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3. Die vier Temperamente

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Inhaltsverzeichnis<br />

1. Vorwort ............................................................................................................................. 4<br />

2. Einleitung ......................................................................................................................... 5<br />

<strong>3.</strong> <strong>Die</strong> <strong>vier</strong> <strong>Temperamente</strong>.................................................................................................... 6<br />

<strong>3.</strong>1 Einbettung der <strong>vier</strong> <strong>Temperamente</strong> in die Kosmologie ................................................. 6<br />

<strong>3.</strong>2 Der Melancholiker ........................................................................................................ 7<br />

<strong>3.</strong>3 Der Sanguiniker ........................................................................................................... 7<br />

<strong>3.</strong>4 Der Phlegmatiker ......................................................................................................... 8<br />

<strong>3.</strong>5 Der Choleriker .............................................................................................................. 8<br />

4. Meine Eigenkompositionen ........................................................................................... 10<br />

4.1 Mein Arbeitsprozess im Überblick .............................................................................. 10<br />

4.2 Melancholiker ............................................................................................................. 11<br />

4.2.1 Charaktereigenschaften und meine musikalische Umsetzung im Überblick ...................... 11<br />

4.2.2 Kommentar zur Aufführung ................................................................................................. 13<br />

4.3 Sanguiniker ................................................................................................................ 13<br />

4.<strong>3.</strong>1 Charaktereigenschaften und meine musikalische Umsetzung im Überblick ...................... 13<br />

4.<strong>3.</strong>2 Kommentar zur Aufführung ................................................................................................. 15<br />

4.4 Phlegmatiker .............................................................................................................. 16<br />

4.4.1 Charaktereigenschaften und meine musikalische Umsetzung im Überblick ...................... 16<br />

4.4.2 Kommentar zur Aufführung ................................................................................................. 18<br />

4.5 Choleriker .................................................................................................................. 19<br />

4.5.1 Charaktereigenschaften und meine musikalische Umsetzung im Überblick ...................... 19<br />

4.5.2 Kommentar zur Aufführung ................................................................................................. 20<br />

4.6 Notentexte meiner Eigenkompositionen ..................................................................... 21<br />

4.6.1 Melancholiker....................................................................................................................... 21<br />

4.6.2 Sanguiniker .......................................................................................................................... 24<br />

4.6.3 Phlegmatiker ........................................................................................................................ 31<br />

4.6.4 Choleriker ............................................................................................................................ 33<br />

5. Meine Testreihe .............................................................................................................. 41<br />

5.1 Einführung in meine Testreihe.................................................................................... 41<br />

5.2 Testbogen zu Handen der Probanden ........................................................................ 42<br />

5.3 Ergebnisse der Testreihe ........................................................................................... 43<br />

5.<strong>3.</strong>1 Wertung meiner Musikstücke .............................................................................................. 43<br />

5.<strong>3.</strong>2 Zusammenhänge zwischen Temperament und meinen Eigenkompositionen ................... 43<br />

5.<strong>3.</strong>3 Zuweisung der <strong>vier</strong> <strong>Temperamente</strong> zu den jeweiligen Musikstücken A, B, C, D ............... 45<br />

6. Schlussbetrachtung ...................................................................................................... 47<br />

7. Zusammenfassung ........................................................................................................ 48<br />

8. Quellenverzeichnis ........................................................................................................ 49<br />

8.1 Literatur ...................................................................................................................... 49<br />

8.2 Internet ....................................................................................................................... 49<br />

2


8.3 Bildnachweis .............................................................................................................. 49<br />

8.4 Tonträger ................................................................................................................... 50<br />

9. Schlusserklärung ........................................................................................................... 51<br />

10. Anhang ......................................................................................................................... 52<br />

3


1. Vorwort<br />

Schon seit längerer Zeit war mir klar, dass ich für meine Matura-Arbeit die Bereiche<br />

Musik und Psychologie in Verbindung bringen möchte.<br />

Im Zeichnungsunterricht meiner früheren Schule behandelten wir u.a. die <strong>vier</strong><br />

<strong>Temperamente</strong>, wobei wir den Auftrag erhielten, jedes Temperament mit Farben,<br />

Formen und Strukturen passend auszudrücken. <strong>Die</strong>se Arbeit hat mir damals sehr<br />

gefallen und war der Auslöser für die vorliegende Matura-Arbeit. Nicht das bildnerische<br />

Gestalten, sondern das musikalische Umsetzen der <strong>vier</strong> <strong>Temperamente</strong> in<br />

Form von Eigenkompositionen, war nun Hauptziel meiner Arbeit. Dabei stellte ich mir<br />

die Frage, ob es bei uns Menschen einen spezifischen Zusammenhang zwischen<br />

Musikgeschmack und der individuellen Ausprägung der <strong>vier</strong> <strong>Temperamente</strong> gäbe.<br />

Meine Matura Arbeit hat mir viele neue Einsichten und Erfahrungen in den Bereichen<br />

des Komponierens und der psychologischen Deutung der menschlichen Charaktere<br />

ermöglicht.<br />

Für die Unterstützung meiner Matura-Arbeit danke ich meinem Betreuer Matthias<br />

Aufschläger ganz herzlich, wie auch Thea Cornell für ihr Mitwirken als Korreferentin.<br />

Grossen Dank geht auch an meinen Grossvater Edwin Peter und an meinen Cellolehrer<br />

Stephan Senn, die mit mir meine Eigenkompositionen eingespielt haben. Für<br />

die Aufnahmen danke ich meinem Vater.<br />

4


2. Einleitung<br />

Im Rahmen meiner Matura-Arbeit setze ich mich mit den <strong>vier</strong> <strong>Temperamente</strong>n (Sanguiniker,<br />

Melancholiker, Choleriker und Phlegmatiker) auseinander. Hauptziel meiner<br />

Arbeit ist es, jedes Temperament passend musikalisch umzusetzen. Dazu erstelle ich<br />

zu jedem Temperament eine passende Komposition für jeweils zwei Instrumente.<br />

Auch der Komponist Paul Hindemith hat die <strong>vier</strong> <strong>Temperamente</strong> musikalisch dargestellt:<br />

„The Four Temperaments“ für Kla<strong>vier</strong> und Orchester. <strong>Die</strong>se Vertonungen inspirieren<br />

mich und zeigen eine musikalische Umsetzung der <strong>vier</strong> <strong>Temperamente</strong> beispielhaft<br />

auf.<br />

Im theoretischen Teil meiner Arbeit charakterisiere ich die <strong>vier</strong> <strong>Temperamente</strong>. Im<br />

praktischen Teil meiner Arbeit werden vorerst die Arbeitsschritte zu meinen Eigenkompositionen<br />

beschrieben, anschliessend soll eine Testreihe eine Teilantwort auf<br />

meine Leitfrage liefern.<br />

Meine Leitfrage lautet: „Kann ich die <strong>vier</strong> <strong>Temperamente</strong> musikalisch passend umsetzen,<br />

und werden meine Eigenkompositionen zu den <strong>vier</strong> <strong>Temperamente</strong>n von<br />

Menschen unterschiedlich wahrgenommen, je nach Ausprägung ihrer individuellen<br />

Charakteranlage?“<br />

Meine Testreihe besteht aus drei Teilschritten:<br />

1. Welche meiner Eigenkompositionen ist die beliebteste?<br />

2. Untersuchung der Charakteranlage der Probanden die <strong>vier</strong> <strong>Temperamente</strong><br />

betreffend und ihre Beurteilung meiner Kompositionen.<br />

<strong>3.</strong> Untersuchung der Zuweisung: Können die Probanden meine <strong>vier</strong> Eigenkompositionen<br />

dem jeweiligen Temperament zuordnen?<br />

In einer Schlussbetrachtung werte ich die vorliegenden Ergebnisse.<br />

5


<strong>3.</strong> <strong>Die</strong> <strong>vier</strong> <strong>Temperamente</strong><br />

<strong>Die</strong> <strong>vier</strong> <strong>Temperamente</strong> 1<br />

beschreiben die Charakter- und Verhaltenszüge und die<br />

Eigenschaften eines Menschen. <strong>Die</strong> Merkmale sind in der Mimik, in der Gestik, in der<br />

Stimme, am Gang und an der Haltung zu finden.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Temperamente</strong>nlehre entstand in der Antike im Zusammenhang mit der antiken<br />

Medizin und den spezifischen philosophischen Lehren. (3) <strong>Die</strong> <strong>Temperamente</strong>nlehre<br />

wird Hippokrates von Kós (griech. Arzt, 5. Jahrhundert v. Chr.) zugeschrieben.<br />

(2) <strong>Die</strong> <strong>vier</strong> <strong>Temperamente</strong> wurden aus den <strong>vier</strong> Körpersäften abgeleitet: Blut (Sanguiniker),<br />

Schleim (Phlegmatiker), schwarze Galle (Melancholiker), gelbe Galle (Choleriker).<br />

(4) Sie waren auch in die Kosmologie eingebettet.<br />

<strong>3.</strong>1 Einbettung der <strong>vier</strong> <strong>Temperamente</strong> in die Kosmologie<br />

<strong>Temperamente</strong> Sanguiniker Choleriker Melancholiker Phlegmatiker<br />

Körpersäfte Blut<br />

lat.: sanguis<br />

Gelbe Galle<br />

griech.: chole<br />

Schwarze Galle<br />

griech.: melas +<br />

chole<br />

Schleim<br />

griech.: flegma<br />

Eigenschaften warm und warm und kalt und trocken kalt und feucht<br />

feucht trocken<br />

Elemente Luft Feuer Erde Wasser<br />

Jahreszeiten Frühling Sommer Herbst Winter<br />

Altersstadien Kindheit Jugend Erwachsenenalter Alter<br />

Richtungen Osten Süden Westen Norden<br />

Abb. 1: <strong>Die</strong> <strong>vier</strong> <strong>Temperamente</strong> in der Kosmologie. Darstellung nach Roland Hess: Differentielle Psychologie<br />

(3)<br />

Heutzutage gibt es verschiedene <strong>Temperamente</strong>nlehren. In meinen weiteren Ausführungen<br />

beziehe ich mich deshalb auf das Buch: „Einfach typisch“ von Florence Littauer,<br />

1992.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Temperamente</strong>nlehre besagt, dass jeder Mensch aus einer individuellen Mischung<br />

der <strong>vier</strong> <strong>Temperamente</strong> besteht. In jedem Menschen stecken demnach alle<br />

<strong>vier</strong> <strong>Temperamente</strong>, sie sind jedoch unterschiedlich stark ausgeprägt. Meistens ist<br />

bei einer Person ein Temperament stark ausgeprägt, worauf ein zweites folgt. <strong>Die</strong><br />

andern beiden sind dann nur schwach vertreten.<br />

Jedes Temperament hat Stärken wie auch Schwächen. Sie haben alle einen Bezug<br />

zueinander und stellen Verbindungen untereinander her: Es gibt zwei natürliche<br />

Verbindungen (Choleriker/Sanguiniker und Melancholiker/Phlegmatiker) und zwei<br />

ergänzende Verbindungen (Sanguiniker/Phlegmatiker und Choleriker/Melancholiker).<br />

<strong>Die</strong> Kombinationen Sanguiniker/Melancholiker und Choleriker/Phlegmatiker sind gegensätzlich<br />

und kommen weniger häufig vor als die obgenannten Verbindungen. (1)<br />

Ich werde nun die <strong>vier</strong> Typen einzeln kurz charakterisieren.<br />

1 Wissenschaftlich gesehen ist die <strong>Temperamente</strong>nlehre eine überholte und umstrittene Theorie. Als<br />

1992 das Buch „Einfach typisch“ von Florence Littauer erschien, wurde die <strong>Temperamente</strong>nlehre neu<br />

belebt und wieder populär. (5)<br />

6


<strong>3.</strong>2 Der Melancholiker<br />

Der Melancholiker denkt pessimistisch und ist introvertiert. Er ist ein nachdenklicher<br />

Typus, der alles hinterfragt und gerne analysiert. Auch ist er ordentlich und organisiert,<br />

hat hohe Ansprüche und ist ein Perfektionist. Er verspürt den Drang, alles zu<br />

beenden, was er angefangen hat. Der Melancholiker hat durch seinen Ehrgeiz und<br />

Lernwillen oftmals eine Neigung zur Genialität. Gegenüber anderen Menschen ist er<br />

sehr feinfühlig und opfert seine eigenen Wünsche sogar für andere. Zu Hause wie<br />

auch am Arbeitsplatz muss alles schön geordnet am richtigen Platz sein. Ein Melancholiker<br />

arbeitet genau, sorgfältig, gewissenhaft und ist auf Details versessen. Er ist<br />

kreativ, jedoch bleibt er idealistisch, ernst und denkt ökonomisch. Er kann gut mit<br />

Tabellen, Zahlen und Graphiken umgehen. Ein Melancholiker ist meist künstlerisch<br />

oder musikalisch sehr begabt. Er verhält sich oft poetisch, philosophiert gern und ist<br />

sehr leidenschaftlich. Eine Schwäche des Melancholikers ist die zu geringe Selbsteinschätzung<br />

und seine Bescheidenheit. Gegenüber einem Kompliment verhält sich<br />

der Melancholiker skeptisch. Er kann sich selbst nicht leiden, was das Leben nicht<br />

gerade erleichtert. Auch setzt er sich oft zu hohe Massstäbe und ist dann deprimiert,<br />

wenn es ihm nicht gelingt, diese zu erfüllen. Ein Melancholiker hört stets, was er hören<br />

will, wobei er hauptsächlich das Schlechte an einer Sache beachtet. Er ist schnell<br />

beleidigt und verletzt. Auffällig ist auch, dass er sich stets widerspricht und in seinen<br />

Entscheidungen unschlüssig ist. <strong>Die</strong> eigene Schuld schiebt er gerne auf andere. <strong>Die</strong>ser<br />

Typus braucht unbedingt Anerkennung und kann erst durch andere Personen<br />

richtig aufblühen. Jedoch tritt er auch seinen Freunden gegenüber, die er sich sorgfältig<br />

aussucht, oft verschlossen auf, ist jedoch ein guter Zuhörer und Ratgeber. Er<br />

misstraut anderen Menschen und kann auch feindselig sein und Rache verspüren.<br />

Eine weitere Schwäche des Melancholikers ist, dass er nachtragend ist und sich in<br />

Kleinigkeiten verliert. Bevor er mit einem neuen Projekt beginnt, überdenkt er sich<br />

alles dreimal und beginnt schon vor der Arbeit zu analysieren. Der Melancholiker<br />

bleibt gern im Hintergrund und vermeidet Aufsehen. (1)<br />

<strong>3.</strong>3 Der Sanguiniker<br />

Der Sanguiniker ist ein optimistisch denkender Typus. Er ist redselig, enthusiastisch,<br />

energievoll, kreativ und hat Sinn für Humor. Mit anderen Menschen schliesst er<br />

schnell Bekanntschaften, hat viele Freunde und ist beliebt. Er ist stets neugierig und<br />

kennt keine Langeweile. Auch lässt er sich leicht begeistern und hat das Talent, andere<br />

zu etwas zu inspirieren. Der Sanguiniker lebt den Augenblick und sieht fast immer<br />

nur die positiven Seiten des Lebens. <strong>Die</strong>ser Typus ist sehr hilfsbereit und meldet<br />

sich freiwillig, um Aufgaben zu erledigen. Auffallend ist auch, dass Sanguiniker ein<br />

gutes Farbengedächtnis haben; ihr Zahlenverständnis ist jedoch eher schlecht. Auch<br />

haben sie Mühe, sich Namen zu merken. Meistens verbinden sie einen Personennamen<br />

mit einem Ereignis oder benennen die Person mit einem neuen Namen. Ein<br />

Sanguiniker ist spontan und nicht nachtragend und bleibt auch als Erwachsener ein<br />

Kind. Er liebt Feste und will überall dabei sein. Es gelingt ihm leicht, Aufmerksamkeit<br />

auf sich zu lenken und viele Leute gleichzeitig zu unterhalten. Menschen mit anderen<br />

Charakterzügen beneiden und bewundern ihn für dieses Talent. Der Sanguiniker hat<br />

auch die Eigenschaft, aus einer Mücke einen Elefanten zu machen: Auch wenn er<br />

nur etwas Gewöhnliches erlebt hat, erzählt er es seinen Zuhörern mit so viel Phantasie,<br />

dass sie meinen, es sei etwas ganz Besonderes gewesen. Er übertreibt sehr<br />

gerne, was sich zum Teil negativ auswirken kann, weil ihn manche dann für einen<br />

Angeber halten. Der Sanguiniker fühlt sich unter vielen Menschen wohl und geniesst<br />

7


es, im Mittelpunkt zu stehen. Eine seiner Schwächen ist, dass er manchmal egoistisch<br />

und zu dominant auftritt. Im Extremfall fällt der ungeduldige Sanguiniker andern<br />

stets ins Wort. Er spricht viel lieber selber, als dass er andern zuhört. Der Sanguiniker<br />

ist wenig diszipliniert und oft unfähig, etwas gut zu organisieren. Er hat zwar oft<br />

sehr gute Ideen, die er jedoch nicht in die Realität umsetzen kann. Auch vergisst er<br />

öfters einen Termin und Verpflichtungen und führt Aufgaben nicht zu Ende. Durch<br />

seine Unzuverlässigkeit schwindet bei andern das Vertrauen zu ihm. Da der Sanguiniker<br />

sehr emotional ist, trifft er seine Entscheidungen mit dem Herzen, wobei der<br />

Verstand manchmal zu sehr in den Hintergrund tritt. Manche stören sich an seiner<br />

lauten Stimme und seinem penetranten Lachen. <strong>Die</strong> Schwächen dieses Typus’ sind<br />

folgende: Er ist naiv, launisch, leicht beeinflussbar und lässt sich schnell täuschen.<br />

(1)<br />

<strong>3.</strong>4 Der Phlegmatiker<br />

Der Phlegmatiker ist wie der Melancholiker ein introvertierter, pessimistischer Typus.<br />

Ein Phlegmatiker kommt mit fast allen Menschen gut aus und hat somit auch viele<br />

Freunde. Er ist sehr geduldig, friedlich und ausgeglichen. Als Freund ist er sehr angenehm<br />

und wird nie beleidigend oder aggressiv. Manchmal urteilt er jedoch sehr<br />

hart über andere und kann durchaus auch sarkastisch oder hänselnd sein. <strong>Die</strong>ser<br />

Typus ist ein guter Zuhörer und Beobachter. Er fühlt mit seinen Freunden mit und<br />

zeigt Interesse. Seine Persönlichkeit ist unaufdringlich, ruhig, unbekümmert und entspannt.<br />

Er nimmt sich für alles viel Zeit und kommt nie in Eile. Über Fehler und Missgeschicke<br />

regt er sich kaum auf und akzeptiert alles so, wie es ist und kommt. Der<br />

Phlegmatiker ist ein geniesserischer Typ, der mit dem Leben zufrieden ist. Oft verbirgt<br />

er seine Emotionen und ist eher still und kühl. Ein Phlegmatiker arbeitet kompetent,<br />

neigt jedoch dazu, faul und nachlässig zu sein. Auch ist er schnell entmutigt und<br />

bremst dadurch Mitarbeiter. Wenn es nach ihm ginge, würde er die ganze Zeit nur<br />

zusehen und beobachten. Er hat administrative Fähigkeiten. Wenn er unter Druck<br />

gesetzt wird, kann er besonders gute Resultate erreichen, jedoch fehlt ihm leider oft<br />

die Eigenmotivation. Es ist nicht immer einfach, einen Phlegmatiker für etwas zu begeistern.<br />

Auch hasst es der Phlegmatiker, zu etwas gedrängt zu werden. Er ist<br />

schnell mit sich zufrieden und manchmal zu wenig anspruchsvoll. Auch ist sein<br />

Durchhaltevermögen etwas unbefriedigend. Konflikten geht er lieber aus dem Weg,<br />

was dazu führt, dass er manchmal zu kompromissbereit ist. Hingegen kann er bei<br />

Problemsituationen gut vermitteln. Ein Phlegmatiker ist nicht zielorientiert. Er ist unentschlossen,<br />

furchtsam und besorgt, hat jedoch einen eisernen Willen und kann<br />

durchaus starrköpfig sein. Seine lasche Disziplin wird ihm oft zum Verhängnis. Er ist<br />

unorganisiert und nimmt das Leben zu leicht. Auch meidet er jegliche Verantwortung<br />

und mag keine Veränderungen seiner Lebenssituation. Mit seiner gemütlichen, nicht<br />

einfach für etwas zu begeisternden Art, dämpft er den Enthusiasmus anderer und<br />

wirkt somit etwas farblos. Der Phlegmatiker will nur sich selbst genügen, was gegen<br />

aussen manchmal egoistisch wirken kann. <strong>Die</strong>ses Temperament bringt mit seiner<br />

gemütlichen, zurückhaltenden, friedlichen, eher langsamen, entspannten, stillen, etwas<br />

faulen Art viel Ruhe in den Raum. (1)<br />

<strong>3.</strong>5 Der Choleriker<br />

Der Choleriker ist, wie auch der Sanguiniker, ein optimistisch denkender und extrovertierter<br />

Typus, ist jedoch nicht emotional. Er ist dynamisch, aktiv, entschlossen,<br />

willensstark, anspruchsvoll und kann gut organisieren. Ein Choleriker lässt sich nicht<br />

8


leicht entmutigen oder verunsichern. Er ist von sich selbst überzeugt, ist unabhängig<br />

und selbstständig. <strong>Die</strong>ser Typus ist der geborene Leiter. Gerne setzt er sich für<br />

Gruppenaktivitäten ein, leitet und organisiert sie. Er ist ein sehr ehrgeiziger Typ, der<br />

zielstrebig arbeitet und steten Drang zur Veränderung verspürt. Er delegiert die Arbeiten,<br />

verliert den Überblick nie und muss Fehler sofort korrigieren. Der Choleriker<br />

ist ein direkter Mensch, der schnell zur Sache kommt. Es gelingt ihm gut, andere für<br />

eine Aktivität zu gewinnen. Er hat stets eine gute Antwort bereit und ist überzeugt,<br />

immer recht zu haben. Ein Choleriker benötigt nicht viele Freunde, sondern kommt<br />

auch als Einzelgänger gut zurecht und erreicht sein Ziel. Auch scheut er sich nicht<br />

vor Konflikten, sondern blüht dann erst richtig auf und geniesst Widersprüche und<br />

Streit. Der Choleriker ist unflexibel und kaum tolerant. Auch verliert er schnell die<br />

Geduld, wirkt aufbrausend und hat nicht selten einen Wutausbruch. Eine Schwäche<br />

dieses Typus’ ist es, dass er gegenüber seinen Freunden Besitz ergreifend ist und<br />

für sich das Recht beansprucht, für andere Entscheidungen zu treffen. Er kommandiert<br />

andere und hat die Tendenz sie auszunutzen. Auch ist er durch seine direkte<br />

Art oft beleidigend und kann taktlos sein. Er hat das Gefühl, dass er alles weiss und<br />

besser kann. Auch kann er eigene Fehler nicht eingestehen und sich nicht dafür entschuldigen.<br />

Auf andere Menschen wirkt dies oft unsympathisch. Ein Choleriker nimmt<br />

sich keine Zeit zur Erholung und kann sich nicht entspannen. Er eignet sich gut als<br />

Chef und Manager. Von seinen Mitarbeitern verlangt er absolute Loyalität und ist gegenüber<br />

Fehlern und schlechter Leistung intolerant. Ein Choleriker unterdrückt seine<br />

Gefühle und erlaubt sich keine Tränen. (1)<br />

9


4. Meine Eigenkompositionen<br />

4.1 Mein Arbeitsprozess im Überblick<br />

Nach meinem gründlichen Einlesen in die <strong>Temperamente</strong>nlehre stellte ich mir für<br />

meine anstehende Kompositionsarbeit die folgende Aufgabe: Jedes Temperament ist<br />

mit den wichtigsten Merkmalen zu charakterisieren. Zu jedem dieser wichtigsten<br />

Merkmale ist eine passende musikalische Umsetzung zu suchen. <strong>Die</strong>s ermöglichte<br />

mir, eine Vorstellung von meinen bevorstehenden Kompositionen zu bekommen.<br />

Genauso wie jedes Temperament mit andern eine Verbindung herstellt, soll dies<br />

auch bei meinen Kompositionen wahrgenommen werden. Dazu machte ich mir folgende<br />

Gedanken: Da die <strong>vier</strong> <strong>Temperamente</strong> ein geschlossenes Ganzes darstellen,<br />

so sollen auch alle meine Kompositionen etwas gemeinsam haben. <strong>Die</strong>se Vorgabe<br />

bezieht sich auf die Instrumentenwahl, das heisst, ein Instrument muss in allen <strong>vier</strong><br />

Kompositionen vorkommen. Hierfür wählte ich das Violoncello. Der Grund dafür ist<br />

einfach: Erstens kenne ich mich bei diesem Instrument am besten aus, und zweitens<br />

ist es vielfältig einsetzbar, womit sich jedes Temperament gut darstellen lässt.<br />

Wie in der <strong>Temperamente</strong>nlehre kurz erwähnt wurde, gibt es zwei natürliche Verbindungen:<br />

Choleriker/Sanguiniker und Melancholiker/Phlegmatiker. <strong>Die</strong>se Verknüpfung<br />

ist auch in der Instrumentenwahl sichtbar. <strong>Die</strong> Kompositionen des Phlegmatikers<br />

und des Melancholikers habe ich für zwei Violoncelli komponiert. Da diese<br />

<strong>Temperamente</strong> beide das Pessimistische und Introvertierte verkörpern, fand ich es<br />

angebracht, die beiden Musikstücke mit den gleichen Instrumenten zu besetzen. Der<br />

Choleriker und der Sanguiniker sind beide optimistisch und extrovertiert. Mit zwei<br />

gleichen Instrumenten wären diese <strong>Temperamente</strong> zu wenig aufgefallen. Ich wollte<br />

ihnen unbedingt noch eine andere, neue Klangfarbe geben. Es sollte ein Instrument<br />

sein, das auch sehr laut werden kann und über einen grossen Ambitus verfügt, am<br />

besten ein Harmonie-Instrument, das die Stücke mit Akkorden unterlegen kann. Hierfür<br />

wählte ich das Kla<strong>vier</strong>.<br />

Meine <strong>vier</strong> Stücke sind nicht an eine bestimmte Tonart gebunden. Tendenziell versuchte<br />

ich, den pessimistischen Melancholiker und Phlegmatiker in einem traurigen,<br />

moll-orientierten Klangraum spielen zu lassen und den optimistischen Sanguiniker<br />

und Choleriker in einem fröhlichen Dur-Tonraum. <strong>Die</strong> Tempi und die Dauer der Stücke<br />

entsprechen dem jeweiligen Temperament. Mit der Dauer konnte ich auch gerade<br />

die sich ergänzenden Verbindungen darstellen: Mir war klar, dass die Kompositionen<br />

des Melancholikers und Cholerikers länger sein müssen als jene der andern<br />

beiden. Beide haben sie einen ausgeprägten Schlussteil, der ihr Durchhaltevermögen<br />

und ihre Zielstrebigkeit repräsentiert. <strong>Die</strong> Mischung sanguinisch/phlegmatisch<br />

neigt dazu, arbeits- und antriebsscheu zu sein. Ihr Durchhaltevermögen ist gering, so<br />

sind auch ihre Kompositionen kürzer.<br />

10


4.2 Melancholiker<br />

4.2.1 Charaktereigenschaften und meine musikalische Umsetzung im Überblick<br />

Charakterzüge musikalische Umsetzung<br />

pessimistisch, introvertiert zwei Violoncelli, moll-klingend<br />

sehr ehrgeiziger, ausdauernder Typus,<br />

beendet alles, was er begonnen hat<br />

längste Komposition, grosse Phrasen<br />

analysiert und überprüft gern wiederkehrende Motive<br />

Perfektionist, aufs Detail versessen, kre- Umkehrungen und sonstige leichte Abativänderungen<br />

der Motive<br />

plant bevor er mit etwas beginnt Vorspiel<br />

Schwermut, tiefe Gefühlswelt in den tieferen Lagen des Violoncellos<br />

sehr leidenschaftlich und emotional, lebt<br />

in einer anderen Welt<br />

im romantischen Stil, sehr gesanglich<br />

trifft keine voreiligen Entscheidungen keine schnellen Notenwerte<br />

innere Konflikte wegen Unzufriedenheit Dissonanzen<br />

nachdenklich, letzte Überprüfung Reprise<br />

einfühlsam Imitationen<br />

ordentlich, sauber, sorgfältig klare Linienführung<br />

hängt am Negativen, deprimiert, schnell musikalische „Depression“, tiefste Tonla-<br />

gekränkt und beleidigt, falsche Bescheigen des Violoncellos, schmerzende Disdenheit,<br />

zu geringe Selbsteinschätzung,<br />

kann sich selbst nicht leiden, schmollt<br />

sonanzen<br />

launisch Stimmungswechsel<br />

Abb. 2: Charakterzüge des Melancholikers (1) und meine musikalische Umsetzung im Überblick<br />

<strong>Die</strong> Komposition des Melancholikers, im Umfang von 72 Takten, dauert ca. 4 Minuten<br />

30 Sekunden. Verglichen mit den andern drei Kompositionen ist sie mit Abstand<br />

die längste. Der Grund dafür ist einfach: Der Melancholiker arbeitet jeden Gedankengang<br />

oder jede Idee bis ins Detail aus, wobei er sich gerne in Kleinigkeiten verliert.<br />

Auch beendet er stets alles, was er angefangen hat. Genau nach diesen spezifischen<br />

Charakterzügen ist diese Komposition aufgebaut. Bei meiner Komposition<br />

fällt einem auf, dass mehre Motive immer wieder auftauchen. Auch werden einzelne<br />

Themen wiederholt, werden jedoch motivisch verarbeitet. <strong>Die</strong> sich repetierenden Motive<br />

und Melodien stellen die Überprüfung und Verbesserung des Melancholikers<br />

musikalisch dar. Zwei Motive haben dabei eine zentrale Bedeutung:<br />

1. Motiv<br />

2. Motiv<br />

Abb. 3: Notenbeispiel Melancholiker, Takte 5-7<br />

11


Das 2. Violoncello beginnt alleine mit einem Doppelgriff in tiefen Lagen mit langsam<br />

zu spielenden halben Notenwerten im piano. <strong>Die</strong>se <strong>vier</strong> Takte klingen für den Zuhörer<br />

wie ein Vorspiel. Somit kann man von Anfang an in die tiefe Gefühlswelt des Melancholikers<br />

einsteigen und auch die Schwermut und den Pessimismus spüren. In<br />

Takt 5 setzt die 1. Stimme ein. Sie ist sehr gesanglich und voller Leidenschaft. Auch<br />

bei dieser Komposition fällt einem auf, dass das Grundtempo langsam ist. Ein Melancholiker<br />

trifft keine voreiligen Entscheidungen und arbeitet genau.<br />

Der Mittelteil meiner Komposition vertont die düstere, traurige Stimmung des Melancholikers.<br />

Beide Violoncelli spielen in ihren tiefsten Lagen. An dieser Stelle soll<br />

dem Zuhörer klar werden, dass dieser Typus ein introvertierter Pessimist ist. Viele<br />

Dissonanzen sind zu hören. <strong>Die</strong>se deuten auf die innerlichen Konflikte dieses Typus’<br />

hin, der an seiner Unentschlossenheit und Unvollkommenheit leidet. Der Mittelteil soll<br />

eine musikalische „Depression“ darstellen.<br />

Abb. 4: Notenbeispiel Melancholiker, Takte 40- 44<br />

Seine grosse Leidenschaft für die Schönheit lässt den Deprimierten jedoch nicht im<br />

Stich und das 2. Motiv taucht wieder auf.<br />

Der Schlussteil umfasst nur die zwei wichtigen Motive 1 und 2. Das Motiv 2 erscheint<br />

hier in einer Umkehrung, leicht verändert.<br />

Abb. 5: Notenbeispiel Melancholiker, Takte 54- 56<br />

Der Gedanke der Umkehrungen soll hier musikalisch den Melancholiker darstellen,<br />

der noch einmal alles von vorne nach hinten und von hinten nach vorne überprüft.<br />

Das Motiv 1 ist in den ersten Takten der Reprise noch unverändert vorhanden, später<br />

verändert es sich mehrmals rhythmisch.<br />

Abb. 6: Notenbeispiel Melancholiker, Takte 57- 62<br />

Der lange Schlussteil der Komposition zeigt die grosse Ausdauer des Melancholikers<br />

auf. Dem Zuhörer wird also klar, dass dieser Typus ein Perfektionist ist. <strong>Die</strong> Notenwerte<br />

werden von Takt zu Takt grösser, bis die Komposition endlich mit einem erlö-<br />

12


senden D-Dur Dreiklang endet. <strong>Die</strong>se Komposition lässt sich in die Form ABC einordnen.<br />

4.2.2 Kommentar zur Aufführung<br />

Bei dieser Komposition ist alles sehr frei. Taktstriche sind zwar vorhanden, man darf<br />

sie jedoch gerne auch wegdenken. Sie dienen lediglich zur Vereinfachung des Zusammenspiels.<br />

<strong>Die</strong> Hauptsache ist, dass man die Komposition voller Emotionen und<br />

Leidenschaft spielt. Verzierungen sind durchaus erwünscht.<br />

4.3 Sanguiniker<br />

4.<strong>3.</strong>1 Charaktereigenschaften und meine musikalische Umsetzung im Überblick<br />

Charakterzüge musikalische Umsetzung<br />

optimistisch, extrovertiert Violoncello und Kla<strong>vier</strong>, Dur-klingend<br />

lebhaft, voller Energie schnelles Tempo, grosse Gestik (Artikulation)<br />

wiederholend, vergesslich Form AABA’C<br />

redselig, rastlos, kennte keine Langewei- stetige Fortspinnung, keine langen Paulesen<br />

leichtlebig, verspielt 3/4 Taktart, tänzerisch, pizzicato<br />

kindisch, sorglos, hektisch Triller, punktierte Notenwerte<br />

überschwänglich, übertrieben grosse Kontraste in Dynamik und Gestik<br />

humorvoll musikalischer Witz<br />

frech, nervig schräge Töne, Dissonanzen, akkordfremd<br />

lustig staccati, Dissonanzen<br />

oberflächlich hohe Tonlagen<br />

undiszipliniert, schnell ablenkbar und<br />

ungeduldig<br />

kürzeste Komposition<br />

Abb. 7: Charakterzüge des Sanguinikers (1) und meine musikalische Umsetzung im Überblick<br />

<strong>Die</strong>se Komposition umfasst 140 Takte und dauert ca. 2 Minuten 10 Sekunden. <strong>Die</strong>se<br />

Komposition ist die kürzeste, da dieser Typus ungeduldig und leicht ablenkbar ist.<br />

<strong>Die</strong> Wahl der ¾ Taktart lässt sich dadurch erklären, dass der Sanguiniker ein leichtlebiger,<br />

nicht bodenständiger Typus ist. Mit dieser Taktwahl und dem schnellen<br />

Tempo gewinnt das Stück an Leichtigkeit. Das Stück klingt schwungvoll und ist voller<br />

Energie. Der Sanguiniker liebt es, sich selbst ins Zentrum zu stellen, dabei geht ihm<br />

der Atem nie aus. <strong>Die</strong> Komposition muss deshalb auch etwas ausgefallen, extrovertiert<br />

klingen. <strong>Die</strong> „schrägen“ Töne und Klänge sollen die Zuhörer zum Schmunzeln<br />

bringen. Das schnelle Tempo stellt einerseits die Lebhaftigkeit und die Energie dieses<br />

Typus’ dar, andererseits soll es zeigen, dass der Sanguiniker sehr neugierig ist<br />

und keine Langeweile kennt. Bei dieser Komposition gibt es deswegen auch keine<br />

längeren Pausen; alles ist stets in Bewegung.<br />

Der Beginn (T 1- 27) richtet sich nach h-moll aus. In Takte 28- 35 gibt es jedoch eine<br />

Überleitung mit jazzigen Akkorden, die sich nicht mehr nach der vorherigen Tonart<br />

richten. <strong>Die</strong>s löst beim Zuhörer eine Neugierde aus, und er wird auf den Sanguiniker<br />

aufmerksam. <strong>Die</strong>se Überleitung führt jedoch wieder in die ausgeschriebene Wieder-<br />

13


holung des ersten Teils. Auch die Überleitung taucht noch einmal auf und kündigt<br />

einen Stimmungswechsel an. In Takt 70 findet ein plötzlicher Tempowechsel statt.<br />

Das langsamere Tempo führt zu einer vorübergehenden Beruhigung. <strong>Die</strong> arpeggierten<br />

Akkorde, in pizzicato zu spielen, sorgen jedoch in der Violoncellostimme dafür,<br />

dass das Stück nicht seinen spielerischen, aufheiternden Charakter verliert.<br />

Abb. 8: Notenbeispiel Sanguiniker, Takte 23- 25<br />

Der Sanguiniker tendiert dazu, sehr oberflächlich zu sein: Das Spiel in höheren Lagen<br />

soll dies darstellen.<br />

Der Sanguiniker hat eine offene Haltung gegenüber Neuem, auch will er Aufmerksamkeit<br />

erlangen. <strong>Die</strong> Achtelläufe in Gegenbewegung im Mittelteil sollen diese Eigenschafen<br />

musikalisch wie auch bildlich darstellen. Bildlich gesehen ist es entweder<br />

ein Blickwinkel, der offen, allumfassend ist oder einer, der eng, fokussiert ist. <strong>Die</strong>s ist<br />

davon abhängig, ob die beiden Stimmen nun in Gegenbewegung auseinander oder<br />

zueinander führen.<br />

Der allumfassende Blickwinkel steht für die offene Haltung gegenüber Neuem.<br />

Abb. 9: Notenbeispiel Sanguiniker, Takte 131- 132<br />

Der fokussierte Blickwinkel soll darstellen, wie sich der Sanguiniker ins Zentrum stellt<br />

und eine dominierende Haltung einnimmt.<br />

Abb. 10: Notenbeispiel Sanguiniker, Takte 100- 101<br />

14


Im Stück kommen jedoch auch parallel laufende Achtelläufe vor, quasi als Kontrast<br />

zur Gegenbewegung. Damit wird das Kreative des Sanguinikers dargestellt.<br />

Abb. 11: Notenbeispiel Sanguiniker, Takt 13<br />

<strong>Die</strong> Achtelläufe sind in allen drei Stimmen auffindbar. <strong>Die</strong> endlose Energie dieses<br />

Typus’ wird somit nicht in Frage gestellt.<br />

Man sagt, der Sanguiniker bleibe stets ein Kind: <strong>Die</strong> Triller gegen Schluss des Stückes<br />

sollen dies hervorheben.<br />

Abb. 12: Notenbeispiel Sanguiniker, Takte 133- 136<br />

<strong>Die</strong> Komposition wird im forte mit einem musikalischen Witz (s. T 133- 140) abgeschlossen.<br />

<strong>Die</strong>s soll die Zuhörer aufheitern und noch einmal die humorvolle, läppische<br />

und kindische Art des Sanguinikers verdeutlichen. Das Stück lässt sich also in<br />

die Form AABA’C gliedern.<br />

4.<strong>3.</strong>2 Kommentar zur Aufführung<br />

Das ganze Stück, als Scherzo gedacht, soll mit Leichtigkeit und Humor gespielt werden.<br />

<strong>Die</strong> Dynamik bewegt sich im Spielraum zwischen forte und piano. Das Stück ist<br />

ganztaktig zu empfinden.<br />

15


4.4 Phlegmatiker<br />

4.4.1 Charaktereigenschaften und meine musikalische Umsetzung im Überblick<br />

Charakterzüge musikalische Umsetzung<br />

pessimistisch, introvertiert zwei Violoncelli, moll-klingend<br />

gemütlich, langsam, ruhig langsames Tempo, keine schnellen No-<br />

wenig Motivation und Durchhaltevermögen <br />

tenwerte<br />

auf musikalischen Antrieb (Motor) von<br />

aussen angewiesen, kurze Melodiephrasen<br />

mag keine Veränderung, ausgeglichen Grundstimmung wird beibehalten<br />

friedlich, angenehm, zufrieden wohlklingend, harmonisch<br />

beruhigend, entspannend, distanziert Liegetöne, etwas meditativ<br />

geht Konflikten aus dem Weg kaum dissonante Klänge<br />

nicht anspruchsvoll einfacher Aufbau<br />

lässt sich gerne führen, scheut Aufwand,<br />

faul, will keine Verantwortung übernehmen<br />

Kanon und Imitation<br />

wenig Ausdauer kurzer Schlussteil<br />

mitfühlend gesanglich, melodiös<br />

eiserner Wille, starrköpfig strenge Imitation im Wechselspiel der<br />

beiden Stimmen<br />

Abb. 13: Charakterzüge des Phlegmatikers (1) und meine musikalische Umsetzung im Überblick<br />

<strong>Die</strong> Komposition des Phlegmatikers, im Umfang von 66 Takten, hat eine Spieldauer<br />

von ca. 3 Minuten 20 Sekunden. Wie oben bereits erwähnt ist dieses Stück für zwei<br />

Violoncelli geschrieben. Das Tempo ist gemütlich, langsam und ruhig. Es geschieht<br />

nichts Hektisches, alles ist leise und lässt sich leicht übers Ohr aufnehmen. <strong>Die</strong>s ist<br />

schon rein am Notenbild sichtbar: Der schnellste Notenwert ist ein Achtel. Der<br />

Phlegmatiker hat eher Mühe, sich für etwas zu begeistern, oft fehlt ihm das Durchhaltevermögen.<br />

Er muss also stets von andern etwas „gepusht“ und angetrieben werden.<br />

Auch in meinem Musikstück wird der Phlegmatiker angetrieben. Für diesen Antrieb<br />

habe ich ein Motiv gewählt, das auf den Zuhörer wie ein „Motor“ wirken soll:<br />

Abb. 14: Notenbeispiel des Phlegmatikers, Takt 3<br />

Das Motiv (Motor) taucht während des ganzen Stückes immer wieder auf, in der 1.<br />

wie auch in der 2. Stimme. Am Anfang wie am Schluss des Stückes ist es steter Begleiter<br />

und „Aufseher“ der 1. Stimme. Der Motor ist ein sehr simples, eintaktiges Motiv.<br />

Da der Phlegmatiker schnell zufrieden und nicht anspruchsvoll ist und vor allem,<br />

weil er Veränderungen hasst, bleibt auch der Motor beständig. Wenn man nun den<br />

Beginn der Komposition betrachtet, ist folgendes feststellbar: Das eintaktige Motiv<br />

der 2. Stimme beginnt alleine und dient quasi als Starthilfe für den Phlegmatiker. Im<br />

<strong>3.</strong> Takt setzt der Phlegmatiker (Oberstimme) mit fallenden Liegetönen ein.<br />

16


Abb. 15: Notenbeispiel des Phlegmatikers, Takte 3- 8<br />

<strong>Die</strong>se klingen wie von fern und sollen auf den Zuhörer beruhigend und entspannend<br />

wirken. Bei diesen Liegetönen beobachtet der Phlegmatiker aber meistens nur, wirkt<br />

unaufdringlich, zurückhaltend und friedlich. Der Motor in der unteren Stimme führt<br />

weiter. Nach einer Überleitung in Takt 9 setzt wiederum das Grundmotiv ein.<br />

Abb. 16: Notenbeispiel des Phlegmatikers, Takte 8- 10<br />

In Takt 10 beginnt die Oberstimme mit der Melodie, die sich bis Takt 23 erstreckt.<br />

<strong>Die</strong> Melodiephrasen umfassen, wegen der kurzen Ausdauer des Phlegmatikers, jeweils<br />

nur drei bis <strong>vier</strong> Takte. Sie sind sehr gesanglich und espressivo zu spielen. Das<br />

Metrum ist ziemlich frei (viele ritardandi). Damit kommt das Zögernde, Träge und<br />

Zaghafte dieses Gemüts besser zum Zug. In Takt 23 endet der Motor und ruht für<br />

sechs Takte. In Takt 24 führt die 2. Stimme erstmals ein Thema (2. Thema), das von<br />

der Oberstimme in einer freien Imitation beantwortet wird. Der träge Phlegmatiker (1.<br />

Stimme) fügt sich und lässt sich von der 2. Stimme führen. Für den Phlegmatiker ist<br />

dies mit geringem Aufwand verbunden, er kann mehr oder weniger unbeteiligt bleiben,<br />

was ihm nur allzu recht ist. Ein ebensolches Beispiel lässt sich von Takt 42 bis<br />

48 in einem Kanon aufzeigen, beginnend mit der 2. Stimme.<br />

Abb. 17: Notenbeispiel des Phlegmatikers, Takte 42- 46<br />

Der Kanon verarbeitet auch Material des Themas (vergleiche T 24-26 mit T 46-48).<br />

Auf den Kanon folgt ein Wechselspiel der beiden Stimmen mit dem eintaktigen<br />

Grundmotiv (Motor) und dem wieder aufgenommenen Takt 28, der in Takt 50 eine<br />

Quinte tiefer erscheint. <strong>Die</strong>sen Takt habe ich absichtlich nach unten transponiert, um<br />

auf eine frühzeitige Erschlaffung und auf das geringe Durchhaltevermögen des<br />

Phlegmatikers hinzuweisen. Das Wechselspiel der beiden Stimmen hat auch eine<br />

besondere Bedeutung: Es soll die Starrköpfigkeit und den eisernen Willen des<br />

Phlegmatikers verdeutlichen.<br />

17


Abb. 18: Notenbeispiel des Phlegmatikers, Takte 49- 51<br />

Mit Takt 52 beginnt der Schlussteil, quasi als Reprise, mit leicht verändertem Tonmaterial.<br />

Das Stück endet mit einem h-moll Akkord. Der Schlussteil ist aufgrund der<br />

schwachen Ausdauer des Phlegmatikers kurz gefasst. <strong>Die</strong> Komposition lässt sich in<br />

eine ABA’ Form einordnen.<br />

4.4.2 Kommentar zur Aufführung<br />

<strong>Die</strong>ses Stück ist mit viel Ausdruck und Phantasie zu spielen. Es ist erlaubt, ja sogar<br />

empfohlen, den Notentext ziemlich frei zu interpretieren. Schliesslich hat der Phlegmatiker<br />

eine lasche Disziplin. Dynamisch ist hauptsächlich alles in einem piano<br />

gehalten. Umso mehr müssen die Melodien espressivo gespielt werden.<br />

18


4.5 Choleriker<br />

4.5.1 Charaktereigenschaften und meine musikalische Umsetzung im Überblick<br />

Charakterzüge musikalische Umsetzung<br />

optimistisch, extrovertiert Violoncello und Kla<strong>vier</strong>, Dur-klingend<br />

Einzelgänger, unabhängig Beginn einstimmig<br />

selbstsicher, entschlossen klare Linienführung, Akzente<br />

ungeduldig, schnell wütend musikalischer „Wutausbruch“ (virtuose<br />

Läufe in der Kla<strong>vier</strong>stimme, fortissimo)<br />

streitsüchtig, energisch, trifft voreilige<br />

Entscheidungen, unflexibel, geniesst Widersprüche<br />

Dissonanzen<br />

furchtlos, dominant, herrisch, dynamisch hohe Lautstärke<br />

verspürt stetigen Drang zur Veränderung verschiedene Klangbilder<br />

guter Leiter, der Macher, ordentlich, or- musikalische Szene: Arbeiter (Violoncelganisiertlo)<br />

und Chef (Kla<strong>vier</strong>) → klare Zuweisung<br />

der Stimmen<br />

stets beschäftigt dauernde Fortspinnung<br />

Durchhaltevermögen, erreicht stets das<br />

Ziel<br />

grosser Spannungsbogen im Schlussteil<br />

nicht emotional, Abneigung gegenüber<br />

Tränen und Gefühlen, taktlos<br />

affektvoll, nicht allzu gesanglich<br />

Abb. 19: Charakterzüge des Cholerikers (1) und meine musikalische Umsetzung im Überblick<br />

<strong>Die</strong> Komposition des Cholerikers, im Umfang von 96 Takten, dauert ca. 3 Minuten 50<br />

Sekunden. <strong>Die</strong>ses Stück enthält viel Spannung, Wucht und Energie. So wie der Choleriker<br />

selbständig und oft ein Einzelgänger ist, so beginnt auch meine Komposition<br />

einstimmig. Das Violoncello beginnt mit voller Überzeugung. Der Rhythmus ist starr<br />

und wirkt mit dem punktierten Achtel energisch und dominant, wie ein herrischer König.<br />

Nach dem <strong>vier</strong>ten Takt setzt das Kla<strong>vier</strong> mit durchlaufenden Triolen ein. Durch<br />

diese beständige Bewegung entsteht ein vorwärts treibendes Muster, das wie endlos<br />

erscheint. Der Ehrgeiz dieses Typus’ soll damit dargestellt werden. Während dieser<br />

Bewegung des Kla<strong>vier</strong>s sind in der Cellostimme vorerst klar prägnante Vierteltöne<br />

hörbar. Der Choleriker hat stets einen kühlen Verstand, auch wenn es manchmal in<br />

seinem Umfeld hektisch wird. In Takt 10 werden die Viertel in der Cellostimme zu<br />

Achteln und Achteltriolen. In Takt 11 erscheinen sogar Sechzehntel. Dadurch wird<br />

die Sturheit des Cholerikers hinterfragt, und etwas Neues wird angedeutet. Nun<br />

nimmt das Violoncello in Takt 13 die Achteltriolenbewegung auf. <strong>Die</strong> Melodie der<br />

Kla<strong>vier</strong>stimme mit unterlegten Quarten klingt chinesisch.<br />

Abb. 20: Notenbeispiel Choleriker, Takte 15- 18<br />

19


Im Auftakt zu Takt 56 taucht in der Cellostimme erstmals ein markantes Motiv auf,<br />

das im weiteren Verlauf mehrere Male zu hören ist.<br />

Abb. 21: Notenbeispiel Choleriker, Takte 55- 56<br />

<strong>Die</strong>ses Motiv wirkt dominant und herrisch. Darauf folgt in der Cellostimme ein<br />

Stimmengewirr, das aus chromatisch triolischen 16tel- Läufen besteht. Hier wird das<br />

Bild einer Menge arbeitender Leute dargestellt. Unter der Leitung des Cholerikers<br />

(hier Kla<strong>vier</strong>) funktioniert jedoch alles bestens.<br />

Abb. 22: Notenbeispiel Choleriker, Takt 60<br />

Der Choleriker wird stets aufbrausender. In Takt 63 taucht das prägnante Motiv von<br />

Takt 56 wieder auf, diesmal jedoch in allen Stimmen. Der Choleriker verliert langsam<br />

seine Geduld. Er beginnt zu schimpfen und endet in einem Wutausbruch. Vor allem<br />

in der Kla<strong>vier</strong>stimme geht es wild zu und her. Erst ab Takt 79 besänftigt sich der Choleriker<br />

und macht voller Überzeugung einen Neubeginn, der mit Takt 81 in den<br />

Schlussteil führt. In diesem Teil werden die ersten drei Takte des Beginns zitiert. Der<br />

ganze Schlussteil ist voller Spannung und Energie. Der Choleriker hat erreicht, was<br />

er wollte und endet glücklich auf einem G-Dur Dreiklang. <strong>Die</strong>se Komposition lässt<br />

sich in die Form ABA’C einordnen.<br />

4.5.2 Kommentar zur Aufführung<br />

<strong>Die</strong> vielen Akzente und Dissonanzen sind deutlich zu spielen. Sie zeigen auf, wie<br />

stur, selbstsicher, willensstark und streitsüchtig der Choleriker ist. Da der Choleriker<br />

auch dazu neigt streitsüchtig zu sein und Konflikten nicht aus dem Weg geht, so<br />

müssen die vielen Dissonanzen gut zu hören sein. <strong>Die</strong> Melodien sollten nicht allzu<br />

gesanglich gespielt werden, da der Choleriker eine Abneigung gegenüber Gefühlen<br />

verspürt. Bei dieser Komposition geht es mehr um die Affekte.<br />

20


4.6 Notentexte meiner Eigenkompositionen<br />

4.6.1 Melancholiker<br />

21


4.6.2 Sanguiniker<br />

24


4.6.3 Phlegmatiker<br />

31


4.6.4 Choleriker<br />

33


5. Meine Testreihe<br />

5.1 Einführung in meine Testreihe<br />

Meine Testreihe besteht aus drei Teilschritten.<br />

1. Teilschritt: Der Proband hört sich meine <strong>vier</strong> Kompositionen ab Tonträger an.<br />

Danach stellt er eine Rangliste von 1- 4 auf, die seine persönliche Wertung<br />

der Musikstücke wiedergibt.<br />

2. Teilschritt: Der Proband füllt einen Fragebogen im Internet aus<br />

(http://www.temperamentenlehre.de/test_neu.php). Das Resultat dieses Fragebogens<br />

gibt seine individuelle Veranlagung bezüglich der <strong>vier</strong> <strong>Temperamente</strong><br />

wieder.<br />

<strong>3.</strong> Teilschritt: Dem Probanden wird jedes der <strong>vier</strong> <strong>Temperamente</strong> kurz vorgestellt.<br />

Anschliessend sollen die <strong>vier</strong> <strong>Temperamente</strong> den <strong>vier</strong> Tonbeispielen zugeordnet<br />

werden. Dabei wird ihm der Beginn jeder Komposition noch einmal<br />

hörbar gemacht.<br />

<strong>Die</strong> Testreihe wurde mit 20 Personen im Alter zwischen 17 und 53 Jahren durchgeführt.<br />

Darunter waren fünfzehn Studenten, drei Lehrkräfte, eine diplomierte Pflegefachfrau<br />

und ein Architekt. Alle haben sie ein mittleres bis grosses Interesse an Musik.<br />

<strong>Die</strong> Testrunde dauerte jeweils ca. 40 Minuten.<br />

Um eine möglichst ausgeglichene Verteilung der dominantesten <strong>Temperamente</strong><br />

unter den Probanden zu erreichen, suchte ich mir meine Testpersonen im Vorfeld<br />

gezielt aus. Ich musste also die jeweilige Person gut kennen, damit ich ihr dominantes<br />

Temperament schon vor der Testreihe „bestimmen“ konnte. Der <strong>Temperamente</strong>ntest<br />

im Internet zeigt jedoch auf, dass meine persönliche Einschätzung für einige<br />

Probanden nicht zutraf. <strong>Die</strong>se Differenz trat jedoch nur bei den jüngeren Probanden<br />

auf. <strong>Die</strong>se schätzen sich offenbar selbst anders ein, als sie gegen aussen wirken. Bei<br />

den älteren Testpersonen haben jedoch meine Einschätzungen mit dem Ergebnis<br />

des <strong>Temperamente</strong>ntests grundsätzlich übereingestimmt.<br />

Unter meinen 20 Probanden resultierte also keine gleichgewichtige Verteilung der<br />

dominantesten <strong>Temperamente</strong>. Unter ihnen befanden sich: zehn Melancholiker, fünf<br />

Sanguiniker, <strong>vier</strong> Phlegmatiker und nur ein Choleriker.<br />

41


5.2 Testbogen zu Handen der Probanden<br />

42


5.3 Ergebnisse der Testreihe<br />

5.<strong>3.</strong>1 Wertung meiner Musikstücke<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

Rangliste nach Beliebtheit meiner Eigenkompositionen<br />

Rang 1 Rang 2 Rang 3 Rang 4<br />

Abb: 23: Säulendiagramm zeigt Beliebtheit meiner Eigenkompositionen<br />

Melancholiker<br />

Sanguiniker<br />

Phlegmatiker<br />

Choleriker<br />

Kommentar:<br />

Aus der Graphik wird gut sichtbar, dass das Musikstück C „Phlegmatiker“ bei den<br />

Probanden am beliebtesten war. An zweiter Stelle folgt das Musikstück B „Sanguiniker“.<br />

<strong>Die</strong>s mag vielleicht daran liegen, dass Sanguiniker und Phlegmatiker bei anderen<br />

Menschen beliebt sind. Der Grund dafür kann jedoch genauso gut in den betreffenden<br />

Kompositionen liegen, denn hier kommen weniger dissonante Klänge vor.<br />

Auch ist beim Musikstück C „Phlegmatiker“ der formale Aufbau sehr einfach gehalten.<br />

<strong>Die</strong>se Komposition ist also leicht verständlich und angenehm zu hören. Beim<br />

Musikstück B „Sanguiniker“ ist noch zu erwähnen, dass mehrere Wiederholungen<br />

einzelner Teile vorkommen, was das hörbare Erfassen dieser Musik sicher erleichtert.<br />

Das Musikstück A „Melancholiker“, wie das Musikstück D „Choleriker“ waren bei<br />

den Probanden weniger beliebt. Der Aufbau dieser beiden Kompositionen ist komplexer,<br />

vieles wird hier motivisch verarbeitet und erfordert somit ein aktiveres Zuhören.<br />

5.<strong>3.</strong>2 Zusammenhänge zwischen Temperament und meinen<br />

Eigenkompositionen<br />

Verhältnis zw. dominantem Temperament und der<br />

Rangierung des entsprechenden gleichnamigen<br />

Musikstücks<br />

50%<br />

10%<br />

40%<br />

Rang 1<br />

Rang 3<br />

Rang 4<br />

Abb. 24: Kreisdiagramm zeigt Zusammenhang zwischen dominantem Temperament und<br />

gleichnamigem Musikstück<br />

43


Kommentar:<br />

Auffallend ist, dass sich hier zwei grosse Gruppierungen bilden. Bei der einen Gruppe<br />

(40%) wirken die entsprechenden gleichnamigen Musikstücke anziehend, was<br />

dem Rang 1 entspricht. Bei der anderen Gruppe (50%) wirken die entsprechenden<br />

gleichnamigen Musikstücke eher abstossend, was hier dem Rang 3 entspricht. Nur<br />

drei Personen setzten das gleichnamige Musikstück auf Rang 4; kein Proband setzte<br />

es jedoch auf Rang 2.<br />

Verhältnis zw. zweitstärkstem Temperament und der<br />

Rangierung des entsprechenden gleichnamigen<br />

Musikstücks<br />

45%<br />

15%<br />

40%<br />

Rang 1<br />

Rang 2<br />

Rang 4<br />

Abb. 25: Kreisdiagramm zeigt Zusammenhang zwischen zweitstärkstem Temperament und<br />

gleichnamigem Musikstück<br />

Kommentar:<br />

Auch hier sind die zwei Gruppierungen sichtbar, wohl weniger deutlich als beim dominanten<br />

Temperament der Probanden. Rang 3 fällt hier weg.<br />

Verhältnis zw. drittstärkstem Temperament und der<br />

Rangierung des entsprechenden, gleichnamigen<br />

Musikstücks<br />

30%<br />

45%<br />

10%<br />

15%<br />

Rang 1<br />

Rang 2<br />

Rang 3<br />

Rang 4<br />

Abb. 26: Kreisdiagramm zeigt Zusammenhang zwischen drittstärkstem Temperament und<br />

gleichnamigem Musikstück<br />

Kommentar:<br />

Hier sind erstmals alle <strong>vier</strong> Ränge vertreten. <strong>Die</strong> zwei grossen Teilmengen sind auch<br />

hier vorhanden, jedoch weniger ausgeprägt.<br />

44


Verhältnis zw. schwächstem Temperament und der<br />

Rangierung des entsprechenden gleichnamigen<br />

Musikstücks<br />

5%<br />

10%<br />

40% Rang 1<br />

45%<br />

Rang 2<br />

Rang 3<br />

Rang 4<br />

Abb. 27: Kreisdiagramm zeigt Zusammenhang zwischen schwächstem Temperament und<br />

gleichnamigem Musikstück<br />

Kommentar:<br />

Deutlich sind hier wieder die zwei grossen Teilgruppen sichtbar. Auch hier wirken die<br />

entsprechenden gleichnamigen Musikstücke entweder anziehend (Rang 3) oder eher<br />

abstossend (Rang 1).<br />

<strong>Die</strong>se <strong>vier</strong> Diagramme zeigen einen bestehenden Zusammenhang zwischen Temperament<br />

und der Beliebtheit meiner Musikstücke. <strong>Die</strong> Probanden teilten sich jedoch in<br />

zwei Gruppen auf: <strong>Die</strong> einen fühlten sich durch das Gleiche angezogen, die andern<br />

liessen sich vom Gegenteiligen ansprechen. In diesem Zusammenhang bleibt zu erwähnen,<br />

dass bei sechs Probanden die persönliche Verteilung der <strong>vier</strong> <strong>Temperamente</strong><br />

mit ihrer Rangierung meiner <strong>vier</strong> Musikstücke völlig übereinstimmte.<br />

5.<strong>3.</strong>3 Zuweisung der <strong>vier</strong> <strong>Temperamente</strong> zu den jeweiligen Musikstücken<br />

A, B, C, D<br />

45%<br />

Zuweisung der <strong>vier</strong> <strong>Temperamente</strong> zu den jeweiligen<br />

Vertonungen<br />

5%<br />

50%<br />

Alles richtig zugeordnet<br />

Zwei richtig zugeordnet<br />

Keines richtig zugeordnet<br />

Abb. 28: Kreisdiagramm zeigt wie die <strong>vier</strong> <strong>Temperamente</strong> zu den jeweiligen <strong>Temperamente</strong>n zugewiesen<br />

wurden<br />

Kommentar:<br />

Unter den 20 Probanden ist es zehn Personen gelungen, alles richtig zuzuweisen.<br />

Weitere neun haben zwei richtig zugeordnet, bei einer Person war jedoch keine Zuteilung<br />

richtig.<br />

Wichtig ist noch zu erwähnen, dass von den neun Probanden, die jeweils zwei Musikstücke<br />

richtig zugeordnet haben, acht Personen die <strong>Temperamente</strong> nur innerhalb<br />

45


der natürlichen Verbindung (Phlegmatiker und Melancholiker/Sanguiniker und Choleriker)<br />

verwechselt haben.<br />

Bezug nehmend nur auf die natürlichen Verbindungen der <strong>Temperamente</strong> ist 18<br />

Probanden eine richtige Zuteilung der Musikstücke gelungen.<br />

46


6. Schlussbetrachtung<br />

Im Verlauf meiner Maturaarbeit konnte ich stets wieder etwas Neues lernen oder<br />

entdecken, sei es aus musikalischer oder psychologischer Sicht. Trotz des grossen<br />

zeitlichen Aufwands verleidete mir die Arbeit nie. Ganz im Gegenteil fand ich mein<br />

Thema von Tag zu Tag spannender und beeindruckender.<br />

Bezug nehmend auf meine Leitfrage „Kann ich die <strong>vier</strong> <strong>Temperamente</strong> musikalisch<br />

passend umsetzen, und werden meine Eigenkompositionen zu den <strong>vier</strong> <strong>Temperamente</strong>n<br />

von Menschen unterschiedlich wahrgenommen, je nach Ausprägung ihrer<br />

individuellen Charakteranlage?“ lassen sich durchaus Resultate aufzeigen. <strong>Die</strong> Auswertung<br />

der Testreihe beweist, dass mir die musikalische Umsetzung der <strong>vier</strong> <strong>Temperamente</strong><br />

offenbar gut gelungen ist. <strong>Die</strong> jeweilige Zuweisung konnte von vielen<br />

Probanden gelöst werden. Durchaus lassen sich auch Zusammenhänge zwischen<br />

Temperament und meinen Eigenkompositionen finden. Obwohl in meiner Auswertung<br />

bereits signifikante Resultate vorliegen, bin ich mir bewusst, dass die Zahl meiner<br />

Probanden (20 Personen) natürlich viel zu klein ist, um aussagekräftige Ergebnisse<br />

zu erhalten. Dazu müsste die Befragung mit viel mehr Testpersonen durchgeführt<br />

werden. <strong>Die</strong>s führte jedoch zu neuen Problemen: Meine Befragung dauert<br />

ziemlich lang (Dauer: 40 Minuten), wohl eine zu grosse Zumutung für viele Personen.<br />

Meine <strong>vier</strong> Eigenkompositionen müssten demnach kürzer sein. Auch schien mir der<br />

<strong>Temperamente</strong>ntest im Internet verbesserungsbedürftig, denn die Resultate einzelner<br />

Probanden waren wenig überzeugend.<br />

47


7. Zusammenfassung<br />

Im Rahmen meiner Matura-Arbeit lautete meine Leitfrage: „Kann ich die <strong>vier</strong> <strong>Temperamente</strong><br />

musikalisch passend umsetzen, und werden meine Eigenkompositionen zu<br />

den <strong>vier</strong> <strong>Temperamente</strong>n von Menschen unterschiedlich wahrgenommen, je nach<br />

Ausprägung ihrer individuellen Charakteranlage?“<br />

Zuerst verschaffte ich mir Informationen zur <strong>Temperamente</strong>nlehre, welche ich der<br />

Lektüre von Quellentexten entnehmen konnte. Anschliessend erstellte ich <strong>vier</strong> Eigenkompositionen,<br />

in denen die <strong>vier</strong> <strong>Temperamente</strong> einzeln musikalisch dargestellt<br />

werden. Als Vorbereitung dazu charakterisierte ich jedes Temperament mit den wichtigsten<br />

Merkmalen und suchte eine passende musikalische Umsetzung. <strong>Die</strong>s gab mir<br />

eine Vorstellung für meine Vertonungen. So wie die <strong>Temperamente</strong> untereinander<br />

Verbindungen herstellen, so sollte dies auch bei meinen Kompositionen der Fall sein.<br />

In der Instrumentenwahl meiner Vertonungen wird z.B. die natürliche Verbindung<br />

(Choleriker/Sanguiniker und Melancholiker/Phlegmatiker) deutlich: <strong>Die</strong> Kompositionen<br />

„Choleriker“ und „Sanguiniker“ sind für Violoncello und Kla<strong>vier</strong> geschrieben und<br />

die Vertonungen „Melancholiker“ und „Phlegmatiker“ für zwei Violoncelli komponiert<br />

worden. Alle <strong>vier</strong> Vertonungen liegen im Anhang als Tondokumente vor.<br />

Mit diesen <strong>vier</strong> Eigenkompositionen konnte ich zuletzt meine Testreihe starten, welche<br />

ich mit 20 Probanden durchführte. <strong>Die</strong> Ergebnisse meiner Testreihe zeigen auf,<br />

dass mir die musikalische Umsetzung der <strong>vier</strong> <strong>Temperamente</strong> gut gelungen ist. Auch<br />

stellte sich heraus, dass durchaus ein Zusammenhang zwischen Musikgeschmack<br />

(anhand meiner Kompositionen) und der individuellen Charakteranlage besteht.<br />

48


8. Quellenverzeichnis<br />

8.1 Literatur<br />

Littauer, Florence: Einfach Typisch. <strong>Die</strong> <strong>vier</strong> <strong>Temperamente</strong> unter der Lupe. 17. Auflage<br />

Asslar: Schulte und Gerth, 2004 (1)<br />

8.2 Internet<br />

Lumrix.net, „<strong>Temperamente</strong>nlehre“,<br />

http://www.lumrix.de/medizin/medizingeschichte/temperamentenlehre.html<br />

(10.10.2009),(2)<br />

Differentielle Psychologie, „<strong>Die</strong> klassische Lehre von den <strong>vier</strong> <strong>Temperamente</strong>n“,<br />

http://www.uni-saarland.de/fak5/ronald/Diffpsy/klastemp.htm (10.10.2009),(3)<br />

Wikipedia, „Konstitutionspsychologie“,<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Konstitutionspsychologie (10.10.2009),(4)<br />

Wikipedia, „<strong>Temperamente</strong>nlehre“,<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/<strong>Temperamente</strong>nlehre (10.10.2009),(5)<br />

Testreihe: <strong>Temperamente</strong>nlehre.de,<br />

http://www.temperamentenlehre.de/test_neu.php (01.09.2009)<br />

8.3 Bildnachweis<br />

Titelbild: Schul- und Kultusreferat München<br />

http://www.bfshobi.musin.de/Aktionen/06/06Gesellenstuecke/06Ge<br />

sellenstuecke/Nietmann%20Elsa_<strong>Temperamente</strong>_4.jpg<br />

(9.10.2009)<br />

Abb. 1: Darstellung nach Roland Hess<br />

. http://www.uni-saarland.de/fak5/ronald/Diffpsy/klastemp.htm<br />

(10.08.2009)<br />

Abb. 2: Charakterzüge des Melancholikers nach Florence Littauer und<br />

meine musikalische Umsetzung<br />

Abb. 3- 6: Notenauszüge meiner Eigenkomposition des Melancholikers<br />

Abb. 7: Charakterzüge des Sanguinikers nach Florence Littauer und meine<br />

musikalische Umsetzung<br />

Abb. 8- 12: Notenauszüge meiner Eigenkomposition des Sanguinikers<br />

Abb.13: Charakterzüge des Phlegmatikers nach Florence Littauer und meine<br />

musikalische Umsetzung<br />

Abb. 14-18: Notenauszüge meiner Eigenkomposition des Phlegmatikers<br />

49


Abb. 19: Charakterzüge des Cholerikers nach Florence Littauer und meine<br />

musikalische Umsetzung<br />

Abb. 20- 22: Notenauszüge meiner Eigenkomposition des Cholerikers<br />

Abb. 23- 28: Diagramme gemäss den Ergebnissen meiner Testreihe<br />

8.4 Tonträger<br />

Hindemith, Paul: The Four Temperaments, Kla<strong>vier</strong> und Orchester. Carol Rosenberger<br />

(Solist), James de Preist (Dirigent), Royal Philharmonic Orchestera (Orchester).<br />

Delos, 1946<br />

50


9. Schlusserklärung<br />

Ich erkläre hiermit, dass ich diese Arbeit selbstständig verfasst und keine anderen als<br />

die angegebenen Quellen benutzt habe. Das Merkblatt „Plagiate“ für Maturandinnen<br />

und Maturanden ist mir bekannt, somit auch die Konsequenzen eines Teil- oder Vollplagiates.<br />

Münsingen, 12.10.2009<br />

Patrizia Mayr<br />

51


10. Anhang<br />

Im Folgenden sind die ausgefüllten Testreihen der Probanden sowie deren Ergebnisse<br />

zu finden, die Aufnahme meiner Eigenkompositionen und die ausgedruckten<br />

Webseiten der besuchten Internetseiten.<br />

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