Reichswaldblatt - Januar 2022
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PARTEIEN<br />
Rückblick auf das vergangene Jahr im Marktgemeinderat<br />
Corona hat sich auch auf die Arbeit des Marktgemeinderates ausgewirkt.<br />
Alle Sitzungen fanden in der Bürger- oder Reichswaldhalle statt, um<br />
die Abstandsregeln einhalten zu können. Aber auch inhaltlich spielte<br />
Corona eine Rolle. Beraten beschlossen wurde für die Klassenzimmer<br />
in der Grund- und der Mittelschule mobile Luftreinigungsgeräte anzuschaffen<br />
und im neuen Haushaltsplan für das Jahr <strong>2022</strong> sind Mittel für<br />
eine kontrollierte Innenraumbelüftung eingestellt.<br />
Ausgefallen ist aus Vernunftgründen leider das Bürgerfest und die Kirchweih<br />
konnte nur sehr eingeschränkt begangen werden.<br />
Glücklicherweise haben sich die befürchteten Einbußen bei den Gewerbesteuereinnahmen<br />
in Grenzen gehalten, nicht zuletzt auch deshalb, weil Bund und Land<br />
Wort gehalten haben und die Minderungen weitgehend ausgeglichen haben.<br />
Ein unerfreulicher „Dauerbrenner“ war die Absicht der DB, im Bannwald um<br />
Nürnberg ein ICE-Werk für die Wartung der ICE-Züge zu errichten. Anfangs<br />
erweckte die DB den Anschein eines transparenten und sachlich ausgerichteten<br />
Auswahlverfahrens. Davon war spätestens mit dem Verzicht auf den ursprünglich<br />
von der DB, der Bayerischen Staatsregierung und der Nürnberger Stadtspitze<br />
bejubelten Standortvorschlag Fischbach-Altenfurt nichts mehr zu spüren. Plötzlich<br />
stand der Bannwald bei Feucht mit der ehemaligen Muna und der Wald beim<br />
Jägersee im Mittelpunkt. Mehrmals drückte der Marktgemeinderat mit jeweils<br />
eindeutigen Mehrheitsentscheidungen seine entschiedene Ablehnung gegen<br />
diese Überlegungen aus. Der Marktgemeinderat beschloss ebenso eindeutig,<br />
zur Unterstützung einen Rechtsanwalt mit der Wahrnehmung der Feuchter<br />
Interessen einzuschalten.<br />
Rechtskundigen Rat holte sich der Marktgemeinderat auch gegen das Vorhaben<br />
der Firma TenneT, durch den Bannwald um Feucht, die „Juraleitung“ genannte<br />
Stromleitung zu verlegen, deren Notwendigkeit und Berechtigung mit guten<br />
Gründen bestritten wird.<br />
In die Zukunft reichende Entscheidungen traf der Marktgemeinderat mit dem<br />
Beschluss, einen Bebauungsplan für eine weiter Kindertagesstätte mit Krippe,<br />
Kindergarten und Hort und insgesamt 175 Plätzen in der Altdorfer Straße aufzustellen<br />
und einen Bebauungsplan für die bisherige „Blumenwiese“ zwischen<br />
dem Försterweg und dem Freibad auf den Weg zu bringen.<br />
Gemeindewerke und Gemeindeverwaltung beklagen einen spürbaren Platzmangel.<br />
Der Marktgemeinderat gab deshalb dafür grünes Licht, dass die Werke<br />
die Planung für eine Erweiterung in Auftrag geben. Dabei soll auch untersucht<br />
werden, ob und wie der Raumbedarf des Rathauses berücksichtigt werden kann<br />
und spätere Lösungen nicht verbaut werden.<br />
Ob und wie der vom Herrmann-Oberth-Raumfahrt-Museum geltend gemachte<br />
Raummangel behoben werden kann, ist im Marktgemeinderat umstritten.<br />
Einigkeit besteht darin, dass die Rechtsfragen geklärt werden sollen, die sich<br />
mit der Gründung einer Stiftung und der möglichen Übereignung gemeindlicher<br />
Grundstücke auftun. Für weitere kostenaufwendige planerische Überlegungen<br />
sah die SPD-Fraktion keine Notwendigkeit, so dass sich dafür im Marktgemeinderat<br />
keine Mehrheit fand.<br />
Für viele ein Ärgernis ist der starke Verkehr im Ort. Der von unserer Fraktion<br />
beantragte und vom Marktgemeinderat einstimmig beschlossene Versuch,<br />
auf der Achse Schwabacher-Straße / Altdorfer Straße Tempo 30 anzuordnen,<br />
scheiterte leider an den übergeordneten Behörden. Noch immer herrscht dort<br />
der Vorrang des Autoverkehrs vor.<br />
Der Beschluss, für den Fahrradverkehr im Ort ein Konzept zu erarbeiten, wurde<br />
mit großer Mehrheit gefasst. Die Arbeiten daran wurden fraktionsübergreifend<br />
digital aufgenommen und werden dieses Jahr noch fortgesetzt.<br />
Veränderungen ergaben sich in der Zusammensetzung der Fraktion der SPD.<br />
Im Juni beendete Petra Fischer die Zugehörigkeit zur Fraktion. Sie und die Fraktion<br />
sahen darin die beste Lösung vorhandener Meinungsverschiedenheiten.<br />
Im Februar hatte Ernst Klier sein Amt als Gemeinderat aus persönlichen und<br />
gesundheitlichen Gründen niedergelegt. Nach mehr als 13 Jahren im Feuchter<br />
Gemeinderat und nach Vollendung seines 70. Lebensjahres möchte er sich<br />
privaten Aufgaben widmen und die Jüngeren ranlassen. Ernst Klier war nicht<br />
nur langjähriger Vorsitzender des Umweltbeirats und Mitglied im Sozial- und<br />
Kulturausschuss. Er engagierte sich neben der SPD und der Kommunalpolitik<br />
in sehr vielen anderen Bereichen des Gemeinschaftslebens. Für ihn rückte die<br />
Grundschullehrerin Lisa Huber nach und bringt sich seitdem besonders im<br />
Sozial-und Kulturausschuss und im Umweltbeirat ein.<br />
Zusammen mit Ines Stelzer beantragte sie, endlich in Feucht wieder in der<br />
Grundschule den Schwimmunterricht anzubieten. Mit „Feucht schwimmt“<br />
konnte mit der Grundschule, unterstützt von Schwimmlehrern, im Freibad ein<br />
Pilotprojekt gestartet werden. Es fand viel Anklang und macht Mut, das Projekt<br />
im kommenden Sommer fortzusetzen. Ines Stelzer und Lisa Huber machten sich<br />
auch für die Verlängerung des Einsatzes einer Heilpädagogin in der Grundschule<br />
stark und ebenso für das von der Grundschule angeregte Vorhaben der „Draußenschule“,<br />
dem Unterricht im Wald.<br />
Leitlinie für die Arbeit der Fraktion war und ist weiterhin, Entscheidungen für die<br />
Lebensqualität im Ort zu treffen. Dazu gehören die Sorgen für die Umwelt, die<br />
Verantwortung für die heranwachsende Generation und die Familien sowie eine<br />
Haushaltsführung, bei der die Grenzen der Leistungsfähigkeit beachtet werden.<br />
Hannes Schönfelder, Lothar Trapp<br />
8<br />
Immobilienmanagement oder Verfall<br />
Der Markt Feucht besitzt viele Immobilien. Einige davon werden zur Zeit<br />
nicht genutzt und stehen leer. Gebäude die man jahrelang nicht nutzt<br />
werden dem Verfall überlassen. Plant man vielleicht schon den Abriss<br />
der Gebäude in der Zukunft?<br />
Beispiel das Sailer Haus, ein markantes Gebäude in der Feuchter Ortsmitte. Ein<br />
Besichtigungstermin durch den Themenkunstverein wurde abgesagt. Grund: Die<br />
Decken im Gebäude wären statisch nicht mehr sicher! Wir leisten uns Kindergärten<br />
mit architektonischen Highlights um 8-9 Millionen Euro, die in anderen<br />
Kommunen um 5-6 Millionen Euro erstellt werden können. Eine Million davon in<br />
das Sailer Haus gesteckt, es wäre ein Schmuckstück im Ortszentrum entstanden.<br />
Wir kämpfen um unsere Umwelt – siehe ICE Werk – und gleichzeitig belasten<br />
wir sie mit grauer Energie durch den Abriss älterer Gebäude. Bewahren ist<br />
nachhaltiger als die Devise immer mehr, immer großer und immer reicher.<br />
Allerdings erfordert Erhalten von Gebäuden manchmal mehr Intelligenz als<br />
nur Abriss und Neubau.<br />
Johann Schmidt<br />
JANUAR <strong>2022</strong>