, ähnlich<br />

wie bei Wasserkraftwerken, die<br />

„Durchlässigkeit“ der Solarparks.<br />

„Durchlässige“ Umzäunungen oder<br />

Korridore für kleine und große Wildtiere<br />

können hier hilfreich sein. Auch<br />

während des Betriebs der Anlagen<br />

kann etwas für den Biodiversitätsschutz<br />

getan werden, wenn der Solarpark<br />

nach ökologischen extensiven<br />

Kriterien gepflegt wird.<br />

Die Grundlage für die Einbeziehung<br />

von <strong>Nachhaltig</strong>keitsgesichtspunkten<br />

wurde jedoch schon 2005 gelegt, als<br />

der Bundesverband Solarwirtschaft<br />

und die Umweltorganisation NABU<br />

gemeinsam Kriterien der umweltfreundlichen<br />

Errichtung von Solarparks<br />

formuliert haben. Die meisten<br />

Solarparks sind jedoch noch nicht<br />

lang genug im Betrieb, um langfristige<br />

Effekte auf die Natur auszuschließen.<br />

… auch der Wind gibt keine Ruh‘.<br />

Ähnlich wie die Solarenergie hat die<br />

Windkraft in den letzten Jahren eine<br />

rasante Entwicklung genommen.<br />

Auch wenn es noch nicht möglich<br />

ist, langfristige Wirkungen auf die<br />

Natur durch Windkraft zu analysieren,<br />

besteht innerhalb der Industrie doch<br />

Zuversicht, die wichtigsten Aspekte<br />

zu kennen. Das bekannteste Problem<br />

ist die Kollision von Vögeln mit den<br />

Anlagen. Wie viele andere Gefahren<br />

kann diese mit einer umfassenden<br />

Planung minimiert werden. Große<br />

Windfarmen haben natürlich auch<br />

Habitatsverluste zur Folge. Der Bau<br />

der Whitelee Windfarm in Schottland<br />

wurde dadurch verzögert, dass das<br />

Baugebiet der Lebensraum bedrohter<br />

Vogelarten ist. Erst als geeignete<br />

Schutzmaßnahmen durchgesetzt<br />

wurden, konnte es weitergehen.<br />

Gerade bei Offshore-Windanlagen<br />

gibt es aber auch Beispiele, dass<br />

neue Lebensräume an den Türmen<br />

geschaffen werden und dass durch<br />

ein Verbot von Fischerei innerhalb der<br />

Windfarm ein Schutzgebiet für marine<br />

Lebewesen eingerichtet werden kann.<br />

Andere Einwirkungen umfassen die<br />

Verschmutzung beim Bau der Anlagen,<br />

Änderung der lokalen Hydrologie<br />

oder weitere Beeinflussungen durch<br />

Lärm oder elektromagnetische Felder.<br />

Was bleibt zum Schluss<br />

Grundsätzlich gilt, dass erneuerbare<br />

Energien voll und ganz zu befürworten<br />

sind. Aufgrund der angeheizten<br />

Debatte um die Zukunft der Energieversorgung<br />

steht dieser noch junge<br />

Sektor aber besonders im Rampenlicht.<br />

Auf jede Verfehlung wird reagiert<br />

und gerade deshalb müssen die<br />

erneuerbaren Energien auch Vorreiter<br />

in Sachen Biodiversitätsschutz sein.<br />

Viele der bekannten Probleme können<br />

schon im Planungsprozess umgangen<br />

werden. Dass hochsensible Ökosysteme<br />

wie Moore oder Torfgebiete nicht<br />

als Standort in Betracht kommen,<br />

sollte von selbst klar sein. Ebenso,<br />

dass es kein anwendbares Patentrezept<br />

für jede Umgebung gibt, und<br />

dass die Schutzmaßnahmen den<br />

Gegebenheiten angepasst werden<br />

müssen, ist offensichtlich. Auch kann<br />

der Schutz von Biodiversität dazu<br />

genutzt werden, die Akzeptanz für<br />

die Projekte in der Gesellschaft zu<br />

erhöhen. Natur- und Artenschutz<br />

ist daher im ureigenen Interesse der<br />

Unternehmen.<br />

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138 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| BIODIVERSITÄT |<br />

THEMEN<br />

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139


THEMEN | BIODIVERSITÄT |<br />

Logistik im Grünen<br />

Warum ein Güterverkehrszentrum Esel und Wildblumen<br />

beheimatet – und damit Kröten anlockt<br />

I-A: Esel weiden auf den naturschutzrechtlichen Ausgleichsflächen im Güterverkehrszentrum Region Augsburg.<br />

Von Gisela Blaas<br />

Logistik frisst Flächen. Verkehr macht<br />

Lärm. Vielerorts ist das Image der<br />

Branche schlecht, nicht in Augsburg.<br />

Das junge und grüne GVZ Region Augsburg<br />

zeigt, wie sich ein Güterverkehrszentrum<br />

in die Natur einfügen und zum<br />

Naherholungsgebiet werden kann.<br />

Immer mehr Unternehmen schreiben<br />

sich den schonenden Umgang mit<br />

Ressourcen auf die Fahne. Logistik<br />

soll grün sein. Dabei spielen Verkehrsknotenpunkte<br />

im Schnittpunkt von<br />

Schiene und Straße eine große Rolle.<br />

Aus ökonomischer und ökologischer<br />

Sicht erfüllt das Güterverkehrszentrum<br />

Region Augsburg viele Ansprüche<br />

ansiedelnder Unternehmen. Denn<br />

es trägt in ausgewogener Balance<br />

zwischen Wirtschaft, Mensch und<br />

Umwelt mit strikten Leitbildern der<br />

Natur Rechnung.<br />

Auf zwei Teile Logistik<br />

kommt ein Teil Natur<br />

Etwa ein Drittel des gesamten Logistikstandorts<br />

besteht aus Grünflächen.<br />

Der größte Teil davon ist mit zahlreichen<br />

Wegen und Bänken öffentlich<br />

zugänglich. Seit dem Frühjahr 2<strong>01</strong>1<br />

weiden auf 1,3 Hektar der naturschutzrechtlichen<br />

Ausgleichsflächen<br />

13 Esel. Ein Projekt, das nicht nur die<br />

kostengünstige Pflege der Grünflächen<br />

unterstützt, sondern auch für<br />

Sympathiepunkte bei der Bevölkerung<br />

sorgt. Nach anfänglichen Vorbehalten<br />

und Ängsten schätzen die Anwohner<br />

aus dem nahegelegenen Augsburger<br />

Stadtteil Bärenkeller heute das<br />

Gelände als Naherholungsgebiet.<br />

Auch mancher rastende LKW-Fahrer<br />

zieht mit einem vom Mercedes-Benz<br />

Nutzfahrzeug-Zentrum als Kundenservice<br />

gestellten E-Bike während<br />

der Reparatur des Fahrzeugs seine<br />

Runden. Als grünes GVZ lebt das<br />

Gelände langfristig auch die Idee des<br />

minimalen Energieverbrauchs, der<br />

optimierten Energieerzeugung, zum<br />

Beispiel durch Solarenergie und der<br />

Synergieeffekte durch Recycling- und<br />

Verwertungskonzepte für spartentypische<br />

Abfallprodukte wie Kartonagen<br />

oder Folien. Im Einklang mit der Natur<br />

und mit Weitblick für nachfolgende<br />

Generationen wurde das 112 Hektar<br />

große Areal deshalb in enger Zusammenarbeit<br />

mit den Fachbehörden des<br />

Naturschutzes entwickelt.<br />

Wo Mensch, LKW und Kröte<br />

ihren Platz finden<br />

Die Planer setzten von Anfang an<br />

auf klare Leitbilder im Umgang mit<br />

140 Gedruckt auf Charisma Silk – hergestellt aus 100 % Altpapier, ausgezeichnet mit dem Blauen Engel. Ein Produkt der Steinbeis Papier GmbH. <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| BIODIVERSITÄT |<br />

THEMEN<br />

dem Naturhaushalt sowie dem<br />

Orts- und Landschaftsbild. Für einen<br />

sparsamen Wasserhaushalt sorgt<br />

die intelligente Erschließung in<br />

Kombination mit flächensparender<br />

Bauweise und wasserdurchlässigen<br />

Belägen. Die Böden im Güterverkehrszentrum<br />

sind nur insoweit<br />

versiegelt, wie es notwendig erscheint.<br />

Unbelastetes Oberflächenwasser<br />

kann flächig oder punktuell<br />

versickern. Klimatisch profitiert der<br />

Raum von breiten Grünzügen. Als<br />

Durchlüftungsbahnen übernehmen<br />

sie eine wichtige lufthygienische<br />

und klimatische Ausgleichsfunktion.<br />

Die umliegende gehölzbetonte<br />

Agrarlandschaft vernetzt sich in den<br />

Ausläufern des Gebiets über biotopbegünstigende<br />

Flächen, gestaltet<br />

aus den großflächigen Erdbewegungen<br />

der Baumaßnahmen. Ohne<br />

speziel le Biotopentwicklung bereichern<br />

magere Rohbodenstandorte<br />

und wechselfeuchte Bereiche die Lebensraumvielfalt.<br />

Dieser erhebliche<br />

Aufwand für Vegetationsstrukturen<br />

Statt Lärm und Gestank: Durch zahlreiche Biodiversitätsmaßnahmen dient das Güterverkehrszentrum<br />

der Region Augsburg Jung und Alt als Naherholungsgebiet.<br />

und Bodengestaltung sowie eine<br />

Untertunnelung der Verkehrsstraßen<br />

fördert den Artenschutz für Flora<br />

und Fauna. Neben zahlreichen Wildblumen<br />

findet zum Beispiel eine im<br />

südlichen Planungsgebiet registrierte<br />

Popula tion Wechselkröten (Rote Liste<br />

Bayern 1) hier ihren Platz.<br />

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Unternehmen und Umwelt profitieren gleichermaßen<br />

Ökologisches Engagement liegt<br />

im Trend, ebenso wie alternative<br />

Kapitalanlagen. Für Unternehmen<br />

zählt bei allem Umweltbewusstsein<br />

jedoch auch der ökonomische Nutzen.<br />

Dass sich diese beiden Aspekte<br />

nicht ausschließen<br />

müssen, zeigt die<br />

Miller Forest Investment<br />

AG mit ihren<br />

engagierten und renditestarken<br />

Projekten<br />

im Bereich Waldinvestition.<br />

Durch Kauf<br />

oder Pacht von Waldflächen<br />

in Paraguay<br />

erlangen bereits<br />

kleine Unternehmen<br />

den Doppelnutzen,<br />

umweltbewusst und<br />

ökonomisch zu handeln. Eine Firma<br />

mit 10 Mitarbeitern und einem durchschnittlichen<br />

Betrieb (Firmenwagen,<br />

Drucker, Betriebsgebäude etc.) produziert<br />

beispielsweise ca. 212 Tonnen<br />

CO 2<br />

im Jahr. Diese Menge kann für<br />

rund 2.500 Euro Anlagevolumen (das<br />

entspricht ca. 424 Bäumen) kompensiert<br />

werden.<br />

Die dadurch erreichte Klimaneutralität<br />

wirkt sich positiv auf die Umwelt und<br />

das Firmenimage aus.<br />

Die zu erwartenden Erlöse dieser Investition<br />

liegen bei rund 10%.<br />

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141


THEMEN | BIODIVERSITÄT |<br />

Elektrische Pause: Rastende Berufskraftfahrer, die ihr Fahrzeug in der Reparatur haben, können mit Leih-E-Bikes eine Runde ziehen.<br />

Keine nachhaltige Logistik<br />

ohne kombinierten Verkehr<br />

Der beim GVZ befindliche Kreuzungspunkt<br />

wichtiger Schienen- und<br />

Straßenverbindungen legt den Bau<br />

eines Terminals für den kombinierten<br />

Verkehr nahe, als ein wichtiger Faktor<br />

ressourcenschonender Logistikkonzepte.<br />

Für ein modernes Umschlagterminal<br />

sind im GVZ Region Augsburg<br />

derzeit zehn Hektar Fläche reserviert,<br />

ausreichend Platz für die schnelle<br />

Abfertigung von Ganzzügen. Mit<br />

der Inbetriebnahme löst das Terminal<br />

voraussichtlich 2<strong>01</strong>3 den bisherigen,<br />

sehr ausgelasteten Umschlagbahnhof<br />

in Augsburg-Oberhausen ab. Die Planung<br />

dafür treibt die Terminalinvestitionsgesellschaft<br />

Augsburg (TIA)<br />

voran, ein Zusammenschluss der<br />

Deutschen Umschlaggesellschaft<br />

Schiene-Straße (DUSS) mit der Augsburger<br />

Localbahn und einer heimischen<br />

Spedition. Langfristig entlastet<br />

diese Verknüpfung von Straße und<br />

Schiene die Region von rund 100.000<br />

Lkw-Fahrten pro Jahr. Auf dieser Basis<br />

finden verantwortungsbewusste<br />

Unternehmer, die den Klimaschutz,<br />

die Wettbewerbsfähigkeit und das<br />

eigene umweltbewusste Image fördern<br />

möchten, im GVZ Region Augsburg<br />

einen Standort, der nachhaltige<br />

Unternehmensstrategien in jeder<br />

Hinsicht unterstützt.<br />

Nachfrage bestätigt die<br />

Investition in die Umwelt<br />

Das grüne Konzept ist aufgegangen.<br />

Seit dem Spatenstich wurden über 40<br />

Prozent der 62 Hektar großen Nutzfläche<br />

verkauft. Ausschlaggebend ist die<br />

gute Lage mit direktem Anschluss an<br />

die Autobahn A8, die Bundesstraßen<br />

B2 und B17 sowie an das Netz der<br />

Deutschen Bahn. Ein weiterer Pluspunkt:<br />

die Augsburger Localbahn mit<br />

städtischem Ringnetz und regionalen<br />

Achsen nach Schongau und Ingolstadt.<br />

Mit ihren Logistikimmobilien<br />

in Betrieb gegangen sind bereits die<br />

GKM, die Hermes Logistik Gruppe für<br />

Expressdienste, die Honold Logistik<br />

Gruppe aus Ulm, der Containerlogistiker<br />

Kloiber aus Petershausen und<br />

das europaweit modernste Mercedes-<br />

Benz Nutzfahrzeugzentrum. Nach wie<br />

vor größter Investor am Standort ist<br />

der Immobilienentwickler Prologis mit<br />

einem Logistikpark für Logistikdienstleister<br />

und Serviceanbieter auf einer<br />

Fläche von 93.000 m 2 .<br />

Grüner Geheimtipp für<br />

umweltbewusste Investoren<br />

Unter den bayerischen Logistikstandorten<br />

gilt Augsburg als Hidden<br />

Champion und gute Alternative zu<br />

München. Das kaufkräftige und<br />

produktionsstarke Gebiet mit guter<br />

Logistikinfrastruktur und hoher Nachfrage<br />

nach Logistikdienstleistung liegt<br />

mitten in der „Goldenen Banane“.<br />

Als Gebiet mit hoher Finanzkraft<br />

erstreckt es sich im europäischen Wirtschaftsraum<br />

von Nordspanien über<br />

Norditalien durch die Metropolregion<br />

München, das Rhein-Main-Gebiet<br />

und das Ruhrgebiet bis in den Süden<br />

der Niederlande. Seine Spitze ragt<br />

über Nordbelgien bis in das Gebiet<br />

zwischen London und Manchester.<br />

Im Hinblick auf internationale, nationale<br />

und regionale Logistik schätzen<br />

Investoren die Sicherheit nachhaltiger<br />

Wirtschaftskraft in Verbindung mit<br />

grünen Pluspunkten.<br />

142 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| BIODIVERSITÄT |<br />

THEMEN<br />

Globale Herausforderung<br />

Erster European Biodiversity Summit<br />

Von Wolfgang Scheunemann<br />

Artenvielfalt und intakte Ökosysteme<br />

sind Voraussetzung unserer Existenz.<br />

Auf deren Verlust durch menschliche<br />

Aktivitäten hat die EU jetzt mit ihrer<br />

Biodiversitätsstrategie reagiert. Die<br />

sechs Hauptziele der Strategie betreffen<br />

u.a. den verstärkten Einsatz von grüner<br />

Infrastruktur, ein besseres Management<br />

der Fischbestände und eine nachhaltigere<br />

Land- und Forstwirtschaft. Nach<br />

Angaben der EU ist die Verwendung<br />

von natürlichem Kapital ein Garant für<br />

eine erfolgreiche Geschäftstätigkeit<br />

der Unternehmen. Auf dem ersten<br />

Europäischen Biodiversity Summit am<br />

18. April 2<strong>01</strong>2 in Stuttgart diskutieren<br />

Unternehmensvertreter, Politiker und<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keitsexperten Chancen,<br />

Risiken und Handlungsmöglichkeiten<br />

von biodiversitätsrelevanten Aspekten.<br />

Europäische Umwelt-Experten sehen<br />

in der Erhaltung der Biodiversität eine<br />

genauso zentrale ökologische Herausforderung<br />

wie im Klimawandel. Doch<br />

beim Großteil der Unternehmen gilt<br />

das Thema nach wie vor als „nice to<br />

have“ – zu Unrecht.<br />

Mit dem Artensterben verlieren wir<br />

wichtige sog. Ökosystemdienstleistungen,<br />

die uns die Natur zur Verfügung<br />

stellt: z. B. Nahrungsmittel,<br />

Baurohstoffe, Wirkstoffe für Medikamente.<br />

Die Natur reguliert den<br />

Wasser- und Gashaushalt unseres<br />

Der Deutsche CSR-Preis wird zum dritten<br />

Mal an herausragende Unternehmen<br />

vergeben – 2<strong>01</strong>2 vom baden-württembergischen<br />

Ministerpräsidenten Winfried<br />

Kretschmann. In verschiedenen Kategorien,<br />

darunter „das beste Biodiversitätsmanagement“,<br />

fi ebern die Kandidaten<br />

der Entscheidung von renommierten Jury-<br />

Mitgliedern entgegen.<br />

Planeten, säubert die Luft, die wir<br />

atmen. Viele Studien belegen, dass<br />

artenreiche Ökosysteme in der Regel<br />

funktionstüchtiger sind als artenarme<br />

Systeme.<br />

Biodiversitäts-Business<br />

auf dem Vormarsch<br />

Aufgrund des zunehmenden Interesses<br />

am Thema Business und Biodiversität<br />

wird das Deutsche CSR-Forum<br />

2<strong>01</strong>2 durch eine englischsprachige<br />

Veranstaltung erweitert: Der erste<br />

European Biodiversity Summit verfolgt<br />

das Ziel, die Industrie für die biologische<br />

Vielfalt zu sensibilisieren und<br />

gemeinsam Lösungen zu entwickeln.<br />

Die Veranstalter nutzen die hohe Attraktivität<br />

des deutschen CSR-Forums,<br />

um europaweit Unternehmensvertreter<br />

nach Stuttgart zu locken. Fest zugesagt<br />

haben u. a. Franz Fehrenbach<br />

(Robert Bosch), Hans-Otto Schrader<br />

(Otto Gruppe) und Hans-Peter Villis<br />

(EnBW).<br />

Teile der Plenarsitzungen werden<br />

gemeinsam veranstaltet und simultan<br />

deutsch-englisch übersetzt.<br />

Außerdem können die Teilnehmer<br />

des deutschsprachigen Forums in<br />

den englischsprachigen Sektionen<br />

mitwirken und umgekehrt.<br />

Die Themen der zweitägigen Veranstaltung<br />

spiegeln die ganze Breite von<br />

Aufgaben und Chancen der Erhaltung<br />

der biologischen Vielfalt wider:<br />

• Investments and markets for biodiversity<br />

• Climate and biodiversity protection<br />

- synergies and conflicts<br />

• Legal compliance and impacts on<br />

biodiversity as a risk factor<br />

• Tools to start: biodiversity check<br />

• Economic valuation of biodiversity<br />

and ecosystem services<br />

• How to communicate biodiversity<br />

engagement<br />

• Sourcing and resource efficiency<br />

• Co-operations between companies<br />

& NGOs<br />

Eine besondere Rolle wird der von der<br />

Europäischen Business & Biodiversity<br />

Kampagne entwickelte „1 st European<br />

Business and Biodiversity Check“<br />

spielen, dem sich bis dahin rund 20<br />

Firmen in fünf europäischen Ländern<br />

unterzogen haben werden. Damit<br />

erkennen Unternehmen, welche konkreten<br />

Auswirkungen ihr Handeln auf<br />

die Biodiversität hat und wie sie sich<br />

in diesem Bereich engagieren können.<br />

Alle Teilnehmer sind auch zur Gala-<br />

Verleihung des Deutschen CSR-Preises<br />

eingeladen, auf der unter Mitwirkung<br />

des ersten grünen Ministerpräsidenten,<br />

Winfried Kretschmann, u.a. auch<br />

Leistungen im Bereich der Biodiversität<br />

honoriert werden.<br />

Der European Biodiversity Summit<br />

ist die zentrale Veranstaltung der<br />

Europäischen Business & Biodiversity<br />

Kampagne und wird durch das EU<br />

Life+ Programm gefördert.<br />

Kontakt<br />

Wolfgang Scheunemann<br />

Geschäftsführer dokeo GmbH<br />

ws@dokeo.de<br />

www.csr<strong>forum</strong>.eu/summit<br />

Stefan Hörmann<br />

Kampagnenleiter der Europäischen<br />

Business & Biodiversity Kampagne<br />

hoermann@globalnature.org<br />

www.business-biodiversity.eu<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

143


THEMEN | BIODIVERSITÄT |<br />

Wissenschaft<br />

spannend inszeniert<br />

Von Dr. Hans-Dieter Radecke<br />

Die glanzvolle Preisverleihung des<br />

bundesweiten Medienwettbewerbs<br />

„Jugend filmt Bionik“ im Deutschen<br />

Museum in München präsentierte<br />

filmische Wissenschaftsgeschichten<br />

mit erstaunlich frischen Blicken auf die<br />

Herausforderungen unserer Zeit. Das<br />

vom Bundesministerium für Bildung<br />

und Forschung und der Deutschen Bundesstiftung<br />

Umwelt geförderte Projekt<br />

hat gehalten, was es versprochen hat:<br />

eine innovative Schnittstelle zwischen<br />

Bildung, Forschung und Wirtschaft zu<br />

schaffen, den Bekanntheitsgrad der<br />

noch jungen Querschnittswissenschaft<br />

Bionik zu erhöhen und Jugendliche<br />

über das kreative Medium Film für<br />

nachhaltige Zukunftstechnologien und<br />

MINT-Berufe (Mathematik, Informatik,<br />

Naturwissenschaft und Technik) zu<br />

begeistern.<br />

Beeindruckend ist sie, die spielerische<br />

Leichtigkeit, die Kreativität und Fülle<br />

an Stilmitteln, mit denen die jugendlichen<br />

Filmemacher die Entwicklung<br />

unterschiedlicher innovativer Technologien<br />

dargestellt haben. Statt des<br />

klassischen Dokumentar- oder Wissenschaftsfilms<br />

wählten die meisten<br />

ein unterhaltsames Spielfilmformat.<br />

Die Bandbreite der Filmgenres reichte<br />

vom Tierfilm mit schönen Naturaufnahmen<br />

über Robben am Marine<br />

Science Center in Rostock, einem<br />

Teenie-Thriller über eine Roboterratte<br />

aus Ilmenau bis zur Lovestory, die<br />

zur Entwicklung des ersten luftreinigenden<br />

Dachziegels in Niederbayern<br />

inspirierte.<br />

Ressourceneffizienz, <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

und technische Intelligenz<br />

im Fokus<br />

Die Themenauswahl der Gewinner,<br />

die von der Jury (Dr. Rainer Erb,<br />

Geschäftsführer des Bionik-Kompetenznetzwerks<br />

BIOKON, Berlin, Dr.<br />

Heike Beismann, Leitung der VDI<br />

Gesellschaft Technologies of Life<br />

Sciences, Düsseldorf, sowie Dipl.-Pol.<br />

Eike Meyer vom Rat für <strong>Nachhaltig</strong>e<br />

Entwicklung, Berlin u.a.) ausgewählt<br />

wurden, spiegelt die große Bedeutung<br />

der Bionik für intelligente, ressourcenschonende<br />

und anwendungsorientierte<br />

Technologien wider. So<br />

stellt der erste Preisträgerfilm „Der<br />

Salvinia-Effekt“ von Schülern des<br />

Gymnasiums Bad Zwischenahn-<br />

Edewecht bei Oldenburg die Entdeckung<br />

des lufthaltenden Effekts des<br />

Schwimmfarns (Salvinia molesta) dar,<br />

der mittels feinster „Schneebesen“ an<br />

der Blattoberfläche eine hauchdünne<br />

Lufthülle als wirksame Barriere gegen<br />

das Wasser erzeugt. Wenn es Prof.<br />

Wilhelm Barthlott (Universität Bonn)<br />

im Rahmen seines aktuellen BIONA-<br />

Forschungsprojektes gelingt, diesen<br />

Effekt auf technische Oberflächen zu<br />

übertragen und z.B. Schiffsrümpfe<br />

damit beschichtet werden, könnte der<br />

Treibstoffverbrauch in der globalen<br />

Das Ilmenauer Unternehmen Tetra war Drehort für einen Teenie-Thriller über einen Wartungsroboter nach dem Vorbild der Ratte.<br />

Auf Tuchfühlung mit einer Robbe kamen die Schüler am Marine Science Center im Yachthafen von Rostock.<br />

144 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| BIODIVERSITÄT |<br />

THEMEN<br />

Schifffahrt durch diesen „Luftkisseneffekt“<br />

deutlich gesenkt werden.<br />

Wie Innovationen zu<br />

Produkten werden<br />

Neben dieser rein wissenschaftlichen<br />

Entdeckung thematisiert<br />

der Film einen für die deutsche<br />

Forschungswirklichkeit wichtigen<br />

Gesichtspunkt: die oft langwierige<br />

Umsetzung von Ideen in produktreife<br />

Lösungen, die durch professionelle<br />

Vermarktung auch den erwünschten<br />

wirtschaftlichen Erfolg bringen. Im<br />

internationalen Vergleich gibt es gerade<br />

auf diesem Gebiet in Deutschland<br />

trotz mancher Fortschritte noch<br />

einiges zu verbessern. Das zeigen<br />

nicht nur verschiedene Studien,<br />

sondern auch Gespräche mit Mittelständlern<br />

über ihre Erfahrungen<br />

bei der Zusammenarbeit mit den<br />

Forschungsinstituten. Der zweitplatzierte<br />

Wettbewerbsbeitrag mit dem<br />

schillernden Titel „Federrüsselfisch“,<br />

eingereicht von Schülern des Gymnasiums<br />

der Regensburger Domspatzen,<br />

verfolgt die Entwicklung des<br />

„Bionischen Handling-Assistent“ des<br />

Automatisierungsspezialisten Festo<br />

von der Zusammenführung mehrerer<br />

Einzelideen bis zum fertigen Produkt<br />

eines flexiblen Greifarms. Hier steht<br />

die erfolgreiche Teamarbeit der<br />

Entwickler im Vordergrund, die am<br />

Ende zu einem die Roboterindustrie<br />

revolutionierenden Produkt führt.<br />

Drehort des dritten Siegerfilms „Liebesrezept<br />

für die Umwelt“ war das<br />

Unternehmen ERLUS im niederbayerischen<br />

Neufahrn, das weltweit den<br />

ersten selbstreinigenden Dachziegel<br />

auf den Markt gebracht hat. Der<br />

von Auszubildenden der ERLUS AG<br />

und Berufsschülern der Wirtschaftsschule<br />

Pindl gedrehte Kurzfilm rückt<br />

den nachhaltigen Nutzen einer umweltschützenden<br />

Innovation in den<br />

Mittelpunkt: Hauptperson ist eine<br />

Auszubildende, die beim Rendezvous<br />

auf der grünen Wiese die Idee für die<br />

künftige Anwendungsmöglichkeit<br />

der Dachziegel als „Luftreiniger“<br />

entwickelt.<br />

Zukunftsweisendes Bildungsprojekt<br />

mit prominenter<br />

Gästeliste<br />

Rund 350 Gäste aus Wissenschaft,<br />

Wirtschaft, Bildung und Politik sowie<br />

Medien feierten am 30. September<br />

2<strong>01</strong>1 mit den Siegern im Deutschen<br />

Museum in München. „Ich halte das<br />

Projekt für eine außergewöhnliche<br />

und sehr wirksame Idee, um junge<br />

Menschen für ein naturwissenschaftliches<br />

oder technologieorientiertes<br />

Studium zu gewinnen – und ihnen<br />

zugleich einen Eindruck von den<br />

kreativen Berufen zu vermitteln“,<br />

lobte der Bayerische Staatsminister für<br />

Wissenschaft, Forschung und Kunst,<br />

Dr. Wolfgang Heubisch in seiner Rede.<br />

„Der Wettbewerb zeigt das innovative<br />

Potenzial, das gerade aus der<br />

Verbindung verschiedener Disziplinen<br />

und Kompetenzen entstehen kann“.<br />

Neben dem Staatsminister begleiteten<br />

auch Sigmund Gottlieb, Chefredakteur<br />

des Bayerischen Fernsehens, der<br />

Entdecker des Lotus-Effekts, Prof.<br />

Wilhelm Barthlott, Uni Bonn, Markus<br />

Fischer von Festo sowie der Vorstand<br />

des Bionik-Kompetenznetzwerks<br />

Biokon, Prof. Thomas Speck, Uni Freiburg,<br />

die Ehrung der Gewinnerteams.<br />

Die Gäste betonen, dass es sich bei<br />

dem Medienwettbewerb „Jugend<br />

filmt Bionik“ um ein richtungsweisendes<br />

Bildungskonzept handelt. Denn<br />

das Projekt setzt das Interesse von<br />

Jugendlichen an den Medien ein, um<br />

sie an zukunftsorientierte Inhalte heranzuführen<br />

und zeigt ihnen gleichzeitig<br />

aussichtsreiche Berufsperspektiven<br />

in Wissenschaft und Forschung auf,<br />

wo derzeit ein eklatanter Mangel an<br />

Fachkräften herrscht. Nicht von ungefähr<br />

kommt daher die Auszeichnung<br />

des Medienwettbewerbs durch den<br />

Rat für <strong>Nachhaltig</strong>e Entwicklung als<br />

„impulsgebendes Werkstatt N-Projekt<br />

2<strong>01</strong>1“.<br />

Wirksame Strategie gegen<br />

Fachkräftemangel<br />

Der überraschende Erfolg des Projekts<br />

hat sogar für Aufmerksamkeit jenseits<br />

der nationalen Grenzen gesorgt: futurevision<br />

erhielt eine Einladung des<br />

Goethe-Instituts nach Nairobi, um mit<br />

“Termitecture - Hausbau nach natürlichem Vorbild” war das Thema für die Paschnet-Schüler am Goethe-Institut in Nairobi.<br />

Inspiriert durch Termiten und die Lehmarchitektur der Massai.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

145


THEMEN | BIODIVERSITÄT |<br />

„Eine außergewöhnliche und sehr wirksame Idee, um junge Menschen für ein naturwissenschaftliches<br />

oder technologieorientiertes Studium zu gewinnen“: Staatsminister<br />

Heubisch übergibt den „Jugend filmt Bionik“-Preis.<br />

afrikanischen Schülern Kurzfilme zu<br />

drehen und eine Lehrerfortbildung<br />

durchzuführen. An der weiteren<br />

Zusammenarbeit im Rahmen eines<br />

Großprojekts des Auswärtigen Amtes<br />

zu globalen Bildungspartnerschaften<br />

wurde bereits Interesse signalisiert –<br />

ganz im Sinne der Philosophie von<br />

futurevision-Chefin Silke Kraus, die<br />

sich zum Ziel gesetzt hat, die abstrakte<br />

Leitidee der <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

über kreative und erlebnisorientierte<br />

Projekte an Jugend und Gesellschaft<br />

zu vermitteln, um damit einen kleinen<br />

Beitrag zu einem großen, globalen<br />

Ganzen zu leisten.<br />

Eine wirksame Strategie gegen den<br />

Fachkräftemangel in den naturwissenschaftlichen<br />

Ingenieurberufen mit seinen<br />

bedrohlichen Folgen für den Wirtschaftsstandort<br />

Deutschland erfordert<br />

– da sind sich die Experten einig – eine<br />

nationale Kraftanstrengung von<br />

Politik, Wissenschaft und Wirtschaft<br />

in Sachen Bildung und Ausbildung.<br />

Auf diese gesellschaftliche Herausforderung<br />

reagiert futurevision mit<br />

dem Vorhaben, das Projekt ab 2<strong>01</strong>2<br />

mit dem Titel „jugend filmt zukunft“<br />

als zweijährigen Medienwettbewerb<br />

weiterzuführen. „Wir möchten den<br />

Nachwuchs über das kreative Medium<br />

Film für MINT-Berufe und Ingenieurstudiengänge<br />

begeistern und bei<br />

Jugendlichen das Vertrauen in eigene<br />

Ideen und die eigene Kreativität stärken,<br />

die später auch in der Forschung<br />

zur Entwicklung neuer Produkte und<br />

Verfahren benötigt werden“, so die<br />

Geschäftsführerin Silke Kraus.<br />

Fortsetzung folgt: Filmpatenschaften<br />

für Unternehmen<br />

Inhaltlich soll der Wettbewerb auf<br />

nachhaltige Zukunftstechnologien<br />

erweitert werden und Kategorien wie<br />

Energy, Mobility, Life Science, Green<br />

IT sowie Architecture & Design, Smart<br />

Materials und Sustainable Lifestyles<br />

umfassen. Dabei wird es intensiv<br />

um Material-, Energie- und Ressourceneffizienz<br />

gehen sowie aktuell in<br />

Entwicklung stehende Innovationen<br />

mit starkem Potenzial für eine nachhaltigere<br />

Wirtschaftsordnung. Silke<br />

Kraus liegt besonders die Kategorie<br />

„Sustainable Lifestyles“ am Herzen.<br />

Hier steht das kritische Hinterfragen<br />

unserer Konsum- und Wegwerfgesellschaft<br />

im Brennpunkt. Man darf<br />

gespannt sein, welche Ideen und Interpretationen<br />

Jugendliche zu diesem,<br />

sie im Alltag unmittelbar betreffenden<br />

Thema entwickeln. Unternehmen<br />

erhalten die Möglichkeit, im Rahmen<br />

einer Filmpatenschaft einen Kurzfilm<br />

über ihre Innovationen zu realisieren<br />

– mit eigenen Auszubildenden<br />

oder Filmteams, die sich beim Veranstalter<br />

bewerben. Damit vernetzt<br />

futurevision innovatives Marketing<br />

mit Mitarbeiterrecruitung und bietet<br />

Unternehmen ein hochkarätiges Event<br />

zur Darstellung ihres Engagements<br />

im Bereich CSR und <strong>Nachhaltig</strong>keit.<br />

Auch in der nächsten Wettbewerbsrunde<br />

geht es darum, mittels des<br />

Zaubers, den Filme auf Jugendliche<br />

und Erwachsene ausüben, spannende<br />

Geschichten über Wissenschaft, technologische<br />

Innovationen und ihren<br />

möglichen Beitrag zu einer besseren<br />

Welt zu erzählen.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.jugendfilmtbionik.de und<br />

www.jugendfilmtzukunft.de<br />

Im Profil<br />

Silke Kraus ist geschäftsführende Gesellschafterin<br />

der futurevision gGmbH mit Sitz<br />

in München. futurevision konzipiert und<br />

realisiert innovative Kultur-, Medien- und<br />

Jugendprojekte, die Lust auf aktive Mitgestaltung<br />

der Zukunft wecken. Silke Kraus<br />

war nach ihrem Studium der Philosophie<br />

(M.A.) als Filmemacherin tätig und beschäftigt<br />

sich seit mehreren Jahren mit<br />

Bionik, Kreativitätsforschung und innovativem<br />

Technologietransfer. Ihr Wissen gibt<br />

sie auch als Beraterin und systemischer<br />

Coach weiter.<br />

futurevision gGmbH<br />

Telefon +49 (0)89 / 35 06 21 10<br />

silke.kraus@futurevisionprojekt.de<br />

www.jugendfi lmtbionik.de<br />

<strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong> ist Medienpartner.<br />

„Jugend filmt Bionik“ wird gefördert von:<br />

146 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| BIODIVERSITÄT |<br />

ANZEIGE<br />

Biologische Vielfalt<br />

hautnah erleben<br />

Natur ist „in”: Das zeigen die Ergebnisse<br />

einer repräsentativen Studie, die von<br />

TNS Emnid im Auftrag von SCA Hygiene<br />

Products durchgeführt wurde. Kinder<br />

halten sich demnach am liebsten draußen<br />

auf – eine perfekte Gelegenheit<br />

also, um sie mit der biologischen Vielfalt<br />

ihrer Umwelt vertraut zu machen.<br />

Der Schutz von Natur und Umwelt<br />

und die Erhaltung der biologischen<br />

Vielfalt führen die politische und<br />

wirtschaftliche Agenda an. Doch<br />

was bedeutet dieses Thema für eine<br />

Generation, die im ständigen Kontakt<br />

mit neuen Technologien und im regelmäßigen<br />

Medienkonsum aufwächst?<br />

Welche Rolle spielen Naturerfahrungen<br />

für Kinder von heute?<br />

Anlässlich des Internationalen Jahres<br />

der Wälder 2<strong>01</strong>1 beauftragte SCA Hygiene<br />

Products – bekannt für Marken<br />

wie Zewa, Tempo, TENA und Danke<br />

– das renommierte Forschungsinstitut<br />

TNS Emnid mit der Durchführung<br />

einer repräsentativen Umfrage zum<br />

Thema Freizeitverhalten. Befragt<br />

wurden 1.000 Kinder im Alter von<br />

sieben bis 14 Jahren und ihre Eltern.<br />

Ziel der unter dem Namen „Wälder<br />

für Kinder“ veröffentlichten Studie<br />

war es, die Meinungen der Jüngsten<br />

zu Wald und Natur einzuholen.<br />

Die Ergebnisse der SCA-Studie „Wälder<br />

für Kinder“ zeigen deutlich:<br />

Kinder schätzen den Zeitvertreib an<br />

der frischen Luft. 46 Prozent der Sieben-<br />

bis Neunjährigen verbringen ihre<br />

Freizeit am häufigsten „draußen vor<br />

der Tür“, bei den Zehn- bis Zwölfjährigen<br />

sowie den 13- bis 14-Jährigen<br />

halten sich 47 bzw. 40 Prozent am<br />

meisten im Freien auf. Bemerkenswert:<br />

Über die Hälfte der befragten<br />

Kinder würde sogar gerne mehr Zeit<br />

im Wald verbringen.<br />

Mehr Zeit im Wald<br />

Ulrich Gebhard, Professor für Erziehungswissenschaft<br />

an der Universität<br />

Hamburg, ermutigt Eltern, ihren<br />

Kindern Erfahrungen in der freien<br />

Natur zu ermöglichen:<br />

„Wichtiger als die Natur<br />

ins Haus zu holen, ist, die<br />

Kinder eigenständig in<br />

die Natur zu lassen, auch<br />

wenn das manchmal<br />

schwerfällt. Offenbar<br />

wird durch das selbstständige<br />

Spielen in der<br />

Natur selbstverantwortliches<br />

Verhalten eingeübt.<br />

Zudem zeigt sich,<br />

dass das Kinderspiel in so genannten<br />

Naturerfahrungsräumen komplexer,<br />

kreativer und selbstbestimmter ist.<br />

Die Vielfalt der Formen, Materialien<br />

und Farben regt die Fantasie an, sich<br />

mit der Welt und auch mit sich selbst<br />

zu befassen.“<br />

Mit dieser zentralen Erkenntnis können<br />

Eltern und Lehrer, aber auch Gemeinden<br />

und Institutionen Kinder aktiv in<br />

ihrem Wunsch fördern, den Wald als<br />

Naturraum, Lern- und Erlebnisort zu<br />

entdecken. Sie verstärken damit das<br />

Verständnis für die Natur und ihre<br />

Vielfalt und legen den Grundstein für<br />

deren Erhaltung und Bewahrung durch<br />

künftige Generationen.<br />

Die SCA-Studie „Wälder für Kinder“<br />

ist ein weiterer Bestandteil von SCAs<br />

umfangreichen <strong>Nachhaltig</strong>keitsbemühungen.<br />

Für das besondere Engagement<br />

zum Internationalen Jahr der<br />

Wälder 2<strong>01</strong>1 hat das Unternehmen<br />

gute Gründe: SCA ist Europas größter<br />

privater Waldbesitzer und Holz ist der<br />

wichtigste natürliche Rohstoff für das<br />

Unternehmen. <strong>Nachhaltig</strong>e Waldbewirtschaftung<br />

und die Bewahrung<br />

der biologischen Vielfalt sind deshalb<br />

Bestandteil der Unternehmensstrategie<br />

mit dem Ziel, die Einzigartigkeit<br />

unserer Wälder für kommende Generationen<br />

zu erhalten.<br />

Kontakt<br />

Kerstin Flötner<br />

kerstin.fl oetner@sca.com<br />

www.sca.com<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

147


THEMEN | BIODIVERSITÄT |<br />

Von Smartphones und<br />

Klimawäldern<br />

CSR Kommunikation geht neue Wege<br />

Von Moritz Vohrer<br />

Wenn Sie heute von der Deutschen<br />

Post ein klimaneutrales Paket bekommen,<br />

ist dieses immer öfter mit der<br />

Aufschrift „GoGreen – CO 2<br />

-NEUTRALE<br />

SENDUNG“ versehen. Doch was steckt<br />

hinter dieser CSR-Aussage?<br />

Viele Labels aus dem Bereich des<br />

Klimaschutzes sind oft genauso greifbar<br />

wie das Klimagas selber. So liegt<br />

der Schlüssel für eine glaubwürdige<br />

Kommunikation immer in einer transparenten<br />

Darstellung.<br />

QRcodes im Vormarsch<br />

Unternehmen, die ihre Verantwortung<br />

glaubhaft kommunizieren möchten,<br />

gehen daher neue Wege. Sie<br />

verknüpfen ihre Labels und <strong>Nachhaltig</strong>keitsaussagen<br />

mit sogenannten<br />

QRcodes.<br />

ecoScan<br />

Hinter der ecoScan App versteckt sich eine<br />

offene Initiative von Unternehmen, die<br />

sich zum Ziel gesetzt haben, das mobile<br />

Internet stärker für die Aspekte der <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

einzusetzen. Mit bereits 20 Million<br />

Deutschen im mobilen Internet steht<br />

diese Form der Kommunikation erst am<br />

Anfang ihrer Zeit.<br />

Diese sehen nicht nur so aus, wie das<br />

Ameisenbild auf den Bahntickets,<br />

sondern funktionieren auch ähnlich.<br />

Gescannt wird mit dem eigenen<br />

Smartphone, das prompt eine Webseite<br />

aufruft, die uns tiefergehende<br />

Informationen gibt.<br />

Tiefgehende Informationen<br />

Ein gutes Beispiel findet man dahingehend<br />

bei der klimaneutralen Broschüre<br />

des Projektes Calafi. Sie nutzt<br />

ein Klimalabel der Firma natureOffice.<br />

Beim Scannen des Codes wird eine<br />

Seite aufgerufen, die uns einen Überblick<br />

über ein Klimaschutzprojekt in<br />

Panama gibt.<br />

Man erfährt, dass durch den Druck<br />

der 2.000 Broschüren 108 kg CO 2<br />

verursacht<br />

wurden und dass hierfür eine<br />

Fläche von 14 m2 aufgeforstet wird.<br />

Via Googlemaps wird gezeigt, wo<br />

das Projekt liegt und ein Video beschreibt<br />

auf interaktivem Weg, dass<br />

das Projekt nicht nur für das Klima,<br />

sondern auch für Mensch und Natur<br />

sinnvoll ist.<br />

Neue Technologie<br />

Möglich wird diese Form der mobilen<br />

Kommunikation durch ecoScan,<br />

eine App die sich auf den Bereich<br />

der Visualisierung von <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

spezialisiert hat.<br />

Fazit: Wir Konsumenten können uns<br />

darauf freuen, vermehrt Ameisenbilder<br />

auf Produkten zu finden, die uns<br />

hinter die Kulissen der <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

blicken lassen.<br />

natureOffice<br />

Ein Unternehmen aus Frankfurt, das sich<br />

darauf spezialisiert hat Firmen und öffentliche<br />

Institutionen bei Themen im Bereich<br />

des Klimaschutzes zu beraten.<br />

natureOffi ce bietet einen der weltweit<br />

führenden Prozesse zum klimaneutralen<br />

Druck, den deutschlandweit über 200<br />

Druc kereien nutzen.<br />

148 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


Service<br />

Medientipps | Adressen | Events | Traumfragen<br />

2<strong>01</strong>1 ging es heiß her! Im Eventrückblick<br />

finden Sie einige spannende<br />

Veranstaltungsberichte. Mehr und<br />

ausführlichere Beiträge finden Sie<br />

auf www.<strong>forum</strong>-csr.net.<br />

Die <strong>forum</strong>-Service-Adressen bieten<br />

Ihnen konkrete Kontakte, an die Sie<br />

sich wenden können, wenn Sie Ihr<br />

Unternehmen nachhaltiger gestalten<br />

wollen.<br />

Unsere 10 Traumfragen beantwortet<br />

diesmal der Querdenker-Preisträger,<br />

Schauspieler und Umweltaktivist<br />

Hannes Jaenicke.<br />

2<strong>01</strong>2<br />

sustainability congress<br />

Das Ereignis<br />

für <strong>Nachhaltig</strong>e Investments<br />

vom 17.-18. April 2<strong>01</strong>2<br />

Bildrechte: Michael Sondermann, Stadt Bonn<br />

Veranstaltungsort: World Conference Center Bonn (ehem. IKBB)<br />

Jetzt anmelden!<br />

sustainability congress GmbH<br />

Kornkamp 2 26605 Aurich<br />

Tel.: 04941 60 496 87<br />

Fax: 04941 60 511 35<br />

info@sustainability-congress.de<br />

www.sustainability-congress.de<br />

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149


service | Medien |<br />

<strong>forum</strong> Bücher & Medien-Tipps<br />

Feige, Achim<br />

Good Business.<br />

Das Denken der Gewinner von morgen<br />

Achim Feige, Top-Managementberater und<br />

Markenspezialist, beschreibt anschaulich, wie<br />

sich die Wirtschaft durch Krisen und Wertewandel<br />

zu einer GOOD BUSINESS-Wirtschaft<br />

verändert, in der einseitiges Profitstreben<br />

nicht ausreicht, um als Unternehmen dauerhaft<br />

erfolgreich zu sein. Er entwirft einen<br />

neuen, praktischen und integralen Denk- und<br />

Handlungsrahmen, wie man wirtschaftlichen<br />

Erfolg erzielt und dabei gleichzeitig Gutes für<br />

alle Beteiligten schafft.<br />

2<strong>01</strong>0, 210 Seiten, EUR 24,90<br />

ISBN 978-3-86774-107-1<br />

www.murmann-verlag.de<br />

Bundesverband Deutscher Stiftungen (Hg.)<br />

Verzeichnis Deutscher Stiftungen<br />

Das Verzeichnis Deutscher Stiftungen 2<strong>01</strong>1 ist<br />

die umfangreichste Informationsquelle zum<br />

deutschen Stiftungswesen. Band 1 stellt die<br />

wichtigsten Entwicklungen, Trends und Fakten<br />

dar. Die ca. 19.000 Stiftungsporträts umfassen<br />

zwei Bände. Der neue, separate Registerband<br />

erleichtert die Suche in der Buchausgabe mittels<br />

eines Ortsnamen- und Zweckregisters. Zusätzlich<br />

ermöglicht eine CD-ROM die einfache und<br />

zielgerichtete Recherche.<br />

ISBN 978-3-941368-15-6 (Bd. 1-4 mit CD-<br />

ROM) | EUR 279,- (Mitglieder des Bundesverbandes<br />

EUR 199,-)<br />

ISBN 978-3-941368-16-3 (Bd. 1-4) | EUR 199,-<br />

(Mitglieder des Bundesverbandes EUR 139,-)<br />

ISBN 978-3-941368-17-0 (Bd. 1 mit CD-ROM)<br />

| EUR 199,- (Mitglieder des Bundesverbandes<br />

EUR 139,-<br />

www.stiftungen.org/verlag<br />

Kennedy, Margrit<br />

Occupy Money.<br />

Damit wir zukünftig ALLE die Gewinner sind<br />

Von Tag zu Tag wächst das Volumen der geplanten<br />

Rettungsschirme. Gleichzeitig zeigt<br />

das Anschwellen weltweiter Proteste gegen<br />

das Finanzsystem, dass eine Rückkehr zum<br />

business as usual in der Gesellschaft nicht mehr<br />

konsensfähig ist. „Da der Kollaps bei einem<br />

auf Zinsen basierenden Finanzsystem nur eine<br />

Frage der Zeit ist, sollten wir die Krise dazu<br />

nutzen, alternative Ansätze zu integrieren“,<br />

sagt die Autorin Prof. Dr. Margrit Kennedy. In<br />

Ihrem Buch legt sie – für Laien verständlich<br />

– pointiert die Konstruktionsfehler unseres<br />

Finanzsystems bloß und stellt erprobte Alternativen<br />

zur gegenwärtigen Ratlosigkeit vor.<br />

2<strong>01</strong>1, 112 Seiten, EUR 9,95<br />

ISBN: 978-3-899<strong>01</strong>-595-9<br />

Gottwald, Franz-Theo<br />

Sprinkart, Karl Peter<br />

Social Business für ein neues Miteinander<br />

Die kalte Marktlogik des Turbokapitalismus<br />

und das Festhalten an einer überholten<br />

Sozialindustrie haben uns Folgekosten in<br />

allen Lebensbereichen beschert. Franz-Theo<br />

Gottwald, Honorarprofessor für Umweltethik<br />

an der Humboldt-Universität in Berlin, und<br />

Karl Peter Sprinkart, Professor für Kommunikations-<br />

und Kulturwissenschaften an<br />

der Hochschule München, zeigen mit dem<br />

Konzept des Social Business den Weg in eine<br />

neue, lebenswerte Gesellschaft auf, in der<br />

jeder Einzelne gefördert und gebraucht wird.<br />

2<strong>01</strong>1, 272 Seiten, EUR 19,99<br />

ISBN: 978-3-7766-2666-7<br />

www.herbig-verlag.de<br />

Braun, Jerome und Lotter, Dennis<br />

Der CSR-Manager.<br />

Unternehmensverantwortung in der Praxis<br />

Knapp zwei Jahre sind seit der Veröffentlichung<br />

der ersten Auflage des Buches „Der<br />

CSR-Manager. Unternehmensverantwortung<br />

in der Praxis“ vergangen und die Notwendigkeit<br />

von <strong>Nachhaltig</strong>keit und Verantwortung in<br />

Wirtschaft, Politik und Gesellschaft hat weiter<br />

an Brisanz hinzugewonnen. Wie entwickle ich<br />

eine zielorientierte CSR-Strategie?<br />

Welche CSR-Instrumente haben sich in der Praxis<br />

bewährt? Wie kann ich meine CSR-Aktivitäten<br />

steuern, überprüfen und kommunizieren? Wie<br />

bringe ich die CSR meines Unternehmens auf<br />

die Erfolgsspur? Das Buch beantwortet diese<br />

Fragen und unterstützt Sie auf Ihrem Weg zum<br />

erfolgreichen CSR-Management.<br />

2<strong>01</strong>1, 236 Seiten, EUR 24,90<br />

ISBN 978-3-925646-53-9<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net/csr-manager<br />

Köhler, Ulrich<br />

Schlafkrankheit<br />

Seit fast 20 Jahren leben Ebbo und Vera Velten<br />

in Afrika, wo Ebbo ein Schlafkrankheitsprojekt<br />

leitet. Als Vera sich zunehmend verloren fühlt,<br />

soll Ebbo sein Leben dort aufgeben. Doch<br />

seine Angst vor der Rückkehr in ein Land,<br />

das ihm fremd geworden ist, wächst. Jahre<br />

später. Alex Nzila, ein junger französischer<br />

Mediziner, reist nach Kamerun. Er soll ein Entwicklungshilfeprojekt<br />

evaluieren, trifft aber auf<br />

einen destruktiven, verlorenen Ebbo, der sich<br />

seinem Gutachter wie ein Phantom entzieht.<br />

2<strong>01</strong>2, 91 Min., auf DVD (EUR 14,99) und<br />

Blu-ray (EUR 19,99)<br />

www.farbfilm-verleih.de/filme/schlafkrankheit.html<br />

150 Gedruckt auf Charisma Silk – hergestellt aus 100 % Altpapier, ausgezeichnet mit dem Blauen Engel. Ein Produkt der Steinbeis Papier GmbH. <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| Medien | service<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

151


service<br />

| B.A.U.M. inFOrMierT |<br />

B.A.U.M. informiert<br />

Frisch und anregend: MinZ<br />

Neues B.A.U.M.-Mittelstands<strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong>keit und Zukunft<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit ist kein Thema nur<br />

für „die Großen“: Gerade für mittelständische<br />

Unternehmen wird es im<br />

Hinblick auf Kunden, Mitarbeiter und<br />

das unmittelbare Umfeld in Stadt oder<br />

Region immer wichtiger, sich mit <strong>Nachhaltig</strong>keitsaspekten<br />

zu beschäftigen.<br />

Mehr und mehr setzt sich auch die Überzeugung<br />

durch: Ein ökonomisch durchdachtes<br />

Umwelt- und Sozialengagement<br />

leistet einen wichtigen Beitrag zur<br />

Wettbewerbs- und Zukunftssicherung<br />

des Unternehmens. So sind inzwischen<br />

viele mittelständische Unternehmen<br />

dabei, <strong>Nachhaltig</strong>keitsstrategien zu<br />

entwickeln und umzusetzen. Bei Details<br />

gibt es jedoch oft Unsicherheiten und<br />

Fragen, und in den heutigen Zeiten von<br />

Klima- und Wirtschaftskrise fällt die Entscheidung<br />

für die richtigen Maßnahmen<br />

oft nicht leicht.<br />

Speziell für den Mittelstand bietet<br />

B.A.U.M. e. V. daher ab 2<strong>01</strong>2 unter der<br />

Bezeichnung MINZ einen praxisorientierten<br />

Arbeitskreis zu Fragen einer nachhaltigen<br />

Entwicklung von Unternehmen<br />

an. Ziel von MINZ ist es, gemeinsam mit<br />

Gleichgesinnten <strong>Nachhaltig</strong>keitsstrategien<br />

und -konzepte zu diskutieren, bei<br />

deren Umsetzung B.A.U.M. die teilnehmenden<br />

Unternehmen gerne unterstützt.<br />

Die Inhalte werden mit den Teilnehmern<br />

abgestimmt; mögliche Themen sind: Aufbau<br />

eines <strong>Nachhaltig</strong>keitsmanagementsystems<br />

bzw. Implementierung in bestehende<br />

Systeme; Mitarbeitermotivation zu<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit; <strong>Nachhaltig</strong>keitsreporting;<br />

Energie- und Ressourceneffizienz; nachhaltige<br />

betriebliche Mobilitätskonzepte;<br />

Gesundheitsmanagement; Diversity<br />

Management, demografischer Wandel<br />

und Familienfreundlichkeit.<br />

MINZ findet in Gruppen von max. 15 Unternehmen<br />

statt. Innerhalb einer Gruppe<br />

wird auf Branchenexklusivität geachtet,<br />

um einen offenen Austausch unter den<br />

Teilnehmern zu ermöglichen. Zusätzlich<br />

trägt die Vereinbarung, dass Inhalte der<br />

Veranstaltung nicht ohne Zustimmung<br />

nach außen getragen werden dürfen,<br />

zur Schaffung einer vertrauensvollen<br />

Arbeitsatmosphäre bei. So soll ein persönliches<br />

Netzwerk zum Thema <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

geschaffen werden.<br />

Neben zwei ganztägigen Workshops pro<br />

Jahr (Beginn am Vorabend mit gemeinsamem<br />

Essen und Zeit für Gespräche) ist<br />

auch jeweils eine ganztägige Dialogveranstaltung<br />

geplant, die den Teilnehmern<br />

in kleinem Kreis Kontakt zu Politikern<br />

und Wissenschaftlern ermöglicht.<br />

Kontakt bei B.A.U.M. e. V.:<br />

Martin Oldeland<br />

martin.oldeland@baumev.de<br />

Tel. +49 (0)40 / 49 07 11 18<br />

Dieter Brübach<br />

dieter.bruebach@baumev.de<br />

Tel. +49 (0)511 / 1 65 00 21<br />

nachrichten<br />

Fahrradfreundliche Arbeitgeber in Deutschland und den Regionen<br />

Beim Wettbewerb „Die fahrradfreundlichsten<br />

Arbeitgeber Deutschlands“ 2<strong>01</strong>1 erfolgte die<br />

Auszeichnung der Gewinner am 18. November im<br />

Mannheimer TECHNOSEUM durch Baden-Württembergs<br />

Verkehrsminister Winfried Hermann.<br />

v.l.n.r.: Stephan Schreyer, ZIV – Zweirad-Industrie-<br />

Verband e.V.; Minister Winfried Hermann, Ministerium<br />

für Verkehr und Infrastruktur in Baden-Württemberg;<br />

Torsten Rösch, Landratsamt Göppingen; Thomas Fleckenstein,<br />

Druckerei Lokay e.K.; Ralf Lokay, Druckerei<br />

Lokay e.K.; Clarissa Bay, Wala Heilmittel GmbH; Uwe<br />

Strofus, Wala Heilmittel GmbH; Dr. Dagmar Bross-Geis,<br />

Industrie- und Handelskammer Rhein-Neckar; Landrat<br />

Edgar Wolff, Landratsamt Göppingen; Dieter Brübach,<br />

B.A.U.M. e.V.<br />

152 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| B.A.U.M. inFOrMierT | service<br />

Von 60 Teilnehmern in drei Kategorien belegten jeweils die ersten Plätze:<br />

• WALA Heilmittel GmbH (Arbeitgeber mit über 500 Mitarbeitern)<br />

• Landratsamt Göppingen (Arbeitgeber mit 50 bis 499 Mitarbeitern)<br />

• Druckerei Lokay e.K. (Arbeitgeber mit 5 bis 49 Mitarbeitern)<br />

Weitere Informationen zu dem deutschlandweiten sowie zu den Regionalwettbewerben<br />

unter www.fahrrad-fit.de.<br />

Vorbildlich: Umweltschutz im Büroalltag!<br />

Partner im netzwerk<br />

Als neue Mitglieder des Förderkreises von B.A.U.M. e. V.* begrüßen wir:<br />

add powersystems GmbH, Hamburg | Aqua-Concept, Gräfelfing | Clean Energy<br />

GmbH, Aub | CO2concepts GmbH, Bad Nauheim | Cortal Consors S.A., Nürnberg<br />

| Deutsche Börse AG, Eschborn | energieGUT GmbH, Aachen | erecon AG, Bremen<br />

| IMBC GmbH, Berlin | INNOVATION NETWORK, Hamburg | KOPF Umwelt- und<br />

Energietechnik GmbH, Riesa | Laengenfelder Unternehmens- und Umweltkommunikation,<br />

Frankfurt a. M. | medialogik GmbH, Karlsruhe | MUVEO GmbH, Frankfurt<br />

a. M. | NYCON ENERGY AG, Frankfurt a. M. | PROJECT CLIMATE GmbH, München<br />

| Schuntermann Transformatoren GmbH, Hilden | Stadtwerke Schwerin GmbH,<br />

Schwerin | Stockheim GmbH & Co. KG, Düsseldorf | Studiosus Reisen München<br />

GmbH, München | Swiss Post Solutions GmbH, Bamberg | TAOASIS GmbH, Detmold<br />

| Thüga Aktiengesellschaft, München |<br />

Vereinigte Papierwarenfabriken GmbH,<br />

Feuchtwangen | VfL Wolfsburg-Fußball<br />

GmbH, Wolfsburg | Werner & Mertz<br />

GmbH, Mainz<br />

* Stand zum Redaktionsschluss am<br />

14.11.2<strong>01</strong>1<br />

Bei dem von B.A.U.M. e. V. 2<strong>01</strong>1 bereits zum vierten Mal<br />

organisierten Wettbewerb „Büro & Umwelt“ hatten sich<br />

64 Teilnehmer in vier Kategorien beworben.<br />

Den ersten Platz bei den Großunternehmen belegte die<br />

Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit<br />

(GIZ) GmbH mit Sitz in Eschborn. Die MEN Mikro Elektronik GmbH in Nürnberg<br />

konnte in der Kategorie „Unternehmen mit bis zu 500 Mitarbeiter“ überzeugen.<br />

Bei den kleinen Unternehmen ging der ökobewusste Ladendesigner der-petzinger<br />

als Sieger hervor.<br />

Auch die Katholische Spitalstiftung Horb am Neckar konnte mit ihren vielfältigen<br />

Maßnahmen zum Umweltschutz im Büro die Jury für sich gewinnen und führte in<br />

der Kategorie der nicht-gewerblichen Einrichtungen das Bewerberfeld an.<br />

Die Preisverleihungsveranstaltung am 25. November 2<strong>01</strong>1 in Hamburg war eingebunden<br />

in eine Fachmesse des B.A.U.M.-Kooperationspartners SPICERS LTD.<br />

DEUTSCHLAND, der SPICERS WORLD.<br />

Weitere Informationen unter www.buero-und-umwelt.de.<br />

Besuchen Sie uns auch im Internet!<br />

Unter www.baumev.de finden Sie<br />

aktuelle Nachrichten und Veranstaltungshinweise.<br />

veranstaltungsvorschau<br />

„Green Office Day“ auf der Paperworld<br />

31.1.2<strong>01</strong>2, 10.30 bis 17.00 Uhr<br />

Messe Frankfurt a. M.<br />

Green Office Day 2<strong>01</strong>1<br />

Unterstützung und Anregung zur Umsetzung<br />

von Umweltschutzmaßnahmen<br />

im Büroalltag sowie den Rahmen für den<br />

Start des Wettbewerbs „Büro & Umwelt“<br />

2<strong>01</strong>2 bietet der B.A.U.M.-Thementag zum<br />

„grünen Büro“, den B.A.U.M. in Kooperation<br />

mit der Messe Frankfurt durchführt.<br />

Fachvorträge, eine Diskussionsrunde zum<br />

Thema „<strong>Nachhaltig</strong>e Waldbewirtschaftung“<br />

sowie Best-Practice-Beispiele der<br />

Hauptpreisträger des Wettbewerbs „Büro<br />

& Umwelt“ 2<strong>01</strong>1 liefern praxisbezogenes<br />

Know-how und Positivbeispiele für nachhaltiges<br />

Handeln im Büro.<br />

Anmeldung unter:<br />

info@buero-und-umwelt.de.<br />

B.A.U.M.-Jahrestagung 2<strong>01</strong>2<br />

mit Preisverleihung<br />

4. bis 5.6.2<strong>01</strong>2, Hauptstadtrepräsentanz<br />

der Deutschen Telekom AG, Berlin<br />

Bereits die 20. B.A.U.M.-Preisverleihung<br />

findet im Rahmen der Jahrestagung<br />

2<strong>01</strong>2 statt: der Treffpunkt zum Thema<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit für Wirtschaft, Wissenschaft,<br />

Medien und Politik Der Regierende<br />

Bürgermeister Klaus Wowereit<br />

hat seine Mitwirkung bereits zugesagt.<br />

Die Teilnehmer können im Anschluss<br />

auch die Woche der Umwelt in Schloss<br />

Bellevue am 5. und 6. Juni besuchen.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

153


Service<br />

| Adressen |<br />

<strong>forum</strong> Service Adressen<br />

Um die CSR -Aktivitäten von Firmen noch besser und konkret zu unterstützen, stellt <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong><br />

<strong>Wirtschaften</strong> vierteljährlich engagierte und wertvolle Organisationen und Dienstleister vor.<br />

Kultur & Design<br />

Bureau gruen.<br />

Sömmeringstr. 21 | 50823 Köln<br />

Tel. +49 (0)221 / 2 99 67 62<br />

kontakt@bureaugruen.de<br />

www.bureaugruen.de<br />

Mit der ökoRAUSCH präsentiert das bureau gruen. die Vielfalt<br />

inspirierter, intelligenter und engagierter Designerinnen und Designer,<br />

die sich die Themen Ökologie, <strong>Nachhaltig</strong>keit und Zukunftsfähigkeit<br />

auf die Fahne ihrer kreativen Arbeit geschrieben haben.<br />

REAL_ISE Strategic Consultants<br />

Klauprechtstr. 39 | 76137 Karlsruhe<br />

Tel. +49 (0)721 / 1 61 37 18<br />

info@realise.de | www.realise.de<br />

Wir vertreten eine neue Richtung im Marketing und arbeiten mit<br />

neuen Ansätzen der Konsumforschung, des Strategic Design &<br />

Communication Management und der Markenführung.<br />

Biodiversität<br />

CarbonFix Standard<br />

Friedrichstr. 15 | 7<strong>01</strong>74 Stuttgart<br />

mail@carbonfix.info | www.CarbonFix.info<br />

Tel. +49 (0)711 / 49 03 99 02<br />

Seit 2008 lassen Organisationen weltweit ihre Klima-Aufforstungen<br />

nach den Kriterien des CarbonFix Standards zertifizieren. Hierbei<br />

wird sichergestellt, dass Bäume im Falle von Kalamitäten (Brand,<br />

Windwurf, etc.) wieder aufgeforstet werden, und Mensch wie Natur<br />

gleichermaßen von den neuen Wäldern profitieren.<br />

SCA HYGIENE PRODUCTS SE – Tissue<br />

Europe<br />

Terminalstr. Mitte 18 (MAC)<br />

85356 München-Flughafen<br />

Tel. +49-(0)89 / 9 70 06 - 0 | info@sca.com<br />

www.sca.com<br />

SCA ist ein internationaler Konzern für Hygiene- und Papierprodukte.<br />

Das Unternehmen entwickelt und produziert absorbierende<br />

Hygieneprodukte, Tissue, Verpackungslösungen, Druckpapiere<br />

und Massivholzprodukte – durchgehend unter nachhaltigen<br />

Gesichtspunkten.<br />

Produktion, Büro & Umwelt<br />

Printzipia – eine Marke der bonitasprint<br />

gmbh<br />

Max-von-Laue-Str. 31 | 97080 Würzburg<br />

Tel. +49 (0)931 / 3 54 38 - 70<br />

info@printzipia.de | www.printzipia.de<br />

Umweltfreundliche Druckerei mit breiter Auswahl an ökologischen<br />

Drucksachen. Ressourcenschonende Produktionsverfahren,<br />

ausschließlich 100% Recyclingpapiere, klimaneutraler Druck.<br />

StieberDruck GmbH<br />

Tauberstr. 35-41 | 97922 Lauda-Königshofen<br />

Tel. +49 (0)9343 / 62 05 - 12<br />

Volker.Bier@stieberdruck.de<br />

Harald.Bier@stieberdruck.de<br />

www.StieberDruck.de<br />

Full-Service Anbieter rund um Druck und Medien. Seit Jahren<br />

engagiert bei der nachhaltigen Medienproduktion. Mitglied<br />

von B.A.U.M. e.V., klimaneutrales Drucken, FSC-, PEFC und ISO<br />

140<strong>01</strong>.<br />

<strong>Nachhaltig</strong>es Bauen<br />

Bau-Fritz GmbH & Co. KG<br />

Alpenstr. 25 | 87746 Erkheim<br />

Tel. +49 (0)8336 / 90 00<br />

info@baufritz.com | www.baufritz.de<br />

Baufritz, ausgezeichnet zum nachhaltigsten Gewerbe- und Hausbauunternehmen<br />

Deutschlands 2009, gilt als Vorreiter und Pionier<br />

für innovatives und umweltverträgliches Bauen. www.baufritzgewerbebau.de<br />

Fermacell GmbH<br />

Düsseldorfer Landstr. 395<br />

47259 Duisburg<br />

Tel. +49 (0)203 / 6 08 80 - 3<br />

info@xella.com | www.fermacell.de<br />

Umweltverträgliche und eco-zertifizierte Gipsfaser-Produkte für<br />

den trockenen Innenausbau von Wänden und Decken, Estrich-<br />

Elemente für den Boden, die Powerpanel Familie für Nassräume<br />

und den Außenwandbereich.<br />

Green IT<br />

DEVinitiv – S. Handke & F. Jankl GbR<br />

Lipowskystr. 8 | 81373 München<br />

Tel. +49 (0)89 / 1 89 39 89 - 0<br />

info@devinitiv.de | www.devinitiv.de<br />

Ihr kompetenter Partner für die Umsetzung individueller Kundenbindungssysteme<br />

(CRM) und Internet-Portallösungen (CMS).<br />

Mobilität & Logistik<br />

e-motors – Events & Projekte<br />

rund um <strong>Elektromobilität</strong> UG<br />

Schäftlarnstr. 10 | 81371 München<br />

Tel. +49 (0)89 / 5 23 31 14<br />

info@e-motors-online.de<br />

www.e-motors-online.de<br />

e-motors bietet Events, Projekte und entwickelt Geschäftsmodelle<br />

im Bereich <strong>Elektromobilität</strong>. Ziel ist ein „Internationales Kompetenzzentrum<br />

<strong>Elektromobilität</strong>“ – das Elektrodrom.<br />

154 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| Adressen | Service<br />

RWE Effizienz GmbH<br />

Freistuhl 7 | 44137 Dortmund<br />

Tel. 0800 / 8 88 88 62<br />

www.rwe-mobility.com<br />

E-Mobility ist persönlicher Genuss, wirtschaftlicher Vorteil und<br />

sichere Natur. Menschen, Unternehmen und Kommunen erleben<br />

dies mit unseren Ideen, Produkten, Services und als Lösung in<br />

höchster Effizienz.<br />

CSR / <strong>Nachhaltig</strong>keitsagenturen & -beratung<br />

Accenture – Sustainability Services<br />

Friedrichstr. 78 | 1<strong>01</strong>17 Berlin<br />

Tel. +49 (0)30 / 8 90 47 40<br />

alexander.holst@accenture.com<br />

www.accenture.com/sustainability<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit in Unternehmensstrategien und Wertschöpfungsprozesse<br />

einzubetten, ist eine Kernleistung von Accenture, dem<br />

führenden Managementberatungs-, Technologie- und Outsourcing<br />

Dienstleister.<br />

Johanssen + Kretschmer Strategische<br />

Kommunikation GmbH<br />

Beisheim Center – Berliner Freiheit 2<br />

10785 Berlin | Tel. +49 (0)30 / 5 20 00 57 - 10<br />

Sven Griemert: s.griemert@jk-kom.de<br />

www.jk-kom.de<br />

CSR beschäftigt J + K seit seiner Gründung im Jahr 2000. Wir<br />

verstehen CSR in Unternehmen und Organisationen nicht nur als<br />

kommunikative, sondern als strategische Fragestellung entlang<br />

der gesamten Wertschöpfung.<br />

campus<br />

Weiterbildung & Personalmanagement<br />

Naturalis<br />

campus Naturalis Akademien für Ganzheitliche<br />

Gesundheitsbildung GmbH<br />

Spreeufer 5 | 1<strong>01</strong>78 Berlin<br />

Tel. +49 (0)30 / 24 63 98 95<br />

Waldschmidtstr. 39 | 60316 Frankfurt/Main<br />

Tel. +49 (0)69 / 40 56 42 31<br />

Bahrenfelder Chaussee 49 | 22761 Hamburg<br />

Tel. +49 (0)40 / 88 15 98 96<br />

Lindwurmstr. 97 | 80337 München<br />

Tel. +49 (0)89 / 54 32 43 60<br />

info@campusnaturalis.de<br />

www.campusnaturalis.de<br />

Die campus Naturalis Akademien bieten Ausbildungen und Seminare<br />

in den Bereichen Prävention, Coaching, Naturheilkunde,<br />

Pädagogik und kreative und systemische Psychotherapie.<br />

Willmann Training<br />

Preysingstrasse 50 | 81667 München | Tel.<br />

+49 (0) 89 / 41 90 13 70<br />

office@willmann-training.de<br />

www.willmann-training.com<br />

Ralph Willmann bietet individuelle Beratung zum Thema „Self-<br />

Empowerment“. Sein Angebot umfasst Einzel- und Teamtrainings<br />

sowie spezifische Workshops im Bereich Communication und<br />

Corporate Culture.<br />

Eventmanagement & Veranstalter<br />

Congress Centrum Alpbach (CCA)<br />

Alpbach 246 | A-6236 Alpbach, Tirol<br />

Tel. +43 (0)5336 / 6 00 - 1 00<br />

info@alpbach.at | www.congressalpbach.com<br />

Neben der internationalen Zertifizierung „Green Globe“, setzt die<br />

nachhaltige Tagungsdestination ihren Fokus auf Green Meetings.<br />

Energieeffizienz und CO 2<br />

-Reduktion spielen dabei eine wesentliche<br />

Rolle.<br />

faszinatour<br />

EVENT TRAINING BERATUNG<br />

Alleestr. 1 | 87509 Immenstadt<br />

Tel. +49 (0)8323 / 96 56 - 0<br />

info@faszinatour.de<br />

www.faszinatour-b2b.de<br />

faszinatour konzipiert CSR-Events, Team- und Führungskräftetrainings<br />

die begeistern und ungenutztes Potenzial freisetzen. Für<br />

nachhaltige Veränderungen und bleibenden Erfolg!<br />

SusCon 2<strong>01</strong>2 – International Conference<br />

on Sustainable Business and Consumption<br />

World Conference Center Bonn<br />

Platz der Vereinten Nationen 2<br />

53113 Bonn | Tel. +49 (0)89 / 74 66 11 - 11<br />

www.suscon.net | k.wussler@<strong>forum</strong>-csr.net<br />

Konferenzziel ist die Transformation des herkömmlichen Wachstumsbegriffes<br />

sowie die Entwicklung nachhaltiger Lösungen im<br />

Ressourcenmanagement für Wirtschaft und Gesellschaft.<br />

99<br />

International Conference on<br />

Sustainable Business and Consumption<br />

Film<br />

seconds for<br />

the future<br />

99seconds.tv by Altop<br />

Gotzinger Str. 48 | 81371 München<br />

Tel. +49 (0)89 / 74 66 11 - 19<br />

p.ledenyi@<strong>forum</strong>-csr.net | www.99seconds.tv<br />

Kommunizieren Sie Ihr Engagement in „99 seconds for the future“<br />

und setzen Sie ein Zeichen für nachhaltiges <strong>Wirtschaften</strong> und<br />

Corporate Social Responsibility. Unser Video Team unterstützt Sie<br />

dabei!<br />

WEILANDFILM<br />

nachhaltige Filme für nachhaltige Kunden<br />

WEILANDFILM<br />

Spielhagenstr. 12 | 10585 Berlin<br />

info@weilandfilm.de<br />

www.weilandfilm.de<br />

WEILANDFILM produziert Werbe- und Imagefilme für nachhaltige<br />

Kunden. Dabei legen wir Wert auf den sozialen, klimafreundlichen<br />

und umweltbewussten Herstellungsprozess. WEILANDFILM<br />

erstellt für jeden Film eine Ökobilanz.<br />

Hier könnte Ihr Service-Eintrag stehen!<br />

Wenn Sie Informationen wünschen oder Vorschläge und Ideen für<br />

weitere Rubriken haben, schreiben Sie uns oder rufen Sie an:<br />

s.lukatsch@<strong>forum</strong>-csr.net, 089 / 74 66 11 -16<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

Gedruckt auf Charisma Silk – hergestellt aus 100 % Altpapier, ausgezeichnet mit dem Blauen Engel. Ein Produkt der Steinbeis Papier GmbH.<br />

155


service<br />

| vOrscHAU |<br />

Vorschau 02/2<strong>01</strong>2<br />

Erscheinungstermin: 2. April 2<strong>01</strong>2<br />

In der kommenden Ausgabe lesen Sie folgende Themen:<br />

Green Money: Ausweg aus der Krise?<br />

Mitarbeiterzufriedenheit: Körper, Geist und Seele<br />

Sport & CSR: Sponsoring & Engagement<br />

20 Jahre Rio: Wie geht’s weiter?<br />

Reisen mit Sinn: <strong>Nachhaltig</strong>er & bereichernder Tourismus<br />

Bildung: Das Ende der UN-Literatur-Dekade: Ein Resümee<br />

Impressum<br />

Herausgeber: ECO-World by ALTOP in Kooperation<br />

mit dem Bundesdeutschen Arbeitskreis für Umweltbewusstes<br />

Management (B.A.U.M.) e.V.<br />

Redaktion: Tina Teucher, Fritz Lietsch, Uta Dobler,<br />

Lea Eggers, Monika Glombitza, Iris Joschko, Edda<br />

Langenmayr, Alistair Langer, Philipp Ledényi, Sandra<br />

Lukatsch, Christoph Santner, Jennifer Staniulis, Sven<br />

Stöbener, Dagmar Walser, Katharina Wußler<br />

Telefon +49 (0)89 / 74 66 11 - 11<br />

redaktion@<strong>forum</strong>-csr.net; www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

Verlag: ALTOP Verlag, Gotzinger Str. 48, 81371<br />

München Telefon +49 (0)89 / 74 66 11 - 0 Fax +49<br />

(0)89 / 74 66 11 - 60 info@altop.de; www.altop.de<br />

Geschäftsführer: Fritz Lietsch; Gerichtsort München;<br />

Handelsregister Nr. 749 25<br />

Anzeigenbetreuung: Uwe Stiefvater-Hermann<br />

Telefon +49 (0)4532 / 2 14 02<br />

Marketing: Alistair Langer<br />

Telefon +49 (0)160 / 96 39 56 14<br />

Vertrieb: IPS Pressevertrieb GmbH Postfach 12 11<br />

53334 Meckenheim;<br />

Telefon +49 (0)2225 / 88 <strong>01</strong> - 0<br />

Fax +49 (0)2225 / 88 <strong>01</strong> - 1 99;<br />

info@ips-pressevertrieb.de Bezug auch direkt unter<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

Datenbankprogrammierung: info@oneworld.de<br />

www.oneworld.de<br />

Layout und Satz: dtp/layout; www.dtp-layout.de<br />

Bildnachweise: Titelbild, sowie 10&11: © MUTE | 6<br />

© Shane Doyle Photography, South Africa | 7 Love<br />

Green nutzt Flickr Fotos mit einer creative commons<br />

Lizenz, Infos zu den Bildern: www.nachhaltigwirtschaften.loves-green.de<br />

| 9 © wrw, pixelio.de |<br />

24-25 © E-Energy | 26 © Agentur für Erneuerbare |<br />

28 © Siemens | 29 © RWE | 32 © Rudolpho Duba,<br />

pixelio.de | 33 © IBM | 37 © Luca Babini | 38 links<br />

oben © Patrick Riviere; links unten und rechts oben<br />

© David de Rothschild; rechts unten © Luca Babini<br />

| 39 links oben © Luca Babini; rechts oben © Patrick<br />

Riviere | 41 © Christina Stoschus | 43 oben © Dodi<br />

Reifenberg; unten © Ping Qiu | 44 links oben ©<br />

Volker Eschmann; links unten © Joan Backes | 50<br />

© Jan Zappner | 51 © dm; Hintergrund © Udo A.<br />

Heinrich | 53-54 © Krohne | 55-56 © Green Music<br />

Initiative | 57 Fotos © a.s.s. concerts; Farin Urlaub<br />

Foto © die ärzte assistiert von Jörg Steinmetz;<br />

Hintergrundbild © Robin Radegast, pixelio.de |<br />

58 © Fabian Heil | 60 © Thomas D Pressefotos;<br />

Hintergrund © DavidMSchrader, Fotolia.com | 61 ©<br />

Thomas Riedelsheimer | 62 © Jürgen Kemmer | 63<br />

© Fabian Isensee | 64-65 © Tatjana Krischik; Porträt<br />

© Ilvio Gallo | 66-67 © Useless; 69 oben © Jeanette<br />

Jakob | 68 © reditum | 70-72 oben © Christoph<br />

Santner | 72 unten © Instituto Geográfico National<br />

| 74-75 und 76 oben © Christian Klant | 76 unten ©<br />

Rettet den Regenwald | 77 oben und links unten ©<br />

Christian Klant; links unten © SPD Berlin | 80-82 ©<br />

Christian Lietzmann | 90 © Gerd Altmann, pixelio.<br />

de | 96 © Roger Richter | 100&1<strong>01</strong> © Tina Teucher |<br />

106 © SWM | 110-112 © Werner Sobek Frankfurt |<br />

114 © Stephen Strathdee | 116 © B.A.U.M. Consult<br />

| 122-123 © Valentin Thurn | 124-125 © Konstantin<br />

Gastmann, pixelio.de | 128 © Dt.Tierschutzbund e.V.<br />

| 131 © Trefiori Seifen | 132 © Börlind | 134 © Lavera<br />

| 135 © Pharmos | 136 © qmnonic on flickr | 140-142<br />

© GVZ Augsburg | 144-146 © Jugend filmt Bionik<br />

/ futurevision | 148 Mitte © JMG, pixelio.de | 156<br />

links © Viktor Stolarski, pixelio.de; Mitte © Verena<br />

N., pixelio.de; rechts © Dieter Schütz, pixelio.de |<br />

162 © Carsten Sander<br />

Preis: 7,50 Euro Erscheinungsweise: vierteljährlich<br />

ISSN 1865-4266 Printed in Germany 2<strong>01</strong>1<br />

Für die redaktionellen Beiträge von Unternehmen sowie die<br />

Best-Practice-Beispiele sind die Unternehmen selbst verantwortlich.<br />

namentliche oder anders gekennzeichnete Beiträge<br />

geben nicht unbedingt die Meinung der redaktion wieder.<br />

die durch die Herstellung des Magazins verursachten Treibhausgase<br />

werden durch Klimaschutzmaßnahmen kompensiert.<br />

nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des<br />

verlages unter Angabe der Bezugsanschrift gestattet. Aus<br />

Gründen der besseren Lesbarkeit wurde in der regel die<br />

männliche schreibweise verwendet. Wir weisen an dieser<br />

stelle ausdrücklich darauf hin, dass sowohl die männliche<br />

als auch die weibliche schreibweise für die entsprechenden<br />

Beiträge gemeint ist.<br />

CO 2<br />

-neutral gedruckt mit dem Projekt www.grünes-klima.de<br />

Dauerhafte und ökologisch wertvolle Bindung von Kohlendioxid durch Mischwaldaufforstung in Südamerika.<br />

Papier: 80 g/qm Charisma Silk, ausgezeichnet mit dem „Blauen Engel“.<br />

156 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| TeXT | service<br />

Die Green Me Lounge<br />

anlässlich der Berlinale<br />

Werden Sie Business Brunch und Gala Partner!<br />

2 x Gala Tickets<br />

2 x Business Brunch Tickets<br />

mit Firmen Präsentation für 500 Euro.<br />

Oder gewinnen sie bei unserer Verlosung!<br />

www.greenme.de<br />

Mit einer Reihe grüner Veranstaltungen<br />

wartet die Green Me<br />

Lounge 2<strong>01</strong>2 im fünften Jahr<br />

anlässlich der Berlinale auf!<br />

Höhepunkt ist die Green Me<br />

Gala. In der Akademie der<br />

Künste werden in festlichem<br />

Rahmen und in Anwesenheit<br />

prominenter Stars aus Film<br />

und Fernsehen die Green Me<br />

Story Awards verliehen.<br />

Hier haben Sie die beste Gelegenheit<br />

für spannende Gespräche<br />

und ganz privat und<br />

in netter Atmosphäre Kontakt<br />

zu Filmcelebrities und grünen<br />

Geschäftspartnern zu finden.<br />

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auf Berlins grünem Teppich<br />

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1 x 2 Tickets für den Green Me<br />

Business Brunch und die festliche<br />

Green Me Gala.<br />

Senden Sie einfach eine Mail<br />

mit Stichwort „<strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong><br />

<strong>Wirtschaften</strong>“ an office@<br />

greenme.de Einsendeschluß<br />

ist der 31. Januar 2<strong>01</strong>2. Die Gewinner<br />

werden schriftlich benachrichtigt.<br />

Direkt buchen: Maja Tittlbach info@greenme.de | +49 / 179 – 5<strong>01</strong> 49 40 | + 49 30 660 064 80<br />

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GREEN ME LOUNGE 2<strong>01</strong>2<br />

09.02 bis 12.02<br />

157


service<br />

| evenTs |<br />

<strong>forum</strong> Events in der Nachschau<br />

<strong>forum</strong> war auf der Suche nach „Freigeistern“ – Auf diesen spannenden Veranstaltungen sind wir fündig geworden!<br />

Menschen 2<strong>01</strong>1<br />

sie wagen andere Wege zu<br />

gehen – stockholm<br />

Der „Alternative Nobelpreis“ (Right<br />

Livelihood Award) ehrt Menschen und<br />

Initiativen, die Lösungen für die dringendsten<br />

Probleme unserer Zeit finden<br />

und erfolgreich umsetzen. Am 6. Dezember<br />

2<strong>01</strong>1 zeichnete das Stockholmer<br />

Komitee gleich drei Würdenträger aus:<br />

die Menschenrechtsaktivistin Jacqueline<br />

Moudeina aus dem Tschad, die internationale<br />

Bauernhilfsorganisation Grain<br />

und die Hebamme Ina May Gaskin aus<br />

den USA.<br />

Ihr Mann Stephen Gaskin war 1980 der<br />

erste, der überhaupt jemals den Alternativen<br />

Nobelpreis erhielt. Er wurde damals<br />

mit seiner Menschenrechtsorganisation<br />

Plenty International ausgezeichnet.<br />

Außerdem erhielt der chinesische Solar-<br />

Unternehmer Huang Ming einen undotierten<br />

Ehrenpreis für seinen Kampf<br />

gegen den Klimawandel.<br />

www.rightlivelihood.org<br />

„Quer“denker 2<strong>01</strong>1, München<br />

Am 29./ 30. November 2<strong>01</strong>1 trafen sich Zukunftsmacher aller Branchen im Forschungs-<br />

und Innovationszentrum der BMW Group zum QUERDENKER-Kongress.<br />

Unter dem Motto „ideen. geschäftsmodelle. märkte. – Neue Denkwerkzeuge für<br />

interdisziplinäre Ideenfabriken und vernetzte Innovationsschmieden der Zukunft“<br />

inspirierten Referenten mit einzigartigen Erfolgsstorys. Eins war den ausgewählten<br />

Querdenkern allen gemein: Sie sind anders als andere! So erklärte Geruchsforscher<br />

Prof. Hanns Hatt, wie Gerüche unser Leben beeinflussen und welchen Nutzen die<br />

Wirtschaft daraus ziehen kann. Individuelle Markendüfte stehen daher längst für<br />

eine unverwechselbare Markenführung. Quergedacht wurde auch aus Sicht des<br />

Internets. Google Deutschland Manager Dr. Stefan Tweraser erläuterte das neue<br />

Research Tool „Google Insights for Search”, mit dem Suchvolumenmuster verglichen<br />

werden. Der umfassende Überblick verrät, was gerade im Netz en vogue ist.<br />

Die Ehrenpreise 2<strong>01</strong>1 erhielten Herlinde Koelbl (Fotografin) sowie die Schauspieler<br />

Hannes Jaenicke und Til Schweiger.<br />

www.querdenker.de<br />

Querdenker: In den Bavaria Studios überreichen<br />

Otmar Ehrl und Moderatorin Nicole<br />

Noevers außergewöhnliche Trophäen an<br />

außergewöhnliche Gewinner.<br />

Das Unternehmen als guter Bürger, München<br />

Am 28. November 2<strong>01</strong>1 veranstaltete<br />

das Beratungsunternehmen actori in<br />

Kooperation mit der HypoVereinsbank/<br />

UniCredit den 1. Münchner Corporate-<br />

Citizen-Gipfel. 70 hochkarätige Experten<br />

diskutierten zum Fokusthema „Wirksamkeitssteigerung<br />

gesellschaftlichen<br />

Unternehmensengagements“.<br />

Das Ergebnis lässt sich sehen – Sieben<br />

zentrale Statements & Handlungsempfehlungen<br />

zur Weiterentwicklung von<br />

„Corporate Citizenship“ in Deutschland:<br />

1. Die zunehmende Arbeitsteilung<br />

zwischen Wirtschaft, Politik und<br />

Zivilgesellschaft erfordert eine neue<br />

Beziehungsfähigkeit.<br />

2. Der Trend von Einzel-Engagements<br />

über „Strategic Philanthropy“ zu<br />

einem integrierten Corporate-Citizenship-Ansatz<br />

verlangt höchste<br />

Professionalität aller Akteure.<br />

3. Corporate Citizenship ist eine strategische<br />

Aufgabe und muss entsprechend<br />

fundiert gestaltet werden.<br />

4. Finanzielles, ideelles und personelles<br />

Engagement sollten kreativ und zielgerichtet<br />

kombiniert werden.<br />

5. Corporate Citizenship erfordert<br />

konsequente Effizienz- und Wirkungssicherung<br />

auf verschiedenen<br />

Ebenen.<br />

6. Es gilt, zukünftig innovative Corporate-Citizenship-Vehikel<br />

zu nutzen<br />

und gemeinsam zu entwickeln.<br />

7. Die Vernetzung der gesellschaftlichen<br />

Akteure untereinander und<br />

deren aktive Mitgestaltung der<br />

Rahmenbedingungen ist ein Kernerfolgsfaktor<br />

für die wirkungsvolle<br />

Wahrnehmung von Corporate Citizenship<br />

und eröffnet Chancen für<br />

neue Geschäftsmodelle.<br />

www.actori.de<br />

158 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| evenTs | service<br />

<strong>forum</strong> Events in der Vorschau<br />

28. bis 30. Januar, Hofheim Wallau<br />

bei Frankfurt/Main<br />

innATeX<br />

Die internationale<br />

Fachmesse für nachhaltige<br />

Textilien feiert ihr 15-jähriges<br />

Jubiläum! Neben grüner Mode und Naturtextilien<br />

erwartet den Besucher auch<br />

ökologisches Spielzeug, nachhaltige Accessoires<br />

und fair gehandelter Schmuck,<br />

sowie naturgegerbte Lederwaren und<br />

schadstoffgeprüfte Heimtextilien.<br />

Messeleiter Hitzel ist überzeugt „<strong>Nachhaltig</strong>e<br />

Textilien werden auch zukünftig<br />

immer noch mehr an Bedeutung gewinnen.<br />

Wir sind begeistert über das kontinuierliche<br />

Wachstum in dieser Nische<br />

und freuen uns, unseren Gästen die<br />

Pioniere dieser Bewegung gemeinsam<br />

mit den jungen Designer auf unserer<br />

Messe zu präsentieren.“<br />

www.innatex.de<br />

30. bis 31. Januar, Bonn<br />

3. Bonner Konferenz für<br />

entwicklungspolitik<br />

Globale Lebensstile – Neue Wege für die<br />

Entwicklungspolitik<br />

Wie müssen sich<br />

Konsum- und Lebensstile<br />

von Gesellschaften<br />

verändern,<br />

um eine nachhaltige globale<br />

Perspektive zu ermöglichen? Welchen<br />

Beitrag können Verbraucher und Unternehmen<br />

dazu leisten? Wie reagiert die<br />

Entwicklungspolitik auf diese Herausforderungen?<br />

Diese Fragen werden in<br />

Foren und Workshops mit hochkarätigen<br />

internationalen Experten diskutiert.<br />

Veranstaltet wird die Konferenz von der<br />

Landesregierung NRW mit Partnern.<br />

www.bonn-conference.nrw.de<br />

7. bis 9. Februar, essen<br />

e-world energy & water<br />

Nach der erfolgreichen<br />

E-world<br />

2<strong>01</strong>1 mit einem<br />

7.-9.2.2<strong>01</strong>2 Wachstum der Ausstellerzahlen<br />

von<br />

www.e-world-2<strong>01</strong>2.com<br />

8% auf 544 und<br />

einem Besucherplus von ca. 10% auf<br />

19.700 zeichnet sich bereits jetzt ein sehr<br />

starkes Interesse der Unternehmen an<br />

der 12. E-world ab: Schon seit Ende Juni<br />

2<strong>01</strong>1 sind über 80% der Ausstellungsfläche<br />

vermietet. Damit wird deutlich:<br />

Der Erfolg und das stetige Wachstum<br />

des führenden Branchentreffpunktes der<br />

europäischen Energie- und Wasserwirtschaft<br />

setzen sich weiter fort.<br />

www.e-world-2<strong>01</strong>2.com<br />

9. bis 12. Februar, Berlin<br />

Green Me Lounge<br />

Grüner Film im Fokus für ein neues<br />

Bewusstsein<br />

Die Green Me Lounge<br />

feiert ihr fünfjähriges<br />

Jubiläum zur<br />

Berlinale 2<strong>01</strong>2. Sie<br />

wartet in Kooperation mit dem Nabu<br />

Berlin mit einer Reihe von Veranstaltungen<br />

auf, um dem umweltpolitischen<br />

Film ein Forum zu verleihen. Vandana<br />

Shiva, Trägerin des Alternativen Nobelpreises<br />

wird Sie durch die Green Me<br />

Abendgala führen.<br />

Werden Sie Green Me Business Brunch<br />

Partner, der einzigartigen B2B Veranstaltung<br />

für die Green Economy. Als <strong>forum</strong><br />

<strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong> Leser erhalten<br />

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Beratung: maja.tittlbach@greenme.de,<br />

+49 (0)179 / 5 <strong>01</strong> 49 40<br />

www.greenme.de<br />

21. bis 25. Februar, Berlin<br />

bautec 2<strong>01</strong>2<br />

Der Systemverbund<br />

von Gebäudehülle<br />

und Gebäudetechnik<br />

hat die bautec zu<br />

einer erfolgreichen und modernen Fachmesse<br />

gemacht. Auch 2<strong>01</strong>2 werden die<br />

führenden Aussteller aus der Baustoffund<br />

Bausystembranche vertreten sein,<br />

und die wichtigen Anbieter von Energie,<br />

Heizung, Sanitär und Klima werden das<br />

Angebotsspektrum in idealer Weise<br />

ergänzen. Im Kongressteil unterstreicht<br />

ein hochkarätiges Rahmenprogramm<br />

die Bedeutung des wichtigsten Branchenereignisses<br />

des Jahres. Wer Impulse<br />

für sein Geschäft sucht, wer nützliche<br />

Kontakte herstellen und pflegen, wer in<br />

die Zukunft bauen will, der zeigt sich auf<br />

der internationalen Fachmesse für Bauen<br />

und Gebäudetechnik in Berlin.<br />

www.bautec.de<br />

22. bis 23. Februar, Köln<br />

elektro:mobilia<br />

Die Fachausstellung<br />

für <strong>Elektromobilität</strong><br />

und alternative<br />

Antriebstechnologien<br />

vollzieht den<br />

Wandel von einer<br />

begleitenden Kongressausstellung<br />

hin zu einer internationalen<br />

Fachmesse. 2<strong>01</strong>0 im Rahmen des<br />

„Kompetenztreffens <strong>Elektromobilität</strong>“<br />

gestartet, durchgeführt von dem ZVEI<br />

(Zentralverband Elektrotechnik- und<br />

Elektronikindustrie e.V.) gemeinsam mit<br />

der Koelnmesse, wird die elektro:mobilia<br />

nun konzeptionell weiterentwickelt und<br />

als eigenständige,international ausgerichtete<br />

Fachmesse etabliert. Dabei<br />

wird die Parallelität und damit die enge<br />

Verknüpfung zum Kongress „Kompetenztreffen<br />

<strong>Elektromobilität</strong>“ des ZVEI<br />

auch in Zukunft beibehalten.<br />

www.elektromobilia.de<br />

15. bis 18. Februar, nürnberg<br />

BioFach 2<strong>01</strong>2<br />

Weltleitmesse setzt nachhaltige Akzente<br />

Es versammelt sich wieder die Bio-Welt<br />

in ihrer ganzen Vielfalt. Erwartet werden<br />

erneut rund 2.500 Aussteller und 44.000<br />

Fachbesucher. Was genau zeichnet<br />

eine wahrhaft nachhaltige Lebensmittelwirtschaft<br />

aus und wie definiert die<br />

Bio-Branche eines ihrer Kernthemen,<br />

die <strong>Nachhaltig</strong>keit? Der Schirmherr der<br />

weltweiten Messe-Familie der BioFach,<br />

die International Federation of Organic<br />

Agriculture Movements (IFOAM), sowie<br />

der nationale, ideelle Träger der BioFach,<br />

Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft<br />

(BÖLW), lenken den Blick auf<br />

ökologische, soziale und ökonomische<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keitsfragen innerhalb der<br />

Branche.<br />

www.biofach.de<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

159


service<br />

| evenTs |<br />

<strong>forum</strong> Events in der Vorschau<br />

6. bis 8. März, Frankfurt/Main<br />

Facility Management<br />

Auf dem<br />

Frankfurter<br />

Messegelände<br />

kann man sich wieder rund um das Thema<br />

FM und dessen Anwendungsmöglichkeiten<br />

informieren und austauschen.<br />

Unternehmen präsentieren individuelle<br />

Dienstleistungen, ganzheitliche Lösungskonzepte<br />

und innovative Produkte.<br />

Das Angebot der Aussteller wird durch<br />

praxisnahe Vorträge, Workshops und<br />

Gesprächsrunden auf dem Messe<strong>forum</strong><br />

ergänzt. Der Kongress vermittelt<br />

Fachwissen, Problemlösungen und<br />

übertragbare Praxiserfahrungen durch<br />

hochkarätige Referenten.<br />

www.fm-messe.de<br />

14. bis 15. März 2<strong>01</strong>2, Köln<br />

15. World Business dialogue<br />

Der weltweit größte,<br />

ausschließlich von<br />

Studenten organisierte<br />

Wirtschafts-<br />

15th World Business Dialogue<br />

University of Cologne<br />

March 14-15, 2<strong>01</strong>2 kongress wird einen<br />

anspruchsvollen und lebhaften Dialog<br />

führen und das Thema Konsum aus<br />

den verschiedensten Perspektiven international<br />

und generationsübergreifend<br />

diskutieren. Top-Referenten wie zum<br />

Beispiel der CEO der Deutsche Bahn AG<br />

Dr. Rüdiger Grube, der CEO der BASF<br />

AG Kurt Bock, der CEO der Otto-Group<br />

Hans-Otto Schrader und der Gründer<br />

des Club of Marrakesh Bernd Kolb werden<br />

neben 50 weiteren Referenten ihr<br />

Verständnis des zukünftigen Konsums<br />

erläutern und mit je 300 internationalen<br />

Studenten und Kongressteilnehmern<br />

darüber diskutieren. Auch dieses Jahr<br />

stehen wir wieder unter dem inoffiziellen<br />

Motto „The leaders of today will meet<br />

the leaders of tomorrow“.<br />

www.world-business-dialogue.com<br />

14. bis 15. März, Köln<br />

5. Biowerkstoff-Kongress 2<strong>01</strong>2<br />

Die Rohstoffwende<br />

in der Chemie- und<br />

Kunststoffindustrie<br />

hin zu nachwachsenden<br />

Rohstoffen hat sich im Jahr 2<strong>01</strong>1<br />

erheblich beschleunigt. Weltweit gibt<br />

es immer klarere politische Vorgaben in<br />

Richtung einer bio-basierten Ökonomie,<br />

worunter neben bio-basierten Kunststoffen<br />

und Verbundwerkstoffen auch<br />

bio-basierte Additive und die Grüne<br />

Chemie verstanden werden.<br />

Schwerpunktmärkte der Vorträge: Skandinavien,<br />

Italien und Deutschland sowie<br />

Nordamerika und Asien.<br />

www.biowerkstoff-kongress.de<br />

27. bis 30. März 2<strong>01</strong>2, Köln<br />

susPack2<strong>01</strong>2<br />

Conference on Sustainable Packaging –<br />

<strong>Nachhaltig</strong>es Verpacken<br />

SusPack<br />

conference on sustainable packaging<br />

im Rahmen der<br />

Anuga Foodtec<br />

2<strong>01</strong>2<br />

29. - 30. März 2<strong>01</strong>2, 2, Koelnmesse<br />

Zum 2. Mal findet im<br />

Rahmen der Anuga<br />

FoodTec die Konferenz<br />

„Sustainable<br />

Packaging“(SusPack 2<strong>01</strong>2) statt. An<br />

zwei Konferenztagen werden aktuelle<br />

Fragestellungen und Lösungen zum Thema<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit in der Verpackungsbranche<br />

vorgestellt und diskutiert.<br />

Im Fokus stehen dabei bio-basierte Verpackungen:<br />

Wo und in welcher Form<br />

haben sie sich bereits etablieren können?<br />

Welche Vorteile bringen sie, was gibt es<br />

beim Einsatz zu beachten? Und schließlich:<br />

Welche Innovationen, Trends und<br />

Potenziale werden sichtbar?<br />

www.suspack.eu<br />

29. bis 30. März, München<br />

35. deutscher vertriebs- und<br />

verkaufsleiter Kongress<br />

Es erwarten Sie<br />

zwei spannende<br />

Tage zu Top-Themen<br />

wie Vertrieb<br />

3.0, CRM, Leadership im Digital Age,<br />

Gedächtnis-Power im Vertrieb, Future<br />

Innovation oder CSR. Erleben Sie prominente<br />

Wirtschaftsweise, profilierte<br />

Internet-Experten, erfahrene Trainer,<br />

ungewöhnliche Querdenker und herausragende<br />

Praktiker. Außerdem für<br />

Sie im Programm: Clubnight im BMW-<br />

Museum, Fachausstellung, Networking<br />

und die Premiere des acquisa-Awards.<br />

Beim DVVK geht es um Vorsprung für<br />

Ihre „Leadership in Sales“. Profitieren<br />

Sie schon heute vom Wissen und den<br />

Ideen für morgen und sichern Sie sich<br />

jetzt Ihren Teilnahmeplatz!<br />

www.dvvk.de<br />

29. bis 31. März, stuttgart<br />

ceP ®<br />

cLeAn enerGY & PAssiveHOUse<br />

Innovativ, zukunftsweisend,<br />

nachhaltig<br />

– Europas größte<br />

Passivhausmesse.<br />

Die internationale<br />

Fachmesse mit Kongress hat sich nach<br />

fünf Jahren als die Leitmesse für erneuerbare<br />

Energien und Effiziente Gebäude<br />

weit über Baden-Württemberg hinaus<br />

etabliert. Dank ihrer einzigartigen<br />

Kombination von erneuerbaren Energien<br />

und Passivhaus hat sich die CEP ®<br />

als Branchentreff von internationalem<br />

Rang entwickelt und zählt somit zu den<br />

bedeutendsten Messen Europas.<br />

www.cep-expo.de<br />

12. bis 15. April 2<strong>01</strong>2, stuttgart<br />

die FAir HAndeLn 2<strong>01</strong>2<br />

attraktiv, glaubwürdig, fair<br />

Fair Trade sowie global<br />

verantwortungsvolles<br />

und nachhaltiges Handeln<br />

in Wirtschaft,<br />

Finanzwesen, Tourismus,<br />

Konsum und<br />

der Entwicklungszusammenarbeit<br />

zeigt die Messe FAIR<br />

HANDELN. Deutschlands älteste und<br />

bedeutendste Fach- und Verbrauchermesse<br />

ist Marktplatz für Networking,<br />

Verkauf, und Information. Sie präsentiert<br />

alternative Handlungsmöglichkeiten<br />

für Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und<br />

Verbraucher, bietet ein umfangreiches<br />

Rahmenprogramm mit Forum und Bildungsveranstaltungen.<br />

www.fair-handeln.com<br />

17. bis 18. April, Bonn<br />

8. sustainability congress<br />

Jährlich stattfindend<br />

2<strong>01</strong>2<br />

sustainability congress<br />

leistet der Kongress<br />

einen wesentlichen<br />

Beitrag zur weiteren Stärkung des <strong>Nachhaltig</strong>keitsgedankens<br />

und nachhaltigen<br />

Investments.<br />

160 Gedruckt auf Charisma Silk – hergestellt aus 100 % Altpapier, ausgezeichnet mit dem Blauen Engel. Ein Produkt der Steinbeis Papier GmbH. <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


| evenTs | service<br />

Einerseits dient er der jährlichen Standortbestimmung<br />

hinsichtlich der Fragen,<br />

welche Akzeptanz der <strong>Nachhaltig</strong>keitsgedanke<br />

in Gesellschaft, Politik und<br />

Wirtschaft gefunden hat, welche Bedeutung<br />

ihm zukommt und was es an neuen<br />

Entwicklungen gibt. Andererseits trägt er<br />

zur Stärkung der Ansätze nachhaltigen<br />

Investments mit einer verbesserten<br />

Marktpräsenz und -Transparenz bei.<br />

www.sustainability-congress.de<br />

18. bis 20. April, Berlin<br />

deutscher Fundraising Kongress 2<strong>01</strong>2<br />

Tauschen Sie sich<br />

aus! Mit vielen aktuellen<br />

Themen, wie<br />

z.B. die Umstellung auf den Bundesfreiwilligendienst,<br />

ISO 26000, Transparenz<br />

von NPOs, das Deutschlandstipendium,<br />

SEPA, Social Business, ethische Fragen,<br />

Face to Face Marketing oder das Neueste<br />

im Bereich Gemeinnützigkeits-,<br />

Datenschutz- und Erbrecht. Sie lernen<br />

eine Menge über Storytelling, Großspenderfundraising<br />

und die Zukunft<br />

des Fundraisings. Außerdem: aktuelle<br />

Studien zum Fundraisingmarkt und<br />

Dritten Sektor, Erfahrungsberichte über<br />

internationale Online-Kampagnen,<br />

Stadtkampagnen oder Krisenkommunikation<br />

im Web.<br />

www.fundraising-kongress.de<br />

23. bis 27. April, Hannover<br />

industrial GreenTec<br />

Erstmals im Rahmen<br />

der HANNO-<br />

VER MESSE: eine<br />

internationale Plattform, um Produkte,<br />

Technologien und Verfahren für umweltgerechtes<br />

und nachhaltiges Produzieren<br />

zu präsentieren.<br />

Ausstellungsschwerpunkte: Kreislaufwirtschaft<br />

und Entsorgung, technische<br />

Maßnahmen zum Gewässer-, Boden-<br />

und Lärmschutz, Verfahren zur<br />

Verminderung der Luftverschmutzung,<br />

Techniken für eine effektive Nutzung<br />

erneuerbarer Energien und Materialien<br />

sowie die messtechnische Erfassung und<br />

Überwachung von Umweltparametern<br />

und Schadstoffen.<br />

www.hannovermesse.de<br />

24. bis 25. April 2<strong>01</strong>2, stuttgart<br />

PersOnAL2<strong>01</strong>2 süd<br />

Rund 250 Aussteller<br />

zeigen ihre aktuellen<br />

Produkte und Dienstleistungen<br />

für Themen wie Personalentwicklung,<br />

Weiterbildung und Training, HR-Software,<br />

Zeiterfassung, Recruiting, Organisationsentwicklung<br />

oder Arbeitsrecht.<br />

Das Messeprogramm umfasst rund 80<br />

Vorträge und Podiumsdiskussionen sowie<br />

60 Präsentationen von Trainern und<br />

Coachs. Neben der neuen Themenreihe<br />

„PERSONAL & VERWALTUNG“ wird<br />

es erstmals einen MeetingPoint zum<br />

thematischen Austausch unter HR-Fachleuten<br />

geben. Im Eintrittspreis ist auch<br />

der Besuch der Parallelveranstaltungen<br />

Corporate Health Convention (CHC) und<br />

Zukunft Kommune enthalten.<br />

www.personal-messe/sued<br />

25. bis 26. April, Wiesbaden<br />

nawi TriForum<br />

Orientierung für nachhaltiges <strong>Wirtschaften</strong><br />

Wie genau funktioniert<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

und mit welchem<br />

individuellen Nutzen?<br />

Kleine und mittlere Unternehmen<br />

aber auch öffentliche Verwaltungen<br />

erhalten auf dem nawi TriForum erstmals<br />

branchenübergreifend Orientierung zu<br />

diesem Top-Thema. Kongress und Fachausstellung<br />

geben Entscheidern praxisnahe<br />

und lösungsorientierte Antworten.<br />

Die Themen orientieren sich entlang der<br />

gesamten Wertschöpfungskette. Angesprochen<br />

sind Einsteiger und Experten.<br />

Der nawi Award zeichnet vorbildliche<br />

Ansätze aus.<br />

www.nawi-tri<strong>forum</strong>.de<br />

9. bis 10. Mai, Hamburg<br />

PersOnAL2<strong>01</strong>2 nord<br />

Rund 180 Aussteller<br />

zeigen ihre aktuellen<br />

Produkte und Dienstleistungen für<br />

Themen wie Personalentwicklung, Weiterbildung<br />

und Training, HR-Software,<br />

Zeiterfassung, Recruiting, Organisationsentwicklung<br />

oder Arbeitsrecht. Besucher<br />

finden in der breit gefächerten<br />

Themenpalette auch HR-Spezialgebiete<br />

wie Fuhrparkmanagement, Incentives<br />

oder Job-Ticket-Angebote. In nun drei<br />

Praxisforen sowie einer Aktionsfläche<br />

Training verdeutlichen Fachleute aus<br />

Wissenschaft und Praxis in rund 90<br />

Vorträgen, Podiumsdiskussionen und<br />

Präsentationen ihre Expertise.<br />

www.personal-messe/nord<br />

16. bis 19. Mai, Bad Kissingen<br />

Kongress Wirtschaft und Gesundheit<br />

Kranke Wirtschaft – gesunde Arbeit –<br />

Burn-out-Alarm?<br />

Während des Kongresses<br />

werden aus<br />

verschiedenen Perspektiven<br />

Beispiele und Wege aufgezeigt,<br />

wie sich Unternehmen und Individuen<br />

innerhalb des globalen Gesellschafts- und<br />

Wirtschaftssystems bewegen können,<br />

ohne in den Strudel der psychosozialen<br />

Überforderung zu geraten. Es kommen<br />

Menschen und Unternehmer zu Wort, die<br />

für sich und ihr Unternehmen Wege und<br />

intelligente Systeme entwickelt haben.<br />

Themenfelder sind u. a. betriebliches<br />

Gesundheitsmanagement, Selbstführung<br />

und Selbstmanagement, Leadership, Unternehmenskultur,<br />

Burn-out-Prävention,<br />

Sinn und Arbeit sowie Psychosoziale<br />

Belastung.<br />

www.kongress.heiligenfeld.de<br />

17. bis 20. Mai 2<strong>01</strong>2, Berlin<br />

visiOn sUMMiT 2<strong>01</strong>2<br />

„Denk’ die Welt weiter!“ – Wie werde ich<br />

zum Changemaker für soziale Innovationen<br />

und Social Entrepreneurship<br />

Zum Auftakt einer<br />

bundesweiten Medienkampagne<br />

werden unter dem Motto<br />

„IMPACT – Denk die Welt weiter!“,<br />

nationale und internationale soziale Innovatoren<br />

vorgestellt. Die internationale<br />

Leitkonferenz für Social Innovation, Social<br />

Entrepreneurship und Social Impact<br />

Business hat im neuen Jahr viel vor:<br />

Top-Impulsgeber aus der ganzen Welt,<br />

über 40 Workshops an der Universität<br />

Potsdam und im Anschluss eine „Lange<br />

Nacht der Visionen“ in Berlin-Mitte sowie<br />

eine medienwirksame Aktion zum<br />

Themenschwerpunkt „EduAction“.<br />

www.visionsummit.org<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

161


service | die WeLT, in der Wir LeBen |<br />

10 TrAUMFrAGen an<br />

Hannes Jaenicke<br />

HANNES JAENICKE,<br />

SCHAUSPIELER & UMWELTAKTIVIST<br />

Gerade hat er den Querdenker-Award bekommen – zurecht,<br />

denn er spielt nicht nur in bedeutenden deutschen Krimis<br />

mit, er macht vor allem auch auf die zahlreichen krimigleichen<br />

Verbrechen aufmerksam, die der Mensch an seiner<br />

eigenen Lebensgrundlage begeht. In erschütternden Dokumentarfilmen<br />

und seinem 2<strong>01</strong>0 erschienenen Buch „Wut allein<br />

reicht nicht. Wie wir die Erde vor uns schützen können“<br />

zeigt der Schauspieler sein Engagement für die Umwelt und<br />

die Rettung vom Aussterben bedrohter Tierarten.<br />

Welche (Öko-)Sünde bereitet Ihnen Albträume?<br />

Die Liste ist lang. Meeresverschmutzung, Plastik, Regenwaldvernichtung,<br />

Energieverschwendung, Massentierhaltung<br />

u.v.m.<br />

Wie würde Ihre individuelle Traumlösung dafür<br />

aussehen?<br />

Alles, was unserer Umwelt schadet, so teuer machen,<br />

dass der sogenannte Konsument umdenken muss, z.B.<br />

Sprit, Strom, Wasser, Plastik etc.<br />

Warum ist es so schwer, grüne Träume wahr<br />

werden zu lassen?<br />

Der Mensch ist bequem, ich eingeschlossen. Und die erste<br />

Welt ist so verwöhnt, hat sich so daran gewöhnt, alles<br />

jederzeit tun und haben zu können, dass sie auf nichts<br />

mehr verzichten will.<br />

Wie sieht Ihr Traum aus, irgendwie irgendwo<br />

irgendwas neu anzufangen?<br />

Ich lebe seit drei Jahren in einem Dorf auf dem Bayrischen<br />

Land, das einen grünen Bürgermeister (!) und zahlreiche<br />

Biobauern in der Umgebung hat.<br />

Was macht einen Beruf zum Traumberuf?<br />

Wenn man sich nach 30 Berufsjahren immer noch freut,<br />

zur Arbeit gehen zu dürfen.<br />

Wie gehen Sie mit zerplatzen Träumen um?<br />

Abhaken, neuen Traum aushecken, loslegen.<br />

Wer wäre Ihr Traumpartner, um über Sinn und<br />

Unsinn des Glaubens an das Gute zu philosophieren?<br />

Alle Vor- und Nachdenker. Und die muss man geduldig<br />

suchen, weil Nichtdenker leider immer in der Überzahl<br />

sind.<br />

Welcher personifizierte Albtraum bedarf einer<br />

nachhaltigen Gehirnwäsche?<br />

Alle Wachstumspropagandisten unseres Wirtschafts- und<br />

Politiksystems, d.h. die überwältigende Mehrheit von<br />

CEOs, CFOs, Politikern, Bankern, Top-Managern.<br />

Was für einen Zukunftstraum möchten Sie auf<br />

alle Fälle realisieren?<br />

Irgendwann wieder auf einem Segelboot zu leben und<br />

durch die Welt zu schippern.<br />

Was sollte die gute „(Öko)-Fee“ erfüllen, damit<br />

Sie wieder süße Träume haben?<br />

All diejenigen bestrafen, die unsere Umwelt versauen,<br />

und diejenigen belohnen, die nachhaltig und behutsam<br />

mit ihr umgehen.<br />

162 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


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Der TÜV bestätigt:<br />

Der Prius kommt überall gut an.<br />

Toyota ausgezeichnet mit der goldenen TÜV-Plakette 2<strong>01</strong>2.<br />

Es konnte nur einer gewinnen, deshalb ist es eine noch größere Ehre, dass der Toyota Prius mit der goldenen<br />

TÜV-Plakette 2<strong>01</strong>2 * ausgezeichnet wurde. Damit ist er wiederholter Testsieger in der Kategorie „bis 3-jährige<br />

Fahrzeuge“. Der Beweis für seine hohe Zuverlässigkeit und Qualität, die wir seit 15 Jahren erfolgreich auf die<br />

Straße bringen. toyota.de/prius<br />

Kraftstoffverbrauch Prius in l/100 km kombiniert 4,0–3,9 (innerorts 4,0–3,9/außerorts 3,8–3,7), CO 2<br />

-Emissionen kombiniert in g/km von<br />

92–89 nach dem vorgeschriebenen EU-Messverfahren. Abb. zeigt Prius mit Sonderausstattung<br />

*<br />

Den ausführlichen Test finden Sie in AutoBild Spezial TÜV-Report 2<strong>01</strong>2, Ausgabe 1, 2<strong>01</strong>2.

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