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Literaturverfilmung als Wahrnehmungsprozeß narrativer Texte

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2. Theoretische Überlegungen 2.1. <strong>Literaturverfilmung</strong> <strong>als</strong> Transformation von Textsystem<br />

Semiotik in Verbindung gesetzt, die <strong>als</strong> eine allgemeine Theorie der Zeichensysteme und der Kommunikation<br />

die Grenze zwischen Literatur- und Sprachwissenschaft überwindet. Zu den Objekten der Semiotik<br />

gehören dabei alles, was <strong>als</strong> Zeichensystem zur Vermittlung einer Nachricht dient, unabhängig davon, ob<br />

es sich um sprachliche oder nicht-sprachliche Sachverhalte handelt.<br />

Im Mittelpunkt der Semiotik steht die Kommunikation <strong>als</strong> Austausch von Informationen zwischen Sender<br />

und Empfänger. Dabei wird ein Zeichensystem(Code) für die Sendung und für den Empfang benutzt. In<br />

bezug auf dieses Zeichensystem werden dabei drei Aspekte unterstrichen: Erstens, es besteht aus einem<br />

materiellen Träger, dem Signifikanten. Zweitens, es bedeutet eine bestimmte Vorstellung, das Signifikat<br />

und drittens, es bezeichnet eine bestimmte Klasse empirischen Sachverhalts, den Referenten. In einem<br />

Text werden unter dieser Auffassung Zeichen aus Zeichensystemen ausgewählt und zu Systemen von<br />

Zeichen verknüpft. Diese Zeichensysteme können dabei ihrerseits mehr oder weniger in paradigmatische<br />

Teilsysteme untergliedert werden. Dabei ist ein Paradigma eine Klasse alternativer Möglichkeiten, deren<br />

Glieder bezüglich eines übergeordneten Sachverhalts gleichartige bzw. gleichwertige (äquivalente),<br />

bezüglich ihrer Relationen untereinander aber einander wechselseitig ausschließende (oppositionelle)<br />

Varianten sind. Aus dieser Hinsicht können <strong>als</strong>o alle in einer bestimmten Kultur, Epoche, Gattung usw.<br />

geltenden Systeme alternativer Möglichkeiten <strong>als</strong> Paradigmen bezeichnet werden. Die Kombination von<br />

den Paradigmen in einem konkreten Fall ergibt sich dann <strong>als</strong> eine bestimmte syntagmatische Folge.<br />

Bis zu dieser Stelle werden die Merkmale strukturalistischer Vorstellungen referiert, die der allgemeinen<br />

strukturalistischen Auffassung über <strong>Literaturverfilmung</strong> generell zugrunde liegen. Sie gelten <strong>als</strong> eine Art<br />

allgemeine Voraussetzungen und Grundbasis (nicht nur) für die Bildung der Theorie der <strong>Literaturverfilmung</strong>.<br />

Die Gründe für den Einsatz strukturalistischen Denktyps in die Theorie der <strong>Literaturverfilmung</strong><br />

können m.E. folgendermaßen zusammengefaßt werden: Zunächst ermöglichen die dabei eingesetzten<br />

Grundbegriffe, die systemübergreifend einzusetzen sind, ihren Einsatz auf verschiedenste Objekte, die im<br />

Fall der <strong>Literaturverfilmung</strong> <strong>als</strong> Literatur- und Filmsystem bezeichnet werden können. Als nächstes stellt<br />

die <strong>Literaturverfilmung</strong> <strong>als</strong> Transformation vom literarischen zum filmischen Textsystem aus dem strukturalistischen<br />

Standpunkt keine Besonderheit dar, in dem alle Systeme grundsätzlich <strong>als</strong> Transformation<br />

betrachtet und beschrieben werden können. Diese Transdisziplinärität führt zur Folge, daß die beiden<br />

Systeme und die <strong>Literaturverfilmung</strong> <strong>als</strong> Transformation zwischen ihnen <strong>als</strong> gleichwertig zu betrachten<br />

sind. Somit kann eine generalisierende Diskussion über den Wert oder Unwert der <strong>Literaturverfilmung</strong><br />

von Anfang an ausgeschlossen werden, die bis dahin die Auseinandersetzung mit diesem Phänomen<br />

kontraproduktiv bestimmt hat. Darüber hinaus wird durch die Relativität der Systeme bzw. Elemente und<br />

durch ihren daraus resultierenden ständigen Wandel die mögliche Ontologiesierung bzw. Fetischierung<br />

des Textbegriffs bei dieser Diskussion zumindest auf der konzeptionellen Ebene grundsätzlich vermieden.<br />

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Unter diesen methodologischen Voraussetzungen setzt Schneider die strukturalistischen Vorstellungen<br />

<strong>als</strong> Grundlage ihrer Theorie der <strong>Literaturverfilmung</strong> ein. Als Ausgangspunkt definiert Schneider die <strong>Literaturverfilmung</strong><br />

zunächst <strong>als</strong> einen Transformationsprozeß vom wortsprachlichen zum filmischen Erzähltext.<br />

Da der Textbegriff in dem hier angewendeten Sinne keine feste ontologische, sondern eine funktionale<br />

Größe darstellt, braucht diese Definition der <strong>Literaturverfilmung</strong> <strong>als</strong> Texttransformation weitere<br />

Differenzierung. So stellt Schneider fest:<br />

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