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Literaturverfilmung als Wahrnehmungsprozeß narrativer Texte

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4. Einzelanalyse 4.3. Die verlorene Ehre der Katharina Blum<br />

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können sie <strong>als</strong> Verweis auf Bombenbasteln und Verkleiden angenommen werden, was dann auf Terrorismus<br />

oder ähnliche kriminelle Gewalttat hinweist, was dann im Laufe des Films konkret erwähnt wird.<br />

Dies gilt auch für den Zettel, worin ein Zitat von Karl Marx aufgeschrieben ist. Damit wird einerseits auf<br />

eine wahrscheinliche Verbindung mit dem Kommunismus andeutungsweise verwiesen. Andererseits wird<br />

dadurch die spätere Klosterszene vorbereitet, bei der Katharina mit einem Priester redet und dabei den<br />

Zettel anspricht. Als ein Beispiel für die versteckten Hinweise auf die psychischen Zustände der Figur<br />

kann die Stelle betrachtet werden, wo Katharina in eine Zelle abgeführt wird. Diese Sequenz wird mit<br />

einem nervenden Geräusch begleitet, das bei der Montage eines Gitterfensters entsteht. (Bild 5) Dadurch<br />

wird neben ihrer Gefangenschaft ihre innere Spannung und Gereitztheit sowohl bildlich <strong>als</strong> auch akustisch<br />

signalisieren. Auch die Stelle, wo die Blornas beim Einsteigen in ein Taxi von einem Straßenreinigungswagen<br />

gespritzt werden, kann in dieser Hinsicht <strong>als</strong> ein versteckter Hinweis auf ihre innere Gemütslage<br />

betrachtet werden, beschmutzt geworden zu sein. (Bild 6) Schließlich am Ende des Films, wo<br />

Katharina eine Pistole mitnimmt und den Raum verläßt, bleibt die Kamera noch an dem Ort und zeigt ein<br />

Bild von zertrümmertem Berlin, das in der nächsten Einstellung mit der Einstellung von dem Gebäude<br />

gewechselt wird, in dem sich Katharinas Wohnung befindet. (Bild 7 und 8) Dies kann auch <strong>als</strong> ein Verweis<br />

auf die innere Lage von Katharina an dem Moment angenommen werden, die <strong>als</strong> Verödung bzw.<br />

Verwüstung charakterisiert werden kann.<br />

Diese niedrige Redundanz führt <strong>als</strong>o zusammen mit einigen kompensierenden Mitteln einerseits dazu,<br />

daß der Rezipient den Verlauf der Geschichte nicht vorausahnen kann und dadurch ihn mit hoher Spannung<br />

verfolgt. Andererseits führt sie dazu, daß die erzählte Geschichte auf keine abstrakte Dimension,<br />

sondern auf die Handlung <strong>als</strong> solche verweist. Dies charakterisiert wiederum die Geschichte nicht <strong>als</strong><br />

einen allgemeinen Fall, sondern <strong>als</strong> einen Einzelfall.<br />

Aufgrund der bis zu dieser Stelle beobachteten und beschriebenen Merkmalen auf der taktischen Ebene<br />

der Sujetkonstruktion können ihre Funktionen in dem jeweiligen Text folgendermaßen zusammengefaßt<br />

werden. In der Erzählung sind viele temporäre Leerstellen sowie einige permanente Leerstellen zu finden,<br />

die nicht nur zur Steigerung der Spannung bzw. Aufmerksamkeit benutzt werden, sondern auch zur<br />

Distanzierung von der Geschichte sowie von der Figur und zur Differenzierung der Sachverhalte. Da-<br />

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