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Literaturverfilmung als Wahrnehmungsprozeß narrativer Texte

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2. Theoretische Überlegungen 2.1. <strong>Literaturverfilmung</strong> <strong>als</strong> Transformation von Textsystem<br />

Als das wichtigste Kriterium für die Relation zwischen den beiden Textsystemen wird <strong>als</strong>o die Analogie<br />

konstatiert, die schließlich in den Transformationscodes zu finden ist, die <strong>als</strong> Regelsystem zur Herstellung<br />

der Analogie betrachtet werden. Unter den diversen Transformationscodes wird dann zum Schluß die<br />

narrativen Codes <strong>als</strong> das zentrale Kriterium konstatiert. Daß diese narrativen Codes dann vor allem <strong>als</strong><br />

Gesetze der Handlungsablaufes und Handlungseinheit betrachtet werden, führt dazu, daß sich die elementaren<br />

Sequenzen <strong>als</strong> Maßstab für die Analogie und Wiedererkennung zwischen den beiden Textsystemen<br />

avanciert haben. Aufgrund dieser Auffassung werden dann die Erzähltechnik für die Organisation<br />

und Arrangement dieser elementaren Sequenzen und ihre Wirkung in dieser Hinsicht <strong>als</strong> Kriterium für<br />

den Vergleich betrachtet. Dabei sollen sie nicht einzeln, sondern auf der Ebene des hermeneutischen<br />

Verstehensprozesses beobachtet und beschrieben werden.<br />

In dieser Untersuchung, die ursprünglich <strong>als</strong> ihre Habilitationsschrift vorgelegt wurde, wurde sehr umfangreich<br />

und konsequent über die theoretischen Aspekte der <strong>Literaturverfilmung</strong> nachgedacht. Durch sie hat<br />

einerseits die Diskussion über die <strong>Literaturverfilmung</strong> eine theoretische Grundbasis erhalten, auf der eine<br />

systematische und wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Phänomen der <strong>Literaturverfilmung</strong> durchgeführt<br />

werden kann. Die Definition der <strong>Literaturverfilmung</strong> <strong>als</strong> Transformation unterschiedlicher Textsysteme<br />

hat auch die Gleichberechtigung beider Textsysteme auf der theoretischen Ebene gesichert.<br />

Außerdem wird durch die Feststellung des Textsystems <strong>als</strong> ein Bedeutungsgefüge auf der Basis unterschiedlicher<br />

Codes einerseits die Vielschichtigkeit und Komplexität der <strong>Literaturverfilmung</strong> <strong>als</strong> Transformation<br />

zum Ausdruck gebracht. Andererseits wird damit grundsätzlich die Frage der Identität von den<br />

beiden Textsystemen ausgeschlossen, die oft in Form der teilweise unsinnigen Diskussion über „Werktreue“<br />

vorkommt. Darüber hinaus wurden dadurch der Umfang (die narrativen Codes) und die Richtung<br />

(Wirkung der Erzähltechnik) des Forschungsbereichs für die nachkommenden Untersuchungen mehr<br />

oder weniger festgelegt.<br />

Neben solchen bedeutenden Aspekten ihrer Untersuchung für diesen Forschungsbereich seien auch<br />

einige kritische Momente zu erwähnen. Sie führt das Kriterium der Analogie auf den Standpunkt des<br />

Rezipienten zurück. Dabei schließt sie ungewöhnlich klar und deutlich solchen Fall von der Analogie aus,<br />

in dem die Vorlage <strong>als</strong> purer Stofflieferant benutzt wird. Hier stellt sich nun die Frage, wie solche Bestimmung<br />

über die Vorlage, wenn sie erst durch den Rezipienten gebildet wird, aus seiner Sicht verboten<br />

werden kann. Mit anderen Worten läßt sich hier fragen, wie der Rezipient in der Lage sein kann, solche<br />

Benutzung der literarischen Vorlage <strong>als</strong> purer Stofflieferant zu verbieten bzw. eine Verfilmung <strong>als</strong> solche<br />

aus der Bestimmung der <strong>Literaturverfilmung</strong> auszuschließen. Eine Analogiebeziehung zwischen der<br />

Verfilmung und ihrer literarischen Vorlage zu bestimmen hat aus der Sicht des Rezipienten eigentlich<br />

nichts damit zu tun, eine Verfilmung <strong>als</strong> Verarbeitung des literarischen Stoffs zu beurteilen. Hier wird m.E.<br />

die zwiespältige Auffassung ihrer Theorievorstellung deutlich. Einerseits geht sie von dem strukturalistischen<br />

Ansatz aus, in dem die Objektivität der textuellen Strukturiertheit der Wahrnehmung des Rezipienten<br />

Vorrang hat. Gleichzeitig setzt sie die Analogie <strong>als</strong> das zentrale Kriterium für die Transformation<br />

fest, und zwar aus dem Standpunkt des Rezipienten, was sie aber bald zugunsten der Wirkungsebene<br />

aufgibt. Darüber hinaus versucht sie nicht, die Einzelheiten des Rezeptionsprozesses, d.h. des Prozesses<br />

der Erstellung vom Textsinn konkret zu beschreiben, sondern bezieht sich statt dessen einfach auf<br />

den traditionellen Begriff des hermeneutischen Prozesses.<br />

Dies geht teilweise auf die damalige und teilweise auch jetzige Forschungslage zurück, was auch<br />

Schneider <strong>als</strong> Dilemma angesprochen hat:<br />

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