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Bildbeschreibungen zu den Konfbildern aus dem Verlag SVKK

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Himmelwärts<br />

Hoch oben in einem Frühlingshimmel steigt eine Taube hinan,<br />

mit regelmässigem Flügelschlag steigt sie und steigt, <strong>dem</strong> Zenith<br />

entgegen.<br />

So wie sie einst Noah sah, nach<strong>dem</strong> er nach vierzig Tagen und vierzig<br />

Nächten in seiner auf <strong>den</strong> Wellen der Sintflut dahingleiten<strong>den</strong><br />

Arche eingeschlossen, die Taube durch die Luke seiner wundersamen<br />

Barke freigelassen hatte. Der von Gott vor <strong>den</strong> Wassern der<br />

Sintflut bewahrte Noah hatte in seinem Schiff alle Gattungen der<br />

Tiere mit sich geführt, so wie es Gott ihn geheissen hatte: durch ihn<br />

wurde somit die ganze Schöpfung vor <strong>dem</strong> Untergang bewahrt.<br />

Dank dieser tiefen Verpflichtung des Menschen gegenüber der<br />

Natur kann Noah die Taube entsen<strong>den</strong>, um gleichsam für ihn <strong>den</strong><br />

Zustand der Erde <strong>zu</strong> besichtigen. Eines Tages wird sie <strong>zu</strong>rückkommen,<br />

ihm Kunde von möglichem Leben bringen und <strong>zu</strong>m Zeichen<br />

von Hoffnung und Versöhnung mit Gott einen Olivenzweig im<br />

Schnabel tragen. Die Rettung ist gewährleistet. Dann wird Gott<br />

<strong>den</strong> Regenbogen schaffen, dieses himmlische Symbol für <strong>den</strong> Bund,<br />

<strong>den</strong> Gott mit <strong>den</strong> Menschen besiegelt: «Darum soll mein Bogen in<br />

<strong>den</strong> Wolken sein, dass ich ihn ansehe und <strong>den</strong>ke an <strong>den</strong> ewigen<br />

Bund zwischen Gott und allen lebendigen Seelen in allem Fleisch,<br />

das auf Er<strong>den</strong> ist» (1. Mose 9,16).<br />

Künftig wird der Mensch durch <strong>den</strong> Bund mit Noah vor Gott für die ganze Schöpfung Eigenverantwortung<br />

tragen. Sein Schicksal ist eng an dasjenige der Natur geknüpft. Auf diese Weise ist in diesen Anfangskapiteln<br />

der Bibel der Aufruf an <strong>den</strong> Menschen nach verantwortungsvollem Umgang mit der Natur vorgezeichnet. Die<br />

in die Lüfte steigende Taube zeigt dies mit einer besonderen Anmut.<br />

Robert Hainard, der1906 geborene Genfer Künstler, verfügt nach langem Studium der Natur über eine <strong>aus</strong>seror<strong>den</strong>tliche<br />

Gabe der Beobachtung. Jedes seiner Werke – vor allem die Blätter, welche wildlebende Tiere<br />

wiedergeben – ist das Resultat einer minutiösen Naturbeobachtung, die nicht selten mehrere durchwachte<br />

Nächte hintereinander lang währte. Robert Hainard liebt die Natur. «In der Tat ist nur das Wirkliche das einzig<br />

Mögliche. In meiner instinktiven Weigerung, nur das Geringste an <strong>dem</strong>, was geschaffen wor<strong>den</strong> ist, <strong>zu</strong> verändern,<br />

liegt die höchste Verehrung, ein selber Zurückstehen vor dieser unfassbaren Volikommenheit, die letztlich<br />

Gott selber ist.»<br />

Die aufmerksame Naturbeobachtung ist der erste Schritt, <strong>den</strong> der Mensch machen kann und muss, wenn er<br />

am allgemeinen Bemühen um die Rettung der Schöpfung teilhaben will, einer Rettung, <strong>zu</strong> der heute die ganze<br />

Menschheit aufgerufen ist. «Jedes meiner Bilder», erklärt Robert Hainard, «ist die Frucht eines langen Strebens,<br />

von langen Fussmärschen und auf der Lauer-Liegen, von vielen Träumen. Diese Träume mussten so oft gebogen<br />

und verändert wer<strong>den</strong>, bis sie von der Wirklichkeit übernommen wer<strong>den</strong> konnten, und sei es auch nur, um<br />

sie durch ein ganz ungewohntes Geschenk <strong>zu</strong> ersetzen. Ich habe oft gesagt, es gäbe überhaupt keine Kompositionen<br />

in meinen Bildern. Diese Behauptung stimmt nur ganz oberflächlich. Ihre Komposition ist vielmehr<br />

eine Absprache zwischen Gott und mir, wobei er <strong>den</strong> wichtigsten Anteil daran hat. Seinen Teil würde ich nie<br />

<strong>zu</strong> berühren wagen. Mir kommt es nur <strong>zu</strong> <strong>aus</strong><strong>zu</strong>wählen, weil ich in der göttlichen Fülle nicht alles fassen kann.<br />

Es gibt Menschen, welche unter <strong>dem</strong> Diktat ihres Unterbewussten schreiben; ich tue es unter <strong>dem</strong>jenigen der<br />

Natur. Sie fabuliert weniger.»<br />

Das Bild des Vogelfluges entgeht <strong>dem</strong> Auge des Naturbeobachters nicht: in der Tat handelt es sich um <strong>den</strong><br />

«Hochzeitsflug der Turteltaube». Diese durch die Türken <strong>aus</strong> Indien eingeführten Turteltauben wur<strong>den</strong> in der<br />

Nähe der Moscheen <strong>aus</strong>gesetzt; von hier <strong>aus</strong> sollten sie später ihren Weg nach Europa antreten. Heute sind<br />

sie auch bei uns in der Schweiz fast überall an<strong>zu</strong>treffen.<br />

Um das vorliegende Blatt <strong>aus</strong><strong>zu</strong>führen, übte sich Robert Hainard in einer Technik, die er gut kennt: der sich an<br />

japanischen Werken inspirierende, farbige Holzschnitt. Jede Farbe – auf unserem Holzschnitt sind es fünf verschie<strong>den</strong>e<br />

Töne – wird auf je einer separaten Holzplatte festgehalten. Die Ganzheit des Bildes entsteht durch<br />

das Übereinanderdrucken der verschie<strong>den</strong>en Töne. «Ich geize nicht mit der Anzahl meiner Tafeln. Meistens sind<br />

es 7 bis 12. Aber ich mag auch die Strenge, die in der Farbenwahl herrschen muss. Jeder meiner Holzschnitte<br />

klingt wie Musik: 7,10,12 Töne, von <strong>den</strong>en jeder seine bestimmte Wirkung hat, die untereinander ihre Intervalle<br />

haben. Diese Töne webe ich, durchkreuze ich und lege sie übereinander.» Mittels dieser Technik, die viel<br />

Geduld erfordert, hat der Künstler im Laufe seiner 60 Jahre währen<strong>den</strong> Schaffenszeit ungefähr 800 graphische<br />

Blätter verwirklicht.<br />

Wer heute behauptet, an <strong>den</strong> Schöpfer <strong>zu</strong> glauben, muss <strong>dem</strong> Mass seiner Möglichkeiten entsprechend an<br />

der Bewahrung der Schöpfung aktiv teilnehmen. Robert Hainard sagt es auf seine Weise: «Die Macht hat all<br />

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